fairtrade baumwollbroschüre

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FAIRTRADE-BAUMWOLLE FAIRNESS GARANTIERT www.fairtrade.at

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FAIRTRADE Baumwollbroschüre

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Fairtrade-BaumwolleFairness Garantiertwww.fairtrade.at

Fairtrade Österreich Als unabhängige Organisation han delt

FAirtrAde Österreich nicht selbst mit

Waren, sondern vergibt das FAirtrA-

de-Siegel für fair gehandelte Produkte.

FAirtrAde Österreich wird von 28 trä-

gerorganisationen unterstützt. derzeit bieten in Österreich

50 Lizenznehmer rund 350 FAirtrAde-Produkte wie Bana-

nen, Kaffee, Schokolade, rosen, Fruchtsäfte, Kakao, Honig,

reis, tee, eistee, Wein oder Sportbälle an. Weltweit profi-

tieren bereits 1,5 Millionen Bauernfamilien von FAirtrAde.

die Produkte stammen aus über 630 Produzentengruppen

in fast 60 Ländern auf der ganzen Welt. die Kontrolle der

FAirtrAde-Standards wird von der unabhängigen Zer-

tifizierungsorganisation FLO-Cert GmbH durchgeführt.

FLO-Cert ist der einzige Sozial-Zertifizierer, der der inter-

nationalen Akkreditierungsnorm für Zertifizierungsorgani-

sationen, der iSO 65, entspricht.

Hartwig Kirner besuchte auf einer informationsreise FAirtrAde-Baumwollbäuerinnen und -bauern in Senegal.

Mit der einführung von FAirtrAde-Baumwolle in Österreich ver-

schwinden nicht gleich alle Probleme auf Feldern, in Fertigungs-

hallen und Produktionsstätten in der textilkette. Wir können

aber zum wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Fortschritt

beitragen und gleichzeitig Handelsgerechtigkeit fordern.

Mit dem Siegel „FAirtrAde certified cotton“ konzentrieren

wir uns auf den rohstoff als Ausgangspunkt der textilen Kette.

die Situation der Produzenten von Baumwolle steht bei uns im

Mittelpunkt. Fairtrade bietet den Bauern und Bäuerinnen die

Chance, ihr einkommen zu verbessern und Zugang zu Bildung,

gesundheitlicher Versorgung und einem menschenwürdigen

Leben zu finden. die Weiterverarbeitung wird jedoch nicht

außen vor gelassen: Spinnereien, Webereien und Konfektionäre

müssen mindestens die Kernarbeitsnormen der internationalen

Arbeitsorganisation (iLO) einhalten. FAirtrAde betont mit

diesem engagement seine entwicklungspolitische rolle. das

FAirtrAde-Siegel steht für armutsmindernde Wirkung.

Ziel ist es, engagierte Unternehmen zu finden, die CSr aktiv

leben und engagierten Konsumentinnen neue einkaufsquellen

ermöglichen.

Mag. Hartwig Kirner

Geschäftsführer FAirtrAde Österreich

DIE MACHT DER KONSUMENT(INN)EN IST GROSS

2 Fairtrade-Baumwolle

die Baumwolle ist ein Symbol großer Hoffnung für den afri-

kanischen Kontinent, aber gleichzeitig auch ein politisches

Konfliktfeld. in den vergangenen Jahrzehnten sind sich die

afrikanischen Bauern und Bäuerinnen über die Bedeutung

der weißen Blüte in ihren Ländern und der Welt bewusst

geworden. Mehr als zehn Prozent der weltweiten Jahresex-

porte stammen aus afrikanischen Ländern. doch seit Jahren

steckt unsere Baumwollwirtschaft in einer tiefen Krise: Sie

leidet vor allem unter ungerechten Subventionen, die den

Produzenten im Norden des erdballs zugute kommen. die-

se Zuschüsse haben eine dauerhaft senkende Wirkung auf

die Baumwollpreise am Weltmarkt.

Aufgrund fehlender einnahmen können viele afrikanische

Bauern und Bäuerinnen ihre Kredite nicht mehr bezahlen.

Zudem lassen die Verhandlungen in der Welthandelsor-

ganisation kein positives Signal erkennen. dabei spielt die

Baumwolle gerade für westafrikanische Länder wie Burkina

Faso, Mali oder die elfenbeinküste eine entscheidende rolle

im Kampf gegen Armut.

ein positives Beispiel: das FAirtrAde-Programm mit Bio-

baumwolle in Burkina Faso gibt den Menschen neue

Hoffnung. in diesem Projekt werden die Bäuerinnen und

Bauern durch Fachleute im biologischen Anbau geschult.

ihre einnahmen und eine Prämie für die entwicklung ge-

meinschaftlicher infrastruktur sind garantiert.

Allerdings kann bisher nur ein Bruchteil der afrikanischen

Baumwollproduzenten am Fairen Handel teilhaben. Nur

Beschlüsse, die von internationalen entscheidungsträgern

gefällt werden, können den Menschen wirklich helfen und

die Situation vor Ort verbessern. das Ziel muss sein, den

Millionen Bauern und Bäuerinnen zu ermöglichen, von ihrer

eigenen Arbeit leben zu können.

SyMbOl GROSSER HOffNUNGVon François traoré

François Traoré, Dr. h.c., Präsident der Vereinigung

afrikanischer Baum wollerzeuger, APROCA, und der Baumwollbauern-

Union Burkina Faso, UNPCB.

Fakten zur Baumwolle: n die Produktion Von 1 kG Baumwolle

VerBraucht 1 kuBikmeter wasser.

n die herstellunG einer Jeans Ver-Braucht 8.000 liter wasser.

n 11 Prozent aller weltweit VersPrühten Pestizide landen auF Baumwolle.

n der hohe BedarF an chemie Frisst üBer 50 Prozent der Bäuerlichen erlÖse.

n Jährlich sterBen üBer 20.000 menschen an den FolGen einer PestizidVerGiFtunG.

n 2006/2007 haBen sich in indien im Bundesstaat mahrashtra üBer 1.000 BaumwollBauern aus VerzweiFelunG das leBen Genommen.

Fairtrade-Baumwolle 3

es hat Jahrtausende gedauert, bis aus den Samenhaaren

der Malvenpflanze, die nur in subtropischen und tropischen

regionen wächst, das global begehrte „weiße Gold“ wur-

de. Baumwolle war in europa noch unbekannt, als sie in

der „Neuen Welt“ schon längst den rohstoff für Kleidungs-

stücke lieferte. So fanden sich in einer Höhle im tal nahe

der mexikanischen Stadt tehuacán sogar Baumwollkapseln

und textilien, die auf etwa 5.800 vor Christi datiert werden

konnten. Auch in indien und dem heutigen Pakistan nutzte

man die Pflanze lange vor einführung in europa.

erst im 18. Jahrhundert wurde Baumwolle zur nennens-

werten Handelsware: Neue Maschinen zum entkernen1

und Spinnen erleichterten die sonst extrem aufwendige

Verarbeitung der Samenhaare zu Fäden. Aus indien und

später auch Nordamerika wurden immer größere Men-

gen importiert. Bis ins 20. Jahrhundert war Baumwolle

das wichtigste exportgut der US-amerikanischen Süd-

staaten. dort hatten Plantagenbesitzer im 19. Jahrhundert

1 das trennen der Samenkerne von den Samenhaaren

ihr Geschäft auf dem menschenverachtenden einsatz

afrikanischer Sklaven errichtet. 1860 gab es in den so

genannten „Konföderierten Staaten“ 3,5 Millionen Skla-

ven unter den insgesamt 9,1 Millionen Bewohnern. die

Baumwollpflücker wurden körperlich ausgebeutet und

seelisch misshandelt, Hunderttausende starben als Folge

der Sklaverei. Heute wird die Pflanze auf einer weltweiten

Gesamtfläche von etwa 33,6 Millionen Hektar angebaut

– was etwa zwei Prozent des weltweit kultivierten Acker-

landes ausmacht. in Zeiten der Konkurrenz durch synthe-

tische Fasern geht die Fläche zur Baumwollproduktion

allerdings zurück.

Weltweit wurden 2007/8 geschätzte 26,945 Millionen

tonnen Baumwolle produziert – ein auch über die

vergan genen Jahre recht konstanter Wert. die Volks-

republik China (8,127 Mio. tonnen) und indien

(5,642 Mio. tonnen) sind die Nationen mit der größ-

ten Baumwollproduktion. China ist überdies auch der

weltweit führende importeur (3,2 Mio. tonnen), was an

der florierenden textilindustrie liegt.

DIE lEIDvOllE GESCHICHTE DES „wEISSEN GOlDES“

4 Fairtrade-Baumwolle

Größte exporteure sind die USA (3,556 Mio.), indien

(1,236 Mio.), Usbekistan (887 Mio.) und die westafrika-

nische Franc-Zone12 (667 Mio.). der Marktanteil in Afrika

hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten verdoppelt,

denn nur dieses Produkt verspricht einen Zugang zum

Weltmarkt. etwa 15 Millionen Kleinbauernfamilien leben

in Westafrika von der Baumwolle. Ohne diese einnahmen

droht ihnen ein Leben in Armut, denn die Kleinbauern

verdienen deutlich weniger als das jährliche Pro-Kopf-

einkommen, das regional zwischen 700 und 1800 US-

dollar variiert.

das Geschäft mit der Baumwolle erlebte 1871 eine

institutionelle revolution: damals nahm die erste Baum-

wollbörse im führenden Umschlagplatz New Orleans ihre

Arbeit auf. Sie sollte den chaotischen Markt übersichtlich

2 die Länder im einzelnen: Burkina Faso, Mali, Benin, Kamerun, tschad, elfenbeinküste und togo.

machen. entsprechende Börsen entstanden auch an den

Häfen und Handelsstandorten New York, Liverpool und

Bremen. Bis heute gibt es keinen Weltmarktpreis, sondern

lokal sehr unterschiedliche Preise.

Der garantierte Mindestpreis bei FAiRTRADe orien-

tiert sich nicht an Börsennotierungen, sondern an

Produktionskosten, Qualität und Region und nimmt

dabei Rücksicht auf die schwierigen Ausgangsbedin-

gungen der Bauern und Bäuerinnen in den entwick-

lungsländern.

Heute gehört Baumwolle, wie die meisten anderen

Agrar-rohstoffe, zu den rege gehandelten titeln an den

Waren-terminbörsen. die Preise unterliegen gewaltigen

Schwankungen. in der Welthandelsorganisation ist das

thema Baumwolle eines der strittigsten, vor allem weil die

Produzenten in entwicklungsländern sich durch Subventi-

onen in industriestaaten benachteiligt sehen.

„Baumwolle ist mit aBstand die wichtiGste naturFaser. allein in Produktion, transPort, laGerunG sind rund 350 millionen menschen BeschäFtiGt. mittlerweile ist Baumwolle an der new Yorker terminBÖrse ein BeGehrtes sPekulationsoBJekt. dies kann dazu Führen, dass der terminmarkt seine Funktion zur PreisFindunG und aBsicherunG Verliert – mit Grossen risiken Für die Gesamte BaumwollwirtschaFt.“

Jan B. Wellmann,

Geschäftsführender Direktor

der bremer baumwollbörse

Fairtrade-Baumwolle 5

Wenn diplomaten in der Welthandelsorganisation WtO um

verbindliche regelungen ringen, gehört die Baumwolle seit

Jahren zu den hoch sensiblen themen. Auf entscheidende

politische durchbrüche warten insbesondere afrikanische

entwicklungsländer noch immer vergeblich. Subventionen

und einfuhrbeschränkungen im „Norden“ machen den

Bauern im „Süden“ das Leben noch schwerer. den jährlichen

Verlust durch US-Subventionen allein für die so genann-

ten C4-Staaten – ein Zusammenschluss der Länder Benin,

Burkina Faso, tschad und Mali – beziffern unterschiedliche

Studien auf 43 bis 126 Millionen dollar. in den USA erhal-

ten die Baum wollbauern zwischen zwei und drei Milliarden

US-dollar jährlich an Zuschüssen, in der eU (Spanien und

Griechenland) sind es etwa 275 Millionen euro. So bleiben

die Bauern aus industriestaaten wettbewerbsfähig – und

der durchschnittliche lokale Marktpreis für Baumwolle bleibt

niedrig. Für die Bauern im Süden dagegen sinken die Mar-

gen – wenn sie nicht gar ein Verlustgeschäft machen.

der Faire Handel mit Baumwolle soll helfen, diesen Kreislauf

zu durchbrechen. Schon seit einigen Jahren ist FAirtrAde

in diesem Bereich aktiv: die Siegelinitiativen Max Have-

laar in Frankreich und der Schweiz sowie die FAirtrAde

Foundation in Großbritannien vermarkten bereits seit 2005

textilien mit FAirtrAde-Baumwolle. Zu den Bezugsquellen

gehören Handels ketten wie Marks & Spencer, La redoute

und Migros. im Mittelpunkt stehen die Baumwollbauern,

die sich zu Kooperativen zusammenschließen.

So erhielten zum Beispiel FAirtrAde-Produzenten in Bur-

kina Faso 2007 pro Kilogramm Baumwolle einen festen

Mindestpreis von 0,42 euro – im Vergleich zum üblichen

Marktpreis von 0,22 euro. Außerdem fließen 5 Cent pro

Kilogramm Baumwolle, die „FAirtrAde-Prämie“, in Ge-

meinschaftsprojekte der Bauern-Koope rative: Projekte wie

Brunnen, Gesundheitsfürsorge und Schulausstattung kön-

nen daraus finanziert werden.

FAirtrAde fördert zudem den biologischen Anbau und

zahlt einen Bio-Aufschlag. Bauern erhalten Unterstützung

bei der Umstellung auf Bio-Anbau. in Westafrika und indien

ersetzen bereits viele Produzenten chemisch-synthetisch

hergestellte düngemittel und Pestizide durch organische

dünger und stand ortgerechte Bewirtschaftung. Statt Un-

krautvernichtungsmitteln werden Nützlinge angepflanzt.

Auch ressourcen- und energieschonende Wasserbewirt-

schaftung wird gefördert. im konventionellen Anbau haben

wARUM fAIRTRADE-bAUMwOllE?

6 Fairtrade-Baumwolle

Pestizide oft einen nicht kalkulierbaren einfluss auf die

Gesundheit. Viele Menschen leiden unter Atemproblemen

und Hautkrankheiten, bei Frauen ist das risiko einer Fehl-

geburt erhöht.

entwicklungsorganisationen wie die Schweizer Helvetas ko-

operieren mit FAirtrAde und Produzentenvereinigungen,

um der Landbevölkerung notwendiges Wissen über nach-

haltige Anbaumethoden zu vermitteln. ein Modell, das

Schule macht: Allein in Burkina Faso verdreifachte sich die

Produktion von FAirtrAde-Bio-Baumwolle zwischen 2006

und 2007. Viele Frauen haben die Produktion von Bio-

Baumwolle aufgenommen, bewirtschaften eigene Flächen

und organisieren sich in Kooperativen. So entstand der

Begriff „Frauen-Baumwolle“ als Synonym für die biologisch

angebaute Baumwolle. Zwar bleibt diese Produktionsweise

bislang eine Nischenerscheinung – aber doch eine mit

Signalwirkung für Landbevölkerung, Weltmärkte und Kon-

sumenten.

Fairtrade-mindestPreis Für Baumwolle

der Mindestpreis für Baumwolle ist abhängig von

der Anbauregion und der Baumwollsorte. Für

Baumwolle mit normaler Stapellänge bekommen

Bauern in Westafrika 0,42 euro pro Kilogramm

Baumwolle. in Südasien bekommen die Bauern

0,38 euro. die FAirtrAde-Prämie beträgt 0,05

euro pro Kilogramm Baumwolle.

Für Baumwolle in Bio-Qualität werden höhere Min-

destpreise gezahlt, die je nach region zwischen

0,43 und 0,61 euro pro Kilogramm Baumwolle

liegen.

eine Auflistung aller FAirtrAde-Baumwollpreise

finden Sie unter www.fairtrade.net/smfarmers.html

was Garantiert das GütesieGel den konsumentinnen und konsumentenmit dem kauF Von Produkten mit Fairtrade zertiFizierter Baumwolle leisten sie einen BeitraG zur VerBes-serunG der leBens- und arBeitsBedin-GunGen der BaumwollBäuerinnen und -Bauern in den entwicklunGsländern und zur FÖrderunG des umweltschutzes.

Bekannt

unBekannt

BekanntheitsGrad des Fairtrade GütesieGels in Österreich

16%

84%

Quelle: GfK-Studie, 2007

Fairtrade-Baumwolle 7

Baumwolle bestimmt das Leben von Pandé Karidia Sory.

die siebenfache Mutter aus dem dörfchen Naniagara im

südwestlichen Burkina Faso bekam 2004 von ihrem Mann

einen Hektar Land überlassen. dort baut sie seither mit

stets wachsendem ertrag FAirtrAde-Bio-Baumwolle an.

Sie war Vorreiterin in der region – inzwischen produzieren

Hunderte Bauern aus der Anbauzone tiefora die weißen

Büschel zu FAirtrAde-Bedingungen.

Neben dem garantierten FAiRTRADe-Preis, bedeutet

vor allem die FAiRTRADe-Prämie Motivation und Ver-

besserungen im Leben der Bauern. Die Prämie dient

dazu, gemeinschaftliche Sozialprojekte zu finanzie-

ren. Pro Kilogramm Baumwolle erhält die Koopera-

tive 5 euro-Cent zusätzlich. Das Geld wird jedes Jahr

einmal als Bonus-Zahlung auf das Gemeinschafts-

konto überwiesen.

die FAirtrAde-Prämie stärkt die infrastruktur im ländlichen

raum, wie sich an zahlreichen Beispielen zeigt: in Mali

sind Mühlen, Brunnen und Schulen errichtet worden. in

d’Apoury, anderthalb Stunden von Burkina Fasos Haupt-

stadt Ouagadougou entfernt, sparte man ebenfalls für die

einrichtung einer Schule. Und in der kleinen Gemeinde von

Bäuerin Sory im hügeligen Südwesten gibt es trinkwasser-

brunnen mit Pumpmechanismus. Auch eine Krankenstation

soll gebaut werden.

Von FAiRTRADe profitiert nicht nur der einzelne Bau-

er, sondern die gesamte Gemeinschaft. Die Rolle der

Frauen im ländlichen Raum wird durch den Fairen

Handel gestärkt. Pandé Koridia Sory ist ein Beispiel da-

für – sie ist heute Präsidentin der Kooperative. ende 2007

erzielten allein im Örtchen Naniagara fast 30 Frauen ihr

eigenes einkommen mit der FAirtrAde-Baumwolle. rund

40 Prozent der Bio-Baumwollbauern in Burkina Faso waren

2007 weiblich.

So übernehmen Frauen in FAirtrAde-Kooperativen immer

stärker wirtschaftliche Verantwortung – und verbessern mit

ihren einnahmen das Leben in ihren dörfern und Familien:

Medizinische Versorgung und Bildung stehen im Vorder-

grund ihrer Bemühungen.

DIE fAIRTRADE–PRäMIE

Pandé Karidia Sory aus Burkina Faso.

8 Fairtrade-Baumwolle

delPhine zounGrana: „mein enGaGement Beeindruckt Viele“

Frau Zoungrana, was bewirkt die Fairtrade-Prämie

bei den Menschen?

die Prämie erlaubt es den Produzenten, notwendige Sozi-

alprojekte in den dörfern zu benennen und eigenständig

umzusetzen. dies verstärkt den gesellschaftlichen Zusam-

menhalt und fördert die eigenverantwortung. die Bauern

gewinnen das Gefühl, zur entwicklung ihrer Gemeinschaft

etwas Wichtiges beizutragen.

Wie verändert Fairtrade das Gemeinschaftsleben

der Bauern?

Alle teilnehmenden Produzenten sind in Gruppen orga-

nisiert, die nach FAirtrAde-Prinzipien funktionieren. das

bedeutet demokratische entscheidungen und transparente

Ausgaben. das Beispiel von FAirtrAde-Kooperativen dient

heute auch anderen Bauern als ideal.

auf welche Weise beeinflusst diese art der Landwirt-

schaft die rolle der Frauen in der ländlichen Ökonomie?

Mit den Programmen kommen Frauen erstmals in die rolle der

Verdienerin. Sie blühen auf, werden unternehmerischer, auto-

nomer. Sie können sich auch mal um ihre eigenen Bedürfnisse

kümmern. Sie nehmen aktiv an den entscheidungsprozessen

in ihrer Gruppe teil und tragen zur entwicklung bei.

Sie sind ein außergewöhnliches Beispiel: eine

studierte agraringenieurin in einem von Männern

dominierten Land. Wie wirken Sie auf andere Frauen?

ich denke, meine Präsenz, mein engagement und meine

Arbeit in einer Männerdomäne beeindruckt viele Men-

schen. Und mir wurde von einigen Mädchen und jungen

Frauen im Verwandtenkreis berichtet, die nun auch ihre

Studien vorantreiben möchten. die harte Arbeit auf den

Feldern wird allerdings weiterhin dazu führen, dass Frauen

nur eingeschränkt landwirtschaftliche Berufe ergreifen.

delPhine zounGrana, 1976 GeBoren, arBeitet Für den BaumwollBauernVerBand unPcB (union natio nal des Producteurs de coton du Burkina Faso) und koordi-niert Gemeinsam mit der schweizer entwicklunGshilFeorGanisation helVetas das Bio-BaumwollProJekt in der anBaureGion tieFora im südwesten Burkina Fasos. sie studierte als eine der ersten Frauen ihres landes aGrarinGenieurwesen und war die einziGe Frau in ihrem aBschlussJahrGanG 2000. sie ist Verheiratet und hat zwei kinder.

Fairtrade-Baumwolle 9

bIOlOGISCHER ANbAU STATT GENTECHNOlOGIEVon Landwirtschaft mit gentechnisch modifizierten Pflan-

zen versprechen sich immer mehr Bauern Vorteile: die

Pflanzen seien widerstandsfähiger gegen Schädlinge und

erforderten weniger Pestizide. doch der Fortschritt birgt

gewaltige risiken, die viele individuelle Schicksale negativ

beeinflussen. das Beispiel indien zeigt es: einerseits ist die

Produktivität als Folge der Gentechnik-Baumwolle ange-

stiegen. die Gesamtproduktion verdoppelte sich im letzten

Jahrzehnt, die exporte schnellten binnen vier Jahren auf das

Zehnfache ihres Ausgangswerts. Andererseits gab es viele

persönliche Katastrophen in Folge mangelnder Aufklärung,

wie die FAirtrAde-Mitgliedsorganisation Brot für die Welt

über die vergangenen Jahre beobachtet hat. ein Hauptpro-

blem ist, dass Biotech (Bt)-Baumwolle mindestens dreimal

soviel Wasser wie herkömmliche Pflanzen braucht. die

Felder waren für diese Saaten, vor allem wegen fehlender

Bewässerung, schlecht geeignet. Gleichzeitig sanken die

Marktpreise für Baumwolle immer weiter in den Keller.

dadurch landeten viele Produzenten in der Schulden-

falle. ein extrembeispiel sind die Baumwollhochburgen im

westindischen Maharashtra. dort stellten viele Bauern auf

Bt-Saaten um, hatten aber nicht genügend Wasser. es gab

dramatische ernteausfälle und eine ansteigende Selbst-

mord-Welle unter verschuldeten Bauern. in der region

Vidarbha nahmen sich allein 2006 mehr als 1000 Landwirte

das Leben – ein Selbstmord alle sechs Stunden. Brot für die

Welt nennt eine weitere Ursache für die Verschuldung: Ur-

sprünglich konnten die Bauern eigenes Saatgut nachzüch-

ten und organischen dünger wie Kompost einsetzen. das

verursachte nur geringe Kosten. Mit Bt-Pflanzen müssen

sie Saaten und chemische dünger auf Kreditbasis kaufen.

die Abhängigkeit von Pflanzenzüchtern steigt, denn die

Bt-Saat muss jedes Jahr neu gekauft werden. Neu sind

außerdem widerstandsfähigere Schädlinge, die die ernte

zerstören. Können die Bauern aus diesen Gründen ihre

Kredite nicht mehr zurückzahlen, wird ihr Land gepfändet

und sie verlieren jegliche Perspektive.

FAiRTRADe schließt grundsätzlich wegen der Risiken

für Mensch und Umwelt den einsatz von gentech-

nisch verändertem Saatgut aus.

10 Fairtrade-Baumwolle

Kinder, die ihre Körper schinden, um die globale Nachfra-

ge nach textilien zu befriedigen: eine schmutzige realität

und ein eklatanter Verstoß gegen internationale Überein-

kommen. Die FAiRTRADe-Standards schließen illegale

Kinderarbeit aus. die meisten Kinderarbeiter weltweit

gibt es in der Landwirtschaft und zwar in jenen teilen der

Bevölkerung, in denen die Bildungsarmut besonders groß

ist. Laut der internationalen Arbeitsorganisation (iLO) sind

es 132 Millionen Kinder, die in der Landwirtschaft arbeiten,

mehr als eine Millionen arbeiten unter besonders schlech-

ten Bedingungen in der Baumwollproduktion. Sie sind

extremen Witterungen, Pestiziden, verbaler, physischer und

sexueller Gewalt ausgeliefert, tragen überschwere Lasten,

opfern ihre Gesundheit und werden schlecht oder gar nicht

bezahlt sowie ihrer Bildungschancen beraubt.

Untersuchungen für den indischen Baumwollgürtel gehen

von rund 400.000 vor allem jungen Mädchen in der Pro-

duktion von Baumwollsaatgut aus. Viele Mädchen sind in

Schuldknechtschaft gefangen.

Auch multinationale Unternehmen wie Bayer CropScience

und Monsanto gerieten unter Verdacht, dass ihre Zuliefe-

rer Kinderarbeit für die Baumwollproduktion nutzen. Auf

Beschwerde von NGO‘s prüfte die Nationale Kontaktstelle

für die „OeCd-Leitsätze für multinationale Unternehmen“

die Praxis von Bayer CropScience. die Beschwerdeführer

behaupteten, dass Zulieferbetriebe der Bayer CropSci-

ence im indischen Bundesstaat Andrah Pradesh Kinder

im Baumwollanbau beschäftigten und dass keine aus-

reichenden Gegenmaßnahmen ergriffen worden seien.

Zum Abschluss des Verfahrens verpflichtete sich das deut-

sche Unternehmen, die OeCd-regeln gegen Kinderarbeit

einzuhalten und auch weiterhin aktiv gegen Kinderarbeit

einzutreten.

KINDERARbEIT IN DER bAUMwOllPRODUKTION

Fairtrade-Baumwolle 11

Ökonomie, Ökologie und Soziales sind die drei Säulen

der FAirtrAde-Standards. Produzenten verpflichten sich,

iLO-Kernarbeitsnormen und Umweltkriterien einzuhalten.

Gentechnisch manipuliertes Saatgut ist nicht erlaubt, eben-

sowenig der einsatz gesundheitsgefährdender Pestizide.

ein fairer Mindestpreis wird nach Anbauregion festgelegt

und eine FAirtrAde-Prämie gezahlt. Letztere wird zur

Finanzierung sozialer Projekte, zur Unterstützung der Um-

stellung auf organischen Anbau oder zur Verbesserung der

infrastruktur eingesetzt.

Lizenznehmer im Norden verpflichten sich, vertraglich Min-

destpreise und FAirtrAde-Prämien bei den Produzenten

sowie eine Lizenzgebühr an die Siegelinitiative zu zahlen.

Produzenten, unabhängige experten, Händler, Vertreter na-

tionaler Siegelinitiativen und der Zivilgesellschaft erarbeiten

gemeinsam neue Produktstandards bzw. überarbeiten in

regelmäßigen Abständen die bereits existierenden. Krite-

rien hierfür werden auch auf der Grundlage der UN-Men-

schenrechtscharta, der WHO-Leitlinien und internationaler

Vereinbarungen zum Umweltschutz entwickelt.

in den FAirtrAde-Standards für Baumwolle wird ein

Nachweis über die einhaltung der iLO-Kernarbeitsnormen

verlangt. das gilt für alle Schritte der Weiterverarbeitung

wie entkernung der Baumwolle, Spinnen, Färben, Stricken,

Weben, Konfektionieren. ist kein Nachweis vorhanden,

übernimmt FLO-Cert die Überprüfung.

fAIRTRADE-STANDARDS fÜR bAUMwOllE

international laBour orGanisation

die GründunG der international laBour orGanisation (ilo) im Jahre 1919 steht in unmittelBarem zusammenhanG mit dem ende des ersten weltkrieGes. die VerFas-sunG der orGanisation ist Bestandteil des FriedensVertraGs Von Versailles. die ilo ist – wie in der PräamBel Formuliert – daVon üBerzeuGt, dass „der weltFriede auF dauer nur auF sozialer GerechtiG-keit auFGeBaut werden kann“. zu den GrundPrinziPien des internationalen aBkommens GehÖren auch die kernar-Beitsnormen. sie Beinhalten unter ande-rem die aBschaFFunG Von zwanGs- und kinderarBeit, das VerBot Von diskrimi-nierunG im BeruF und die Freiheit der arBeiter, sich in einem BetrieBsrat oder GewerkschaFtlich zu orGanisieren.

12 Fairtrade-Baumwolle

Nachgewiesen werden kann die einhaltung der iLO-Kern-

arbeitsnormen durch:

n SA 8000 Zertifikat

Ein international gültiger Sozialstandard von Social

Accountability International (SAI)

www.sa-intl.org

n Fair Wear Foundation (FWF)

Die Stiftung engagiert sich für die kontinuierliche

verbesserung der Textilbranche. Sie arbeitet auf der

basis des „Code of labour Practices“. Die Clean

Clothes Campaign kooperiert mit der fwf.

n Zertifikate von:

Ethical Trading Initiative www.ethicaltrade.org

fair labour Association www.fairlabor.org

workers Rights Consortium www.workersrights.org

n Testat einer Gewerkschaft, die von dem internatio-

nalen Dachverband der Gewerkschaften anerkannt ist

und die Einhaltung sozialer Rechte der beschäftigten

in ihrem betrieb bestätigt.

n Inspektionsbericht mit dem „Model Code for

Trade“, der gesundheits- und bautechnische Risiken in

der Textilindustrie berücksichtigt.

n befindet sich ein Unternehmen im besitz der Arbeiter,

muss dies über die Statuten nachgewiesen werden.

Kernarbeitsnormen der ILO:

u keine Diskriminierung

u verbot von Kinderarbeit

u verbot von Zwangsarbeit

u Recht auf Organisationsfreiheit und kollektive Tarifverhandlungen

Weitere Normen:

u Zahlung von Mindestlöhnen, die den gesetzlichen oder den branchenstandards entsprechen

u Gewährleistung von Gesundheits- und Sicherheits-schutz am Arbeitsplatz

u Arbeitszeiten

u soziale Sicherheit / Arbeitsverträge

u ökologische Standards

Fairtrade-Baumwolle 13

wAS fAIRTRADE-ZERTIfIZIERUNG bEDEUTET

die FLO-Cert GmbH verantwortet die Zertifizierung der

Produzenten, Händler und Hersteller. die unabhängige

Zertifizierungsgesellschaft, die seit 2007 auch iSO 65-akkre-

ditiert ist, kontrolliert gemeinsam mit lokalen inspektoren

die einhaltung der Standards in der gesamten Kette. Bei

Mängeln verlangt FLO-Cert Korrekturen. Gelingen diese

nicht in der vorgesehenen Zeit, droht eine Aberkennung

des FAirtrAde-Zertifikats.

Weitere informationen über die Zertifizierung finden Sie

unter www.flo-cert.net.

iSO 65 ist die international führende Leitlinie für Zertifizie-

rungsorganisationen. Sie bestätigt, dass

n ein Qualitätsmanagement existiert, das den Service

kontinuierlich verbessert,

n der Zertifizierungsprozess transparent ist und Produ-

zenten und Konsumenten regelmäßig informiert werden,

n unbeeinflusste und unabhängige Entscheidungen zur

Zertifizierung getroffen werden,

n glaubwürdige Ergebnisse und Zertifikate präsentiert

werden,

n eine Kontrolle des Zertifizierers von dritter Seite erfolgt

und die Glaubwürdigkeit der Organisation bestätigt.

üBersicht üBer das Fairtrade-sYstem und seine akteure

Flo e. V. Fairtrade ÖsterreichFlo-cert GmBh

standards zertiFizierunG und insPektionmarketinG und Pr

lizenzVerGaBetrade audit

14 Fairtrade-Baumwolle

Produzent exPorteur imPorteur hersteller konsumenthandel

Suraj Padmanabhan arbeitet seit 2004 für FLO-Cert in in-

dien als inspektor und überprüft vor Ort die Organisations-

struktur der zertifizierten Kooperativen und Betriebe, die

Arbeits- und Umweltbedingungen sowie die Verwendung

der FAirtrAde-Prämie.

er hat Landwirtschaft studiert und an Schu-

lungen von FLO-Cert in deutschland und Sri

Lanka teilgenommen. Um die Baumwoll-Koope-

rativen zu erreichen muss Suraj Padmannabhan

oftmals in entlegene Gebiete ohne Straßenan-

bindung reisen. Manchmal muss er kilometer-

weit zu Fuß gehen, um die Kooperativen zu

erreichen. es sei eine große Herausforderung,

die gesamte Produktionskette in der textilindu-

strie lückenlos zu zertifizieren, sagt Padmanabhan. doch das

System, die einzelnen Schritte chronologisch abzuarbeiten,

habe sich bewährt. Natürlich gibt es bei den Produzenten

auch Probleme. Zu Beginn der Zusammenarbeit ist der in-

formationsbedarf groß. es gilt zu klären, wie die einhaltung

von Kriterien im einzelnen nachgewiesen werden kann oder

welche Maßnahmen zur Verbesserung der Produktion sinn-

voll sein können. doch das Wissen über die Aufgaben und

Ziele von FAirtrAde verbessert sich nach und nach. der

Anspruch, den die FAirtrAde-Standards voraussetzen, sei

höher als bei vielen anderen Zertifikaten, sagt Padmanabhan.

Gerade deshalb sei der regelmäßige Austausch

mit den Produzenten entscheidend. Bei den

ersten Besuchen bleiben die inspektoren oft

mehrere tage, um Verständnis für ihre Arbeit

zu schaffen. dabei gilt es in den interviews mit

den Produzenten auch, kulturelle Konventi-

onen einzuhalten. inspektoren sollten gängige

Begrüßungsformeln kennen und einige Worte

der Muttersprache der Bauern beherrschen.

Aber auch kulturelle eigenarten müssen sie respektieren. in

manchen Ländern etwa dürfen Arbeiterinnen nicht ohne

Beisein eines Mannes befragt werden. Wichtig ist für die

inspektoren, das Vertrauen der Produzenten zu gewinnen.

dann ist der Weg bereitet, um gemeinsam Schritt für Schritt

die Produktion auf FAirtrAde umzustellen.

„Fairer handel Bedeutet Für mich, dass es in unserer FaBrik Jetzt GereGelte arBeitszeiten, ausreichende Pausen und ein anGemessenes Gehalt GiBt. ich kann daVon meine Familie ernähren, und meine tochter hat die mÖGlichkeit, in die schule zu Gehen. sie mÖchte sPäter einmal lehrerin werden.“GoVindo deVnath, 32, näher und schneider in den raJlakshmi mills

ZERTIfIZIERUNG IN DER PRAxIS

Fairtrade-Baumwolle 15

die FAirtrAde Foundation aus Großbritannien, Max Have-

laar in Frankreich und der Schweiz vergeben seit 2005 das

FAirtrAde-Siegel für textilien: FAirtrAde Certified Cotton

an Lizenznehmer.

in Großbritannien bieten mittlerweile große Supermarkt-

ketten wie Marks & Spencer, topShop, tesco oder Sainsbury‘s

textilien aus FAirtrAde-Baumwolle an.

in deutschland, Österreich, italien, Australien und Neu-

seeland wurden 2007 textilien aus FAirtrAde-Baumwolle

erfolgreich eingeführt.

20 Produzentenorganisationen aus sieben Ländern bieten

derzeit ihre FAirtrAde-Baumwolle an. 2006 waren es

noch 14 Organisationen, damit profitieren 28.000 Bauern-

familien aktuell von FAirtrAde-Bedingungen.

FAirtrAde Lizenznehmer (eine Auswahl):

Belgien – Celio, Jules Clarysse Weaving-Mill

dänemark – Jorck & Larsen A/S, Bestseller A/S

Finnland – Nanso Group Oy

Frankreich – Hacot et Colombier, Bluebretzel, La redoute

SA, Celio, Leclerc, rica Lewis international, Monsieur

Poulet, Armor Lux

deutschland – Memo AG, Comazo, Gardeur, MAC Mode

irland – Peoples republic

Schweiz – Manor AG, iSA Sallmann AG, Migros-

Genossenschafts-Bund, Switcher SA

türkei – Kocaer textile Company

Vereinigtes Königreich – Christy towels (Christy UK),

Monsoon, topshop, tesco Stores Limited, debenhams,

Gossypium, Bishopston trading Company, epona,

Sainsbury‘s Supermarkets Ltd, Marks & Spencer, Next

fAIRTRADE-bAUMwOllE wElTwEIT

Fairtrade Produzenten und manuFacturers

n Produzenten (ANBAU) äGYPten, Burkina Faso, indien, kamerun, mali, Peru, seneGal

n manuFacturers (VeRARBeiTUNG) äGYPten, BanGladesch, BelGien, deutschland, estland, Finnland, Frankreich, Griechenland,

indien, italien, kanada, madaGaskar, mali, mauritius, marokko, norweGen, Pakistan, PortuGal,

rumänien, Österreich, schweden, schweitz, sri lanka, tunesien, türkei, VereiniGtes kÖniGreich

16 Fairtrade-Baumwolle

die Jeans von heute ist weit gereist. Bis eine Hose ihren

Käufer kleidet, hat sie bereits einmal den erdball umrun-

det. die Globalisierung hat die Bekleidungsindustrie längst

erfasst. Produktionsstätten ziehen von heute auf morgen

von einem Land ins nächste. Während Modedesigner in

Mailand und Paris die Schnitte der Saison schaffen, läuft

die Massenproduktion ihrer Kreationen zumeist in Nied-

riglohnländern wie China, indien, Bangladesch oder Ma-

laysia. Knöpfe, reißverschlüsse und Waschzettel werden

aus Großbritannien, Japan oder deutschland angeliefert.

Gardeur, ein TransFair-Lizenznehmer in deutschland, hat für

seine denim-erzeugnisse nicht nur eine wesentlich kürzere,

sondern auch eine lückenlos zertifizierte Produktionskette

aufgebaut: Ausgangspunkt für die sechswöchige reise ist

die Baumwoll-Kooperative dougourakoroni im westafrika-

nischen Mali. im Jahr 1996 haben sich 169 Kleinbauern zu

einer Produzentengruppe zusammengeschlossen, um mit

FAirtrAde-Baumwolle am Weltmarkt teilzunehmen. der

belgische Händler UCO kauft den von Hand gepflückten

rohstoff ein, auf Lastern erreicht die Ware die senegale-

sische Hafenmetropole dakar, von wo es per Schiff nach

Antwerpen geht. Nach Abstechern in Brügge und Gent,

wo der rohstoff entkörnt, zu Garn gesponnen und gewebt

wird, geht die aufgerollte Ware per Schiff nach tunesien

zur Firma Gartex. in der Näherei mit Sitz in der Hauptstadt

tunis arbeiten 775 Mitarbeiter an der Fertigung der Hosen.

Sie schneiden den Stoff zu, nähen, schmirgeln ihn nach

Mode und waschen ihn. die tunesischen Arbeiter fügen

auch sämtliche einzelteile, wie Knöpfe, Nieten und etikette

ein. Containerschiffe transportieren die fertige Fracht ins

italienische Genua, von wo aus LKW das Beinkleid ins

Gardeur-Lager nach Mönchengladbach bringen.

bezugsquellen Gardeur Jeans in Österreich unter

www.fairtrade.at

blICK IN DIE TExTIlKETTE

daten und Fakten zur „Gardeur“-Jeans

material: 78 Prozent Baumwolle, 22 Prozent elastomultiesterGewicht: 550 Gramm, daVon 378 Gramm BaumwollezusammensetzunG: 43 einzelteile

Fairtrade-Baumwolle 17

PRODUKTE MIT fAIRTRADE ZERTIfIZIERTER bAUMwOllE

Bei lizenzanFraGen wenden sie sich Bitte an:

reGina dicken+43 1 533 09 56-28

[email protected]

anGelika Glatzl+43 1 533 09 56-17

[email protected]

www.fairtrade.at

Foldende namhafte Unternehmen bieten trendige

Modeartikel in Österreich an:

n eZA Fairer Handel: t-Shirts, Kleider www.eza.cc

n Göttin des Glücks: t-Shirts, röcke, Kleider, Jacken,

Hosen, Unterwäsche www.goettindesgluecks.at

n AiNOAH: t-Shirts www.ainoah.com

n La Redoute: t-Shirts, Kleider, Sweater, Jeans

www.laredoute.at

n Gardeur: Jeans www.gardeur.de

n Jack & Jones: t-Shirts, Jeans www.jackjones.com/jjeco

n Monsoon/Accessorize: Jeans, t-Shirts, Kleider,

Baumwolltaschen www.monsoon.co.uk

Zudem werden auch Heimtextilien aus fair gehandelter

Baumwolle angeboten:

n ReiTeR Betten & Vorhänge: decke, Polster,

Unterbetten, Vorhangstoffe www.bettenreiter.at

n Jules Clarysse: Frottierwaren, Badematten,

Geschirrtücher www.claryssejules.be

n La Redoute: Frottierwaren, Bettwäsche

www.laredoute.at

n AiNOAH: Frottierwaren, Bademäntel

www.ainoah.com

18 Fairtrade-Baumwolle

Kunden wollen ihre Kleidung mit gutem Gewissen tragen –

ein deutlicher trend, der sich in der Bekleidungsindustrie

abzeichnet.

einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GFK)

zufolge sind über 54 Prozent der FAirtrAde Kenner in Ös-

terreich1 für das thema „Socialwear“ sensibilisiert, und an

einem Produktangebot mit FAirtrAde-Gütesiegel interre-

siert. dabei steht die Umweltverträglichkeit nicht im Vorder-

grund. Für mehr als 80 Prozent der Käufer2 in deutschland

ist es entscheidend, dass Arbeiterinnen bei der Produktion

nicht ausgebeutet wurden und dass die Kleidung nicht

aus Kinderarbeit stammt. die Umfragewerte der GFK im

Bereich der „Socialwear“ zeigen: Zwei drittel der Kunden

erklären sich bereit, bei gleichem Preis und vergleichbarer

1 GfK Studie Österreich, 20072 GfK Studie deutschland

Qualität solche Kleidung vorzuziehen, die entsprechende

Sozial standards erfüllt. Leider spiegeln sich die Umfrageer-

gebnisse nicht in dem Angebot der Bekleidungsgeschäfte

wider. Nach textilien aus FAirtrAde-Baumwolle suchen

Kunden in den meisten Geschäften noch vergebens. eine

Studie des Marktforschungsinstituts Nielsen in Österreich

zeigt, dass Kunden ein einheitliches Siegel für textilien

wünschen. Jüngere, Besserverdienende und Akademiker

wären auch bereit, geringfügig mehr für Kleidung auszu-

geben, wenn sie fair produziert wird.

Auch das konstante Wachstum bei FAirtrAde in Österreich

spricht für diesen trend: 2007 steigerte sich der Absatz von

FAirtrAde-Produkten um 27 Prozent gegenüber dem Vor-

jahr. das passt ins Bild der internationalen dynamik: Für im-

mer mehr Menschen sind nicht nur der Preis und die Qualität

von Produkten, sondern zunehmend auch die Herstellungs-

und Verarbeitungsbedingungen kaufentscheidend.

wAS wOllEN KONSUMENT(INN)EN?

die orGanisation Fairtrade ist ein Besonders wirkunGsVolles BeisPiel Für den GelunGenen Versuch, die solidarisierunG Von der eBene des wortes auF die eBene der taten zu heBen. denn wenn wir wirklich helFen wollen, müssen sich unsere üBerzeuGunGen auch in wirtschaFtlichen mÖGlichkeiten und täGlichen kauFentscheidunGen niederschlaGen.

BundesPräsident dr. heinz Fischer

Fairtrade-Baumwolle 19

impressum

Herausgeber: FAirtrAde, Neulinggasse 29/17, 1030 Wien, tel.: 01/533 09 56, Fax: 01/ 533 09 56-11, [email protected] | und trANSFAir e.V., remigiusstrasse 21, 50937 Köln, d.

www.transfair.org | Für den inhalt verantwortlich: dieter Overrath, (d), regina dicken, (Ö). | redaktion: tim Farin, tina Gordon, Christian Parth, Maren richter (alle d),

regina dicken (Ö). | Bildnachweis: david Klammer, Jupiterimages Corporation, Bremer Baumwollbörse, FAirtrAde Österreich, Martin Lander, FAirtrAde Österreich / Stefan Lechner,

Bundesverband der Verbraucherzentralen, Oliver Menebröcker, transfair / Nurcan Alinc, Bestseller, gardeur, eZA, Göttin des Glücks, Ainoah, reiter Betten und Vorhänge,

La redoute, Jules Clarysse, Monsoon/Accessorize. | Layout: dreimalig Werbeagentur, Köln; typothese.at – m.zinner grafik, Sanja Jelic | druck: AgensKetterl, Wien

www.fairtrade.at