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Art des Praktikums: Famulatur Person: Name: Katharina Kolnberger E-Mail-Adresse: [email protected] Einsatzland / Einsatzort: Land: Portugal Stadt: Faro, Algarve Amtssprache: Portugiesisch Empfohlene Impfungen: Hepatitis, Diphtherie, Tetanus, Pertussis PORTUGAL – Faro, Algarve In Portugal wird portugiesisch gesprochen, die jüngere Generation spricht aber auch Englisch, einige Personen können auch Französisch. In Faro ist das Medizinstudium anders als im Rest Portugals. In Portugal dauert das Medizinstudium generell 6 Jahre, so wie bei uns in Österreich. In Faro dürfen nur Personen studieren, die schon vorher einen Bachelor in einem Gesundheitsbe- ruf erlangt haben (Krankenpflege, Medizintechnik, Radiologie-Technologie, ...). Für sie dauert dann das Medizinstudium nur noch 4 Jahre, dafür haben sie aber nur 1 Monat Sommerferien und auch unterm Jahr verkürzte Ferien. Außerdem ist das Studium in Faro anders aufgebaut. Es basiert auf praktischem Lernen und Simulationstrainings mit Simulationspuppen und vielen Praktika. In Faro gibt es nur im Juli ein Austauschprogramm. Die einheimischen Studenten haben da ge- rade ihr letztes Uni-Monat und im August sind dann Sommerferien. Gesundheitsprofil des Landes / der Region und Ausbildungsstätte: Das Gesundheitssystem ist ähnlich wie in Österreich. Jeder Portugiese hat Zugang zu Ärzten und Krankenhäusern. Das Krankenhaus in Faro ist eines der ältesten Krankenhäuser in Portugal und das größte Krankenhaus in der Algarve, dem süd- lichen Landesteil Portugals. Es gibt noch weitere Krankenhäuser in der Algarve, das nächstgrößere in Portimão, jedoch ist trotzdem jedes der Krankenhäuser in der Algarve relativ klein. Alle speziellen medizinischen Fälle werden in die großen Krankenhäuser in Lissabon, Porto und Coimbra überstellt. Ich war auf der Pädiatrie – dort werden die Kinder in den allermeisten Fällen aber schon vor Ort behandelt. Nur für onkologische Fragestellungen oder große OPs wie z.B. Herzoperationen werden sie ins Kinderkrankenhaus nach Lissabon geschickt. Krankenhäuser in Por- tugal sind um einiges älter und viel renovierungsbedürftiger als bei uns – typisch südländischer Flair. Auch die Ausstattung ist (aber das trifft auch für die großen Krankenhäuser in Lissabon und Porto zu, was ich erfahren habe) prinzipiell eher alt. Arbeit und Ausbildung: Ich war gleichzeitig mit zwei weiteren Erasmus-Studentinnen aus Polen auf der Pädiatrie. Wir hatten einen Plan, an welchem Tag wir wo sein sollten und hatten so die Möglichkeit zwischen den Stationen zu rotieren: Neugeborenen-Station, Kin- derstation, Kinder-Notaufnahme und Ambulanz. Wir hatten zwar offiziell ein bis

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Art des Praktikums: Famulatur

Person: Name: Katharina Kolnberger E-Mail-Adresse: [email protected]

Einsatzland / Einsatzort: Land: Portugal Stadt: Faro, Algarve Amtssprache: Portugiesisch Empfohlene Impfungen: Hepatitis, Diphtherie, Tetanus, Pertussis

PORTUGAL – Faro, Algarve

In Portugal wird portugiesisch gesprochen, die jüngere Generation spricht aber auch Englisch, einige Personen können auch Französisch.

In Faro ist das Medizinstudium anders als im Rest Portugals. In Portugal dauert das Medizinstudium generell 6 Jahre, so wie bei uns in Österreich. In Faro dürfen nur Personen studieren, die schon vorher einen Bachelor in einem Gesundheitsbe-ruf erlangt haben (Krankenpflege, Medizintechnik, Radiologie-Technologie, ...). Für sie dauert dann das Medizinstudium nur noch 4 Jahre, dafür haben sie aber nur 1 Monat Sommerferien und auch unterm Jahr verkürzte Ferien. Außerdem ist das Studium in Faro anders aufgebaut. Es basiert auf praktischem Lernen und Simulationstrainings mit Simulationspuppen und vielen Praktika. In Faro gibt es nur im Juli ein Austauschprogramm. Die einheimischen Studenten haben da ge-rade ihr letztes Uni-Monat und im August sind dann Sommerferien.

Gesundheitsprofil des Landes / der Region und Ausbildungsstätte:

Das Gesundheitssystem ist ähnlich wie in Österreich. Jeder Portugiese hat Zugang zu Ärzten und Krankenhäusern. Das Krankenhaus in Faro ist eines der ältesten Krankenhäuser in Portugal und das größte Krankenhaus in der Algarve, dem süd-lichen Landesteil Portugals. Es gibt noch weitere Krankenhäuser in der Algarve, das nächstgrößere in Portimão, jedoch ist trotzdem jedes der Krankenhäuser in der Algarve relativ klein. Alle speziellen medizinischen Fälle werden in die großen Krankenhäuser in Lissabon, Porto und Coimbra überstellt. Ich war auf der Pädiatrie – dort werden die Kinder in den allermeisten Fällen aber schon vor Ort behandelt. Nur für onkologische Fragestellungen oder große OPs wie z.B. Herzoperationen werden sie ins Kinderkrankenhaus nach Lissabon geschickt. Krankenhäuser in Por-tugal sind um einiges älter und viel renovierungsbedürftiger als bei uns – typisch südländischer Flair. Auch die Ausstattung ist (aber das trifft auch für die großen Krankenhäuser in Lissabon und Porto zu, was ich erfahren habe) prinzipiell eher alt.

Arbeit und Ausbildung:

Ich war gleichzeitig mit zwei weiteren Erasmus-Studentinnen aus Polen auf der Pädiatrie. Wir hatten einen Plan, an welchem Tag wir wo sein sollten und hatten so die Möglichkeit zwischen den Stationen zu rotieren: Neugeborenen-Station, Kin-derstation, Kinder-Notaufnahme und Ambulanz. Wir hatten zwar offiziell ein bis

zwei MentorInnen, jedoch bin ich meistens mit den jungen Ärzten mitgegangen, weil diese besser Englisch konnten. Die meisten Ärzte konnten nämlich ziemlich schlecht Englisch. Für mich war es von Vorteil, dass ich, zusätzlich zu Englisch, in der Schule Französisch und Spanisch hatte. Somit konnte ich schriftlich Portugie-sisch verstehen und wenn jemand langsam gesprochen hat, verstand ich mit der Zeit auch den Kontext. Es gab aber immer einen Weg sich zu verständigen, weil wirklich jede/r einzelne Arzt/Ärztin sehr bemüht hat und hilfsbereit war.

Ich durfte leider nur zuschauen – was aber dort für Medizinstudenten normal ist. Ich konnte wirklich sehr viele verschiedene Krankheitsbilder sehen und man sah, wie man mit wenig Technik und alten Geräten trotzdem gut die Kinder versorgen konnte. Die ÄrztInnen erklärten sehr viel und waren immer für Fragen offen. Ein wunderbares Arbeitsklima!

Die Patientenzimmer waren etwas gewöhnungsbedürftig (drei bis vier seeehr alte Betten in einem ziemlich kleinen Zimmer, Bad und WC am Gang für die ganze Station). Ebenso war der Hygienestandard (wenig Desinfektionsmittelspender, fast keine Handschuhe) unterdurchschnittlich für europäische Bedingungen.

Wohnen und Essen:

Alle IFMSA-AustauschstudentInnen (circa 10) wohnten in einem circa 25 Gehmi-nuten vom Krankenhaus entfernten Studentenheim, wobei je ein Mädchenwohn-heim und Burschenwohnheim gleich nebeneinander lagen. Im selben Heim wohn-ten StudentInnen aus aller Welt, von denen die meisten mit einem Austauschpro-gramm wie Erasmus in Portugal waren. Es gab zweier Zimmer, die eher klein wa-ren, wenig Stauraum und es war alles sehr, sehr alt. Es gab eine Küche mit Kühl-schränken, Ofen, Mikrowelle und Waschmaschine, ein großes Wohnzimmer und einen Balkon mit Wäscheständern für je 10 Bewohnerinnen. Bad (drei Waschbe-cken und drei Duschen) und drei WCs wurde zu zehnt geteilt, ich musst aber wirk-lich nie warten um duschen zu können. Leider war das Wohnheim nicht nur sehr alt, sondern leider auch nicht sauber, obwohl einmal pro Woche die Gemein-schaftsräume und Bad/WC gereinigt wurden. Es war sehr sandig und im Bad leider auch schimmlig. Nach anfänglichem Kulturschock (weil dort unterm Jahr auch ein-heimische Studenten leben), gewöhnte ich mich aber schnell dran – ein Monat kommt man ja trotzdem fast überall zurecht. J Ich hatte wirklich Glück mit meiner Mitbewohnerin, einer Mikrobiologie-Erasmusstudentin aus Rumänien, mit der ich mich am allerbesten verstand. Auch die anderen IFMSA-Leute waren super nett und wir verbrachten viel Zeit gemeinsam. Der Strand in Faro ist nur per Boot oder Bus zu erreichen, weil direkt in der Stadt nur Hafengebiet ist. Jeden Tag gab es aber immer wieder die einen oder anderen, die zum Strand fuhren – ich war sicher 2-3 Mal pro Woche dort.

Der Supermarkt war 10 Gehminuten entfernt. Der Hafen und somit auch das Shut-tle-Boot zum Strand Faros waren ebenfalls 10 Gehminuten weg. Es gab die Mög-lichkeit ein Monats-Busticket für Faro zu kaufen, ich brauchte aber genau zwei Mal den Bus, weil Faro klein genug ist, um alles zu Fuß zu erkunden und habe deshalb kein Monatsticket gekauft. Taxis und Uber sind in Portugal häufig genutzt und bil-liger als in Österreich.

Die Erasmusstudenten von der Pädiatrie wohnten in einem anderen Wohnheim.

Jeder bekam 20 Essenstickets für die Krankenhauskantine, somit war wochentags das Mittagessen gratis. Abends kochten wir entweder gemeinsam oder gingen in Faro essen – was nicht allzu teuer und mit österreichischen Preisen vergleichbar ist. Im Rest Portugals ist das Essen etwas billiger. Faro und die Algarve sind aber im Sommer Haupt-Urlaubsziele von vielen Touristen und deshalb etwas teurer als der Rest Portugals – ungefähr gleiche Preise wie in Österreich.

Social Program:

Jedes Wochenende gab es ein Social Program. Unter der Woche gab’s zwei Mal ein Stand-Up Paddle und einmal eine geführte Tour durch Faro mit anschließendem Abendessen, das organisiert wurde. Jedoch haben wir IFMSA-Studenten gemein-sam viel unternommen (Strand, durch die Stadt spazieren, andere nahe gelegene Orte/Strände besuchen, ...).

Am ersten Wochenende gab es ein regionales Social Program in Portimão, wo wir aus Faro freiwillig teilnehmen konnten. Die IFMSA-Gruppe aus Covilhã kam auch und mit ihnen besuchten wir Lagos und wunderbare Strände (Dona Ana Beach). Wir machten auch eine Speedbootsfahrt zu den Höhlen der Algarve. Mit den Aus-tauschstudentInnen aus Covilhã schlossen wir dort Freundschaft und trafen sie auch bei den anderen Social-Program-Wochenenden wieder.

Am zweiten Wochenende war ein Ausflug nach Lissabon und am dritten Wochen-ende ein Trip nach Porto geplant. Mir persönlich hat Porto besser gefallen, weil es etwas kleiner und übersichtlicher ist und die Stadt für mich einen besonderen Charme hat. Hingefahren sind wir mit einem öffentlichen Bus von Faro aus – wirk-lich moderne Busse, was mich positiv überrascht hat.

Finanzielles:

Die Flüge von Österreich aus sind nach Portugal ziemlich teuer, weil es sich hier schon um einen Mittelstreckenflug handelt. Aber von München aus gibt es günstige Verbindungen mit Transavia und Ryanair direkt nach Faro. Mit Lufthansa kostet ein Hin- und Retour-Ticket circa 400€, mit den Billigfliegern nur ca. 250€.

Besondere Impfungen habe ich keine gebraucht.

Vor Ort braucht man zum Essen etwas mehr, als man in Österreich ausgeben würde, wegen den häufigen Restaurant-Abendessen.

Social Program Lissabon (inkl. An-/Abreise und 2x Abendessen, Übernachtung im Hostel, Eintritte): 130€

Social Program Porto (inkl. An-/Abreise und 2x Abendessen, Übernachtung im Hos-tel): 100€

Social Program Portimão (inkl. An-/Abreise und 1x Mittagessen, Übernachtung im Hostel): 45€

Welche Bücher kannst Du empfehlen:

Ich habe mir aber von PONS ein Portugiesisch-in-4-Wochen-Buch gekauft.

Freier Teil:

Die Austauschfamulatur in Portugal war ein unvergessliches Erlebnis. Man lernt eine völlig neue Kultur und Sprache kennen – Portugiesen sind wirklich sehr offen-herzig und freundlich. Faro ist eine wunderbare kleine Stadt. Für alle, die nicht in einer großen Stadt mit hundert Austauschstudenten sein wollen, sondern lieber eine kleine nette Gruppe an Leute kennenlernen möchten, ist Faro perfekt. Dadurch dass Faro so klein ist, gibt es auch kein Problem abends alleine unterwegs zu sein. Es ist mir sehr sicher dort vorgekommen und ich war auch ohne Probleme alleine unterwegs. Man hat direkt das Meer – was in Sommermonaten halt sehr praktisch ist und sitzt nicht in einer heißen Stadt fest. Das Klima ist generell sehr toll – warm (aber nicht heiß) und immer sonnig, aber durch den kühlen Atlantik immer mit etwas Wind ein perfektes Sommerwetter.

Generell ist die Algarve – für mich – ein faszinierender Teil von Portugal. Wunder-schöne Klippen, wahnsinnig tolle Höhlen, mega Wetter, supernette Leute, nicht zu viel und nicht zu wenig Social-Program, ... Und trotz der nicht so tollen Unterkunft: Definitiv eine super Entscheidung, die man nicht bereuen wird. J

Fotos:

Benagil-­‐Cave

Praia  de  Faro