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Interview Int Eine PA kennt nahezu jeder, der sich mit Rockmusik beschäftigt. Eine PA ist auf Konzerten deutlich sicht- und hörbar, PA ist schließlich auch die Abkürzung für „Public Adress“. Was unter einer Backline zu verstehen ist, das wissen schon bedeutend weniger Menschen. Backline? Nur mal so: Ohne Backline würde es keine Konzerte geben... René Thomsen gibt zu, das nicht mal seine Mutter ge- nau weiß, womit er sein Geld verdient. Mit dem Verleih von Backline. Doch welcher Branchenunkundige kann sofort erklären, was der Begriff „Backline“ bedeutet? Thomsens Firma heißt Backline Rental Service, kurz BRS. Aber was bedeutet das nun, Backline? Thomsen: „Ganz einfach: Alles, was auf der Bühne steht.“ Also: Gitarren, Verstär- ker, Schlagzeuge, Keyboards u.v.m. Bands auf Tour mieten von ihm Backline. Oder Show-Produktionen. Während des Interviews in seinem Büro fallen im Gespräch mit Angestellten immer wieder große Namen der Pop-Branche, die an diesem Tage von BRS beliefert werden: Ameri- can Authors, Marlon Roudette. Hinter den Kulissen des Rockgeschäfts hat Thomsen, der 1979 nach Hannover kam, schon für viele Stars gear- beitet; als Roadie, Gitarrentechniker, Manager. Er war mit den Scorpi- ons auf Tour, mit Peter Maffay, Guns’n’Roses, Fugees, Van Halen, Eloy, Ozzy Osborne und fast allen Metal-Bands Deutschlands. Bis er 1994 BRS gründete. Zwölf Jahre später beschloss er es selbst als Musiker zu probieren. Als Songschreiber, Gitarrist und Bandleader brachte Thom- sen nach intensiver Vorbereitung 2009 das mit Stars der Metal-Szene gespickte Album „Let’s Get Ruthless“ heraus. Nach fünf Jahren er- scheint nun mit „Unbroken“ der Nachfolger des erfolgreichen Debüts. Dabei konnte Thomsen erneute Weltstars des Genres für das Power- Metal-Projekt gewinnen. Mit dabei sind u.a. Udo Dirkschneider, Vinny Appice (Black Sabbath, Dio), Bobby Jarzombek (Halford, Fades War- ning, Riot), David Vincent (Morbid Angel), Mathias Don Dieth (U.D.O.), Andre Hilgers (Rage, Sinner) oder Helge Engelke (Fair Warning). Warum die Scorpions einfach gut sind, Schminke auf Jamaica schneller verläuft oder warum er keine Nightliner mehr mag, darüber sprachen wir mit dem auskunftsfreudigen René Thomson in einem rekordver- dächtigen, fast fünfstündigem Interview. Eine Besprechung des neue Albums findet sich unter Hannover-Platten Konzert: Thomsen, 6.12, Musikzentrum Das war schon gut Interview Layout 10_14_Interview Layout 10_14 28.09.14 20:34 Seite 6

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Int

Eine PA kennt nahezu jeder, der sich mit Rockmusik beschäftigt. Eine

PA ist auf Konzerten deutlich sicht- und hörbar, PA ist schließlich auch

die Abkürzung für „Public Adress“.

Was unter einer Backline zu verstehen ist, das wissen schon bedeutend

weniger Menschen. Backline? Nur mal so: Ohne Backline würde es

keine Konzerte geben...

René Thomsen gibt zu, das nicht mal seine Mutter ge-

nau weiß, womit er sein Geld verdient. Mit dem Verleih von Backline.

Doch welcher Branchenunkundige kann sofort erklären, was der

Begriff „Backline“ bedeutet? Thomsens Firma heißt Backline Rental

Service, kurz BRS. Aber was bedeutet das nun, Backline? Thomsen:

„Ganz einfach: Alles, was auf der Bühne steht.“ Also: Gitarren, Verstär-

ker, Schlagzeuge, Keyboards u.v.m. Bands auf Tour mieten von ihm

Backline. Oder Show-Produktionen. Während des Interviews in seinem

Büro fallen im Gespräch mit Angestellten immer wieder große Namen

der Pop-Branche, die an diesem Tage von BRS beliefert werden: Ameri-

can Authors, Marlon Roudette. Hinter den Kulissen des Rockgeschäfts

hat Thomsen, der 1979 nach Hannover kam, schon für viele Stars gear-

beitet; als Roadie, Gitarrentechniker, Manager. Er war mit den Scorpi-

ons auf Tour, mit Peter Maffay, Guns’n’Roses, Fugees, Van Halen, Eloy,

Ozzy Osborne und fast allen Metal-Bands Deutschlands. Bis er 1994

BRS gründete. Zwölf Jahre später beschloss er es selbst als Musiker zu

probieren. Als Songschreiber, Gitarrist und Bandleader brachte Thom-

sen nach intensiver Vorbereitung 2009 das mit Stars der Metal-Szene

gespickte Album „Let’s Get Ruthless“ heraus. Nach fünf Jahren er-

scheint nun mit „Unbroken“ der Nachfolger des erfolgreichen Debüts.

Dabei konnte Thomsen erneute Weltstars des Genres für das Power-

Metal-Projekt gewinnen. Mit dabei sind u.a. Udo Dirkschneider, Vinny

Appice (Black Sabbath, Dio), Bobby Jarzombek (Halford, Fades War-

ning, Riot), David Vincent (Morbid Angel), Mathias Don Dieth (U.D.O.),

Andre Hilgers (Rage, Sinner) oder Helge Engelke (Fair Warning).

Warum die Scorpions einfach gut sind, Schminke auf Jamaica schneller

verläuft oder warum er keine Nightliner mehr mag, darüber sprachen

wir mit dem auskunftsfreudigen René Thomson in einem rekordver-

dächtigen, fast fünfstündigem Interview.

Eine Besprechung des neue Albums findet sich unter Hannover-Platten

Konzert: Thomsen, 6.12, MusikzentrumDas

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nterviewIm Interview: René Thomson

Interview und Text: Reinhard Stroetmann, Bernd Schwope,

Fotos: Reinhard StroetmannDas Interview wurde in René Thomsens Firmenbüro

in Isernhagen geführt

Im Interview: René Thomsen

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magaScene: Erinnerst dudich noch an deine erste Begeg-nung mit Rockmusik in Hanno-ver?Thomsen: Ich komme aus derNähe von Holzminden. Ichkannte Hannover nur durchmeinen Besuch eines Eloy-Kon-

zertes. Ich war noch nicht voll-jährig. Mit 17 bin ich nach Han-nover gezogen. Später bin ich als Gitarren-Techauf Frank Bornemanns letzterregulärer Eloy Show in denNeunzigern dabei gewesen. Vie-le Jahre später war ich als Tour-

manager für ihre großen Reuni-on-Tour 2011 verantwortlich.Das ist schon gut, oder? Für dieScorpions durfte ich dann aucharbeiten. Erst mit Victory in de-ren Vorprogramm in den USA.

magaScene: René, wie bistdu zum Rockbusiness gekom-men?Thomsen: Gar nicht.

magaScene:Okay, wie ist dasRockbusiness dann zu dir ge-kommen?Thomsen: Ich hab angefangenfür Klaus Ritgen zu arbeiten.

magaScene: In welcher Funk-tion hast du damals angefangen?Thomsen: Als Mädchen für al-les in der Rotation. Die Rotati-on, ein Veranstaltungszentrumin der ehemaligen Druckhallehinter dem Anzeigerhochhaus,war damals Ende der Siebziger,Anfang der Achtziger, in SachenKonzerte und Disco der HotSpot in Hannover.

magaScene: Was heißt: Al-les? Hast du auch Toiletten ge-putzt?Thomsen: Auch das. Toiletten,Treppen. Ich habe mich um dieGarderobe gekümmert, Bierfäs-ser gewechselt und die Bandsbetreut - das ganze Programm.Der Laden war der hippste weitund breit indem man arbeitenkonnte.

magaScene: Wie war deinVerhältnis zu den DJs, die keineDrecksarbeit verrichten, „nur“Platten abspielen, sich dabeibetrinken und dafür auch nochGeld bekommen?Thomsen: Nun ja, sie spieltenMotörhead für mich ( lacht). Ichhab mich mit den DJs gut ver-standen und auch recht vielGeld bekommen.

magaScene: Du hattestschon immer eine Vorliebe fürHeavy Metal?

Thomsen: Ich war froh als Mo-törhead kam. Ich hab auch imLeine-Domicil gejobbt und erin-nere mich an diese Heavy-Me-tal-Woche, bei der ich übrigensunentgeltlich gejobbt habe.Meine Investition hat sich fürmich ausgezahlt. Denn für fastalle Bands, die dort damals auf-getreten sind, bin ich später aufTour gegangen.

magaScene: Kannst du dichnoch an deine erste Tour als„Roadie“ erinnern?Thomsen: Das ist ja schonEwigkeiten her... Helloween,Sinner, Fargo / Victory - auf je-den Fall war es eine deutscheMetal-Band. Das ging hinterein-ander weg, als Dreier-Package,oder von einer Tour zur näch-sten. Oft war noch nicht dasEquipment verpackt, da mussteich schon wieder zum Flieger /Zug für die nächste Tour eineranderen Band.

magaScene: Du hast dich fürdiese Bands um die Technik aufder Bühne gekümmert. Wo hastdu das gelernt?Thomsen: Damals gab es kei-ne Ausbildung. Das muss manwollen, das muss einfach in ei-nem sein. Learning by doing.

magaScene: Aber du wirstvorher doch schon mal ein de-fekten Gitarrenverstärker gelö-tet haben?Thomsen: Nein, gar nicht. Einshabe ich schnell kapiert. Wennirgend etwas kaputt geht, holdir schnell Ersatz, bloß nichtrum eiern.

magaScene: Was hat dich alsTechniker, als „Backliner“, alsMann also, der sich um dasEquipment sorgt, ausgezeich-net, dass so viele Bands dichverpflichtet haben?Thomsen: Unbedingter Einsatzund Liebe zum Metier. Das isteine Grundvoraussetzung fürden Erfolg - nicht nur in diesem

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Interview

Wenn irgend etwas kaputt geht, hol dir schnell Ersatz, bloß nicht rum eiern.

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Geschäft. Irgendwann kannst du dir aussu-chen, welche Band du machst. Für vieleMenschen, denen ich heute meine Gitarrenund Equipment vermiete, hab ich in denlangen Jahren zuvor oft die Effektgeräte ge-schaltet und mich um ihre Anlage geküm-mert. So habe ich selber Gitarre spielen ge-lernt und dabei immer wieder mit neuen Ef-fekten experimentiert. Warum sind es 450Millisekunden hier und warum 250 ms dortbei einem Gitarreneffekt, damit er gutklingt? Es brauchte damals eine DreiviertelSekunde, um einen Effekt umzuschalten;dass du vom Rhythmus in den Solo-Partüber die Saiten ziehen musstest und zurück,damit der Effekt-Knacker nicht hörbar ist.Ich war damals einer der ersten, der für dieMusiker die Effekte geschaltet hat. Der Gi-tarrist konnte sich ganz auf’s Spielen unddie Show konzentrieren ... so etwas sprichtsich natürlich schnell herum. Anderen Bands und Gitarristen wie ZakkWylde, Izzy Stradlin oder Craig Goldy istaufgefallen, dass ich als Gitarren-Tech dieEffekte schalte und programmiere. Damitwar ich natürlich gut im Geschäft. Mein Nachfolger bei U.D.O., mit denen ichfünf Jahre weltweit in den 80ties & 90tiesunterwegs war und der dann für Dr. Mathi-as Dieth, heute ein erfolgreicher Medienan-walt, gearbeitet hat, war niemand anderesals der spätere Gitarren-Tech von Ramm-stein.

magaScene: Bei all dem Erfolg: Warumhast du dann deine Karriere als Tourtechni-ker hingeschmissen und das Risiko einer Fir-mengründung in Kauf genommen?Thomsen: Ich wollte einfach nicht mehr ineinen Nightliner steigen. Ich habe mir ge-sagt: Es muss dochauch anderes gehen, alsimmer nur durch die Gegend zu jagen.Wenn du merkst, dass du wiederwillig indiesen Bus steigst, dich alles abnervt, derNachbar schnarcht, die Halle zu klein, derClub zu dunkel und das Catering Kacke ist,dann bleib lieber zu Hause.

magaScene: Ging es dann als Backline-Vermieter gleich steil Berg auf?Thomsen: Leider nein (lacht). Als ich An-fang 1994 an meinem Geburtstag BRSgründete, hab ich zuerst viel, viel wenigerGeld verdient denn als Tourneetechniker.Ich hatte ja die Lagerhalle am Hacken, dasBüro, einen Kredit. Ich musste auch erstmalEquipment kaufen. Und den Führerschein

machen. Ich hatte bis dahin gar keinen. Ichbin immer Taxi gefahren, so war das da-mals. Von zu Hause zum Leine Domi, weiterzum Sugar. Und dann wieder nach Hause.Wenn keins kam, bin ich halt zu Fuß gegan-gen. Und gleich umgefallen, weil man diefrische Luft ja nicht vertragen hat.

magaScene: Es war also ein langsamer,aber steter Anstieg?Thomsen: Dank meines Jahr für Jahr auf-gebauten Netzwerks kam der Durchbruch.Dann kam die Expo – eine tolle Zeit. Wirwaren zwar der General-Backliner auf demGelände, haben die Weltaustellung aber miteiner ganz kleinen Bude gemacht. WennEquipment benötigt wurde, kam es von uns.Schade, das die Expo nicht länger gedauerthat...sonst würde dieses Interview auf Ha-waii geführt.

magaScene: Du bist ja jetzt auch Musikergeworden. Deine Karriere hast du recht spätin Angriff genommen. Gab es nie vorher ei-ne Band?

Thomsen: Ich hatte nie wirklich eine Band,war mal als Drummer für einige Specials ak-tiv, aber eine Band? Nein....

magaScene: Und wie bist du auf die Ideegekommen, nicht nur Instrumente zu verlei-hen und Effektgeräte zu programmieren,sondern selbst Musik einzuspielen?Thomsen: Ich hab das Equipment so nahe,dass ich immer Musik machen kann. Mein„Tonstudio“ lag gleich neben dem Wohn-zimmer und später in unserer Lagerhalle.Auf den großen Touren gab es immer reich-lich Zeit zwischen Bühnenaufbau und Kon-zertbeginn. So konnte ich immer zwischen-durch Gitarre üben. Mein Wunsch war esimmer, meinen Lieblingssong von Ozzy „IDon’t Know“ spielen zu können. Zakk Wyl-de, den ich mittlerweile gut kannte, hat mirdann ein paar spezielle Griffe gezeigt. Die-ser Riesenkerl, er ist ungefähr anderthalbMeter größer als ich (lacht), da hören dieArme irgendwo am Stuhl dort drüben auf,zeigte mir spezielle Griffe, die ich mit mei-nen kleinen Fingern nur unter Schmerzenrealisieren konnte. Er hat viel Geduld mit

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mir gehabt, so das ich jetzt dasOriginal spiele und nicht mehrdie Spar-Version. Auch von an-deren Musikern wie MathiasDieth bekam ich gute Tipps.

magaScene: Welche Gitarri-sten haben dich bewegt?Thomsen: Ozzy Osbourne hat-te immer Ausnahmegitarristen.Der erste war Randy Rhoads. Randy Rhoads war seiner Zeitwohl weit voraus - so wie auchmein „Klient“ Mathias Dieth.Zakk Wylde ist auf jeden Fall ei-ner der ganz Großen. Er erfand1989 noch ein prägendes Gitar-renriff im Heavy Metal. Bislanggab es „Smoke On The Wa-ter“, „Rock You Like A Hurrica-ne“, „Burn“ oder „Paranoid“.Und jetzt gab es „MiracleMan“. Beeindruckend.

magaScene: Wie und warumist dein erstes Album „Let’s GetRuthless“ entstanden?Thomsen: Ich hatte fortwäh-rend Ideen im Kopf, die umge-setzt werden mußten. Irgend-wann sagte ich mir, jetzt ist malSchluss mit lustig, ich mach sel-ber eine Platte. Ich habe dannHerman Frank aufgesucht undihn gefragt, ob wir etwas zu-sammen machen können? SeineAntwort: Okay, aber ich machkeine Demos! So ist dann einAlbum daraus geworden. Fürdas Album „Ruthless“ war esdas beste, was mir passierenkonnte.

magaScene: Es fällt auf, dasbei „Ruthless“ viele Gaststarsmitwirkten ...Thomsen: Über die Jahre habeich natürlich auch einen Drahtzu internationalen Musikern be-kommen. Bobby Jarzombek hatbei uns mal ein Schlagzeug ab-geholt, so ist der Kontakt zuihm entstanden. Er hat sich dieDemos angehört und hat ge-sagt, das mag ich. Er flog ein -und der Rest ist Geschichte.

magaScene: Dein neues Al-bum „Unbroken“ ist mit Starsvon außerhalbgespickt. Warum?Thomsen: Zu der hannover-schen Szene habe ich nichtwirklich einen engen Zugang.Ich gehe ja kaum in die Stadt.Allerdings habe ich mit Michael,Max & Ingo sowie Denis Bro-sowski nun eine „Band vonhier“. Und eingespielt haben sieja auch das meis te – das mussund sollte hier schon mal ge-sagt werden.

magaScene: Herman Frankist an der neuen Produktionnicht beteiligt. Dein neuer Part-ner ist Helge Engelke. Warum?Thomsen: Ich brauche für dieUmsetzung meiner musikali-schen Ideen immer einen zwei-ten kreativen Kopf, der mir den„Rest“ gibt. Herman stand ter-minlich nicht zur Verfügung. Ichbrauchte einen Co-Autor undHelge war der absolut richtigeMann zum absolut richtigenZeitpunkt. Mit ihm hatte ich ei-nen ausgewiesenen Fachmannim Boot.

magaScene: Wie sind deineeigenen Erwartungen an dasneue Album?Thomsen: Das Album hat zumTeil beschämend gute Kritikenbekommen. Die Erwartungenwurden jetzt schon übertroffen.

magaScene: Du hast beglei-tend zum Album ein sehr pro-fessionelles Video produziert. Thomsen: Das Video zu „DrawThe Curtains“ und „New Hori-zon“ ist im Theater am Aegi ge-dreht worden, eine doch sehraufwendige Produktion. Eine ei-gene Backline-Firma und eingutes Netzwerk zu haben hatdabei schon geholfen.

magaScene: Angenommen,das Video schlägt ein, die Amisfahren darauf ab. Wirst du dannauf große US-Tour gehen?

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Ich brauche für die Umsetzung meiner musikalischen Ideen immer einen zweiten kreativen Kopf, der mir den„Rest“ gibt

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Thomsen: (Lacht) Wohl un-wahrscheinlich, aber ein schö-ner Traum. Realität aber ist,mein Album erscheint in denStaaten ganz offiziell am 28.Ok-tober. Darauf bin ich stolz.

magaScene: Wie siehst dudich als Musiker: Als Vollprofi?Thomsen: Ich habe Musik im-mer nebenbei gemacht. Ich ge-be auch zu, mehr schlecht alsrecht. Im Rhythmusbereich kannich mich schon sehen lassen. Ichwürde jetzt keine Jam Sessionmitspielen, da bin ich nochnicht versiert genug.

magaScene: Zwischen beidenAlben liegen fünf Jahre. Warumhat es so lange gedauert?Thomsen: Eigentlich sollte eskeine zweite Scheibe geben!Die Arbeit zu „Let’s Get Ruth-less“ hat mir einfach zu langegedauert – ich hatte kein Feuermehr. 2006 begannen die Auf-nahmen zu „Ruthless“, 2009kam die CD heraus. 2008 imFrühjahr hat Jarzombek Schlag-zeug gespielt, danach habe icherstmal eine Pause eingelegt.Nach dem Release-Tag dachteich, jetzt muss etwas passieren.Aber es passierte nichts, außer,als der Amazon-Mann kam undmir die CD brachte, die ich sel-ber zur Kontrolle bestellt hatte.19 Euro hat sie mich gekostet(lacht). Die Reviews waren auchdamals gut, aber es fehlten dieLive-Konzerte. Und ohne Kon-zerte geht es nicht.

magaScene: Was hat dichletztendlich dazu getrieben, alsSongwriter aus dem „stillenKämmerlein“ und Sessions we-nig zugeneigter Gitarrist mit ei-ner Band auf die Bühne zu stei-gen?Thomsen: Ich habe den Bassi-sten Ingo Lühring getroffen. Ersagte mir, „Ruthless“ müßteunbedingt auf die Bühne. Die-ses Konzert war übrigens die In-itialzündung für „Unbroken“.

magaScene: Wenn du nundein zweites Album „Unbro-ken“ live vorstellst, sind dannauch die Gaststars dabei?Thomsen: Es wird meineStammband am Start sein. IngoLühring am Bass, Mike Pesienan der Gitarre, Max Dietzmannam Schlagzeug und Denis Bro-sowski ist unser Sänger. DerMann ist ein volles Geschenk.Ihr kennt doch Judas Priest?Wenn man Talent vererbenkönnte, wäre Dennis wohl derSohn von Rob Halford, demSänger von Judas Priest. Gutdas hinkt ein wenig und ichweiß auch nicht ob Denis dasauch so sieht... Ich fühle ja im-mer noch mehr als Konsumentdenn als Musiker – ich würdedas jedenfalls so sagen . . .

magaScene: Um noch malauf deinen „Hauptjob“ zu kom-men. Wohin verleihst duüberall Backline?Thomsen: Überall hin, nachEuropa, Asien. Enrique Iglesiasetwa haben wir in Dubai ge-macht, in Kairo, in Istanbul undin Rumänien. Im Grunde habendie nur die Chips für die Key-boards mitgebracht, wir habenalles andere quer durch Europaund Asien verschickt. Wir habensogar ein Iglesias-Konzert aufeinem Schiff außerhalb der 3-Meilen-Zone während der Mi-dem in Cannes begleitet. An-geblich war es der Sohn vonGaddafi, der die Party auf demSchiff feierte. Weil der aber inFrankreich nicht unbedingt will-

kommen war, musste er mitdem Schiff ausserhalb der 3-Meilen-Zone feiern.

magaScene: Warum aberbucht der Manager von EnriqueIglesias für eine Show in KairoEquipment aus Hannover?Thomsen: Weil der Managerein Freund von mir ist. Wir sinduns irgendwann einmal überden Weg gelaufen, beim Echooder beim Bambi. Und habenuns sofort verstanden.

magaScene: Bist du immerauf Tour dabei?Thomsen: In den letzten Jah-ren fast nur bei den Scorpionsund fast allen TV-Shows.

magaScene: An welche Tourhast du die schönsten Erinne-rungen?Thomsen: Das war u.a. dieTournee mit Guns’n’Roses und„meiner“ Band U.D.O. in denUSA. Guns’n’Roses stand kurzvor dem Durchbruch. Der Gitar-ren-Tech von Slash hat den

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U.D.O.-Musikern und mir eine exklusiverFührung der legendären Kramer-Gitarrenfa-brik ermöglicht. Dort durfte wir uns Gitar-ren aussuchen. Die besten Tourneen warenfür mich mit U.D.O., Dio, Ozzy Osbourne,Guns’n’Roses. Später die Meat Loaf Tour,die drei Jahre dauerte. Und last but not le-ast meine Reisen mit den Scorpions – diewaren und sind immer noch am cools ten.Ich habe auf Touren viele Freundschaftenfür’s Leben geschlossen.

magaScene: Gab es unangenehme Mo-mente auf Tour?

Thomsen: Während einer Halloween-Tourwar ich im Knast in Spanien. Ich hatte ver-sucht mit zwei weiteren hannoverschenTechnikern einen vierten Techniker davonabzuhalten, einen Fernseher in den Hof desHotels zu werfen. Das ist ist uns nicht ge-lungen, aber wir haben sechs Fingernägelverloren. Der Dank: Ihn hat Halloweennach Amerika mitgenommen, mich nicht.Dennoch: Als Gitarren-Tech hatte ich einunbeschwerte Zeit. Nach fünf Tagen aufTour wusstest du, die Miete ist drin, dieStromrechnung ist bezahlt und die Kran-kenkasse auch. Und du bist noch 30 Tageauf Tour. Da machst du dir keine Sorgen.

magaScene: Und über was macht mansich heute Sorgen?Thomsen: Es gibt viele Leute in der Bran-che, die Probleme kreieren, um sie dannselber zu lösen – immer in der Hoffnung,dass andere sehen wie wichtig sie sind.

magaScene: Heute ist dein Job ein Aus-bildungsberuf?Thomsen: Das Berufsbild heißt Fachkraftfür Veranstaltungstechnik. Die große Ge-fahr besteht, dass ich viele der jungen Leu-te von dem Show-Business blenden lassen.Wir feiern keine tagelangen Partys imScheinwerferlicht. Bei uns werden LKW’sbe- und entladen, Konzerte auf- und abge-baut, strapaziöse Reisen auf sich genom-men. Und man hat oft Termindruck. UnserAlltag hat nur bedingt Glamour.

magaScene: Du hast bestimmt noch zumAbschluss eine schöne Anekdote aus demRock-Biz-Alltag parat.Thomsen: Wir waren mit den Scorpionsauf Jamaica. Am Abend vor unsere Showspielten Kiss. Später an diesem Abendstand ich bei Doc McGhee, dem Managervon Kiss und beobachtete einen Kampf imVollkontakt-Boxen, eine Art Vorprogrammfür die Kiss-Show. Während des Kampfes,der nicht enden wollte, kam der Tourmana-ger von Kiss und sagte zu Doc: Das Konzertmuß beginnen, die Schminke fängt an zuverlaufen. Kein Wunder bei 32 Grad.

magaScene: Die Autogramme auf demRamones-Plakat dort drüben sindbestimmt echt?Thomsen: Ich habe alle ihre Tourneen hierbetreut. Und alle, die hier reinkommen, fra-gen, ob die Unterschriften echt sind.

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