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Diagnostik von EmotionenDiagnostik von Emotionen1. Der Begriff der Emotion2. Die Aktualgenese von Emotionen
1. Prozessmodell zur Aktualgenese von Emotionen2. Die Aktualgenese von Ärger3. Kritik an den kognitiven Emotionstheorien
3. Die Klassifikation emotionaler Störungen4. Die Diagnostik von Emotionen
1. Methodische Ansätze zur Erfassung von Emotionsmerkmalen
1. Das State-Trait-Angst-Inventar2. Das State-Trait-Ärger-Ausdrucks-Inventar
1. Zur Bedeutung von Ärger und Ausdruck für die Entsehung einer koronaren Herzkrankheit. Ergebnisse einer Metaanalyse
3. Das elektronische Ärgerprotokoll4. Ambulantes Blutdruckmonitoring als Indikator von Ärger
1. Zum Zusammenhang zwischen dem Erleben und dem Verarbeiten von Ärger und dem Blutdruckverlauf im Alltag. Ergebnisse einer Felduntersuchung.
Der Begriff Der Begriff „„EmotionEmotion““Mehr-Komponenten-Definition mit den Bestandteilen(1) Kognitive Situationseinschätzungen (z.B. Einschätzung
einer Situation als bedrohlich oder gefährlich)(2) Subjektive Gefühlszustände (z. B. Anspannung,
innere Unruhe)(3) Physiologische Veränderungen (z.B. erhöhte Herzrate)(4) Motivationale Tendenzen (z.B. Wünsche, aus der
Situation zu fliehen)(5) Ausdrucksverhalten (z.B. wütender Gesichtsausdruck)(6) Instrumentelles Verhalten (z.B. Flucht)
Emotions-begriff
unklar, welche und wie viele Komponenten vorliegen müssen, damit eine Emotion vorliegtmäßige Korrelationen zwischen den KomponentenAbgrenzungsprobleme zu verwandten Phänomenen, wie z.B. den Motivationen
Kritik
im engeren Sinne definiert(1) Affektive Komponente (Gefühlserleben im engeren Sinne)(2) Körperperzeptive Komponente (z. B. Wahrnehmung
von physiologischen Veränderungen und Ausdrucksmotorik)
(3) Kognitive Komponente (z.B. Sich-Sorgen-Machen bei Angst)
Differenzierung von Primäremotionen mit zugehörigem Ausdrucksverhalten
FreudeTraurigkeitAngstÄrgerEkelScham
andere Emotionen als Differenzierungen der Primäremotionen, z.B. Stolz als Freude, deren kognitive Komponente eine internaleKausalattribution eines positiven Ereignisses ist
Der Begriff der Emotion
Aktualgenese von EmotionenAktualgenese von Emotionen
Transaktionale Sichtweise
Stresstheoretische Überlegungender Arbeitsgruppe um Lazarus
Kognitive Bewertungsprozesse• Primäre Bewertung
• Sekundäre BewertungSubjektive Bedeutsamkeit der Situation
Bewältigungsressourcen• Um- oder Neubewertung
Bewertungsprozesse sind • Zeitlich überlagert• Bedingen sich wechselseitig
Kognitive Emotionstheoretiker postulieren spezifische Bewertungsmuster für einzelne EmotionenVertreter sind Lazarus und Smith (1988)
Scherer (1984, 1986)Ortony, Clore und Collins (1988)Weber, (1994), etc.
Emotionales ErlebenSubjektiv-erlebnismäßig
Kognitiv, expressiv, physiologischMotivational-aktional
Bewertung der SituationZiel/Bedürfnisbezug
VerantwortungszuschreibungNormverträglichkeit, Vertrautheit, Valenz
Vorhersehbarkeit
PersonmerkmaleHabituelle Merkmale
Soziograph. Merkmale
SettingZeit, Ort,
InteraktionspartnerAntezedenzien
Situations-bewertung
(Subjektive)Repräsentation der Situation
Bewertung der SituationEinschätzung der
Bewältigungsmöglichkeiten(Ärger-)Intentionen
Verarbeitung der EmotionKognitiv, verbal,
motorisch, behavioral
Situations-bewertung
Ziel erreicht?Effektivitäts-bewertung
Emotions-verarbeitung
Prozessmodell zur Aktualgenese von Emotionen
Auszug aus der vergleichenden Gegenüberstellung der Listen emotionsantezedenterBewertungskriterien bei verschiedenen Autoren (Scherer, 1990)
Scherer Frijda Ortony/Clore Roseman Smith/Ellsworth
Weiner
Novelty Change Attention
SuddennessFamiliarityPredictability
FamiliarityUnexpectedness
IntrinsicPleasantness
Valence Appealingness Pleasantness
Coping Potential
Cause: AgentCause: MotiveControlPowerAdjustment
Intent/Self-Other
ModifiabilityControllability
Agency Agency
Power
AgencyAgency
Responsibility
Power
Goal Significance
ConcernrelevanceOutcomeprobabilityExpectationConducivenessUrgency
Focality
Certainty
PresenceOpen/closedUrgency
Likelihood
DesirabilityProximity
Motives
Probability
Motive Consistency
Certainty
Goal/PathObstacle
Zur Aktualgenese von Zur Aktualgenese von ÄÄrger nach rger nach
Scherer (1984, 1986)Vertraute Situationen, die aktuellen Bedürfnissen zuwider laufen, Relevanz und Dringlichkeit von mittlerer Ausprägung, Verletzung von internen und externen Normen
Ortony, Clore und Collins (1988)Bewertung der Konsequenzen und folgen eines Ereignisses unter Berücksichtigung persönlicher Ziele und vor dem Hintergrund der Normverträglichkeit
Mees (1982)Ärger entsteht, wenn einem Leid zugefügt wurde, das auf das tadelnswerte Tun/Lassen eines anderen zurück geführt wird (S. 32)
Kritik an den kognitiven EmotionstheorienKritik an den kognitiven Emotionstheorien
Sind die beschriebenen Kognitionen und Bewertungsprozesse tatsächlich essentiell und erschöpfend für die jeweiligen Emotionen?Strikte Zuordnung von (individuellen) spezifischen Bewertungsmustern zu spezifischen EmotionenKonzeption von Kognitionen sowohl als Antezendenzbedingungen als auch als essentielle Bestandteile der Emotionen
Gefahr von tautologischen Schlussfolgerungen
Die Klassifikation emotionaler StDie Klassifikation emotionaler StöörungenrungenInhalte
Nach dem Erlebnisinhalt separierbar, z.B. PrimäremotionenAn bestimmte vs. nicht bestimmte Sachverhalte (Objekte, Situationen, Tätigkeiten) geknüpfte Emotionen
Frequenz, Intensität und PersistenzExzess von Frequenz, Intensität und/oder Dauer negativer Emotionen bei StörungenDefizit von Frequenz, Intensität und/oder Dauer positiver Emotionen bei Störungen
Dimensionen
Reflektivität und Realitätsbezug
Emotionsstörungen als Komponenten von Syndromen
Differenzierungs- und Bewusstseinsgrad der kognitiven Abläufe während der Aktualgenese von Emotionen
Die Diagnostik von EmotionenDie Diagnostik von EmotionenEmotionen selbst (affektive, kognitive und körperperzeptive Komponente)
Selbstauskünfte
Methodische Zugänge
Antezedenzien und KonsequenzenFremdaussagen, Apparaturen
Merkmals-ebene
Selbst Fremd In Standard-situationen
In freien Situationen
Auf Stan-dardreize
In experi-mentellenSituationen
Erleben EWL 60-SBf-SMDBFSTAISTAXI
EWL 60-F Selbst-beobachtungin relevanten Situationen
Selbst- vs. Fremd-beobachtungin emotions-evozierenden Situationen
Skalierung der erregen-den Wirkung von Geräu-schen oder unangeneh-men Bildern
Skalierung der Angst in einer experi-mentellenAngstsitua-tion
Ausdruck STAXI Typ A-Interview
Hand-bewegungs-formen nach Ulrich
Fremdbeob-achtung des Ärgeraus-drucks
Frequenz-analyse der Sprache bei Beantwor-tung von Standard-fragen
Sprachfre-quenzana-lyse bei einer Standardansprache vor Publikum
Beurteilungen Beobachtungen Messung von Reaktionen
Informations-quelle
„Rating“ „Verhaltensbeobachtung“ „Test und Experiment“
Methodische Ansätze zur Erfassung von Emotionalitätsmerkmalen (nach Scherer, 1990)
Beurteilungen Beobachtungen Messung von Reaktionen
Informations-quelle
„Rating“ „Verhaltensbeobachtung“ „Test und Experiment“
Methodische Ansätze zur Erfassung von Emotionalitätsmerkmalen (nach Scherer, 1990)
Merkmals-ebene
Selbst Fremd In Standard-situationen
In freien Situationen
Auf Stan-dardreize
In experi-mentellenSituationen
Verhalten Listen für Tagesaktivi-täten oder soziale Aktivitäten
Beobach-tungslistenfür Verhalten auf Stationen hinsichtlich Aggressivität
Verhalten auf aversiveReize (Lärm)
Verarbeitung von Ärger im Alltag
Abwehr-bewegungenbei An-näherung
Fluchtreak-tionen in ex-perimentellenAngst-situationen
Somatische Variablen
FBL-R Fremdbeurteilungslisten vegetativer Symptome
Vegetative und musku-läre Phäno-mene wäh-rend Explora-tion
Ambulantes Monitoringdes Blutdrucks
Zentralner-vöse, vegeta-tive Verände-rungen bei emotionalen oder sensori-schen Reizen
Zentralner-vöse, vegeta-tive Reaktio-nen in einer Leistungs-situation
Merkmals-ebene
Selbst Fremd In Standard-situationen
In freien Situationen
Auf Stan-dardreize
In experi-mentellenSituationen
Erleben EWL 60-SBf-SMDBFSTAISTAXI
EWL 60-F Selbst-beobachtungin relevanten Situationen
Selbst- vs. Fremd-beobachtungin emotions-evozierenden Situationen
Skalierung der erregen-den Wirkung von Geräu-schen oder unangeneh-men Bildern
Skalierung der Angst in einer experi-mentellenAngstsitua-tion
Ausdruck STAXI Typ A-Interview
Hand-bewegungs-formen nach Ulrich
Fremdbeob-achtung des Ärgeraus-drucks
Frequenz-analyse der Sprache bei Beantwor-tung von Standard-fragen
Sprachfre-quenzana-lyse bei einer Standardansprache vor Publikum
Beurteilungen Beobachtungen Messung von Reaktionen
Informations-quelle
„Rating“ „Verhaltensbeobachtung“ „Test und Experiment“
Methodische Ansätze zur Erfassung von Emotionalitätsmerkmalen (nach Scherer, 1990)
Das State-Trait-Angst-Inventar (STAI)
Laux, Glanzmann, Schaffner & Spielberger, 1981AutorenTheorie State-Trait-Modell der Angst nach Spielberger
Zustandsangst (State-Angst) als ein vorübergehender emotionaler Zustand mit subjektiven, bewusst wahrgenommenen Gefühlen der Spannung und der ängstlichen Erwartung, der hinsichtlich seiner Intensität variiert und zeitlich instabil ist. In als bedrohlich wahrgenommenen Situationen steigt die Intensität der A-State-Reaktion an. Dabei muss die subjektive Einschätzung der Bedrohung nicht mit der objektiven Gefahr übereinstimmen.
Eigenschaftsangst (Trait-Angst) als relativ stabile interindividuelle Unterschiede in der Anfälligkeit für Angstreaktionen (anxiety proneness), d.h. in der Tendenz, ein breites Spektrum an Situationen als gefährlich und bedrohlich wahrzunehmen (Extensität) und auf solche Bedrohung mit erhöhter Zustandsangst zu reagieren (Intensität)
Aufbau Zwei Skalen à 20 vierfach gestuften ItemsState-Skala zur Messung von ZustandsangstTrait-Skala zur Messung von Eigesnchaftsangst
Skalen-eigen-schaften
Cronbachs Alpha um .90 für beide SkalenRetestreliabilität der Trait-Skala .68 < rtt < .73 bei Zeitintervallen von zwischen einer Stunde und 73 TagenNachweis der Konstrukvalidität: State-Werte variieren theoriekonform situationsabhängig, während die Trait-Werte stabil bleiben
Normierung Altersspezifische Normen (T-Werte, Stanine-Werte und %ränge) getrennt für Männer und Frauen an einer repräsentativen Eichstichprobe (N = 2.385) erhoben
Validität
etwa 3 – 6 Minuten pro SkalaBearbei-tungszeit
STAI erfragt nicht nur Angst i. engeren Sinne sondern auch andere negative Emotionen und das Ausbleiben von positiven.
Bewertung
Geeignet für Indikation, Verlauf und Evaluation von psychologischen Therapien
eignet sich für Grundlagenforschung, Persönlichkeitsdiagnostik, klinische Diagnostik der Angstneigung, sowie für die Verlaufskontrolle von Angstzuständen bei therapeutischen Interventionen und pharmakologischen Behandlungen bei Personen im Alter von 15 – 75 Jahren.
Anwendung Personen im Alter von 15 – 75 Jahren.
Ökonomisches Instrument
Merkmals-ebene
Selbst Fremd In Standard-situationen
In freien Situationen
Auf Stan-dardreize
In experi-mentellenSituationen
Erleben EWL 60-SBf-SMDBFSTAISTAXI
EWL 60-F Selbst-beobachtungin relevanten Situationen
Selbst- vs. Fremd-beobachtungin emotions-evozierenden Situationen
Skalierung der erregen-den Wirkung von Geräu-schen oder unangeneh-men Bildern
Skalierung der Angst in einer experi-mentellenAngstsitua-tion
Ausdruck STAXI Typ A-Interview
Hand-bewegungs-formen nach Ulrich
Fremdbeob-achtung des Ärgeraus-drucks
Frequenz-analyse der Sprache bei Beantwor-tung von Standard-fragen
Sprachfre-quenzana-lyse bei einer Standardansprache vor Publikum
Beurteilungen Beobachtungen Messung von Reaktionen
Informations-quelle
„Rating“ „Verhaltensbeobachtung“ „Test und Experiment“
Methodische Ansätze zur Erfassung von Emotionalitätsmerkmalen (nach Scherer, 1990)
Merkmals-ebene
Selbst Fremd In Standard-situationen
In freien Situationen
Auf Stan-dardreize
In experi-mentellenSituationen
Erleben EWL 60-SBf-SMDBFSTAISTAXI
EWL 60-F Selbst-beobachtungin relevanten Situationen
Selbst- vs. Fremd-beobachtungin emotions-evozierenden Situationen
Skalierung der erregen-den Wirkung von Geräu-schen oder unangeneh-men Bildern
Skalierung der Angst in einer experi-mentellenAngstsitua-tion
Ausdruck STAXI Typ A-Interview
Hand-bewegungs-formen nach Ulrich
Fremdbeob-achtung des Ärgeraus-drucks
Frequenz-analyse der Sprache bei Beantwor-tung von Standard-fragen
Sprachfre-quenzana-lyse bei einer Standardansprache vor Publikum
Beurteilungen Beobachtungen Messung von Reaktionen
Informations-quelle
„Rating“ „Verhaltensbeobachtung“ „Test und Experiment“
Methodische Ansätze zur Erfassung von Emotionalitätsmerkmalen (nach Scherer, 1990)
Das State-Trait-Ärgerausdrucks-Inventar (STAXI)
Schwenkmezger, Hodapp & Spielberger, 1992State-Trait-Modell des Ärgers nach Spielberger
Anger Out als der offene Ausdruck von Ärger gegen andere Personen und/oder Objekte der Umgebung (z. B. verbale Attacken, Beschimpfungen, physische Angriffe). Die Angriffe können direkt gegen die Quelle der Provokation gereichtet oder verschoben erfolgen.
AutorenTheorie
Anger Control ... Reflexive Form der Ärgerverarbeitung mit dem Ausdruck von Ärger in einer sozial verträglichen Art und Weise
Konzeptualsierung des Ärgerausdrucks nach Spielberger
Anger In ... nach innen gerichtete Ärgerverarbeitung, bei der die Bemühungen des Individuums, seine Emotion zu regulieren, zu einer Minderung der Intensität des Ärgererlebens führen, die physiologische Aktivierung jedoch erhalten bleibt.
Aufbau Fünf Skalen mit insgesamt 44 vierfach gestuften ItemsState-Skala à 10 Items zur Messung von Zustandsärger
Trait-Skala à 10 Items zur Messung von Eigenschaftsärger
z.B. „Ich bin ungehalten.“
z.B. „Es macht mich zornig, wenn ich von anderen kritisiert werde.“Anger in-Skala à 8 Items zur Messung des nach innen gerichteten Ärgersz.B. „Ich fresse Dinge in mich hinein.“Anger out-Skala à 8 Items zur Messung des nach außen gerichteten Ärgersz.B. „Ich stoße Bedrohungen aus, ohne sie wirklich ausführen zu wollen.“Anger control-Skala à 8 Items zur Messung der kontrollierten Ärgerverarbeitungz.B. „Ich halte meine Gefühle unter Kontrolle.“
Güte-kriterien
Validität. Hauptkomponentenanalyse mit anschließender Varimax-Rotation, getrennt für die State- und Trait-Skala bzw. die Ausdrucksskalen durchgeführt, ergab einen State- resp. Trait-Faktorsowie die drei Ärgerausdruckskomponenten.Situationsabhängigkeit des Ärgerzustands experimentell nachgewiesen.In Korrelationsstudien Zusammenhänge zu Verhaltensindikatoren aus einem Situations-Reaktions-Ansatz, kardiovaskulären Maßen, etc. nachgewiesen
Objektivität. Hinsichtlich Durchführung, Auswertung und Interpretation standardisiert.Reliabilität. Interne Konsistenz .71 < α < .95Retestreliabilität.55 < rtt < .93 (Disposition)
14 Jahre bis ins hohe AlterAnwendung
STAXI liefert Informationen zu Fragen der Therapieindikation, zur Bestimmung von Ausgangs- und Zielzustand und zur Evalution von therapeutischen Interventionen
Bewertung
Normen geschlechts- und altersspezifische Normwerte einer repräsentativen Eichstichprobe der alten Bundesländer (N = 990) sowie einer studentischen Eichstichprobe
Einsetzbar i. R. von persönlichkeitspsychologisch-differentialdiagnostischen, sozialpsychologischen Fragestellungen, zur Abklärung der Bedeutung von Ärger und Ärgerausdruck für Ätiologie und Verlauf von Erkrankungen mit vermuteter psychogener Komponente
Ökonomisches und leicht anzuwendendes Instrument mit einer Testdauer von 10-15 Minuten
Zur Bedeutung von Ärger und Ärgerausdruck für die Ent-stehung und Prognose der koronaren Herzkrankheit (KHK): Ergebnisse einer Metaanalyse (Hank & Mittag, 2003)TheoretischeGrundlagen
Dispostion zu Ärger oder Feindseligkeit begünstigt über direkte pathophysiologische Mechanismen(z.B. Stressreaktion, erhöhte kardiovaskuläre Aktivität) die Entwicklung einer KHKDispostion zu Ärger oder Feindseligkeit begünstigt indirekt auf dem Wege verhaltensabhängiger Risiken (z.B.Rauchen) die Entwicklung einer KHK
Mess-instrumente
Harburg`s Anger Scale (Harburg et al., 1973)- Liste mit potentiell ärgerauslösenden Situationen, die
nach ihrem Ärgergehalt bewertet werden.Framingham Anger Scale (Haynes et al., 1978)
- Misst mit vier Skalen physiologísche Symptome von Ärger sowie anger in, anger out und anger discuss
State-Trait Anger Scale (Spielberger, 1980)Anger Expression Scale (Spielberger et al., 1985)State-Trait-Ärger-Ausdrucks-Inventar(Schwenkmezger, Hodapp & Spielberger, 1992)
Courtauld Emotional Control Scale (Watson & Greer, 1983)
- Misst mit sieben Items die Disposition zur ÄrgerkontrolleStructured Interview (Rosenman, 1978)
- „Goldstandard“ zur Erfassung des Typ-A Verhaltens; Die Ant-worten auf die durch einen erfahrenen Interviewer vorgegebe-nen Fragen werden nach Kriterien des Sprachstils ausgewer-tet, mit nur zwei von insgesamt 22 Fragen soll anger in ge-messen werden.
Ketterer Stress Symptom Frequency Checklist (Ketterer et al., 1993)
- Misst mit sieben verhaltensnahen Items die Häufigkeit mit der Ärger, Irritation und Angst/Besorgnis erlebt werden.
Multidimensional Anger Inventory (Siegel, 1986)- Will topographische Merkmale des Ärgererlebens, die
Bandbreite ärgerauslösender Situationen und die Form des Ärgerausdrucks erfassen.
Müller Anger-coping Questionnaire (Müller, 1993)- Erfasst mit 28 Items die habituellen Ärgerverarbeitungsstile
spontanes/nach außen gerichtetes Verhalten/Aggressivität, kontrollierten Affekt, Schuld und soziale Hemmung
Suppression of Emotion Scale (Watson & Greer, 1983)- 21 Items messen u. a. die Unterdrückung von Ärger.
Mess-instrumente
Literatursuche
Aufgeommene Untersuchungen- Prospektive Untersuchungen an Gesunden
(„Goldstandard“) resp. an KHK-Patienten (N = 9),- Fall-Kontroll-Studien (N = 8) und- Korrelationsstudien (N = 7), in denen - eindeutig „Ärger“ als unabhängige Variable erfasst
wurde und - die „harte“ Endpunkte bzw.Kriterien (z.B. koronare
Mortalität, Morbidität, koronarangiographischeBefunde) aufweisen.
Datenbanken MEDLINE und PsycINFOZeitraum: 1/1985 bis 5/2002Suchbegriffe
- anger & heart disease- anger & coronary (schließt alle Begriffskombinationen wie
coronary heart disease, ischemic heart disease ein)
Durchführung der Metaanalysen
N ... Gesamtes N aus allen StichprobenK ... Zahl der zusammengefassten Effektgrößen, hier entspricht K der
Anzahl der StudienP ... Populationseffektgröße als gewichteter Mittelwert aus allen
Effektgrößen P = ΣNiri / ΣN (ri = Koeffizient der Stichprobe i)Z ... Zugehöriger z-Wert der Normalverteilung z = P * vNp ... Irrtumswahrscheinlichkeit für diesen z-WertSD...Residualstandardabweichung. Die quadrierte
Residualstandardabweichung entspricht der Populations- oder Residualvarianz der Effektgrößen. Sie wird durch Subtraktion der Stichprobenfehlervarianz von der beobachteten Varianz der Effektgrößen berechnet.
Hp... Irrtumswahrscheinlichkeit für einen χ2-Test zur Überprüfung der Homogenität der über die einzelnen Studien gemittelten Korrelationskoeffizienten.
Effektmaß: Korrelationskoeffizient r, bestimmt aus den z-transformierten p-Werten [r = z / VN (N = Umfang der Stichprobe)]; Zusammenfassung der Effetmaße nach Schmidt-Hunter (1987)
N K P z p SD HP
13971 5 0.02742 3.24152 0.00059 0.00000 .50
9779 2 0.02860 2.82824 0.00234 0.00000 .40
3137 2 0.01648 0.92291 0.17803 0.00000 .61
4192 3 0.01685 1.09052 0.13774 0.0112 .17
3137 2 0.01517 0.84957 0.19778 0.00000 .63
Ergebnisse der prospektiven Studien bei Gesunden
Gesamte Stichprobe über alle Ärgermaße hinweg
Trait-Ärger
Anger In
Anger Out
Anger Control/Anger Discuss
Beurteilungen Beobachtungen Messung von Reaktionen
„Verhaltensbeobachtung“ „Test und Experiment“Informations-quelle
„Rating“
Methodische Ansätze zur Erfassung von Emotionalitätsmerkmalen (nach Scherer, 1990)
Merkmals-ebene
Selbst Fremd In Standard-situationen
In freien Situationen
Auf Stan-dardreize
In experi-mentellenSituationen
Verhalten Listen für Tagesaktivi-täten oder soziale Aktivitäten
Beobach-tungslistenfür Verhalten auf Stationen hinsichtlich Aggressivität
Verhalten auf aversiveReize (Lärm)
Verarbeitung von Ärger im Alltag
Abwehr-bewegungenbei An-näherung
Fluchtreak-tionen in ex-perimentellenAngst-situationen
Somatische Variablen
FBL-R Fremdbeurteilungslisten vegetativer Symptome
Vegetative und musku-läre Phäno-mene wäh-rend Explora-tion
Ambulantes Monitoringdes Blutdrucks
Zentralner-vöse, vegeta-tive Verände-rungen bei emotionalen oder sensori-schen Reizen
Zentralner-vöse, vegeta-tive Reaktio-nen in einer Leistungs-situation
Das elektronische Ärgerprotokoll
Kurzbeschreibung
Standardisiertes ErhebungsinventarUmfasst Listeninventare und Kurzformen herkömmlicher Fragebogen
Autorin Hank (1995)
Fest verzweigte adaptive VorgabeGeschlossenes AntwortformatAngaben und Ratings bezüglich des overtenVerhaltens, des erlebten psychischen und physischen Befindens sowie der internen und externen verhaltensdeterminierenden VariablenVierfach gestufte Ratings mit den verbalen Verankerungen „überhaupt nicht“ (1), „ein wenig“ (2), „ziemlich“ (3) und „sehr“ (4)
Computerunterstützte Selbstbeobachtung in situ zum Erleben und Ausdruck von Ärger
Komponenten Objektivierbare Situationsmerkmale- Tatzeit- Tatort- Ärgerquelle- Identifizierung von Täter(n), Opfer(n) und ggfls. Dritten
Erhebung mittels kodierten Listeninventaren
Subjektive Situationsmerkmale- Ärgerintensität (STAXI)- Ärgererleben im Hinblick auf Vertrautheit, Kontrolle,
Wandelbarkeit und Selbstwirksamkeit- Attribution der Ärgerepisode (Zufall, Unvorsichtigkeit,
Absicht mit vs. ohne Berechtigung)- Ärgerausdruck und Reaktionen auf den Ärger (28 Items
aus STAXI und SVF)- Motive der Ärgerreaktionen (Emotionsregulation,
Situationsregulation, Selbstwertrehabilitation)- Bewältigungseffektivität- Repräsentativität von Ärgerausdruck und -verhalten
Stichproben-technik
Ereigniskorreliert (ESM)
Ambulantes Monitoring des Blutdrucks mit PAR PhysioportMessgerät: PAR Physioport II
- Vollautomatischer MesswertspeicherMesswertaufnehmer
- EKG-Elektroden (Bestimmung der Herzfrequenz durch R-Zacken-Triggerung)
- Piezo-Mikrophon- Aktivitätsmessfühler (mittels dreier Piezo-Kristalle werden
Beschleunigungen in jeder der drei Körperachsen gemessen und zu einem dimensionalen Aktivitätsindikator verrechnet
Auswerteeinheit- Auslesen des Datenspeichers via PC Interface-Karte- Programmierung des Messwertspeichers und Datentransfer
erfolgen softwaregesteuert
Aufbau undFunktion
DesignZeitstichprobenplan
- 10.00 Uhr bis 23.00 Uhr Messungen im 10-Minuten-Takt (+ 1 Minute)
72 Messungen/Pb- 23.00 Uhr bis 08:00 Uhr Messungen im 30-Minuten-Takt
18 Messungen/Pb
Beobachtungszeitraum: 24 Stunden
Zum Zusammenhang zwischen dem Erleben und dem Verarbeiten von Ärger und dem Blutdruckverlauf im Alltag. Ergebnisse einer Felduntersuchung (Hank 1995)
Frage-stellungen
Ist ein Zusammenhang zwischen dem erlebtem Ärger und der Blutdruckreaktivität im Feld nachweisbar?Lassen sich die Ergebnisse laborexperimenteller Untersuchungen im Feld replizieren, wonach habitueller Anger In resp. Anger Out mit erhöhter Blutdruckreaktivität in Verbindung stehen?Wie wirkt sich die aktuelle Ärgerverarbeitung in situauf das Blutdruckverhalten aus?
Sowohl für die situative nach innen als auch für die situative nach außen gerichtete Ärgerverarbeitung wird eine erhöhte Blutdruckreaktivität postuliert
Ergebnisse der 2 * (3) Kovarianzanalyse zum Zusammenhang zwischen habituellem Anger Out und dem Blutdruckverhalten
Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) des systolischen(SBP) und diastolischen (DBP) Blutdrucks vor, während und nach Ärgerepisoden im Feld bei N = 27 Pbn, differenziert nach hohem vs. niedrigem habituellem Ärgerausdruck (n = 13 bzw. n = 14)
AO/hoch AO/niedrig AO/hoch AO/niedrigvor M 140.8 135.5 85.2 80.1
SD 11.9 16.2 12.2 12.7
während M 152.1 144.7 85.6 80.9
SD 18.0 15.6 10.9 8.5
nach M 141.5 137.6 85.6 84.8
SD 11.7 16.9 10.0 9.0(FAnger Out (1,24) = 1.98, p < .10; FVerlauf (1.93,48) = 8.62, p < .001; Kovariaten: BMI, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität
Ergebnisse der 2 * (3) Kovarianzanalyse zum Zusammenhang zwischen situativer Ägerkontrolle und dem Blutdruckverhalten
(FAnger out (1,24) = 4.13, p < .05; FVerlauf (1.91,48) = 6.02, p < .005; Kovariaten: BMI, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität
Systolischer (SBP) und diastolischer (DBP) Blutdruck vor, während und nach Ärgerepisoden im Feld in Abhängigkeit von situationsspezifischer Ärgerkontrolle (Sitkon niedrig vs. Sitkon hoch) bei N = 27 Pbn.