gef•hrlichkeit des echten h ausschw am m es nach ... · kommt es weiterhin zu einem kapillaren...

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Autor: Dr. Tobias Huckfeldt, Hohe Liedt 75, 22417 Hamburg Ergnzt aus Schtzen und Erhalten (des DHBV) 2008/4, S. 10-13 1 von 4 Gefhrlichkeit des Echten Hausschwammes Serpula lacrymans (Wulf in Jacq.: Fr.) Schroeter – Coniophoraceae In Gebuden wurden bisher ber 100 Arten von Gropilzen nachgewiesen, die ein unterschiedliches Fulepotenzial haben (SCHMIDT & HUCKFELDT 2005). Die meisten Arten verursachen eine Weifule. Gemessen an den Fallzahlen berwiegen jedoch die Schden durch Braunfule-Pilze mit 60-70 % der Beflle (Tab. 1). Unter den Hausfulepilzen nimmt eine Art eine herausragende Rolle ein: der Echte Hausschwamm (Serpula lacrymans) (DIN 68800-4: 1992; JENNINGS & BRAVERY 1991; GROSSER et al. 2004; SCHMIDT 2006). Bekannt sind die hufiger auftretenden Fruchtkrper am Mauerwerk (Abb. 9-Abb. 13), die auch whrend einer Sanierung auftreten knnen (Abb. 8 u. Abb. 15) und die Strnge und Mycelien im Mauerwerk (Abb. 1 u. Abb. 10). Weniger gelufig ist das Vorkommen des Echten Haus- schwammes an Fachwerk und Fenstern (HUCKFELDT 2009). Weitere hufige Arten und Arten-Gruppen von Fulepilzen aus Gebuden fasst Tab. 1 zusammen. Von der Vielzahl der in Gebuden nachgewiesenen Gropilze verursach- en nur wenige Arten so massive Schden, dass hufiger ein Rckbau bis zum Rohbauzustand eines Gebudes notwendig wird (GROSSER 1985). An solchen Schden ist der Echte Hausschwamm berproportional beteiligt. Je nach Region verursacht dieser Pilz 20-50 % aller Schden (Literatur- Auswertung siehe in HUCKFELDT et al. 2005). Der Echte Hausschwamm kann sich in Gebuden nur ansiedeln, wenn eine Feuchtigkeitsquelle vorhan- den ist, die ausreicht, um Holz ber Fasersttigung anzufeuchten. Hier wird ein Wert von 30 u m % diskutiert; unterhalb dieser Schwelle scheint kein Neu- befall mglich (WLCHLI 1980). Untersuchungen hierzu fehlen allerdings. Die Werte beziehen sich auf die Trockenmasse (m), das „u“ gibt an, dass die Messungen nach DIN 52183 (1992) erfolgten. Fr die Gefhrlichkeit der hufigen Hausfulepilze scheinen im Ver- gleich mit anderen Pilzen in Gebuden vor allem folgende Eigenschaften entscheidend zu sein (Tab. 2): a) Die Fhigkeit, anorganische Materialien zu durchwachsen (Strnge im Mauerwerk – H UCKFELDT 2009). Fr neun Hausfulepilz-Arten ist ein Durchdringen von anorganischen Materialien nachgewiesen: Echter Hausschwamm (Abb. 2; H INTERBERGER & GRINDA 1984; DIN 68800-4: 1992), Wilder Hausschwamm (S. himantioides , Abb. 3), Brauner Kel- lerschwamm (Abb. 5; Coniophora puteana, F ALCK 1913; B RAVERY et al. 2003; J ENNINGS & B RAVERY 1991), Marmorierter Kellerschwamm (C. marmorata , H UCKFELDT 2009), Weier Breitsporiger Porenschwamm (Antrodia vaillantii ,GROSSER et al. 2004), Gelber Porenschwamm ( A. xantha), Kiefern-Fltlingshaut (Leucogyrophana pinastri , HUCKFELDT 2009), Ockerfarbener Sternsetenpilz (Asterostroma cervicolor ,B RAVERY et al. 2003) und Lachsfarbener Sternsetenpilz ( A. laxum , HUCKFELDT & S CHMIDT 2005). Auch einige Tintlinge ( Coprinus spp. – Abb. 6) und Tab. 1: Hufigkeit [in %] von Hausfule- pilzen in Gebuden (Anteil der Arten); es wurden 1680 Proben ausgewertet, ergnzt nach (HUCKFELDT & SCHMIDT 2005). Braunfule-Erreger B 66,8 Weifule-Erreger W 21,4 Moderfulepilze M 11,8 Hausschwmme B 23,4 Kellerschwmme B 15,7 Moderfulepilze M 11,8 Porenschwmme B 11,2 Hausporling und Feuerschwmme W 7,2 Blttlinge B 4,1 Saftporling B 3,6 Rinden und Schichtpilze W 3,6 Lamellenpilze mit Weifule W 3,3 Fltlingshute B 2,8 Lamellenpilze mit Braunfule B 2,7 Sternsetenpilze W 2,7 Stachelsporlinge W 1,7 Eingeschleppte Pilze B 1,1 Andere Feuerschwmme W 0,9 Porenschwmme mit Weifule W 0,6 Gallerttrnen B 0,6 Trameten W 0,5 Fruchtkrper, ohne Befund 1,3 Fule ohne Mycel, ohne Befund 1,3 Abb. 1: Weies, wattiges Mycel des Echten Hausschwammes im Mauerwerk (); die im Mauerwerk wachsenden Strnge versorgen die zimtbraunen Fruchtkrper (rechts). Es sind Angst- oder Notfruchtkrper, die whrend einer Sanierung auftraten und ein sicheres Zeichen fr einen aktiven Befall sind, also ein wachsender / vitaler Schwamm vorliegt. Abb. 2: Weies , lappiges Mycel des Echten Hausschwammes durch- dringt den Raum zwischen Teerpappe und Nagel. Selbst kleinste Ritzen werden auf der Suchenach Nhrstoffquellen durchwachsen ( ) . Abb. 3: Graue Strnge des Wilden Hausschwammes wachsen am Mauerwerk und durchwachsen es (); das Mycel wuchs hier hinter Unrat in einem Kellerraum mit Betondecke. Nahrungsgrundlage waren Fenster-Teile und eine „verlorene“ Holzschalung.

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Page 1: Gef•hrlichkeit des Echten H ausschw am m es nach ... · kommt es weiterhin zu einem kapillaren Aufsteigen von Wasser, z. B. in St•ndern und Pfosten. Fruchtk—rper und Str•nge

Autor: Dr. Tobias Huckfeldt, Hohe Liedt 75, 22417 HamburgErg�nzt aus Sch�tzen und Erhalten (des DHBV) 2008/4, S. 10-13

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G ef � h r l ich k e it d e s E ch t en H au ss ch w a m m esSerpula lacrymans (Wulf in Jacq.: Fr.) Schroeter – Coniophoraceae

In Geb�uden wurden bisher �ber 100 Arten von Gro�pilzen nachgewiesen, die ein unterschiedliches F�ulepotenzial haben (SCHMIDT & HUCKFELDT 2005). Die meisten Arten verursachen eine Wei�f�ule. Gemessen an den Fallzahlen �berwiegen jedoch die Sch�den durch Braunf�ule-Pilze mit 60-70 % der Bef�lle (Tab. 1). Unter den Hausf�ulepilzen nimmt eine Art eine herausragende Rolle ein: der Echte Hausschwamm (Serpula lacrymans) (DIN 68800-4: 1992; JENNINGS & BRAVERY 1991; GROSSER et al. 2004; SCHMIDT 2006). Bekannt sind die h�ufiger auftretenden Fruchtk�rper am Mauerwerk (Abb. 9-Abb. 13), die auch w�hrend einer Sanierung auftreten k�nnen (Abb. 8 u. Abb. 15) und die Str�nge und Mycelien im Mauerwerk (Abb. 1 u. Abb. 10). Weniger gel�ufig ist das Vorkommen des Echten Haus-schwammes an Fachwerk und Fenstern (HUCKFELDT 2009). Weitere h�ufige Arten und Arten-Gruppen von F�ulepilzen aus Geb�uden fasstTab. 1 zusammen.Von der Vielzahl der in Geb�uden nachgewiesenen Gro�pilze verursach-en nur wenige Arten so massive Sch�den, dass h�ufiger ein R�ckbau bis zum Rohbauzustand eines Geb�udes notwendig wird (GROSSER 1985). An solchen Sch�den ist der Echte Hausschwamm �berproportional beteiligt. Je nach Region verursacht dieser Pilz 20-50 % aller Sch�den (Literatur-Auswertung siehe in HUCKFELDT et al. 2005). Der Echte Hausschwammkann sich in Geb�uden nur ansiedeln, wenn eine Feuchtigkeitsquelle vorhan-den ist, die ausreicht, um Holz �ber Fasers�ttigung anzufeuchten. Hier wird ein Wert von 30 um% diskutiert; unterhalb dieser Schwelle scheint kein Neu-befall m�glich (W�LCHLI 1980). Untersuchungen hierzu fehlen allerdings. Die Werte beziehen sich auf die Trockenmasse (m), das „u“ gibt an, dass die Messungen nach DIN 52183 (1992) erfolgten.F�r die Gef�hrlichkeit der h�ufigen Hausf�ulepilze scheinen im Ver-gleich mit anderen Pilzen in Geb�uden vor allem folgende Eigenschaften entscheidend zu sein (Tab. 2):a) Die F�higkeit, anorganische Materialien zu durchwachsen (Str�nge im

Mauerwerk – HUCKFELDT 2009). F�r neun Hausf�ulepilz-Arten ist ein Durchdringen von anorganischen Materialien nachgewiesen: Echter Hausschwamm (Abb. 2; HINTERBERGER & GRINDA 1984; DIN 68800-4:1992), Wilder Hausschwamm (S. himantioides, Abb. 3), Brauner Kel-lerschwamm (Abb. 5; Coniophora puteana, FALCK 1913; BRAVERY et al. 2003; JENNINGS & BRAVERY 1991), Marmorierter Kellerschwamm (C. marmorata, HUCKFELDT 2009), Wei�er Breitsporiger Porenschwamm (Antrodia vaillantii, GROSSER et al. 2004), Gelber Porenschwamm (A.xantha), Kiefern-F�ltlingshaut (Leucogyrophana pinastri, HUCKFELDT2009), Ockerfarbener Sternsetenpilz (Asterostroma cervicolor, BRAVERYet al. 2003) und Lachsfarbener Sternsetenpilz (A. laxum, HUCKFELDT & SCHMIDT 2005). Auch einige Tintlinge (Coprinus spp. – Abb. 6) und

Tab. 1: H�ufigkeit [in %] von Hausf�ule-pilzen in Geb�uden (Anteil der Arten); es wurden 1680 Proben ausgewertet, erg�nzt nach (HUCKFELDT & SCHMIDT 2005).Braunf�ule-Erreger B 66,8Wei�f�ule-Erreger W 21,4Moderf�ulepilze M 11,8Hausschw�mme B 23,4Kellerschw�mme B 15,7Moderf�ulepilze M 11,8Porenschw�mme B 11,2Hausporling und Feuerschw�mme W 7,2Bl�ttlinge B 4,1Saftporling B 3,6Rinden und Schichtpilze W 3,6Lamellenpilze mit Wei�f�ule W 3,3F�ltlingsh�ute B 2,8Lamellenpilze mit Braunf�ule B 2,7Sternsetenpilze W 2,7Stachelsporlinge W 1,7Eingeschleppte Pilze B 1,1Andere Feuerschw�mme W 0,9Porenschw�mme mit Wei�f�ule W 0,6Gallerttr�nen B 0,6Trameten W 0,5Fruchtk�rper, ohne Befund 1,3F�ule ohne Mycel, ohne Befund 1,3

Abb. 1: Wei�es, wattiges Mycel des Echten Hausschwammes im Mauerwerk (↑); die im Mauerwerk wachsenden Str�nge versorgen die zimtbraunen Fruchtk�rper (rechts). Es sind Angst- oder Notfruchtk�rper, die w�hrend einer Sanierung auftraten und ein sicheres Zeichen f�r einen aktiven Befall sind, also ein wachsender / vitaler Schwamm vorliegt.

Abb. 2: Wei�es, lappiges Mycel des Echten Hausschwammes durch-dringt den Raum zwischen Teerpappe und Nagel. Selbst kleinste Ritzen werden auf der „Suche“ nach N�hrstoffquellen durchwachsen (↑).

Abb. 3: Graue Str�nge des Wilden Hausschwammes wachsen am Mauerwerk und durchwachsen es (↑); das Mycel wuchs hier hinter Unrat in einem Kellerraum mit Betondecke. Nahrungsgrundlage waren Fenster-Teile und eine „verlorene“ Holzschalung.

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Dr. Tobias Huckfeldt, Hohe Liedt 75, 22417 Hamburg; Tel: 040 / 2000 54 24; E-Mail: [email protected]

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Becherlinge (Peziza spp.), die jedoch keine oder eher schwache Holz-zerst�rer sind, durchwachsen zur Fruchtk�rperbildung anorganische Materialien (BULLER 1924). Dem Echten Hausschwamm kommt hier keine Sonderrolle zu, auch wenn seine Fruchtk�rper besonders ein-drucksvoll sind (Abb. 8-Abb. 13).

b) Die F�higkeit, Holz unter Fasers�ttigung von einer Feuchtigkeits-quelle aus zu bewachsen (Tab. 2). Dies ist bisher f�r den EchtenHausschwamm, den Ausgebreiteten Hausporling (Donkioporia expansa), den Braunen Kellerschwamm, den Wei�en BreitsporigenPorenschwamm und Tannenbl�ttling (Gloeophyllum abietinum) nachgewiesen. Dem Echten Hausschwamm kommt auch hier keineSonderrolle zu.

c) Die F�higkeit, dichtes Oberfl�chenmycel zu bilden (Abb. 1), um die Austrocknung des befallenen Holzes zu verlangsamen: Beson-ders dichte Mycelien bilden der Ausgebreitete Hausporling (Abb. 4) und der Tannenbl�ttling, gefolgt vom Echten Hausschwammund dem Wei�en Breitsporigen Porenschwamm. Dagegen bildender Braune Kellerschwamm und der Wilde Hausschwamm, nur d�nne Oberfl�chenmycelien an der Wachstumsgrenze (HUCKFELDT & SCHMIDT 2006). Dem Echten Hausschwamm kommt hier ebenfalls keine Sonderrolle zu.

d) Die F�higkeit, in trockenem Holz zu �berdauern, das hei�t, in der so genannten „Trockenstarre“ zu �berleben: Der Rosa Saftporling (Oligoporus placenta) �berlebte in einem Langzeitversuch bei 20�C elf Jahre, der Wei�e Breitsporige Porenschwamm und der Tan-nenbl�ttling erreichten neun Jahre, der Braune Kellerschwamm und der Ausgebreitete Hausporling drei Jahre, der Wilde Haus-schwamm zwei Jahre und der Echte Hausschwamm �berdauerte ein Jahr (THEDEN 1972).

Abb. 5: Dunkle Str�nge des Braunen Kellerschwammes (Coniophora puteana) wachsen am Mauerwerk und durchwachsen es.

Abb. 6: Cremefarbene bis braune Str�nge des Haus-Tintlings (Coprinussp.) durchwachsen eine kiesreiche Sch�ttung einer Zimmerdecke.

Tab. 2: Vergleich des Echten Hausschwammes und anderer Hausf�ulepilze (ver�ndert nach HUCKFELDT, 2008)*Feuchtigkeitsanspr�che f�r das Bewachsen von Kiefern-Splintholz von einer nahen Feuchtigkeitsquelle aus (max. 20 cm.)

Art Eigenschaft(latein. Name; F�uletyp)

Wachstumsfeuchte auf dem Holz*

Mycel-Abschotten

Wanddurch-wuchs

Echte Strang-bildung

Auswuchs aus dem Mauerwerk

�berdauerung im tr. Holz (THEDEN 1972)

Echter Hausschwamm(Serpula lacrymans; Braunf�ule)

20,3-21,0 um% gut in der Regel ja ja 1 Jahr

Brauner Keller- oder Warzenschwamm(Coniophora puteana; Braunf�ule)

17,5 um% schwach in der Regel ja unbekannt 2 Jahr

Ausgebreiteter Hausporling(Donkioporia expansa; Wei�f�ule)

21,0 um% sehr gut nein nein nein ca. 3 Jahre

Wei�er Porenschwamm/Braunf�uletramete(Antrodia vaillantii; Braunf�ule)

19,4-22,4 um% m��ig selten ja unbekannt 9 Jahre

Wilder Hausschwamm(Serpula himantioides; Braunf�ule)

21,7 um% schwach in der Regel ja unbekannt 2 Jahr

Rosa Saftporling (Oligoporus placenta; Braunf�ule

unbekannt schwach selten ja, aber nur kurze

unbekannt 11 Jahre

Kiefern-F�ltlingshaut(Leucogyrophana pinastri; Braunfaule)

29,9 um% schwach in der Regel ja zweifelhaft unbekannt

Abb. 4: Dicke, braune Oberfl�chenmycelien des Ausgebreiteten Hausporling (Donkioporia expansa) �berziehen ein Paar Schuhe im Inneren eines geschlossenen Schrankes (Foto: Kittel).

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Dr. Tobias Huckfeldt, Hohe Liedt 75, 22417 Hamburg; Tel: 040 / 2000 54 24; E-Mail: [email protected]

Gef�hrlichkeit des Echten Hausschwammes (Serpula lacrymans); erg�nzt aus S & E 2008, S. 10-13 3 von 4

Hinsichtlich der Pilzaktivit�t in Geb�uden scheinen F�higkeiten wie hohe Temperaturen zu �berstehen und Wasser zu transportieren weniger wichtig zu sein. Hohe Temperaturen treten im Geb�ude-Inneren selten auf und sind dann meist mit Trockenheit verbunden (Sommer), so dass die Bildung von �berdauerungs-Stadien f�r einen Pilz wichtig ist. Ausnahmen sind Fensterh�lzer und Dachst�hle, die hier nicht betrachtet werden(CARTWRIGHT & FINDLAY 1958).Im Hinblick auf einen Wassertransport zeigte der Echte Hausschwamm keine besonderen F�higkeiten. Eine geringe Befeuchtung, die bei allen untersuchten F�ulepilzen beobachtet werden kann, d�rfte mit den insbesondere an den Wachstums-R�ndern auftreten-den Guttationstropfen zusammenh�ngen. Der vermutlich bei vielen Hausf�ulepilzen stattfindende Wassertransport kann in dicht „verpackten“ Konstruk-tionen, wie unbel�fteten D�chern, Holz unter B�dern und unter dichten Fu�bodenbel�gen wie Laminat und PVC, aus denen Wasser praktisch nicht mehr entweichen kann, gleichwohl zu betr�chtlichenSch�den f�hren.Im Hinblick auf den pilzlichen Wassertransport im Holz ist der ohnehin vorhandene Wassertransport im kapillar aufgebauten Holz von Bedeutung und dieser ist von der Wassermenge durch den aktiven Transport abzuziehen. Wasser wird von feuchten W�nden besonders in anliegende Deckenbalken und Schwellen kapillar transportiert (Abb. 7). �ber l�ngere Zeitr�ume kommt es weiterhin zu einem kapillaren Aufsteigen von Wasser, z. B. in St�ndern und Pfosten.

Fruchtk�rper und Str�nge des Echten Hausschwammes (Serpula lacrymans) am Mauerwerk

Abb. 8: Eingebettete Fruchtk�rper (↑) des Echten Hausschwammes sind w�hrend einer Sanierung gewachsen, kr�ftige Luftmycelbildung (↑); die Quer-L�ftung des Kellers w�hrend eines Baustopps war unzureichend.

Abb. 9: Str�nge versorgen einen faltig gewundenen Fruchtk�rper des Echten Hausschwammes und durchziehen das Mauerwerk (↑); das Mauerwerk wurde aufgeschlagen.

Abb. 10: Str�nge des Echten Hausschwammes in den Fugenspalten und Ritzen des Mauerwerks (↑); der Putz wurde abgestemmt.

Abb. 11: Graue, dicke Str�nge und lappiges Mycel des Echten Haus-schwammes am Mauerwerk (↑); die Wandverkleidung wurde entfernt.

Abb. 7: Str�nge und lappiges, braun-graues Mycel des Echten Hausschwammes imInneren eines Mauerbalkens (Innenf�ule). Der Balken war dreiseitig ohne erkennbaren Schaden und klang nicht hohl. Das Innere zeigt eine massive Innenf�ule (Braunf�ule);Begleitschaden durch den Balkenkopf-Pochk�fer / Schwammholzk�fer (Trypopitys carpini).

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Dr. Tobias Huckfeldt, Hohe Liedt 75, 22417 Hamburg; Tel: 040 / 2000 54 24; E-Mail: [email protected]

Gef�hrlichkeit des Echten Hausschwammes (Serpula lacrymans); erg�nzt aus S & E 2008, S. 10-13 4 von 4

FazitDie Gef�hrlichkeit des Echten Hausschwammes (Serpula lacrymans) beruht darauf, dass er als einziger Hausf�ulepilz die vier wichtigen F�higkeiten zum Besiedeln eines Geb�udes beherrscht. Diese F�higkeiten seien hier noch einmal kurz genannt:1. anorganische Materialien zu durchwachsen (versteckte Lebensweise mit Strangwachstum im Mauerwerk – Abb. 15);2. Holz mit einer Feuchte von unter Fasers�ttigung zu bewachsen, wenn eine Feuchtequelle in der N�he ist;3. dichtes Oberfl�chenmycel auf Holz unter Fasers�ttigung zu bilden und4. in trockenem Holz zu �berdauern, das hei�t, einer so genannten „Trockenstarre“ zu �berdauern.Bei der Betrachtung einzelner F�higkeiten sind dagegen andere Pilze deutlich „leistungsst�rker“ (Tab. 2). Die Sonderstellung des Echten Hausschwammes l�sst sich auch an einer eigens f�r ihn entstandenen Norm ablesen (DIN ENV 12404). Die Sanierung ist i. d. R. nach DIN 68800-4 zu planen und auszuf�hren. Weiteres ist in einem Normkommentar (ANONYMUS 1998) und einem WTA-Merkblatt erl�utert (GROSSER et al. 2004); so auch Ausnahmen zur Normausf�hrung. Das Abweichen von der Norm (DIN 68800-4) ist mit Risiken verbunden! Untersuchungs- und Sanierungs-Schritte sollten mit einem Sachverst�ndigen oder einem Fachbetrieb f�r Schwammsanierung beraten werden.

LiteraturAnonymus (1998) Holzschutz; Erl�uterungen zu DIN 68800-2, -3, -4. Hrsg. DIN und DGfH, Beuth-Kommentare, Beuth, BerlinBravery, A. F.; Berry, R. W.; Carey, J. K.; Cooper, D. E. (2003) Recognising wood rot and insect damage in buildings, BRE Bookshop, GarstonBuller, A. H. R. (1924) Psathyrella disseminata, Researches on fungi. Vol. III. Longmans, New-YorkCartwright, K. St. G.; Findlay, W. P. K. (1958) Decay of timber and its prevention, His Majesty’s Stationery Office, LondonDIN 52183 (1992) Pr�fung von Holz - Bestimmung des Feuchtigkeitsgehaltes, Beuth, Berlin 1977DIN 68800-4 (1992; Neuentwurf liegt vor) Holzschutz – Teil 4: Bek�mpfungsma�nahmen gegen holzzerst�rende Pilze und Insekten, Beuth, BerlinDIN ENV 12404 (1997) Bestimmung der Wirksamkeit eines Schutzmittels gegen �berwachsen von „Echtem Hausschwamm“ Serpula

lacrymans (Schumacher ex Fries) F. S. Gray vom Mauerwerk auf das Holz (Laboratoriumsverfahren). Beuth, Berlin, 17 S. Falck, R. (1913) �rtliche Krankheitsbilder des echten Hausschwammes. In: R. Falck (Hrsg.): Mykologische Untersuchungen und

Berichte 1, Fischer Jena, S. 1-20Grosser, D. (1985) Pflanzliche und tierische Bau- und Werkholz-Sch�dlinge, DRW, Leinfelden-EchterdingenGrosser, D.; Flohr, E.; Eichhorn, M. (2004) WTA-Merkblatt X-X-04-D „Echter Hausschwamm“, Wissenschaftlich-Technischer Arbeitsgemeinschaft Bauwerkserhaltung Denkmalpflege Hinterberger, H.; Grinda, M. S. (1984) Pr�fverfahren f�r Schutzmittel gegen Schwamm im Mauerwerk, In: Cymorek, S., Ehrenteich, W., Metzner, W. (Hrsg.): Holzschutz, DRW, Leinfelden-Echterdingen, S. 86-89Huckfeldt, T. (2003) �kologie und Cytologie des Echten Hausschwammes (Serpula lacrymans) und anderer Hausf�ulepilze, Mitteil. BFH 113Huckfeldt, T. (2009) Sch�den durch Pilze und Pflanzen. In: Huckfeldt, T.; Wenk, H.-J. (Hrsg.) Holzfenster. R. M�ller, K�ln, 163-208Huckfeldt, T. (2009) Seltene Pilze am und im Mauerwerk. In: Venzmer, H. (Hrsg.) Bauwesen Forum, Altbausanierung. Vortrag: 17. Hanseatischen Sanierungstage, Fraunhofer IRB / Beuth, Stuttgart, S. 136-148Huckfeldt, T.; Melcher, E. (2007) Moderf�ulepilze. In: Venzmer, H. (Hrsg.) Europ�ischer Sanierungskalender 2008, Beuth, Berlin, S. 233-250Huckfeldt, T.; Schmidt, O. (2005) �kologie der Hausf�ulepilze, Schriftenreihe. Inst. Med. Mikrobiol. Hyg. Med. Uni. L�beck, S. 75-90Huckfeldt, T.; Schmidt, O. (2006) Hausf�ule- und Bauholzpilze, R. M�ller, K�lnHuckfeldt, T.; Schmidt, O.; Quader, H. (2005) �kologische Untersuchungen am Echten Hausschwamm und

weiteren Hausf�ulepilzen, Holz Roh- Werkstoff 63, S. 209-219Jennings, D. H.; Bravery, A. F. (1991) Serpula lacrymans. J. Wiley, ChichesterKempe, K. (1999) Dokumentation Holzsch�dlinge, Bauwesen, BerlinSchmidt, O. (2006) Wood and tree fungi. Springer, BerlinSchmidt, O.; Huckfeldt, T. (2005) Geb�udepilze. In: M�ller, J. (Hrsg.): Holzschutz im Hochbau. IRB, Stuttgart, S. 44-72Theden, G. (1972) Das Absterben holzzerst�render Pilze in trockenem Holz. Mat. Org. 7, S. 1-10W�lchli, O. (1980) Der Echte Hausschwamm – Erfahrungen �ber Ursachen und Wirkungen seines Auftretens. Holz

Roh- Werkstoff 38, S. 169-174

AnschriftDr. rer. nat. Dipl.-Biol. Tobias HuckfeldtHohe Liedt 75, 22417 HamburgTel.: 040-2000 5424 // Fax.: 040-2000 5425 // Mobil: 0160 / 32 62 615E-Mail: [email protected] // Netz: www.hausschwamminfo.deAlle Abbildungen stammen, soweit nicht anders gekennzeichnet, vom Autor.

Abb. 12: Neuer Auswuchs von Fruchtk�rpern des Echten Haus-schwammes (↑) an einer Betondecke, die Mycelien haben die Decke durchwachsen; Spuren eines entfernten Fruchtk�rpers sind als dunkle Stellen und Mycelresten sichtbar (↑).

Abb. 13: Konsolenf�rmige, zimtbraune Fruchtk�rper des Echten Haus-schwammes (Serpula lacrymans) an einer Drempelmauer; die Frucht-schicht liegt auf der Hut-Unterseiten; auf der Oberseite liegt Sporenstaub.

Abb. 14: Strang-Anschnitt des Echter Hausschwammes; ca. 3 mm breit

Abb. 15: Str�nge (↑) des Echten Hausschwammes versor-gen einen frischen Fruchtk�rper; Bodenbelag aufgeschlagenen; die Str�nge wachsen in den Fugen.