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Collaborative Planning Forecasting and Replenishment Seminararbeit aus Informationswirtschaft Danijela Mitrovic Matrikelnummer: 9852058

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Collaborative Planning Forecastingand Replenishment

Seminararbeit aus Informationswirtschaft

Danijela MitrovicMatrikelnummer: 9852058

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Collaborative Planning Forecasting and

Replenishment

Stichworte: Kollaborative Zusammenarbeit, Kooperation, Efficient Consumer

Response, Supply Chain Management, Category Management, Just in Time Produktion,

Wertschöpfungskette, Prozesssynchronisation

Keywords: Collaboration, Cooperation, Efficient Consumer Response, Supply Chain

Management, Category Management, Just in Time production, Value Chain, Process

synchronisation

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über das Konzept Collaborative Planning,

Forecasting and Replenishment. Es kennzeichnet sich durch die Bereitschaft der

Geschäftspartner aus, gemeinsame Interessen zu verfolgen und durch

Informationsaustausch, effektive Planung, Prognose und Bevorratung die Kosten zu

reduzieren. Die Effektivität und Kundenzufriedenheit sollen entlang der gesamten

Wertschöpfungskette gesteigert werden.

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Abstract

This paper describes the concept Collaborative Planning, Forecasting and Replenishment.

The basic element is an agreement between the trading partners to jointly collaborate.

The mission is to reduce costs, improve efficiency, reduce inventory while satisfying

consumer needs. The partners hope to achieve this benefits by information sharing,

effectively planning, forecasting and replenishing customer needs through the total

supply chain..

Kernpunkte für das Management

In dieser Arbeit wird die Idee einer kollaborativen Zusammenarbeit zwischen

Geschäftspartner beschrieben, die eine gemeinsame Strategie verfolgen und sich durch

Informations- und Datenaustausch gegenseitig behilflich sind.

Um Risken und Unsicherheiten auf der Nachfrageseite abzubauen, arbeiten alle

Teilnehmer einer Wertschöpfungskette zusammen und erzielen so Wettbewerbsvorteile.

Nachfolgend erfolgt eine Einführung in verschiedene Konzepte der Zusammenarbeit und

die anschließende Überleitung zum Konzept Collaborative Planning Forecasting and

Replenishment, die als die letzte Entwicklung bezeichnet werden kann.

Darauf aufbauend wird nach einer Beschreibung des Modells, die Vorgehensweise bei

der Implementierung, die Schwierigkeiten und Probleme die sich dabei ergeben

diskutiert.

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Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG ................................................................................................................... 4

1. MANAGEMENTKONZEPTE – UNTERNEHMENSKOOPERATION................ 61.1 ENTERPRISE RESOURCE PLANNING ............................................................................ 61.2 ADVANCED PLANNING AND SCHEDULING.................................................................. 71.3 EFFICIENT CONSUMER RESPONSE .............................................................................. 8

1.3.1 Vom Push- zum Pull-Prinzip ............................................................................ 101.3.2 Supply Chain Management .............................................................................. 111.3.3 Category Management ..................................................................................... 131.3.4 Just in Time Produktion ................................................................................... 15

2. COLLABORATIVE PLANNING FORECASTING AND REPLENISHMENT. 162.1 BEGRIFFSDEFINITION................................................................................................ 162.2 ERWARTUNGEN DER UNTERNEHMEN VOM CPFR..................................................... 182.3 VERGLICH ZU TRADITIONELLEN GESCHÄFTSBEZIEHUNGEN ..................................... 202.4 IMPLEMENTIERUNG .................................................................................................. 21

2.4.1 VICS Referenzmodell........................................................................................ 232.5 FEHLERANNAHMEN BEI CPFR ................................................................................. 26

3. ENTWICKLUNGEN UND ERWARTUNGEN....................................................... 30

LITERATURVERZEICHNIS ....................................................................................... 32

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Einleitung

In Zeiten zunehmender Globalisierung, Digitalisierung und weltweiter Vernetzung durch

das Internet entdecken Unternehmen neue, bessere und vielseitigere Möglichkeiten

international zu agieren und mit anderen Unternehmen weltweit zu kooperieren.

Die Einführung neuer Technologien ermöglicht es den Unternehmen, sich auf eine neue

Art und Weise zu präsentieren, Kontakte mit potentiellen Kunden, Lieferanten und

Geschäftspartnern zu knüpfen, ohne auf räumliche Distanzen Rücksicht nehmen zu

müssen. Die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den handelnden Parteien

wird durch den Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechnologien erleichtert

bzw. kommt erst durch diese überhaupt zu Stande.

Nicht nur ein weltweites Handeln wird ermöglicht, auch die Geschwindigkeit der Abläufe

spielt eine wesentliche Rolle. Unternehmen erzielen eine enorme Zeitersparnis bei der

Abwicklung ihrer Geschäftsprozesse.

Diese neuen Möglichkeiten werden von den Unternehmen dahingehend genutzt,

Kundenwünsche besser zu erfassen, sich auf diese einzustellen und das Angebot

entsprechend zu gestalten. Der Vergleich der Lieferantenangebote, Verhandlungen und

Informationsfindung werden erleichtert. Notwendig ist ebenfalls die Analyse der

Konkurrenz und ihrer Positionierung am Markt im Vergleich zur eigener Position.

Ziel der Unternehmen ist, durch den Einsatz neuer Technologien positiven Nutzen zu

erzielen. Die Umsätze sollen gesteigert und die Kosten reduziert werden.

Jedoch wurde von den Unternehmen erkannt, dass dies längerfristig nicht ausreicht um

Gewinne zu erhöhen. Vielmehr muss einerseits in der eigenen Produktion die Ineffizienz

einzelner Schritte, sei es im Bereich der Beschaffung, Distribution, Logistik, usw.

abgebaut werden. Andererseits ist der Ausbau der Zusammenarbeit mit

Partnerunternehmen als notwendiges Muss, auf dem Weg zur Steigerung der

Kundenzufriedenheit zu sehen.

Der Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien erleichtert diese

Aufgaben und verhilft den Unternehmen ihre Umsätze und Gewinnen zu steigern

[Rüsi02].

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Nun gibt es zahlreiche Gestaltungs- und Lösungsmöglichkeiten, die sich in der Praxis

bewährt haben und einen sichtbaren Nutzen für ihre Anwender bringen. Es wird versucht

durch Ausstattung aller Geschäftspartner mit gleicher Software, oder teilweiser

Zusammenarbeit der Lieferanten im Logistikbereich Zeit und Geld zu sparen, oder sich

auf den Informationsaustausch im Bezug auf zukünftige Entwicklungen zu konzentrieren.

Wie bereits erwähnt, es gibt viele Möglichkeiten und viele dieser Möglichkeiten führen

auch dazu, Geld und Zeit zu sparen und den Kunden zufriedener zu stellen.

Jedoch ist die kollaborative Zusammenarbeit aller Geschäftspartner innerhalb einer

Wertkette, Synchronisation der Produktionsabläufe, Erstellung von Prognosen und

Abschätzung zukünftiger Entwicklungen, sowie ein intensiver Informationsaustausch,

das was den gesuchten Erfolg bringt.

In dieser Arbeit wird versucht, einige häufig angewendete Möglichkeiten der

zwischenbetrieblicher Zusammenarbeit kurz darzustellen und in weiterer Folge, das

Modell der Collaborative Planning, Forecasting and Replenishment, kurz CPFR,

detaillierter vorzustellen.

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1. Managementkonzepte – Unternehmenskooperation

Grundsätzlich wurde stets versucht und ist immer noch ein Bestreben aller

wirtschaftstreibenden Organisationen, den Produktionsablauf durch gezielte Planung und

exakte Anpassung einzelner Schritte die betriebliche Produktion zu optimieren und somit

den gezielten Output auf die für den Betrieb günstigste Weise zu erzielen.

Die Beschaffung von benötigten Materialien und Werkstoffen, Transport dieser,

Lagerung und Planung, notwendige Betriebsausstattung, geschulte, zufriedene und

motivierte Mitarbeiter sind die Mindestanforderungen der Produktion, welche zum

gewünschten Zeitpunkt in ausreichender Menge zur Verfügung stehen sollen. Die

Durchführung dieser betrieblichen Prozessabläufe sollen unter dem Aspekt der

minimalen Kosten erfolgen. Gleichzeitig muss dafür gesorgt werden, die Position am

Markt zu stärken und mit dem eigenen Angebot den Kunden zufrieden zu stellen.

Nun, das ist nur ein Bruchteil der Aufgaben, welche Unternehmen zu erfüllen haben,

wenn sie überlebens- und in weiterer Folge wettbewerbsfähig sein möchten.

Betriebswirtschaftliche Kenntnisse sind hilfreich und unterstützen Unternehmen bei der

Erfüllung ihrer alltäglichen Aufgaben.

Als zweite Hilfe kann der Einsatz diverser Technologien gesehen werden, ohne welcher

wir uns weder unser Privatleben, noch die Abwicklung von einfachsten alltäglichen

Geschäftsprozessen vorstellen können.

Durch die Verwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien, wie es

Telefone, Computer, spezielle Software, das Internet usw. sind, werden Arbeitsschritte

erleichtert und beschleunigt. Ein weiterer wesentlicher positiver Effekt ist das

Kostensparen.

1.1 Enterprise Resource Planning

In weiterer Folge widmen wir uns dem Konzept Enterprise Resource Planning (ERP),

welches in den 90er Jahren vor allem in Großbetrieben zur Reorganisation führte.

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Der Schwerpunkt liegt beim ERP auf betriebsinternen Prozessen. Bei der

Implementierung verfolgten Unternehmen das Ziel, den Informationsfluss betriebsintern

zu optimieren. Vielfach kämpften Unternehmen davor mit den verschiedensten

unkompatiblen Systemen, ohne sie zu einem funktionierendem Ganzen zusammenführen

zu können. Nun wurde mit ERP dafür Abhilfe geschaffen. Es wurde durch die

Implementierung von internen Systemplattformen, durch die Verwendung gleicher

Software in allen Abteilungen, usw. eine reibungslose Kommunikation und

Informationsaustausch gewährleistet [Whit99].

Die wesentlichsten Anbieter von ERP Werkzeugen und betriebswirtschaftlicher Software

sind SAP, Baan, Oracle, aber auch QAD und Ramco .

Die Implementierung von ERP führte zu einer enormer Verkürzung von Arbeitsschritten

sowohl in den einzelnen Abteilungen, als auch im gesamten Betrieb. Die Ineffizienz

wurde abgebaut, die interne Kommunikation verbessert, der Informationsfluss optimiert

und die Geschäftsabwicklung erleichtert.

ERP bot den Unternehmen Potentiale zur Kostendeckung auf und sie konnten trotz hoher

Anschaffungskosten größere Gewinne erzielen [Hort99, 10-13].

Die Kritik am Konzept ERP bezieht sich vor allem auf die Nichtbeachtung

betriebsexterner Kommunikationswege und Informationsflüsse.

1.2 Advanced Planning and Scheduling

Die internen Verbesserungen führten zu Kosteneinsparungen, aber ein wesentlicher Teil

der Kommunikation findet doch außerhalb der Betriebswände statt. Nun mussten die

Unternehmen auf dem Weg zum Abbau von Ineffizienz diesen Punkt ebenfalls beachten.

Unter dem Begriff der Advanced Planning and Scheduling (APS) wird zusätzlich auch

die Berücksichtigung der Kommunikation mit externen Geschäftspartnern verstanden.

Im Gegensatz zu ERP, konzentrieren sich APS Werkzeuge mehr auf die

Planungskomponente, beispielsweise im Bezug auf notwendige Ressourcen zur

Auftragserfüllung. Weiters umfasst APS auch demand forecasting, d. h. die Erforschung

der Nachfrage, zukünftige Entwicklungen und Prognose. Hingegen stehen bei ERP die

internen, ausführenden Aspekte im Vordergrund.

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Zusammenfassend könnte man sagen, dass mittels ERP Bemühungen gesetzt werden, um

die Effizienz zu steigern. Mit APS wird jedoch eine Effektivitätssteigerung erzielt

[Whit99].

1.3 Efficient Consumer Response

Die rasante Entwicklung des Internets wurde von einer wachsenden Bedeutung des

Mediums für die Geschäftswelt begleitet. Sehr schnell wurde diese Technologie

akzeptiert, in den beruflichen Alltag involviert und mit positiven Effekten für

Geschäftsabläufe genutzt.

Von ganz besonderer Bedeutung ist das Internet im Bezug auf Supply Chain

Management (SCM) oder Value Chain Management (VCM) [Whit99].

Der Oberbegriff für dieses Managementkonzepts lautet Efficient Consumer Response

(ECR) und wird als „effiziente Reaktion auf Kundennachfrage“ übersetzt [Seif02, 27].

Teilt man den Namen auf, so wird sofort eindeutig klar, was mit diesem Konzept gemeint

wird: Consumer steht für die Orientierung an den Bedürfnissen der Konsumenten und

Efficient Response als prozessorientierte und wirtschaftsstufenübergreifende

Optimierung der Wertschöpfungskette, also Konsumentenorientierung einerseits und

Wertschöpfungsorientierung andererseits [Seif02, 27-28].

Anfang der 90er Jahre bildeten in den USA Unternehmen aus Industrie und Handel, die

Mitglieder der selben Wertschöpfungskette waren und sich zur Kooperation und

Zusammenarbeit erklärten, Partnerschaften. Innerhalb der Wertschöpfungskette sollte

rational und effizient gehandelt und an den Bedürfnissen der Verbraucher orientiert

werden. Die Neuigkeit daran war der Übergang zur Orientierung an

zwischenbetrieblichen Prozessen.

Ein Teil des Efficient Consumer Response betrachtet das Feld der Logistik und wird als

Supply Chain Management (SCM) bezeichnet. Ziel ist eine effiziente Gestaltung der

Versorgung. des Unternehmens durch die Kooperation von Herstellern und Händlern im

Bezug auf die Abstimmung von Lieferungen, Abbau unnötiger Sicherheitsbestände, etc.

Das Category Management (CM) beschäftigt sich mit dem Aufgabengebiet Marketing.

Durch einen intensiven Informationsaustausch mit den Kunden wird das optimale

Marketingmix für alle beteiligten Partner gefunden. Die Erfüllung der Kundenwünsche

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kann durch optimales Preisniveau, Verbesserung der Qualität, kundenorientierte

Sortimente, Reduzierung von Bestandslücken erfolgen und durch den Austausch von

Kundendaten zwischen den Partnern gefördert.

Aus der Beziehung Hersteller-Händler-Konsument erzielt jedes Mitglied einen Mehrwert

und somit wird eine win-win-win Situation geschaffen [Seif02, 29].

Der Konsument profitiert durch ein optimiertes Preis-Leistungs-Verhältnis. Durch

gleichmäßige Warenbewegung können Dauerniedrigpreise gesetzt werden,

Bestandslücken werden abgebaut und die Sortimente werden noch mehr an die Wünsche

des Kunden angepasst.

Hersteller und der Handel erzielen durch die Kooperation Umsatz- und

Gewinnsteigerungen, einerseits durch die Senkung der Kosten in der Prozesskette und

andererseits durch bessere Vermarktungskonzepte.

Begriffsdefinition: Wertschöpfungskette

Da bereits der Begriff ‚Wertkette’ schon öfters verwendet, aber noch keine genaue

Beschreibung oder Definition gegeben wurde, soll dies an dieser Stelle nachgeholt

werden.

Unter dem Begriff Wertschöpfungskette werden diejenigen Prozesse verstanden, die

notwendig sind, um in einem Unternehmen ein Produkt oder eine Dienstleistung

herzustellen, also die Beschaffung, Produktion, Fertigung, Absatz, Marketing, usw. mit

der Unterstützung vom Finanz- und Rechnungswesen, der Personal- und Rechtsabteilung,

usw. Spricht man im Zusammenhang mit ECR, SCM, oder später CPFR von

Wertschöpfungs- oder Prozessketten, dann wird eine ‚erweiterte Wertschöpfungskette’

gemeint. Diese beschränkt sich nicht nur auf betriebsinterne Schritte, sondern umfasst

alle Wirtschaftsstufen, die ein Produkt während seines Produktionsprozesses durchläuft.

Die einzelnen Wirtschaftsstufen bilden die Hersteller, Händler, Lieferanten, Produzenten,

Lagerhalter, Spediteure, bis hin zum Konsumenten.

Wie bereits erwähnt, stammen die Mitglieder einer solchen Kette einerseits aus dem

eigenen Unternehmen, resultieren aber auch aus externen Beziehungen zu anderen

Unternehmen.

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Innerhalb der Wertschöpfungskette bewegen sich Waren-, Informations- und

Zahlungsströme [ThAc01, 811].

Im Bild 1 ist nochmals die betriebsinterne und -externe Wertschöpfungskette grafisch

dargestellt.

Sublieferant

Sublieferant

Sublieferant

Modullieferant

ModullieferantSystemlieferant Hersteller

Handel

Kunde

Marketing F & E Fertigung Vertrieb Verkauf Service

Entwicklung neuer ProdukteAuftragsgenerierung und –erfüllung

Logistik

RechtFinanzen Personal InformatikRechnungs-wesen

Unternehmensleitung

M A T E R I A L F L U S SI N F O R M A T I O N S F L U S S

G E L D F L U S S

Bild 1 Wertschöpfungskette, betriebsintern und- externQuelle: (nach [ThAc01, 811; Wann02, 4])

1.3.1 Vom Push- zum Pull-Prinzip

Vor der Einführung von ECR dominierte das Push-Konzept. In der traditionellen

Lieferkette wurden die tatsächlichen Abverkaufszahlen nicht berücksichtigt. Man

beachtete vielmehr die Kostenseite. Bei der Beschaffung beispielsweise wurden größere

Mengen bestellt um bestimmte Konditionen zu nutzen, dadurch erhöht sich in weiterer

Folge die Produktion und die Kosten für die Lagerhaltung sollten die produzierten Stücke

nicht abgesetzt werden.

Aus solchen und ähnlichen Situationen ergibt sich ein wachsender Druck auf den

Verkauf, das produzierte Volumen auf den Markt, zu den Kunden „zu drücken“. Sehr oft

ist das mit Preissenkungen, Sonderangeboten, Abverkäufen u.ä. verbunden.

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Anders hingegen funktioniert das Pull-Prinzip (in Bild 2 der grafische Vergleich). Hier

wird die Versorgung und die Produktion des Betriebs durch die Nachfrage gesteuert.

Konsumentennachfrage und –verhalten, sowie zukünftige Entwicklungen werden genau

analysiert und prognostiziert. Entsprechend diesen Erkenntnissen wird die Produktion

und das Betriebsgeschehen gestaltet.

Da Vorhersagen über das Verhalten von Kunden nie 100%ig stimmen können, müssen

Schwankungen eingeplant werden. Die Produktion, Lagerhaltung und Versorgung des

Unternehmens müssen flexibel sein und sich auch kurzfristig anpassen können [Seif02,

32; Rein02, 170].

VerbraucherLager des Handels

Produktion des Herstellers

Lager des Herstelers Handelsfiliale

Produktion des Herstellers

Lager des Herstellers

Lager des Handels Handelsfiliale Verbraucher

P U S H

P U L L

Bild 2 Push- und Pull- PrinzipQuelle: (nach [Seif02, 32])

1.3.2 Supply Chain Management

Das Supply Chain Management greift das Konzept des Pull-Prinzips auf und leitet darauf

basierend die Handlungsweisen ab.

Unter Supply Chain Management kann man die

• Planunung, Steuerung und Kontrolle

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• des gesamten Material- und Dienstleistungsflusses, einschließlich der damit

verbundenen Informations- und Geldflüsse

• innerhalb eines Netzwerks von Unternehmungen und deren Bereiche verstehen,

• die im Rahmen von aneinander folgenden Stufen der Wertschöpfungskette an der

Entwicklung, Erstellung und Verwertung von Sachgütern und /oder

Dienstleistungen partnerschaftlich zusammenarbeiten,

• um Effektivitäts- und Effizienzsteigerungen zu erreichen [Rein02, 167].

Als besondere Herausforderung wird die Abstimmung der Informations- und

Warenflüsse entlang der Wertkette gesehen und ist von besonderer Bedeutung für global

operierende Konzerne und regional stark verteilte Unternehmensnetzwerke.

Das Supply Chain Management bietet den Unternehmen Hilfe bei der Gestaltung ihrer

Logistiklösungen. Durch die jeweilige Anpassung der Teilnehmer aneinander wird eine

Optimierung der Prozesse in der Wertschöpfungskette erreicht. Die Betrachtung der

Partnerunternehmen endet nicht bei der vor- und nachgelagerten Wirtschaftsstufe,

sondern bezieht sich auf alle Wertschöpfungskettenteilnehmer [Wann02, 3-5]

Das Supply Chain Management wird durch den Einsatz von EDV ermöglicht.

Unternehmen setzen Warenwirtschaftssysteme ein, durch welche ein besserer Überblick

gewonnen wird und Verbesserungen entlang der gesamtem Prozesskette unternommen

werden können.

Grundsätzlich verfolgen alle Beteiligten das Ziel der Kostenminimierung, doch dieses

wird von verschiedene Motiven verfolgt, die in der Tabelle 1 dargestellt sind.

MarktpositionsbezogeneZielgrößen

ErgebnisbezogeneZielgrößen

Ziele derHandels-

unternehmen

• Imageverbesserungen durchweniger Bestandslücken

• Erhöhung derKundenloyalität

• Schnelle logische Umsetzungvon Produktneueinführungen

• Aufbau von verbesserterLogistikkompetenz durch dieIndustriepartner

• Umsatzsteigerung aufgrundReduzierung/Vermeidung vonBestandslücken (Out ofStocks)

• Erhöhung desLagerumschlags

• Bestandsreduktion• Verringerung der

Kapitalbindungskosten

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• Verbessertes Wissen übertatsächlichesNachfrageverhalten

• Umsatz- undErtragssteigerung

• Reduzierung derLogistikkosten

• Bestell- undAbrechnungsoptimierung

Ziele derIndustrieunte

rnehmen

• Aufbau eines Images alsKompetenzpartner desHandels

• Schnelle logische Umsetzungvon Produktneueinführungen

• Möglichkeit derEinflussnahme auf dieLogistikkette

• Schaffung einesWettbewerbsvorteilsgegenüber anderenLieferanten

• Verbessertes Wissen übertatsächlichesNachfrageverhalten

• Umsatz- undErtragssteigerung

• Umsatzsteigerung aufgrundReduzierung/Vermeidung vonBestandslücken (Out ofStocks)

• Reduzierung derLogistikkosten

• Bestell- undAbrechnungsoptimierung

• Produktionsoptimierung• Bestandsreduktion an Vor-

und Fertigprodukten

Tabelle 1 Ziele und Motive der SCM BeteiligtenQuelle: (nach [Seif02, 36])

1.3.3 Category Management

Während sich Supply Chain Management mit Lieferanten, Herstellern und der gesamten

Bereichsfeld Logistik beschäftigt, konzentriert sich das Category Managemet auf die

Kunden, das Marketing und die Absatzseite.

Der Schwerpunkt liegt auf der Sortimentsgestaltung, bei der sowohl die Hersteller und

die Händler zusammenarbeiten. Die Steigerung der Kundenzufriedenheit, sowie in der

Tabelle 2 dargestellte marktpositionsbezogene und ergebnisbezogene Ziele sollen erfüllt

werden.

MarktpositionsbezogeneZielgrößen

ErgebnisbezogeneZielgrößen

Ziele derHandels-

unternehmen

• Adäquate Sortimente inBezug auf Zielgruppe,Käuferverhalten und

• Steigerung derVerkaufsflächenproduktivität

• Erhöhung des

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Standort• Imageverbesserung im

Bezug aufKundenorientierung,Leistungskompetenz undPreiswürdigkeit

• Erschließung neuerKundensegmente

• Nutzung spezifischerBedarfsverbindung zurAusschöpfung vonAbsatzpotentialen (CrossSelling)

• Erhöhung derKundenloyalität

• Eigenständiges Profil imHandelswettbewerb

• Preiskonzept mit hoherWertschöpfung

• Gewinnung von Marketing-und Marktkenntnissen vonden Industriepartnern

• Früherkennung von Trends

Lagerumschlags• Verbesserung der

Deckungsbeiträge desSortiments

• Verringerung derKapitalbindung

• Gewinnoptimierung derWarengruppe über Umsatz-und Ertragssteigerungen

• Erhöhung derKäuferreichweite

• Reduzierung vonkostenintensiven Promotionsdurch Efficient Promotions

• Umsatzsteigerungen aufgrundReduzierung/Vermeidung vonBestandslücken (Out ofStocks)

• Erhöhung derBedarfsdeckungsquoten undAusgabenintensität derKunden

• Kostenoptimierung vonProduktneueinführungen

Ziele derIndustrieunte

rnehmen

• Gewinnung vonInformationen überSubstitutions- undKomplementärbeziehungenvon Produkten

• Stärkung von Brand Equity• Preiskonzept mit hoher

Wertschöpfung• Verbessertes Wissen über

Käuferverhalten• Gewinnung von POS-Daten

von den Handelspartnern• Sicherung/Verbesserung der

Platzierungsqualität bzw.Kontaktstrecke für eigeneProdukte

• Aufbau eines Images alsKompetenzpartner desHandels und Wahrnehmungals Preferred Supplier

• Gewinnoptimierung derWarengruppe über Umsatz-und Ertragssteigerungen

• Erhöhung derKäuferreichweite

• Kosteneffizienter Einsatz vonWerbebudgets durch EfficientPromotions

• Umsatzsteigerungen aufgrundReduzierung/Vermeidung vonBestandslücken (Out ofStocks)

• Erhöhung derBedarfsdeckungsquoten undAusgabeintensität der Kunden

• Kostenoptimierung vonProduktentwicklung undProduktneueinführung

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• Früherkennung der Trends• Möglichkeit der

Einflussnahme am POS• Testmärkte für innovative

Entwicklungen• Schaffung eines

Wettbewerbsvorteilsgegenüber anderenLieferanten

Tabelle 2 Ziele und Motive der CM BeteiligtenQuelle: (nach [Seif02, 38])

1.3.4 Just in Time Produktion

Der Vollständigkeit zu Liebe soll hier kurz noch auf das schon etwas länger bekannte

Konzept der Just in Time Produktion eingegangen werden

Ziel ist es, die Lagerhaltung soweit zu reduzieren bzw. ganz zu streichen und somit

weitgehend auf Kapitalbindung zu verzichten. Die Bedarfsmengen werden genauest

ermittelt und müssen zum gewünschten Termin pünktlichst von den Lieferanten

bereitgestellt werden. Ohne Zwischenlagerung kommen sie in die Produktion und werden

sofort verarbeitet.

Just in Time Produktion bedeutet das Produzieren auf Abruf. Der oberste Grundsatz

lautet zu jeder Zeit auf allen Stufen der Beschaffung, der Fertigung und der Distribution

nur gerade soviel zu produzieren und zu verteilen, wie unbedingt nötig.

Die Synchronisation, also die genaue Abstimmung der Lieferungen, Beschaffung,

Produktion und des Absatzes ist der Grundstein für eine solche Produktionsweise.

Zwischen den einzelnen Betriebskomponenten muss eine Harmonisierung erreicht

werden, damit Just in Time überhaupt realisierbar wird.

Wichtig ist ebenfalls die Verlässlichkeit und die Zuversicht der Lieferanten, denn wenn

es zu Verspätungen kommt, steht die Produktion still, Aufträge können nicht bearbeitet

werden, die Auslieferung der bestellten Produkte erfolgt verspätet und die Kunden sind

unzufrieden. Eine ganze Reihe negativer Folgen bewirkt nur eine verspätete Lieferung.

Dieses Risiko wird von vielen Betrieben jedoch auf sich genommen, um den Preis der

finanziellen Mittel, die nun nicht auf Lager gebunden sind [ThAc01, 342; Dave02].

Die Just in Time Produktion wird vorwiegend in der Automobilbranche eingesetzt

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2. Collaborative Planning Forecasting and

Replenishment

2.1 Begriffsdefinition

Um den wesentlichen Teil dieser Arbeit einzuleiten, waren diese kurzen Beschreibungen

der wesentlichen Merkmale der verschiedenen Konzepte, wie ERP, ECR aber auch das

Prinzip der Just in Time Produktion notwendig.

In der Literatur ist man sich noch nicht über eine einheitliche Definition einig. Deshalb

werde ich hier versuchen die Darstellung des Konzepts vorzunehmen.

Collaborative Planning Forecasting and Replenishment (CPFR) kann als eine

Weiterentwicklung im jeglichen Sinne bezeichnet werden. Es baut sowohl auf dem

Konzept des ERP auf, denn man ist auch hier darauf bedacht die interne Kommunikation

und die internen Informationsflüsse so zu gestalten, dass sie so einfach und kostengünstig

wie nur möglich sind. Andererseits umfasst CPFR auch die Elemente von SCM und CM.

Mit CPFR entsteht die Vernetzung von miteinander in direkter und indirekter Beziehung

stehender Betriebe mit dem gemeinsamen Motiv, durch entsprechende Kommunikation,

Austausch und gezielter Zusammenarbeit die zukünftigen Entwicklungen besser

abzuschätzen, zu prognostizieren und gemeinsam zu bewältigen.

Die herkömmlichen Grenzen zwischen den Geschäftspartnern werden aufgehoben und

durch eine Synchronisation der Produktionsprozesse ersetzt. Diese Harmonisierung der

betriebsinternen Prozesse und der externen Geschäftsprozesse zwischen den Partnern hat

große Ähnlichkeit mit der Funktionsweise der Just in Time Produktion.

Durch die Einsicht in die eigenen und fremden Lagerbestände, Verbrauchs- und

Produktionsdaten lässt sich die Nachfrage schon sehr früh feststellen und

dementsprechend kann sich der einzelne mit seiner Produktion anpassen. Gemeinsam

wird der Markt untersucht, der Endkonsument analysiert uns relevante politische und

gesellschaftliche Entscheidungen berücksichtigt.

Die Beziehung Käufer – Verkäufer im ursprünglichem Sinn gibt es nicht mehr.

Kundenaufträge werden durch kollaborative Prognosen ersetzt.

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Jedes Unternehmen erzielt für sich Wettbewerbsvorteile, Möglichkeiten zur

Kostensenkung, Effizienzsteigerung durch Synchronisation und einen besseren Überblick

über interne und externe Einflussfaktoren.

Die nachfolgende Grafik (Bild 3) soll den betriebswirtschaftlichen Nutzen in

Abhängigkeit der wachsenden Kooperation darstellen.

CPFR

Zusammenarbeit über zahlreiche Ferigungs-stufen mittels einer

gemeinsamen Planbasis

Zusammenarbeit

Planung auf Werksebene

APS – Advanced Planning Systems

Zusammmenarbeit mit der vorhergehenden Fertigungsstufe

Produktionsplanung und –steuerung erfolgt auf Werksebene

und als Weiterentwicklung unternehmensweit

niedrig

Bet

riebs

wirt

scha

ftlic

her N

utze

n

hoch

hoch

Bild 3 Betriebswirtschaftlicher Nutzen in Abhängigkeit zur betrieblichen ZusammenarbeitQuelle: ( nach [Rein02, 188])

Im Mittelpunkt des CPFR Konzepts steht die gemeinschaftliche (Collaborative) Planung

(Planning), Erzeugung von Absatz- und Auftragsprognosen auf Basis gemeinsam

definierter und standardisierter Geschäftsprozesse (Forecasting) sowie eine automatisierte

Bevorratung basierend auf modernen Informations- und Kommunikationstechnologien

(Replenishment) [Rein02, 191].

Zusammenfassend versteht man unter CPFR die Bereitschaft von Geschäftspartnern

einen anderen Weg der Zusammenarbeit zu gehen, zwecks Verfolgung gemeinsam

entwickelter Ziele und Strategien, der durch Kooperation, Erstellung von Analysen,

gemeinsamer Prognosen, Synchronisation der Prozesse, Transparenz und Vertrauen

geebnet ist.

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2.2 Erwartungen der Unternehmen vom CPFR

In einer Studie, die von Syncra Systems und Industry Directions im Jahr 2000 zum

Thema CPFR durchgeführt wurde, befragte man Unternehmen aus verschiedenen

Branchen im Bezug auf deren Erfahrungen, Erwartungen und Vorstellungen. Die

Befragten, in Bild 4 ist die Verteilung grafisch dargestellt, setzten sich zur Hälfte (49%)

aus Herstellern, zu 23% aus Einzelhändler, 10 % waren Großhändler und Distributoren

und die restlichen 18% waren Logistik- und Transportbetriebe, sowie Beratungs- und

Systemintegrationsunternehmen [InSy00, 5].

Hersteller49%

Andere18%

Einelhändler23%

Großhändler/ Distributoren

10%

AndereEinelhändlerGroßhändler/ DistributorenHersteller

Bild 4 Aufteilung der befragten Unternehmen zu CPFRQuelle: (nach [InSy00, 5])

Das Ziel der Untersuchung war bisherige Erfahrungen mit CPFR, Erwartungen und

Vorstellungen zu ermitteln.

89% der befragten Unternehmen gaben an, dass sie sich folgende Vorteile vom CPFR

erwarteten:

• Verbesserung bei der Prognosegenauigkeit für den Handelspartner

• Abbau von Beständen und Sicherheitsbeständen

• Verringerung von Fehlbeständen und bessere Lieferfähigkeit

• Umsatzsteigerungen [InSy00, 7].

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Geschäfts-funktion Vorteile durch CPFR

Verkauf

• Steigerung der Verkäufe durch bessere Verfügbarkeit der Waren• Gemeinsame Planung mit Geschäftspartnern ermöglichen höhere

Prognosegenauigkeit• Frühzeitiges Erkennen von Problemen, bevor sie Einfluss auf die

Geschäftsergebnisse nehmen• Aktives Management von Ausnahmen verbessert die

Servicebereitschaft für den Kunden

Marketing

• Gemeinsame, effektive Promotionsplanung, Vermeidung vonPromotions-Überschneidungen

• Höhere Transparenz über Kosten und –Effektivität vonPromotionen

• Verbesserte Koordination der Marketing Aktivitäten• Tiefere Einblick in die Vorteile von Mikro-Marketing

Produktion

• Weniger ungeplanter Produktionswechsel• Höhere Transparenz über Produkteinführung, Timing und

Volumina• Verbesserte Kapazitätenplanung und effiziente Auslastung der

Anlagen• Reduktion von ungeplanten Produktionszyklen führt zur

Reduzierung von Überstunden• Transparente Auftragsprognose für die Produktionsplanung• Effiziente Beschaffung von Rohstoffen und Verpackung

Vertrieb undLogistik

• Niedrigere Lagerhaltung• Effiziente Lagerbewegungen und wirkungsvolles Lager-

Management• Flexible Arbeitszeitplanung• Verbesserte Auslastung der Anlagen und Koordination mit Dritten• Sinkende Express-Versände• Höhere Transport- und Auslieferungseffizienz

Tabelle 3 Vorteile die sich durch CPFR ergeben, nach GeschäftsfeldernQuelle: (nach [Seif02, 223])

Das CPFR Konzept verfolgt als Hauptziel die Reduktion der Ineffizienz innerhalb der

Supply Chain und die Verbesserung der Lieferfähigkeit um die richtigen Produkte an der

richtigen Stelle zum richtigen Zeitpunkt zu haben. Ermöglicht wird dies durch

gemeinsame Planung, intensive Zusammenarbeit, Informationsaustausch und

Prozesssynchronisation [StZa02].

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In Tabelle 3 sind die Vorteile, die sich aus der Kollaboration ergeben, nach

verschiedenen Geschäftsfeldern dargestellt.

2.3 Verglich zu traditionellen Geschäftsbeziehungen

Die Vorzüge, die CPFR bietet, sind überwältigend. Ein kurzer Vergleich der

traditionellen Beziehungen zwischen Geschäftspartnern zur neuen, kollaborativen Weise

der Zusammenarbeit soll nochmals die Unterschiede und die Möglichkeiten

herausstreichen.

Tier- n Fokus

Proaktiv ExtendedEnterprise

Collaboration

Silo -SteuerungskulturReaktiv

Planungs-kaskadeTier-1 Fokus

Supply Fokus Planung

Steuerung

Supply Fokus Planung

Störungs-Management Steuerung

Störungs-Management

TRADITIONELLE BEZIEHUNGEN

MIT KOLLABORATION

Bild 5 Vergleich traditioneller und kollaborativer GeschäftsbeziehungenQuelle: (nach [BaBK01])

Im Bereich der Belieferung erweitert sich der Horizont. In den traditionellen

Lieferantenbeziehungen beschränkte sich der Blickwinkel zumeist auf die nächste

Lieferantenstufe. Der Lieferant bekam seinen Auftrag, stellte die Waren zu und wurde

dafür entlohnt. Durch kollaborative Zusammenarbeit soll der Betrachtungsraum über den

Tier-1 Lieferanten hinaus gehen. Notwendig dafür ist die Kenntnis des

Lieferantennetzwerks. Die Kommunikation dehnt sich auf die gesamte

Wertschöpfungskette aus. So erhalten beispielsweise der Lieferant, Sublieferant, usw.

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vom Hersteller frühzeitig, die für sie relevanten Informationen im Bezug auf zukünftige

Verringerung/Steigerung der Liefermenge aufgrund Nachfrageveränderungen.

Dieser Informationsaustausch ermöglicht eine gemeinsame Planung. Die Partner der

Wertschöpfungskette können ihre Betriebsprozesse aufeinander anpassen. Sie sind durch

die Absprachen und gemeinsames Erstellen von Prognosen gegen unerwartete Risken

und Marktentwicklungen gesichert. Bisher konnte das Management in den meisten Fällen

nur reaktiv eingreifen, d. h. erst mit Eintritt von Veränderungen auf diese reagieren. Dies

kostete viele Unternehmen viel Geld, Zeit und Arbeit.

Kollaboration ermöglicht ein proaktives Management. Auf Störungen und

Veränderungen kann sich das Unternehmen rechtzeitig einstellen. Unerwartete

Entwicklungen werden durch aktiven Informations- und Datenaustausch vermieden. Das

Management kann so die Steuerung der internen Abläufe ohne große Gefahren und

Risken erledigen. Die Gefahr von unerwünschten Überraschungen kann nahezu gänzlich

ausgeschlossen werden [BaBK01].

2.4 Implementierung

Ohne Zweifel bietet CPFR wünschenswerte Möglichkeiten zur Veränderung bisheriger,

im Vergleich schlechter Situationen. Man möchte sich vorstellen, dass jeder Unternehmer

in seinem Betrieb begeistert sofort die notwendigen Schritte zur Umstellung vornimmt,

um Hand-in-Hand mit seinen Lieferanten und Geschäftspartnern die versprochenen

Vorteile zu nutzen.

Doch die Implementierung ist leider nicht so einfach wie sich die Unternehmer und das

Management wünschen würden.

Auf viele Schwierigkeiten stoßen sie bereits vor der Einführungsphase. Im eigenen

Betrieb gilt es vorerst die Mitarbeiter für Veränderungen zu motivieren. Es ist aber nicht

immer sehr leicht, die eigene Belegschaft für Veränderungen zu begeistern. Häufig

stoßen Veränderungen auf Ablehnung, da sie oft mit Reduktion von Arbeitsplätzen

gleichgesetzt werden. Oft fehlt es an der Bereitschaft der Mitarbeiter etwas Neues zu

lernen und bereitet dadurch große Schwierigkeiten bei der Implementierung des

Konzepts. Das Management muss sich auf die schwierige Aufgabe einlassen, die

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Bereitschaft der Mitarbeiter zu wecken, Aufklärungsarbeit zu tätigen und die Angst vor

Veränderungen und Arbeitsplatzverlust zu nehmen.

Als weiteres internes Problem können die anfangs verursachten Kosten für die

Umstellung, Einschulungen, technische Infrastruktur, etc. gesehen werden. Jedoch wird

dieser Teil sehr rasch durch die bald erzielbaren Vorteile und damit verbundene

Kostenersparnis überdeckt.

Ein externes Problemfeld stellen die Lieferanten und Geschäftspartner dar. Vor der

Implementierung muss erstmals festgelegt werden mit welchen Partnern die intensive

Zusammenarbeit in der Testphase erfolgen soll und auf welche sie sich in Zukunft

erstrecken soll. Erstmals muss die Bereitschaft, sowie die technischen und sonstigen

Voraussetzungen gegeben sein. Doch als wesentlicher Faktor für die Wahl des

zusammenarbeitenden Partners ist das Vertrauen.

Mit der Implementierung bekommen die Unternehmen mehr Informationen und Daten

über deren Partner. Dies erhöht die Sicherheit und bindet die Partner mehr aneinander.

Das Unternehmen selbst muss aber auch, mehr als bisher über sich den Partnern mitteilen

und Einsicht in Bereiche geben, die bisher verschlossen waren. Die verstärkte Bindung

verkleinert zwar das Risiko, verringert aber auch die Flexibilität und erschwert den

Wechsel der Lieferanten.

Weitere Schwierigkeit ergeben sich aus den Kosten. Da sich die Partner weitgehend

aufeinander anpassen, müssen sie auch die Mittel für die technischen Voraussetzungen

aufbringen, die erstmals den Kommunikations- und Informationsfluss und weiters die

Synchronisation der Prozesse ermöglichen.

Da die Unternehmen hierfür unterschiedliche Aufwände tätigen müssen und mit Beginn

und im Laufe der Kollaboration die Nutzen anders ausfallen, können sich Differenzen

und Unzufriedenheiten innerhalb der Kette ergeben. Da bei einer so engen

Zusammenarbeit auch Verständnis für ein gutes Gelingen Voraussetzung ist, sollten die

Partner vor der Einführung eventuelle Kostenaufteilung vereinbaren.

Es muss auch die Frage geregelt werden, wer die Steuerungshochheit übernimmt und in

strittigen Situationen schlichtend eingreift. Um chaotische Situationen zu vermeiden,

sollte diese Frage vor Kooperationsbeginn geregelt werden. Es wäre nicht unklug, der

Partei, die den größten Anteil an der Wertschöpfungskette hat, diese Position

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einzuräumen. Da sie schon aufgrund der Optimierung des Eigennutzens stets bedacht sein

wird, Konflikte und Streitigkeiten zu vermeiden und für einen reibungslosen Ablauf

sorgen wird [StZa02; Wann02, 193-194].

2.4.1 VICS Referenzmodell

Die Voluntary Interindustry Commerce Standard (VICS) ist eine Organisation, die seit

1986 besteht und Tausende größere und kleinere Unternehmen zu ihren Mitgliedern

zählt. Ziel der Organisation ist die Optimierung und Abbau von Ineffizienz innerhalb der

Versorgungsketten zwischen den Unternehmen [Vics98].

Im Jahre 1998 wurde von VICS ein Referenzmodell zum Einsatz von CPFR

veröffentlicht. Es umfasst neun Prozessschritte und soll die Implementierung und

Anwendung von CPFR erleichtern. Die unverbindliche Empfehlung für die

Vorgangsweise lautet:

1. Zwischen den Geschäftspartnern werden Kooperationsvereinbarungen erarbeitet.

Unter Berücksichtigung von Erwartungen, Zielsetzungen, Anforderungen,

Aufgaben, betriebswirtschaftlicher Ressourcen und deren Einsatz werden

Richtlinien und Regeln festgelegt.

2. Die Geschäftspartner stellen ihre Unternehmensstrategien und Geschäftspläne

vor. Auf dieser Basis wird ein gemeinsamer Geschäftsplan festgelegt, der die

Rahmenbedingungen, wie minimale und maximale Bestellmengen,

Durchlaufzeiten, Anlieferintervalle, etc. enthält.

3. Durch geplante Kundenaufträge und aufgrund der Vergangenheitswerte der

Bestands- und Entnahmemengen wird eine Absatzprognose erstellt. Zumeist

erfolgt das durch den Kunden selbst, der die Prognose an die andern Partner

weiterleitet.

4. Innerhalb der Absatzprognose werden Grenzwerte festgelegt und eventuelle

Problembereiche lokalisiert.

5. Durch gemeinsame Ab- und Übereinstimmung werden Lösungen für die

Probleme gesucht und festgelegt.

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6. Auf die Absatzprognose, den Geschäftsplan und Auftrags- und Verbrauchsdaten

basierend, wird die Auftragsprognose erstellt. Sie kann die kurzfristige oder

mittelfristige Vorhersage zum Inhalt haben und hilft dem Lieferanten bei der

Planung der Kapazitäten.

7. Analog zum 4. Punkt erfolgt auch hier die Problemfindung im Bereich der

Auftragsprognose.

8. Danach erfolgt wie beim 5. Schritt die Lösungsfindung für gefundene

Schwierigkeiten.

9. Auf Basis des kurzfristigen Vorhersagezeitraums werden die Bestellungen

erzeugt. Dieser Schritt kann vom Kunden erfolgen oder auch vom Lieferanten

durchgeführt werden, was als „Vendor Managed Inventory“ bezeichnet wird

[Rein02, 191-192].

Exkurs: Vendor Managed Inventory

Dieses Logistikkonzept zeichnet sich dadurch aus, dass die Verwaltung des Lagers des

Kunden vom Lieferanten durchgeführt wird, d.h. die Bestandshoheit des Lagers trägt der

Lieferant. Er trägt die Verantwortung für die Auffüllung des Lagers, hat aber die volle

Kontrolle über die Bestands- und Bedarfsmengen, sowie Lagerbewegungen.

Der Unterschied zur traditionellen Beziehungen zwischen Kunden und Lieferanten ist,

dass bei Vendor Managed Inventory keine Aufträge vom Kunden erfolgen, sondern der

Lieferant voll eigenverantwortlich handelt und aufgrund ihm vorliegender Daten für

Nachschub sorgt.

Um dieses Konzept überhaupt zu ermöglichen und in weiterer Folge dem Lieferanten die

Möglichkeit einzuräumen, seine Aufgaben kostengünstig und effizient für beide Partner

zu erfüllen, muss der Informationsfluss verändert und durch Einsatz technologischer

Mittel unterstützt werden. Doch der wichtigste Faktor ist die partnerschaftliche,

gemeinsame Zusammenarbeit und gegenseitiges Vertrauen.

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Zulieferer Produzent Handel / PoS

Gemeinsame, mittel-und langfristige Planbasis

DatenabgleichDatenabgleich

Aktuelle Verkaufsdaten

Aktuelle Bestandsdaten

Waren Waren

Bild 6 Information- und Warenflüsse bei Vendor Managed InventoryQuelle: (nach [Rein02, 196])

Wie aus Bild 6 zu erkennen ist, bezeiht der Lieferant einerseits seine Daten über die

abgesetzten Mengen direkt von den Verkaufstellen, Point of Sale. Andererseits müssen

die Bestandsmengen, die dem Kunden noch zur Verfügung stehen, berücksichtigt

werden. Die Daten müssen gemeinsam vom Lieferanten und seinem Kunden ver- und

angeglichen werden.

Wie schon erwähnt, ist gegenseitiges Vertrauen bei diesem Konzept essentiell und als

Grundlage einer solchen Beziehung zu sehen. Da die Partner in ihren traditionellen

Rollen unterschiedliche Interessen verfolgen, ist es notwendig, grundsätzliche

Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit festzulegen. Dessen Inhalte sich auf

folgende Punkte beziehen:

• Konditionen und Rahmenverträge im Bezug auf Beschaffungsmengen und Preise,

sowie Bedingungen für Rabatte

• Lagerkapazitäten

• Anlieferrhythmen

• Mindestliefermengen.

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Dieses Logistiksystem bewirkt nichts anderes, als eine Verschiebung der Aufgaben, vom

Kunden zum Lieferanten. Dadurch verringert sich das Aufgabengebiet der

Lagerverwaltung um ein vielfaches und der Kunde wird entlastet. Sein Lieferant

hingegen übernimmt zusätzliche Aufgaben und seine Verantwortung wächst damit, aber

für ihn ergibt sich dadurch die Möglichkeiten frühzeitig den Bedarf zu erkennen und

rechtzeitig zu planen [Rein02, 195-197].

2.5 Fehlerannahmen bei CPFR

Bei der Durchführung von Pilotprojekten und Implementierung von CPFR, beklagten

Unternehmen häufig über gleiche Ereignisse und Schwierigkeiten, die sie fälschlicher

Weise als Fehler des Konzepts bezeichneten und damit CPFR in eine ungünstige Lage

brachten. Ihre Entscheidung führte in weitere Folge häufig zur Ablehnung von CPRF.

Die Probleme, die die Unternehmen zu entdecken glaubten, liegen jedoch nicht am

Konzept CPFR, sondern vielmehr in der Art und Weise der Ausübung, den tätigen

Mitarbeitern, der geringen Bereitschaft zum Lernen und Angst vor Neuerungen, etc.

[InSy00].

Fehlerannahme Nr. 1: CPFR ist viel zu komplex für eine effektive Anwendung

Von vielen Unternehmen wurden die Chancen mit der Implementierung von CPFR falsch

eingeschätzt und die Erwartungen, die sie in das Konzept gesetzt haben, wurden nicht

erfüllt. Dies ergab sich vor allem aus der unterschätzten Herausforderung bei der

Implementierung. So konnte in der Testphase das wahre Potential der Kooperation gar

nicht widergespiegelt werden. Unternehmen beklagten über Symptome wie „...das kostet

zu viel Zeit...“, „...zu viele zusätzliche Arbeitsschritte...“, „...größerer Arbeitseinsatz, aber

kein materieller Vorteil...“usw..

Die Ursachen dafür lagen vorwiegend in der Tatsache, dass die Mitarbeiter parallel

arbeiteten, einerseits nach dem alten System und andererseits nach dem

Kooperationsmodell.

Ein weiterer Punkt war auch die geringe oder nicht vorhandene Bereitschaft der

verantwortlichen Mitarbeiter, das neue Konzept zu akzeptieren und somit auch danach zu

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handeln. Natürlich waren in solchen und ähnlichen Fällen ein größerer Arbeitseinsatz und

größere Aufwände notwendig.

Als Abhilfe zur Vermeidung ähnlicher Situationen muss das Management die

Verantwortlichen für die Umsetzung aktivieren und motivieren.

Ganz wesentlich ist nicht nur die Zusicherung, sondern die tatsächliche Umsetzung. Die

Arbeitschritte, die nach dem alten System vorgenommen wurden, müssen gänzlich

verschwinden und die Mitarbeiter dürfen sich nur auf das neue Konzept konzentrieren.

Dadurch wird die kostenintensive doppelte Arbeit verschwinden und die gesparten

Energien und Mittel für das neue Modell erfolgreicher eingesetzt, um die neuen

Potentiale zu entdecken [Seif02, 208-210].

Fehlerannahme Nr. 2: CPFR erfordert alle neun Schritte des VICS Modells

Die neun Schritte des VICS–Modells können als ein Leitfaden verstanden werden, der

intelligent angewendet werden soll. Nicht alle Unternehmen werden sofort in der Lage

sein, alle neun Schritte umzusetzen und sollen das auch nicht erzwingend.

Generell ist es schwer Verkaufs- und Bestellprognosen zu erstellen und sich auf diese zu

verlassen, da das Kundenverhalten und die Verkaufssituation schwer abschätzbar und

unvorhersehbar sind. Deshalb ist es risikoreich sich nur auf Prognosen festzulegen, da

Abweichungen jederzeit eintreten können.

Wichtig ist, dass die Schritte unter Punkt eins und zwei (siehe oben), die Erstellung eines

Rahmenabkommens und eines gemeinsamen Business Plans erfüllt werden und dies

gleichzeitig erfolgt. Ebenfalls notwendig ist die Auftragserstellung unter Punkt neun.

Wohingegen die Erstellung von Verkaufs- und Bestellprognosen mit zugehörigen

Problemfindungen und Ermittlung von Lösungen selten gleichzeitig ablaufen werden

können.

Unternehmen, die das Glück haben, alle neun Punkte des VICS-Modells zu erfüllen

werden gegenüber anderen Unternehmen Wettbewerbsvorteile erzielen können, da sie

früher Ausnahmen erkennen werden und rechtzeitig reagieren können.

Auch ohne Ausführung aller neun Schritte des VICS-Modells können die Vorteile der

kollaborativen Planung erzielt werden. Wesentlich ist die Zusammenarbeit und

Kooperation der Geschäftspartner auf wichtigen Gebieten und gegenseitige Beteiligung

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an relevanten Informationen, sodass die Zusammenarbeit produktiv und nachhaltig

gestaltet werden kann [Seif02, 210-212].

Fehlerannahme Nr. 3: Das Unternehmen teilt Daten mit einem Geschäftspartner,

also betreibt es CPFR

Der Begriff der Kollaboration erstreckt sich über die Planung, Prognose und

Bevorratung. Bei dieser Art der Kooperation geht es um viel mehr als um den reinen

Datenaustausch. Der Datenaustausch zwischen den Geschäftspartnern geht zwar in die

richtige Richtung und ist der Anfang der kooperativen Zusammenarbeit. Unter CPFR

versteht man aber eine viel intensivere und komplexere Art der Kooperation. Es werden

Prozesse unternehmensübergreifend aufeinander abgestimmt. Die Interaktion zwischen

den Partnern erfolgt durch Erstellung von Prognosen und gemeinsamer Abschätzungen

von Chancen und Risken, um gemeinsame Ziele zu verfolgen und zu erfüllen. Jeder

Partner soll durch die Kooperation einen Mehrwert für sich erzielen.

Intensive Kollaboration hilft den Unternehmen ihre Unsicherheiten abzubauen, die beim

einfachen Datenaustausch verbleiben. Auf Aktivitäten, die Unternehmen zur

Risikovorsorge unternehmen, wie beispielsweise die Erhöhung der Sicherheitsbestände,

kann aufgrund des erhöhten Informationsaustauschs verzichtet werden. Ohne die

Kollaboration mit verlässlichen und vertrauenswürdigen Geschäftspartnern würde nur

einfacher Datenaustausch verbleiben, der schlimmstenfalls auch irreführende Absichten

hat [Seif02, 212-214].

Fehlerannahme Nr. 4: CPFR macht nur Sinn, wenn alle Geschäftspartner und alle

Artikel einbezogen sind

Durch das CPFR Konzept werden bereits bei Beteiligung von zwei Geschäftspartnern

Vorteile erzielt. Dies wurde in den Testphasen von Pilotprojekten nachgewiesen.

Natürlich steigt mit wachsender Kooperation und Zusammenarbeit auch der Nutzen für

die Beteiligten. Ein anfangs zu breit angelegtes Programm kann Veränderungen sogar im

Ansatz ersticken, deshalb ist es notwendig eine Skalierung vorzunehmen.

Skalierung bedeutet nicht alle Artikel und alle Geschäftspartner. Mit der Zeit sollten die

Unternehmen ihre Kollaborationsbemühungen in pragmatischer Weise auf möglichst

viele Geschäftspartner und Produktgruppen ausdehnen. Es geht aber keineswegs um alle

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Geschäftspartner und alle Artikel. Zwar sollten die Partnerschaften und Prozesse

möglichst konsistent angelegt werden, doch sind nicht alle Geschäftspartner und

Produkte gleich. Sie haben andere Eigenschaften und Bedürfnisse.

Bei der Skalierung müssen sowohl unternehmensinterne, als auch

unternehmensübergreifende Kriterien berücksichtigt werden. Ohne eine detailliert

vorgenommene Skalierung müssen Unternehmen mit erheblichen Belastungen rechnen,

denn sie ist für die Kollaboration und die Schaffung einer Kollaborationskultur innerhalb

einer Organisation wichtig.

Es stellt sich die Frage nach den Kriterien, die für die Auswahl der Produkte und der

Geschäftspartner in der Testphase relevant sind. Ebenfalls ist die Vorgangsweise bei der

Ausdehnung auf weitere Partner und Produktgruppen interessant.

Es ist wichtig dem CPFR Konzept eine entsprechende Dynamik zu geben und diejenigen

Artikel zu wählen, die aufgrund des Umsatzvolumens, der Veränderlichkeit oder der

Umschlaghäufigkeit eine besondere Relevanz für das Unternehmen haben.

Bei der Auswahl der Geschäftspartner sollten sich Unternehmen eher auf diejenigen

Geschäftspartner konzentrieren, die von größerer Relevanz für sie sind. Weiters sollte

unter anderem nach den Kriterien Kooperationsbereitschaft, Firmenkultur,

Datenmanagement, Prognosekompetenz, technische und organisatorische Möglichkeiten

entschieden werden.

Generell gilt für die Realisierung des CPFR Konzept die Vorgehensweise „thing big –

start small - scale intelligently – react immediately“. Sie sollte die problemlose

Realisierung des Projekts ermöglichen [Seif02, 214-219].

Fehlerannahme Nr. 5: CPFR hat keinen ROI, da man die Kosteneinsparungen nicht

direkt quantifizieren kann

Das CPRF Konzept durchzieht sich durch sämtliche Bereiche eines Unternehmens und

umfasst zusätzlich einen großen Teil der Umwelt in Form der Kooperation mit diversen

Geschäftspartnern und auch im Bezug auf die Kunden und dem Marktverhalten.

Entsprechend dieser Breite erfolgt die Beeinflussung der diversen Faktoren durch das

Konzept und dies wirkt sich auf den Nutzen aus und ist in den verschiedenen

Leistungskennzahlen enthalten.

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Der erzielbare Nutzen ist sowohl qualitativ, als auch quantitativ. Um diesen zu messen,

muss eine Reihe von Leistungskennzahlen ermittelt werden, die die Veränderungen durch

die Kollaboration widerspiegeln. Diese werden mit Einführung der Kollaboration in

regelmäßigen Abständen ermittelt und mit Basiswerten vor der Kollaboration verglichen.

Die Veränderungen können auf CPFR zurückgeführt werden, wenn es sonst keine

wesentliche Veränderungen gibt, die ebenfalls die Werte der Kennzahlen beeinflussen.

Sehr oft machen Unternehmen den Fehler, dass sie den qualitativen Nutzen übersehen

oder dem quantitativen Nutzen nicht gegenüberstellen, obwohl sehr viele

Leistungsverbesserungen gerade auf den qualitativen Nutzen zurückzuführen sind. Die

Kollaboration ruft Innovationen in Organisationen hervor, verändert deren Verhalten. Die

Verbesserungen in der Geschäftsabwicklung wirken sich natürlich auch auf den Kunden

und die Erfüllung seiner Bedürfnisse positiv aus [Seif02, 219-224].

3. Entwicklungen und Erwartungen

CPFR ist das vermutlich vielversprechendste Modell einer Zusammenarbeit zwischen

Händler und Lieferant. Häufig erkennen Unternehmen die Chancen und die

Möglichkeiten, die sich durch CPFR ergeben nicht. Das CPFR erstreckt sich über sehr

viele Bereiche. Die Verbindung zwischen Nachfrageprognosen und Auftragsplanung ist

erstmals eng miteinander verflochten, wodurch sich eine besondere Wertschöpfung

bildet.

Bei der schon erwähnten Studie von Industry Directons und Syncra Systems wurde

ermittelt, dass bereits 68% der befragten Unternehmen schon Aktivitäten in Richtung

CPFR gesetzt haben, sei es in Form von Pilotprojekten, Testphasen oder Vorbereitung

auf diese. Nur 32% hatten keine Pläne in diese Richtung [InSy00, 6].

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32%

3%23%

42%

Bereits Aktivitäten in diesemBereich

Laufende Pilotprojekte oderStart in den nächsten 6MonatenBeginn innerhalb nächster 6Monaten bis 2 Jahre

Keine Pläne

Bild 7 Unternehmerische Tätigkeiten im Bereich CPFRQuelle: (nach [InSy00, 6])

In der heutigen Entwicklung ist die Schnelligkeit für Unternehmen ein Muss. Laut

Angaben der Zeitschrift ‚technologie & management’ erzielen Unternehmen

Kosteneinsparungen zu einem Drittel aus dem Einsatz von E-Business und zu zwei

Drittel aus der Beschleunigung von Prozessen [Heim02]. Aus dieser Tatsache lässt sich

ableiten, dass intensive Zusammenarbeit und Kooperation für die Unternehmen von

immer größerer Bedeutung wird und früher oder später unausweichlich ist.

Das Bestreben der Unternehmen wird aber eher auf Früher liegen, denn je rascher der

Wechsel auf das neue System vollzogen ist, desto eher kommen die Unternehmen in den

Genuss der Vorteile, die sich durch CPFR ergeben. Erfolgsorientierte Unternehmer

werden versuchen vor ihren Konkurrenten ihren Betrieb umzustellen, um sich auf diese

Weise einen Vorsprung zu sichern.

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