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This article was published in the above mentioned Springer issue. The material, including all portions thereof, is protected by copyright; all rights are held exclusively by Springer Science + Business Media. The material is for personal use only; commercial use is not permitted. Unauthorized reproduction, transfer and/or use may be a violation of criminal as well as civil law. ISSN 0937-6429, Volume 52, Number 5

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Page 1: ISSN 0937-6429, Volume 52, Number 5 · 2016. 2. 27. · Gill und Bhattacherjee (2009)zwarEmp-fehlungen für die Verbesserung der Be-ziehung von Forschung und Praxis. Al-lerdings haben

This article was published in the above mentioned Springer issue.The material, including all portions thereof, is protected by copyright;all rights are held exclusively by Springer Science + Business Media.

The material is for personal use only;commercial use is not permitted.

Unauthorized reproduction, transfer and/or usemay be a violation of criminal as well as civil law.

ISSN 0937-6429, Volume 52, Number 5

Page 2: ISSN 0937-6429, Volume 52, Number 5 · 2016. 2. 27. · Gill und Bhattacherjee (2009)zwarEmp-fehlungen für die Verbesserung der Be-ziehung von Forschung und Praxis. Al-lerdings haben

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Konsortialforschung

Eine Methode für die Zusammenarbeit von Forschungund Praxis in der gestaltungsorientiertenWirtschaftsinformatikforschung

Gestaltungsorientierte Forschung in der Wirtschaftsinformatik hat zum Ziel, Ergebnisse zuentwickeln, welche gleichzeitig den Anforderungen wissenschaftlicher Strenge und denenpraktischer Relevanz genügen. In jüngster Zeit wurden Leitlinien formuliert, die Forschernhelfen sollen, gestaltungsorientierte Wirtschaftsinformatik zu betreiben. Jedoch helfendiese Leitlinien den Forschern nicht dabei, Zugang zur Wissensbasis in der Praxis zuerhalten und dieses Wissen zu erfassen. Dieser Aufsatz schlägt deshalb eine Methode fürKonsortialforschung vor. Dabei handelt es sich um eine multilaterale Form von kooperativerForschung, in deren Rahmen Fachleute aus der Praxis Forschern Zugang zu ihrerWissensbasis gewähren, bei der Spezifikation von Lösungen mitwirken, Artefakte in ihrerGeschäftsumgebung testen und die Forschungsaktivitäten finanzieren.

DOI 10.1007/s11576-010-0238-y

Die Autoren

Prof. Dr. Hubert Österle (�)Dr. Boris OttoInstitut für WirtschaftsinformatikUniversität St. GallenMüller-Friedberg-Strasse 89000 St. [email protected]@unisg.churl: http://iwi.unisg.ch

Eingegangen: 2009-12-01Angenommen: 2010-07-03Angenommen nach drei Überarbei-tungen durch Prof. Baskerville, Ph.D.Online publiziert: 2010-08-31

This article is also available in Eng-lish via http://www.springerlink.comand http://www.bise-journal.org: Ös-terle H, Otto B (2010) ConsortiumResearch. A Method for Researcher-Practitioner Collaboration in Design-Oriented IS Research. Bus Inf Syst Eng.doi: 10.1007/s12599-010-0119-3.

© Gabler Verlag 2010

1 Einleitung

1.1 Motivation und Problemstellung

Die Wirtschaftsinformatikforschung dis-kutiert gegenwärtig, wie praxisrelevanteErgebnisse erzielt werden können (Gillund Bhattacherjee 2009; Guide und vanWassenhove 2007; van de Ven 2007).Die Übertragung von Prinzipien der Ge-staltungsforschung aus anderen Diszipli-nen (z. B. den Ingenieurwissenschaften)auf die Wirtschaftsinformatikforschung(Hevner et al. 2004; March und Smith1995) gilt dabei als vielversprechenderLösungsansatz für das Problem. Die ge-staltungsorientierte Wirtschaftsinforma-tikforschung will Ergebnisse erzielen,welche den Anforderungen wissenschaft-licher Strenge genügen und gleichzeitighohe Praxisrelevanz aufweisen (Winter2008). Ein wichtiger Bestandteil gestal-tungsorientierter Forschung ist die Iden-tifikation und Beschreibung von Proble-men in der Praxis. Dafür muss der For-scher allerdings Zugang zum Wissen inder Praxis haben, also zum „Forschungs-umfeld“ (Hevner et al. 2004).

Es gibt aber kaum Leitlinien für denForscher, wie dieser Zugang ermög-licht und gewährleistet werden kann.So erwähnen beispielsweise Peffers et al.(2008), eine Informationsquelle währendder Problemidentifikation sei das „Wis-sen um die Beschaffenheit des Problems

und die Wichtigkeit seiner Lösung“. Wei-ter ausgeführt wird dieser Gedanke al-lerdings dann nicht. Darüber hinaus er-schweren weitere Einflussfaktoren die Ar-beit des Forschers.

So finden Forschung und Innovationin der Wirtschaftsinformatik vorwiegendin der Praxis statt (Starkey und Madan2001), also in Anwenderunternehmen,Beratungshäusern, Softwarehäusern und,in zunehmendem Maße, in Unterneh-men, die elektronische Dienstleistungenanbieten. Diese Unternehmen verfügenin der Regel über viel umfangreichereRessourcen, als sie akademischen For-schungseinrichtungen zur Verfügung ste-hen.

Zudem ist im Laufe der letzten fünf-zig Jahre sowohl durch Beiträge ausder Wissenschaft als auch aus der Pra-xis enorm umfangreiches Wissen in Be-zug auf die Nutzung von Informations-und Kommunikationstechnologie (IuK-Technologie) entstanden, was in der For-schung berücksichtigt werden muss. Fürden Forscher bedeutet das intensive Ar-beit über einen Zeitraum mindestensvon Monaten, bis der aktuelle Wissens-stand zu einem speziellen Forschungs-thema ausreichend erfasst und verstan-den ist. Diese Zeit wird allerdings kaumeinem Forscher in seiner wissenschaftli-chen Karriere zugestanden.

Außerdem befindet sich das Umfeld imWandel, in dem Wirtschaftsinformatik-

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forschung stattfindet. Beispielsweise ten-dieren Entscheidungsträger in der Wirt-schaft dazu, Branchenexperten um Rat zufragen und nicht die Forschung. So meintder CEO einer großen Schweizer Bank:„Wenn wir ein Problem haben, wendenwir uns an die weltweit besten Bera-ter. Hochschulforschung ist doch Sachedes Staates.“ Diese Meinung korrespon-diert mit Forschungsergebnissen über dieSchwierigkeit für Forscher, Zugang zuForschungsthemen mit hohem Potenzialzu erlangen (Benbasat und Zmud 1999).Zum anderen gibt es die Forderung nacheiner Veränderung in der Art und Weise,wie Universitäten und Hochschulen, dieIndustrie und auch der Staat in der For-schung zusammenarbeiten (Leydesdorffund Etzkowitz 2001).

Und schließlich erwarten öffentlicheFördermittelgeber eine stärkere Zusam-menarbeit der verschiedenen Akteure inder Forschung. Der so genannte „AhoReport“ der Europäischen Kommissionzur Evaluation der Effektivität des Sechs-ten Rahmenprogramms hält fest, dassdie Nutzung und Verwertung von For-schungsergebnissen innerhalb des „inno-vation ecosystem“ stattfinden sollte unddass die Kooperation der Akteure im For-schungsprozess intensiviert werden müs-se (EC 2008).

1.2 Forschungsfrage undwissenschaftlicher Beitrag

Vor diesem Hintergrund lautet die For-schungsfrage dieses Beitrags: Wie kannder Wissenstransfer zwischen Forschungund Praxis im Bereich der gestaltungs-orientierten Wirtschaftsinformatikfor-schung unterstützt und damit die Praxis-relevanz der Forschungsergebnisse, alsoder Artefakte, sichergestellt werden?

Zur Beantwortung der Forschungsfra-ge schlägt der Beitrag eine Methode fürKonsortialforschung vor. An der Univer-sität St. Gallen wird Konsortialforschungseit über zwanzig Jahren im Rahmendes Forschungsprogramms Business En-gineering betrieben.

Konsortialforschung verfolgt die fol-genden Ziele:� Praxisrelevante Forschung durch die

Beteiligung der Praxis bei der Defini-tion der Forschungsziele und der Eva-luation der Forschungsergebnisse,

� Sicherung der Ressourcenverfügbar-keit durch die teilnehmenden Part-nerunternehmen (in Form von Zeitund Budget) zur Durchführung der

Forschungsaktivitäten über eine signi-fikante Zeitspanne (mindestens zweiJahre),

� Gestaltung von Artefakten gemäßden Anforderungen wissenschaftlicherStrenge, u.a. durch mehrfache Itera-tion von Forschungsaktivitäten unddurch Zusammenarbeit mit mehrerenPartnerunternehmen gleichzeitig,

� Verbreitung der Forschungsergebnissesowohl in der Wissenschaft als auch inder Praxis.

Motiviert durch die oben genannten Ent-wicklungen in der Wirtschaftsinforma-tik, entschieden sich die Autoren diesesBeitrags, die Bestandteile der Konsorti-alforschung auszuarbeiten und den An-satz zu einer allgemein anwendbaren For-schungsmethode weiterzuentwickeln. Indiesem Sinne zielt die Methode generellauf die Unterstützung der Zusammenar-beit von Forschung und Praxis in einemThemenfeld von gemeinsamem Interesseab, indem sie den Wissenstransfer inten-siviert.

Der Beitrag liefert in zweifacher Wei-se wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn.Erstens adressiert die Methode für Kon-sortialforschung Lücken bestehenderVorgehensweisen für gestaltungsorien-tierte Wirtschaftsinformatikforschung,z. B. der Design Science Research Me-thodology (DSRM) (Peffers et al. 2008).Denn DSRM liefert keine explizite Un-terstützung des Wissenstransfers zwi-schen Forschung und Praxis, was dieGestaltung von Artefakten erschwert.Die Methode zur Konsortialforschungschlägt Leitlinien für die Zusammenar-beit von Forschung und Praxis bei derGestaltung von Artefakten in der Wirt-schaftsinformatikforschung vor. Darüberhinaus grenzt der Beitrag den Anwen-dungsbereich der Methode ein. In die-sem Sinne ist die Methode ein Beitragzur „Science of Design“ (Simon 1996;Winter 2008) und zur „Forschung überGestaltungsforschung“ (Peffers et al.2008).

Zweitens ist die Methode selbst ein Ar-tefakt, also das Ergebnis gestaltungsori-entierter Forschung nach Hevner et al.(2004). Die Methodengestaltung erfolgtdabei nach den Prinzipien des „MethodEngineering“ (Brinkkemper 1996; Gut-zwiller 1994; Olle 1991). Method Engi-neering gilt als weithin akzeptierter An-satz in der gestaltungsorientierten For-schung (Nunamaker et al. 1991; Winter2008). Der Gestaltungsprozess nutzt einelongitudinale Selbstevaluation gegen dieZiele von Konsortialforschung über einen

Zeitraum von über zwanzig Jahren, basie-rend auf dem Modell des „Double-LoopLearning“ von Argyris und Schön (1978).In Analogie zu den Arbeiten von Mar-kus et al. (2002) zu Fragen der Produk-tinnovation entwickelt sich die Methodedabei aus einer Serie aus „Trial and Er-ror“ -Erfahrungen. Der Gestaltungspro-zess ist gekennzeichnet durch „rekursiveIterationen von Problemfindung und Lö-sungsevaluation“ (S. 182). Dieser selbs-tevaluierende Gestaltungsprozess korre-spondiert somit mit der von Hevner et al.(2004) vorgeschlagenen kontinuierlichen„Fit/gap“ -Analyse. Abschn. 3 beschreibtDetails des Forschungsprozesses.

Die Autoren erachten Konsortialfor-schung keineswegs als universellen An-satz für praxisrelevante Forschung. Des-halb wird die Methode in diesem Bei-trag auch anhand erfolgreicher, aber auchgescheiterter Beispiele für Konsortialfor-schung illustriert. Zudem wird die Me-thode zwei der Literatur entnomme-nen Fallstudien zu Forschungskoopera-tionen in der Wirtschaftsinformatikfor-schung gegenübergestellt.

2 Stand der Forschung

2.1 GestaltungsorientierteWirtschaftsinformatikforschung

Die gestaltungsorientierte Wirtschaftsin-formatikforschung hat ihre Wurzeln u. a.in den Arbeiten von Nunamaker et al.(1991) und Walls et al. (1992). In derMitte der 1990er-Jahre präsentieren dannMarch und Smith (1995) ihren Rahmenfür gestaltungsorientierte Wirtschaftsin-formatikforschung. Dem folgten Hevneret al. (2004) mit ihren Richtlinien für ge-staltungsorientierte Wirtschaftsinforma-tik. Auf diesen Arbeiten basierend wur-den Standards und Vorgehensweisen zurUnterstützung von Forschern währenddes Forschungsprozesses vorgestellt, z. B.die „Design Science Research Methodo-logy“ (DSRM) (Peffers et al. 2008) sowiedie Konzepte von Rossi und Sein (2003).Gegenwärtig bildet DSRM einen der um-fassendsten Standards für gestaltungsori-entierte Forschung in der Wirtschaftsin-formatik.

Darauf aufbauend wurden Arbeitenzur Explikation der Evaluation von Ar-tefakten vorgelegt (Bucher et al. 2008;Frank 2000; March und Storey 2008;Winter 2008). Für die Unterstützung vonForschern während der frühen Aktivi-täten innerhalb des gestaltungsorientier-ten Forschungsprozesses, also während

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der Motivation und Problemidentifika-tion sowie während der Zieldefinitionfür die Lösung, liegen jedoch nur we-nige Forschungsergebnisse vor. So gebenGill und Bhattacherjee (2009) zwar Emp-fehlungen für die Verbesserung der Be-ziehung von Forschung und Praxis. Al-lerdings haben sie dabei nur bilaterale,nicht aber multilaterale Kooperationenin ihrem Fokus. Rosemann und Vessey(2008) empfehlen so genannte „applica-bility checks“, um die Praxisrelevanz vonForschungsergebnissen zu erhöhen.

Ebenso sind nur wenige Arbeiten be-kannt, welche sich mit der Organisati-on gestaltungsorientierter Wirtschaftsin-formatikforschung beschäftigt. Mathias-sen (2002) schlägt „collaborative practi-ce research“ vor, einen Ansatz, welcherauf einer engen Zusammenarbeit zwi-schen Forschung und Praxis basiert. UndBack et al. (2007) haben die Überein-stimmung des Konzepts der CompetenceCenter (CC) am Institut für Wirtschafts-informatik der Universität St. Gallen mitden Richtlinien für gestaltungsorientierteWirtschaftsinformatik beschrieben.

2.2 Zusammenarbeit zwischenForschung und Praxis

In der Wirtschaftsinformatik finden sichOrganisationsformen für die Forschung,bei denen eine Einbindung der Anwen-der in den Gestaltungs- und Entwick-lungsprozess von Innovationsprojektenbewusst gefördert wird. So sind beispiels-weise in den letzten Jahren so genann-te „Living Labs“ entstanden, die dazudienen, neue IuK-Technologien in en-ger Kooperation zwischen Entwicklernund Anwendern zu evaluieren (Følstad2008). Der Fokus von Living Labs liegtnaturgemäß auf Instanziierungen. Ande-re Artefakttypen wie Modelle und Me-thoden spielen in der Regel eine unter-geordnete Rolle. Das Konzept des LivingLab folgt der allgemein zunehmendenEinbindung von Kunden in Forschungs-und Entwicklungsaktivitäten (Thomkeund von Hippel 2002). Darüber hin-aus gibt es eine Vielzahl von Einzelfäl-len zur Kooperation zwischen Forschungund Praxis in der Wirtschaftsinformatik.In Zusammenarbeit mit sechs schwedi-schen Unternehmen haben Lindgren etal. (2004) beispielsweise die Rolle vonIuK-Technologie im Kompetenzmanage-ment in Unternehmen untersucht.

In gestaltungsorientierten Wissen-schaftsdisziplinen, z. B. den Ingenieur-wissenschaften, hat die Zusammenarbeit

unterschiedlicher Akteure in der For-schung eine lange Tradition. Einige An-sätze wollen den Kooperationsprozesszu vereinfachen, so z. B. das Prozessmo-dell für Universitäts-Industrie-Forschungvon Philbin (2008). In den Sozialwissen-schaften hingegen hat das Konzept des„engaged scholarship“ in letzter Zeit vielAufmerksamkeit auf sich gezogen. van deVen (2007) stellt damit einen kooperati-ven Forschungsansatz vor, der die unter-schiedlichen Perspektiven von Forschern,Anwendern, Kunden und Praxispartnernbei der Erforschung komplexer Proble-me integriert. Und es gibt bereits ersteArbeiten, die sich mit der Übertragungvon „engaged scholarship“ auf die Wirt-schaftsinformatikforschung befassen.Mathiassen und Nielsen (2008) liefernmit ihrer Untersuchung der Anwendungvon „engaged scholarship“ innerhalb derskandinavischen Wirtschaftsinformatikein Beispiel dafür.

2.3 Wissenstransfer

Bevor neues Wissen generiert werdenkann, muss erst bereits existierendes Wis-sen erhoben und analysiert werden. Da-bei sind sowohl der Stand der Wissen-schaft als auch der Stand der Praxis zuberücksichtigen. Deshalb haben Forscherzuerst die Probleme in der Praxis, be-reits existierende Lösungen und wissen-schaftliche Artefakte bzw. deren Instan-ziierung zu identifizieren, damit über-haupt praxisrelevante Forschung betrie-ben werden kann. Sie müssen Zugangzu „explizitem“ Wissen haben, welchesin Form von wissenschaftlichen Publika-tionen oder als Dokumentation zu In-formationssystemen vorliegt. Es ist abermindestens ebenso wichtig, dass sie Zu-gang zu „implizitem“ Wissen haben, überwelches einzelne Personen verfügen undwelches nicht in systematisierter Formvorhanden ist (David und Foray 1994).Praxisrelevante Forschung hat beide Ar-ten von Wissen mit einzubeziehen, wo-bei nach Nonaka und Takeuchi (1995)vier Arten des Wissenstransfers eine Rollespielen.

Als „Sozialisation“ wird der Transfervon implizitem in implizites Wissen be-zeichnet. Ein Beispiel hierfür ist die Über-tragung von Erfahrungen zum Verände-rungsmanagement innerhalb einer Orga-nisation mittels eines Aktionsforschungs-projekts.

„Externalisierung“ bezeichnet die Um-wandlung von implizitem in explizites

Wissen. Zu dieser Art des Wissenstrans-fers wird z. B. die Evaluation von Ar-tefakten durch Fokusgruppen und In-terviews mit anschließender Explikationdurch Kodierungstechniken gezählt.

Der Transfer von explizitem in wieder-um explizites Wissen wird „Kombinati-on“ genannt. Ein Beispiel dafür könn-te ein gemeinsames Projektteam aus For-schern und Praktikern sein, in dem dieForscher ihre Expertise zur Referenzmo-dellierung einbringen und die PraktikerDokumentationen von Geschäftsprozes-sen bereitstellen.

„Internalisierung“ schließlich beziehtsich auf die Umwandlung von explizitemin implizites Wissen. Beispiele sind Ak-tionsforschungsprojekte und Schulungs-maßnahmen.

Diese vier Arten des Wissenstransfersbilden einen Rahmen zur Gruppierungvon in der Konsortialforschung verwen-deten Forschungstechniken (siehe Ab-schn. 5.5).

3 Forschungsansatz

Die Methode für Konsortialforschungsoll Forscher dabei unterstützen, denWissenstransfer in einer multilateralenZusammenarbeit mit der Praxis zu er-möglichen. Die Methode ist über einenZeitraum von zwanzig Jahren im Rah-men des Forschungsprogramms BusinessEngineering an der Universität St. Gallenentstanden. Die Methode hat sich überdie Zeit verändert und weiterentwickelt.Die wichtigsten Bestandteile existiertenbereits in den Anfängen. Sie waren je-doch kaum dokumentiert, und die Me-thodenanwendung erfolgte in informel-ler Weise. Der Forscher verfügte nichtüber detaillierte Richtlinien.

Zu dieser Zeit, also in den frühen1990er-Jahren, befand sich Method Engi-neering als Gestaltungsansatz noch in derEntwicklung; erste Arbeiten dazu wurdengerade veröffentlicht (Brinkkemper 1996;Heym 1993; Nunamaker et al. 1991).Tatsächlich war ein Ergebnis eines frü-hen Konsortialforschungsprojektes zumThema des computergestützten Infor-mationsmanagements eine Richtlinie fürdie Gestaltung von Methoden (Gutzwil-ler 1994). Diese Richtlinie war die Ba-sis für eine formalere Beschreibung undstrukturiertere Gestaltung der Methodezur Konsortialforschung selbst. Beispielehierfür sind eine detailliertere Beschrei-bung von Rollen und formalen Ergebnis-sen (siehe Abschn. 5.3 und 5.6).

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Von Mitte der 1990er-Jahre an bis indie ersten 2000er-Jahre hinein wurdedie Methode für Konsortialforschungkontinuierlich weiterentwickelt undden Bedürfnissen der täglichen Arbeitin Konsortialforschungsprojekten an-gepasst. Zur gleichen Zeit wurden ge-staltungsorientierte Forschungsansätzezunehmend auf die Wirtschaftsinforma-tik übertragen (March und Smith 1995;Simon 1996). Inspiriert durch die Arbei-ten von Hevner et al. (2004) und durchdie Debatte in der Wirtschaftsinforma-tikforschung über ihre Praxisrelevanzdiskutierten die Autoren dieses Beitrags,inwieweit die Methode für Konsortial-forschung, an der zu dieser Zeit bereitsan die fünfzehn Jahre gearbeitet wordenwar, einen Beitrag dazu leisten könnte.Sie entschieden sich dafür, die Methodeöffentlich verfügbar zu machen und un-ter Berücksichtigung der Richtlinien fürdie gestaltungsorientierte Wirtschaftsin-formatikforschung (Hevner et al. 2004;March und Smith 1995) weiterzuent-wickeln. Daraus resultierten die Doku-mentation der Methode in Form einesArbeitsberichts (Österle und Otto 2009)sowie Publikationen und Präsentationender Methode auf wissenschaftlichen Ta-gungen (Otto und Österle 2010a, 2010b).

Die Methode für Konsortialforschungist kontinuierlich anhand der Anforde-rungen von Forschung und Praxis bewer-tet und weiterentwickelt worden. Wie inAbschn. 1.2 beschrieben, basiert die Me-thodenentwicklung auf einer longitudi-nalen Selbstevaluation anhand der Zieleder Konsortialforschung über einen Zeit-raum von über zwanzig Jahren. Dabeikam das Modell des „Double-Loop Lear-ning“ von Argyris und Schön (1978) zurAnwendung. Ihr Modell postuliert, dass,basierend auf der Analyse des (entwe-der beabsichtigten oder nicht beabsich-tigten) Ergebnisses einer Handlung, nichtnur Handlungsstrategien angepasst, son-dern auch so genannte „Leitwerte“ stetsneu bewertet werden müssen. Ein Bei-spiel hierfür ist die anfängliche Vorstel-lung, dass Konsortialforschung für prak-tisch jedes Forschungsthema der Wirt-schaftsinformatik anwendbar sei (Leit-wert), was sich als Irrtum herausstell-te. Vielmehr ist die Konsortialforschungin den letzten zwanzig Jahren erfolgreichvorwiegend für vorwettbewerbliche The-men angewendet worden. Diese Erfah-rungen führten schließlich zu einer Ein-grenzung des Anwendungsbereichs derMethode (siehe Abschn. 6.1).

Um die Entwicklung der Methode imLaufe der Zeit zu illustrieren, beinhal-tet die Darstellung der Methodenkompo-nenten in Abschn. 5 so genannte „Vignet-ten“ mit ausgewählten Beispielen. AlsErgebnis eines selbstevaluierenden Ge-staltungsprozesses stellt die Methode einArtefakt gemäß den Prinzipien gestal-tungsorientierter Wirtschaftsinformatik-forschung dar. Method Engineering wur-de dabei als zentraler Gestaltungsansatzangewendet. Tab. 1 fasst zusammen, wiedie von Hevner et al. (2004) vorgeschla-genen Richtlinien für gestaltungsorien-tierte Forschung in der Methodenent-wicklung befolgt wurden.

4 Konsortialforschung imÜberblick

Die Methode für Konsortialforschungzielt auf die Gestaltung von Artefaktenim Rahmen einer multilateralen Zusam-menarbeit zwischen Forschung und Pra-xis ab. Sie berücksichtigt dabei sowohlden Wissensstand der Wissenschaft alsauch der Praxis. Außerdem trägt sie zur„Absicherung“ des Forschungsprozessesbei, wie es die Europäische Kommissi-on in ihrem „Aho report“ verlangt (EC2008).

Konsortialforschung verfolgt mehrereZiele:� Forscher und Praxispartner definieren

gemeinsam die Forschungsziele, be-werten die laufende Arbeit und evalu-ieren die Projektergebnisse.

� Mehrere Partnerunternehmen bringenihre Expertise ein und gewähren denForschern Zugang zu ihrem Wissen.

� Die Forschungsergebnisse sind Arte-fakte, die zur Lösung praktischer Pro-bleme beitragen.

� Der Gestaltungsprozess ist mehrfachiterativ und umfasst Iterationszyklenüber vier Phasen und mehrere Partner-unternehmen.

� Die Partnerunternehmen testen dieArtefakte in ihrem betrieblichen Um-feld.

� Die Partnerunternehmen finanzierendas Projekt mindestens in Teilen.

� Forscher und Praktiker nehmen übereinen signifikanten Zeitraum hinwegan dem Projekt teil (in der Regel zweiJahre).

� Die Forschungsergebnisse werden derÖffentlichkeit zugänglich gemacht.Konsortialforschung expliziert exis-

tierende Richtlinien für gestaltungs-orientierte Wirtschaftsinformatikfor-

schung, beispielsweise DSRM (Pef-fers et al. 2008), indem sie Prinzipienanderer Forschungsansätze integriert,darunter Fallstudien- und Aktionsfor-schung (siehe Abschn. 5.5). Im Ver-ständnis von „engaged scholarship“ nachvan de Ven (2007) ist Konsortialfor-schung gestaltungs- und Controllingori-entiert. Somit deckt sie sowohl „Designand evaluation research“ als auch „Acti-on/intervention research“ ab.

Abb. 1 zeigt eine Übersicht der Metho-de für Konsortialforschung. Darin sindnicht alle, sondern nur die zentralen Me-thodenbestandteile enthalten. Hierzu ge-hören Phasen, Ergebnisse und Gestal-tungstechniken. Beispiele für Konsortial-forschung sind über den Internet-Auftrittdes Forschungsprogramms Business En-gineering der Universität St. Gallen (sie-he http://www.iwi.unisg.ch/behsg) ver-fügbar.

5 Methodenkomponenten

5.1 Domäne

Den Prinzipien des Method Engineeringfolgend besteht die Methode für Konsor-tialforschung aus einem Metamodell, Er-gebnissen, Phasen und Aktivitäten, Tech-niken und Rollen (Brinkkemper 1996;Gutzwiller 1994; Olle 1991). Ein weite-rer Methodenbestandteil ist die Domä-ne. Sie beschreibt das Forschungsthema,in dem die Methode angewendet werdenund über das sie neue Erkenntnisse lie-fern soll, also den Gegenstand, der in ei-nem Forschungsprojekt untersucht wird(Nunamaker et al. 1991). Die Domäneder Wirtschaftsinformatik ist die Nut-zung von IuK-Technologie in Wirtschaftund Gesellschaft (Heinrich et al. 2007).In ihrem „Information Systems ResearchFramework“ unterscheiden Hevner et al.(2004) zwischen dem Forschungsumfeldund der Wissensbasis, wobei sich dasUmfeld auf die betriebliche Realität be-zieht, von der Anforderungen an die For-schung abgeleitet werden. Mit Wissens-basis ist das nach wissenschaftlichen An-forderungen generierte Wissen gemeint,also explizites Wissen, das veröffentlichtworden ist.

Da jedoch in der Wirtschaftsinforma-tik das Wissen in der Praxis deutlich um-fangreicher ist als das wissenschaftlichgenerierte Wissen, sollten Forscher bei-de Wissensstände mindestens gleicher-maßen berücksichtigen (Vignette 1).

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Tab. 1 Konsortialforschung im Kontext der Richtlinien gestaltungsorientierter Forschung

Richtlinie Beschreibung Instanziierung in der Konsortialforschung

1 Gestaltung als Artefakt • Eine Methode ist ein typisches Artefakt (March und Smith 1995).

2 Problemrelevanz • Die ungenügende Relevanz der Forschungsergebnisse der Wirtschaftsinformatik ist von einer Reihevon Autoren artikuliert worden (Gill und Bhattacherjee 2009; Guide und van Wassenhove 2007,van de Ven 2007).

• Ein Mangel an Richtlinien für den Austausch und den Transfer von Wissen zwischen Forschungund Praxis in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik ist identifiziert (siehe Abschn. 2).

• Die Notwendigkeit zur Steigerung der Forschungseffizienz und besserer Forschungsergebnisse istidentifiziert (z. B. Aho-Report der Europäischen Kommission (EC 2008)).

3 Gestaltungsevaluation • Wie in Abschn. 1.2 beschrieben, nutzt die Methodenentwicklung eine longitudinaleSelbstevaluation gegen die Ziele von Konsortialforschung über einen Zeitraum von über zwanzigJahren, basierend auf dem Modell des „Double-Loop Learning“ von Argyris und Schön (1978).

• Der Geltungsbereich und die Grenzen der Anwendbarkeit der Methode sind im Rahmen einesProzesses der Selbstevaluation abgeleitet worden.

4 Wissenschaftlicher Beitrag • Die Methode für Konsortialforschung liefert Forschern Richtlinien für die Unterstützung desWissenstransfers bei der Kooperation mit Praktikern. Sie trägt somit zur Weiterentwicklung vonGestaltungstheorien in der Wirtschaftsinformatik bei (Walls et al. 1992).

5 Wissenschaftliche Strenge • Der Gestaltungsprozess folgt den Prinzipien des Method Engineering, welches einen weithinakzeptierten Ansatz darstellt (Brinkkemper 1996; Nunamaker et al. 1991).

• Es wurden zwei Evaluationsstrategien verfolgt: ein selbstevaluierender Gestaltungsprozess sowieeine Reflexion der Gestaltungsentscheidungen gegen existierende Forschungsergebnisse zurKooperation von Forschung und Praxis (Lindgren et al. 2004; Mathiassen 2002).

• Konsortialforschung ist theoriegeleitet und folgt u.a. existierenden Ansätzen zurgestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik (Peffers et al. 2008) und zur Erklärung des Transfersvon Wissen (Nonaka und Takeuchi 1995).

6 Gestaltung alsSuchprozess

• Im Rahmen des Gestaltungsprozesses wurden mehrfache Iterationszyklen durchlaufen, z. B.kontinuierliche „Fit/gap“-Analysen oder, wie es bei Simon (1996) heißt, „multipleEntwicklungs-/Testzyklen“.

7 Kommunikation derForschung

• Die Prinzipien der Konsortialforschung sind wissenschaftlich veröffentlicht worden (Österle undOtto 2009; Otto und Österle 2010a, 2010b).

• Die Prinzipien von Konsortialforschung werden zudem in der Praxis verbreitet, z. B. in Seminarender Universität St. Gallen.

Vignette 1

Praktisches Wissen ist zu einem großenTeil implizites Wissen (Rynes et al.2001). Obwohl es nicht mittels wissen-schaftlicher Methoden generiert wirdund normalerweise auch nicht gut do-kumentiert ist (was in Abb. 1 durchdie gepunkteten Linien der Dokumen-tensymbole gekennzeichnet ist) (Gill

und Bhattacherjee 2009), besitzt prak-tisches Wissen hohen Wert. Es bein-haltet Anwendbarkeit von Artefakten,entsteht häufig aus den Erfahrungeneiner Vielzahl von Anwendungsfällen(e.g. LinkedIn, Salesforce.com) undwird permanent im Wettbewerb eva-luiert.

5.2 Metamodell

Das Metamodell ist das konzeptionelleModell der Methodenergebnisse. Üb-licherweise wird es als konzeptionel-les Datenmodell dargestellt, z. B. alsEntity-Relationship-Diagramm (Gutz-willer 1994). Das Metamodell beschreibt

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Abb. 1 Konsortialforschung im Überblick

Objekte, z. B. Artefakte, Modelle, Soft-ware, Evaluationsergebnisse, Meilenstei-ne der Rollen, sowie die wichtigsten Be-ziehungen zwischen ihnen. Währenddie Domäne das Anwendungsgebiet derMethode spezifiziert, spezifiziert das Me-tamodell die Gestaltungsobjekte.

5.3 Ergebnisse

Die Methode für Konsortialforschungliefert zwei verschiedene Ergebnisarten:Artefakte als Ergebnis gestaltungsorien-tierter Wirtschaftsinformatikforschungsowie „Formalergebnisse“ (z. B. For-schungspläne). Artefakte können wei-ter unterteilt werden in Konstrukte,Theorien, Modelle, Methoden und In-stanziierungen (March und Smith 1995;Winter 2008).

Jedes Konsortialforschungsprojekt be-nötigt ein Metamodell zur Beschreibungdes Gestaltungsbereiches. Es repräsen-tiert generalisierte Konstrukte verschie-dener wissenschaftlicher Ansätze aus

Software- und Beratungsunternehmen(Modelle und Methoden) sowie An-wenderunternehmen (Instanziierungen).Konstrukte des Metamodells sind alsodie Grundlage für ein gemeinsames Ver-ständnis in einem Forschungsthema in-nerhalb des Konsortiums.

Theorien werden verwendet, um dieRealität zu beschreiben, zu analysierenund zu erklären (Gregor 2006; Marchund Smith 1995). Konsortialforschungformuliert „rudimentäre Theorien“, in-dem sie eine begrenzte Anzahl an Fällen(entsprechend der Anzahl an Partnerun-ternehmen im Projekt) betrachtet. Kon-sortialforschung strebt dadurch ein tiefe-res und präziseres Verständnis der Reali-tät an, als es beispielsweise durch statisti-sche Erhebungen zu erhalten wäre. Letz-tere involvieren zwar eine größere Zahlan Forschungsteilnehmern als die Kon-sortialforschung, doch verfügen die Teil-nehmer an derartigen Erhebungen u. U.nur über eingeschränktes Wissen im For-

schungsthema bzw. zeigen nur begrenztesInteresse an der Forschung.

Modelle bestehen aus Aussagen überdie Beziehungen zwischen Konstrukten(March und Smith 1995). Typische Er-gebnisse von Konsortialforschungspro-jekten sind Referenzmodelle, welche alsVorlagen in Gestaltungsprozessen ver-wendet werden (vom Brocke 2007; Win-ter und Schelp 2006), oder „best practi-ces“ als Vorstufe eines Referenzmodells.van Aken (2004) beschreibt „best prac-tices“ als technologische Regeln, welcheGestaltungswissen explizieren, indem Ar-tefakte mit einem gewünschten Ergebnisbzw. einer Leistung in einem bestimm-ten Anwendungsgebiet verbunden wer-den. Ohne eine Analyse existierender Lö-sungen bei der Modellgestaltung riskiertder Forscher jedoch, Artefakte zu ent-werfen, welche es in der Praxis bereitsgibt.

Mit dem Begriff Instanziierungen be-zeichnet man die Implementierung vonArtefakten in spezifischen Domänen

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(March und Smith 1995), also z. B. ei-nes Anwendungssystems für die Auf-tragsabwicklung. Instanziierungen stel-len zudem den Stand der Praxis dar,denn sie bergen Wissen über die An-wendung und Weiterentwicklung vonArtefakten. Daher ist die Dokumentationvon Instanziierungen eine grundlegen-de Voraussetzung für wissenschaftlichenErkenntnisgewinn.

Formalergebnisse werden für die Orga-nisation und Durchführung eines Kon-sortialforschungsprojekts benötigt. For-malergebnisse korrespondieren mit denAnforderungen, die Rosemann und Ves-sey (2008) als „project governance per-spective“ in kooperativer Forschung be-zeichnen. Zu den Formalergebnissen ge-hören die Forschungsskizze, der For-schungsplan und die Konsortialvereinba-rung. Letztere ist die erweiterte Form ei-nes „client-researcher agreement“, wie esin der Aktionsforschung verwendet wird(Baskerville und Wood-Harper 1996).Die Konsortialvereinbarung regelt dieZusammenarbeit der Konsortialpartner,ihre Rechte und Pflichten, die Dauer desProjektes sowie die Aufgaben eines Steue-rungskreises. Sie legt auch fest, wie dieForscher für ihre Arbeit vergütet werden(Miller und Salkind 2002). Ein Arbeitsbe-richt zur Konsortialforschung liefert wei-tere detaillierte Beschreibungen zu For-schungsskizzen und -plänen (Österle undOtto 2009).

5.4 Phasen und Aktivitäten

Am Beginn jedes Konsortialforschungs-projekts steht die Analysephase, bei deres sich um eine Zusammenfassung zwei-er DSRM-Aktivitäten handelt, nämlich„Problemidentifikation und Motivation“und „Zieldefinition der Lösung“. DieAnalyse-Phase beginnt mit einer ersten,oft vagen Idee zu einem Forschungsthe-ma und endet mit einem Forschungs-plan, den alle Konsortialpartner (ein-schließlich der beteiligten Forscher) mit-tragen. Die Bedürfnisse der Partnerun-ternehmen, die Ziele des Projekts sowiedie grundlegenden Konditionen der Pro-jektarbeit werden in dieser Phase festge-legt. Die teilnehmenden Forscher über-arbeiten kontinuierlich die Problemstel-lung des Projekts, analysieren den Standder Forschung und Praxis, formulierendie Forschungsziele, spezifizieren Krite-rien für die Evaluation der Ergebnisse,suchen potenzielle Partnerunternehmenund identifizieren die Forschungslücken

und Forschungsziele, bis sich alle Kon-sortialpartner hinsichtlich Forschungs-skizze, Forschungsplan und Konsortial-vereinbarung einig sind. Die Daten derAnalyse-Phase werden in vielen Einzel-interviews mit Experten aus Praxis undWissenschaft erhoben, bevor sie im De-tail mit allen interessierten Partnerunter-nehmen in mindestens einem gemeinsa-men Workshop diskutiert werden. In die-sem Sinne stellt die Analysephase einenheuristischen Prozess für die Auswahl ei-nes Forschungsthemas dar, welches so-wohl den beteiligten Forschern als auchden Praktikern ausreichend Motivationfür die Teilnahme am Projekt bietet(Cyert und Goodman 1997; Hinkin et al.2007). Spezielle Aspekte der Analysepha-se als Bestandteil der Methode für Kon-sortialforschung sind:� Zugang zum Praxiswissen für die

Forscher: Die Konsortialpartner stel-len sicher, dass das Projekt nichtnur den Stand der Forschung, son-dern auch den Stand der Praxisausreichend berücksichtigt. Letzterermanifestiert sich in Lösungen (In-stanziierungen), in Standardanwen-dungssoftware und -services (Model-le), in Methoden, die von Anwender-unternehmen bzw. von Softwareprovi-dern oder Beratungsunternehmen an-gewendet werden (Methoden), sowiein Konzepten wie beispielsweise Kenn-zahlensystemen (Theorien und Kon-strukte). In der Regel haben Praxis-partner über viele Jahre viel Wissendazu akkumuliert. In einem Konsor-tialforschungsprojekt geben sie diesesWissen an die beteiligten Forscher wei-ter.

� Relevanzprüfung: Jedes potenziellePartnerunternehmen analysiert, ob deraus dem Projekt zu erwartende Nutzendie anfallenden Ausgaben rechtfertigt.Hinkin et al. (2007) nennen in diesemZusammenhang die neutrale Perspek-tive der Forscher auf ein bestimmtesThema als einen wichtigen Nutzenbei-trag.

� Iterationen: Der Forschungsplan wirdmit jedem Partnerunternehmen mehr-fach diskutiert, bis er schließlich an-genommen oder abgelehnt wird. EinKonsortialforschungsprojekt bestehtaus mindestens drei Partnerunterneh-men mit jeweils zwei Vertretern. Wennder Forschungsplan mit jedem Ver-treter dreimal diskutiert wird, beläuftsich die Anzahl der Iterationen aufachtzehn.

Die zweite Phase eines Konsortialfor-schungsprojekts ist die Gestaltungspha-se. Sie beinhaltet die Gestaltung und Ent-wicklung, wie in DSRM festgelegt, undnutzt bewährte Ansätze für die Gestal-tung von Artefakten (siehe Abb. 1). Spe-zielle Aspekte der Gestaltungsphase alsBestandteil der Methode für Konsortial-forschung sind:� Zugang zum Praxiswissen für die For-

scher: Zusammen mit den Praxispart-nern gestalten und evaluieren die For-scher Artefakte in einem iterativenProzess, wobei sie sicherstellen, dassexistierende Ansätze angemessen be-rücksichtigt werden.

� Relevanzprüfung: Die Gestaltung derArtefakte in einem kooperativen Pro-zess erlaubt die rasche Identifikationderartiger Artefakte, die sich als nichtrelevant oder anwendbar herausstel-len.

� Iterationen: Die Artefakte werdenmehrfach überarbeitet, bis sie schließ-lich von allen Partnerunternehmen ak-zeptiert werden. Dieses Vorgehen ent-spricht den Forderungen von Schultzund Hatch (2005), dass Konstruktewährend der Konzeption und Anwen-dung verändert und „rekonfiguriert“werden müssten.Die dritte Phase ist die Phase der Eva-

luation. Auch hierbei handelt es sich umeine Zusammenfassung zweier DSRM-Aktivitäten, nämlich „Demonstration“und „Evaluation“. In dieser Phase wer-den die Artefakte anhand der zuvor spezi-fizierten Forschungsziele evaluiert (d. h.sie müssen anwendbar sein und sie müs-sen den erwarteten Nutzen stiften). Imgünstigsten Fall (welcher allerdings eherselten eintritt) kann der Nutzenbeitrageines Artefakts objektiv beim Partnerun-ternehmen bestimmt werden. Wenn Ar-tefakte hingegen nicht getestet werdenkönnen, bilden z. B. Experteninterviewseine Alternative. Die Evaluation der Ar-tefakte erfolgt in der Konsortialforschungjedoch üblicherweise mindestens in fol-gender Form:� Expertenbefragung: Die Artefakte wer-

den in Fokusgruppen (Morgan undKrueger 1993) auf mindestens einemKonsortialworkshop mit allen Partner-unternehmen intensiv diskutiert.

� Pilotanwendung: Jedes Artefakt wirdvon mindestens einem Partnerunter-nehmen getestet (Vignette 2).Die vierte Phase eines Konsortialfor-

schungsprojekts ist die Phase der Diffu-sion. Sie entspricht im Wesentlichen derPhase der Kommunikation in der DSRM.

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Vignette 2

Vignette 3

In dieser Phase werden die Forschungs-ergebnisse allgemein verfügbar gemacht.Was die Seite der Wissenschaft anbe-langt, so werden die Forschungsergebnis-se hauptsächlich im Rahmen der Leh-re an Universitäten und Hochschulensowie durch ihre Publikation in Bü-chern und Fachzeitschriften verbreitet.Die Diffusion in der Praxis umfasst auchdie Verbreitung der Forschungsergebnis-se in den Partnerunternehmen. Konsor-tialforschung sieht dafür einen Verwer-tungsplan für jedes Partnerunternehmenvor. Außerdem werden die Ergebnissein Praxis- und Transfermedien und alsUnterrichtsmaterials veröffentlicht. Die-ses Vorgehen korrespondiert mit Emp-fehlungen für die Zusammenarbeit vonForschung und Praxis (Gill und Bhatta-cherjee 2009; Mathiassen 2002) (Vignet-te 3).

5.5 Techniken

Die Methode für Konsortialforschungstellt eine Explikation gestaltungsorien-tierter Forschung in der Wirtschaftsinfor-matik dar. In diesem Sinne ist sie zwarvon präskriptiver Natur, bedient sich aberdeskriptiver Forschungstechniken. In derKonsortialforschung werden diese ange-wendet, um die oben beschriebenen Pro-zesse des Transfers und der Umwandlungvon Wissen zu ermöglichen (Rynes et al.2001). In dieser Hinsicht folgt die Kon-sortialforschung Empfehlungen zur An-wendung eines Methodenpluralismus beider Kooperation zwischen Forschern undPraktikern (Gill und Bhattacherjee 2009;Mathiassen 2002; Pettigrew 2001).

Tab. 2 Techniken in der Konsortialforschung

„Sozialisation“ (implizit → implizit) „Externalisierung“ (implizit → explizit)

Aktionsforschung Fallstudien

Kreativitätstechniken, z. B. morphologische Analyse(Ritchey 2006)

Experteninterviews

Fokusgruppen

„Grounded action research“

Statistische Erhebungen

„Kombination“ (explizit → explizit) „Internalisierung“ (explizit → implizit)

Fallstudien Interne Seminare

Inhaltsanalysen Gemeinsame Projektteams

Marktstudien

Tab. 3 Rollen in der Konsortialforschung

Organisation Rollen

Partnerunternehmen Mitglied des Steuerungskreises

Mitglied der Arbeitsgruppe

Fachexperte

Forschungseinrichtung Professor

Projektmanager

Wissenschaftlicher Assistent

Tab. 2 zeigt Forschungstechniken, diein den verschiedenen Phasen der Kon-sortialforschung angewendet werden, umden Wissenstransfer zwischen Forschernund Praktikern zu unterstützen undzu fördern. Die Techniken werden ge-mäß den Empfehlungen existierenderVerzeichnisse über Methoden der Wirt-schaftsinformatik genutzt (Cavana 2001;Ethridge 1995; Lange 2005; Wilde undHess 2007).

5.6 Rollen

Die Methode für Konsortialforschungunterstützt die Zusammenarbeit zwi-schen Forschung und Praxis bei der Ge-staltung von Artefakten. Die Methodespezifiziert dazu Rollen für beide Sei-ten. Tab. 3 nennt die wichtigsten Rollen.Detaillierte Rollenbeschreibungen sindin einem Arbeitsbericht zur Konsortial-forschung enthalten (Österle und Otto2009) (Vignette 4).

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Vignette 4

Alle Rollen sind dem Steuerungskreisbzw. den Pilotprojektteams zugeordnet.

6 Evaluation

6.1 Grenzen und Herausforderungen

Die Iterationen, die im Rahmen desselbstevaluierenden Gestaltungsprozes-ses über die letzten zwanzig Jahre hinwegdurchgeführt wurden, haben zur Ein-grenzung des Anwendungsbereichs derKonsortialforschungsmethode geführt.Wie eingangs erwähnt, soll Konsortial-forschung nicht als Universalansatz fürdie gestaltungsorientierte Wirtschafts-informatikforschung propagiert werden.Vielmehr eignet sie sich nur für bestimm-ten Forschungsthemen. Beispiele für er-folgreiche Konsortialforschung innerhalbdes Forschungsprogramms Business En-gineering an der Universität St. Gallensind:� Computer-Aided Software Enginee-

ring (CASE): In den späten 1980er-Jahren reformierten viele Unter-nehmen ihre Softwareentwicklungmit Hilfe von CASE-Werkzeugen.In einem Konsortialforschungspro-jekt entwickelten sieben Unterneh-men gemeinsam mit einem Team ausfünf Forschern ein Referenzmodellfür eine werkzeugbasierte Software-Engineering-Umgebung. Alle beteilig-ten Unternehmen brachten ihr Wissenund ihre Erfahrungen in das Projektein. Die teilnehmenden Softwareun-ternehmen stellten das Datenmodellund die Funktionalität ihrer Produktezur Verfügung. Am Ende des Projekteswaren die teilnehmenden Anwender-unternehmen in der Lage, ihre Stra-tegien für die Softwareentwicklungauf Basis der Projektergebnisse wei-terzuentwickeln und umzusetzen. Dieaus dem Projekt resultierenden Publi-kationen bildeten die Grundlage fürzahlreiche nachfolgende Forschungs-arbeiten im Bereich des Software Engi-neering.

� Wissensmanagement und Data Ware-housing: Wissensmanagement er-fuhr im Zuge der Verbreitung vonGroupware-Systemen, Internetwerk-zeugen und damit verbundener Or-ganisationsforschung eine hohe Auf-merksamkeit in Forschung und Pra-xis. Gleiches gilt für Data Warehou-sing, als leistungsstarke Werkzeugefür die Datenextraktion und Da-tenanalyse auf den Markt kamen.Zwei Konsortialforschungsprojektein diesen beiden Bereichen beein-flussten spätere Projekte sowohl inder Wissenschaft als auch in der Pra-xis.

Diese Beispiele haben gemeinsam, dassdas Aufkommen neuer Informations-und Kommunikationstechnologie denAnstoß für das jeweilige Konsortialfor-schungsprojekt gab. In den Partnerun-ternehmen gab es keinen Zweifel dar-an, dass die Kompetenz und die Ver-antwortung für diese Themen in denIT-Abteilungen angesiedelt waren. Dar-über hinaus war die Wirkung dieser The-men auf den Geschäftserfolg in allen Fäl-len lediglich indirekt und in erster Li-nie auf die Reduzierung der IT-Kostenzurückzuführen. Der Nutzen der Kon-sortialforschung in diesen Beispielen lagvor allem in der gemeinsamen Verwer-tung der Erfahrungen und des Wissensdurch alle beteiligten Partnerunterneh-men, in einer neutralen Analyse existie-render Lösungen und Werkzeuge sowiein der Entwicklung von Referenzmodel-len und Rahmenwerken.

Weitere Beispiele für erfolgreiche Kon-sortialforschung haben Methoden zurUnterstützung von Schlüsselfunktionenvon IT-Abteilungen zum Inhalt:� IS/IT-Management: Bis zum Jahr 2000

mangelte es den IS/IT-Abteilungenvieler großer Unternehmen an Pla-nungsprozessen, Ordnungsfunktionenund effizienten Organisationsstruktu-ren. In einem Konsortialforschungs-projekt wurden Referenzmodelle undArchitekturen für ein integriertes In-formationsmanagement sowie Richt-linien für Servicelevel-Vereinbarungenentwickelt.

� Datenqualitätsmanagement: Ein Kon-sortialforschungsprojekt führte zurEntwicklung von Methoden und Re-ferenzmodellen für die Etablierungeines unternehmensweiten Datenqua-litätsmanagements. Eine ausführlicheFallstudie zu diesem Projekt ist alsTagungsbeitrag verfügbar (Otto undÖsterle 2010b).Diese Projekte verbindet, dass sie ent-

weder Methoden zur Entwicklung bzw.Weiterentwicklung von Geschäftslösun-gen für Vertreter der Fachbereiche in ei-nem Unternehmen oder Referenzmodel-le für IS/IT-Abteilungen liefern.

Beispiele für nicht erfolgreiche Konsor-tialforschung sind die folgenden Projekte:� Telematikinfrastrukturen: Ein geplan-

tes Konsortialforschungsprojekt hattezum Ziel, existierende und geplanteTelematikanwendungen für Automo-bile zu analysieren sowie Standardsund Architekturen für eine Dienstin-frastruktur zu entwickeln. Nach ei-nem Jahr inhaltlicher Diskussionenund vertraglicher Verhandlungen mitzehn Unternehmen (Automobilher-steller, Anbieter von Navigationssyste-men und Vertreter der Unterhaltungs-industrie) wurde entschieden, demKonsortialforschungsprojekt nicht bei-zutreten. Denn zwei Unternehmen wa-ren mittlerweile in Gerichtsprozessezur Beilegung von Patentstreitigkei-ten infolge eines früheren Konsorti-alforschungsprojekts involviert. Ähnli-che schlechte Erfahrungen wurden imVorfeld eines Projektes zur Entwick-lung von Standards für elektronischeMärkte gemacht.

� Geschäftsmöglichkeiten durch IT: DieVision dieses Projektes war die Eva-luation von Geschäftsmöglichkeitendurch neu aufgekommene Informa-tionstechnologien. Als problematischstellte sich der Versuch heraus, eine Ba-lance zu finden zwischen dem notwen-digen Austausch branchenspezifischenWissens einerseits und Restriktionenin der Zusammenarbeit mit Wett-bewerbern andererseits. Infolgedessen

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konnte das Potenzial innovativer Tech-nologien nur generisch bewertet wer-den, was wiederum kaum zu unmit-telbarem praktischen Nutzen für diePartnerunternehmen führte. Das Pro-jekt kam nicht über die Analysepha-se hinaus. Ebenfalls nicht erfolgreichwar zu Beginn der 2000er-Jahre derVersuch, ein Konsortium von mindes-tens fünf Unternehmen zu bilden, umdie Chancen der gerade aufkommen-den Internettechnologie für Customer-Care-Szenarien zu erforschen.Diese Beispiele sind Indizien dafür,

dass Konsortialforschung eher für einThema im vorwettbewerblichen Stadi-um geeignet ist. Zudem setzt Konsor-tialforschung voraus, dass die Themen-verantwortlichkeit im Unternehmen ein-deutig zugeordnet ist (z. B. der Infor-matikabteilung). Die Neutralität des For-schers, die Möglichkeit zur Kombinati-on und Aggregation des Wissens vie-ler Partner sowie der in die Zukunftgerichtete Blick der Forschung werdeneher als Vorteile der Konsortialforschungerachtet. Hingegen scheinen ihre Gren-zen insbesondere dann überschritten zusein, wenn branchen- und unterneh-mensspezifisches Wissen erforderlich istund wenn Forschungsthemen als wettbe-werbsrelevant angesehen werden.

Darüber hinaus wurden im Verlauf derKonsortialforschungsprojekte eine Reihevon Herausforderungen identifiziert. Da-zu zählen z. B. die häufig nicht gegebe-ne personelle Kontinuität bei den Unter-nehmensvertretern, unterschiedliche Er-wartungen bei Forschern einerseits undPraktikern andererseits hinsichtlich derAnwendbarkeit und zeitlichen Verfügbar-keit der Forschungsergebnisse sowie Pro-bleme der Offenlegung der Ergebnissezum Zweck der Diffusion. Eine Fallstu-die zur Konsortialforschung liefert eineumfassende Diskussion der Herausforde-rungen (Otto und Österle 2010b).

6.2 Reflexion anhand ausgewählterFälle von Forschungskooperation

Zwar ist die Kooperation von Forschungund Praxis in der gestaltungsorientier-ten Wirtschaftsinformatikforschung bis-her selbst nur wenig erforscht. Doches gibt einige Fallstudien, welche überdie Anwendung verschiedener Formender Forscher-Praktiker-Kooperation be-richten. Im Folgenden wird die Methodefür Konsortialforschung zwei dieser Fäl-le gegenübergestellt. Damit wird das Ziel

verfolgt, einzelne Bestandteile der Me-thode zur Konsortialforschung zu vali-dieren.

Im ersten Fall handelt es sich um„collaborative practice research” (CPR).In seinem Beitrag beschreibt Mathiassen(2002) ein Kooperationsprojekt zur Pra-xis der Systementwicklung in Unterneh-men in Dänemark, aus dem Empfeh-lungen für die Organisation und Durch-führung der Zusammenarbeit von For-schung und Praxis abgeleitet werden.Der zweite Fall handelt von einem Pro-jekt zu Gestaltungsprinzipien für Kom-petenzmanagementsysteme (Lindgren etal. 2004), im Folgenden der CMS-Fall. Die beiden Fälle werden mit derKonsortialforschung anhand von fünfKriterien verglichen: Forschungsthema,Forschungsziel, Forschungsorganisation,Forschungsansatz und Forschungsergeb-nis.

Konsortialforschung scheint prinzipi-ell für Forschungsthemen geeignet zusein, in denen sich die beteiligten Part-nerunternehmen keinen direkten Wett-bewerbsvorteil versprechen und die ein-deutig der Informatikabteilung zugeord-net werden können. Diese Annahme wirddurch den CMS-Fall mindestens teilwei-se gestützt. Denn im CMS-Fall wurde dieTeilnahme von konkurrierenden Part-nern an dem Projekt als ein Problem be-trachtet. Das Projekt wurde zwar den-noch durchgeführt, jedoch erst nach Ein-führung einer Kontrollfunktion, die eineöffentliche Einrichtung übernahm. Die-se Einrichtung kam zudem für die Hälf-te der Projektkosten auf (Lindgren et al.2004). Eine derartige externe Kontroll-funktion existiert in der Konsortialfor-schung nicht, was ein Grund dafür seinkann, weshalb Konsortialforschungspro-jekte zu wettbewerbsrelevanten Themenscheiterten. Im CPR-Fall wird nicht überthematische Grenzen des Anwendungs-bereichs berichtet. Das in dem Fall be-schriebene Projekt wurde jedoch eben-falls zur Hälfte von einer dänischen Re-gierungseinrichtung finanziert.

Das Forschungsziel besteht bei allendrei Ansätzen darin, Ergebnisse zu pro-duzieren, die für die Praxis nützlich sindund gleichzeitig einen Beitrag zum wis-senschaftlichen Erkenntnisgewinn leis-ten. Konsortialforschung legt den Fokusauf die Gestaltung von Artefakten undderen Anwendung durch die Partner-unternehmen. Dabei setzt sie auch be-havioristische Forschungsmethoden ein.CPR hingegen identifiziert explizit drei

gleich wichtige Forschungsziele: „impro-ving practice, supporting practice, but al-so understanding practice“ (Mathiassen2002). Das Forschungsziel im CMS-Fallist demjenigen der Konsortialforschunginsofern eher ähnlich, als es auf die Ent-wicklung und das Testen von Gestal-tungsprinzipien ausgerichtet ist.

Hinsichtlich der Forschungsorganisa-tion lassen sich viele Ähnlichkeiten er-kennen. Das Projekt im CMS-Fall er-streckte sich über dreißig Monate, das-jenige des CPR-Falls dauerte 36 Mona-te. Dies ist vergleichbar mit der Kon-sortialforschung, deren Projekte für ge-wöhnlich einen Zeitraum von zwei Jah-ren umfassen, danach aber oft noch umzwei oder gar vier Jahre verlängert wer-den. Per Definition verlangt Konsortial-forschung eine multilaterale Kooperati-on. Im CMS-Fall gab es sechs Unter-nehmen, die an dem Projekt aktiv teil-nahmen (bei neun Unternehmen, diedas übergeordnete Konsortium bildeten).Das Projekt des CPR-Falls bestand ausvier Softwareunternehmen und mehre-ren Forschungseinrichtungen. Hier be-steht insofern ein Unterschied zur Kon-sortialforschung, als letztere üblicher-weise pro Projekt eine Forschungsein-richtung und vier bis zehn Partnerun-ternehmen umfasst. Dies könnte auchder Grund sein, weshalb die Empfeh-lung im CPR-Fall, „ein lose gekoppeltesSystem miteinander verbundener Hand-lungspläne einzuführen“, für die Kon-sortialforschung nicht geeignet erscheint.Der CPR-Fall berichtet auch von der Ein-bettung in ein nationales Forschungs-netzwerk, was zwar bisher kein Bestand-teil der Konsortialforschung ist, aber inZukunft dabei helfen könnte, die Pro-jektarbeit mit öffentlichen Forschungs-programmen zu synchronisieren. BeideFälle berichten zudem darüber, dass dasVorhandensein einer Vereinbarung zwi-schen den Forschungspartnern entschei-dend für den Erfolg des jeweiligen Pro-jektes war. Analog dazu gibt es in derKonsortialforschung die Formalergebnis-se, also die Forschungsskizze, den For-schungsplan und die Konsortialvereinba-rung.

Was den Forschungsansatz anbelangt,zeigen die beiden Vergleichsfälle einestarke Ähnlichkeit mit der Konsortialfor-schung. Alle drei Ansätze nehmen einepluralistische Perspektive ein. So iden-tifiziert der CPR-Fall die Kombinationverschiedener Forschungsansätze als ei-ne von vier übergreifenden Empfehlun-gen (Mathiassen 2002). Und der CMS-

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Fall verbindet kanonische Aktionsfor-schung mit gestaltungsorientierter Wirt-schaftsinformatikforschung und identifi-ziert Prototypen als unschätzbare „Gren-zobjekte“. Nach Carlile (2002) unter-stützen Grenzobjekte den Wissenstrans-fer über Funktions- und Organisations-grenzen hinweg. Darüber hinaus beto-nen alle drei Ansätze die Bedeutung ei-nes zyklischen Forschungsprozesses. ImCMS-Fall wurden zwei Zyklen kano-nischer Aktionsforschung durchgeführt,und der CPR-Fall empfiehlt „full lear-ning cycles of understanding, suppor-ting, and improving practice“ (Mathi-assen 2002). Beides korrespondiert mitKonsortialforschung mit ihrem iterativenVier-Phasen-Zyklus. Außerdem bestäti-gen die beiden Vergleichsfälle die Not-wendigkeit, die unterschiedlichen Erwar-tungshaltungen von Forschern und Prak-tikern hinsichtlich der Anwendbarkeitder Forschungsergebnisse einerseits undder Bedeutung wissenschaftlicher Stren-ge andererseits auszubalancieren.

Ähnlichkeiten zwischen den Ansätzenexistieren schließlich auch bei den For-schungsergebnissen und deren Verbrei-tung. Alle drei Ansätze streben Ergeb-nisse an, die sowohl wissenschaftlichenals auch praktischen Nutzen stiften. DerCPR-Fall verlangt explizit die Veröffent-lichung der Ergebnisse in den Forma-ten und Medien der Praxis und bezeich-net dies als einen notwendigen Schrittfür die „Internalisierung von Wissen“ (cf.Tab. 3). Und der CMS-Fall betont dieBedeutung von Grenzobjekten, die einenWissenstransfer über Grenzen von Orga-nisationen und Funktionen hinweg er-möglichen (Carlile 2002). Konsortialfor-schung sieht Verwertungspläne für al-le Partnerunternehmen sowie Publika-tionen für die Praxis in der Phase der Dif-fusion vor.

7 Fazit und weitererForschungsbedarf

Der Beitrag beschreibt eine Methode fürKonsortialforschung, welche die multi-laterale Zusammenarbeit zwischen For-schung und Praxis in der gestaltungs-orientierten Wirtschaftsinformatikfor-schung unterstützt. Die Methode fußt aufeiner aktiven Beteiligung von Unterneh-mensvertretern, die den teilnehmendenForschern Zugang zum Wissen der Pra-xis ermöglichen. Außerdem postuliert dieMethode einen multi-iterativen Prozess

Zusammenfassung / Abstract

Hubert Österle, Boris Otto

Konsortialforschung

Eine Methode für die Zusammenarbeit von Forschung und Praxisin der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatikforschung

Gestaltungsorientierte Forschung in der Wirtschaftsinformatik strebt Ergebnisse an,welche den Anforderungen wissenschaftlicher Strenge und praktischer Relevanzgleichermaßen genügen. Jedoch stehen Forscher heutzutage vor der Herausforde-rung, überhaupt Zugang zur Wissensbasis in der Praxis zu erhalten und dieses Wissenzu erfassen. Vor diesem Hintergrund schlägt dieser Aufsatz eine Methode für Konsor-tialforschung vor, welche die multilaterale Zusammenarbeit zwischen Forschern undPraktikern im Forschungsprozess ermöglichen soll. Der Entwurf der Methode basiertauf einem selbstbewertenden Gestaltungsprozess, welcher sich über einen Zeitraumvon über zwanzig Jahren erstreckte. Der Aufsatz trägt in zweifacher Weise zur wis-senschaftlichen Diskussion bei. Zum einen adressiert er die wissenschaftliche Grund-lage gestaltungsorientierter Forschung, denn er liefert Forschern eine Handlungsan-leitung für die Zusammenarbeit mit Praktikern bei der Gestaltung von Artefakten.Zum anderen stellt die Methode selbst ein Artefakt dar, also das Ergebnis eines ge-staltungsorientierten Forschungsprozesses.

Schlüsselwörter: Konsortialforschung, Forschungsmethode, gestaltungsorientier-te Forschung

Consortium Research

A Method for Researcher-Practitioner Collaboration in Design-Oriented IS Research

Design-oriented research in the Information Systems (IS) domain aims at deliveringresults which are both of scientific rigor and of relevance for practitioners. Today,however, academic researchers are facing the challenge of gaining access to and cap-turing knowledge from the practitioner community. Against this background, the pa-per proposes a method for Consortium Research, which is supposed to facilitate mul-tilateral collaboration of researchers and practitioners during the research process.The method’s design is based on a self-evaluating design process which was carriedout over a period of 20 years. The paper’s contribution is twofold. First, it addressesthe science of design, since it proposes guidance to researchers for practitioner col-laboration during the process of artifact design. Second, the method is an artifactitself, hence, the result of a design-oriented research process.

Keywords: Consortium research, Research method, Design science research

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der Artefaktgestaltung sowie die Finan-zierung der Forschung durch die teilneh-menden Partnerunternehmen. Die Me-thode stellt Forschern Vorgehensweisenbereit, die den Wissenstransfer zur undvon der Praxis bei der Artefaktgestaltungunterstützen sollen.

Der Entwurf der Methode basiert aufeinem selbstevaluierenden Gestaltungs-prozess über einen Zeitraum von mehrals zwanzig Jahren. Der Beitrag trägt inzweifacher Weise zum wissenschaftlichenErkenntnisgewinn bei. Zum einen er-weitert er die Wissensbasis im Bereichder „Science of Design“, indem er Vor-gehensweisen für Forschende vorschlägtund den Anwendungsbereich der Me-thode zur Konsortialforschung eingrenzt.Zum anderen stellt die Methode selbstein Artefakt dar, also das Ergebnis gestal-tungsorientierter Forschung, in dessenRahmen Method Engineering als Gestal-tungsansatz angewendet wurde. Limita-tionen ergeben sich vornehmlich aus dermangelnden Distanz zwischen den „Ge-staltern“ und „Evaluatoren“ beim Me-thodenentwurf.

Die Evaluation der Methode zeigt,dass Konsortialforschung keinen univer-sellen Ansatz für die gestaltungsorientier-te Wirtschaftsinformatikforschung dar-stellt. Vielmehr ist die Methodenanwen-dung nur unter bestimmten Bedingun-gen und für bestimmte Forschungsthe-men sinnvoll.

Potenzial für weitere Forschung liegtin einem umfangreicheren Vergleich derMethode für Konsortialforschung mitähnlichen Ansätzen. Daraus ließe sichableiten, welche Methode bzw. welcherAnsatz unter welchen Bedingungen zupräferieren ist. Vielversprechend scheintauch die Untersuchung, welche WirkungKonsortialforschung in der Praxis einer-seits und in der Forschung andererseitserzielen kann.

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