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K O N S T I T U E N T E N A B F O L G E - T Y P E N
UND
P R Ä F E R I E R T E A R G U M E N T - S T R U K T U R
(PAS)
IM
G E S P R O C H E N E N S P A N I S C H
(Conversación coloquial)
Reinhard Meyer-Hermann (Universität Bielefeld)
1998
[Preliminary Version]
Konstituentenabfolgetypen15052015
2
I n h a l t
Teil I: Die theoretisch-methodologische Basis
1. Einleitung
2. Methodologisch-theoretische Vorüberlegungen
Status quaestionis zum Thema „Präferierte Argumentstruktur“
Einführung
Die Untersuchung von Du Bois (1987)
Diskussion der Untersuchung von Ashby/Bentivoglio (1993) im Detail
Die Untersuchung von Dutra (1987)
3. Basis-Wortfolge: ein fragwürdiges Konzept
Teil II: Kategorien der Informationsstruktur
1. Überblick
2. Die Merkmale [spezifisch], [generalisierend] und [generisch]
. [spezifisch]
. [generalisierend/partikularisierend], [generisch]
3. Fokus ungleich Topik
ad Vallduví (1988)
„topic“ und „focus“ in Lambrecht (1994)
Zwischenresumé
Zusammenfassende Stellungnahme zu Vallduví (1988)
4. „Topicalización“ vs. „dislocación a la izquierda“: eine überflüssige Unterschei-
dung?
Exkurs: Probleme der Abgrenzung von „objeto directo“ und „objeto indirecto“
Teil III: Die empirische Analyse
1. Das analysierte corpus
La conversación coloquial
2. Advertencia
3. Die der Konstituentenabfolge-Analyse zugrundegelegten Kategorien
Konstituenten
Merkmale
Ein Analysebeispiel
4. Konstituentenabfolge-Analyse der Stichprobe S.65.A.1.
[...]
4.5. Resultate, Auswertung
4.5.1 Distribution der X-Subjekte in der Stichprobe S.65.A.1.
[...]
4.5.2. Distribution der S-Subjekte in der Stichprobe S.65.A.1.
[...]
4.5.3. A-Subjekt-Sätze
[...]
4.6 . Frequenzliste der Konstituentenabfolge-Typen in der Stichprobe S.65.A.1 (nicht
standardisiert)
4.7. Frequenzliste der Konstituentenabfolge-Typen in der Stichprobe
S.65.A.1(standardisiert)
5. Konstituentenabfolge-Analyse in der Stichprobe H.38.A.1.
[...]
Konstituentenabfolgetypen15052015
3
5.5. Frequenzliste der Konstituentenabfolge-Typen in der Stichprobe H.38.A.1. (stand-
ardisiert)
6. Konstituentenabfolge-Analyse in der Stichprobe L.15.A.2.
[...]
nota bene 1
[...]
nota bene 2
[...]
6.5. Frequenzliste der Konstituentenabfolge-Typen in der Stichprobe L.15.A.2. (stand-
ardisiert)
7. Die drei analysierten Stichproben in der Zusammenschau
Die impliziten und expliziten S-Subjekte in den drei untersuchten Stichproben
Grafik: Merkmalsdistribution der expliziten S-Subjekte in den drei untersuchten Stich-
proben
nota bene 3
nota bene 4
nota bene 5
Die X-Null-Subjekte und die expliziten X-Subjekte in den drei untersuchten Stichpro-
ben
Die expliziten X-Subjekte
Grafik: Merkmalsdistribution der expliziten X-Subjekte in den drei untersuchten Stich-
proben
nota bene 6
Die X-Null-Subjekte
nota bene 7
Die A-Subjekt-Sätze in den drei untersuchten Stichproben
Die A-Null-Subjekt-Sätze
[...]
7.3.1.2. Die A-Subjekt-Sätze mit expliziten Subjekten
Grafik: Merkmals-Distribution der expliziten A-Subjekte des Abfolge-Typs A-V in den
drei untersuchten Stichproben
7.3.1.2.2. Die A-Subjekte in den Abfolge-Typen A-V-O und A-O-V
nota bene 8
nota bene 9
7.3.1.2.3. Die nachgestellten A-Subjekte in A-Sätzen mit Objekten
nota bene 10
7.3.1.2. Die Objekte in den A-Null-Subjekt-Sätzen der Strukturen O-V und V-O
Grafik: Merkmalsdistribution der vorangestellten und der nachgestellten Objekte der
Strukturen O-V und V-O in den drei untersuchten Stichproben
nota bene 11
nota bene 12
Grafik: Merkmalsdistribution bei nachgestellten Objekt-Nominalphrasen der Struktur
V-O
in den drei untersuchten Stichproben
nota bene 13
7.3.1.3. Die Objekte in A-Sätzen mit expliziten A-Subjekten
7.3.1.3.1. Die Objekte im Abfolge-Typ A-V-O
Tabelle: Merkmalsdistribution der pronominalen und nominalen Objekte in dem Ab-
folge-Typ A-V-O in den drei untersuchten Stuchproben
nota bene 14
nota bene 15
Konstituentenabfolgetypen15052015
4
7.3.1.3.2. Die vorangestellten Objekte in den Abfolge-Typen A-O-V und O-V-A
nota bene 16
nota bene 17
Die Frequenzliste der Konstituentenabfolge-Typen in den drei Stichproben
Grafik: Die häufigsten Konstituentenabfolge-Typen in den drei Stichproben
Addierte Frequenzliste der Konstituentenabfolge-Typen der Stichproben S.65 und H.38
und Berechnung von Rangkorrelationskoeffizienten
Zur Methodologie
Resultate der Rangkorrelationsberechnung
nota bene 18
nota bene 19
Resultate aus der addierten Frequenzliste der Konstituentenabfolge-Typen der drei
untersuchten Stichproben
Die lexikalischen Konstituenten
nota bene 20
8. Die Vergleichsstichprobe aus El Pías
Frequenzliste der Konstituentenabfolge-Typen in der El-País-Stichprobe im Vergleich
mit der conversación coloquial
Grafik: Frequenzliste der Konstituentabfolge-Typen in El País und in der conversación
coloquial
Auswertung
nota bene 21
nota bene 22
nota bene 23
9. Zusammenfasung der in nota bene 1 bis nota bene 23 enthaltenen wichtigsten Er-
gebnisse der Untersuchung
10. Bibliographie
TEIL I : Die theoretisch-methodolodologische Basis
1. Einleitung
Spätestens seit Greenberg (1963) ist die Wortfolge, sind Wortfolge-Typen zum zentralen
Untersuchungsobjekt und damit zum fundamentalen Kriterium für sprachtypologische
Klassifikationen geworden.
Die vorliegende Untersuchung steht in der Kontinuität der seit mehr als einem Jahrzehnt von
mir durchgeführten Untersuchungen zum Thema Wortfolge, besonders im Spanischen, dem
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5
Portugiesischen, sowie dem Französischen.1 Eine zentrale Argumentationslinie dieser
Untersuchungen bestand u.a. darin, die theoretisch-methodologische Basis von Wortfolge-
basierten Arbeiten zu diskutieren und auf die Unabdingbarkeit der empirischen Fundierung
jeder auf Wortfolge oder Konstituentenabfolge bezogenen Sprachtypologie hinzuweisen2.
Auch in der vorliegenden Arbeit wird dementsprechend die Darstellung und Diskussion der
methodologisch-theoretischen status quo in Sachen Wortfolge-Forschung, sowie die
Präsentation einer der gewählten empirischen Basis angemessenen Methodologie, d.h.
insbesondere eines sets von Kategorien zur Differenzierung von Wortfolge- bzw. Kon-
stituentenabfolge-Typen einen ersten Schwerpunkt bilden.
In meinen bisherigen Untersuchungen zum Thema Wortfolge habe ich verschiedentlich
gezeigt, daß die nach wie vor weitgehend lediglich auf der Basis der (zudem sehr unter-
schiedlich definierten) Kategorien S, V und O vorgenommenen Typologisierungs-Versuche,
einen dürftigen Explikationswert haben. Selbst durch ad hoc eingeführte Prädikate wie
"rigide" oder "weniger rigide" ist es evidenterweise unmöglich, den sogar schon auf den
ersten heuristischen Blick erkennbaren typologischen Eigenarten etwa des Spanischen,
Portugiesischen und Französischen gerecht zu werden, wenn man sie gleichermaßen als
SVO-Sprachen einstuft.
In dieser Untersuchung geht es vornehmlich darum, die methodologisch-theoretischen
Konzepte, die ich in meinen vorangegangenen Arbeiten zum Thema Wortfolge nur in
Ansätzen skizziert habe, zu präzisieren und im Detail zu begründen, aber auch teilweise
frühere Positionen zu korrigieren.
Ein weiteres, korollares Ziel dieser Arbeit besteht darin, die methodologisch-theoretischen
Postulate in ein System von Analyse-Kategorien umzusetzen, und dieses Kategoriensystem
auf ein repräsentatives corpus eines spezifischen Registers des gesprochenen Spanisch, die
conversación coloquial, anzuwenden, um die Konstituentenabfolge-Typen dieses corpus zu
analysieren und zu beschreiben. Dabei werde ich es mir angelegen sein lassen, die Analyse
für jeden Leser nachvollziehbar in allen Einzelheiten zu demonstrieren.
Ich werde zeigen, daß das Konzept der Basis-Wortfolge bzw. Basis-Konstituenten-Abfolge,
das gemeinhin dazu dienen soll, eine Sprache mittels einer einzigen Abfolge-Formel (welche
es auch sei) typologisch zu charakterisieren, definitiv inadäquat ist.
Ich werde vorschlagen, ein set von hierarchisch angeordneten Konstituenten-Abfolge-Typen
zur Grundlage der typologischen Klassifizierung zu machen. Dabei wird das entscheidende
Hierarchisierungskriterium die empirisch festgestellte Frequenz der einzelnen Konstituenten-
Abfolge-Typen sein.
Schließlich werde ich zeigen, daß zwischen Texttypen, Interaktionstypen, Registern, etc.
"einer" Sprache derartig markante Unterschied hinsichtlich der Informationstruktur unbd
damit auch hinsichtlich des sets der häufigsten Konstituenten-Abfolge-Typen bestehen, daß
unter dieser Perspektive zusätzliche Argumente entstehen, die Einzelsprachen nicht nur
durch ein set von hierarchisch geordneten Abfolge-Typen zu charakterisieren, sondern durch
eine Menge von sets von Abfolge-Typen, wobei diese Menge die "wichtigsten" Texttypen,
Interaktionstypen, etc. erfassen sollte.
In letzter Zeit ist die auf Wortfolge bezogene Typologie-Forschung durch einen Aspekt berei-
chert worden, den Du Bois (1987), auf Untersuchungen Dixon's zur Ergativität3 aufbauend,
als 'preferred argument structure' (PAS) in der Maya-Sprache Sacapultec untersucht hat. Eine
erste, die PAS im gesprochenen Spanisch und Französisch vergleichende Studie, die allerd-
ings ein gegenüber Du Bois (1987) modifiziertes set von Basis-Kategorien verwendet, haben
1 Vgl. dazu Meyer-Hermann 1988, 1989, 1990, 1991a, 1992, 1994, 1995, 1998a, 1998b.
2 Vgl. etwa meine methodologische Kritik an Pottiers Versuch, Spanisch als eine VSO-Sprache zu
charakterisieren in Meyer-Hermann (1994). 3 Vgl. Dixon 1972, 1979, 1987.
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6
Ashby/Bentivoglio (1993) vorgelegt4.
Meine Untersuchung der Konstituenten-Abfolge-Typen bzw. der präferierten Argument-
Struktur des gesprochenen Spanisch übernimmt grundsätzlich (d.h. aber auch mit einer Reihe
von Änderungen, die unten erläutert werden) die bei von Ashby/Bentivoglio (1993) ver-
wendeten Kategorien S (Subjekt eines einwertigen, bzw. intransitiven Verbs), A (Subjekt
eines zweiwertigen, bzw. transitiven Verbs), X (Subjekt eines Kopula-Verbs wie ser und
estar), sowie O (direktes Objekt). Abgesehen von sonstigen methodologischen Unter-
schieden (vgl dazu im Detail Kap. xxx) werde ich vor allem dafür argumentieren, daß es
gerade in einer Sprache wie Spanisch, in der die relativ flexible Position von Subjekten und
Objekten pragmatische Funktionen erfüllt5, die Untersuchung der PAS nicht ohne die syste-
matische Berücksichtigung des Parameters 'Position der Konstituenten relativ zum Verb'
durchgeführt werden kann.
2. Methodologisch-theoretische Vorüberlegungen
2.1. Status quaestionis zum Thema "Präferierte Argumentstruktur"
2.1.1. Einführung
Ausgangspunkt für die Untersuchung von Ashby/Bentivoglio (1993) (=AB) ist die
Hypothese über die Existenz einer Präferierten Argumentstruktur ('Preferred Argument
Structure'), welche Du Bois (1985, 1987) am Beispiel der ergativen Maya-Sprache
Sacapultec entwickelt hat. AB wollen zeigen, daß die syntaktische Distribution von
Nominalphrasen im Spanischen und Französischen keineswegs kontingent ist sondern der
PAS entspricht, die Du Bois für das Sacapultec hypostasiert. AB betonen, daß PAS nicht als
eine syntaktische "structure per se" (AB, 61), sondern als eine meßbare Diskurs-Präferenz für
eine syntaktische Struktur verstanden werden muß. In Anlehnung an Du Bois geht es AB um
die Form und die Diskurs-Funktion ("discourse role", AB,61) der sogenannten "«core»
arguments" (AB, 61), d.h. Subjekt und direktes Objekt. Die damit implizit verbundene Nicht-
Berücksichtigung von weiteren Kern-Argumenten wie beispielsweise dem sogenannten
"indirekten Objekt" - wie immer die Unterscheidung zwischen direktem und indirektem
Objekt im Spanischen fundiert werden kann - wird bei AB nicht begründet. Auch Du Bois
(1987) begnügt sich ohne jedwede explizite Begründung mit der knappen Feststellung: "I
will use the term 'argument' to refer to just these 'core' or 'direct' grammatical relations to the
verb - A, S, and O - but not to the obliques, possessors etc." (Du Bois 1987, 808). Die
Erklärung dürfte darin zu suchen sein, daß es Du Bois (1987) um eine ergative Sprache geht.
Wie Anderson (1990) darstellt, besteht das Spezifikum ergativer Sprachen hinsichtlich der
Relation zwischen Morphologie und Syntax darin, "que la misma categoría morfológica (el
absolutivo) caracteriza tanto a los objetos (nocionales) de los verbos transitivos como a los
sujetos de los verbos intransitivos, frente a una categoría distinta (el ergativo) que caracteriza
4 Auf einer relativ schmalen empirischen Basis von 502 Sätzen, allerdings unter Verwendung der von Dixon
(1979) vorgeschlagenen und von Du Bois (1987) übernommenen Kategorien, hat Dutra (1987) die PAS im bra-
silianischen Portugiesisch untersucht. Wenn auch nicht auf Dixon's PAS-Kategorien basierend ist in diesem
Zusammenhang Lambrecht (1987) erwähnenswert. Lambrecht untersucht die Distribution lexikalischer
Nominalphrasen im gesprochenen Französisch einer Arbeiterfamilie. Hauptergebnis ist, daß in der SVO-Sprache
Französisch von 1550 untersuchten Nominalphrasen die kanonische SVO-Abfolge, d.h. ein Satz, in dem die
beiden Argumentpositionen S und O mit lexikalischen Nominalphrasen besetzt sind, mit nur 46 Beispielen eine
nur minimale Frequenz hat. Auch in Objektposition erscheinen lexikalische Nominalphrasen lediglich in 300
Fällen. Der gesamte Rest lexikalischer Nominalphrasen (rund 1200 tokens) entfällt auf Adverbialphrasen. Da
heißt, "the preferred clause type (...) used" (Lambrecht 1987, 253) hat die Basis-Form V(X), wobei das das
Subjekt ein an das Verb gebundenes, klitisches Pronomen (il, ils, etc.) ist. 5 Vgl. dazu Meyer-Hermann 1990, 1992.
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únicamente a los sujetos de los verbos transitivos" (Anderson 1990, 394). Anderson (1990)
läßt allerdings auch keinen Zweifel daran, daß Spanisch nicht zu den ergativen Sprachen
zählt, wiewohl bestimmte Passivkonstruktionen, oberflächlich betrachtet, als Beleg für
Ergativ im Spanischen interpretiert werden könnten. Es geht um Sätze wie Fueron
abordados por él de camino a casa (vgl. Anderson 1990, 396), die alle Merkmale einer
ergativen Morphologie aufzuweisen scheinen: das notionale Objekt des lexikalisch
transitiven Verbs abordar hat den gleichen Kasusmarker wie das Subjekt eines intransitiven
Verbs; auf der anderen Seite hat das notionale Subjekt von abordar in Gestalt der Präposition
einen spezifischen Marker; schließlich besteht Genus- und Numeruskonkordanz des Verbs
mit dem notionalen Objekt und nicht mit dem Subjekt. Allerdings werden Passiv-
Konstruktionen bekanntlich als aus einer Aktiv-Konstruktion abgeleitet beschreiben, und
zwar mittels einer Regel, durch welche die grammatikalischen Relationen der Argument-
Nominalpharsen des Verbs in der Weise modifiziert werden, daß das notionale Objekt in ein
syntaktisches Subjekt überführt wird (vgl. Anderson 1990, 396).
M.a.W. die Tatsache, daß in der Methodologie von AB lediglich die sogenannten direkten
Objekte berücksichtigt werden und z.B. nicht die Argumente dreiwertiger Verben, wie etwa
die sogenannten indirekten Objekte, erklärt sich daraus, daß Ergativität sich "nur" auf den
strukturellen Kontrast zwischen Absolutiv/Ergativ auf der einen, und Nominativ/Akkusativ
auf der anderen Seite bezieht (vgl. auch Du Bois 1987, 808).
Die Diskussion der Frage, ob und inwieweit es ggf. adäquat ist, daß Ashby/Bentivoglio
(1993) die in der Ergativität des Sacapultec begründete Differenzierung zwischen Subjekten
von einwertigen (S) und Subjekten von zweiwertigen Verben (A) auf die nicht-ergativen
Sprachen Spanisch und Französisch übertragen, soll zunächst zurückgestellt werden. Ich
schlage vor, diese Diskussion im Licht der Ergebnisse der beiden Untersuchungen von Du
Bois (1987) und Ashby/Bentivoglio (1993) zu führen.
Ashby/Bentivoglio (1993) betonen als wesentliches Resultat ihrer Arbeit, daß die von Du
Bois (1987) für das Sacapultec unterstellte PAS ebenso für das Spanische wie für das
Französische charakteristisch sei. Danach gibt es auf der syntaktischen Ebene in beiden
Sprachen - ebenso wie für das Sacapultec - nur wenige Sätze mit transitiven Verben, in denen
sowohl die Subjektposition als auch gleichzeitig die Position des direkten Objekts mit einer
lexikalischen Nominalphrase belegt sind (vgl etwa aus den corpora von AB Beispiele wie les
provinciaux en général aiment pas beaucoup les Parisiens (AB, 75), sowie mi mamá tenía
unas munñecas (AB, 76)). Wenn ein volle, lexikalische Nominalphrase auftaucht, besteht
eine statistisch signifikative Wahrscheinlichkeit derart, daß dies entweder eher als Subjekt
eines intransitiven Verbs oder eher als direktes Objekt denn als Subjekt eines transitiven
Verbs erfolgt. Im Unterschied zu Du Bois (1987) haben AB zwischen "echten" intransitiven
Verben und Kopula-Verben (ser, estar) unterschieden. Für letztere haben AB festgestellt, daß
sie, ähnlich wie bei transitiven Verben, nur selten mit vollen, lexikalischen Subjekten
Verwendung finden.
Auch auf der pragmatischen Ebene finden AB für das Französiche und das Spanische die
durch die PAS-Theorie vorhergesagten Strukturen bestätigt. Danach enthalten die unter-
suchten corpora beider Sprachen nur wenige Sätze, in denen in Form einer vollen, lexikali-
schen Nominalphrase mehr als eine Einheit mit "neuer" Information enthalten ist. "Neue"
Information hat (im statistischen Sinne) die größte Wahrscheinlichkeit, als volle, lexikalische
Nominalphrase in Objektposition realisiert zu werden. Am zweithäufigsten tauchen "neue"
Informationen als volle, lexikalische Nominalphrasen in der Funktion des Subjekts eines
intransitiven Verbs auf. Weiterhin scheint nach AB eine Tendenz zu bestehen, derzufolge
Sprecher neue Referenten vorzugsweise in der Form von Subjekten intransitiver Verben oder
als direkte Objekte realisieren. Dementsprechend sind andererseits Subjekte zweiwertiger
Verben (A), sowie Subjekte von Kopula-Verben (X) gleichermaßen durch eine "strong
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8
aversion to new referents" (AB, 70) gekennzeichnet. Wesentlich ist in diesem Zusammen-
hang auch das korollare Resultat, daß Subjekte intransitiver Verben (S) mit signifikativer
Wahrscheinlichkeit das Merkmal [+/- belebt] haben (vgl. AB, 71).
2.1.2. Die Untersuchung von Du Bois (1987)
Um diese Ergebnisse besonders auch hinsichtlich ihrer Aussagekraft und Adäquatheit in
bezug auf eine zu untersuchende präferierte Argumentstruktur des gesprochenen Spanisch
beurteilen und einordnen zu können, ist es nötig, sich zunächst (noch einmal) vor Augen zu
halten, worin die Untersuchungsziele und Resultate der Arbeit von Du Bois (1987) bestehen.
Du Bois geht es darum, "the existence of a motivation in discourse for the grammatical
phenomenon of ergativity" (Du Bois 1987, 850) zu zeigen. Für Du Bois liegen die diskurs-
basierten Gründe für Ergativität in der spezifischen Distribution der lexikalischen
Argumente, sowie der Einführung neuer Referenten im Diskurs. Diese spezifische
Distribution ist es, die Du Bois (1987) als "Preferred Argument Structure" (PAS) des
Sacapultec bezeichnet. Bedeutsam ist vor allem die pragmatische Komponente, die durch ein
"consistent patterning of new information relative to surface-syntactic argument positions"
(Du Bois 1987, 850) gekennzeichnet ist. Das bedeutet: "Information flow has a grammatical
shape: distribution of new information is correlated with the ergative/absolutive structural
opposition" (Du Bois 1987, 850). Du Bois (1987) vermutet, daß diese Diskurs-Basis für
Ergativität als Universale in allen Sprachgemeinschaften spontaner gesprochener Sprache,
d.h. auch in nicht-ergativen Sprachen existieren dürfte. Mehr noch: "[the discourse basis of
ergativity] constitutes a type-independent pressure toward ergativity structure alignment" (Du
Bois 1987, 850).
Welche grundsätzlichen und weiterreichenden Konsequenzen sind nach der Auffassung von
Du Bois (1987) aus seiner Untersuchung zu ziehen? Du Bois rennt gewissermaßen sperran-
gelweit offene Türen ein, - zumindest gilt dies für alle auf der Basis gesprochener Sprache
arbeitenden Konversationsanalytiker - wenn er fordert, daß wir uns von der traditionellen
Betrachtunsgweise von Sprachgebrauch trennen müßten, wonach es sich dabei lediglich um
Instanzen von Kategorien und Strukturen eines autonomen Sprachsystems handele. Regulari-
täten des Sprachgebrauchs sind eben nicht nur und lediglich Reflexe von Regularitäten in der
Sprache (als System). So sehr diese grundsätzliche Erkenntnis bzw. Forderung zutrifft bzw.
berechtigt ist, so sehr konstruiert Du Bois (1987) auf der anderen Seite eine Opposition, die
gar nicht existierte, wenn Grammatik nicht mehr und nicht weniger wäre als die Beschrei-
bung der Reguläritäten des Sprachgebrauchs. Du Bois (1987) aber sagt: "I have tried to show
that regularities exist in speech which are not necessarily instantiations of any type of gram-
mar" (851). Eine solche Erkenntnis kann aber nur dann Neuerungswert für sich reklamieren,
wenn man die Existenz einer Grammatik als Bezugsgröße unterstellt, die ohne Berücksichti-
gung der Regularitäten im Gebrauch der spontan gesprochenen Sprache konzipiert wurde
oder wird. M.a.W. daß es Aufgabe der Grammatik (-Theorie) einer Sprache ist, die Regulari-
täten des Sprachgebrauchs zu analysieren und zu beschreiben, sowie diese als Regeln der
Grammatik zu konzipieren, die diesem Sprachgebrauch als Kenntnissystem(e) des Sprechers
zugrundeliegen, stellt eine nicht mehr hinterfragte Prämisse einer empirisch basierten
Linguistik dar. Insofern trifft es nicht zu, wenn Du Bois (1987) behauptet, es gäbe Gramma-
tik-unabhängige Regularitäten des Sprachgebrauchs, wenn man einmal von akzidentellem
Sprachgebrauch, der aber eben nicht durch den Begriff "Regularität" erfaßt wird, absieht.
Was aber hat denn nun Du Bois (1987) im Kern festgestellt, indem er eine Korrelation
zwischen Informationsstruktur-Einheiten, nämlich "neuen" Informationen, und der strukturel-
len Opposition zwischen Ergativ und Absolutiv festgestellt hat? Was genau meint eigentlich
Du Bois (1987), wenn er von einer "motivation in discourse" (vgl. Du Bois 1987, 850) für
das grammatikalische Phänomen Ergativität spricht? An anderer Stelle verwendet einen nicht
Konstituentenabfolgetypen15052015
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weniger metaphorischen, interpretationswürdigen Ausdruck, wenn er sagt: "ergative gram-
matical structure is built on [Hervorhebung MH] a pattern provided in the aggregate of
tokens in discourse" (Du Bois 1987, 851). Es scheint, als führe Du Bois (1987) die Existenz
und damit auch die Entstehung von ergativen Sprachen auf bestimmte Diskurs-Merkmale der
lexikalischen Distribution von "neuen" Informationen zurück. Denn eine Antwort auf die
Frage "Why are there ergative languages in the world?" müsse "in principle refer to the
ergative patterning of language, which constitutes the discourse basis of ergative grammar"
(Du Bois 1987, 851).
Wenn die durch Du Bois (1987) festgestellte Informationsstruktur, d.h. die Distribution
"neuer" Informationen auf die syntaktischen Funktionen 'Subjekt intransitiver Verben' und
'direktes Objekt transitiver Verben' nicht nur ein Merkmal ergativer Sprachen ist, wie Du
Bois ja annimmt (vgl oben,xxx), dann stellt sich nicht nur die Frage, warum es ergative
Sprachen gibt, bei denen eine Korrelation (mehr nicht) zwischen PAS und Ergativität zu
existieren scheint; es stellt sich vor allem auch die Frage, warum es nicht-ergative Sprachen
gibt, d.h. solche Sprachen, für die zwar ebenso eine der PAS entsprechende Distribution
"neuer" Informationen angenommen werden soll, die aber zumindest kein gramatikalisiertes
Korrelat derselben in Form des Ergativs haben? Anders formuliert: wenn die Distribution
"neuer" Informationen auf bestimmte syntaktische Funktionen/Rollen ein Universale gespro-
chener Sprache ist, dürfte es logisch schwerfallen, dieses Universale für die Existenz
ergativer Sprachen "verantwortlich" zu machen, wenn zugleich eben dieses Universale in der
überwiegenden Mehrzahl der Sprachen nicht die "Wirkung" hat, daß sie ergative Strukturen
entwickeln oder entwickelt haben. Letztlich muß daher bezweifelt werden, ob die von Du
Bois als 'Preferred Argument Structure' (PAS) für das Sacapultec festgestellte Korrelation
zwischen der Distribution "neuer" Informationen auf bestimmte syntaktische Funktionen und
der Ergativität mehr ist als ein Beispiel für Kontingenz. Die Verwendung metaphorischer
Begriffe wie "discourse motivation" oder "built on" ist eher ein Indiz dafür, daß Du Bois
(1987) sich der Tatsache bewußt war, daß zwischen PAS und Ergativität keine wie auch
immer zu definierende Ursache-Wirkung-Relation auszumachen ist.
Im übrigen ist die Beobachtung bzw. Feststellung, daß "neue" Informationen6 (im spezifi-
schen Sinne der Einführung neuer Referenten) in lexikalisch vollen Nominalphrasen, d.h.
nicht durch Pronomina realisiert werden, alles andere als eine revolutionäre Erkenntnis.
vielmehr eine Tatsache, die nichts mit Argument-Rollen, sondern trivialerweise damit zu tun
hat, daß Pronomina diskurs-verweisende und/oder deiktische, jedoch keine referentielle
Funktion erfüllen (können).
Ein weiterer Punkt, der erwähnt werden muß, will man den Stellenwert der Untersuchung
von Du Bois (1987) einschätzen, ist der Umstand, daß die Position der Konstituenten
unberücksichtig bleibt. Zwar weist Du Bois (1987) nebenbei daraufhin, daß Sacapultec
typologisch durch verb-initiale Wortfolge gekennzeichnet und als VOA7-Sprache einzustufen
sei. Außerdem gebe es "most of the alternative role-orderings, as governed by discourse-
pragmatic factors" (Du Bois 1987, 809). Du Bois (1987) beläßt es bei dieser uninformativen,
6 Du Bois 1987 unterscheidet im Anschluß an Chafe 1987 drei Informations-Status-Typen, und zwar GIVEN
("a mention (...)if it referred to an entity mentioned previously (...)or if the referent was notably present in the
context of situation, as in the case of the speaker and adressee", 816); NEW ("if it referred to a referent that had
not been mentioned previously (and was not the speaker, addressee, or a frame dependent as described below
[vgl. ACCESSIBLE, MH]", 816); ACCESSIBLE ("(a)if it was part of a previously evoked, entity-based frame
(...), although previously unmentioned; or (b) if it had been mentioned previously, but more than 20 intonation
units previously", 816). Wenn auch der Informations-Status ACCESSIBLE statistisch in der Untersuchung von
Du Bois 1987 eine marginale Rolle spielt, ist doch grundsätzlich die empirische Basis für diese bei Givon (1983)
hypostasierte 20 Intonationseinheiten umfassende kognitiv-memorielle backup-Notwendigkeit von Referenten zu
bestreiten. 7 VOA = Verb-Objekt-A(=Subjekt eines zweiwertigen Verbs).
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10
weil nicht operationalisierbaren, pauschalen Bemerkung. Dabei wäre es im Hinblick auf die
aus der Informationsstruktur-Forschung (vgl. etwa Jacobs 199x) bekannte Tatsache einer
Tendenz der Anordnung von GIVEN vor NEW (- unabhängig von jeder Definition dieser
diffusen Konzepte - von höchstem Interesse, ob die Beobachtung von Du Bois (1987), daß
"neue" Referenten u.a. durch Subjekte einwertiger Verben in den Diskurs eingeführt werden,
damit signifikativ (oder nicht) korreliert, ob diese Subjekte einwertiger Verben tendentiell
eher nach als vor dem Verb stehen (vgl. dazu Beispiel (8) bei Du Bois, 1987, 8108INC-
3.ABS-sleep the man). Im Spanischen ist eine solche Tendenz empirisch belegt (vgl. u.a.
Meyer-Hermann xxxx), womit u.a. erklärt werden kann, daß und warum bei einwertigen
Verben in der NEW-Position rechts vom Verb signifikativ häufig neue Referenten in den
Diskurs eingeführt werden.
Ich fasse zusammen:
(i) Du Bois (1987) hat in einem corpus elizitierter narrativer Texte des Sacapultec eine
signifikative Frequenzkonzentration von lexikalischen Nominalphrasen mit "neuen"
Referenten auf die Argumentpositionen 'Subjekt einwertiger Verben' (S) und
'direktes Objekt zweiwertiger Verben'(O), jedoch nicht auf die Position 'Subjekt
zweiwertiger Verben' festgestellt; diese Distribution nennt er 'Preferred Argument
Structure' (PAS).
(ii) Du Bois (1987) sieht in der PAS eine "motivation" für das Phänomen der Ergativität
im Sacapultec. Welche Art von Relation mit diesem Terminus "motivation" gemeint
ist, bleibt unklar.
(iii) Du Bois (1987) glaubt nicht, daß die PAS ein Merkmal ergativer Sprachen sei,
vielmehr nimmt er an, daß von der PAS, die also als unabhängig von Ergativität
existierend angenommen werden muß, ein Druck ("pressure") auf die Sprachen
ausgehe, sich in Richtung Ergativität zu entwickeln. Die Frage, warum es, wenn doch
dieser hypostasierte "Druck" besteht, nicht-ergative Sprachen gibt, stellt die
Argumentationslinie von Du Bois (1987) in Zweifel
(iv) Der von Du Bois (1987) behauptete Zusammenhang zwischen PAS und Ergativität
im Sacapultec ist kontingenter Natur.
(v) Jede informationsstrukturell orientierte Untersuchung muß in systematischer Weise
die Sequenzialität der Informationseinheiten, d.h. ihre Abfolge im Satz/Text
miteinbeziehen. Insofern bei Du Bois (1987) das Merkmal "neue Information"
konstitutiv für bestimmte Argumentrollen ist, stellt die Nicht-Berücksichtigung der
Konstituenten-Abfolge ein zentrales Defizit der Arbeit von Du Bois (1987) dar.
(vi) Du Bois beschränkt sich aus Gründen der Struktur-Parallelität zwischen Nominativ/-
Akkusativ einerseits und Absolutiv/Ergativ andererseits auf die Argumentrollen
Subjekt und direktes Objekt. Der Ausschluß weiterer Kern-Argumente, wie z.B. des
indirekten Objekts, stellt eine nicht in der Diskurs-Realität, sondern lediglich in der
genannten Parallelität begründete Willkürlichkeit dar, durch die von vornherein die
Möglichkeit ausgeschlossen wird, einen Begriff von PAS zu konstituieren, der die
gesamte Vielfalt von Argument-Strukturen in spontan gesprochener Sprache erfassen
kann9.
(vii) Im Sacapultec kommen 47,6% der Sätze ohne lexikalisches Argument, 51,2% mit 8 Das Beispiel lautet: k-0-war l acen 'The man sleeps'
9 Die als Nicht-Argumente ausgeschlossenen "obliques" (vgl. Du Bois 1987, 808) bilden im übrigen auch
statistisch alles andere als eine quantité negligeable: in einer Übersicht über die Distribution sogenannter "new
mentions" (scil. Einführung neuer Referenten in den Diskurs)auf "arguments" und "nonarguments" entfallen
32,8% auf den Argument-Typ S, 31,1 % auf das Nicht-Argument (bei Du Bois) "obliques Objekt", 23,7% auf O,
sowie 3,4% auf A.
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11
einem lexikalischen Argument, sowie 1,1% mit zwei lexikalischen Argumenten vor.
Das Subjekt zweiwertiger Verben (A) tendiert dazu nicht-lexikalisch realisiert zu
werden und dementsprechend "gegebene" bzw. alte Information zu übermitteln. Der
Tendenz zu Sätzen mit einem einzigen lexikalischen Argument entspricht es, daß es
diese lexikalischen Argumente sind, eine mathematisch-logische Konsequenz, welche
signifikativ häufig "neue" Information übermitteln (im Sinne der Einführung "neuer"
Referenten in den Diskurs).
(viii) Bei allen dargelegten Vorbehalten bleibt es unzweifelhaft das Verdienst der Unter-
suchung von Du Bois (1987), der ja bereits in (1985) erstmals auf die Existenz einer
'preferred argument structure' hingewiesen hat10
, eine Frage gestellt zu haben, die es
verdient, im Hinblick auf das Desiderat einer differenzierten typologischen
Charakterisierung nicht nur des Spanischen im Detail und auf einer adäquaten
empirischen Basis untersucht zu werden: "Among the various structural
configurations of arguments which are grammatically possible in surface syntax, is
there one which is statistically preferred in discourse?" (Du Bois 1987, 817).
Ich werde bei der Erläuterung und Begründung der Methodologie, die ich meiner eigenen
Untersuchung zum Thema PAS zugrundelegen werde, im einzelnen explizieren, was hier
vorab nur plakativ und vereinfacht angedeutet werden kann: der PAS-Begriff, wie er von Du
Bois (1987) eingeführt wurde, mag er für die Analyse des Sacapultec geeignet sein oder nicht
- das steht hier nicht zur Debatte -, kann nicht als solcher für die Analyse des Spanischen
(und anderer (ibero)romanischer Sprachen) übernommen werden. Außer der oben (vgl. (vi))
besprochenen Willkürlichkeit von Du Bois (1987) gibt es keinen Grund, im Spanischen
sogenannte "indirekte Objekte" nicht zu den Kern-("core")Argumenten zu zählen. Des
weiteren könnte keine Methodologie für sich in Anspruch nehmen, auch nur entfernt den
prima facie erkennbaren Konstituenten-Abfolge-Regularitäten zu entsprechen, wenn sie nicht
über die syntaktische Funktion und Argument-Rolle hinaus in systematischer Weise auch die
Position dieser Konstituenten relativ zum Verb miteinbezöge.
2.1.3. Diskussion der Untersuchung von Ashby/Bentivoglio (1993) im Detail
In welcher Weise gehen nun Ashby/Bentivoglio (1993) mit der Vorgabe durch Du Bois
(1987) um?
a) Sie übernehmen das set der drei Kern-Argumente, S (=Subjekt eines einwertigen
Verbs), A (=Subjekt eines zweiwertigen Verbs), O (=(direktes)Objekt), und führen
als viertes, zusätzliches Argument X (= Subjekt von Kopula-Verben wie ser und
estar) ein. Das Splitting der von Du Bois (1987) auf alle Subjekte "intransitiver"
Verben angewandten Kategorie S begründen Ashby/Bentivoglio (1993) u.a. mit dem
Hinweis auf den von Dutra (1987) diskutierten hybriden Status der Kategorie
"Subjekt": "In effect, S is a hybrid if it is analyzed as a unity, but S is, in fact, not a
unified category" (Ashby/Bentivoglio 1993, 69). Es sei offenkundig, sagen
Ashby/Bentivoglio (1993), daß Kopulativ-Sätze und Sätze mit "echten" intransitiven
Verben sehr unterschiedliche Diskurs-Funktionen erfüllen. Prädikats-Nomina würden
typischerweise dazu genutzt, über einen Referenten zu sprechen, der bereits in den
Diskurs eingeführt worden sei, "but speakers rarely introduce and predicate about an
entity at the same time" Ashby/Bentivoglio 1993, 69). Im Hinblick auf die
10
Auch unbeschadet dessen, daß unabhängig von und neben Du Bois bereits andere Forscher (vgl. z.B.
Lambrecht 1987), wenn auch in anderen Termini, empirisch basierte Untersuchungen zu präferierten
Konstituenten-Abfolge-Typen vorgelegt haben.
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12
Informationsverarbeitung scheint es dementsprechend effektiver zu sein, über
Referenten zu prädizieren, die nicht in demselben Satz neu in den Diskurs eingeführt
wurden. Die Daten von Ashby/Bentivoglio (1993), die sich bezüglich der Kategorie
X im Spanischen auf 317 Fälle (davon 65 lexikalische und 252 pronominale
(einschließlich der separat zu zählenden Null-Subjekte, vgl. dazu den nächsten
Abschnitt b)) Subjekte bezieht, dokumentieren für X eine dem Subjekt zweiwertiger
Verben (A) ähnliche "Aversion" gegenüber neuen Referenten. Ich werde in meinem
System der Analyse-Kategorien die separate Untersuchung der Kategoie X
übernehmen.
b) Während Du Bois (1987) zwischen lexikalischer, pronominaler und affixaler
Besetzung der Argumentpositionen differenziert (vgl Du Bois 1987, 822),
unterscheiden Ashby/Bentivoglio (1993) im Hinblick auf die Situation im Spanischen
zu Recht lediglich zwischen lexikalischer und pronominaler Realisierung der
Argumentpositionen. Diese Kategorie (P) umfaßt Subjekt- und Objektpronomina,
links- und rechtsverschobene Pronomina ("pronouns in left- or right-dislocations",
Ashby/Bentivoglio 1993, 65), sowie klitische Objekte ("object clitics", ibidem).
Schließlich geht es um die Frage der kategorialen Erfassung der sogenannten Null-
Subjekte: "Spanish (but not French) has null subjects, as illustrated on line 1 of Text
2 by 0 era así '[I] was like this'. These are also included in our P category"
(Ashby/Bentivoglio 1993, 65). Ich halte diese undifferenzierte Gleichbehandlung von
Subjektpronomina und Null-Subjektfällen für einen gravierenden methodologischen
Irrtum. Das Ziel der Untersuchung einer, wie bereits erwähnt, differenzierter und
umfassender als bei Du Bois (1987) konzipierten PAS muß fundamental auch darin
bestehen, eine sprachtypologische Klassifizierung zu ermöglichen. Selbst wenn man
die bisherigen Versuche in der einschlägigen Forschung, die Gründe für die
Verwendung und/oder Nicht-Verwendung von Subjektpronomina im Spanischen zu
präzisieren (vgl. Meyer-Hermann 1996) zurückhaltend bewertet, ist es unmöglich, die
das Spanische (etwa im Unterschied zum Französischen) typologisch charak-
terisierende Tatsache zu unterschlagen, daß es im Spanischen die Möglichkeit der
Nicht-Verwendung von Subjektpronomina gibt. Außerdem muß, wie ich bereits
mehrfach unterstrichen habe, bei jeder analysierten Konstituente, bei der das möglich
ist, der Parameter 'Position der Konstituente' angegeben werden. In bezug auf die
Fälle der Nicht-Verwendung von Subjektpronomina ist offenkundigerweise keine
Angabe bezüglich der "Position" dieses Null-Subjekts möglich. Im Spanischen muß
daher, anders als bei Ashby/Bentivoglio (1993), zwischen lexikalischer, pronominaler
und Null-Besetzung von Argumentpositionen unterschieden werden.
c) Ashby/Bentivoglio (1993) schließen aus der statistischen Erhebung zwei Typen von
Sätzen aus: zum einen "finite verbs with sentential (usually infinitival) objects or
subjects" (Ashby/Bentivoglio 1993, 63), zum anderen Relativsätze, letztere allerdings
ohne jede weitere Erklärung. Ein Spezifikum von Relativsätzen besteht syntaktisch
gesehen darin, daß das Relativpronomen, unabhängig davon, ob es Subjekt- oder
Objekt-Funktion hat, satzinitial steht und informationsstrukturell "alte" Information
übermittelt, d.h. sich auf einen unmittelbar vorangegangenen Referenten bezieht. Da
aber die Position der Konstituenten in der Analyse von Ashby/Bentivoglio (1993)
keine Rolle spielt, ist im Rahmen der Methodologie dieser Autoren (logisch)
eigentlich kein Grund dafür gegeben, diesen Satztyp auszuschließen. Im Rahmen der
von mir zugrundegelegten Methodologie, in der die Position von Konstituenten
natürlich nur dann berücksichtigt zu werden braucht, wenn sie variabel ist, bzw. wenn
die wechselnde Position mit unterschiedlichen pragmatischen Funktionen korreliert,
werden Relativsätze (logischerweise) deshalb nicht mitberücksichtigt, weil die
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13
initiale Position der Relativpronomina unveränderbar ist.
d) Auf der pragmatischen Ebene untersuchen Ashby/ Bentivoglio drei Faktoren: den
sogenannten "activitaion state" (vgl. p. 68) mit der Opposition "neue" vs. "nicht-
neue" Information, den Faktor "generalizability", exemplifizierbar etwa durch die
Opposition zwischen los madrileños ("generalisierend") vs. Madrid
("partikularisierend"), sowie schließlich den Faktor "animacy", z.B. mi mamá
("belebt") vs. un balconcito ("unbelebt"). Diese Faktoren untersuchen
Ashby/Bentivoglio (1993) hinsichtlich ihrer Korrelation mit den Argument-
Kategorien A, S, X und O. Von Details abgesehen (vgl. dazu die statistischen
Erhebungen und mittels GOLDVARBRUL 2.0 durchgeführten Korrelations-
Analysen in Ashby/Bentivoglio 1993, 70/71) veranschaulichen die Autoren die
Resultate in der folgenden Graphik:
A X S O
_________________________________________________________________
+ belebt - belebt
- generalisierend + generalisierend
Ashby/Bentivoglio (1993) sind darüber hinaus der Frage nachgegangen, welche Faktoren
bewirken, daß Sprecher zur Einführung eines neuen Referenten eher S als O wählen. Für den
Faktor [+belebt] haben die Autoren einen signifikativen Wahrscheinlichkeits-Koeffizienten
festgestellt. Mit abnehmendem Signifikanz-Grad folgen die Faktoren [+partikularisierend/-
generalisierend] und [gegebene/alte Information].
Im Rahmen der Erläuterung der Methodologie, die ich meiner eigenen Untersuchung
zugrundelegen werde, wird es u.a. auch darum gehen, zu diskutieren, welche semantischen,
pragmatischen und informationsstruturellen Merkmale in welcher Definition aus den
Arbeiten von Du Bois (1987) und Ashby/Bentivoglio (1993) übernommen werden können,
und welche ggf. stattdessen oder zusätzlich eingeführt werden müssen. Insbesondere bleibt
beispielsweise das Konzept "neue" vs. "nicht-neue" Information trotz der bei Ashby/Benti-
voglio (1993) dazu gegebenen Erläuterungen11
diffus, d.h. vor allem schwer
operationalisierbar; es wird zu überlegen zu sein, ob etwa das Merkmal [+/- identifizierbar]12
geeignet sein könnte, den informationellen Status von Nominalphrasen präziser zu
beschreiben.
2.1.4. Die Untersuchung von Dutra (1987)
Daß in dieser zuletzt angesprochenen Frage Klärungsbedarf herrscht, macht auch ein Blick
auf die Untersuchung von Dutra (1987) deutlich. Denn Dutra unterscheidet einleitend
zwischen "identifiable" und "not identifiable information", wobei sie erstere beschreibt als
"in the sense of being thematic/topical, old information (Cf. Chafe 1976))" (Dutra 1987,
163), und letztere als "rhematic/comment, new information" (ibidem). Problematisch ist hier
nicht nur die Gleichsetzung der Konzepte "identifizierbar" und "alte Information"; problema-
tisch ist darüberhinaus, daß Dutra (1987) in ihrer konkreten Analyse weder das Konzept
"identifizierbar" noch auch das Konzept "alte Information" zugrundelegt, sondern von der
nicht weiter explizierten Dichotomie "new/first mentions" (vgl. Dutra 1987, 175 ff.) ausgeht.
Im übrigen basiert die Untersuchung von Dutra (1987), ähnlich wie Ashby/Bentivoglio 11
Im Anschluß an die mit heterogenen, unterschiedlichen Ebenen zuzuordnenden Kategorien arbeitenden
Taxonomie von Prince (1981) gehen Ashby/Bentivoglio (1993) von dem Konzept "brand-new" aus, um ihren
Begriff von "neuer" Information zu präzisieren; sie stufen als "new only those full NPs (...) that are mentioned
for the first time in the discourse and are neither evoked by a frame (...), nor suggested by a schema (Chafe,
1987)" (Ashby/Bentivoglio 1993, 68) 12
Vgl. dazu Bentivoglio/Weber (1986), Meyer-Hermann (1990)
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14
(1993), auf der bei Dixon (1979) eingeführten Differenzierung der drei Hauptargumente S, A
und O. Auch für das brasilianische Portugiesisch in gesprochenen, narrativen Texten stellt
Dutra (1987) rekurrente Wortfolge-Typen fest, die dem entsprechen, was Du Bois (1985)
erstmals mit dem Terminus der "Preferred Argument Structure" charakterisiert hatte13
.
Anders als Ashby/Bentivoglio (1993) unterscheidet Dutra (1987) zunächst zwischen fünf
Verb-Typen: über "transitives", "intransitives" und "statives" (ser, estar, ficar, etc.) hin-
ausgehend außerdem zwischen "existential-presentatives" wie ptg. aparecer, ter und haver
(dem spanischen hay entsprechend) und "reflexives" (z.B. machucar-se). Allerdings wird die
Frage, welche Verben Dutra zu den "reflexives" gezählt hat, durch den lapidaren Hinweis auf
das portugiesische machucar-se nicht geklärt; im Portugiesischen wie im Spanischen gibt es
die Möglichkeit, Sätze zu äußern wie quero lavar-me, bzw. quiero lavarme, aber eben auch
Sätze wie quero lavar-me as mãos, bzw. quiero lavarme las manos, etc. Daß es sich bei
letzteren offenkundigerweise um ein zweiwertiges Verb handelt, ist deshalb erwähnenswert,
weil Dutra (1987) sagt: "statives, existential-presentatives and reflexives could have been
grouped together, with intransitives, in a larger class of non-transitives" (Dutra 1987, 164).
Zumindest für eine Teilmenge von Reflexivverben ist diese Behauptung offensichtlich
unzutreffend. Angesichts der bisher vorliegenden empirischen Belege (vgl. dazu Meyer-
Hermann 1989, 1990, 1992), wonach bei Präsentativ-Verben vom Typ ptg. ter/haver und sp.
hay die Subjekt-Nachstellung zu über 90% aller Fälle belegt ist, halte ich im übrigen eine
separate Zählung dieser Verbgruppe nicht nur für berechtigt, sondern auch für unabdingbar.
Auch in dieser Hinsicht von Ashby/Bentivoglio (1993) abweichend, spielt in Dutra (1987)
die Position der lexikalischen Argumente eine Rolle, allerdings in unsystematischer Weise,
insofern Dutra (1987) beispielsweise keine statistischen Angaben über die Subjektposition
bei intransitiven separat von "stativen" und Präsentativ-Verben liefert. Dutra (1987) stellt für
das untersuchte brasilianische Portugiesisch eine Distribution von 30% präverbalen und 70%
postverbalen lexikalischen Argumenten fest. Die lexikalischen Argumente verteilen sich zu
53% auf die Du-Bois-Kategorie O, zu 39% auf Subjekte einwertiger Verben (S), sowie zu
8% auf Subjekte zweiwertiger Verben (A). Bemerkenswert ist, daß von den lexikalischen
Subjekten intransitiver Verben (S)14
über 60% in präverbaler Position vorkommen. Dutra
beobachtet andererseits einen Zusammenhang zwischen S-Position und Definitheit bzw.
Indefinitheit der respektiven lexikalischen Nominalphrasen: präverbal ist S zu 83% eine
definite Nominalphrase mit dem Informationsstatus "previous mention" (= "alte" Informa-
tion); lediglich 17% der präverbalen S-Subjekte sind "Erst-Erwähnungen", wovon wiederum
lediglich rund 10% indefinite Nominalphrasen sind. Damit unterscheiden sich die Resultate
der Untersuchung von Dutra (1987) in einem wesentlichen Punkt von denen der Arbeiten
von Du Bois (1987) und Ashby/Bentivoglio (1993), die für S generell eine Tendenz zur Ein-
führung "neuer" Referenten ausgemacht haben15
. Aufgrund der Unterschiedlichkeit und
partiellen Intransparenz der Methodologien der Untersuchungen von Du Bois (1987),
Ashby/Bentivoglio (1993) und Dutra (1987) fehlt allerdings die Basis für eine stringente
Vergleichbarkeit ihrer Ergebnisse. Dutra (1987) hat bezüglich der lexikalischen S-Subjekte
im brasilianischen Portugiesisch eine Distribution von rund 60% präverbaler und 40%
postverbaler Besetzungen festgestellt. Weil, wie bereits oben erwähnt, Ashby/Bentivoglio
(1993) die Position der Konstituenten/Argumente überhaupt nicht Betracht gezogen haben,
13
Dutra (1987) hatte die Untersuchung von Du Bois (1987) noch nicht rezipieren können. 14
Dutra (1987) Methodologie ist undurchsichtig, da die Autorin uns im unklaren darüber läßt, ob für die S-
Subjekte nur die "echten" intransitiven Verben berücksichtigt wurden oder auch die erwähnten "statives", die
Päsentativa, sowie die intransitiven Reflexivverben. 15
Von den nachgestellten S-Subjekten, die etwa 40% aller S-Subjekte ausmachen (leider stehen absolute
Zahlen nicht zur Verfügung; wir wissen auch nicht, wieviele dieser nachgestellten S-Subjekte auf Prsentativa
entfallen, usw.), sind 96% "Ersterwähnungen" ("first mentions"), die alle als indefinite Nominalphrasen realisiert
sind.
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15
fehlt eine Vergleichsgröße für das Spanische (und das Französische). Daher nicht entschieden
werden, worauf die Differenzen hinsichtlich der Besetzung der Argumentposition S im
Spanischen und im brasilianischen Portugiesisch zurückzuführen sind. Immerhin ist nicht
auszuschließen, daß diese unterschiedlichen Ergebnisse nicht aus den methodologischen
Differenzen resultieren, sondern ein Indiz für einen typologischen Unterschied zwischen
diesen beiden Sprachen darstellen. Es wird also in meiner Untersuchung auch darum gehen, -
ein Grund mehr, im gesprochenen Spanisch die Position der Konstituenten/Argumente
systematisch zu berücksichtigen - , in welchem Maße bei intransitiven, "stativen" (ser, estar)
und Präsentativ-Verben Subjekt-Voran- bzw. Nachstellung mit Informationstatus-Kategorien
wie "neue" vs. "alte" Information korreliert16
.
Basis-Wortfolge - ein fragwürdiges Konzept
Insofern in den Forschungen, die darauf abzielen, Sprachen mithilfe des Konzepts einer
"Basis-Abfolge" etwa als SVO-, SOV-, VSO-Sprache etc. typologisch zu charakterisieren,
die dabei verwendeten Kategorien fundamental syntaktischer Natur sind, ist der gängige
Begriff der Basis-Wortfolge im Grunde irreführend bzw. inadäquat. Da die syntaktischen
Rollen unter Verwendung eindeutig identifizierbarer syntaktischer Konstituenten realisiert
werden, und zwar nicht nur, wie Payne (1990) annimmt, wenn es sich um "full noun phrases"
(vgl. Payne 1990, 23), sondern etwa auch wenn Pronomina verwendet werden, ist es
zutreffender, von Konstituenten-Abfolge zu sprechen17
.
Der Begriff der Basis-Wortfolge ist umstritten. Bereits Langacker (1977) hat drei Defini-
tionsmöglichkeiten genannt: "In discussing "basic" word order, three related but separate
notions must be clearly distinguished: "most neutral word order", "most common word
order", and "underlying word order" (Langacker 1977, 24). Ein Beispiel für die Explikation
von "most neutral word order" liefern Mallinson/Blake (1981); sie postulieren, daß die
"neutralste" Basis-Abfolge diejenige sei, die in stilistisch neutralen Sätzen mit einem
transitiven Verb im Indikativ , sowie als definite, lexikalische Nominalphrasen realisierten
direkten Argumenten anzutreffen sei (vgl. z.B. el rey tiene el dinero)18
. Die Problematik
dieses Definitions-Versuchs liegt nicht nur, offenkundigerweise, in der Nicht-
Operationalisierbarkeit des Begriffs "stilistisch neutral", bzw. "unmarkiert"; es gibt keine
"stilistisch neutralen" Sätze, es gibt auch keine unabhängigen, bzw. kontextfreien Sätze.
Sätze kommen immer Zusammenhang eines Textes vor, sie sind immer kontextgebunden,
auch wenn dieser nicht-verbaler Natur ist. Sätze sind damit immer geprägt durch einen "Stil",
bzw. prägen einen "Stil" (wie immer man diesen diffusen Begriff konzipieren mag)19
. Die
16
Vergleicht man statistische Erhebungen zu den Subjektspronomina im gesprochen Spanisch (vgl. Meyer
-Hermann 1996) und im brasilianischen Portugiesisch, gibt es Hinweise darauf, daß im gesprochenen
Portugiesisch Brasiliens eine starke Tendenz zur ”obligatorischen” Verwendung vorangestellter Subjekts-
pronomina existiert (vgl. Meyer-Hermann 1995, 1998). Dem enspricht es, wenn Kaiser/Meisel (1991) , in
Anlehnung an Safir 1985, 234 ff.) feststellen: ”der schlechteste Kandidat (für eine Null-Subjekt-Sprache) ist
das Portugiesische Brasiliens” (Kaiser/Meisel 1991, 113). 17
So auch explizit Payne 1990,23. Wenn ich dennoch die Termini "Wort-Folge" und "Konstituenten-
Abfolge" (nebeneinander) verwende, möge dies nicht als terminologisches Durcheinander interpretiert werden,
sondern bestenfalls als der stilistischen Abwechslung dienend. Abgesehen etwa von den Fällen, in denen im
eigentlichen Sinne Wort-Folge zur Diskussion steht (vgl. z.B. Vor- und Nachstellung des Adjektivs relativ zum
Substantiv), ist immer Konstituenten-Abfolge gemeint (so auch bereits in Meyer-Hermann 1991). Nur am Rande
sei erwähnt: Payne (1990) nennt ihr Buch zwar"The Pragmatics of Word [Hervorhebung MH] Order", das Ziel
ihrer Untersuchung ist jedoch die Beschreibung des "constituent order" im Yagua. 18
Vgl. auch die nahezu identische Definition des "basic word order" bei Siewierska (1988, 8). Weitere
Parameter der Siewierska-Definition sind, daß es sich um einen "unabhängigen" Satz handeln muß, sowie daß
dessen Subjekt die Merkmale [+agens] und [+menschlich], und dessen syntaktisches Objekt das Merkmal
[+patiens] haben soll. 19
Vgl. dazu auch Traugott/Romaine (1985).
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16
Verarbeitung (processing) eines artifiziell isolierten Satzes durch den Leser/Hörer erfolgt
unter automatischer Konstruktion von Kontexten, in bezug auf die der Satz "under analysis"
einen Sinn hat bzw. haben könnte20
. Die grundsätzliche Problematik dieses nach wie vor
weitgehend unhinterfragten Konzepts von "basic word order" liegt auch in der inhärenten
contradictio in adiecto der Forderung, daß es sich um definite Nominalphrasen handeln
müsse. Payne (1990) versucht dies damit zu erklären, daß "indefinite objects are sometimes
incorporated into the verb" (Payne 1990, 21/22), was im übrigen auf das Spanische (und die
anderen romanischen Sprachen nicht zutrifft)21
. Gravierender ist, daß Definitheit als
grammatikalischer Marker des pragmatischen Merkmals "alte" Information oder
"Vorerwähntheit"22
fungiert, d.h. der von Mallinson/Blake als Beispiel für "neutralste" Basis-
Wortfolge postulierte Satz-Typ el rey tiene el dinero weist sich qua definiter Nominalphrasen
als in vielfältiger Hinsicht kontextgebunden aus. Schließlich kollidiert die Hypothese, daß el
rey tiene el dinero die "neutralste" Basis-Wortfolge des Spanischen repräsentiere, mit dem
empirischen Faktum, daß es sich, soweit unsere bisherigen Kenntnisse diese Vermutung
zulassen, angesichts der außerordentlich geringen Frequenz dieses Satztyps eher um den
markierten und nicht um den unmarkierten Fall handelt.23
Die Definition der Basis-Wortfolge als "underlying word order" bezieht sich im allgemei-
nen auf Modell-Vorstellungen aus dem Umfeld der Generativen Grammatik bzw. Generati-
ven Semantik. Im Rahmen dieser modell-spezifischen Sichtweise versucht beispielsweise
McCawley (1970) Englisch, - in Opposition zur "typologischen" Klassifikation (in der
Nachfolge Greenbergs (1963))als SVO-Sprache -, Englisch als eine VSO-Sprache (sic) zu
etablieren. Bordelois (1974) und Westphal (1984) haben den auf die Vorstellung einer
"zugrundeliegenden" Struktur (im Sinne der Generativen Grammatik) bezogenen Versuch
unternommen, VS als Basis-Wortfolge des Spanischen auszumachen. Wie auch Payne
(1990) sehe ich den entscheidenden Einwand gegenüber jedem Versuch Basis-Wortfolge als
"underlying word order" zu beschreiben, in der, vereinfacht formuliert, mangelnden
empirischen Basis. So beschreibt Payne (1990) als ein solches Beispiel die Untersuchung von
Hale (1983), welcher Phrasen-Struktur-Regeln für das Papago postuliert, "which define
prenuclear nonclausal complements (i.e. NP NP V order)" (Payne 1990, 23). Wie brauchbar
ist allerdings das Konstrukt einer derartigen Basis-Struktur-Regel, wenn Hale (1983) selbst
eingestehen muß, "that this ordering is not always realized at the surface structure level, and
that extraposition derives alternative word orderings" (Payne 1990, 23)? Es geht nicht darum,
prinzipiell gegen die Konzeption einer "zugrundeliegenden" Basis-Abfolge zu
argumentieren; der modelltheoretisch bedingte Explikations-Gewinn verkehrt sich allerdings
ins Gegenteil, wenn aufgrund mangelnder oder inexistenter empirischer Anbindung der
markierte und nicht der unmarkierte Fall die Basis-Struktur-Regel abgibt. Wenn, wie bei
Hale (1983), die hypostasierte Basis-Abfolge nicht mit der (empirisch feststellbaren) am
häufigsten verwendeten Konstituenten-Abfolge korreliert, wird Extraposition zur Norm (vgl.
Payne 1990, 23). 20
Bernárdez (1994) weist auf entsprechende Erkenntnisse aus der kognitiven Linguistik hin, u.a. Belinchón et
alii (1992), Spiro et alii (1980), Valle et alii (1990), Santa Cruz (1989). Dementsprechend kommt Bernárdez zu
dem Schluß: "según esto, no existiría nada parecido a una oración «no marcada» pragmáticamente, lo que
imposibilita de hecho la aceptación de un orden básico de palabras" (Bernárdez 1994, 63). 21
Im Zweifelsfall werde ich dafür argumentieren, daß es zunächst und vor allem darum geht, mit Kategorien
zu arbeiten, die dafür geeignet sind, die romanischen Sprachen im Rahmen der indo-europäischen Sprachfamilie
typologisch zu charakterisieren. 22
Vgl. zur Diskussion dieser Begriffe das Kapitel "Informationsstatus". 23
So auch Bernárdez/Tejada 1995: "there seems to exist a contradiction between the necessary presence of
full NP participants and the non-marked character of the basic word order. Transitive clauses with full NPs are
rare, and as such they could as well be regarded as marked" (Bernárdez/Tejada 1995, 227). Für das
Französische, das ja gemeinhin als SVO-Sprache gilt, liegen bereits konkrete Daten über die minimale Frequenz
von Sätzen des hypostasierten SVO-Basis-Typs l'écrivain écrit le livre vor, vgl. dazu oben Anm. 8.
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17
Nicht nur die definitorischen Probleme der beiden zuvor erörterten Konzeptionen von Basis-
Konstituenten-Abfolge, die letztlich auch aus der Nicht-Berücksichtigung des Frequenz-
Kriteriums resultieren, dürften hinreichend deutlich gemacht haben, daß das Ziel, empirisch
fundiert zu Aussagen über eine wie auch immer zu definierende Basis-Konstituenten-
Abfolge zu gelangen, nur unter systematischer Bezugnahme auf Frequenz-Analysen zu
realisieren ist24
. Dementsprechend ist klar, daß ich, wenn es überhaupt das Ziel sein kann,
eine einzige Konstituenten-Abfolge als "basic" zu etablieren, in der vorliegenden
Untersuchung eine Konzeption des Begriffs "basic word/constituent order" favorisiere würde,
die unter Langacker's (1977) Definition als "most common word order" subsumierbar ist.
Diese Korrelation von "basic" und "most common word/constituent order" darf aber nicht in
der Weise als Verabsolutierung des Frequenzkriteriums mißverstanden werden, daß es nur
darum ginge, den zur typologischen Charakterisierung des Spanischen bisher weitestgehend
verwendete Konstituenten-Abfolge-Typ SVO25
aufgrund seiner minimalen Frequenz als
"nicht-empirisch" einzustufen26
und durch eine Konstituenten-Abfolge-Typ-Formel zu
substituieren, die "nur" deshalb als empirisch fundierte Basis-Konstituenten-Abfolge
anzusehen wäre, weil sie dem Kriterium der höchsten Frequenz entspricht27
. In (Meyer-
Hermann 1991b)28
habe ich beispielsweise als den bei weitem am häufigsten verwendeten
Konstituenten-Abfolge-Typ Sätze mit der Struktur VO (z.B. alquilemos el departamento)
festgestellt29
. Es wäre jedoch verfehlt, allein aus der Tatsache der relativ höchsten Frequenz
dieses Struktur-Typs die Folgerung abzuleiten, daß VO die Basis-Konstituenten-Abfolge und
gesprochenes Spanisch damit typologisch als eine VO-Sprache einzustufen sei.
Konstituenten-Abfolge-Typen dürfen nicht als abstrakte Strukturen syntaktischer Relationen
24
Vgl. auch Bernárdez/Tejada (1995):"if the real texts of language are to be the centre of our attention, only
the analysis of a great number of them can confirm or disconfirm the hypotheses advanced; and this analysis
cannot be but quantitative, due to the stochastic nature of textual organisation" (Bernárdez/Tejada 1995, 218). 25
Vgl. jedoch beipielsweise Pottier (1988), der die These vertritt, Spanisch sei eine VsO-Sprache, sowie
meine Diskussion dieser These in Meyer-Hermann (1994). Daß Spanisch eine VOS-Sprache sei, wird von
Fernánedz-Soriano (1989) und Contreras (1991) vertreten; zu Katalanisch als VOS-Sprache vgl. Vallduví
(1995). 26
Daß es zu diesem Ergebnis kommt, ist, auch ohne auf die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung
vorgreifen zu müssen, keine Fiktion. In einer Pilotstudie zu der vorliegenden Untersuchung, die ich an einem
sample von 1100 Sätzen aus Transkriptionen des "Habla culta de la ciudad de Buenos Aires" mit einem
vorläufigen Kategorien-set und einer letztlich nicht operationalisierbaren Taxonomie von Abfolge-Typen durch-
geführt habe (vgl. Meyer-Hermann 1991b), kam der Struktur-Typ SVO (scil. lexikalisches Subjekt + transitives
Verb + lexikalisches Objekt, z.B. todo el mundo quiere negar la cuestión) lediglich 19 mal vor. de edificios 27
Im englischen abstract zu Bernárdez (1994) heißt es: "the notion of «basic order» is rejected as lacking
a realistic basis" (Bernárdez 1994, 59). Es scheint so, daß Bernárdez nicht die Idee eines "basic word order"
grundsätzlich ablehnt, sondern daß es ihm darum geht, die generell als "basic" für die SVO-Sprachen
angesehene Konstituenten-Abfolge in der oben diskutierten Definition (scil. definite lexikalische
Nominalphrasen, etc.) durch eine Basis-Abfolge zu ersetzen, die auf empirischen Fakten beruht, und zwar
dem der Frequenz: "El orden dominante, entendido en términos estadísticos como el más frecuente, no
coincide con el «básico» pero está más próximo a la perspectiva adoptada aquí, pues sí considera los factores
comunicativos/pragmáticos" (Bernárdez 1994, 63). In Bernárdez/Tejada (1995) weisen die Autoren darauf
hin, daß in konkreten Texten mindestens eine der Nominalphrasen transitiver Verben als Pronomen oder Zero
realisert werde. "It is practically only in isolation that we can find this type of clause with overt NPs, and it is
probably in this sense [d.h. letztlich losgelöst von jeder empirischen Fundierung, MH] that 'unmarked' has to
be understood" (Bernárdez/Tejada 1995, 227). Wenn es also Bernárdez/Tejada um einen "basic order",
nämlich den "dominant order" geht, dann deshalb weil er derjenige ist "one really found in discourse" (p.
228). Allerdings führen Bernárdez/Tejada (1995) den Parameter "Text-Typ" als Variable ein, wodurch es
letztlich für eine Sprache text-typ-spezifische "dominant orders" auszumachen: "the dominant order may thus
be different according to the text type a particular text belongs to" (Bernárdez/Tejada 1995, 228). 28
Vgl. Anm. 25. 29
Die Charakterisierung als VO erfolgt unter der Voraussetzung bestimmter traditioneller analytischer
Prämissen, etwa der, die desinentiale Subjektmarkierung unberücksichtigt zu lassen, usw.
Konstituentenabfolgetypen15052015
18
betrachtet werden. Konstituenten-Abfolge-Typen reflektieren Handlungstypen einer
Sprachgemeinschaft; Konstituenten-Abfolge-Typen bzw. Handlungstypen kommen nie
isoliert, sondern immer nur im Rahmen von bzw. innerhalb von Diskursen, und damit
Diskurstypen vor. Handlungstypen konstituieren Kommunikations- bzw. Interaktions-
situationen, bzw. sind durch Kommunikations- und Interaktionsituationen bedingt.
Handlungsträger (Agenten), Handlungsbeteiligte, Handlungs"opfer" (patiens),
Handlungsziele, Handlungsarten werden in den Konstituenten / Argumenten, in den
unterschiedlichen Verbtypen, usw. materialisiert. Die Frage nach der "basicness" eines
bestimmten Konstituenten-Abfolge-Typs (scil. Handlungstyps) ist mit Sicherheit auch eine
Frage der Frequenz dieses Handlungstyps im Rahmen der Diskurse der Sprachgemeinschaft.
In der letzten Konsequenz aber bezieht sich die Problematik der "basicness" von
Konstituenten-Abfolge-Typen auf die relative Gewichtung, die relative Relevanz, die relative
Notwendigkeit von Handlungstypen im Hinblick auf die in einer Sprachgemeinschaft bzw.
Interaktionsgemeinschaft zu bewältigenden kommunikativen und nicht-kommunikativen
Aufgaben30
. Das bedeutet auch, daß "basicness" nicht dichotomisch (scil. "basic" vs. "non-
basic") sondern skalar (scil. mehr oder weniger "basic") konzipiert werden muß, und zwar
unter Bezugnahme auf eine unter dem Aspekt des Gewichts der zu lösenden kom-
munikativen Probleme aufgebaute Hierarchie von Handlungstypen menschlicher
Gemeinschaften31
. So gesehen impliziert die Hypothese von Mallinson/Blake (1981),
denjenigen Konstituenten-Abfolge-Typ als "basic" anzusehen, dessen Argument-Positionen
durch definite lexikalische Nominalphrasen besetzt sind, daß dieser die klassische SVO-
Definition repräsentierende Struktur-Typ die Materialisierung eines (kommunikativen)
Handlungstyps darstellt, welcher die oberste Stelle in der Hierarchie der Handlungstypen
einer Sprachgemeinschaft einnimmt. Es stellt sich dann die Frage, welches die prototypische
kommunikative Leistung einer SVO-Struktur (in obiger Definition) ist, bzw. welche kommu-
nikative Problemlösung durch diese SVO-Struktur geleistet wird. Gleichgültig, welche
Instanz dieses Strukturtyps wir als Beispiel nähmen (z.B. el rey tiene el dinero), ohne
Bezugnahme auf die dieser Instanz vorangegangenen diskursiven Kontexte ist eine
Beantwortung unmöglich. Die der SVO-Struktur vorangegangenen Kontexte liefern die
durch die SVO-Struktur zu lösende kommunikative Aufgabe, etwa (um nur ein einziges
Beispiel zu geben) in Gestalt der Frage ¿quien tiene el dinero? Bekanntlich gibt es, rein
theoretisch, eine Reihe von Möglichkeiten, das durch die Frage ¿quien tiene el dinero?
gestellte kommunikative Problem zu lösen, u.a. durch den Satz el rey tiene el dinero, aber 30
Vgl. ähnlich Bernárdez/Tejada (1995): "Text types are probably organised on the basis of the particular
needs posed by the 'type of problem' they try to solve" (228). 31
Wie in Anm. 30 dargelegt, schlagen Bernárdez/Tejada (1995) vor, den statistisch definierten "dominant
word order" in bezug auf unterschiedliche Text-Typen zu erheben; wenn Sätze Sätze auf einer Mikro-Ebene als
Problemlösungs-Verfahren angesehen werden können, können Text-Typen in entsprechender Weise als in einer
Sprach- bzw. Interaktionsgemeinschaft stabilisierte Makro-Problemlösungs-Verfahren konzipiert werden. Nach
diesem Modell könnte es beispielsweise möglich sein, daß drei Text-Typen TT1, TT2 und TT3 drei unter-
schiedliche "dominant [scil. most frequent, MH] word order" DWO1, DWO2 und DWO3 zugeordnet werden.
Bernárdez/Tejada (1995) haben narrative, deskriptive und argumentative Texte (wenn man das Texttypen
nennen will) im Alt- und Mittel-Englischen hinsichtlich der Frequenz des VS-Abfolge untersucht und dabei etwa
eine durchgehende Abnahme der VS-Abfolge im Mittel- gegenüber dem Alt-Englischen festgestellt. Wenn wir
in diesem Zusammenhang die historische Perspektive einmal unberücksichtigt lassen, stellt sich die Frage, ob wir
es bei einer ungeordneten Aufreihung von text-typ-spezifischen "dominant word orders" einer Kom-
munikationsgemeinschaft bewenden lassen sollen. So wie es zu überlegen gilt, ob nicht Sätze als Realisierungen
von Konstituenten-Abfolge-Typen Problemlösungs-Verfahren sind, die ggf. hinsichtlich ihrer Relevanz für die
Lösung prototypisch anstehender Aufgaben unterschiedlich eingestuft (hierarchisiert) werden könnte, könnte
auch in bezug auf Text-Typen die Frage nach ihrer relativen Relevanz gestellt werden. M.a.W. So gesehen
könnte man, wenn es darum geht, das Konzept eines einzigen "basic word order" zu erhalten, denjenigen
"dominant word order" eines Text-Typs als "basic" auszeichnen, der als der "wichtigste" Text-Typ, was das auch
sein mag, einer Sprach- bzw. Interaktionsgemeinschaft gelten soll.
Konstituentenabfolgetypen15052015
19
eben auch durch Strukturen wie el dinero lo tiene el rey, es el rey quien lo tiene, usw.
schließlich auch lo tiene un desconocido, usw. Woran gemessen, worauf bezogen ist die
durch die prototypische SVO-Struktur geleistete kommunikative Problemlösung von
besonderer Bedeutung oder Relevanz derart, daß diese prototypische Struktur als "basic" oder
zumindest als "more basic" als die von mir oben erwähnte VO-Struktur anzusehen wäre?
Und nicht zuletzt: wenn in Betracht gezogen wird, daß die durch Interogation ¿quien tiene el
dinero? gestellte kommunikative Aufgabe durch eine Reihe von Sätzen mit unterschiedlicher
Konstituenten-Struktur bewältigt werden kann, stellt sich die weitere Frage, - auch
unabhängig davon, daß die verschiedenen Antwortmöglichkeiten partiell unterschiedliche
pragmatische Funktionen haben können - , auf welcher Grundlage gerade die SVO-Lösung
und nicht die OVS-Lösung (scil. el dinero lo tiene el rey) als "basic" angesehen werden
sollte. An dieser Stelle wird eine sinnvolle Anschlußstelle für das Frequenzkriterium
deutlich. Und zwar in zweifacher Weise:
a) Die relative Frequenz eines Konstituenten-Abfolge-Typs, - wenn er denn als
prototypische Manifestationsform einer kommunikativen Problemlösung in einer
Sprachgemeinschaft konzipiert wird - könnte als ein Indikator für die "Bedeutung"
angesehen werden, die dieses Problem und damit seine Lösung (sein Lösungmuster)
im Koordinatensystem der Probleme (und ihrer Lösungen) einer Sprachgemeinschaft
hat. D.h. die Relevanz, die ein bestimmter Konstituenten-Abfolge-Typus als
prototypisches Problemlösungsmuster im (hierarchisch konzipierbaren)
Koordinatensystem der kommunikativen Problemlösungen einnimt, könnte u.a. auch
danach bemessen werden, wie oft von diesem Problemlösungsmuster (scil. Konstit-
uenten-Abfolge-Typ) Gebrauch gemacht wird.
b) Wenn es für eine kommunikative Problemstellung, wie ich sie etwa am Beispiel des
Interrogativsatzes ¿quien tiene el dinero? erläutert habe, mehrere kommunikative
Problemlösungen gibt (scil. el rey tiene el dinero (= x1, el dinero lo tiene el rey (= x2,
etc.) d.h. ggf. auch mehrere Konstituenten-Abfolge-Typen x1, x2, ... xn , die
gleichermaßen zur Lösung des durch den Interrogativsatz gestellten Problems dienen,
könnte eine höhere Frequenz von x1 im Vergleich zu x2, usw. als Indikator dafür
genommen werden, daß es sich generell um die präferierte Problemlösungs-Struktur
in bezug auf diese spezifische Problemstellung handelt. In bezug auf diese spezifische
kommunikative Problemstellung könnte es sinnvoll sein, die präferierte
Konstituenten-Abfolge als "basic" bzw. "unmarkiert", und die Problem-
Lösungsstruktur mit der geringsten Frequenz als "markiert" zu bezeichnen.
Der unter b) dargelegte Vorschlag zur Explikation des Begriff "basic constituent order" mag
in einer ersten Näherung als heuristische Lösung durchgehen. In einer zweiten, präzisiere-
nden Näherung sollte jedoch ein Umstand zumindest nicht unreflektiert bleiben, nämlich der,
daß es wahrscheinlich keine zwei kommunikativen Problemlösungsstrukturen, mithin auch
keine zwei Konstituenten-Abfolge-Typen gibt, die, wenn man den Funktions-Begriff nur
umfassend genug definiert, funktional vollständig identisch sind. D.h. beispielsweise, daß die
Sätze
(1) El rey tiene el dinero
(2) El dinero lo tiene el rey
(3) Es el rey quien tiene el dinero
(4) Lo que tiene el rey, etc.,
wenn sie Antworten auf die Frage ¿Quién tiene el dinero? sind, zwar auf der Ebene der
Konstituentenabfolgetypen15052015
20
semantischen bzw. propositionalen Information als identisch gelten dürften, daß sie aber
hinsichtlich der pragmatischen Funktionen unterschiedlich sind. So wird in (2) durch die
"dislocación a la izquierda" von dinero und der damit korrelierenden Postposition von el rey
positionell eine Fokussierung der Konstituente el rey bewirkt. Eine nicht positionell, sondern
durch die Cleft-Sentence-Konstruktion bewirkte Fokussierung von el rey links vom Verb
tiene liegt in (3) vor. (4) hat cum grano salis wahrscheinlich pragmatische Fokussierungs-
Funktionen, die denen in (2) sehr ähnlich sind. In (1) findet, wenn nur die Position der
Konstituenten in Betracht gezogen wird, keine Fokussierung der Konstituente el rey statt,
welche die "neue", die Hauptinformation des Satzes übermittelt. Hier zeigt sich die Notwen-
digkeit, vor allem wenn es um die Untersuchung gesprochen konstituierter Sprache geht, eine
weitere Analyse-Ebene einzubeziehen, nämlich die der Suprasegmentalia, d.h. Intona-
tion(skontur) und Akzent. In der empirischen Wirklichkeit des gesprochenen Spanisch
kommt der Satz (1) ohne kontrastiven Akzent auf dem Nomen rey nicht vor. Das gilt zwar
auch für Sätze (2) bis (4); der Unterschied zwischen Satz (1) auf der einen und den Sätzen (2)
bis (4) auf der anderen Seite besteht mithin darin, daß es in den Sätzen (2) bis (4) neben der
durch syntaktische Strukturen (dislocación a la izquierda des Objekts und Postposition des
Subjekts32
, Cleft-Sentence-Konstruktion) geleisteten Fokussierung eine Fokussierung durch
Akzent erfolgt, in Satz (1) hingegen lediglich durch Akzent fokussiert wird.
Die angeführten Sätze (1) bis (4) repräsentieren also 4 partiell unterschiedliche Möglichke-
iten, die durch die Frage ¿Quién tiene el dinero? gestellte kommunikative Aufgabe zu
bewältigen, einen Referenten zu benennen, der besagtes Geld hat. In allen vier Sätzen wird
der benannte Referent durch kontrastiven Akzent fokussiert? Um auf die Bedeutung des
Frequenzkriteriums zurückzukommen: wenn es nun darum geht, bezüglich dieser vier Sätze
zu entscheiden, welcher von ihnen "basic" ist, könnte die Frequenz jedes dieser vier Satztyp-
en, - nota bene in bezug auf die hier diskutierte Kommunikationssituation - , ein Indikator für
den Grad seiner "basicness" sein.
Im Voranstehenden habe ich versucht, Möglichkeiten einer differenzierten, frequenzorie-
ntierten Definition von "basicness" zu demonstrieren. Ich habe weiter deutlich gemacht, daß
nicht von einer Opposition "basic" vs. "non-basic" ausgegangen werden darf; vielmehr ist,
wenn man überhaupt das Konzept der "basicness" beibehalten will, eine Skalierung, d.h. sind
Grade der "basicness" zugrundezulegen. Andererseits wird durch eine Konzeption, in der
"basicness" skaliert wird, die Bedeutung des Begriffes "basicness" letztlich ad absurdum
geführt. Deshalb scheint es angemessener bzw. zutreffender, statt von Graden der "basicness"
von präferierten Strukturen zu sprechen, also auch von präferierten Konstituenten-Abfolge-
Typen, usw. Wenn also die statistische Erhebung ergeben sollte, daß unter den oben
angegebenen spezifischen Kommunikationsbedingungen von den Sätzen (1) bis (4), sowie
ggf. weiteren Alternativmöglichkeiten, der Satz (2) (el dinero lo tiene el rey) die höchste
Frequenz aufweist, schlage ich vor, diesen Satz (2) als den präferierten Konstituentabf-
olge-Typ zu bezeichnen. Orientiert man auf diese Weise die Bestimmung präferierter
Konstituenten-Abfolge-Typen an einem set von Kommunikationssituationen, die nicht
einzelsprachlich spezifisch sind, kann man sich auch von der gängigen Vorstellung lösen, es
gehe bei auf Konstituenten-Abfolge bezogenen typologischen Beschreibung der Einzelsprac-
hen darum, diese jeweils durch eine einzige Abfolge-Formel (scil. SVO für Spanisch) zu
charakterisieren. Es bedarf nach allem zuvor Dargelegten keiner Erläuterung mehr, daß die
traditionelle und nach wie vor gängige typologische Charakterisierung von Italienisch,
Französisch, Portugiesisch, Rumänisch, Katalanisch und Spanisch als SVO-Sprachen (vgl.
32
Indem wir von dislocación a la izquierda des Objekts el dinero bzw. lo, sowie von korrelierender
Postposition des Subjekts el rey sprechen, übernehmen wir unter der Hand die Hypothese, daß in diesem Satz-
Typ die "Normal"-Abfolge die Voranstellung des Subjekts el rey, sowie dazu korrelierend die Nachstellung des
Objekts el dinero sei. Es ist aber gerade diese Hypothese, die letztlich in Frage steht.
Konstituentenabfolgetypen15052015
21
Hawkins 1983, 338; Tomlin 1986, 238), unabhängig davon, ob diese Klassifizierung nun
zutrifft oder nicht, ihre eigene Belanglosigkeit allein dadurch vorführt, daß auf diese Weise
fundamentale Unterschiede, wie sie etwa zwischen dem Spanischen und Französischen
existieren, und auf die sich nach meiner Auffassung eine typologische Charakterisierung
beziehen muß, durch die SVO-Formel nicht erfaßt werden.
Zudem reflektiert diese pauschalisierende SVO-Formel die grammatiktheoretische Modell-
Vorstellung, daß SVO im Spanischen letztlich doch so etwas wie die "underlying structure"
sei; d.h. andere Konstituenten-Abfolgen, wie etwa die im obigen Satz (2), nämlich OVS,
werden als abgeleitet, als von der unterstellten SVO-"Normal"-Abfolge "abweichend"
beschrieben. So etwa, wenn in Sätzen wie (2) durch den üblichen Terminus "dislocación a la
izquierda" die Präsupposition transportiert wird, daß die Objektvoranstellung gleichsam eine
Herauslösung des Objekts aus seiner "normalen" Position rechts vom Verb darstelle.
Ich vertrete die Auffassung, daß, auf den Bereich der Konstituenten-Abfolge bezogen, die
typologische Beschreibung auf einem Differenzierungs-Niveau stattfinden muß, welches
Unterschiede wie etwa zwischen dem Spanischen und dem Französischen, womöglich auch
zwischen dem brasilianischen Portugiesisch und dem Kontinental-Portugiesisch deutlich
werden lassen33
.
Dieses Differenzierungs-Niveau soll dadurch erreicht werden, daß ein geordnetes set von
Haupt-Konstituenten-Abfolge-Typen die typologische Beschreibungsgrundlage bildet. Im
Rahmen dieses Modells wird es konsistent sein, die durch (2) repräsentierte prototypische
Konstituenten-Abfolge OVS, in bezug auf die spezifizierte Komunikationssituation dieses
Satzes, sowie im Vergleich zu den anderen Lösungsmöglichkeiten (1), (3) und (4) aufgrund
des Frequenzkriteriums als präferierte und damit unter Umständen als "nicht-markierte" bzw.
"Normal"-Abfolge auszuzeichnen. Das würde auch bedeuten, daß in der für die Sätze (1) bis
(4) hypostasierten Kommunikationssituation die satzinitiale Position des Objektes el dinero
in Satz (2) nicht als "dislocación a la izquierda" beschrieben werden könnte34
. Im Gegenteil:
im Vergleich zu der hochfrequenten Normal-Abfolge OVS von Satz (2) müßte konsequent-
erweise die satzinitiale Position des Subjektes el rey in Satz (1) als die markierte Konstituent-
enabfolge beschrieben werden35
.
Im Zusammenhang mit der vorangegangenen Präzisierung meiner Position zum Problem
einer Definition des Terminus "basic constituent order" darf ein Hinweis auf Hawkins (1983)
nicht fehlen, der als erster einen Vorschlag unterbreitet hat, wie das Frequenzkriterium in
einer nicht-trivialen Weise zur Grundlage typologischer Beschreibungen zu machen sei.
Hawkins schlägt vor, die Entscheidung darüber, ob eine Abfolge als "basic" gelten soll, von
drei Kriterien abhängig zu machen. Grundlegend ist dabei das Konzept der "Doublette"
("doubling"). Als Doublette bezeichne ich im Anschluß an Hawkins (1983) die Relation
zwischen zwei aus identischen Elementen bestehende Struktur, die sich lediglich (ansonsten
"all things being equal") nur hinsichtlich der Position eines der Elemente unterscheidet. Eine
Doublette wird demnach gebildet durch die Struktur una casa grande in Relation zu una
grande casa, oder dinero no tengo vs. no tengo dinero, usw.
Hawkins zufolge geht es darum,
33
Vgl. dazu Anm. 34
Weil, um dies noch einmal zu verdeutlichen, die Kategorisierung der satzinitialen Position als
Linksversetzung (dislocación a la izquierda) nur auf der Basis derjenigen Hypothese zutreffend ist, daß die
"Normal"-Position des Objektes rechts vom Verb ist. Es ist aber gerade diese gemeinhin unhinterfragt
zugrundegelegte Hypothese, daß die Basis-Abfolge des Spanischen SVO sei (mit den oben erläuterten Randbed-
ingungen), und damit die anderen möglichen Positionen von Objekt und Subjekt als "Ableitungen" von dieser
"Normal"-Abfolge zu konzipieren sind, die grundsätzlich in Frage gestellt werden soll. 35
Vgl. dazu den oben in Anm. 33 explizierten Vorschlag von Bernárdez/Tejada (1995), den "dominant word
order" text-typ-spezifisch zu untersuchen. Das könnte zur Konsequenz haben, daß sich in Text-Typ TT1 die
Konstituenten-Abfolge OVS , in Text-Typ TT2 demgegenüber VSO als "dominant/most frequent" herausstellt.
Konstituentenabfolgetypen15052015
22
1. die Frequenz der Doublette in Texten,
2. die Frequenz der Doublette innerhalb der Grammatik
festzustellen. Bei der statistischen Untersuchung der Frequenz in Texten wird diejenige der
beiden die Doublette konstituierenden Strukturen, welche die höhere Frequenz aufweist, als
die Doublette die "normale", nicht-markierte Basis-Abfolge angesehen. Die Frequenz
innerhalb der Grammatik bezieht sich auf die Frequenz von "types". Übersteigt beispielsw-
eise in der spanischen Grammatik die Anzahl der Adjektive ("types"), welche nach dem
Nomen stehen können, die der vor Nomen plazierbaren Adjektive, ist, bezogen auf das
System der Grammatik, die Nachstellung des Adjektivs die "normale" Position.
Als drittes Kriterium führt Hawkins (1983) die "Markiertheit" der Doublette ein. Danach
würde die "unmarkierte" der die Doublette konstituierenden Strukturen als die "normale"
angesehen. "Markiertheit" liegt nach Hawkins z.B. dann vor, wenn mit einer der beiden
möglichen Positionen des Adjektivs (scil. vor oder nach dem Nomen) eine spezifische
grammatische Bedeutung ("special type of grammatical meaning", vgl. Hawkins 1983, 13)
verbunden ist.
Um mit dem letzten der drei erläuterten Kriterien anzufangen: die Entscheidung darüber,
ob im Spanischen die Bedeutung des vorangestellten Adjektivs als "spezifisch" in Relation
zur "un-spezifischen" Bedeutung des nachgestellten Adjektivs anzusehen ist, kann
möglichweise unter Hinweis auf den Unterschied zwischen "Grundbedeutung" des
nachgestellten und "abgeleiteter" Bedeutung des vorangestellten Adjektivs, und damit
unabhängig von den Kriterien "Frequenz in Texten und "Frequenz in der Grammatik",
erfolgen. Die Frage ist jedoch, ob und ggf. in welcher Weise dieses Modell auf die
Konstituenten-Position übertragbar ist, d.h. "Markiertheit" in bezug auf die Konstituentenp-
osition ohne Bezugnahme etwa auf das Frequenzkriterium determiniert werden kann. Da
durch die Voran- oder Nachstellung eines Subjektes dessen syntaktischer Status als Subjekt
nicht tangiert wird, kann ausgeschlossen werden, daß mit der Position des Subjektes "a
special type a grammatical meaning" verbunden ist; es sei denn, man faßt das Konzept des
"grammatical meaning" so weit, - wofür Hawkins (1983) allerdings keine Hinweise liefert -,
daß damit auch pragmatische Faktoren erfaßt würden. Trotz aller Differenzen in der
Forschung darüber, welches die Funktionen sind, die durch die Position der Konstituenten
realisiert werden, herrscht doch zumindest insoweit weitgehend Konsens, daß sie
pragmatischer Natur sind. Eine Lösung könnte darin bestehen, Hawkins' (1983) Definition
von "Markiertheit" als "a special type of pragmatical function" einer bestimmten
Konstituenten-Position umzuformulieren. Aber auch dann bliebe die Notwendigkeit, will
man einer zirkulären Argumentation entgehen, eine unabhängig vom Frequenzkriterium
valide Instanz einzuführen, durch die eine Determination von "spezifischer" und "nicht-
spezifischer" pragmatischer Funktion einer Konstituenten-Position ermöglicht wird. Hawkins
(1983) selbst liefert keinen entsprechenden Lösungsvor-schlag. Ich denke, daß die Antwort
auf diese Frage auf Ebenen zu suchen, die der Einfachheit halber zunächst mit Schlagwörtern
wie "kognitive Motivation" und "Informationslogik" angedeutet werden sollen. Downing
(1995) weist zu Recht (noch einmal darauf hin, daß "users of all human languages share
common cognitive capacities" (1), d.h. u.a. daß alle Sprecher, unabhängig von den
Einzelsprachen, grundsätzlich über identische Textverarbeitungs-Kompetenzen und -
Strategien verfügen dürften. Im Hinblick auf eine möglichst effiziente, ökonomische
Textverarbeitung scheint es sinnvoll, eine "Logik" der Anordnung der Informationseinheiten
zu hypostasieren, die dieser optimalen Textverarbeitung in besonderem Maße dienlich ist.
Auf der Satzebene scheint z.B. das "Given information before new information"-Prinzip (vgl.
z.B. Gundel 1988) eine universale Möglichkeit zu sein, Informationseinheiten so anzuordnen,
Konstituentenabfolgetypen15052015
23
daß eine Verarbeitung stattfinden kann, die den kognitiven Strukturen/Fähigkeiten der
Sprecher am besten entspricht. Wenn es dementsprechend legitim ist, anzunehmen, - ohne an
dieser Stelle ins Detail gehen zu können -, daß grundsätzlich die satzinitiale Konstituente
"gegebene/alte" Information übermittelt, wenn es weiterhin zutrifft, daß etwa im Spanischen
alles in allem Subjekte (signifikativ) häufiger "gegebene/alte" Information übermitteln, wenn
es schließlich zutrifft, daß syntaktische Subjekte (häufiger) in satzinitialer Position und/oder
links vom Verb vorkommen, könnte daraus ein Kriterium für "Un-Markiertheit" bzw.
"Markiertheit" einer Konstituentenabfolge abgeleitet werden: in einer Doublette zweier
Konstituentenabfolge-Typen, die sich nur hinsichtlich der Position einer Konstituente
unterscheiden, gilt diejenige Konstituentenabfolge als "nicht-markiert", welche im
Hinblick auf eine hypostasierte optimale Anordnung der Informationseinheiten den
geringeren Textverarbeitungs-Aufwand impliziert36
.
Einen ebenfalls auf die kognitive Ebene der Textverarbeitung bezogenen Versuch, ein
sprachunabhängiges (Un-)Markiertheits-Kriterium für Konstituenten-Abfolge-Typen zu
etablieren, unternimmt Bernárdez (1994), wenn er feststellt: "El orden de los elementos en el
texto es en gran medida icónico (Bernárdez 1994, 62). Dieses Ikonizitätsprinzip der
Konstituenten-Abfolge besagt, daß die Abfolge der Elemente "está determinado básicamente
por el orden de los sucesos de la realidad o, en el caso de textos descriptivos, por el «orden
real de observación» al que se añade la perspectiva adoptada por el hablante" (Bernárdez
1994, 62). Diesem Prinzip zufolge ist in der Mehrzahl der sprachlichen Äußerungen mit
einem statistisch relativ hohem Maß an Ikonizität zu rechnen, weil auf diese Weise das
Textverstehen /die Textverarbeitung erleichtert wird (vgl. Bernárdez 1994, 63)37
.
Bezüglich des zweiten Kriteriums Hawkins' (1983) zur Bestimmung des "basic word order",
nämlich "Frequenz in der Grammatik", verweise ich auf meine Ausführungen in Meyer-
Hermann (1991, 74-77). Nur soviel sei zusammenfassend hier angemerkt: Ich zweifle an der
Operationalisierbarkeit dieses Kriteriums in bezug auf die Position von Konstituenten. Die
bisherigen Forschungsergebnisse zum Spanischen lassen vermuten, daß bei transitiven
Verben, alles in allem, die Subjektvoranstellung häufiger ist als die -Nachstellung, während
bei einer bestimmten Klasse von intransitiven Verben häufiger die Subjekt-Nachstellung als
die -Voranstellung vorkommen dürfte (vgl. z.B. Morales de Walters 1982). Da außerdem
gilt, daß das Lexikon mehr transitive als intransitive Verben ('types') enthält, stellt sich die
Frage, worin der Explikationswert der Feststellung bestünde, daß es mehr transitive Verben
mit vorangestellten, als intransitive mit nachgestellten Subjekten im Spanischen gibt.
Auch das erste Kriterium, Frequenz in Texten, bzw. genauer gesagt in Doubletten, ist ohne
weitere Präzisierungen nicht unproblematisch. Wesentliche Randbedingung dafür, daß zwei
Strukturen bzw. Konstituenten-Abfolgen eine Doublette bilden können, ist, daß die
Kontextbedingungen für beide Strukturen identisch sind. Ich hatte oben als Kontext die Frage
¿quién tiene el dinero? eingeführt, auf welche in mindestens zwei Weisen geantwortet
werden kann:
(1) el rey tiene el dinero
(2) el dinero lo tiene el rey.
36
Vgl. eine ähnliche Argumentationslinie bei Bernárdez/Tejada (1995): "For reasons of simplicity of
processing (economy;(...)), there is a tendency for the speakers to rely on those strategies which may prove
effective in most (non-marked) situations" (226). 37
Bernárdez (1994), der einen katastrophen-theoretisch basierten Versuch vornimmt, Wort-Folge-Wechsel in
der Geschichte der englischen Sprache zu erklären, macht aber deutlich, daß der "orden de máxima estabilidad
[in Termini der Katastrophen-Theorie, MH] no tiene por qué coincidir exactamente con el orden dominante pues
las condiciones comunicativas pueden ser tales que siempe se produzca un desequilibrio, pero se puede
establecer la hipótesis de que ese orden dominante coincidirá estadísticamente con el de mayor estabilidad ya
que éste corresponde, (...), a un mayor número de posibles situaciones" (Bernárdez 1994, 63).
Konstituentenabfolgetypen15052015
24
Es ergeben sich zwei Probleme:
a) Wie restriktiv muß "Identität" der Kontextbedingungen ("all things being equal")
interpretiert werden?
D.h. aufgrund welcher Kriterien ist zu entscheiden, ob etwa die Frage ¿dónde está el
dinero? als mit ¿quién tiene el dinero? "identischer" Kontext der Sätze (1) und (2)
gelten kann?
Im Grunde kann diese Frage erst beantwortet werden, nachdem ausgehend von den
prototypischen Sätzen (1) und (2) empirisch die für diese Sätze prototypischen
Kontexte festgestellt wurden. D.h. wenn das Ergebnis dieser Analyse darin bestünde,
daß (1) regelmäßig als Antwort auf die Frage ¿quién tiene el dinero?, und (2)
regelmäßig als Antwort auf die Frage ¿dónde está el dinero? verwendet würde, dann
besteht ja die explanative Relevanz gerade darin, daß eine kontextuelle Bedingtheit
der Konstituenten-Abfolge besteht; die weitere Aufgabe wäre, die prototypischen
Merkmal dieser (Kontexte) Fragen zu untersuchen, um daraus ggf. Generalisierungen
bezüglich der Konstituenten-Abfolge-Typen ableiten zu können.
Eine weitere Frage, die in diesem Zusammenhang gestellt werden könnte, ist die, ob
"all things being equal" in der Weise restriktiv konzipiert werden soll/kann, daß
abgesehen von der Topologie tatsächlich von einer auch den Wortlaut betreffenden
Identität der Konstituenten auszugehen ist. Bei der Arbeit mit konstruierten, isolierten
Sätzen mag dies e auch den Hinweis auf Tomlin's (1995) Position, daß ein diskurs-
basierter Ansatz die Gefahr mit sich bringe, daß manchmal nicht entschieden werden
könne, ob die Relation zwischen einer sprachlichen Form und einem Diskurs-Faktor
"is causal or merely correlational" (6). .
Alle Erfahrung mit der empirischen Wirklichkeit von spontansprachlich
konstituierten, mündlichen Texten deutet aber darauf hin, daß Doubletten, die sich
lediglich durch die Topologie der Konstituenten unterscheiden und ansonsten
(einschließlich der lexikalischen Entitäten der Konstituenten) identisch sind, äußerst
selten sein dürften. Von daher wäre es unsinnig, die Randbedingung "all things being
equal" bei Hawkins (1983) auf den Wortlaut der lexikalischen Entitäten der
Konstituenten-Abfolge zu beziehen.
b) Wenn (1) und (2) funktional unterschiedlich sind, handelt es sich dann dennoch um
eine Doublette?
In (1) ist el rey, in (2) el dinero topic des Satzes; in beiden Sätzen ist die Konstituente
el rey fokussiert, und die Funktion des Fokus kann im Anschluß an Hetzron (1982,
136s.) als "exhaustive listing" bezeichnet, d.h. es wird einer von mehreren möglichen
Kandidaten benannt (vgl. auch Wehr 1994, 12). Die Voranstellung der fokussierten
Konstituente el rey könnte im Anschluß an Gundel (1988) als ein Beispiel für das
Prinzip "first things first"38
angesehen werden, während die Endstellung der
fokussierten Konstituente in (2) ein Beleg für die Theorie des "communicative
dynamism" der Prager Schule (vgl. z.B. Firbas 1964) zu sein scheint, wonach "alte"
vor "neue" Information, bzw. die Entität mit dem größten kommunikativen
(Informations-)Gewicht tendentiell ans Ende des Satzes plaziert wird39
.
Im Sinne der Katastrophen-Theorie ist jeder Sprachzustand qua ständigen Wandels
neben Strukturen maximaler Stabilität auch durch mehr oder weniger unstabile
38
Vgl. dazu auch Herring 1990; ähnlich auch das "newsworthiness principle" bei Mithun 1987. 39
Anhand der Sätze (1) und (2) erhellt, wenn es dessen bedarf, die Notwendigkeit, zwischen den beiden
Informationsstruktur-Ebenen Fokus vs. Hintergrund auf der einen, sowie topic vs. Rhema auf der anderen Seite
zu unterscheiden (vgl. dazu Jacobs 199?).
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25
Strukturen gekennzeichnet. Es ist dementsprechend nicht auszuschließen, daß es im
Spanischen Doubletten von Konstituenten-Abfolge-Typen gibt, bei denen zwischen
den beiden Konstituenten-Abfolgen kein funktionaler Unterschied festellbar ist, und
die zudem mit ähnlicher Frequenz Verwendung finden. Derartige Doubletten stellen
Indikatoren für instabile Strukturen dar und sind deshalb für die Untersuchung des
Sprachwandels von besonderem Interesse. Es sind daher sowohl Doubletten der
Konstituenten-Abfolge zu untersuchen, in denen die Unterschiede in der Topologie
der Elemente mit Unterschieden der pragmatischen Funktionen korreliert, als auch
solche, in denen keine eindeutigen Korrelationen zwischen der Position der Elemente
und Funktionen auszumachen sind.
TEIL II : Kategorien der Informationsstruktur
Bei einem Überblick über die multiplen Versuche, informationsstrukturelle Kategorien wie
"alte(gegebene)" vs. "neue" Information, "Vorerwähnung" vs. "Erst-/Neu-Erwähnung" , usw.
stellt die Arbeit von Prince (1981) noch heute einen Markstein dar, wie u.a. auch daran
ersichtlich ist, daß etwa Ashby/Bentivoglio (1993) Prince's Definition von "brand new"-
Information zur Grundlage nehmen: "We consider as new only those full NPs characterized
by Prince (1981) as «brand new». That is, those that are mentioned for the first time in the
discourse and are neither evoked by a frame (Du Bois & Thompson, 1991), nor suggested by
a schema (Chafe 1987)" (p.68).
Da in meinem Vorhaben, die präferierte Argument-Struktur des gesprochenen Spanisch zu
beschreiben, auch die methodologisch-theoretischen Prämissen bisheriger Untersuchungen
zur PAS auf dem Prüfstand stehen, ist auch nötig zu erörtern, ob und inwiefern die von
Prince (1981) übernommene Definition von "brand new" Information eine viable Grundlage
für die Bestimmung der PAS bei Ashby/Bentivoglio (1993) darstellt.
Im Zentrum der Arbeit von Prince (1981) steht die Vorstellung, daß im Unterschied zu der
bis dato gängigen Praxis, - auf die ich noch eingehen werde - , "neue" und "alte/gegebene"
Information nicht dichotomisch konzipiert werden können. Vielmehr postuliert Prince (1981)
eine Hierarchie von Graden der "Neuheit" bzw. "Gegebenheit" der Information, deren eines
Extrem durch die sogenannten "brand new", das andere Extrem durch "textuell" und
"situationell evozierte" Informationen gebildet wird. Prince (1981) lehnt "shared knowledge"
als übergreifendes kognitives Konzept ab und bildet stattdessen die zu differenzierenden
Grade der "neuen" bzw. "gegebenenen" Information als Grade der "assumed familiarity" ab.
Prince (1981) veranschaulicht ihre Taxonomie der "assumed familiarity" in einem ternär
subkategorisierten Baum-Diagramm40
:
Assumed Familiarity
New Inferrable Evoked
Brand-new Unused Inferrable Inferrable Textually Situationally
Noncontaining Containing Evoked Evoked
40
Eine spanische Version dieses Diagramms unter dem Titel "Taxonomía de Familiaridad Supuesta", sowie
eine Erläuterung und Diskussion der Kategorien dieser Taxonomie findet sich in Silva-Corvalán (1984, 1989,
wobei das entsprechende Kapitel in 1989 (vgl. pp. 121-128)im wesentlichen mit Silva-Corvalán 1984 identisch
ist).
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26
Brand-new Brand-new
(Unanchored) (Anchored)
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27
Bevor ich Prince's Taxonomie diskutiere, sollen hier zunächst die wichtigsten Argumenta-
tionsschritte nachgezeichnet werden, die Prince zur Legitimation ihrer Taxonomie voraus-
schickt. Im Mittelpunkt steht dabei die Dikussion von drei unterschiedlichen, den
seinerzeitigen Forschungsstand repräsentierenden "givenness"-Konzepten.
a) die Konzeptualisierung von "givenness" als "predictability/recoverability" faßt Prince
(1981) folgendermaßen zusammen: "Givennessp: The speaker assumes that the hearer CAN
PREDICT OR COULD HAVE PREDICTED that a PARTICULAR LINGUISTIC ITEM
will or would occur in a particular position WITHIN A SENTENCE." (Prince 1981, 226)
Ein typischer Vertreter der givennessp-Konzeption ist Kuno: "An element in a sentence
represents old, predictable information if it is recoverable from the preceding context; if it is
not recoverable, it represents new, unpredictable information" (Kuno 1978, 282-283). Eine
ähnliche Konzeptualisierung von "givenness" findet sich bei Halliday (1967), bzw.
Halliday/Hasan (1976): Neu ist danach eine Information "that the speaker presents ... as not
being recoverable from the preceding discourse" (Halliday 1967, 204), während gegebene
Information beschrieben wird als "expressing what the speaker is presenting as information
that is recoverable from some source or other in the environment - the situation or the
preceding text" (Halliday/Hasan 1976, 326). Ein wesentlicher Unterschied zu Kuno (1978)
liegt allerdings darin, daß bei Halliday (1967) die Intonation eine zusätzliche über "neu" oder
"gegeben" entscheidende Randbedingung darstellt; d.h. beispielsweise, daß in einer Informa-
tionseinheit (scil. Satz) mit unmarkierten Fokus, nichts als "gegebene" Information angenom-
men werden muß (vgl. Halliday 1967, 208). Besonders im Hinblick auf die Tatsache, daß es
bei der Untersuchung von präferierten Konstituenten-Abfolgen präzise um die Projektion von
"neu" und "alt usw. auf Diskurs-Referenten geht, sehe ich die Hauptproblematik dieses
spezifischen givennessp-Konzeptes in der Schwammigkeit, bzw. Nicht-
Operationalisierbarkeit der Begriffe "recoverable" und "predictable information".
b) die Konzeptualisierung von "givenness" als "saliency" wird durch Prince wie folgt
beschrieben: "Givennesss: The speaker assumes that the hearer has or could appropriately
have some particular thing/entity/... in his/her CONSCIOUSNESS at the time of hearing the
utterance" (Prince 1981, 228). Diesem Typ von "alt/neu"-Definition lassen sich etwa Chafe's
(1976) Vorstellungen zuordnen; "gegebene" Information ist bei Chafe "that knowledge which
the speaker assumes to be in the consciousness of the addressee at the time of the utterance",
"neu" ist, "what the speaker assumes he is introducing into the adressee's consciousness by
what he says" (Chafe 1976, 30). Daß die Schwierigkeiten, diese givenness-Definition
anzuwenden, durch den diffusen Begriff "consciousness" bedingt sind, wird deutlich, wenn
wir die beiden folgenden Beispielsätze betrachten (vgl. Prince 1981, 229):
(x) We got some beer out of the trunk. The beer was warm.
(xi) We got some picnic supplies out of the trunk. The beer was warm.
In (x) gilt the beer als gegebene Information, d.h. wird durch den Sprecher als "im Bewußt-
sein des Hörers vorhandene" Entität unterstellt. Im zweiten Fall gilt the beer als neue
Information, d.h. der Sprecher unterstellt, daß er durch die Äußerung von the beer eine
Entität "in das Bewußtsein" des Hörers einführt. Die black box dieser Ausdrucksweise ist
offensichtlich der Begriff "consciousness" (Bewußtsein). Prince (1981) selbst meldet Vor-
behalte an: "much research is required, including psycholinguistic experimentation, to
discover how language users actually go about marking and recognizing linguistic forms as
representing givens and news items" (Prince 1981, 230). Ich bezweifle sowohl die Sinn-
haftigkeit als auch die Notwendigkeit psycholinguistischer Experimente, um beschreiben zu
können, warum der Sprecher der Sätze (x) und (xi) die definite Nominalphrase the beer
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28
verwenden kann, und worin die informationsstrukturellen Unterschiede der beiden Vorkom-
men von the beer bestehen. In (x) signalisiert der Sprecher durch the beer, daß der Referent
von beer das soeben durch some beer in die aktuelle Diskurs-Welt eingeführte Objekt ist; in
(xi) unterstellt der Sprecher ein Weltwissen des Addressaten, - man könnte auch von Kennt-
nissystemen sprechen - , demzufolge Bier als konstitutiver, zumindest als möglicher kon-
stitutiver Bestandteil eines Picknicks gilt. Zu dieser Erklärung bedarf es des bombastischen
Begriffs "Bewußtsein" nicht41
.
c) Konzepte wie "Weltwissen" und "(geteilte) Kenntnis-(Systeme)" stehen im Zentrum von
Prince's dritter Definition von givenness: "Givennessk: The speaker assumes that the hearer
«knows», assumes, or can infer a particular thing (but is not necessarily thinking about it)."
(Prince 1981, 230)
Prince ordnet diesem Definitions-Typ beispielsweise die Beschreibung von "gegebener"
Information in Clark/Haviland (1977) zu: "information [the speaker] believes the listener
already knows an accepts as true"; außerdem ist danach neu die Information, [the speaker]
believes the listener does not yet know" (Clark/Haviland 1977, 4). Für Clark/Haviland spielt
es dabei keine Rolle, ob der Adressat die Information "kennt", weil sie ihm explizit gesagt
wurde, oder ob er sie auf dem Wege einer Inferenz erlangt hat. Dementsprechend würden
Clark/Haviland (1977) die Information der Konstituente the beer in den Sätzen (x) und (xi)
gleichermaßen als "gegeben" einstufen.
Zwar weist Prince (1981) darauf hin, daß die drei givenness-Konzepte nicht "mutually
independent" seien (vgl. Prince 1981, 231), weicht aber der Erkenntnis aus, daß letztlich alle
drei givenness-Konzepte, auch unausgesprochen, nicht ohne die Hypothese auskommen, daß
der Sprecher in jedem der drei Konzepte, insofern er Vermutungen über das anstellt, was der
Adressat (schon) weiß/kennt oder nicht (scil. "the speaker assumes..."), von Vermutungen
über Kenntnisse(systeme) des Adressaten (im Moment der Äußerung) ausgeht. Und in der
Tat: für diese Basis-Hypothese, daß jeder Sprecher in jeder Kommunikation von Annahmen
über die Kenntnissysteme bzw. das Weltwissen usw. des Interaktionspartners ausgehen muß,
benötigen wir keinerlei detailiierte psycholinguistische Experimente. Und damit zwischen
Individuen mit ihren jeweiligen Kenntnissystemen Kommunikation funktionieren kann, ist es
eine unabdingbare, nicht hintergehbare und einfach nicht diskutierbare Voraussetzung, daß
der Sprecher annimmt, daß der Adressat über Kenntnissysteme verfügt, die es diesem
erlauben, seiner Äußerung eine Interpretation zuzuordnen; beabsichtigt der Sprecher, seinem
Adressaten mitzuteilen, er habe gelesen, daß der ermordete Kommandeur der päpstlichen
Schweizergarde ein Stasi-Mitarbeiter gewesen soll, dann kann der Sprecher nur intendieren,
den Satz
41
In seiner lediglich auf die Analyse intransitiver, d.h. in erster Linie Präsentativ-Sätze (vgl. ptg. primeiro tem
o time [scil. engl. team] dos grandes..., Ferrari 1990, 652] bezogenen Untersuchung geht Ferrari (1990) von
Chafe's (1976) Definition von "new information" aus (s.o., p. xx). Allerdings meint Ferrari: "a methodology has
to be defined in order to make this concept accessible to linguistic analysis" (p.651). Ferrari's Vorschlag lautet:
"The fact that a noun phrase is mentioned for the first time indicates that it is newley activated in the hearer's
consciousness"(ibidem). Der Sinn des etwas kryptischen Prädikats "newley activated" erschließt sich erst aus
dem weiteren Text der Untersuchung, in dem Ferrari auch Beispiele für Chafe's (1986) "semi-active concepts"
gibt; nach Chafe (1986) sind dies Konzepte, die im peripheren Bewußtsein eines Interaktanten vorhanden sind,
"a concept of which a person has background awareness, but which is not being directly focused on" (Chafe
1986,9). Hier wird deutlich, daß es Chafe nicht um die Informationsstruktur-Ebene"alte" vs. "neue" Information
geht, sondern um die Fokus vs. Hintergrund-Ebene. Konsequenterweise hätte dann Ferrari (1990) dafür
argumentieren können, daß die VS-Abfolge eine Fokussierungs-Strategie darstellt. Ferrari verfolgt diese
Argumentationslinie allerdings nicht weiter, sondern begnügt sich resümierend mit der originellen Feststellung,
daß die Funktion von "presentative/existential clauses" darin bestehe, "new information into the discourse"
(Ferrari 1990, 654) einzuführen. Zu der relativen Belanglosigkeit des Begriffs "neue Information" vgl. meine
Ausführungen weiter unten p. xxx.
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29
(xii) Hast du schon gehört, daß der ermorderte Kommandeur der päpstlichen
Schweizergarde ein Stasi-Mitarbeiter gewesen sein soll!?
zu äußern, wenn er annimmt, daß es zu den Kenntnissen bzw. Kenntnissystemen des Adres-
saten gehört, den Referenten des Begriffs päpstliche Schweizergarde, den Referenten des
Begriffs Stasi-Mitarbeiter, usw. usw. zu "kennen". Ich denke nicht, daß diese Trivialität
weiterer Erläuterung bedarf. Das bedeutet natürlich auch, daß Sprecher und Adressat, wenn
der Satz (xii) erfolgreich produziert und rezipiert werden soll, zumindest in dem Teilbereich,
um den in (xii) gehen soll, um weitgehend identische Kenntnissysteme verfügen müssen.
Diese Tatsache mag man mit dem Terminus "shared knowledge" (der Interaktionspartner)
belegen, entscheidend ist jedoch nicht der Terminus, sondern die Nicht-Bezweifelbarkeit der
skizzierten Tatsache als solche. Deshalb ist es erstaunlich, wenn Prince (1981) als Resumé
aus der Diskussion der drei givenness-Konzepte kategorisch postuliert: "As a first step, let us
discard the term SHARED KNOWLEDGE once and for all, for it has given rise to great
confusion" (p.232). Prince zufolge impliziert die Annahme, daß Individuen über "shared
knowledge" verfügen, die Vorstellung von einem allwissenden Beobachter und
berücksichtige nicht, was normale Menschen tun, wenn sie miteinander verbal interagieren:
"The view that says that each individual has a belief-set and that, for any two individuals, the
belief-sets may be overlapping, the intersection constituting «shared knowledge», is taking
the position of an omniscient oberserver and is not considering what ordinary, nonclairvoyant
humans do when they interact verbally" (Prince 1981, 232). Ich halte diesen Einwand weder
für einschlägig noch für stichhaltig, wobei es, nota bene, nicht um den Terminus "shared
knowledge" geht. Aus der Tatsache, daß ein Sprecher von Annahmen über Kenntnissysteme
seines Adressaten ausgeht, zu schließen, daß er damit als "allwissender Beobachter" kon-
zipiert werde, ist ein logisch unzulässiger Schluß. Zumal ja gerade die von Prince apostro-
phierte normale verbale Interaktion zwischen "nonclairvoyant humans" empirische Belege
dafür liefert, daß der Sprecher mehr oder weniger partiell unzutreffende Annahmen über die
Kenntnissysteme seines Adressaten zugrundegelegt hat, wie etwa eine mögliche Reaktion auf
Satz (xii) verdeutlichen mag:
(xiii) Wovon redest du überhaupt, was ist denn überhaupt die päpstliche Schweizergarde
und was zum Teufel ist denn ein, wie hieß das noch mal, ein Stasi, richtig?, ein Stasi-Mit-
arbeiter?
Prince schlägt, "for the lack of something better" (Prince 1981, 233), den Terminus "assumed
familiarity" vor. Es ist offenkundig, daß Prince auch durch diese terminologische
Entscheidung nicht darum herum kommt, von "Annahmen" des Sprechers über Annahmen
und Wissensbestände des Adressaten auszugehen; "assumed familiarity" kann immer nur
bedeuten "Vertrautheit" ("familiarity") mit bzw. in bezug auf etwas, d.h. etwa bezüglich der
Äußerung von Satz (xi), daß der Sprecher annimmt, daß das Konzept von päpstliche
Schweizergarde dem Adressaten "vertraut" ist, bzw. ein Bestandteil seiner Wissensbestände
bzw. Kenntnissysteme ist. Unabhängig davon also, ob man den Terminus "shared knowled-
ge" favorisiert oder nicht, die kognitiven Prämissen, die auf diese Weise erfaßt werden
sollen, bleiben von der Wahl des Terminus "assumed familiarity" anstelle von "shared
knowledge" unberührt.
Das wird sofort schlagend deutlich, wenn wir uns den Erklärungen zuwenden, welche Prince
für die einzelnen Kategorien ihrer Taxonomie vorschlägt. Eine Entität, die ein Sprecher zum
ersten Mal in den Diskurs einführt, bezeichnet Prince (1981) als "neu" (vgl. Prince 1981,
235). Gehen wir zur Veranschaulichung von folgender Interaktionssituation aus; mein
Kollege Enrique und ich, wir treffen uns meistens ein Mal in der Woche, um uns über Fragen
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30
auszutauschen, die im Zusammenhang mit unserem gemeinsamen Forschungsprojekt
auftreten. Hier ein Ausschnitt (in vereinfachter Transkription) aus der verbalen Interaktion
während des letzten Treffens (während des Mittagessens in der Mensa):
(xiv) R.: hola Enrique
E.: Hallo Reinhard
R.: Na, wie ist es? Hast du eine Nachricht aus Goiânia?
E.: Ja habe ich, aber ich sage jetzt gar nichts mehr, ich habe dir eine e-mail von Oto
weitergeleitet.
R.: Ja und, machs doch nicht so spannend, was steht denn drin? Ist jetzt doch wieder
Geld da?
E.: Ja, das klingt ganz euphorisch, du weißt ja, FUNAPE hat den Antrag abgelehnt,
aber sie haben, wie es scheint, otras fuentes de financiación gefunden.
R.: Das wäre ja super, ok ich werde mir erst einmal die e-mail ansehen.
Prince (1981) unterscheidet zwei Typen "neuer" Information; im ersten Fall, wenn "the
hearer may have had to CREATE an new entity" (p.235), spricht Prince von "brand-new"42
;
im zweiten Fall, - und hier wird explizit deutlich, was natürlich in entsprechender Weise
auch für den ersten gilt, daß es nicht ohne "Annahmen" des Sprechers über die Wissens-
bestände des Adressaten geht - , "the hearer may be assumed to have a corresponding entity
in his/her own model and simply has to place it in (or copy it into) the discourse-model"
(Prince 1981, 235). Für Prince liegt ein Fall von "brand-new" etwa in Beispiel (xv) vor:
(xv) S.:Ich habe mir ein wunderschönes Abenkleid gekauft (vgl. I bought a beautiful
dress (Prince 1981, 237)).
P.: Welche Farbe?
Vgl. demgegenüber die folgende Sequenz:
(xvi) P.: Ich habe zum Geburtstag ein Kajak geschenkt bekommen.
S.: Was ist denn ein Kajak?
P.: Ein Kajak ist ein Boot, das ...
Zwischen den drei indefiniten Nominalphrasen eine Nachricht (xiv), ein wunderschönes
Abendkleid (xv), sowie ein Kajak (xvi), die nach Prince (1981) alle als "brand-neu" ein-
zustufen wären, bestehen Unterschiede, welche, - dies keineswegs nur am Rande bemerkt -,
nicht erkennbar sind, wenn die Sätze, in denen die genannten drei Nominalphrasen vorkom-
men, ohne Berücksichtigung des weiteren konkreten Diskurs-Kontextes beschrieben werden.
Zur Evaluierung von eine Nachricht aus Goiânia (vgl. xiv) ist nachzutragen, daß die
Interaktanten E. und R. bereits in früheren Diskursen über eine Nachricht, die sie aus Goiânia
erwarten, gesprochen haben. D.h. diese bis zum Zeitpunkt der Äußerung von eine Nachricht
aus Goiânia in (xiv) inexistente Nachricht ist bereits mehrfach Topik der Diskurse
von E. und R. gewesen, und damit im Sinne von Prince (1981) eine Entität, die bereits
Bestandteil der "Diskurs-Welt" von E. und R. ist43
. Wie bereits erwähnt, beschreibt Prince
(1981) die "brand-neu"-Situation in der Weise, daß "the hearer may have had to create a new
entity" (p.235). Durch die Nominalphrase eine Nachricht aus Goiânia in (xiv) wird bei dem
Hörer E. keine neue Entität in die Diskurs-Welt eingeführt. Wenn es sich also nicht um ein
42
Silva-Corvalán 1984 verwendet dafür die spanische Übersetzung "totalmente nueva" (p. 3). 43
Vgl. Prince (1981): "the hearer may be assumed to have a corresponding entity in his/her own model"
(p.235)
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31
Beispiel für "brand-neue" Information handelt, welche Kategorie aus Prince's Taxonomie
trifft dann zu? Wahrscheinlich "unused", die Prince als Subkategorie von "neu" konzipiert: in
Satz (xvii) beispielsweise
(xvii) (a) Noam Chomsky went to Penn
ist Noam Chomsky "unused", wenn er diskurs-initial verwendet wird, weil der Sprecher
unterstellt, daß die entsprechende Entität "in the hearer's model" (Prince 1981, p.232)
vorhanden ist. Doch was besagt diese Kategorisierung eigentlich, daß die NP Noam Chomsky
eine "neue", insbesondere eine noch nicht, also zum ersten Mal in dem betreffendenDiskurs
geäußerte Konstituente ist, anderes als eben genau dies und nicht mehr, daß dies der Fall ist;
andererseits hat Prince zu Recht betont, daß es nicht darum gehen könne, zu untersuchen,
was im einzelnen Individuen über die "belief-states" d.h. Kenntnissysteme anderer
Individuen wissen oder vermuten, es sei denn daß "that knowledge and those hypotheses
affect the forms and understanding of LINGUISTIC productions" (Prince 1981, 233).
Also ist die Frage, die uns im Zusammenhang der Untersuchung von Konstituentenabfolge-
Typen und präferierter Argument-Struktur interessieren muß, die, ob Kategorien wie "brand-
neu", "neu" , "noch nicht benutzt (unused) = zum ersten Mal benutzt" mit der internen
Struktur und Position von Konstituenten korrelieren.
Meine These ist, daß es nicht Kategorisierungen wie "neuer Referent" "noch nicht ver-
wendeter" oder "erstmals verwendeter Referent" , usw. sind, welche mit der internen
Struktur und/oder der Position von Konstituenten im Satz korrelieren. Ich
argumentiere dafür, daß vielmehr das Merkmal [Identifizierbarkeit] eine entscheiden-
de Variable für die interne Struktur und die Position der Konstituenten ist.
Im Rahmen dieser Argumentation ist es auch nötig, den Begriff "der Diskurs" zu reflektieren.
Was ist normalerweise gemeint bzw. impliziert, wenn gesagt wird, daß ein "neuer Referent"
in den Diskurs eingeführt wird? Um noch einmal auf die Interaktion von E. und R. (vgl.
Beispiel xiv) zurückzukommen: der Diskurs, aus dem das Beispiel (xiv) genommen wurde,
umfaßt die Gesamtheit der verbal-kommunikativen Interaktionen, deren Anfang durch die
Begrüßung und deren Ende durch die Verabschiedung von E. und R. markiert wird? Wenn
aber, wie ich beschrieben habe, zwischen E. und R. eine Reihe von raum-zeitlichen
voneinander abgetrennten Diskursen stattgefunden haben, durch die das konstituiert wurde,
was ich als die geteilte Diskurs-Welt von E. und R. bezeichnen will, und wenn, wie ich
gezeigt habe, durch die NP eine Nachricht aus Goiânia auf etwas referiert wird, was bereits
in früheren Diskursen der geteilten Diskurs-Welt von E. und R. Thema gewesen ist, dann ist
ganz offenkundig die Tatsache der "Erst-Erwähnung" dieser NP in dem spezifischen Diskurs,
aus dem (xiv) stammt, völlig belanglos für die Form und die Position dieser Konstituente.
Die Beschränkung auf die Betrachtung des spezifischen Diskurses, aus dem (xiv) stammt,
greift zu kurz, indem sie die Entitäten, welche die geteilte Diskurs-Welt von E. und R.
unberücksichtigt läßt. M.a.W. die Frage der "Neuheit" bzw. "Erst-Erwähnung" darf nicht in
bezug auf den spezifischen Einzel-Diskurs, sondern muß in bezug grundsätzlich auf die
(gesamte) geteilte Diskurs-Welt von Interaktionspartnern gestellt werden. Im übrigen partizi-
pieren die Interaktanten E. und R. natürlich nicht nur an der geteilten Diskurs-Welter, sondern
konstituieren Diskurs-Welten mit anderen Interaktanten, so etwa mit dem Fernsehen, so daß
E. an einer geteilten Diskurs-Weltetv und R. an einer geteilten Diskurs-Weltrtv teilhaben. Und
sowohl R. als auch E. unterstellen einander wechselseitig (bis zu einem gewissen Grade)
Teilhabe an diesen Diskurs-Weltenetv,-rtv, was u.a. sich darin manifestieren kann, daß R.
einen spezifischen Diskurs seiner mit E. geteilten Diskurs-Welt damit beginnt, daß er E.
fragt:
(xviii) (a) R.: Na, Enrique, wie fandst du denn den neuen Schwarzenegger?
(b) E.: Na ja, Terminator zwei fand ich besser.
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32
Hätte E. statt (xviii) (b) mit (xviii) (c) geantwortet:
(xviii) (c) E.: Kannst du mir mal sagen, Reinhard, worüber du eigentlich sprichst.
wäre zum einen interaktiv dokumentiert, daß R. unzutreffende Vermutungen hinsichtlich der
nicht mit ihm geteilten Diskurs-Welten seines Kollegen E. hat, zum anderen könnte eine
Situation entstehen, in der in einem plausiblen Sinne der Beschreibung von Prince (1981) für
"brand-new" der Hörer "had to CREATE a new entity" (Prince 1981, 235):
(xviii) (d) R.: entschuldige, Enrique, ich dachte du kennst diesen österreichischen Body-
Builder, der in Hollywood...
Nur für Fälle wie in (xviii) (d), wie auch in (xvi) (Was ist denn ein Kajak?) halte ich die
Anwendung des Begriffs "brand-new" für angebracht; bemerkenswert dabei ist, daß diese
Situation nur entsteht, wenn der Sprecher hinsichtlich der Kenntnissysteme seines Adressaten
irrt, d.h. "brand-new" in den Beispielen (xvi) und (xviii) ist eine Hörer- bzw. Adressaten-
Kategorie, und zwar insofern als ein Konzept von Kajak nicht Bestandteil der Kenntnis-
systeme des Adressaten ist. Verallgemeinernd ist daraus zu schließen, daß die konkrete
Analyse der einzelnen Nominalphrasen unter dem Gesichtswinkel ihres informationsstruktu-
rellen Status ("neu/nicht-neu" (wenn überhaupt), "ersterwähnt/vorerwähnt", "(nicht-)identifi-
zierbar", usw.) nicht darauf gerichtet sein kann, vermutete Intentionen des Sprechers
bezüglich des Informationsstruktur-Status der Nominalphrasen zu beschreiben. Letztlich hat
in der Interaktion eine Nominalphrase hinsichtlich des Informationsgehalts nicht den Status,
den der Sprecher aufgrund seiner Vermutungen intendiert, daß sie ihn haben möge, sondern
den Status, welchen der Adressat/Hörer dieser Nominalphrase zuschreibt. Deshalb ist es zwar
unter Umständen zutreffend, die Verwendung der Nominalphrase Noam Chomsky (und nicht
etwa beispielsweis a man named Noam Chomsky) in (xvii)(a) am Anfang eines Diskurses als
Grammatikalisierung bzw. konventionellen Marker für die Referenz auf einen Referenten zu
beschreiben, den der Sprecher als zum Weltwissen des Adressaten gehörig vermutet; aber
daß diese Konstituente im Diskurs bisher noch "unused" war, wird durch keine sprachliche
Form markiert; insofern wird ein weiteres Mal deutlich, daß Prince's Kategorie "unused"
belanglos ist, und zwar nicht nur für die Untersuchung der Konstituenten-Struktur und -
Abfolge.
Bei der Beschreibung der Informationsstruktur dieses Satzes (xvii) (a) innerhalb eines
Diskurses, d.h. innerhalb konkreter Interaktionen ist darüberhinaus aber entscheidend, wie
der Adressat/Hörer den Informationsstatus der NP Noam Chomsky interpretiert. Wenn
jemand, was gegen Ende dieses Jahrtausends zunehmend der Fall sein dürfte, auf den Satz
(xvii) (a) mit der Frage reagiert:
(xvii) (b) Who is Noam Chomsky?
dann wäre die NP Noam Chomsky in (xvii) (a) als nicht-identifizierte bzw. nicht-identizier-
bare Entität zu zählen.
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33
Ich fasse zusammen:
im Unterschied zu Ashby/Bentivoglio (1993), die in ihren statistischen Erhebungen die
Argument-Rollen S, A, X und O (vgl. oben Kaiptel xx) in Anlehnung an Prince (1981)
dichotomisch als "brand-new" oder "non-new" einstufen, halte ich diese Kategorien für
inadäquat, wenn es darum geht, die sprachliche Form (etwa die Verwendung des indefiniten
oder definiten Artikels, usw.) der Konstituenten und/oder ihre Position innerhalb des Satzes
zu erklären. Die sogenannten Ersterwähnungen im Rahmen eines willkürlich aus den (mehr
oder weniger) geteilten Diskurs-Welten der Interaktanten herausgegriffenen Diskurses sind
im Hinblick auf diese Diskurs-Welten meistens tatsächlich Wiedererwähnungen. Es stellt
unter diesem Aspekt eine belanglose Festellung dar, daß gewissermaßen automatisch jede am
Anfang eines (für die Analyse aus den Diskurs-Welten herausgeschnittenen) Diskurses
auftretende Konstituente als "neu" bzw. "Erst-Erwähnung" eingestuft wird. In meinem
Modell ist die entscheidende Kategorie, d.h. die Kategorie die mit bestimmten Strukturen der
Konstituenten und/oder ihrer Abfolge korreliert, die Kategorie der Identifizierbarkeit bzw.
Nicht-Identifizierbarkeit44
.
Eine Definition, mit der ich in wesentlichen Elementen übereinstimme, hat Payne (1992)
vorgeschlagen: "Information is identifiable [Hervorhebung Payne, MH] if the speaker
assumes that the hearer will be able to pick out and establish reference for it, based on
information already available within th universe of discourse" (Payne 1992, 142).
In zwei Punkten divergiere ich allerdings von diesem Definitionsvorschlag: erstens halte ich
im Hinblick auf das Definiendum "identifizierbar" den Terminus "Information" für bias-
verdächtig; "identifizierbar" sind nicht in einem zu allgemeinen Sinne "Informationen"
sondern Referenten. Zweitens vertrete ich die Auffassung, daß "identifizierbar" als Hörer/-
Leser/Adressaten-Kategorie konzipiert werden muß. D.h. ein Referent ist nicht deshalb, wie
Payne (1992) sagt, identifizierbar, weil der Sprecher annimmt, daß der Hörer in der Lage ist,
einen Referenten auszumachen; ein Referent ist in der Realität der konkreten verbalen
Interaktion nur dann "identifizierbar", wenn der Hörer/Adressat tatsächlich eine Identifikation
vorgenommen hat, bzw. wenn die Interaktion keine Indizien dafür liefert, daß er diese
Identifkikation nicht vorgenommen hat45
Aus dem Text allein ist nicht ersichtlich, ob S2
weiß, was Cativation ist, d.h. ob er einen Referenten "identifiziert" hat oder nicht.
Entscheidend sind also nicht Vermutungen des Sprechers, noch auch des Linguisten darüber,
ob ein Hörer "tatsächlich" eine Identifikation vorgenommen hat oder nicht, sondern einzig
und allein, wie in der Interaktion damit umgegangen wird. Unter Berücksichtigung dieser
Kritikpunkte an Payne's (1992) Definition schlage ich folgende Definition von
"identifizierbar" vor:
44
Vgl. dazu auch Wehr 1994: "Was den Informationswert eines Konzeptes angeht, so kann man unter-
scheiden zwischen "neu vs. nicht-neu" (bezogen auf seine Erwähnung im Diskurs) und "gegeben vs. nicht-
gegeben" (bezogen auf seine Identifizierbarkeit für den Hörer [Hervorhebung MH], cf. Wehr 1984:7ff. Das
Element in der "LD"-Konstruktion ["left-detachment"-Konstruktion, MH] kann neu im Diskurs sein, wenn es das
Merkmal [+gegeben] hat, d.h. wenn es identifizierbar ist aufgrund der Situation oder aufgrund seines
Vorhandenseins im "permanenten Register" des Gesprächspartners, das durch Konzepte konstituiert wird, die zu
seinem Wissen von der Welt und von seinerem engeren Lebensbereich gehören" (Wehr 1994, 9). D.h. daß die
Identifizierbarkeit die Voraussetzung dafür darstellt, daß eine LD-Konstruktion das Merkmal [+neu] haben
kann. 45
Es gibt ja bekanntlich nicht selten Situationen, in denen der Hörer (z.B. mangels entsprechenden
Weltwissens) nicht in der Lage ist, den Referenten einer NP zu identifizieren, aber dies seinem
Interaktionspartner nicht zugeben will, d.h. sich so verhält, als habe er eine Identifizierung vorgenommen, z.B:
S1: Wovon handelt eigentlich die Dissertation deines Sohnes?
S2: Von Cativation.
S1: Ah ja, und wieweit ist er damit.
S2: Er will bis zum Ende des Jahres damit fertig sein.
Konstituentenabfolgetypen15052015
34
Identifizierbar ist der zählbare Referent einer Nominalphrase x, wenn der Adressat/-
Hörer in der Lage ist, Merkmale/Attribute/Charakteristika anzugeben, durch welche
der Referent von allen anderen möglichen Referenten des lexikalischen Teils der
Nominalphrase x unterschieden werden kann.
Vgl. zur Erläuterung die beiden folgenden Beispiele:
(xx) Hubo un elefante en mi jardín.
(xxi) Hubo (estuvo) otra vez el elefante en mi jardín que habíamos visto por primera vez
hace pocos días.
In (xx) hat un elefante das Merkmal "nicht-identifizierbar", weil der Hörer nicht in der Lage
ist, einen "Referenten" zu etablieren, d.h. Merkmale etc. anzugeben. durch welche sich dieser
Elephant von allen anderen Elephanten, die meinen Garten ebenfalls besuchen könnten, zu
unterscheiden. In (xxi) hat el elefante das Merkmal "identifizierbar", und zwar nicht, weil wir
als Leser/Hörer nunmehr wüßten, ob es sich um einen afrikanischen oder indischen
Elephanten handelt usw., sondern aufgrund des referenz-konstitutiven Merkmals "der, über
den ich das letzte Mal gesprochen habe" , d.h. weil es sich (allem Anschein nach) um eben
den Elephanten handelte, über den bereits gesprochen wurde46
. Dabei ist es unerheblich, ob
(xxi) diskurs-initial vorkommt, oder in dem aktuellen Diskurs zum ersten Mal erwähnt wird;
entscheidend ist, ob der Elephant zum Zeitpunkt der Äußerung von (xxi) bereits in der
geteilten Diskurs-Welt der Interaktanten von (xxi) vorhanden ist oder nicht47
. Demenstpre-
chend definiere ich als "nicht-identifizierbar":
Nicht-identifizierbar ist der zählbare Referent einer Nominalphrase x, wenn der
Adressat/Hörer nicht in der Lage ist, Merkmale/Attribute/Charakteristika anzugeben,
durch welche der Referent von allen anderen möglichen Referenten des lexikalischen
Teils der Nominalphrase x unterschieden werden kann.
Ashby/Bentivoglio (1993) haben die Distribution des Faktors "brand-neu" im Sinne von
Prince (1981) auf die syntaktischen Rollen A, S, X und O untersucht. Zwar ist zu erwarten,
daß in den meisten Fällen die (nicht-relevante) Kategorisierung "brand-neu" mit der Katego-
risierung als "nicht-identifizierbar" koinzidiert; aber grundsätzlich ist zunächst davon auszu-
gehen, daß die Korrelation der genannten syntaktischen Rollen ausschließlich mit dem Faktor
"identifizierbar", wie ich sie in meiner Untersuchung vorhabe, einen einfachen Vergleich
meiner Ergebnisse mit denen von Ashby/Bentivoglio (1993) ausschließt.
Die übrigen Kategorien von Prince's Taxonomie der "Assumed Familiarity", nämlich die
unter "inferrable", sowie unter "evoked" subsumierten Informationswerte brauchen hier nicht
weiter im Detail erörtert zu werden. Durch diese Kategorien werden zwar unterschiedliche
Akzessibilitäts-Modi beschrieben; diese Akzessiblitäts-Modi kovariieren allerdings nicht mit
bestimmten sprachlichen Strukturen, sei es hinsichtlich der Verwendung von (in)definiten
Artikeln, sei es hinsichtlich der Position der Konstituenten, oder sei es schließlich hinsicht-
lich der im Spanischen wichtigen Problematik der Linksversetzungen ("topicalización" und
"dislocación a la izquierda") mit oder ohne koreferentielles Pronomen. Alles in allem fallen
sie dementsprechend gleichermaßen unter das Merkmal "identifizierbar"48
.
46
Du Bois (1987) definiert "a mention [scil. "a reference item complex", Du Bois 1987, 813] as GIVEN if it
referred to an entity mentioned previously (...); or if the referent was notably present in the context of situation,
as in the case of the speaker and addressee" (p.816). 47
Vgl. dazu auch Meyer-Hermann (1990): "Los sujetos mencionados por primera vez en un discurso donde
el referente es identificable, no transmiten información nueva, puesto que no están introducidos por primera vez
en el sistema de conocimiento de los interlocutores" (78). 48
Du Bois 1987 unterscheidet im Prinzip zwischen "given" (vgl. Anm. 6), "new" [scil. "a referent that had
not been mentioned previously (and was not the speaker, addressee, or a frame dependent" (p.816)] und
"accessible": "if it was part of a previously evoked, entity-based frame" (p.816). In den statistischen Erhebungen
Konstituentenabfolgetypen15052015
35
Die Merkmale [spezifisch], [generalisierend] und [generisch]
a) [spezifisch]
In einer bemerkenswerten Untersuchung zu der Frage, ob das Vorhandensein eines korefe-
rentiellen klitischen Pronomens als Kriterium für die gängige Unterscheidung zwischen
"topicalización" und "dislocación a la izquierda" dienen kann (vgl. Rivero 1980, Vallduví
1988)49
, hat Fernández Soriano (1989) gezeigt, "que la presencia del clítico en las oraciones
con dislocación obedece a factores más generales que tienen que ver con la naturaleza del
constituyente en TEM [scil. "tematizado", MH] y no con el tipo de estructura" (p. 598).
Fernández Soriano (1989) diskutiert die These von Suñer (1987), wonach "los clíticos
acusativos están intrínsecamente marcados como «específicos», en el sentido de que la
referencia de un SN [scil. sintagma nominal, MH] específico puede ser identificada [Her-
vorhebung MH] con un X concreto en contexto lingüístico" (Fernández Soriano 1989, 603).
Fernández Soriano (1989 kann zeigen, daß das Merkmal "spezifisch" auch für "Dative" gilt,
weil ein Satz, in dem das indirekte Objekt indefinit ist, nicht mit klitischem Pronomen stehen
kann:
(xxii) * Creo que sólo les duele la cabeza a personas inteligentes (Fernández Soriano 1989,
603).
M.a.W. "dislocación a la izquierda" kommt im Spanischen ohne koreferentielles Pronomen
vor, wenn das Nominalsyntagma das Merkmal [-spezifisch] hat. Die Nicht-Verwechsel-
barkeit des Merkmals [spezifisch] etwa mit dem Merkmal "Definitheit" erhellt daraus, daß
Vallduví (1988) die explanatorische Inadäquatheit des Kriteriums "Definitheit" für die "Left-
Dislocation" und "Topicalization"-Distribution gezeigt hat (vgl. Vallduví 1988, 396)50
. Auch
indefinite Nominalphrasen können nämlich, sagt Vallduví, in einer "Left-Dislocation"-
Konfiguration, d.h. mit koreferentiellem Pronomen vorkommen. Vallduví's (1988) Beispiele:
(xxiii) Una entrevista informal la soportaría mejor
(xxiv) Algunas personas no las puedo ni ver.
Ein Beispiel aus meinem Material (hier: Interview mit Luís de Vilallonga, Antena tres,
Radio, 1983):
(xxv) A un rey nunca se le conoce de verdad.
In Vallduví's Versuch, den Unterschied zwischen prototypischer "topicalización" und
prototypischer "dislocación a la izquierda" zu erklären, spielt das Merkmal [spezifisch] keine
Rolle. Für Vallduví ist stattdessen "Fokus" der maßgebliche Faktor. Danach ist das vor-
angestellte Objekt der Topikalisierungs-Abfolge fokussiert, die vorangestellte Nominalphrase
der "dislocación a la izquierda" nicht-fokussiert. Auf den Faktor "Fokus" gehe ich ausführ-
licher weiter unten ein (vgl. dazu Kapitel xxxxx). Nur soviel sei schon an dieser Stelle
angemerkt; zentrales Definiens der "focal construction" bei Vallduví (1988) ist die Betonung
("tonically stressed element", p.393), der "non-focal-construction", daß das linksversetzte
Element "not the tonically stressed constituent" (ibidem) ist. Tatsächlich, d.h. konkret zieht
legt Du Bois (1987) allerdings doch nur die Unterscheidung "new" vs. "non-new" zugrunde, "since accessible
mentions seem to pattern most like given mentions" (p.816). So auch Wehr 1994: "Auch Konzepte, deren
Existenz aus dem Vortext "ableitbar" ("inferrable" nach Prince 1981) ist, sind für das Gegenüber identifizierbar
und damit [+gegeben]" (p.10). 49
Vgl. etwa die Sätze Dinero no tengo ("topicalización) vs. La cartera no la encuentro ("dislocación a la
izquierda"). 50
Vgl. demgegenüber jedoch Mendieta/Molina (1992?), die in der Dichotomie "determinación" vs.
"indeterminación" das entscheidende Kriterium für die Sequenzen OPV (Objekt-koref. Pronomen-Verb) bei
indirekten Objekten, sowie OV bei direkten Objekten zu sehen scheinen (vgl. p. 472).
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36
Vallduví (1988) allerdings in seiner Analyse isolierter Sätze die Betonung nicht wirklich in
Betracht. Ich werde im übrigen zu zeigen versuchen, daß sowohl "topikalisierte" als linksver-
setzte Objekte der sogen. dislocación a la izquierda Fokus des respektiven Satzes sein
können.
Bleibt abschließend noch die Frage: In welchem Verhältnis steht das Merkmal "spezifisch"
zu dem Merkmal "identifizierbar"? Was schon aus dem obigen Zitat ["identificada" hervor-
gehoben] ableitbar ist, wird von Fernández Soriano (1989) in einer Anmerkung explizit
verdeutlicht: "La especifidad parece definirse, por tanto, en términos de identificabilidad" (p.
603, Anm. 2). Für meine Untersuchung setze ich das Merkmal "spezifisch" dem
Merkmal "identifizierbar" (in meiner oben gegebenen Definition) gleich.
b) [generalisierend / partikularisierend], [generisch]
Ein weiteres bei Ashby/Bentivoglio (1993) untersuchtes Merkmal der Konstituenten, ist die
sogen. "generalizability" (vgl. Ashby/Bentivoglio 1993, 68f.); im Anschluß an Du Bois/-
Thompson (1991) werden "generalized NPs" nach Ashby/Bentivoglio (1993) dazu verwendet
"to refer to a class whose members are considered to be interchangeable or any instance of a
substance interchangeable with any other instance (...) Particularizing NPs are used to refer to
entities or a set of entities which are not considered to be interchangeable" (zitiert nach
Ashby/Bentivoglio 1993, 68). Beispielsweise, sagen Ashby/Bentivoglio (1993) ist "les
Parisiens (...) generalizing becaus it clearly refers to «a class whose members are ...
interchangeable.» On the other hand, Paris (...) is particularizing because it has a unique
referent." (p.67) Die Dimension dieser Unterscheidung bleibt trotz dieser Erklärung ebenso
wie ihre Operationalisierbarbeit etwas unklar51
. So wäre etwa zu fragen, inwieweit die
Unterscheidung zwischen "generalisierend" und "partikularisierend" auf die Unterscheidung
wie die zwischen (nicht-)zählbaren Nomina, "mass-nouns", Unikaten, usw. abbildbar ist. Im
übrigen liefern Ashby/Bentivoglio keinerlei etwa auf Beispiele bezogene Plausibilität für die
Hypothese, eine Kovariation von "Generalisierbarkeit/Partikularisierung" mit Argument-
Typen anzunehmen. Ashby/Bentivoglio (1993) haben keine signifikante Distribution des
Faktors "Generalisierbarkeit" in bezug auf die Argument-Rollen S und O feststellen können,
weisen aber darauf hin, daß dies auch ein Resultat unzureichender Daten sein könne (vgl.
Ashby/Bentivoglio 1993, 71 f.)52
. In meiner Erhebung wird der Faktor "Generalisierung/-
Partikularisierung" in der bei Ashby/Bentivoglio (1993) zugrundegelegten Definition nicht
berücksichtigt.
In diesem Zusammenhang kann ein Faktor nicht unerwähnt bleiben, den Garrapiz Encontra
(1995) als "significado genérico" (p.76) bezeichnet. Garrapiz Encontra deutet die Möglich-
keit an, daß dieser Faktor einen Einfluß auf die Struktur vorangestellter direkter Objekte im
Spanischen zu haben scheint. D.h. es ist sicher kein reiner Zufall, daß in den "klassischen"
Beispielen für "topicalización", etwa dinero no tengo, d.h. die Linksversetzung des Objektes
ohne koreferentielles Pronomen, die Nominalphrase eine "generische" Bedeutung hat? Auf
diesen Zusammenhang hat bereits Contreras (1978) anhand von Beispielen wie
(xxiii) Trigo no (lo) hay en este país
(xxiv) Dictadores (los) hay muchos en esta pobre América
hingewiesen. Ein weiteres dieser Hypothese entsprechendes Beispiel aus meinem eigenen
51
Vor allem die Bedingung der Nicht-"interchangeability" bleibt in der Erläuterung der "particularizing
NPs", die dazu verwendet werden "to refer to entities or a set of entities" (vgl. Ashby/Bentivoglio 1993) eher
opak. 52
Mutatis mutandis gilt diese Einschränkung natürlich auch, wenn sie denn schon gemacht wird, für die
Korrelationen, welche Ashby/Bentivoglio (1993) als signifikativ herausstellen.
Konstituentenabfolgetypen15052015
37
corpus wäre:
(xxv) Reyes he conocido dos o tres (entrevista con Vilallonga, emisón "Usted pregunta",
Antena 3 Radio, 1983).
In meiner Untersuchung von Konstituenten-Abfolge-Typen werde ich bei OVS-Strukturen,
d.h. bei linksversetzten Objekten sowohl erfassen, ob sie mit (oder ohne) koreferentielles
Pronomen vorkommen, als auch das Merkmal [generisch] des linksversetzten Objektes
als Variable berücksichtigen.
Fokus ungleich Topik
Wie ich bereits in dem Abschnitt über das Merkmal [spezifisch] dargelegt habe, zeichnet sich
etwa die Untersuchung von Vallduví (1988) u.a. dadurch aus, daß er versucht, die
Unterscheidung zwischen "Topicalización" und "dislocación a la izquierda" unter
Heranziehung des Merkmals "Fokus" zu erklären. Fokussierung des linksversetzten Objekts
wird danach durchgängig durch die Topikalisierungs-Struktur (ohne koreferentielles
Pronomen), nicht-fokussierte linksversetzte Objekte sind durchgängig "dislocaciones a la
izquierda" (mit koreferentiellem Pronomen). Als weiteres Unterscheidungsmerkmal führt
Vallduví an, daß das linksversetzte Element der "focal construction" den "focus of new
information" trägt, während in der "non-focal construction" das linksversetzte Element "in a
poset relation with another element already evoked in the discourse model" (Vallducí 1988,
393) steht. Hier wird deutlich, daß der Terminus "new information" nicht in dem oben
diskutierten Sinne (vgl. Kapitel xxx) verstanden werden kann. Selbstverständlich gibt es
Kontexte, in denen sich das fokussierte Element dinero der Topikalisierungs-Struktur dinero
no tengo auf bereits vorerwähntes dinero beziehen kann, d.h. weder eine Einführung eines
"neuen" Referenten in den Diskurs, noch auch dessen "consciousness" (was auch immer das
sein mag) impliziert. Vallduví's Konzept von "new information" kann sich daher
sinnvollerweise nur auf die relative Wichtigkeit, Relevanz und Bedeutsamkeit, welche die
übermittelte Information für den Adressaten hat, beziehen. Insofern argumentiert Vallduví
(1988), wenn er von "new information" spricht, auf der Ebene der Informationsstruktur, die
gemeinhin durch die Dichotomie "Fokus/Hintergrund" gekennzeichnet wird (vgl. Jacobs
1992, 1992a).
In diesem Abschnitt werde ich im wesentlichen die folgenden Punkte behandeln:
a) im Anschluß an meine oben ausführlich dargelegte Auffassung, daß es - abgesehen
von den extrem seltenen, auf der metasprachlichen Ebene interaktiv vollzogenen
Beispielen vom Typ Was ist ein Kajak (vgl. dazu oben, p.xxx) - nicht um mehr oder
weniger "neue" oder "alte" Referenten, sondern um deren (Nicht-)Identifizierbarkeit
geht, wird zu überlegen sein, ob und inwiefern Vallduví's (1988) Vorstellung, "neue"
(und damit implizit auch "alte") Information der Fokus-Ebene zuzuordnen, in
systematischer Weise mit Kategorien und Konzepten der Fokus-Hintergrund-
Unterscheidung in Einklang gebracht werden kann.
b) dazu wird es jedoch nötig sein, sich zunächst mit der in Lambrecht (1994), einer der
maßgeblichen Publikationen zum Thema "Informationsstruktur" aus jüngster Zeit,
vertretenen Auffassung auseinanderzusetzen, derzufolge, vereinfacht gesprochen, ein
Topik kein Fokus sein könne.
c) Diese Erörterung stellt die Voraussetzung dar für die Diskussion einiger Fokus-
Definitions-Versuche, an deren Ende die Festlegung auf einen Fokus-Begriff stehen
wird, der - besonders auch unter Berücksichtigung der Spezifika des zu
Konstituentenabfolgetypen15052015
38
untersuchenden corpus53
- dazu geeignet ist die mögliche Kovariabilität von Fokus
und Konstituenten-Abfolge systematisch zu erfassen.
Zu "topic" und "focus" bei Lambrecht (1994)
Lambrecht (1994) beschreibt "topic" als die Kategorie, welche mit der pragmatischen
Relation der "aboutness" zwischen Diskurs-Referenten und Propositionen in gegebenen
Diskurs-Kontexten zu tun hat; "focus" ist demgenüber für Lambrecht das Element in der
pragmatisch strukturierten Proposition, durch das die Aussage von der Präsupposition
differiert und welche die Aussage eines Satzes informativ macht54
. Lambrecht konzipiert
"topic" und "focus" als alternative Kategorien, d.h. als Kategorien, die auf ein und derselben
Analyse-Ebene situiert sind: "In the framework adopted here, sentence-initial elements may
either be topics or foci" (Lambrecht 1994, 117).
Angesichts der ja nicht erst seit Jacobs (1992) postulierten klaren Unterscheidung der beiden
Ebenen von topic/comment einerseits und Fokus/Hintergrund andererseits (vgl. etwa Jacobs
1992) stellt sich die Frage, welches Argument Lambrecht für diese abweichende, und deshalb
noch lange nicht vernachlässigbare Position vorbringt.
Die zentrale Problematik jeder Topik-Definition ist das Konzept der "aboutness". Was
bedeutet es, daß eine Proposition "über" ("about") einen Topik ist? Lambrecht schließ sich
Strawson's (1964) bekanntem "principle of relevance" an. Strawson versucht die Frage der
"aboutness" dadurch zu beantworten, daß er sagt, es gehe in der Kommunikation darum, "to
give or to add information about what is a matter of standing interest or concern" (Strawson
1964, 97). Wenn Topic "as a matter of standing interest or concern" konzipiert wird, dann
kann eine Aussage über einen Topic nur dann als "informativ" gelten, wenn diese Aussage
Information enthält "which is RELEVANT with respect to this topic" (Lambrecht 1994,
119). Letztlich wird damit die Frage nach dem topic eines Satzes auf dem Weg über die
Bestimmung der "aboutness" auf die Frage nach Kriterien für die Bestimmung dessen
verschoben, was denn "Gegenstand des gegenwärtigen Interesses" eines Satzes ist.
Lambrecht (1994) exemplifiziert die Problematik anhand des Satzes
(xxxi) The children went to school.
Um herauszufinden, ob children der Topic dieses Satzes sei, müßten wir wissen, "whether
the proposition expressed in this sentence is to be pragmatically construed [Hervorhebung
MH] as being about the children, i.e. whether the children designated by the noun phrase are
«a matter of standing current interest or concern» (Strawson) and whether the proposition
expressed in [(xxxi)] can be construed as relevant information about this matter"
(Lambrecht 1994, 120). Die Schwierigkeiten von Lambrecht's Topik-Begriff, die in letzter
Instanz dafür verantwortlich sind, daß Lambrecht "Topik" und "Fokus" als einander
wechselseitig ausschließend konzipiert, hängen fundamental damit zusammen, daß er
Strawson's Relevanz-Prinzip übernimmt. Dadurch wird die Topik-Haftigkeit einer Entität an
den Grad der Informativität (scil. "relevanc") der Proposition über die Entität koppelt. Dabei
ergibt sich eine zirkuläre Argumentation, die vor allem darin besteht, daß durch die Frage
nach der Relevanz der Information in bezug auf den möglichen Topik auf keine Weise
ausgeschlossen wird, daß die Proposition eine Information (relevant oder nicht) über diese
Entität enthält. M.a.W. wenn Lambrecht postuliert, daß eine Entität nur dann Topik ist, wenn
die in der Proposition über diese Entität enthaltene Information "with respect to this topic"
relevant ist, bzw. kein Topik ist, wenn die in der Proposition enhaltene Information nicht-
53
Hier geht es in erster Linie um die Tatsache, daß das corpus nur in transkribierter Form vorliegt,und diesen
Transkriptionen nur in begrenzter Weise über Akzent bzw. Intonation Auskunft geben. Zu den Merkmalen des
corpus im einzlnen vgl. Kapitel xxx. 54
"Whereby the assertion differs from the presupposition and which makes the utterance of a sentence
informative" (Lambrecht 1994,p. XIV).
Konstituentenabfolgetypen15052015
39
relevant, wird in jeder dieser beiden Bedingungen die "aboutness" der in der Proposition
enthaltenen Information über diese Entität impliziert, bzw. nicht ausgeschlossen.
Im übrigen postuliert Lambrecht (1994), daß die Frage, was denn als "relevante Information"
über eine Entität anzusehen sei, nur geklärt werden könne, wenn man den Kontext des Satzes
kennt, darüber hinaus "the communicative intentions the speaker had in making the
statement, and the state of mind of the addressee with respect to the referent in question" (p.
120). In der Hinsicht, daß Sätze ja allemal nur im Hinblick auf mögliche Kontexte
interpretierbar sind, und daß deshalb die Relevanz der in der Proposition enthaltenen
Information nur unter Bezugnahme auf Kontexte des Satzes bestimmt werden könnte, ist
Lambrecht zuzustimmen. Der Rest seiner Postulate, insbesondere der Einblick in die
"kommunikativen Intentionen" des Sprechers, gehört, soweit sich diese nicht sprachlich
manifestieren, in den Bereich der nicht-operationalisierbaren Spekulation.
Die Kontext-Bezogenheit der Topik-Haftigkeit veranschaulicht Lambrecht (1994) u.a anhand
der beiden folgenden Beispiele:
(xxxi) a. (What did the children do next?) The children went to SCHOOL.
b. (Who went to school?) The CHILDREN went to SCHOOL.
Lediglich in bezug auf (xxxi)(a) kann Lambrecht zufolge gesagt werden, daß der Referent der
Subjekt-Nominalphrase the children "properly" das sei, "«what the sentence is about»" (p.
121)55
, sodaß nur in diesem Fall the children der Topik sei (vgl Lambrecht 1994, 121). Im
Kontext der Frage von (xxxi)(a) sei es das Ziel der Antwort the children went to school, die
Kenntnisse, die der Adressat über die Kinder habe, die als etablierte Menge von Entitäten zu
betrachten seien, zu erweitern. Durch die Frage in (xxxi)(a) sei pragmatisch präsupponiert56
,
daß besagte Kinder bereits "matter of standing current interest and concern" (Strawson) seien.
Anders liegt für Lambrecht der Fall in (xxxi)(b), denn die Antwort "is NOT to be construed
as a statement about the children" (p. 122). Ihre kommunikative Funktion bestehe darin, den
Referenten zu liefern, nach dem durch das Interrogativ who gefragt werde. Was Lambrecht
hier unter der Hand vermengt ist, daß die Frage der "aboutness", die sich auf die
propositionale Struktur bezieht, nicht mit dem Hinweis auf die "kommunikative Funktion"
beantwortet werden kann. Man mag Lambrechts's Beschreibung der kommunikativen
Funktion der Antwort in (xxxi)(b) für zutreffend halten oder nicht; entscheidend ist, daß sich
die Notwendigkeit, die Analyse-Ebene der "kommunikativen Funktion" von derjenigen der
propositionalen Struktur zu unterscheiden, spätestens seit Searle (1969) nicht mehr
bestreitbaren Erkenntnis ergibt, daß ein und dieselbe propositionale Struktur dazu dienen
kann, unterschiedliche kommunikative Funktionen zu realisieren.
Im übrigen trifft es nicht zu, daß nur in (xxxi)(a) the children bereits etablierter Referent sind;
wenn man sich für (xxxi)(b) eine nicht-artifizielle kommunikative Situation vorzustellen
versucht derart, daß ein Sprecher S1 die Frage Who went to school? äußert, und ein Sprecher
S2 die Antwort The CHILDREN went to school, dann ist diese Antwort für S1 nur
interpretierbar, wenn er in der Lage ist the children einen Referenten zuzuordnen, der
wiederum zwangsläufig in dem weiteren Kontext dieses Dialogs, wenn auch nicht in der
Frage selbst, etabliert wurde. D.h. in (xxxi)(a) sowohl als auch in (xxxi)(b) wird via the
children auf im Diskurs-Kontext etablierte Referenten referiert. Für Lambrecht's
Argumentation ist demgegenüber zentral, daß er in die Frage who went to school als X went
to school repräsentiert, d.h. mit dem "missing argument" "X". Die NP the children in der
55
Genau genommen ist diese Feststellung unzutreffend, da es nicht "the sentence" ist, die "about" the
children ist, sondern ein Teil des Satzes, nämlich das Prädikat. 56
Die durch Chomsky (1971) in die Generative Grammatik eingeführte Opposition "Präsupposition vs.
Fokus" bezeichnet Jacobs 1992 als "besonders unglücklich" (vgl. p. 14, Anm. 1).
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40
Antwort the CHILDREN went to school könne sich gar nicht auf einen Referenten in der
Frage who went to school beziehen, weil diese keinen Referenten enthalte. Ich halte diese
Argumentation für irreführend und unzutreffend. Wenn man einmal, anders als Lambrecht,
nicht im Vakuum isolierter Sätze bleibt, gibt es für die Frage who went to school in erster
Linie zwei denkbare Vorkommenskontexte: zum einen kann es darum gehen, danach zu
fragen, wer aus einer Liste möglicher Entitäten zur Schule gegangen ist, d.h etwa die Eltern,
die Eltern und die Kinder, die Kinder, die Fortbildungswilligen, die Polizisten, etc. etc. Zum
anderen kann es sich um eine Rückfrage handeln, etwa wenn ein Adressat beispielsweise
akustisch nicht verstanden hat, wer es denn nun gewesen ist, der zur Schule ging. Das heißt:
eine empirisch einigermaßen adäquate Beschreibung der Sequenz in (xxxi)(b) kann sich nicht
auf die darin enthaltene Frage und Antwort beschränken.
In einem der Frage vorausgehenden Kontext wird eine Menge möglicher Kandidaten
(Referenten) etabliert, aus der durch die Antwort einer, the children, ausgewählt wird. In der
konkreten Kommunikation präsupponiert das Interrogativ who die Etablierung von
Referenten, aus denen durch die Antwort the CHILDREN [und nicht die Eltern, die
Polizisten, etc.] went to school ausgewählt werden kann. Das heißt who ist zu interpretieren
als "einer von den zuvor eingeführten, bzw. aufgrund des geteilten Weltwissens als
Kandidaten in Frage kommenden Referenten". Dies ist letztlich ein Beispiel für einen
Referenten mit dem Merkmal [nicht-identifizierbar]. In einer Hinsicht könnte man
Lambrecht zuzustimmen, nämlich, wenn er die Antwort als "identificational sentence" (vgl.
p. 122) bezeichnet, aber doch nur mit der Einschränkung, daß in der Tat the children eine NP
mit dem Merkmal [+identifizierbar] ist. Das Merkmal [identifizierbar] operiert aber weder
über (Nicht-)Topikalität eines Referenten noch auch über seine Funktion als (Nicht-)Fokus.
Lambrecht's Folgerung, daß the children in (xxxi)(b) nicht Topik, sondern eine besonderer
Typ von Fokus sei, den Lambrecht als "argument focus" bezeichnet (vgl. p. 122), muß daher
letztlich als unfundiert zurückgewiesen werden. Was damit nicht bezweifelt wird, ist der
Status der Konstituente the children in (xxxi)(b) als Fokus. Bestritten wird, daß Lambrecht
dieser Konstituente den Status als Topik abspricht, bzw. allgemeiner, daß er Topik und
Fokus als einander ausschließende Merkmale zu konzipieren versucht57
. Ich denke vielmehr,
daß die voranstehende Diskussion hinreichend deutlich gemacht haben dürfte, daß
Lambrecht (1994), entgegen seinen Intentionen, alles in allem eher sogar eine ganze Reihe
von Argumenten dafür geliefert hat, daß es keine Alternative zu der Modellierung gibt,
welche die beiden Ebenen "topic/comment" und "Fokus/Hintergrund" systematisch
auseinanderhält.
Die grundsätzliche Unterscheidung dieser zwei Analyse-Ebenen schließt natürlich
keineswegs aus, daß möglicherweise eine gewisse Affinität zwischen "Topik" und
"Hintergrund" bzw. "Nicht-Fokus" einerseits, sowie zwischen "comment" und "Fokus" bzw.
"Vordergrund" andererseits besteht. Ich sage "möglicherweise", weil trotz aller intuitiven
Plausibilität, die für die Annahme solcher Affinitäten zu sprechen scheint, auf der anderen
Seite auch nicht unberücksichtigt bleiben kann, was Tomlin (1995) anführt: "We still cannot
say clearly what a clause level theme or topic is, despite decades of trying and despite
relatively sympathetic tolerance among our colleagues for the definitions ultimately
employed. We end up relying on vague definitions whose application in specific data
analyses requires too much dependence on introspection or indirectly permits the use of
structural information in the identification of instances of the key category" (Tomlin 1995,
519/520).
57
Mit dieser Position steht Lambrecht (1994) im übrigen ziemlich allein, was selbstverständlich keine
inhaltliches Argument gegen seine Konzeption darstellt, wenn sie denn überzeugen könnte. Eine Lambrecht
(1994) ähnliche Konzeption scheint Herring 1990 zu vertreten, insofern sie "topic/theme" in Opposition zu
"comment/focus" behandelt (vgl. Herring 1990, 163).
Konstituentenabfolgetypen15052015
41
Wenn etwa versucht wird, die Kategorien "rheme" oder "comment" unter Zuhilfenahme von
Definientia wie "newsworthiness" oder "focal attention" zu definieren, wird damit
evidenterweise das Problem lediglich auf die Bestimmung eben dieser Beschreibungsbegriffe
verschoben, aber nicht wirklich eine operationalisierbares Verfahren für die präzise
Bestimmung von "rheme" geliefert (vgl. Tomlin 1995, 520). Auch die in Givon (1983) in
einer Reihe von Beiträgen praktizierte Untersuchungsstrategie "referential distance" und
referential persistence" zu messen, um auf diese Weise zu "objektiven" Daten über topic-
continuity zu gelangen, setzt im Grunde die Bestimmung dessen voraus, was bestimmt
werden soll, nämlich die Gewinnung von Kriterien zur Bestimmung von Topikalität. D.h. die
theoretische Frage danach, was denn genau es ist, " such measurements are measurements of"
(Tomlin 1995, 520) sind, wird auch auf diese Weise nicht beantwortet58
.
Wenn es in dieser Untersuchung darum geht, eine als repräsentativ intendierte Anzahl von
Sätzen des gesprochenen Spanisch unter dem Aspekt der Konstituenten-Abfolge zu
untersuchen, kann diese Analyse zunächst unabhängig von jeglicher Bestimmung von
"Topik" und "Comment" erfolgen. Insofern setzt die Konstituenten-Abfolge-Analyse kein
operationalisierbares Verfahren für die Bestimmung von "Topik" und "Comment" voraus.
Auch wenn ich also für diese Untersuchung gewissermaßen der Notwendigkeit enthoben bin,
ein operationalisierbares Analyse-Verfahren für "Topik" und "Comment" anzugeben, will ich
doch zumindest einige Argumentationslinien skizzieren, die meine Position in diesem
Zusammenhang verdeutlichen können. Diese Position ist in letzter Konsequenz auf die
methodologisch-theoretische Grundüberzeugung zurückzuführen, daß weder konstruierte
oder elizitierte Sätze mit mehr oder weniger konstruiertem Kontext, noch auch
Sprachproduktion in experimentellen Designs das (alleinige) Untersuchungsobjekt
linguistischer Analyse sein kann.59
Vielmehr ist es Aufgabe einer empirisch basierten
Grammatiktheorie, - und daß sie empirisch fundiert sein muß, unterstelle ich als Konsens - ,
die "Methoden" (im Sinne der ethnomethodologisch orientierten Konversationsanalyse) zu
beschreiben, derer sich die Interaktanten in der nicht-gesteuerten, natürlichen, d.h. durch sie
selbst regulierten verbal-kommunikativen Interaktion bedienen, um die jeweiligen kom-
munikativen Aufgaben zu lösen. "Methoden beschreiben" heißt, bezogen auf unser konkretes
Problem der Topik-Definition, (prototypische) sprachliche Strukturen angeben, derer sich der
Sprecher bedient, in der Annahme, daß sie dazu dienen könnten, eine bestimmte Entität als
Topik zu markieren, bzw. Interpretations-Prozeduren des Adressaten zu rekonstruieren,
aufgrund derer dieser eine bestimmte Entität als Topik auszeichnet. Das setzt
selbstverständlich voraus, daß es die Interaktanten als für das Funktionieren von verbal-
kommunikativer Interaktion nötig erachten, daß Entitäten als Topik markiert werden, d.h. daß
die Sprecher annehmen, durch das Markieren bestimmter Entitäten als Topik bestimmte für
das Funktionieren der Kommunikation unabdingbare Problemlösungen zu leisten, bzw. die
Adressaten über Interpretations-Strategien verfügen, aufgrund derer sie Entitäten als topik-
markiert identifizieren. Eine der grundsätzlichen Forderungen an eine empirische basierte
Grammatiktheorie ist die, daß die Beschreibungs-Kategorien Interaktanten-Kategorien sein
müssen, was natürlich nicht bedeutet, daß die Interaktanten etwa metakommunikativ den
Terminus "Topik" verwenden, damit dies als Beleg dafür gelten kann, daß "Topik" eine
Interaktanten-Kategorie ist. Nach meiner Auffassung kann kein Zweifel darüber bestehen,
daß, wenn denn Topik als eine Interaktanten-Kategorie hypostasiert wird, zwischen der
Sprecher-Kompetenz, eine sprachliche Entität als Topik zu markieren, und der Adressaten- 58
Tomlin's (1995) Verdikt über die bisherigen Versuche, Begriff wie "Topik" und "Comment" zu definieren,
ist, ohne seine Berechtigung im Grundsatz schmälern zu wollen, allerdings auch vor dem Hintergrund zu sehen,
daß Tomlin (1995) die Operationalisierbarkeit einer von ihm vorgeschlagenen Definition von "theme" als "the
referent which is focally attended at the moment of utterance formulation" (p. 545) im Rahmen eines
Experiments unter Beweis stellen will. 59
Vgl dazu auch Downing 1995, 4-8.
Konstituentenabfolgetypen15052015
42
Kompetenz, eine sprachliche Entität als topik-markiert zu interpretieren, ein mutuelles
Bedingungs-Verhältnis besteht. Indes, alle diese Präliminarien können nicht verhindern, daß
der analysierende Linguist, - selbst wenn er argumentiert, wie es ethnomethodologisch
orientierte Konversationsanlytiker etwas zirkulär vorschlagen, als Topik das auszuzeichnen,
was durch den Interaktanten als "Topik" behandelt wird - , schließlich doch um das Problem
nicht herumkommt, angeben zu müssen, welche sprachliche Struktur er aufgrund welcher
Kriterien als "Topik" bezeichnen will. Schließlich verfügt auch der analysierende Linguist als
Teilhaber der Sprachgemeinschaft, deren Textproduktionen er untersucht, grundsätzlich über
keine anderen Kompetenzen der Textproduktion und Textverarbeitung in bezug auf Topik-
Markierungs- bzw. Topik-Markierungs-Interpretations-Kompetenz als etwa die
Interaktanten, deren Interaktionen er analysiert. Und über diese Topik-Markierungs- und
Interpretationskompetenz verfügen die Interaktanten einer Sprachgemeinschaft nicht etwa,
weil sie sich an irgendeiner der vielfältigen Definitionen von "Topik" orientieren. Nichts
weniger als dies. An welcher dieser Definitionen sollten sie sich orientieren, und wie
funktioniert die verbal-kommunikative Interaktationnten der überwiegenden Mehrzahl all
derjenigen Sprachteilhaber, die den Beschreibungsbegriff "Topik" noch nie gehört haben?
Und selbst, wenn sie einen gehört haben, die offensichtliche Nicht-Operationalisierbarkeit
aller bisherigen Topik-Begriffe zeigt ja nur dies, daß sich keine Topik-Markierungs- und
Interpretations-Kompetenz eines Interaktanten an irgendeiner dieser Topik-Definitionen
orientieren dürfte, es sei denn, er wollte das Nicht-Funktionieren von Interaktion geradzu
provozieren.
Daß Konzepte, die durch Beschreibungsbegriffe wie "Topik", "Thema", etc. erfaßt werden
sollen, für die Interaktanten und die Interaktion relevant sind, d.h. Interaktanten-Kategorien
sind, läßt sich im Grunde nur auf einem einzigen Wege empirisch belegen, nämlich anhand
der Interaktionssituationen, in denen Interaktanten explizit metakommunikativ "aushandeln",
was das "Thema" der aktuellen Interaktion ist oder nicht, sein soll oder nicht usw. Wobei es
wiederum nicht darum geht, daß dabei Begriffe wie "Thema" expliziter Bestandteil dieser
Metakommunikation sind. Jeder von uns kann sich unschwer an Kommunikations-
Situationen erinnern, bzw. sich solche vorstellen, in denen Äußerungen enthalten sind wie
(XL) das ist doch jetzt gar nicht das Thema;
(XLI) wieso redest du über deine Arbeit, ich habe dich nach deiner Gesundheit
gefragt;
(XLII) kannst du mal bei der Sache bleiben;
(XLIII) ich möchte noch einmal auf den anfangs genannten Punkt zurückkommen;
(XLIV) wir kommen hier vom Hölzchen aufs Stöckchen;
(XLV) das tut doch jetzt hier gar nichts zur Sache;
(XLVI) ist doch kein Thema, etc.
Beispiel (XLVI) stammt aus einer verdeckt durchgeführten Aufnahme in einem Herren-
Bekleidungsgeschäft:
(XLVI) Kunde: Was meinen Sie, wäre es wohl möglich, daß die Hose bis Mittwoch
fertig ist?
Verkäufer: Kein Thema, Herr P., absolut kein Thema.
Kunde: Das ist ja prima, wunderbar. Jaaa, ach ja, ich hatte noch einen
Wunsch.
Verkäufer: Schießen Sie los, Herr P.
Kunde: Ja, Sie erinnern sich vielleicht, ich hatte vor kurzem bei Ihnen einen
Sakko gekauft, und da is doch im linken Revers so ein Loch, wie nennt
Konstituentenabfolgetypen15052015
43
man das nochmal, egal, das war aber noch zugenäht und ich wollte das
mit einer Rasierklinge öffnen und zack habe ich mir einen Schnitt ins
Revers gemacht, geht natürlich gar nicht, sieht einfach Scheiße aus,
Entschuldigung, ja und nun wollte ich Sie fragen, ob man das nicht
vielleicht kunststopfen könnte, ob Sie da jemand an der Hand haben,
der
Verkäufer: selbstverständlich, Herr P., ist doch kein Thema, bringen Sie den
Sakko mal vorbei und dann sehen wir weiter ...60
In den angeführten Beispielen (XL) bis (XLVI) wird in unterschiedlicher Weise darüber
metakommuniziert, was in der aktuellen Interaktion der "Gegenstand" ist, sein soll oder nicht
sein soll, "über" den geredet wird, geredet werden soll. Dies im einzelnen hier zu erläutern ist
nicht nötig. Daß es sich dabei auch nicht immer (nur) um den "Gegenstand" eines einzelnen
Satzes, sondern auch von Diskursen bzw. Diskurs-Teilen handelt, ist auch evident.
Entscheidend ist, daß die Existenz derartiger Metakommunikation über den "Gegenstand"
von verbal-kommunikativer Interaktion als empirischer Basis für die Hypothese gelten kann,
daß die implizite, oder im Falle des Mißlingens der impliziten Verständigung, die explizite
Verständigung über die "Gegenstände" "über" die geredet werden soll oder wird, zu den
diskurs-organisatorischen Aufgaben gehört, die jeder Interaktant (qua Interaktant) zu lösen
hat. Insofern ist es ohne Frage empirisch legitimiert, wenn in den Versuchen "Topik/Thema"
zu definieren, das Konzept der "aboutness" (vgl. meine obigen Darlegungen zu Lambrecht
(1994)) eine zentrale Rolle spielt. Lambrecht (1994) weist zu Recht darauf hin, daß es nicht
immer möglich ist, ein bestimmtes Element, insbesondere eine bestimmte Konstituente eines
Satzes ausfindig zu machen und zu bestimmen, daß dieses und kein anderes Element "Topik"
des Satzes ist. Und ist es sicher mehr als plausibel anzunehmen, wie Lambrecht sagt, daß es
Grade der Relevanz bezüglich der übermittelten Information gibt, und von daher auch Grade
bezüglich der Topikalität von Elementen eines Satzes (vgl. Lambrecht 1994, 119). Worin ich
nicht mit Lambrecht übereinstimme, ist, daß er diese Tatsache mit dem "inherently vague
character of the notions of aboutness and relevance" (p. 119) zu erklären versucht. Meiner
Auffassung darf die Tatsache, daß "abouteness" skalar, d.h. in Termini von mehr oder
weniger "about" konzeptualisiert werden muß, nicht mit "Vagheit" dieses Konzeptes
gleichgesetzt werden.
Daß nicht immer eine konkrete Konstituente eines Satzes als Topik dieses Satzes bestimmt
werden kann, ist dann nicht mehr überraschend, wenn man sich von der Vorstellung löst, daß
der Topik sich immer in Form einer konkreten, identifizierbaren Konstituente materialisieren
muß. Das bedeutet auch, daß das, was als Topik in der konkreten Interaktion gilt, nicht
(ausschließlich) als inhärente Eigenschaft einer Konstituente, sondern als eine Funktion der
Proposition "über" etwas konzeptualisiert werden muß. D.h. Topiks werden qua Aussage
über sie in der Interaktion interaktiv konstituiert. Außerdem ist davon auszugehen, daß eine
Aussage (scil. Propositionsakt) innerhalb bestimmter Rahmen eine Aussage über
unterschiedliche Topiks sein kann. Ich will das an einem Beispiel erläutern:
(XLVII) (a) A: ¿Cómo va tu padre?
(b) B: bueno pues de momento menos mal.
(c) B: Bueno, no sé si ya sabes que ha muerto mi madre.
Sowohl (XLVII) (b) als auch (XLVII) (c) werden hinsichtlich ihrer Topiks, wenn sie (im
60
Die Aufnahme enstammt aus dem Projekt "Verkauf-Gespräche" (OZ. 2368). Die Transkription erfolgt hier
unter Vernachlässigung von Details (auch auf der suprasegmentalen Ebene) zur besseren Lesbarkeit in einer
standardisierten Form.
Konstituentenabfolgetypen15052015
44
Sinne der Grice'schen Konversationsmaximen) als relevante Antworten auf (XLVII) (a)
gelten, dadurch definiert, daß der Hörer A von (XLVII) (b) und XLVII (c) durch diese
Antworten die Textverarbeitungs-Anweisung erhält, einen "Gegenstand" ausfindig zu
machen, "über" den die Aussagen in (XLVII) (b) und (XLVII) (c) als relevante Aussagen
interpretierbar sind.
In (XLVII) (b) wird durch die Ellipsen von Subjekt und Verb strukturell bewirkt, daß der
Hörer A die Leerstellen durch Subjekt (padre) und Verb (está) seines Fragesatzes füllt und
damit eindeutig padre als Topik von (XLVII)(b) auszeichnen kann.
In (XLVII) (c) ist zwar eine Aussage "über" die Mutter von B (mi madre ha muerto)
enthalten, dennoch wird der Topik dieser Antwort, wenn sie als relevante Antwort auf
(XLVII) (a) gilt, in welcher der "Gegenstand" der Interrogation padre ist, als beispielsweise
"mi padre" zu identifizieren sein.
Ich resümiere:
a) Lambrecht's (1994) Konzeption, Topik und Fokus als einander ausschließende
Konzepte zu modellieren, ist nicht haltbar.
b) die Schwierigkeiten, eine operationalisierbare "Topik"-Definition zu etablieren, d.h.
eine solche, die es erlaubt, in der konkreten Text-Analyse eine bestimmte Entität als
diejenige zu bestimmen, die "eindeutig" als "Topik" einer Äußerung fungiert, beruhen
nicht auf der von Lambrecht (1994) behaupteten "Vagheit" von Konzepten wie
"aboutness" oder "relevance" (im Sinne von Strawson 1964). ,
c) Wie an Beispiel (XLVII) erläutert ist der Topik einer Äußerung eine Funktion der
Relevanz (im Sinne Grice's) der in der Äußerung enthaltenen Aussagen in bezug auf
einen möglichen Topik, bzw. auf ein Spektrum möglicher Topiks. D.h. Topiks
werden interaktiv dadurch konstituiert, daß die Aussage eine Aussage "über" etwas
ist.
d) daß die bisherigen Topik-Definitionen in der konkreten Textanalyse weitgehend
inoperabel sind, resultiert vor allem daraus, daß diese Definitionsversuche sich
meistens darauf konzentrieren, bestimmte (prototypische) Merkmale für Entitäten
anzugeben, aufgrund derer diese als Topik fungieren können, bzw. als Topik inter-
pretiert werden.
e) Wenn man etwa die beiden Äußerungen bueno pues de momento menos mal und se
casó con Doña Sofía mit einander vergleicht, ist intuitiv einsichtig, ohne in
Einzelheiten gehen zu müssen, daß durch Aussagen (Propositionen) ein
unterschiedliches Spektrum an möglichen "Gegenständen" etabliert wird, "über"
welche die Aussagen als relevante (vgl. Grice) Aussagen angesehen werden können.
Im Hinblick auf den Kontext, in bezug auf den der Sprecher seine Äußerung als
"relevant" intendiert, hat der Sprecher, bedingt durch Struktur/Semantik seiner
Aussage einen Topik-Definitions-Spielraum, d.h. er definiert durch seine Aussage,
was er als Topik ansieht. Diesem Topik-Definitions-Spielraum würde es durchaus
entsprechen, wenn der Sprecher von (XLVII) (c) als Topik seiner no sé si ya sabes
que ha muerto mi madre nicht etwa das durch (XLVII) (a) vorgegebene "mi padre",
sondern "el estado de salud de mi padre" definieren würde.
Ich komme auf Vallduví (1988) zurück. Die Frage ist, welche Konsequenzen sich aus meinen
Überlegungen zur Problematik der Topik-Definition, sowie zur offenkundigen Inadäquatheit
von Lambrecht's (1994) Vorschlag, Topik und Fokus als alternative pragmatische Funktionen
zu konzeptualisieren, für die Einschätzung der Untersuchungsergebnisse von Vallduví (1988)
ergeben. Ich erinnere daran, daß Vallduví (1988) im Kern die Auffassung vertritt, daß
Konstituentenabfolgetypen15052015
45
fokussierte Konstruktionen im Spanischen syntaktisch durch "topicalización", nicht-
fokussierte Konstruktionen durch "dislocación a la izquierda" (scil. mit koreferentiellem
Pronomen) repräsentiert wird (vgl. Vallduví 1988,400)61
. Worüber sich Vallduví (1988) in
diesem Zusammenhang bemerkenswerterweise nicht äußert (zumindest nicht explizit), ist, ob
das linksversetzte Objekt in der Topikalisierungs-Konstruktion (scil. ohne koreferentielles
Pronomen) immer (qua Topikalisierungs-Konstruktion) automatisch auch "Topik" des Satzes
ist. Diese Hypothese würde auf der anderen Seite implizieren, daß in Sätzen des Typs a un
rey nunca se le concoce de verdad (scil. "dislocación a la izquierda" mit koreferentiellem
Pronomen) das linksversetzte Objekt vom Typ a una rey, abgesehen davon, daß es (nach
Vallduví 1988) nicht Träger des Satz-Fokus ist, zugleich auch nicht Topik des Satzes sein
könnte. Welche Position Vallduví (1998) in dieser Frage vertritt, kann bestenfalls vermutet
werden: in seiner Charakterisierung (von Definition kann man hier nicht sprechen) der "non-
focal constructions" (vgl. p. 393) wird das linksversetzte Element beschrieben als "in a poset
relation with another element already evoked in the discourse" (Vallduví 1988, 393). Nun ist
es, wenn man einmal meine oben erläuterten diesbezüglichen Vorbehalte außer acht läßt,
Standard bisheriger Topik-Erklärungen, daß sie im allgemeinen eine Affinität zwischen
Topikalität und "alter" bzw. "gegebener" Information hypostasieren (vgl., um nur ein Beispiel
anzuführen, im Anschluß an Prince (1981), Mendieta/Molina 1997, 459ff). "Already evoked
in the discourse" erinnert an eine entsprechende Kategorie aus Prince's (1981) Taxonomie der
"assumed familiarity" (vgl. oben, p. xxx). Daraus könnte geschlossen werden, daß Vallduví
(1988) nicht-fokussierte linksversetzte Objekte mit koreferentiellem Pronomen eher als
Topiks ansehen dürfte, sodaß die fokussierten Pendants (ohne koreferentielles Pronomen),
auch insofern sie ja laut Vallduví's Charakterisierung (vgl. Vallduví 1988, 393) "new
information" übermitteln, nicht-topikal wären.
Ich fasse zusammen, aus welchen Gründen ich die Untersuchungsergebnisse von Vallduví's
Studie (1988) letztlich insgesamt für unzutreffend halte:
a) Grundsätzlicher methodologischer Kritikpunkt ist, daß sich Vallduví (1988) nahezu
ausschließlich auf einige von ihm selbst konstruierte, isoliert betrachtete
Beispielsätze stützt. Selbst wenn man konzediert, daß diese Beispiele
"grammatikalisch korrekt", "akzeptabel" usw. sind, dürfte doch eine aus der
empirischen Arbeit mit nicht-konstruierten Texten gewonnene Erkenntnis derart
archi-notorisch sein, daß man sich scheut, sie zu wiederholen: die Introspektion als
Informationsquelle bezüglich dessen, was in der Interaktion "möglich" bzw. "un-
möglich" ist, ist völlig unzuverlässig. M.a.W. es ist mehr als wahrscheinlich, daß
selbst in der Sprachproduktion des castellano-hablante Vallduví Äußerungen
vorkommen, die er im Rahmen seiner Untersuchung (aufgrund von Introspektion)
mit einem Sternchen als "ungrammatisch" markiert hätte. Der dann gängige Hinweis,
es handele sich um Akzidentia, ist als Versuch einer salvatio für die Introspektion
natürlich ungeeignet62
.
61
Genau genommen ist diese wortgetreu wiedergegebene Formulierung Vallduví's inexakt. Es handelt sich
nicht um "fokussierte Konstruktionen", sondern darum, daß linksversetzte Objekte, die ohne koreferentielles
Pronomen stehen, Fokus des Satzes sind; daß sie nicht Fokus des Satzes sind, wenn sie mit koreferentiellem
Pronomen vorkommen. 62
In entsprechender Weise gilt diese Kritik auch für den Ansatz, via experimenteller Situation sprachliche
Äußerungen zu elizitieren. So versucht beispielsweis Tomlin (1995) seinen experimentellen Ansatz damit zu
rechtfertigen, daß etwa die Bestimmung der Entität, auf der die "focal attention" liege, bei der Analyse konkreter
Textein deshalb nicht möglich sei, weil mit dem "competing influence of other discourse factors" zu rechnen sei,
"which may in fact obscure the importance of focal attention in determining the syntactic structure of the
sentence" (vgl. Downing 1995, 8). Man kann sich hier nur uneingeschränkt der nüchternen Feststellung
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46
Von daher sind seine generalisierenden Schlußfolgerungen bezüglich der Koinzidenz
von Topikalisierungskonstruktion und Fokus, bzw. "dislocación a la izquierda" und
Nicht-Fokalität grundsätzlich als empirisch nicht belegt einzustufen, d.h. auch
grundsätzlich in Zweifel zu ziehen.
b) Vallduví (1988) beschreibt das fokussierte linksversetzte Objekt, das den Hauptton
trägt, als "focus of the new information" (Vallduví 1988, 393) ; er verwendet dabei
den Begriff "new information" nicht in dem von Prince (1981) vorgeschlagenen
Sinne der Einführung neuer Entitäten in den Diskurs. Dagegen ist nichts
einzuwenden, im Gegenteil. Auch unabhängig von meiner Kritik an Prince's
Taxonomie (vgl dazu im Detail oben p. xxx), halte ich es für sinnvoll, den Begriff
"neue Information" in bezug auf die Fokus/Hintergrund-Ebene zu konzeptualisieren.
Wenn Fokus die Entität ist, welche die Hauptinformation übermittelt, wenn also
Fokus das "Zentrum der Aufmerksamkeit" repräsentiert, schlage ich vor, den Begriff
"neue Information" als eine Paraphrasierung von Begriffen wie
"Hauptinformation" und "Zentrum der Aufmerksamkeit" zu konzipieren.
Davon zu unterscheiden ist Prince's Begriff von "neuer Information" im Sinne der
Einführung neuer Entitäten in den Diskurs, den ich, wie oben erläutert (vgl. dazu
oben p. xxx) durch das Konzept der "Identifizierbarkeit" substituiere.
Auffällig ist aber, daß Vallduví (1988) in bezug auf die nicht-fokussierte linksversetzte
Konstituente nicht korrespondierend von "alter Information" auf der Fokus/Hintergrund-
Ebene spricht, sondern von einer Relation der linksversetzten Konstituente zu Elementen, die
"already evoked in the discourse" (Vallduví 1988, 393) sind. Diese Konzeptualisierung
betrachtet aber, wie bereits gesagt, "alte Information" als "bereits eingeführte Entitäten" im
Sinne von Prince (1981). M.a.W. da von niemandem bestritten (außer vielleicht von Lam-
brecht (1994)) im Spanischen auch nicht-neu eingeführte Entitäten fokussiert werden können
(vgl. dazu das Kapitel Analyse-Ergebnisse, p. xxx), und Vallduví (1988) "neue Information"
als Definiens von Fokus verwendet (vgl. p. 393), hätte Vallduví im Sinne einer konsistenten
Argumentation das korrepondierense Konzept "alte Information" auf "Hintergrund" und nicht
auf ein alternatives Konzept "alte Information"= "bereits eingeführte Entitäten" abbilden
müssen. Hat er aber nicht.
Angesichts der Nicht-Existenz einer empirischen Fundierung, angesichts auch der inkon-
sistenten Position Vallduví's (1988) bei der Konzeptualisierung von "alter/neuer" Information
und damit verbunden einer undeutlichen Differenzierung von "Topik" und "Fokus", stehen
die Ergebnisse der Arbeit von Vallduví (1988) unter einem erheblichem Generalisie-
rungs-Vorbehalt, d.h. wofern überhaupt, gelten sie bestenfalls für seine wenigen
konstruierten Beispiele . Da in konkreten Texten häufig sogen. "dislocaciones a la izquier-
da" (scil. mit koreferentiellem Pronomen) anzutreffen sind, in denen nach allen gängigen
Kriterien der Bestimmung des Fokus, die linksversetzte Konstituente Fokus ist (vgl. z.B. a un
REY nunca se le conoce de verdad), muß die kategorische Feststellung Vallduví's, daß dieser
Konstruktionstyp immer "non-focal" sei, als empirisch nicht gestützt bezeichnet werden.
Soweit das von mir untersuchte Material dies zuläßt63
, werde ich als Nebenprodukt der
Analyse der Sätze hinsichtlich ihrer Konstituenten- bzw. Argument-Abfolge, d.h. ohne
Downing's (1995) anschließen: "an experimental situation is not necessarily identical to the behavior that
subjects would exhibit in a real world language use situation"(Downing 1995, 8). 63
Im Transkriptionssystem von Grupo Val.Es.Co. (1995) "La Conversación Coloquial" ist vorgesehen eine
"pronunciación marcada o enfática" durch Kapitälchen, z.B "EN COCHE", zu erfassen (vgl. Grupo..., p.40).
Abgesehen von der naturgemäßen Relativität der Zuordnung "pronunciación marcada..." ist nicht klar, ob und
inwieweit dadurch auch "acento (contrastivo)" und/oder "Hauptton" usw. berücksichtigt wird. Dieser Hinweis
stellt keine Kritik an den Transkriptionen dar, ist aber nötig, weil der Öffentlichkeit die korrespondierenden
Aufnahmen nicht zur Verfügung stehen.
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47
Exhaustivität Belege für die (Nicht-) Fokalität linksversetzter Objekte, d.h. die traditionellen
Konstruktionen der "Topikalisierung" sowie der "dislocación a la izquierda" vorlegen. Ich
übernehme dabei sozusagen provisorisch eine terminologische Differenzierung, die, wie ich
unten erläutern werde (vgl. pp. xxx) in der durch die generative Grammatik vorgeschlagenen
Konzeption, letztlich explanatorisch inadäquat ist.
In ähnlicher Weise wie für den Topik-Begriff stellt sich die Operationalisierbarkeits-Proble-
matik auch für die Determination des Fokus in konkreten Texten. Ich kann im Rahmen
dieser Arbeit, die nicht den Fokus zum Fokus hat, nicht auf Details der Problematik der
Fokus-Bestimmung im Spanischen eingehen64
. Meiner Auffasung nach, dies zumindest will
ich an dieser Stelle präzisieren, greift jede Untersuchungs-Strategie zu kurz, die sich darauf
beschränkt, Fokus allein als Funktion syntaktischer und/oder suprasegmentaler Strukturen
abbilden zu wollen (vgl. etwa Campos/Zampini 1990). Ebenso wie der Topik wird auch der
Fokus interaktiv konstituiert. Letztlich dient uns "interaktiv konstituiert" dabei zugegebener-
maßen als eine Art black box für die Erkenntnis, daß die linguistische Forschung, - zumal da
es eben keine eineindeutigen Fokus-Marker syntaktischer und/oder suprasegementaler Art zu
geben scheint -65
, noch weit davon entfernt ist, die Vielzahl der Faktoren/Variablen, und
schon gar nicht die Art ihrer Einflußnahme auf die Bestimmung des Fokus durch die Inter-
aktanten, erfaßt zu haben. D.h. beispielsweise, daß wir zwar aufgrund unserer Textver-
arbeitungs-Kompetenz als Sprachteilhaber unterstellen können, daß etwa "Hauptton" als ein
Marker des Fokus fungieren kann, daß aber andererseits nicht automatisch jede Hauptton-
Konstituente als Fokus identifizierbar ist. Um zu empirisch fundierten Erkenntnissen über die
interaktive Konstitution des Fokus in konkreten Interaktionen zu gelangen, wird man,
ebenso, wie ich es bezüglich der Topik-Determination postuliert habe (vgl. oben, p. xxx),
auch auf die Analyse metakommunikativer Prozeduren rekurrieren müssen, d.h. solcher
verbal-kommunikativer Interaktionen, in denen Interaktanten explizit aushandeln, worin etwa
der Sprecher im Unterschied zum Adressaten, oder der Adressat im Unterschied zum
Sprecher die "wichtigste Information" oder "das Zentrum der Aufmerksamkeit" einer
Äußerung sehen, bzw. welche Information die Interaktanten lokal für den Fortgang der
Interaktion als "zentral" bestimmen. In solchen metakommunikativen Interaktionen wird
nicht nur als solches deutlich, daß "Fokus" eine Interaktanten-(relevante) Kategorie ist. Es
64
Als Einstieg mag die Untersuchung von Campos/Zampini (1990) dienen, die sich u.a. kritisch mit der
Fokus-Beschreibung durch Hernanz/Brucart (1987) auseinandersetzen. Im Hinblick auf meine Auseinanderset-
zung mit Vallduví (1988), sowie meine unten dargelegte Kritik an der "movement"-Konzeption zur Erklärung
koreferentieller Pronomina bei Linksversetzung von Objekten (vgl unten pp. xxx), möchte ich darauf hinweisen,
daß Campos/Zampini (1990), - ein weiteres Beispiel für die Analyse konstruierter, isolierter Sätze -, keine "one-
to-one correspondence regarding focus and syntactic category (i.e. topicalization vs. left-dislocation)" festgestellt
haben, "unless there is a resumptive clitic present in the structure" (p. 63). Daher, so sagen Campos/Zampini
(1990), "this one-to-one correspondence is possible only with definite direct object constructions" (p.63). Für
Campos/Zampini (1990) handelt es sich dementsprechend bei Sätzen vom Typ Los libros leyó Juan ayer
topologisch, d.h. qua Voranstellung des Objekts, um einen "informational focus" (vgl. p.54). 65
So gelten gemeinhin (Pseudo-)Cleft-sentence-Konstruktionen (scil. es el rey quien tiene el dinero; quien
tiene el dinero es el rey, etc. ) als prototypische Fokussierungs-Konstruktionen (vgl. etwa Guitart 1989).
Andererseits ist, um es einmal so zu formulieren, Spaltsatzkonstruktion nicht gleich Spaltsatzkonstruktion.
Andersson (1993) hat bei einem Vergleich der Spaltsatzkonstruktionen im Niederländischen, Schwedischen,
Englischen, Deutschen und Italienischen festgestellt, daß Spaltsätze (natürlich in vergleichbaren Textmaterialien)
im Deutschen eine wesentlich geringere Frequenz haben als im Schwedischen. Daraus erklärt sich für Andersson
(1993), daß Spaltsätze im Deutschen generell eine höhere Fokussierungsintensität zu haben scheinen als im
Schwedischen. Im Vergleich zum Deutschen scheinen auch im Spanischen Spaltzsatzkonstruktionen wesentlich
häufiger verwendet zu werden, sodaß diese Konstruktion im Spanischen tendenziell eine relativ geringe
Fokussierungsintensität haben dürfte. So plausibel es einerseits ist, von Fokussierungs-Intensitäts-Graden in
Bezug auf Konstruktionen auszugehen, so offensichtlich ist es andererseits, daß bisher keine Methodologie
vorliegt, um diese Skalierungs-Konzeption zu operationalisieren.
Konstituentenabfolgetypen15052015
48
wird auch unter Umständen qua expliziter metakommunikativer Thematisierung deutlich,
aufgrund welcher Faktoren es zu der Unstimmigkeit bezüglich des Fokus zwischen den
Interaktanten gekommen ist, und damit, welche Faktoren (sprachlichen Merkmale etc.) von
den Interaktanten als Fokus-Marker angesehen werden. Diese metakommunikative Prozedu-
ren liefern explizite Indikatoren dafür, wie Topik- und Fokus-Konstitution interaktiv
ausgehandelt werden, insofern in diesen metakommunikativen Prozeduren die "Methoden"
von Topik- und Fokus-Konstitution thematisiert werden. Explizite Thematisierung von
Interaktions-"Methoden" ist allerdings, abgesehen vielleicht von sehr spezifischen Texttypen
(wie etwa der Gesprächstherapie), - und das gilt nicht nicht für die Topik- und Fokus-
Aushandlung - , qua Explizitheit tendentiell als nicht-präferiert (u.a. weil face-threatening),
bzw. als markiert anzunehmen. Explizite Aushandlung von Topik oder Fokus dürfte daher in
der conversación coloquial nur äußerst selten anzutreffen sein.
Trotz aller grundsätzlichen Reserven gegenüber der Introspektion als Analyse-Verfahren,
wird man daher, wenn es darum geht, in konkreten Texten zu bestimmen, ob beispielweise
ein "topikalisiertes" Objekt Fokus ist oder nicht, auf die Interpretations-Kompetenz des
Analysierenden qua Mitglied der Sprachgemeinschaft rekurrieren müssen.
"Topicalización" vs. "dislocación a la izquierda": Eine überflüssige Unterscheidung
Bevor ich nun im nächsten Abschnitt als Ergebnis der vorstehenden Argumentation in einem
Schema die Kategorien zusammenstelle, die ich meiner empirischen Analyse zugrundgelegen
werde, will ich, wie angekündigt, noch einmal auf die Unterscheidung von "topicalización"
und "dislocación a la izquierda" eingehen. Diese Unterscheidung (scil. Linksversetzung eines
syntaktischen Objektes ohne Pronomen vs. Linksversetzung mit koreferentiellem Pronomen)
ist spätestens seit Rivero (1980) in der auf das Spanische bezogenen Linguistik Usus66
.
Die Implikationen dieser Termini, insbesondere des Terminus "topicalización" stehen jedoch
unter verschiedenen, grundsätzlichen Vorbehalten. Sie stehen zum einen im Zusammenhang
mit meinen Reserven gegenüber der in sprachtypologischen Untersuchungen dominierenden
Konzeption, die Einzelsprachen mittels einer einzigen Basis-Konstituenten-Abfolge charak-
terisieren zu wollen bzw. zu können (vgl. das Kapitel xxx, oben p. xxx). Die Benennung des
Vorkommens eines Objektes vor dem Verb als "Linksversetzung" impliziert bereits termino-
logisch, daß es sich dabei um eine (syntaktische) "Bewegung" handelt, d.h. um eine "Ver-
schiebung" aus einer als "normal" unterstellten Position des Objektes rechts vom Verb in die
Position links vom Verb. Das aber bedeutet letztlich, daß die Hypothese der "Linksver-
setzung" des Objektes auf der Hypothese basiert, daß die SVO-Abfolge als "Normal-Ab-
folge" des Spanischen angenommen wird67
. "Topikalisierung" als ein spezifischer Typ von
Linksversetzung präsupponiert die Hypothese einer topologischen Definition der Position
links vom Verb als "normale" Topik-Position68
. Unbeschadet der Einzel-Probleme bei der
Topik-Bestimmung in konkreten Texten ist es empirisch zweifelhaft, daß die Konstituente
links vom Verb im Spanischen, sei es nun Subjekt oder sei es das sogenannte "topikalisier-
tes" Objekt etc., automatisch, d.h. qua Position Topik-Funktion hat. Durch den exkludieren-
den Begriff "topicalización" wird zudem suggeriert, daß das linksversetzte Objekt der "dis-
66
Bezüglich der modelltheoretischen Fundamente, die hier nicht weiter erörtert zu werden brauche, verweise
ich auf Rivero (1980), sowie Contreras (1978). 67
Es sei an dieser Stelle noch einmal betont, daß ich es für eine verfehlte Konzeption halte, eine Sprache
hinsichtlich der Konstituenten-Abfolge durch einen einzigen Konstituenten-Abfolge-Typ charakterisieren zu
wollen. Aber nicht nur: selbst wenn man sich darauf beschränkt, transitive Sätze bezüglich der prototypischen
Konstituenten-Abfolge zu beschreiben, trifft es für das gesprochene Spanische schlichtweg nicht zu, daß die
Abfolge SVO in der klassischen Definition (scil. mit S und O als lexikalischen Nominalphrasen) die Basis-
Abfolge (in welcher Definition auch immer) repräsentiert. 68
Amparo Morales (1992) scheint es als undiskutierbare Selbtsverständlichkeit zu unterstellen, daß sie jedes
vorangestellte, bzw. linksversetzte Objekt als Topik betrachtet.
Konstituentenabfolgetypen15052015
49
locación a la izquierda" kein Topik sei oder sein könne. Natürlich ist diese Implikation
zweifelhaft. M.a.W. ich bezweifle zunächst, daß die Position links vom Verb im Spani-
schen generell einen eineindeutigen (topologischen) Topik-Marker darstellt; dement-
sprechend bezweifele ich, daß jedes sogeannte "topikalisierte" Objekt Topik-Funktion hat69
;
entsprechend bezweifele ich, daß linksversetzte Objekte der "dislocación a la izquierda"
keine Topiks sein können.
Ein weiterer Vorbehalt bezieht sich auf die Modellierung der "Linksversetzung" als eine
"Bewegung" ("movement"im Sinne der generativen Grammatik). Contreras (1978) sagt dazu:
"La topicalización consiste en la selección de un elemento de la oración como 'tópico' de la
predicación contenida en la oración, lo que se marca o bien asignando al elemento topicaliza-
do la posición inicial o, si esta le corresponde de todos modos, separándolo del resto de la
oración por una pausa o anteponiéndole expresiones 'topicalizadoras' como en cuanto a,
hablando de, etc. En algunos casos, el elemento topicalizado deja como 'rastro' un elemento
pronominal en su posición original" (98).
Contreras' (1978) Feststellung, daß das topikalisierte Element sozusagen an der Stelle des
Satzes, von der heraus es nach links versetzt wird, in Gestalt eines Pronomens eine "Spur"
hinterlasse, kann in Wirklichkeit in keiner systematischen Weise als Definiens von "Topikali-
sierung" dienen. Auf der einen Seite, weil es ja eben "Topikalisierungen" (scil. dinero no
tengo) ohne sogenannte "Spur" gibt; auf der anderen Seite, weil ja bei den Konstruktionen, in
denen ein koreferentielles Pronomen verwendet wird, dieses nicht zusätzlich, d.h. also nur im
Falle der Linksversetzung vorkommt. Im Gegenteil, bei diesen Konstruktionen, mögen sie
nun indirekte oder Dativ-Objekte genannt werden, ist das koreferentielle Pronomen
obligatorisch, auch wenn keine Linksversetzung stattfindet. Die Sache ist so evident, daß wir
uns hier mit einem Beispielpaar zur Veranschaulichung begnügen können:
(XLX) (a) A un rey nunca se le conoce de verdad.
(b) Nunca se le conoce de verdad a un rey.
Völlig zu Recht kommen daher Caviglia/Groppi/Malcuori (1993), - eine der wenigen
Untersuchungen zu unserem Themenkomplex, die empirisch fundiert argumentiert70
-zu dem
Schluß: "En las oraciones en que no hay un elemento co-referencial con el tópico en la
oración-comentario tampoco vemos la necesidad de postular un movimiento, ya que este
análisis no es más explicativo que otro que no lo postule" (pp. 279/80). Denn durch die
movement-Konzeption71
können etwa Topikalisierungen nicht erklärt werden, - in denen ein
"Nominativ"-Pronomen oder ein Substantiv ohne Präposition vorkommen, wie etwa in:
(XLXI) Yo, ese tipo de cosa no me preocupa (Caviglia et alii 1993, 271).
(XLXII) Yo, me parece que voy mandar el pago por correo (ibidem).
(XLXIII) Esa mujer, algo le falla (Caviglia et alii 1993, 276).
(XLXIV) El professor, hasta ahora no lo vi (Caviglia et alii 1993, 280), etc.
Selbst wenn man in den beiden letzten Beispielen die Pronomina le (XLXIII) und lo
(XLXIV) als "Spuren" der linksversetzten Elemente esa mujer bzw. el profesor ansähe,
69
Mendieta/Molina (1997) haben in ihrer Untersuchung von 561 Beispielen vorangestellter Objekte "en el
habla culta de México y Madrid" 32 Fälle mit einer sogenannten "anteposición remática" (5,70%) ausgemacht.
Ein Beispiel: "«Salías del templo un día, Llorona, cuando al pasar yo te vi. Hermoso huipil llevabas, Llorona,
que la Virgen te creí.» ¿Otra copla quieres?...este...¿cuál será bueno? (México,52)" (Mendieta/Molina 1997,
461). 70
Caviglia et alii stützen sich auf Aufnahmen, die im Rahmen des von Adolfo Elizaincín geleiteten Projektes
"Aspectos sincróncicos y diacrónicos del español de Uruguay" durchgeführt wurden. 71
Genau genommen die "movement-to-COMP"-Konzeption (vgl. dazu Rivero 1980, pp. 380ff.).
Konstituentenabfolgetypen15052015
50
bliebe durch die movement-Modellierung unerklärt, warum die linksversetzten Elemente
ohne Präposition erscheinen; daß diese Präposition aber obligatorisch ist, wenn diese ver-
setzten Elemente an die Stelle der unterstellten "Spur" plaziert werden, zeigen die ent-
sprechenden Beispiele:
(XLXIII) (a) Algo le falla a esa mujer.
(b) *Algo le falla esa mujer.
(XLXIV) (a) Hasta ahora no lo vi al professor.
(b) *Hasta ahora no lo vi el professor.
Daß bei den "Topikalisierungen" (im Sinne von Rivero 1980) kein koreferentielles Pronomen
vorkommt, daß bei den "dislocaciones a la izquierda" (im Sinne von Rivero 1980) das
koreferentielle Pronomen, wie gezeigt, keine "Spur" des versetzten Elementes sind, daß
schließlich in Beispielen wie (XLXI) bis (XLXIV) die klitischen Pronomina nicht mit dem
versetzten Element koreferieren, bzw. daß das versetzte Element als "Nominativ" erscheint72
,
alle diese Tatsachen sprechen dafür, wie Dik (1978) eine syntaktische Unabhängkeit des
Topiks zu hypostasieren: "...it [the topic, MH] will necessarily have a sort of 'absolute form',
characterized by the most unmarked case (typically, the nominative)" (135). Caviglia et alii
(1993) schlagen deshalb vor "intentar un análisis que dé una explicación unitaria [Her-
vorhebung MH] para la función de tales elementos tópicos" (p. 280). Präziser formuliert geht
es Caviglia et alii (1993) darum, aus der gemeinsamen pragmatischen Funktion der
topikalisierten Elemente Erklärungen für ihre Form, d.h. insbesondere auch für ihre formale
Unabhängigkeit vom Kommentar-Teil der Äußerung abzuleiten. Die Rahmen-Explikation,
welche Caviglia et alii (1993) geben, lautet: "El hablante, al emitir tales ocurrencias, lo que
hace es nombrar un dominio. Sólo lo nombra, con la finalidad de presentarlo" (p.280).
Die Entwicklung eines solchen einheitlichen Einsatzes für alle Linksversetzungen und/oder
Extraktionen ist nicht Gegenstand dieser Arbeit. Hier ging es lediglich darum zu klären, ob
und ggf. inwiefern die traditionelle Unterscheidung zwischen "topicalización" und "dis-
locación a la izquierda" für die Untersuchung der Konstituenten-Abfolge von Bedeutung ist;
genauer formuliert: ob und ggf. in welcher Weise diese Unterscheidung in ihrer überkom-
menen Weise in dem set der Kategorien, das der Untersuchung der Konstituenten-Abfolge
zugrundgelegt werden soll, berücksichtigt werden muß. Ich habe zu zeigen versucht, worin
die Haupt-Schwachstellen dieser Unterscheidung liegen. Im übrigen kann noch folgende
Überlegung herangezogen werden: wenn die Unterscheidung zwischen "topicalización" und
"dislocación a la izquierda" , wie es generell den Anschein hat, parallel zu einer Unter-
scheidung zwischen "direktem" und "indirektem" Objekt erfolgt, dann wird erstere Unter-
scheidung automatisch nebenbei auch dadurch miterfaßt, daß letztere natürlich konstitutiv für
das Kategorien-set der Konstituenten-Abfolge-Analyse ist.
Exkurs: Probleme der Abgrenzung von "objeto directo" und "objeto indirecto"
Allerdings kann in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, daß im Spanischen die
Unterscheidung zwischen "objeto (complemento) directo" und "objeto (complemento)
indirecto" keineswegs unkontrovers ist73
. Alarcos Llorach (1994) gibt zunächst eine rein
formale Definition des "objeto directo" : "se enlaza al verbo sin necesidad de ningún índice
explícito de su función" (p. 277). Dann aber folgt ein Kapitel über das "objeto directo con a" 72
Zu Beispielen aus dem Portugiesischen Brasiliens vgl. Pontes 1987, Ilari et alii 1996, Leite et alii 1996. 73
Wie ich bereits oben (p. xxx) kritisiert habe, beschränken sich Ashby/Bentivoglio (1993) darauf, die "direct
objects" zu erfassen (vgl. Ashby/Bentivoglio 1993, 61), anstatt auch die "indirect objects" als weiteres Argument
mitzuberücksichtigen. Aber selbst in Bezug auf die "direct objects" bleibt die Methodologie von
Ashby/Bentivoglio (1993), insofern sie keinerlei Aussagen darüber machen, aufgrund welcher Kriterien sie eine
Konstituente als "direct object" (und damit ggf. nicht als "indirect object") einstufen.
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51
(pp. 278-280), in dem Alarcos Llorach, ausgehend von ambigen Sätzen wie dibujaba la niña
el niño die Notwendigkeit der Präposition a als Disambiguierungs-Mittel beschreibt: "para
deshacer el equívoco, se antepone la preposición a a la unidad que funciona como objeto
directo y que evoca al ser que es afectado por la actividad que denota el verbo" (p. 279).
Daher gibt es im Spanischen Sätze wie dibujaba a la niña el niño oder dibujaba la niña al
niño. Diese Beschreibung enthält unter der Hand eine Art semantische Charakterisierung der
Beziehung zwischen Verb und "objeto directo", nämlich "objeto directo" ist das Wesen,
welches von der durch das Verb denotierten Aktivität (unmittelbar) betroffen (scil.
"afectado") ist. Die Vagheit des Merkmals "afectado" wird an Beispielen wie vio a la
muchacha oder persiguió al lobo deutlich, in denen Alarcos Llorach ebenfalls "objetos
directos" sieht (vgl. p. 290). Im Unterschied dazu beschreibt Alarcos Llorach (1994) die
Funktion des "objeto indirecto" folgendermaßen: "suele designar en la realidad al destinatario
de la noción evocada por el verbo (...). Por ejemplo, en Escribió a su amigo, el objeto
indirecto a su amigo se refiere al destinatario de la noción «escribir» sugerida por el núcleo
verbal" (p.289). Wenn wir den Satz escribió una carta a su amigo ansehen, wird deutlich,
daß das Merkmal direkter Objekte, nämlich "afectado por la actividad que denota el verbo"
auf una carta nicht anwendbar ist. Bezüglich des "objeto indirecto" stellt Alarcos Llorach
(1994) des weiteren noch folgende Beobachtung heraus: "Por lo común, el sustantivo (o las
unidades que hagan sus veces) se refiere, en esta función de objeto indirecto, a seres anima-
dos [Hervorhebung MH]" (p. 288), um dann sogleich hinzuzufügen, daß auch "entes
inanimados" indirekte Objekte sein können (scil. a esta puerta le he cambiado la cerradura,
vgl Alarcos Llorach 1994, 289). Eine entsprechende Feststellung hat Alarcos Llorach
allerdings auch für die direkten Objekte getroffen, die mit a angeschlossen werden: "El uso
de a delante del objeto directo debió de generalizarse a partir de los sustantivos que designan
seres animados" (Alarcos Llorach 1994, 279).
Schon diese wenigen Anmerkungen dürften hinreichend deutlich machen, daß eine rein
formale Unterscheidung von direktem und indirektem Objekt, zumindest soweit es sich um
Referenten mit dem Merkmal [+belebt] handelt, nicht möglich ist74
. Es sind wiederholt
Versuche unternommen worden, diese Unterscheidung über Unterschiede hinsichtlich
semantischer Merkmale bzw. semantischer Relationen zwischen Verbtypen und Objekten zu
etablieren. Franch/Blecua (1989) unternehmen einen solchen Versuch der "clasificación
semántica de los complementos directos" (pp. 864-867); sie schlagen vor, die Verben in zwei
Gruppen zu untergliedern "según que el nombre que sirve de objeto directo responda a una
realidad preexistente a la actualización del verbo o represente una realidad que surge como
resultado de la realización del verbo" (p. 864). In die erste Gruppe gehören u.a. Verben der
"posesión" und u.a. solche Verben, "que expresan una relación de lugar, de dirección, de
posición..." (p. 865). Es genügt, ohne in weitere Einzelheiten zu gehen, ein Blick in das
Kapitel "complemento indirecto", um die unzureichende Trennschärfe dieser semantischen
Charakterisierungen vor Augen geführt zu bekommen: als zwei der fünf "valores significati-
vos" von Konstruktionen mit "complemento indirecto" werden "posesivo" (vgl. p. 867) und
"dirección" (vgl. p. 868) angeführt75
.
Sehr bedenkenswerte Überlegungen grundsätzlicher Natur zum "problema no resuelto de a +
OD [objeto directo, MH] hat Calvo Pérez (1991, 1993) vorgetragen. Die Einzelheiten dieser
Arbeiten zu referieren, würde den Rahmen der vorliegenden Untersuchung sprengen. Für
unsere konkrete Problematik der Identifikation von Konstituenten als "direktes" oder
"indirektes" Objekt ist aus Calvo Pérez' Arbeiten zentral, daß er in Bezug auf die mit a
74
So auch Calvo Pérez 1993, 97. 75
An Beispielen wie Envió el pedido a María und Envió el pedido a Singapur [Merkmal "dirección" in
beiden Sätzen] ist erkennbar, daß es zudem ein Problem der Abgrenzung von "complementos indirectos" und
"complementos de lugar" gibt. Vgl dazu Cifuentes Honrubia/Llopis Ganga 1996.
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52
angeschlossenen Objekte ein Kontinuum, eine Übergangszone annimmt, in der nicht ent-
schieden werden kann, ob ein "objeto directo oder ein "objeto indirecto" vorliegt: "Existe una
dificultad dinámica más que añadir a las citadas: las manifestaciones continuas de cada uno
de los objetos (y del sujeto). Ocurre que no se sabe a ciencia cierta dónde comienza a darse
un OD o un OI" (Calvo Pérez 1993, 95). Calvo Pérez veranschaulicht dies an folgendem
Beispielpaar:
(XLXX) (a) Le escribió a María [OI] una carta.
(b) Le escribió a María [OD] en el brazo. (Calvo Pérez 1993, 96).
Er kommentiert: "el objeto puede ser directo o indirecto según el modo en que concibamos la
acción" (Calvo Pérez 1993, 96). Bedauerlicherweise beläßt es Calvo Pérez (1993) bei dieser
Andeutung, die ich so interpretiere, daß "los modos en que concibamos la acción" von der
gleichzeitigen Präsenz bzw. Absenz eines direkten Objekts (scil. una carta in XLXX)
bestimmt sind. Diese Interpretation wird auf indirekte Weise durch drei Beispiele Calvo
Pérez' (1993) mit den respektiven Analysen gestützt:
(XLXXI) Juan compró una yegua [marca -0 = OD]
(XLXXII) Juan compró a «Regalada» [marca a = OD]
(XLXXIII) Juan compró una yegua al ganadero del pueblo [marca a = OI inmediato].
Um die aus diesen Beispielen ablesbare Argumentationskette vollständig zu machen, könnte
man verdeutlichend hinzufügen:
(XLXXIV) Juan [ein vermögender Mäzen, MH] compró al ganadero [marca a = OD]
(XLXXV) Escribió una carta a su amigo [marca a = OI inmediato]
(XLXXVI) Escribió a su amigo (durante su viaje con el AVE) [marca a = OD].
Aus den Beispielen (XLXX) bis (XLXXVI) leite ich ab, daß die durch das Verb escribir
ausgedrückte Handlung "unterschiedlicher Natur" ist, je nachdem ob es mit zwei syntakti-
schen Objekten (vgl. XLXXV) oder nur mit einem syntaktischen Objekt (vgl. XLXXVI)
gebraucht wird. Die Funktion der Nominalphrase a su amigo als OI in (XLXXV) bzw. als
OD in (XLXXVI) ist ein Korollar der Unterschiede der Semantik des Verbs escribir in
diesen beiden Sätzen76
.
Für die vorstehende Untersuchung, d.h. für die konkrete Aufgabe der Determination von
Konstituenten als direktes oder indirektes Objekt ziehe ich daraus für meine Analyse-
Methodologie die folgende Konsequenz: ist eine mit a angeschlossene Nominalphrase, die
das Merkmal [+belebt] hat, alleiniges syntaktisches Objekt eines Satzes, handelt es sich
um ein direktes Objekt77
.
76
Eine über diese allgemeine Annahme hinausgehende Modellierung dieser Unterschiede zu entwickeln,
stellt eine Aufgabe dar, die im Rahmen dieser Untersuchung nicht geleistet werden kann. Erste Hinweise zu einer
möglichen Lösung dieser Problematik enthält Calvo Pérez' (1993) katastrophentheoretischer Ansatz. 77
Castellano-hablantes nativos weisen auf die Möglichkeit von Sätzen wie di a Ana a María hin, in denen die
Entscheidung darüber, welche der beiden Konstituenten als direktes bzw. indirektes Objekt anzusehen sei, allein
aufgrund der Position bestimmt werden kann (scil. direkt vor indirekt), um daraus ein Argument gegen die von
mir vertretene These zu ziehen, mit "a" angeschlossene Objekte als "direkte" zu kategorisieren. Allerdings sehe
ich in Beispielsätzen dieses Typs im Gegenteil eher ein Argument dafür, daß der Anschluß mit "a"
offensichtlich überhaupt kein Kriterium für die Kategorisierung eines Objektes als direkt oder indirekt abgibt.
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53
TEIL III : DIE EMPIRISCHE ANALYSE
Teil II meiner Untersuchung ist die Konsequenz aus den in Teil I dargelegten methodolo-
gisch-theoretischen Prämissen und Konzepten für eine empirisch basierte Konstituenten-
Abfolge-Analyse, sowie die Anwendung der im Verlauf dieser methodologisch-theoretischen
Überlegungen entwickelten, bzw. für diese Untersuchung definierten Kategorien auf ein
repräsentatives corpus der conversación coloquial (Grupo Val.Es.Co. 1995).
1. Das analysierte corpus
1.1. Die in dem Buch La conversación coloquial publizierten Transkription habe ich
aus den nachfolgenden Gründen für meine Analyse ausgewählt:
a) Es handelt es sich um die bisher einzigen unter Verwendung eines hoch-
differenzierten Transkriptionssystems realisierten Transkriptionen aus dem castellano
hablado.(Transkriptionssystem, sowie die ausgewerteten Transkriptionen bilden den
Annex).
b) Es handelt sich um eine Publikation, die allgemein zugänglich ist. Indem ich mich auf
Materialien stütze, die jede Leserin und jeder Leser überprüfen kann, möchte ich
sozusagen einen deontologischen Kontrapunkt setzen gegen eine weitverbreitete
Praxis, die darin besteht, sich auf "empirisches" Material zu stützen, das der
wissenschaftlichen Öffentlichkeit unzugänglich und damit der für jede
wissenschaftliche Einschätzung nötigen Kontrolle entzogen bleibt.
Die von Antonio Briz koordinierten Mitarbeiter des "Grupo Val.Es.Co." haben in Ab-
grenzung zu dem relativ vagen Begriff des español coloquial haben auf der Basis des
wohldefinierten Begriffs conversación coloquial ein corpus zusammengestellt, das als
repräsentativ für ein bestimmtes Register angesehen werden kann. Die theoretischen
Vorüberlegungen, welche der Grupo.Val.Es.Co. zur Definition von coloquialidad
zugrundegelegt haben beziehen sich auf vier Ebenen:
- auf den Modus, z.B. conversación cara-a-cara, vor allem aber auch die sogenannte
inmediatez, d.h. dialogische Spannung, ungesteuerte Turnwechsel, keine ritualisierten
Interventionsabfolgen,
- darauf, wie sich die Kommunikation entwickelt: etwa ausencia de planificación, den
dinamismo conversacional entre emisor y receptor, oder retroalimentación, d.h. z.B.
kooperatives Verhalten des Interaktion in bezug auf die Intervention des anderen,
- auf die Ziele der Kommunikation/Interaktion: etwa la comunicación por la
comunicación78
- sowie auf den "Ton" (z.B. informal) der kommunikativen Interaktion79
.
Worum es dem Grupo Val.Es.Co. geht, ist, einerseits von einem set von pragmatischen und
situationalen Merkmalen auszugehen, mit deren Hilfe "el prototipo de la conversación
coloquial" (p. 25) definiert werden kann, zum anderen einen Mechanismus zu etablieren, der 78
Dazu die Autoren des Grupo Val.Es.Co. (1995): "La conversación coloquial es aquella en la que no
parecen existir derechos y obligaciones, excepto, quizás, los derivados de la cortesía (estratégica).El yo y el túa
intercambian sus posiciones" (p. 28, Anm. 24). 79
Bezüglich der Einzelheiten verweise ich auf das Kapitel "El reconocimiento de la conversación coloquial"
in Grupo Val.Es.Co. (1995, pp. 23-36).
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54
es ermöglicht, den "grado de coloquialidad de una conversación" (ibidem) zu identifizieren.
Entscheidend für die Vorab-Bestimmung einer "conversación" als mehr oder weniger
"coloquial" ist der "marco de interacción" (p. 27), d.h. "la relación que se establece entre los
participantes y, sobre todo, la relación de éstos con la situación comunicativa concreta" (p.
27).
1.2. Es werden insgesamt 1511 Sätze aus drei der insgesamt 7 transkribierten conversaciones
coloquiales prototípicas, ausgewertet. Die drei Transkriptionen wurden aleatorisch ausge-
wählt.80
2. Advertencia
Die nachfolgenden Kapitel entsprechen vielleicht der Forderung prodesse aber mit Sicherheit
nicht der Forderung delectare. Insbesondere Kapitel 4, - die jeden Analysschritte im Detail
darlegende Beschreibung der Stichprobe S.65.A.1. -, dient nicht so sehr der Lektüre, als
vielmehr der Transparenz, bzw. dazu, dem (auch an kritischer Rezeption interessierten) Leser
die Möglichkeit zu geben, die von mir postulierte Methodologie bis hinein in die syntaktische
Interpretation/Einzelanalyse der Sätze nachzuvollziehen.
Die Kapitel 5 und 6 enthalten die Analysen der Stichproben H.38.A.1. bzw. L.15.A.2., auf
deren Detail-Rezeption ggf. auch entbehrlich ist.
Die relevanten Resultate sind in Kapitel 7, der zusammenfassenden Auswertung der Ergeb-
nisse aus den drei Stichproben, enthalten.
Ergebnisse, die ich für hervorhebenswert halte, habe ich im Verlauf der Darlegungen durch
nota bene x und nota bene x ende markiert.
In Kapitel Resumen habe ich schließlich u.a. noch einmal alle nota-bene-Passagen in der
Reihenfolge aufgeführt.
3. Die der Konstituenten-Abfolge-Analyse zugrundegelegten Kategorien
3.1. Konstituenten
S = Sujeto de un verbo intransitivo
SR = Sujeto de un verbo intransitivo reflexivo81
A = Sujeto de un verbo de dos o tres argumentos (verbo transitivo)
AR = Sujeto de un verbo transitivo reflexivo
X = Sujeto de verbos como ser, estar
Y = Sujeto de verbos presentativos como hay, existe, etc.
OD = Objeto directo
OI = Objeto indirecto
80
Es sind dies 506 Sätze der Transkripiton S.65.A.1. (Grupo...pp. 127-146), 438 Sätze der Transkription
H.38.A.1. (Grupo...pp. 53-75), sowie L.15.A.2. (Grupo...pp. 89-125). Die Idealaufteilung auf je drei Stichproben
von ca. 500 Sätzen wurde dadurch verhindert, daß die aleatorisch ausgewählte Transkription H.38.A.1.
insgesamt "nur" 438 Sätze umfaßte, weshalb zur Kompensation die Stichprobe L.15.A.2. auf 567 gebracht
wurde. 81
Die Verwendung der deskriptiven Abkürzung SR impliziert die Präsenz des korrespondierenden
Reflexivpronomens; die Abkürzung SR/no/... bedeutet daher :"Subjekt in Form einer Nominalphrase +
korespondierendes Reflexivpronomen, wie in Beispiel (41) (aus S.65.A.1): mi hija a las siete y media ya se ha
ido.
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55
3.2. Merkmale
pr = pronombre (tónico)
cl = pronombre clítico
no = nombre (frase nominal)
z = sujeto zero82
id = identificable [+/-]
an = animado [+/-]
ap = antepuesto (al verbo)
pp = pospuesto (al verbo)
"a" = Präposition a als Anschluß des Objektes
1 = sujeto del verbo se refiere al hablante
2 = sujeto del verbo se refiere al oyente / alocutario
3 = sujeto del verbo se refiere a un referente "tercero"
4 = sujeto del verbo se refiere al hablante y otros
5 = sujeto del verb se refiere a más de un oyente presentes
6 = sujeto del verbo se refiere a referentes "terceros"
Nicht berücksichtigt werden in der Erhebung der vorstehenden Untersuchung:
a) verbos "impersonales" wie llueve,etc.
b) verbos "impersonales" wie parece que, es probable, etc. Der von diesen Verben ggf.
abhängige Satz, z.B. es probable que el capitán venga más tarde wird jedoch
miterfaßt.
c) Relativsätze83
d) Sätze (Verben), deren Subjekt ein Satz oder ein Infinitiv ist (vgl. auch b)), z.B. no me
gusta bailar; no es extraño que Garzón se mostrara tambiém proclive a ella (El País,
6/6/96), präzise formuliert: weder bailar, noch que Garzón se mostrara... werden als
Konstituente "Subjekt" der respektiven Verben me gusta, bzw. es extraño gezählt,
während jedoch Garzón als Konstituente "Subjekt" erhoben wird.
e) Cleft-sentence-Konstruktionen ("construcciones hendidas), wie z.B. es el rey quien
tiene el dinero, bzw. quien tiene el dinero es el rey.
f) Formeln wie vamos (scil. pero vamos, no se puede decir el nombre), es que, oye,
mira, vea usted, vale, anda, a ver, oiga, mire, fíjate, o sea, ¿entiendes?, yo que sé, qué
va, etc.
g) Interrogativsätze (mit Interrogativpronomen), in denen das Interrogativpronomen
Subjekt- oder Objektfunktion hat; durch die satzinitiale Position dieser
Interrogativpronomina ist die Konstituentenabfolge weitgehend prädeterminiert.
3.3 Ein Analysebeispiel
Analysiert wird hier exemplarisch unter Anwendung der oben aufgeführten Kategorien die
vollständige Seite 133 (Transkription S.65.A.1) aus Grupo Val.Es.Co. (1995) (vgl. die
nebenstehende Kopie des Originals). Hier werden die analysierten Sätze ohne Berücksichti-
gung der Transkriptionszeichen aufgeführt.
Beispiel-Nr.
82
In bezug auf die Null-Subjekte stellt sich die Frage der Voranstellung bzw. Nachstellung naturgemäß
natürlich nicht. 83
leichgültig, ob es sich um Subjekt- oder Objekt-Relativsätze handelt, ist das betreffende Relativpronomen
hinsichtlich seiner satzinitialen Position fixiert, d.h. daß ein Teil der Konstituenten der Relativsätze a priori
keiner topologischen Variabilität unterliegt.
Konstituentenabfolgetypen15052015
56
(63) es que ayer me llamó [ein zuvor erwähnter Roberto]: OD/cl/ap/+id/+an//84
Az/+id/+an/3///
(64) porque se ve que : A/pr/ap/-id/+an/3///Nebensatz
(65) ya ha ido prec- a ver el precio : Sz/+id/+an/3///
(66) y yo le di- y me ha dicho: OD/cl/ap/+id/+an//Az/+id/+an/3///Direkte Rede
(67) se lo dice usted a(( )): OI/cl/ap/+id/+an//OD/cl/ap/+id/-an//A/pr/pp/+id/+an/2//OI("a")/no/-
pp/+id/+an///
(68) y yo dije : A/pr/ap/+id/+an/1///dir. Rede
(69) las de arriba que bajen: S/no/ap/+id/+an/6///
(70) y que se lo comenten a R- aa Rosita: OI185
/cl/ap/+id/+an//OD/cl/ap/+id/-
an//Az/+id/+an/6//OI1 ("a")/no/pp/+id/+an///
(71) serán dos mil: Xz/+id/-an/6///
(72) son dos y tres cinco: Xz/+id/-an/6///
(73) ésas se las he dado yo: OD1/pr/ap/+id/-an//OI/cl/ap/+id/+an//OD1/cl/ap/+id/-
an//A/pr/pp/+id/+an/1///
(74) y ésas hacen las otras quinientas: A/pr/ap/+id/-an/6//OD/no/pp/+id/-an///
(75) porque necesite yo: A/pr/pp/+id/+an/1///
(76) pero cuéntelo por sii: Az/+id/+an/2//OD/cl/pp/+id/+an///
(76a) ya han preguntado el precio y todo: Az/+id/+an/6//OD/no/pp/+id/-an///
(77) yo como si no les hubiese dicho nada: A/pr/ap/+id/+an/1//OI/cl/ap/+id/+an//OD/pr/pp/-id/-
an///
(78) yer me llamó ese chico: OD/cl/ap/+id/+an//A/no/pp/+id/+an/3///
(79) y me dice: OD/cl/ap/+id/+an//Az/+id/+an/3///
(80) se lo baja usted: OD/cl/ap/-id/-an//A/pr/pp/+id/+an/2///
(81) y yo le digo: A/pr/ap/+id/+an/1//OD/cl/ap/+id/+an///
(82) ya bajarán las de arriba: S/no/pp/+id/+an/6///
(83) lo digo para que: OD/cl/ap/+id/an//Az/+id/+an/1///
(84) tu madre ya lo sepa: A/no/ap/+id/+an/3//OD/cl/ap/+id/-an///
(85) de que a lo mejor bajan: Sz/+id/+an/6///
(86) y Rosita tampoco querrá: A/no/ap/+id/+an/3///
(87) yo veo: A/pr/ap/+id/+an/1///
(88) a ver si me comprende: OD/cl/ap/+id/+an//Az/+id/+an/2///
(89) yo como estoy en el tercero: X/pr/ap/+id/+an/1///
(90) ni digo ni q- yo: Az/+id/+an/1///Nebensatz
(91) no no/86
usted diga: A/pr/ap/+id/+an/2///
(91a) un momento//87
que quiero yo que: A/pr/pp/+id/+an/1///Nebensatz
(92) estemos todos de acuerdo: X/pr/pp/+id/+an/4///
(93) yo no puedo decir que no: A/pr/ap/+id/+an/1///Nebensatz
(94) aunque quisieran: Az/+id/+an/6///
(95) tampoco puedo decir que no: Az/+id/+an/1///
(96) a ver si me entiendes: OD/cl/ap/+id/+an//Az/+id/+an/2///
(97) porque usted es la puerta seis: X/pr/ap/+id/+an/2///
(98) bueno pero sii dicen que sí: Az/+id/+an/6///Nebensatz
4. Konstituenten-Abfolge-Analyse der Stichprobe S.65.A.1.88
84
Das Zeichen "//" markiert die Grenze zwischen zwei Konstituenten; das Zeichen "///" markiert das Ende
der Konstituenten-Anlayse des betreffenden Satzes. 85
Durch subskribierte Ziffern wird Ko-Referenzialität markiert. 86
"/" bedeutet in den Transkriptionskonventionen des Grupo Val.Es.Co (1995): "Pausa corta, inferior al
medio segundo" (p.40). 87
"//" bedeutet in den Transkriptionskonventionen des Grupo Val.Es.Co (1995): "Pausa entre medio segundo
y un segundo" (p.40).
Konstituentenabfolgetypen15052015
57
4.1. Subjektkonstituente Y89
total: 11
4.1.1. Nominales Subjekt: 11
4.1.2. Pronominales Subjekt: 0
4.1.3. Null-Subjekt: 0
4.1.4. [-id]: 11
4.1.5. [-an]: 11
4.2. Subjektkonstituente X
4.2.1. Explizite Subjekte total:49
4.2.1.1. Nominale Subjekte
4.2.1.1.1. antepuestos: 19 pospuestos: 2 total: 21
[+id][+an]:490
[+id][-an]:191
[+id][-an]:1192
[+id][+an]:193
[-id][-an]:494
4.2.1.1.2. Distribution auf die formas verbales:
3a: 13
6a: 8
4.2.1.2. Pronominale Subjekte
4.2.1.2.1. antepuestos: 26 pospuestos: 2 total: 28
[+id][+an]:9 [+id][-an]:195
[+id][-an]:1796
[+id][+an]:197
4.2.1.2.2. Distribution auf die formas verbales
1a:5 2a:2 3a:19 4a:2 5a:0 6a:1
4.2.1.3. sujetos nominales + pronominales antepuestos, total Konstituente X: 45
4.2.1.4. sujetos nominales + pronominales pospuestos, total Konstituente X: 4
4.2.2. Null-Subjekte (X-Verben) total: 51
4.2.2.1. [+an] [-an]
[+id]:1898
[-id]:0 [+id]:29 [-id]:499
4.2.2.2. Distribution auf die formas verbales
1a:3 2a:1 3a:35 4a:0 5a:2 6a:10
4.3. Subjekt-Konstituente S total: 93
4.3.1. Explizite Subjekte total: 37
4.3.1.1. Nominale Subjekte total: 24
antepuestos: 14 pospuestos:10
[+id]: 13 [-id]:1 [+id]:10 [+id]:0
[+an]:9 [-an]:4 [+an]:0 [-an]:1 [+an]:6 [-an]:4
88
vgl. Grupo Val.Es.Co (1995), pp.131-144 (Zeilen 1-605). 89
z.B.: para eso no hay hora (p.131, l. 30) 90
z.B. Juanita está loca (Grupo... 1995, p.134, l. 156/57) 91
Vgl. cuando estaba de moda laa/ marca (Grupo..., p. 138, l. 306). 92
Z.B. la Generalidad está aquí (Grupo..., p. 142, l. 521). 93
Vgl. y están los dos fijos (Grupo..., p. 140, l. 436/437). 94
Z.B. las faldas están /// ahora se lo digo// las faldas es much más estrecho (Grupo..., p.143, l. 537/538). 95
Vgl. más mérito es eso (Grupo..., p. 143, l. 526). 96
z.B. esto es un mogollón (Grupo..., p. 144, l. 580) 97
z.B. la dueña soy yo (Grupo..., p.141, l. 493) 98
z.B. pero si aún es muy jóven (Grupo..., p.140, l.434) 99
z.B. yo qué sé/ pueden ser muchas cosas de que caigamos (Grupo..., p.134, l.171/172).
Konstituentenabfolgetypen15052015
58
[+id] total: 23
[-id] total: 1
[+an] total: 15
[-an] total: 9
4.3.1.2. Pronominale Subjekte
antepuestos: 13 pospuestos: 0 total:13
[+id]:12 [-id]:1
[+an]:9 [-an]:3 [+an]:0 [-an]:1100
4.3.1.3. Distribution auf die formas verbales
1a:4 2a:3 3a:4 4a:1 5a:0 6a:1
4.3.2. Null-Subjekte (S-Verben) total:56
4.3.2.1. [+id]:53 [-id]:3
[+an]:49 [-an]:4101
[+an]:3 [-an]:0
4.3.2.2. Distribution auf die formas verbales
1a:7(5)102
2a:8(3) 3a:21(12) 4a:3(0) 5a:0 6a:17(8)
4.4. Subjekt-Konstituente A
4.4.1. Null-Subjekte total:
4.4.1.1. Ohne Objekte total: 49
4.4.1.1.1. [+id]:46 [-id]:3
[+an]:39103
[-an]:7 [+an]:3104
[-an]:0
4.4.1.1.2. Distribution auf die formas verbales
1a:13 2a:6 3a:19 4a:2 5a:4 6a:5
4.4.1.2. Mit einem Objekt
4.4.1.2.1. Mit einem vorangestellten Objekt total: 67
4.4.1.2.1.1. Struktur: Ocl - V total: 58
[+an]: 35 [+id]:35
[-an]: 23105
[+id]:23
4.4.1.2.1.2. Struktur: Ono - V total: 3
[-id], [-an]:3106
4.4.1.2.1.3. Struktur: Ono1 - Ocl1 - V total: 3
[-an]:2107
[+id]:2
[+an]:1108
[+id]:1
4.4.1.2.1.4. Struktur: Opr1 - Ocl1 - V total: 3
[-an]:2109
[+id]:2
[+an]:1110
[+id]:1
100
z.B. porque todas [las faldas, MH] van por encima de la rodilla (Grupo..., p. 143, l. 563/564). 101
porque ya no ha vuelto a pasar [problemas con la televisión debido a un radioaficionado en el mismo
edificio, MH] (Grupo..., p.137, l. 298/299) 102
Die Ziffer in Klammern präzisiert die Anzahl der Reflexiv-Verben. 103
z.B. pero si no para [el ascensor, MH] /vosotros no pagais nada (Grupo..., p.134, l.166). 104
z.B. quien lo compra que haga lo que quiera [con el piso, MH] (Grupo..., p.136, l. 234). 105
Alle klitischen, voranstehenden Objektpronomina haben das Merkmal [+id]. 106
z.B. alguna cosita haréis que no está bien (Grupo..., p. 131, l. 27) 107
z.B. el permiso lo necesitan para ponerlo (Grupo..., p. 134, l. 173/174). 108
Vgl. ya las rodillas las tenemos feas (Grupo..., p. 143, l. 566). 109
z.B. eso lo buscan más que los pisos (Grupo..., p.136, l. 237/238) 110
Vgl. a mí me salió una vez (Grupo..., p. 138, l. 315).
Konstituentenabfolgetypen15052015
59
4.4.1.2.2. Mit einem nachgestelltem Objekt total: 47
4.4.1.2.2.1. Struktur: V - Ocl total: 4
[+id], [+an]: 3
[+id], [-an]: 1111
4.4.1.2.2.2. Struktur: V - Opr total: 4
[+id], [-an]: 4112
4.4.1.2.2.3. Struktur: Ocl1 - V - Opr1 total: 1
[+an]:1113
[+id]
4.4.1.2.2.4. Struktur: V - Ono total: 36
[-an]:33 [+an]:3
[-id]:19114
[+id]:14115
[-id]:3116
[+id]:0
4.4.1.2.2.5. Struktur: V - "a" - Ono total: 2
[+an], [+id]: 1117
[+an], [-id]: 1118
4.4.1.3. Mit zwei Objekten total: 28
4.4.1.3.1. Mit einem vorangestellten und einem nachgestellten Objekt
4.4.1.3.1.1. Struktur: Ocl1 - V - Ono2 total: 6
[+id][+an] [-id][-an]:5119
4.4.1.3.2. Mit zwei vorangestellten Objekten total: 19
4.4.1.3.2.1. Struktur: Ocl1 - Ocl2 - V total: 14
Ocl1: [+id],[+an]: 14
Ocl2: [+id],[-an]: 14120
4.4.1.3.2.2. Struktur: Ocl1 - Ocl2- V - "a"Ono1 total: 2
[+id] [+id]
[+an] [-an]121
4.4.1.3.2.3. Struktur: Ono1 - Ocl2 - V total: 2
[-id] [+id]
[-an] [+an]122
4.4.1.3.2.4. Struktur: Opr1 - Ocl2 - Ocl1 - V - "a" Opr2 total: 1
[+id][-an];[+id][+an]123
4.4.1.3.3. Mit zwei nachgestellten Objekten total: 3
4.4.1.3.3.1. Struktur: V - Ocl1 - Ocl2 total: 2
[+id][+an],[+id][-an]:2124
4.4.1.3.3.2. Struktur: V - Ocl1 - "a" Opr1 - Ono2 total: 1
[+id][+an] [-id][-an]125
111
Vgl. pero cuéntelo por sii (Grupo..., p.133, l. 102). 112
Z.B. pues ya verá eso (Grupo..., p. 135, l.197). 113
Vgl. que lo pagarían como nos había costado a nosotros (Grupo..., p. 139, l. 368/369). 114
Z.B. después compramos un- u- unos pastelitos (Grupo..., p. 140, l. 430). 115
Z.B. ¿ya han preguntado el precio y todo? (Grupo..., p. 133, l. 103/104). 116
Z.B. ahora tengo un jardinero Grupo..., p.142, l. 491). 117
Vgl. tú te vas feliz y quieres a tu ma-[rido] (Grupo..., p. 136, l. 257/258). 118
Vgl. hemos cosido a la mejor gente de Valencia (Geupo..., p. 142, l. 522). 119
Z.B. incluso a veces les he llevao el desayuno (Grupo..., p. 140, l. 421). 120
Z.B. si vuelve a pasarle/ me lo dice (Grupo..., p. 138, l.317). 121
Z.B. el otro día me pasó a mí un caso // que se lo dije a Roberto (Grupo..., p. 137, l. 293/294). 122
Z.B. ¿chatarra?/ chatarra no me dé (Grupo..., p. 132, l. 44). 123
Vgl. eso me lo han dicho a mí (Grupo..., p. 135, l. 190). 124
Z.B. prepáraselo todo (Grupo..., p. 140, l. 413).
Konstituentenabfolgetypen15052015
60
4.4.2. Mit explizitem Subjekt
4.4.2.1. Ohne Objekte total: 50
4.4.2.1.1. Vorangestelltes A-Subjekt total: 39
4.4.2.1.1.1. Nominales, vorangestelltes A-Subjekt: Ano - V total: 7
[+id][+an]: 7
4.4.2.1.1.1. Pronominales, vorangestelltes A-Subjekt: Apr - V total: 32
[+id][+an]:27
[-id][+an]: 5126
Distribution auf die formas verbales
1a:13 2a:7 3a:2 4a:2 5a:2 6a:1
4.4.2.1.2. Nachgestelltes A-Subjekt: V - A total: 11
4.4.2.1.2.1. Nominales, nachgestelltes A-Subjekt: V - Ano total: 5
[+id][+an]:3
[+id][-an]:2127
4.4.2.1.2.2. Pronominales, nachgestelltes A-Subjekt: V - Apr total: 6
[+id][+an]:6128
Distribution auf die formas verbales:
1a:5 2a:1
4.4.2.2. Mit einem Objekt
4.4.2.2.1. Vorangestelltes Subjekt - nachgestelltes Objekt total: 25
4.4.2.2.1.1. Struktur: Apr - V - Ono total: 15
Subjekt: Objekt:
[+id][+an] [+id][-an]:7129
[+id][+an] [-id][-an]:4130
[+id][+an] [+id][+an]:1
[-id][+an] [-id][-an]:1
[+id][-an] [-id][-an]:1
[+id][-an] [+id][-an]:1
4.4.2.2.1.2. Struktur: Apr - V - "a"Ono total: 1
A:[+id][+an] O:[+id][+an]:1131
4.4.2.2.1.3. Struktur: Ano - V - Ono (scil. S-V-O132
) total: 3
A:[+id][+an] O:[-id][-an]:2133
A:[+id][+an] O:[+id][-an]:1134
4.4.2.2.1.4. Struktur: Apr - V - Ocl total: 2
A: [+id][+an] O: [+id][-an]:2135
4.4.2.2.1.5. Struktur: Apr - Ocl1 - V - Ono1 total: 2
A:[+id][+an] O:[+id][-an]:1136
125
Vgl. que me han comprao a mí un piso precioso (Grupo..., p. 140/141, l. 437/438). 126
Z.B. cada uno tiene que de- llevar /dentro de lo elegante (Grupo..., p. 143, l. 567). 127
Z.B. es que dice // que valdrían los pisos m- doble (Grupo..., p. 134, l. 132/133). 128
Z.B. no/ un momento// que quiero yo que estemos todos de acuerdo (Grupo..., p. 133, l. 118). 129
Z.B. yo también tengo mis gastos (Grupo..., p.142, l. 501). 130
Z.B. yo he hecho muchos viajes (Grupo..., p. 141, l. 472). 131
Vgl. es que nosotros hemos cosido a la gente mejor de Valencia (Grupo..., p. 142, l. 514). 132
Nota bene: es sind dies Beispiele der gemeinhin als Basis-Konstituenten-Abfolge des Spanischen
unterstellten Struktur (vgl. dazu oben, Kapitel xxx). 133
Z.B. Manolo tiene un suéter muy parecido (Grupo..., p. 138, l. 304/305). 134
Vgl ese chico ya ha visto el precio (Grupo..., p.135, l. 211/212). 135
Z.B. ellos si quieren ponerlo (Grupo..., p. 139, l. 354).
Konstituentenabfolgetypen15052015
61
A:[+id][+an] O:[+id][+an]:1
4.4.2.2.1.6. Struktur: Apr - Ocl1 - V - "a"Ono total: 2
A:[+id][+an] O:[+id][+an]:1137
4.4.2.2.2. Vorangestelltes Subjekt - vorangestelltes Objekt total:
4.4.2.2.2.1. Struktur: Apr - Ocl - V total: 10
[+id][+an]:7 [+id][-an]:6138
[+id][+an]:1139
[+id][-an]:3 [+id][+an]:3140
4.4.2.2.2.2. Struktur: Ano - Ocl - V total: 3
[+id][+an]:2 [+id][+an]:1
[+id][-an]:1141
[+id][-an]:1 [+id][+an]:1142
4.4.2.2.2.3. Struktur: Apr - Ono - V total: 1
[+id][+an] [-id][-an]:1143
4.4.2.2.2.4. Struktur: Apr - Opr1 - Ocl1 - V total: 1
[+id][+an] [+id][-an]:1144
4.4.2.2.3. Vorangestelltes Objekt - Verb - nachgestelltes Subjekt total: 14
4.4.2.2.3.1. Struktur: Ocl - V - Apr total: 8
[+id][+an] [+id][-an]:2145
[+id][-an] [+id][+an]:6146
4.4.2.2.3.2. Struktur: Ocl - V - Ano total: 5
[+id][+an] [+id][+an]:5147
4.4.2.2.3.3. Struktur: Opr - V - Ano total: 1
[+id][-an] [+id][+an]:1148
4.4.2.2.4. Verb - nachgestelltes A-Subjekt - nachgestelltes Objekt
total: 3
4.4.2.2.4.1. Struktur: Ocl1 - V - Apr - "a" Opr total: 1
[+id][+an] [+id][-an]:1149
4.4.2.2.4.2. Struktur: V - Ano - Ono total: 1
[+id][+an] [-id][-an]:1150
4.4.2.2.4.3. Struktur: V - Apr - Ono total: 1
[+id][+an] [-id][-an]:1151
136
Vgl. yo no lo veo claro lo de arriba eh? (Grupo..., p. 136, l. 217). 137
Vgl. usted qué le hace a su chiquita (Grupo..., p. 140, l. 398). 138
Z.B. pero yo lo/ reconcozco que (Grupo..., p.132, l. 68). 139
Vgl. yo le digo no (Grupo..., p. 133, l. 106). 140
Z.B. esto ya no le hace nada (Grupo..., p.144, l. 578). 141
Vgl. para que tu madre ya lo sepa (Grupo..., p. 133, l. 107). 142
Vgl. es que a veces los viajes te cunden (Grupo..., p. 141, l. 477). 143
Vgl. yo- y viajes también he hecho muchos(Grupo..., p. 141, l. 469/470). 144
Vgl. pues yo esto lo tenía porque (Grupo..., p. 141, l. 464). 145
Z.B. yo no iba aa llamar y decir me ha pasado eso (Grupo..., p. 138, l. 315/316). 146
Z.B. pero nos lo hacemos nosotros (Grupo..., p. 142, l. 506). 147
Z.B. me llamó Roberto (Grupo..., p. 132, l. 73). 148
Vgl. eso dijo también ese chico (Grupo..., p. 139, l. 376). 149
Vgl. ¿os ha pasao alguna vez esto a vosostros? (Grupo..., p. 138, l. 301/302). 150
Vgl. y están los dos fijos/ y tienen los dos sueldo (Grupo..., p. 140, l. 436/437). 151
Vgl. pero es que tiene usted que tener un patrón (Grupo..., p. 143, l. 530).
Konstituentenabfolgetypen15052015
62
4.4.2.2.5. Verb - nachgestelltes Objekt - nachgestelltes Subjekt total: 1
4.4.2.2.5.1. Struktur: Ocl1 - V - "a"Opr1 - Ano total: 1
[+id][+an] [id][-an]:1152
4.4.2.3. Mit zwei Objekten
4.4.2.3.1. Vorangestelltes A-Subjekt
4.4.2.3.1.1. Struktur: Ano - Ocl1 - Ocl2 - V total: 1
[+id][+an] [+id][+an] [+id][-an]:1153
4.4.2.3.1.2. Struktur: Apr - Ocl1 - Ocl2 - V total: 1
[+id][+an] [+id][+an] [+id][-an]:1154
4.4.2.3.1.3. Struktur: Apr - Ocl1 - V - Opr2 total: 2
[+id][+an] [+id][+an] [-id][-an]:2155
4.4.2.3.1.4. Struktur: Apr - Ocl1 - Ocl2 - V - Opr2 - "a"Ono1 total: 1
[+id][+an] [+id][+an] [+id][-an]:1156
4.4.2.3.2. Nachgestelltes A-Subjekt
4.4.2.3.2.1. Struktur: Ocl1 - Ocl2 - V - Apr total: 1
[+id][+an] [+id][-an] [+id][+an]:1157
4.4.2.3.2.2. Struktur: Opr1 - Ocl2 - Ocl1 - V - Apr total: 1
[+id][-an] [+id][+an] [+id][+an]:1158
4.4.2.3.2.3. Struktur: Ocl1 - Ocl2 - V - Apr - "a"Ono1 total: 1
[+id][+an] [+id][-an] [+id][+an]:1159
4.4.2.3.2.3. Struktur: Ocl1 - Ocl2 - V - Apr - Opr2 total: 1
[+id][+an] [+id][-an] [+id][+an]:1160
152
Vgl. el otro día me pasó a mí un caso (Grupo..., p. 137, l. 293). 153
Vgl. el chico me lo ha comprao (Grupo..., p. 141, l. 455). 154
Vgl. yo no se lo quería decir (Grupo..., p. 138, l. 311). 155
Z.B. yo no les puedo dar nada (Grupo..., p. 141, l. 463). 156
Vgl. yo se lo hago todo a mi hija (grupo..., p. 144, l. 582/583). 157
Vgl. todo lo que llevo me lo hago yo (Grupo..., p. 142, l. 512/513). 158
Vgl. ésas se las he da(d)o yo (grupo..., p. 133, l. 97). 159
Vgl. y me ha dicho // se lo dice usted a (NN) (Grupo..., p. 133, l. 84). 160
Vgl. pues ya se lo digo yo esto (Grupo..., p. 144, l. 596).
Konstituentenabfolgetypen15052015
63
4.5. Resultate, Auswertungen
4.5.1. X-Subjekte
Distribution der X-Subjekte in der Stichprobe S.65.A.1.
Frequenz [+animado] [-animado] [+idenficable] [-identificable]
X-sujetos
antepuestos
nominales
19 4 15 15 4
X-sujetos
antepuestos
pronominales
26 9 17 26 0
Subtotal
X-sujetos
antep.
45 13 32 41 4
X-sujetos
pronominales
pospuestos
2 1 1 2 0
X-sujetos
nominales
pospuestos
2 1 1 2 0
Total 49 15 34 45 4
Distribution der X-Subjekte in der Stichprobe S.65.A.1.
(1) Explizite X-Subjekte haben insgesamt betrachtet zu 69,3 % das Merkmal [-animado].
Diese Prädominanz ist noch stärker ausgeprägt, wenn man lediglich die nominalen X-
Subjekte in Betracht zieht: 76,2% (16 von 21 Fällen) tragen das Merkmal [-animado].
(2) Explizite X-Subjekte haben insgesamt betrachtet zu 93,8% das Merkmal [+identific-
able]161
. D.h. nicht in der geteilten Diskurs-Welt der Interaktanten vorhandene, sowie
nicht zu den geteilten Kenntnissystemen der Interaktanten zählende Referenten
werden nur äußerst selten als X-Subjekte realisiert.
(3) Explizite X-Subjekte sind zu 91% (45 von 49 Fällen) vorangestellt. Eine signifikative
Korrelation zwischen Position der X-Subjekte und den Merkmalen [+/-animado],
sowie [+/-idenficable] besteht nicht.
(4) 49% (49 Fälle) der X-Verben haben explizite Subjekte, 51% (51 Fälle) haben ein X-
Null-Subjekt.
161
Zur Definition des Merkmals [+/- identificable] verweise ich auf das Kapitel xxx, pp. xx. An dieser Stelle
sei nur daran erinnert, daß ich gegen das von Ashby/Bentivoglio (1993) verwendete Merkmalpaar [+/-"brand"-
neu] (im Sinne von Prince 1981) argumentiert habe.
Konstituentenabfolgetypen15052015
64
4.5.2. S-Subjekte
Distribution der S-Subjekte in der Stichprobe S.65.A.1
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
S-sujetos
nominales
antepuestos
14 9 5 13 1
S-sujetos
pronominales
antepuestos
13 9 4 12 1
Subtotal 27 18 9 25 2
S-Sujetos
nominales
pospuestos
10 6 4 10 0
S-sujetos
pronominales
pospuestos
0 0 0 0 0
Total 37 24 13 35 2
Distribution der S-Subjekte in der Stichprobe S.65.A.1
1) 64,8% der S-Subjekte haben das Merkmal [+animado] (= 35,2 % [-animado]). Diese
Distribution ist diametral unterschiedlich zur entsprechenden Distribution bei den X-
Subjekten. Diese Distribution ist unabhängig von der Position der S-Subjekte.
2) Hinsichtlich des Merkmals [+/-identificable] verhalten sich X- und S-Subjekte
identisch: 94,5% der S-Subjekte haben das Merkmal [+identificable] (vgl. 93,8% bei
den X-Verben).
3) Insgesamt betrachtet überwiegt mit 72,9% (27 von 37 Fällen) die anteposición der S-
Subjekte. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß in dieser Stichprobe keine
nachgestellten pronominalen S-Subjekte vorkommen; das bedeutet, daß sich die
Nachstellung von S-Subjekten auf die nominalen S-Subjekte konzentriert. Bei diesen
ist dementsprechend mit 41,5% (10 von 24 Fällen) die Nachstellung deutlich
ausgeprägter.
4) S-Verben werden zu 60,3% mit S-Null-Subjekten (vgl. 39,7% mit expliziten S-
Subjekten) realisiert.
5) S-Null-Subjekte haben in 53 von 56 Fällen (94,6%) das Merkmal [+identificable]
und in 52 von 56 Fällen (=92,8%) das Merkmal [+animado]. Während also bei den S-
Null-Subjekten bezüglich der beiden Merkmale [+/-animado] und [+/-identificable]
die jeweilige Plus-Variante mit über 90% dominiert, ist bei den expliziten S-
Subjekten ein signifikativ höherer [-animado]-Anteil als bei den S-Null-Subjekten
festzustellen.
6) In der Summe von impliziten und expliziten S-Subjekten (93 Fälle) dominiert mit
94,6% das Merkmal [+identificable] (88 von 93), mit 81,7% (76 von 93) das
Merkmal [+animado].
7) Explizite S-Subjekte sind zu 72,9% vorangestellt bzw. zu 27.1% nachgestellt.
4.5.3. A-Subjekt-Verben
4.5.3.1. A-Null-Subjekt Verben
Konstituentenabfolgetypen15052015
65
4.5.3.1.1. Mit einem Objekt
4.5.3.1.1.1. Mit einem voranstehenden Objekt
Distribution der A-Null-Subjekt-Verben mit einem vorangestellten Objekt in in der
Stichprobe S.65.A.1
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
Objeto
nominal162
6 1 5 3 3
Objeto
pronominal163
3 1 2 3 0
Objeto
clítico164
58 29 23 58 0
Total 67 37 30 64 3
Distribution der A-Null-Subjekt-Verben mit einem vorangestellten Objekt in in der Stichprobe S.65.A.1
1) Insgesamt betrachtet haben bei A-Null-Subjekt-Verben mit einem vorangestellten
Objekt die Objekte zu 55,3% das Merkmal [+animado] (vgl. 44,7% [-animado]. Bei
der Teilmenge der nominalen Objekte überwiegt in dieser Stichprobe mit 83,3% (5
von 6 Fällen) das Merkmal [-animado]. Allerdings ist angesichts der niedrigen
Frequenz dieser Struktur zunächst an der Signifikanz dieser Distribution zu zweifeln.
2) Daß sowohl die objetos pronominales als auch die objetos clíticos ausschließlich das
Merkmal [+identificable] aufweisen, braucht angesichts des anaphorischen,
textverweisenden Status der Pronomina der "dritten" Person nicht zu verwundern.
4.5.3.1.1.2. Mit einem nachgestellten Objekt
Distribution der A-Null-Subjekt-Verben mit einem nachgestellten Objekt in der
Stichprobe S.65.A.1
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
Objeto
nominal165
38 5 33 15 23
Objeto
pronominal166
5 1 4 5 0
Objeto
clítico
4 3 1 4 0
Total 47 9 38 24 23
Distribution der A-Null-Subjekt-Verben mit einem nachgestellten Objekt in der Stichprobe S.65.A.1
1) Insgesamt betrachtet hat ein nachgestelltes Objekt bei A-Null-Subjekt-Verben in
80,8% (38 von 47 Fällen) des Vorkommens das Merkmal [-animado].
162
Umfaßt die Strukturen Ono - V und Ono1 - Ocl1 - V (vgl. 4.1.2.1.2. und 4.1.2.1.3.). 163
Vgl. 4.1.2.1.4. 164
Umfaßt die Struktur Ocl - V (vgl. 4.1.2.1.1.). 165
Umfaßt die Strukturen V - Ono (4.1.2.3.4.) und V - "a"Ono (4.1.2.3.5.). 166
Umfaßt die Strukturen V - Opr (4.1.2.3.2.) und Ocl1 - V - Opr1 (4.1.2.3.3.).
Konstituentenabfolgetypen15052015
66
2) In 80,8% der Fälle handelt es sich beim nachgestellten Objekt eines A-Null-Subjekt-
Verbs um ein nominales Objekt. Bei der Teilmenge der nachgestellten nominalen
Objekte kommt das Merkmal sogar in 86,8% der Fälle vor.
3) Während insgesamt betrachtet die Merkmale [+identificable] (24 Fälle) und [-
identificable] (23 Fälle) ungefähr ausgeglichen distribuiert sind, überwiegt bei der
Teilmenge der nominalen Objekte mit 60,5% das Merkmal [-identificable].
Angesichts der relativ kleinen Stichprobe können aus diesem Ergebnis keine
generalisierenden Schlüsse gezogen werden. Wie ich oben begründet habe, ist das
von mir zugrundegelegte Merkmal [-identificable] nicht mit dem von
Ashby/Bentivoglio (1993) verwendeten Merkmal [brand-new] identisch; das schließt
nicht aus, daß es in Bezug auf die Zuordnung dieser beiden Merkmale eine nicht
unerheblich Schnittmenge geben dürfte. Die Prädominanz des Merkmals [-identific-
able] bei nachgestellten nominalen Objekten von A-Null-Subjekt-Verben scheint
vergleichbare Ergebnisse der Studie von Ashby/Bentivoglio (1993) zu bestätigen.
4.5.3.1.2. Mit zwei Objekten
Die Stichprobe S.65.A.1 enthält bei A-Null-Subjekt-Verben insgesamt 28 Fälle mit zwei
Objekten (vgl. dazu die Detail-Analyse unter 4.1.3.). Davon entfallen allein 14 (=50%) auf
die Abfolge Ocl1-Ocl2-V. In allen 28 Fällen hat eines der beiden Objekte das Merkmal
[+animado], das andere das Merkmal [-animado].
In den 9 Fällen, in denen eines der beiden Objekte ein klitische Pronomen, das andere ein
nominales Objekt ist, hat jeweils das nominale Objekt das Merkmal [-animado], z.B. que me
han comprao a mí un piso precioso; naturgemäß sind diese nominalen Objekte auch die
diejenigen, welche das Merkmal [-id] haben. Präpositional angeschlossene pronominale und
nominale Objekte haben die Merkmale [+id][+an], d.h. Beispiele für präpositional ange-
schlossene Objekte mit den Merkmalen [-id] und/oder [-an] sind in dieser Stichprobe nicht
enthalten.
Konstituentenabfolgetypen15052015
67
4.5.3.2. A-Subjekt Verben mit explizitem Subjekt
4.5.3.2.1. A-Subjekt-Verben mit explizitem Subjekt ohne Objekte
Distribution der A-Subjekte in Sätzen ohne Objekte in der Stichprobe S.65.A.1
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
Nominale A-Sub-
jekte ohne Objekte
(antep.)
7 7 0 7 0
Pronominale A-
Subjekte ohne
Objekte (antep.)
32 32 0 27 5
Subtotal 39 39 0 34 5
Nominale A-Sub-
jekte ohne Objekte
(posp.)
5 3 2 5 0
Pronominale A-
Subjekte ohne
Objekte (posp.)
6 6 0 6 0
Total 50 48 2 45 5
Distribution der A-Subjekte in Sätzen ohne Objekte in der Stichprobe S.65.A.1
1) A-Subjekte in Sätzen ohne Objekte haben zu 96% (48 von 50 Fällen) das Merkmal
[+animado] und zu 90% (45 von 50 Fällen) das Merkmal [+identificable]; die 5 Fälle
mit dem Merkmal [-identificable] entfallen allesamt auf pronominale, vorangestellte
A-Subjekte. Nicht-identifizierbare (scil. "neue") Referenten werden nur in seltenen
Ausnahmefällen als A-Subjekte kodiert.
2) A-Subjekte in Sätzen ohne Objekte werden zu 76% (38 von 50 Fällen) als Pronomina
kodiert.
3) A-Subjekte in Sätzen ohne Objekte sind zu 78% (39 von 50 Fällen) dem Verb
vorangestellt (scil. 22% nachgestellte A-Subjekte).
4) Ob die Tatsache, daß die beiden Fälle mit dem Merkmal [-animado] als nachgestellte,
nominale A-Subjekte kodiert sind, mehr als ein Zufall ist, muß aufgrund einer
größeren Stichprobe überprüft werden.
4.5.3.2.2. A-Subjekt-Verben mit explizitem Subjekt mit einem Objekt
4.5.3.2.2.1. Vorangestelltes Subjekt - Verb - nachgestelltes Objekt
Die Stichprobe enthält 25 Fälle mit der prototypischen Struktur "S-V-O":
a) Pronominales A-Subjekt - Verb - Nominales Objekt167
: 17
b) Pronominales A-Subjekt - Verb - "a"-nominales Objekt168
: 3
c) Pronominales A-Subjekt - Verb - Klitisches Pronomen-Objekt: 2
d) Nominales A-Subjekt - Verb - Nominales Objekt: 3
Von 25 Objekten haben 20 (=80%) das Merkmal [-animado], von den 25 Subjekten haben
167
Umfaßt die Strukturen Apr - V - Ono (vgl. 4.2.2.1.1.), Apr - Ocl1 - V - Ono1 (vgl. 4.2.2.1.5.). sowie 168
Umfaßt die Strukturen Apr - V - "a"Ono (vgl. 4.2.2.1.2.) und Apr - Ocl1 - V - "a"Ono1 (vgl. 4.2.2.1.6.).
Konstituentenabfolgetypen15052015
68
lediglich 2 (=8%) das Merkmal [-animado], bzw. 92% das Merkmal [+animado]. 32% (8 von
25 Fällen) der Objekte haben das Merkmal [-identificable], bei den Subjekten ist lediglich 1
Vorkommen mit dem Merkmal [-identificable] belegt.
Festzuhalten ist auch die Tatsache, daß die A-Subjekte in dieser Konstellation zu 88% (22
von 25 Fällen) als Pronomina kodiert sind.
4.5.3.2.2.2. Vorangestelltes A-Subjekt - vorangestelltes Objekt - Verb
Auch in dieser Konstellation prädominieren mit 80% der Fälle (12 von 15 Vorkommen) bei
weitem die pronominalen A-Subjekte.
Die Objekte haben in 9 von 15 Vorkommen (= 60%) das Merkmal [-animado], die Subjekte
in 4 von 15 Fällen (=26,6%). Während alle Subjekte das Merkmal [+identifizierbar]
aufweisen, findet sich bei den Objekten ein Beispiel mit dem Merkmal [-identifizierbar].
Während in dieser Konstellation eine Tendenz der Objekte zum Merkmal [-animado]
bestätigt wird, sind die Ergebnisse bezüglich des Merkmals [+/- identificable] unspezifisch.
4.5.3.2.2.3. Vorangestelltes Objekt - Verb - nachgestelltes A-Subjekt
In dieser Abfolge haben 8 von 14 Objekten (=57,1%) das Merkmal [-animado]; bei den A-
Subjekten haben 14,2% (2 von 14 Fällen) das Merkmal [-animado]. Da in dieser Stichprobe
und in diesem Abfolge-Typ alle vorangestellten Objekte pronominalen Status haben, tragen
sie zu 100% das Merkmal [+identificable]; auch die nachgestellten A-Subjekten in dieser
Struktur haben sämtlich das Merkmal [+identificable].
4.5.3.2.2.4. Verb - nachgestelltes A-Subjekt - nachgestelltes Objekt
Zwei von vier Objekten haben das Merkmal [-animado], wobei es sich dabei um nominale
Objekte handelt. Diese Objekte haben gleichfalls das Merkmal [-identificable]. Zwei der A-
Subjekte haben das Merkmal [-animado], eine nominales das Merkmal [-identificable], ein
pronominales das Merkmal [+identificable].
Distribution der Merkmale [+/-animado] und [+/-identificable] auf die A-Subjekt-
Verben mit einem Objekt in der Stichprobe S.65.A.1
Frequenz [-animado] [+animado] [+identificable] [-identificable]
Objetos (ante y
pospuestos)
58 39 19 47 11
Sujetos (ante y
pospuestos)
58 10 48 56 2
Distribution der Merkmale [+/-animado] und [+/-identificable] auf die A-Subjekt-Verben mit einem Objekt in
der Stichprobe S.65.A.1
Alle 58 Fälle von expliziten A-Subjekt-Verben mit einem Objekt zusammengenommen wird
deutlich, daß hinsichtlich des Vorkommens des Merkmals [-animado] ein signifikanter
Unterschied zwischen A-Subjekten und Objekten besteht: die Wahrscheinlichkeit, daß ein
Objekt das Merkmal [-animado] hat, ist nahezu viermal so groß wie bei einem A-Subjekt.
Bei den Objekten haben 67,2%, bei den A-Subjekten 17,2% der Fälle das Merkmal
[-animado].
Zwar überwiegt sowohl bei A-Subjekten als auch bei den Objekten das Merkmal [+identific-
able] bei weitem; die Stichprobe scheint aber die Tendenz zu markieren, daß bei Objekten
die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens des Merkmals [-identificable] um ein Vielfaches
Konstituentenabfolgetypen15052015
69
(hier: mehr als fünfmal) größer ist als bei A-Subjekten. Das bedeutet, daß nicht-identifizier-
bare ("neue") Referenten mehr als fünfmal so häufig als Objekte denn als A-Subjekte kodiert
werden.
4.5.3.2.2.3. A-Subjekt-Verben mit zwei Objekten
In der Stichprobe sind insgesamt lediglich 9 Fälle mit zwei Objekten enthalten, davon 5 mit
vorangestelltem, und 4 mit nachgestelltem Objekt. Die Distribution der Merkmale [+/-
animado] und [+/-identificable] liefert gegenüber dem bisher Ausgewerteten keine neue
Erkenntnisse. Alle Subjekte haben die Merkmal-Kombination [+animado] / [+identificable];
in allen 9 Fällen hat eines der Objekte das Merkmal [+animado] und das andere das Merkmal
[-animado].
Auffällig ist lediglich, daß in dieser Struktur Objekte nur in zwei Fällen Nominalphrasen
sind, die zudem mit "a" angeschlossen sind. Bemerkenswert ist schließlich weiterhin, daß
lediglich ein A-Subjekt die Form einer Nominalphrase hat.
Selbstverständlich ist die Stichprobe zu klein, als daß diese Beobachtungen mehr sein könnte
als ein Hinweis darauf, daß diese Frage im Rahmen der größeren Strichprobe untersucht
werden muß.
4.6. Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge Typen in der Stichprobe S.65.A.1
(nicht standardisiert)
1) Ocl - V
169: 58
2) Sz - V: 56
3) Xz - V: 51
4) Az - V: 49
5) Az - V - Ono: 38
6) Apr - V: 32
7) Xpr - V: 26
8) Xno - V: 19
9) Apr - V - Ono: 15
10) Sno - V: 14
11) Ocl1 - Ocl2 - V: 14
12) Spr - V: 13
13) V - Yno: 11
14) V - Sno: 10
15) Apr - Ocl - V: 10
16) Ocl - V - Apr: 8
17) Ano - V: 7
18) Ono - V: 6
19) V - Apr: 6
20) V - Opr: 5
21) V - Ano: 5
22) Ocl - V - Ano: 5
23) V - Ocl: 4
24) Opr - V: 3
25) Ano - Ocl - V: 3
26) Ano - V - Ono: 3
27) V - Xno: 2
28) V - Xpr: 2
169
Abfolge-Typen mit Objekt-Konstituenten implizieren natürlich, daß es sich um Verben mit potentiellen A-
Subjekten handelt, die, wenn es sich um A-zero-Subjekte handelt, in der Strukturformel nicht explizit genannt zu
werden brauchen.
Konstituentenabfolgetypen15052015
70
29) Ocl1 - Ocl2 - V - "a"Ono1: 2
30) Ono1 - Ocl2 - V: 2
31) V - Ocl1 - Ocl2: 2
32) Apr - V - Ocl: 2
33) Apr - Ocl1 - V - Ono1: 2
34) Apr - Ocl1 - V - "A"Ono1: 2
35) Apr - Ocl1 - V - Opr2: 2
36) Opr1 - Ocl2 - Ocl1 - V - "a"Opr2: 1
37) Ocl1 - V - "a"Opr1 - Ono2: 1
38) Apr - V - "a"Ono: 1
39) Apr - Ono - V: 1
40) Apr - Opr1 - Ocl1 - V: 1
41) Opr - V - Ano: 1
42) Ocl1 - V "a"Opr1: 1
43) Ocl1 - V- Apr - "a"Opr1: 1
44) V - Ano - Ono: 1
45) V - Apr - Ono: 1
46) Ano - Ocl1 - Ocl2 - V: 1
47) Apr - Ocl1 - Ocl2 - V: 1
48) Apr -Ocl1 - Ocl2 - V - Opr2 - "a"Ono1: 1
49) Ocl1 - Ocl2 - V - Apr: 1
50) Opr1 - Ocl2 - Ocl1 - V - Apr: 1
51) Ocl1 - Ocl2 - V - Apr - "a"Ono1: 1
52) Ocl1 - Ocl2 - V- Apr - Opr2: 1
4.7. Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen in der Stichprobe S.65.A.1
(standardisiert)
In dieser "standardisierten" Frequenzliste werden Typen der "nicht-standardisierten" Typen-
Frequenzliste in Anlehnung an die in Forschung verwendeten Kategorien zu Prototypen
zusammen gefaßt. Während in der "nicht-standardisierten" Liste die Abfolge-Typen nach
Subjekt- und Objekttypen unterschieden wird, wird diese Unterscheidung in der
standardisierten Liste aufgegeben.
So werden z.B. unter den standardisierten Konstituenten-Abfolge-Typ A-V-O die folgenden
nicht standardisierten Abfolge-Typen subsumiert :
- Apr-V-"a"Ono (vgl. oben Nr. 38)
- Apr-Ocl1-V-"a"Ono1 (vgl. oben Nr. 34)170
- Apr-Ocl1-V-Ono1 (vgl. oben Nr. 33)
- Apr-V-Ocl (vgl. oben Nr. 32)
- Ano-V-Ono (vgl. oben Nr. 26)
- Apr-V-Ono (vgl. oben Nr. 9)
1) O-V: 67
171
2) Sz-V: 56172
170
Bei der Realisierung eines Objektes in Form eines Nomens/ "freien" Pronomens und eines koreferentiellen
klitischen Pronomens wird bei der Standardisierung die Topologie des Nomens bzw. freien Pronomens
zugrundelegt. 171
Die Abfolge-Typen O-V, V-O, OOV, etc. charakterisieren Strukturen, in denen das A-Subjekt als Null
bzw. lediglich durch die desinencial verbal markiert ist. 172
Die Formeln Sz-V, Xz-V und Az-V erscheinent hier in dieser Form zur Veranschaulichung der Tatsache,
daß es sich um Strukturen handelt, die in denen die respektiven Subjekte als Null-Subjekte, bzw. in der
Konstituentenabfolgetypen15052015
71
3) Xz-V: 51
4) Az-V: 49
5) V-O: 47
6) X-V: 45
7) A-V: 39
8) S-V: 27
9) A-V-O: 25
10) O1-O2-V: 16
11) A-O-V: 15
12) O-V-A: 14
13) V-Y: 11
14) V-A: 11
15) V-S: 10
16) V-X: 4
17) V-A-O: 3
18) V-O1-O2: 3
19) O1-V-O2: 3
20) O1-O2-V-A: 2
21) O1-V-A-O2: 2
22) A-O1-O2-V: 2
23) A-O1-V-O2: 2
24) A-V-O1-O2: 1
25) V-O-A: 1
5. Konstituenten-Abfolge-Analyse der Stichprobe H.38.A1
Die voranstehenden Kapitel dargelegte detaillierte Darstellung der Konstituenten-Abfolge
Analyse der Stichprobe S.65.A.1 hatte exemplarischen Charakter und wird in bezug auf die
weiteren Stichproben (auch aus Gründen der Platzersparnis) hier nicht ausgebreitet. Im
folgenden werde ich mich auf die Vorstellung und Interpretation der wesentlichen Resultate
dieser nach dem Muster der Stichprobe S.65.A.1 vorgenommenen Analyse beschränken.
desinencial verbal realisiert sind. Die Voranstellung von Sz usw. in diesen Strukturformel impliziert in
Strukturen natürlich keine Aussage über die Position dieses Null-Subjekts.
Konstituentenabfolgetypen15052015
72
5.1. S-Verben
Distribution der expliziten S-Subjekte in der Stichprobe H.38.A.1
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
S-sujetos
nominales
antepuestos
8 6 2 5 3
S-sujetos
pronominales
antepuestos
12 10 2 12 0
Subtotal 20 16 4 17 3
S-sujetos
nominales
pospuestos
9 4 5 3 6
S-sujetos
pronominales
pospuestos
3 0 3 0 3
Total 32 20 12 20 12
Distribution der expliziten S-Subjekte in der Stichprobe H.38.A.1
1) Die Stichprobe H.38.A.1 enthält insgesamt 68 Sätze mit S-Verben; davon entfallen
36 (=52,9%) auf implizite Subjekte, die zu 100% das Merkmal [+identificable],
sowie zu 80,5% das Merkmal [+animado] (29 von 36 Fällen) haben, d.h. immerhin
19,5% der S-Null-Subjekte dieser Stichprobe tragen das Merkmal [-animado].
2) Von den 32 expliziten S-Subjekten haben gleichermaßen 62,5% (20 Fälle) das
Merkmal [+animado] (vgl. 64,8% in der Stichprobe S.65.A.1) sowie das Merkmal
[+identificable].
3) Festzuhalten ist, daß in dieser Stichprobe bei den nachgestellten S-Subjekten mit
66,6% (8 von 12) sowohl das Merkmal [-animado], als auch mit 75% (9 von 12) das
Merkmal [-identificable] deutlich überwiegt. Ob dieses Ergebnis signifikativ in dem
Sinne ist, daß bei nachgestellten S-Subjekten generell eine Tendenz zur Markierung
mit dem Merkmal [-animado] besteht, kann angesichts der geringen Fallzahl nicht
behauptet werden. Immerhin konnte, bei ebenfalls nur geringer Fallzahl, auch in der
Stichprobe S.65.A.1 festgestellt werden, daß bei den nachgestellten S-Subjekten eine
höherer Prozentsatz mit dem Merkmal [-animado] vorkommt (scil. 40%9) als bei den
vorangestellten S-Subjekten (33,3%). Auch hier dürfte erst von weiteren Erhebungen
eine signifikative Antwort erwartet werden können. 3) In der Summe impliziter und
expliziter S-Subjekte dominiert in der Stichprobe H.38.A.1 mit 82,3% (56 von 68)
das Merkmal [+identificable], sowie mit 72,1% (49 von 68) das Merkmal [+animado]
4) Explizite Subjekte werden in dieser Stichprobe zu 60% voran- bzw. zu 40%
nachgestellt.
Konstituentenabfolgetypen15052015
73
5.2. X-Verben
Distribution der S-Subjekte in der Stichprobe H.38.A.1
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
X-sujetos
nominales
antepuestos
16 9 7 9 7
X-sujetos
pronominales
antepuestos
20 6 14 20 0
Subtotal 36 15 21 29 7
X-sujetos
nominales
pospuestos
6 1 5 6 0
X-sujetos
nominales
pospuestos
4 3 1 3 1
Total 46 19 27 38 8
Distribution der S-Subjekte in der Stichprobe H.38.A.1
1) In der Stichprobe H.38.A.1 haben 58,7% (27 von 46) der expliziten Subjekte das
Merkmal [-animado], sowie 82,6% (38 von 46) das Merkmal [+identificable].
Damit wird der bereits in der Stichprobe S.65A.1 festgestellte Trend (vgl. 69,3%
[-animado]) bestätigt, daß explizite X-Subjekte dazu tendieren, das Merkmal
[-animado] zu tragen. Dieses Ergebnis, dürfte, wenn es sich durch weitere
Stichproben bestätigt, von dem in Ashby/Bentivoglio für die Konstituente X
erhobenen abweichen; Ashby/Bentivoglio (1993, p. 70) zufolge ist die Konstituente
X eher an dem Ende ihres Kontinuuums anzusiedeln, an dem das Merkmal [+ani-
mado] überwiegt.
2) In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daß im Rahmen dieser
Konstituenten-Abfolge-Analyse lediglich die Subjekte der X-Verben, jedoch nicht
ihre Prädikatsnomina173
.
In der Stichprobe haben 21 der 46 X-Subjekt-Sätze Prädikats-Nominalphrasen, z.B.
los calvos son cabrones (Grupo..., p. 62, l. 214/215) usw. Davon tragen immerhin
17 das Merkmal [-identificable]. Von den 43 X-Null-Subjekt-Sätzen haben 15 eine
Prädikats-Nominalphrase, davon 11 mit dem Merkmal [-identificable]. D.h. durch
Prädikatsnominalphrasen werden in einem keineswegs zu vernachlässigenden
Umfang nicht-identifizierbare Referenten in die geteilte Diskurswelt der
Interaktanten eingeführt.
3) In der Summe der X-Null-Subjekt- und der expliziten X-Subjekt-Sätze (89 Fälle)
haben 58,3% (52 von 89) das Merkmal [-animado], sowie 91% (81 von 89) das
Merkmal [+identificable].
4) Von den expliziten X-Subjekten sind 78,2% vorangestellt.
173
Vgl. Sätze wie es un chorizo de mucho cuidao ése (Grupo..., p. 71, l. 606), era una mierda eso (Grupo..., p.
71, l. 609), usw.
Konstituentenabfolgetypen15052015
74
5.3. Y-Verben
Die Stichprobe enthält 11 Beispiele vom Typ hay una tía con cinco tíos (Grupo..., p. 74, l.
727/728). Alle Beispiele haben das Merkmal [-identificable], fünf Beispiele (vgl. das
soben angeführte) das Merkmal [+animado].
5.4. A-Verben
5.4.1. A-Null-Sätze
5.4.1.1. A-Null-Sätze ohne Objekt
Die Stichprobe H.38.A.1 enthält 28 Beispiele, in denen der betreffende Satz lediglich die
Struktur Az - V hat174
, wenn man davon absieht, daß Nebensätze (etwa nach dem Verb
decir) oder durch eine Kommunikationsverb eingeleitete "direkte Rede" als Konstituenten
in dieser Untersuchung nicht berücksichtigt werden. In diesem Satztyp haben 25 Beispiele
die Merkmalskombination [+id][+an], 2 Beispiele die Kombination [+id][-an], sowie 1
Beispiel die Kombination [-id][+an]. Insgesamt als 27 Beispiele mit dem Merkmal [+id],
sowie 26 mit dem Merkmal [+an].
5.4.1.2. A-Null-Sätze mit einem Objekt
5.4.1.2.1. A-Null-Sätze mit einem nachgestellten Objekt
1) In der Stichprobe H.38.A.1 ist die der standardisierte Abfolge-Typ V-O mit 83
Fällen die Struktur mit der höchsten Frequenz175
.
2) Insgesamt überwiegt bei den Objekten in dieser Konstellation das Merkmal [-
animado] mit 80,7% (67 von 83). Das Merkmal [-identificable] seinerseits kommt
in 55,4% (46 von 83) der Fälle vor.
3) Die impliziten Subjekte der Struktur V-O haben demgegenüber zu 93,9% (78 von
83) das Merkmal [+animado] und zu 92,7% (77 von 83) das Merkmal
[+identificable].
5.4.1.2.2. A-Null-Sätze mit einem vorangestellten Objekt
1) Die standardisierte Abfolge O-V ist in der Stichprobe H.38A.1 mit 61 Beispielen
enthalten176
.
2) Bei den vorangestellten Objekten der Abfolge O-V haben 60,6% das Merkmal
[+animado] (37 von 61), bzw. 39.4% das Merkmal [-animado], sowie 86,8% (53
von 61) das Merkmal [+identificable], bzw. 13,2% das Merkmal [-identificable].
3) die A-Null-Subjekte dieses Strukturtyps haben zu 95,1% (58 von 61) das Merkmal
[+animado], sowie in der gleichen Frequenz das Merkmal [+identificable].
174
Vgl. zu dieser Strukturformel die Anm. 93. 175
Umfaßt die Struktur-Typen V-Ono: 64 Fälle, V-Opr: 6 Fälle, V-Ocl: 8 Fälle, sowie Ocl1-V-Opr1: 5 Fälle. 176
V-O umfaßt die Strukturen Ocl-V (52 Beispiele), Ono-V (4), Opr-V (4), sowie Ono1-Ocl1-V (1 Bsp.).
Konstituentenabfolgetypen15052015
75
5.4.1.2.3. V-O und O-V der Stichproben S.65.A.1 und H.38.A.1 im Vergleich
Distribution der Merkmale [+/-animado] und [+/-identificable] in den Abfolge-Typen
V-O und O-V in den Stichproben S.65.A1 und H.38A.1
H.65.A.1 H.65.A.1 H.38.A.1 H.38.A.1
O-V:objetos
antepuestos
V-O:objetos
pospuestos
O-V:objetos
antepuestos
V-O:objetos
pospuestos
Total
[+animado] 37 9 37 16
[-animado] 30 38 24 67
[-identificable] 3 23 8 46
[+identificable] 64 24 53 37
Distribution der Merkmale [+/-animado] und [+/-identificable] in den Abfolge-Typen
V-O und O-Vin den Stichproben S.65.A1 und H.38A.1
1) Bei einem Vergleich der Abfolge-Typen V-O und O-V ist ein signifikativer
Unterschied hinsichtlich der Frequenz des Merkmals [+/-animado] der Objekte
feststellbar: bei Objektnachstellung überwiegt in hohem Maße (80,7% in H.38,
80.8% in S.65) das Merkmal [-animado]. Vorangestellte Objekte haben in den beiden
untersuchten Stichproben nur in 39,4% (H.38) bzw. 44,7% (S.65) das Merkmal [-
animado].
2) Möglicherweise ebenfalls mit der Topologie der Objekte korreliert auch das Merkmal
[+/-identificable]. Zumindest, was die vorangestellten Objekte anbelangt, besteht in
beiden Stichproben eine eindeutige Dominanz des Merkmals [+identificable]: 95,6%
(64 von 67) in S.65, sowie 86,8% in H.38). Im Vergleich dazu ist bei nachgestellten
Objekten, ohne daß von eindeutigem Überwiegen die Rede sein kann, zumindest ein
erheblich größerer Prozentsatz mit dem Merkmal [-identificable] anzutreffen (55,4%
(46 von 83) in H.38, 48,9% (23 von 47) in S.65).
Diese Beobachtung ist, wenn sie durch weitere Stichproben erhärtet werden sollte, deshalb
von Bedeutung, weil damit im Unterschied zu Ashby/Bentivoglio (1993), welche die relative
Position der Konstituenten unberücksichtigt lassen, dokumentiert würde, daß die
Konstituente O nicht allgemein dazu tendiert, "neue" Referenten einzuführen, sondern daß
dies sich nur auf eine Teilmenge der Objekte bezieht, nämlich vorzugsweise auf die dem
Verb nachgestellten.
5.4.1.3. A-Null-Sätze mit zwei Objekten
In der Stichprobe H.38.A.1 sind insgesamt 23 Beispiele von A-Null-Sätzen mit zwei Objek-
ten enthalten, die sich auf drei prototypische Abfolge-Typen verteilen:
a) O1 - O2 - V: 11 Beispiele177
.
b) O1 - V - O2: 8 Beispiele178
.
c) V - O1 - O2: 4 Beispiele179
.
Die Abfolge-Typen unter b) und c) weisen in der Stichprobe H.38.A.1 hinsichtlich der
177
Z.B. te la regalo (Grupo..., p. 71, l. 618). 178
Z.B. pues os hemos dao una paliza (Grupo..., p. 72, l. 639). 179
Z.B. ponme un poco deee fanta (Grupo..., 71, l. 624).
Konstituentenabfolgetypen15052015
76
Distribution der Merkmale [+/-animado] und [+/-identificable] eine gewisse Uniformität auf,
da in allen 12 Fällen das jeweils erste Objekt die Kombination [+id][+an], das jeweils zweite
Objekt die Kombination [-id][-an] hat. Diese Merkmalskombination impliziert andererseits,
daß es sich bei den zweiten Objekten der Abfolgen unter b) und c) um Nominalphrasen
handelt.
Nur der Abfolge-Typ unter a) (O1-O2-V) weist in der Stichprobe H.38.A.1 unterschiedliche
Merkmalskombinationen der beiden vorangestellten Objekte auf:
- O1 [+id][-an] - O2 [+id][+an]: medio paquete os habéis hecho ya
(Grupo..., p. 57, l. 9)
- O1 [-id][-an] - O2 [+id][+an]: un [sic] botella de champán le apunté al ojo
(Grupo..., p. 69, l. 514).180
- O1 [+id][+an] - O2 [+id][-an]: pues me lo grabarás
(Grupo..., p. 74, l. 739).
Von den elf O1 dieser Struktur haben 10 das Merkmal [+id] und 8 das Merkmal [+an]. Von
den elf O2 dieser Struktur haben 11 das Merkmal [+id] und 8 das Merkmal [-animado].
Die Null-Subjekte unter b) und c) (12 Fälle) haben allesamt die Merkmalskombination
[+id][+an]; diese Kombination trifft auch auf 9 der 11 Beispiele zu c) zu, lediglich 2 haben
die Merkmal [-id][+an].
Da im Spanischen bei zwei voranstehenden Objekten nur das erste eine Nominalphrase sein
kann, bzw. das zweite ein klitisches Pronomen sein muß, kann das zweite nicht die Merk-
malskombination [-id][-an] haben.
Resümierend: bei A-Null-Sätzen mit zwei Objekten hat das jeweils zweite Objekte, wenn es
nach dem Verb steht, in der Regel die Merkmalskombination [-id][-an]. Bei zwei vor-
anstehenden Objekten kann lediglich das erste, als Nominalphrase die Merkmalskombination
[-id][-an] haben.
5.4.2. A-Sätze mit explizitem Subjekt
5.4.2.1. A-Sätze mit explizitem Subjekte ohne Objekte
Die Stichprobe H.38.A.1 enthält insgesamt 14 Beispiele für A-Sätze mit explizitem Subjekt
ohne Objekte (in Form von Konstituenten)181
, davon 13 Subjekte voran- und 1 Subjekt
nachgestellt.
In zwölf dieser Beispiel hat das Subjekt die Merkmalskombination [+id][+an]. Ein Beispiel
hat die Merkmale [+id][-an]: esto hace vomitar (Grupo..., p. 62, l. 227).
5.4.2.1.1. Vorangestelltes explizites Subjekt mit einem Objekt
5.4.2.1.1.1. Struktur A-V-O
1) Die Stichprobe enthält 21 Beispiele des Abfolge-Typs A-V-O182
.
2) Die Subjekte der Struktur A-V-O, von denen 17 Pronomina und 4 Nomina sind,
haben zu 85,7% (18 von 21) jeweils das Merkmal [+animado] und [+identificable].
Die Merkmalskombination [-an][-id] kommt nicht vor.
3) Die Objekte, von denen 19 Nomina und 2 Pronomina sind, haben zu 71,4% (15 von
21) das Merkmal [-animado] und zu 61,9% (13 von 21) das Merkmal [-identificable]. 180
Es sei nur nebenbei erwähnt, daß es sich bei den beiden ersten Beispielen dieser Aufstellung (scil. medio
paquete und botella de champán) im traditionellen Sinne der Definition um "Topikalisierung" handelt. 181
Wie ich oben dargelegt habe (vgl. p. xxx) werden im Rahmen dieser Untersuchung z.B. durch que
eingeleitete Nebensätze, Infinitive, Adverbien usw., welche die syntaktische Funktion des Objektes in Bezug auf
das A-Verb erfüllen, nicht als Konstituenten berücksichtigt. 182
Umfaßt die Typen Ano-V-Ono: 4 Fälle, Apr-V-Ono: 15 Fälle, Apr-V-Opr: 2 Fälle.
Konstituentenabfolgetypen15052015
77
Die Merkmalskombination [-an][-id] kommt in 13 der 21 Fälle vor (=61,9%).
5.4.2.1.1.2. Struktur A-O-V
1) Die Stichprobe enthält 19 Beispiele des Abfolge-Typs A-O-V183
Apr-Ono1-Ocl1-V:
1 Fall (vgl. yo esta cosas de convento no las veo, Grupo..., p. 73, l. 693/694), Apr-
Opr1-Ocl1-V (vgl. yo a tí te concozco, Grupo..., p. 60, l. 162), sowie Ano-Ocl-V
(vgl. tu madre te ha mandado freír espárragos, Grupo..., p. 64, l. 305)..
2) Die Objekte, die sich auf 17 klitische Pronomina, 1 Nominalphrase, sowie 1 freies
Pronomen verteilen, haben zu 52,6% (10 von 19) das Merkmal [-animado] und in
94,7% (18 von 19) das Merkmal [+identificable].
3) Von den Subjekten (17 Pronomina, 2 Nominalphrasen) haben zu 100% (19 Fälle) das
Merkmal [+animado], zu 94,7% (18 von 19) das Merkmal [+identificable].
5.4.2.1.1.3. A-O-V und A-V-O im Vergleich in den Stichproben H.38.A.1, S.65.A.1
Distribution der Merkmale [+/-animado] und [+/-identificable] der Objekte in den
Strukturen A-O-V und A-V-O in den Stichproben H.38.A.1, S.65.A.1 und xxx.
H.38.A.1 H.38.A.1 S.65.A.1 S.65.A.1
A-O-V A-V-O A-O-V A-V-O
[+animado] 9 6
[-animado] 10 15
[+identificable] 18 8
[-identificable] 1 13
Distribution der Merkmale [+/-animado] und [+/-identificable] der Objekte in den Strukturen A-O-V und A-
V-O in den Stichproben H.38.A.1, S.65.A.1 und xxx.
1) Bei einem Vergleich der Merkmale [+/-an] und [+/-id] der Objekte in den Strukturen
A-O-V und A-V-O fällt entsprechend den Feststellungen zu V-O und V-O auf, daß
die nachgestellten Objekte zu einem wesentlichen höheren Anteil als zu
vorangestellten das Merkmal [-animado] haben: 71,4% (15 von 21) in H.38.A.1, bzw.
52,6% (10 von 19).
2) Auf der anderen Seite dominiert mit 94,7% (18 von 19) bei vorangestellten Objekten
das Merkmal [+identificable], während bei den nachgestellten Objekten mit 61,9%
(13 von 21) das Merkmal [-identificable] deutlich überwiegt.
5.4.2.1.1.4. Strukturen V-A-O und O-V-A
1) Der Abfolge-Typ V-A-O ist in dieser Stichprobe mit 6 Beispielen184
, der Abfolgetyp
O-V-A mit 5 Beispielen185
vertreten.
183
Umfaßt die Strukturen Apr-Ocl-V: 15 Beispiele (z.B. tú la has puesto, Grupo..., p. 61, l. 197),
184
V-A-O umfaßt die Strukturen V-Apr-Ono: 5 Fälle (z.B. tenía yo allí mi cafetera, Grupo..., p. 67, l. 457/458),
sowie Ocl1-V-ARpr-Ono1: 1 Fall (vgl. te lo has preparao tú el bocata, Grupo..., p. 64, l. 332, eines der im
gesprochenen Spanisch (im Vergleich etwa zum Französischen) äußerst seltenen Beispiele einer "dislocación a
la derecha" (von el bocata). 185
Umfaßt die Abfolge-Typen Ono1-Ocl1-V-Apr: 2 Fälle (z.B. platos combinaos me lo [sic] hago yo, Grupo...,
Konstituentenabfolgetypen15052015
78
2) Die 6 Objekte der Struktur V-A-O sind allesamt Nominalphrasen mit dem Merkmal
[-animado], vier davon mit dem Merkmal [-identificable] (scil. zwei mit [+id]).
3) Von den 5 vorangestellten Objekten der Abfolge O-V-A haben 3 das Merkmal [-
animado], zwei das Merkmal [+animado], drei Objekte tragen das Merkmal
[+identificable], 2 das Merkmal [-identificable].
4) Wenn auch die Anzahl der Beispiele der beiden Strukturen V-A-O und O-V-A in der
Stichprobe H.38.A.1 von jeder Repräsentativität entfernt ist, scheinen selbst diese
wenigen Fälle die zuvor beobachtete Tendenz zu bestätigen, daß nachgestellte
Objekte eher dazu tendieren als vorangestellte, die Merkmal [-animado] und [-
identificable] zu tragen; zudem scheinen nachgestellte Objekte häufiger als
Nominalphrasen vorzukommen als vorangestellte Objekte.
5) Die 5 nachgestellten Subjekte der Abfolge O-V-A haben alle die
Merkmalskombination [+id][+an], bei den 6 nachgestellten Subjekten der Abfolge V-
A-O haben 5 diese Merkmalskombination, ein Beispiel hat die Kombination [-
id][+an].
5.4.2.1.2. A-Sätze mit explizitem Subjekt und zwei Objekten
Insgesamt enthält die Stichprobe H.38.A.1 lediglich 7 Beispiele mit explizitem Subjekt (vor-
oder nachgestellt) und zwei Objekten, und zwar in folgenden Strukturen:
a) a) A - V - O1 - O2 (2 Bsp.) (z.B. yo no he puesto a nadie los cuernos)
(Grupo..., p. 70, p. 570)
b) b) A - O1 - V - O2 (2 Bsp.) (z.B. Caty te va a dar una bajada de tensión)
(Grupo..., p. 66, l. 392)
c) c) O1 - V - A - O2 (2 Bsp.) (z.B. a mí no me ha puesto nadie los cuernos)
(Grupo..., p. 70, l. 566)
d) d) O1 - O2 - V - A (1 Bsp.) (vgl. se los [los cuernos] ha puesto él)
(Grupo..., p. 70, l. 567).
Alle sieben O2-Objekte dieser vier Abfolge-Typen haben das Merkmal [-animado], sechs
O2-Objekte haben das Merkmal [-id].
Sechs der sieben O1-Objekte haben die Merkmalskombination [+id][+an], ein O1-Objekt hat
die Merkmale [-id][+an]: se los [los cuernos] ha puesto tú a alguien (Grupo..., p. 70, 569).
Sechs der sieben Subjekte dieser vier Abfolge-Typen (4 vorangestellt, drei nachgestellt)
haben die Merkmalskombination [+id][+an], eines die Merkmale [-id][+an] (vgl. das unter c)
angeführte Beispiel.
5.5. Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen in der Stichprobe H.38A.1
(standardisiert)
1) V-O: 83 (5)
186
2) O-V: 61 (1)
3) Xz-V: 43187
(3)
p. 67, l. 443), Ocl-V-Apr: 2 Fälle (z.B. lo estrené yo solo, Grupo..., p. 67, l. 460), sowie Ocl-V-Ano: 1 Fall (vgl.
pues ya me ha dicho la del pab, Grupo..., p. 59, l. 103/104). 186
In Klammern wird der Rangplatz angegeben, den der jeweilige Abfolge-Typ in der standardisierten
Frequenzliste der Stichprobe S.65.A.1 einnimmt. Ein Rangkorrelations-Koeffizient wird erst nach Auswertung
der dritten Stichprobe berechnet. 187
Die Strukturformeln Xz-V, Az-V und Sz-V charakterisieren finite Verben (Sätze) mit Null-Subjekten, bzw.
finite Verben, in denen das Subjekt lediglich durch die desinencia verbal markiert wird. Dementsprechend
bedeutet die "Voranstellung" von Xz und Az in der Strukturformel natürlich nicht, daß es sich um ein
Konstituentenabfolgetypen15052015
79
4) X-V: 36 (6)
5) Sz-V: 35 (2)
6) Az-V: 28 (4)
7) A-V-O: 21 (9)
8) A-O-V: 19 (11)
9) S-V: 17 (8)
10) V-S: 15 (15)
11) A-V: 13 (7)
12) V-Y: 11 (13)
13) O1-O2-V: 11 (10)
14) V-X: 10 (16)
15) O1-V-O2: 8 (19)
16) V-A-O: 6 (17)
17) O-V-A: 5 (12)
18) V-O1-O2: 4 (18)
19) O1-V-A-O2: 2 (21)
20) A-O1-V-O2: 2 (23)
21) A-V-O1-O2: 2 (24)
22) O1-O2-V-A: 1 (20)
23) V-A: 1 (14)
Auffallend bei einem ersten heuristischen Vergleich der Konstituenten-Abfolge-Listen der
beiden Stichproben S.65.A.1 und H.38.A.1 ist:
- In beiden Stichproben kommen nahezu dieselben Konstituenten-Abfolge-types vor.
Lediglich die Typen (22) (Frequenz 2) und (25) (Frequenz 1) der S.65-Liste sind in
der H.38-Liste nicht enthalten. Die H.38-Stichprobe enthält keinen Abfolge-Typ, der
nicht auch in der S.65-Stichprobe vorkommt.
- Ein Vergleich der Rangplätze deutet darauf hin, daß es sich um eine signifikative
Korrelation handelt, bzw. daß es sich nicht um eine zufällige Verteilung der
Konstituenten-Abfolge-Typen, sondern um eine solche handelt, die eine bestimmte
Varietät des Spanischen, "das" español coloquial charakterisiert.
- Nur in bezug auf zwei Typen fällt ein Frequenz- bzw. Rangplatz-Unterschied auf, der
außerhalb einer zufallsbedingten Abweichungs-Marge liegen könnte. Der Typ V-A
belegt in S.65 mit 11 tokens den 14.Rangplatz, in H.38 mit einem token den Platz 23;
der Typ O-V-A weist auf Rangplatz 12 in S.65 14 tokens auf, in H.38 auf Platz 16
nur 5 tokens. Inwieweit diese Unterschiede signifikativ sind, wird im Anschluß an die
dritte Stichprobe zu berechnen sein.
6. Konstituenten-Abfolge-Analyse der Stichprobe L.15.A.2.
6.1. S-Verben
1) Die Stichprobe L.15.A.2 enthält insgesamt 101 Sätze mit S-Verben; davon entfallen
65 (64,3%) auf implizite Subjekte, die zu 98,4% (64 von 65) das Merkmal
[+animado], sowie zu 96,9% (63 von 65) das Merkmal [+identificable] haben.
2) Von den 36 expliziten S-Subjekten haben 26 (72,2%) das Merkmal [+animado],
sowie 27 (75%) das Merkmal [+identificable].
3) Festzuhalten ist, daß, - wie auch in den Stichproben A.65 und H.38 eine
siginifikativer Unterschied bezüglich des Vorkommmens der Merkmale [-animado],
vorangestelltes Subjekt handelt.
Konstituentenabfolgetypen15052015
80
sowie
[-identificable] zwischen vorangestellten und nachgestellten expliziten S-Subjekten
besteht.
Von 14 nachgestellten S-Subjekten haben immerhin 6 (42,8%) das Merkmal
[-animado]; das Merkmal [-identificable] kommt mit 7 Fällen genauso häufig vor wie
Merkmal [+identificable]. Entscheidend ist, daß im Unterschied dazu bei den
vorangestellten Subjekten, wie auch in den anderen Stichproben, eindeutige
Präferenzen sowohl für das Merkmal [+animado] (vgl. 18 von 22, d.h. 81,8%), als
auch für das Merkmal [+identificable] (20 von 22, d.h. 90,9%)] vorliegen.
4) Explizite S-Subjekte werden in der Stichprobe L.15.A.2 zu 61,1% voran- bzw. zu
38,9% nachgestellt.
Merkmals-Distribution der expliziten S-Subjekte in der Stichprobe L.15.A.2
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
S-sujetos
nominales
antepuestos
10 7 3 8 2
S-sujetos
pronominales
antepuestos
12 11 1 12 0
Subtotal 22 18 4 20 2
S-sujetos
nominales
pospuestos
6 1 5 2 4
S-sujetos
pronominales
pospuestos
8 7 1 5 3
Total 36 26 10 27 9
Merkmals-Distribution der expliziten S-Subjekte in der Stichprobe L.15.A.2
6.2. Die X-Sätze
1) Von den 115 X-Sätze der Stichprobe L. 15.A.2 haben 69 (60%) implizite, bzw. 46
(40%) explizite Subjekte.
2) Von den X-Null-Subjekten haben 26 (37,7,%) das Merkmal [-animado], bzw. 43
(62,3%) das Merkmal [+animado]. Nur 2,9% (2 von 69) der X-Null-Subjekte haben
das Merkmal [-identificable], d.h. 97,1% (67 von 69) sind durch das Merkmal
[+identificable] markiert.
3) Von den 46 expliziten X-Subjekten sind 39 (84,8%) voran- bzw. 7 (15,2%)
nachgestellt.
4) Die vorangestellten expliziten X-Subjekte haben zu 28,2% (11 von 39) das Merkmal
[-animado] und zu 71,8% (28 von 39) das Merkmal [+animado].
5) Bei den vorangestellten expliziten X-Subjekten überwiegt mit 89,7% (35 von 39) das
Merkmal [+identificable] deutlich (vgl. 10,3% für das Merkmal [-identificable], 4
Fälle].
6) Bei den nachgestellten expliziten X-Subjekten haben 4 (57,1%) das Merkmal
[+animado], bzw. 3 (42,9%) das Merkmal [-animado] (vgl. 37,7% der X-Null-
Konstituentenabfolgetypen15052015
81
Subjekte mit dem Merkmal [-an]).
7) Alle 7 nachgestellten expliziten X-Subjekte dieser Stichprobe L.15.A.2 haben das
Merkmal [+identificable]
8) In der Gesamtheit haben die 46 expliziten X-Subjekte zu 32,6% (15 von 46) das
Merkmal [-animado], bzw. zu 67,4% (31 von 46) das Merkmal [+animado]
Merkmals-Distribution der X-Subjekte in der Stichprobe L.15.A.2
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
X-sujetos
nominales
antepuestos
8 5 3 5 3
X-sujetos
pronominales
antepuestos
31 23 8 30 1
Subtotal 39 28 11 35 4
X-sujetos
nominales
pospuestos
4 2 2 4 0
X-sujetos
pronominales
pospuestos
3 2 1 3 0
Total 46 32 14 42 4
Merkmals-Distribution der X-Subjekte in der Stichprobe L.15.A.2
6.3. Die Y-Subjekt-Sätze
1) Die Stichprobe L.15.A.2 enthält insgesamt 29 Y-Subjekt-Sätze, die zu 100% das
Merkmal [-identificable] haben.
2) 14 (48,6%) haben das Merkmal [-animado], bzw. 15 (51,4%) das Merkmal
[+animado].
6.4. Die A-Subjekt-Sätze
6.4.1. Die A-Null-Subjekt-Sätze
6.4.1.1. Die A-Null-Subjekt-Sätze ohne Objekte
Die Stichprobe L.15.A.2 enthält 45 A-Null-Subjekt-Sätze ohne Konstituenten-Objekte188
.
Alle 45 A-Null-Subjekt haben das Merkmal [+identificable], 2 von 45 haben das Merkmal
[-animado].
6.4.1.2. Die A-Null-Subjekt-Sätze mit Objekten
6.4.1.2.1. Die A-Null-Subjekt-Sätze mit vorangestelltem/en Objekt/en
188
Unter diese Kategorie werden subsumiert, in denen 1) kein Oberflächen-Objekt realisiert ist, z.B. G: te es
compatible con los estudios, E: no creo con el horario que tengo (Grupo..., p. 93, l. 19-21), 2) das Oberflächen-
Objekt nicht den Bedingungen für das entspricht, was in dieser Untersuchung als "Konstituente" angesehen wird,
beispielsweise ein subordinierter Satz, z.B.: G: ¿qué has comido?/ una palmera ¿no?/// sabes que te sientan mal
(Grupo..., p. 93, l. 29).
Konstituentenabfolgetypen15052015
82
1) Die Stichprobe L.15.A.2 enthält 60 Beispiele für A-Null-Subjekt-Sätze mit einem
vorangestellten Objekt. Bei den vorangestellten Objekten handelt es sich in 57 Fällen
um klitische Pronomina, in 3 Fällen um Nomina, davon in 2 Fällen mit zusätzlichem
koreferentiellem klitischen Pronomen189
.
2) In 32 von 60 (53,3%) Beispielen haben die Objekte das Merkmal [-animado], bzw.
28 (46,7%) das Merkmal [+animado].
3) 59 der 60 Objekte dieser Konstellation haben das Merkmal [+identificable], lediglich
ein hinsichtlich seiner syntaktischen Analyse uneindeutiges Beispiel190
hat das
Merkmal
[-identificable].
4) 55 der 60 A-Null-Subjekte (=91,6%) in dieser Struktur haben das Merkmal
[+animado], acht von 60 (=16,6%) das Merkmal [-identificable]191
.
5) Die Stichprobe enthält 11 Beispiele mit zwei vorangestellten klitischen Objekten in
A-Null-Subjekt-Sätzen (Struktur: O-O-V). In allen 11 Fällen hat das erste Objekt die
Merkmalskombination [+id][+an], während in allen 11 Fällen das jeweils zweite
Objekt die Merkmalskombination [+id][-an] hat.
Von den A-Null-Subjekten dieser Abfolge haben 2 das Merkmal [-id], alle 11 tragen
das Merkmal [+an].
6) Die Stichprobe enthält 16 Beispielen mit je einem vorangestellten und je einem nach-
gestellten Objekt (Struktur: O-V-O). Die ersten Objekte sind klitische Pronomina
haben zu 100% (16 Beispiele) die Merkmalskombination [+id][+an]; 3 der 16
nachgestellten Objekte sind "freie" Pronomina mit der Merkmalskombination [-id][-
an], 13 (=81,2%) sind Nominalphrasen, von denen 12 das Merkmal [-an] und 6 das
Merkmal [+id] haben. Die 16 A-Null-Subjekte in dieser Struktur haben in 15 Fällen
das Merkmal [+an], in 16 Fällen das Merkmal [+id].
6.4.1.2.2. A-Null-Subjekt-Sätze mit nachgestelltem/ten Objekt/ten
1) Die Stichprobe L.15.A.2 enthält 60 Beispiele für A-Null-Subjekt-Sätze mit einem
nachgestellten Objekt.
2) Von den 60 nachgestellten Objekten dieser Struktur V-O sind 45 (75%) Nomina, 9
"freie" Pronomina (15%), sowie 6 (10%) klitische Pronomina (z.B. empezamos a
buscarlo, etc.).
3) 43 von 60 Objekten (71,6%) haben das Merkmal [-animado], bzw. 17 (28,4%) das
Merkmal [+animado].
4) Von den 43 Objekten mit dem Merkmal [-an] haben 28 (65,1%) auch das Merkmal [-
id], bzw. 15 (34,9%) das Merkmal [+id].
5) Von den 17 Objekten mit dem Merkmal [+an] haben 14 (82,5%) das Merkmal [-id],
bzw. 3 (17,5% das Merkmal [+id].
6) Von den 60 nachgestellten Objekten der Struktur V-O haben insgesamt 42 (70%) das
Merkmal [-id], bzw. 18 (30%) das Merkmal [+id].
7) Nota bene 1: Diese Stichprobe H.38.A.1.belegt ein weiteres Mal, daß eine
Untersuchung zu Konstituenten-Abfolge-Typen und präferierter Argument-Struktur,
welche wie Ashby/Bentivoglio (1993) dies tun, die Topologie der Konstituenten
unberücksichtigt läßt, zu unzutreffenden Resultaten kommen muß. Da ich auf diesen
189
Es handelt sich im Sinne der traditionellen Definition um "dislocaciones a la izquierda" wie z.B. ¿a
Antonio normalmente lo llamas por sus apellidos? (Grupo..., p. 94, l. 56). 190
Vgl. ¡ay! mira// suerte que tienes (Grupo..., p. 100, l. 314). 191
Vgl. z.B. desde pequeño pues le han [eine nicht näher präzisierte Personengruppe, MH] daoo (Grupo..., p.
102, l. 420).
Konstituentenabfolgetypen15052015
83
Punkt in Kapitel D ("Zusammenschau der drei Stichproben") ausführlich eingehen
werde, sei hier nur dies angemerkt.
Ein Vergleich der beiden Abfolgetypen O-V und V-O zeigt ein hoch signifikativen
Unterschied hinsichtlich der Markierung der Objekte durch das Merkmal [+/-
identificable]: vorangestellte Pronomina sind zu 95% (57 von 60) klitische
Pronomina; zu 98,3% haben vorangestellte Objekte der O-V-Struktur das Merkmal
[+id]. Im Unterschied dazu sind nachgestellte Objekte der V-O-Struktur zu 75% (45
von 60) Nominalphrasen; zudem haben nachgestellte Objekte der V-O-Struktur zu
70% (42 von 60) das Merkmal [-id].nota bene 1 ende.
8) Der Vollständigkeit halber wird vermerkt, daß die Stichprobe l.15.A.2 zwei Beipiele
der Struktur V-O1-O2 enthält192
. In beiden Fällen hat das erste Objekt die
Merkmalskombination [+id][+an], das zweite die Kombination [-id]-[-an].
6.4.2. Die A-Subjekt-Sätze mit explizitem Subjekt
6.4.2.1. A-Sätze mit explizitem Subjekt ohne Objekte
1) Die Stichprobe L.15.A.2 enthält insgesamt 40 Sätze mit expliziten A-Subjekten ohne
Objekt, davon 33 vorangestellte und 7 nachgestellte A-Subjekte.
2) Von den 33 vorangestellten expliziten A-Subjekten sind 32 Pronomina, 1 A-Subjekte
ist eine Nominalphrase.
3) Von den 33 vorangestellten expliziten A-Subjekten haben 32 das Merkmal [+an] und
32 das Merkmal [+id].
4) Vier der 7 nachgestellten expliziten A-Subjekte sind Pronomina, 3 sind
Nominalphrasen.
5) Alle 7 nachgestellten expliziten A-Subjekte haben das Merkmal [+id], 2 das Merkmal
[-an], bzw. 5 das Merkmal [+an].
6.4.2.2. A-Sätze mit explitem Subjekt und Objekt(en)
6.4.2.2.1. Struktur A-V-O
1) Die Stichprobe enthält 39 Sätze mit der Abfolge A-V-O.
2) 32 von 39 (82,0) nachgestellten Objekten sind Nominalphrasen, 7 (18%) sind
Pronomina.
3) 29 von 39 (74,3%) nachgestellten Objekten haben das Merkmal [-an], bzw. 10
(25,7%) das Merkmal [+an].
4) 12 von 39 (30,7%) nachgestellten Objekten haben das Merkmal [+id], bzw. 27
(69,3%) das Merkmal [-id].
5) 36 von 39 (92,3%) A-Subjekten der Struktur A-V-O sind Nominalphrasen, bzw. 3
(7,7%) Pronomina.
6) 36 von 39 (92,3%) A-Subjekten haben das Merkmal [+an], bzw. 3 (7,7%) das
Merkmal [-an].
7) 36 von 39 (92,3%) A-Subjekten haben das Merkmal [+id], bzw. 3 (/,7%) das
Merkmal
[-id].
192
Vgl. z.B. y si quieres también cuando tengas el temario de oposiciones /pedírmelos (Grupo..., p.97, l.
217/218).
Konstituentenabfolgetypen15052015
84
6.4.2.2. Struktur A-O-V
1) Die Stichprobe enthält 26 Beispiele der Struktur A-O-V.
2) 20 von 26 (76,9%) Objekten haben das Merkmal [-an], bzw. 6 (23,1%) das Merkmal
[+an].
3) Alle 26 Objekte der Struktur A-O-V haben das Merkmal [+id].
4) 25 der 26 A-Subjekte der Struktur A-O-V sind Pronomina.
5) Alle 26 A-Subjekte der Struktur A-O-V haben das Merkmal [+an]
6) 25 der 26 A-Subjekte haben das Merkmal [+id], 1 Beispiel das Merkmal [-id] (es
handelt sich um das einzige nominale A-Subjekt dieser Struktur in dieser Stichprobe).
6.4.2.3. Struktur O-V-A
1) Die Stichprobe enthält 17 Beispiele der Struktur O-V-A.
2) Alle Objekte dieser Struktur sind klitische Pronomina.
3) 13 von 17 (76,4%) der vorangestellten Objekte dieser Struktur haben das Merkmal
[+an], bzw. 4 (23,6%) das Merkmal [-an].
4) Alle 17 Objekte dieser Struktur haben das Merkmal [+id].
5) 12 der nachgestellten A-Subjekte der Struktur O-V-A sind Nominalphrasen, 5
Pronomina.
6) Von den 12 nachgestellten A-Subjekt-Nominalphrasen haben 8 (66,6%) das Merkmal
[-an], bzw. 4 (33,3,%) das Merkmal [+an]. Diese 12 Subjekte haben in 5 Beispielen
das Merkmal [-id], bzw. in 7 Beispielen das Merkmal [+id].
7) Die 5 nachgestellten Pronominal-Subjekte haben sämtlich die Merkmalskombination
[+an][-an].
8) Insgesamt haben die 17 nachgestellten Subjekte in 9 von 17 Fällen (52,9%) das
Merkmal [+an], bzw. in 8 Fällen (47,1%) das Merkmal [-an]. In 70,6% der Beispiele
(12 von 17) haben die nachgestellten A-Subjekte das Merkmal [+id], bzw. in 29,4%
der Fälle das Merkmal [-id].
Nota bene 2: Ein Vergleich der Subjekte der Strukturen A-O-V und O-V-A könnte ein Beleg
für meine methodologische These sein, daß die Topologie der Konstituenten in bestimmten
Abfolge-Typen in signifikativer Weise mit bestimmten Merkmalen korreliert. In diesem Fall
geht es um die Beobachtung, daß vorangestellte explizite A-Subjekte durchgängig das
Merkmal [+an] haben, während bei nachgestellten Subjekts-Nominalphrasen der Struktur O-
V-A eine deutliche Mehrheit (66,6%) das Merkmal [-an] hat.
Diese Stichprobe legt, selbst wenn man die relativ geringe Fallzahl berücksichtigt, die
Vermutung nahe, daß hinsichtlich der Distribution der Merkmale zwischen vorangestellten
und nachgestellten expliziten A-Subjekten ein Unterschied besteht: danach hätten die nach-
gestellten Subjekte eine deutlich geringer ausgeprägte Tendenz zu den Merkmalen [+an] und
[+id] als die vorangestellten A-Subjekte. In der zusammenfassenden Asuwertung der
Ergebnisse aller drei Stichproben (vgl. Kap. xxx) wird auf diesen Punkt zurückzukommen
sein. Nota bene 2 ende
6.4.2.4. Strukturen V-A-O, A-O1-V-O2 und A-V-O1-O2
Die Analyse der Stichprobe L.15.A.2 abschließend ist zu vermerken, daß die Abfolge-Typen
a) V-A-O
Konstituentenabfolgetypen15052015
85
b) A-O1-V-O2193
c) A-V-O1-O2
jeweils durch zwei Beispiele dokumentiert sind.
Die 6 Subjekte dieser drei unterschiedlichen Typen haben haben alle die Merkmalskom-
bination [+an][+id].
Ein Objekt der Struktur V-A-O hat die Merkmalskombination [+an][+id], das andere [+id][-
an].
In den Abfolge-Typen mit zwei Objekten hat in allen 4 Fällen jweils eines der beiden
Objekte das Merkmal [+an], das andere das Merkmal [-an]. Ein Objekt der Struktur A-O1-V-
O2 hat die Merkmalskombination [-id][-an], es handelt sich bezeichnenderweise um eine
Nominalphrase.
6.5. Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen in der Stichprobe L.15.A.2.
(standardisiert)
1) Xz-V: 69
2) Sz-V: 65
3) V-O: 60
4) O-V: 60
5) Az-V: 45
6) A-V-O: 39
7) X-V: 39
8) A-V: 33
9) V-Y: 29
10) A-O-V: 26
11) S-V: 22
12) O-V-A: 17
13) O-V-O: 16
14) V-S: 14
15) O1-O2-V: 11
16) V-X: 7
17) V-A: 7
18) V-O1-O2: 2
19) A-O1-V-O2: 2
20) V-A-O: 2
21) A-V-O1-O2: 2
7. Die drei analysierten Stichproben in der Zusammenschau
7.1 Die impliziten und expliziten S-Subjekte der drei untersuchten Stichproben
Merkmals-Distribution (kumuliert) der expliziten S-Subjekte in den Stichproben
A.65.A.1, H.38.A.1, L.15.A.2
Frequenz [+an] [-an] [+id] [-id]
193
Vgl. das Beispiel mira la verdad/ yo lo [el temario, MH] de la literatura la verdad os lo paso a voso-
trooos// (Grupo..., p. 99, l. 297).
Konstituentenabfolgetypen15052015
86
S-sujetos nominales
antepuestos
32 22 10 26 6
S-sujetos pronominales
antepuestos
37 30 7 36 1
Subtotal 69 52 17 62 7
S-sujetos nominales
pospuestos
25 11 14 15 10
S-sujetos pronominales
pospuestos
11 7 4 5 6
Subtotal 36 18 18 20 16
Total 105 70 35 82 23
Merkmals-Distribution (kumuliert) der expliziten S-Subjekte in den Stichproben A.65.A.1, H.38.A.1,
L.15.A.2
Merkmalsdistribution (kumuliert) der expliziten S-Subjekte in den Stichproben
A.65.A.1, H.38.A.1., L15.A.2
0 5 10 15 20 25 30 35 40
animado
non-animado
identificable
non-identificable
Spron.posp.
Snom.posp.
Spron.antep.
Snom.antep.
Merkmalsdistribution (kumuliert) der expliziten S-Subjekte in den Stichproben A.65.A.1, H.38.A.1., L15.A.2
1) Die drei Stichproben enthalten insgesamt 262 Sätze mit S-Subjekten; davon sind
157 (59,9%) implizite, sowie 105 (40,1%) explizite Subjekte.
2) Von den 105 expliziten Subjekten sind 69 (65,7%) vorangestellt, 36 (34,7%)
nachgestellt.
3) Von den 157 impliziten Subjekten haben 145 (92,3%) das Merkmal [+animado],
sowie 152 (96,8%) das Merkmal [-id].
4) Bei den expliziten S-Subjekten läßt sich hinsichtlich der Merkmalsdistribution
ein signifikativer Unterschied zwischen Voranstellung und Nachstellung
feststellen.
Von den insgesamt 69 expliziten vorangestellten S-Subjekten haben 52 (74,4,%)
das Merkmal [+animado], während bei den 36 nachgestellten S-Subjekten 18
(50%) dieses Merkmal haben. Und während die vorangestellten S-Subjekte zu
89,8% (62 von 69) das Merkmal [+identificable] tragen, beträgt dieser
Konstituentenabfolgetypen15052015
87
Prozentsatz bei nachgestellten S-Subjekten nur 55,% (20 von 36).
5) Im Detail ist, trotz der relativ geringen token-Frequenz, festzuhalten, daß bei den
nominalen expliziten S-Subjekten insgesamt das Merkmal [-an] in 24 von 57
Fällen, d.h. in 42,1% der Beispiele belegt ist. Betrachtet man die nominalen
nachgestellten S-Subjekte isoliert, dann überwiegt mit 14 von 24 Beipielen sogar
das Merkmal [-an] deutlich, während bei den pronominalen "nur" 10 von 32
(31,2%) das Merkmal [-an] haben.
6) Während bei impliziten S-Subjekten lediglich 12 von 157 (7,64%) das Merkmal
[-an] tragen, sind es bei den expliziten S-Subjekten mehr als viermal so viel,
nämlich 33,33% (35 von 105).
Nota bene 3: Bei expliziten S-Subjekten besteht insgesamt, d.h. ohne nach vorangestellten
und nachgestellten, sowie nach nominalen (lexikalischen) und pronominalen zu
unterscheiden, eine in etwa dreimal so große Wahrscheinlichkeit, daß sie das Merkmal [-an]
als bei impliziten bzw. S-Null-Subjekten. Bei der Teilmenge der nachgestellten nominalen
(lexikalischen) expliziten S-Subjekte liegt die Wahrscheinlichkeit, daß sie das Merkmal [-an]
haben, bei über 50%. nota bene 3 ende
Ashby/Bentivoglio (1993) subsumieren, wie ich bereits oben (vgl. p.xx) erwähnt habe, Null-
Subjekte und pronominale Subjekte unter eine einzige P-Kategorie (vgl. Ashby/Bentivoglio
1993, 65).
Nota bene 4 : Da die pronominalen S-Subjekte der untersuchten Stichproben zu rund 50% an
dem Ergebnis beteiligt sind, daß explizite Subjekte insgesamt, nachgestellte Subjekte aber
insbesondere einen signifikativen [-animado]-Anteil haben, erweist sich unter diesem Aspekt
die Gleichsetzung von impliziten und pronominalen Subjekten bei Ashby/Bentivoglio (1993)
als empirisch nicht fundiert. Nota bene 4 ende
Nota bene 5: Ashby/Bentivoglio (1993) treffen in ihrer Untersuchung generell keine
Unterscheidung zwischen vorangestellten und nachgestellten Subjekten. Die signifikativ
größere Tendenz nachgestellter S-Subjekte zum Merkmal [-animado] dokumentiert, daß eine
Untersuchung der S-Subjekte, die keine topologische Differenzierung vornimmt, wesentliche
Merkmale der Konstituenten-Abfolge, sowie der präferierten Argumentstruktur nicht
erfassen kann. nota bene 5 ende
Auf einer Skala, deren eines Extrem durch das Merkmal [+animado], dessen anderes durch
das Merkmal [-animado] gebildet wird, müßte nach den Erhebungen der vorliegenden
Untersuchung zwischen drei S-Subjekt-Typen unterschieden werden:
[-animado] [+animado]
100% 50% 0%
s-sujetos nomin. posp. s-sujetos pospuestos s-sujetos explícitos s-sujetos implícitos
Konstituentenabfolgetypen15052015
88
7.2. Die X-Null-Subjekte und expliziten X-Subjekte in den drei untersuchten
Stichproben
7.2.1. Die expliziten X-Subjekte
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
X-sujetos
nominales
antepuestos
43 18 25 29 14
X-sujetos
pronominales
antepuestos
77 38 39 76 1
Subtotal 120 56 64 105 15
X-sujetos
nominales
pospuestos
12 4 8 12 0
X-sujetos
pronominales
pospuestos
9 6 3 8 1
Subtotal 21 10 11 20 1
Total 141 66 75 125 16
Merkmals-Distribution (kumuliert) der expliziten X-Subjekte in den Stichproben
S.65.A.1, H.38.A.1 und L.15.A.2
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Xnom.ante
Xpron.ante
Xnom.posp.
Xpron.posp.
non-identificable
identificable
non-animado
animado
Merkmals-Distribution (kumuliert) der expliziten X-Subjekte in den Stichproben S.65.A.1, H.38.A.1 und
L.15.A.2
1) Nota bene 6: Das herausragendste Resultat besteht darin, daß von insgesamt 141
ausgewerteten expliziten X-Subjekten 75, d.h. 53.2% das Merkmal [-animado], bzw.
66, d.h. 46,8% das Merkmal [+animado] haben. nota bene 6 ende
2) Bei den expliziten X-Subjekten ist die Anzahl nachgestellter Subjekte relativ gering:
120 (85,1%) sind vorangestellt, d.h. nur 14,9% (21 von 141) sind nachgestellt. Selbst
Konstituentenabfolgetypen15052015
89
wenn man in Betracht zieht, daß die Stichprobe der nachgestellten X-Subjekte nicht
nur relativ sondern auch absolut gesehen nicht sehr hoch ist, scheint doch eine
Tendenz derart erkennbar, daß X-Subjekte, unabhängig von ihrer Topologie keine
eindeutige Präferenz für oder gegen das Merkmal [-animado] haben. Ich erinnere
daran, daß demgegenüber bei den S-Subjekten die Topologie hochsignifikativ mit der
Markierung als [-animado] korreliert.
3) Bemerkenswert ist weiterhin die hochsignifikative Prädominanz des Merkmals
[+identificable], d.h. 88,6% (125 von 141) haben dieses Merkmal. Soweit X-Subjekte
überhaupt das Merkmal [-identificable] haben, handelt es sich mit hochsignifikativer
Wahrscheinlichkeit um vorangestellte Nomina (vgl. die Ergebnisse zu S.65.A.1).
7.2.2. Die X-Null Subjekte
7.3. Die A-Subjekt-Sätze in den drei Stichproben
Merkmals-Distribution bei den X-Null-Subjekt-Sätzen der Stichproben S.65A.1,
H.38.A.1 und L.15.A.2
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
S.65.A.1 51 18 33 47 4
H.38.A.1 43 18 25 42 1
L.15.A.2 69 43 26 67 2
Total 163 79 84 156 7
Merkmals-Distribution bei den X-Null-Subjekt-Sätzen der Stichproben S.65A.1, H.38.A.1 und L.15.A.2
1) Alles in allem enthalten die drei Stichproben 163 X-Null-Subjekt-Sätze.
2) Nota bene 7: 84 (51,5%) der X-Null-Subjekte haben das Merkmal [-animado], bzw.
79 (48,5%) das Merkmal [+animado]. Hinsichtlich der Distributiom des Merkmals [-
/+ animado] besteht kein signifikativer Unterschied zwischen expliziten X-Subjekten
(vgl. 53,2% [-an] und X-Null-Subjekten. nota bene 7 ende
3) Bezüglich des Merkmals [identificable] weisen die X-Null-Subjekte eine eindeutige
Präferenz auf: 156 (=95,6%) X-Null-Sätze [+d] stehen lediglich 7 Sätze (=4,4%) mit
dem Merkmal [-id] gegenüber. Auch diese Distribution weist keinen signifikativen
Unterschied zwischen X-Null-Subjekten und expliziten X-Subjekten (vgl. 88,6%
[+id] auf.
4) Dementsprechend stellt es keine mathematisch-statistische Überraschung dar, daß bei
der Addition von X-Null-Subjekten (163) und expliziten X-Subjekten (141) eine
leichte Präferenz für das Merkmal [-an] mit 159 (52,3%) zu 145 (47%),%)
festgehalten werden kann. In dieser Gesamtaddition überwiegt das Merkmal [id] mit
92,4% (281) zu 7,6% (23).
5) X-Null-Subjekt-Sätze weisen mit 163 von 304 Fällen (53,6%) eine geringfügig
höhere Frequenz auf als Sätze mit expliziten X-Subjekten.
Konstituentenabfolgetypen15052015
90
7.3 Die A-Subjekt-Sätze in den drei Stichproben
7.3.1. Die A-Null-Subjekt-Sätze
7.3.1.1. Die A-Null-Subjekte in A-Subjekt-Sätzen ohne Objekte (Az-V)
Merkmals-Distribution der A-Null-Subjekte des Abfolge-Typs Az-V in den drei
Stichproben
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
S.65.A.1 49 42 7 46 3
H.38.A.1. 28 26 2 27 1
L.15.A.2 45 43 2 45 0
Total 122 111 11 118 4
Merkmals-Distribution der A-Null-Subjekte des Abfolge-Typs Az-V in den drei Stichproben
Die Zahlen der vorstehenden Tabelle sprechen für sich und bedürfen vorderhand keines
weiteren Kommentars: die 122 in den drei Stichproben enthaltenen A-Null-Subjekte haben
zu 90,1% (111 von 122) das Merkmal [+animado], sowie zu 96,7% (118 von 122) das
Merkmal [+identificable].
Ob und inwieweit es sich dabei um eine Merkmals-Distribution handelt, die allen A-
Subjekten, also auch den expliziten voran- und nachgestellten eigen ist, wird noch zu
analysieren und zu beschreiben sein. Sehen wir uns dazu zunächst die expliziten Subjekte in
A-Sätzen ohne Objekte, d.h. die Abfolge-Typen A-V und V-A an.
7.3.1.2. Die A-Subjekt-Sätze mit explizitem Subjekt
7.3.1.2.1. Die vorangestellten A-Subjekt-Sätze mit explizitem Subjekt ohne Objekt(e)
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
S.65.A.1. 39 39 0 34 5
H.38.A.1. 13 13 0 13 0
L.15.A.2. 33 32 1 32 1
Total 85 84 1 79 6
Konstituentenabfolgetypen15052015
91
Merkmals-Distribution der expliziten A-Subjekte des Abfolge-Typs A-V in den drei
Stichproben
84
1
79
6
0
10 20 30 40
50 60 70 80
90
animado non-animado identificable non-identificable
AV
AV
Merkmals-Distribution der expliziten A-Subjekte des Abfolge-Typs A-V in den drei Stichproben
Wie schon bei den A-Null-Subjekten der Struktur Az-V (vgl. Tabelle) ist auch bei den
expliziten A-Subjekten des Abfolge-Typs A-V eine hochsignifikative Prädominanz sowohl
des Merkmals [+animado] als auch des Merkmals [+identificable] zu beobachten, und zwar
mit 84 von 85 Beispielen (=98,8%) hinsichtlich des Merkmals [+animado], sowie mit 79 von
85 Beispielen (=92,9%) bezüglich des Merkmals [+identificable].
Diese Prädominanz gilt auch für das nachgestellte Subjekt im Abfolge-Typ V-A.
7.3.1.2.2. Die A-Subjekte in den Abfolge-Typen A-V-O und A-O-V
Die bei den A-Subjekten in den Abfolge-Typen Az-V1, A-V und V-A festgestellte Merk-
mals-Distribution wird auch in den Abfolge-Typen A-V-O und A-O-V bestätigt.
1) Von den insgesamt 85 in den Stichproben enthaltenen Beispielen des Abfolge-Typs
A-V-O haben 77 (90,6%) A-Subjekte das Merkmal [+animado], sowie 78 (91,8%)
das Merkmal [+identificable].
nota bene 8: Festzuhalten ist, daß Sätze, die der klassischen Definition von S-V-O194
entsprechen, in insgesamt nur 11 Beispielen (3/4/4) (von 1511, =0,73%) in dem
untersuchten corpus enthalten sind. Da S-V-O offensichtlich unter keiner der drei
möglichen Interpretationen (vgl. "the most neutral", "underlying", sowie "most
common") für das español coloquial als "basic" angesehen werden kann, kann von
dieser tradierten Formel zur typologischen Charakterisierung des Spanischen
Abschied genommen werden. nota bene 8 ende
2) Der Abfolge-Typ A-O-V ist in den drei Stichproben mit 60 Beispielen vertreten, von
denen 56 (93,3,%) das Merkmal [+animado], sowie 58 (96,7%) das Merkmal
[+identificable] haben.
nota bene 9: Die A-Null-Subjekte des Abfolge-Typs Az-V, als auch die
vorangestellten A-Subjekte der Strukturen A-V, A-V-O und A-O-V haben mit einer
durchgängig über 90% liegenden Wahrscheinlichkeit die Merkmals-Kombination
[+animado] [+identificable]195
. nota bene 9 ende
194
Scil. Lexikalisches Subjekt - Verb - lexikalisches Objekt. 195
Selbstverständlich habe ich auch die restlichen Abfolge-Typen mit vorangestellten A-Subjekten, d.h. die
Strukturen A-O1-V-O2 (6 Bsp.), A-V-O1-O2 (5), sowie A-O1-O2-V (2) mitberücksichtigt. Alle 13 Subjekte
Konstituentenabfolgetypen15052015
92
Dieses Resultat würde dem in der Untersuchung von Ashby/Bentivoglio (1993) entsprechen:
danach wären die A-Subjekte auf dem äußersten Rand der Skala zu plazieren, an dem die
Merkmale [-new] und [-animate] plaziert sind. Ich sage allerdings "würde entsprechen", weil
das Resultat unter nota bene 9 sich nur auf A-Null-Subjekte, vor allem aber nur auf vor-
angestellte Subjekte bezieht. Vor einer endgültigen Generalisierung ist also zunächst noch
die Merkmals-Distribution der nachgestellten Subjekte zu untersuchen.
7.3.1.2.3. Die nachgestellten A-Subjekte in A-Sätzen mit Objekten
Die Untersuchung der Merkmals-Distribution bei nachgestellten A-Subjekten in A-Sätzen
mit Objekten bezieht sich auf die drei Haupt-Abfolge-Typen der ausgewerteten Stichproben,
nämlich O-V-A (36 Bsp.), V-A (19 Bsp.), sowie V-A-O (11 Bsp.).
Alles in allem haben von diesen 66 Beispielen 51 (77,3%) das Merkmal [+an], bzw. 15
(22,7%) das Merkmal [-an]; daneben haben 60 (90,9%) das Merkmal [+id], bzw. 6 (9,1%)
das Merkmal [-id].
Dieses Resultat könnte zu der Schlußfolgerung verleiten, daß bei nachgestellten A-Subjekten
zumindest eine größere Wahrscheinlichkeit für das Vorkommen des Merkmals [-an] besteht,
als bei vorangestellten A-Subjekten. Es muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß allein 8
der insgesamt 15 Beispiele für A-Subjekte mit dem Merkmal [-an] aus der Stichprobe
L.15.A.2. stammen, in der eine Relation von 9 Beispielen mit dem Merkmal [+an] zu 8
Beispielen mit dem Merkmal [-an] festgestellt wurde. In den beiden anderen Stichproben ist
eine über 90-prozentige Prädominanz des Merkmals [+an] zu beobachten. Es ist deshalb
angesichts des geringen Umfangs der Stichprobe der nachgestellten A-Subjekte eher davon
auszugehen, daß die Ergebnisse der Stichprobe L.15.A.2. im Rahmen einer größeren
untersuchten Gesamtpopulation sich als Zufallsergebnis erweisen.
Nota bene 10: Die Untersuchung sämtlicher in den drei Stichproben enthaltenen A-Subjekte,
d.h. sowohl der A-Null-Subjekte als auch der voran- und nachgestellten expliziten A-Sub-
jekte in Sätzen mit und ohne Objekte hat ergeben, daß diese Subjekte mit einer um 90%
schwankenden Wahrscheinlichkeit die Merkmals-Kombination [+an][+id] aufweisen. D.h.
daß A-Subjekte von allen untersuchten Konstituenten präferiert dazu dienen, sich auf identif-
zierbare (scil. nicht-"neue") Referenten zu beziehen, und daß diese Referenten im Kontext
des untersuchten español coloquial mit einer um 90% schwankenden Wahrscheinlichkeit das
Merkmal [+animado] haben, welches in besagtem Kontext mit dem Merkmal [+humano]
gleichgesetzt werden kann196
definitiv verifiziert oder falsifiziert werden können..
Eine auf die Teilmenge nachgestellter A-Subjekte im Abfolge-Typ O-V-A bezogene Aus-
nahme von dieser Generalisierung wird unten (vgl. Abschnitt xxx) zu besprechen sein. nota
bene 10 ende
dieser Abfolge-Typen haben die besagte Merkmals-Kombination [+an][+id]. 196
Im Rahmen der Detail-Analyse der Strukturen O-V-A und A-O-V der Stichprobe L.15.A.2. habe ich
auf einen Unterschied der Merkmals-Distribution zwischen den voran- und nachgestellten Subjekt-Nominal-
phrasen dieser beiden Abfolge-Typen festgestellt (vgl. dazu nota bene 2). Der in der Stichprobe L.15.A.2.
festgestellte Tatbestand, daß die nachgestellten A-Subjekt-Nominalphrasen der Struktur O-V-A mehrheitlich
(zu 66,6%) das Merkmal [-an] aufweisen, wird allerdings durch die Merkmals-Distribution der nachgestellten
A-Subjekt-Nominalphrasen in den Stichproben S.65.A.1 und H.38.A.1. nicht bestätigt. Das bedeutet: die auf-
grund der Merkmals-Distribution bei nachgestellten A-Subjekt-Nominalphrasen in der Stichprobe L.15.A.2.
entstandene Vermutung, daß auch bei diesem Typ von Konstituente eine Korrelation zwischen Topologie und
spezifischer Merkmals-Distribution besteht, wird letztlich erst auf der Basis einer umfangreicheren Stichpro-
be
Konstituentenabfolgetypen15052015
93
7.3.1.2. Die Objekte in den A-Null-Subjekt-Sätzen der Strukturen O-V und V-O.
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
Objetos antepuestos
de la estructura O-V
188 102 86 176 12
Objetos pospuestos
de la estructura V-O
190 42 148 79 111
Total 378 144 234 255 123
Merkmals-Distribution der vorangestellten und der nachgestellten Objekte der
Strukturen O-V, bzw. V-O in den drei Stichproben des español coloquial
102
144
86
234
176
255
12
123
0
50
100
150
200
250
300
animado non-animado identificable non-identificable
OV
VO
Merkmals-Distribution der vorangestellten und der nachgestellten Objekte der Strukturen O-V, bzw. V-O in
den drei Stichproben des español coloquial
Bei einem Vergleich der Distribution der Merkmal [+/- an] und [+/- id] in den Strukturen O-
V und V-O (vgl. Tabelle xx, sowie Graphik xx) wird deutlich, daß ein signifkativer
Unterschied zwischen vorangestellten und nachgestellten Objekten besteht.
Während bei vorangestellten Objekten 102 von 188 (=54,25%) das Merkmal [+an], bzw. 86
(=45,75%) das Merkmal [-an] haben, ist bei nachgestellten Objekten eine hochsignifikative
Prädominanz des Merkmals [-an] zu beobachten: 148 von 190 (=77,9%); lediglich 42
(=22,1%) haben das Merkmal [+an].
Nota bene 11: bei nachgestellten Objekten der Struktur V-O ist die Wahrscheinlichkeit, daß
die Objekte das Merkmal [-an] haben mehr als doppelt so hoch wie bei vorangestellten
Objekten der Struktur O-V. Nota bene 11 ende
Auch bezüglich des Merkmals [+/- id] ist ein signifikativer Unterschied zwischen voran- und
nachgestellten Objekten auszumachen.
Während bei vorangestellten Objekten 176 von 188 (=93,4%) das Merkmal [+id] haben,
beläuft sich der entsprechende Wert bei nachgestellten Objekten lediglich auf 41,6% (79 von
190).
Konstituentenabfolgetypen15052015
94
Nota bene 12: die Wahrscheinlichkeit, daß vorangestellte Objekte der Struktur O-V das
Merkmal [+id] haben, ist mehr als doppelt so groß wie bei nachgestellten Objekten der
Struktur V-O. nota bene 12 ende
Die unter "nota bene 10" und "nota bene 11" aufgeführten Resultate belegen einmal mehr,
daß die in Ashby/Bentivoglio (1993) enthaltenen Feststellungen bezüglich "der" Objekte
unzutreffend sind, da die Autoren die die Topologie der Konstituenten nicht berücksichtigt
haben. Wie aus der Spalte "Total" der Tabelle xx hervorgeht, ergibt eine die Topologie außer
acht lassende Analyse tatsächlich mit 234 von 378 Beispielen (61,9%) eine deutliche
Prädominanz des Merkmals des Merkmals [-an], ebenso für die Gesamtheit der Objekte in
den Strukturen O-V und V-O mit 255 von 378 Beispielen (=67,5%) eine klare Prädominanz
des Merkmals [+id]. So ist es auch zu erklären, daß Ashby/Bentivoglio (1993) bezüglich der
Objekte im allgemeinen zu dem Schluß kommen: "it is the O role, followed by the S role,
that favors new information" (p. 69).
Eine empirisch zuverlässig basierte Aussage über den Informationsgehalt von Objekten in
Termini der beiden Merkmale [+/- an] und [+/- id] kann ohne systematische Berücksichti-
gung der Topologie nicht getroffen werden.
Für eine umfassende Analyse der Merkmals-Distribution der Objekte in den Strukturen O-V
und V-O muß auf eine weitere Beobachtung hingewiesen werden, nämlich die, daß die
Topologie der Objekte in diesen Strukturen mit dem kategorialen Status der Objekte korre-
liert: während die vorangestellten Objekte in der Struktur O-V zum weitaus größten Anteil
klitische Pronomina sind, - nur 14 von 188 (= 7,44%) sind Nominalphrasen -, haben bei den
nachgestellten Objekten 145 von 190 (76,3%) den kategorialen Status einer Nominalphrase.
Insgesamt sind 169 von 378 Objekten der Strukturen O-V und V-O (=44,7%)
Nominalphrasen bzw. lexikalischer Natur. Vgl dazu die folgende Tabelle im einzelnen:
Konstituentenabfolgetypen15052015
95
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
Objetos-Frases
nominales
pospuestos en
S.65.A.1.
38 2 36 15 23
Objetos-Frases
nominales
pospuestos en
H.38.A.1
64 8 56 23 41
Objetos-Frases
nominales
pospuestos en
L.15.A.2
43 15 28 8 35
Total 145 (190)197
25 (42) 120 (148) 46 (79) 99 (111)
Merkmals-Distribution bei nachgestellten Objekt-Nominalphrasen der Struktur
in den drei untersuchten Stichproben
25
120
46
99
0
20
40
60
80
100
120
animado non-animado identificable non- identificable
Objnom.posp.
Objnom.posp.
Merkmals-Distribution bei nachgestellten Objekt-Nominalphrasen der Struktur in den drei untersuchten
Stichproben
Bei den nachgestellten Objekt-Nominalphrasen der Struktur haben 120 von 145 (=82,8%)
das Merkmal [-animado], bei den verbleibenden 45 nachgestellten Pronomina ist
demgenüber nur eine schwach ausgeprägte Prädominanz des Merkmals [-an] festzustellen:
28 von 45 ( 62,2%). Der für die Gesamtheit der nachgestellten Objekte in der Struktur V-O
festgestellte Wert von 77,9% für das Merkmal [- an] ist damit ein Ergebnis der Ko-
Variabilität der Tatsache, daß nachgestellte Objekte in der Struktur V-O zu 82,8%
197
Die Ziffern in Klammern beziehen sich auf die insgesamt untersuchten nachgestellten Objekte der
Struktur V-O.
Konstituentenabfolgetypen15052015
96
Nominalphrasen sind, sowie der Tatsache, daß bei nachgestellten Objekt-Nominalphrasen
der Struktur V-O das Merkmal [- an] signifikativ häufiger vorkommt als bei nachgestellten
Objekt-Pronomina.
Auch bezüglich des Merkmals [-id] ist bei den nachgestellten Objekt-Nominalphrasen eine
größere Prädominanz festzustellen (99 von 145 entsprechen 68,3%) als in der Gesamtheit der
nachgestellten Objekte der Struktur V-O (vgl. 79 von 190, d.h. 58,4%).
Die drei Stichproben enthalten insgesamt nur 14 vorangestellte Objekt-Nominalphrasen (scil.
"topicalizaciones" und "dislocaciones a la izquierda" in der gängigen Terminologie). Wäh-
rend bei den vorangestellten Objekten insgesamt eine leichte Prädominanz des Merkmals
[+an] festgestellt wurde (scil. 54,25%), ist auch bei den vorangestellten Objekt-Nominal-
phrasen mit 11 von 14 Beispielen (scil. 78,6%) eine Prädominanz des Merkmals [- an] zu
beobachten. Natürlich ist die Stichprobe der analysierten vorangestellten Objekt-Nominal-
phrasen zu klein, als daß dieses Ergebnis verallgemeinert werden dürfte.
Nota bene 13: Immerhin könnte in diesen Ergebnissen eine Tendenz sichtbar werden derart,
daß sowohl voran- als auch nachgestellte Objekt-Nominalphrasen in den Strukturen O-V und
V-O um ein Drei- bis Vierfaches häufiger das Merkmal [-an] als das Merkmal [+an] haben;
im Unterschied dazu haben vorangestellte Objektpronomina überwiegend das Merkmal
[+an], während bei nachgestellten Objektpronomina zwar ein Prädominanz des Merkmals [-
an] erkennbar ist, die jedoch nicht das hochsignifikative Ausmaß der Objekt-Nominalphrasen
erreicht. Nota bene 13 ende
7.3.1.3. Die Objekte in A-Sätzen mit expliziten A-Subjekten
In diesem Abschnitt sollen die drei wichtigsten/häufigsten Konstituenten-Abfolge-Typen
untersucht werden, in denen eine Kombination von explizitem A-Subjekt und einem Objekt
enthalten ist. Es sind dies die Abfolge-Typen A-V-O (85 Bsp.), A-O-V (60 Bsp.) O-V-A (36
Bsp.).
Über die Analyse der Merkmals-Distribution der Objekte in den genannten Abfolge-Typen
als solche hinaus geht es wesentlich auch darum, zu überprüfen, ob und ggf. inwieweit die
Ergebnisse bezüglich der Merkmals-Distribution bei Objekten der Abfolge-Typen O-V und
V-O Spezifika dieser Strukturen sind, bzw. ob und ggf. welche prototypischen Merkmals-
Distributionen ausfindig gemacht werden können, die allen Objekten oder unter Umständen
topologisch definierbaren Teilmengen derselben eignen.
Konstituentenabfolgetypen15052015
97
7.3.1.3.1. Die Objekte im Abfolge-Typ A-V-O
Merkmals-Distribution der pronominalen und nominalen Objekte im Abfolge-Typ A-
V-O in den drei Stichproben
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
S.65.A.1. 25 (nom.23/pron.2) 5/110198
18/2 15/2 8/0
H.38.A.1. 21 (nom.19/pron.2) 5/1 14/1 8/0 11/2
L.15.A.2. 39 (nom.32/pron.7) 7/3 25/4 7/5 25/2
Total 85 (nom.74/pron.11) 17/4 57/7 30/7 44/4
Merkmals-Distribution der pronominalen und nominalen Objekte im Abfolge-Typ A-V-O in den drei Stichpro-
ben
1) Im Abfolge-Typ A-V-O sind 74 von 85 Objekten (=87,1%) Nominalphrasen.
2) Objekt-Nominalphrasen der Struktur A-V-O haben zu 77% (57 von 74) das Merkmal
[-animado], bzw. zu 23% (17 von 74) das Merkmal [+animado]. Des weiteren haben
diese Objekt-Nominalphrasen zu 59,5% (44 von 74) das Merkmal [+identificable],
bzw. zu 40,5% das Merkmal [-identificable].
3) Angesichts der geringen Frequenz von nur 11 pronominalen Objekten in der Struktur
A-V-O kann den Werten der Tabelle keine Aussagekraft attestiert werden, die
weitreichende Generalisierungen erlaubt. So muß offen bleiben, ob zwischen
pronominalen und nominalen Objekten des Abfolge-Typs A-V-O ein Unterschied in
der Merkmals-Distribution besteht.
4) Bezüglich der Informationsstruktur bzw. Merkmals-Distribution nachgestellter
Objekt-Nominalphrasen sind jedoch generalisierbare Aussagen möglich:
nota bene 14: Nachgestellte Objekt-Nominalphrasen (lexikalische Objekte) haben,
unabhängig davon, ob sie in A-Null-Subjekt-Sätzen stehen (Typ V-O) oder in Sätzen
mit explizitem A-Subjekt (Typ A-V-O), mit einer um 80% schwankenden
Wahrscheinlichkeit das Merkmal [-animado] und mit einer um 60% schwankenden
Wahrscheinlichkeit das Merkmal [-identificable]. nota bene 14 ende
5) Verallgemeinernde Aussagen über die Informationsstruktur nachgestellter Objekt-
Pronomina stehen, wie bereits betont, unter erheblichem Vorbehalt:
nota bene 15: Die in den drei Stichproben bezüglich nachgestellter Objektpronomina
ausgewerteten Daten deuten daraufhin, daß diese mit einer um 55% schwankenden
Wahrscheinlichkeit das Merkmal [-animado] und mit einer um 60% schwankenden
Wahrscheinlichkeit das Merkmal [+identificable] haben. nota bene 15 ende
Selbst wenn die Werte bezüglich der nachgestellten Objektpronomina aufgrund ihrer relativ
geringen Frequenz mit Fragezeichen versehen müssen, kann doch mit einiger Sicherheit
behauptet werden, daß zwischen lexikalischen und nicht-lexikalischen nachgestellten
Objekten hinsichtlich der pragmatischen Merkmale [+/-animado] und [+/- identificable]
signifikative Differenzen bestehen.
Ashby/Bentivoglio (1993) begründen ihre Entscheidung, die "pragmatic dimension of PAS"
(vgl. p. 68) lediglich auf "lexical NPs" anzuwenden damit, daß "pronouns are not sensitive to
198
Der erste Wert gibt die Anzahl der Nominalphrasen an, welche das Merkmal [+animado] haben, der
zweite Wert bezieht sich entsprechend auf pronominale Objekte. Diese Zweiteilung gilt für alle Einträge die-
ser Tabelle.
Konstituentenabfolgetypen15052015
98
the pragmatic variables that reflect the pragmatic dimensions of PAS" (Ashby/Bentivoglio
1993, 68). Aufgrund der verschiedentlich festgestellten Merkmals-Distributions-
Unterschiede zwischen Nominalphrasen und Pronomina kann diese Hypothese der Autoren
Ashby/Bentivoglio als empirisch unbegründet zurückgewiesen werden.
7.3.1.3.2. Die vorangestellten Objekte in den Abfolge-Typen A-O-V und O-V-A
Merkmals-Distribution der Objekte im Abfolge-Typ O-V-A in den drei Stichproben
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
S.65.A.1. 14(nom.0/pron.14) 0/5199
0/9 14 0
H.38.A.1. 5(nom.2/pron.3) 0/2 2/1 0/3 2/0
L.15.A.2. 17(nom.0/pron.17) 0/13 0/4 0/17 0/0
Total 36(nom.2/pron.34) 0/20 2/14 0/34 2/0
Merkmals-Distribution der Objekte im Abfolge-Typ O-V-A in den drei Stichproben
Merkmals-Distribution der Objekte im Abfolge-Typ A-O-V in den drei Stichproben
Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]
S.65.A.1. 15(nom.1/pron.14) 0/5 1/9 0/14 1/0
H.38.A.1. 19(nom.1/pron.18) 0/9 1/9 1/17 0/1
L.15.A.2. 26(nom.1/pron.25) 0/6 1/19 1/25 0/0
Total 60(nom.3/pron.57) 0/20 3/37 2/56 1/1
Merkmals-Distribution der Objekte im Abfolge-Typ A-O-V in den drei Stichproben
1) In beiden Abfolge-Typen O-V-A und A-O-V sind die vorangestellten Objekte zum
weitaus überwiegenden Teil klitische Pronomina: bei O-V-A 34 von 36 (=94,4%),
bei A-O-V 57 von 60 (95%).
2) In der Addition der Werte der drei Stichproben scheint bezüglich der Objekte in den
beiden Abfolge-Typen A-O-V und O-V-A ein Unterschied derart zu bestehen, daß
im Abfolge-Typ O-V-A die vorangestellten Objekte überwiegend das Merkmal
[+animado] haben, während im Abfolge-Typ A-O-V die vorangestellten Objekte
überwiegend das Merkmal [-animado] haben.
Diese Werte scheinen mit der Merkmals-Distribution der A-Subjekte in den entsprechenden
Abfolge-Typen zu korrelieren. Wie bereits oben ausführlich dargelegt, habe ich
beispielsweise für die Stichprobe L.15.A.2. festgestellt, daß die nachgestellten lexikalischen
A-Subjekte im Abfolge-Typ O-V-A zu 66,6% das Merkmal [-animado] haben, während in
eben dieser Stichprobe alle 26 voranstehenden A-Subjekte des Abfolge-Typs A-O-V das
Merkmal [+animado] haben. Das bedeutet: in A-Sätzen, in denen das A-Subjekt das
199
Die erste Zahl bezieht sich nominale, die zweite Zahl auf pronominale Objekte.
Konstituentenabfolgetypen15052015
99
Merkmal [-animado] hat, besteht eine signifikative Wahrscheinlichkeit, daß das Objekt
dieses A-Satzes das Merkmal [+animado] hat. Tatsächlich haben die 8 nachgestellten
lexikalischen Subjekte des Abfolge-Typs O-V-A, welche das Merkmal [-an] haben, als
Pendant 8 vorangestellte Objekte in Form eines klitischen Pronomens mit der Merkmals-
Kombination [+animado][+identificable].
Die skizzierten Korrelationen sollen auf folgende Weise zusammengefaßt werden:
nota bene 16: Nachgestellte lexikalische A-Subjekte weisen eine größere Tendenz zum
Merkmal [-animado] auf als vorangestellte lexikalische A-Subjekte. Es besteht eine Tendenz,
daß in einem aus explizitem A-Subjekt und Objekt konstituierten Satz nicht gleichzeitig
beide Konstituenten das Merkmal [-animado] haben. Da nachgestellte lexikalische A-
Subjekte in ca. 2 von drei Fällen das Merkmal [-an] haben, besteht in dem Abfolge-Typ O-
V-A eine größere Wahrscheinlichkeit, daß das Objekt das Merkmal [+animado] hat, als in
dem Abfolge-Typ A-O-V, der dadurch gekennzeichnet ist, daß seine A-Subjekte
überwiegend das Merkmal [+animado] haben, wodurch die Tendenz des Objektes, das
Merkmal [-animado] zu haben, steigt. nota bene 16 ende
Über diese auf nachgestellte nominale (lexikalische) A-Subjekte des Abfolge-Typs O-V-A
bezogene Beobachtung hinausgehend, ist im Verlauf der vorangegangenen Analysen deutlich
geworden, daß die Informationsstruktur verschiedener Konstituenten mit ihrer Topologie
korreliert; so sei hier noch einmal daran erinnert, daß bei vorangestellten S-Subjekten das
Merkmal [+an] mit 74,4% prädominiert, während bei nachgestellten nominalen
(lexikalischen) S-Subjekten mit 58,3% der Beispiele das Merkmal [-animado] überwiegt.
Insgesamt wird man schlußfolgern können, daß die Position nach dem Verb bei lexikalischen
Konstituenten die Wahrscheinlichkeit erhöht, daß sie die Merkmals-Kombination [-animado]
[-identificable] haben.
nota bene 17: Die Nicht-Berücksichtigung der Topologie der Konstituenten in der
Untersuchung von Ashby/Bentivoglio (1993) erweist sich damit als ein gravierendes
methodologisch-theoretisches Manko. nota bene 17 ende
7.4. Die Frequenz-Listen der Konstituenten-Abfolge-Typen in den drei
Stichproben
S.65 H.38 L.15
1) O-V: 67 V-O: 83 Xz-V: 69
2) Sz-V: 56 O-V: 61 Sz-V: 65
3) Xz-V: 51 Xz-V: 43 V-O: 60
4) Az-V: 49 X-V: 36 O-V: 60
5) V-O: 47 Sz-V: 35 Az-V: 45
6) X-V: 45 Az-V: 28 A-V-O: 39
7) A-V: 39 A-V-O: 21 X-V: 39
8) S-V: 27 A-O-V: 19 A-V: 33
9) A-V-O: 25 S-V: 17 V-Y: 29
10) O1-O2-V: 16 V-S: 15 A-O-V: 26
11) A-O-V: 15 A-V: 13 S-V: 22
12) O-V-A: 14 O1-O2-V: 13 O-V-A: 17
13) V-Y: 11 V-Y: 11 O1-V-O2: 16
14) V-A: 11 V-X: 10 V-S: 14
15) V-S: 10 O1-V-O2: 8 O1-O2-V: 11
16) V-X: 4 V-A-O: 6 V-X: 7
17) V-A-O: 3 O-V-A: 5 V-A: 7
18) V-O1-O2: 3 V-O1-O2: 4 V-O1-O2: 2
19) O1-V-O2: 3 O1-V-A-O2: 2 A-O1-V-O2: 2
Konstituentenabfolgetypen15052015
100
20) O1-O2-V-A: 2 A-O1-V-O2: 2 V-A-O: 2
21) O1-V-A-O2: 2 A-V-O1-O2: 2 A-V-O1-O2: 2
22) A-O1-O2-V: 2 O1-O2-V-A: 1
23) A-O1-V-O2: 2 V-A: 1
24) A-V-O1-O2: 1
25) V-O-A: 1
Total 506 438 567:
Summe 1511
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
OV SzV XzV AzV VO XV AV SV AVO AOV
S.65
H.38
L.15
Total
7.5. Addierte Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen der Stichproben
S.65 und H.38. und Berechnung von Rangkorrelationskoeffizienten
Wie ich in dem einleitenden methodologisch-theoretischen Teil dargelegt habe, besteht eines
der Ziele dieser Arbeit darin, "das" español coloquial der ausgewerteten Transkriptionen
typologisch nicht mittels einer einzigen Abfolge-Formel zu charakterisieren, sondern mittels
eines geordneten sets von Abfolge-Typen. Entscheidendes Ordnungs-Kriterium ist die
mittlere Frequenz der Abfolge-Typen in den drei ausgewerteten Stichproben. Es geht also,
um dies noch einmal zu betonen, nicht darum, den Abfolge-Typ, der unter Umständen nach
dem Frequenz-Kriterium als der eindeutig häufigste ausgezeichnet werden könnte, als "den"
Basis-Abfolge-Typ des Spanischen zu etablieren. Ich halte diesen Ansatz, der allerdings
weitgehend unhinterfragt die sprachtypologische Literatur dominiert, für einen methodolo-
gisch-theoretischen Holzweg. Es genügt, um dies noch einmal in Erinnerung zu rufen, daß
etwa die typologische Charakterisierung von so unterschiedlichen Sprachen wie Englisch,
Französisch und Spanisch durch die Einheitsformel S-V-O gerade so viel wert ist wie die
Feststellung, daß in diesen Sprachen diese Abfolge vorkommt.
Über die heuristische, unspezifische Beobachtung hinaus, daß in allen drei untersuchten
Stichproben die gleichen Abfolge-Typen auf den ersten 10 bis 15 Rangplätzen zu finden
sind, geht es im folgenden darum, zu überprüfen, ob und in welchem Maße die relative
Konstituentenabfolgetypen15052015
101
Häufigkeit der einzelnen Abfolge-Typen und die sich daraus ableitende Abfolge-Typen-
Rangliste (nicht)-zufälliger Natur sind. M.a.W. es soll untersucht werden, ob die erhobenen
relativen Frequenzen eine Häufigkeits-Distribution widerspiegeln, die im Mittel alle dem
Register español coloquial zuzuordnenden Texten innewohnt.
Zu diesem Zwecke wird das folgende methodologische Verfahren gewählt:
a) zwischen den Frequenzlisten der Stichproben S.65.A.1 und H.38.A.1 wird der
Rangkorrelationskoeffizient berechnet; dabei werden die Rangplätze 1) bis 10) der
Stichprobe S.65.A.1 zugrundegelegt. Der berechnete Koeffizient r beträgt 0,685.
Damit beläuft sich die Wahrscheinlichkeit, daß die Korrelation zwischen den beiden
Frequenzlisten zufällig ist auf weniger als 0,02% 200.
b) Da dieser Rangkorrelationskoeffizient auf dem 0,02-Niveau hochsignifikativ ist,
werden die Frequenzen der beiden Stichproben addiert, und die daraus resultierende
Rangordnung zugrundegelegt, um die Rangkorrelation dieser addierten Frequenzliste
mit der Rangordnung der Stichprobe L.15.A.2 zu berechnen.
1) V-O: 130 (3,5)
201
2) O-V: 128 (3,5)
3) Xz-V: 94 (1)
4) Sz-V: 91 (2)
5) Az-V: 77 (5)
6) X-V: 71 (6,5)
7) A-V: 52 (8)
8) A-V-O: 46 (6,5)
9) S-V: 44 (11)
10) A-O-V: 34 (10)
11) O1-O2-V: 27
12) V-S: 25
13) V-Y: 22
14) O-V-A: 19
15) V-X: 14
16) V-A: 12
17) V-A-O: 9
18) V-O1-O2: 7
19) O1-V-A-O2: 4
20) A-O1-V-O2: 4
21) A-V-O1-O2: 3
22) O1-V-O2: 3
23) O1-O2-V-A: 3
24) A-O1-O2-V: 2
25) V-O-A: 1
7.6. Addierte Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen in den
Stichproben S.65.A.1. und H.38.A.1
200
Der entsprechende r-Wert für 0,02 ist r= 0,66, für 0,01 ist r= 0,71. 201
In Klammern wird der Rangplatz des betreffenden Konstituenten-Abfolge-Typs in der Stichprobe
L.15.A.2 angegeben. Bei Konstituenten-Abfolge, die eine identische Frequenz aufweisen, wird der Durch-
schnittswert der beiden (oder mehr) betroffenen Rangplätze zugeordnet.
Konstituentenabfolgetypen15052015
102
Der auf die ersten 10 Rangplätze der addierten Frequenzliste (aus den Stichproben S.65.A.1
und H.38.A.1) und die Ränge der entsprechenden Abfolge-Typen in L.15.A.2 berechnete
Korrelationskoeffizient beträgt r= 0,0806. Dieser Wert ist auf dem 0,01-Niveau
hochsignifikativ.
c) Als Kontrolle wird der Rangkorrelationskoeffizient zwischen der Rangliste der
Abfolge-Typen der Stichprobe H.38.A.1. und L.15.A.2. berechnet (vgl dazu oben die
drei Frequenzlisten). In diesem Fall beträgt der Wert r= 0.734, ein Wert der ebenfalls
auf dem 0,01-Niveau hochsignifikant ist.
d) Als weitere Kontrolle wird schließlich der Rangkorrelationskoeffizient zwischen den
Frequenzlisten der Stichproben S.65.A.1. und L.15.A.2. berechnet. Dieser Wert
beträgt r=0,626 und ist damit (bei acht Freiheitsgraden) auf dem 0,02-Niveau
hochsignifikativ.
Nota bene 18: Die berechneten hochsignifikativen Rangkorrelatinskoeffizienten zwischen
den Rangfolgen der Konstituenten-Abfolge-Typen der drei untersuchten Stichproben sind
über den heuristischen prima-facie-Eindruck hinaus reliable statistische Belege dafür, daß die
in der addierten Frequenzliste aus den drei Stichproben festgestellte Frequenz-Rangfolge der
Konstituenten-Abfolge-Typen im wesentlichen die Häufigkeits-Struktur dieser Typen im
español coloquial reflektiert.nota bene 18 ende
nota bene 19: Aufgrund der vorgenommenen Erhebungen und Berechnungen haben wir für
das español coloquial der untersuchten Transkriptionen das in der folgenden Liste die ersten
zehn Plätze besetzende set der zehn häufigsten Konstituenten-Abfolge-Typen (in
absteigender Liste angeordnet) festgestellt:
Addierte Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen der drei analysierten Stich-
proben:
1) V-O: 190
2) O-V: 188
3) Sz-V: 166
4) Xz-V: 163
5) Az-V: 122
6) X-V: 120
7) A-V: 85
8) A-V-O: 85
9) S-V: 66
10) A-O-V: 60 nota bene 19 ende
11) V-Y: 51
12) O1-O2-V: 40
13) V-S: 39
14) O-V-A: 36
15) V-X: 21
16) V-A: 19
17) O1-V-O2: 19
18) V-A-O: 11
19) V-O1-O2: 9
20) A-O1-V-O2: 6
21) A-V-O1-O2: 5
22) O1-V-A-O2: 4
23) O1-O2-V-A: 3
Konstituentenabfolgetypen15052015
103
24) A-O1-O2-V: 2
25) V-O-A: 1
Total: 1511
7.7. Resultate aus der addierten Frequenzliste der drei Stichproben
Festzuhalten sind aus dieser Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen darüberhinaus
die folgenden Beobachtungen:
a) Die ersten fünf häufigsten Abfolge-Typen sind Sätze mit Null-Subjekten.
b) Die ersten fünf häufigsten Abfolge-Typen umfassen 829 tokens, d.h. 54,86% der
Gesamtstichprobe.
c) Insgesamt enthalten die drei Stichproben 897 Sätze mit Null-Subjekten (vgl. die
Rangnummern 1) bis 5), 13), 17), 19), 24)), d.h. 59,36% der Sätze des español
coloquial haben Null-Subjekte.
d) 614 Sätze der Stichprobe (40,64%) haben explizite Subjekte.
e) 429 (69,87%) der 614 expliziten Subjekte sind vorangestellt.
f) 185 (30,13%) der 614 expliziten Subjekte sind nachgestellt.
g) Das corpus enthält 304 X-Sätze, davon 163 (53,6%) X-Null-Subjekt-Sätze; von 141
expliziten X-Subjekten sind 120 (85,11%) voran- bzw. 21 (14,89%) nachgestellt.
h) Das corpus enthält 271 S-Subjekt-Sätze, davon sind 166 (61,3%) S-Null-Subjekt-
Sätze; von 105 expliziten S-Subjekten sind 66 (62,86%) voran-, bzw. 39 (37,14%)
nachgestellt.
i) Das corpus enthält 51 Y-Subjekte, die zu 100% nachgestellt sind.
j) Das corpus enthält insgesamt 885 A-Sätze, das sind 58,6% aller Subjekte des
untersuchten corpus; dieser Wert unterscheidet sich auf markante Weise von dem in
Ashby/Bentivoglio (1993) erhobenen; Ashby/Bentivoglio (1993) betonen: "It is of
particular note that subjetcs of two-argument verbs (the A role) represent rougly one
third of all subjects (481/1506 in the French corpus and 571/1550 in the Spanish
corpus)" (p. 65)202
.
Worauf dieser Unterschied beruht, d.h. warum der prozentuale Anteil der A-Subjekt-Sätze in
meinem corpus um beinahe 50% höher liegt als in dem von Ashby/Bentivoglio (1993)
untersuchten, kann nicht schlüssig beantwortet werden. Zwei Erklärungs-Hypothesen sollen
hier zumindest erörtert werden:
es handelt sich um einen statistischen Effekt, der aus unterschiedlicher
Methodologie herrührt; Ashby/Bentivoglio (1993) sagen: "Because PAS
concerns lexical NPs and pronouns, we did not include finite verbs with
sentential (usually infinitival203
) objects or subjects" (p.63). Meine
Interpretation dieser methodologischen Anmerkung lautet, daß
Ashby/Bentivoglio (1993) A-Sätze, die Objekte in Form eines Satzes oder
eines Infinitivs (scil. (yo) no creo que venga, etc.) haben, nicht mitgezählt
haben. Wie aus meiner detailliert dargelegten Analyse der Stichprobe S.65A.1
(vgl. Kapitel xxx) ersichtlich, habe ich demgegenüber A-Sätze dieses Typs als 202
Der genaue Wert beläuft sich in Ashby/Bentivoglio (1993) im übrigen auf 36,8%. 203
Die Feststellung, daß es sich nach finiten Verben "usually" um Objekte oder Subjekte in der Form eines
Infinitivs handelt, trifft - auch wenn diese Anmerkung für die vorliegende Untersuchung nicht von zentraler
Bedeutung ist - für das von mir untersuchte corpus mitnichten zu. Hier handelt es sich in ca 75% der Fälle um
Objekte in Form von Nebensätzen, wie z.B. no sé si está abierto, supongo que será horario de oficina, etc.
Konstituentenabfolgetypen15052015
104
Az-V, A-V, sowie V-A, d.h. "ohne" Objekte, mitgezählt. Die genannten drei
Typen umfassen in meinem corpus 226 Beispiele. Aber selbst bei
entsprechender Reduktion der A-Sätze von 885 auf 659, sowie
entsprechender Reduktion des corpus bleibt immer noch ein Anteil von
51,3% A-Sätzen in meinem corpus, also ein nach wie vor
erklärungsbedürftiger Unterschied.
Die zweite Hypothese ist die, daß dieser Unterschied nicht auf
unterschiedliche Methodologie zurückzuführen ist, sondern ein Korrolar des
Register-Unterschiedes der analysierten corpora ist. Ashby/Bentivoglio
(1993) haben Interviews untersucht, die in Caracas (Venezuela) mit
Sprechern unterschiedlicher sozio-ökonomischer Straten realisiert wurden:
"Both samples [das französische und das spanische corpus, MH] may be
considered «careful» (Labov, 1972) and are typically monologues in the sense
that the interviewers kept their participation to a miminum and followed no
set questionnaire" (Ashby/Bentivoglio 1993, 63). Es bedürfte dann allerdings
immer noch einer Erklärung dafür, warum in dem von mir untersuchten
español coloquial (hablado) signifikativ mehr A-Subjekt-Sätze vorkommen
als im español hablado monologal. Hinweise darauf, ob ein solcher
hypostasierter Register-Unterschied existieren könnte, der dann allerdings
immer noch nicht "erklärt" wäre, könnten möglicherweise aus der Analyse der
Kontrollstichprobe aus schriftlich konstituierten Zeitungstexten aus EL PAIS
(vgl. unten Kapitel xxx) gewonnen werden.
k) Von den 885 A-Sätzen sind 568 (64,2%) sind A-Null-Subjekt-Sätze; 243 (=27,5%)
sind Sätze mit vorangestelltem expliziten A-Subjekt, 74 (8,2%) sind Sätze mit
nachgestelltem expliziten A-Subjekt. Von den 317 expliziten A-Subjekten sind 243
(76,66%) voran- bzw. 74 (23,34%) nachgestellt. Bezogen auf die Gesamtpopulation
von 885 A-Sätzen haben lediglich 86 A-Sätze (=9,7%) lexikalische Subjekte204
. Von
den 317 expliziten A-Subjekten sind 58 voranstehende (=18,3%) und 28 (=8,8%)
nachstehende lexikalische A-Subjekte, d.h. daß mit 231 von 317 (72,9%) der Anteil
pronominaler Subjekte von allen Subjekt-Konstituenten bei weitem am höchsten ist.
7.8. Die lexikalischen Konstituenten
l) Über den Anteil der verschiedenen lexikalischen (Nominalphrasen-) Konstituenten
gibt im einzelnen die folgende Übersichtstabelle Auskunft:
Häufigkeit der voran- und nachgestellten lexikalischen Konstituenten S, X, Y, O und
A in den Stichproben des untersuchten corpus des español coloquial
S-sujetos X-sujetos Y-sujetos Objetos A-sujetos Total:constit.
lexicales
antep./
posp.
antep./
posp.
antep./
posp.
Antep. /
posp.
antep. / posp.
S.65.A.1 14 /10 19/2 0/11 10/72 14/13 163
H.38.A.1. 8/ 9 16/6 0/11 8 /94 10/1 165
L.15.A.2. 10/6 8/4 0/29 6/92 34/14 203
204
Ashby/Bentivoglio (1993) haben für die von ihnen untersuchten Texte einen Wert von 6% lexikalischer
A-Subjekte festgestellt.
Konstituentenabfolgetypen15052015
105
Total 32/25 43/12 0/51 24/258 58/28 531
Häufigkeit der voran- und nachgestellten lexikalischen Konstituenten S, X, Y, O und A in den Stichproben
des untersuchten corpus des español coloquial
1) Von 105 expliziten S-Subjekten sind als lexikalische Nominalphrasen 32 voran- und
25 nachgestellt, d.h. daß 57 lexikalischen 48 pronominale S-Subjekte gegenüber (vgl.
54,3% lexikalische vs. 45,7% pronominale explizite Subjekte). Von insgesamt 271 S-
Subjekt-Sätzen haben 57 (=21%) lexikalische S-Subjekte205
.
2) Von 141 expliziten X-Subjekten sind 55 (39%) lexikalische Nominalphrasen und 86
(61%) pronominale S-Subjekte. Von insgesamt 304 X-Subjekt-Sätzen haben 55
(=18,1%) lexikalische Subjekte206
.
3) In den ausgewerteten 1511 A-Sätzen des corpus sind 746 Konstituenten des Typs
"Objekt" enthalten, die sich auf 413 voranstehende und 333 nachstehende verteilen.
Von den 413 vorangestellten Objekten sind lediglich 24 (5,8%) lexikalischer Natur,
von den 333 nachstehenden sind es 258, d.h. 77,5%.
4) Von den insgesamt 746 ausgewerteten Objekten des corpus sind 282 (=37,8%)
lexikalische Nominalphrasen, bzw. 454 (62,2%) pronominaler Natur. Diese
Distribution unterscheidet sich diametral von den in Ashby/Bentivoglio (1993)
konstatierten Werten: dort stehen 60% lexikalischen Objekten 40% nicht-lexikalische
Objekte gegenüber (vgl. Ashby/Bentivoglio 1993, p. 65). Für diesen auffälligen
Unterschied gibt es keine Erklärung, die auf Unterschiede in der angewandten
Methodologie bedingt wären207
. Möglicherweise ist ein hoher Anteil lexikalischer
Objekte ein Charakteristikum zum einen des Registers "careful speech" als auch zum
anderen der Monologalität des von Ashby/Bentivoglio (1993) ausgewerteten corpus.
Auch in dieser Hinsicht liefert die Untersuchung der EL-PAIS-Kontrollstichprobe
ggf. weitere bestätigende Indizien.
5) Die Ergebnisse über die Frequenz bzw. Distribution lexikalischer Nominalphrasen
auf die Konstituenten-Typen O und A sind in Beziehung zueinander zu
interpretieren. Auf eine knappe Formel gebracht bedeuten diese Werte:
nota bene 20: Hinsichtlich der Informationsstruktur ist in A-Sätzen statistisch
signifikativ eine Tendenz erkennbar, die vermeidet, daß die beiden Argument-
Positionen A-Subjekt und O gleichzeitig mit einer lexikalischen Nominalphrase
besetzt werden. Deshalb steht einem hohen Prozentsatz (scil. 77,5%) an lexikalischen
nachgestellten Objekten ein entsprechend hoher Prozentsatz an pronominalen (scil.
nicht-lexikalischen) A-Subjekten gegenüber. Damit würden der erstmals bei Du Bois
(1987, p. 829) postulierte und von Ashby/Bentivoglio (1993) aufgegriffene "one-
lexical-argument-constraint" ebenso empirisch bestätigt, wie auch der korrelierende
"non-lexical-A-constraint" (vgl. Ashby/Bentivoglio 1993,62 und 65 ss.). nota bene
20 ende
205
In dem von Ashby/Bentivoglio (1993) untersuchten corpus beläuft sich der entsprechende Wert auf 23%
(vgl. p.66). 206
Der entsprechende Wert in dem von Ashby/Bentivoglio (1993) untersuchten corpus beläuft sich auf
21% (vgl. p. 65). 207
Ich erinnere daran, daß ich mich im Unterschied zu Ashby/Bentivoglio (1993) nicht darauf beschränkt
habe, lediglich nur Zwei-Argument-Sätze zu berücksichtigen, sondern daß ich auch Drei-Argument-Sätze
einbezogen habe; das bedeutet, daß in meiner Gesamtzahl untersuchter Objekte auch solche Sätze enthalten
sind, die zwei Objekte (scil. direktes und indirektes) enthalten. Allerdings ist deren Anzahl nicht so groß, daß,
wenn ich sie herausrechnete, der Anteil der lexikalischen Objekte sich gegenüber den nicht-lexikalischen
signifikativ verändern würde.
Konstituentenabfolgetypen15052015
106
8. Die Vergleichs-Stichprobe aus EL PAIS
Um die Resultate aus der Analyse des corpus der conversación coloquial zu vergleichen,
habe ich eine Stichprobe aus schriftlich konstituierten Texten der Tageszeitung EL PAIS
ausgewertet. Diese Stichprobe setzt sich aus einer Mischung verschiedener Texttypen
(Kommentar, Nachrichten, Interview, Reportage) zusammen208
. Ihr Umfang entspricht in
etwa dem einer der drei aus dem gesprochenen Spanisch untersuchten Stichproben, und zwar
xxxx Sätze.
Im folgenden sehe ich davon ab, die einzelnen Analyse-Schritte ein weiteres Mal im Detail
auszubreiten und beschränke mich darauf, die für den Vergleich relevanten Daten
darzulegen.
8.1. Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen in der EL-PAIS-Stichprobe
im Vergleich mit der conversación coloquial
EL PAIS213
Conversación Coloquial209
1) A-V-O: 93 7) 28
2) X-V: 75 6) 40
3) V-O: 62 1) 63
4) S-V: 51 9) 22
5) A-V: 51 8) 28
6) V-S: 32 12) 13
7) Xz-V: 25 3) 54
8) Az-V: 25 5) 41
9) V-Y: 25 11) 17
10) Sz-V: 17 4) 52
11) A-O-V: 13 10) 20
12) V-A: 12 16) 6
13) O-V-A: 9 13) 12
14) O-V: 8 2) 63
208
Die folgenden Texte aus EL PAIS vom 9.8.1998 wurden ausgewertet: 1. La hora de Borrell
(Kommntar, p. 8), 2. Inglaterra no va bien (Kommentar, p. 8), 3. La inmigración ilegal invade las costas del
sur de España en los meses de verano (p. 13), 4. La policía reconoce que no llega al núcleo de los trafican-
tes (p. 13), 5. "La ley contra las redes de inmigración ilegal tien lagunas" (Interview mit José Ramón Onega
López, Director general de Política Interior, p. 14), 6. Borrell advierte de que los errores en la lucha antiter-
rorista no debe pagarlos sólo el PSOE (p.16), 7. Lo injustificable (p. 16), 9. 104 'perdedores' ganan el 'caso
Marey' (p. 18), 10. Jaque al comprador de sexo (Reportage, p. 10/11), 11. El deporte de élite no es bueno
para la salud (p. 31/32), 12. Antón: «El deporte de alta competición es insano» (p. 32), 13. Bahamontes:
«Cuando se abusa te vas a criar malvas» (p. 33, teilweise). 213
Die zum Vergleich herangezogenen Frequenzen der Konstituenten-Abfolge-Typen in der conversación
coloquial sind Mittelwerte, die sich aus der Addition der drei Frequenzlisten, dividiert durch drei ergeben. Bei-
spielsweise kommt ist die Abfolge V-O in dem corpus der conversación coloquial mit insgesamt 190 Beispielen
belegt; der aus der Division durch drei resultierende Mittelwert beträgt also rund 63 V-O-Beispiele pro Stich-
probe im Umfang von ungefähr 504 ausgewerteten Sätzen der conversación coloquial. Der Autor ist sich dessen
bewußt, daß dieses Verfahren lediglich als erste heuristische Approximation durchgehen kann. Aber angesichts
der auch ohne reliable probabilistische Berechnungen eindeutig interpretierbaren Daten, bedeutete der Rückgriff
etwa auf GOLDVARB 2.0 (vgl. Rand & Sankoff 1990) nicht viel mehr als Imponiergehabe. Im übrigen ist be-
merkenswert, daß die Unterlagen dieses Programms bisher nicht veröffentlicht wurden, sondern nur unter der
Hand kursieren (eine Kopie habe ich dankenswerterweise von meinem Freund Francisco Gimeno Menéndez,
Universidad de Alicante, erhalten) und lediglich die Handhabung ermöglichen, jedoch keinen Einblick in die
mathematischen Grundlagen zulassen (d.h. sich eventueller Kritik entziehen).
Konstituentenabfolgetypen15052015
107
15) V-X: 4 14) 7
16) O1-V-O2: 2 15) 6
17) V-A-O: 1 17) 3
18) O-A-V: 1 20) 0
19) A-V-O1-O2: 1 19) 2
20) O1-V-O2-A: 1 21) 0
21) A-O1-V-O2: 1 18) 2
Summe 509 479
0 20 40 60 80 100
AVO
VO
AV
XzV
VY
Convers.Col.
El País
8.2. Auswertung
Es ist, auch ohne weitere statistische Verfahren zu erkennen, daß zwischen dem Register der
conversación coloquial und dem Register des geschriebenen Spanisch von EL PAIS
hinsichtlich der Frequenz der Konstituenten-Abfolge-Typen fundamentale Unterschied
bestehen.
8.2.1. Der vielleicht bemerkenswerteste Unterschied - vor allem auch im Hinblick auf die
Tatsache, daß ja, wie schon wiederholt erwähnt, A-V-O (scil. S-V-O) in der traditionellen
Literatur als sogen. Basis-Abfolge des Spanischen angesehen wird -, ist der, daß der Abfolge-
Typ A-V-O im Spanisch von EL PAIS deutlich die höchste Frequenz hat, während er in der
conversación coloquial in der Hierarchie der Abfolge-Typen erst an siebter Stelle steht.
8.2.2.
Dieses Ergebnis darf allerdings nicht isoliert betrachtet werden. Ganz allgemein ist
festzustellen, daß das schriftlich konstituierte Spanisch von EL PAIS (in Zukunft: das EP-
Spanisch) substantiell mehr lexikalische Konstituenten enthält als das Spanisch der
conversación coloquial. Ich präzisiere:
8.2.3.
Im EP-Spanisch haben 72,7% der ausgewerteten 509 Sätze lexikalische Subjekte (der Typen
X, S, A), in der conversación coloquial der gemittelten Stichprobe sind es lediglich 41,8%.
Dem entspricht, daß die Abfolge-Typen Xz-V, Sz-V und Az-V, die in der conversación
coloquial-Hierarchie die Plätze 3, 4 und 5 einnehmen, im EP-Spanisch lediglich auf den
Plätzen 7, 8 und 10 zu finden sind. Am auffälligsten ist jedoch der Frequenzunterschied des
Abfolge-Typs O-V: im EP-Spanischen mit nur 8 Beispielen auf Platz 14 der Abfolge-
Hierarchie, ist dieser Typ in der gemittelten Stichprobe der conversación coloquial mit 63
Konstituentenabfolgetypen15052015
108
Beispielen der zweithäufigste Typ.
8.2.4.
Allgemeiner formuliert: nota bene 21:in der conversación coloquial sind ersten fünf
häufigsten Konstituenten-Abfolge-Typen dadurch gekennzeichnet, daß sie Null-Subjekte
haben; im EP-Spanisch haben demgegenüber vier der fünf häufigsten Abfolge-Typen (scil.
A-V-O, X-V, S-V, A-V) explizite Subjekte.nota bene 21 ende.
8.2.5.
Im EP-Spanisch sind 54,8% (279 von 509) aller Beispiele Sätze mit A-Subjekten. In dieser
Hinsicht besteht kein signifikativer Unterschied zur conversación coloquial (scil. 58,6%, vgl
oben Kapitel 7.7). Möglicherweise handelt es sich dabei - ca. 50% aller Sätze haben A-
Subjekte - um ein register- bzw. texttypunabhängiges Datum. Damit bleibt aber die oben
(Kap. 7.7) angesprochene Frage weiter offen, womit es zu erklären sein könnte, daß
Ashby/Bentivoglio (1993) in ihrem Material lediglich "roughly one third of all subjects"
(p.65) als A-Subjekte ausgemacht haben.
8.2.6.
Wie schon angesichts der hohen Frequenz des Abfolge-Typs A-V-O im EP-Spanisch nicht
anders zu erwarten, besteht jedoch ein fundamentaler Unterschied zwischen den beiden von
mir untersuchten corpora darin, daß im EP-Spanisch von insgesamt 279 A-Subjekt-Sätzen
152, das sind 54,5%, ein lexikalisches Subjekt haben, während es in der conversación
coloquial lediglich 9,7% der A-Sätze sind. So wurden zwar für die conversación coloquial
sowohl der "one-lexical-argument-constraint" als auch der "non-lexical-A-constraint" (vgl.
oben nota bene 20, p. xxx) bestätigt; augenscheinlich handelt es sich jedoch um
pragmatische Bedingungen bzw. Restriktionen, die nur für mündlich konstituierte,
dialogische Texte Gültigkeit haben. Denn:
8.2.7.
Das EP-Spanisch-corpus enthält 120 A-Sätze mit explizitem A-Subjekt und einem oder zwei
Objekten; 95 dieser 120 A-Sätze (= 79,2%) haben sowohl ein lexikalisches A-Subjekt als
auch ein lexikalisches Objekt.
D.h. nota bene 22: wenn im EP-Spanisch ein A-Satz verwendet wird, dessen Argument-
Positionen mit Konstituenten im Sinne der in dieser Untersuchung zugrundegelegten
Methodologie besetzt sind, dann werden diese beiden Argumentpositionen in mehr als drei
Viertel aller Fälle durch lexikalische Nominalphrasen besetzt. nota bene 22 ende
8.2.8.
Das EP-Spanisch-corpus enthält insgesamt 259 Objekt-Konstituenten210
. Davon sind 210 (=
81,1%) lexikalischer Natur. Der entsprechende Wert in der conversación coloquial beträgt
37,8%, während Ashby/Bentivoglio (1993) 60% lexikalische Objekte festgestellt hatten.
8.2.9.
210
Es sei daran erinnert, daß die Abfolge-Typen A-V und V-A und Az-V in der überwiegenden Mehrzahl
der Beispiele natürlich auch syntaktische Objekte haben, etwa als Nebensatz yo no creo que venga (scil. A-
V), oder als vorangehende direkte Rede: «...», afirmó Samaranch (scil. V-A), usw. Satzwertige syntaktische
Objekte und Subjekte werden jedoch nicht als Konstituenten gewertet (vgl. dazu meine Erläuterungen in Teil
II, Kap. 3.2). Diese methodologischen Vorgaben bedeuten selbstverständlich, daß durch die hier zugrundege-
legte Methodologie nur ein, wenn auch wichtiger Ausschnitt der Merkmal der Informationsstruktur erfaßt
wird; das gilt ja insofern, als sowohl Adverbiale als auch sogen. Prädikats-Nominalphrasen (scil. el deporte
es un negocio) unberücksichtigt bleiben.
Konstituentenabfolgetypen15052015
109
Das EP-Spanisch enthält 182 A-Sätze mit explizitem Subjekt (Nominalphrasen und
Pronomina). Davon entfallen 152 (=83,5%) auf lexikalische Subjekte (vor- und
nachgestellte), d.h. nur 16,5% (30 Beispiele) sind pronominale A-Subjekte. Auch in dieser
Hinsicht besteht ein signifikativer Unterschied zur conversación coloquial, in der nämlich
72,9% der expliziten A-Subjekte pronominaler Natur sind. Die Erklärung dieses
Unterschiedes ist evident: es handelt sich um den Reflex des Unterschiedes zwischen
dialogisch und monologisch konstituierten Texten. Wie auch die Distribution auf die der A-
Subjekte auf die verschiedenen Personalformen dokumentiert, die ich am Beispiel der
Stichprobe S.65.A.1 im Detail dargelegt habe (vgl. oben Kap. xxx), entfallen in der
conversación coloquial über zwei Drittel der A-Subjekte auf Formen der 1. und 2. Person
bzw. auf Formen, in denen der Sprecher sich auf sich selbst bezieht, oder Interaktionspartner
anspricht (scil. yo, tú, usted, nosotros, ustedes, etc.), d.h. auf Subjekte, die, wenn sie
explizitiert werden, pronominal realisiert werden (müssen).
Damit erweisen sich jedoch die von Du Bois (1987) in Ashby/Bentivoglio (1993)
übernommenen pragmatischen "constraints", wonach A-Sätze dazu tendieren lediglich eine
Argument-Position lexikalisch zu besetzen, sowie vermeiden, das Subjekt lexikalisch zu
besetzen, zumindest partiell als argumentative Luftnummern. Wie ja die Analyse des EP-
Spanisch belegt, überwiegt in einem monologisch konstituierten Texttyp bei A-Sätzen in
signifikativer Weise nicht nur die Frequenz lexikalischer A-Subjekte im allgemeinen,
sondern auch spezifisch in den Sätzen, in denen die Objekt-Position (auch) lexikalisch
besetzt ist. D.h. zumindest für eine sicherlich nicht zu vernachlässigende Teilmenge von
spanischen Texten treffen die genannten "constraints" , was den grammatikalischen Teil
anbelangt, nicht zu.
Wenn nun Ashby/Bentivoglio (1993) behaupten, daß, - was die dialogisch konstituierte,
natürlich, face-to-face-Interaktion ja zu belegen scheint -, A-Sätze gleichsam "inhärent" dazu
neigen, lediglich mit einem lexikalischen Argument, und das vorzugweise als Objekt
gebildet zu werden, treffen sie im Grunde mit anderen Worten nichts weiter als die triviale
Feststellung, daß in dialogischer Interaktion Personal-Deiktika, die nun einmal nicht als
Nominalphrasen kodiert sind, überwiegen. D.h. die Face-to-face-Interaktionssituation bzw.
der dialogische Texttyp, und nicht ein informationsstrukturelles Merkmal von A-Verben
bzw. A-Sätzen, prädeterminieren den Sprecher-Hörer-Wechsel und damit die Tatsache, daß
besagte Personaldeiktika verwendet werden, wenn die Interaktionspartner von sich selbst
reden, oder einander anreden. Aus der Tatsache der aktuellen face-to-face-Präsenz der
Interaktanten in der Interaktion resultiert, daß diese Subjektmarker naturgemäß die
Merkmals-Kombination [+id][+an] haben.
8.2.10.
Zumindest in bezug auf dialogische, natürlich face-to-face-Interaktion, in der qua
Interaktionstyp Pronominal-Deiktika der 1. und 2. Person als Subjekte überwiegen, erweisen
sich der grammatikalische "Non-lexical A constraint" und der pragmatische "Given A
constraint" (vgl. Ashby/Bentivoglio 1993, p. 62) letztlich als zwei Seiten ein und derselben
Medalle. Ganz abgesehen davon, daß, wie gezeigt, für das EP-Spanisch der "Non-lexical A
constraint" nicht zutrifft. Insofern bei Pronominal-Deiktika obligatorisch auf in der Situation
anwesende Interaktionspartner gezeigt wird, d.h. insofern diese grammatikalisch bedingt die
Merkmalskombination [+id][+an] haben, können sie in letzter Konsequenz nicht als Beleg
für den "Non-lexical A constraint" herangezogen werden. Die Frage des Zutreffens dieser
Restriktion muß sich also auf die lexikalischen A-Subjekte und Objekte beziehen.
8.2.11.
Von den 152 lexikalischen A-Subjekten haben 124 (=81,6%) das Merkmal [+identificable]
Konstituentenabfolgetypen15052015
110
und 115 (=75,6%) das Merkmal [+animado]. Von den 152 A-Sätzen mit lexikalischen
Subjekten haben 89 A-Sätze lexikalische Objekte, die zu 52,8% (47 Beispiele) das Merkmal
[- identificable] und zu 61,8% (55 Beispiele) das Merkmal [- animado] haben. Zum
Vergleich noch einen Blick auf den Abfolge-Typ V-O im EP-Spanisch. von den 62
Beispielen haben 60 ein lexikalisches Objekt; davon haben 39 (=65%) das Merkmal [-
identificable]. In dieser Hinsicht besteht also kein signifikativer Unterschied zum corpus der
conversación coloquial, in dem nachgestellte lexikalische Objekte mit einer um 60%
schwankenden Wahrscheinlichkeit das Merkmal [- identificable] haben (vgl. nota bene 14).
nota bene 23: Es trifft für beide untersuchten corpora zu, daß lexikalische A-Subjekte mit
einer um 80% schwankenden Wahrscheinlichkeit das Merkmal [+identificable], lexikalische
nachgestellte Objekte mit einer um 60% schwankenden Probabilität das Merkmal [-
identificable] haben. Damit wird für lexikalische Argumente der A-Sätze der pragmatische
"Given A constraint" bestätigt. Hinsichtlich des "Non-lexical A constraint" besteht eine
signifikative Differenz zwischen der conversación coloquial, für dieser constraint zutrifft,
und dem EP-Spanisch, für das dieser constraint nicht bestätigt werden kann. nota bene 23
ende
8.2.11.
Die zwischen den beiden corpora beobachteten substantiellen Unterschiede bezüglich der
Frequenz der Konstituenten-Abfolge-Typen interpretiere ich als Bestätigung meiner These,
daß Konstituenten-Abfolge-Typen texttypspezifisch bzw. Interaktionstyp-spezifisch
distribuiert sind; u.a. auch deshalb habe ich oben dafür argumentiert, die Konzeption, eine
einzige Basis-Abfolge zur typologischen Charakterisierung einer Sprache ausfindig zu
machen, aufzugeben. Ich habe dafür argumentiert, daß eine solche Charakterisierung durch
ein aufgrund der Frequenz hierarchisch gordnetes set von Abfolge-Typen erfolgen sollte. Es
wäre nun allerdings eine unangemessene Schlußfolgerung aus dieser Forderung, wenn man
etwa aus den beiden Abfolge-Hierarchien der untersuchten corpora der conversación
coloquial und des EP-Spanisch mathematisch durch Mittlung glaubte, sozusagen eine Basis-
Abfolge-Hierarchie berechnen zu können. Dieses konstruierte set hätte nämlich in bezug auf
keines der beiden untersuchten Register irgendeine explanatorische Kraft.
Nota bene 1: Diese Stichprobe H.38.A.1.belegt ein weiteres Mal, daß eine Untersuchung zu
Konstituenten-Abfolge-Typen und präferierter Argument-Struktur, welche wie Ashby/-
Bentivoglio (1993) dies tun, die Topologie der Konstituenten unberücksichtigt läßt, zu
unzutreffenden Resultaten kommen muß. Da ich auf diesen Punkt in Kapitel D ("Zusammen-
schau der drei Stichproben") ausführlich eingehen werde, sei hier nur dies angemerkt.
Ein Vergleich der beiden Abfolgetypen O-V und V-O zeigt einen hoch signifikativen Unter-
schied hinsichtlich der Markierung der Objekte durch das Merkmal [+/-identificable]:
vorangestellte Pronomina sind zu 95% (57 von 60) klitische Pronomina; zu 98,3% haben
vorangestellte Objekte der O-V-Struktur das Merkmal [+id]. Im Unterschied dazu sind
nachgestellte Objekte der V-O-Struktur zu 75% (45 von 60) Nominalphrasen; zudem haben
nachgestellte Objekte der V-O-Struktur zu 70% (42 von 60) das Merkmal [-id].nota bene 1
ende
Nota bene 2: Ein Vergleich der Subjekte der Strukturen A-O-V und O-V-A könnte ein Beleg
für meine methodologische These sein, daß die Topologie der Konstituenten in bestimmten
Abfolge-Typen in signifikativer Weise mit bestimmten Merkmalen korreliert. In diesem Fall
geht es um die Beobachtung, daß vorangestellte explizite A-Subjekte durchgängig das
Merkmal [+an] haben, während bei nachgestellten Subjekts-Nominalphrasen der Struktur O-
V-A eine deutliche Mehrheit (66,6%) das Merkmal [-an] hat.
Konstituentenabfolgetypen15052015
111
Diese Stichprobe legt, selbst wenn man die relativ geringe Fallzahl berücksichtigt, die
Vermutung nahe, daß hinsichtlich der Distribution der Merkmale zwischen vorangestellten
und nachgestellten expliziten A-Subjekten ein Unterschied besteht: danach hätten die nach-
gestellten Subjekte eine deutlich geringer ausgeprägte Tendenz zu den Merkmalen [+an] und
[+id] als die vorangestellten A-Subjekte. In der zusammenfassenden Asuwertung der
Ergebnisse aller drei Stichproben (vgl. Kap. xxx) wird auf diesen Punkt zurückzukommen
sein. Nota bene 2 ende
Nota bene 3: Bei expliziten S-Subjekten besteht insgesamt, d.h. ohne nach vorangestellten
und nachgestellten, sowie nach nominalen (lexikalischen) und pronominalen zu
unterscheiden, eine in etwa dreimal so große Wahrscheinlichkeit, daß sie das Merkmal [-an]
als bei impliziten bzw. S-Null-Subjekten. Bei der Teilmenge der nachgestellten nominalen
(lexikalischen) expliziten S-Subjekte liegt die Wahrscheinlichkeit, daß sie das Merkmal [-an]
haben, bei über 50%. nota bene 3 ende
Nota bene 4: Da die pronominalen S-Subjekte der untersuchten Stichproben zu rund 50% an
dem Ergebnis beteiligt sind, daß explizite Subjekte insgesamt, nachgestellte Subjekte aber
insbesondere einen signifikativen [-animado]-Anteil haben, erweist sich unter diesem Aspekt
die Gleichsetzung von impliziten und pronominalen Subjekten bei Ashby/Bentivoglio (1993)
als empirisch nicht fundiert. Nota bene 4 ende
Nota bene 5: Ashby/Bentivoglio (1993) treffen in ihrer Untersuchung generell keine
Unterscheidung zwischen vorangestelten und nachgestellten Subjekten. Die signifikativ
größere Tendenz nachgestellter S-Subjekte zum Merkmal [-animado] dokumentiert, daß eine
Untersuchung der S-Subjekte, die keine topologische Differenzierung vornimmt, wesentliche
Merkmale der Konstituenten-Abfolge, sowie der präferierten Argumentstruktur nicht
erfassen kann. nota bene 5 ende
Nota bene 6: Das herausragendste Resultat besteht darin, daß von insgesamt 141
ausgewerteten expliziten X-Subjekten 75, d.h. 53.2% das Merkmal [-animado], bzw. 66, d.h.
46,8% das Merkmal [+animado] haben. nota bene 6 ende
Nota bene 7: 84 (51,5%) der X-Null-Subjekte haben das Merkmal [-animado], bzw. 79
(48,5%) das Merkmal [+animado]. Hinsichtlich der Distribution des Merkmals [-/+ animado]
besteht kein signifikativer Unterschied zwischen expliziten X-Subjekten (vgl. 53,2% [- an]
und X-Null-Subjekten. nota bene 7 ende
nota bene 8: Festzuhalten ist, daß Sätze, die der klassischen Definition von S-V-O211
entsprechen, in insgesamt nur 11 Beispielen (3/4/4) (von 1511, =0,73%) in dem untersuchten
corpus enthalten sind. Da S-V-O offensichtlich unter keiner der drei möglichen
Interpretationen (vgl. "the most neutral", "underlying", sowie "most common") für die
conversación [española] coloquial als "basic" angesehen werden kann, kann von dieser
tradierten Formel zur typologischen Charakterisierung des Spanischen Abschied genommen
werden. nota bene 8 ende
nota bene 9: Die A-Null-Subjekte des Abfolge-Typs Az-V, als auch die vorangestellten A-
Subjekte der Strukturen A-V, A-V-O und A-O-V haben mit einer durchgängig über 90%
liegenden Wahrscheinlichkeit die Merkmals-Kombination [+animado][+identificable].nota
bene 9 ende
Nota bene 10: Die Untersuchung sämtlicher in den drei Stichproben enthaltenen A-Subjekte,
d.h. sowohl der A-Null-Subjekte als auch der voran- und nachgestellten expliziten A-Sub-
jekte in Sätzen mit und ohne Objekte hat ergeben, daß diese Subjekte mit einer um 90%
schwankenden Wahrscheinlichkeit die Merkmals-Kombination [+an][+id] aufweisen. D.h.
daß A-Subjekte von allen untersuchten Konstituenten präferiert dazu dienen, sich auf identif-
zierbare (scil. nicht-"neue") Referenten zu beziehen, und daß diese Referenten im Kontext
des untersuchten español coloquial mit einer um 90% schwankenden Wahrscheinlichkeit das
211
Scil. Lexikalisches Subjekt - Verb - lexikalisches Objekt.
Konstituentenabfolgetypen15052015
112
Merkmal [+animado] haben, welches in besagtem Kontext mit dem Merkmal [+humano]
gleichgesetzt werden kann.
Eine auf die Teilmenge nachgestellter A-Subjekte im Abfolge-Typ O-V-A bezogene Aus-
nahme von dieser Generalisierung wird unten (vgl. Abschnitt xxx) zu besprechen sein. nota
bene 10 ende
Nota bene 11: bei nachgestellten Objekten der Struktur V-O ist die Wahrscheinlichkeit, daß
die Objekte das Merkmal [-an] haben mehr als doppelt so hoch wie bei vorangestellten
Objekten der Struktur O-V. Nota bene 11 ende
Nota bene 12: die Wahrscheinlichkeit, daß vorangestellte Objekte der Struktur O-V das
Merkmal [+id] haben, ist mehr als doppelt so groß wie bei nachgestellten Objekten der
Struktur V-O. nota bene 12 ende
Nota bene 13: Immerhin könnte in diesen Ergebnissen eine Tendenz sichtbar werden derart,
daß sowohl voran- als auch nachgestellte Objekt-Nominalphrasen in den Strukturen O-V und
V-O um ein Drei- bis Vierfaches häufiger das Merkmal [-an] als das Merkmal [+an] haben;
im Unterschied dazu haben vorangestellte Objektpronomina überwiegend das Merkmal
[+an], während bei nachgestellten Objektpronomina zwar ein Prädominanz des Merkmals [-
an] erkennbar ist, die jedoch nicht das hochsignifikative Ausmaß der Objekt-Nominalphrasen
erreicht. Nota bene 13 ende
nota bene 14: Nachgestellte Objekt-Nominalphrasen (lexikalische Objekte) haben,
unabhängig davon, ob sie in A-Null-Subjekt-Sätzen stehen (Typ V-O) oder in Sätzen mit
explizitem A-Subjekt (Typ A-V-O), mit einer um 80% schwankenden Wahrscheinlichkeit
das Merkmal
[-animado] und mit einer um 60% schwankenden Wahrscheinlichkeit das Merkmal
[-identificable]. nota bene 14 ende
nota bene 15: Die in den drei Stichproben bezüglich nachgestellter Objektpronomina
ausgewerteten Daten deuten daraufhin, daß diese mit einer um 55% schwankenden Wahr-
scheinlichkeit das Merkmal [-animado] und mit einer um 60% schwankenden Wahrschein-
lichkeit das Merkmal [+identificable] haben. nota bene 15 ende
nota bene 16: Nachgestellte lexikalische A-Subjekte weisen eine größere Tendenz zum
Merkmal [-animado] auf als vorangestellte lexikalische A-Subjekte. Es besteht eine Tendenz,
daß in einem aus explizitem A-Subjekt und Objekt konstituierten Satz nicht gleichzeitig
beide Konstituenten das Merkmal [-animado] haben. Da nachgestellte lexikalische A-
Subjekte in ca. 2 von drei Fällen das Merkmal [-an] haben, besteht in dem Abfolge-Typ O-
V-A eine größere Wahrscheinlichkeit, daß das Objekt das Merkmal [+animado] hat, als in
dem Abfolge-Typ A-O-V, der dadurch gekennzeichnet ist, daß seine A-Subjekte
überwiegend das Merkmal [+animado] haben, wodurch die Tendenz des Objektes, das
Merkmal [-animado] zu haben, steigt. nota bene 16 ende
nota bene 17: Die Nicht-Berücksichtigung der Topologie der Konstituenten in der Unter-
suchung von Ashby/Bentivoglio (1993) erweist sich damit als ein gravierendes methodolo-
gisch-theoretisches Manko. nota bene 17 ende
Nota bene 18: Die berechneten hochsignifikativen Rangkorrelatinskoeffizienten zwischen
den Rangfolgen der Konstituenten-Abfolge-Typen der drei untersuchten Stichproben sind
über den heuristischen prima-facie-Eindruck hinaus reliable statistische Belege dafür, daß die
in der addierten Frequenzliste aus den drei Stichproben festgestellte Frequenz-Rangfolge der
Konstituenten-Abfolge-Typen im wesentlichen die Häufigkeits-Struktur dieser Typen im
español coloquial reflektiert. nota bene 18 ende
nota bene 19: Aufgrund der vorgenommenen Erhebungen und Berechnungen haben wir für
das español coloquial der untersuchten Transkriptionen das in der folgenden Liste die ersten
zehn Plätze besetzende set der zehn häufigsten Konstituenten-Abfolge-Typen (in
absteigender Liste angeordnet) festgestellt:
Konstituentenabfolgetypen15052015
113
Addierte Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen der drei analysierten Stich-
proben:
1) V-O: 190
2) O-V: 188
3) Sz-V: 166
4) Xz-V: 163
5) Az-V: 122
6) X-V: 120
7) A-V: 85
8) A-V-O: 85
9) S-V: 66
10) A-O-V: 60 nota bene 19 ende
nota bene 20: Hinsichtlich der Informationsstruktur ist in A-Sätzen statistisch signifikativ
eine Tendenz erkennbar, die vermeidet, daß die beiden Argument-Positionen A-Subjekt und
O gleichzeitig mit einer lexikalischen Nominalphrase besetzt werden. Deshalb steht einem
hohen Prozentsatz (scil. 77,5%) an lexikalischen nachgestellten Objekten ein entsprechend
hoher Prozentsatz an pronominalen (scil. nicht-lexikalischen) A-Subjekten gegenüber. Damit
würden der erstmals bei Du Bois (1987, p. 829) postulierte und von Ashby/Bentivoglio
(1993) aufgegriffene "one-lexical-argument-constraint" ebenso empirisch bestätigt, wie auch
der korrelierende "non-lexical-A-constraint" (vgl. Ashby/Bentivoglio 1993,62 und 65 ss.).
nota bene 20 ende
nota bene 21: in der conversación coloquial sind ersten fünf häufigsten Konstituenten-
Abfolge-Typen dadurch gekennzeichnet, daß sie Null-Subjekte haben; im EP-Spanisch haben
demgegenüber vier der fünf häufigsten Abfolge-Typen (scil. A-V-O, X-V, S-V, A-V)
explizite Subjekte.nota bene 21 ende.
nota bene 22: wenn im EP-Spanisch ein A-Satz verwendet wird, dessen Argument-Positio-
nen mit Konstituenten im Sinne der in dieser Untersuchung zugrundegelegten Methodologie
besetzt sind, dann werden diese beiden Argumentpositionen in mehr als drei Viertel aller
Fälle durch lexikalische Nominalphrasen besetzt. nota bene 22 ende
nota bene 23: Es trifft für beide untersuchten corpora zu, daß lexikalische A-Subjekte mit
einer um 80% schwankenden Wahrscheinlichkeit das Merkmal [+identificable], lexikalische
nachgestellte Objekte mit einer um 60% schwankenden Probabilität das Merkmal [- identific-
able] haben. Damit wird für lexikalische Argumente der A-Sätze der pragmatische "Given A
constraint" bestätigt. Hinsichtlich des "Non-lexical A constraint" besteht eine signifikative
Differenz zwischen der conversación coloquial, für dieser constraint zutrifft, und dem EP-
Spanisch, für das dieser constraint nicht bestätigt werden kann. nota bene 23 ende
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