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Ausgabe 12 Fokus Zukunft DIGITALISIERUNG DER LOGISTIK

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Ausgabe 12

Fokus ZukunftDIGITALISIERUNG DER LOGISTIK

REGIONALISIERUNG

TECHNIK

PRODUKTZYKLEN

TRANSPARENZ PREDICTIVE ANALYTICS

BUSINESS EXCELLENCE

SMART THINKING

INNOVATIONS-PROZESSE

HIGH TECH

INDIVIDUALISIERUNG

NACHHALTIGKEIT

VISIONEN

WISSENS- MANAGEMENT TECHNOLOGIEN

TREND SCOUTING

ZUKUNFTSMÄRKTE

DIGITALISIERUNG

PROJEKTpraxis

Blick in die ZukunftDie Logistik ist im Umbruch: Schon in wenigen Jahren wird sich unsere Branche fundamental verändert haben – nichts bleibt, wie es ist. Das gilt für DB Schenker genauso wie für Sie, unsere Kunden. Wohin die Reise geht, zeigen wir in dieser Ausgabe.

Editorial

Digital und effizient

Der Lebensabschnittsgefährte

Interview: „Es gibt viel zu erleben!“

Revolution auf den Weltmeeren

Interview: Prof. Dr. ten Hompel

Papierfrei über den Wolken

Zukunft wider Willen?

Mensch bleibt Mensch

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Inhalt

ImpressumSchenker Deutschland AGZentrale UnternehmenskommunikationLanger Kornweg 34E65451 [email protected]/de

Verantwortlich für den Inhalt Leiterin interne und externe Kommunikation: Sherin Ibrahim

Redaktion BuckNovak CP | PR GbR, Maren Steppuhn

Bildnachweis: TWENTY ONE BRANDS GmbH, Deutsche Bahn AG; Chungking/Shutterstock; Chesky/Shutterstock; Tobias Heyer/Deutsche Bahn AG; Michael Neuhaus/Schenker Deutschland AG; Schenker Deutschland AG; Petr Jilek/Shutterstock ; ten Hompel/Frauenhofer IML; Michael Neuhaus/Schenker Deutschland AG; Rudolf Klausnitzer; Sergey Nirvens/Fotolia

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Die Logistik der Zukunft: Das ist die Vision einer Branche, die mithilfe von Hightech und hoch motivierten Mitarbeitern die globalisierte Wirt-schaft zuverlässig am Laufen hält. Effizient, intelligent und nachhaltig.

So könnte das aussehen: Warehouse-Mitarbeiter stellen mit ihren smarten Datenbrillen Sendungen zusammen. Drohnen übernehmen den Transport der Güter zu Kunden in verstopften Metropolen oder fernab der Städte auf dem Land – und sind wichtige Helfer bei der Verwaltung der Bestände in Lagerhäusern. Vollautomatische Verkehrsmittel – in der Luft, zu Was-ser und auf der Straße – werden das Rückgrat unserer Branche.

Was ist dran an diesen Visionen? Welchen Ein-fluss hat die zunehmende Digitalisierung auf unser Geschäft? Vieles von dem, was sich wie

Zukunftsmusik anhört, ist heute schon machbar, vieles werden wir in diesem Jahr weiter angehen. Damit beschäftigen wir uns in dieser Ausgabe der PROJEKTpraxis.

Sicher ist: Schon in wenigen Jahren werden wir vollkommen anders arbeiten als heute. Eines aber wird bleiben: Auch in Zukunft ist das di-rekte Gespräch mit Ihnen für mich und meine Kollegen unverzichtbar. Nur so können wir die besten Lösungen für Sie finden. Und nur so können wir innovative Ideen umsetzen, unsere Stärken nutzen – und gemeinsam davon profitieren.

Ich wünsche Ihnen ein gutes Neues Jahr 2015.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dr. Hansjörg RodiVorstandsvorsitzender der Schenker Deutschland AG

Auch in Zukunft ist das direkte Gespräch mit Ihnen für mich und meine Kollegen unverzichtbar.

Editorial

Die Zukunft hat längst begonnen

05 PROJEKTpraxis

Niemand kann die Zukunft vorhersehen. Und doch: Die Menschen wollen schon heute wissen, wie die Welt im Jahr 2050 aussehen wird. Sicher ist: In den Ballungsräumen von morgen wird die Mobilität eine zentrale Rolle spielen. Wie Menschen und Waren transportiert werden – das entscheidet auch über die künftige Lebensqualität.

Digital und effizient

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Exzellent vernetzt und mitten im Herzen Euro-pas: Der Transitverkehr in Deutschland wird weiter wachsen, denn er liegt mitten in den europäischen Verkehrsströmen. Experten gehen davon aus, dass hierzulande im Jahr 2050 fast 5,5 Milliarden Tonnen Güter transportiert wer-den – im Vergleich zu 4,7 Milliarden heute. Die Güterverkehrsleistung wird von 643 Milliarden Tonnenkilometer auf mehr als 1.200 Milliarden Tonnenkilometer steigen. Auch in Zukunft wird ein Großteil dieser Güter auf der Straße trans-portiert werden – nicht nur im Binnenverkehr, sondern vor allem international. Das hat Folgen. Für die Infrastruktur – sie muss ein Fünftel mehr Güter als heute mit weit höheren Kilometerleis-tungen bewältigen. Und für die Logistiker, die Warenströme planen, Fabriken versorgen und den Handel aufrechterhalten.

Waren und Transportmittel kommunizieren

Moderne Technik wird einen wichtigen Beitrag leisten, um in Zukunft effizient und nachhaltig zu transportieren. „Die Digitalisierung der Liefer-ketten ist die wichtigste Voraussetzung für die nachhaltigen und transparenten Logistikkonzepte der Zukunft“, sagt Dr. Hansjörg Rodi, Vorstands-vorsitzender der Schenker Deutschland AG. „Sie ermöglicht moderne logistische Systeme. Und sie sorgt dafür, dass Waren, Transportbehälter oder Beförderungsmittel miteinander kommunizieren.“ So lenken künftig digitale Steuerungssysteme den Verkehr. Fahrzeuge verfügen immer über ak-tuellste Verkehrsinformationen, um selbstständig Routen zu optimieren oder Transporte umzulei-ten. Und eine intelligente Planung von Verkehren und Routen sorgt dafür, dass die Auslastung von Fahrzeugen steigt. „Ein solches modernes Ver-kehrssystem könnte alleine 4,4 Milliarden Euro jährliche Staukosten vermeiden“, sagt Martina Koederitz, Präsidiumsmitglied des IT-Branchen-verbandes BITKOM.

Die Schenker Deutschland AG setzt seit geraumer Zeit auf Telematik, um Produktionsprozesse effi-zienter zu gestalten: Seit 2012 sind alle Wechsel-brücken mit speziellen GPS-Modulen ausgestat-tet, die um Temperatur- und Bewegungssensoren erweitert werden können. Schon bald könnte ein wahres Zeitalter der cyber-physikalischen Systeme anbrechen. Sie verknüpfen automatische Syste me in den Fahrzeugen untereinander, mit an deren Fahrzeugen und mit Verkehrsleitsystemen. Be-reits seit Langem nutzen die Fahrer mobile End-geräte, um mit der Disposition in Echtzeit Aufträ-ge zu kommunizieren und zu dokumentieren.

Datenanalyse macht Logistik grün

Auch bei der Nachhaltigkeit hilft die Digitalisie-rung schon heute. „Grüne“ Kraftstoffe, Solar-paneele auf dem Dach, längere Auflieger oder eine bessere Aerodynamik sind nur einige Wege, um Kraftstoffverbrauch und Emissionen zu senken. Genauso wichtig sind Trainings in energiesparen-der Fahrweise oder die Vermeidung von Leerfahr-ten unter Nutzung des flächendeckenden Hubsys-tems. Digitale Analysen machen diese Verfahren effizienter und transparenter. Auf diese Weise ver-ringert die Schenker Deutschland AG schon heute die CO2-Emissionen ihrer Kunden und senkt den Kraftstoffverbrauch.

Zukunftsvision: Containertransport durch die Luft?

07 PROJEKTpraxis

Clever kombiniert nach Südamerika Intelligente Mobilität erfordert die Kommunikation über verschiedene Verkehrsträger hinweg – wie die Logistiker von DB Schenker beweisen: Per Zug, Lkw und Flugzeug haben sie im August 2014 für einen Elektronikhersteller erstmals den Transport über drei Kontinente hinweg organisiert. 21 Tonnen Elektronik für Mobiltelefone gelangten von Chongqing in Zentralchina über Kasachstan, Russland, Weißrussland und Polen auf der Schiene bis nach Duisburg. Von dort wurden sie mit dem Lkw zum Frankfurter Flughafen und dann per Luftfracht nach Brasilien gebracht. Diese Kombination von Verkehrsmitteln verkürzt die Laufzeit von Asien nach Süd-amerika gegenüber reiner Seefracht um fast vier Wochen.

Und schließlich sorgt nachhaltige Routenplanung da-für, den Einsatz von Ressourcen zu begrenzen: Künf-tig werden Transporte nicht mehr nach Verkehrsmit-teln zusammengestellt, sondern nach Kapazitäten und Routen: Ausschlaggebend für diese intelligent geplanten Lieferketten sind Daten über den tatsäch- lichen Logistikbedarf, der weit über den Teilenach-schub hinausgeht. „Einzelne Transportlösungen rei-chen längst nicht mehr aus“, sagt auch Aloys Winn, Vorstand Landverkehre bei der Schenker Deutschland AG. „Die Kunden erwarten globale und verkehrsträ-gerübergreifende Lösungen – inklusive Value-Added Services wie Konsolidierung und Zollabwicklung.“ Die Schenker Deutschland AG bietet heute schon an, die gesamte Bandbreite unterschiedlich großer Sendun-gen – von Paketen bis zu Ganzzügen – zu steuern und durch zusätzliche transportbezogene Dienste zu ergän-zen. Auch in diesem Bereich werden digitale Daten im-mer wichtiger. Denn nur mit ihrer Hilfe können Ver-lader und Logistiker genau erkennen, wo sich welche Waren und/oder Ladegefäße befinden – und entspre-chend flexibel weitere Verkehre planen.

Der Siegeszug der Digitalisierung in der Logistik lässt sich nicht aufhalten. Doch 2050 wird gelten: An den entscheidenden He-beln sitzen immer noch Menschen, die Warenströme steuern und kontrollieren, prognostiziert Dr. Rodi: „Deshalb stellen wir uns heute schon die Frage, wie wir unsere Mitarbeiter weiter qualifizieren, wie wir ihr Know-how heute nutzen, um morgen besser zu sein – und natürlich, wie wir auch in Zukunft die besten Köpfe gewinnen können. Unsere Entscheidungen von heute bestimmen unsere Stärke von morgen!“

Internationales Netz: Präsenz auf 5 Kontinenten.

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Wir schreiben das Jahr 2030: Der Aufbruch in die vierte Dimension hat längst stattgefunden. Die Kontraktlogistiker sind mehr als nur Dienstleister – als dauerhafte Partner der Industrie bewegen sie sich in den räumlichen Dimensionen und in der Zeit. Sie steuern Supply Chains und managen den Waren- und Produktfluss im Auftrag ihrer Kunden – und zwar über alle Verkehrsträger und alle Kon-tinente hinweg. Digitalisierung ist Trumpf! Weil Logistiker Daten gezielt analysieren, wissen sie genau, wer was zu welchem Zeitpunkt benötigt – und stellen Güter bereit, noch bevor der Auftrag erteilt worden ist.

Auch der Markt hat sich weiterentwickelt. Eine Vielzahl von kleineren Logistikern agiert mit hoch-spezialisierten Lösungen erfolgreich in Nischen. Daneben konnten große Logistikdienstleister den Markt konsolidieren. Sie haben Standards gesetzt, die in der Branche für einen wirklichen Aufbruch gesorgt haben: hohe Qualität für jedes Produkt, egal wo auf der Erde, egal wann.

Das mag von heute aus gesehen keine unwahr-scheinliche Vision sein. Denn schon jetzt ha-ben viele Dienstleister ihre Rolle weiterentwi-ckelt, von der Transportlösung zum Konzept, von der Trasse zu den Kapazitäten. „In Zukunft spielt sich der Wettbewerb nicht mehr zwischen Sparten anbietern ab, sondern zwischen den An-bie tern von Komplettlösungen“, sagt Dr. Thomas Böger, Vorstand Kontraktlogistik/SCM der Schenker Deutschland AG. Komplettlösungen – das bedeutet zum Beispiel, mal eben für einen großen Elektronikkonzern eine weltweite Re tou-ren logistik aufzubauen. Der Grund: Bei einer be-stimmten Serie eines neuen Handys wurde eine Komponente falsch verbaut und muss nun aus-getauscht werden. Die Schenker Deutschland AG bietet die Reparatur und weitere Services an: In nur drei Monaten baut der Logistiker Reparatur-

Der Lebensabschnitts-gefährte

werkstätten mit 500 speziell geschulten Technikern an fünf Standorten auf. Zudem übernimmt er den Transport der defekten Geräte in die Werkstatt so-wie die Lieferung der Ersatzhandys an die Kunden.

Solche Konzepte sind die Grundlage für die Ge-schäfte der Zukunft. „Uns spielen zwei Trends in die Hände: die Individualisierung und die Glo-balisierung“, sagt Dr. Böger. „Das Produktions-netzwerk wird globaler, die Losgrößen werden kleiner – das erhöht die Komplexität der logis-tischen Prozesse enorm! Darum ist es für viele Hersteller sinnvoll, Teile ihrer Supply Chain an einen externen Dienstleister zu delegieren.“ Der wiederum muss eng mit dem Hersteller koope-rieren und dessen Bedürfnisse begreifen, um partnerschaftlich Lösun gen zu finden. Genauso wie im richtigen Leben.

Automobilhersteller setzen Trends in der Branche.

09 PROJEKTpraxis

Lothar Rosenkranz Vorstand Informationstechnologie, Innovation und

Dienstleistungen der Schenker Deutschland AG

Erik Wirsing Leiter Zentrale Innovation

der Schenker Deutschland AG

„Es gibt viel zu erleben!“

Lothar Rosenkranz, Vorstand Informationstechnologie, Innovation und Dienstleistungen, und Erik Wirsing, Leiter

Zentrale Innovation, im Gespräch über die Zukunft der Logistik.

Interview

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Wie wird sich die Schenker Deutschland AG in 20 Jahren von heute unterscheiden?

Lothar Rosenkranz: Ich gehe davon aus, dass Logis-tik papierloser und automatisierter wird und der Einsatz von technischen Lösungen rasant zunimmt – zum Beispiel durch autonome Lastwagen oder kleine Flugroboter, die im Warehouse die Inventur übernehmen, aber auch durch vollständige digitale Prozesse inklusive Booking. In Zukunft werden wir noch enger mit unseren Kunden zusammenarbei-ten, um Informationen in Echtzeit auszutauschen. Nur so können wir einen Mehrwert generieren und zugleich flexibel bleiben.

Industrie 4.0 und das Internet der Dinge: Betrifft das auch die Schenker Deutschland AG?

Rosenkranz: Selbstverständlich. Wir sehen Indus- trie 4.0 als Chance, gemeinsam mit unseren Kunden Logistikkonzepte zu optimieren. Unser Ziel ist der „Lean Freight Forwarder“, der sämtliche Produkte aus einer Hand und über alle Kanäle steuert.

Erik Wirsing: Um die größtmögliche Automatisie-rung des künftigen Lean Freight Forwarders zu erreichen, müssen wir schon heute die Weichen stel-len – denn Industrie 4.0 bedeutet, dass sich Waren und Sendungen selbst steuern. Darum haben wir alle Wechselbrücken mit GPS-Geräten ausgestattet und sind bei RFID-Lösungen und dem Einsatz von Sensoren in der Branche ganz vorn. Ein kommendes Thema ist der 3-D-Druck – das wird heute unter-schätzt, wird aber aufgrund der zunehmenden Digi-talisierung und Automatisierung immer wichtiger.

Wie sieht es in den einzelnen Segmenten Land-verkehr, Luftfracht und Seefracht aus?

Wirsing: Zunächst einmal müssen alle voneinander lernen – Luft und See übernehmen zum Beispiel er-folgreiche Lösungen vom Landverkehr. Dort wie-derum setzen wir auf papierlose Abläufe und auto-nome, elektrisch angetriebene Lkw, aber auch auf RFID im Umschlagsbereich und eine umfangreiche Sensorik für Zustandsmeldungen von Objekten. Für perfekt gestaltete Supply Chains greifen wir künftig verkehrsträgerübergreifend auf Big Data-Analysen zurück. In der Logistik ergänzen wir dies durch Big Data-Analysen für clevere Lagerlogistikkonzepte und Optimierungen sowie durch Simulationen für die Planung und das Erschließen von Potenzialen.

Wie bereiten Sie das vor?

Rosenkranz: Wir investieren viel Geld in Innovation und bereiten mit gezielten Forschungs- und Entwick-

lungsprojekten schon heute die Dienstleistungen der Zukunft vor – zum Beispiel beim Thema Elektromo-bilität. Außerdem verzahnen wir unsere Ansätze mit den Innovationsbestrebungen im DB-Konzern. Und schließlich verstehen wir uns als Träger für Open Innovation. Das heißt: Gemeinsam mit Kun-den, Hochschulen, Partnern und Lieferanten arbei-ten wir an Lösungen für morgen.

Haben Sie darum mit dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund das „DB Schenker Enterprise Lab for Logistics and Digitization“ gegründet?

Rosenkranz: Ja, denn wir sind nicht so blauäugig zu glauben, dass wir alles selbst können. Um besser zu werden, brauchen wir Technik, die es heute noch nicht von der Stange gibt. Fraunhofer bietet hier ein ideales Betätigungsfeld.

Wirsing: Digitalisierung als Zukunftstrend hat direkten Einfluss auf Logistik. Mit dem Enterprise Lab haben wir eine ideale Schnittstelle zwischen Forschung und Wirtschaft geschaffen, um uns darauf vorzubereiten.

Wie finden Sie die Mitarbeiter von morgen? Was müsste sich in der Ausbildung ändern?

Rosenkranz: Wir sind da recht selbstbewusst: DB Schenker muss so attraktiv sein, dass die Mit-arbeiter von morgen uns von selbst finden und bei uns arbeiten wollen! Und wir vermitteln den Wan-del in unserer Branche und werten das Image des Spediteurs auf. Dazu gehört ein aktives Marketing an Hochschulen: Viele DB Schenker-Mitarbeiter re-ferieren bei den IHKs sowie an Unis und sonstigen Lernanstalten.

Wirsing: Künftig werden eher Generalisten als Spezia-listen benötigt. Außerdem müssen IT-Themen ver-stärkt in die Ausbildungsberufe integrieren werden – die Digitalisierung ist ja der Trend der Zukunft!

Möchten Sie selbst in dieser Zukunft leben?

Wirsing: Ja natürlich! Denn es wird viele neue und spannende Dinge zu erleben geben.

Rosenkranz: Noch nie war die Geschwindigkeit der Entwicklung so hoch wie heute, und noch nie muss-ten wir so viel auf einmal aufnehmen und filtern. In 20 Jahren wird das noch um einiges schneller sein – wir sollten uns also schon jetzt darauf einstellen.

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Nicht neue Antriebe, neue Rümpfe und noch mehr Platz auf wolkenkratzerhohen Ungetümen revolutionieren den Verkehr auf hoher See. Sondern zwei kleine Ziffern: 0 und 1 – die Digitalisierung bestimmt die Zukunft von Schiff und Fracht. Und die kann man schon heute im Hamburger Hafen besich-tigen. Dort setzt die Schenker Deutschland AG in einem Feld-versuch anstelle traditioneller Bolzensiegel an Containern hochmoderne RFID-Funkchips ein. Die Zoll-Abfertigung geht so deutlich schneller über die Bühne, weil die Zöllner die Sie-gel nicht mehr einzeln und damit zeitaufwändig überprüfen müssen. Die benötigten Daten werden einfach von den Chips ausgelesen – fertig.

Die RFID-Tags verschaffen eine gute Vorstellung davon, wie die digitale Revolution in den nächsten Jahren auch die Weltmeere verändern wird. Durch das „Internet der Dinge“ auf hoher See können Container, Behälter und Waren künftig „intelligent“ miteinander kommunizieren. Der Turnschuh aus China weiß selbst, wo er herkommt und wo er hin muss; er sagt dem Kun-

Noch nie waren Informationen so wertvoll: Der Megatrend „Digitalisierung“ wird die Seefracht in den kommenden Jahren tief­greifend verändern.

Revolution auf den Weltmeeren

den Bescheid, wann er eintrifft; und im Idealfall organisiert er via „Digitalschwatz“ mit seinem Container auch noch die optimale Reiseroute bis ins Sportgeschäft. Bananen wiederum melden von hoher See jederzeit ihren aktuellen Reifegrad – der Frachter lässt sich dann mit digitalen Prozessen automa-tisch so steuern, dass Geschwindigkeit, Reiseroute, Kraftstoff-verbrauch und Reifegrad der Südfrucht bei Ankunft optimiert werden.

Zwei große Trends bestimmen die Seefracht. Da ist zum ei-nen die Regionalisierung: Um neue Produkte schneller auf den Markt zu bringen und flexibler auf die Bedürfnisse von Kon-sumenten zu reagieren, wird verstärkt regional gefertigt. Weil Unternehmen dennoch weiterhin weltweit einkaufen, müssen sie ihre Lieferketten mit höchster Zuverlässigkeit knüpfen, um Ausliefertermine einzuhalten. Zum anderen der Trend zur Größe: Die Triple-E-Schiffe der Reederei Maersk fassen mehr als 18.000 TEU-Container. Weil diese Schiffe nur noch an be-stimmten Häfen anlegen können, werden Hub-and-Spoke-Netz-

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DB SCHENKERskybridge

Vernetzte Transportwege – das bietet DB Schenker schon heute seinen Kunden an. Beim Produkt DB SCHENKERskybridge zum Beispiel verknüpft der Logistikdienstleister die See- mit der Luftfracht auf allen Hauptstrecken von Asien über die US-Westküste nach Europa/Lateinamerika und von Asien über Dubai oder Vancouver nach Europa. Das macht Transporte wesentlich billiger als reine Luftfracht – und beschleunigt sie im Vergleich zur langsameren Seefracht.

werke ausgebaut – entscheidend für das Tempo der Transporte ist dann die Anbindung der Häfen an die Netzwerke an Land. Die schiere Menge, immer größere Containerschiffe, aber auch die Verschiebung globaler Handelsströme und der politisch be-schleunigte Wandel zu umweltgerechten Transportketten las-sen sich nur mit einer intelligenten Digitalisierung bewältigen.

Vollständig digitalisierte und global vernetzte Logistik-Prozesse sorgen auf diese Weise für transparente und damit für noch schnellere, sicherere und zugleich günstigere Transporte. „Durch maritime Echtzeitanwendung ermöglicht die Digitali-sierung smarte Lieferketten“, sagt Professor Boris Otto von der TU Dortmund. Im Mittelpunkt stehen dabei jederzeit verfüg-bare Informationen und eine intensive Kommunikation aller Beteiligten entlang der Logistik-Kette.

Das wird in Zukunft umso wichtiger, da der Seehandel sich bis 2030 in etwa verdoppeln dürfte: von heute knapp zehn auf geschätzte 20 Milliarden Tonnen im Jahr.

13 PROJEKTpraxis

Welche zentralen Trends werden die Logistik in den kommenden Jahren prägen?

Michael ten Hompel: Es sind die gleichen Herausfor-derungen, vor denen unsere Gesellschaften als Ganzes stehen: Klimawandel, Individualisierung und demo-grafischer Wandel. Die größten Konsequenzen für die Logistik hat wahrscheinlich die Individualisierung: Der Trend zur „Mass-Customization“ führt direkt zu Industrie 4.0 und zum Internet der Dinge – und das hat sehr viel mit Software zu tun. Darum müssen die Logistik-Unternehmen in Zukunft bei der Software-Ent-wicklung führend werden, statt nur auf Veränderungen von außen zu reagieren. Gerade in Deutschland müssen wir wieder lernen, Software selbst zu entwickeln – sonst werden uns andere das schnell aus der Hand nehmen. Google kauft zum Beispiel gezielt Spezialfirmen für Ro-botik, deren Produkte beispielsweise Lastwagen be- und entladen können. Die Botschaft ist klar: Google will in den Logistik-Markt. Das gilt auch für andere Firmen wie etwa Amazon.

Steht der Branche also ein großer Umbruch bevor?

Das ist sehr gut möglich. Mich erinnert die aktuelle Lage sehr an die Situation vor 15 Jahren, als der Internet- Hype begann. Wer sich als Logistiker jetzt nicht inten-siv mit Software beschäftigt, kann sehr schnell aus dem Rennen sein. Andere Branchen machen derzeit die glei-che Erfahrung: Google baut inzwischen ja auch Autos. Und den entscheidenden Unterschied machen heute nicht mehr der Motor oder die Karosserie, sondern die Software im Fahrzeug – insbesondere, wenn wir vom autonomen Fahren sprechen. Das gilt für die Logistik ganz genauso. Die entscheidende Frage lautet also: Wer ist dieses Mal der Erste? DB Schenker? Google? Oder vielleicht Uber?

Was tun Sie, um im Rennen zu bleiben?

Wir besinnen uns auf unsere Stärken: Deutschland ist sehr gut bei komplexen Lösungen, die zugleich ein ho-hes Maß an Flexibilität und Effizienz ermöglichen –

Prof. Dr. Michael ten Hompel ist Geschäftsführender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML)

und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik (ISST) in Dortmund. Zudem hat der Logistik-

Experte den Lehrstuhl für Förder- und Lagerwesen an der Universität Dortmund inne. Im Interview wirft er einen Blick

auf die Zukunft der Logistik.

„Logistik-Unternehmen müssen bei der Software-Entwicklung

führend werden“

Interview

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genau das brauchen wir in der Logistik. Gemeinsam mit SAP und dem Stapler-Hersteller Still arbeiten wir zum Beispiel daran, die Fahrzeuge in das neue Daten-banksystem HANA von SAP zu integrieren. Durch die unmittelbare Vernetzung mit dem SAP-System errei-chen wir eine hohe Flexibilität im Lager. Und im neuen „DB Schenker Enterprise Lab for Logistics and Digitizati-on“ an unserem Fraunhofer-Institut werden wir gemein-sam mit DB Schenker ab 2015 daran arbeiten, die Chan-cen der Digitalisierung optimal zu nutzen. Was bedeutet Industrie 4.0 für DB Schenker? Wie können wir die Cloud für die logistischen Planungssysteme der Zukunft nutzen? Mit solchen Fragen wollen wir uns intensiv beschäftigen – damit Deutschland ein führender Standort für Logistik- Dienstleistungen bleibt.

Sie haben noch den Klimawandel und den demografischen Wandel angesprochen. Was erwartet uns hier?

Auch beim Kampf gegen den Klimawandel spielt Soft-ware eine entscheidende Rolle. Wir müssen es in Zu-kunft schaffen, gleichzeitig flexibel und höchst effizient Waren zu transportieren. Unsere Forschungsergebnisse zeigen: Dazu sind angesichts der steigenden Komplexi-tät nur selbstorganisierende Systeme in der Lage, die wie in einem Ameisenstaat eine komplexe Transport-aufgabe auf viele cyber-physische Systeme verteilen. Der eigentliche Transport ähnelt sehr dem Prinzip, das dem Datentransport im Internet zu Grunde liegt – kein Wun-der also, dass man vor allem in den USA vom „Physical Internet“ der Zukunft spricht. Voraussetzung dafür sind beispielsweise intelligente Behälter und Container, die mit Elektronik, GPS und einer Verbindung ins In-ternet ausgestattet sind. Der demografische Wandel er-fordert ebenfalls den Einsatz moderner IT, mit der wir vor allem ältere Arbeitnehmer unterstützen können. Datenbrillen oder Tablet-Computer liefern ihnen In-formationen und mithilfe von Sprach- und Gestensteu-erung können sie beispielsweise mit den Fahrzeugen, Robotern und Behältern im Lager interagieren.

15 PROJEKTpraxis

DB Schenker treibt zusammen mit Lufthansa Cargo die digitale Dokumenten­ abwicklung in der Luftfracht voran.

Papierfrei über den Wolken

Biosprit, Elektroantriebe, vollautomatische Ladezonen und unbemannte Flugzeuge mit Überschall – der Luftverkehr der Zukunft wird hochtechnisiert, schnell und hocheffizient. Doch vor allem ein Hindernis wird die Branche in einigen Jahren überwunden haben müssen, wenn sie das Tempo in Richtung Zukunft beibehalten will: den Papierberg. Heute werden für jede einzelne Sendung in der Luftfracht bis zu 30 verschiedene Dokumente bewegt. Zu jedem Zeitpunkt sind so rund 24 Millio-nen Frachtbriefe im Umlauf. Sie werden mehr als 300 Millionen Mal angefasst, abgestempelt, weitergereicht, vom Versender über den Logistiker über den Zoll bis zum Empfänger. Ein enor-mer Aufwand. Und ein riesiger Müllberg, bei dem sich Jahr für Jahr fast 8.000 Tonnen Papier auftürmen, 80 stattliche Fracht- Jumbos könnte man damit füllen.

Nun könnte mit dem Papierkrieg über den Wolken bald Schluss sein. Die Schenker Deutschland AG treibt zusammen mit ihrem Luftfracht-Partner Lufthansa Cargo seit der ersten Stunde das IATA-Projekt „E-Freight“ voran. Vor sechs Jahren brachten die Schenker Deutschland AG und Lufthansa gemeinsam die erste papierlose Luftfracht-Sendung von Frankfurt nach Seoul auf den Weg. 2011 bereits hat Lufthansa Cargo den Logistiker für seine herausragende Zusammenarbeit bei E-Freight ausgezeichnet.

Nach IATA-Angaben werden Ende dieses Jahres rund 22 Prozent aller Luftfrachtbriefe ohne Papier auskommen. Ende 2016 sollen vier von fünf Luftfrachtsendungen per Mausklick auf die Reise gehen. Bis 2020 wollen die Partner den letzten Pa-pier-Schnipsel in der Luftfracht endgültig in den Papierkorb versenken.

Das ist nur ein Aspekt der Digitalisierung, die die Luftfahrt im-mer stärker durchdringt. Dabei geht es nicht so sehr um extrem kurzfristige Lieferzeiten, hier könnten sogar Drohnen die letzte

Meile in der Auslieferung übernehmen, sondern um Transpa-renz sowie fehlerfreie Datenübertragung und -analyse. Diese digitale Transparenz sorgt dafür, dass intelligente Ladungsträ-ger mit intelligenten Verkehrsmitteln auf intelligent geplanten Verkehrswegen schnell und effizient transportiert werden.

Vollständige Digitalisierung

E-Freight ist eine Voraussetzung für effiziente Prozesse ent-lang dieser Lieferketten. Ziel ist es, den Informations- und Ma terial fluss durch die Digitalisierung zu synchronisieren. Die Vorteile jederzeit verfügbarer Informationen liegen auf der Hand: Frachtdaten werden nur einmal erfasst, potenziel-le Fehler quellen so minimiert. Die Bearbeitungszeit sinkt um 80 Prozent, der papierlose Prozess wirkt wie ein Turbo für die gesamte Logistik-Kette. Gerade komplexe Lieferketten in der Industrie und im Mit-telstand, bei denen verschiedene Verkehrsträger und Orga-nisationen zusammenarbeiten, profitieren von der höheren Transparenz entlang der digital gemanagten Transportketten. Jeder berechtigte Mitarbeiter kann künftig zu jeder Zeit ein-fach nachsehen, wo sich eine Ware gerade befindet. Tracking ist längst nicht mehr nur ein entscheidender Vorteil im Wett-bewerb, sondern ein Muss, um überhaupt noch wettbewerbs-fähig zu bleiben.

Denn die Konsumenten sind heute weltweit viel anspruchs-voller geworden. Sie erwarten gerade in der Weihnachtszeit, dass nicht nur das neue elektronische Spielzeug pünktlich zum Verkaufsstart in den Regalen der Elektronikmärkte liegt. Sondern auch das gesamte Zubehör dazu – vom Partnerge-rät und perfekt abgestimmten Schutzhüllen bis zum neuesten Software-Update. Letzteres kommt aus der Cloud, ersteres aus der Luft – via Luftfracht.

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Hilfreiche Drohnen

Unbemannte Flugroboter werden künftig auch für die Logistik eine wachsende Rolle spielen. Mehrere Fraunhofer-Institute forschen an Lösungen für die Logistik: Drohnen könnten den Transport von Ersatzteilen zwischen Fabriken organisieren, Lagerbestände über-wachen oder Inventuren in Lagern durchführen.

Blick aus dem Frachtraum einer Antonov.

17 PROJEKTpraxis

Der Wandel zu Big Data wird immer schneller und unaufhaltsa-mer. Die rasante Zunahme von Geräten, die mit dem Netz ver-bunden sind, ist der wichtigste Treiber für diese Entwicklung. Im Jahr 2003 lebten 6,3 Milliarden Menschen auf der Erde und rund 500 Millionen Geräte und Anlagen waren mit dem Inter-net verbunden. Im Jahr 2020 wird diese Zahl auf 50 Milliarden Geräte explodieren – bei einer Bevölkerung von 7,6 Milliarden. Ein weiterer Treiber heißt „Predictive Analytics“: Software-Tools ermöglichen durch die Auswertung von großen Datenmen-gen Vorhersagen über die Zukunft. Der US-Konzern Amazon zum Beispiel hat Anfang des Jahres ein Patent angemeldet, das Kaufprognosen bestimmter Kundengruppen ermöglicht. So kann der Online-Händler liefern, noch bevor der Kunde bestellt!Auch das Crowdsourcing – der Einkauf von Dienstleistungen im Netz – wächst dank Big Data rasant. Crowdfunding kann dazu führen, dass etablierte Unternehmen plötzlich auf harte Konkurrenz aus dem Nichts treffen, die für eine clevere Idee im Internet Startkapital gesammelt hat. Das gilt auch für die Einführung spielerischer Elemente und Prozesse in die Unternehmenswelt: Dieses „Gamifica tion“-Prinzip setzt sich immer mehr durch und erleichtert komple-xe Tätigkeiten, zum Beispiel in Warehouses. Und schließlich die Visualisierung und Simulation: Der Bedarf an Lösungen,

die komplexe Entwicklungen und Vorgänge anschaulich ma-chen oder simulieren, wächst. Mit ihnen lassen sich bei der Planung komplexer Lieferketten viele Fehler vermeiden.

Der Treibstoff für diese Entwicklung sind Daten – und umge-kehrt gilt: Die digitale Transformation produziert immer mehr Daten. Was bedeutet das? Fünf Thesen: 1. Unsere Welt ist zu komplex und verändert sich zu schnell, als dass wir sie ohne Delegation an die Maschinen beherrschen können. 2. Wir haben kein Defizit an Daten, son-dern an sinnvoller Interpretation dieser Daten. 3. Ein wesent-liches Thema wird künftig das Vertrauen in Systeme und ihre Sicherheit sein. 4. Der Vormarsch von cyber-physikalischen Sys-temen (CPS) ist schon weiter, als wir wahrnehmen. 5. Die digi-tale Transformation wird eine Quelle für Gesundheit, Bildung, Reichtum und Chancen jeder Art.

Der Preis für die digitale Transformation allerdings ist eine starke Polarisierung zwischen Gewinnern und Verlierern. Des-halb brauchen wir einen Konsens darüber, wie wir in die Zu-kunft gehen wollen. Industrie und Wirtschaft, akademische Welt, Verwaltung, Regierung und Bevölkerung sind dazu aufge-rufen, darüber zu diskutieren.

Der österreichische Publizist und Bestsellerautor Rudolf Klausnitzer hat sich in seinem Buch »Das Ende des Zufalls«

mit den verschiedenen Facetten von Big Data befasst.

Zukunft wider Willen?

Die „Big Data-Zukunft“ findet statt – ob wir wollen oder nicht. Wie alle tiefgreifenden technologischen Wandlungen bietet

die Digitalisierung viele Chancen für verbesserte Produktions-prozesse und neue Geschäftsmodelle. Auch für Logistiker.

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Dass die stete Verfügbarkeit dazu führt, dass die Mitarbeiter Tag und Nacht arbeiten, befürchtet Kamp aber nicht: Schließ-lich habe der Arbeitgeber ein Interesse an einem motivierten, leistungsfähigen Team – und das sei nur bei einer ausgewoge-nen Work-Life-Balance möglich.

Nachhaltig ist, wer sich gut um seine Mitarbeiter kümmert – und um die Bedürfnisse seiner Kunden, wissen die Logisti-ker der Zukunft. „Wenn alles nur noch maschinengemacht ist, leidet der persönliche Kundenkontakt“, glaubt Vogt. Einiges Grundlegende wird nicht der Digitalisierung zum Opfer fal-len: „Mensch bleibt eben Mensch.“ Nur so können Probleme schnell und effizient behoben werden.

Julia Kamp ist froh, dass gegen Ansprüche von Kunden auch künftig kein Riesenbildschirm helfen wird – und ihre Sozial-kompetenz gefragt bleibt. Und was die Kantine betrifft: Da wird sicher auch 2030 noch Leberkäse serviert: Nullen und Einsen allein machen nicht satt.

Leben und Arbeiten in der Zukunft – heute ist Digitalisierung für Julia Kamp kein Thema, zumindest nicht morgens nach dem Aufstehen. Da will sie beim Kaffee eine Zeitung in der Hand halten – und zwar aus Papier. An ihrem Arbeitsplatz sieht es aber schon anders aus. Kamp war bis vor kurzem eine von rund 1.500 Auszubildenden und ist anschließend von der Schenker Deutschland AG übernommen worden. Heute arbei-tet sie fast papierlos als Sachbearbeiterin in der Abteilung Ser-vice der Geschäftsstelle Ilsfeld. Das ist nur eines der Zeichen, dass der Konzern, wie Kamp sagt, „mit der Zeit geht“.

Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind Schlüsselworte für die Zukunft. Oft hängt beides zusammen, zum Beispiel bei der effizienten Organisation von Warensendungen, erklärt Kamp: Ein neues System erlaube es, Sendungen etwa nach Spanien optimal zu bündeln, sodass keine Ressourcen verschwendet werden. Aber auch am Standort Ilsfeld hat man mit dem Neu-bau schon längst die Zukunft im Blick, mit einem „ganz neuen Arbeitsfeeling“, sagt Kamp. Dank verstellbarer Tische kann sie jetzt im Stehen ebenso arbeiten wie im Sitzen, sie hat zwei Bildschirme für eine bessere Arbeitsaufteilung, ein neues Tele-fonsystem, es gibt ein Elternzimmer und einen Ruheraum mit Massagestuhl und Decken für ein Nickerchen.

Wie könnte der Büroalltag 2030 aussehen? „Schwer zu sagen – schließlich haben wir vor zehn Jahren auch nicht ahnen kön-nen, was wir heute mit dem Smartphone alles machen“, sagt Kamp. Sie denkt an Riesenbildschirme, die man mit Handbe-wegungen steuert. Digitale Tapeten an den Wänden wiederum könnte sich Florian Vogt, angehender Kaufmann für Spedition und Logistik, vorstellen. Bald könnte ein Riesenserver auf ei-nen Fingertipp alle Infos parat haben, sagt Vogt.

Co-Working dank Cloud

Einig sind sich Vogt und Kamp in einem, die Arbeitsplätze werden flexibler. Dank der Cloud sind Daten überall jederzeit verfügbar. Mitarbeiter treten über „Co-Working-Zentren“ mit Partnern weltweit in Kontakt. Das erleichtert den Arbeitsalltag ebenso wie Systeme, die aufwändiges Dokumentieren, Suchen, Archivieren übernehmen oder Sprache in Text umwandeln.

„Wenn alles nur noch maschinen-gemacht ist, leidet der persönliche Kundenkontakt.“Florian Vogt

Mensch bleibt Mensch

Julia Kamp und Florian Vogt ahnen, was die Zukunft bringt.

19 PROJEKTpraxis

„Die wahre Herausforderung der Zukunft besteht darin,

schon in der Gegenwart alles zu geben.“A. JOSEF LEDERER, PRESIDENT PUBLIC AFFAIRS SCHENKER DEUTSCHLAND AG