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Dipl.-Ing. Walter Abel Management Consulting1.1

Prozesse in BPMN 2.0

Process Management Whitepaper

Dipl.-Ing. Walter Abel

GeschäftsführerDipl.-Ing. Walter Abel Management Consulting

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Inhalt

Inhalt ...................................................................................................................................................... 21. Einleitung ....................................................................................................................................... 32. Prozesse ........................................................................................................................................ 4

2.1 Grundlegendes zur Architektur von Prozessmodellen ................................................................. 42.2 Grundlegendes zur Modellierung von Prozessen ........................................................................ 42.3 Prozessbausteine....................................................................................................................... 52.4 Modellierungsrichtlinien .............................................................................................................. 72.5 Ausführbare Prozesse ................................................................................................................ 92.6 Private Prozesse .......................................................................................................................102.7 Öffentliche Prozesse .................................................................................................................102.8 Auswahl des Prozesstyps..........................................................................................................11

3. Kollaborationen .............................................................................................................................123.1 Black Box - Pools .........................................................................................................................13

4. Choreografien................................................................................................................................154.1 Verwendung von Choreografien und Kollaborationen....................................................................16

5. Konversationen .............................................................................................................................186. Zusammenfassung ........................................................................................................................207. Quellen..........................................................................................................................................21

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1. Einleitung

Seit Anfang 2011 ist BPMN (Business Process Model and Notation) 2.0 von der Object ManagementGroup (OGC) freigegeben. Eine sehr augenfällige Neuigkeit aus Sicht des Modellierers sind dieerweiterten Möglichkeiten zur Abbildung des Zusammenspiels mehrerer Unternehmen im Rahmenübergreifender Prozesse.

Bereits die ersten Versionen der BPMN unterschieden sich von anderen Notationen zurProzessmodellierung u. a. dadurch, dass neben dem Sequenzfluss (Sequence Flow) zur Darstellung derAblaufreihenfolge auch der Nachrichtenaustausch zwischen unabhängigen Partnern modelliert werdenkonnten. Die Konstrukte für die partnerübergreifende Darstellung wurden in der BPMN 2.0 noch einmalwesentlich erweitert. So wurden mit dem Choreographie - Diagramm und dem Konversationsdiagrammzwei ganz neue Diagrammtypen eingeführt.

Hierbei ist nun eine Vielfalt an Darstellungsmöglichkeiten für übergreifende Prozesse entstanden, dienicht ganz einfach zu überblicken ist. In der Praxis wird man kaum alle diese Möglichkeiten zugleichnutzen. Um die geeigneten Diagrammtypen und Modellierungskonstrukte auswählen zu können, mussman sie aber zunächst in ihrem Gesamtzusammenhang verstehen.

Im Spezifikationsentwurf für die BPMN 2.0 tauchen unter anderem die folgenden Begriffe auf:

• Prozess (Process)• Orchestrierung (Orchestration)• Privater Prozess (Private Process)• Ausführbarer Prozess (Executable Process)• Öffentlicher Prozess (Public Process)• Kollaboration (Collaboration)• Choreographie (Choreography)• Konversation (Conversation)• Kommunikation (Communication)

Zur Darstellung dieser Konzepte sind insgesamt vier Diagrammtypen definiert:

1. Prozessdiagramm (Process Diagram)2. Kollaborationsdiagramm (Collaboration Diagram)3. Choreographie-Diagramm (Choreography Diagram)4. Konversationsdiagramm (Conversation Diagram)

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2. Prozesse

In BPMN wird unter einem Prozess ein Ablauf von Aktivitäten innerhalb einer Organisation verstanden.Werden Prozesse mit Hilfe von Web Services automatisiert, so spricht man auch von „Orchestrierung“.Sie beschreibt, in welcher Reihenfolge die verschiedenen Web Services aufgerufen werden, wenn einProzess ausgeführt wird. Die BPMN - Spezifikation verwendet die Begriffe „Prozess“ und„Orchestrierung“ weitgehend synonym.

Mit der Version 2.0 der BPMN wird angestrebt, Prozesse so detailliert und präzise beschreiben zukönnen, dass die Process Engine eines Workflow- oder Business Process Management - Systems(BPMS) diese Beschreibung direkt ausführen kann. Für die hierzu erforderlichen Angaben stehen eineVielzahl von detaillierten Konstrukten und Attributen zur Verfügung. Außerdem wurde die genaueBedeutung der modellierbaren Sachverhalte für die Ausführung, die sogenannte Ausführungssemantik(Execution Semantics) definiert. Wird ein Prozess so detailliert modelliert und attributiert, dass eineAusführung durch eine Process Engine möglich ist, so handelt es sich um einen ausführbaren Prozess.Fehlen derartige Details, so ist der betreffende Prozess nicht ausführbar. Genau genommen ist dievorhandene oder nicht vorhandene Ausführbarkeit eine Eigenschaft des erstellten Prozessmodells undnicht des modellierten Prozesses. Im Spezifikationsentwurf wird aber vereinfachend von ausführbarenbzw. nicht ausführbaren Prozessen gesprochen.

2.1 Grundlegendes zur Architektur von Prozessmodellen

Zur übersichtlichen Gestaltung unternehmensweiter Prozessmodelle ist eine hierarchische Struktur mitgleichbleibendem Detaillierungsgrad je Ebene der Struktur empfehlenswert:

2.2 Grundlegendes zur Modellierung von Prozessen

Für die Modellierung von Prozessen gelten einige grundlegende Regeln, welche für die Vollständigkeitund Lesbarkeit des Prozessbildes erforderlich sind:

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• Prozesse werden chronologisch entlang einer Zeitachse modelliert.• Sie beginnen immer mit einem definierten Auslöser und produzieren ein geschäftsrelevantes

Ergebnis• Alle Aktivitäten eines Prozesses haben verantwortliche Rollen die in der Aufbauorganisation

verankert sind und handelnden Personen zugeordnet sind.• Ein vollständig modellierter Prozess beschreibt, wie Informationen den Ablauf begleiten.• Varianten des Ablaufes werden durch Verzweigungen des Prozesses mit definierten

Verzweigungskriterien beschrieben.

2.3 Prozessbausteine

Allgemein verständliche Prozessmodellierung erfordert Standardisierung von verwendeten Bausteinenund Begriffen der Modellierung. Die wesentlichen Prozessbausteine sind:

• Prozess (Process)• Aktivität (Task)• Prozessverantwortlicher (Process Owner)• Rolle (Role)• Beteiligter (Participant)• Prozessverzweigung (Gateway)• Ereignis (Event)• Verbinder (Connector)

Prozess (Process)

Ein Prozess ist eine wiederkehrende Abfolge von Aktivitäten (siehe dort) mit definiertem Auslöser unddefiniertem Ergebnis. Jeder Prozess hat einen Verantwortlichen (siehe dort) und definierte Ziele.

Aktivität (Task)

Eine Aktivität ist eine abgeschlossene Verrichtung innerhalb eines Prozesses, die auf derDetaillierungsebene des Prozesses, in welchem sie ausgeführt wird, nicht weiter aufgelöst wird.

Prozessverantwortlicher (Process Owner)

Der Prozessverantwortliche ist für das Funktionieren eines definierten Prozesses zuständig. Er kann,muss aber nicht, Aktivitäten in dem von ihm verantworteten Prozess ausführen. Wesentlich ist, dass er

• das Ergebnis des Prozesses aus Geschäftssicht verantwortet• die organisatorischen Befugnisse besitzt, um in den Prozess korrigierend bzw. gestaltend

einzugreifen, wenn das Ergebnis des Prozesses nicht die Prozessziele erfüllt

Rolle (Role)

Eine Rolle stellt eine definierte Verantwortung innerhalb der Prozessorganisation dar. Ihr sind bestimmteAufgaben innerhalb des Prozesses zugeordnet:

• Prozessverantwortlicher• Verantwortlicher Durchführender einer Aktivität

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• Zusätzlicher Beteiligter (siehe dort)

Rollen können der Aufbauorganisation zugeordnet werden und können dort eindeutig zugeordnet sein(z.B. Rolle "Verkaufsleiter"), können aber auch mehrfach vorkommen (z.B. Rolle "Maschinenbediener").

Sie werden von physischen Personen wahrgenommen, wobei physische Personen oft mehrere Rolleninnehaben. In einer korrekten Organisationsdokumentation wird die Zuordnung von Rollen zu einzelnenPersonen über Stellenbeschreibungen erfasst:

• Stellen umfassen mindestens eine Rolle (Verbindung zur Ablauforganisation)• Stellen sind in der Hierarchie des Unternehmens verankert (Verbindung zur Aufbauorganisation)• Stellen werden mit physischen Personen besetzt

Damit ist die Verbindung zwischen Aufbau- und Ablauforganisation genau dokumentiert.

Beteiligter (Participant)

Ein (zusätzlicher) Beteiligter ist in der Regel einzelnen Aktivitäten zugeordnet. Mögliche Aufgaben sind:

• Durchführung der Aktivität (Mitwirkung)• Freigabe des Ergebnisses einer Aktivität• Informationsbereitstellung (er wird bei der Durchführung der Aktivität konsultiert)• Informationsempfang (er wird über die Ergebnisse der Aktivität bzw. deren Durchführung

informiert)

Prozessverzweigung (Gateway)

Eine Prozessverzweigung dient der Abbildung von unterschiedlichen (alternativen) bzw. parallelen(gleichzeitigen) Abläufen innerhalb eines Prozesses nach definierten Regeln. Wesentlich ist hier dieexakte Definition der Verzweigungsbedingungen.

Ereignis (Event)

Ein Ereignis (das Eintreten eines bestimmten definierten Zustandes) kann:

• einen Prozess starten (Startereignis)• das Ergebnis eines Prozesses markieren (Endereignis)• einen Prozess unterbrechen (eintretendes Zwischenereignis)• einen definierten Zustand eines Prozesses markieren (auslösendes Zwischenereignis)

Verbinder (Connector)

Ein Verbinder stellt die Ablauflogik des Prozesses dar. Die wesentlichen Verbinder sind:

• Sequenzfluss (beschreibt die Ausführungsreihenfolge der Aktivitäten)• Nachrichtenfluss (beschreibt den Transport von Informationen zwischen Aktivitäten, Ereignissen

und organisatorischen Einheiten)• Kontrollfluss (beschreibt die steuernde Logik des Prozesses, ist wesentlich für die Anbindung an

Workflow - Engines)

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2.4 Modellierungsrichtlinien

Jede Notation (Prozessmodellierungssprache) besitzt einen reichen Vorrat an Symbolen zur Darstellungder Elemente und der Logik von Prozessen, so auch BPMN. Hier ist einige Standardisierung in derProzessmodellierung gefragt sowie weise Beschränkung im Umgang mit der Vielzahl an Möglichkeiten,einen Prozess zu beschreiben.

Wesentliche Symbole der BPMN 2.0 in Prozessmodellen

Symbol Prozesselement Funktion

Startereignis Auslöser für einen Vorgang

Nachrichten - Startereignis Nachricht als Auslöser für einen Vorgang

Zeit - Startereignis Zeitpunkt als Auslöser für einen Vorgang

Bedingungs - Startereignis Geänderte Bedingungen als Auslöser für einenVorgang

Signal - Startereignis Signal über Prozessgrenzen hinweg als Auslöser füreinen Vorgang

Nachrichten -Zwischenereignis eintretend Vorgang wartet eine Nachricht ab

Eintretendes Zeit -Zwischenereignis Vorgang wartet einen definierten Zeitpunkt ab

Bedingungs -Zwischenereignis eintretend Vorgang wartet eine geänderte Bedingung ab

Nachrichten -Zwischenereignis auslösend Vorgang sendet eine Nachricht und setzt darauf fort

Signal - Zwischenereignisauslösend Vorgang setzt ein Signal ab und setzt darauf fort

Endereignis Ende für einen Vorgang

Nachrichten - Endereignis Vorgang endet mit einer Nachricht

Signal - Endereignis Vorgang endet mit einem Signal

Terminierungs - Endereignis Vorgang stoppt alle restlichen (Teil-)Aktivitäten

ExklusiveProzessverzweigung

• Bei Verzweigung folgt der Vorgang einerdefinierten Bedingung

• Bei Zusammenführung löst jeder Fluss dieWeiterführung des Vorganges aus

ParalleleProzessverzweigung

• Bei Verzweigung werden alle ausgehendenFlüsse aktiviert

• Bei Zusammenführung wird vor Weiterführungdes Vorganges auf alle eingehenden Flüssegewartet

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InklusiveProzessverzweigung

• Bei Verzweigung wird einer oder mehrereFlüsse gemäß Bedingung ausgeführt

• Bei Zusammenführung wird vor Weiterführungdes Vorganges auf alle eingehenden Flüssegewartet

KomplexeProzessverzweigung

Ein oder mehrere Flüsse werden auf Basis einerverbalen Beschreibung aktiviert (nur bei hoherKomplexität, wenn mit anderen Gateways nichtabbildbar)

Aktivität Verrichtung im Rahmen einer organisatorischenVerantwortung

Parallele Mehrfachaktivität Aktivität wird mehrfach parallel ausgeführt

SequenzielleMehrfachaktivität Aktivität wird mehrfach hintereinander ausgeführt

Unterprozess Eingebundener eigenständiger und abgeschlossenerAblauf

Organisationseinheit,Hauptrolle (Pool)

Externe und interne organisatorische Einheiten bzw.die Hauptrolle des Teilprozesses (wenn keine Lanesdefiniert sind)

Rolle (Lane) Führende Rolle des Teilprozesses innerhalb einerorganisatorischen Einheit

Zusätzlicher Beteiligter Zusätzliche Rolle mit definierter Mitwirkung im Ablauf

SequenzflussVerkettung der Verrichtungen gemäß Ablauflogik desVorganges

NachrichtenflussVerkettung der Verrichtungen durchNachrichtentransport

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2.5 Ausführbare Prozesse

Ein Beispiel für einen einfachen ausführbaren Prozess in einem Prozessdiagramm wird in Abbildung 1gezeigt. Diese Darstellung entspricht sowohl den inhaltlich weitgehend übereinstimmenden BPMN -Versionen 1.1 und 1.2, als auch der Version 2.0. Die grundlegenden Objekte für die Modellierung einesProzesses haben sich mit der neuen Version nicht geändert, es sind lediglich einige - hier nichtverwendete - Elemente hinzugekommen.

Abb. 1: Prozess zur Erstellung einer Sammelbestellung - dargestellt ist der ausführbare Prozess, d.h. die Sicht auf den Workflow desSammelbestellprozesses

Auslöser des Prozesses ist ein Bedarf, der durch die Erstellung einer BANF (Bedarfsanforderung)dokumentiert wird. Diese wird zur Freigabe per Email an den Linienvorgesetzten weitergeleitet(Nachrichten - Endereignis). Nach der Freigabe, angestoßen durch die einlangende BANF (Nachrichten -Startereignis) erfolgt eine weitere Weiterleitung zur Sammlung der BANFen für die Sammelbestellung anden Einkäufer (Nachrichten - Endereignis). Mit der Ablage der BANFen, angestoßen durch dieeinlangende freigegebene BANF (Nachrichten - Startereignis) endet der Prozess mit einem definiertenZustand (Endereignis "Freigegebene BANF abgelegt").

Am ersten Werktag des Monates (Zeit - Startereignis) erfolgt nun die Bündelung der BANFen und einePrüfung der Lieferfähigkeit der möglichen Lieferanten. Hierbei handelt es sich um eine Mehrfachaktivität(Multi - Instance Activity), die für jedes Objekt einer Liste oder einer Menge ausgeführt wird(gekennzeichnet als Parallelaktivität durch die 3 parallelen Linien im Aktivitätssymbol). Im vorliegendenFall arbeitet das Unternehmen mit einer Reihe von Lieferanten zusammen. Von diesen wird nun jedereinzelne nach seiner Lieferfähigkeit gefragt. Die betreffende Aktivität muss also so oft ausgeführt werden,wie es kooperierende Lieferanten gibt. Die einzelnen Anfragen werden dabei parallel durchgeführt. Wennalle Lieferanten befragt wurden, liegt der zu beauftragende Lieferant aufgrund der erhaltenen Antwortenautomatisch fest. Daher wurde darauf verzichtet, eine Trennung in eine eigene (Mehrfach-)Aktivität für dieAnfrage und eine zweite (einfache) Aktivität für die anschließende Auswahl vorzunehmen.

Der weitere Fluss des Prozesses folgt dem oben beschriebenen Schema.

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2.6 Private Prozesse

Diese vereinfachte Sicht auf Prozesse entsteht oft als Basis der Prozessdokumentation bei derProzessanalyse. Sie stellt in der Grafik nur die interne logische Abfolge der Aktivitäten und dieauslösenden, weiterführenden und abschließenden Ereignisse dar.

Abb. 2: Prozess zur Erstellung einer Sammelbestellung - dargestellt ist der private Prozess, d.h. die interne Sicht des Unternehmens auf denSammelbestellprozess

Auslöser des Prozesses ist ein Bedarf, der durch die Erstellung einer BANF (Bedarfsanforderung)dokumentiert wird. Diese wird zur Freigabe per Email weitergeleitet (Nachrichten - Zwischenereignis, d.hdie folgenden Schritte der Freigabe werden unmittelbar durch das Einlangen der BANF ausgelöst). Nachder Freigabe erfolgt eine weitere Weiterleitung zur Sammlung der BANFen für die Sammelbestellung(ebenfalls ein Nachrichten - Zwischenereignis, da nach Eintreffen der freigegebenen BANF unmittelbardie Ablage erfolgt). Am ersten Werktag des Monates (Zeit - Startereignis) erfolgt nun die Bündelung derBANFen und eine Prüfung der Lieferfähigkeit der möglichen Lieferanten. Hierbei handelt es sich wiederum eine parallele Mehrfachaktivität (Multi - Instance Activity), die für jedes Objekt einer Liste oder einerMenge ausgeführt wird (gekennzeichnet als Parallelaktivität durch die 3 parallelen Linien imAktivitätssymbol). Wenn alle Lieferanten befragt wurden, liegt der zu beauftragende Lieferant aufgrundder erhaltenen Antworten automatisch fest. Daher wurde darauf verzichtet, eine Trennung in eine eigene(Mehrfach-)Aktivität für die Anfrage und eine zweite (einfache) Aktivität für die anschließende Auswahlvorzunehmen.

Der Prozess in Abbildung 2 stellt die interne Sicht des Unternehmens auf seinen eigenen Prozess dar.Die BPMN bezeichnet eine solche Darstellung mit allen Interna auch als „privaten Prozess“. ImGegensatz dazu enthält die Darstellung eines öffentlichen Prozesses nur diejenigen Aktivitäten undEreignisse, die für den Nachrichtenaustausch mit Partnern benötigt werden. Die Teile des Prozesses, diefür die Partner nicht relevant sind, bzw. vor diesen bewusst verborgen werden sollen, werdenweggelassen.

2.7 Öffentliche Prozesse

Der öffentliche Prozess soll die vereinfachte Außensicht auf den Prozess darstellen. Er braucht daher nurjene Ereignisse und Aktivitäten zu enthalten, die für den Nachrichtenaustausch mit den Partnernerforderlich sind. Alle Aktivitäten ohne Nachrichtenfluss können daher weggelassen werden. So könnenfür den öffentlichen Prozess etwa die rein internen Aktivitäten „BANF erstellen“,„Banf freigeben“,"Freigegebene BANF weiterleiten", etc. entfernt werden. Hierbei wird dann aber auch das Gateway der

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Freigabeentscheidung nicht mehr benötigt. Bei Ereignissen ist zu berücksichtigen, ob sie für Partner vonBedeutung für das Verständnis des gesamten Vorganges bzw. der Steuerung der Interaktion mit ihmsind. Abbildung 3 zeigt ein Prozessdiagramm mit dem resultierenden öffentlichen Prozess derSammelbestellabwicklung.

Abb. 3: Prozess zur Erstellung einer Sammelbestellung - dargestellt ist der öffentliche Prozess, d.h. die externe Sicht der Partner desUnternehmens auf den Sammelbestellprozess

2.8 Auswahl des Prozesstyps

Aus den vorhergehenden Ausführungen folgt, dass das wesentliche Auswahlkriterium für den Typ derProzessdarstellung der jeweilige Einsatzzweck der Darstellung ist:

• Ausführbare Prozesse werden zur Klarstellung von Kontroll- und Nachrichtenfluss verwendet(entweder im Rahmen von detaillierten Organisationsdokumentationen oder zur Vorbereitung derWorkflow - Automation)

• Private Prozesse werden für die interne Managementsicht der Prozesslogik verwendet• Öffentliche Prozesse werden zur Klarstellung der Zusammenarbeitslogik mit externen Partnern

verwendet

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3. Kollaborationen

Auch die Darstellung von Kollaborationen war bereits in den vorangehenden BPMN - Versionen möglich.Eine Kollaboration stellt das Zusammenspiel verschiedener Partner mittels Nachrichtenaustausch dar.Entsprechend enthält ein Kollaborationsdiagramm mehrere Teilnehmer (Participants), dargestellt durchPools sowie Nachrichtenflüsse (Message Flows) zwischen diesen Pools. Hierbei kann für jeden Partnerder Prozess, den er im Rahmen der Kollaboration durchführt, in seinen Pool eingezeichnet werden.

In dem oben vorgestellten Prozess zur Erstellung einer Sammelbestellung arbeitet das Unternehmen mitmehreren Lieferanten zusammen. Im Rahmen dieses Zusammenspiels führt jeder Partner seineneigenen Prozess aus. Dabei werden Nachrichten an Partner versendet, und es werden eintreffendeNachrichten verarbeitet. Die entsprechende Kollaboration ist in Abbildung 4 zu sehen.

Abb. 4: Prozess zur Erstellung einer Sammelbestellung - dargestellt ist die Kollaboration der einzelnen Teilprozesse

Der Pool „Lieferant“ ist mit drei parallelen Strichen als Mehrfachteilnehmer (Multi - Instance Participant)gekennzeichnet. Dadurch wird ausgedrückt, dass der betreffende Nachrichtenaustausch nicht nur miteinem einzelnen Lieferanten erfolgt, sondern mit mehreren. Dabei führt jeder der Lieferanten, mit denendas Unternehmen zusammenarbeitet, den modellierten Prozess aus, und das Unternehmen tauscht mitjedem einzelnen die dargestellten Nachrichten aus. Das Mehrfachsymbol wird gemäß Spezifikation überder Mitte des unteren Poolrandes eingetragen. Mehrfachteilnehmer wurden mit der Version 2.0 neu in dieBPMN eingeführt.

Der in den oberen Pools enthaltenen Prozesse des Unternehmens sind dieselben wie imProzessdiagramm in Abbildung 1. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden die Bezeichnungen derNachrichtenereignisse weggelassen. Ihre Bedeutung ergibt sich aus den eingezeichnetenNachrichtenflüssen.

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Die gesamte Kollaboration startet beim Bedarfsträger. Dessen Prozess beginnt mit einem unbestimmtenStartereignis (Start Event "Bedarf"). Dieses Ereignis hat keine Ursache innerhalb des Prozesses. Es trittein, wenn der Bedarfsträger den Prozess aufruft. Im Gegensatz dazu fangen die Prozesse der anderenPartner mit nachrichtenempfangenden Startereignissen an. Ein solches Ereignis tritt ein, wenn diebetreffende Nachricht vom Partner ankommt.

In BPMN können Nachrichtenflüsse einerseits aus Aktivitäten, andererseits aus Ereignissen herausversandt werden. Ebenso können sowohl Aktivitäten als auch Ereignisse als Ziele vonNachrichtenflüssen vorkommen. In der BPMN ist beides möglich. Ein nachrichtenempfangendes Ereignisstellt dar, dass auf das Eintreffen der Nachricht gewartet wird. Das Senden einer Nachricht erforderthingegen aktives Handeln des Teilnehmers, weshalb man es intuitiv wohl eher mit einer Aktivität als miteinem Ereignis in Verbindung bringen würde. Dennoch kann das bloße Abgehen einer Nachricht ohnesonstige Tätigkeiten als nachrichtensendendes Ereignis modelliert werden. Dies wurde im Prozess derSammelbestellung verwendet, um z.B. das Versenden der Lieferfähigkeitsanfrage zu modellieren. DieDarstellung wurde hier deshalb gewählt, weil die Verwendung einer eigenen Aktivität „AnfrageLieferfähigkeit versenden“ weniger kompakt gewesen wäre.

Die BPMN sieht zwei spezielle Typen von Tasks (nicht weiter unterteilte elementare Aktivitäten) vor, dieausschließlich dazu dienen, eine Nachricht zu versenden (Typ „Send“) bzw. eine Nachricht zu empfangen(Typ „Receive“). Diese Tasks können anstelle der entsprechenden Nachrichtenereignisse verwendetwerden. Andererseits stellt insbesondere das nachrichtenempfangende Ereignis das Warten auf eineNachricht optisch recht gut dar, weshalb es im vorliegenden Modell ausführlich genutzt wurde.

3.1 Black Box - Pools

In einem Kollaborationsdiagramm ist es möglich, in einigen oder allen Pools die Prozesse komplettwegzulassen und nur die Nachrichtenflüsse zwischen den verschiedenen Pools zu betrachten. Die Poolswerden somit als „Black Boxes“ dargestellt, und die Nachrichtenflüsse beginnen und enden am Rand desjeweiligen Pools. Abbildung 5 zeigt eine Kombination, bei der Bedarfsträger und Lieferant als Black Box -Pools dargestellt sind, der Linienvorgesetzte und der Einkäufer hingegen als White Box - Pool mit demoben beschriebenen öffentlichen Prozess.

Abb. 5: Prozess zur Erstellung einer Sammelbestellung - dargestellt ist die Kollaboration der einzelnen Teilprozesse mit Black Boxes

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Wie man leicht erkennen kann, liegt hier ein Hauptaugenmerk auf dem Informationsaustausch derTeilprozesse. Dies kann so weit gehen (speziell im Rahmen einer verteilten Prozessentwicklung, dassman von einem vollständigen Black Box - Konstrukt ausgeht, und so nur die notwendigenInformationsflüsse dokumentiert, auf deren Basis die Verantwortlichen der Teilprozesse denAktivitätenlauf innerhalb dieser Teilprozesse gestalten.

Abb. 6: Prozess zur Erstellung einer Sammelbestellung - dargestellt ist der Informationsaustausch der einzelnen Teilprozesse ausschließlichmit Black Boxes

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4. Choreografien

Die Darstellung von Prozessen und Kollaborationen war auch in den vorangehenden BPMN - Versionenmöglich, sie wurden in BPMN 2.0 lediglich um einige Konstrukte erweitert. Die explizite Modellierung vonChoreographien in Choreographie - Diagrammen ist hingegen neu. Bei einer Choreographie handelt essich um den Ablauf von Nachrichtenaustauschen zwischen unterschiedlichen Partnern, typischerweise imRahmen von Business - to - Business - Szenarien. Eine Choreographie ist damit eine andere Sicht aufeine Kollaboration, bei der die Reihenfolge der Nachrichtenaustausche unabhängig von den Prozessender einzelnen Partner dargestellt wird.

Zwar kann man einer Black Box - Darstellung wie in den Abbildungen 5 und 6 entnehmen, welcheNachrichten zwischen welchen Partnern ausgetauscht werden, doch lassen sich die genaue Reihenfolge,bedingte Nachrichtenflüsse oder Schleifen nicht daraus ersehen. So ist z. B. nicht gezeigt, dass nachdem Eintreffen eines BANF beim Linienvorgesetzten genau eine der folgenden zwei Nachrichtengesendet wird. Ebenso wenig sieht man, dass nach dem Ablehnen der Freigabe einer BANF der gesamteAblauf bereits beendet ist.

Um diese Logik der Ablaufreihenfolge zu zeigen, gibt es zwei Möglichkeiten. Einerseits kann man denöffentlichen Prozess mindestens eines der an jedem Nachrichtenaustausch beteiligten Partnereinzeichnen, wie in Abbildung 5. Andererseits kann man ein Choreographie-Diagramm erstellen.

Abb. 7: Prozess zur Erstellung einer Sammelbestellung - Choreografie zur Darstellung der Ablauflogik

Jede Choreographie - Aktivität wird von einem der beteiligten Partner ausgelöst, indem er die ersteNachricht sendet. Dieser auslösende Partner wird am oberen oder unteren Rand der Choreographie -Aktivität in einem hellen Feld eingetragen. Die Namen des oder der weiteren Beteiligten werden amanderen Rand in einem dunkleren Feld eingetragen. Wer oben und wer unten eingetragen wird, ist demModellierer freigestellt. Normalerweise wird man bei mehreren Choreographie - Aktivitäten zwischendenselben Partnern die Anordnung beibehalten. Wenn man zusätzlich noch eine Kollaboration modelliert,ist es naheliegend, die vertikale Anordnung der Pools zugrunde zu legen.

Choreographie - Aktivitäten mit mehr als zwei Partnern kommen in diesem Beispiel nicht vor. Hierfür kannman oben bzw. unten mehrere Partnerfelder eintragen. Dabei ist aber immer nur ein Feld hell hinterlegt,da nur einer der Partner den Nachrichtenaustausch durch eine initiale Nachricht in Gang setzt. DieChoreographie - Aktivität „Lieferfähigkeit prüfen“ enthält ein Mehrfachsymbol, d. h. sie wird mehrfachausgeführt. Da auch der beteiligte Partner mit einem Mehrfachsymbol gekennzeichnet ist, wird derNachrichtenaustausch mit jedem Lieferanten einzeln durchgeführt.

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Für die Choreographie - Aktivitäten ist im Choreographie - Diagramm ein Sequenzfluss definiert. SeineModellierung entspricht im Wesentlichen der Sequenzfluss - Modellierung von gewöhnlichen Prozessen.Allerdings sind gewisse Elemente der Prozessmodellierung im Zusammenhang mit der Choreographie -Modellierung nicht sinnvoll und daher auch nicht zulässig. So gibt es z. B. keine Nachrichten - Ereignisseinnerhalb des normalen Sequenzflusses, da der Nachrichtenaustausch per Definition Teil derChoreographie - Aktivitäten ist. Entsprechend folgen auf ein ereignisbasiertes Gateway keine Ereignisse,sondern Choreographie - Aktivitäten. Hierbei wird der Pfad gewählt, dessen Choreographie - Aktivitätzuerst durch die jeweilige auslösende Nachricht gestartet wird.

Will man wissen, welche Nachrichten in jeder Choreographie - Aktivität ausgetauscht werden, so könnendiese in Form kleiner Briefsymbole hinzugefügt und mit dem jeweiligen Partnerfeld verbunden werden.

Abb. 8: Prozess zur Erstellung einer Sammelbestellung - Choreografie zur Darstellung der Ablauflogik mit Nachrichten

4.1 Verwendung von Choreografien und Kollaborationen

Wie man den vorangehenden Ausführungen entnehmen kann, lassen sich die Inhalte vonChoreographien prinzipiell auch mit Hilfe von Kollaborationen darstellen. Dennoch gibt es Gründe,Choreographien zu verwenden:

• Choreographien stellen den Nachrichtenaustausch unabhängig von den Partnerprozessen dar. Damitsind sie eine bessere Grundlage für Vereinbarungen und Verträge zwischen Partnern. Aus ihnenlassen sich die erforderlichen Prozessschnittstellen der Partner ableiten. Sie dienen somit alsGrundlage für die Partner um ihre Prozesse geeignet zu gestalten bzw. anzupassen, so dass dasvereinbarte Zusammenspiel korrekt unterstützt wird.

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• Die Reihenfolge des Nachrichtenaustauschs inklusive Verzweigungen u. ä. wird deutlicher sichtbar.Bei einer Kollaboration muss man diese Informationen erst aus einem der beteiligtenPartnerprozesse ermitteln.

• Insbesondere bei großen Szenarien ist die Darstellung als Choreographie deutlich übersichtlicher alseine Kollaboration mit zumindest einem öffentlichen Prozess (vgl. z. B. Abbildung 7 mit Abbildung 4).

• Choreographien lassen sich mittels Choreographie-Unterprozessen hierarchisieren, was ebenfallseine kompaktere Darstellung umfangreicher Abläufe unterstützt.

Insbesondere für komplexere Business - to - Business - Szenarien können Choreographie - Diagrammedaher interessant sein, z. B. im Kontext elektronischer Marktplätze oder bei der Entwicklung vonbranchenspezifischen Standards und Vorgaben für die Abwicklung bestimmter Interaktionen zwischenverschiedenen Partnern. Entwirft ein Unternehmen seine internen Prozesse und möchte derenNachrichtenaustausch mit Partnern darstellen, so wird es in der Regel ein Kollaborationsdiagrammverwenden.

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5. Konversationen

Auch das Konversationsdiagramm wurde mit der BPMN 2.0 neu eingeführt. Grob gesprochen wird mitHilfe von Konversationen beschrieben, welche Nachrichtenaustausche zusammengehören.

Ein Problem beim Austausch von Nachrichten besteht darin, eine eingehende Nachricht der richtigenProzessinstanz zuzuordnen. Geht im Beispiel der Sammelbestellung bei dem Lieferanten eineLieferfähigkeitsanfrage ein, so muss diese wissen, auf welche Instanz des Sammelbestellprozesses sichdiese bezieht.

Zumeist wird der Lieferant mehrere Lieferfähigkeitsauskünfte für verschiedene Sammelbestellungenerstellt haben. In der Regel wird in der Bestellung die Nummer der Anfrage genannt, so dass sie demrichtigen Bestellvorgang zugeordnet werden kann.

Bei elektronisch abgewickelten Prozessen muss vorher genau festgelegt werden, wie die von jedemPartner eingesetzten Informationssysteme eingehende Nachrichten der richtigen Prozessinstanzzuordnen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der Korrelation (Correlation) der Nachrichten,die sich aufeinander beziehen. Die zusammengehörenden Nachrichten müssen für diese Zuordnungeindeutige Kennzeichen, sogenannte Korrelationsschlüssel (Correlation Keys) tragen. Die in einerKommunikation zusammengefassten Nachrichten verfügen über gemeinsame Korrelationsschlüssel.

In der vorliegenden Information wird die kleinste betrachtete zusammengehörige Menge von Nachrichtenals „Kommunikation“ bezeichnet. Eine Konversation umfasst mehrere Kommunikationen.

Abb. 9: Prozess zur Erstellung einer Sammelbestellung - Konversation zur Darstellung der Nachrichtenaustausche

Neben Kommunikationen können auch Nachrichtenflüsse in ein Konversationsdiagramm eingezeichnetwerden. Prozesse und Choreographien dürfen hier jedoch nicht verwendet werden.

Konversationen können auch hierarchisiert werden. So stellt das Sechseck mit dem „+“ - Symbol inAbbildung 9 eine Unterkonversation (Sub - Conversation) dar, die durch ein detailliertesKonversationsdiagramm näher beschrieben wird (hier nicht gezeigt).

Da Kommunikationen Nachrichtenflüsse zusammenfassen, existiert eine Beziehung zwischenKommunikationen und Nachrichtenflüssen. Diese wird aber nicht unmittelbar in einem BPMN - Diagrammersichtlich. Hinsichtlich der grafischen Darstellung ist es aber Aufgabe des Modellierers, den Bezugersichtlich zu machen. Beispielsweise kann man in einem Kollaborationsdiagramm oder einemChoreographiediagramm mit Hilfe von Gruppierungen die zu einzelnen Kommunikationen gehörendenNachrichtenflüsse markieren.

Die genaue Definition von Korrelationen und damit auch die Modellierung von Konversationen werden beiden meisten BPMN - Modellierern zunächst nicht im Vordergrund stehen. Werden SOA - Plattformen undProcess Engines im Rahmen unternehmensübergreifender Prozesse eingesetzt, und besteht dabei einkomplexes Zusammenspiel verschiedener Partner, dann ist dieses Thema freilich von großer Bedeutung.Die Darstellung von Konversationen kann hierbei einen nützlichen Überblick über das Gesamtszenarioliefern.

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Doch auch dort wo detailliert ausgearbeitete Korrelationsmechanismen zunächst keine Rolle spielen,bietet ein Konversationsdiagramm einen ersten Überblick über den Gesamtzusammenhang einesPartnernetzwerkes. Es ist zu erkennen, welche Partner bezüglich welcher Fragestellungen miteinanderkommunizieren. Die Details lassen sich dann in Choreographie- oder Kollaborationsdiagrammendarstellen.

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6. Zusammenfassung

Die Möglichkeiten zur Modellierung partnerübergreifender Prozesse wurden in BPMN 2.0 insbesonderedurch die Einführung des Choreographie- und des Konversationsdiagramms wesentlich erweitert. Dies isteinerseits begrüßenswert, andererseits macht es die BPMN noch umfangreicher und komplexer. Hinzukommt, dass z. T. ein und derselbe Sachverhalt auf verschiedene Art und Weise modelliert werden kann.So stellen Kollaborationen, Choreographien und Konversationen unterschiedliche Darstellungendesselben Gegenstands dar, nämlich des Austausches von Nachrichten zwischen Partnern. Dabei ist esnicht ganz einfach zu überblicken, wie diese verschiedenen Darstellungsarten zusammenhängen. Dieswiderspricht der Forderung von Modellierern nach einer einfachen und klaren Notation.

Für die praktische Anwendung bedeutet dies, dass man sich je nach Modellierungszweck die geeignetenDiagrammtypen auswählen muss. Weiterhin sollte festgelegt werden, welche Sachverhalte wie in deneinzelnen Diagrammen dargestellt werden sollen. Beispielsweise empfiehlt es sich für ein Unternehmen,das vor allem seine eigenen Prozesse modellieren und managen möchte, vornehmlich gewöhnlicheProzessdiagramme einzusetzen.

Für Prozesse mit starker Partnerinteraktion können dabei auch Kollaborationsdiagramme verwendetwerden, wobei die Pools der Partner als Black Boxes dargestellt werden.

Zwei oder mehr Unternehmen, die eine Business - to - Business - Integration aufbauen möchten, könnendie vereinbarte und von allen Partnern zu unterstützende Choreographie sinnvoll mit Hilfe einesChoreographiediagramms spezifizieren. Entwickeln die Partner dann ihre jeweiligen Prozesse zurUmsetzung der gemeinsamen Choreographie, so können sie diese Choreographie in einKollaborationsdiagramm einbetten und somit sicherstellen, dass der eigene Prozess die vereinbarteChoreographie korrekt unterstützt.

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www.itsmprocesses.com

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7. Quellen

Teile dieses Whitepapers wurden dem Dokument:

Kollaborationen, Choreographien und Konversationen in BPMN 2.0 - Erweiterte Konzepte zurModellierung übergreifender Geschäftsprozesse

von

Prof. Dr. Thomas AllweyerFachhochschule Kaiserslautern - University of Applied SciencesFachbereich Informatik und MikrosystemtechnikAmerikastraße 1D - 66482 Zweibrücken

mit dessen freundlicher Genehmigung entnommen.