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K O N S T I T U E N T E N A B F O L G E - T Y P E N UND P R Ä F E R I E R T E A R G U M E N T - S T R U K T U R (PAS) IM G E S P R O C H E N E N S P A N I S C H (Conversación coloquial) Reinhard Meyer-Hermann (Universität Bielefeld) 1998 [Preliminary Version]

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K O N S T I T U E N T E N A B F O L G E - T Y P E N

UND

P R Ä F E R I E R T E A R G U M E N T - S T R U K T U R

(PAS)

IM

G E S P R O C H E N E N S P A N I S C H

(Conversación coloquial)

Reinhard Meyer-Hermann (Universität Bielefeld)

1998

[Preliminary Version]

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2

I n h a l t

Teil I: Die theoretisch-methodologische Basis

1. Einleitung

2. Methodologisch-theoretische Vorüberlegungen

Status quaestionis zum Thema „Präferierte Argumentstruktur“

Einführung

Die Untersuchung von Du Bois (1987)

Diskussion der Untersuchung von Ashby/Bentivoglio (1993) im Detail

Die Untersuchung von Dutra (1987)

3. Basis-Wortfolge: ein fragwürdiges Konzept

Teil II: Kategorien der Informationsstruktur

1. Überblick

2. Die Merkmale [spezifisch], [generalisierend] und [generisch]

. [spezifisch]

. [generalisierend/partikularisierend], [generisch]

3. Fokus ungleich Topik

ad Vallduví (1988)

„topic“ und „focus“ in Lambrecht (1994)

Zwischenresumé

Zusammenfassende Stellungnahme zu Vallduví (1988)

4. „Topicalización“ vs. „dislocación a la izquierda“: eine überflüssige Unterschei-

dung?

Exkurs: Probleme der Abgrenzung von „objeto directo“ und „objeto indirecto“

Teil III: Die empirische Analyse

1. Das analysierte corpus

La conversación coloquial

2. Advertencia

3. Die der Konstituentenabfolge-Analyse zugrundegelegten Kategorien

Konstituenten

Merkmale

Ein Analysebeispiel

4. Konstituentenabfolge-Analyse der Stichprobe S.65.A.1.

[...]

4.5. Resultate, Auswertung

4.5.1 Distribution der X-Subjekte in der Stichprobe S.65.A.1.

[...]

4.5.2. Distribution der S-Subjekte in der Stichprobe S.65.A.1.

[...]

4.5.3. A-Subjekt-Sätze

[...]

4.6 . Frequenzliste der Konstituentenabfolge-Typen in der Stichprobe S.65.A.1 (nicht

standardisiert)

4.7. Frequenzliste der Konstituentenabfolge-Typen in der Stichprobe

S.65.A.1(standardisiert)

5. Konstituentenabfolge-Analyse in der Stichprobe H.38.A.1.

[...]

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3

5.5. Frequenzliste der Konstituentenabfolge-Typen in der Stichprobe H.38.A.1. (stand-

ardisiert)

6. Konstituentenabfolge-Analyse in der Stichprobe L.15.A.2.

[...]

nota bene 1

[...]

nota bene 2

[...]

6.5. Frequenzliste der Konstituentenabfolge-Typen in der Stichprobe L.15.A.2. (stand-

ardisiert)

7. Die drei analysierten Stichproben in der Zusammenschau

Die impliziten und expliziten S-Subjekte in den drei untersuchten Stichproben

Grafik: Merkmalsdistribution der expliziten S-Subjekte in den drei untersuchten Stich-

proben

nota bene 3

nota bene 4

nota bene 5

Die X-Null-Subjekte und die expliziten X-Subjekte in den drei untersuchten Stichpro-

ben

Die expliziten X-Subjekte

Grafik: Merkmalsdistribution der expliziten X-Subjekte in den drei untersuchten Stich-

proben

nota bene 6

Die X-Null-Subjekte

nota bene 7

Die A-Subjekt-Sätze in den drei untersuchten Stichproben

Die A-Null-Subjekt-Sätze

[...]

7.3.1.2. Die A-Subjekt-Sätze mit expliziten Subjekten

Grafik: Merkmals-Distribution der expliziten A-Subjekte des Abfolge-Typs A-V in den

drei untersuchten Stichproben

7.3.1.2.2. Die A-Subjekte in den Abfolge-Typen A-V-O und A-O-V

nota bene 8

nota bene 9

7.3.1.2.3. Die nachgestellten A-Subjekte in A-Sätzen mit Objekten

nota bene 10

7.3.1.2. Die Objekte in den A-Null-Subjekt-Sätzen der Strukturen O-V und V-O

Grafik: Merkmalsdistribution der vorangestellten und der nachgestellten Objekte der

Strukturen O-V und V-O in den drei untersuchten Stichproben

nota bene 11

nota bene 12

Grafik: Merkmalsdistribution bei nachgestellten Objekt-Nominalphrasen der Struktur

V-O

in den drei untersuchten Stichproben

nota bene 13

7.3.1.3. Die Objekte in A-Sätzen mit expliziten A-Subjekten

7.3.1.3.1. Die Objekte im Abfolge-Typ A-V-O

Tabelle: Merkmalsdistribution der pronominalen und nominalen Objekte in dem Ab-

folge-Typ A-V-O in den drei untersuchten Stuchproben

nota bene 14

nota bene 15

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4

7.3.1.3.2. Die vorangestellten Objekte in den Abfolge-Typen A-O-V und O-V-A

nota bene 16

nota bene 17

Die Frequenzliste der Konstituentenabfolge-Typen in den drei Stichproben

Grafik: Die häufigsten Konstituentenabfolge-Typen in den drei Stichproben

Addierte Frequenzliste der Konstituentenabfolge-Typen der Stichproben S.65 und H.38

und Berechnung von Rangkorrelationskoeffizienten

Zur Methodologie

Resultate der Rangkorrelationsberechnung

nota bene 18

nota bene 19

Resultate aus der addierten Frequenzliste der Konstituentenabfolge-Typen der drei

untersuchten Stichproben

Die lexikalischen Konstituenten

nota bene 20

8. Die Vergleichsstichprobe aus El Pías

Frequenzliste der Konstituentenabfolge-Typen in der El-País-Stichprobe im Vergleich

mit der conversación coloquial

Grafik: Frequenzliste der Konstituentabfolge-Typen in El País und in der conversación

coloquial

Auswertung

nota bene 21

nota bene 22

nota bene 23

9. Zusammenfasung der in nota bene 1 bis nota bene 23 enthaltenen wichtigsten Er-

gebnisse der Untersuchung

10. Bibliographie

TEIL I : Die theoretisch-methodolodologische Basis

1. Einleitung

Spätestens seit Greenberg (1963) ist die Wortfolge, sind Wortfolge-Typen zum zentralen

Untersuchungsobjekt und damit zum fundamentalen Kriterium für sprachtypologische

Klassifikationen geworden.

Die vorliegende Untersuchung steht in der Kontinuität der seit mehr als einem Jahrzehnt von

mir durchgeführten Untersuchungen zum Thema Wortfolge, besonders im Spanischen, dem

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5

Portugiesischen, sowie dem Französischen.1 Eine zentrale Argumentationslinie dieser

Untersuchungen bestand u.a. darin, die theoretisch-methodologische Basis von Wortfolge-

basierten Arbeiten zu diskutieren und auf die Unabdingbarkeit der empirischen Fundierung

jeder auf Wortfolge oder Konstituentenabfolge bezogenen Sprachtypologie hinzuweisen2.

Auch in der vorliegenden Arbeit wird dementsprechend die Darstellung und Diskussion der

methodologisch-theoretischen status quo in Sachen Wortfolge-Forschung, sowie die

Präsentation einer der gewählten empirischen Basis angemessenen Methodologie, d.h.

insbesondere eines sets von Kategorien zur Differenzierung von Wortfolge- bzw. Kon-

stituentenabfolge-Typen einen ersten Schwerpunkt bilden.

In meinen bisherigen Untersuchungen zum Thema Wortfolge habe ich verschiedentlich

gezeigt, daß die nach wie vor weitgehend lediglich auf der Basis der (zudem sehr unter-

schiedlich definierten) Kategorien S, V und O vorgenommenen Typologisierungs-Versuche,

einen dürftigen Explikationswert haben. Selbst durch ad hoc eingeführte Prädikate wie

"rigide" oder "weniger rigide" ist es evidenterweise unmöglich, den sogar schon auf den

ersten heuristischen Blick erkennbaren typologischen Eigenarten etwa des Spanischen,

Portugiesischen und Französischen gerecht zu werden, wenn man sie gleichermaßen als

SVO-Sprachen einstuft.

In dieser Untersuchung geht es vornehmlich darum, die methodologisch-theoretischen

Konzepte, die ich in meinen vorangegangenen Arbeiten zum Thema Wortfolge nur in

Ansätzen skizziert habe, zu präzisieren und im Detail zu begründen, aber auch teilweise

frühere Positionen zu korrigieren.

Ein weiteres, korollares Ziel dieser Arbeit besteht darin, die methodologisch-theoretischen

Postulate in ein System von Analyse-Kategorien umzusetzen, und dieses Kategoriensystem

auf ein repräsentatives corpus eines spezifischen Registers des gesprochenen Spanisch, die

conversación coloquial, anzuwenden, um die Konstituentenabfolge-Typen dieses corpus zu

analysieren und zu beschreiben. Dabei werde ich es mir angelegen sein lassen, die Analyse

für jeden Leser nachvollziehbar in allen Einzelheiten zu demonstrieren.

Ich werde zeigen, daß das Konzept der Basis-Wortfolge bzw. Basis-Konstituenten-Abfolge,

das gemeinhin dazu dienen soll, eine Sprache mittels einer einzigen Abfolge-Formel (welche

es auch sei) typologisch zu charakterisieren, definitiv inadäquat ist.

Ich werde vorschlagen, ein set von hierarchisch angeordneten Konstituenten-Abfolge-Typen

zur Grundlage der typologischen Klassifizierung zu machen. Dabei wird das entscheidende

Hierarchisierungskriterium die empirisch festgestellte Frequenz der einzelnen Konstituenten-

Abfolge-Typen sein.

Schließlich werde ich zeigen, daß zwischen Texttypen, Interaktionstypen, Registern, etc.

"einer" Sprache derartig markante Unterschied hinsichtlich der Informationstruktur unbd

damit auch hinsichtlich des sets der häufigsten Konstituenten-Abfolge-Typen bestehen, daß

unter dieser Perspektive zusätzliche Argumente entstehen, die Einzelsprachen nicht nur

durch ein set von hierarchisch geordneten Abfolge-Typen zu charakterisieren, sondern durch

eine Menge von sets von Abfolge-Typen, wobei diese Menge die "wichtigsten" Texttypen,

Interaktionstypen, etc. erfassen sollte.

In letzter Zeit ist die auf Wortfolge bezogene Typologie-Forschung durch einen Aspekt berei-

chert worden, den Du Bois (1987), auf Untersuchungen Dixon's zur Ergativität3 aufbauend,

als 'preferred argument structure' (PAS) in der Maya-Sprache Sacapultec untersucht hat. Eine

erste, die PAS im gesprochenen Spanisch und Französisch vergleichende Studie, die allerd-

ings ein gegenüber Du Bois (1987) modifiziertes set von Basis-Kategorien verwendet, haben

1 Vgl. dazu Meyer-Hermann 1988, 1989, 1990, 1991a, 1992, 1994, 1995, 1998a, 1998b.

2 Vgl. etwa meine methodologische Kritik an Pottiers Versuch, Spanisch als eine VSO-Sprache zu

charakterisieren in Meyer-Hermann (1994). 3 Vgl. Dixon 1972, 1979, 1987.

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6

Ashby/Bentivoglio (1993) vorgelegt4.

Meine Untersuchung der Konstituenten-Abfolge-Typen bzw. der präferierten Argument-

Struktur des gesprochenen Spanisch übernimmt grundsätzlich (d.h. aber auch mit einer Reihe

von Änderungen, die unten erläutert werden) die bei von Ashby/Bentivoglio (1993) ver-

wendeten Kategorien S (Subjekt eines einwertigen, bzw. intransitiven Verbs), A (Subjekt

eines zweiwertigen, bzw. transitiven Verbs), X (Subjekt eines Kopula-Verbs wie ser und

estar), sowie O (direktes Objekt). Abgesehen von sonstigen methodologischen Unter-

schieden (vgl dazu im Detail Kap. xxx) werde ich vor allem dafür argumentieren, daß es

gerade in einer Sprache wie Spanisch, in der die relativ flexible Position von Subjekten und

Objekten pragmatische Funktionen erfüllt5, die Untersuchung der PAS nicht ohne die syste-

matische Berücksichtigung des Parameters 'Position der Konstituenten relativ zum Verb'

durchgeführt werden kann.

2. Methodologisch-theoretische Vorüberlegungen

2.1. Status quaestionis zum Thema "Präferierte Argumentstruktur"

2.1.1. Einführung

Ausgangspunkt für die Untersuchung von Ashby/Bentivoglio (1993) (=AB) ist die

Hypothese über die Existenz einer Präferierten Argumentstruktur ('Preferred Argument

Structure'), welche Du Bois (1985, 1987) am Beispiel der ergativen Maya-Sprache

Sacapultec entwickelt hat. AB wollen zeigen, daß die syntaktische Distribution von

Nominalphrasen im Spanischen und Französischen keineswegs kontingent ist sondern der

PAS entspricht, die Du Bois für das Sacapultec hypostasiert. AB betonen, daß PAS nicht als

eine syntaktische "structure per se" (AB, 61), sondern als eine meßbare Diskurs-Präferenz für

eine syntaktische Struktur verstanden werden muß. In Anlehnung an Du Bois geht es AB um

die Form und die Diskurs-Funktion ("discourse role", AB,61) der sogenannten "«core»

arguments" (AB, 61), d.h. Subjekt und direktes Objekt. Die damit implizit verbundene Nicht-

Berücksichtigung von weiteren Kern-Argumenten wie beispielsweise dem sogenannten

"indirekten Objekt" - wie immer die Unterscheidung zwischen direktem und indirektem

Objekt im Spanischen fundiert werden kann - wird bei AB nicht begründet. Auch Du Bois

(1987) begnügt sich ohne jedwede explizite Begründung mit der knappen Feststellung: "I

will use the term 'argument' to refer to just these 'core' or 'direct' grammatical relations to the

verb - A, S, and O - but not to the obliques, possessors etc." (Du Bois 1987, 808). Die

Erklärung dürfte darin zu suchen sein, daß es Du Bois (1987) um eine ergative Sprache geht.

Wie Anderson (1990) darstellt, besteht das Spezifikum ergativer Sprachen hinsichtlich der

Relation zwischen Morphologie und Syntax darin, "que la misma categoría morfológica (el

absolutivo) caracteriza tanto a los objetos (nocionales) de los verbos transitivos como a los

sujetos de los verbos intransitivos, frente a una categoría distinta (el ergativo) que caracteriza

4 Auf einer relativ schmalen empirischen Basis von 502 Sätzen, allerdings unter Verwendung der von Dixon

(1979) vorgeschlagenen und von Du Bois (1987) übernommenen Kategorien, hat Dutra (1987) die PAS im bra-

silianischen Portugiesisch untersucht. Wenn auch nicht auf Dixon's PAS-Kategorien basierend ist in diesem

Zusammenhang Lambrecht (1987) erwähnenswert. Lambrecht untersucht die Distribution lexikalischer

Nominalphrasen im gesprochenen Französisch einer Arbeiterfamilie. Hauptergebnis ist, daß in der SVO-Sprache

Französisch von 1550 untersuchten Nominalphrasen die kanonische SVO-Abfolge, d.h. ein Satz, in dem die

beiden Argumentpositionen S und O mit lexikalischen Nominalphrasen besetzt sind, mit nur 46 Beispielen eine

nur minimale Frequenz hat. Auch in Objektposition erscheinen lexikalische Nominalphrasen lediglich in 300

Fällen. Der gesamte Rest lexikalischer Nominalphrasen (rund 1200 tokens) entfällt auf Adverbialphrasen. Da

heißt, "the preferred clause type (...) used" (Lambrecht 1987, 253) hat die Basis-Form V(X), wobei das das

Subjekt ein an das Verb gebundenes, klitisches Pronomen (il, ils, etc.) ist. 5 Vgl. dazu Meyer-Hermann 1990, 1992.

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7

únicamente a los sujetos de los verbos transitivos" (Anderson 1990, 394). Anderson (1990)

läßt allerdings auch keinen Zweifel daran, daß Spanisch nicht zu den ergativen Sprachen

zählt, wiewohl bestimmte Passivkonstruktionen, oberflächlich betrachtet, als Beleg für

Ergativ im Spanischen interpretiert werden könnten. Es geht um Sätze wie Fueron

abordados por él de camino a casa (vgl. Anderson 1990, 396), die alle Merkmale einer

ergativen Morphologie aufzuweisen scheinen: das notionale Objekt des lexikalisch

transitiven Verbs abordar hat den gleichen Kasusmarker wie das Subjekt eines intransitiven

Verbs; auf der anderen Seite hat das notionale Subjekt von abordar in Gestalt der Präposition

einen spezifischen Marker; schließlich besteht Genus- und Numeruskonkordanz des Verbs

mit dem notionalen Objekt und nicht mit dem Subjekt. Allerdings werden Passiv-

Konstruktionen bekanntlich als aus einer Aktiv-Konstruktion abgeleitet beschreiben, und

zwar mittels einer Regel, durch welche die grammatikalischen Relationen der Argument-

Nominalpharsen des Verbs in der Weise modifiziert werden, daß das notionale Objekt in ein

syntaktisches Subjekt überführt wird (vgl. Anderson 1990, 396).

M.a.W. die Tatsache, daß in der Methodologie von AB lediglich die sogenannten direkten

Objekte berücksichtigt werden und z.B. nicht die Argumente dreiwertiger Verben, wie etwa

die sogenannten indirekten Objekte, erklärt sich daraus, daß Ergativität sich "nur" auf den

strukturellen Kontrast zwischen Absolutiv/Ergativ auf der einen, und Nominativ/Akkusativ

auf der anderen Seite bezieht (vgl. auch Du Bois 1987, 808).

Die Diskussion der Frage, ob und inwieweit es ggf. adäquat ist, daß Ashby/Bentivoglio

(1993) die in der Ergativität des Sacapultec begründete Differenzierung zwischen Subjekten

von einwertigen (S) und Subjekten von zweiwertigen Verben (A) auf die nicht-ergativen

Sprachen Spanisch und Französisch übertragen, soll zunächst zurückgestellt werden. Ich

schlage vor, diese Diskussion im Licht der Ergebnisse der beiden Untersuchungen von Du

Bois (1987) und Ashby/Bentivoglio (1993) zu führen.

Ashby/Bentivoglio (1993) betonen als wesentliches Resultat ihrer Arbeit, daß die von Du

Bois (1987) für das Sacapultec unterstellte PAS ebenso für das Spanische wie für das

Französische charakteristisch sei. Danach gibt es auf der syntaktischen Ebene in beiden

Sprachen - ebenso wie für das Sacapultec - nur wenige Sätze mit transitiven Verben, in denen

sowohl die Subjektposition als auch gleichzeitig die Position des direkten Objekts mit einer

lexikalischen Nominalphrase belegt sind (vgl etwa aus den corpora von AB Beispiele wie les

provinciaux en général aiment pas beaucoup les Parisiens (AB, 75), sowie mi mamá tenía

unas munñecas (AB, 76)). Wenn ein volle, lexikalische Nominalphrase auftaucht, besteht

eine statistisch signifikative Wahrscheinlichkeit derart, daß dies entweder eher als Subjekt

eines intransitiven Verbs oder eher als direktes Objekt denn als Subjekt eines transitiven

Verbs erfolgt. Im Unterschied zu Du Bois (1987) haben AB zwischen "echten" intransitiven

Verben und Kopula-Verben (ser, estar) unterschieden. Für letztere haben AB festgestellt, daß

sie, ähnlich wie bei transitiven Verben, nur selten mit vollen, lexikalischen Subjekten

Verwendung finden.

Auch auf der pragmatischen Ebene finden AB für das Französiche und das Spanische die

durch die PAS-Theorie vorhergesagten Strukturen bestätigt. Danach enthalten die unter-

suchten corpora beider Sprachen nur wenige Sätze, in denen in Form einer vollen, lexikali-

schen Nominalphrase mehr als eine Einheit mit "neuer" Information enthalten ist. "Neue"

Information hat (im statistischen Sinne) die größte Wahrscheinlichkeit, als volle, lexikalische

Nominalphrase in Objektposition realisiert zu werden. Am zweithäufigsten tauchen "neue"

Informationen als volle, lexikalische Nominalphrasen in der Funktion des Subjekts eines

intransitiven Verbs auf. Weiterhin scheint nach AB eine Tendenz zu bestehen, derzufolge

Sprecher neue Referenten vorzugsweise in der Form von Subjekten intransitiver Verben oder

als direkte Objekte realisieren. Dementsprechend sind andererseits Subjekte zweiwertiger

Verben (A), sowie Subjekte von Kopula-Verben (X) gleichermaßen durch eine "strong

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aversion to new referents" (AB, 70) gekennzeichnet. Wesentlich ist in diesem Zusammen-

hang auch das korollare Resultat, daß Subjekte intransitiver Verben (S) mit signifikativer

Wahrscheinlichkeit das Merkmal [+/- belebt] haben (vgl. AB, 71).

2.1.2. Die Untersuchung von Du Bois (1987)

Um diese Ergebnisse besonders auch hinsichtlich ihrer Aussagekraft und Adäquatheit in

bezug auf eine zu untersuchende präferierte Argumentstruktur des gesprochenen Spanisch

beurteilen und einordnen zu können, ist es nötig, sich zunächst (noch einmal) vor Augen zu

halten, worin die Untersuchungsziele und Resultate der Arbeit von Du Bois (1987) bestehen.

Du Bois geht es darum, "the existence of a motivation in discourse for the grammatical

phenomenon of ergativity" (Du Bois 1987, 850) zu zeigen. Für Du Bois liegen die diskurs-

basierten Gründe für Ergativität in der spezifischen Distribution der lexikalischen

Argumente, sowie der Einführung neuer Referenten im Diskurs. Diese spezifische

Distribution ist es, die Du Bois (1987) als "Preferred Argument Structure" (PAS) des

Sacapultec bezeichnet. Bedeutsam ist vor allem die pragmatische Komponente, die durch ein

"consistent patterning of new information relative to surface-syntactic argument positions"

(Du Bois 1987, 850) gekennzeichnet ist. Das bedeutet: "Information flow has a grammatical

shape: distribution of new information is correlated with the ergative/absolutive structural

opposition" (Du Bois 1987, 850). Du Bois (1987) vermutet, daß diese Diskurs-Basis für

Ergativität als Universale in allen Sprachgemeinschaften spontaner gesprochener Sprache,

d.h. auch in nicht-ergativen Sprachen existieren dürfte. Mehr noch: "[the discourse basis of

ergativity] constitutes a type-independent pressure toward ergativity structure alignment" (Du

Bois 1987, 850).

Welche grundsätzlichen und weiterreichenden Konsequenzen sind nach der Auffassung von

Du Bois (1987) aus seiner Untersuchung zu ziehen? Du Bois rennt gewissermaßen sperran-

gelweit offene Türen ein, - zumindest gilt dies für alle auf der Basis gesprochener Sprache

arbeitenden Konversationsanalytiker - wenn er fordert, daß wir uns von der traditionellen

Betrachtunsgweise von Sprachgebrauch trennen müßten, wonach es sich dabei lediglich um

Instanzen von Kategorien und Strukturen eines autonomen Sprachsystems handele. Regulari-

täten des Sprachgebrauchs sind eben nicht nur und lediglich Reflexe von Regularitäten in der

Sprache (als System). So sehr diese grundsätzliche Erkenntnis bzw. Forderung zutrifft bzw.

berechtigt ist, so sehr konstruiert Du Bois (1987) auf der anderen Seite eine Opposition, die

gar nicht existierte, wenn Grammatik nicht mehr und nicht weniger wäre als die Beschrei-

bung der Reguläritäten des Sprachgebrauchs. Du Bois (1987) aber sagt: "I have tried to show

that regularities exist in speech which are not necessarily instantiations of any type of gram-

mar" (851). Eine solche Erkenntnis kann aber nur dann Neuerungswert für sich reklamieren,

wenn man die Existenz einer Grammatik als Bezugsgröße unterstellt, die ohne Berücksichti-

gung der Regularitäten im Gebrauch der spontan gesprochenen Sprache konzipiert wurde

oder wird. M.a.W. daß es Aufgabe der Grammatik (-Theorie) einer Sprache ist, die Regulari-

täten des Sprachgebrauchs zu analysieren und zu beschreiben, sowie diese als Regeln der

Grammatik zu konzipieren, die diesem Sprachgebrauch als Kenntnissystem(e) des Sprechers

zugrundeliegen, stellt eine nicht mehr hinterfragte Prämisse einer empirisch basierten

Linguistik dar. Insofern trifft es nicht zu, wenn Du Bois (1987) behauptet, es gäbe Gramma-

tik-unabhängige Regularitäten des Sprachgebrauchs, wenn man einmal von akzidentellem

Sprachgebrauch, der aber eben nicht durch den Begriff "Regularität" erfaßt wird, absieht.

Was aber hat denn nun Du Bois (1987) im Kern festgestellt, indem er eine Korrelation

zwischen Informationsstruktur-Einheiten, nämlich "neuen" Informationen, und der strukturel-

len Opposition zwischen Ergativ und Absolutiv festgestellt hat? Was genau meint eigentlich

Du Bois (1987), wenn er von einer "motivation in discourse" (vgl. Du Bois 1987, 850) für

das grammatikalische Phänomen Ergativität spricht? An anderer Stelle verwendet einen nicht

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weniger metaphorischen, interpretationswürdigen Ausdruck, wenn er sagt: "ergative gram-

matical structure is built on [Hervorhebung MH] a pattern provided in the aggregate of

tokens in discourse" (Du Bois 1987, 851). Es scheint, als führe Du Bois (1987) die Existenz

und damit auch die Entstehung von ergativen Sprachen auf bestimmte Diskurs-Merkmale der

lexikalischen Distribution von "neuen" Informationen zurück. Denn eine Antwort auf die

Frage "Why are there ergative languages in the world?" müsse "in principle refer to the

ergative patterning of language, which constitutes the discourse basis of ergative grammar"

(Du Bois 1987, 851).

Wenn die durch Du Bois (1987) festgestellte Informationsstruktur, d.h. die Distribution

"neuer" Informationen auf die syntaktischen Funktionen 'Subjekt intransitiver Verben' und

'direktes Objekt transitiver Verben' nicht nur ein Merkmal ergativer Sprachen ist, wie Du

Bois ja annimmt (vgl oben,xxx), dann stellt sich nicht nur die Frage, warum es ergative

Sprachen gibt, bei denen eine Korrelation (mehr nicht) zwischen PAS und Ergativität zu

existieren scheint; es stellt sich vor allem auch die Frage, warum es nicht-ergative Sprachen

gibt, d.h. solche Sprachen, für die zwar ebenso eine der PAS entsprechende Distribution

"neuer" Informationen angenommen werden soll, die aber zumindest kein gramatikalisiertes

Korrelat derselben in Form des Ergativs haben? Anders formuliert: wenn die Distribution

"neuer" Informationen auf bestimmte syntaktische Funktionen/Rollen ein Universale gespro-

chener Sprache ist, dürfte es logisch schwerfallen, dieses Universale für die Existenz

ergativer Sprachen "verantwortlich" zu machen, wenn zugleich eben dieses Universale in der

überwiegenden Mehrzahl der Sprachen nicht die "Wirkung" hat, daß sie ergative Strukturen

entwickeln oder entwickelt haben. Letztlich muß daher bezweifelt werden, ob die von Du

Bois als 'Preferred Argument Structure' (PAS) für das Sacapultec festgestellte Korrelation

zwischen der Distribution "neuer" Informationen auf bestimmte syntaktische Funktionen und

der Ergativität mehr ist als ein Beispiel für Kontingenz. Die Verwendung metaphorischer

Begriffe wie "discourse motivation" oder "built on" ist eher ein Indiz dafür, daß Du Bois

(1987) sich der Tatsache bewußt war, daß zwischen PAS und Ergativität keine wie auch

immer zu definierende Ursache-Wirkung-Relation auszumachen ist.

Im übrigen ist die Beobachtung bzw. Feststellung, daß "neue" Informationen6 (im spezifi-

schen Sinne der Einführung neuer Referenten) in lexikalisch vollen Nominalphrasen, d.h.

nicht durch Pronomina realisiert werden, alles andere als eine revolutionäre Erkenntnis.

vielmehr eine Tatsache, die nichts mit Argument-Rollen, sondern trivialerweise damit zu tun

hat, daß Pronomina diskurs-verweisende und/oder deiktische, jedoch keine referentielle

Funktion erfüllen (können).

Ein weiterer Punkt, der erwähnt werden muß, will man den Stellenwert der Untersuchung

von Du Bois (1987) einschätzen, ist der Umstand, daß die Position der Konstituenten

unberücksichtig bleibt. Zwar weist Du Bois (1987) nebenbei daraufhin, daß Sacapultec

typologisch durch verb-initiale Wortfolge gekennzeichnet und als VOA7-Sprache einzustufen

sei. Außerdem gebe es "most of the alternative role-orderings, as governed by discourse-

pragmatic factors" (Du Bois 1987, 809). Du Bois (1987) beläßt es bei dieser uninformativen,

6 Du Bois 1987 unterscheidet im Anschluß an Chafe 1987 drei Informations-Status-Typen, und zwar GIVEN

("a mention (...)if it referred to an entity mentioned previously (...)or if the referent was notably present in the

context of situation, as in the case of the speaker and adressee", 816); NEW ("if it referred to a referent that had

not been mentioned previously (and was not the speaker, addressee, or a frame dependent as described below

[vgl. ACCESSIBLE, MH]", 816); ACCESSIBLE ("(a)if it was part of a previously evoked, entity-based frame

(...), although previously unmentioned; or (b) if it had been mentioned previously, but more than 20 intonation

units previously", 816). Wenn auch der Informations-Status ACCESSIBLE statistisch in der Untersuchung von

Du Bois 1987 eine marginale Rolle spielt, ist doch grundsätzlich die empirische Basis für diese bei Givon (1983)

hypostasierte 20 Intonationseinheiten umfassende kognitiv-memorielle backup-Notwendigkeit von Referenten zu

bestreiten. 7 VOA = Verb-Objekt-A(=Subjekt eines zweiwertigen Verbs).

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10

weil nicht operationalisierbaren, pauschalen Bemerkung. Dabei wäre es im Hinblick auf die

aus der Informationsstruktur-Forschung (vgl. etwa Jacobs 199x) bekannte Tatsache einer

Tendenz der Anordnung von GIVEN vor NEW (- unabhängig von jeder Definition dieser

diffusen Konzepte - von höchstem Interesse, ob die Beobachtung von Du Bois (1987), daß

"neue" Referenten u.a. durch Subjekte einwertiger Verben in den Diskurs eingeführt werden,

damit signifikativ (oder nicht) korreliert, ob diese Subjekte einwertiger Verben tendentiell

eher nach als vor dem Verb stehen (vgl. dazu Beispiel (8) bei Du Bois, 1987, 8108INC-

3.ABS-sleep the man). Im Spanischen ist eine solche Tendenz empirisch belegt (vgl. u.a.

Meyer-Hermann xxxx), womit u.a. erklärt werden kann, daß und warum bei einwertigen

Verben in der NEW-Position rechts vom Verb signifikativ häufig neue Referenten in den

Diskurs eingeführt werden.

Ich fasse zusammen:

(i) Du Bois (1987) hat in einem corpus elizitierter narrativer Texte des Sacapultec eine

signifikative Frequenzkonzentration von lexikalischen Nominalphrasen mit "neuen"

Referenten auf die Argumentpositionen 'Subjekt einwertiger Verben' (S) und

'direktes Objekt zweiwertiger Verben'(O), jedoch nicht auf die Position 'Subjekt

zweiwertiger Verben' festgestellt; diese Distribution nennt er 'Preferred Argument

Structure' (PAS).

(ii) Du Bois (1987) sieht in der PAS eine "motivation" für das Phänomen der Ergativität

im Sacapultec. Welche Art von Relation mit diesem Terminus "motivation" gemeint

ist, bleibt unklar.

(iii) Du Bois (1987) glaubt nicht, daß die PAS ein Merkmal ergativer Sprachen sei,

vielmehr nimmt er an, daß von der PAS, die also als unabhängig von Ergativität

existierend angenommen werden muß, ein Druck ("pressure") auf die Sprachen

ausgehe, sich in Richtung Ergativität zu entwickeln. Die Frage, warum es, wenn doch

dieser hypostasierte "Druck" besteht, nicht-ergative Sprachen gibt, stellt die

Argumentationslinie von Du Bois (1987) in Zweifel

(iv) Der von Du Bois (1987) behauptete Zusammenhang zwischen PAS und Ergativität

im Sacapultec ist kontingenter Natur.

(v) Jede informationsstrukturell orientierte Untersuchung muß in systematischer Weise

die Sequenzialität der Informationseinheiten, d.h. ihre Abfolge im Satz/Text

miteinbeziehen. Insofern bei Du Bois (1987) das Merkmal "neue Information"

konstitutiv für bestimmte Argumentrollen ist, stellt die Nicht-Berücksichtigung der

Konstituenten-Abfolge ein zentrales Defizit der Arbeit von Du Bois (1987) dar.

(vi) Du Bois beschränkt sich aus Gründen der Struktur-Parallelität zwischen Nominativ/-

Akkusativ einerseits und Absolutiv/Ergativ andererseits auf die Argumentrollen

Subjekt und direktes Objekt. Der Ausschluß weiterer Kern-Argumente, wie z.B. des

indirekten Objekts, stellt eine nicht in der Diskurs-Realität, sondern lediglich in der

genannten Parallelität begründete Willkürlichkeit dar, durch die von vornherein die

Möglichkeit ausgeschlossen wird, einen Begriff von PAS zu konstituieren, der die

gesamte Vielfalt von Argument-Strukturen in spontan gesprochener Sprache erfassen

kann9.

(vii) Im Sacapultec kommen 47,6% der Sätze ohne lexikalisches Argument, 51,2% mit 8 Das Beispiel lautet: k-0-war l acen 'The man sleeps'

9 Die als Nicht-Argumente ausgeschlossenen "obliques" (vgl. Du Bois 1987, 808) bilden im übrigen auch

statistisch alles andere als eine quantité negligeable: in einer Übersicht über die Distribution sogenannter "new

mentions" (scil. Einführung neuer Referenten in den Diskurs)auf "arguments" und "nonarguments" entfallen

32,8% auf den Argument-Typ S, 31,1 % auf das Nicht-Argument (bei Du Bois) "obliques Objekt", 23,7% auf O,

sowie 3,4% auf A.

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11

einem lexikalischen Argument, sowie 1,1% mit zwei lexikalischen Argumenten vor.

Das Subjekt zweiwertiger Verben (A) tendiert dazu nicht-lexikalisch realisiert zu

werden und dementsprechend "gegebene" bzw. alte Information zu übermitteln. Der

Tendenz zu Sätzen mit einem einzigen lexikalischen Argument entspricht es, daß es

diese lexikalischen Argumente sind, eine mathematisch-logische Konsequenz, welche

signifikativ häufig "neue" Information übermitteln (im Sinne der Einführung "neuer"

Referenten in den Diskurs).

(viii) Bei allen dargelegten Vorbehalten bleibt es unzweifelhaft das Verdienst der Unter-

suchung von Du Bois (1987), der ja bereits in (1985) erstmals auf die Existenz einer

'preferred argument structure' hingewiesen hat10

, eine Frage gestellt zu haben, die es

verdient, im Hinblick auf das Desiderat einer differenzierten typologischen

Charakterisierung nicht nur des Spanischen im Detail und auf einer adäquaten

empirischen Basis untersucht zu werden: "Among the various structural

configurations of arguments which are grammatically possible in surface syntax, is

there one which is statistically preferred in discourse?" (Du Bois 1987, 817).

Ich werde bei der Erläuterung und Begründung der Methodologie, die ich meiner eigenen

Untersuchung zum Thema PAS zugrundelegen werde, im einzelnen explizieren, was hier

vorab nur plakativ und vereinfacht angedeutet werden kann: der PAS-Begriff, wie er von Du

Bois (1987) eingeführt wurde, mag er für die Analyse des Sacapultec geeignet sein oder nicht

- das steht hier nicht zur Debatte -, kann nicht als solcher für die Analyse des Spanischen

(und anderer (ibero)romanischer Sprachen) übernommen werden. Außer der oben (vgl. (vi))

besprochenen Willkürlichkeit von Du Bois (1987) gibt es keinen Grund, im Spanischen

sogenannte "indirekte Objekte" nicht zu den Kern-("core")Argumenten zu zählen. Des

weiteren könnte keine Methodologie für sich in Anspruch nehmen, auch nur entfernt den

prima facie erkennbaren Konstituenten-Abfolge-Regularitäten zu entsprechen, wenn sie nicht

über die syntaktische Funktion und Argument-Rolle hinaus in systematischer Weise auch die

Position dieser Konstituenten relativ zum Verb miteinbezöge.

2.1.3. Diskussion der Untersuchung von Ashby/Bentivoglio (1993) im Detail

In welcher Weise gehen nun Ashby/Bentivoglio (1993) mit der Vorgabe durch Du Bois

(1987) um?

a) Sie übernehmen das set der drei Kern-Argumente, S (=Subjekt eines einwertigen

Verbs), A (=Subjekt eines zweiwertigen Verbs), O (=(direktes)Objekt), und führen

als viertes, zusätzliches Argument X (= Subjekt von Kopula-Verben wie ser und

estar) ein. Das Splitting der von Du Bois (1987) auf alle Subjekte "intransitiver"

Verben angewandten Kategorie S begründen Ashby/Bentivoglio (1993) u.a. mit dem

Hinweis auf den von Dutra (1987) diskutierten hybriden Status der Kategorie

"Subjekt": "In effect, S is a hybrid if it is analyzed as a unity, but S is, in fact, not a

unified category" (Ashby/Bentivoglio 1993, 69). Es sei offenkundig, sagen

Ashby/Bentivoglio (1993), daß Kopulativ-Sätze und Sätze mit "echten" intransitiven

Verben sehr unterschiedliche Diskurs-Funktionen erfüllen. Prädikats-Nomina würden

typischerweise dazu genutzt, über einen Referenten zu sprechen, der bereits in den

Diskurs eingeführt worden sei, "but speakers rarely introduce and predicate about an

entity at the same time" Ashby/Bentivoglio 1993, 69). Im Hinblick auf die

10

Auch unbeschadet dessen, daß unabhängig von und neben Du Bois bereits andere Forscher (vgl. z.B.

Lambrecht 1987), wenn auch in anderen Termini, empirisch basierte Untersuchungen zu präferierten

Konstituenten-Abfolge-Typen vorgelegt haben.

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12

Informationsverarbeitung scheint es dementsprechend effektiver zu sein, über

Referenten zu prädizieren, die nicht in demselben Satz neu in den Diskurs eingeführt

wurden. Die Daten von Ashby/Bentivoglio (1993), die sich bezüglich der Kategorie

X im Spanischen auf 317 Fälle (davon 65 lexikalische und 252 pronominale

(einschließlich der separat zu zählenden Null-Subjekte, vgl. dazu den nächsten

Abschnitt b)) Subjekte bezieht, dokumentieren für X eine dem Subjekt zweiwertiger

Verben (A) ähnliche "Aversion" gegenüber neuen Referenten. Ich werde in meinem

System der Analyse-Kategorien die separate Untersuchung der Kategoie X

übernehmen.

b) Während Du Bois (1987) zwischen lexikalischer, pronominaler und affixaler

Besetzung der Argumentpositionen differenziert (vgl Du Bois 1987, 822),

unterscheiden Ashby/Bentivoglio (1993) im Hinblick auf die Situation im Spanischen

zu Recht lediglich zwischen lexikalischer und pronominaler Realisierung der

Argumentpositionen. Diese Kategorie (P) umfaßt Subjekt- und Objektpronomina,

links- und rechtsverschobene Pronomina ("pronouns in left- or right-dislocations",

Ashby/Bentivoglio 1993, 65), sowie klitische Objekte ("object clitics", ibidem).

Schließlich geht es um die Frage der kategorialen Erfassung der sogenannten Null-

Subjekte: "Spanish (but not French) has null subjects, as illustrated on line 1 of Text

2 by 0 era así '[I] was like this'. These are also included in our P category"

(Ashby/Bentivoglio 1993, 65). Ich halte diese undifferenzierte Gleichbehandlung von

Subjektpronomina und Null-Subjektfällen für einen gravierenden methodologischen

Irrtum. Das Ziel der Untersuchung einer, wie bereits erwähnt, differenzierter und

umfassender als bei Du Bois (1987) konzipierten PAS muß fundamental auch darin

bestehen, eine sprachtypologische Klassifizierung zu ermöglichen. Selbst wenn man

die bisherigen Versuche in der einschlägigen Forschung, die Gründe für die

Verwendung und/oder Nicht-Verwendung von Subjektpronomina im Spanischen zu

präzisieren (vgl. Meyer-Hermann 1996) zurückhaltend bewertet, ist es unmöglich, die

das Spanische (etwa im Unterschied zum Französischen) typologisch charak-

terisierende Tatsache zu unterschlagen, daß es im Spanischen die Möglichkeit der

Nicht-Verwendung von Subjektpronomina gibt. Außerdem muß, wie ich bereits

mehrfach unterstrichen habe, bei jeder analysierten Konstituente, bei der das möglich

ist, der Parameter 'Position der Konstituente' angegeben werden. In bezug auf die

Fälle der Nicht-Verwendung von Subjektpronomina ist offenkundigerweise keine

Angabe bezüglich der "Position" dieses Null-Subjekts möglich. Im Spanischen muß

daher, anders als bei Ashby/Bentivoglio (1993), zwischen lexikalischer, pronominaler

und Null-Besetzung von Argumentpositionen unterschieden werden.

c) Ashby/Bentivoglio (1993) schließen aus der statistischen Erhebung zwei Typen von

Sätzen aus: zum einen "finite verbs with sentential (usually infinitival) objects or

subjects" (Ashby/Bentivoglio 1993, 63), zum anderen Relativsätze, letztere allerdings

ohne jede weitere Erklärung. Ein Spezifikum von Relativsätzen besteht syntaktisch

gesehen darin, daß das Relativpronomen, unabhängig davon, ob es Subjekt- oder

Objekt-Funktion hat, satzinitial steht und informationsstrukturell "alte" Information

übermittelt, d.h. sich auf einen unmittelbar vorangegangenen Referenten bezieht. Da

aber die Position der Konstituenten in der Analyse von Ashby/Bentivoglio (1993)

keine Rolle spielt, ist im Rahmen der Methodologie dieser Autoren (logisch)

eigentlich kein Grund dafür gegeben, diesen Satztyp auszuschließen. Im Rahmen der

von mir zugrundegelegten Methodologie, in der die Position von Konstituenten

natürlich nur dann berücksichtigt zu werden braucht, wenn sie variabel ist, bzw. wenn

die wechselnde Position mit unterschiedlichen pragmatischen Funktionen korreliert,

werden Relativsätze (logischerweise) deshalb nicht mitberücksichtigt, weil die

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13

initiale Position der Relativpronomina unveränderbar ist.

d) Auf der pragmatischen Ebene untersuchen Ashby/ Bentivoglio drei Faktoren: den

sogenannten "activitaion state" (vgl. p. 68) mit der Opposition "neue" vs. "nicht-

neue" Information, den Faktor "generalizability", exemplifizierbar etwa durch die

Opposition zwischen los madrileños ("generalisierend") vs. Madrid

("partikularisierend"), sowie schließlich den Faktor "animacy", z.B. mi mamá

("belebt") vs. un balconcito ("unbelebt"). Diese Faktoren untersuchen

Ashby/Bentivoglio (1993) hinsichtlich ihrer Korrelation mit den Argument-

Kategorien A, S, X und O. Von Details abgesehen (vgl. dazu die statistischen

Erhebungen und mittels GOLDVARBRUL 2.0 durchgeführten Korrelations-

Analysen in Ashby/Bentivoglio 1993, 70/71) veranschaulichen die Autoren die

Resultate in der folgenden Graphik:

A X S O

_________________________________________________________________

+ belebt - belebt

- generalisierend + generalisierend

Ashby/Bentivoglio (1993) sind darüber hinaus der Frage nachgegangen, welche Faktoren

bewirken, daß Sprecher zur Einführung eines neuen Referenten eher S als O wählen. Für den

Faktor [+belebt] haben die Autoren einen signifikativen Wahrscheinlichkeits-Koeffizienten

festgestellt. Mit abnehmendem Signifikanz-Grad folgen die Faktoren [+partikularisierend/-

generalisierend] und [gegebene/alte Information].

Im Rahmen der Erläuterung der Methodologie, die ich meiner eigenen Untersuchung

zugrundelegen werde, wird es u.a. auch darum gehen, zu diskutieren, welche semantischen,

pragmatischen und informationsstruturellen Merkmale in welcher Definition aus den

Arbeiten von Du Bois (1987) und Ashby/Bentivoglio (1993) übernommen werden können,

und welche ggf. stattdessen oder zusätzlich eingeführt werden müssen. Insbesondere bleibt

beispielsweise das Konzept "neue" vs. "nicht-neue" Information trotz der bei Ashby/Benti-

voglio (1993) dazu gegebenen Erläuterungen11

diffus, d.h. vor allem schwer

operationalisierbar; es wird zu überlegen zu sein, ob etwa das Merkmal [+/- identifizierbar]12

geeignet sein könnte, den informationellen Status von Nominalphrasen präziser zu

beschreiben.

2.1.4. Die Untersuchung von Dutra (1987)

Daß in dieser zuletzt angesprochenen Frage Klärungsbedarf herrscht, macht auch ein Blick

auf die Untersuchung von Dutra (1987) deutlich. Denn Dutra unterscheidet einleitend

zwischen "identifiable" und "not identifiable information", wobei sie erstere beschreibt als

"in the sense of being thematic/topical, old information (Cf. Chafe 1976))" (Dutra 1987,

163), und letztere als "rhematic/comment, new information" (ibidem). Problematisch ist hier

nicht nur die Gleichsetzung der Konzepte "identifizierbar" und "alte Information"; problema-

tisch ist darüberhinaus, daß Dutra (1987) in ihrer konkreten Analyse weder das Konzept

"identifizierbar" noch auch das Konzept "alte Information" zugrundelegt, sondern von der

nicht weiter explizierten Dichotomie "new/first mentions" (vgl. Dutra 1987, 175 ff.) ausgeht.

Im übrigen basiert die Untersuchung von Dutra (1987), ähnlich wie Ashby/Bentivoglio 11

Im Anschluß an die mit heterogenen, unterschiedlichen Ebenen zuzuordnenden Kategorien arbeitenden

Taxonomie von Prince (1981) gehen Ashby/Bentivoglio (1993) von dem Konzept "brand-new" aus, um ihren

Begriff von "neuer" Information zu präzisieren; sie stufen als "new only those full NPs (...) that are mentioned

for the first time in the discourse and are neither evoked by a frame (...), nor suggested by a schema (Chafe,

1987)" (Ashby/Bentivoglio 1993, 68) 12

Vgl. dazu Bentivoglio/Weber (1986), Meyer-Hermann (1990)

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14

(1993), auf der bei Dixon (1979) eingeführten Differenzierung der drei Hauptargumente S, A

und O. Auch für das brasilianische Portugiesisch in gesprochenen, narrativen Texten stellt

Dutra (1987) rekurrente Wortfolge-Typen fest, die dem entsprechen, was Du Bois (1985)

erstmals mit dem Terminus der "Preferred Argument Structure" charakterisiert hatte13

.

Anders als Ashby/Bentivoglio (1993) unterscheidet Dutra (1987) zunächst zwischen fünf

Verb-Typen: über "transitives", "intransitives" und "statives" (ser, estar, ficar, etc.) hin-

ausgehend außerdem zwischen "existential-presentatives" wie ptg. aparecer, ter und haver

(dem spanischen hay entsprechend) und "reflexives" (z.B. machucar-se). Allerdings wird die

Frage, welche Verben Dutra zu den "reflexives" gezählt hat, durch den lapidaren Hinweis auf

das portugiesische machucar-se nicht geklärt; im Portugiesischen wie im Spanischen gibt es

die Möglichkeit, Sätze zu äußern wie quero lavar-me, bzw. quiero lavarme, aber eben auch

Sätze wie quero lavar-me as mãos, bzw. quiero lavarme las manos, etc. Daß es sich bei

letzteren offenkundigerweise um ein zweiwertiges Verb handelt, ist deshalb erwähnenswert,

weil Dutra (1987) sagt: "statives, existential-presentatives and reflexives could have been

grouped together, with intransitives, in a larger class of non-transitives" (Dutra 1987, 164).

Zumindest für eine Teilmenge von Reflexivverben ist diese Behauptung offensichtlich

unzutreffend. Angesichts der bisher vorliegenden empirischen Belege (vgl. dazu Meyer-

Hermann 1989, 1990, 1992), wonach bei Präsentativ-Verben vom Typ ptg. ter/haver und sp.

hay die Subjekt-Nachstellung zu über 90% aller Fälle belegt ist, halte ich im übrigen eine

separate Zählung dieser Verbgruppe nicht nur für berechtigt, sondern auch für unabdingbar.

Auch in dieser Hinsicht von Ashby/Bentivoglio (1993) abweichend, spielt in Dutra (1987)

die Position der lexikalischen Argumente eine Rolle, allerdings in unsystematischer Weise,

insofern Dutra (1987) beispielsweise keine statistischen Angaben über die Subjektposition

bei intransitiven separat von "stativen" und Präsentativ-Verben liefert. Dutra (1987) stellt für

das untersuchte brasilianische Portugiesisch eine Distribution von 30% präverbalen und 70%

postverbalen lexikalischen Argumenten fest. Die lexikalischen Argumente verteilen sich zu

53% auf die Du-Bois-Kategorie O, zu 39% auf Subjekte einwertiger Verben (S), sowie zu

8% auf Subjekte zweiwertiger Verben (A). Bemerkenswert ist, daß von den lexikalischen

Subjekten intransitiver Verben (S)14

über 60% in präverbaler Position vorkommen. Dutra

beobachtet andererseits einen Zusammenhang zwischen S-Position und Definitheit bzw.

Indefinitheit der respektiven lexikalischen Nominalphrasen: präverbal ist S zu 83% eine

definite Nominalphrase mit dem Informationsstatus "previous mention" (= "alte" Informa-

tion); lediglich 17% der präverbalen S-Subjekte sind "Erst-Erwähnungen", wovon wiederum

lediglich rund 10% indefinite Nominalphrasen sind. Damit unterscheiden sich die Resultate

der Untersuchung von Dutra (1987) in einem wesentlichen Punkt von denen der Arbeiten

von Du Bois (1987) und Ashby/Bentivoglio (1993), die für S generell eine Tendenz zur Ein-

führung "neuer" Referenten ausgemacht haben15

. Aufgrund der Unterschiedlichkeit und

partiellen Intransparenz der Methodologien der Untersuchungen von Du Bois (1987),

Ashby/Bentivoglio (1993) und Dutra (1987) fehlt allerdings die Basis für eine stringente

Vergleichbarkeit ihrer Ergebnisse. Dutra (1987) hat bezüglich der lexikalischen S-Subjekte

im brasilianischen Portugiesisch eine Distribution von rund 60% präverbaler und 40%

postverbaler Besetzungen festgestellt. Weil, wie bereits oben erwähnt, Ashby/Bentivoglio

(1993) die Position der Konstituenten/Argumente überhaupt nicht Betracht gezogen haben,

13

Dutra (1987) hatte die Untersuchung von Du Bois (1987) noch nicht rezipieren können. 14

Dutra (1987) Methodologie ist undurchsichtig, da die Autorin uns im unklaren darüber läßt, ob für die S-

Subjekte nur die "echten" intransitiven Verben berücksichtigt wurden oder auch die erwähnten "statives", die

Päsentativa, sowie die intransitiven Reflexivverben. 15

Von den nachgestellten S-Subjekten, die etwa 40% aller S-Subjekte ausmachen (leider stehen absolute

Zahlen nicht zur Verfügung; wir wissen auch nicht, wieviele dieser nachgestellten S-Subjekte auf Prsentativa

entfallen, usw.), sind 96% "Ersterwähnungen" ("first mentions"), die alle als indefinite Nominalphrasen realisiert

sind.

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15

fehlt eine Vergleichsgröße für das Spanische (und das Französische). Daher nicht entschieden

werden, worauf die Differenzen hinsichtlich der Besetzung der Argumentposition S im

Spanischen und im brasilianischen Portugiesisch zurückzuführen sind. Immerhin ist nicht

auszuschließen, daß diese unterschiedlichen Ergebnisse nicht aus den methodologischen

Differenzen resultieren, sondern ein Indiz für einen typologischen Unterschied zwischen

diesen beiden Sprachen darstellen. Es wird also in meiner Untersuchung auch darum gehen, -

ein Grund mehr, im gesprochenen Spanisch die Position der Konstituenten/Argumente

systematisch zu berücksichtigen - , in welchem Maße bei intransitiven, "stativen" (ser, estar)

und Präsentativ-Verben Subjekt-Voran- bzw. Nachstellung mit Informationstatus-Kategorien

wie "neue" vs. "alte" Information korreliert16

.

Basis-Wortfolge - ein fragwürdiges Konzept

Insofern in den Forschungen, die darauf abzielen, Sprachen mithilfe des Konzepts einer

"Basis-Abfolge" etwa als SVO-, SOV-, VSO-Sprache etc. typologisch zu charakterisieren,

die dabei verwendeten Kategorien fundamental syntaktischer Natur sind, ist der gängige

Begriff der Basis-Wortfolge im Grunde irreführend bzw. inadäquat. Da die syntaktischen

Rollen unter Verwendung eindeutig identifizierbarer syntaktischer Konstituenten realisiert

werden, und zwar nicht nur, wie Payne (1990) annimmt, wenn es sich um "full noun phrases"

(vgl. Payne 1990, 23), sondern etwa auch wenn Pronomina verwendet werden, ist es

zutreffender, von Konstituenten-Abfolge zu sprechen17

.

Der Begriff der Basis-Wortfolge ist umstritten. Bereits Langacker (1977) hat drei Defini-

tionsmöglichkeiten genannt: "In discussing "basic" word order, three related but separate

notions must be clearly distinguished: "most neutral word order", "most common word

order", and "underlying word order" (Langacker 1977, 24). Ein Beispiel für die Explikation

von "most neutral word order" liefern Mallinson/Blake (1981); sie postulieren, daß die

"neutralste" Basis-Abfolge diejenige sei, die in stilistisch neutralen Sätzen mit einem

transitiven Verb im Indikativ , sowie als definite, lexikalische Nominalphrasen realisierten

direkten Argumenten anzutreffen sei (vgl. z.B. el rey tiene el dinero)18

. Die Problematik

dieses Definitions-Versuchs liegt nicht nur, offenkundigerweise, in der Nicht-

Operationalisierbarkeit des Begriffs "stilistisch neutral", bzw. "unmarkiert"; es gibt keine

"stilistisch neutralen" Sätze, es gibt auch keine unabhängigen, bzw. kontextfreien Sätze.

Sätze kommen immer Zusammenhang eines Textes vor, sie sind immer kontextgebunden,

auch wenn dieser nicht-verbaler Natur ist. Sätze sind damit immer geprägt durch einen "Stil",

bzw. prägen einen "Stil" (wie immer man diesen diffusen Begriff konzipieren mag)19

. Die

16

Vergleicht man statistische Erhebungen zu den Subjektspronomina im gesprochen Spanisch (vgl. Meyer

-Hermann 1996) und im brasilianischen Portugiesisch, gibt es Hinweise darauf, daß im gesprochenen

Portugiesisch Brasiliens eine starke Tendenz zur ”obligatorischen” Verwendung vorangestellter Subjekts-

pronomina existiert (vgl. Meyer-Hermann 1995, 1998). Dem enspricht es, wenn Kaiser/Meisel (1991) , in

Anlehnung an Safir 1985, 234 ff.) feststellen: ”der schlechteste Kandidat (für eine Null-Subjekt-Sprache) ist

das Portugiesische Brasiliens” (Kaiser/Meisel 1991, 113). 17

So auch explizit Payne 1990,23. Wenn ich dennoch die Termini "Wort-Folge" und "Konstituenten-

Abfolge" (nebeneinander) verwende, möge dies nicht als terminologisches Durcheinander interpretiert werden,

sondern bestenfalls als der stilistischen Abwechslung dienend. Abgesehen etwa von den Fällen, in denen im

eigentlichen Sinne Wort-Folge zur Diskussion steht (vgl. z.B. Vor- und Nachstellung des Adjektivs relativ zum

Substantiv), ist immer Konstituenten-Abfolge gemeint (so auch bereits in Meyer-Hermann 1991). Nur am Rande

sei erwähnt: Payne (1990) nennt ihr Buch zwar"The Pragmatics of Word [Hervorhebung MH] Order", das Ziel

ihrer Untersuchung ist jedoch die Beschreibung des "constituent order" im Yagua. 18

Vgl. auch die nahezu identische Definition des "basic word order" bei Siewierska (1988, 8). Weitere

Parameter der Siewierska-Definition sind, daß es sich um einen "unabhängigen" Satz handeln muß, sowie daß

dessen Subjekt die Merkmale [+agens] und [+menschlich], und dessen syntaktisches Objekt das Merkmal

[+patiens] haben soll. 19

Vgl. dazu auch Traugott/Romaine (1985).

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16

Verarbeitung (processing) eines artifiziell isolierten Satzes durch den Leser/Hörer erfolgt

unter automatischer Konstruktion von Kontexten, in bezug auf die der Satz "under analysis"

einen Sinn hat bzw. haben könnte20

. Die grundsätzliche Problematik dieses nach wie vor

weitgehend unhinterfragten Konzepts von "basic word order" liegt auch in der inhärenten

contradictio in adiecto der Forderung, daß es sich um definite Nominalphrasen handeln

müsse. Payne (1990) versucht dies damit zu erklären, daß "indefinite objects are sometimes

incorporated into the verb" (Payne 1990, 21/22), was im übrigen auf das Spanische (und die

anderen romanischen Sprachen nicht zutrifft)21

. Gravierender ist, daß Definitheit als

grammatikalischer Marker des pragmatischen Merkmals "alte" Information oder

"Vorerwähntheit"22

fungiert, d.h. der von Mallinson/Blake als Beispiel für "neutralste" Basis-

Wortfolge postulierte Satz-Typ el rey tiene el dinero weist sich qua definiter Nominalphrasen

als in vielfältiger Hinsicht kontextgebunden aus. Schließlich kollidiert die Hypothese, daß el

rey tiene el dinero die "neutralste" Basis-Wortfolge des Spanischen repräsentiere, mit dem

empirischen Faktum, daß es sich, soweit unsere bisherigen Kenntnisse diese Vermutung

zulassen, angesichts der außerordentlich geringen Frequenz dieses Satztyps eher um den

markierten und nicht um den unmarkierten Fall handelt.23

Die Definition der Basis-Wortfolge als "underlying word order" bezieht sich im allgemei-

nen auf Modell-Vorstellungen aus dem Umfeld der Generativen Grammatik bzw. Generati-

ven Semantik. Im Rahmen dieser modell-spezifischen Sichtweise versucht beispielsweise

McCawley (1970) Englisch, - in Opposition zur "typologischen" Klassifikation (in der

Nachfolge Greenbergs (1963))als SVO-Sprache -, Englisch als eine VSO-Sprache (sic) zu

etablieren. Bordelois (1974) und Westphal (1984) haben den auf die Vorstellung einer

"zugrundeliegenden" Struktur (im Sinne der Generativen Grammatik) bezogenen Versuch

unternommen, VS als Basis-Wortfolge des Spanischen auszumachen. Wie auch Payne

(1990) sehe ich den entscheidenden Einwand gegenüber jedem Versuch Basis-Wortfolge als

"underlying word order" zu beschreiben, in der, vereinfacht formuliert, mangelnden

empirischen Basis. So beschreibt Payne (1990) als ein solches Beispiel die Untersuchung von

Hale (1983), welcher Phrasen-Struktur-Regeln für das Papago postuliert, "which define

prenuclear nonclausal complements (i.e. NP NP V order)" (Payne 1990, 23). Wie brauchbar

ist allerdings das Konstrukt einer derartigen Basis-Struktur-Regel, wenn Hale (1983) selbst

eingestehen muß, "that this ordering is not always realized at the surface structure level, and

that extraposition derives alternative word orderings" (Payne 1990, 23)? Es geht nicht darum,

prinzipiell gegen die Konzeption einer "zugrundeliegenden" Basis-Abfolge zu

argumentieren; der modelltheoretisch bedingte Explikations-Gewinn verkehrt sich allerdings

ins Gegenteil, wenn aufgrund mangelnder oder inexistenter empirischer Anbindung der

markierte und nicht der unmarkierte Fall die Basis-Struktur-Regel abgibt. Wenn, wie bei

Hale (1983), die hypostasierte Basis-Abfolge nicht mit der (empirisch feststellbaren) am

häufigsten verwendeten Konstituenten-Abfolge korreliert, wird Extraposition zur Norm (vgl.

Payne 1990, 23). 20

Bernárdez (1994) weist auf entsprechende Erkenntnisse aus der kognitiven Linguistik hin, u.a. Belinchón et

alii (1992), Spiro et alii (1980), Valle et alii (1990), Santa Cruz (1989). Dementsprechend kommt Bernárdez zu

dem Schluß: "según esto, no existiría nada parecido a una oración «no marcada» pragmáticamente, lo que

imposibilita de hecho la aceptación de un orden básico de palabras" (Bernárdez 1994, 63). 21

Im Zweifelsfall werde ich dafür argumentieren, daß es zunächst und vor allem darum geht, mit Kategorien

zu arbeiten, die dafür geeignet sind, die romanischen Sprachen im Rahmen der indo-europäischen Sprachfamilie

typologisch zu charakterisieren. 22

Vgl. zur Diskussion dieser Begriffe das Kapitel "Informationsstatus". 23

So auch Bernárdez/Tejada 1995: "there seems to exist a contradiction between the necessary presence of

full NP participants and the non-marked character of the basic word order. Transitive clauses with full NPs are

rare, and as such they could as well be regarded as marked" (Bernárdez/Tejada 1995, 227). Für das

Französische, das ja gemeinhin als SVO-Sprache gilt, liegen bereits konkrete Daten über die minimale Frequenz

von Sätzen des hypostasierten SVO-Basis-Typs l'écrivain écrit le livre vor, vgl. dazu oben Anm. 8.

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Nicht nur die definitorischen Probleme der beiden zuvor erörterten Konzeptionen von Basis-

Konstituenten-Abfolge, die letztlich auch aus der Nicht-Berücksichtigung des Frequenz-

Kriteriums resultieren, dürften hinreichend deutlich gemacht haben, daß das Ziel, empirisch

fundiert zu Aussagen über eine wie auch immer zu definierende Basis-Konstituenten-

Abfolge zu gelangen, nur unter systematischer Bezugnahme auf Frequenz-Analysen zu

realisieren ist24

. Dementsprechend ist klar, daß ich, wenn es überhaupt das Ziel sein kann,

eine einzige Konstituenten-Abfolge als "basic" zu etablieren, in der vorliegenden

Untersuchung eine Konzeption des Begriffs "basic word/constituent order" favorisiere würde,

die unter Langacker's (1977) Definition als "most common word order" subsumierbar ist.

Diese Korrelation von "basic" und "most common word/constituent order" darf aber nicht in

der Weise als Verabsolutierung des Frequenzkriteriums mißverstanden werden, daß es nur

darum ginge, den zur typologischen Charakterisierung des Spanischen bisher weitestgehend

verwendete Konstituenten-Abfolge-Typ SVO25

aufgrund seiner minimalen Frequenz als

"nicht-empirisch" einzustufen26

und durch eine Konstituenten-Abfolge-Typ-Formel zu

substituieren, die "nur" deshalb als empirisch fundierte Basis-Konstituenten-Abfolge

anzusehen wäre, weil sie dem Kriterium der höchsten Frequenz entspricht27

. In (Meyer-

Hermann 1991b)28

habe ich beispielsweise als den bei weitem am häufigsten verwendeten

Konstituenten-Abfolge-Typ Sätze mit der Struktur VO (z.B. alquilemos el departamento)

festgestellt29

. Es wäre jedoch verfehlt, allein aus der Tatsache der relativ höchsten Frequenz

dieses Struktur-Typs die Folgerung abzuleiten, daß VO die Basis-Konstituenten-Abfolge und

gesprochenes Spanisch damit typologisch als eine VO-Sprache einzustufen sei.

Konstituenten-Abfolge-Typen dürfen nicht als abstrakte Strukturen syntaktischer Relationen

24

Vgl. auch Bernárdez/Tejada (1995):"if the real texts of language are to be the centre of our attention, only

the analysis of a great number of them can confirm or disconfirm the hypotheses advanced; and this analysis

cannot be but quantitative, due to the stochastic nature of textual organisation" (Bernárdez/Tejada 1995, 218). 25

Vgl. jedoch beipielsweise Pottier (1988), der die These vertritt, Spanisch sei eine VsO-Sprache, sowie

meine Diskussion dieser These in Meyer-Hermann (1994). Daß Spanisch eine VOS-Sprache sei, wird von

Fernánedz-Soriano (1989) und Contreras (1991) vertreten; zu Katalanisch als VOS-Sprache vgl. Vallduví

(1995). 26

Daß es zu diesem Ergebnis kommt, ist, auch ohne auf die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung

vorgreifen zu müssen, keine Fiktion. In einer Pilotstudie zu der vorliegenden Untersuchung, die ich an einem

sample von 1100 Sätzen aus Transkriptionen des "Habla culta de la ciudad de Buenos Aires" mit einem

vorläufigen Kategorien-set und einer letztlich nicht operationalisierbaren Taxonomie von Abfolge-Typen durch-

geführt habe (vgl. Meyer-Hermann 1991b), kam der Struktur-Typ SVO (scil. lexikalisches Subjekt + transitives

Verb + lexikalisches Objekt, z.B. todo el mundo quiere negar la cuestión) lediglich 19 mal vor. de edificios 27

Im englischen abstract zu Bernárdez (1994) heißt es: "the notion of «basic order» is rejected as lacking

a realistic basis" (Bernárdez 1994, 59). Es scheint so, daß Bernárdez nicht die Idee eines "basic word order"

grundsätzlich ablehnt, sondern daß es ihm darum geht, die generell als "basic" für die SVO-Sprachen

angesehene Konstituenten-Abfolge in der oben diskutierten Definition (scil. definite lexikalische

Nominalphrasen, etc.) durch eine Basis-Abfolge zu ersetzen, die auf empirischen Fakten beruht, und zwar

dem der Frequenz: "El orden dominante, entendido en términos estadísticos como el más frecuente, no

coincide con el «básico» pero está más próximo a la perspectiva adoptada aquí, pues sí considera los factores

comunicativos/pragmáticos" (Bernárdez 1994, 63). In Bernárdez/Tejada (1995) weisen die Autoren darauf

hin, daß in konkreten Texten mindestens eine der Nominalphrasen transitiver Verben als Pronomen oder Zero

realisert werde. "It is practically only in isolation that we can find this type of clause with overt NPs, and it is

probably in this sense [d.h. letztlich losgelöst von jeder empirischen Fundierung, MH] that 'unmarked' has to

be understood" (Bernárdez/Tejada 1995, 227). Wenn es also Bernárdez/Tejada um einen "basic order",

nämlich den "dominant order" geht, dann deshalb weil er derjenige ist "one really found in discourse" (p.

228). Allerdings führen Bernárdez/Tejada (1995) den Parameter "Text-Typ" als Variable ein, wodurch es

letztlich für eine Sprache text-typ-spezifische "dominant orders" auszumachen: "the dominant order may thus

be different according to the text type a particular text belongs to" (Bernárdez/Tejada 1995, 228). 28

Vgl. Anm. 25. 29

Die Charakterisierung als VO erfolgt unter der Voraussetzung bestimmter traditioneller analytischer

Prämissen, etwa der, die desinentiale Subjektmarkierung unberücksichtigt zu lassen, usw.

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betrachtet werden. Konstituenten-Abfolge-Typen reflektieren Handlungstypen einer

Sprachgemeinschaft; Konstituenten-Abfolge-Typen bzw. Handlungstypen kommen nie

isoliert, sondern immer nur im Rahmen von bzw. innerhalb von Diskursen, und damit

Diskurstypen vor. Handlungstypen konstituieren Kommunikations- bzw. Interaktions-

situationen, bzw. sind durch Kommunikations- und Interaktionsituationen bedingt.

Handlungsträger (Agenten), Handlungsbeteiligte, Handlungs"opfer" (patiens),

Handlungsziele, Handlungsarten werden in den Konstituenten / Argumenten, in den

unterschiedlichen Verbtypen, usw. materialisiert. Die Frage nach der "basicness" eines

bestimmten Konstituenten-Abfolge-Typs (scil. Handlungstyps) ist mit Sicherheit auch eine

Frage der Frequenz dieses Handlungstyps im Rahmen der Diskurse der Sprachgemeinschaft.

In der letzten Konsequenz aber bezieht sich die Problematik der "basicness" von

Konstituenten-Abfolge-Typen auf die relative Gewichtung, die relative Relevanz, die relative

Notwendigkeit von Handlungstypen im Hinblick auf die in einer Sprachgemeinschaft bzw.

Interaktionsgemeinschaft zu bewältigenden kommunikativen und nicht-kommunikativen

Aufgaben30

. Das bedeutet auch, daß "basicness" nicht dichotomisch (scil. "basic" vs. "non-

basic") sondern skalar (scil. mehr oder weniger "basic") konzipiert werden muß, und zwar

unter Bezugnahme auf eine unter dem Aspekt des Gewichts der zu lösenden kom-

munikativen Probleme aufgebaute Hierarchie von Handlungstypen menschlicher

Gemeinschaften31

. So gesehen impliziert die Hypothese von Mallinson/Blake (1981),

denjenigen Konstituenten-Abfolge-Typ als "basic" anzusehen, dessen Argument-Positionen

durch definite lexikalische Nominalphrasen besetzt sind, daß dieser die klassische SVO-

Definition repräsentierende Struktur-Typ die Materialisierung eines (kommunikativen)

Handlungstyps darstellt, welcher die oberste Stelle in der Hierarchie der Handlungstypen

einer Sprachgemeinschaft einnimmt. Es stellt sich dann die Frage, welches die prototypische

kommunikative Leistung einer SVO-Struktur (in obiger Definition) ist, bzw. welche kommu-

nikative Problemlösung durch diese SVO-Struktur geleistet wird. Gleichgültig, welche

Instanz dieses Strukturtyps wir als Beispiel nähmen (z.B. el rey tiene el dinero), ohne

Bezugnahme auf die dieser Instanz vorangegangenen diskursiven Kontexte ist eine

Beantwortung unmöglich. Die der SVO-Struktur vorangegangenen Kontexte liefern die

durch die SVO-Struktur zu lösende kommunikative Aufgabe, etwa (um nur ein einziges

Beispiel zu geben) in Gestalt der Frage ¿quien tiene el dinero? Bekanntlich gibt es, rein

theoretisch, eine Reihe von Möglichkeiten, das durch die Frage ¿quien tiene el dinero?

gestellte kommunikative Problem zu lösen, u.a. durch den Satz el rey tiene el dinero, aber 30

Vgl. ähnlich Bernárdez/Tejada (1995): "Text types are probably organised on the basis of the particular

needs posed by the 'type of problem' they try to solve" (228). 31

Wie in Anm. 30 dargelegt, schlagen Bernárdez/Tejada (1995) vor, den statistisch definierten "dominant

word order" in bezug auf unterschiedliche Text-Typen zu erheben; wenn Sätze Sätze auf einer Mikro-Ebene als

Problemlösungs-Verfahren angesehen werden können, können Text-Typen in entsprechender Weise als in einer

Sprach- bzw. Interaktionsgemeinschaft stabilisierte Makro-Problemlösungs-Verfahren konzipiert werden. Nach

diesem Modell könnte es beispielsweise möglich sein, daß drei Text-Typen TT1, TT2 und TT3 drei unter-

schiedliche "dominant [scil. most frequent, MH] word order" DWO1, DWO2 und DWO3 zugeordnet werden.

Bernárdez/Tejada (1995) haben narrative, deskriptive und argumentative Texte (wenn man das Texttypen

nennen will) im Alt- und Mittel-Englischen hinsichtlich der Frequenz des VS-Abfolge untersucht und dabei etwa

eine durchgehende Abnahme der VS-Abfolge im Mittel- gegenüber dem Alt-Englischen festgestellt. Wenn wir

in diesem Zusammenhang die historische Perspektive einmal unberücksichtigt lassen, stellt sich die Frage, ob wir

es bei einer ungeordneten Aufreihung von text-typ-spezifischen "dominant word orders" einer Kom-

munikationsgemeinschaft bewenden lassen sollen. So wie es zu überlegen gilt, ob nicht Sätze als Realisierungen

von Konstituenten-Abfolge-Typen Problemlösungs-Verfahren sind, die ggf. hinsichtlich ihrer Relevanz für die

Lösung prototypisch anstehender Aufgaben unterschiedlich eingestuft (hierarchisiert) werden könnte, könnte

auch in bezug auf Text-Typen die Frage nach ihrer relativen Relevanz gestellt werden. M.a.W. So gesehen

könnte man, wenn es darum geht, das Konzept eines einzigen "basic word order" zu erhalten, denjenigen

"dominant word order" eines Text-Typs als "basic" auszeichnen, der als der "wichtigste" Text-Typ, was das auch

sein mag, einer Sprach- bzw. Interaktionsgemeinschaft gelten soll.

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eben auch durch Strukturen wie el dinero lo tiene el rey, es el rey quien lo tiene, usw.

schließlich auch lo tiene un desconocido, usw. Woran gemessen, worauf bezogen ist die

durch die prototypische SVO-Struktur geleistete kommunikative Problemlösung von

besonderer Bedeutung oder Relevanz derart, daß diese prototypische Struktur als "basic" oder

zumindest als "more basic" als die von mir oben erwähnte VO-Struktur anzusehen wäre?

Und nicht zuletzt: wenn in Betracht gezogen wird, daß die durch Interogation ¿quien tiene el

dinero? gestellte kommunikative Aufgabe durch eine Reihe von Sätzen mit unterschiedlicher

Konstituenten-Struktur bewältigt werden kann, stellt sich die weitere Frage, - auch

unabhängig davon, daß die verschiedenen Antwortmöglichkeiten partiell unterschiedliche

pragmatische Funktionen haben können - , auf welcher Grundlage gerade die SVO-Lösung

und nicht die OVS-Lösung (scil. el dinero lo tiene el rey) als "basic" angesehen werden

sollte. An dieser Stelle wird eine sinnvolle Anschlußstelle für das Frequenzkriterium

deutlich. Und zwar in zweifacher Weise:

a) Die relative Frequenz eines Konstituenten-Abfolge-Typs, - wenn er denn als

prototypische Manifestationsform einer kommunikativen Problemlösung in einer

Sprachgemeinschaft konzipiert wird - könnte als ein Indikator für die "Bedeutung"

angesehen werden, die dieses Problem und damit seine Lösung (sein Lösungmuster)

im Koordinatensystem der Probleme (und ihrer Lösungen) einer Sprachgemeinschaft

hat. D.h. die Relevanz, die ein bestimmter Konstituenten-Abfolge-Typus als

prototypisches Problemlösungsmuster im (hierarchisch konzipierbaren)

Koordinatensystem der kommunikativen Problemlösungen einnimt, könnte u.a. auch

danach bemessen werden, wie oft von diesem Problemlösungsmuster (scil. Konstit-

uenten-Abfolge-Typ) Gebrauch gemacht wird.

b) Wenn es für eine kommunikative Problemstellung, wie ich sie etwa am Beispiel des

Interrogativsatzes ¿quien tiene el dinero? erläutert habe, mehrere kommunikative

Problemlösungen gibt (scil. el rey tiene el dinero (= x1, el dinero lo tiene el rey (= x2,

etc.) d.h. ggf. auch mehrere Konstituenten-Abfolge-Typen x1, x2, ... xn , die

gleichermaßen zur Lösung des durch den Interrogativsatz gestellten Problems dienen,

könnte eine höhere Frequenz von x1 im Vergleich zu x2, usw. als Indikator dafür

genommen werden, daß es sich generell um die präferierte Problemlösungs-Struktur

in bezug auf diese spezifische Problemstellung handelt. In bezug auf diese spezifische

kommunikative Problemstellung könnte es sinnvoll sein, die präferierte

Konstituenten-Abfolge als "basic" bzw. "unmarkiert", und die Problem-

Lösungsstruktur mit der geringsten Frequenz als "markiert" zu bezeichnen.

Der unter b) dargelegte Vorschlag zur Explikation des Begriff "basic constituent order" mag

in einer ersten Näherung als heuristische Lösung durchgehen. In einer zweiten, präzisiere-

nden Näherung sollte jedoch ein Umstand zumindest nicht unreflektiert bleiben, nämlich der,

daß es wahrscheinlich keine zwei kommunikativen Problemlösungsstrukturen, mithin auch

keine zwei Konstituenten-Abfolge-Typen gibt, die, wenn man den Funktions-Begriff nur

umfassend genug definiert, funktional vollständig identisch sind. D.h. beispielsweise, daß die

Sätze

(1) El rey tiene el dinero

(2) El dinero lo tiene el rey

(3) Es el rey quien tiene el dinero

(4) Lo que tiene el rey, etc.,

wenn sie Antworten auf die Frage ¿Quién tiene el dinero? sind, zwar auf der Ebene der

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semantischen bzw. propositionalen Information als identisch gelten dürften, daß sie aber

hinsichtlich der pragmatischen Funktionen unterschiedlich sind. So wird in (2) durch die

"dislocación a la izquierda" von dinero und der damit korrelierenden Postposition von el rey

positionell eine Fokussierung der Konstituente el rey bewirkt. Eine nicht positionell, sondern

durch die Cleft-Sentence-Konstruktion bewirkte Fokussierung von el rey links vom Verb

tiene liegt in (3) vor. (4) hat cum grano salis wahrscheinlich pragmatische Fokussierungs-

Funktionen, die denen in (2) sehr ähnlich sind. In (1) findet, wenn nur die Position der

Konstituenten in Betracht gezogen wird, keine Fokussierung der Konstituente el rey statt,

welche die "neue", die Hauptinformation des Satzes übermittelt. Hier zeigt sich die Notwen-

digkeit, vor allem wenn es um die Untersuchung gesprochen konstituierter Sprache geht, eine

weitere Analyse-Ebene einzubeziehen, nämlich die der Suprasegmentalia, d.h. Intona-

tion(skontur) und Akzent. In der empirischen Wirklichkeit des gesprochenen Spanisch

kommt der Satz (1) ohne kontrastiven Akzent auf dem Nomen rey nicht vor. Das gilt zwar

auch für Sätze (2) bis (4); der Unterschied zwischen Satz (1) auf der einen und den Sätzen (2)

bis (4) auf der anderen Seite besteht mithin darin, daß es in den Sätzen (2) bis (4) neben der

durch syntaktische Strukturen (dislocación a la izquierda des Objekts und Postposition des

Subjekts32

, Cleft-Sentence-Konstruktion) geleisteten Fokussierung eine Fokussierung durch

Akzent erfolgt, in Satz (1) hingegen lediglich durch Akzent fokussiert wird.

Die angeführten Sätze (1) bis (4) repräsentieren also 4 partiell unterschiedliche Möglichke-

iten, die durch die Frage ¿Quién tiene el dinero? gestellte kommunikative Aufgabe zu

bewältigen, einen Referenten zu benennen, der besagtes Geld hat. In allen vier Sätzen wird

der benannte Referent durch kontrastiven Akzent fokussiert? Um auf die Bedeutung des

Frequenzkriteriums zurückzukommen: wenn es nun darum geht, bezüglich dieser vier Sätze

zu entscheiden, welcher von ihnen "basic" ist, könnte die Frequenz jedes dieser vier Satztyp-

en, - nota bene in bezug auf die hier diskutierte Kommunikationssituation - , ein Indikator für

den Grad seiner "basicness" sein.

Im Voranstehenden habe ich versucht, Möglichkeiten einer differenzierten, frequenzorie-

ntierten Definition von "basicness" zu demonstrieren. Ich habe weiter deutlich gemacht, daß

nicht von einer Opposition "basic" vs. "non-basic" ausgegangen werden darf; vielmehr ist,

wenn man überhaupt das Konzept der "basicness" beibehalten will, eine Skalierung, d.h. sind

Grade der "basicness" zugrundezulegen. Andererseits wird durch eine Konzeption, in der

"basicness" skaliert wird, die Bedeutung des Begriffes "basicness" letztlich ad absurdum

geführt. Deshalb scheint es angemessener bzw. zutreffender, statt von Graden der "basicness"

von präferierten Strukturen zu sprechen, also auch von präferierten Konstituenten-Abfolge-

Typen, usw. Wenn also die statistische Erhebung ergeben sollte, daß unter den oben

angegebenen spezifischen Kommunikationsbedingungen von den Sätzen (1) bis (4), sowie

ggf. weiteren Alternativmöglichkeiten, der Satz (2) (el dinero lo tiene el rey) die höchste

Frequenz aufweist, schlage ich vor, diesen Satz (2) als den präferierten Konstituentabf-

olge-Typ zu bezeichnen. Orientiert man auf diese Weise die Bestimmung präferierter

Konstituenten-Abfolge-Typen an einem set von Kommunikationssituationen, die nicht

einzelsprachlich spezifisch sind, kann man sich auch von der gängigen Vorstellung lösen, es

gehe bei auf Konstituenten-Abfolge bezogenen typologischen Beschreibung der Einzelsprac-

hen darum, diese jeweils durch eine einzige Abfolge-Formel (scil. SVO für Spanisch) zu

charakterisieren. Es bedarf nach allem zuvor Dargelegten keiner Erläuterung mehr, daß die

traditionelle und nach wie vor gängige typologische Charakterisierung von Italienisch,

Französisch, Portugiesisch, Rumänisch, Katalanisch und Spanisch als SVO-Sprachen (vgl.

32

Indem wir von dislocación a la izquierda des Objekts el dinero bzw. lo, sowie von korrelierender

Postposition des Subjekts el rey sprechen, übernehmen wir unter der Hand die Hypothese, daß in diesem Satz-

Typ die "Normal"-Abfolge die Voranstellung des Subjekts el rey, sowie dazu korrelierend die Nachstellung des

Objekts el dinero sei. Es ist aber gerade diese Hypothese, die letztlich in Frage steht.

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21

Hawkins 1983, 338; Tomlin 1986, 238), unabhängig davon, ob diese Klassifizierung nun

zutrifft oder nicht, ihre eigene Belanglosigkeit allein dadurch vorführt, daß auf diese Weise

fundamentale Unterschiede, wie sie etwa zwischen dem Spanischen und Französischen

existieren, und auf die sich nach meiner Auffassung eine typologische Charakterisierung

beziehen muß, durch die SVO-Formel nicht erfaßt werden.

Zudem reflektiert diese pauschalisierende SVO-Formel die grammatiktheoretische Modell-

Vorstellung, daß SVO im Spanischen letztlich doch so etwas wie die "underlying structure"

sei; d.h. andere Konstituenten-Abfolgen, wie etwa die im obigen Satz (2), nämlich OVS,

werden als abgeleitet, als von der unterstellten SVO-"Normal"-Abfolge "abweichend"

beschrieben. So etwa, wenn in Sätzen wie (2) durch den üblichen Terminus "dislocación a la

izquierda" die Präsupposition transportiert wird, daß die Objektvoranstellung gleichsam eine

Herauslösung des Objekts aus seiner "normalen" Position rechts vom Verb darstelle.

Ich vertrete die Auffassung, daß, auf den Bereich der Konstituenten-Abfolge bezogen, die

typologische Beschreibung auf einem Differenzierungs-Niveau stattfinden muß, welches

Unterschiede wie etwa zwischen dem Spanischen und dem Französischen, womöglich auch

zwischen dem brasilianischen Portugiesisch und dem Kontinental-Portugiesisch deutlich

werden lassen33

.

Dieses Differenzierungs-Niveau soll dadurch erreicht werden, daß ein geordnetes set von

Haupt-Konstituenten-Abfolge-Typen die typologische Beschreibungsgrundlage bildet. Im

Rahmen dieses Modells wird es konsistent sein, die durch (2) repräsentierte prototypische

Konstituenten-Abfolge OVS, in bezug auf die spezifizierte Komunikationssituation dieses

Satzes, sowie im Vergleich zu den anderen Lösungsmöglichkeiten (1), (3) und (4) aufgrund

des Frequenzkriteriums als präferierte und damit unter Umständen als "nicht-markierte" bzw.

"Normal"-Abfolge auszuzeichnen. Das würde auch bedeuten, daß in der für die Sätze (1) bis

(4) hypostasierten Kommunikationssituation die satzinitiale Position des Objektes el dinero

in Satz (2) nicht als "dislocación a la izquierda" beschrieben werden könnte34

. Im Gegenteil:

im Vergleich zu der hochfrequenten Normal-Abfolge OVS von Satz (2) müßte konsequent-

erweise die satzinitiale Position des Subjektes el rey in Satz (1) als die markierte Konstituent-

enabfolge beschrieben werden35

.

Im Zusammenhang mit der vorangegangenen Präzisierung meiner Position zum Problem

einer Definition des Terminus "basic constituent order" darf ein Hinweis auf Hawkins (1983)

nicht fehlen, der als erster einen Vorschlag unterbreitet hat, wie das Frequenzkriterium in

einer nicht-trivialen Weise zur Grundlage typologischer Beschreibungen zu machen sei.

Hawkins schlägt vor, die Entscheidung darüber, ob eine Abfolge als "basic" gelten soll, von

drei Kriterien abhängig zu machen. Grundlegend ist dabei das Konzept der "Doublette"

("doubling"). Als Doublette bezeichne ich im Anschluß an Hawkins (1983) die Relation

zwischen zwei aus identischen Elementen bestehende Struktur, die sich lediglich (ansonsten

"all things being equal") nur hinsichtlich der Position eines der Elemente unterscheidet. Eine

Doublette wird demnach gebildet durch die Struktur una casa grande in Relation zu una

grande casa, oder dinero no tengo vs. no tengo dinero, usw.

Hawkins zufolge geht es darum,

33

Vgl. dazu Anm. 34

Weil, um dies noch einmal zu verdeutlichen, die Kategorisierung der satzinitialen Position als

Linksversetzung (dislocación a la izquierda) nur auf der Basis derjenigen Hypothese zutreffend ist, daß die

"Normal"-Position des Objektes rechts vom Verb ist. Es ist aber gerade diese gemeinhin unhinterfragt

zugrundegelegte Hypothese, daß die Basis-Abfolge des Spanischen SVO sei (mit den oben erläuterten Randbed-

ingungen), und damit die anderen möglichen Positionen von Objekt und Subjekt als "Ableitungen" von dieser

"Normal"-Abfolge zu konzipieren sind, die grundsätzlich in Frage gestellt werden soll. 35

Vgl. dazu den oben in Anm. 33 explizierten Vorschlag von Bernárdez/Tejada (1995), den "dominant word

order" text-typ-spezifisch zu untersuchen. Das könnte zur Konsequenz haben, daß sich in Text-Typ TT1 die

Konstituenten-Abfolge OVS , in Text-Typ TT2 demgegenüber VSO als "dominant/most frequent" herausstellt.

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22

1. die Frequenz der Doublette in Texten,

2. die Frequenz der Doublette innerhalb der Grammatik

festzustellen. Bei der statistischen Untersuchung der Frequenz in Texten wird diejenige der

beiden die Doublette konstituierenden Strukturen, welche die höhere Frequenz aufweist, als

die Doublette die "normale", nicht-markierte Basis-Abfolge angesehen. Die Frequenz

innerhalb der Grammatik bezieht sich auf die Frequenz von "types". Übersteigt beispielsw-

eise in der spanischen Grammatik die Anzahl der Adjektive ("types"), welche nach dem

Nomen stehen können, die der vor Nomen plazierbaren Adjektive, ist, bezogen auf das

System der Grammatik, die Nachstellung des Adjektivs die "normale" Position.

Als drittes Kriterium führt Hawkins (1983) die "Markiertheit" der Doublette ein. Danach

würde die "unmarkierte" der die Doublette konstituierenden Strukturen als die "normale"

angesehen. "Markiertheit" liegt nach Hawkins z.B. dann vor, wenn mit einer der beiden

möglichen Positionen des Adjektivs (scil. vor oder nach dem Nomen) eine spezifische

grammatische Bedeutung ("special type of grammatical meaning", vgl. Hawkins 1983, 13)

verbunden ist.

Um mit dem letzten der drei erläuterten Kriterien anzufangen: die Entscheidung darüber,

ob im Spanischen die Bedeutung des vorangestellten Adjektivs als "spezifisch" in Relation

zur "un-spezifischen" Bedeutung des nachgestellten Adjektivs anzusehen ist, kann

möglichweise unter Hinweis auf den Unterschied zwischen "Grundbedeutung" des

nachgestellten und "abgeleiteter" Bedeutung des vorangestellten Adjektivs, und damit

unabhängig von den Kriterien "Frequenz in Texten und "Frequenz in der Grammatik",

erfolgen. Die Frage ist jedoch, ob und ggf. in welcher Weise dieses Modell auf die

Konstituenten-Position übertragbar ist, d.h. "Markiertheit" in bezug auf die Konstituentenp-

osition ohne Bezugnahme etwa auf das Frequenzkriterium determiniert werden kann. Da

durch die Voran- oder Nachstellung eines Subjektes dessen syntaktischer Status als Subjekt

nicht tangiert wird, kann ausgeschlossen werden, daß mit der Position des Subjektes "a

special type a grammatical meaning" verbunden ist; es sei denn, man faßt das Konzept des

"grammatical meaning" so weit, - wofür Hawkins (1983) allerdings keine Hinweise liefert -,

daß damit auch pragmatische Faktoren erfaßt würden. Trotz aller Differenzen in der

Forschung darüber, welches die Funktionen sind, die durch die Position der Konstituenten

realisiert werden, herrscht doch zumindest insoweit weitgehend Konsens, daß sie

pragmatischer Natur sind. Eine Lösung könnte darin bestehen, Hawkins' (1983) Definition

von "Markiertheit" als "a special type of pragmatical function" einer bestimmten

Konstituenten-Position umzuformulieren. Aber auch dann bliebe die Notwendigkeit, will

man einer zirkulären Argumentation entgehen, eine unabhängig vom Frequenzkriterium

valide Instanz einzuführen, durch die eine Determination von "spezifischer" und "nicht-

spezifischer" pragmatischer Funktion einer Konstituenten-Position ermöglicht wird. Hawkins

(1983) selbst liefert keinen entsprechenden Lösungsvor-schlag. Ich denke, daß die Antwort

auf diese Frage auf Ebenen zu suchen, die der Einfachheit halber zunächst mit Schlagwörtern

wie "kognitive Motivation" und "Informationslogik" angedeutet werden sollen. Downing

(1995) weist zu Recht (noch einmal darauf hin, daß "users of all human languages share

common cognitive capacities" (1), d.h. u.a. daß alle Sprecher, unabhängig von den

Einzelsprachen, grundsätzlich über identische Textverarbeitungs-Kompetenzen und -

Strategien verfügen dürften. Im Hinblick auf eine möglichst effiziente, ökonomische

Textverarbeitung scheint es sinnvoll, eine "Logik" der Anordnung der Informationseinheiten

zu hypostasieren, die dieser optimalen Textverarbeitung in besonderem Maße dienlich ist.

Auf der Satzebene scheint z.B. das "Given information before new information"-Prinzip (vgl.

z.B. Gundel 1988) eine universale Möglichkeit zu sein, Informationseinheiten so anzuordnen,

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daß eine Verarbeitung stattfinden kann, die den kognitiven Strukturen/Fähigkeiten der

Sprecher am besten entspricht. Wenn es dementsprechend legitim ist, anzunehmen, - ohne an

dieser Stelle ins Detail gehen zu können -, daß grundsätzlich die satzinitiale Konstituente

"gegebene/alte" Information übermittelt, wenn es weiterhin zutrifft, daß etwa im Spanischen

alles in allem Subjekte (signifikativ) häufiger "gegebene/alte" Information übermitteln, wenn

es schließlich zutrifft, daß syntaktische Subjekte (häufiger) in satzinitialer Position und/oder

links vom Verb vorkommen, könnte daraus ein Kriterium für "Un-Markiertheit" bzw.

"Markiertheit" einer Konstituentenabfolge abgeleitet werden: in einer Doublette zweier

Konstituentenabfolge-Typen, die sich nur hinsichtlich der Position einer Konstituente

unterscheiden, gilt diejenige Konstituentenabfolge als "nicht-markiert", welche im

Hinblick auf eine hypostasierte optimale Anordnung der Informationseinheiten den

geringeren Textverarbeitungs-Aufwand impliziert36

.

Einen ebenfalls auf die kognitive Ebene der Textverarbeitung bezogenen Versuch, ein

sprachunabhängiges (Un-)Markiertheits-Kriterium für Konstituenten-Abfolge-Typen zu

etablieren, unternimmt Bernárdez (1994), wenn er feststellt: "El orden de los elementos en el

texto es en gran medida icónico (Bernárdez 1994, 62). Dieses Ikonizitätsprinzip der

Konstituenten-Abfolge besagt, daß die Abfolge der Elemente "está determinado básicamente

por el orden de los sucesos de la realidad o, en el caso de textos descriptivos, por el «orden

real de observación» al que se añade la perspectiva adoptada por el hablante" (Bernárdez

1994, 62). Diesem Prinzip zufolge ist in der Mehrzahl der sprachlichen Äußerungen mit

einem statistisch relativ hohem Maß an Ikonizität zu rechnen, weil auf diese Weise das

Textverstehen /die Textverarbeitung erleichtert wird (vgl. Bernárdez 1994, 63)37

.

Bezüglich des zweiten Kriteriums Hawkins' (1983) zur Bestimmung des "basic word order",

nämlich "Frequenz in der Grammatik", verweise ich auf meine Ausführungen in Meyer-

Hermann (1991, 74-77). Nur soviel sei zusammenfassend hier angemerkt: Ich zweifle an der

Operationalisierbarkeit dieses Kriteriums in bezug auf die Position von Konstituenten. Die

bisherigen Forschungsergebnisse zum Spanischen lassen vermuten, daß bei transitiven

Verben, alles in allem, die Subjektvoranstellung häufiger ist als die -Nachstellung, während

bei einer bestimmten Klasse von intransitiven Verben häufiger die Subjekt-Nachstellung als

die -Voranstellung vorkommen dürfte (vgl. z.B. Morales de Walters 1982). Da außerdem

gilt, daß das Lexikon mehr transitive als intransitive Verben ('types') enthält, stellt sich die

Frage, worin der Explikationswert der Feststellung bestünde, daß es mehr transitive Verben

mit vorangestellten, als intransitive mit nachgestellten Subjekten im Spanischen gibt.

Auch das erste Kriterium, Frequenz in Texten, bzw. genauer gesagt in Doubletten, ist ohne

weitere Präzisierungen nicht unproblematisch. Wesentliche Randbedingung dafür, daß zwei

Strukturen bzw. Konstituenten-Abfolgen eine Doublette bilden können, ist, daß die

Kontextbedingungen für beide Strukturen identisch sind. Ich hatte oben als Kontext die Frage

¿quién tiene el dinero? eingeführt, auf welche in mindestens zwei Weisen geantwortet

werden kann:

(1) el rey tiene el dinero

(2) el dinero lo tiene el rey.

36

Vgl. eine ähnliche Argumentationslinie bei Bernárdez/Tejada (1995): "For reasons of simplicity of

processing (economy;(...)), there is a tendency for the speakers to rely on those strategies which may prove

effective in most (non-marked) situations" (226). 37

Bernárdez (1994), der einen katastrophen-theoretisch basierten Versuch vornimmt, Wort-Folge-Wechsel in

der Geschichte der englischen Sprache zu erklären, macht aber deutlich, daß der "orden de máxima estabilidad

[in Termini der Katastrophen-Theorie, MH] no tiene por qué coincidir exactamente con el orden dominante pues

las condiciones comunicativas pueden ser tales que siempe se produzca un desequilibrio, pero se puede

establecer la hipótesis de que ese orden dominante coincidirá estadísticamente con el de mayor estabilidad ya

que éste corresponde, (...), a un mayor número de posibles situaciones" (Bernárdez 1994, 63).

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Es ergeben sich zwei Probleme:

a) Wie restriktiv muß "Identität" der Kontextbedingungen ("all things being equal")

interpretiert werden?

D.h. aufgrund welcher Kriterien ist zu entscheiden, ob etwa die Frage ¿dónde está el

dinero? als mit ¿quién tiene el dinero? "identischer" Kontext der Sätze (1) und (2)

gelten kann?

Im Grunde kann diese Frage erst beantwortet werden, nachdem ausgehend von den

prototypischen Sätzen (1) und (2) empirisch die für diese Sätze prototypischen

Kontexte festgestellt wurden. D.h. wenn das Ergebnis dieser Analyse darin bestünde,

daß (1) regelmäßig als Antwort auf die Frage ¿quién tiene el dinero?, und (2)

regelmäßig als Antwort auf die Frage ¿dónde está el dinero? verwendet würde, dann

besteht ja die explanative Relevanz gerade darin, daß eine kontextuelle Bedingtheit

der Konstituenten-Abfolge besteht; die weitere Aufgabe wäre, die prototypischen

Merkmal dieser (Kontexte) Fragen zu untersuchen, um daraus ggf. Generalisierungen

bezüglich der Konstituenten-Abfolge-Typen ableiten zu können.

Eine weitere Frage, die in diesem Zusammenhang gestellt werden könnte, ist die, ob

"all things being equal" in der Weise restriktiv konzipiert werden soll/kann, daß

abgesehen von der Topologie tatsächlich von einer auch den Wortlaut betreffenden

Identität der Konstituenten auszugehen ist. Bei der Arbeit mit konstruierten, isolierten

Sätzen mag dies e auch den Hinweis auf Tomlin's (1995) Position, daß ein diskurs-

basierter Ansatz die Gefahr mit sich bringe, daß manchmal nicht entschieden werden

könne, ob die Relation zwischen einer sprachlichen Form und einem Diskurs-Faktor

"is causal or merely correlational" (6). .

Alle Erfahrung mit der empirischen Wirklichkeit von spontansprachlich

konstituierten, mündlichen Texten deutet aber darauf hin, daß Doubletten, die sich

lediglich durch die Topologie der Konstituenten unterscheiden und ansonsten

(einschließlich der lexikalischen Entitäten der Konstituenten) identisch sind, äußerst

selten sein dürften. Von daher wäre es unsinnig, die Randbedingung "all things being

equal" bei Hawkins (1983) auf den Wortlaut der lexikalischen Entitäten der

Konstituenten-Abfolge zu beziehen.

b) Wenn (1) und (2) funktional unterschiedlich sind, handelt es sich dann dennoch um

eine Doublette?

In (1) ist el rey, in (2) el dinero topic des Satzes; in beiden Sätzen ist die Konstituente

el rey fokussiert, und die Funktion des Fokus kann im Anschluß an Hetzron (1982,

136s.) als "exhaustive listing" bezeichnet, d.h. es wird einer von mehreren möglichen

Kandidaten benannt (vgl. auch Wehr 1994, 12). Die Voranstellung der fokussierten

Konstituente el rey könnte im Anschluß an Gundel (1988) als ein Beispiel für das

Prinzip "first things first"38

angesehen werden, während die Endstellung der

fokussierten Konstituente in (2) ein Beleg für die Theorie des "communicative

dynamism" der Prager Schule (vgl. z.B. Firbas 1964) zu sein scheint, wonach "alte"

vor "neue" Information, bzw. die Entität mit dem größten kommunikativen

(Informations-)Gewicht tendentiell ans Ende des Satzes plaziert wird39

.

Im Sinne der Katastrophen-Theorie ist jeder Sprachzustand qua ständigen Wandels

neben Strukturen maximaler Stabilität auch durch mehr oder weniger unstabile

38

Vgl. dazu auch Herring 1990; ähnlich auch das "newsworthiness principle" bei Mithun 1987. 39

Anhand der Sätze (1) und (2) erhellt, wenn es dessen bedarf, die Notwendigkeit, zwischen den beiden

Informationsstruktur-Ebenen Fokus vs. Hintergrund auf der einen, sowie topic vs. Rhema auf der anderen Seite

zu unterscheiden (vgl. dazu Jacobs 199?).

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Strukturen gekennzeichnet. Es ist dementsprechend nicht auszuschließen, daß es im

Spanischen Doubletten von Konstituenten-Abfolge-Typen gibt, bei denen zwischen

den beiden Konstituenten-Abfolgen kein funktionaler Unterschied festellbar ist, und

die zudem mit ähnlicher Frequenz Verwendung finden. Derartige Doubletten stellen

Indikatoren für instabile Strukturen dar und sind deshalb für die Untersuchung des

Sprachwandels von besonderem Interesse. Es sind daher sowohl Doubletten der

Konstituenten-Abfolge zu untersuchen, in denen die Unterschiede in der Topologie

der Elemente mit Unterschieden der pragmatischen Funktionen korreliert, als auch

solche, in denen keine eindeutigen Korrelationen zwischen der Position der Elemente

und Funktionen auszumachen sind.

TEIL II : Kategorien der Informationsstruktur

Bei einem Überblick über die multiplen Versuche, informationsstrukturelle Kategorien wie

"alte(gegebene)" vs. "neue" Information, "Vorerwähnung" vs. "Erst-/Neu-Erwähnung" , usw.

stellt die Arbeit von Prince (1981) noch heute einen Markstein dar, wie u.a. auch daran

ersichtlich ist, daß etwa Ashby/Bentivoglio (1993) Prince's Definition von "brand new"-

Information zur Grundlage nehmen: "We consider as new only those full NPs characterized

by Prince (1981) as «brand new». That is, those that are mentioned for the first time in the

discourse and are neither evoked by a frame (Du Bois & Thompson, 1991), nor suggested by

a schema (Chafe 1987)" (p.68).

Da in meinem Vorhaben, die präferierte Argument-Struktur des gesprochenen Spanisch zu

beschreiben, auch die methodologisch-theoretischen Prämissen bisheriger Untersuchungen

zur PAS auf dem Prüfstand stehen, ist auch nötig zu erörtern, ob und inwiefern die von

Prince (1981) übernommene Definition von "brand new" Information eine viable Grundlage

für die Bestimmung der PAS bei Ashby/Bentivoglio (1993) darstellt.

Im Zentrum der Arbeit von Prince (1981) steht die Vorstellung, daß im Unterschied zu der

bis dato gängigen Praxis, - auf die ich noch eingehen werde - , "neue" und "alte/gegebene"

Information nicht dichotomisch konzipiert werden können. Vielmehr postuliert Prince (1981)

eine Hierarchie von Graden der "Neuheit" bzw. "Gegebenheit" der Information, deren eines

Extrem durch die sogenannten "brand new", das andere Extrem durch "textuell" und

"situationell evozierte" Informationen gebildet wird. Prince (1981) lehnt "shared knowledge"

als übergreifendes kognitives Konzept ab und bildet stattdessen die zu differenzierenden

Grade der "neuen" bzw. "gegebenenen" Information als Grade der "assumed familiarity" ab.

Prince (1981) veranschaulicht ihre Taxonomie der "assumed familiarity" in einem ternär

subkategorisierten Baum-Diagramm40

:

Assumed Familiarity

New Inferrable Evoked

Brand-new Unused Inferrable Inferrable Textually Situationally

Noncontaining Containing Evoked Evoked

40

Eine spanische Version dieses Diagramms unter dem Titel "Taxonomía de Familiaridad Supuesta", sowie

eine Erläuterung und Diskussion der Kategorien dieser Taxonomie findet sich in Silva-Corvalán (1984, 1989,

wobei das entsprechende Kapitel in 1989 (vgl. pp. 121-128)im wesentlichen mit Silva-Corvalán 1984 identisch

ist).

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Brand-new Brand-new

(Unanchored) (Anchored)

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Bevor ich Prince's Taxonomie diskutiere, sollen hier zunächst die wichtigsten Argumenta-

tionsschritte nachgezeichnet werden, die Prince zur Legitimation ihrer Taxonomie voraus-

schickt. Im Mittelpunkt steht dabei die Dikussion von drei unterschiedlichen, den

seinerzeitigen Forschungsstand repräsentierenden "givenness"-Konzepten.

a) die Konzeptualisierung von "givenness" als "predictability/recoverability" faßt Prince

(1981) folgendermaßen zusammen: "Givennessp: The speaker assumes that the hearer CAN

PREDICT OR COULD HAVE PREDICTED that a PARTICULAR LINGUISTIC ITEM

will or would occur in a particular position WITHIN A SENTENCE." (Prince 1981, 226)

Ein typischer Vertreter der givennessp-Konzeption ist Kuno: "An element in a sentence

represents old, predictable information if it is recoverable from the preceding context; if it is

not recoverable, it represents new, unpredictable information" (Kuno 1978, 282-283). Eine

ähnliche Konzeptualisierung von "givenness" findet sich bei Halliday (1967), bzw.

Halliday/Hasan (1976): Neu ist danach eine Information "that the speaker presents ... as not

being recoverable from the preceding discourse" (Halliday 1967, 204), während gegebene

Information beschrieben wird als "expressing what the speaker is presenting as information

that is recoverable from some source or other in the environment - the situation or the

preceding text" (Halliday/Hasan 1976, 326). Ein wesentlicher Unterschied zu Kuno (1978)

liegt allerdings darin, daß bei Halliday (1967) die Intonation eine zusätzliche über "neu" oder

"gegeben" entscheidende Randbedingung darstellt; d.h. beispielsweise, daß in einer Informa-

tionseinheit (scil. Satz) mit unmarkierten Fokus, nichts als "gegebene" Information angenom-

men werden muß (vgl. Halliday 1967, 208). Besonders im Hinblick auf die Tatsache, daß es

bei der Untersuchung von präferierten Konstituenten-Abfolgen präzise um die Projektion von

"neu" und "alt usw. auf Diskurs-Referenten geht, sehe ich die Hauptproblematik dieses

spezifischen givennessp-Konzeptes in der Schwammigkeit, bzw. Nicht-

Operationalisierbarkeit der Begriffe "recoverable" und "predictable information".

b) die Konzeptualisierung von "givenness" als "saliency" wird durch Prince wie folgt

beschrieben: "Givennesss: The speaker assumes that the hearer has or could appropriately

have some particular thing/entity/... in his/her CONSCIOUSNESS at the time of hearing the

utterance" (Prince 1981, 228). Diesem Typ von "alt/neu"-Definition lassen sich etwa Chafe's

(1976) Vorstellungen zuordnen; "gegebene" Information ist bei Chafe "that knowledge which

the speaker assumes to be in the consciousness of the addressee at the time of the utterance",

"neu" ist, "what the speaker assumes he is introducing into the adressee's consciousness by

what he says" (Chafe 1976, 30). Daß die Schwierigkeiten, diese givenness-Definition

anzuwenden, durch den diffusen Begriff "consciousness" bedingt sind, wird deutlich, wenn

wir die beiden folgenden Beispielsätze betrachten (vgl. Prince 1981, 229):

(x) We got some beer out of the trunk. The beer was warm.

(xi) We got some picnic supplies out of the trunk. The beer was warm.

In (x) gilt the beer als gegebene Information, d.h. wird durch den Sprecher als "im Bewußt-

sein des Hörers vorhandene" Entität unterstellt. Im zweiten Fall gilt the beer als neue

Information, d.h. der Sprecher unterstellt, daß er durch die Äußerung von the beer eine

Entität "in das Bewußtsein" des Hörers einführt. Die black box dieser Ausdrucksweise ist

offensichtlich der Begriff "consciousness" (Bewußtsein). Prince (1981) selbst meldet Vor-

behalte an: "much research is required, including psycholinguistic experimentation, to

discover how language users actually go about marking and recognizing linguistic forms as

representing givens and news items" (Prince 1981, 230). Ich bezweifle sowohl die Sinn-

haftigkeit als auch die Notwendigkeit psycholinguistischer Experimente, um beschreiben zu

können, warum der Sprecher der Sätze (x) und (xi) die definite Nominalphrase the beer

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verwenden kann, und worin die informationsstrukturellen Unterschiede der beiden Vorkom-

men von the beer bestehen. In (x) signalisiert der Sprecher durch the beer, daß der Referent

von beer das soeben durch some beer in die aktuelle Diskurs-Welt eingeführte Objekt ist; in

(xi) unterstellt der Sprecher ein Weltwissen des Addressaten, - man könnte auch von Kennt-

nissystemen sprechen - , demzufolge Bier als konstitutiver, zumindest als möglicher kon-

stitutiver Bestandteil eines Picknicks gilt. Zu dieser Erklärung bedarf es des bombastischen

Begriffs "Bewußtsein" nicht41

.

c) Konzepte wie "Weltwissen" und "(geteilte) Kenntnis-(Systeme)" stehen im Zentrum von

Prince's dritter Definition von givenness: "Givennessk: The speaker assumes that the hearer

«knows», assumes, or can infer a particular thing (but is not necessarily thinking about it)."

(Prince 1981, 230)

Prince ordnet diesem Definitions-Typ beispielsweise die Beschreibung von "gegebener"

Information in Clark/Haviland (1977) zu: "information [the speaker] believes the listener

already knows an accepts as true"; außerdem ist danach neu die Information, [the speaker]

believes the listener does not yet know" (Clark/Haviland 1977, 4). Für Clark/Haviland spielt

es dabei keine Rolle, ob der Adressat die Information "kennt", weil sie ihm explizit gesagt

wurde, oder ob er sie auf dem Wege einer Inferenz erlangt hat. Dementsprechend würden

Clark/Haviland (1977) die Information der Konstituente the beer in den Sätzen (x) und (xi)

gleichermaßen als "gegeben" einstufen.

Zwar weist Prince (1981) darauf hin, daß die drei givenness-Konzepte nicht "mutually

independent" seien (vgl. Prince 1981, 231), weicht aber der Erkenntnis aus, daß letztlich alle

drei givenness-Konzepte, auch unausgesprochen, nicht ohne die Hypothese auskommen, daß

der Sprecher in jedem der drei Konzepte, insofern er Vermutungen über das anstellt, was der

Adressat (schon) weiß/kennt oder nicht (scil. "the speaker assumes..."), von Vermutungen

über Kenntnisse(systeme) des Adressaten (im Moment der Äußerung) ausgeht. Und in der

Tat: für diese Basis-Hypothese, daß jeder Sprecher in jeder Kommunikation von Annahmen

über die Kenntnissysteme bzw. das Weltwissen usw. des Interaktionspartners ausgehen muß,

benötigen wir keinerlei detailiierte psycholinguistische Experimente. Und damit zwischen

Individuen mit ihren jeweiligen Kenntnissystemen Kommunikation funktionieren kann, ist es

eine unabdingbare, nicht hintergehbare und einfach nicht diskutierbare Voraussetzung, daß

der Sprecher annimmt, daß der Adressat über Kenntnissysteme verfügt, die es diesem

erlauben, seiner Äußerung eine Interpretation zuzuordnen; beabsichtigt der Sprecher, seinem

Adressaten mitzuteilen, er habe gelesen, daß der ermordete Kommandeur der päpstlichen

Schweizergarde ein Stasi-Mitarbeiter gewesen soll, dann kann der Sprecher nur intendieren,

den Satz

41

In seiner lediglich auf die Analyse intransitiver, d.h. in erster Linie Präsentativ-Sätze (vgl. ptg. primeiro tem

o time [scil. engl. team] dos grandes..., Ferrari 1990, 652] bezogenen Untersuchung geht Ferrari (1990) von

Chafe's (1976) Definition von "new information" aus (s.o., p. xx). Allerdings meint Ferrari: "a methodology has

to be defined in order to make this concept accessible to linguistic analysis" (p.651). Ferrari's Vorschlag lautet:

"The fact that a noun phrase is mentioned for the first time indicates that it is newley activated in the hearer's

consciousness"(ibidem). Der Sinn des etwas kryptischen Prädikats "newley activated" erschließt sich erst aus

dem weiteren Text der Untersuchung, in dem Ferrari auch Beispiele für Chafe's (1986) "semi-active concepts"

gibt; nach Chafe (1986) sind dies Konzepte, die im peripheren Bewußtsein eines Interaktanten vorhanden sind,

"a concept of which a person has background awareness, but which is not being directly focused on" (Chafe

1986,9). Hier wird deutlich, daß es Chafe nicht um die Informationsstruktur-Ebene"alte" vs. "neue" Information

geht, sondern um die Fokus vs. Hintergrund-Ebene. Konsequenterweise hätte dann Ferrari (1990) dafür

argumentieren können, daß die VS-Abfolge eine Fokussierungs-Strategie darstellt. Ferrari verfolgt diese

Argumentationslinie allerdings nicht weiter, sondern begnügt sich resümierend mit der originellen Feststellung,

daß die Funktion von "presentative/existential clauses" darin bestehe, "new information into the discourse"

(Ferrari 1990, 654) einzuführen. Zu der relativen Belanglosigkeit des Begriffs "neue Information" vgl. meine

Ausführungen weiter unten p. xxx.

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(xii) Hast du schon gehört, daß der ermorderte Kommandeur der päpstlichen

Schweizergarde ein Stasi-Mitarbeiter gewesen sein soll!?

zu äußern, wenn er annimmt, daß es zu den Kenntnissen bzw. Kenntnissystemen des Adres-

saten gehört, den Referenten des Begriffs päpstliche Schweizergarde, den Referenten des

Begriffs Stasi-Mitarbeiter, usw. usw. zu "kennen". Ich denke nicht, daß diese Trivialität

weiterer Erläuterung bedarf. Das bedeutet natürlich auch, daß Sprecher und Adressat, wenn

der Satz (xii) erfolgreich produziert und rezipiert werden soll, zumindest in dem Teilbereich,

um den in (xii) gehen soll, um weitgehend identische Kenntnissysteme verfügen müssen.

Diese Tatsache mag man mit dem Terminus "shared knowledge" (der Interaktionspartner)

belegen, entscheidend ist jedoch nicht der Terminus, sondern die Nicht-Bezweifelbarkeit der

skizzierten Tatsache als solche. Deshalb ist es erstaunlich, wenn Prince (1981) als Resumé

aus der Diskussion der drei givenness-Konzepte kategorisch postuliert: "As a first step, let us

discard the term SHARED KNOWLEDGE once and for all, for it has given rise to great

confusion" (p.232). Prince zufolge impliziert die Annahme, daß Individuen über "shared

knowledge" verfügen, die Vorstellung von einem allwissenden Beobachter und

berücksichtige nicht, was normale Menschen tun, wenn sie miteinander verbal interagieren:

"The view that says that each individual has a belief-set and that, for any two individuals, the

belief-sets may be overlapping, the intersection constituting «shared knowledge», is taking

the position of an omniscient oberserver and is not considering what ordinary, nonclairvoyant

humans do when they interact verbally" (Prince 1981, 232). Ich halte diesen Einwand weder

für einschlägig noch für stichhaltig, wobei es, nota bene, nicht um den Terminus "shared

knowledge" geht. Aus der Tatsache, daß ein Sprecher von Annahmen über Kenntnissysteme

seines Adressaten ausgeht, zu schließen, daß er damit als "allwissender Beobachter" kon-

zipiert werde, ist ein logisch unzulässiger Schluß. Zumal ja gerade die von Prince apostro-

phierte normale verbale Interaktion zwischen "nonclairvoyant humans" empirische Belege

dafür liefert, daß der Sprecher mehr oder weniger partiell unzutreffende Annahmen über die

Kenntnissysteme seines Adressaten zugrundegelegt hat, wie etwa eine mögliche Reaktion auf

Satz (xii) verdeutlichen mag:

(xiii) Wovon redest du überhaupt, was ist denn überhaupt die päpstliche Schweizergarde

und was zum Teufel ist denn ein, wie hieß das noch mal, ein Stasi, richtig?, ein Stasi-Mit-

arbeiter?

Prince schlägt, "for the lack of something better" (Prince 1981, 233), den Terminus "assumed

familiarity" vor. Es ist offenkundig, daß Prince auch durch diese terminologische

Entscheidung nicht darum herum kommt, von "Annahmen" des Sprechers über Annahmen

und Wissensbestände des Adressaten auszugehen; "assumed familiarity" kann immer nur

bedeuten "Vertrautheit" ("familiarity") mit bzw. in bezug auf etwas, d.h. etwa bezüglich der

Äußerung von Satz (xi), daß der Sprecher annimmt, daß das Konzept von päpstliche

Schweizergarde dem Adressaten "vertraut" ist, bzw. ein Bestandteil seiner Wissensbestände

bzw. Kenntnissysteme ist. Unabhängig davon also, ob man den Terminus "shared knowled-

ge" favorisiert oder nicht, die kognitiven Prämissen, die auf diese Weise erfaßt werden

sollen, bleiben von der Wahl des Terminus "assumed familiarity" anstelle von "shared

knowledge" unberührt.

Das wird sofort schlagend deutlich, wenn wir uns den Erklärungen zuwenden, welche Prince

für die einzelnen Kategorien ihrer Taxonomie vorschlägt. Eine Entität, die ein Sprecher zum

ersten Mal in den Diskurs einführt, bezeichnet Prince (1981) als "neu" (vgl. Prince 1981,

235). Gehen wir zur Veranschaulichung von folgender Interaktionssituation aus; mein

Kollege Enrique und ich, wir treffen uns meistens ein Mal in der Woche, um uns über Fragen

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auszutauschen, die im Zusammenhang mit unserem gemeinsamen Forschungsprojekt

auftreten. Hier ein Ausschnitt (in vereinfachter Transkription) aus der verbalen Interaktion

während des letzten Treffens (während des Mittagessens in der Mensa):

(xiv) R.: hola Enrique

E.: Hallo Reinhard

R.: Na, wie ist es? Hast du eine Nachricht aus Goiânia?

E.: Ja habe ich, aber ich sage jetzt gar nichts mehr, ich habe dir eine e-mail von Oto

weitergeleitet.

R.: Ja und, machs doch nicht so spannend, was steht denn drin? Ist jetzt doch wieder

Geld da?

E.: Ja, das klingt ganz euphorisch, du weißt ja, FUNAPE hat den Antrag abgelehnt,

aber sie haben, wie es scheint, otras fuentes de financiación gefunden.

R.: Das wäre ja super, ok ich werde mir erst einmal die e-mail ansehen.

Prince (1981) unterscheidet zwei Typen "neuer" Information; im ersten Fall, wenn "the

hearer may have had to CREATE an new entity" (p.235), spricht Prince von "brand-new"42

;

im zweiten Fall, - und hier wird explizit deutlich, was natürlich in entsprechender Weise

auch für den ersten gilt, daß es nicht ohne "Annahmen" des Sprechers über die Wissens-

bestände des Adressaten geht - , "the hearer may be assumed to have a corresponding entity

in his/her own model and simply has to place it in (or copy it into) the discourse-model"

(Prince 1981, 235). Für Prince liegt ein Fall von "brand-new" etwa in Beispiel (xv) vor:

(xv) S.:Ich habe mir ein wunderschönes Abenkleid gekauft (vgl. I bought a beautiful

dress (Prince 1981, 237)).

P.: Welche Farbe?

Vgl. demgegenüber die folgende Sequenz:

(xvi) P.: Ich habe zum Geburtstag ein Kajak geschenkt bekommen.

S.: Was ist denn ein Kajak?

P.: Ein Kajak ist ein Boot, das ...

Zwischen den drei indefiniten Nominalphrasen eine Nachricht (xiv), ein wunderschönes

Abendkleid (xv), sowie ein Kajak (xvi), die nach Prince (1981) alle als "brand-neu" ein-

zustufen wären, bestehen Unterschiede, welche, - dies keineswegs nur am Rande bemerkt -,

nicht erkennbar sind, wenn die Sätze, in denen die genannten drei Nominalphrasen vorkom-

men, ohne Berücksichtigung des weiteren konkreten Diskurs-Kontextes beschrieben werden.

Zur Evaluierung von eine Nachricht aus Goiânia (vgl. xiv) ist nachzutragen, daß die

Interaktanten E. und R. bereits in früheren Diskursen über eine Nachricht, die sie aus Goiânia

erwarten, gesprochen haben. D.h. diese bis zum Zeitpunkt der Äußerung von eine Nachricht

aus Goiânia in (xiv) inexistente Nachricht ist bereits mehrfach Topik der Diskurse

von E. und R. gewesen, und damit im Sinne von Prince (1981) eine Entität, die bereits

Bestandteil der "Diskurs-Welt" von E. und R. ist43

. Wie bereits erwähnt, beschreibt Prince

(1981) die "brand-neu"-Situation in der Weise, daß "the hearer may have had to create a new

entity" (p.235). Durch die Nominalphrase eine Nachricht aus Goiânia in (xiv) wird bei dem

Hörer E. keine neue Entität in die Diskurs-Welt eingeführt. Wenn es sich also nicht um ein

42

Silva-Corvalán 1984 verwendet dafür die spanische Übersetzung "totalmente nueva" (p. 3). 43

Vgl. Prince (1981): "the hearer may be assumed to have a corresponding entity in his/her own model"

(p.235)

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Beispiel für "brand-neue" Information handelt, welche Kategorie aus Prince's Taxonomie

trifft dann zu? Wahrscheinlich "unused", die Prince als Subkategorie von "neu" konzipiert: in

Satz (xvii) beispielsweise

(xvii) (a) Noam Chomsky went to Penn

ist Noam Chomsky "unused", wenn er diskurs-initial verwendet wird, weil der Sprecher

unterstellt, daß die entsprechende Entität "in the hearer's model" (Prince 1981, p.232)

vorhanden ist. Doch was besagt diese Kategorisierung eigentlich, daß die NP Noam Chomsky

eine "neue", insbesondere eine noch nicht, also zum ersten Mal in dem betreffendenDiskurs

geäußerte Konstituente ist, anderes als eben genau dies und nicht mehr, daß dies der Fall ist;

andererseits hat Prince zu Recht betont, daß es nicht darum gehen könne, zu untersuchen,

was im einzelnen Individuen über die "belief-states" d.h. Kenntnissysteme anderer

Individuen wissen oder vermuten, es sei denn daß "that knowledge and those hypotheses

affect the forms and understanding of LINGUISTIC productions" (Prince 1981, 233).

Also ist die Frage, die uns im Zusammenhang der Untersuchung von Konstituentenabfolge-

Typen und präferierter Argument-Struktur interessieren muß, die, ob Kategorien wie "brand-

neu", "neu" , "noch nicht benutzt (unused) = zum ersten Mal benutzt" mit der internen

Struktur und Position von Konstituenten korrelieren.

Meine These ist, daß es nicht Kategorisierungen wie "neuer Referent" "noch nicht ver-

wendeter" oder "erstmals verwendeter Referent" , usw. sind, welche mit der internen

Struktur und/oder der Position von Konstituenten im Satz korrelieren. Ich

argumentiere dafür, daß vielmehr das Merkmal [Identifizierbarkeit] eine entscheiden-

de Variable für die interne Struktur und die Position der Konstituenten ist.

Im Rahmen dieser Argumentation ist es auch nötig, den Begriff "der Diskurs" zu reflektieren.

Was ist normalerweise gemeint bzw. impliziert, wenn gesagt wird, daß ein "neuer Referent"

in den Diskurs eingeführt wird? Um noch einmal auf die Interaktion von E. und R. (vgl.

Beispiel xiv) zurückzukommen: der Diskurs, aus dem das Beispiel (xiv) genommen wurde,

umfaßt die Gesamtheit der verbal-kommunikativen Interaktionen, deren Anfang durch die

Begrüßung und deren Ende durch die Verabschiedung von E. und R. markiert wird? Wenn

aber, wie ich beschrieben habe, zwischen E. und R. eine Reihe von raum-zeitlichen

voneinander abgetrennten Diskursen stattgefunden haben, durch die das konstituiert wurde,

was ich als die geteilte Diskurs-Welt von E. und R. bezeichnen will, und wenn, wie ich

gezeigt habe, durch die NP eine Nachricht aus Goiânia auf etwas referiert wird, was bereits

in früheren Diskursen der geteilten Diskurs-Welt von E. und R. Thema gewesen ist, dann ist

ganz offenkundig die Tatsache der "Erst-Erwähnung" dieser NP in dem spezifischen Diskurs,

aus dem (xiv) stammt, völlig belanglos für die Form und die Position dieser Konstituente.

Die Beschränkung auf die Betrachtung des spezifischen Diskurses, aus dem (xiv) stammt,

greift zu kurz, indem sie die Entitäten, welche die geteilte Diskurs-Welt von E. und R.

unberücksichtigt läßt. M.a.W. die Frage der "Neuheit" bzw. "Erst-Erwähnung" darf nicht in

bezug auf den spezifischen Einzel-Diskurs, sondern muß in bezug grundsätzlich auf die

(gesamte) geteilte Diskurs-Welt von Interaktionspartnern gestellt werden. Im übrigen partizi-

pieren die Interaktanten E. und R. natürlich nicht nur an der geteilten Diskurs-Welter, sondern

konstituieren Diskurs-Welten mit anderen Interaktanten, so etwa mit dem Fernsehen, so daß

E. an einer geteilten Diskurs-Weltetv und R. an einer geteilten Diskurs-Weltrtv teilhaben. Und

sowohl R. als auch E. unterstellen einander wechselseitig (bis zu einem gewissen Grade)

Teilhabe an diesen Diskurs-Weltenetv,-rtv, was u.a. sich darin manifestieren kann, daß R.

einen spezifischen Diskurs seiner mit E. geteilten Diskurs-Welt damit beginnt, daß er E.

fragt:

(xviii) (a) R.: Na, Enrique, wie fandst du denn den neuen Schwarzenegger?

(b) E.: Na ja, Terminator zwei fand ich besser.

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Hätte E. statt (xviii) (b) mit (xviii) (c) geantwortet:

(xviii) (c) E.: Kannst du mir mal sagen, Reinhard, worüber du eigentlich sprichst.

wäre zum einen interaktiv dokumentiert, daß R. unzutreffende Vermutungen hinsichtlich der

nicht mit ihm geteilten Diskurs-Welten seines Kollegen E. hat, zum anderen könnte eine

Situation entstehen, in der in einem plausiblen Sinne der Beschreibung von Prince (1981) für

"brand-new" der Hörer "had to CREATE a new entity" (Prince 1981, 235):

(xviii) (d) R.: entschuldige, Enrique, ich dachte du kennst diesen österreichischen Body-

Builder, der in Hollywood...

Nur für Fälle wie in (xviii) (d), wie auch in (xvi) (Was ist denn ein Kajak?) halte ich die

Anwendung des Begriffs "brand-new" für angebracht; bemerkenswert dabei ist, daß diese

Situation nur entsteht, wenn der Sprecher hinsichtlich der Kenntnissysteme seines Adressaten

irrt, d.h. "brand-new" in den Beispielen (xvi) und (xviii) ist eine Hörer- bzw. Adressaten-

Kategorie, und zwar insofern als ein Konzept von Kajak nicht Bestandteil der Kenntnis-

systeme des Adressaten ist. Verallgemeinernd ist daraus zu schließen, daß die konkrete

Analyse der einzelnen Nominalphrasen unter dem Gesichtswinkel ihres informationsstruktu-

rellen Status ("neu/nicht-neu" (wenn überhaupt), "ersterwähnt/vorerwähnt", "(nicht-)identifi-

zierbar", usw.) nicht darauf gerichtet sein kann, vermutete Intentionen des Sprechers

bezüglich des Informationsstruktur-Status der Nominalphrasen zu beschreiben. Letztlich hat

in der Interaktion eine Nominalphrase hinsichtlich des Informationsgehalts nicht den Status,

den der Sprecher aufgrund seiner Vermutungen intendiert, daß sie ihn haben möge, sondern

den Status, welchen der Adressat/Hörer dieser Nominalphrase zuschreibt. Deshalb ist es zwar

unter Umständen zutreffend, die Verwendung der Nominalphrase Noam Chomsky (und nicht

etwa beispielsweis a man named Noam Chomsky) in (xvii)(a) am Anfang eines Diskurses als

Grammatikalisierung bzw. konventionellen Marker für die Referenz auf einen Referenten zu

beschreiben, den der Sprecher als zum Weltwissen des Adressaten gehörig vermutet; aber

daß diese Konstituente im Diskurs bisher noch "unused" war, wird durch keine sprachliche

Form markiert; insofern wird ein weiteres Mal deutlich, daß Prince's Kategorie "unused"

belanglos ist, und zwar nicht nur für die Untersuchung der Konstituenten-Struktur und -

Abfolge.

Bei der Beschreibung der Informationsstruktur dieses Satzes (xvii) (a) innerhalb eines

Diskurses, d.h. innerhalb konkreter Interaktionen ist darüberhinaus aber entscheidend, wie

der Adressat/Hörer den Informationsstatus der NP Noam Chomsky interpretiert. Wenn

jemand, was gegen Ende dieses Jahrtausends zunehmend der Fall sein dürfte, auf den Satz

(xvii) (a) mit der Frage reagiert:

(xvii) (b) Who is Noam Chomsky?

dann wäre die NP Noam Chomsky in (xvii) (a) als nicht-identifizierte bzw. nicht-identizier-

bare Entität zu zählen.

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Ich fasse zusammen:

im Unterschied zu Ashby/Bentivoglio (1993), die in ihren statistischen Erhebungen die

Argument-Rollen S, A, X und O (vgl. oben Kaiptel xx) in Anlehnung an Prince (1981)

dichotomisch als "brand-new" oder "non-new" einstufen, halte ich diese Kategorien für

inadäquat, wenn es darum geht, die sprachliche Form (etwa die Verwendung des indefiniten

oder definiten Artikels, usw.) der Konstituenten und/oder ihre Position innerhalb des Satzes

zu erklären. Die sogenannten Ersterwähnungen im Rahmen eines willkürlich aus den (mehr

oder weniger) geteilten Diskurs-Welten der Interaktanten herausgegriffenen Diskurses sind

im Hinblick auf diese Diskurs-Welten meistens tatsächlich Wiedererwähnungen. Es stellt

unter diesem Aspekt eine belanglose Festellung dar, daß gewissermaßen automatisch jede am

Anfang eines (für die Analyse aus den Diskurs-Welten herausgeschnittenen) Diskurses

auftretende Konstituente als "neu" bzw. "Erst-Erwähnung" eingestuft wird. In meinem

Modell ist die entscheidende Kategorie, d.h. die Kategorie die mit bestimmten Strukturen der

Konstituenten und/oder ihrer Abfolge korreliert, die Kategorie der Identifizierbarkeit bzw.

Nicht-Identifizierbarkeit44

.

Eine Definition, mit der ich in wesentlichen Elementen übereinstimme, hat Payne (1992)

vorgeschlagen: "Information is identifiable [Hervorhebung Payne, MH] if the speaker

assumes that the hearer will be able to pick out and establish reference for it, based on

information already available within th universe of discourse" (Payne 1992, 142).

In zwei Punkten divergiere ich allerdings von diesem Definitionsvorschlag: erstens halte ich

im Hinblick auf das Definiendum "identifizierbar" den Terminus "Information" für bias-

verdächtig; "identifizierbar" sind nicht in einem zu allgemeinen Sinne "Informationen"

sondern Referenten. Zweitens vertrete ich die Auffassung, daß "identifizierbar" als Hörer/-

Leser/Adressaten-Kategorie konzipiert werden muß. D.h. ein Referent ist nicht deshalb, wie

Payne (1992) sagt, identifizierbar, weil der Sprecher annimmt, daß der Hörer in der Lage ist,

einen Referenten auszumachen; ein Referent ist in der Realität der konkreten verbalen

Interaktion nur dann "identifizierbar", wenn der Hörer/Adressat tatsächlich eine Identifikation

vorgenommen hat, bzw. wenn die Interaktion keine Indizien dafür liefert, daß er diese

Identifkikation nicht vorgenommen hat45

Aus dem Text allein ist nicht ersichtlich, ob S2

weiß, was Cativation ist, d.h. ob er einen Referenten "identifiziert" hat oder nicht.

Entscheidend sind also nicht Vermutungen des Sprechers, noch auch des Linguisten darüber,

ob ein Hörer "tatsächlich" eine Identifikation vorgenommen hat oder nicht, sondern einzig

und allein, wie in der Interaktion damit umgegangen wird. Unter Berücksichtigung dieser

Kritikpunkte an Payne's (1992) Definition schlage ich folgende Definition von

"identifizierbar" vor:

44

Vgl. dazu auch Wehr 1994: "Was den Informationswert eines Konzeptes angeht, so kann man unter-

scheiden zwischen "neu vs. nicht-neu" (bezogen auf seine Erwähnung im Diskurs) und "gegeben vs. nicht-

gegeben" (bezogen auf seine Identifizierbarkeit für den Hörer [Hervorhebung MH], cf. Wehr 1984:7ff. Das

Element in der "LD"-Konstruktion ["left-detachment"-Konstruktion, MH] kann neu im Diskurs sein, wenn es das

Merkmal [+gegeben] hat, d.h. wenn es identifizierbar ist aufgrund der Situation oder aufgrund seines

Vorhandenseins im "permanenten Register" des Gesprächspartners, das durch Konzepte konstituiert wird, die zu

seinem Wissen von der Welt und von seinerem engeren Lebensbereich gehören" (Wehr 1994, 9). D.h. daß die

Identifizierbarkeit die Voraussetzung dafür darstellt, daß eine LD-Konstruktion das Merkmal [+neu] haben

kann. 45

Es gibt ja bekanntlich nicht selten Situationen, in denen der Hörer (z.B. mangels entsprechenden

Weltwissens) nicht in der Lage ist, den Referenten einer NP zu identifizieren, aber dies seinem

Interaktionspartner nicht zugeben will, d.h. sich so verhält, als habe er eine Identifizierung vorgenommen, z.B:

S1: Wovon handelt eigentlich die Dissertation deines Sohnes?

S2: Von Cativation.

S1: Ah ja, und wieweit ist er damit.

S2: Er will bis zum Ende des Jahres damit fertig sein.

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Identifizierbar ist der zählbare Referent einer Nominalphrase x, wenn der Adressat/-

Hörer in der Lage ist, Merkmale/Attribute/Charakteristika anzugeben, durch welche

der Referent von allen anderen möglichen Referenten des lexikalischen Teils der

Nominalphrase x unterschieden werden kann.

Vgl. zur Erläuterung die beiden folgenden Beispiele:

(xx) Hubo un elefante en mi jardín.

(xxi) Hubo (estuvo) otra vez el elefante en mi jardín que habíamos visto por primera vez

hace pocos días.

In (xx) hat un elefante das Merkmal "nicht-identifizierbar", weil der Hörer nicht in der Lage

ist, einen "Referenten" zu etablieren, d.h. Merkmale etc. anzugeben. durch welche sich dieser

Elephant von allen anderen Elephanten, die meinen Garten ebenfalls besuchen könnten, zu

unterscheiden. In (xxi) hat el elefante das Merkmal "identifizierbar", und zwar nicht, weil wir

als Leser/Hörer nunmehr wüßten, ob es sich um einen afrikanischen oder indischen

Elephanten handelt usw., sondern aufgrund des referenz-konstitutiven Merkmals "der, über

den ich das letzte Mal gesprochen habe" , d.h. weil es sich (allem Anschein nach) um eben

den Elephanten handelte, über den bereits gesprochen wurde46

. Dabei ist es unerheblich, ob

(xxi) diskurs-initial vorkommt, oder in dem aktuellen Diskurs zum ersten Mal erwähnt wird;

entscheidend ist, ob der Elephant zum Zeitpunkt der Äußerung von (xxi) bereits in der

geteilten Diskurs-Welt der Interaktanten von (xxi) vorhanden ist oder nicht47

. Demenstpre-

chend definiere ich als "nicht-identifizierbar":

Nicht-identifizierbar ist der zählbare Referent einer Nominalphrase x, wenn der

Adressat/Hörer nicht in der Lage ist, Merkmale/Attribute/Charakteristika anzugeben,

durch welche der Referent von allen anderen möglichen Referenten des lexikalischen

Teils der Nominalphrase x unterschieden werden kann.

Ashby/Bentivoglio (1993) haben die Distribution des Faktors "brand-neu" im Sinne von

Prince (1981) auf die syntaktischen Rollen A, S, X und O untersucht. Zwar ist zu erwarten,

daß in den meisten Fällen die (nicht-relevante) Kategorisierung "brand-neu" mit der Katego-

risierung als "nicht-identifizierbar" koinzidiert; aber grundsätzlich ist zunächst davon auszu-

gehen, daß die Korrelation der genannten syntaktischen Rollen ausschließlich mit dem Faktor

"identifizierbar", wie ich sie in meiner Untersuchung vorhabe, einen einfachen Vergleich

meiner Ergebnisse mit denen von Ashby/Bentivoglio (1993) ausschließt.

Die übrigen Kategorien von Prince's Taxonomie der "Assumed Familiarity", nämlich die

unter "inferrable", sowie unter "evoked" subsumierten Informationswerte brauchen hier nicht

weiter im Detail erörtert zu werden. Durch diese Kategorien werden zwar unterschiedliche

Akzessibilitäts-Modi beschrieben; diese Akzessiblitäts-Modi kovariieren allerdings nicht mit

bestimmten sprachlichen Strukturen, sei es hinsichtlich der Verwendung von (in)definiten

Artikeln, sei es hinsichtlich der Position der Konstituenten, oder sei es schließlich hinsicht-

lich der im Spanischen wichtigen Problematik der Linksversetzungen ("topicalización" und

"dislocación a la izquierda") mit oder ohne koreferentielles Pronomen. Alles in allem fallen

sie dementsprechend gleichermaßen unter das Merkmal "identifizierbar"48

.

46

Du Bois (1987) definiert "a mention [scil. "a reference item complex", Du Bois 1987, 813] as GIVEN if it

referred to an entity mentioned previously (...); or if the referent was notably present in the context of situation,

as in the case of the speaker and addressee" (p.816). 47

Vgl. dazu auch Meyer-Hermann (1990): "Los sujetos mencionados por primera vez en un discurso donde

el referente es identificable, no transmiten información nueva, puesto que no están introducidos por primera vez

en el sistema de conocimiento de los interlocutores" (78). 48

Du Bois 1987 unterscheidet im Prinzip zwischen "given" (vgl. Anm. 6), "new" [scil. "a referent that had

not been mentioned previously (and was not the speaker, addressee, or a frame dependent" (p.816)] und

"accessible": "if it was part of a previously evoked, entity-based frame" (p.816). In den statistischen Erhebungen

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Die Merkmale [spezifisch], [generalisierend] und [generisch]

a) [spezifisch]

In einer bemerkenswerten Untersuchung zu der Frage, ob das Vorhandensein eines korefe-

rentiellen klitischen Pronomens als Kriterium für die gängige Unterscheidung zwischen

"topicalización" und "dislocación a la izquierda" dienen kann (vgl. Rivero 1980, Vallduví

1988)49

, hat Fernández Soriano (1989) gezeigt, "que la presencia del clítico en las oraciones

con dislocación obedece a factores más generales que tienen que ver con la naturaleza del

constituyente en TEM [scil. "tematizado", MH] y no con el tipo de estructura" (p. 598).

Fernández Soriano (1989) diskutiert die These von Suñer (1987), wonach "los clíticos

acusativos están intrínsecamente marcados como «específicos», en el sentido de que la

referencia de un SN [scil. sintagma nominal, MH] específico puede ser identificada [Her-

vorhebung MH] con un X concreto en contexto lingüístico" (Fernández Soriano 1989, 603).

Fernández Soriano (1989 kann zeigen, daß das Merkmal "spezifisch" auch für "Dative" gilt,

weil ein Satz, in dem das indirekte Objekt indefinit ist, nicht mit klitischem Pronomen stehen

kann:

(xxii) * Creo que sólo les duele la cabeza a personas inteligentes (Fernández Soriano 1989,

603).

M.a.W. "dislocación a la izquierda" kommt im Spanischen ohne koreferentielles Pronomen

vor, wenn das Nominalsyntagma das Merkmal [-spezifisch] hat. Die Nicht-Verwechsel-

barkeit des Merkmals [spezifisch] etwa mit dem Merkmal "Definitheit" erhellt daraus, daß

Vallduví (1988) die explanatorische Inadäquatheit des Kriteriums "Definitheit" für die "Left-

Dislocation" und "Topicalization"-Distribution gezeigt hat (vgl. Vallduví 1988, 396)50

. Auch

indefinite Nominalphrasen können nämlich, sagt Vallduví, in einer "Left-Dislocation"-

Konfiguration, d.h. mit koreferentiellem Pronomen vorkommen. Vallduví's (1988) Beispiele:

(xxiii) Una entrevista informal la soportaría mejor

(xxiv) Algunas personas no las puedo ni ver.

Ein Beispiel aus meinem Material (hier: Interview mit Luís de Vilallonga, Antena tres,

Radio, 1983):

(xxv) A un rey nunca se le conoce de verdad.

In Vallduví's Versuch, den Unterschied zwischen prototypischer "topicalización" und

prototypischer "dislocación a la izquierda" zu erklären, spielt das Merkmal [spezifisch] keine

Rolle. Für Vallduví ist stattdessen "Fokus" der maßgebliche Faktor. Danach ist das vor-

angestellte Objekt der Topikalisierungs-Abfolge fokussiert, die vorangestellte Nominalphrase

der "dislocación a la izquierda" nicht-fokussiert. Auf den Faktor "Fokus" gehe ich ausführ-

licher weiter unten ein (vgl. dazu Kapitel xxxxx). Nur soviel sei schon an dieser Stelle

angemerkt; zentrales Definiens der "focal construction" bei Vallduví (1988) ist die Betonung

("tonically stressed element", p.393), der "non-focal-construction", daß das linksversetzte

Element "not the tonically stressed constituent" (ibidem) ist. Tatsächlich, d.h. konkret zieht

legt Du Bois (1987) allerdings doch nur die Unterscheidung "new" vs. "non-new" zugrunde, "since accessible

mentions seem to pattern most like given mentions" (p.816). So auch Wehr 1994: "Auch Konzepte, deren

Existenz aus dem Vortext "ableitbar" ("inferrable" nach Prince 1981) ist, sind für das Gegenüber identifizierbar

und damit [+gegeben]" (p.10). 49

Vgl. etwa die Sätze Dinero no tengo ("topicalización) vs. La cartera no la encuentro ("dislocación a la

izquierda"). 50

Vgl. demgegenüber jedoch Mendieta/Molina (1992?), die in der Dichotomie "determinación" vs.

"indeterminación" das entscheidende Kriterium für die Sequenzen OPV (Objekt-koref. Pronomen-Verb) bei

indirekten Objekten, sowie OV bei direkten Objekten zu sehen scheinen (vgl. p. 472).

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Vallduví (1988) allerdings in seiner Analyse isolierter Sätze die Betonung nicht wirklich in

Betracht. Ich werde im übrigen zu zeigen versuchen, daß sowohl "topikalisierte" als linksver-

setzte Objekte der sogen. dislocación a la izquierda Fokus des respektiven Satzes sein

können.

Bleibt abschließend noch die Frage: In welchem Verhältnis steht das Merkmal "spezifisch"

zu dem Merkmal "identifizierbar"? Was schon aus dem obigen Zitat ["identificada" hervor-

gehoben] ableitbar ist, wird von Fernández Soriano (1989) in einer Anmerkung explizit

verdeutlicht: "La especifidad parece definirse, por tanto, en términos de identificabilidad" (p.

603, Anm. 2). Für meine Untersuchung setze ich das Merkmal "spezifisch" dem

Merkmal "identifizierbar" (in meiner oben gegebenen Definition) gleich.

b) [generalisierend / partikularisierend], [generisch]

Ein weiteres bei Ashby/Bentivoglio (1993) untersuchtes Merkmal der Konstituenten, ist die

sogen. "generalizability" (vgl. Ashby/Bentivoglio 1993, 68f.); im Anschluß an Du Bois/-

Thompson (1991) werden "generalized NPs" nach Ashby/Bentivoglio (1993) dazu verwendet

"to refer to a class whose members are considered to be interchangeable or any instance of a

substance interchangeable with any other instance (...) Particularizing NPs are used to refer to

entities or a set of entities which are not considered to be interchangeable" (zitiert nach

Ashby/Bentivoglio 1993, 68). Beispielsweise, sagen Ashby/Bentivoglio (1993) ist "les

Parisiens (...) generalizing becaus it clearly refers to «a class whose members are ...

interchangeable.» On the other hand, Paris (...) is particularizing because it has a unique

referent." (p.67) Die Dimension dieser Unterscheidung bleibt trotz dieser Erklärung ebenso

wie ihre Operationalisierbarbeit etwas unklar51

. So wäre etwa zu fragen, inwieweit die

Unterscheidung zwischen "generalisierend" und "partikularisierend" auf die Unterscheidung

wie die zwischen (nicht-)zählbaren Nomina, "mass-nouns", Unikaten, usw. abbildbar ist. Im

übrigen liefern Ashby/Bentivoglio keinerlei etwa auf Beispiele bezogene Plausibilität für die

Hypothese, eine Kovariation von "Generalisierbarkeit/Partikularisierung" mit Argument-

Typen anzunehmen. Ashby/Bentivoglio (1993) haben keine signifikante Distribution des

Faktors "Generalisierbarkeit" in bezug auf die Argument-Rollen S und O feststellen können,

weisen aber darauf hin, daß dies auch ein Resultat unzureichender Daten sein könne (vgl.

Ashby/Bentivoglio 1993, 71 f.)52

. In meiner Erhebung wird der Faktor "Generalisierung/-

Partikularisierung" in der bei Ashby/Bentivoglio (1993) zugrundegelegten Definition nicht

berücksichtigt.

In diesem Zusammenhang kann ein Faktor nicht unerwähnt bleiben, den Garrapiz Encontra

(1995) als "significado genérico" (p.76) bezeichnet. Garrapiz Encontra deutet die Möglich-

keit an, daß dieser Faktor einen Einfluß auf die Struktur vorangestellter direkter Objekte im

Spanischen zu haben scheint. D.h. es ist sicher kein reiner Zufall, daß in den "klassischen"

Beispielen für "topicalización", etwa dinero no tengo, d.h. die Linksversetzung des Objektes

ohne koreferentielles Pronomen, die Nominalphrase eine "generische" Bedeutung hat? Auf

diesen Zusammenhang hat bereits Contreras (1978) anhand von Beispielen wie

(xxiii) Trigo no (lo) hay en este país

(xxiv) Dictadores (los) hay muchos en esta pobre América

hingewiesen. Ein weiteres dieser Hypothese entsprechendes Beispiel aus meinem eigenen

51

Vor allem die Bedingung der Nicht-"interchangeability" bleibt in der Erläuterung der "particularizing

NPs", die dazu verwendet werden "to refer to entities or a set of entities" (vgl. Ashby/Bentivoglio 1993) eher

opak. 52

Mutatis mutandis gilt diese Einschränkung natürlich auch, wenn sie denn schon gemacht wird, für die

Korrelationen, welche Ashby/Bentivoglio (1993) als signifikativ herausstellen.

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corpus wäre:

(xxv) Reyes he conocido dos o tres (entrevista con Vilallonga, emisón "Usted pregunta",

Antena 3 Radio, 1983).

In meiner Untersuchung von Konstituenten-Abfolge-Typen werde ich bei OVS-Strukturen,

d.h. bei linksversetzten Objekten sowohl erfassen, ob sie mit (oder ohne) koreferentielles

Pronomen vorkommen, als auch das Merkmal [generisch] des linksversetzten Objektes

als Variable berücksichtigen.

Fokus ungleich Topik

Wie ich bereits in dem Abschnitt über das Merkmal [spezifisch] dargelegt habe, zeichnet sich

etwa die Untersuchung von Vallduví (1988) u.a. dadurch aus, daß er versucht, die

Unterscheidung zwischen "Topicalización" und "dislocación a la izquierda" unter

Heranziehung des Merkmals "Fokus" zu erklären. Fokussierung des linksversetzten Objekts

wird danach durchgängig durch die Topikalisierungs-Struktur (ohne koreferentielles

Pronomen), nicht-fokussierte linksversetzte Objekte sind durchgängig "dislocaciones a la

izquierda" (mit koreferentiellem Pronomen). Als weiteres Unterscheidungsmerkmal führt

Vallduví an, daß das linksversetzte Element der "focal construction" den "focus of new

information" trägt, während in der "non-focal construction" das linksversetzte Element "in a

poset relation with another element already evoked in the discourse model" (Vallducí 1988,

393) steht. Hier wird deutlich, daß der Terminus "new information" nicht in dem oben

diskutierten Sinne (vgl. Kapitel xxx) verstanden werden kann. Selbstverständlich gibt es

Kontexte, in denen sich das fokussierte Element dinero der Topikalisierungs-Struktur dinero

no tengo auf bereits vorerwähntes dinero beziehen kann, d.h. weder eine Einführung eines

"neuen" Referenten in den Diskurs, noch auch dessen "consciousness" (was auch immer das

sein mag) impliziert. Vallduví's Konzept von "new information" kann sich daher

sinnvollerweise nur auf die relative Wichtigkeit, Relevanz und Bedeutsamkeit, welche die

übermittelte Information für den Adressaten hat, beziehen. Insofern argumentiert Vallduví

(1988), wenn er von "new information" spricht, auf der Ebene der Informationsstruktur, die

gemeinhin durch die Dichotomie "Fokus/Hintergrund" gekennzeichnet wird (vgl. Jacobs

1992, 1992a).

In diesem Abschnitt werde ich im wesentlichen die folgenden Punkte behandeln:

a) im Anschluß an meine oben ausführlich dargelegte Auffassung, daß es - abgesehen

von den extrem seltenen, auf der metasprachlichen Ebene interaktiv vollzogenen

Beispielen vom Typ Was ist ein Kajak (vgl. dazu oben, p.xxx) - nicht um mehr oder

weniger "neue" oder "alte" Referenten, sondern um deren (Nicht-)Identifizierbarkeit

geht, wird zu überlegen sein, ob und inwiefern Vallduví's (1988) Vorstellung, "neue"

(und damit implizit auch "alte") Information der Fokus-Ebene zuzuordnen, in

systematischer Weise mit Kategorien und Konzepten der Fokus-Hintergrund-

Unterscheidung in Einklang gebracht werden kann.

b) dazu wird es jedoch nötig sein, sich zunächst mit der in Lambrecht (1994), einer der

maßgeblichen Publikationen zum Thema "Informationsstruktur" aus jüngster Zeit,

vertretenen Auffassung auseinanderzusetzen, derzufolge, vereinfacht gesprochen, ein

Topik kein Fokus sein könne.

c) Diese Erörterung stellt die Voraussetzung dar für die Diskussion einiger Fokus-

Definitions-Versuche, an deren Ende die Festlegung auf einen Fokus-Begriff stehen

wird, der - besonders auch unter Berücksichtigung der Spezifika des zu

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untersuchenden corpus53

- dazu geeignet ist die mögliche Kovariabilität von Fokus

und Konstituenten-Abfolge systematisch zu erfassen.

Zu "topic" und "focus" bei Lambrecht (1994)

Lambrecht (1994) beschreibt "topic" als die Kategorie, welche mit der pragmatischen

Relation der "aboutness" zwischen Diskurs-Referenten und Propositionen in gegebenen

Diskurs-Kontexten zu tun hat; "focus" ist demgenüber für Lambrecht das Element in der

pragmatisch strukturierten Proposition, durch das die Aussage von der Präsupposition

differiert und welche die Aussage eines Satzes informativ macht54

. Lambrecht konzipiert

"topic" und "focus" als alternative Kategorien, d.h. als Kategorien, die auf ein und derselben

Analyse-Ebene situiert sind: "In the framework adopted here, sentence-initial elements may

either be topics or foci" (Lambrecht 1994, 117).

Angesichts der ja nicht erst seit Jacobs (1992) postulierten klaren Unterscheidung der beiden

Ebenen von topic/comment einerseits und Fokus/Hintergrund andererseits (vgl. etwa Jacobs

1992) stellt sich die Frage, welches Argument Lambrecht für diese abweichende, und deshalb

noch lange nicht vernachlässigbare Position vorbringt.

Die zentrale Problematik jeder Topik-Definition ist das Konzept der "aboutness". Was

bedeutet es, daß eine Proposition "über" ("about") einen Topik ist? Lambrecht schließ sich

Strawson's (1964) bekanntem "principle of relevance" an. Strawson versucht die Frage der

"aboutness" dadurch zu beantworten, daß er sagt, es gehe in der Kommunikation darum, "to

give or to add information about what is a matter of standing interest or concern" (Strawson

1964, 97). Wenn Topic "as a matter of standing interest or concern" konzipiert wird, dann

kann eine Aussage über einen Topic nur dann als "informativ" gelten, wenn diese Aussage

Information enthält "which is RELEVANT with respect to this topic" (Lambrecht 1994,

119). Letztlich wird damit die Frage nach dem topic eines Satzes auf dem Weg über die

Bestimmung der "aboutness" auf die Frage nach Kriterien für die Bestimmung dessen

verschoben, was denn "Gegenstand des gegenwärtigen Interesses" eines Satzes ist.

Lambrecht (1994) exemplifiziert die Problematik anhand des Satzes

(xxxi) The children went to school.

Um herauszufinden, ob children der Topic dieses Satzes sei, müßten wir wissen, "whether

the proposition expressed in this sentence is to be pragmatically construed [Hervorhebung

MH] as being about the children, i.e. whether the children designated by the noun phrase are

«a matter of standing current interest or concern» (Strawson) and whether the proposition

expressed in [(xxxi)] can be construed as relevant information about this matter"

(Lambrecht 1994, 120). Die Schwierigkeiten von Lambrecht's Topik-Begriff, die in letzter

Instanz dafür verantwortlich sind, daß Lambrecht "Topik" und "Fokus" als einander

wechselseitig ausschließend konzipiert, hängen fundamental damit zusammen, daß er

Strawson's Relevanz-Prinzip übernimmt. Dadurch wird die Topik-Haftigkeit einer Entität an

den Grad der Informativität (scil. "relevanc") der Proposition über die Entität koppelt. Dabei

ergibt sich eine zirkuläre Argumentation, die vor allem darin besteht, daß durch die Frage

nach der Relevanz der Information in bezug auf den möglichen Topik auf keine Weise

ausgeschlossen wird, daß die Proposition eine Information (relevant oder nicht) über diese

Entität enthält. M.a.W. wenn Lambrecht postuliert, daß eine Entität nur dann Topik ist, wenn

die in der Proposition über diese Entität enthaltene Information "with respect to this topic"

relevant ist, bzw. kein Topik ist, wenn die in der Proposition enhaltene Information nicht-

53

Hier geht es in erster Linie um die Tatsache, daß das corpus nur in transkribierter Form vorliegt,und diesen

Transkriptionen nur in begrenzter Weise über Akzent bzw. Intonation Auskunft geben. Zu den Merkmalen des

corpus im einzlnen vgl. Kapitel xxx. 54

"Whereby the assertion differs from the presupposition and which makes the utterance of a sentence

informative" (Lambrecht 1994,p. XIV).

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relevant, wird in jeder dieser beiden Bedingungen die "aboutness" der in der Proposition

enthaltenen Information über diese Entität impliziert, bzw. nicht ausgeschlossen.

Im übrigen postuliert Lambrecht (1994), daß die Frage, was denn als "relevante Information"

über eine Entität anzusehen sei, nur geklärt werden könne, wenn man den Kontext des Satzes

kennt, darüber hinaus "the communicative intentions the speaker had in making the

statement, and the state of mind of the addressee with respect to the referent in question" (p.

120). In der Hinsicht, daß Sätze ja allemal nur im Hinblick auf mögliche Kontexte

interpretierbar sind, und daß deshalb die Relevanz der in der Proposition enthaltenen

Information nur unter Bezugnahme auf Kontexte des Satzes bestimmt werden könnte, ist

Lambrecht zuzustimmen. Der Rest seiner Postulate, insbesondere der Einblick in die

"kommunikativen Intentionen" des Sprechers, gehört, soweit sich diese nicht sprachlich

manifestieren, in den Bereich der nicht-operationalisierbaren Spekulation.

Die Kontext-Bezogenheit der Topik-Haftigkeit veranschaulicht Lambrecht (1994) u.a anhand

der beiden folgenden Beispiele:

(xxxi) a. (What did the children do next?) The children went to SCHOOL.

b. (Who went to school?) The CHILDREN went to SCHOOL.

Lediglich in bezug auf (xxxi)(a) kann Lambrecht zufolge gesagt werden, daß der Referent der

Subjekt-Nominalphrase the children "properly" das sei, "«what the sentence is about»" (p.

121)55

, sodaß nur in diesem Fall the children der Topik sei (vgl Lambrecht 1994, 121). Im

Kontext der Frage von (xxxi)(a) sei es das Ziel der Antwort the children went to school, die

Kenntnisse, die der Adressat über die Kinder habe, die als etablierte Menge von Entitäten zu

betrachten seien, zu erweitern. Durch die Frage in (xxxi)(a) sei pragmatisch präsupponiert56

,

daß besagte Kinder bereits "matter of standing current interest and concern" (Strawson) seien.

Anders liegt für Lambrecht der Fall in (xxxi)(b), denn die Antwort "is NOT to be construed

as a statement about the children" (p. 122). Ihre kommunikative Funktion bestehe darin, den

Referenten zu liefern, nach dem durch das Interrogativ who gefragt werde. Was Lambrecht

hier unter der Hand vermengt ist, daß die Frage der "aboutness", die sich auf die

propositionale Struktur bezieht, nicht mit dem Hinweis auf die "kommunikative Funktion"

beantwortet werden kann. Man mag Lambrechts's Beschreibung der kommunikativen

Funktion der Antwort in (xxxi)(b) für zutreffend halten oder nicht; entscheidend ist, daß sich

die Notwendigkeit, die Analyse-Ebene der "kommunikativen Funktion" von derjenigen der

propositionalen Struktur zu unterscheiden, spätestens seit Searle (1969) nicht mehr

bestreitbaren Erkenntnis ergibt, daß ein und dieselbe propositionale Struktur dazu dienen

kann, unterschiedliche kommunikative Funktionen zu realisieren.

Im übrigen trifft es nicht zu, daß nur in (xxxi)(a) the children bereits etablierter Referent sind;

wenn man sich für (xxxi)(b) eine nicht-artifizielle kommunikative Situation vorzustellen

versucht derart, daß ein Sprecher S1 die Frage Who went to school? äußert, und ein Sprecher

S2 die Antwort The CHILDREN went to school, dann ist diese Antwort für S1 nur

interpretierbar, wenn er in der Lage ist the children einen Referenten zuzuordnen, der

wiederum zwangsläufig in dem weiteren Kontext dieses Dialogs, wenn auch nicht in der

Frage selbst, etabliert wurde. D.h. in (xxxi)(a) sowohl als auch in (xxxi)(b) wird via the

children auf im Diskurs-Kontext etablierte Referenten referiert. Für Lambrecht's

Argumentation ist demgegenüber zentral, daß er in die Frage who went to school als X went

to school repräsentiert, d.h. mit dem "missing argument" "X". Die NP the children in der

55

Genau genommen ist diese Feststellung unzutreffend, da es nicht "the sentence" ist, die "about" the

children ist, sondern ein Teil des Satzes, nämlich das Prädikat. 56

Die durch Chomsky (1971) in die Generative Grammatik eingeführte Opposition "Präsupposition vs.

Fokus" bezeichnet Jacobs 1992 als "besonders unglücklich" (vgl. p. 14, Anm. 1).

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Antwort the CHILDREN went to school könne sich gar nicht auf einen Referenten in der

Frage who went to school beziehen, weil diese keinen Referenten enthalte. Ich halte diese

Argumentation für irreführend und unzutreffend. Wenn man einmal, anders als Lambrecht,

nicht im Vakuum isolierter Sätze bleibt, gibt es für die Frage who went to school in erster

Linie zwei denkbare Vorkommenskontexte: zum einen kann es darum gehen, danach zu

fragen, wer aus einer Liste möglicher Entitäten zur Schule gegangen ist, d.h etwa die Eltern,

die Eltern und die Kinder, die Kinder, die Fortbildungswilligen, die Polizisten, etc. etc. Zum

anderen kann es sich um eine Rückfrage handeln, etwa wenn ein Adressat beispielsweise

akustisch nicht verstanden hat, wer es denn nun gewesen ist, der zur Schule ging. Das heißt:

eine empirisch einigermaßen adäquate Beschreibung der Sequenz in (xxxi)(b) kann sich nicht

auf die darin enthaltene Frage und Antwort beschränken.

In einem der Frage vorausgehenden Kontext wird eine Menge möglicher Kandidaten

(Referenten) etabliert, aus der durch die Antwort einer, the children, ausgewählt wird. In der

konkreten Kommunikation präsupponiert das Interrogativ who die Etablierung von

Referenten, aus denen durch die Antwort the CHILDREN [und nicht die Eltern, die

Polizisten, etc.] went to school ausgewählt werden kann. Das heißt who ist zu interpretieren

als "einer von den zuvor eingeführten, bzw. aufgrund des geteilten Weltwissens als

Kandidaten in Frage kommenden Referenten". Dies ist letztlich ein Beispiel für einen

Referenten mit dem Merkmal [nicht-identifizierbar]. In einer Hinsicht könnte man

Lambrecht zuzustimmen, nämlich, wenn er die Antwort als "identificational sentence" (vgl.

p. 122) bezeichnet, aber doch nur mit der Einschränkung, daß in der Tat the children eine NP

mit dem Merkmal [+identifizierbar] ist. Das Merkmal [identifizierbar] operiert aber weder

über (Nicht-)Topikalität eines Referenten noch auch über seine Funktion als (Nicht-)Fokus.

Lambrecht's Folgerung, daß the children in (xxxi)(b) nicht Topik, sondern eine besonderer

Typ von Fokus sei, den Lambrecht als "argument focus" bezeichnet (vgl. p. 122), muß daher

letztlich als unfundiert zurückgewiesen werden. Was damit nicht bezweifelt wird, ist der

Status der Konstituente the children in (xxxi)(b) als Fokus. Bestritten wird, daß Lambrecht

dieser Konstituente den Status als Topik abspricht, bzw. allgemeiner, daß er Topik und

Fokus als einander ausschließende Merkmale zu konzipieren versucht57

. Ich denke vielmehr,

daß die voranstehende Diskussion hinreichend deutlich gemacht haben dürfte, daß

Lambrecht (1994), entgegen seinen Intentionen, alles in allem eher sogar eine ganze Reihe

von Argumenten dafür geliefert hat, daß es keine Alternative zu der Modellierung gibt,

welche die beiden Ebenen "topic/comment" und "Fokus/Hintergrund" systematisch

auseinanderhält.

Die grundsätzliche Unterscheidung dieser zwei Analyse-Ebenen schließt natürlich

keineswegs aus, daß möglicherweise eine gewisse Affinität zwischen "Topik" und

"Hintergrund" bzw. "Nicht-Fokus" einerseits, sowie zwischen "comment" und "Fokus" bzw.

"Vordergrund" andererseits besteht. Ich sage "möglicherweise", weil trotz aller intuitiven

Plausibilität, die für die Annahme solcher Affinitäten zu sprechen scheint, auf der anderen

Seite auch nicht unberücksichtigt bleiben kann, was Tomlin (1995) anführt: "We still cannot

say clearly what a clause level theme or topic is, despite decades of trying and despite

relatively sympathetic tolerance among our colleagues for the definitions ultimately

employed. We end up relying on vague definitions whose application in specific data

analyses requires too much dependence on introspection or indirectly permits the use of

structural information in the identification of instances of the key category" (Tomlin 1995,

519/520).

57

Mit dieser Position steht Lambrecht (1994) im übrigen ziemlich allein, was selbstverständlich keine

inhaltliches Argument gegen seine Konzeption darstellt, wenn sie denn überzeugen könnte. Eine Lambrecht

(1994) ähnliche Konzeption scheint Herring 1990 zu vertreten, insofern sie "topic/theme" in Opposition zu

"comment/focus" behandelt (vgl. Herring 1990, 163).

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41

Wenn etwa versucht wird, die Kategorien "rheme" oder "comment" unter Zuhilfenahme von

Definientia wie "newsworthiness" oder "focal attention" zu definieren, wird damit

evidenterweise das Problem lediglich auf die Bestimmung eben dieser Beschreibungsbegriffe

verschoben, aber nicht wirklich eine operationalisierbares Verfahren für die präzise

Bestimmung von "rheme" geliefert (vgl. Tomlin 1995, 520). Auch die in Givon (1983) in

einer Reihe von Beiträgen praktizierte Untersuchungsstrategie "referential distance" und

referential persistence" zu messen, um auf diese Weise zu "objektiven" Daten über topic-

continuity zu gelangen, setzt im Grunde die Bestimmung dessen voraus, was bestimmt

werden soll, nämlich die Gewinnung von Kriterien zur Bestimmung von Topikalität. D.h. die

theoretische Frage danach, was denn genau es ist, " such measurements are measurements of"

(Tomlin 1995, 520) sind, wird auch auf diese Weise nicht beantwortet58

.

Wenn es in dieser Untersuchung darum geht, eine als repräsentativ intendierte Anzahl von

Sätzen des gesprochenen Spanisch unter dem Aspekt der Konstituenten-Abfolge zu

untersuchen, kann diese Analyse zunächst unabhängig von jeglicher Bestimmung von

"Topik" und "Comment" erfolgen. Insofern setzt die Konstituenten-Abfolge-Analyse kein

operationalisierbares Verfahren für die Bestimmung von "Topik" und "Comment" voraus.

Auch wenn ich also für diese Untersuchung gewissermaßen der Notwendigkeit enthoben bin,

ein operationalisierbares Analyse-Verfahren für "Topik" und "Comment" anzugeben, will ich

doch zumindest einige Argumentationslinien skizzieren, die meine Position in diesem

Zusammenhang verdeutlichen können. Diese Position ist in letzter Konsequenz auf die

methodologisch-theoretische Grundüberzeugung zurückzuführen, daß weder konstruierte

oder elizitierte Sätze mit mehr oder weniger konstruiertem Kontext, noch auch

Sprachproduktion in experimentellen Designs das (alleinige) Untersuchungsobjekt

linguistischer Analyse sein kann.59

Vielmehr ist es Aufgabe einer empirisch basierten

Grammatiktheorie, - und daß sie empirisch fundiert sein muß, unterstelle ich als Konsens - ,

die "Methoden" (im Sinne der ethnomethodologisch orientierten Konversationsanalyse) zu

beschreiben, derer sich die Interaktanten in der nicht-gesteuerten, natürlichen, d.h. durch sie

selbst regulierten verbal-kommunikativen Interaktion bedienen, um die jeweiligen kom-

munikativen Aufgaben zu lösen. "Methoden beschreiben" heißt, bezogen auf unser konkretes

Problem der Topik-Definition, (prototypische) sprachliche Strukturen angeben, derer sich der

Sprecher bedient, in der Annahme, daß sie dazu dienen könnten, eine bestimmte Entität als

Topik zu markieren, bzw. Interpretations-Prozeduren des Adressaten zu rekonstruieren,

aufgrund derer dieser eine bestimmte Entität als Topik auszeichnet. Das setzt

selbstverständlich voraus, daß es die Interaktanten als für das Funktionieren von verbal-

kommunikativer Interaktion nötig erachten, daß Entitäten als Topik markiert werden, d.h. daß

die Sprecher annehmen, durch das Markieren bestimmter Entitäten als Topik bestimmte für

das Funktionieren der Kommunikation unabdingbare Problemlösungen zu leisten, bzw. die

Adressaten über Interpretations-Strategien verfügen, aufgrund derer sie Entitäten als topik-

markiert identifizieren. Eine der grundsätzlichen Forderungen an eine empirische basierte

Grammatiktheorie ist die, daß die Beschreibungs-Kategorien Interaktanten-Kategorien sein

müssen, was natürlich nicht bedeutet, daß die Interaktanten etwa metakommunikativ den

Terminus "Topik" verwenden, damit dies als Beleg dafür gelten kann, daß "Topik" eine

Interaktanten-Kategorie ist. Nach meiner Auffassung kann kein Zweifel darüber bestehen,

daß, wenn denn Topik als eine Interaktanten-Kategorie hypostasiert wird, zwischen der

Sprecher-Kompetenz, eine sprachliche Entität als Topik zu markieren, und der Adressaten- 58

Tomlin's (1995) Verdikt über die bisherigen Versuche, Begriff wie "Topik" und "Comment" zu definieren,

ist, ohne seine Berechtigung im Grundsatz schmälern zu wollen, allerdings auch vor dem Hintergrund zu sehen,

daß Tomlin (1995) die Operationalisierbarkeit einer von ihm vorgeschlagenen Definition von "theme" als "the

referent which is focally attended at the moment of utterance formulation" (p. 545) im Rahmen eines

Experiments unter Beweis stellen will. 59

Vgl dazu auch Downing 1995, 4-8.

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Kompetenz, eine sprachliche Entität als topik-markiert zu interpretieren, ein mutuelles

Bedingungs-Verhältnis besteht. Indes, alle diese Präliminarien können nicht verhindern, daß

der analysierende Linguist, - selbst wenn er argumentiert, wie es ethnomethodologisch

orientierte Konversationsanlytiker etwas zirkulär vorschlagen, als Topik das auszuzeichnen,

was durch den Interaktanten als "Topik" behandelt wird - , schließlich doch um das Problem

nicht herumkommt, angeben zu müssen, welche sprachliche Struktur er aufgrund welcher

Kriterien als "Topik" bezeichnen will. Schließlich verfügt auch der analysierende Linguist als

Teilhaber der Sprachgemeinschaft, deren Textproduktionen er untersucht, grundsätzlich über

keine anderen Kompetenzen der Textproduktion und Textverarbeitung in bezug auf Topik-

Markierungs- bzw. Topik-Markierungs-Interpretations-Kompetenz als etwa die

Interaktanten, deren Interaktionen er analysiert. Und über diese Topik-Markierungs- und

Interpretationskompetenz verfügen die Interaktanten einer Sprachgemeinschaft nicht etwa,

weil sie sich an irgendeiner der vielfältigen Definitionen von "Topik" orientieren. Nichts

weniger als dies. An welcher dieser Definitionen sollten sie sich orientieren, und wie

funktioniert die verbal-kommunikative Interaktationnten der überwiegenden Mehrzahl all

derjenigen Sprachteilhaber, die den Beschreibungsbegriff "Topik" noch nie gehört haben?

Und selbst, wenn sie einen gehört haben, die offensichtliche Nicht-Operationalisierbarkeit

aller bisherigen Topik-Begriffe zeigt ja nur dies, daß sich keine Topik-Markierungs- und

Interpretations-Kompetenz eines Interaktanten an irgendeiner dieser Topik-Definitionen

orientieren dürfte, es sei denn, er wollte das Nicht-Funktionieren von Interaktion geradzu

provozieren.

Daß Konzepte, die durch Beschreibungsbegriffe wie "Topik", "Thema", etc. erfaßt werden

sollen, für die Interaktanten und die Interaktion relevant sind, d.h. Interaktanten-Kategorien

sind, läßt sich im Grunde nur auf einem einzigen Wege empirisch belegen, nämlich anhand

der Interaktionssituationen, in denen Interaktanten explizit metakommunikativ "aushandeln",

was das "Thema" der aktuellen Interaktion ist oder nicht, sein soll oder nicht usw. Wobei es

wiederum nicht darum geht, daß dabei Begriffe wie "Thema" expliziter Bestandteil dieser

Metakommunikation sind. Jeder von uns kann sich unschwer an Kommunikations-

Situationen erinnern, bzw. sich solche vorstellen, in denen Äußerungen enthalten sind wie

(XL) das ist doch jetzt gar nicht das Thema;

(XLI) wieso redest du über deine Arbeit, ich habe dich nach deiner Gesundheit

gefragt;

(XLII) kannst du mal bei der Sache bleiben;

(XLIII) ich möchte noch einmal auf den anfangs genannten Punkt zurückkommen;

(XLIV) wir kommen hier vom Hölzchen aufs Stöckchen;

(XLV) das tut doch jetzt hier gar nichts zur Sache;

(XLVI) ist doch kein Thema, etc.

Beispiel (XLVI) stammt aus einer verdeckt durchgeführten Aufnahme in einem Herren-

Bekleidungsgeschäft:

(XLVI) Kunde: Was meinen Sie, wäre es wohl möglich, daß die Hose bis Mittwoch

fertig ist?

Verkäufer: Kein Thema, Herr P., absolut kein Thema.

Kunde: Das ist ja prima, wunderbar. Jaaa, ach ja, ich hatte noch einen

Wunsch.

Verkäufer: Schießen Sie los, Herr P.

Kunde: Ja, Sie erinnern sich vielleicht, ich hatte vor kurzem bei Ihnen einen

Sakko gekauft, und da is doch im linken Revers so ein Loch, wie nennt

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man das nochmal, egal, das war aber noch zugenäht und ich wollte das

mit einer Rasierklinge öffnen und zack habe ich mir einen Schnitt ins

Revers gemacht, geht natürlich gar nicht, sieht einfach Scheiße aus,

Entschuldigung, ja und nun wollte ich Sie fragen, ob man das nicht

vielleicht kunststopfen könnte, ob Sie da jemand an der Hand haben,

der

Verkäufer: selbstverständlich, Herr P., ist doch kein Thema, bringen Sie den

Sakko mal vorbei und dann sehen wir weiter ...60

In den angeführten Beispielen (XL) bis (XLVI) wird in unterschiedlicher Weise darüber

metakommuniziert, was in der aktuellen Interaktion der "Gegenstand" ist, sein soll oder nicht

sein soll, "über" den geredet wird, geredet werden soll. Dies im einzelnen hier zu erläutern ist

nicht nötig. Daß es sich dabei auch nicht immer (nur) um den "Gegenstand" eines einzelnen

Satzes, sondern auch von Diskursen bzw. Diskurs-Teilen handelt, ist auch evident.

Entscheidend ist, daß die Existenz derartiger Metakommunikation über den "Gegenstand"

von verbal-kommunikativer Interaktion als empirischer Basis für die Hypothese gelten kann,

daß die implizite, oder im Falle des Mißlingens der impliziten Verständigung, die explizite

Verständigung über die "Gegenstände" "über" die geredet werden soll oder wird, zu den

diskurs-organisatorischen Aufgaben gehört, die jeder Interaktant (qua Interaktant) zu lösen

hat. Insofern ist es ohne Frage empirisch legitimiert, wenn in den Versuchen "Topik/Thema"

zu definieren, das Konzept der "aboutness" (vgl. meine obigen Darlegungen zu Lambrecht

(1994)) eine zentrale Rolle spielt. Lambrecht (1994) weist zu Recht darauf hin, daß es nicht

immer möglich ist, ein bestimmtes Element, insbesondere eine bestimmte Konstituente eines

Satzes ausfindig zu machen und zu bestimmen, daß dieses und kein anderes Element "Topik"

des Satzes ist. Und ist es sicher mehr als plausibel anzunehmen, wie Lambrecht sagt, daß es

Grade der Relevanz bezüglich der übermittelten Information gibt, und von daher auch Grade

bezüglich der Topikalität von Elementen eines Satzes (vgl. Lambrecht 1994, 119). Worin ich

nicht mit Lambrecht übereinstimme, ist, daß er diese Tatsache mit dem "inherently vague

character of the notions of aboutness and relevance" (p. 119) zu erklären versucht. Meiner

Auffassung darf die Tatsache, daß "abouteness" skalar, d.h. in Termini von mehr oder

weniger "about" konzeptualisiert werden muß, nicht mit "Vagheit" dieses Konzeptes

gleichgesetzt werden.

Daß nicht immer eine konkrete Konstituente eines Satzes als Topik dieses Satzes bestimmt

werden kann, ist dann nicht mehr überraschend, wenn man sich von der Vorstellung löst, daß

der Topik sich immer in Form einer konkreten, identifizierbaren Konstituente materialisieren

muß. Das bedeutet auch, daß das, was als Topik in der konkreten Interaktion gilt, nicht

(ausschließlich) als inhärente Eigenschaft einer Konstituente, sondern als eine Funktion der

Proposition "über" etwas konzeptualisiert werden muß. D.h. Topiks werden qua Aussage

über sie in der Interaktion interaktiv konstituiert. Außerdem ist davon auszugehen, daß eine

Aussage (scil. Propositionsakt) innerhalb bestimmter Rahmen eine Aussage über

unterschiedliche Topiks sein kann. Ich will das an einem Beispiel erläutern:

(XLVII) (a) A: ¿Cómo va tu padre?

(b) B: bueno pues de momento menos mal.

(c) B: Bueno, no sé si ya sabes que ha muerto mi madre.

Sowohl (XLVII) (b) als auch (XLVII) (c) werden hinsichtlich ihrer Topiks, wenn sie (im

60

Die Aufnahme enstammt aus dem Projekt "Verkauf-Gespräche" (OZ. 2368). Die Transkription erfolgt hier

unter Vernachlässigung von Details (auch auf der suprasegmentalen Ebene) zur besseren Lesbarkeit in einer

standardisierten Form.

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Sinne der Grice'schen Konversationsmaximen) als relevante Antworten auf (XLVII) (a)

gelten, dadurch definiert, daß der Hörer A von (XLVII) (b) und XLVII (c) durch diese

Antworten die Textverarbeitungs-Anweisung erhält, einen "Gegenstand" ausfindig zu

machen, "über" den die Aussagen in (XLVII) (b) und (XLVII) (c) als relevante Aussagen

interpretierbar sind.

In (XLVII) (b) wird durch die Ellipsen von Subjekt und Verb strukturell bewirkt, daß der

Hörer A die Leerstellen durch Subjekt (padre) und Verb (está) seines Fragesatzes füllt und

damit eindeutig padre als Topik von (XLVII)(b) auszeichnen kann.

In (XLVII) (c) ist zwar eine Aussage "über" die Mutter von B (mi madre ha muerto)

enthalten, dennoch wird der Topik dieser Antwort, wenn sie als relevante Antwort auf

(XLVII) (a) gilt, in welcher der "Gegenstand" der Interrogation padre ist, als beispielsweise

"mi padre" zu identifizieren sein.

Ich resümiere:

a) Lambrecht's (1994) Konzeption, Topik und Fokus als einander ausschließende

Konzepte zu modellieren, ist nicht haltbar.

b) die Schwierigkeiten, eine operationalisierbare "Topik"-Definition zu etablieren, d.h.

eine solche, die es erlaubt, in der konkreten Text-Analyse eine bestimmte Entität als

diejenige zu bestimmen, die "eindeutig" als "Topik" einer Äußerung fungiert, beruhen

nicht auf der von Lambrecht (1994) behaupteten "Vagheit" von Konzepten wie

"aboutness" oder "relevance" (im Sinne von Strawson 1964). ,

c) Wie an Beispiel (XLVII) erläutert ist der Topik einer Äußerung eine Funktion der

Relevanz (im Sinne Grice's) der in der Äußerung enthaltenen Aussagen in bezug auf

einen möglichen Topik, bzw. auf ein Spektrum möglicher Topiks. D.h. Topiks

werden interaktiv dadurch konstituiert, daß die Aussage eine Aussage "über" etwas

ist.

d) daß die bisherigen Topik-Definitionen in der konkreten Textanalyse weitgehend

inoperabel sind, resultiert vor allem daraus, daß diese Definitionsversuche sich

meistens darauf konzentrieren, bestimmte (prototypische) Merkmale für Entitäten

anzugeben, aufgrund derer diese als Topik fungieren können, bzw. als Topik inter-

pretiert werden.

e) Wenn man etwa die beiden Äußerungen bueno pues de momento menos mal und se

casó con Doña Sofía mit einander vergleicht, ist intuitiv einsichtig, ohne in

Einzelheiten gehen zu müssen, daß durch Aussagen (Propositionen) ein

unterschiedliches Spektrum an möglichen "Gegenständen" etabliert wird, "über"

welche die Aussagen als relevante (vgl. Grice) Aussagen angesehen werden können.

Im Hinblick auf den Kontext, in bezug auf den der Sprecher seine Äußerung als

"relevant" intendiert, hat der Sprecher, bedingt durch Struktur/Semantik seiner

Aussage einen Topik-Definitions-Spielraum, d.h. er definiert durch seine Aussage,

was er als Topik ansieht. Diesem Topik-Definitions-Spielraum würde es durchaus

entsprechen, wenn der Sprecher von (XLVII) (c) als Topik seiner no sé si ya sabes

que ha muerto mi madre nicht etwa das durch (XLVII) (a) vorgegebene "mi padre",

sondern "el estado de salud de mi padre" definieren würde.

Ich komme auf Vallduví (1988) zurück. Die Frage ist, welche Konsequenzen sich aus meinen

Überlegungen zur Problematik der Topik-Definition, sowie zur offenkundigen Inadäquatheit

von Lambrecht's (1994) Vorschlag, Topik und Fokus als alternative pragmatische Funktionen

zu konzeptualisieren, für die Einschätzung der Untersuchungsergebnisse von Vallduví (1988)

ergeben. Ich erinnere daran, daß Vallduví (1988) im Kern die Auffassung vertritt, daß

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fokussierte Konstruktionen im Spanischen syntaktisch durch "topicalización", nicht-

fokussierte Konstruktionen durch "dislocación a la izquierda" (scil. mit koreferentiellem

Pronomen) repräsentiert wird (vgl. Vallduví 1988,400)61

. Worüber sich Vallduví (1988) in

diesem Zusammenhang bemerkenswerterweise nicht äußert (zumindest nicht explizit), ist, ob

das linksversetzte Objekt in der Topikalisierungs-Konstruktion (scil. ohne koreferentielles

Pronomen) immer (qua Topikalisierungs-Konstruktion) automatisch auch "Topik" des Satzes

ist. Diese Hypothese würde auf der anderen Seite implizieren, daß in Sätzen des Typs a un

rey nunca se le concoce de verdad (scil. "dislocación a la izquierda" mit koreferentiellem

Pronomen) das linksversetzte Objekt vom Typ a una rey, abgesehen davon, daß es (nach

Vallduví 1988) nicht Träger des Satz-Fokus ist, zugleich auch nicht Topik des Satzes sein

könnte. Welche Position Vallduví (1998) in dieser Frage vertritt, kann bestenfalls vermutet

werden: in seiner Charakterisierung (von Definition kann man hier nicht sprechen) der "non-

focal constructions" (vgl. p. 393) wird das linksversetzte Element beschrieben als "in a poset

relation with another element already evoked in the discourse" (Vallduví 1988, 393). Nun ist

es, wenn man einmal meine oben erläuterten diesbezüglichen Vorbehalte außer acht läßt,

Standard bisheriger Topik-Erklärungen, daß sie im allgemeinen eine Affinität zwischen

Topikalität und "alter" bzw. "gegebener" Information hypostasieren (vgl., um nur ein Beispiel

anzuführen, im Anschluß an Prince (1981), Mendieta/Molina 1997, 459ff). "Already evoked

in the discourse" erinnert an eine entsprechende Kategorie aus Prince's (1981) Taxonomie der

"assumed familiarity" (vgl. oben, p. xxx). Daraus könnte geschlossen werden, daß Vallduví

(1988) nicht-fokussierte linksversetzte Objekte mit koreferentiellem Pronomen eher als

Topiks ansehen dürfte, sodaß die fokussierten Pendants (ohne koreferentielles Pronomen),

auch insofern sie ja laut Vallduví's Charakterisierung (vgl. Vallduví 1988, 393) "new

information" übermitteln, nicht-topikal wären.

Ich fasse zusammen, aus welchen Gründen ich die Untersuchungsergebnisse von Vallduví's

Studie (1988) letztlich insgesamt für unzutreffend halte:

a) Grundsätzlicher methodologischer Kritikpunkt ist, daß sich Vallduví (1988) nahezu

ausschließlich auf einige von ihm selbst konstruierte, isoliert betrachtete

Beispielsätze stützt. Selbst wenn man konzediert, daß diese Beispiele

"grammatikalisch korrekt", "akzeptabel" usw. sind, dürfte doch eine aus der

empirischen Arbeit mit nicht-konstruierten Texten gewonnene Erkenntnis derart

archi-notorisch sein, daß man sich scheut, sie zu wiederholen: die Introspektion als

Informationsquelle bezüglich dessen, was in der Interaktion "möglich" bzw. "un-

möglich" ist, ist völlig unzuverlässig. M.a.W. es ist mehr als wahrscheinlich, daß

selbst in der Sprachproduktion des castellano-hablante Vallduví Äußerungen

vorkommen, die er im Rahmen seiner Untersuchung (aufgrund von Introspektion)

mit einem Sternchen als "ungrammatisch" markiert hätte. Der dann gängige Hinweis,

es handele sich um Akzidentia, ist als Versuch einer salvatio für die Introspektion

natürlich ungeeignet62

.

61

Genau genommen ist diese wortgetreu wiedergegebene Formulierung Vallduví's inexakt. Es handelt sich

nicht um "fokussierte Konstruktionen", sondern darum, daß linksversetzte Objekte, die ohne koreferentielles

Pronomen stehen, Fokus des Satzes sind; daß sie nicht Fokus des Satzes sind, wenn sie mit koreferentiellem

Pronomen vorkommen. 62

In entsprechender Weise gilt diese Kritik auch für den Ansatz, via experimenteller Situation sprachliche

Äußerungen zu elizitieren. So versucht beispielsweis Tomlin (1995) seinen experimentellen Ansatz damit zu

rechtfertigen, daß etwa die Bestimmung der Entität, auf der die "focal attention" liege, bei der Analyse konkreter

Textein deshalb nicht möglich sei, weil mit dem "competing influence of other discourse factors" zu rechnen sei,

"which may in fact obscure the importance of focal attention in determining the syntactic structure of the

sentence" (vgl. Downing 1995, 8). Man kann sich hier nur uneingeschränkt der nüchternen Feststellung

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Von daher sind seine generalisierenden Schlußfolgerungen bezüglich der Koinzidenz

von Topikalisierungskonstruktion und Fokus, bzw. "dislocación a la izquierda" und

Nicht-Fokalität grundsätzlich als empirisch nicht belegt einzustufen, d.h. auch

grundsätzlich in Zweifel zu ziehen.

b) Vallduví (1988) beschreibt das fokussierte linksversetzte Objekt, das den Hauptton

trägt, als "focus of the new information" (Vallduví 1988, 393) ; er verwendet dabei

den Begriff "new information" nicht in dem von Prince (1981) vorgeschlagenen

Sinne der Einführung neuer Entitäten in den Diskurs. Dagegen ist nichts

einzuwenden, im Gegenteil. Auch unabhängig von meiner Kritik an Prince's

Taxonomie (vgl dazu im Detail oben p. xxx), halte ich es für sinnvoll, den Begriff

"neue Information" in bezug auf die Fokus/Hintergrund-Ebene zu konzeptualisieren.

Wenn Fokus die Entität ist, welche die Hauptinformation übermittelt, wenn also

Fokus das "Zentrum der Aufmerksamkeit" repräsentiert, schlage ich vor, den Begriff

"neue Information" als eine Paraphrasierung von Begriffen wie

"Hauptinformation" und "Zentrum der Aufmerksamkeit" zu konzipieren.

Davon zu unterscheiden ist Prince's Begriff von "neuer Information" im Sinne der

Einführung neuer Entitäten in den Diskurs, den ich, wie oben erläutert (vgl. dazu

oben p. xxx) durch das Konzept der "Identifizierbarkeit" substituiere.

Auffällig ist aber, daß Vallduví (1988) in bezug auf die nicht-fokussierte linksversetzte

Konstituente nicht korrespondierend von "alter Information" auf der Fokus/Hintergrund-

Ebene spricht, sondern von einer Relation der linksversetzten Konstituente zu Elementen, die

"already evoked in the discourse" (Vallduví 1988, 393) sind. Diese Konzeptualisierung

betrachtet aber, wie bereits gesagt, "alte Information" als "bereits eingeführte Entitäten" im

Sinne von Prince (1981). M.a.W. da von niemandem bestritten (außer vielleicht von Lam-

brecht (1994)) im Spanischen auch nicht-neu eingeführte Entitäten fokussiert werden können

(vgl. dazu das Kapitel Analyse-Ergebnisse, p. xxx), und Vallduví (1988) "neue Information"

als Definiens von Fokus verwendet (vgl. p. 393), hätte Vallduví im Sinne einer konsistenten

Argumentation das korrepondierense Konzept "alte Information" auf "Hintergrund" und nicht

auf ein alternatives Konzept "alte Information"= "bereits eingeführte Entitäten" abbilden

müssen. Hat er aber nicht.

Angesichts der Nicht-Existenz einer empirischen Fundierung, angesichts auch der inkon-

sistenten Position Vallduví's (1988) bei der Konzeptualisierung von "alter/neuer" Information

und damit verbunden einer undeutlichen Differenzierung von "Topik" und "Fokus", stehen

die Ergebnisse der Arbeit von Vallduví (1988) unter einem erheblichem Generalisie-

rungs-Vorbehalt, d.h. wofern überhaupt, gelten sie bestenfalls für seine wenigen

konstruierten Beispiele . Da in konkreten Texten häufig sogen. "dislocaciones a la izquier-

da" (scil. mit koreferentiellem Pronomen) anzutreffen sind, in denen nach allen gängigen

Kriterien der Bestimmung des Fokus, die linksversetzte Konstituente Fokus ist (vgl. z.B. a un

REY nunca se le conoce de verdad), muß die kategorische Feststellung Vallduví's, daß dieser

Konstruktionstyp immer "non-focal" sei, als empirisch nicht gestützt bezeichnet werden.

Soweit das von mir untersuchte Material dies zuläßt63

, werde ich als Nebenprodukt der

Analyse der Sätze hinsichtlich ihrer Konstituenten- bzw. Argument-Abfolge, d.h. ohne

Downing's (1995) anschließen: "an experimental situation is not necessarily identical to the behavior that

subjects would exhibit in a real world language use situation"(Downing 1995, 8). 63

Im Transkriptionssystem von Grupo Val.Es.Co. (1995) "La Conversación Coloquial" ist vorgesehen eine

"pronunciación marcada o enfática" durch Kapitälchen, z.B "EN COCHE", zu erfassen (vgl. Grupo..., p.40).

Abgesehen von der naturgemäßen Relativität der Zuordnung "pronunciación marcada..." ist nicht klar, ob und

inwieweit dadurch auch "acento (contrastivo)" und/oder "Hauptton" usw. berücksichtigt wird. Dieser Hinweis

stellt keine Kritik an den Transkriptionen dar, ist aber nötig, weil der Öffentlichkeit die korrespondierenden

Aufnahmen nicht zur Verfügung stehen.

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Exhaustivität Belege für die (Nicht-) Fokalität linksversetzter Objekte, d.h. die traditionellen

Konstruktionen der "Topikalisierung" sowie der "dislocación a la izquierda" vorlegen. Ich

übernehme dabei sozusagen provisorisch eine terminologische Differenzierung, die, wie ich

unten erläutern werde (vgl. pp. xxx) in der durch die generative Grammatik vorgeschlagenen

Konzeption, letztlich explanatorisch inadäquat ist.

In ähnlicher Weise wie für den Topik-Begriff stellt sich die Operationalisierbarkeits-Proble-

matik auch für die Determination des Fokus in konkreten Texten. Ich kann im Rahmen

dieser Arbeit, die nicht den Fokus zum Fokus hat, nicht auf Details der Problematik der

Fokus-Bestimmung im Spanischen eingehen64

. Meiner Auffasung nach, dies zumindest will

ich an dieser Stelle präzisieren, greift jede Untersuchungs-Strategie zu kurz, die sich darauf

beschränkt, Fokus allein als Funktion syntaktischer und/oder suprasegmentaler Strukturen

abbilden zu wollen (vgl. etwa Campos/Zampini 1990). Ebenso wie der Topik wird auch der

Fokus interaktiv konstituiert. Letztlich dient uns "interaktiv konstituiert" dabei zugegebener-

maßen als eine Art black box für die Erkenntnis, daß die linguistische Forschung, - zumal da

es eben keine eineindeutigen Fokus-Marker syntaktischer und/oder suprasegementaler Art zu

geben scheint -65

, noch weit davon entfernt ist, die Vielzahl der Faktoren/Variablen, und

schon gar nicht die Art ihrer Einflußnahme auf die Bestimmung des Fokus durch die Inter-

aktanten, erfaßt zu haben. D.h. beispielsweise, daß wir zwar aufgrund unserer Textver-

arbeitungs-Kompetenz als Sprachteilhaber unterstellen können, daß etwa "Hauptton" als ein

Marker des Fokus fungieren kann, daß aber andererseits nicht automatisch jede Hauptton-

Konstituente als Fokus identifizierbar ist. Um zu empirisch fundierten Erkenntnissen über die

interaktive Konstitution des Fokus in konkreten Interaktionen zu gelangen, wird man,

ebenso, wie ich es bezüglich der Topik-Determination postuliert habe (vgl. oben, p. xxx),

auch auf die Analyse metakommunikativer Prozeduren rekurrieren müssen, d.h. solcher

verbal-kommunikativer Interaktionen, in denen Interaktanten explizit aushandeln, worin etwa

der Sprecher im Unterschied zum Adressaten, oder der Adressat im Unterschied zum

Sprecher die "wichtigste Information" oder "das Zentrum der Aufmerksamkeit" einer

Äußerung sehen, bzw. welche Information die Interaktanten lokal für den Fortgang der

Interaktion als "zentral" bestimmen. In solchen metakommunikativen Interaktionen wird

nicht nur als solches deutlich, daß "Fokus" eine Interaktanten-(relevante) Kategorie ist. Es

64

Als Einstieg mag die Untersuchung von Campos/Zampini (1990) dienen, die sich u.a. kritisch mit der

Fokus-Beschreibung durch Hernanz/Brucart (1987) auseinandersetzen. Im Hinblick auf meine Auseinanderset-

zung mit Vallduví (1988), sowie meine unten dargelegte Kritik an der "movement"-Konzeption zur Erklärung

koreferentieller Pronomina bei Linksversetzung von Objekten (vgl unten pp. xxx), möchte ich darauf hinweisen,

daß Campos/Zampini (1990), - ein weiteres Beispiel für die Analyse konstruierter, isolierter Sätze -, keine "one-

to-one correspondence regarding focus and syntactic category (i.e. topicalization vs. left-dislocation)" festgestellt

haben, "unless there is a resumptive clitic present in the structure" (p. 63). Daher, so sagen Campos/Zampini

(1990), "this one-to-one correspondence is possible only with definite direct object constructions" (p.63). Für

Campos/Zampini (1990) handelt es sich dementsprechend bei Sätzen vom Typ Los libros leyó Juan ayer

topologisch, d.h. qua Voranstellung des Objekts, um einen "informational focus" (vgl. p.54). 65

So gelten gemeinhin (Pseudo-)Cleft-sentence-Konstruktionen (scil. es el rey quien tiene el dinero; quien

tiene el dinero es el rey, etc. ) als prototypische Fokussierungs-Konstruktionen (vgl. etwa Guitart 1989).

Andererseits ist, um es einmal so zu formulieren, Spaltsatzkonstruktion nicht gleich Spaltsatzkonstruktion.

Andersson (1993) hat bei einem Vergleich der Spaltsatzkonstruktionen im Niederländischen, Schwedischen,

Englischen, Deutschen und Italienischen festgestellt, daß Spaltsätze (natürlich in vergleichbaren Textmaterialien)

im Deutschen eine wesentlich geringere Frequenz haben als im Schwedischen. Daraus erklärt sich für Andersson

(1993), daß Spaltsätze im Deutschen generell eine höhere Fokussierungsintensität zu haben scheinen als im

Schwedischen. Im Vergleich zum Deutschen scheinen auch im Spanischen Spaltzsatzkonstruktionen wesentlich

häufiger verwendet zu werden, sodaß diese Konstruktion im Spanischen tendenziell eine relativ geringe

Fokussierungsintensität haben dürfte. So plausibel es einerseits ist, von Fokussierungs-Intensitäts-Graden in

Bezug auf Konstruktionen auszugehen, so offensichtlich ist es andererseits, daß bisher keine Methodologie

vorliegt, um diese Skalierungs-Konzeption zu operationalisieren.

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wird auch unter Umständen qua expliziter metakommunikativer Thematisierung deutlich,

aufgrund welcher Faktoren es zu der Unstimmigkeit bezüglich des Fokus zwischen den

Interaktanten gekommen ist, und damit, welche Faktoren (sprachlichen Merkmale etc.) von

den Interaktanten als Fokus-Marker angesehen werden. Diese metakommunikative Prozedu-

ren liefern explizite Indikatoren dafür, wie Topik- und Fokus-Konstitution interaktiv

ausgehandelt werden, insofern in diesen metakommunikativen Prozeduren die "Methoden"

von Topik- und Fokus-Konstitution thematisiert werden. Explizite Thematisierung von

Interaktions-"Methoden" ist allerdings, abgesehen vielleicht von sehr spezifischen Texttypen

(wie etwa der Gesprächstherapie), - und das gilt nicht nicht für die Topik- und Fokus-

Aushandlung - , qua Explizitheit tendentiell als nicht-präferiert (u.a. weil face-threatening),

bzw. als markiert anzunehmen. Explizite Aushandlung von Topik oder Fokus dürfte daher in

der conversación coloquial nur äußerst selten anzutreffen sein.

Trotz aller grundsätzlichen Reserven gegenüber der Introspektion als Analyse-Verfahren,

wird man daher, wenn es darum geht, in konkreten Texten zu bestimmen, ob beispielweise

ein "topikalisiertes" Objekt Fokus ist oder nicht, auf die Interpretations-Kompetenz des

Analysierenden qua Mitglied der Sprachgemeinschaft rekurrieren müssen.

"Topicalización" vs. "dislocación a la izquierda": Eine überflüssige Unterscheidung

Bevor ich nun im nächsten Abschnitt als Ergebnis der vorstehenden Argumentation in einem

Schema die Kategorien zusammenstelle, die ich meiner empirischen Analyse zugrundgelegen

werde, will ich, wie angekündigt, noch einmal auf die Unterscheidung von "topicalización"

und "dislocación a la izquierda" eingehen. Diese Unterscheidung (scil. Linksversetzung eines

syntaktischen Objektes ohne Pronomen vs. Linksversetzung mit koreferentiellem Pronomen)

ist spätestens seit Rivero (1980) in der auf das Spanische bezogenen Linguistik Usus66

.

Die Implikationen dieser Termini, insbesondere des Terminus "topicalización" stehen jedoch

unter verschiedenen, grundsätzlichen Vorbehalten. Sie stehen zum einen im Zusammenhang

mit meinen Reserven gegenüber der in sprachtypologischen Untersuchungen dominierenden

Konzeption, die Einzelsprachen mittels einer einzigen Basis-Konstituenten-Abfolge charak-

terisieren zu wollen bzw. zu können (vgl. das Kapitel xxx, oben p. xxx). Die Benennung des

Vorkommens eines Objektes vor dem Verb als "Linksversetzung" impliziert bereits termino-

logisch, daß es sich dabei um eine (syntaktische) "Bewegung" handelt, d.h. um eine "Ver-

schiebung" aus einer als "normal" unterstellten Position des Objektes rechts vom Verb in die

Position links vom Verb. Das aber bedeutet letztlich, daß die Hypothese der "Linksver-

setzung" des Objektes auf der Hypothese basiert, daß die SVO-Abfolge als "Normal-Ab-

folge" des Spanischen angenommen wird67

. "Topikalisierung" als ein spezifischer Typ von

Linksversetzung präsupponiert die Hypothese einer topologischen Definition der Position

links vom Verb als "normale" Topik-Position68

. Unbeschadet der Einzel-Probleme bei der

Topik-Bestimmung in konkreten Texten ist es empirisch zweifelhaft, daß die Konstituente

links vom Verb im Spanischen, sei es nun Subjekt oder sei es das sogenannte "topikalisier-

tes" Objekt etc., automatisch, d.h. qua Position Topik-Funktion hat. Durch den exkludieren-

den Begriff "topicalización" wird zudem suggeriert, daß das linksversetzte Objekt der "dis-

66

Bezüglich der modelltheoretischen Fundamente, die hier nicht weiter erörtert zu werden brauche, verweise

ich auf Rivero (1980), sowie Contreras (1978). 67

Es sei an dieser Stelle noch einmal betont, daß ich es für eine verfehlte Konzeption halte, eine Sprache

hinsichtlich der Konstituenten-Abfolge durch einen einzigen Konstituenten-Abfolge-Typ charakterisieren zu

wollen. Aber nicht nur: selbst wenn man sich darauf beschränkt, transitive Sätze bezüglich der prototypischen

Konstituenten-Abfolge zu beschreiben, trifft es für das gesprochene Spanische schlichtweg nicht zu, daß die

Abfolge SVO in der klassischen Definition (scil. mit S und O als lexikalischen Nominalphrasen) die Basis-

Abfolge (in welcher Definition auch immer) repräsentiert. 68

Amparo Morales (1992) scheint es als undiskutierbare Selbtsverständlichkeit zu unterstellen, daß sie jedes

vorangestellte, bzw. linksversetzte Objekt als Topik betrachtet.

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locación a la izquierda" kein Topik sei oder sein könne. Natürlich ist diese Implikation

zweifelhaft. M.a.W. ich bezweifle zunächst, daß die Position links vom Verb im Spani-

schen generell einen eineindeutigen (topologischen) Topik-Marker darstellt; dement-

sprechend bezweifele ich, daß jedes sogeannte "topikalisierte" Objekt Topik-Funktion hat69

;

entsprechend bezweifele ich, daß linksversetzte Objekte der "dislocación a la izquierda"

keine Topiks sein können.

Ein weiterer Vorbehalt bezieht sich auf die Modellierung der "Linksversetzung" als eine

"Bewegung" ("movement"im Sinne der generativen Grammatik). Contreras (1978) sagt dazu:

"La topicalización consiste en la selección de un elemento de la oración como 'tópico' de la

predicación contenida en la oración, lo que se marca o bien asignando al elemento topicaliza-

do la posición inicial o, si esta le corresponde de todos modos, separándolo del resto de la

oración por una pausa o anteponiéndole expresiones 'topicalizadoras' como en cuanto a,

hablando de, etc. En algunos casos, el elemento topicalizado deja como 'rastro' un elemento

pronominal en su posición original" (98).

Contreras' (1978) Feststellung, daß das topikalisierte Element sozusagen an der Stelle des

Satzes, von der heraus es nach links versetzt wird, in Gestalt eines Pronomens eine "Spur"

hinterlasse, kann in Wirklichkeit in keiner systematischen Weise als Definiens von "Topikali-

sierung" dienen. Auf der einen Seite, weil es ja eben "Topikalisierungen" (scil. dinero no

tengo) ohne sogenannte "Spur" gibt; auf der anderen Seite, weil ja bei den Konstruktionen, in

denen ein koreferentielles Pronomen verwendet wird, dieses nicht zusätzlich, d.h. also nur im

Falle der Linksversetzung vorkommt. Im Gegenteil, bei diesen Konstruktionen, mögen sie

nun indirekte oder Dativ-Objekte genannt werden, ist das koreferentielle Pronomen

obligatorisch, auch wenn keine Linksversetzung stattfindet. Die Sache ist so evident, daß wir

uns hier mit einem Beispielpaar zur Veranschaulichung begnügen können:

(XLX) (a) A un rey nunca se le conoce de verdad.

(b) Nunca se le conoce de verdad a un rey.

Völlig zu Recht kommen daher Caviglia/Groppi/Malcuori (1993), - eine der wenigen

Untersuchungen zu unserem Themenkomplex, die empirisch fundiert argumentiert70

-zu dem

Schluß: "En las oraciones en que no hay un elemento co-referencial con el tópico en la

oración-comentario tampoco vemos la necesidad de postular un movimiento, ya que este

análisis no es más explicativo que otro que no lo postule" (pp. 279/80). Denn durch die

movement-Konzeption71

können etwa Topikalisierungen nicht erklärt werden, - in denen ein

"Nominativ"-Pronomen oder ein Substantiv ohne Präposition vorkommen, wie etwa in:

(XLXI) Yo, ese tipo de cosa no me preocupa (Caviglia et alii 1993, 271).

(XLXII) Yo, me parece que voy mandar el pago por correo (ibidem).

(XLXIII) Esa mujer, algo le falla (Caviglia et alii 1993, 276).

(XLXIV) El professor, hasta ahora no lo vi (Caviglia et alii 1993, 280), etc.

Selbst wenn man in den beiden letzten Beispielen die Pronomina le (XLXIII) und lo

(XLXIV) als "Spuren" der linksversetzten Elemente esa mujer bzw. el profesor ansähe,

69

Mendieta/Molina (1997) haben in ihrer Untersuchung von 561 Beispielen vorangestellter Objekte "en el

habla culta de México y Madrid" 32 Fälle mit einer sogenannten "anteposición remática" (5,70%) ausgemacht.

Ein Beispiel: "«Salías del templo un día, Llorona, cuando al pasar yo te vi. Hermoso huipil llevabas, Llorona,

que la Virgen te creí.» ¿Otra copla quieres?...este...¿cuál será bueno? (México,52)" (Mendieta/Molina 1997,

461). 70

Caviglia et alii stützen sich auf Aufnahmen, die im Rahmen des von Adolfo Elizaincín geleiteten Projektes

"Aspectos sincróncicos y diacrónicos del español de Uruguay" durchgeführt wurden. 71

Genau genommen die "movement-to-COMP"-Konzeption (vgl. dazu Rivero 1980, pp. 380ff.).

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bliebe durch die movement-Modellierung unerklärt, warum die linksversetzten Elemente

ohne Präposition erscheinen; daß diese Präposition aber obligatorisch ist, wenn diese ver-

setzten Elemente an die Stelle der unterstellten "Spur" plaziert werden, zeigen die ent-

sprechenden Beispiele:

(XLXIII) (a) Algo le falla a esa mujer.

(b) *Algo le falla esa mujer.

(XLXIV) (a) Hasta ahora no lo vi al professor.

(b) *Hasta ahora no lo vi el professor.

Daß bei den "Topikalisierungen" (im Sinne von Rivero 1980) kein koreferentielles Pronomen

vorkommt, daß bei den "dislocaciones a la izquierda" (im Sinne von Rivero 1980) das

koreferentielle Pronomen, wie gezeigt, keine "Spur" des versetzten Elementes sind, daß

schließlich in Beispielen wie (XLXI) bis (XLXIV) die klitischen Pronomina nicht mit dem

versetzten Element koreferieren, bzw. daß das versetzte Element als "Nominativ" erscheint72

,

alle diese Tatsachen sprechen dafür, wie Dik (1978) eine syntaktische Unabhängkeit des

Topiks zu hypostasieren: "...it [the topic, MH] will necessarily have a sort of 'absolute form',

characterized by the most unmarked case (typically, the nominative)" (135). Caviglia et alii

(1993) schlagen deshalb vor "intentar un análisis que dé una explicación unitaria [Her-

vorhebung MH] para la función de tales elementos tópicos" (p. 280). Präziser formuliert geht

es Caviglia et alii (1993) darum, aus der gemeinsamen pragmatischen Funktion der

topikalisierten Elemente Erklärungen für ihre Form, d.h. insbesondere auch für ihre formale

Unabhängigkeit vom Kommentar-Teil der Äußerung abzuleiten. Die Rahmen-Explikation,

welche Caviglia et alii (1993) geben, lautet: "El hablante, al emitir tales ocurrencias, lo que

hace es nombrar un dominio. Sólo lo nombra, con la finalidad de presentarlo" (p.280).

Die Entwicklung eines solchen einheitlichen Einsatzes für alle Linksversetzungen und/oder

Extraktionen ist nicht Gegenstand dieser Arbeit. Hier ging es lediglich darum zu klären, ob

und ggf. inwiefern die traditionelle Unterscheidung zwischen "topicalización" und "dis-

locación a la izquierda" für die Untersuchung der Konstituenten-Abfolge von Bedeutung ist;

genauer formuliert: ob und ggf. in welcher Weise diese Unterscheidung in ihrer überkom-

menen Weise in dem set der Kategorien, das der Untersuchung der Konstituenten-Abfolge

zugrundgelegt werden soll, berücksichtigt werden muß. Ich habe zu zeigen versucht, worin

die Haupt-Schwachstellen dieser Unterscheidung liegen. Im übrigen kann noch folgende

Überlegung herangezogen werden: wenn die Unterscheidung zwischen "topicalización" und

"dislocación a la izquierda" , wie es generell den Anschein hat, parallel zu einer Unter-

scheidung zwischen "direktem" und "indirektem" Objekt erfolgt, dann wird erstere Unter-

scheidung automatisch nebenbei auch dadurch miterfaßt, daß letztere natürlich konstitutiv für

das Kategorien-set der Konstituenten-Abfolge-Analyse ist.

Exkurs: Probleme der Abgrenzung von "objeto directo" und "objeto indirecto"

Allerdings kann in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, daß im Spanischen die

Unterscheidung zwischen "objeto (complemento) directo" und "objeto (complemento)

indirecto" keineswegs unkontrovers ist73

. Alarcos Llorach (1994) gibt zunächst eine rein

formale Definition des "objeto directo" : "se enlaza al verbo sin necesidad de ningún índice

explícito de su función" (p. 277). Dann aber folgt ein Kapitel über das "objeto directo con a" 72

Zu Beispielen aus dem Portugiesischen Brasiliens vgl. Pontes 1987, Ilari et alii 1996, Leite et alii 1996. 73

Wie ich bereits oben (p. xxx) kritisiert habe, beschränken sich Ashby/Bentivoglio (1993) darauf, die "direct

objects" zu erfassen (vgl. Ashby/Bentivoglio 1993, 61), anstatt auch die "indirect objects" als weiteres Argument

mitzuberücksichtigen. Aber selbst in Bezug auf die "direct objects" bleibt die Methodologie von

Ashby/Bentivoglio (1993), insofern sie keinerlei Aussagen darüber machen, aufgrund welcher Kriterien sie eine

Konstituente als "direct object" (und damit ggf. nicht als "indirect object") einstufen.

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(pp. 278-280), in dem Alarcos Llorach, ausgehend von ambigen Sätzen wie dibujaba la niña

el niño die Notwendigkeit der Präposition a als Disambiguierungs-Mittel beschreibt: "para

deshacer el equívoco, se antepone la preposición a a la unidad que funciona como objeto

directo y que evoca al ser que es afectado por la actividad que denota el verbo" (p. 279).

Daher gibt es im Spanischen Sätze wie dibujaba a la niña el niño oder dibujaba la niña al

niño. Diese Beschreibung enthält unter der Hand eine Art semantische Charakterisierung der

Beziehung zwischen Verb und "objeto directo", nämlich "objeto directo" ist das Wesen,

welches von der durch das Verb denotierten Aktivität (unmittelbar) betroffen (scil.

"afectado") ist. Die Vagheit des Merkmals "afectado" wird an Beispielen wie vio a la

muchacha oder persiguió al lobo deutlich, in denen Alarcos Llorach ebenfalls "objetos

directos" sieht (vgl. p. 290). Im Unterschied dazu beschreibt Alarcos Llorach (1994) die

Funktion des "objeto indirecto" folgendermaßen: "suele designar en la realidad al destinatario

de la noción evocada por el verbo (...). Por ejemplo, en Escribió a su amigo, el objeto

indirecto a su amigo se refiere al destinatario de la noción «escribir» sugerida por el núcleo

verbal" (p.289). Wenn wir den Satz escribió una carta a su amigo ansehen, wird deutlich,

daß das Merkmal direkter Objekte, nämlich "afectado por la actividad que denota el verbo"

auf una carta nicht anwendbar ist. Bezüglich des "objeto indirecto" stellt Alarcos Llorach

(1994) des weiteren noch folgende Beobachtung heraus: "Por lo común, el sustantivo (o las

unidades que hagan sus veces) se refiere, en esta función de objeto indirecto, a seres anima-

dos [Hervorhebung MH]" (p. 288), um dann sogleich hinzuzufügen, daß auch "entes

inanimados" indirekte Objekte sein können (scil. a esta puerta le he cambiado la cerradura,

vgl Alarcos Llorach 1994, 289). Eine entsprechende Feststellung hat Alarcos Llorach

allerdings auch für die direkten Objekte getroffen, die mit a angeschlossen werden: "El uso

de a delante del objeto directo debió de generalizarse a partir de los sustantivos que designan

seres animados" (Alarcos Llorach 1994, 279).

Schon diese wenigen Anmerkungen dürften hinreichend deutlich machen, daß eine rein

formale Unterscheidung von direktem und indirektem Objekt, zumindest soweit es sich um

Referenten mit dem Merkmal [+belebt] handelt, nicht möglich ist74

. Es sind wiederholt

Versuche unternommen worden, diese Unterscheidung über Unterschiede hinsichtlich

semantischer Merkmale bzw. semantischer Relationen zwischen Verbtypen und Objekten zu

etablieren. Franch/Blecua (1989) unternehmen einen solchen Versuch der "clasificación

semántica de los complementos directos" (pp. 864-867); sie schlagen vor, die Verben in zwei

Gruppen zu untergliedern "según que el nombre que sirve de objeto directo responda a una

realidad preexistente a la actualización del verbo o represente una realidad que surge como

resultado de la realización del verbo" (p. 864). In die erste Gruppe gehören u.a. Verben der

"posesión" und u.a. solche Verben, "que expresan una relación de lugar, de dirección, de

posición..." (p. 865). Es genügt, ohne in weitere Einzelheiten zu gehen, ein Blick in das

Kapitel "complemento indirecto", um die unzureichende Trennschärfe dieser semantischen

Charakterisierungen vor Augen geführt zu bekommen: als zwei der fünf "valores significati-

vos" von Konstruktionen mit "complemento indirecto" werden "posesivo" (vgl. p. 867) und

"dirección" (vgl. p. 868) angeführt75

.

Sehr bedenkenswerte Überlegungen grundsätzlicher Natur zum "problema no resuelto de a +

OD [objeto directo, MH] hat Calvo Pérez (1991, 1993) vorgetragen. Die Einzelheiten dieser

Arbeiten zu referieren, würde den Rahmen der vorliegenden Untersuchung sprengen. Für

unsere konkrete Problematik der Identifikation von Konstituenten als "direktes" oder

"indirektes" Objekt ist aus Calvo Pérez' Arbeiten zentral, daß er in Bezug auf die mit a

74

So auch Calvo Pérez 1993, 97. 75

An Beispielen wie Envió el pedido a María und Envió el pedido a Singapur [Merkmal "dirección" in

beiden Sätzen] ist erkennbar, daß es zudem ein Problem der Abgrenzung von "complementos indirectos" und

"complementos de lugar" gibt. Vgl dazu Cifuentes Honrubia/Llopis Ganga 1996.

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angeschlossenen Objekte ein Kontinuum, eine Übergangszone annimmt, in der nicht ent-

schieden werden kann, ob ein "objeto directo oder ein "objeto indirecto" vorliegt: "Existe una

dificultad dinámica más que añadir a las citadas: las manifestaciones continuas de cada uno

de los objetos (y del sujeto). Ocurre que no se sabe a ciencia cierta dónde comienza a darse

un OD o un OI" (Calvo Pérez 1993, 95). Calvo Pérez veranschaulicht dies an folgendem

Beispielpaar:

(XLXX) (a) Le escribió a María [OI] una carta.

(b) Le escribió a María [OD] en el brazo. (Calvo Pérez 1993, 96).

Er kommentiert: "el objeto puede ser directo o indirecto según el modo en que concibamos la

acción" (Calvo Pérez 1993, 96). Bedauerlicherweise beläßt es Calvo Pérez (1993) bei dieser

Andeutung, die ich so interpretiere, daß "los modos en que concibamos la acción" von der

gleichzeitigen Präsenz bzw. Absenz eines direkten Objekts (scil. una carta in XLXX)

bestimmt sind. Diese Interpretation wird auf indirekte Weise durch drei Beispiele Calvo

Pérez' (1993) mit den respektiven Analysen gestützt:

(XLXXI) Juan compró una yegua [marca -0 = OD]

(XLXXII) Juan compró a «Regalada» [marca a = OD]

(XLXXIII) Juan compró una yegua al ganadero del pueblo [marca a = OI inmediato].

Um die aus diesen Beispielen ablesbare Argumentationskette vollständig zu machen, könnte

man verdeutlichend hinzufügen:

(XLXXIV) Juan [ein vermögender Mäzen, MH] compró al ganadero [marca a = OD]

(XLXXV) Escribió una carta a su amigo [marca a = OI inmediato]

(XLXXVI) Escribió a su amigo (durante su viaje con el AVE) [marca a = OD].

Aus den Beispielen (XLXX) bis (XLXXVI) leite ich ab, daß die durch das Verb escribir

ausgedrückte Handlung "unterschiedlicher Natur" ist, je nachdem ob es mit zwei syntakti-

schen Objekten (vgl. XLXXV) oder nur mit einem syntaktischen Objekt (vgl. XLXXVI)

gebraucht wird. Die Funktion der Nominalphrase a su amigo als OI in (XLXXV) bzw. als

OD in (XLXXVI) ist ein Korollar der Unterschiede der Semantik des Verbs escribir in

diesen beiden Sätzen76

.

Für die vorstehende Untersuchung, d.h. für die konkrete Aufgabe der Determination von

Konstituenten als direktes oder indirektes Objekt ziehe ich daraus für meine Analyse-

Methodologie die folgende Konsequenz: ist eine mit a angeschlossene Nominalphrase, die

das Merkmal [+belebt] hat, alleiniges syntaktisches Objekt eines Satzes, handelt es sich

um ein direktes Objekt77

.

76

Eine über diese allgemeine Annahme hinausgehende Modellierung dieser Unterschiede zu entwickeln,

stellt eine Aufgabe dar, die im Rahmen dieser Untersuchung nicht geleistet werden kann. Erste Hinweise zu einer

möglichen Lösung dieser Problematik enthält Calvo Pérez' (1993) katastrophentheoretischer Ansatz. 77

Castellano-hablantes nativos weisen auf die Möglichkeit von Sätzen wie di a Ana a María hin, in denen die

Entscheidung darüber, welche der beiden Konstituenten als direktes bzw. indirektes Objekt anzusehen sei, allein

aufgrund der Position bestimmt werden kann (scil. direkt vor indirekt), um daraus ein Argument gegen die von

mir vertretene These zu ziehen, mit "a" angeschlossene Objekte als "direkte" zu kategorisieren. Allerdings sehe

ich in Beispielsätzen dieses Typs im Gegenteil eher ein Argument dafür, daß der Anschluß mit "a"

offensichtlich überhaupt kein Kriterium für die Kategorisierung eines Objektes als direkt oder indirekt abgibt.

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53

TEIL III : DIE EMPIRISCHE ANALYSE

Teil II meiner Untersuchung ist die Konsequenz aus den in Teil I dargelegten methodolo-

gisch-theoretischen Prämissen und Konzepten für eine empirisch basierte Konstituenten-

Abfolge-Analyse, sowie die Anwendung der im Verlauf dieser methodologisch-theoretischen

Überlegungen entwickelten, bzw. für diese Untersuchung definierten Kategorien auf ein

repräsentatives corpus der conversación coloquial (Grupo Val.Es.Co. 1995).

1. Das analysierte corpus

1.1. Die in dem Buch La conversación coloquial publizierten Transkription habe ich

aus den nachfolgenden Gründen für meine Analyse ausgewählt:

a) Es handelt es sich um die bisher einzigen unter Verwendung eines hoch-

differenzierten Transkriptionssystems realisierten Transkriptionen aus dem castellano

hablado.(Transkriptionssystem, sowie die ausgewerteten Transkriptionen bilden den

Annex).

b) Es handelt sich um eine Publikation, die allgemein zugänglich ist. Indem ich mich auf

Materialien stütze, die jede Leserin und jeder Leser überprüfen kann, möchte ich

sozusagen einen deontologischen Kontrapunkt setzen gegen eine weitverbreitete

Praxis, die darin besteht, sich auf "empirisches" Material zu stützen, das der

wissenschaftlichen Öffentlichkeit unzugänglich und damit der für jede

wissenschaftliche Einschätzung nötigen Kontrolle entzogen bleibt.

Die von Antonio Briz koordinierten Mitarbeiter des "Grupo Val.Es.Co." haben in Ab-

grenzung zu dem relativ vagen Begriff des español coloquial haben auf der Basis des

wohldefinierten Begriffs conversación coloquial ein corpus zusammengestellt, das als

repräsentativ für ein bestimmtes Register angesehen werden kann. Die theoretischen

Vorüberlegungen, welche der Grupo.Val.Es.Co. zur Definition von coloquialidad

zugrundegelegt haben beziehen sich auf vier Ebenen:

- auf den Modus, z.B. conversación cara-a-cara, vor allem aber auch die sogenannte

inmediatez, d.h. dialogische Spannung, ungesteuerte Turnwechsel, keine ritualisierten

Interventionsabfolgen,

- darauf, wie sich die Kommunikation entwickelt: etwa ausencia de planificación, den

dinamismo conversacional entre emisor y receptor, oder retroalimentación, d.h. z.B.

kooperatives Verhalten des Interaktion in bezug auf die Intervention des anderen,

- auf die Ziele der Kommunikation/Interaktion: etwa la comunicación por la

comunicación78

- sowie auf den "Ton" (z.B. informal) der kommunikativen Interaktion79

.

Worum es dem Grupo Val.Es.Co. geht, ist, einerseits von einem set von pragmatischen und

situationalen Merkmalen auszugehen, mit deren Hilfe "el prototipo de la conversación

coloquial" (p. 25) definiert werden kann, zum anderen einen Mechanismus zu etablieren, der 78

Dazu die Autoren des Grupo Val.Es.Co. (1995): "La conversación coloquial es aquella en la que no

parecen existir derechos y obligaciones, excepto, quizás, los derivados de la cortesía (estratégica).El yo y el túa

intercambian sus posiciones" (p. 28, Anm. 24). 79

Bezüglich der Einzelheiten verweise ich auf das Kapitel "El reconocimiento de la conversación coloquial"

in Grupo Val.Es.Co. (1995, pp. 23-36).

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es ermöglicht, den "grado de coloquialidad de una conversación" (ibidem) zu identifizieren.

Entscheidend für die Vorab-Bestimmung einer "conversación" als mehr oder weniger

"coloquial" ist der "marco de interacción" (p. 27), d.h. "la relación que se establece entre los

participantes y, sobre todo, la relación de éstos con la situación comunicativa concreta" (p.

27).

1.2. Es werden insgesamt 1511 Sätze aus drei der insgesamt 7 transkribierten conversaciones

coloquiales prototípicas, ausgewertet. Die drei Transkriptionen wurden aleatorisch ausge-

wählt.80

2. Advertencia

Die nachfolgenden Kapitel entsprechen vielleicht der Forderung prodesse aber mit Sicherheit

nicht der Forderung delectare. Insbesondere Kapitel 4, - die jeden Analysschritte im Detail

darlegende Beschreibung der Stichprobe S.65.A.1. -, dient nicht so sehr der Lektüre, als

vielmehr der Transparenz, bzw. dazu, dem (auch an kritischer Rezeption interessierten) Leser

die Möglichkeit zu geben, die von mir postulierte Methodologie bis hinein in die syntaktische

Interpretation/Einzelanalyse der Sätze nachzuvollziehen.

Die Kapitel 5 und 6 enthalten die Analysen der Stichproben H.38.A.1. bzw. L.15.A.2., auf

deren Detail-Rezeption ggf. auch entbehrlich ist.

Die relevanten Resultate sind in Kapitel 7, der zusammenfassenden Auswertung der Ergeb-

nisse aus den drei Stichproben, enthalten.

Ergebnisse, die ich für hervorhebenswert halte, habe ich im Verlauf der Darlegungen durch

nota bene x und nota bene x ende markiert.

In Kapitel Resumen habe ich schließlich u.a. noch einmal alle nota-bene-Passagen in der

Reihenfolge aufgeführt.

3. Die der Konstituenten-Abfolge-Analyse zugrundegelegten Kategorien

3.1. Konstituenten

S = Sujeto de un verbo intransitivo

SR = Sujeto de un verbo intransitivo reflexivo81

A = Sujeto de un verbo de dos o tres argumentos (verbo transitivo)

AR = Sujeto de un verbo transitivo reflexivo

X = Sujeto de verbos como ser, estar

Y = Sujeto de verbos presentativos como hay, existe, etc.

OD = Objeto directo

OI = Objeto indirecto

80

Es sind dies 506 Sätze der Transkripiton S.65.A.1. (Grupo...pp. 127-146), 438 Sätze der Transkription

H.38.A.1. (Grupo...pp. 53-75), sowie L.15.A.2. (Grupo...pp. 89-125). Die Idealaufteilung auf je drei Stichproben

von ca. 500 Sätzen wurde dadurch verhindert, daß die aleatorisch ausgewählte Transkription H.38.A.1.

insgesamt "nur" 438 Sätze umfaßte, weshalb zur Kompensation die Stichprobe L.15.A.2. auf 567 gebracht

wurde. 81

Die Verwendung der deskriptiven Abkürzung SR impliziert die Präsenz des korrespondierenden

Reflexivpronomens; die Abkürzung SR/no/... bedeutet daher :"Subjekt in Form einer Nominalphrase +

korespondierendes Reflexivpronomen, wie in Beispiel (41) (aus S.65.A.1): mi hija a las siete y media ya se ha

ido.

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3.2. Merkmale

pr = pronombre (tónico)

cl = pronombre clítico

no = nombre (frase nominal)

z = sujeto zero82

id = identificable [+/-]

an = animado [+/-]

ap = antepuesto (al verbo)

pp = pospuesto (al verbo)

"a" = Präposition a als Anschluß des Objektes

1 = sujeto del verbo se refiere al hablante

2 = sujeto del verbo se refiere al oyente / alocutario

3 = sujeto del verbo se refiere a un referente "tercero"

4 = sujeto del verbo se refiere al hablante y otros

5 = sujeto del verb se refiere a más de un oyente presentes

6 = sujeto del verbo se refiere a referentes "terceros"

Nicht berücksichtigt werden in der Erhebung der vorstehenden Untersuchung:

a) verbos "impersonales" wie llueve,etc.

b) verbos "impersonales" wie parece que, es probable, etc. Der von diesen Verben ggf.

abhängige Satz, z.B. es probable que el capitán venga más tarde wird jedoch

miterfaßt.

c) Relativsätze83

d) Sätze (Verben), deren Subjekt ein Satz oder ein Infinitiv ist (vgl. auch b)), z.B. no me

gusta bailar; no es extraño que Garzón se mostrara tambiém proclive a ella (El País,

6/6/96), präzise formuliert: weder bailar, noch que Garzón se mostrara... werden als

Konstituente "Subjekt" der respektiven Verben me gusta, bzw. es extraño gezählt,

während jedoch Garzón als Konstituente "Subjekt" erhoben wird.

e) Cleft-sentence-Konstruktionen ("construcciones hendidas), wie z.B. es el rey quien

tiene el dinero, bzw. quien tiene el dinero es el rey.

f) Formeln wie vamos (scil. pero vamos, no se puede decir el nombre), es que, oye,

mira, vea usted, vale, anda, a ver, oiga, mire, fíjate, o sea, ¿entiendes?, yo que sé, qué

va, etc.

g) Interrogativsätze (mit Interrogativpronomen), in denen das Interrogativpronomen

Subjekt- oder Objektfunktion hat; durch die satzinitiale Position dieser

Interrogativpronomina ist die Konstituentenabfolge weitgehend prädeterminiert.

3.3 Ein Analysebeispiel

Analysiert wird hier exemplarisch unter Anwendung der oben aufgeführten Kategorien die

vollständige Seite 133 (Transkription S.65.A.1) aus Grupo Val.Es.Co. (1995) (vgl. die

nebenstehende Kopie des Originals). Hier werden die analysierten Sätze ohne Berücksichti-

gung der Transkriptionszeichen aufgeführt.

Beispiel-Nr.

82

In bezug auf die Null-Subjekte stellt sich die Frage der Voranstellung bzw. Nachstellung naturgemäß

natürlich nicht. 83

leichgültig, ob es sich um Subjekt- oder Objekt-Relativsätze handelt, ist das betreffende Relativpronomen

hinsichtlich seiner satzinitialen Position fixiert, d.h. daß ein Teil der Konstituenten der Relativsätze a priori

keiner topologischen Variabilität unterliegt.

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(63) es que ayer me llamó [ein zuvor erwähnter Roberto]: OD/cl/ap/+id/+an//84

Az/+id/+an/3///

(64) porque se ve que : A/pr/ap/-id/+an/3///Nebensatz

(65) ya ha ido prec- a ver el precio : Sz/+id/+an/3///

(66) y yo le di- y me ha dicho: OD/cl/ap/+id/+an//Az/+id/+an/3///Direkte Rede

(67) se lo dice usted a(( )): OI/cl/ap/+id/+an//OD/cl/ap/+id/-an//A/pr/pp/+id/+an/2//OI("a")/no/-

pp/+id/+an///

(68) y yo dije : A/pr/ap/+id/+an/1///dir. Rede

(69) las de arriba que bajen: S/no/ap/+id/+an/6///

(70) y que se lo comenten a R- aa Rosita: OI185

/cl/ap/+id/+an//OD/cl/ap/+id/-

an//Az/+id/+an/6//OI1 ("a")/no/pp/+id/+an///

(71) serán dos mil: Xz/+id/-an/6///

(72) son dos y tres cinco: Xz/+id/-an/6///

(73) ésas se las he dado yo: OD1/pr/ap/+id/-an//OI/cl/ap/+id/+an//OD1/cl/ap/+id/-

an//A/pr/pp/+id/+an/1///

(74) y ésas hacen las otras quinientas: A/pr/ap/+id/-an/6//OD/no/pp/+id/-an///

(75) porque necesite yo: A/pr/pp/+id/+an/1///

(76) pero cuéntelo por sii: Az/+id/+an/2//OD/cl/pp/+id/+an///

(76a) ya han preguntado el precio y todo: Az/+id/+an/6//OD/no/pp/+id/-an///

(77) yo como si no les hubiese dicho nada: A/pr/ap/+id/+an/1//OI/cl/ap/+id/+an//OD/pr/pp/-id/-

an///

(78) yer me llamó ese chico: OD/cl/ap/+id/+an//A/no/pp/+id/+an/3///

(79) y me dice: OD/cl/ap/+id/+an//Az/+id/+an/3///

(80) se lo baja usted: OD/cl/ap/-id/-an//A/pr/pp/+id/+an/2///

(81) y yo le digo: A/pr/ap/+id/+an/1//OD/cl/ap/+id/+an///

(82) ya bajarán las de arriba: S/no/pp/+id/+an/6///

(83) lo digo para que: OD/cl/ap/+id/an//Az/+id/+an/1///

(84) tu madre ya lo sepa: A/no/ap/+id/+an/3//OD/cl/ap/+id/-an///

(85) de que a lo mejor bajan: Sz/+id/+an/6///

(86) y Rosita tampoco querrá: A/no/ap/+id/+an/3///

(87) yo veo: A/pr/ap/+id/+an/1///

(88) a ver si me comprende: OD/cl/ap/+id/+an//Az/+id/+an/2///

(89) yo como estoy en el tercero: X/pr/ap/+id/+an/1///

(90) ni digo ni q- yo: Az/+id/+an/1///Nebensatz

(91) no no/86

usted diga: A/pr/ap/+id/+an/2///

(91a) un momento//87

que quiero yo que: A/pr/pp/+id/+an/1///Nebensatz

(92) estemos todos de acuerdo: X/pr/pp/+id/+an/4///

(93) yo no puedo decir que no: A/pr/ap/+id/+an/1///Nebensatz

(94) aunque quisieran: Az/+id/+an/6///

(95) tampoco puedo decir que no: Az/+id/+an/1///

(96) a ver si me entiendes: OD/cl/ap/+id/+an//Az/+id/+an/2///

(97) porque usted es la puerta seis: X/pr/ap/+id/+an/2///

(98) bueno pero sii dicen que sí: Az/+id/+an/6///Nebensatz

4. Konstituenten-Abfolge-Analyse der Stichprobe S.65.A.1.88

84

Das Zeichen "//" markiert die Grenze zwischen zwei Konstituenten; das Zeichen "///" markiert das Ende

der Konstituenten-Anlayse des betreffenden Satzes. 85

Durch subskribierte Ziffern wird Ko-Referenzialität markiert. 86

"/" bedeutet in den Transkriptionskonventionen des Grupo Val.Es.Co (1995): "Pausa corta, inferior al

medio segundo" (p.40). 87

"//" bedeutet in den Transkriptionskonventionen des Grupo Val.Es.Co (1995): "Pausa entre medio segundo

y un segundo" (p.40).

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4.1. Subjektkonstituente Y89

total: 11

4.1.1. Nominales Subjekt: 11

4.1.2. Pronominales Subjekt: 0

4.1.3. Null-Subjekt: 0

4.1.4. [-id]: 11

4.1.5. [-an]: 11

4.2. Subjektkonstituente X

4.2.1. Explizite Subjekte total:49

4.2.1.1. Nominale Subjekte

4.2.1.1.1. antepuestos: 19 pospuestos: 2 total: 21

[+id][+an]:490

[+id][-an]:191

[+id][-an]:1192

[+id][+an]:193

[-id][-an]:494

4.2.1.1.2. Distribution auf die formas verbales:

3a: 13

6a: 8

4.2.1.2. Pronominale Subjekte

4.2.1.2.1. antepuestos: 26 pospuestos: 2 total: 28

[+id][+an]:9 [+id][-an]:195

[+id][-an]:1796

[+id][+an]:197

4.2.1.2.2. Distribution auf die formas verbales

1a:5 2a:2 3a:19 4a:2 5a:0 6a:1

4.2.1.3. sujetos nominales + pronominales antepuestos, total Konstituente X: 45

4.2.1.4. sujetos nominales + pronominales pospuestos, total Konstituente X: 4

4.2.2. Null-Subjekte (X-Verben) total: 51

4.2.2.1. [+an] [-an]

[+id]:1898

[-id]:0 [+id]:29 [-id]:499

4.2.2.2. Distribution auf die formas verbales

1a:3 2a:1 3a:35 4a:0 5a:2 6a:10

4.3. Subjekt-Konstituente S total: 93

4.3.1. Explizite Subjekte total: 37

4.3.1.1. Nominale Subjekte total: 24

antepuestos: 14 pospuestos:10

[+id]: 13 [-id]:1 [+id]:10 [+id]:0

[+an]:9 [-an]:4 [+an]:0 [-an]:1 [+an]:6 [-an]:4

88

vgl. Grupo Val.Es.Co (1995), pp.131-144 (Zeilen 1-605). 89

z.B.: para eso no hay hora (p.131, l. 30) 90

z.B. Juanita está loca (Grupo... 1995, p.134, l. 156/57) 91

Vgl. cuando estaba de moda laa/ marca (Grupo..., p. 138, l. 306). 92

Z.B. la Generalidad está aquí (Grupo..., p. 142, l. 521). 93

Vgl. y están los dos fijos (Grupo..., p. 140, l. 436/437). 94

Z.B. las faldas están /// ahora se lo digo// las faldas es much más estrecho (Grupo..., p.143, l. 537/538). 95

Vgl. más mérito es eso (Grupo..., p. 143, l. 526). 96

z.B. esto es un mogollón (Grupo..., p. 144, l. 580) 97

z.B. la dueña soy yo (Grupo..., p.141, l. 493) 98

z.B. pero si aún es muy jóven (Grupo..., p.140, l.434) 99

z.B. yo qué sé/ pueden ser muchas cosas de que caigamos (Grupo..., p.134, l.171/172).

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[+id] total: 23

[-id] total: 1

[+an] total: 15

[-an] total: 9

4.3.1.2. Pronominale Subjekte

antepuestos: 13 pospuestos: 0 total:13

[+id]:12 [-id]:1

[+an]:9 [-an]:3 [+an]:0 [-an]:1100

4.3.1.3. Distribution auf die formas verbales

1a:4 2a:3 3a:4 4a:1 5a:0 6a:1

4.3.2. Null-Subjekte (S-Verben) total:56

4.3.2.1. [+id]:53 [-id]:3

[+an]:49 [-an]:4101

[+an]:3 [-an]:0

4.3.2.2. Distribution auf die formas verbales

1a:7(5)102

2a:8(3) 3a:21(12) 4a:3(0) 5a:0 6a:17(8)

4.4. Subjekt-Konstituente A

4.4.1. Null-Subjekte total:

4.4.1.1. Ohne Objekte total: 49

4.4.1.1.1. [+id]:46 [-id]:3

[+an]:39103

[-an]:7 [+an]:3104

[-an]:0

4.4.1.1.2. Distribution auf die formas verbales

1a:13 2a:6 3a:19 4a:2 5a:4 6a:5

4.4.1.2. Mit einem Objekt

4.4.1.2.1. Mit einem vorangestellten Objekt total: 67

4.4.1.2.1.1. Struktur: Ocl - V total: 58

[+an]: 35 [+id]:35

[-an]: 23105

[+id]:23

4.4.1.2.1.2. Struktur: Ono - V total: 3

[-id], [-an]:3106

4.4.1.2.1.3. Struktur: Ono1 - Ocl1 - V total: 3

[-an]:2107

[+id]:2

[+an]:1108

[+id]:1

4.4.1.2.1.4. Struktur: Opr1 - Ocl1 - V total: 3

[-an]:2109

[+id]:2

[+an]:1110

[+id]:1

100

z.B. porque todas [las faldas, MH] van por encima de la rodilla (Grupo..., p. 143, l. 563/564). 101

porque ya no ha vuelto a pasar [problemas con la televisión debido a un radioaficionado en el mismo

edificio, MH] (Grupo..., p.137, l. 298/299) 102

Die Ziffer in Klammern präzisiert die Anzahl der Reflexiv-Verben. 103

z.B. pero si no para [el ascensor, MH] /vosotros no pagais nada (Grupo..., p.134, l.166). 104

z.B. quien lo compra que haga lo que quiera [con el piso, MH] (Grupo..., p.136, l. 234). 105

Alle klitischen, voranstehenden Objektpronomina haben das Merkmal [+id]. 106

z.B. alguna cosita haréis que no está bien (Grupo..., p. 131, l. 27) 107

z.B. el permiso lo necesitan para ponerlo (Grupo..., p. 134, l. 173/174). 108

Vgl. ya las rodillas las tenemos feas (Grupo..., p. 143, l. 566). 109

z.B. eso lo buscan más que los pisos (Grupo..., p.136, l. 237/238) 110

Vgl. a mí me salió una vez (Grupo..., p. 138, l. 315).

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59

4.4.1.2.2. Mit einem nachgestelltem Objekt total: 47

4.4.1.2.2.1. Struktur: V - Ocl total: 4

[+id], [+an]: 3

[+id], [-an]: 1111

4.4.1.2.2.2. Struktur: V - Opr total: 4

[+id], [-an]: 4112

4.4.1.2.2.3. Struktur: Ocl1 - V - Opr1 total: 1

[+an]:1113

[+id]

4.4.1.2.2.4. Struktur: V - Ono total: 36

[-an]:33 [+an]:3

[-id]:19114

[+id]:14115

[-id]:3116

[+id]:0

4.4.1.2.2.5. Struktur: V - "a" - Ono total: 2

[+an], [+id]: 1117

[+an], [-id]: 1118

4.4.1.3. Mit zwei Objekten total: 28

4.4.1.3.1. Mit einem vorangestellten und einem nachgestellten Objekt

4.4.1.3.1.1. Struktur: Ocl1 - V - Ono2 total: 6

[+id][+an] [-id][-an]:5119

4.4.1.3.2. Mit zwei vorangestellten Objekten total: 19

4.4.1.3.2.1. Struktur: Ocl1 - Ocl2 - V total: 14

Ocl1: [+id],[+an]: 14

Ocl2: [+id],[-an]: 14120

4.4.1.3.2.2. Struktur: Ocl1 - Ocl2- V - "a"Ono1 total: 2

[+id] [+id]

[+an] [-an]121

4.4.1.3.2.3. Struktur: Ono1 - Ocl2 - V total: 2

[-id] [+id]

[-an] [+an]122

4.4.1.3.2.4. Struktur: Opr1 - Ocl2 - Ocl1 - V - "a" Opr2 total: 1

[+id][-an];[+id][+an]123

4.4.1.3.3. Mit zwei nachgestellten Objekten total: 3

4.4.1.3.3.1. Struktur: V - Ocl1 - Ocl2 total: 2

[+id][+an],[+id][-an]:2124

4.4.1.3.3.2. Struktur: V - Ocl1 - "a" Opr1 - Ono2 total: 1

[+id][+an] [-id][-an]125

111

Vgl. pero cuéntelo por sii (Grupo..., p.133, l. 102). 112

Z.B. pues ya verá eso (Grupo..., p. 135, l.197). 113

Vgl. que lo pagarían como nos había costado a nosotros (Grupo..., p. 139, l. 368/369). 114

Z.B. después compramos un- u- unos pastelitos (Grupo..., p. 140, l. 430). 115

Z.B. ¿ya han preguntado el precio y todo? (Grupo..., p. 133, l. 103/104). 116

Z.B. ahora tengo un jardinero Grupo..., p.142, l. 491). 117

Vgl. tú te vas feliz y quieres a tu ma-[rido] (Grupo..., p. 136, l. 257/258). 118

Vgl. hemos cosido a la mejor gente de Valencia (Geupo..., p. 142, l. 522). 119

Z.B. incluso a veces les he llevao el desayuno (Grupo..., p. 140, l. 421). 120

Z.B. si vuelve a pasarle/ me lo dice (Grupo..., p. 138, l.317). 121

Z.B. el otro día me pasó a mí un caso // que se lo dije a Roberto (Grupo..., p. 137, l. 293/294). 122

Z.B. ¿chatarra?/ chatarra no me dé (Grupo..., p. 132, l. 44). 123

Vgl. eso me lo han dicho a mí (Grupo..., p. 135, l. 190). 124

Z.B. prepáraselo todo (Grupo..., p. 140, l. 413).

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60

4.4.2. Mit explizitem Subjekt

4.4.2.1. Ohne Objekte total: 50

4.4.2.1.1. Vorangestelltes A-Subjekt total: 39

4.4.2.1.1.1. Nominales, vorangestelltes A-Subjekt: Ano - V total: 7

[+id][+an]: 7

4.4.2.1.1.1. Pronominales, vorangestelltes A-Subjekt: Apr - V total: 32

[+id][+an]:27

[-id][+an]: 5126

Distribution auf die formas verbales

1a:13 2a:7 3a:2 4a:2 5a:2 6a:1

4.4.2.1.2. Nachgestelltes A-Subjekt: V - A total: 11

4.4.2.1.2.1. Nominales, nachgestelltes A-Subjekt: V - Ano total: 5

[+id][+an]:3

[+id][-an]:2127

4.4.2.1.2.2. Pronominales, nachgestelltes A-Subjekt: V - Apr total: 6

[+id][+an]:6128

Distribution auf die formas verbales:

1a:5 2a:1

4.4.2.2. Mit einem Objekt

4.4.2.2.1. Vorangestelltes Subjekt - nachgestelltes Objekt total: 25

4.4.2.2.1.1. Struktur: Apr - V - Ono total: 15

Subjekt: Objekt:

[+id][+an] [+id][-an]:7129

[+id][+an] [-id][-an]:4130

[+id][+an] [+id][+an]:1

[-id][+an] [-id][-an]:1

[+id][-an] [-id][-an]:1

[+id][-an] [+id][-an]:1

4.4.2.2.1.2. Struktur: Apr - V - "a"Ono total: 1

A:[+id][+an] O:[+id][+an]:1131

4.4.2.2.1.3. Struktur: Ano - V - Ono (scil. S-V-O132

) total: 3

A:[+id][+an] O:[-id][-an]:2133

A:[+id][+an] O:[+id][-an]:1134

4.4.2.2.1.4. Struktur: Apr - V - Ocl total: 2

A: [+id][+an] O: [+id][-an]:2135

4.4.2.2.1.5. Struktur: Apr - Ocl1 - V - Ono1 total: 2

A:[+id][+an] O:[+id][-an]:1136

125

Vgl. que me han comprao a mí un piso precioso (Grupo..., p. 140/141, l. 437/438). 126

Z.B. cada uno tiene que de- llevar /dentro de lo elegante (Grupo..., p. 143, l. 567). 127

Z.B. es que dice // que valdrían los pisos m- doble (Grupo..., p. 134, l. 132/133). 128

Z.B. no/ un momento// que quiero yo que estemos todos de acuerdo (Grupo..., p. 133, l. 118). 129

Z.B. yo también tengo mis gastos (Grupo..., p.142, l. 501). 130

Z.B. yo he hecho muchos viajes (Grupo..., p. 141, l. 472). 131

Vgl. es que nosotros hemos cosido a la gente mejor de Valencia (Grupo..., p. 142, l. 514). 132

Nota bene: es sind dies Beispiele der gemeinhin als Basis-Konstituenten-Abfolge des Spanischen

unterstellten Struktur (vgl. dazu oben, Kapitel xxx). 133

Z.B. Manolo tiene un suéter muy parecido (Grupo..., p. 138, l. 304/305). 134

Vgl ese chico ya ha visto el precio (Grupo..., p.135, l. 211/212). 135

Z.B. ellos si quieren ponerlo (Grupo..., p. 139, l. 354).

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61

A:[+id][+an] O:[+id][+an]:1

4.4.2.2.1.6. Struktur: Apr - Ocl1 - V - "a"Ono total: 2

A:[+id][+an] O:[+id][+an]:1137

4.4.2.2.2. Vorangestelltes Subjekt - vorangestelltes Objekt total:

4.4.2.2.2.1. Struktur: Apr - Ocl - V total: 10

[+id][+an]:7 [+id][-an]:6138

[+id][+an]:1139

[+id][-an]:3 [+id][+an]:3140

4.4.2.2.2.2. Struktur: Ano - Ocl - V total: 3

[+id][+an]:2 [+id][+an]:1

[+id][-an]:1141

[+id][-an]:1 [+id][+an]:1142

4.4.2.2.2.3. Struktur: Apr - Ono - V total: 1

[+id][+an] [-id][-an]:1143

4.4.2.2.2.4. Struktur: Apr - Opr1 - Ocl1 - V total: 1

[+id][+an] [+id][-an]:1144

4.4.2.2.3. Vorangestelltes Objekt - Verb - nachgestelltes Subjekt total: 14

4.4.2.2.3.1. Struktur: Ocl - V - Apr total: 8

[+id][+an] [+id][-an]:2145

[+id][-an] [+id][+an]:6146

4.4.2.2.3.2. Struktur: Ocl - V - Ano total: 5

[+id][+an] [+id][+an]:5147

4.4.2.2.3.3. Struktur: Opr - V - Ano total: 1

[+id][-an] [+id][+an]:1148

4.4.2.2.4. Verb - nachgestelltes A-Subjekt - nachgestelltes Objekt

total: 3

4.4.2.2.4.1. Struktur: Ocl1 - V - Apr - "a" Opr total: 1

[+id][+an] [+id][-an]:1149

4.4.2.2.4.2. Struktur: V - Ano - Ono total: 1

[+id][+an] [-id][-an]:1150

4.4.2.2.4.3. Struktur: V - Apr - Ono total: 1

[+id][+an] [-id][-an]:1151

136

Vgl. yo no lo veo claro lo de arriba eh? (Grupo..., p. 136, l. 217). 137

Vgl. usted qué le hace a su chiquita (Grupo..., p. 140, l. 398). 138

Z.B. pero yo lo/ reconcozco que (Grupo..., p.132, l. 68). 139

Vgl. yo le digo no (Grupo..., p. 133, l. 106). 140

Z.B. esto ya no le hace nada (Grupo..., p.144, l. 578). 141

Vgl. para que tu madre ya lo sepa (Grupo..., p. 133, l. 107). 142

Vgl. es que a veces los viajes te cunden (Grupo..., p. 141, l. 477). 143

Vgl. yo- y viajes también he hecho muchos(Grupo..., p. 141, l. 469/470). 144

Vgl. pues yo esto lo tenía porque (Grupo..., p. 141, l. 464). 145

Z.B. yo no iba aa llamar y decir me ha pasado eso (Grupo..., p. 138, l. 315/316). 146

Z.B. pero nos lo hacemos nosotros (Grupo..., p. 142, l. 506). 147

Z.B. me llamó Roberto (Grupo..., p. 132, l. 73). 148

Vgl. eso dijo también ese chico (Grupo..., p. 139, l. 376). 149

Vgl. ¿os ha pasao alguna vez esto a vosostros? (Grupo..., p. 138, l. 301/302). 150

Vgl. y están los dos fijos/ y tienen los dos sueldo (Grupo..., p. 140, l. 436/437). 151

Vgl. pero es que tiene usted que tener un patrón (Grupo..., p. 143, l. 530).

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62

4.4.2.2.5. Verb - nachgestelltes Objekt - nachgestelltes Subjekt total: 1

4.4.2.2.5.1. Struktur: Ocl1 - V - "a"Opr1 - Ano total: 1

[+id][+an] [id][-an]:1152

4.4.2.3. Mit zwei Objekten

4.4.2.3.1. Vorangestelltes A-Subjekt

4.4.2.3.1.1. Struktur: Ano - Ocl1 - Ocl2 - V total: 1

[+id][+an] [+id][+an] [+id][-an]:1153

4.4.2.3.1.2. Struktur: Apr - Ocl1 - Ocl2 - V total: 1

[+id][+an] [+id][+an] [+id][-an]:1154

4.4.2.3.1.3. Struktur: Apr - Ocl1 - V - Opr2 total: 2

[+id][+an] [+id][+an] [-id][-an]:2155

4.4.2.3.1.4. Struktur: Apr - Ocl1 - Ocl2 - V - Opr2 - "a"Ono1 total: 1

[+id][+an] [+id][+an] [+id][-an]:1156

4.4.2.3.2. Nachgestelltes A-Subjekt

4.4.2.3.2.1. Struktur: Ocl1 - Ocl2 - V - Apr total: 1

[+id][+an] [+id][-an] [+id][+an]:1157

4.4.2.3.2.2. Struktur: Opr1 - Ocl2 - Ocl1 - V - Apr total: 1

[+id][-an] [+id][+an] [+id][+an]:1158

4.4.2.3.2.3. Struktur: Ocl1 - Ocl2 - V - Apr - "a"Ono1 total: 1

[+id][+an] [+id][-an] [+id][+an]:1159

4.4.2.3.2.3. Struktur: Ocl1 - Ocl2 - V - Apr - Opr2 total: 1

[+id][+an] [+id][-an] [+id][+an]:1160

152

Vgl. el otro día me pasó a mí un caso (Grupo..., p. 137, l. 293). 153

Vgl. el chico me lo ha comprao (Grupo..., p. 141, l. 455). 154

Vgl. yo no se lo quería decir (Grupo..., p. 138, l. 311). 155

Z.B. yo no les puedo dar nada (Grupo..., p. 141, l. 463). 156

Vgl. yo se lo hago todo a mi hija (grupo..., p. 144, l. 582/583). 157

Vgl. todo lo que llevo me lo hago yo (Grupo..., p. 142, l. 512/513). 158

Vgl. ésas se las he da(d)o yo (grupo..., p. 133, l. 97). 159

Vgl. y me ha dicho // se lo dice usted a (NN) (Grupo..., p. 133, l. 84). 160

Vgl. pues ya se lo digo yo esto (Grupo..., p. 144, l. 596).

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63

4.5. Resultate, Auswertungen

4.5.1. X-Subjekte

Distribution der X-Subjekte in der Stichprobe S.65.A.1.

Frequenz [+animado] [-animado] [+idenficable] [-identificable]

X-sujetos

antepuestos

nominales

19 4 15 15 4

X-sujetos

antepuestos

pronominales

26 9 17 26 0

Subtotal

X-sujetos

antep.

45 13 32 41 4

X-sujetos

pronominales

pospuestos

2 1 1 2 0

X-sujetos

nominales

pospuestos

2 1 1 2 0

Total 49 15 34 45 4

Distribution der X-Subjekte in der Stichprobe S.65.A.1.

(1) Explizite X-Subjekte haben insgesamt betrachtet zu 69,3 % das Merkmal [-animado].

Diese Prädominanz ist noch stärker ausgeprägt, wenn man lediglich die nominalen X-

Subjekte in Betracht zieht: 76,2% (16 von 21 Fällen) tragen das Merkmal [-animado].

(2) Explizite X-Subjekte haben insgesamt betrachtet zu 93,8% das Merkmal [+identific-

able]161

. D.h. nicht in der geteilten Diskurs-Welt der Interaktanten vorhandene, sowie

nicht zu den geteilten Kenntnissystemen der Interaktanten zählende Referenten

werden nur äußerst selten als X-Subjekte realisiert.

(3) Explizite X-Subjekte sind zu 91% (45 von 49 Fällen) vorangestellt. Eine signifikative

Korrelation zwischen Position der X-Subjekte und den Merkmalen [+/-animado],

sowie [+/-idenficable] besteht nicht.

(4) 49% (49 Fälle) der X-Verben haben explizite Subjekte, 51% (51 Fälle) haben ein X-

Null-Subjekt.

161

Zur Definition des Merkmals [+/- identificable] verweise ich auf das Kapitel xxx, pp. xx. An dieser Stelle

sei nur daran erinnert, daß ich gegen das von Ashby/Bentivoglio (1993) verwendete Merkmalpaar [+/-"brand"-

neu] (im Sinne von Prince 1981) argumentiert habe.

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64

4.5.2. S-Subjekte

Distribution der S-Subjekte in der Stichprobe S.65.A.1

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

S-sujetos

nominales

antepuestos

14 9 5 13 1

S-sujetos

pronominales

antepuestos

13 9 4 12 1

Subtotal 27 18 9 25 2

S-Sujetos

nominales

pospuestos

10 6 4 10 0

S-sujetos

pronominales

pospuestos

0 0 0 0 0

Total 37 24 13 35 2

Distribution der S-Subjekte in der Stichprobe S.65.A.1

1) 64,8% der S-Subjekte haben das Merkmal [+animado] (= 35,2 % [-animado]). Diese

Distribution ist diametral unterschiedlich zur entsprechenden Distribution bei den X-

Subjekten. Diese Distribution ist unabhängig von der Position der S-Subjekte.

2) Hinsichtlich des Merkmals [+/-identificable] verhalten sich X- und S-Subjekte

identisch: 94,5% der S-Subjekte haben das Merkmal [+identificable] (vgl. 93,8% bei

den X-Verben).

3) Insgesamt betrachtet überwiegt mit 72,9% (27 von 37 Fällen) die anteposición der S-

Subjekte. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß in dieser Stichprobe keine

nachgestellten pronominalen S-Subjekte vorkommen; das bedeutet, daß sich die

Nachstellung von S-Subjekten auf die nominalen S-Subjekte konzentriert. Bei diesen

ist dementsprechend mit 41,5% (10 von 24 Fällen) die Nachstellung deutlich

ausgeprägter.

4) S-Verben werden zu 60,3% mit S-Null-Subjekten (vgl. 39,7% mit expliziten S-

Subjekten) realisiert.

5) S-Null-Subjekte haben in 53 von 56 Fällen (94,6%) das Merkmal [+identificable]

und in 52 von 56 Fällen (=92,8%) das Merkmal [+animado]. Während also bei den S-

Null-Subjekten bezüglich der beiden Merkmale [+/-animado] und [+/-identificable]

die jeweilige Plus-Variante mit über 90% dominiert, ist bei den expliziten S-

Subjekten ein signifikativ höherer [-animado]-Anteil als bei den S-Null-Subjekten

festzustellen.

6) In der Summe von impliziten und expliziten S-Subjekten (93 Fälle) dominiert mit

94,6% das Merkmal [+identificable] (88 von 93), mit 81,7% (76 von 93) das

Merkmal [+animado].

7) Explizite S-Subjekte sind zu 72,9% vorangestellt bzw. zu 27.1% nachgestellt.

4.5.3. A-Subjekt-Verben

4.5.3.1. A-Null-Subjekt Verben

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65

4.5.3.1.1. Mit einem Objekt

4.5.3.1.1.1. Mit einem voranstehenden Objekt

Distribution der A-Null-Subjekt-Verben mit einem vorangestellten Objekt in in der

Stichprobe S.65.A.1

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

Objeto

nominal162

6 1 5 3 3

Objeto

pronominal163

3 1 2 3 0

Objeto

clítico164

58 29 23 58 0

Total 67 37 30 64 3

Distribution der A-Null-Subjekt-Verben mit einem vorangestellten Objekt in in der Stichprobe S.65.A.1

1) Insgesamt betrachtet haben bei A-Null-Subjekt-Verben mit einem vorangestellten

Objekt die Objekte zu 55,3% das Merkmal [+animado] (vgl. 44,7% [-animado]. Bei

der Teilmenge der nominalen Objekte überwiegt in dieser Stichprobe mit 83,3% (5

von 6 Fällen) das Merkmal [-animado]. Allerdings ist angesichts der niedrigen

Frequenz dieser Struktur zunächst an der Signifikanz dieser Distribution zu zweifeln.

2) Daß sowohl die objetos pronominales als auch die objetos clíticos ausschließlich das

Merkmal [+identificable] aufweisen, braucht angesichts des anaphorischen,

textverweisenden Status der Pronomina der "dritten" Person nicht zu verwundern.

4.5.3.1.1.2. Mit einem nachgestellten Objekt

Distribution der A-Null-Subjekt-Verben mit einem nachgestellten Objekt in der

Stichprobe S.65.A.1

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

Objeto

nominal165

38 5 33 15 23

Objeto

pronominal166

5 1 4 5 0

Objeto

clítico

4 3 1 4 0

Total 47 9 38 24 23

Distribution der A-Null-Subjekt-Verben mit einem nachgestellten Objekt in der Stichprobe S.65.A.1

1) Insgesamt betrachtet hat ein nachgestelltes Objekt bei A-Null-Subjekt-Verben in

80,8% (38 von 47 Fällen) des Vorkommens das Merkmal [-animado].

162

Umfaßt die Strukturen Ono - V und Ono1 - Ocl1 - V (vgl. 4.1.2.1.2. und 4.1.2.1.3.). 163

Vgl. 4.1.2.1.4. 164

Umfaßt die Struktur Ocl - V (vgl. 4.1.2.1.1.). 165

Umfaßt die Strukturen V - Ono (4.1.2.3.4.) und V - "a"Ono (4.1.2.3.5.). 166

Umfaßt die Strukturen V - Opr (4.1.2.3.2.) und Ocl1 - V - Opr1 (4.1.2.3.3.).

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66

2) In 80,8% der Fälle handelt es sich beim nachgestellten Objekt eines A-Null-Subjekt-

Verbs um ein nominales Objekt. Bei der Teilmenge der nachgestellten nominalen

Objekte kommt das Merkmal sogar in 86,8% der Fälle vor.

3) Während insgesamt betrachtet die Merkmale [+identificable] (24 Fälle) und [-

identificable] (23 Fälle) ungefähr ausgeglichen distribuiert sind, überwiegt bei der

Teilmenge der nominalen Objekte mit 60,5% das Merkmal [-identificable].

Angesichts der relativ kleinen Stichprobe können aus diesem Ergebnis keine

generalisierenden Schlüsse gezogen werden. Wie ich oben begründet habe, ist das

von mir zugrundegelegte Merkmal [-identificable] nicht mit dem von

Ashby/Bentivoglio (1993) verwendeten Merkmal [brand-new] identisch; das schließt

nicht aus, daß es in Bezug auf die Zuordnung dieser beiden Merkmale eine nicht

unerheblich Schnittmenge geben dürfte. Die Prädominanz des Merkmals [-identific-

able] bei nachgestellten nominalen Objekten von A-Null-Subjekt-Verben scheint

vergleichbare Ergebnisse der Studie von Ashby/Bentivoglio (1993) zu bestätigen.

4.5.3.1.2. Mit zwei Objekten

Die Stichprobe S.65.A.1 enthält bei A-Null-Subjekt-Verben insgesamt 28 Fälle mit zwei

Objekten (vgl. dazu die Detail-Analyse unter 4.1.3.). Davon entfallen allein 14 (=50%) auf

die Abfolge Ocl1-Ocl2-V. In allen 28 Fällen hat eines der beiden Objekte das Merkmal

[+animado], das andere das Merkmal [-animado].

In den 9 Fällen, in denen eines der beiden Objekte ein klitische Pronomen, das andere ein

nominales Objekt ist, hat jeweils das nominale Objekt das Merkmal [-animado], z.B. que me

han comprao a mí un piso precioso; naturgemäß sind diese nominalen Objekte auch die

diejenigen, welche das Merkmal [-id] haben. Präpositional angeschlossene pronominale und

nominale Objekte haben die Merkmale [+id][+an], d.h. Beispiele für präpositional ange-

schlossene Objekte mit den Merkmalen [-id] und/oder [-an] sind in dieser Stichprobe nicht

enthalten.

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67

4.5.3.2. A-Subjekt Verben mit explizitem Subjekt

4.5.3.2.1. A-Subjekt-Verben mit explizitem Subjekt ohne Objekte

Distribution der A-Subjekte in Sätzen ohne Objekte in der Stichprobe S.65.A.1

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

Nominale A-Sub-

jekte ohne Objekte

(antep.)

7 7 0 7 0

Pronominale A-

Subjekte ohne

Objekte (antep.)

32 32 0 27 5

Subtotal 39 39 0 34 5

Nominale A-Sub-

jekte ohne Objekte

(posp.)

5 3 2 5 0

Pronominale A-

Subjekte ohne

Objekte (posp.)

6 6 0 6 0

Total 50 48 2 45 5

Distribution der A-Subjekte in Sätzen ohne Objekte in der Stichprobe S.65.A.1

1) A-Subjekte in Sätzen ohne Objekte haben zu 96% (48 von 50 Fällen) das Merkmal

[+animado] und zu 90% (45 von 50 Fällen) das Merkmal [+identificable]; die 5 Fälle

mit dem Merkmal [-identificable] entfallen allesamt auf pronominale, vorangestellte

A-Subjekte. Nicht-identifizierbare (scil. "neue") Referenten werden nur in seltenen

Ausnahmefällen als A-Subjekte kodiert.

2) A-Subjekte in Sätzen ohne Objekte werden zu 76% (38 von 50 Fällen) als Pronomina

kodiert.

3) A-Subjekte in Sätzen ohne Objekte sind zu 78% (39 von 50 Fällen) dem Verb

vorangestellt (scil. 22% nachgestellte A-Subjekte).

4) Ob die Tatsache, daß die beiden Fälle mit dem Merkmal [-animado] als nachgestellte,

nominale A-Subjekte kodiert sind, mehr als ein Zufall ist, muß aufgrund einer

größeren Stichprobe überprüft werden.

4.5.3.2.2. A-Subjekt-Verben mit explizitem Subjekt mit einem Objekt

4.5.3.2.2.1. Vorangestelltes Subjekt - Verb - nachgestelltes Objekt

Die Stichprobe enthält 25 Fälle mit der prototypischen Struktur "S-V-O":

a) Pronominales A-Subjekt - Verb - Nominales Objekt167

: 17

b) Pronominales A-Subjekt - Verb - "a"-nominales Objekt168

: 3

c) Pronominales A-Subjekt - Verb - Klitisches Pronomen-Objekt: 2

d) Nominales A-Subjekt - Verb - Nominales Objekt: 3

Von 25 Objekten haben 20 (=80%) das Merkmal [-animado], von den 25 Subjekten haben

167

Umfaßt die Strukturen Apr - V - Ono (vgl. 4.2.2.1.1.), Apr - Ocl1 - V - Ono1 (vgl. 4.2.2.1.5.). sowie 168

Umfaßt die Strukturen Apr - V - "a"Ono (vgl. 4.2.2.1.2.) und Apr - Ocl1 - V - "a"Ono1 (vgl. 4.2.2.1.6.).

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Konstituentenabfolgetypen15052015

68

lediglich 2 (=8%) das Merkmal [-animado], bzw. 92% das Merkmal [+animado]. 32% (8 von

25 Fällen) der Objekte haben das Merkmal [-identificable], bei den Subjekten ist lediglich 1

Vorkommen mit dem Merkmal [-identificable] belegt.

Festzuhalten ist auch die Tatsache, daß die A-Subjekte in dieser Konstellation zu 88% (22

von 25 Fällen) als Pronomina kodiert sind.

4.5.3.2.2.2. Vorangestelltes A-Subjekt - vorangestelltes Objekt - Verb

Auch in dieser Konstellation prädominieren mit 80% der Fälle (12 von 15 Vorkommen) bei

weitem die pronominalen A-Subjekte.

Die Objekte haben in 9 von 15 Vorkommen (= 60%) das Merkmal [-animado], die Subjekte

in 4 von 15 Fällen (=26,6%). Während alle Subjekte das Merkmal [+identifizierbar]

aufweisen, findet sich bei den Objekten ein Beispiel mit dem Merkmal [-identifizierbar].

Während in dieser Konstellation eine Tendenz der Objekte zum Merkmal [-animado]

bestätigt wird, sind die Ergebnisse bezüglich des Merkmals [+/- identificable] unspezifisch.

4.5.3.2.2.3. Vorangestelltes Objekt - Verb - nachgestelltes A-Subjekt

In dieser Abfolge haben 8 von 14 Objekten (=57,1%) das Merkmal [-animado]; bei den A-

Subjekten haben 14,2% (2 von 14 Fällen) das Merkmal [-animado]. Da in dieser Stichprobe

und in diesem Abfolge-Typ alle vorangestellten Objekte pronominalen Status haben, tragen

sie zu 100% das Merkmal [+identificable]; auch die nachgestellten A-Subjekten in dieser

Struktur haben sämtlich das Merkmal [+identificable].

4.5.3.2.2.4. Verb - nachgestelltes A-Subjekt - nachgestelltes Objekt

Zwei von vier Objekten haben das Merkmal [-animado], wobei es sich dabei um nominale

Objekte handelt. Diese Objekte haben gleichfalls das Merkmal [-identificable]. Zwei der A-

Subjekte haben das Merkmal [-animado], eine nominales das Merkmal [-identificable], ein

pronominales das Merkmal [+identificable].

Distribution der Merkmale [+/-animado] und [+/-identificable] auf die A-Subjekt-

Verben mit einem Objekt in der Stichprobe S.65.A.1

Frequenz [-animado] [+animado] [+identificable] [-identificable]

Objetos (ante y

pospuestos)

58 39 19 47 11

Sujetos (ante y

pospuestos)

58 10 48 56 2

Distribution der Merkmale [+/-animado] und [+/-identificable] auf die A-Subjekt-Verben mit einem Objekt in

der Stichprobe S.65.A.1

Alle 58 Fälle von expliziten A-Subjekt-Verben mit einem Objekt zusammengenommen wird

deutlich, daß hinsichtlich des Vorkommens des Merkmals [-animado] ein signifikanter

Unterschied zwischen A-Subjekten und Objekten besteht: die Wahrscheinlichkeit, daß ein

Objekt das Merkmal [-animado] hat, ist nahezu viermal so groß wie bei einem A-Subjekt.

Bei den Objekten haben 67,2%, bei den A-Subjekten 17,2% der Fälle das Merkmal

[-animado].

Zwar überwiegt sowohl bei A-Subjekten als auch bei den Objekten das Merkmal [+identific-

able] bei weitem; die Stichprobe scheint aber die Tendenz zu markieren, daß bei Objekten

die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens des Merkmals [-identificable] um ein Vielfaches

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69

(hier: mehr als fünfmal) größer ist als bei A-Subjekten. Das bedeutet, daß nicht-identifizier-

bare ("neue") Referenten mehr als fünfmal so häufig als Objekte denn als A-Subjekte kodiert

werden.

4.5.3.2.2.3. A-Subjekt-Verben mit zwei Objekten

In der Stichprobe sind insgesamt lediglich 9 Fälle mit zwei Objekten enthalten, davon 5 mit

vorangestelltem, und 4 mit nachgestelltem Objekt. Die Distribution der Merkmale [+/-

animado] und [+/-identificable] liefert gegenüber dem bisher Ausgewerteten keine neue

Erkenntnisse. Alle Subjekte haben die Merkmal-Kombination [+animado] / [+identificable];

in allen 9 Fällen hat eines der Objekte das Merkmal [+animado] und das andere das Merkmal

[-animado].

Auffällig ist lediglich, daß in dieser Struktur Objekte nur in zwei Fällen Nominalphrasen

sind, die zudem mit "a" angeschlossen sind. Bemerkenswert ist schließlich weiterhin, daß

lediglich ein A-Subjekt die Form einer Nominalphrase hat.

Selbstverständlich ist die Stichprobe zu klein, als daß diese Beobachtungen mehr sein könnte

als ein Hinweis darauf, daß diese Frage im Rahmen der größeren Strichprobe untersucht

werden muß.

4.6. Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge Typen in der Stichprobe S.65.A.1

(nicht standardisiert)

1) Ocl - V

169: 58

2) Sz - V: 56

3) Xz - V: 51

4) Az - V: 49

5) Az - V - Ono: 38

6) Apr - V: 32

7) Xpr - V: 26

8) Xno - V: 19

9) Apr - V - Ono: 15

10) Sno - V: 14

11) Ocl1 - Ocl2 - V: 14

12) Spr - V: 13

13) V - Yno: 11

14) V - Sno: 10

15) Apr - Ocl - V: 10

16) Ocl - V - Apr: 8

17) Ano - V: 7

18) Ono - V: 6

19) V - Apr: 6

20) V - Opr: 5

21) V - Ano: 5

22) Ocl - V - Ano: 5

23) V - Ocl: 4

24) Opr - V: 3

25) Ano - Ocl - V: 3

26) Ano - V - Ono: 3

27) V - Xno: 2

28) V - Xpr: 2

169

Abfolge-Typen mit Objekt-Konstituenten implizieren natürlich, daß es sich um Verben mit potentiellen A-

Subjekten handelt, die, wenn es sich um A-zero-Subjekte handelt, in der Strukturformel nicht explizit genannt zu

werden brauchen.

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70

29) Ocl1 - Ocl2 - V - "a"Ono1: 2

30) Ono1 - Ocl2 - V: 2

31) V - Ocl1 - Ocl2: 2

32) Apr - V - Ocl: 2

33) Apr - Ocl1 - V - Ono1: 2

34) Apr - Ocl1 - V - "A"Ono1: 2

35) Apr - Ocl1 - V - Opr2: 2

36) Opr1 - Ocl2 - Ocl1 - V - "a"Opr2: 1

37) Ocl1 - V - "a"Opr1 - Ono2: 1

38) Apr - V - "a"Ono: 1

39) Apr - Ono - V: 1

40) Apr - Opr1 - Ocl1 - V: 1

41) Opr - V - Ano: 1

42) Ocl1 - V "a"Opr1: 1

43) Ocl1 - V- Apr - "a"Opr1: 1

44) V - Ano - Ono: 1

45) V - Apr - Ono: 1

46) Ano - Ocl1 - Ocl2 - V: 1

47) Apr - Ocl1 - Ocl2 - V: 1

48) Apr -Ocl1 - Ocl2 - V - Opr2 - "a"Ono1: 1

49) Ocl1 - Ocl2 - V - Apr: 1

50) Opr1 - Ocl2 - Ocl1 - V - Apr: 1

51) Ocl1 - Ocl2 - V - Apr - "a"Ono1: 1

52) Ocl1 - Ocl2 - V- Apr - Opr2: 1

4.7. Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen in der Stichprobe S.65.A.1

(standardisiert)

In dieser "standardisierten" Frequenzliste werden Typen der "nicht-standardisierten" Typen-

Frequenzliste in Anlehnung an die in Forschung verwendeten Kategorien zu Prototypen

zusammen gefaßt. Während in der "nicht-standardisierten" Liste die Abfolge-Typen nach

Subjekt- und Objekttypen unterschieden wird, wird diese Unterscheidung in der

standardisierten Liste aufgegeben.

So werden z.B. unter den standardisierten Konstituenten-Abfolge-Typ A-V-O die folgenden

nicht standardisierten Abfolge-Typen subsumiert :

- Apr-V-"a"Ono (vgl. oben Nr. 38)

- Apr-Ocl1-V-"a"Ono1 (vgl. oben Nr. 34)170

- Apr-Ocl1-V-Ono1 (vgl. oben Nr. 33)

- Apr-V-Ocl (vgl. oben Nr. 32)

- Ano-V-Ono (vgl. oben Nr. 26)

- Apr-V-Ono (vgl. oben Nr. 9)

1) O-V: 67

171

2) Sz-V: 56172

170

Bei der Realisierung eines Objektes in Form eines Nomens/ "freien" Pronomens und eines koreferentiellen

klitischen Pronomens wird bei der Standardisierung die Topologie des Nomens bzw. freien Pronomens

zugrundelegt. 171

Die Abfolge-Typen O-V, V-O, OOV, etc. charakterisieren Strukturen, in denen das A-Subjekt als Null

bzw. lediglich durch die desinencial verbal markiert ist. 172

Die Formeln Sz-V, Xz-V und Az-V erscheinent hier in dieser Form zur Veranschaulichung der Tatsache,

daß es sich um Strukturen handelt, die in denen die respektiven Subjekte als Null-Subjekte, bzw. in der

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71

3) Xz-V: 51

4) Az-V: 49

5) V-O: 47

6) X-V: 45

7) A-V: 39

8) S-V: 27

9) A-V-O: 25

10) O1-O2-V: 16

11) A-O-V: 15

12) O-V-A: 14

13) V-Y: 11

14) V-A: 11

15) V-S: 10

16) V-X: 4

17) V-A-O: 3

18) V-O1-O2: 3

19) O1-V-O2: 3

20) O1-O2-V-A: 2

21) O1-V-A-O2: 2

22) A-O1-O2-V: 2

23) A-O1-V-O2: 2

24) A-V-O1-O2: 1

25) V-O-A: 1

5. Konstituenten-Abfolge-Analyse der Stichprobe H.38.A1

Die voranstehenden Kapitel dargelegte detaillierte Darstellung der Konstituenten-Abfolge

Analyse der Stichprobe S.65.A.1 hatte exemplarischen Charakter und wird in bezug auf die

weiteren Stichproben (auch aus Gründen der Platzersparnis) hier nicht ausgebreitet. Im

folgenden werde ich mich auf die Vorstellung und Interpretation der wesentlichen Resultate

dieser nach dem Muster der Stichprobe S.65.A.1 vorgenommenen Analyse beschränken.

desinencial verbal realisiert sind. Die Voranstellung von Sz usw. in diesen Strukturformel impliziert in

Strukturen natürlich keine Aussage über die Position dieses Null-Subjekts.

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Konstituentenabfolgetypen15052015

72

5.1. S-Verben

Distribution der expliziten S-Subjekte in der Stichprobe H.38.A.1

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

S-sujetos

nominales

antepuestos

8 6 2 5 3

S-sujetos

pronominales

antepuestos

12 10 2 12 0

Subtotal 20 16 4 17 3

S-sujetos

nominales

pospuestos

9 4 5 3 6

S-sujetos

pronominales

pospuestos

3 0 3 0 3

Total 32 20 12 20 12

Distribution der expliziten S-Subjekte in der Stichprobe H.38.A.1

1) Die Stichprobe H.38.A.1 enthält insgesamt 68 Sätze mit S-Verben; davon entfallen

36 (=52,9%) auf implizite Subjekte, die zu 100% das Merkmal [+identificable],

sowie zu 80,5% das Merkmal [+animado] (29 von 36 Fällen) haben, d.h. immerhin

19,5% der S-Null-Subjekte dieser Stichprobe tragen das Merkmal [-animado].

2) Von den 32 expliziten S-Subjekten haben gleichermaßen 62,5% (20 Fälle) das

Merkmal [+animado] (vgl. 64,8% in der Stichprobe S.65.A.1) sowie das Merkmal

[+identificable].

3) Festzuhalten ist, daß in dieser Stichprobe bei den nachgestellten S-Subjekten mit

66,6% (8 von 12) sowohl das Merkmal [-animado], als auch mit 75% (9 von 12) das

Merkmal [-identificable] deutlich überwiegt. Ob dieses Ergebnis signifikativ in dem

Sinne ist, daß bei nachgestellten S-Subjekten generell eine Tendenz zur Markierung

mit dem Merkmal [-animado] besteht, kann angesichts der geringen Fallzahl nicht

behauptet werden. Immerhin konnte, bei ebenfalls nur geringer Fallzahl, auch in der

Stichprobe S.65.A.1 festgestellt werden, daß bei den nachgestellten S-Subjekten eine

höherer Prozentsatz mit dem Merkmal [-animado] vorkommt (scil. 40%9) als bei den

vorangestellten S-Subjekten (33,3%). Auch hier dürfte erst von weiteren Erhebungen

eine signifikative Antwort erwartet werden können. 3) In der Summe impliziter und

expliziter S-Subjekte dominiert in der Stichprobe H.38.A.1 mit 82,3% (56 von 68)

das Merkmal [+identificable], sowie mit 72,1% (49 von 68) das Merkmal [+animado]

4) Explizite Subjekte werden in dieser Stichprobe zu 60% voran- bzw. zu 40%

nachgestellt.

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Konstituentenabfolgetypen15052015

73

5.2. X-Verben

Distribution der S-Subjekte in der Stichprobe H.38.A.1

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

X-sujetos

nominales

antepuestos

16 9 7 9 7

X-sujetos

pronominales

antepuestos

20 6 14 20 0

Subtotal 36 15 21 29 7

X-sujetos

nominales

pospuestos

6 1 5 6 0

X-sujetos

nominales

pospuestos

4 3 1 3 1

Total 46 19 27 38 8

Distribution der S-Subjekte in der Stichprobe H.38.A.1

1) In der Stichprobe H.38.A.1 haben 58,7% (27 von 46) der expliziten Subjekte das

Merkmal [-animado], sowie 82,6% (38 von 46) das Merkmal [+identificable].

Damit wird der bereits in der Stichprobe S.65A.1 festgestellte Trend (vgl. 69,3%

[-animado]) bestätigt, daß explizite X-Subjekte dazu tendieren, das Merkmal

[-animado] zu tragen. Dieses Ergebnis, dürfte, wenn es sich durch weitere

Stichproben bestätigt, von dem in Ashby/Bentivoglio für die Konstituente X

erhobenen abweichen; Ashby/Bentivoglio (1993, p. 70) zufolge ist die Konstituente

X eher an dem Ende ihres Kontinuuums anzusiedeln, an dem das Merkmal [+ani-

mado] überwiegt.

2) In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daß im Rahmen dieser

Konstituenten-Abfolge-Analyse lediglich die Subjekte der X-Verben, jedoch nicht

ihre Prädikatsnomina173

.

In der Stichprobe haben 21 der 46 X-Subjekt-Sätze Prädikats-Nominalphrasen, z.B.

los calvos son cabrones (Grupo..., p. 62, l. 214/215) usw. Davon tragen immerhin

17 das Merkmal [-identificable]. Von den 43 X-Null-Subjekt-Sätzen haben 15 eine

Prädikats-Nominalphrase, davon 11 mit dem Merkmal [-identificable]. D.h. durch

Prädikatsnominalphrasen werden in einem keineswegs zu vernachlässigenden

Umfang nicht-identifizierbare Referenten in die geteilte Diskurswelt der

Interaktanten eingeführt.

3) In der Summe der X-Null-Subjekt- und der expliziten X-Subjekt-Sätze (89 Fälle)

haben 58,3% (52 von 89) das Merkmal [-animado], sowie 91% (81 von 89) das

Merkmal [+identificable].

4) Von den expliziten X-Subjekten sind 78,2% vorangestellt.

173

Vgl. Sätze wie es un chorizo de mucho cuidao ése (Grupo..., p. 71, l. 606), era una mierda eso (Grupo..., p.

71, l. 609), usw.

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Konstituentenabfolgetypen15052015

74

5.3. Y-Verben

Die Stichprobe enthält 11 Beispiele vom Typ hay una tía con cinco tíos (Grupo..., p. 74, l.

727/728). Alle Beispiele haben das Merkmal [-identificable], fünf Beispiele (vgl. das

soben angeführte) das Merkmal [+animado].

5.4. A-Verben

5.4.1. A-Null-Sätze

5.4.1.1. A-Null-Sätze ohne Objekt

Die Stichprobe H.38.A.1 enthält 28 Beispiele, in denen der betreffende Satz lediglich die

Struktur Az - V hat174

, wenn man davon absieht, daß Nebensätze (etwa nach dem Verb

decir) oder durch eine Kommunikationsverb eingeleitete "direkte Rede" als Konstituenten

in dieser Untersuchung nicht berücksichtigt werden. In diesem Satztyp haben 25 Beispiele

die Merkmalskombination [+id][+an], 2 Beispiele die Kombination [+id][-an], sowie 1

Beispiel die Kombination [-id][+an]. Insgesamt als 27 Beispiele mit dem Merkmal [+id],

sowie 26 mit dem Merkmal [+an].

5.4.1.2. A-Null-Sätze mit einem Objekt

5.4.1.2.1. A-Null-Sätze mit einem nachgestellten Objekt

1) In der Stichprobe H.38.A.1 ist die der standardisierte Abfolge-Typ V-O mit 83

Fällen die Struktur mit der höchsten Frequenz175

.

2) Insgesamt überwiegt bei den Objekten in dieser Konstellation das Merkmal [-

animado] mit 80,7% (67 von 83). Das Merkmal [-identificable] seinerseits kommt

in 55,4% (46 von 83) der Fälle vor.

3) Die impliziten Subjekte der Struktur V-O haben demgegenüber zu 93,9% (78 von

83) das Merkmal [+animado] und zu 92,7% (77 von 83) das Merkmal

[+identificable].

5.4.1.2.2. A-Null-Sätze mit einem vorangestellten Objekt

1) Die standardisierte Abfolge O-V ist in der Stichprobe H.38A.1 mit 61 Beispielen

enthalten176

.

2) Bei den vorangestellten Objekten der Abfolge O-V haben 60,6% das Merkmal

[+animado] (37 von 61), bzw. 39.4% das Merkmal [-animado], sowie 86,8% (53

von 61) das Merkmal [+identificable], bzw. 13,2% das Merkmal [-identificable].

3) die A-Null-Subjekte dieses Strukturtyps haben zu 95,1% (58 von 61) das Merkmal

[+animado], sowie in der gleichen Frequenz das Merkmal [+identificable].

174

Vgl. zu dieser Strukturformel die Anm. 93. 175

Umfaßt die Struktur-Typen V-Ono: 64 Fälle, V-Opr: 6 Fälle, V-Ocl: 8 Fälle, sowie Ocl1-V-Opr1: 5 Fälle. 176

V-O umfaßt die Strukturen Ocl-V (52 Beispiele), Ono-V (4), Opr-V (4), sowie Ono1-Ocl1-V (1 Bsp.).

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Konstituentenabfolgetypen15052015

75

5.4.1.2.3. V-O und O-V der Stichproben S.65.A.1 und H.38.A.1 im Vergleich

Distribution der Merkmale [+/-animado] und [+/-identificable] in den Abfolge-Typen

V-O und O-V in den Stichproben S.65.A1 und H.38A.1

H.65.A.1 H.65.A.1 H.38.A.1 H.38.A.1

O-V:objetos

antepuestos

V-O:objetos

pospuestos

O-V:objetos

antepuestos

V-O:objetos

pospuestos

Total

[+animado] 37 9 37 16

[-animado] 30 38 24 67

[-identificable] 3 23 8 46

[+identificable] 64 24 53 37

Distribution der Merkmale [+/-animado] und [+/-identificable] in den Abfolge-Typen

V-O und O-Vin den Stichproben S.65.A1 und H.38A.1

1) Bei einem Vergleich der Abfolge-Typen V-O und O-V ist ein signifikativer

Unterschied hinsichtlich der Frequenz des Merkmals [+/-animado] der Objekte

feststellbar: bei Objektnachstellung überwiegt in hohem Maße (80,7% in H.38,

80.8% in S.65) das Merkmal [-animado]. Vorangestellte Objekte haben in den beiden

untersuchten Stichproben nur in 39,4% (H.38) bzw. 44,7% (S.65) das Merkmal [-

animado].

2) Möglicherweise ebenfalls mit der Topologie der Objekte korreliert auch das Merkmal

[+/-identificable]. Zumindest, was die vorangestellten Objekte anbelangt, besteht in

beiden Stichproben eine eindeutige Dominanz des Merkmals [+identificable]: 95,6%

(64 von 67) in S.65, sowie 86,8% in H.38). Im Vergleich dazu ist bei nachgestellten

Objekten, ohne daß von eindeutigem Überwiegen die Rede sein kann, zumindest ein

erheblich größerer Prozentsatz mit dem Merkmal [-identificable] anzutreffen (55,4%

(46 von 83) in H.38, 48,9% (23 von 47) in S.65).

Diese Beobachtung ist, wenn sie durch weitere Stichproben erhärtet werden sollte, deshalb

von Bedeutung, weil damit im Unterschied zu Ashby/Bentivoglio (1993), welche die relative

Position der Konstituenten unberücksichtigt lassen, dokumentiert würde, daß die

Konstituente O nicht allgemein dazu tendiert, "neue" Referenten einzuführen, sondern daß

dies sich nur auf eine Teilmenge der Objekte bezieht, nämlich vorzugsweise auf die dem

Verb nachgestellten.

5.4.1.3. A-Null-Sätze mit zwei Objekten

In der Stichprobe H.38.A.1 sind insgesamt 23 Beispiele von A-Null-Sätzen mit zwei Objek-

ten enthalten, die sich auf drei prototypische Abfolge-Typen verteilen:

a) O1 - O2 - V: 11 Beispiele177

.

b) O1 - V - O2: 8 Beispiele178

.

c) V - O1 - O2: 4 Beispiele179

.

Die Abfolge-Typen unter b) und c) weisen in der Stichprobe H.38.A.1 hinsichtlich der

177

Z.B. te la regalo (Grupo..., p. 71, l. 618). 178

Z.B. pues os hemos dao una paliza (Grupo..., p. 72, l. 639). 179

Z.B. ponme un poco deee fanta (Grupo..., 71, l. 624).

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Konstituentenabfolgetypen15052015

76

Distribution der Merkmale [+/-animado] und [+/-identificable] eine gewisse Uniformität auf,

da in allen 12 Fällen das jeweils erste Objekt die Kombination [+id][+an], das jeweils zweite

Objekt die Kombination [-id][-an] hat. Diese Merkmalskombination impliziert andererseits,

daß es sich bei den zweiten Objekten der Abfolgen unter b) und c) um Nominalphrasen

handelt.

Nur der Abfolge-Typ unter a) (O1-O2-V) weist in der Stichprobe H.38.A.1 unterschiedliche

Merkmalskombinationen der beiden vorangestellten Objekte auf:

- O1 [+id][-an] - O2 [+id][+an]: medio paquete os habéis hecho ya

(Grupo..., p. 57, l. 9)

- O1 [-id][-an] - O2 [+id][+an]: un [sic] botella de champán le apunté al ojo

(Grupo..., p. 69, l. 514).180

- O1 [+id][+an] - O2 [+id][-an]: pues me lo grabarás

(Grupo..., p. 74, l. 739).

Von den elf O1 dieser Struktur haben 10 das Merkmal [+id] und 8 das Merkmal [+an]. Von

den elf O2 dieser Struktur haben 11 das Merkmal [+id] und 8 das Merkmal [-animado].

Die Null-Subjekte unter b) und c) (12 Fälle) haben allesamt die Merkmalskombination

[+id][+an]; diese Kombination trifft auch auf 9 der 11 Beispiele zu c) zu, lediglich 2 haben

die Merkmal [-id][+an].

Da im Spanischen bei zwei voranstehenden Objekten nur das erste eine Nominalphrase sein

kann, bzw. das zweite ein klitisches Pronomen sein muß, kann das zweite nicht die Merk-

malskombination [-id][-an] haben.

Resümierend: bei A-Null-Sätzen mit zwei Objekten hat das jeweils zweite Objekte, wenn es

nach dem Verb steht, in der Regel die Merkmalskombination [-id][-an]. Bei zwei vor-

anstehenden Objekten kann lediglich das erste, als Nominalphrase die Merkmalskombination

[-id][-an] haben.

5.4.2. A-Sätze mit explizitem Subjekt

5.4.2.1. A-Sätze mit explizitem Subjekte ohne Objekte

Die Stichprobe H.38.A.1 enthält insgesamt 14 Beispiele für A-Sätze mit explizitem Subjekt

ohne Objekte (in Form von Konstituenten)181

, davon 13 Subjekte voran- und 1 Subjekt

nachgestellt.

In zwölf dieser Beispiel hat das Subjekt die Merkmalskombination [+id][+an]. Ein Beispiel

hat die Merkmale [+id][-an]: esto hace vomitar (Grupo..., p. 62, l. 227).

5.4.2.1.1. Vorangestelltes explizites Subjekt mit einem Objekt

5.4.2.1.1.1. Struktur A-V-O

1) Die Stichprobe enthält 21 Beispiele des Abfolge-Typs A-V-O182

.

2) Die Subjekte der Struktur A-V-O, von denen 17 Pronomina und 4 Nomina sind,

haben zu 85,7% (18 von 21) jeweils das Merkmal [+animado] und [+identificable].

Die Merkmalskombination [-an][-id] kommt nicht vor.

3) Die Objekte, von denen 19 Nomina und 2 Pronomina sind, haben zu 71,4% (15 von

21) das Merkmal [-animado] und zu 61,9% (13 von 21) das Merkmal [-identificable]. 180

Es sei nur nebenbei erwähnt, daß es sich bei den beiden ersten Beispielen dieser Aufstellung (scil. medio

paquete und botella de champán) im traditionellen Sinne der Definition um "Topikalisierung" handelt. 181

Wie ich oben dargelegt habe (vgl. p. xxx) werden im Rahmen dieser Untersuchung z.B. durch que

eingeleitete Nebensätze, Infinitive, Adverbien usw., welche die syntaktische Funktion des Objektes in Bezug auf

das A-Verb erfüllen, nicht als Konstituenten berücksichtigt. 182

Umfaßt die Typen Ano-V-Ono: 4 Fälle, Apr-V-Ono: 15 Fälle, Apr-V-Opr: 2 Fälle.

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Konstituentenabfolgetypen15052015

77

Die Merkmalskombination [-an][-id] kommt in 13 der 21 Fälle vor (=61,9%).

5.4.2.1.1.2. Struktur A-O-V

1) Die Stichprobe enthält 19 Beispiele des Abfolge-Typs A-O-V183

Apr-Ono1-Ocl1-V:

1 Fall (vgl. yo esta cosas de convento no las veo, Grupo..., p. 73, l. 693/694), Apr-

Opr1-Ocl1-V (vgl. yo a tí te concozco, Grupo..., p. 60, l. 162), sowie Ano-Ocl-V

(vgl. tu madre te ha mandado freír espárragos, Grupo..., p. 64, l. 305)..

2) Die Objekte, die sich auf 17 klitische Pronomina, 1 Nominalphrase, sowie 1 freies

Pronomen verteilen, haben zu 52,6% (10 von 19) das Merkmal [-animado] und in

94,7% (18 von 19) das Merkmal [+identificable].

3) Von den Subjekten (17 Pronomina, 2 Nominalphrasen) haben zu 100% (19 Fälle) das

Merkmal [+animado], zu 94,7% (18 von 19) das Merkmal [+identificable].

5.4.2.1.1.3. A-O-V und A-V-O im Vergleich in den Stichproben H.38.A.1, S.65.A.1

Distribution der Merkmale [+/-animado] und [+/-identificable] der Objekte in den

Strukturen A-O-V und A-V-O in den Stichproben H.38.A.1, S.65.A.1 und xxx.

H.38.A.1 H.38.A.1 S.65.A.1 S.65.A.1

A-O-V A-V-O A-O-V A-V-O

[+animado] 9 6

[-animado] 10 15

[+identificable] 18 8

[-identificable] 1 13

Distribution der Merkmale [+/-animado] und [+/-identificable] der Objekte in den Strukturen A-O-V und A-

V-O in den Stichproben H.38.A.1, S.65.A.1 und xxx.

1) Bei einem Vergleich der Merkmale [+/-an] und [+/-id] der Objekte in den Strukturen

A-O-V und A-V-O fällt entsprechend den Feststellungen zu V-O und V-O auf, daß

die nachgestellten Objekte zu einem wesentlichen höheren Anteil als zu

vorangestellten das Merkmal [-animado] haben: 71,4% (15 von 21) in H.38.A.1, bzw.

52,6% (10 von 19).

2) Auf der anderen Seite dominiert mit 94,7% (18 von 19) bei vorangestellten Objekten

das Merkmal [+identificable], während bei den nachgestellten Objekten mit 61,9%

(13 von 21) das Merkmal [-identificable] deutlich überwiegt.

5.4.2.1.1.4. Strukturen V-A-O und O-V-A

1) Der Abfolge-Typ V-A-O ist in dieser Stichprobe mit 6 Beispielen184

, der Abfolgetyp

O-V-A mit 5 Beispielen185

vertreten.

183

Umfaßt die Strukturen Apr-Ocl-V: 15 Beispiele (z.B. tú la has puesto, Grupo..., p. 61, l. 197),

184

V-A-O umfaßt die Strukturen V-Apr-Ono: 5 Fälle (z.B. tenía yo allí mi cafetera, Grupo..., p. 67, l. 457/458),

sowie Ocl1-V-ARpr-Ono1: 1 Fall (vgl. te lo has preparao tú el bocata, Grupo..., p. 64, l. 332, eines der im

gesprochenen Spanisch (im Vergleich etwa zum Französischen) äußerst seltenen Beispiele einer "dislocación a

la derecha" (von el bocata). 185

Umfaßt die Abfolge-Typen Ono1-Ocl1-V-Apr: 2 Fälle (z.B. platos combinaos me lo [sic] hago yo, Grupo...,

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2) Die 6 Objekte der Struktur V-A-O sind allesamt Nominalphrasen mit dem Merkmal

[-animado], vier davon mit dem Merkmal [-identificable] (scil. zwei mit [+id]).

3) Von den 5 vorangestellten Objekten der Abfolge O-V-A haben 3 das Merkmal [-

animado], zwei das Merkmal [+animado], drei Objekte tragen das Merkmal

[+identificable], 2 das Merkmal [-identificable].

4) Wenn auch die Anzahl der Beispiele der beiden Strukturen V-A-O und O-V-A in der

Stichprobe H.38.A.1 von jeder Repräsentativität entfernt ist, scheinen selbst diese

wenigen Fälle die zuvor beobachtete Tendenz zu bestätigen, daß nachgestellte

Objekte eher dazu tendieren als vorangestellte, die Merkmal [-animado] und [-

identificable] zu tragen; zudem scheinen nachgestellte Objekte häufiger als

Nominalphrasen vorzukommen als vorangestellte Objekte.

5) Die 5 nachgestellten Subjekte der Abfolge O-V-A haben alle die

Merkmalskombination [+id][+an], bei den 6 nachgestellten Subjekten der Abfolge V-

A-O haben 5 diese Merkmalskombination, ein Beispiel hat die Kombination [-

id][+an].

5.4.2.1.2. A-Sätze mit explizitem Subjekt und zwei Objekten

Insgesamt enthält die Stichprobe H.38.A.1 lediglich 7 Beispiele mit explizitem Subjekt (vor-

oder nachgestellt) und zwei Objekten, und zwar in folgenden Strukturen:

a) a) A - V - O1 - O2 (2 Bsp.) (z.B. yo no he puesto a nadie los cuernos)

(Grupo..., p. 70, p. 570)

b) b) A - O1 - V - O2 (2 Bsp.) (z.B. Caty te va a dar una bajada de tensión)

(Grupo..., p. 66, l. 392)

c) c) O1 - V - A - O2 (2 Bsp.) (z.B. a mí no me ha puesto nadie los cuernos)

(Grupo..., p. 70, l. 566)

d) d) O1 - O2 - V - A (1 Bsp.) (vgl. se los [los cuernos] ha puesto él)

(Grupo..., p. 70, l. 567).

Alle sieben O2-Objekte dieser vier Abfolge-Typen haben das Merkmal [-animado], sechs

O2-Objekte haben das Merkmal [-id].

Sechs der sieben O1-Objekte haben die Merkmalskombination [+id][+an], ein O1-Objekt hat

die Merkmale [-id][+an]: se los [los cuernos] ha puesto tú a alguien (Grupo..., p. 70, 569).

Sechs der sieben Subjekte dieser vier Abfolge-Typen (4 vorangestellt, drei nachgestellt)

haben die Merkmalskombination [+id][+an], eines die Merkmale [-id][+an] (vgl. das unter c)

angeführte Beispiel.

5.5. Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen in der Stichprobe H.38A.1

(standardisiert)

1) V-O: 83 (5)

186

2) O-V: 61 (1)

3) Xz-V: 43187

(3)

p. 67, l. 443), Ocl-V-Apr: 2 Fälle (z.B. lo estrené yo solo, Grupo..., p. 67, l. 460), sowie Ocl-V-Ano: 1 Fall (vgl.

pues ya me ha dicho la del pab, Grupo..., p. 59, l. 103/104). 186

In Klammern wird der Rangplatz angegeben, den der jeweilige Abfolge-Typ in der standardisierten

Frequenzliste der Stichprobe S.65.A.1 einnimmt. Ein Rangkorrelations-Koeffizient wird erst nach Auswertung

der dritten Stichprobe berechnet. 187

Die Strukturformeln Xz-V, Az-V und Sz-V charakterisieren finite Verben (Sätze) mit Null-Subjekten, bzw.

finite Verben, in denen das Subjekt lediglich durch die desinencia verbal markiert wird. Dementsprechend

bedeutet die "Voranstellung" von Xz und Az in der Strukturformel natürlich nicht, daß es sich um ein

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4) X-V: 36 (6)

5) Sz-V: 35 (2)

6) Az-V: 28 (4)

7) A-V-O: 21 (9)

8) A-O-V: 19 (11)

9) S-V: 17 (8)

10) V-S: 15 (15)

11) A-V: 13 (7)

12) V-Y: 11 (13)

13) O1-O2-V: 11 (10)

14) V-X: 10 (16)

15) O1-V-O2: 8 (19)

16) V-A-O: 6 (17)

17) O-V-A: 5 (12)

18) V-O1-O2: 4 (18)

19) O1-V-A-O2: 2 (21)

20) A-O1-V-O2: 2 (23)

21) A-V-O1-O2: 2 (24)

22) O1-O2-V-A: 1 (20)

23) V-A: 1 (14)

Auffallend bei einem ersten heuristischen Vergleich der Konstituenten-Abfolge-Listen der

beiden Stichproben S.65.A.1 und H.38.A.1 ist:

- In beiden Stichproben kommen nahezu dieselben Konstituenten-Abfolge-types vor.

Lediglich die Typen (22) (Frequenz 2) und (25) (Frequenz 1) der S.65-Liste sind in

der H.38-Liste nicht enthalten. Die H.38-Stichprobe enthält keinen Abfolge-Typ, der

nicht auch in der S.65-Stichprobe vorkommt.

- Ein Vergleich der Rangplätze deutet darauf hin, daß es sich um eine signifikative

Korrelation handelt, bzw. daß es sich nicht um eine zufällige Verteilung der

Konstituenten-Abfolge-Typen, sondern um eine solche handelt, die eine bestimmte

Varietät des Spanischen, "das" español coloquial charakterisiert.

- Nur in bezug auf zwei Typen fällt ein Frequenz- bzw. Rangplatz-Unterschied auf, der

außerhalb einer zufallsbedingten Abweichungs-Marge liegen könnte. Der Typ V-A

belegt in S.65 mit 11 tokens den 14.Rangplatz, in H.38 mit einem token den Platz 23;

der Typ O-V-A weist auf Rangplatz 12 in S.65 14 tokens auf, in H.38 auf Platz 16

nur 5 tokens. Inwieweit diese Unterschiede signifikativ sind, wird im Anschluß an die

dritte Stichprobe zu berechnen sein.

6. Konstituenten-Abfolge-Analyse der Stichprobe L.15.A.2.

6.1. S-Verben

1) Die Stichprobe L.15.A.2 enthält insgesamt 101 Sätze mit S-Verben; davon entfallen

65 (64,3%) auf implizite Subjekte, die zu 98,4% (64 von 65) das Merkmal

[+animado], sowie zu 96,9% (63 von 65) das Merkmal [+identificable] haben.

2) Von den 36 expliziten S-Subjekten haben 26 (72,2%) das Merkmal [+animado],

sowie 27 (75%) das Merkmal [+identificable].

3) Festzuhalten ist, daß, - wie auch in den Stichproben A.65 und H.38 eine

siginifikativer Unterschied bezüglich des Vorkommmens der Merkmale [-animado],

vorangestelltes Subjekt handelt.

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80

sowie

[-identificable] zwischen vorangestellten und nachgestellten expliziten S-Subjekten

besteht.

Von 14 nachgestellten S-Subjekten haben immerhin 6 (42,8%) das Merkmal

[-animado]; das Merkmal [-identificable] kommt mit 7 Fällen genauso häufig vor wie

Merkmal [+identificable]. Entscheidend ist, daß im Unterschied dazu bei den

vorangestellten Subjekten, wie auch in den anderen Stichproben, eindeutige

Präferenzen sowohl für das Merkmal [+animado] (vgl. 18 von 22, d.h. 81,8%), als

auch für das Merkmal [+identificable] (20 von 22, d.h. 90,9%)] vorliegen.

4) Explizite S-Subjekte werden in der Stichprobe L.15.A.2 zu 61,1% voran- bzw. zu

38,9% nachgestellt.

Merkmals-Distribution der expliziten S-Subjekte in der Stichprobe L.15.A.2

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

S-sujetos

nominales

antepuestos

10 7 3 8 2

S-sujetos

pronominales

antepuestos

12 11 1 12 0

Subtotal 22 18 4 20 2

S-sujetos

nominales

pospuestos

6 1 5 2 4

S-sujetos

pronominales

pospuestos

8 7 1 5 3

Total 36 26 10 27 9

Merkmals-Distribution der expliziten S-Subjekte in der Stichprobe L.15.A.2

6.2. Die X-Sätze

1) Von den 115 X-Sätze der Stichprobe L. 15.A.2 haben 69 (60%) implizite, bzw. 46

(40%) explizite Subjekte.

2) Von den X-Null-Subjekten haben 26 (37,7,%) das Merkmal [-animado], bzw. 43

(62,3%) das Merkmal [+animado]. Nur 2,9% (2 von 69) der X-Null-Subjekte haben

das Merkmal [-identificable], d.h. 97,1% (67 von 69) sind durch das Merkmal

[+identificable] markiert.

3) Von den 46 expliziten X-Subjekten sind 39 (84,8%) voran- bzw. 7 (15,2%)

nachgestellt.

4) Die vorangestellten expliziten X-Subjekte haben zu 28,2% (11 von 39) das Merkmal

[-animado] und zu 71,8% (28 von 39) das Merkmal [+animado].

5) Bei den vorangestellten expliziten X-Subjekten überwiegt mit 89,7% (35 von 39) das

Merkmal [+identificable] deutlich (vgl. 10,3% für das Merkmal [-identificable], 4

Fälle].

6) Bei den nachgestellten expliziten X-Subjekten haben 4 (57,1%) das Merkmal

[+animado], bzw. 3 (42,9%) das Merkmal [-animado] (vgl. 37,7% der X-Null-

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Konstituentenabfolgetypen15052015

81

Subjekte mit dem Merkmal [-an]).

7) Alle 7 nachgestellten expliziten X-Subjekte dieser Stichprobe L.15.A.2 haben das

Merkmal [+identificable]

8) In der Gesamtheit haben die 46 expliziten X-Subjekte zu 32,6% (15 von 46) das

Merkmal [-animado], bzw. zu 67,4% (31 von 46) das Merkmal [+animado]

Merkmals-Distribution der X-Subjekte in der Stichprobe L.15.A.2

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

X-sujetos

nominales

antepuestos

8 5 3 5 3

X-sujetos

pronominales

antepuestos

31 23 8 30 1

Subtotal 39 28 11 35 4

X-sujetos

nominales

pospuestos

4 2 2 4 0

X-sujetos

pronominales

pospuestos

3 2 1 3 0

Total 46 32 14 42 4

Merkmals-Distribution der X-Subjekte in der Stichprobe L.15.A.2

6.3. Die Y-Subjekt-Sätze

1) Die Stichprobe L.15.A.2 enthält insgesamt 29 Y-Subjekt-Sätze, die zu 100% das

Merkmal [-identificable] haben.

2) 14 (48,6%) haben das Merkmal [-animado], bzw. 15 (51,4%) das Merkmal

[+animado].

6.4. Die A-Subjekt-Sätze

6.4.1. Die A-Null-Subjekt-Sätze

6.4.1.1. Die A-Null-Subjekt-Sätze ohne Objekte

Die Stichprobe L.15.A.2 enthält 45 A-Null-Subjekt-Sätze ohne Konstituenten-Objekte188

.

Alle 45 A-Null-Subjekt haben das Merkmal [+identificable], 2 von 45 haben das Merkmal

[-animado].

6.4.1.2. Die A-Null-Subjekt-Sätze mit Objekten

6.4.1.2.1. Die A-Null-Subjekt-Sätze mit vorangestelltem/en Objekt/en

188

Unter diese Kategorie werden subsumiert, in denen 1) kein Oberflächen-Objekt realisiert ist, z.B. G: te es

compatible con los estudios, E: no creo con el horario que tengo (Grupo..., p. 93, l. 19-21), 2) das Oberflächen-

Objekt nicht den Bedingungen für das entspricht, was in dieser Untersuchung als "Konstituente" angesehen wird,

beispielsweise ein subordinierter Satz, z.B.: G: ¿qué has comido?/ una palmera ¿no?/// sabes que te sientan mal

(Grupo..., p. 93, l. 29).

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82

1) Die Stichprobe L.15.A.2 enthält 60 Beispiele für A-Null-Subjekt-Sätze mit einem

vorangestellten Objekt. Bei den vorangestellten Objekten handelt es sich in 57 Fällen

um klitische Pronomina, in 3 Fällen um Nomina, davon in 2 Fällen mit zusätzlichem

koreferentiellem klitischen Pronomen189

.

2) In 32 von 60 (53,3%) Beispielen haben die Objekte das Merkmal [-animado], bzw.

28 (46,7%) das Merkmal [+animado].

3) 59 der 60 Objekte dieser Konstellation haben das Merkmal [+identificable], lediglich

ein hinsichtlich seiner syntaktischen Analyse uneindeutiges Beispiel190

hat das

Merkmal

[-identificable].

4) 55 der 60 A-Null-Subjekte (=91,6%) in dieser Struktur haben das Merkmal

[+animado], acht von 60 (=16,6%) das Merkmal [-identificable]191

.

5) Die Stichprobe enthält 11 Beispiele mit zwei vorangestellten klitischen Objekten in

A-Null-Subjekt-Sätzen (Struktur: O-O-V). In allen 11 Fällen hat das erste Objekt die

Merkmalskombination [+id][+an], während in allen 11 Fällen das jeweils zweite

Objekt die Merkmalskombination [+id][-an] hat.

Von den A-Null-Subjekten dieser Abfolge haben 2 das Merkmal [-id], alle 11 tragen

das Merkmal [+an].

6) Die Stichprobe enthält 16 Beispielen mit je einem vorangestellten und je einem nach-

gestellten Objekt (Struktur: O-V-O). Die ersten Objekte sind klitische Pronomina

haben zu 100% (16 Beispiele) die Merkmalskombination [+id][+an]; 3 der 16

nachgestellten Objekte sind "freie" Pronomina mit der Merkmalskombination [-id][-

an], 13 (=81,2%) sind Nominalphrasen, von denen 12 das Merkmal [-an] und 6 das

Merkmal [+id] haben. Die 16 A-Null-Subjekte in dieser Struktur haben in 15 Fällen

das Merkmal [+an], in 16 Fällen das Merkmal [+id].

6.4.1.2.2. A-Null-Subjekt-Sätze mit nachgestelltem/ten Objekt/ten

1) Die Stichprobe L.15.A.2 enthält 60 Beispiele für A-Null-Subjekt-Sätze mit einem

nachgestellten Objekt.

2) Von den 60 nachgestellten Objekten dieser Struktur V-O sind 45 (75%) Nomina, 9

"freie" Pronomina (15%), sowie 6 (10%) klitische Pronomina (z.B. empezamos a

buscarlo, etc.).

3) 43 von 60 Objekten (71,6%) haben das Merkmal [-animado], bzw. 17 (28,4%) das

Merkmal [+animado].

4) Von den 43 Objekten mit dem Merkmal [-an] haben 28 (65,1%) auch das Merkmal [-

id], bzw. 15 (34,9%) das Merkmal [+id].

5) Von den 17 Objekten mit dem Merkmal [+an] haben 14 (82,5%) das Merkmal [-id],

bzw. 3 (17,5% das Merkmal [+id].

6) Von den 60 nachgestellten Objekten der Struktur V-O haben insgesamt 42 (70%) das

Merkmal [-id], bzw. 18 (30%) das Merkmal [+id].

7) Nota bene 1: Diese Stichprobe H.38.A.1.belegt ein weiteres Mal, daß eine

Untersuchung zu Konstituenten-Abfolge-Typen und präferierter Argument-Struktur,

welche wie Ashby/Bentivoglio (1993) dies tun, die Topologie der Konstituenten

unberücksichtigt läßt, zu unzutreffenden Resultaten kommen muß. Da ich auf diesen

189

Es handelt sich im Sinne der traditionellen Definition um "dislocaciones a la izquierda" wie z.B. ¿a

Antonio normalmente lo llamas por sus apellidos? (Grupo..., p. 94, l. 56). 190

Vgl. ¡ay! mira// suerte que tienes (Grupo..., p. 100, l. 314). 191

Vgl. z.B. desde pequeño pues le han [eine nicht näher präzisierte Personengruppe, MH] daoo (Grupo..., p.

102, l. 420).

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83

Punkt in Kapitel D ("Zusammenschau der drei Stichproben") ausführlich eingehen

werde, sei hier nur dies angemerkt.

Ein Vergleich der beiden Abfolgetypen O-V und V-O zeigt ein hoch signifikativen

Unterschied hinsichtlich der Markierung der Objekte durch das Merkmal [+/-

identificable]: vorangestellte Pronomina sind zu 95% (57 von 60) klitische

Pronomina; zu 98,3% haben vorangestellte Objekte der O-V-Struktur das Merkmal

[+id]. Im Unterschied dazu sind nachgestellte Objekte der V-O-Struktur zu 75% (45

von 60) Nominalphrasen; zudem haben nachgestellte Objekte der V-O-Struktur zu

70% (42 von 60) das Merkmal [-id].nota bene 1 ende.

8) Der Vollständigkeit halber wird vermerkt, daß die Stichprobe l.15.A.2 zwei Beipiele

der Struktur V-O1-O2 enthält192

. In beiden Fällen hat das erste Objekt die

Merkmalskombination [+id][+an], das zweite die Kombination [-id]-[-an].

6.4.2. Die A-Subjekt-Sätze mit explizitem Subjekt

6.4.2.1. A-Sätze mit explizitem Subjekt ohne Objekte

1) Die Stichprobe L.15.A.2 enthält insgesamt 40 Sätze mit expliziten A-Subjekten ohne

Objekt, davon 33 vorangestellte und 7 nachgestellte A-Subjekte.

2) Von den 33 vorangestellten expliziten A-Subjekten sind 32 Pronomina, 1 A-Subjekte

ist eine Nominalphrase.

3) Von den 33 vorangestellten expliziten A-Subjekten haben 32 das Merkmal [+an] und

32 das Merkmal [+id].

4) Vier der 7 nachgestellten expliziten A-Subjekte sind Pronomina, 3 sind

Nominalphrasen.

5) Alle 7 nachgestellten expliziten A-Subjekte haben das Merkmal [+id], 2 das Merkmal

[-an], bzw. 5 das Merkmal [+an].

6.4.2.2. A-Sätze mit explitem Subjekt und Objekt(en)

6.4.2.2.1. Struktur A-V-O

1) Die Stichprobe enthält 39 Sätze mit der Abfolge A-V-O.

2) 32 von 39 (82,0) nachgestellten Objekten sind Nominalphrasen, 7 (18%) sind

Pronomina.

3) 29 von 39 (74,3%) nachgestellten Objekten haben das Merkmal [-an], bzw. 10

(25,7%) das Merkmal [+an].

4) 12 von 39 (30,7%) nachgestellten Objekten haben das Merkmal [+id], bzw. 27

(69,3%) das Merkmal [-id].

5) 36 von 39 (92,3%) A-Subjekten der Struktur A-V-O sind Nominalphrasen, bzw. 3

(7,7%) Pronomina.

6) 36 von 39 (92,3%) A-Subjekten haben das Merkmal [+an], bzw. 3 (7,7%) das

Merkmal [-an].

7) 36 von 39 (92,3%) A-Subjekten haben das Merkmal [+id], bzw. 3 (/,7%) das

Merkmal

[-id].

192

Vgl. z.B. y si quieres también cuando tengas el temario de oposiciones /pedírmelos (Grupo..., p.97, l.

217/218).

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Konstituentenabfolgetypen15052015

84

6.4.2.2. Struktur A-O-V

1) Die Stichprobe enthält 26 Beispiele der Struktur A-O-V.

2) 20 von 26 (76,9%) Objekten haben das Merkmal [-an], bzw. 6 (23,1%) das Merkmal

[+an].

3) Alle 26 Objekte der Struktur A-O-V haben das Merkmal [+id].

4) 25 der 26 A-Subjekte der Struktur A-O-V sind Pronomina.

5) Alle 26 A-Subjekte der Struktur A-O-V haben das Merkmal [+an]

6) 25 der 26 A-Subjekte haben das Merkmal [+id], 1 Beispiel das Merkmal [-id] (es

handelt sich um das einzige nominale A-Subjekt dieser Struktur in dieser Stichprobe).

6.4.2.3. Struktur O-V-A

1) Die Stichprobe enthält 17 Beispiele der Struktur O-V-A.

2) Alle Objekte dieser Struktur sind klitische Pronomina.

3) 13 von 17 (76,4%) der vorangestellten Objekte dieser Struktur haben das Merkmal

[+an], bzw. 4 (23,6%) das Merkmal [-an].

4) Alle 17 Objekte dieser Struktur haben das Merkmal [+id].

5) 12 der nachgestellten A-Subjekte der Struktur O-V-A sind Nominalphrasen, 5

Pronomina.

6) Von den 12 nachgestellten A-Subjekt-Nominalphrasen haben 8 (66,6%) das Merkmal

[-an], bzw. 4 (33,3,%) das Merkmal [+an]. Diese 12 Subjekte haben in 5 Beispielen

das Merkmal [-id], bzw. in 7 Beispielen das Merkmal [+id].

7) Die 5 nachgestellten Pronominal-Subjekte haben sämtlich die Merkmalskombination

[+an][-an].

8) Insgesamt haben die 17 nachgestellten Subjekte in 9 von 17 Fällen (52,9%) das

Merkmal [+an], bzw. in 8 Fällen (47,1%) das Merkmal [-an]. In 70,6% der Beispiele

(12 von 17) haben die nachgestellten A-Subjekte das Merkmal [+id], bzw. in 29,4%

der Fälle das Merkmal [-id].

Nota bene 2: Ein Vergleich der Subjekte der Strukturen A-O-V und O-V-A könnte ein Beleg

für meine methodologische These sein, daß die Topologie der Konstituenten in bestimmten

Abfolge-Typen in signifikativer Weise mit bestimmten Merkmalen korreliert. In diesem Fall

geht es um die Beobachtung, daß vorangestellte explizite A-Subjekte durchgängig das

Merkmal [+an] haben, während bei nachgestellten Subjekts-Nominalphrasen der Struktur O-

V-A eine deutliche Mehrheit (66,6%) das Merkmal [-an] hat.

Diese Stichprobe legt, selbst wenn man die relativ geringe Fallzahl berücksichtigt, die

Vermutung nahe, daß hinsichtlich der Distribution der Merkmale zwischen vorangestellten

und nachgestellten expliziten A-Subjekten ein Unterschied besteht: danach hätten die nach-

gestellten Subjekte eine deutlich geringer ausgeprägte Tendenz zu den Merkmalen [+an] und

[+id] als die vorangestellten A-Subjekte. In der zusammenfassenden Asuwertung der

Ergebnisse aller drei Stichproben (vgl. Kap. xxx) wird auf diesen Punkt zurückzukommen

sein. Nota bene 2 ende

6.4.2.4. Strukturen V-A-O, A-O1-V-O2 und A-V-O1-O2

Die Analyse der Stichprobe L.15.A.2 abschließend ist zu vermerken, daß die Abfolge-Typen

a) V-A-O

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Konstituentenabfolgetypen15052015

85

b) A-O1-V-O2193

c) A-V-O1-O2

jeweils durch zwei Beispiele dokumentiert sind.

Die 6 Subjekte dieser drei unterschiedlichen Typen haben haben alle die Merkmalskom-

bination [+an][+id].

Ein Objekt der Struktur V-A-O hat die Merkmalskombination [+an][+id], das andere [+id][-

an].

In den Abfolge-Typen mit zwei Objekten hat in allen 4 Fällen jweils eines der beiden

Objekte das Merkmal [+an], das andere das Merkmal [-an]. Ein Objekt der Struktur A-O1-V-

O2 hat die Merkmalskombination [-id][-an], es handelt sich bezeichnenderweise um eine

Nominalphrase.

6.5. Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen in der Stichprobe L.15.A.2.

(standardisiert)

1) Xz-V: 69

2) Sz-V: 65

3) V-O: 60

4) O-V: 60

5) Az-V: 45

6) A-V-O: 39

7) X-V: 39

8) A-V: 33

9) V-Y: 29

10) A-O-V: 26

11) S-V: 22

12) O-V-A: 17

13) O-V-O: 16

14) V-S: 14

15) O1-O2-V: 11

16) V-X: 7

17) V-A: 7

18) V-O1-O2: 2

19) A-O1-V-O2: 2

20) V-A-O: 2

21) A-V-O1-O2: 2

7. Die drei analysierten Stichproben in der Zusammenschau

7.1 Die impliziten und expliziten S-Subjekte der drei untersuchten Stichproben

Merkmals-Distribution (kumuliert) der expliziten S-Subjekte in den Stichproben

A.65.A.1, H.38.A.1, L.15.A.2

Frequenz [+an] [-an] [+id] [-id]

193

Vgl. das Beispiel mira la verdad/ yo lo [el temario, MH] de la literatura la verdad os lo paso a voso-

trooos// (Grupo..., p. 99, l. 297).

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Konstituentenabfolgetypen15052015

86

S-sujetos nominales

antepuestos

32 22 10 26 6

S-sujetos pronominales

antepuestos

37 30 7 36 1

Subtotal 69 52 17 62 7

S-sujetos nominales

pospuestos

25 11 14 15 10

S-sujetos pronominales

pospuestos

11 7 4 5 6

Subtotal 36 18 18 20 16

Total 105 70 35 82 23

Merkmals-Distribution (kumuliert) der expliziten S-Subjekte in den Stichproben A.65.A.1, H.38.A.1,

L.15.A.2

Merkmalsdistribution (kumuliert) der expliziten S-Subjekte in den Stichproben

A.65.A.1, H.38.A.1., L15.A.2

0 5 10 15 20 25 30 35 40

animado

non-animado

identificable

non-identificable

Spron.posp.

Snom.posp.

Spron.antep.

Snom.antep.

Merkmalsdistribution (kumuliert) der expliziten S-Subjekte in den Stichproben A.65.A.1, H.38.A.1., L15.A.2

1) Die drei Stichproben enthalten insgesamt 262 Sätze mit S-Subjekten; davon sind

157 (59,9%) implizite, sowie 105 (40,1%) explizite Subjekte.

2) Von den 105 expliziten Subjekten sind 69 (65,7%) vorangestellt, 36 (34,7%)

nachgestellt.

3) Von den 157 impliziten Subjekten haben 145 (92,3%) das Merkmal [+animado],

sowie 152 (96,8%) das Merkmal [-id].

4) Bei den expliziten S-Subjekten läßt sich hinsichtlich der Merkmalsdistribution

ein signifikativer Unterschied zwischen Voranstellung und Nachstellung

feststellen.

Von den insgesamt 69 expliziten vorangestellten S-Subjekten haben 52 (74,4,%)

das Merkmal [+animado], während bei den 36 nachgestellten S-Subjekten 18

(50%) dieses Merkmal haben. Und während die vorangestellten S-Subjekte zu

89,8% (62 von 69) das Merkmal [+identificable] tragen, beträgt dieser

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Konstituentenabfolgetypen15052015

87

Prozentsatz bei nachgestellten S-Subjekten nur 55,% (20 von 36).

5) Im Detail ist, trotz der relativ geringen token-Frequenz, festzuhalten, daß bei den

nominalen expliziten S-Subjekten insgesamt das Merkmal [-an] in 24 von 57

Fällen, d.h. in 42,1% der Beispiele belegt ist. Betrachtet man die nominalen

nachgestellten S-Subjekte isoliert, dann überwiegt mit 14 von 24 Beipielen sogar

das Merkmal [-an] deutlich, während bei den pronominalen "nur" 10 von 32

(31,2%) das Merkmal [-an] haben.

6) Während bei impliziten S-Subjekten lediglich 12 von 157 (7,64%) das Merkmal

[-an] tragen, sind es bei den expliziten S-Subjekten mehr als viermal so viel,

nämlich 33,33% (35 von 105).

Nota bene 3: Bei expliziten S-Subjekten besteht insgesamt, d.h. ohne nach vorangestellten

und nachgestellten, sowie nach nominalen (lexikalischen) und pronominalen zu

unterscheiden, eine in etwa dreimal so große Wahrscheinlichkeit, daß sie das Merkmal [-an]

als bei impliziten bzw. S-Null-Subjekten. Bei der Teilmenge der nachgestellten nominalen

(lexikalischen) expliziten S-Subjekte liegt die Wahrscheinlichkeit, daß sie das Merkmal [-an]

haben, bei über 50%. nota bene 3 ende

Ashby/Bentivoglio (1993) subsumieren, wie ich bereits oben (vgl. p.xx) erwähnt habe, Null-

Subjekte und pronominale Subjekte unter eine einzige P-Kategorie (vgl. Ashby/Bentivoglio

1993, 65).

Nota bene 4 : Da die pronominalen S-Subjekte der untersuchten Stichproben zu rund 50% an

dem Ergebnis beteiligt sind, daß explizite Subjekte insgesamt, nachgestellte Subjekte aber

insbesondere einen signifikativen [-animado]-Anteil haben, erweist sich unter diesem Aspekt

die Gleichsetzung von impliziten und pronominalen Subjekten bei Ashby/Bentivoglio (1993)

als empirisch nicht fundiert. Nota bene 4 ende

Nota bene 5: Ashby/Bentivoglio (1993) treffen in ihrer Untersuchung generell keine

Unterscheidung zwischen vorangestellten und nachgestellten Subjekten. Die signifikativ

größere Tendenz nachgestellter S-Subjekte zum Merkmal [-animado] dokumentiert, daß eine

Untersuchung der S-Subjekte, die keine topologische Differenzierung vornimmt, wesentliche

Merkmale der Konstituenten-Abfolge, sowie der präferierten Argumentstruktur nicht

erfassen kann. nota bene 5 ende

Auf einer Skala, deren eines Extrem durch das Merkmal [+animado], dessen anderes durch

das Merkmal [-animado] gebildet wird, müßte nach den Erhebungen der vorliegenden

Untersuchung zwischen drei S-Subjekt-Typen unterschieden werden:

[-animado] [+animado]

100% 50% 0%

s-sujetos nomin. posp. s-sujetos pospuestos s-sujetos explícitos s-sujetos implícitos

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Konstituentenabfolgetypen15052015

88

7.2. Die X-Null-Subjekte und expliziten X-Subjekte in den drei untersuchten

Stichproben

7.2.1. Die expliziten X-Subjekte

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

X-sujetos

nominales

antepuestos

43 18 25 29 14

X-sujetos

pronominales

antepuestos

77 38 39 76 1

Subtotal 120 56 64 105 15

X-sujetos

nominales

pospuestos

12 4 8 12 0

X-sujetos

pronominales

pospuestos

9 6 3 8 1

Subtotal 21 10 11 20 1

Total 141 66 75 125 16

Merkmals-Distribution (kumuliert) der expliziten X-Subjekte in den Stichproben

S.65.A.1, H.38.A.1 und L.15.A.2

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Xnom.ante

Xpron.ante

Xnom.posp.

Xpron.posp.

non-identificable

identificable

non-animado

animado

Merkmals-Distribution (kumuliert) der expliziten X-Subjekte in den Stichproben S.65.A.1, H.38.A.1 und

L.15.A.2

1) Nota bene 6: Das herausragendste Resultat besteht darin, daß von insgesamt 141

ausgewerteten expliziten X-Subjekten 75, d.h. 53.2% das Merkmal [-animado], bzw.

66, d.h. 46,8% das Merkmal [+animado] haben. nota bene 6 ende

2) Bei den expliziten X-Subjekten ist die Anzahl nachgestellter Subjekte relativ gering:

120 (85,1%) sind vorangestellt, d.h. nur 14,9% (21 von 141) sind nachgestellt. Selbst

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Konstituentenabfolgetypen15052015

89

wenn man in Betracht zieht, daß die Stichprobe der nachgestellten X-Subjekte nicht

nur relativ sondern auch absolut gesehen nicht sehr hoch ist, scheint doch eine

Tendenz derart erkennbar, daß X-Subjekte, unabhängig von ihrer Topologie keine

eindeutige Präferenz für oder gegen das Merkmal [-animado] haben. Ich erinnere

daran, daß demgegenüber bei den S-Subjekten die Topologie hochsignifikativ mit der

Markierung als [-animado] korreliert.

3) Bemerkenswert ist weiterhin die hochsignifikative Prädominanz des Merkmals

[+identificable], d.h. 88,6% (125 von 141) haben dieses Merkmal. Soweit X-Subjekte

überhaupt das Merkmal [-identificable] haben, handelt es sich mit hochsignifikativer

Wahrscheinlichkeit um vorangestellte Nomina (vgl. die Ergebnisse zu S.65.A.1).

7.2.2. Die X-Null Subjekte

7.3. Die A-Subjekt-Sätze in den drei Stichproben

Merkmals-Distribution bei den X-Null-Subjekt-Sätzen der Stichproben S.65A.1,

H.38.A.1 und L.15.A.2

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

S.65.A.1 51 18 33 47 4

H.38.A.1 43 18 25 42 1

L.15.A.2 69 43 26 67 2

Total 163 79 84 156 7

Merkmals-Distribution bei den X-Null-Subjekt-Sätzen der Stichproben S.65A.1, H.38.A.1 und L.15.A.2

1) Alles in allem enthalten die drei Stichproben 163 X-Null-Subjekt-Sätze.

2) Nota bene 7: 84 (51,5%) der X-Null-Subjekte haben das Merkmal [-animado], bzw.

79 (48,5%) das Merkmal [+animado]. Hinsichtlich der Distributiom des Merkmals [-

/+ animado] besteht kein signifikativer Unterschied zwischen expliziten X-Subjekten

(vgl. 53,2% [-an] und X-Null-Subjekten. nota bene 7 ende

3) Bezüglich des Merkmals [identificable] weisen die X-Null-Subjekte eine eindeutige

Präferenz auf: 156 (=95,6%) X-Null-Sätze [+d] stehen lediglich 7 Sätze (=4,4%) mit

dem Merkmal [-id] gegenüber. Auch diese Distribution weist keinen signifikativen

Unterschied zwischen X-Null-Subjekten und expliziten X-Subjekten (vgl. 88,6%

[+id] auf.

4) Dementsprechend stellt es keine mathematisch-statistische Überraschung dar, daß bei

der Addition von X-Null-Subjekten (163) und expliziten X-Subjekten (141) eine

leichte Präferenz für das Merkmal [-an] mit 159 (52,3%) zu 145 (47%),%)

festgehalten werden kann. In dieser Gesamtaddition überwiegt das Merkmal [id] mit

92,4% (281) zu 7,6% (23).

5) X-Null-Subjekt-Sätze weisen mit 163 von 304 Fällen (53,6%) eine geringfügig

höhere Frequenz auf als Sätze mit expliziten X-Subjekten.

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Konstituentenabfolgetypen15052015

90

7.3 Die A-Subjekt-Sätze in den drei Stichproben

7.3.1. Die A-Null-Subjekt-Sätze

7.3.1.1. Die A-Null-Subjekte in A-Subjekt-Sätzen ohne Objekte (Az-V)

Merkmals-Distribution der A-Null-Subjekte des Abfolge-Typs Az-V in den drei

Stichproben

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

S.65.A.1 49 42 7 46 3

H.38.A.1. 28 26 2 27 1

L.15.A.2 45 43 2 45 0

Total 122 111 11 118 4

Merkmals-Distribution der A-Null-Subjekte des Abfolge-Typs Az-V in den drei Stichproben

Die Zahlen der vorstehenden Tabelle sprechen für sich und bedürfen vorderhand keines

weiteren Kommentars: die 122 in den drei Stichproben enthaltenen A-Null-Subjekte haben

zu 90,1% (111 von 122) das Merkmal [+animado], sowie zu 96,7% (118 von 122) das

Merkmal [+identificable].

Ob und inwieweit es sich dabei um eine Merkmals-Distribution handelt, die allen A-

Subjekten, also auch den expliziten voran- und nachgestellten eigen ist, wird noch zu

analysieren und zu beschreiben sein. Sehen wir uns dazu zunächst die expliziten Subjekte in

A-Sätzen ohne Objekte, d.h. die Abfolge-Typen A-V und V-A an.

7.3.1.2. Die A-Subjekt-Sätze mit explizitem Subjekt

7.3.1.2.1. Die vorangestellten A-Subjekt-Sätze mit explizitem Subjekt ohne Objekt(e)

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

S.65.A.1. 39 39 0 34 5

H.38.A.1. 13 13 0 13 0

L.15.A.2. 33 32 1 32 1

Total 85 84 1 79 6

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Konstituentenabfolgetypen15052015

91

Merkmals-Distribution der expliziten A-Subjekte des Abfolge-Typs A-V in den drei

Stichproben

84

1

79

6

0

10 20 30 40

50 60 70 80

90

animado non-animado identificable non-identificable

AV

AV

Merkmals-Distribution der expliziten A-Subjekte des Abfolge-Typs A-V in den drei Stichproben

Wie schon bei den A-Null-Subjekten der Struktur Az-V (vgl. Tabelle) ist auch bei den

expliziten A-Subjekten des Abfolge-Typs A-V eine hochsignifikative Prädominanz sowohl

des Merkmals [+animado] als auch des Merkmals [+identificable] zu beobachten, und zwar

mit 84 von 85 Beispielen (=98,8%) hinsichtlich des Merkmals [+animado], sowie mit 79 von

85 Beispielen (=92,9%) bezüglich des Merkmals [+identificable].

Diese Prädominanz gilt auch für das nachgestellte Subjekt im Abfolge-Typ V-A.

7.3.1.2.2. Die A-Subjekte in den Abfolge-Typen A-V-O und A-O-V

Die bei den A-Subjekten in den Abfolge-Typen Az-V1, A-V und V-A festgestellte Merk-

mals-Distribution wird auch in den Abfolge-Typen A-V-O und A-O-V bestätigt.

1) Von den insgesamt 85 in den Stichproben enthaltenen Beispielen des Abfolge-Typs

A-V-O haben 77 (90,6%) A-Subjekte das Merkmal [+animado], sowie 78 (91,8%)

das Merkmal [+identificable].

nota bene 8: Festzuhalten ist, daß Sätze, die der klassischen Definition von S-V-O194

entsprechen, in insgesamt nur 11 Beispielen (3/4/4) (von 1511, =0,73%) in dem

untersuchten corpus enthalten sind. Da S-V-O offensichtlich unter keiner der drei

möglichen Interpretationen (vgl. "the most neutral", "underlying", sowie "most

common") für das español coloquial als "basic" angesehen werden kann, kann von

dieser tradierten Formel zur typologischen Charakterisierung des Spanischen

Abschied genommen werden. nota bene 8 ende

2) Der Abfolge-Typ A-O-V ist in den drei Stichproben mit 60 Beispielen vertreten, von

denen 56 (93,3,%) das Merkmal [+animado], sowie 58 (96,7%) das Merkmal

[+identificable] haben.

nota bene 9: Die A-Null-Subjekte des Abfolge-Typs Az-V, als auch die

vorangestellten A-Subjekte der Strukturen A-V, A-V-O und A-O-V haben mit einer

durchgängig über 90% liegenden Wahrscheinlichkeit die Merkmals-Kombination

[+animado] [+identificable]195

. nota bene 9 ende

194

Scil. Lexikalisches Subjekt - Verb - lexikalisches Objekt. 195

Selbstverständlich habe ich auch die restlichen Abfolge-Typen mit vorangestellten A-Subjekten, d.h. die

Strukturen A-O1-V-O2 (6 Bsp.), A-V-O1-O2 (5), sowie A-O1-O2-V (2) mitberücksichtigt. Alle 13 Subjekte

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Konstituentenabfolgetypen15052015

92

Dieses Resultat würde dem in der Untersuchung von Ashby/Bentivoglio (1993) entsprechen:

danach wären die A-Subjekte auf dem äußersten Rand der Skala zu plazieren, an dem die

Merkmale [-new] und [-animate] plaziert sind. Ich sage allerdings "würde entsprechen", weil

das Resultat unter nota bene 9 sich nur auf A-Null-Subjekte, vor allem aber nur auf vor-

angestellte Subjekte bezieht. Vor einer endgültigen Generalisierung ist also zunächst noch

die Merkmals-Distribution der nachgestellten Subjekte zu untersuchen.

7.3.1.2.3. Die nachgestellten A-Subjekte in A-Sätzen mit Objekten

Die Untersuchung der Merkmals-Distribution bei nachgestellten A-Subjekten in A-Sätzen

mit Objekten bezieht sich auf die drei Haupt-Abfolge-Typen der ausgewerteten Stichproben,

nämlich O-V-A (36 Bsp.), V-A (19 Bsp.), sowie V-A-O (11 Bsp.).

Alles in allem haben von diesen 66 Beispielen 51 (77,3%) das Merkmal [+an], bzw. 15

(22,7%) das Merkmal [-an]; daneben haben 60 (90,9%) das Merkmal [+id], bzw. 6 (9,1%)

das Merkmal [-id].

Dieses Resultat könnte zu der Schlußfolgerung verleiten, daß bei nachgestellten A-Subjekten

zumindest eine größere Wahrscheinlichkeit für das Vorkommen des Merkmals [-an] besteht,

als bei vorangestellten A-Subjekten. Es muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß allein 8

der insgesamt 15 Beispiele für A-Subjekte mit dem Merkmal [-an] aus der Stichprobe

L.15.A.2. stammen, in der eine Relation von 9 Beispielen mit dem Merkmal [+an] zu 8

Beispielen mit dem Merkmal [-an] festgestellt wurde. In den beiden anderen Stichproben ist

eine über 90-prozentige Prädominanz des Merkmals [+an] zu beobachten. Es ist deshalb

angesichts des geringen Umfangs der Stichprobe der nachgestellten A-Subjekte eher davon

auszugehen, daß die Ergebnisse der Stichprobe L.15.A.2. im Rahmen einer größeren

untersuchten Gesamtpopulation sich als Zufallsergebnis erweisen.

Nota bene 10: Die Untersuchung sämtlicher in den drei Stichproben enthaltenen A-Subjekte,

d.h. sowohl der A-Null-Subjekte als auch der voran- und nachgestellten expliziten A-Sub-

jekte in Sätzen mit und ohne Objekte hat ergeben, daß diese Subjekte mit einer um 90%

schwankenden Wahrscheinlichkeit die Merkmals-Kombination [+an][+id] aufweisen. D.h.

daß A-Subjekte von allen untersuchten Konstituenten präferiert dazu dienen, sich auf identif-

zierbare (scil. nicht-"neue") Referenten zu beziehen, und daß diese Referenten im Kontext

des untersuchten español coloquial mit einer um 90% schwankenden Wahrscheinlichkeit das

Merkmal [+animado] haben, welches in besagtem Kontext mit dem Merkmal [+humano]

gleichgesetzt werden kann196

definitiv verifiziert oder falsifiziert werden können..

Eine auf die Teilmenge nachgestellter A-Subjekte im Abfolge-Typ O-V-A bezogene Aus-

nahme von dieser Generalisierung wird unten (vgl. Abschnitt xxx) zu besprechen sein. nota

bene 10 ende

dieser Abfolge-Typen haben die besagte Merkmals-Kombination [+an][+id]. 196

Im Rahmen der Detail-Analyse der Strukturen O-V-A und A-O-V der Stichprobe L.15.A.2. habe ich

auf einen Unterschied der Merkmals-Distribution zwischen den voran- und nachgestellten Subjekt-Nominal-

phrasen dieser beiden Abfolge-Typen festgestellt (vgl. dazu nota bene 2). Der in der Stichprobe L.15.A.2.

festgestellte Tatbestand, daß die nachgestellten A-Subjekt-Nominalphrasen der Struktur O-V-A mehrheitlich

(zu 66,6%) das Merkmal [-an] aufweisen, wird allerdings durch die Merkmals-Distribution der nachgestellten

A-Subjekt-Nominalphrasen in den Stichproben S.65.A.1 und H.38.A.1. nicht bestätigt. Das bedeutet: die auf-

grund der Merkmals-Distribution bei nachgestellten A-Subjekt-Nominalphrasen in der Stichprobe L.15.A.2.

entstandene Vermutung, daß auch bei diesem Typ von Konstituente eine Korrelation zwischen Topologie und

spezifischer Merkmals-Distribution besteht, wird letztlich erst auf der Basis einer umfangreicheren Stichpro-

be

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Konstituentenabfolgetypen15052015

93

7.3.1.2. Die Objekte in den A-Null-Subjekt-Sätzen der Strukturen O-V und V-O.

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

Objetos antepuestos

de la estructura O-V

188 102 86 176 12

Objetos pospuestos

de la estructura V-O

190 42 148 79 111

Total 378 144 234 255 123

Merkmals-Distribution der vorangestellten und der nachgestellten Objekte der

Strukturen O-V, bzw. V-O in den drei Stichproben des español coloquial

102

144

86

234

176

255

12

123

0

50

100

150

200

250

300

animado non-animado identificable non-identificable

OV

VO

Merkmals-Distribution der vorangestellten und der nachgestellten Objekte der Strukturen O-V, bzw. V-O in

den drei Stichproben des español coloquial

Bei einem Vergleich der Distribution der Merkmal [+/- an] und [+/- id] in den Strukturen O-

V und V-O (vgl. Tabelle xx, sowie Graphik xx) wird deutlich, daß ein signifkativer

Unterschied zwischen vorangestellten und nachgestellten Objekten besteht.

Während bei vorangestellten Objekten 102 von 188 (=54,25%) das Merkmal [+an], bzw. 86

(=45,75%) das Merkmal [-an] haben, ist bei nachgestellten Objekten eine hochsignifikative

Prädominanz des Merkmals [-an] zu beobachten: 148 von 190 (=77,9%); lediglich 42

(=22,1%) haben das Merkmal [+an].

Nota bene 11: bei nachgestellten Objekten der Struktur V-O ist die Wahrscheinlichkeit, daß

die Objekte das Merkmal [-an] haben mehr als doppelt so hoch wie bei vorangestellten

Objekten der Struktur O-V. Nota bene 11 ende

Auch bezüglich des Merkmals [+/- id] ist ein signifikativer Unterschied zwischen voran- und

nachgestellten Objekten auszumachen.

Während bei vorangestellten Objekten 176 von 188 (=93,4%) das Merkmal [+id] haben,

beläuft sich der entsprechende Wert bei nachgestellten Objekten lediglich auf 41,6% (79 von

190).

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Konstituentenabfolgetypen15052015

94

Nota bene 12: die Wahrscheinlichkeit, daß vorangestellte Objekte der Struktur O-V das

Merkmal [+id] haben, ist mehr als doppelt so groß wie bei nachgestellten Objekten der

Struktur V-O. nota bene 12 ende

Die unter "nota bene 10" und "nota bene 11" aufgeführten Resultate belegen einmal mehr,

daß die in Ashby/Bentivoglio (1993) enthaltenen Feststellungen bezüglich "der" Objekte

unzutreffend sind, da die Autoren die die Topologie der Konstituenten nicht berücksichtigt

haben. Wie aus der Spalte "Total" der Tabelle xx hervorgeht, ergibt eine die Topologie außer

acht lassende Analyse tatsächlich mit 234 von 378 Beispielen (61,9%) eine deutliche

Prädominanz des Merkmals des Merkmals [-an], ebenso für die Gesamtheit der Objekte in

den Strukturen O-V und V-O mit 255 von 378 Beispielen (=67,5%) eine klare Prädominanz

des Merkmals [+id]. So ist es auch zu erklären, daß Ashby/Bentivoglio (1993) bezüglich der

Objekte im allgemeinen zu dem Schluß kommen: "it is the O role, followed by the S role,

that favors new information" (p. 69).

Eine empirisch zuverlässig basierte Aussage über den Informationsgehalt von Objekten in

Termini der beiden Merkmale [+/- an] und [+/- id] kann ohne systematische Berücksichti-

gung der Topologie nicht getroffen werden.

Für eine umfassende Analyse der Merkmals-Distribution der Objekte in den Strukturen O-V

und V-O muß auf eine weitere Beobachtung hingewiesen werden, nämlich die, daß die

Topologie der Objekte in diesen Strukturen mit dem kategorialen Status der Objekte korre-

liert: während die vorangestellten Objekte in der Struktur O-V zum weitaus größten Anteil

klitische Pronomina sind, - nur 14 von 188 (= 7,44%) sind Nominalphrasen -, haben bei den

nachgestellten Objekten 145 von 190 (76,3%) den kategorialen Status einer Nominalphrase.

Insgesamt sind 169 von 378 Objekten der Strukturen O-V und V-O (=44,7%)

Nominalphrasen bzw. lexikalischer Natur. Vgl dazu die folgende Tabelle im einzelnen:

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Konstituentenabfolgetypen15052015

95

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

Objetos-Frases

nominales

pospuestos en

S.65.A.1.

38 2 36 15 23

Objetos-Frases

nominales

pospuestos en

H.38.A.1

64 8 56 23 41

Objetos-Frases

nominales

pospuestos en

L.15.A.2

43 15 28 8 35

Total 145 (190)197

25 (42) 120 (148) 46 (79) 99 (111)

Merkmals-Distribution bei nachgestellten Objekt-Nominalphrasen der Struktur

in den drei untersuchten Stichproben

25

120

46

99

0

20

40

60

80

100

120

animado non-animado identificable non- identificable

Objnom.posp.

Objnom.posp.

Merkmals-Distribution bei nachgestellten Objekt-Nominalphrasen der Struktur in den drei untersuchten

Stichproben

Bei den nachgestellten Objekt-Nominalphrasen der Struktur haben 120 von 145 (=82,8%)

das Merkmal [-animado], bei den verbleibenden 45 nachgestellten Pronomina ist

demgenüber nur eine schwach ausgeprägte Prädominanz des Merkmals [-an] festzustellen:

28 von 45 ( 62,2%). Der für die Gesamtheit der nachgestellten Objekte in der Struktur V-O

festgestellte Wert von 77,9% für das Merkmal [- an] ist damit ein Ergebnis der Ko-

Variabilität der Tatsache, daß nachgestellte Objekte in der Struktur V-O zu 82,8%

197

Die Ziffern in Klammern beziehen sich auf die insgesamt untersuchten nachgestellten Objekte der

Struktur V-O.

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Konstituentenabfolgetypen15052015

96

Nominalphrasen sind, sowie der Tatsache, daß bei nachgestellten Objekt-Nominalphrasen

der Struktur V-O das Merkmal [- an] signifikativ häufiger vorkommt als bei nachgestellten

Objekt-Pronomina.

Auch bezüglich des Merkmals [-id] ist bei den nachgestellten Objekt-Nominalphrasen eine

größere Prädominanz festzustellen (99 von 145 entsprechen 68,3%) als in der Gesamtheit der

nachgestellten Objekte der Struktur V-O (vgl. 79 von 190, d.h. 58,4%).

Die drei Stichproben enthalten insgesamt nur 14 vorangestellte Objekt-Nominalphrasen (scil.

"topicalizaciones" und "dislocaciones a la izquierda" in der gängigen Terminologie). Wäh-

rend bei den vorangestellten Objekten insgesamt eine leichte Prädominanz des Merkmals

[+an] festgestellt wurde (scil. 54,25%), ist auch bei den vorangestellten Objekt-Nominal-

phrasen mit 11 von 14 Beispielen (scil. 78,6%) eine Prädominanz des Merkmals [- an] zu

beobachten. Natürlich ist die Stichprobe der analysierten vorangestellten Objekt-Nominal-

phrasen zu klein, als daß dieses Ergebnis verallgemeinert werden dürfte.

Nota bene 13: Immerhin könnte in diesen Ergebnissen eine Tendenz sichtbar werden derart,

daß sowohl voran- als auch nachgestellte Objekt-Nominalphrasen in den Strukturen O-V und

V-O um ein Drei- bis Vierfaches häufiger das Merkmal [-an] als das Merkmal [+an] haben;

im Unterschied dazu haben vorangestellte Objektpronomina überwiegend das Merkmal

[+an], während bei nachgestellten Objektpronomina zwar ein Prädominanz des Merkmals [-

an] erkennbar ist, die jedoch nicht das hochsignifikative Ausmaß der Objekt-Nominalphrasen

erreicht. Nota bene 13 ende

7.3.1.3. Die Objekte in A-Sätzen mit expliziten A-Subjekten

In diesem Abschnitt sollen die drei wichtigsten/häufigsten Konstituenten-Abfolge-Typen

untersucht werden, in denen eine Kombination von explizitem A-Subjekt und einem Objekt

enthalten ist. Es sind dies die Abfolge-Typen A-V-O (85 Bsp.), A-O-V (60 Bsp.) O-V-A (36

Bsp.).

Über die Analyse der Merkmals-Distribution der Objekte in den genannten Abfolge-Typen

als solche hinaus geht es wesentlich auch darum, zu überprüfen, ob und ggf. inwieweit die

Ergebnisse bezüglich der Merkmals-Distribution bei Objekten der Abfolge-Typen O-V und

V-O Spezifika dieser Strukturen sind, bzw. ob und ggf. welche prototypischen Merkmals-

Distributionen ausfindig gemacht werden können, die allen Objekten oder unter Umständen

topologisch definierbaren Teilmengen derselben eignen.

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Konstituentenabfolgetypen15052015

97

7.3.1.3.1. Die Objekte im Abfolge-Typ A-V-O

Merkmals-Distribution der pronominalen und nominalen Objekte im Abfolge-Typ A-

V-O in den drei Stichproben

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

S.65.A.1. 25 (nom.23/pron.2) 5/110198

18/2 15/2 8/0

H.38.A.1. 21 (nom.19/pron.2) 5/1 14/1 8/0 11/2

L.15.A.2. 39 (nom.32/pron.7) 7/3 25/4 7/5 25/2

Total 85 (nom.74/pron.11) 17/4 57/7 30/7 44/4

Merkmals-Distribution der pronominalen und nominalen Objekte im Abfolge-Typ A-V-O in den drei Stichpro-

ben

1) Im Abfolge-Typ A-V-O sind 74 von 85 Objekten (=87,1%) Nominalphrasen.

2) Objekt-Nominalphrasen der Struktur A-V-O haben zu 77% (57 von 74) das Merkmal

[-animado], bzw. zu 23% (17 von 74) das Merkmal [+animado]. Des weiteren haben

diese Objekt-Nominalphrasen zu 59,5% (44 von 74) das Merkmal [+identificable],

bzw. zu 40,5% das Merkmal [-identificable].

3) Angesichts der geringen Frequenz von nur 11 pronominalen Objekten in der Struktur

A-V-O kann den Werten der Tabelle keine Aussagekraft attestiert werden, die

weitreichende Generalisierungen erlaubt. So muß offen bleiben, ob zwischen

pronominalen und nominalen Objekten des Abfolge-Typs A-V-O ein Unterschied in

der Merkmals-Distribution besteht.

4) Bezüglich der Informationsstruktur bzw. Merkmals-Distribution nachgestellter

Objekt-Nominalphrasen sind jedoch generalisierbare Aussagen möglich:

nota bene 14: Nachgestellte Objekt-Nominalphrasen (lexikalische Objekte) haben,

unabhängig davon, ob sie in A-Null-Subjekt-Sätzen stehen (Typ V-O) oder in Sätzen

mit explizitem A-Subjekt (Typ A-V-O), mit einer um 80% schwankenden

Wahrscheinlichkeit das Merkmal [-animado] und mit einer um 60% schwankenden

Wahrscheinlichkeit das Merkmal [-identificable]. nota bene 14 ende

5) Verallgemeinernde Aussagen über die Informationsstruktur nachgestellter Objekt-

Pronomina stehen, wie bereits betont, unter erheblichem Vorbehalt:

nota bene 15: Die in den drei Stichproben bezüglich nachgestellter Objektpronomina

ausgewerteten Daten deuten daraufhin, daß diese mit einer um 55% schwankenden

Wahrscheinlichkeit das Merkmal [-animado] und mit einer um 60% schwankenden

Wahrscheinlichkeit das Merkmal [+identificable] haben. nota bene 15 ende

Selbst wenn die Werte bezüglich der nachgestellten Objektpronomina aufgrund ihrer relativ

geringen Frequenz mit Fragezeichen versehen müssen, kann doch mit einiger Sicherheit

behauptet werden, daß zwischen lexikalischen und nicht-lexikalischen nachgestellten

Objekten hinsichtlich der pragmatischen Merkmale [+/-animado] und [+/- identificable]

signifikative Differenzen bestehen.

Ashby/Bentivoglio (1993) begründen ihre Entscheidung, die "pragmatic dimension of PAS"

(vgl. p. 68) lediglich auf "lexical NPs" anzuwenden damit, daß "pronouns are not sensitive to

198

Der erste Wert gibt die Anzahl der Nominalphrasen an, welche das Merkmal [+animado] haben, der

zweite Wert bezieht sich entsprechend auf pronominale Objekte. Diese Zweiteilung gilt für alle Einträge die-

ser Tabelle.

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Konstituentenabfolgetypen15052015

98

the pragmatic variables that reflect the pragmatic dimensions of PAS" (Ashby/Bentivoglio

1993, 68). Aufgrund der verschiedentlich festgestellten Merkmals-Distributions-

Unterschiede zwischen Nominalphrasen und Pronomina kann diese Hypothese der Autoren

Ashby/Bentivoglio als empirisch unbegründet zurückgewiesen werden.

7.3.1.3.2. Die vorangestellten Objekte in den Abfolge-Typen A-O-V und O-V-A

Merkmals-Distribution der Objekte im Abfolge-Typ O-V-A in den drei Stichproben

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

S.65.A.1. 14(nom.0/pron.14) 0/5199

0/9 14 0

H.38.A.1. 5(nom.2/pron.3) 0/2 2/1 0/3 2/0

L.15.A.2. 17(nom.0/pron.17) 0/13 0/4 0/17 0/0

Total 36(nom.2/pron.34) 0/20 2/14 0/34 2/0

Merkmals-Distribution der Objekte im Abfolge-Typ O-V-A in den drei Stichproben

Merkmals-Distribution der Objekte im Abfolge-Typ A-O-V in den drei Stichproben

Frequenz [+animado] [-animado] [+identificable] [-identificable]

S.65.A.1. 15(nom.1/pron.14) 0/5 1/9 0/14 1/0

H.38.A.1. 19(nom.1/pron.18) 0/9 1/9 1/17 0/1

L.15.A.2. 26(nom.1/pron.25) 0/6 1/19 1/25 0/0

Total 60(nom.3/pron.57) 0/20 3/37 2/56 1/1

Merkmals-Distribution der Objekte im Abfolge-Typ A-O-V in den drei Stichproben

1) In beiden Abfolge-Typen O-V-A und A-O-V sind die vorangestellten Objekte zum

weitaus überwiegenden Teil klitische Pronomina: bei O-V-A 34 von 36 (=94,4%),

bei A-O-V 57 von 60 (95%).

2) In der Addition der Werte der drei Stichproben scheint bezüglich der Objekte in den

beiden Abfolge-Typen A-O-V und O-V-A ein Unterschied derart zu bestehen, daß

im Abfolge-Typ O-V-A die vorangestellten Objekte überwiegend das Merkmal

[+animado] haben, während im Abfolge-Typ A-O-V die vorangestellten Objekte

überwiegend das Merkmal [-animado] haben.

Diese Werte scheinen mit der Merkmals-Distribution der A-Subjekte in den entsprechenden

Abfolge-Typen zu korrelieren. Wie bereits oben ausführlich dargelegt, habe ich

beispielsweise für die Stichprobe L.15.A.2. festgestellt, daß die nachgestellten lexikalischen

A-Subjekte im Abfolge-Typ O-V-A zu 66,6% das Merkmal [-animado] haben, während in

eben dieser Stichprobe alle 26 voranstehenden A-Subjekte des Abfolge-Typs A-O-V das

Merkmal [+animado] haben. Das bedeutet: in A-Sätzen, in denen das A-Subjekt das

199

Die erste Zahl bezieht sich nominale, die zweite Zahl auf pronominale Objekte.

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Konstituentenabfolgetypen15052015

99

Merkmal [-animado] hat, besteht eine signifikative Wahrscheinlichkeit, daß das Objekt

dieses A-Satzes das Merkmal [+animado] hat. Tatsächlich haben die 8 nachgestellten

lexikalischen Subjekte des Abfolge-Typs O-V-A, welche das Merkmal [-an] haben, als

Pendant 8 vorangestellte Objekte in Form eines klitischen Pronomens mit der Merkmals-

Kombination [+animado][+identificable].

Die skizzierten Korrelationen sollen auf folgende Weise zusammengefaßt werden:

nota bene 16: Nachgestellte lexikalische A-Subjekte weisen eine größere Tendenz zum

Merkmal [-animado] auf als vorangestellte lexikalische A-Subjekte. Es besteht eine Tendenz,

daß in einem aus explizitem A-Subjekt und Objekt konstituierten Satz nicht gleichzeitig

beide Konstituenten das Merkmal [-animado] haben. Da nachgestellte lexikalische A-

Subjekte in ca. 2 von drei Fällen das Merkmal [-an] haben, besteht in dem Abfolge-Typ O-

V-A eine größere Wahrscheinlichkeit, daß das Objekt das Merkmal [+animado] hat, als in

dem Abfolge-Typ A-O-V, der dadurch gekennzeichnet ist, daß seine A-Subjekte

überwiegend das Merkmal [+animado] haben, wodurch die Tendenz des Objektes, das

Merkmal [-animado] zu haben, steigt. nota bene 16 ende

Über diese auf nachgestellte nominale (lexikalische) A-Subjekte des Abfolge-Typs O-V-A

bezogene Beobachtung hinausgehend, ist im Verlauf der vorangegangenen Analysen deutlich

geworden, daß die Informationsstruktur verschiedener Konstituenten mit ihrer Topologie

korreliert; so sei hier noch einmal daran erinnert, daß bei vorangestellten S-Subjekten das

Merkmal [+an] mit 74,4% prädominiert, während bei nachgestellten nominalen

(lexikalischen) S-Subjekten mit 58,3% der Beispiele das Merkmal [-animado] überwiegt.

Insgesamt wird man schlußfolgern können, daß die Position nach dem Verb bei lexikalischen

Konstituenten die Wahrscheinlichkeit erhöht, daß sie die Merkmals-Kombination [-animado]

[-identificable] haben.

nota bene 17: Die Nicht-Berücksichtigung der Topologie der Konstituenten in der

Untersuchung von Ashby/Bentivoglio (1993) erweist sich damit als ein gravierendes

methodologisch-theoretisches Manko. nota bene 17 ende

7.4. Die Frequenz-Listen der Konstituenten-Abfolge-Typen in den drei

Stichproben

S.65 H.38 L.15

1) O-V: 67 V-O: 83 Xz-V: 69

2) Sz-V: 56 O-V: 61 Sz-V: 65

3) Xz-V: 51 Xz-V: 43 V-O: 60

4) Az-V: 49 X-V: 36 O-V: 60

5) V-O: 47 Sz-V: 35 Az-V: 45

6) X-V: 45 Az-V: 28 A-V-O: 39

7) A-V: 39 A-V-O: 21 X-V: 39

8) S-V: 27 A-O-V: 19 A-V: 33

9) A-V-O: 25 S-V: 17 V-Y: 29

10) O1-O2-V: 16 V-S: 15 A-O-V: 26

11) A-O-V: 15 A-V: 13 S-V: 22

12) O-V-A: 14 O1-O2-V: 13 O-V-A: 17

13) V-Y: 11 V-Y: 11 O1-V-O2: 16

14) V-A: 11 V-X: 10 V-S: 14

15) V-S: 10 O1-V-O2: 8 O1-O2-V: 11

16) V-X: 4 V-A-O: 6 V-X: 7

17) V-A-O: 3 O-V-A: 5 V-A: 7

18) V-O1-O2: 3 V-O1-O2: 4 V-O1-O2: 2

19) O1-V-O2: 3 O1-V-A-O2: 2 A-O1-V-O2: 2

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Konstituentenabfolgetypen15052015

100

20) O1-O2-V-A: 2 A-O1-V-O2: 2 V-A-O: 2

21) O1-V-A-O2: 2 A-V-O1-O2: 2 A-V-O1-O2: 2

22) A-O1-O2-V: 2 O1-O2-V-A: 1

23) A-O1-V-O2: 2 V-A: 1

24) A-V-O1-O2: 1

25) V-O-A: 1

Total 506 438 567:

Summe 1511

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180

200

OV SzV XzV AzV VO XV AV SV AVO AOV

S.65

H.38

L.15

Total

7.5. Addierte Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen der Stichproben

S.65 und H.38. und Berechnung von Rangkorrelationskoeffizienten

Wie ich in dem einleitenden methodologisch-theoretischen Teil dargelegt habe, besteht eines

der Ziele dieser Arbeit darin, "das" español coloquial der ausgewerteten Transkriptionen

typologisch nicht mittels einer einzigen Abfolge-Formel zu charakterisieren, sondern mittels

eines geordneten sets von Abfolge-Typen. Entscheidendes Ordnungs-Kriterium ist die

mittlere Frequenz der Abfolge-Typen in den drei ausgewerteten Stichproben. Es geht also,

um dies noch einmal zu betonen, nicht darum, den Abfolge-Typ, der unter Umständen nach

dem Frequenz-Kriterium als der eindeutig häufigste ausgezeichnet werden könnte, als "den"

Basis-Abfolge-Typ des Spanischen zu etablieren. Ich halte diesen Ansatz, der allerdings

weitgehend unhinterfragt die sprachtypologische Literatur dominiert, für einen methodolo-

gisch-theoretischen Holzweg. Es genügt, um dies noch einmal in Erinnerung zu rufen, daß

etwa die typologische Charakterisierung von so unterschiedlichen Sprachen wie Englisch,

Französisch und Spanisch durch die Einheitsformel S-V-O gerade so viel wert ist wie die

Feststellung, daß in diesen Sprachen diese Abfolge vorkommt.

Über die heuristische, unspezifische Beobachtung hinaus, daß in allen drei untersuchten

Stichproben die gleichen Abfolge-Typen auf den ersten 10 bis 15 Rangplätzen zu finden

sind, geht es im folgenden darum, zu überprüfen, ob und in welchem Maße die relative

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Konstituentenabfolgetypen15052015

101

Häufigkeit der einzelnen Abfolge-Typen und die sich daraus ableitende Abfolge-Typen-

Rangliste (nicht)-zufälliger Natur sind. M.a.W. es soll untersucht werden, ob die erhobenen

relativen Frequenzen eine Häufigkeits-Distribution widerspiegeln, die im Mittel alle dem

Register español coloquial zuzuordnenden Texten innewohnt.

Zu diesem Zwecke wird das folgende methodologische Verfahren gewählt:

a) zwischen den Frequenzlisten der Stichproben S.65.A.1 und H.38.A.1 wird der

Rangkorrelationskoeffizient berechnet; dabei werden die Rangplätze 1) bis 10) der

Stichprobe S.65.A.1 zugrundegelegt. Der berechnete Koeffizient r beträgt 0,685.

Damit beläuft sich die Wahrscheinlichkeit, daß die Korrelation zwischen den beiden

Frequenzlisten zufällig ist auf weniger als 0,02% 200.

b) Da dieser Rangkorrelationskoeffizient auf dem 0,02-Niveau hochsignifikativ ist,

werden die Frequenzen der beiden Stichproben addiert, und die daraus resultierende

Rangordnung zugrundegelegt, um die Rangkorrelation dieser addierten Frequenzliste

mit der Rangordnung der Stichprobe L.15.A.2 zu berechnen.

1) V-O: 130 (3,5)

201

2) O-V: 128 (3,5)

3) Xz-V: 94 (1)

4) Sz-V: 91 (2)

5) Az-V: 77 (5)

6) X-V: 71 (6,5)

7) A-V: 52 (8)

8) A-V-O: 46 (6,5)

9) S-V: 44 (11)

10) A-O-V: 34 (10)

11) O1-O2-V: 27

12) V-S: 25

13) V-Y: 22

14) O-V-A: 19

15) V-X: 14

16) V-A: 12

17) V-A-O: 9

18) V-O1-O2: 7

19) O1-V-A-O2: 4

20) A-O1-V-O2: 4

21) A-V-O1-O2: 3

22) O1-V-O2: 3

23) O1-O2-V-A: 3

24) A-O1-O2-V: 2

25) V-O-A: 1

7.6. Addierte Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen in den

Stichproben S.65.A.1. und H.38.A.1

200

Der entsprechende r-Wert für 0,02 ist r= 0,66, für 0,01 ist r= 0,71. 201

In Klammern wird der Rangplatz des betreffenden Konstituenten-Abfolge-Typs in der Stichprobe

L.15.A.2 angegeben. Bei Konstituenten-Abfolge, die eine identische Frequenz aufweisen, wird der Durch-

schnittswert der beiden (oder mehr) betroffenen Rangplätze zugeordnet.

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Konstituentenabfolgetypen15052015

102

Der auf die ersten 10 Rangplätze der addierten Frequenzliste (aus den Stichproben S.65.A.1

und H.38.A.1) und die Ränge der entsprechenden Abfolge-Typen in L.15.A.2 berechnete

Korrelationskoeffizient beträgt r= 0,0806. Dieser Wert ist auf dem 0,01-Niveau

hochsignifikativ.

c) Als Kontrolle wird der Rangkorrelationskoeffizient zwischen der Rangliste der

Abfolge-Typen der Stichprobe H.38.A.1. und L.15.A.2. berechnet (vgl dazu oben die

drei Frequenzlisten). In diesem Fall beträgt der Wert r= 0.734, ein Wert der ebenfalls

auf dem 0,01-Niveau hochsignifikant ist.

d) Als weitere Kontrolle wird schließlich der Rangkorrelationskoeffizient zwischen den

Frequenzlisten der Stichproben S.65.A.1. und L.15.A.2. berechnet. Dieser Wert

beträgt r=0,626 und ist damit (bei acht Freiheitsgraden) auf dem 0,02-Niveau

hochsignifikativ.

Nota bene 18: Die berechneten hochsignifikativen Rangkorrelatinskoeffizienten zwischen

den Rangfolgen der Konstituenten-Abfolge-Typen der drei untersuchten Stichproben sind

über den heuristischen prima-facie-Eindruck hinaus reliable statistische Belege dafür, daß die

in der addierten Frequenzliste aus den drei Stichproben festgestellte Frequenz-Rangfolge der

Konstituenten-Abfolge-Typen im wesentlichen die Häufigkeits-Struktur dieser Typen im

español coloquial reflektiert.nota bene 18 ende

nota bene 19: Aufgrund der vorgenommenen Erhebungen und Berechnungen haben wir für

das español coloquial der untersuchten Transkriptionen das in der folgenden Liste die ersten

zehn Plätze besetzende set der zehn häufigsten Konstituenten-Abfolge-Typen (in

absteigender Liste angeordnet) festgestellt:

Addierte Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen der drei analysierten Stich-

proben:

1) V-O: 190

2) O-V: 188

3) Sz-V: 166

4) Xz-V: 163

5) Az-V: 122

6) X-V: 120

7) A-V: 85

8) A-V-O: 85

9) S-V: 66

10) A-O-V: 60 nota bene 19 ende

11) V-Y: 51

12) O1-O2-V: 40

13) V-S: 39

14) O-V-A: 36

15) V-X: 21

16) V-A: 19

17) O1-V-O2: 19

18) V-A-O: 11

19) V-O1-O2: 9

20) A-O1-V-O2: 6

21) A-V-O1-O2: 5

22) O1-V-A-O2: 4

23) O1-O2-V-A: 3

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Konstituentenabfolgetypen15052015

103

24) A-O1-O2-V: 2

25) V-O-A: 1

Total: 1511

7.7. Resultate aus der addierten Frequenzliste der drei Stichproben

Festzuhalten sind aus dieser Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen darüberhinaus

die folgenden Beobachtungen:

a) Die ersten fünf häufigsten Abfolge-Typen sind Sätze mit Null-Subjekten.

b) Die ersten fünf häufigsten Abfolge-Typen umfassen 829 tokens, d.h. 54,86% der

Gesamtstichprobe.

c) Insgesamt enthalten die drei Stichproben 897 Sätze mit Null-Subjekten (vgl. die

Rangnummern 1) bis 5), 13), 17), 19), 24)), d.h. 59,36% der Sätze des español

coloquial haben Null-Subjekte.

d) 614 Sätze der Stichprobe (40,64%) haben explizite Subjekte.

e) 429 (69,87%) der 614 expliziten Subjekte sind vorangestellt.

f) 185 (30,13%) der 614 expliziten Subjekte sind nachgestellt.

g) Das corpus enthält 304 X-Sätze, davon 163 (53,6%) X-Null-Subjekt-Sätze; von 141

expliziten X-Subjekten sind 120 (85,11%) voran- bzw. 21 (14,89%) nachgestellt.

h) Das corpus enthält 271 S-Subjekt-Sätze, davon sind 166 (61,3%) S-Null-Subjekt-

Sätze; von 105 expliziten S-Subjekten sind 66 (62,86%) voran-, bzw. 39 (37,14%)

nachgestellt.

i) Das corpus enthält 51 Y-Subjekte, die zu 100% nachgestellt sind.

j) Das corpus enthält insgesamt 885 A-Sätze, das sind 58,6% aller Subjekte des

untersuchten corpus; dieser Wert unterscheidet sich auf markante Weise von dem in

Ashby/Bentivoglio (1993) erhobenen; Ashby/Bentivoglio (1993) betonen: "It is of

particular note that subjetcs of two-argument verbs (the A role) represent rougly one

third of all subjects (481/1506 in the French corpus and 571/1550 in the Spanish

corpus)" (p. 65)202

.

Worauf dieser Unterschied beruht, d.h. warum der prozentuale Anteil der A-Subjekt-Sätze in

meinem corpus um beinahe 50% höher liegt als in dem von Ashby/Bentivoglio (1993)

untersuchten, kann nicht schlüssig beantwortet werden. Zwei Erklärungs-Hypothesen sollen

hier zumindest erörtert werden:

es handelt sich um einen statistischen Effekt, der aus unterschiedlicher

Methodologie herrührt; Ashby/Bentivoglio (1993) sagen: "Because PAS

concerns lexical NPs and pronouns, we did not include finite verbs with

sentential (usually infinitival203

) objects or subjects" (p.63). Meine

Interpretation dieser methodologischen Anmerkung lautet, daß

Ashby/Bentivoglio (1993) A-Sätze, die Objekte in Form eines Satzes oder

eines Infinitivs (scil. (yo) no creo que venga, etc.) haben, nicht mitgezählt

haben. Wie aus meiner detailliert dargelegten Analyse der Stichprobe S.65A.1

(vgl. Kapitel xxx) ersichtlich, habe ich demgegenüber A-Sätze dieses Typs als 202

Der genaue Wert beläuft sich in Ashby/Bentivoglio (1993) im übrigen auf 36,8%. 203

Die Feststellung, daß es sich nach finiten Verben "usually" um Objekte oder Subjekte in der Form eines

Infinitivs handelt, trifft - auch wenn diese Anmerkung für die vorliegende Untersuchung nicht von zentraler

Bedeutung ist - für das von mir untersuchte corpus mitnichten zu. Hier handelt es sich in ca 75% der Fälle um

Objekte in Form von Nebensätzen, wie z.B. no sé si está abierto, supongo que será horario de oficina, etc.

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Konstituentenabfolgetypen15052015

104

Az-V, A-V, sowie V-A, d.h. "ohne" Objekte, mitgezählt. Die genannten drei

Typen umfassen in meinem corpus 226 Beispiele. Aber selbst bei

entsprechender Reduktion der A-Sätze von 885 auf 659, sowie

entsprechender Reduktion des corpus bleibt immer noch ein Anteil von

51,3% A-Sätzen in meinem corpus, also ein nach wie vor

erklärungsbedürftiger Unterschied.

Die zweite Hypothese ist die, daß dieser Unterschied nicht auf

unterschiedliche Methodologie zurückzuführen ist, sondern ein Korrolar des

Register-Unterschiedes der analysierten corpora ist. Ashby/Bentivoglio

(1993) haben Interviews untersucht, die in Caracas (Venezuela) mit

Sprechern unterschiedlicher sozio-ökonomischer Straten realisiert wurden:

"Both samples [das französische und das spanische corpus, MH] may be

considered «careful» (Labov, 1972) and are typically monologues in the sense

that the interviewers kept their participation to a miminum and followed no

set questionnaire" (Ashby/Bentivoglio 1993, 63). Es bedürfte dann allerdings

immer noch einer Erklärung dafür, warum in dem von mir untersuchten

español coloquial (hablado) signifikativ mehr A-Subjekt-Sätze vorkommen

als im español hablado monologal. Hinweise darauf, ob ein solcher

hypostasierter Register-Unterschied existieren könnte, der dann allerdings

immer noch nicht "erklärt" wäre, könnten möglicherweise aus der Analyse der

Kontrollstichprobe aus schriftlich konstituierten Zeitungstexten aus EL PAIS

(vgl. unten Kapitel xxx) gewonnen werden.

k) Von den 885 A-Sätzen sind 568 (64,2%) sind A-Null-Subjekt-Sätze; 243 (=27,5%)

sind Sätze mit vorangestelltem expliziten A-Subjekt, 74 (8,2%) sind Sätze mit

nachgestelltem expliziten A-Subjekt. Von den 317 expliziten A-Subjekten sind 243

(76,66%) voran- bzw. 74 (23,34%) nachgestellt. Bezogen auf die Gesamtpopulation

von 885 A-Sätzen haben lediglich 86 A-Sätze (=9,7%) lexikalische Subjekte204

. Von

den 317 expliziten A-Subjekten sind 58 voranstehende (=18,3%) und 28 (=8,8%)

nachstehende lexikalische A-Subjekte, d.h. daß mit 231 von 317 (72,9%) der Anteil

pronominaler Subjekte von allen Subjekt-Konstituenten bei weitem am höchsten ist.

7.8. Die lexikalischen Konstituenten

l) Über den Anteil der verschiedenen lexikalischen (Nominalphrasen-) Konstituenten

gibt im einzelnen die folgende Übersichtstabelle Auskunft:

Häufigkeit der voran- und nachgestellten lexikalischen Konstituenten S, X, Y, O und

A in den Stichproben des untersuchten corpus des español coloquial

S-sujetos X-sujetos Y-sujetos Objetos A-sujetos Total:constit.

lexicales

antep./

posp.

antep./

posp.

antep./

posp.

Antep. /

posp.

antep. / posp.

S.65.A.1 14 /10 19/2 0/11 10/72 14/13 163

H.38.A.1. 8/ 9 16/6 0/11 8 /94 10/1 165

L.15.A.2. 10/6 8/4 0/29 6/92 34/14 203

204

Ashby/Bentivoglio (1993) haben für die von ihnen untersuchten Texte einen Wert von 6% lexikalischer

A-Subjekte festgestellt.

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Konstituentenabfolgetypen15052015

105

Total 32/25 43/12 0/51 24/258 58/28 531

Häufigkeit der voran- und nachgestellten lexikalischen Konstituenten S, X, Y, O und A in den Stichproben

des untersuchten corpus des español coloquial

1) Von 105 expliziten S-Subjekten sind als lexikalische Nominalphrasen 32 voran- und

25 nachgestellt, d.h. daß 57 lexikalischen 48 pronominale S-Subjekte gegenüber (vgl.

54,3% lexikalische vs. 45,7% pronominale explizite Subjekte). Von insgesamt 271 S-

Subjekt-Sätzen haben 57 (=21%) lexikalische S-Subjekte205

.

2) Von 141 expliziten X-Subjekten sind 55 (39%) lexikalische Nominalphrasen und 86

(61%) pronominale S-Subjekte. Von insgesamt 304 X-Subjekt-Sätzen haben 55

(=18,1%) lexikalische Subjekte206

.

3) In den ausgewerteten 1511 A-Sätzen des corpus sind 746 Konstituenten des Typs

"Objekt" enthalten, die sich auf 413 voranstehende und 333 nachstehende verteilen.

Von den 413 vorangestellten Objekten sind lediglich 24 (5,8%) lexikalischer Natur,

von den 333 nachstehenden sind es 258, d.h. 77,5%.

4) Von den insgesamt 746 ausgewerteten Objekten des corpus sind 282 (=37,8%)

lexikalische Nominalphrasen, bzw. 454 (62,2%) pronominaler Natur. Diese

Distribution unterscheidet sich diametral von den in Ashby/Bentivoglio (1993)

konstatierten Werten: dort stehen 60% lexikalischen Objekten 40% nicht-lexikalische

Objekte gegenüber (vgl. Ashby/Bentivoglio 1993, p. 65). Für diesen auffälligen

Unterschied gibt es keine Erklärung, die auf Unterschiede in der angewandten

Methodologie bedingt wären207

. Möglicherweise ist ein hoher Anteil lexikalischer

Objekte ein Charakteristikum zum einen des Registers "careful speech" als auch zum

anderen der Monologalität des von Ashby/Bentivoglio (1993) ausgewerteten corpus.

Auch in dieser Hinsicht liefert die Untersuchung der EL-PAIS-Kontrollstichprobe

ggf. weitere bestätigende Indizien.

5) Die Ergebnisse über die Frequenz bzw. Distribution lexikalischer Nominalphrasen

auf die Konstituenten-Typen O und A sind in Beziehung zueinander zu

interpretieren. Auf eine knappe Formel gebracht bedeuten diese Werte:

nota bene 20: Hinsichtlich der Informationsstruktur ist in A-Sätzen statistisch

signifikativ eine Tendenz erkennbar, die vermeidet, daß die beiden Argument-

Positionen A-Subjekt und O gleichzeitig mit einer lexikalischen Nominalphrase

besetzt werden. Deshalb steht einem hohen Prozentsatz (scil. 77,5%) an lexikalischen

nachgestellten Objekten ein entsprechend hoher Prozentsatz an pronominalen (scil.

nicht-lexikalischen) A-Subjekten gegenüber. Damit würden der erstmals bei Du Bois

(1987, p. 829) postulierte und von Ashby/Bentivoglio (1993) aufgegriffene "one-

lexical-argument-constraint" ebenso empirisch bestätigt, wie auch der korrelierende

"non-lexical-A-constraint" (vgl. Ashby/Bentivoglio 1993,62 und 65 ss.). nota bene

20 ende

205

In dem von Ashby/Bentivoglio (1993) untersuchten corpus beläuft sich der entsprechende Wert auf 23%

(vgl. p.66). 206

Der entsprechende Wert in dem von Ashby/Bentivoglio (1993) untersuchten corpus beläuft sich auf

21% (vgl. p. 65). 207

Ich erinnere daran, daß ich mich im Unterschied zu Ashby/Bentivoglio (1993) nicht darauf beschränkt

habe, lediglich nur Zwei-Argument-Sätze zu berücksichtigen, sondern daß ich auch Drei-Argument-Sätze

einbezogen habe; das bedeutet, daß in meiner Gesamtzahl untersuchter Objekte auch solche Sätze enthalten

sind, die zwei Objekte (scil. direktes und indirektes) enthalten. Allerdings ist deren Anzahl nicht so groß, daß,

wenn ich sie herausrechnete, der Anteil der lexikalischen Objekte sich gegenüber den nicht-lexikalischen

signifikativ verändern würde.

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Konstituentenabfolgetypen15052015

106

8. Die Vergleichs-Stichprobe aus EL PAIS

Um die Resultate aus der Analyse des corpus der conversación coloquial zu vergleichen,

habe ich eine Stichprobe aus schriftlich konstituierten Texten der Tageszeitung EL PAIS

ausgewertet. Diese Stichprobe setzt sich aus einer Mischung verschiedener Texttypen

(Kommentar, Nachrichten, Interview, Reportage) zusammen208

. Ihr Umfang entspricht in

etwa dem einer der drei aus dem gesprochenen Spanisch untersuchten Stichproben, und zwar

xxxx Sätze.

Im folgenden sehe ich davon ab, die einzelnen Analyse-Schritte ein weiteres Mal im Detail

auszubreiten und beschränke mich darauf, die für den Vergleich relevanten Daten

darzulegen.

8.1. Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen in der EL-PAIS-Stichprobe

im Vergleich mit der conversación coloquial

EL PAIS213

Conversación Coloquial209

1) A-V-O: 93 7) 28

2) X-V: 75 6) 40

3) V-O: 62 1) 63

4) S-V: 51 9) 22

5) A-V: 51 8) 28

6) V-S: 32 12) 13

7) Xz-V: 25 3) 54

8) Az-V: 25 5) 41

9) V-Y: 25 11) 17

10) Sz-V: 17 4) 52

11) A-O-V: 13 10) 20

12) V-A: 12 16) 6

13) O-V-A: 9 13) 12

14) O-V: 8 2) 63

208

Die folgenden Texte aus EL PAIS vom 9.8.1998 wurden ausgewertet: 1. La hora de Borrell

(Kommntar, p. 8), 2. Inglaterra no va bien (Kommentar, p. 8), 3. La inmigración ilegal invade las costas del

sur de España en los meses de verano (p. 13), 4. La policía reconoce que no llega al núcleo de los trafican-

tes (p. 13), 5. "La ley contra las redes de inmigración ilegal tien lagunas" (Interview mit José Ramón Onega

López, Director general de Política Interior, p. 14), 6. Borrell advierte de que los errores en la lucha antiter-

rorista no debe pagarlos sólo el PSOE (p.16), 7. Lo injustificable (p. 16), 9. 104 'perdedores' ganan el 'caso

Marey' (p. 18), 10. Jaque al comprador de sexo (Reportage, p. 10/11), 11. El deporte de élite no es bueno

para la salud (p. 31/32), 12. Antón: «El deporte de alta competición es insano» (p. 32), 13. Bahamontes:

«Cuando se abusa te vas a criar malvas» (p. 33, teilweise). 213

Die zum Vergleich herangezogenen Frequenzen der Konstituenten-Abfolge-Typen in der conversación

coloquial sind Mittelwerte, die sich aus der Addition der drei Frequenzlisten, dividiert durch drei ergeben. Bei-

spielsweise kommt ist die Abfolge V-O in dem corpus der conversación coloquial mit insgesamt 190 Beispielen

belegt; der aus der Division durch drei resultierende Mittelwert beträgt also rund 63 V-O-Beispiele pro Stich-

probe im Umfang von ungefähr 504 ausgewerteten Sätzen der conversación coloquial. Der Autor ist sich dessen

bewußt, daß dieses Verfahren lediglich als erste heuristische Approximation durchgehen kann. Aber angesichts

der auch ohne reliable probabilistische Berechnungen eindeutig interpretierbaren Daten, bedeutete der Rückgriff

etwa auf GOLDVARB 2.0 (vgl. Rand & Sankoff 1990) nicht viel mehr als Imponiergehabe. Im übrigen ist be-

merkenswert, daß die Unterlagen dieses Programms bisher nicht veröffentlicht wurden, sondern nur unter der

Hand kursieren (eine Kopie habe ich dankenswerterweise von meinem Freund Francisco Gimeno Menéndez,

Universidad de Alicante, erhalten) und lediglich die Handhabung ermöglichen, jedoch keinen Einblick in die

mathematischen Grundlagen zulassen (d.h. sich eventueller Kritik entziehen).

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Konstituentenabfolgetypen15052015

107

15) V-X: 4 14) 7

16) O1-V-O2: 2 15) 6

17) V-A-O: 1 17) 3

18) O-A-V: 1 20) 0

19) A-V-O1-O2: 1 19) 2

20) O1-V-O2-A: 1 21) 0

21) A-O1-V-O2: 1 18) 2

Summe 509 479

0 20 40 60 80 100

AVO

VO

AV

XzV

VY

Convers.Col.

El País

8.2. Auswertung

Es ist, auch ohne weitere statistische Verfahren zu erkennen, daß zwischen dem Register der

conversación coloquial und dem Register des geschriebenen Spanisch von EL PAIS

hinsichtlich der Frequenz der Konstituenten-Abfolge-Typen fundamentale Unterschied

bestehen.

8.2.1. Der vielleicht bemerkenswerteste Unterschied - vor allem auch im Hinblick auf die

Tatsache, daß ja, wie schon wiederholt erwähnt, A-V-O (scil. S-V-O) in der traditionellen

Literatur als sogen. Basis-Abfolge des Spanischen angesehen wird -, ist der, daß der Abfolge-

Typ A-V-O im Spanisch von EL PAIS deutlich die höchste Frequenz hat, während er in der

conversación coloquial in der Hierarchie der Abfolge-Typen erst an siebter Stelle steht.

8.2.2.

Dieses Ergebnis darf allerdings nicht isoliert betrachtet werden. Ganz allgemein ist

festzustellen, daß das schriftlich konstituierte Spanisch von EL PAIS (in Zukunft: das EP-

Spanisch) substantiell mehr lexikalische Konstituenten enthält als das Spanisch der

conversación coloquial. Ich präzisiere:

8.2.3.

Im EP-Spanisch haben 72,7% der ausgewerteten 509 Sätze lexikalische Subjekte (der Typen

X, S, A), in der conversación coloquial der gemittelten Stichprobe sind es lediglich 41,8%.

Dem entspricht, daß die Abfolge-Typen Xz-V, Sz-V und Az-V, die in der conversación

coloquial-Hierarchie die Plätze 3, 4 und 5 einnehmen, im EP-Spanisch lediglich auf den

Plätzen 7, 8 und 10 zu finden sind. Am auffälligsten ist jedoch der Frequenzunterschied des

Abfolge-Typs O-V: im EP-Spanischen mit nur 8 Beispielen auf Platz 14 der Abfolge-

Hierarchie, ist dieser Typ in der gemittelten Stichprobe der conversación coloquial mit 63

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Konstituentenabfolgetypen15052015

108

Beispielen der zweithäufigste Typ.

8.2.4.

Allgemeiner formuliert: nota bene 21:in der conversación coloquial sind ersten fünf

häufigsten Konstituenten-Abfolge-Typen dadurch gekennzeichnet, daß sie Null-Subjekte

haben; im EP-Spanisch haben demgegenüber vier der fünf häufigsten Abfolge-Typen (scil.

A-V-O, X-V, S-V, A-V) explizite Subjekte.nota bene 21 ende.

8.2.5.

Im EP-Spanisch sind 54,8% (279 von 509) aller Beispiele Sätze mit A-Subjekten. In dieser

Hinsicht besteht kein signifikativer Unterschied zur conversación coloquial (scil. 58,6%, vgl

oben Kapitel 7.7). Möglicherweise handelt es sich dabei - ca. 50% aller Sätze haben A-

Subjekte - um ein register- bzw. texttypunabhängiges Datum. Damit bleibt aber die oben

(Kap. 7.7) angesprochene Frage weiter offen, womit es zu erklären sein könnte, daß

Ashby/Bentivoglio (1993) in ihrem Material lediglich "roughly one third of all subjects"

(p.65) als A-Subjekte ausgemacht haben.

8.2.6.

Wie schon angesichts der hohen Frequenz des Abfolge-Typs A-V-O im EP-Spanisch nicht

anders zu erwarten, besteht jedoch ein fundamentaler Unterschied zwischen den beiden von

mir untersuchten corpora darin, daß im EP-Spanisch von insgesamt 279 A-Subjekt-Sätzen

152, das sind 54,5%, ein lexikalisches Subjekt haben, während es in der conversación

coloquial lediglich 9,7% der A-Sätze sind. So wurden zwar für die conversación coloquial

sowohl der "one-lexical-argument-constraint" als auch der "non-lexical-A-constraint" (vgl.

oben nota bene 20, p. xxx) bestätigt; augenscheinlich handelt es sich jedoch um

pragmatische Bedingungen bzw. Restriktionen, die nur für mündlich konstituierte,

dialogische Texte Gültigkeit haben. Denn:

8.2.7.

Das EP-Spanisch-corpus enthält 120 A-Sätze mit explizitem A-Subjekt und einem oder zwei

Objekten; 95 dieser 120 A-Sätze (= 79,2%) haben sowohl ein lexikalisches A-Subjekt als

auch ein lexikalisches Objekt.

D.h. nota bene 22: wenn im EP-Spanisch ein A-Satz verwendet wird, dessen Argument-

Positionen mit Konstituenten im Sinne der in dieser Untersuchung zugrundegelegten

Methodologie besetzt sind, dann werden diese beiden Argumentpositionen in mehr als drei

Viertel aller Fälle durch lexikalische Nominalphrasen besetzt. nota bene 22 ende

8.2.8.

Das EP-Spanisch-corpus enthält insgesamt 259 Objekt-Konstituenten210

. Davon sind 210 (=

81,1%) lexikalischer Natur. Der entsprechende Wert in der conversación coloquial beträgt

37,8%, während Ashby/Bentivoglio (1993) 60% lexikalische Objekte festgestellt hatten.

8.2.9.

210

Es sei daran erinnert, daß die Abfolge-Typen A-V und V-A und Az-V in der überwiegenden Mehrzahl

der Beispiele natürlich auch syntaktische Objekte haben, etwa als Nebensatz yo no creo que venga (scil. A-

V), oder als vorangehende direkte Rede: «...», afirmó Samaranch (scil. V-A), usw. Satzwertige syntaktische

Objekte und Subjekte werden jedoch nicht als Konstituenten gewertet (vgl. dazu meine Erläuterungen in Teil

II, Kap. 3.2). Diese methodologischen Vorgaben bedeuten selbstverständlich, daß durch die hier zugrundege-

legte Methodologie nur ein, wenn auch wichtiger Ausschnitt der Merkmal der Informationsstruktur erfaßt

wird; das gilt ja insofern, als sowohl Adverbiale als auch sogen. Prädikats-Nominalphrasen (scil. el deporte

es un negocio) unberücksichtigt bleiben.

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Das EP-Spanisch enthält 182 A-Sätze mit explizitem Subjekt (Nominalphrasen und

Pronomina). Davon entfallen 152 (=83,5%) auf lexikalische Subjekte (vor- und

nachgestellte), d.h. nur 16,5% (30 Beispiele) sind pronominale A-Subjekte. Auch in dieser

Hinsicht besteht ein signifikativer Unterschied zur conversación coloquial, in der nämlich

72,9% der expliziten A-Subjekte pronominaler Natur sind. Die Erklärung dieses

Unterschiedes ist evident: es handelt sich um den Reflex des Unterschiedes zwischen

dialogisch und monologisch konstituierten Texten. Wie auch die Distribution auf die der A-

Subjekte auf die verschiedenen Personalformen dokumentiert, die ich am Beispiel der

Stichprobe S.65.A.1 im Detail dargelegt habe (vgl. oben Kap. xxx), entfallen in der

conversación coloquial über zwei Drittel der A-Subjekte auf Formen der 1. und 2. Person

bzw. auf Formen, in denen der Sprecher sich auf sich selbst bezieht, oder Interaktionspartner

anspricht (scil. yo, tú, usted, nosotros, ustedes, etc.), d.h. auf Subjekte, die, wenn sie

explizitiert werden, pronominal realisiert werden (müssen).

Damit erweisen sich jedoch die von Du Bois (1987) in Ashby/Bentivoglio (1993)

übernommenen pragmatischen "constraints", wonach A-Sätze dazu tendieren lediglich eine

Argument-Position lexikalisch zu besetzen, sowie vermeiden, das Subjekt lexikalisch zu

besetzen, zumindest partiell als argumentative Luftnummern. Wie ja die Analyse des EP-

Spanisch belegt, überwiegt in einem monologisch konstituierten Texttyp bei A-Sätzen in

signifikativer Weise nicht nur die Frequenz lexikalischer A-Subjekte im allgemeinen,

sondern auch spezifisch in den Sätzen, in denen die Objekt-Position (auch) lexikalisch

besetzt ist. D.h. zumindest für eine sicherlich nicht zu vernachlässigende Teilmenge von

spanischen Texten treffen die genannten "constraints" , was den grammatikalischen Teil

anbelangt, nicht zu.

Wenn nun Ashby/Bentivoglio (1993) behaupten, daß, - was die dialogisch konstituierte,

natürlich, face-to-face-Interaktion ja zu belegen scheint -, A-Sätze gleichsam "inhärent" dazu

neigen, lediglich mit einem lexikalischen Argument, und das vorzugweise als Objekt

gebildet zu werden, treffen sie im Grunde mit anderen Worten nichts weiter als die triviale

Feststellung, daß in dialogischer Interaktion Personal-Deiktika, die nun einmal nicht als

Nominalphrasen kodiert sind, überwiegen. D.h. die Face-to-face-Interaktionssituation bzw.

der dialogische Texttyp, und nicht ein informationsstrukturelles Merkmal von A-Verben

bzw. A-Sätzen, prädeterminieren den Sprecher-Hörer-Wechsel und damit die Tatsache, daß

besagte Personaldeiktika verwendet werden, wenn die Interaktionspartner von sich selbst

reden, oder einander anreden. Aus der Tatsache der aktuellen face-to-face-Präsenz der

Interaktanten in der Interaktion resultiert, daß diese Subjektmarker naturgemäß die

Merkmals-Kombination [+id][+an] haben.

8.2.10.

Zumindest in bezug auf dialogische, natürlich face-to-face-Interaktion, in der qua

Interaktionstyp Pronominal-Deiktika der 1. und 2. Person als Subjekte überwiegen, erweisen

sich der grammatikalische "Non-lexical A constraint" und der pragmatische "Given A

constraint" (vgl. Ashby/Bentivoglio 1993, p. 62) letztlich als zwei Seiten ein und derselben

Medalle. Ganz abgesehen davon, daß, wie gezeigt, für das EP-Spanisch der "Non-lexical A

constraint" nicht zutrifft. Insofern bei Pronominal-Deiktika obligatorisch auf in der Situation

anwesende Interaktionspartner gezeigt wird, d.h. insofern diese grammatikalisch bedingt die

Merkmalskombination [+id][+an] haben, können sie in letzter Konsequenz nicht als Beleg

für den "Non-lexical A constraint" herangezogen werden. Die Frage des Zutreffens dieser

Restriktion muß sich also auf die lexikalischen A-Subjekte und Objekte beziehen.

8.2.11.

Von den 152 lexikalischen A-Subjekten haben 124 (=81,6%) das Merkmal [+identificable]

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110

und 115 (=75,6%) das Merkmal [+animado]. Von den 152 A-Sätzen mit lexikalischen

Subjekten haben 89 A-Sätze lexikalische Objekte, die zu 52,8% (47 Beispiele) das Merkmal

[- identificable] und zu 61,8% (55 Beispiele) das Merkmal [- animado] haben. Zum

Vergleich noch einen Blick auf den Abfolge-Typ V-O im EP-Spanisch. von den 62

Beispielen haben 60 ein lexikalisches Objekt; davon haben 39 (=65%) das Merkmal [-

identificable]. In dieser Hinsicht besteht also kein signifikativer Unterschied zum corpus der

conversación coloquial, in dem nachgestellte lexikalische Objekte mit einer um 60%

schwankenden Wahrscheinlichkeit das Merkmal [- identificable] haben (vgl. nota bene 14).

nota bene 23: Es trifft für beide untersuchten corpora zu, daß lexikalische A-Subjekte mit

einer um 80% schwankenden Wahrscheinlichkeit das Merkmal [+identificable], lexikalische

nachgestellte Objekte mit einer um 60% schwankenden Probabilität das Merkmal [-

identificable] haben. Damit wird für lexikalische Argumente der A-Sätze der pragmatische

"Given A constraint" bestätigt. Hinsichtlich des "Non-lexical A constraint" besteht eine

signifikative Differenz zwischen der conversación coloquial, für dieser constraint zutrifft,

und dem EP-Spanisch, für das dieser constraint nicht bestätigt werden kann. nota bene 23

ende

8.2.11.

Die zwischen den beiden corpora beobachteten substantiellen Unterschiede bezüglich der

Frequenz der Konstituenten-Abfolge-Typen interpretiere ich als Bestätigung meiner These,

daß Konstituenten-Abfolge-Typen texttypspezifisch bzw. Interaktionstyp-spezifisch

distribuiert sind; u.a. auch deshalb habe ich oben dafür argumentiert, die Konzeption, eine

einzige Basis-Abfolge zur typologischen Charakterisierung einer Sprache ausfindig zu

machen, aufzugeben. Ich habe dafür argumentiert, daß eine solche Charakterisierung durch

ein aufgrund der Frequenz hierarchisch gordnetes set von Abfolge-Typen erfolgen sollte. Es

wäre nun allerdings eine unangemessene Schlußfolgerung aus dieser Forderung, wenn man

etwa aus den beiden Abfolge-Hierarchien der untersuchten corpora der conversación

coloquial und des EP-Spanisch mathematisch durch Mittlung glaubte, sozusagen eine Basis-

Abfolge-Hierarchie berechnen zu können. Dieses konstruierte set hätte nämlich in bezug auf

keines der beiden untersuchten Register irgendeine explanatorische Kraft.

Nota bene 1: Diese Stichprobe H.38.A.1.belegt ein weiteres Mal, daß eine Untersuchung zu

Konstituenten-Abfolge-Typen und präferierter Argument-Struktur, welche wie Ashby/-

Bentivoglio (1993) dies tun, die Topologie der Konstituenten unberücksichtigt läßt, zu

unzutreffenden Resultaten kommen muß. Da ich auf diesen Punkt in Kapitel D ("Zusammen-

schau der drei Stichproben") ausführlich eingehen werde, sei hier nur dies angemerkt.

Ein Vergleich der beiden Abfolgetypen O-V und V-O zeigt einen hoch signifikativen Unter-

schied hinsichtlich der Markierung der Objekte durch das Merkmal [+/-identificable]:

vorangestellte Pronomina sind zu 95% (57 von 60) klitische Pronomina; zu 98,3% haben

vorangestellte Objekte der O-V-Struktur das Merkmal [+id]. Im Unterschied dazu sind

nachgestellte Objekte der V-O-Struktur zu 75% (45 von 60) Nominalphrasen; zudem haben

nachgestellte Objekte der V-O-Struktur zu 70% (42 von 60) das Merkmal [-id].nota bene 1

ende

Nota bene 2: Ein Vergleich der Subjekte der Strukturen A-O-V und O-V-A könnte ein Beleg

für meine methodologische These sein, daß die Topologie der Konstituenten in bestimmten

Abfolge-Typen in signifikativer Weise mit bestimmten Merkmalen korreliert. In diesem Fall

geht es um die Beobachtung, daß vorangestellte explizite A-Subjekte durchgängig das

Merkmal [+an] haben, während bei nachgestellten Subjekts-Nominalphrasen der Struktur O-

V-A eine deutliche Mehrheit (66,6%) das Merkmal [-an] hat.

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111

Diese Stichprobe legt, selbst wenn man die relativ geringe Fallzahl berücksichtigt, die

Vermutung nahe, daß hinsichtlich der Distribution der Merkmale zwischen vorangestellten

und nachgestellten expliziten A-Subjekten ein Unterschied besteht: danach hätten die nach-

gestellten Subjekte eine deutlich geringer ausgeprägte Tendenz zu den Merkmalen [+an] und

[+id] als die vorangestellten A-Subjekte. In der zusammenfassenden Asuwertung der

Ergebnisse aller drei Stichproben (vgl. Kap. xxx) wird auf diesen Punkt zurückzukommen

sein. Nota bene 2 ende

Nota bene 3: Bei expliziten S-Subjekten besteht insgesamt, d.h. ohne nach vorangestellten

und nachgestellten, sowie nach nominalen (lexikalischen) und pronominalen zu

unterscheiden, eine in etwa dreimal so große Wahrscheinlichkeit, daß sie das Merkmal [-an]

als bei impliziten bzw. S-Null-Subjekten. Bei der Teilmenge der nachgestellten nominalen

(lexikalischen) expliziten S-Subjekte liegt die Wahrscheinlichkeit, daß sie das Merkmal [-an]

haben, bei über 50%. nota bene 3 ende

Nota bene 4: Da die pronominalen S-Subjekte der untersuchten Stichproben zu rund 50% an

dem Ergebnis beteiligt sind, daß explizite Subjekte insgesamt, nachgestellte Subjekte aber

insbesondere einen signifikativen [-animado]-Anteil haben, erweist sich unter diesem Aspekt

die Gleichsetzung von impliziten und pronominalen Subjekten bei Ashby/Bentivoglio (1993)

als empirisch nicht fundiert. Nota bene 4 ende

Nota bene 5: Ashby/Bentivoglio (1993) treffen in ihrer Untersuchung generell keine

Unterscheidung zwischen vorangestelten und nachgestellten Subjekten. Die signifikativ

größere Tendenz nachgestellter S-Subjekte zum Merkmal [-animado] dokumentiert, daß eine

Untersuchung der S-Subjekte, die keine topologische Differenzierung vornimmt, wesentliche

Merkmale der Konstituenten-Abfolge, sowie der präferierten Argumentstruktur nicht

erfassen kann. nota bene 5 ende

Nota bene 6: Das herausragendste Resultat besteht darin, daß von insgesamt 141

ausgewerteten expliziten X-Subjekten 75, d.h. 53.2% das Merkmal [-animado], bzw. 66, d.h.

46,8% das Merkmal [+animado] haben. nota bene 6 ende

Nota bene 7: 84 (51,5%) der X-Null-Subjekte haben das Merkmal [-animado], bzw. 79

(48,5%) das Merkmal [+animado]. Hinsichtlich der Distribution des Merkmals [-/+ animado]

besteht kein signifikativer Unterschied zwischen expliziten X-Subjekten (vgl. 53,2% [- an]

und X-Null-Subjekten. nota bene 7 ende

nota bene 8: Festzuhalten ist, daß Sätze, die der klassischen Definition von S-V-O211

entsprechen, in insgesamt nur 11 Beispielen (3/4/4) (von 1511, =0,73%) in dem untersuchten

corpus enthalten sind. Da S-V-O offensichtlich unter keiner der drei möglichen

Interpretationen (vgl. "the most neutral", "underlying", sowie "most common") für die

conversación [española] coloquial als "basic" angesehen werden kann, kann von dieser

tradierten Formel zur typologischen Charakterisierung des Spanischen Abschied genommen

werden. nota bene 8 ende

nota bene 9: Die A-Null-Subjekte des Abfolge-Typs Az-V, als auch die vorangestellten A-

Subjekte der Strukturen A-V, A-V-O und A-O-V haben mit einer durchgängig über 90%

liegenden Wahrscheinlichkeit die Merkmals-Kombination [+animado][+identificable].nota

bene 9 ende

Nota bene 10: Die Untersuchung sämtlicher in den drei Stichproben enthaltenen A-Subjekte,

d.h. sowohl der A-Null-Subjekte als auch der voran- und nachgestellten expliziten A-Sub-

jekte in Sätzen mit und ohne Objekte hat ergeben, daß diese Subjekte mit einer um 90%

schwankenden Wahrscheinlichkeit die Merkmals-Kombination [+an][+id] aufweisen. D.h.

daß A-Subjekte von allen untersuchten Konstituenten präferiert dazu dienen, sich auf identif-

zierbare (scil. nicht-"neue") Referenten zu beziehen, und daß diese Referenten im Kontext

des untersuchten español coloquial mit einer um 90% schwankenden Wahrscheinlichkeit das

211

Scil. Lexikalisches Subjekt - Verb - lexikalisches Objekt.

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Merkmal [+animado] haben, welches in besagtem Kontext mit dem Merkmal [+humano]

gleichgesetzt werden kann.

Eine auf die Teilmenge nachgestellter A-Subjekte im Abfolge-Typ O-V-A bezogene Aus-

nahme von dieser Generalisierung wird unten (vgl. Abschnitt xxx) zu besprechen sein. nota

bene 10 ende

Nota bene 11: bei nachgestellten Objekten der Struktur V-O ist die Wahrscheinlichkeit, daß

die Objekte das Merkmal [-an] haben mehr als doppelt so hoch wie bei vorangestellten

Objekten der Struktur O-V. Nota bene 11 ende

Nota bene 12: die Wahrscheinlichkeit, daß vorangestellte Objekte der Struktur O-V das

Merkmal [+id] haben, ist mehr als doppelt so groß wie bei nachgestellten Objekten der

Struktur V-O. nota bene 12 ende

Nota bene 13: Immerhin könnte in diesen Ergebnissen eine Tendenz sichtbar werden derart,

daß sowohl voran- als auch nachgestellte Objekt-Nominalphrasen in den Strukturen O-V und

V-O um ein Drei- bis Vierfaches häufiger das Merkmal [-an] als das Merkmal [+an] haben;

im Unterschied dazu haben vorangestellte Objektpronomina überwiegend das Merkmal

[+an], während bei nachgestellten Objektpronomina zwar ein Prädominanz des Merkmals [-

an] erkennbar ist, die jedoch nicht das hochsignifikative Ausmaß der Objekt-Nominalphrasen

erreicht. Nota bene 13 ende

nota bene 14: Nachgestellte Objekt-Nominalphrasen (lexikalische Objekte) haben,

unabhängig davon, ob sie in A-Null-Subjekt-Sätzen stehen (Typ V-O) oder in Sätzen mit

explizitem A-Subjekt (Typ A-V-O), mit einer um 80% schwankenden Wahrscheinlichkeit

das Merkmal

[-animado] und mit einer um 60% schwankenden Wahrscheinlichkeit das Merkmal

[-identificable]. nota bene 14 ende

nota bene 15: Die in den drei Stichproben bezüglich nachgestellter Objektpronomina

ausgewerteten Daten deuten daraufhin, daß diese mit einer um 55% schwankenden Wahr-

scheinlichkeit das Merkmal [-animado] und mit einer um 60% schwankenden Wahrschein-

lichkeit das Merkmal [+identificable] haben. nota bene 15 ende

nota bene 16: Nachgestellte lexikalische A-Subjekte weisen eine größere Tendenz zum

Merkmal [-animado] auf als vorangestellte lexikalische A-Subjekte. Es besteht eine Tendenz,

daß in einem aus explizitem A-Subjekt und Objekt konstituierten Satz nicht gleichzeitig

beide Konstituenten das Merkmal [-animado] haben. Da nachgestellte lexikalische A-

Subjekte in ca. 2 von drei Fällen das Merkmal [-an] haben, besteht in dem Abfolge-Typ O-

V-A eine größere Wahrscheinlichkeit, daß das Objekt das Merkmal [+animado] hat, als in

dem Abfolge-Typ A-O-V, der dadurch gekennzeichnet ist, daß seine A-Subjekte

überwiegend das Merkmal [+animado] haben, wodurch die Tendenz des Objektes, das

Merkmal [-animado] zu haben, steigt. nota bene 16 ende

nota bene 17: Die Nicht-Berücksichtigung der Topologie der Konstituenten in der Unter-

suchung von Ashby/Bentivoglio (1993) erweist sich damit als ein gravierendes methodolo-

gisch-theoretisches Manko. nota bene 17 ende

Nota bene 18: Die berechneten hochsignifikativen Rangkorrelatinskoeffizienten zwischen

den Rangfolgen der Konstituenten-Abfolge-Typen der drei untersuchten Stichproben sind

über den heuristischen prima-facie-Eindruck hinaus reliable statistische Belege dafür, daß die

in der addierten Frequenzliste aus den drei Stichproben festgestellte Frequenz-Rangfolge der

Konstituenten-Abfolge-Typen im wesentlichen die Häufigkeits-Struktur dieser Typen im

español coloquial reflektiert. nota bene 18 ende

nota bene 19: Aufgrund der vorgenommenen Erhebungen und Berechnungen haben wir für

das español coloquial der untersuchten Transkriptionen das in der folgenden Liste die ersten

zehn Plätze besetzende set der zehn häufigsten Konstituenten-Abfolge-Typen (in

absteigender Liste angeordnet) festgestellt:

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Addierte Frequenzliste der Konstituenten-Abfolge-Typen der drei analysierten Stich-

proben:

1) V-O: 190

2) O-V: 188

3) Sz-V: 166

4) Xz-V: 163

5) Az-V: 122

6) X-V: 120

7) A-V: 85

8) A-V-O: 85

9) S-V: 66

10) A-O-V: 60 nota bene 19 ende

nota bene 20: Hinsichtlich der Informationsstruktur ist in A-Sätzen statistisch signifikativ

eine Tendenz erkennbar, die vermeidet, daß die beiden Argument-Positionen A-Subjekt und

O gleichzeitig mit einer lexikalischen Nominalphrase besetzt werden. Deshalb steht einem

hohen Prozentsatz (scil. 77,5%) an lexikalischen nachgestellten Objekten ein entsprechend

hoher Prozentsatz an pronominalen (scil. nicht-lexikalischen) A-Subjekten gegenüber. Damit

würden der erstmals bei Du Bois (1987, p. 829) postulierte und von Ashby/Bentivoglio

(1993) aufgegriffene "one-lexical-argument-constraint" ebenso empirisch bestätigt, wie auch

der korrelierende "non-lexical-A-constraint" (vgl. Ashby/Bentivoglio 1993,62 und 65 ss.).

nota bene 20 ende

nota bene 21: in der conversación coloquial sind ersten fünf häufigsten Konstituenten-

Abfolge-Typen dadurch gekennzeichnet, daß sie Null-Subjekte haben; im EP-Spanisch haben

demgegenüber vier der fünf häufigsten Abfolge-Typen (scil. A-V-O, X-V, S-V, A-V)

explizite Subjekte.nota bene 21 ende.

nota bene 22: wenn im EP-Spanisch ein A-Satz verwendet wird, dessen Argument-Positio-

nen mit Konstituenten im Sinne der in dieser Untersuchung zugrundegelegten Methodologie

besetzt sind, dann werden diese beiden Argumentpositionen in mehr als drei Viertel aller

Fälle durch lexikalische Nominalphrasen besetzt. nota bene 22 ende

nota bene 23: Es trifft für beide untersuchten corpora zu, daß lexikalische A-Subjekte mit

einer um 80% schwankenden Wahrscheinlichkeit das Merkmal [+identificable], lexikalische

nachgestellte Objekte mit einer um 60% schwankenden Probabilität das Merkmal [- identific-

able] haben. Damit wird für lexikalische Argumente der A-Sätze der pragmatische "Given A

constraint" bestätigt. Hinsichtlich des "Non-lexical A constraint" besteht eine signifikative

Differenz zwischen der conversación coloquial, für dieser constraint zutrifft, und dem EP-

Spanisch, für das dieser constraint nicht bestätigt werden kann. nota bene 23 ende

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