anne frank libretto

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  • 7/29/2019 Anne Frank Libretto

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    Das Tagebuch der Anne Frank - Materialmappe

    Junges Staatstheater BraunschweigSpielzeit 2010/2011

    www.staatstheater-braunschweig.deJunges@staatstheater-braunschweig.deTel. (0531) 1234 542

    Das Tagebuch der Anne Frank 12+Von Grigori FridMonodramatische Oper in vier Szenenbasierend auf dem Tagebuch der Anne FrankDeutsche Adaption von Ulrike Patow

    Materialmappe 2

    Anne Frank. Vergangenheit undGegenwartWer war Anne Frank? Wie gestaltet sich der Alltag im Versteck? Und was bedeuten Glckund Einsamkeit fr mich? An welchen Orten finden sich Spuren der Geschichte zumNationalsozialismus in Braunschweig?

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    Das Tagebuch der Anne Frank - Materialmappe 2

    Herzlich Willkommen!

    Mit unserer Produktion von Grigori Frids Das Tagebuch der Anne Frank startet unsere ersteJunge Oper unter der Intendanz von Joachim Klement und dem neuen Leiter des JungenStaatstheaters in die Spielzeit 2010/2011. Diese Junge Oper richtet sich an junge Zuschauer ab12 Jahren mit Grundwissen zum Thema Nationalsozialismus und Antisemitismus.

    Sie teilte das Los von mehr als einer Million jdischer Kinder, die dem Naziterror zum Opferfielen; Anteil an ihrem Schicksal nehmen bis heute Millionen Menschen in aller Welt: AnneFrank. Bis sie denunziert, ins Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert und ermordetwurde, lebte sie mit ihren Eltern in Amsterdam in einem Versteck. Ihre in diesen beiden Jahren,von 1942 bis 1944, entstandenen Tagebuchaufzeichnungen vermitteln ein dichtes Bild derbeklemmenden Realitt.Seit dem erstmaligen Erscheinen 1948 wurde Anne Franks Tagebuch in 55 Sprachen bersetztund mehrere Adaptionen fr Theater und Film entstanden. Grigori Frid entwickelte 1972 aus denTagebuchaufzeichnungen eine Mono-Oper in 21 Episoden fr Kammerensemble und eineSngerin. Die Oper wird am Staatstheater in einer Fassung mit den Instrumenten Klavier, Bassund Schlagzeug gespielt.

    Unsere Materialmappe richtet sich an Pdagoginnen und Pdagogen und Spielleiterinnen undSpielleiter (SL) sowie ihre Zuschauer ab 12 Jahren, sie dient der Vor- und Nachbereitung.

    Daniela Brendel und Kathrin Barthels fr das Junge Staatstheater

    Musikalische Leitung Burkhard BaucheInszenierung Rebekka Stanzel Bhne undKostme Vinzenz Gertler Dramaturgie Daniela Brendel Musiktheaterpdagogik KathrinBarthels

    Anne Frank Moran Abouloff

    Premiere am 27.10. 2010 im Haus Drei Vorstellungsdauer ca. 50 Min. keine Pause

    Kontakte

    [email protected] oder Tel. (0531) 1234 542

    Leitung

    [email protected] oder Tel. (0531) 1234 521

    [email protected] oder Tel. (0531) 1234 146

    [email protected] oder Tel. (0531) 1234 542

    MusiktheaterpdagogikKathrinBarthels@staatstheater-braunschweig.de oder Tel. (0531) 1234 549

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    ber Anne Frank

    Annelies Marie Frank wurde am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main geboren. Ihre jdischenEltern Otto und Edith Frank fhlten sich in Frankfurt zu Hause. Doch in Deutschland wurde esfr Juden immer gefhrlicher. 1933 kam die Partei Adolf Hitlers, die NationalsozialistischeDeutsche Arbeiterpartei (NSDAP), an die Macht. Sie grenzte viele Bevlkerungsgruppen aus,wie z. B. Menschen mit Behinderung, Homosexuelle sowie Juden und erlie judenfeindlicheGesetze. Es wurde fr Juden unmglich, in Deutschland ein unbeschwertes Leben zu fhren.Deshalb hatte sich die Familie Frank entschieden, nach Amsterdam auszuwandern.

    In Amsterdam lebte sich die Familie schnell ein. Der Vater Otto Frank leitete in Amsterdam dieFirma Opekta, er verkaufte Geliermittel zur Herstellung von Marmelade. Anne ging auf dieMontessorischule, sie und ihre ltere Schwester Margot fanden viele neue Freunde. Zu ihrem13. Geburtstag bekam Anne ein Tagebuch geschenkt, sie freute sich sehr darber und schriebauf die erste Seite: Ich werde, hoffe ich, dir alles anvertrauen knnen, wie ich es noch beiniemandem gekonnt habe, und ich hoffe, du wirst mir eine groe Sttze sein.

    Hitler und seine Partei wollten immer mehr Gebiete erobern, um ein Grodeutsches Reich zuschaffen. 1940 marschierten die Nazis in den Niederlanden ein und besetzten das Land.Daraufhin galten viele judenfeindliche Gesetze auch in den Niederlanden. Die Familie Frankmusste ihr Leben erneut umstellen. Sie durften z. B. nicht mehr mit der Straenbahn fahren undAnne und Margot mussten auf eine Schule wechseln, in der nur Juden unterrichtet wurden.

    1942 erhielt Margot einen Brief mit der Aufforderung, sich zum Einsatz in einem Arbeitslager inDeutschland zu melden. Daraufhin tauchte die Familie Frank unter. Gemeinsam mit vier seinerMitarbeiter hatte Otto Frank ein geheimes Versteck in seiner Firma vorbereitet. Es befand sichim Hinterhaus. Zusammen mit der Familie Frank tauchten noch die Familie van Pels und FritzPfeffer unter. Die vier Mitarbeiter erklrten sich bereit, den Untergetauchten zu helfen und sie imUnterschlupf mit Essen und allem Ntigen zu versorgen. Sie halfen der Familie, obwohl es sehrgefhrlich war und sie dafr harte Strafen riskierten.

    Im Versteck lernte Anne viel und schrieb ihr Tagebuch weiter. Anne schrieb von der Angst,entdeckt zu werden, von der Hoffnung auf das Ende des Krieges, von den Streitereien zwischenden Bewohnern des Hinterhauses, aber auch von ihrer ersten groen Liebe und dem Wunsch,nach dem Krieg Journalistin zu werden. Auerdem wuchs sie in der Zeit heran: Aus dem lauten,aufgeweckten und frhlichen Mdchen wurde eine nachdenkliche, ernste und reife junge Frau.

    Kurz vor dem Ende des Krieges im Jahre 1944 wurde das Versteck verraten. Nach der Ver-haftung und dem Abtransport der Familie starben Anne und ihre Schwester Margot imKonzentrationslager Bergen-Belsen. Anne ist nur 15 Jahre alt geworden. Nach dem Krieg zeigtesich, dass ca. 6 Millionen Juden in Vernichtungs- und Konzentrationslagern von denNationalsozialisten ermordet wurden. Dieses Verbrechen nennt man Holocaust oder Shoa.

    Annes Vater war der einzige berlebende aus dem Hinterhaus. Als er im Juni 1945 in dieNiederlande zurckkehrte, erfuhr er von dem Tod seiner Tchter. Miep Gies eine derHelferinnen der Familie hatte die Aufzeichnungen von Anne Frank im Hinterhaus gefundenund bergab sie Otto Frank. Da er in den Tagebuchnotizen seiner Tochter las, dass sie sichwnschte, daraus nach dem Krieg einen Roman zu machen, verffentlichte er das Tagebucherstmalig unter dem Titel Das Hinterhaus.

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    Inhalt

    ERSTER TEIL

    Nr. 1 Vorspiel

    SZENE lNr. 2 Geburtstag:Anne ist am Morgen ihres 13. Geburtstages sehr aufgeregt. Sie erhlt einen Haufen Geschenke,aber am meisten freut sie sich ber ein Tagebuch.

    Nr. 3 Schule:Anne fllt im Rechenunterricht bei Herrn Kepler auf, weil sie schrecklich viel schwatzt.

    Nr. 4 Gesprch mit dem Vater:Annes Vater erklrt, dass die Familie Frank bald untertauchen muss, da die Gefahr durch dieNazis und die SS immer grer wird.

    Nr. 5 Vorladung zur Gestapo:Nachdem Annes Vater eine Vorladung von der Gestapo bekommen hat, entschlieen dieFamilie Frank und die Familie van Daan, sofort unterzutauchen. Sie verstecken sich imHinterhaus der ehemaligen Firma von Otto Frank.

    SZENE IINr. 6 Das Versteck / Die Westerturmglocke:

    Anne findet das Versteck im Hinterhaus bequem und sie mag den Klang der Westerturmglockesehr. Doch sie hat Angst, entdeckt zu werden.

    Nr. 7 Am Fensterchen:Durch einen Spalt am Fenster beobachtet Anne das Leben auf der Strae.

    Nr. 8 Man sagte mir:Anne plant, ihr Tagebuch nach Beendigung des Krieges unter dem Titel Das Hinterhaus alsRoman herauszugeben.

    Nr. 9 Verzweiflung:Anne kann die Enge im Hinterhaus kaum noch ertragen. Sie fhlt sich wie ein gefangener Vogelim Kfig. Anne versucht, die Zeit durch schlafen zu verkrzen.

    Nr. 10 Erinnerung:Anne wird bewusst, dass das Leben, das sie vor der Zeit im Versteck gefhrt hat, nie wiederzurckkommen wird. Ein unbeschwerter Lebensabschnitt ist vorbei.

    Nr. 11 Traum:Im Traum erscheint Anne ihre Freundin Lies. Sie sieht sehr entkrftet aus. Anne betet fr sie zuGott.

    Nr. 12 Interludium

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    ZWEITER TEIL

    SZENE IIINr. 13 Duett der Eheleute van Daan:Das Ehepaar van Daan fhrt einen alltglichen Streit. Das bringt Anne zum Lachen.

    Nr. 14 Diebe:Im Lager der Firma wurde eingebrochen. Die Angst vor Entdeckung wchst.

    Nr. 15 Rezitativ:Anne geniet es, mit Peter ihrer ersten groen Liebe zusammen zu sein.

    Nr. 16 Ich denke an Peter:Anne sehnt sich nach Liebe und zuknftigem Glck. Ihre Liebe zu Peter und die gemeinsamen

    Momente auf dem Dachboden geben Anne Kraft und Hoffnung.

    Nr. 17 An der russischen Front:Es herrscht optimistische Stimmung im Hinterhaus, da im Radio immer wieder von Siegen ander russischen Front berichtet wird.

    SZENE IVNr. 18 Razzia:Die Gestapo htte bei einer Razzia in der Nacht beinahe das Versteck entdeckt. Anne kann ihreAngst kaum noch ertragen.

    Nr. 19 Einsamkeit:Anne findet, dass es besonders fr die Jugend schwer ist, eigene Meinungen und Ideale zubilden. In der Zeit des Krieges zerbrechen alle Hoffnungen an der Wirklichkeit.

    Nr. 20 Passacaglia:Obwohl sich Anne in ihrer Situation immer eingeengter fhlt und sie keinen Ausweg sieht, gibtsie die Hoffnung auf Freiheit nicht gnzlich auf.

    Nr. 21 Finale:Anne will den Mut nicht verlieren: Sie glaubt an das Gute und an wiedererwachendes Glck. Bisdahin muss man seine Ideale hochhalten.

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    Vorbereitung

    Annherung an das Thema Tagebuch-Schreiben

    1 Fragen zum Thema Tagebuch-SchreibenRaum: Sitzkreis

    Die SchlerInnen sitzen im Stuhlkreis und beantworten nacheinander folgende Fragen:Habe ich schon einmal Tagebuch geschrieben?Was schreibe ich in mein Tagebuch?

    2 DiskussionDie SchlerInnen tragen die Ergebnisse zusammen. Der SL bringt folgende Frage in dieDiskussionsrunde ein, zu der die Ergebnisse gesammelt werden:Gibt es Momente, in denen ich hufiger Tagebuch schreibe?

    Der SL ergnzt die Diskussionsrunde mit folgenden Informationen: Das Tagebuch-Schreiben ist ein Vorgang, in dem Erlebtes reflektiert werden kann. Es handelt sich um persnliche Anmerkungen und um eine subjektive Perspektive. Hufig werden Momente, in denen man starke Gefhle empfindet, beschrieben. Besonders oft denkt man an das Tagebuch-Schreiben, wenn gerade viel passiert, z. B.

    man ist verliebt, man fhrt in den Urlaub etc. Das Schreiben von Tagebchern erhlt in Krisenzeiten groes Gewicht.

    Tagebcher werden als Quelle von Zeitzeugen verffentlicht, um in Krisenzeiten etwasber die historische Situation zu erfahren. Anne Frank hatte den Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Sie nutzte das Tagebuch

    auerdem, um sich schriftstellerisch zu erproben. Schon im Versteck plante sie, dasTagebuch nach dem Krieg als Roman herauszugeben und berarbeitete dafr selberihre Tagebuch-Notizen.

    Ich bin ich und das ist gut so1Die SchlerInnen beschftigen sich mit dem Thema Identitt. Sie sammeln Stichpunkte zu derVorgabe vom SL Wer ich bin und was mich ausmacht. Sie knnen dabei sowohl auf Strken

    als auch auf Schwchen eingehen.Hinweis: Die entstandenen Texte sind persnliche Texte der SchlerInnen. Sie werden nur auffreiwilliger Basis vorgetragen. Der SL achtet darauf, dass kein Vortrag kritisiert wird.

    1 Stichpunkte zum Thema IdentittMaterialien: Papier, Stifte, Stoppuhr

    Alle SchlerInnen suchen sich einen Platz, an dem sie ungestrt und bequem schreibenknnen. Der SL gibt ein Startzeichen und die SchlerInnen fangen an, zu dem vorgegebenenThema Stichpunkte aufzuschreiben. Nach drei Minuten gibt der SL das Stoppzeichen.

    1

    Zitat aus dem Expeditions-Projekt mit der IGS Franzsches Feld

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    Direkt im Anschluss an das Sammeln der Stichpunkte erhalten die SchlerInnen weitere fnfMinuten Zeit, die Stichpunkte zu berarbeiten, einzelne Wrter und Zeilen auszuwhlen und

    einen Text daraus zu formen. Der SL gibt das Start- und Stoppzeichen.

    2 PrsentationRaum: Sitzkreis

    Alle SchlerInnen haben ihre Texte vor sich. Freiwillige drfen ihre Texte vortragen. AlleSchlerInnen, die ihren Text vorgetragen haben, erhalten einen Applaus. Zum Abschlussstecken alle SchlerInnen ihre persnlichen Texte in die Hosentasche und nehmen sie mit nachHause.

    3 Anne FrankMaterialien: Tagebuch-Eintragungen von Anne Frank vom 20.06.1942, 07.03.1944, 11.04.1944

    Die SchlerInnen bilden 3er oder 4er Gruppen. Die Gruppen lesen die Tagebuch-Eintragungenvon Anne Frank. Sie sammeln Stze und Abschnitte, die etwas ber die Persnlichkeit vonAnne Frank aussagen.

    4 Standbild zu Anne FrankJedeR SchlerIn entscheidet sich fr einen Satz oder einen Abschnitt zu Anne Frank, der etwasber ihre Persnlichkeit aussagt (siehe 3 Anne Frank). Dann werden die Tagebuch-Notizenbeiseite gelegt.

    Die SchlerInnen verteilen sich gleichmig im Raum. Zum Aufwrmen sollten dieser bungLockerungsbungen mit dem Krper vorangestellt werden.

    Auf ein Zeichen des SL gehen die SchlerInnen in ein Standbild, welches die Stimmung ihresausgewhlten Abschnitts von Anne Frank ausdrckt. Auf ein Zeichen des SL lsen dieSchlerInnen das Standbild wieder auf und schtteln sich kurz aus. Der Vorgang wird zur bungnoch einmal wiederholt. Die SchlerInnen prgen sich ihr Standbild genau ein.

    Die SchlerInnen denken sich einen Satz mit eigenen Worten zu ihrem jeweiligen Abschnitt aus.In dem Satz drfen erinnerte Worte aus dem Abschnitt vorkommen. Auf ein Zeichen des SLsprechen die SchlerInnen alle gleichzeitig ihren ausgedachten Satz laut aus.

    Das Standbild und der ausgedachte Satz werden im Folgenden kombiniert. Auf ein Zeichen desSL gehen die SchlerInnen in ihr Standbild und sprechen dazu ihren Satz.

    5 PrsentationDie SchlerInnen stellen sich stehend im Kreis auf. Die erarbeiteten Standbilder mit Satz werdennacheinander prsentiert.

    Zum Abschluss sammeln und diskutieren die SchlerInnen ihre Eindrcke, die sie zu derPersnlichkeit von Anne Frank erhalten haben.

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    Die Untergetauchten

    Anhand von Personenkarten lernen die SchlerInnen die Untergetauchten kennen, die in dem

    Libretto (in dem Operntext) erwhnt werden. Anne Frank gibt den Bewohnern im Hinterhaus inihrem Tagebuch andere Namen, Fritz Pfeffer nennt sie Albert Dussel und die Familie van Pelsnennt sie van Daan. Dussel wird in dem Libretto nicht erwhnt, deshalb werden in denPersonenkarten nur die Familie Frank und die Familie van Daan bercksichtigt.

    1 Kennenlernen der Untergetauchten im LibrettoMaterialien: Personenkarten

    Der SL verteilt die Personenkarten an die SchlerInnen. Er achtet darauf, dass jede Persondoppelt besetzt ist. Die Personenkarte wird von allen durchgelesen.

    2 SoziogrammRaum: abgegrenzte Spielflche, davor Publikumsreihen

    Ein Stuhl wird in die Mitte der abgegrenzten Spielflche gestellt. EinE freiwilligeR SchlerInbernimmt die Rolle der Anne Frank und setzt sich auf den Stuhl. Nun bauen sich Freiwillige mitden entsprechenden Personenkarten nacheinander auf in folgender Reihenfolge: Otto Frank,Edith Frank, Margot Frank, Frau van Daan, Herr van Daan und Peter.

    Die SchlerInnen berlegen sich, in welcher Entfernung sie sich um Anne positionieren und neh-men eine Haltung mit Mimik und Gestik ein, die die Beziehung zu Anne zum Ausdruck bringt.Die Haltung wird von allen gehalten, bis alle Untergetauchten um Anne herum aufgebaut sind.

    3 Annes KommentarDas Soziogramm wird von allen Beteiligten gehalten. Nun stellt Anne durch einen gesprochenenKommentar ihre Sicht auf die Person dar, die sie in ihrer Personenkarte kennen gelernt hat. Sieverstrkt ihren Kommentar durch Mimik und Gestik. Anne wird ausgewechselt durch eine Anneaus dem Publikum, die einen gesprochenen Kommentar mit Mimik und Gestik zu einer weiterenPerson vorstellt. Das Publikum wechselt Anne so lange ein, bis Anne alle Personen aus ihrerSicht kommentiert hat.

    4 Diskussion

    Das Soziogramm wird von allen Beteiligten gehalten. Das Publikum stellt nun Fragen an Anneund alle anderen Personen und bespricht die Eindrcke zu den Beziehungen zwischen Anneund den weiteren Personen im Hinterhaus. Falls es nderungsvorschlge bezglich der Haltungeiner Person gibt, knnen diese eingebracht und verndert werden. Dies geschieht, indem der /die Vorschlagende die Person auswechselt, zunchst ihre Haltung einnimmt und dannentsprechend verndert.

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    Otto Frank

    Otto Frank, geboren 1889 in Frankfurt, war einer der wichtigsten Menschen in AnnesLeben. Fr sie war er der freundliche und verstndnisvolle Vater, zu dem sie sich vielmehr hingezogen fhlte als zur Mutter.Aber auch in der Organisation des Lebens im Versteck bernahm er als Geschftsmannund ehemaliger Direktor einer Firma Verantwortung fr alle.

    Papi verteidigt mich wenigstens, ohne ihn wrde ich es hier bestimmt nicht aushalten.(27. September 1942)

    Edith Frank

    Edith Frank, geboren 1900 in Aachen, musste in der Zeit im Versteck die Position derungeliebten Mutter ertragen. Anne konnte sich mit ihrer Mutter nicht identifizieren undscheute sich nicht, ihre Abneigung zu zeigen. In ihrem Tagebuch berichtet sie immerwieder von Diskussionen mit der Mutter, die in Trnen endeten.Edith Frank versuchte wiederholt, die Zuneigung ihrer Tochter zu erlangen und in Ge-sprchen mit der Familie van Daan verteidigte sie Anne immer wieder.

    ... sie wei noch nicht einmal, wie ich ber die normalsten Dinge denke!

    (27. September 1942)

    Margot Frank

    Margot, geboren 1926 in Frankfurt, war ein sehr fleiiges, kluges und ruhiges Mdchen.Die Beziehung zu ihrer Schwester Anne war schwierig, da die beiden kaum hnlichkei-ten hatten. Anne beneidete die Schwester, die durch ihre brave und fleiige Art im Hin-

    terhaus selten fr rger sorgte. Gleichzeitig wollte Anne auf keinen Fall so sein wieMargot, sie war einfach zu langweilig und erwachsen.Obwohl sich die beiden Schwestern zeitweise gut verstanden haben, konnte sich Anneihr niemals richtig anvertrauen.

    Auch mit Margot verstehe ich mich nicht sehr gut. Ich habe eine ganz andere Natur alsMargot.(27.September 1942)

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    Frau van Daan

    Frau van Daan, geboren 1900 in Buehr, war die Frau von Herr van Daan und die Muttervon Peter. Ihr fiel es sehr schwer, sich mit der Situation im Hinterhaus zu arrangieren.Anne beschreibt sie immer wieder als uerst gereizte Frau, die an allem etwas auszu-setzen hatte. Insbesondere Annes freches und aufmpfiges Verhalten nutzte Frau vanDaan hufig als Anlass, um Diskussionen ber Erziehung zu beginnen.

    Frau van Daan ist bekannt als unbescheiden, egoistisch, schlau, berechnend und mitnichts zufrieden.(29. Juli 1943)

    Herr van Daan

    Herr van Daan, geboren 1898 in Gehrde, arbeitete vor dem Untertauchen als Fachmannfr Gewrzmischungen in der ehemaligen Firma von Otto Frank. Er war der Mann vonFrau van Daan und der Vater von Peter. Im Gegensatz zu seiner aufbrausenden Frauwar er sehr viel unaufflliger. Besonders zu schaffen machte ihm seine Zigarettenab-hngigkeit. Auerdem beschreibt ihn Anne als Menschen, dem geistige Arbeit amSchreibtisch schwer fiel. Da der Tagesablauf der Hinterhusler vor allem vom Lernenund Lesen geprgt war, musste es Herr van Daan besonders schwer gehabt haben.

    Herr van Daan ist schlecht gelaunt. Der Anlass: Zigarettenknappheit.(12. Mrz 1943)

    Peter van Daan

    Peter van Daan, geboren 1926 in Osnabrck, war der Sohn des Ehepaares van Daan.

    Er war der einzige Bewohner des Hinterhauses, der ein eigenes Zimmer besa. Erverhielt sich eher unauffllig. Anne fand ihn anfangs sehr langweilig und schenkte ihmwenig Beachtung. Im Laufe der Zeit im Hinterhaus kamen sich die beiden jedoch nherund verliebten sich ineinander. Fr Anne bekamen die Treffen mit Peter eine immergrere Bedeutung, da sie die Tage im Versteck um einiges ertrglicher machten.

    Peter hat noch zu wenig Charakter, zu wenig Willenskraft, zu wenig Mut und Kraft.(28. April 1944)

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    Im Versteck

    Mit Beginn der zweiten Szene befindet sich die Familie Frank bereits im Versteck. Anne

    beschreibt den Ort ihres Unterschlupfes. Die musikalische Gestaltung der Episode ist vonmehreren Motiven geprgt, die immer wieder aufgegriffen und abgewandelt werden. Einzentrales Motiv ben die SchlerInnen ein.

    1 Melodie und Text einbenNach einem Aufwrmen der Stimme spielt der SL die Melodie mehrere Male am Klavier vor.Sobald die SchlerInnen der Melodie folgen knnen, summen sie mit. Wenn alle die Melodiesummen knnen, spricht der SL den Text einmal vor und die SchlerInnen sprechen ihm nach.Nun wird alles zusammengesetzt und es singen alle gemeinsam die Melodie mit Text.

    2 Gesten erfindenFr jede Textzeile denken die SchlerInnen sich Gesten aus. Der SL achtet darauf, dass bei

    jeder Wiederholung des Motivs eine neue Geste eingebracht wird. Alle entscheiden sich fr eineAbfolge der Gesten und gehen sie mit gesprochenem Text einmal durch. Nun wird die Melodiemit Text gesungen und die Gesten werden dazu ausgefhrt.

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    Zum Alltag im Hinterhaus

    Das Versteck der Untergetauchten befand sich im Hinterhaus der ehemaligen Firma von Otto

    Frank. Die Mitarbeiter der Firma waren nicht alle informiert ber das Versteck und durften keinenVerdacht schpfen. Damit die Untergetauchten nicht entdeckt wurden, mussten sie strengeRegeln einhalten. Die Anzahl der Menschen auf engstem Raum erforderte ein hohes Ma anDisziplin beim Tagesablauf.

    1 Alltgliche BedrfnisseDie SchlerInnen berlegen sich, welche alltglichen Bedrfnisse die Untergetauchten gehabthaben knnten und welche Bedingungen und Ablufe sie am Tag und whrend der Nachtbeachten mussten. Die Ergebnisse werden schriftlich festgehalten.

    2 Hausordnung

    Die SchlerInnen bilden 2er Gruppen. Sie berlegen sich eine Hausordnung mit Uhrzeiten frden Tagesablauf und die alltglichen Bedrfnisse im Versteck. Die Schler stellen ihre Hausord-nung vor, einer gibt die Uhrzeiten an, einer den entsprechenden Kommentar zur Uhrzeit.

    3 DiskussionDie Hausordnungen werden diskutiert und mit den Tagebuch-Notizen zum Tagesablauf imVersteck des Hinterhauses verglichen. Dazu werden die Tagebuch-Eintragungen von AnneFrank vom 04.08.1943, 05.08.1943 und 01.08.1943 hinzugezogen.

    Klangkulisse zur Razzia

    Am 11. April 1944 berichtet Anne Frank in ihren Tagebuch-Eintragungen von einem Einbruch inder Firma und dem Vordringen der Polizei bis zum Regal, welches den Eingang zum Verstecktarnte. Das Versteck blieb jedoch vorerst unentdeckt. Die erste Episode der vierten Szenebeginnt mit der Razzia.

    1 GeruschkulisseMaterialien: Szenenkarte Klangkulisse, vorhandenes Melodie- undPerkussionsinstrumentarium

    Die SchlerInnen finden sich in 4er oder 5er Gruppen zusammen. Jede Gruppe erhlt eine

    Szenenkarte Klangkulisse. Sie erfinden eine klangliche Umsetzung der Szene mitgesungenem / gesprochenem Text. Alle Gegenstnde im Raum knnen ebenfalls klanglicheingesetzt werden. Die Gruppen erhalten 10 Minuten Zeit.

    2 PrsentationDie Gruppen prsentieren die Ergebnisse ihrer Klangkulisse zur Razzia. Im Anschluss an diePrsentation beschreiben die SchlerInnen die unterschiedlichen Ergebnisse. Gab esbesonders gelungene Beispiele? Wenn ja, warum?

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    Entwerft eine Klangkulisse fr diese Szene.Ein Snger / Sprecher singt / spricht den Text dazu.

    Unten, da klopft es laut. Dann Stille.Und da wieder Lrm von unten.Im Haus Schritte, ... im Lager, ... in der Kche, ... in unserem Treppenhaus.

    Wir hielten alle den Atem an, man hrt nur das Klopfen von sieben Herzen.

    Schritte, auf unserer Treppe, nher, nher!

    Jemand rttelt am Regal! Und dann noch zweimal Gerttel.Etwas fllt herunter. Die Schritte entfernen sich.

    Noch nie war die Gefahr fr uns so gro gewesen wie in dieser Nacht. Gestapoleutestanden vor dem Schrank und haben trotzdem nichts entdeckt.

    Entwerft eine Klangkulisse fr diese Szene.Ein Snger / Sprecher singt / spricht den Text dazu.

    Unten, da klopft es laut. Dann Stille.Und da wieder Lrm von unten.Im Haus Schritte, ... im Lager, ... in der Kche, ... in unserem Treppenhaus.

    Wir hielten alle den Atem an, man hrt nur das Klopfen von sieben Herzen.

    Schritte, auf unserer Treppe, nher, nher!

    Jemand rttelt am Regal! Und dann noch zweimal Gerttel.Etwas fllt herunter. Die Schritte entfernen sich.

    Noch nie war die Gefahr fr uns so gro gewesen wie in dieser Nacht. Gestapoleutestanden vor dem Schrank und haben trotzdem nichts entdeckt.

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    Theaterbesuch

    Im Zusammenhang mit dem Thema Nationalsozialismus und der Oper Das Tagebuch derAnne Frank werden hier einige Abkrzungen und Begriffe kurz erlutert.

    Alliierte (lat. Verbndete) Mit dem Begriff Alliierte sind Staaten gemeint, die sich z. B. imKrieg durch ein Bndnis gegen einen gemeinsamen Gegnerzusammenschlieen. Im Zweiten Weltkrieg verbndeten sichgegen Deutschland, Italien und Japan u. a. die SiegermchteGrobritannien, USA die Sowjetunion und Frankreich.

    Antisemitismus Unter Antisemitismus versteht man eine judenfeindliche Haltungeinzelner Personen oder ganzer Gesellschaften. Adolf Hitler unddie Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)verbreiteten ihr nationalsozialistisches Gedankengut eines rassisti-schen Antisemitismus in der gesamten Gesellschaft. Sie gaben frihr judenfeindliches Vorgehen rassistische Motive an, d. h., siebehaupteten, dass es verschiedene Menschenrassen gbe, dieangeblich unterschiedlich viel wert seien. Whrend Arier sehrwertvoll seien, galten Juden als minderwertig. Dies fhrte biszum Ende des Zweiten Weltkrieges zum Massenmord an ca. 6Millionen Juden. Heute verletzen antisemitische uerungen undHandlungen in der BRD das Grundgesetz und werdenstrafrechtlich verfolgt.

    Gestapo Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) war die Politische Polizei inder Zeit des Nationalsozialismus. Sie wurde 1933 gegrndet undnach dem Zweiten Weltkrieg als verbrecherische Organisationverboten. Die Gestapo bernahm die Verfolgung, den Abtransportund die Ermordung von politischen Gegnern. Dabei konnten sieunabhngig von einer Bindung an Recht und Gesetz handeln. DieGestapo war somit auch mageblich an der Vernichtung dereuropischen Juden beteiligt.

    Holocaust Der Begriff Holocaust (grch: vollstndig verbrannt) bezeichnet densystematischen Massenmord an den europischen Juden durchdie Nationalsozialisten whrend des Zweiten Weltkrieges. Durchdie organisierte Deportation von Juden in Vernichtungslager imbesetzten Polen wurden bis zum Ende des Krieges mehr als 6Millionen Menschen ermordet. Im Hebrischen wird der Holocaustmeist Shoah also groe Katastrophe genannt.

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    Invasion Eine Invasion ist ein feindlicher Einmarsch in ein Gebiet oder Land,der mit bewaffneter Macht durchgefhrt wird.

    Konzentrationslager (KZ) Die Nationalsozialisten errichteten Lager, in denen sie Gegner ge-fangen hielten, die willkrlich verhaftet wurden. Diese Menschenwurden in Arbeits- oder Vernichtungslagern den sogenanntenKonzentrationslagern unter menschenunwrdigen Bedingungengefangen gehalten, gefoltert und ermordet. In der Zeit des Natio-nalsozialismus starben mehrere Millionen Menschen in diesenKonzentrationslagern. Das KZ Auschwitz-Birkenau war mit 1,1Millionen Todesopfern das grte Vernichtungslager. Heutebefindet sich in Teilen des Gebudes das Staatliche MuseumAuschwitz-Birkenau eine Gedenksttte des Holocaust.

    NSDAP Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei die ParteiAdolf Hitlers wurde im Jahr 1920 gegrndet. Von 1933 bis 1945war sie die einzige zugelassene Partei Deutschlands. Adolf Hitlersicherte sich so die Funktion eines Alleinherrschers (Diktators). DiePolitik der Partei war nationalistisch und rassistisch geprgt undrichtete sich gegen Menschen, die nicht der Ideologie der National-sozialisten entsprachen. Nach Beendigung des Zweiten Welt-krieges wurde die NSDAP aufgelst und als verbrecherischeOrganisation verboten.

    Offensive Angriff

    Schutzstaffel (SS) Die Schutzstaffel war eine militrische Organisation der NSDAP.Ihre ursprngliche Funktion war der persnliche Schutz AdolfHitlers. Die SS stand in enger Verbindung mit der Gestapo und waru.a. fr die Verwaltung der Konzentrationslager zustndig. Durchdie SS wurde die systematische Ermordung an den europischenJuden durchgefhrt. Nach 1945 wurde die SS aufgelst und alsverbrecherische Organisation verboten.

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    Nachbereitung

    Tagebucheintrge

    1 Zum Thema Glck

    Der Alltag im Versteck war fr die acht Untergetauchten von Strapazen und ngsten geprgt. ImTagebuch von Anne Frank finden sich trotzdem immer wieder kleine Momente, in denen sie dieHoffnung auf zuknftiges Glck nicht aufgab.

    Ich bin nicht reich, ich bin nicht hbsch, nicht intelligent, nicht klug, aber ich bin und werdeglcklich sein! Anne Frank, 25. Mrz 1944

    Ich hingegen finde, dass noch bei jedem Kummer etwas Schnes brig bleibt. Wenn man dasbetrachtet, entdeckt man immer mehr Freude, und man wird wieder ausgeglichen. Und werglcklich ist, wird auch andere glcklich machen. Wer Mut und Vertrauen hat, wird im Unglcknicht untergehen. Anne Frank, 7. Mrz 1944

    Reichtum, Ansehen, alles kann man verlieren, aber das Glck im eigenen Herzen kann nurverschleiert werden und wird dich, solange du lebst, immer wieder glcklich machen. Wenn Duallein und unglcklich bist, dann versuche mal, bei schnem Wetter vom Oberboden aus in denHimmel zu schauen. Solange du furchtlos den Himmel anschauen kannst, so lange weit du,dass du innerlich rein bist und dass du wieder glcklich werden wirst. Anne Frank, 23. Februar1944

    2 Zum Thema Einsamkeit

    Anne Frank wurde durch ein Chaos an Gefhlen aus Einsamkeit und Erwartung durcheinandergebracht, das sie oft in Unruhe versetzte.

    Fr jeden, der Angst hat, einsam oder unglcklich ist, ist es bestimmt das beste Mittel,hinauszugehen, irgendwohin, wo er ganz allein ist, allein mit dem Himmel, der Natur und Gott.Anne Frank, 23. Februar 1944

    Radfahren, tanzen, pfeifen, die Welt sehen, mich jung fhlen, wissen, dass ich frei bin danach sehne ich mich. Anne Frank, 24. Dezember 1943

    Ich habe ein schreckliches Bedrfnis, allein zu sein. Am liebsten wrde ich immer nursagen: Lass mich in Ruhe, lass mich allein! Wer wei, vielleicht werde ich noch einmal mehrallein gelassen, als mir lieb ist! Anne Frank, 30. Januar 1944

    Wir sind gespannt auf Tagebucheintragungen zum Thema Glck oder zum ThemaEinsamkeit!Die Tagebuchnotizen knnen an Kathrin Barthels, Staatstheater Braunschweig, PF 4539, 38035Braunschweig oder an [email protected] mit Angabe des Na-mens, Alters und Datums gesendet werden. Eine Auswahl aller Zusendungen werden aufunserer Website www.staatstheater-braunschweig.de unter Theaterpdagogik Aktuellesverffentlicht.

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    Stadterkundung zum Thema Nationalsozialismus in Braunschweig (15+)

    In Braunschweig finden sich viele Orte, die mit der Vergangenheit des Nationalsozialismus ver-

    knpft sind. Die SchlerInnen erarbeiten sich in Kleingruppen jeweils eine Station und stellensich diese whrend eines gemeinsamen Stadtrundganges gegenseitig vor. Im Folgenden findenSL eine Anregung fr Stationen, die sich in der Nhe vom Haus Drei befinden und sich im An-schluss an einen Vorstellungsbesuch ablaufen lassen. Bei der Route kann auf die ThemenAufstieg des Nationalsozialismus und Judenverfolgung in Braunschweig nher eingegan-gen werden. Die Recherche erfolgt im Internet unter www.vernetztes-gedaechtnis.de.

    1 SS-Junkerschule im SchlossDas Braunschweiger Schloss war lange Zeit eine Residenz der Braunschweiger Herzge. Ab1930 wurde es von den Nationalsozialisten genutzt. Auf Grund des starken Bestrebens desBraunschweiger Ministerprsidenten Dietrich Klagges, der Braunschweigs Einfluss strken

    wollte, wurde eine von zwei Ausbildungssttten der SS im Schloss eingerichtet. Die SS-Junker-schule wurde im Juni 1935 offiziell eingeweiht. Der davor befindliche Schlossplatz wurde 1935Platz der SS genannt und hufig als Schauplatz fr Aufmrsche genutzt.

    2 Landgericht, Mnzstrae 17Das Oberlandesgericht und das Landgericht hatten ihren Sitz in den Gebuden in der Mnz-strae. Im Rahmen der Gleichschaltung wurden im Frhjahr 1933 jdische und politisch andersgesinnte Richter aus dem Staatsdienst entfernt. Die brigen Richter und Staatsanwlte traten zugroen Teilen in die NSDAP ein. Vor allem die politische Strafjustiz spielt in der national-sozialistischen Vergangenheit des Oberlandes- und Landgerichtes eine Rolle. Dazu gehrtenVerfahren wegen Hoch- und Landesverrates, Verfahren wegen der sogenannten Rassen-

    schande und Sondergerichte. Bei Sondergerichten handelte es sich um ein zgiges Verfahren,bei dem die Angeklagten eingeschrnkte Rechte hatten.

    3 Die Gestapozentrale, Leopoldstrae 24/ 25Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) war auch in Braunschweig fr die Verfolgung undVernichtung aller Gegner der Nationalsozialisten zustndig. Im April 1938 zogen Teile derGestapo in das Gebude in der Leonardstrae. Die Zahl der Mitarbeiter lag bei 80 Personen.Obwohl dies eher wenige waren, galt die Gestapo in Braunschweig als effektiv und ab-schreckend. Im Laufe des Krieges verlagerte sich die Ttigkeit der Gestapo in Braunschweighauptschlich auf berwachung, Disziplinierung und Bestrafung der Zwangsarbeiter in denArbeitslagern. In den 1970er Jahren wurde das Gebude abgerissen und ein Neubau errichtet.

    4 Das Volksfreundhaus, Schlostr. 8Das Volksfreundhaus wurde 1913/14 erbaut und diente bis 1933 als Parteizentrale der SPD.Seinen Namen erhielt das Haus durch die sozialdemokratische Zeitung Volksfreund, dieeinige Rume des Gebudes nutzte. Im Juli 1933 wurde das Volksfreundhaus von der SS be-setzt und in Gerhard-Landmann-Haus umbenannt. Es wurde von nun an als Foltersttte derSS und Schutzhaftgefngnis genutzt. Die Schutzhaft diente dazu, Gegner des Regimeswillkrlich zu inhaftieren und auch ohne Verfahren festzuhalten. Nach Beendigung des Kriegeserhielt die SPD das Volksfreundhaus zurck.

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    Libretto Das Tagebuch der Anne Frank

    ERSTER TEIL

    Nr. 1 Vorspiel

    SZENE l

    Nr. 2 Geburtstag: Am Freitag wachte ich schon um sechs Uhr auf. Das war ganz verstndlich:Es war mein Geburtstag. Aber natrlich blieb ich noch im Bett, es war zu frh; meine Neugierdemusste ich bezwingen bis viertel vor sieben. Doch lnger wars nicht auszuhalten. Um siebenendlich lief ich ins Wohnzimmer, auszupacken die Geschenke. Dich, mein Tagebuch habe ichsofort gesehen, es war eines der schnsten Geschenke. Vater und Mutter hatten fr mich einenHaufen Geschenke. Das wrs fr heut! Wie bin ich froh, dass ich dich habe!

    Nr. 3 Schule: Sonntag, der 21. Juni 1942. Unsere ganze Klasse bibbert: bald, bald ist doch dieLehrerkonferenz. Nmlich Herr Kepler, unser alter Rechenlehrer, hatte sich schon lange bermich gergert, da ich wirklich ganz schrecklich viel schwatze. Doch hab ich nachgewiesen, dassSchwtzerei eine weibliche Gewohnheit sei, dass meine Mutter auch so viel wie ich redet, wennnicht mehr, und gegen Vererbtes kmpfen der Kampf ist uerst, uerst schwierig. UnserHerr Kepler musste sehr lachen und er spottete: Queck-queck, Frulein Schnatterbeck! DieKlasse lachte schallend.

    Nr. 4 Gesprch mit dem Vater: Mein Vater ist in der letzten Zeit ziemlich viel zu Hause, er darfnicht mehr ins Kontor gehen. Wie schrecklich muss es sein, sich pltzlich berflssig zu fhlen.Erst krzlich, als ich mit ihm spazieren ging, fing er an, mit mir zu reden ber unserenUnterschlupf. Er sagte, es wrde uns sicherlich sehr schwer fallen, abgeschnitten von derWelt zu leben. Wir wollen nicht in die Hnde der Faschisten fallen. Aus diesem Grundverschwinden wir von selbst und warten nicht, bis die SS uns abholt. Ach, hoffentlich ist dieserTag noch in weiter Ferne!

    Nr. 5 Vorladung zur Gestapo: Mittwoch, der 8. Juli Es ist so viel geschehen, als htte sichdie Welt umgedreht! Fr Vater kam eine Vorladung von der Gestapo. Das bedeutet: KZ ...Mutter ist zu van Daans gegangen, um zu besprechen, ob wir nicht schon morgen untertauchensollten. Das Versteck befindet sich in Vaters Kontor. Van Daans werden auch mit unsverschwinden, wir werden sieben sein, wir werden sieben sein, wir werden sieben sein ...

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    SZENE II

    Nr. 6 Das Versteck / Die Westerturmglocke: Samstag, der 11. Juli, in unserem Versteck.Vater, Mutter und Margot knnen sich nicht an den Glockenklang des Westerturmes gewhnen.Aber mir gefllt es sogar, es klingt sehr schn, besonders des Nachts. Unser Hinterhaus ist einidealer Unterschlupf. Und obwohl es hier etwas feucht ist und die Decken schrg gebaut sind,kann man in Holland kein bequemeres Versteck finden, nein, sicher nicht. Diese Stille hier imHaus macht mich frchterlich nervs, besonders des Abends und des Nachts. Langsam wchstdie Angst, dass wir das Hinterhaus niemals mehr, niemals mehr verlassen drfen, dass wirentdeckt und dann erschossen werden.

    Nr. 7 Am Fensterchen: Ich sitze am Fenster und schaue durch einen Spalt, was alles los ist aufder Strae. Seltsam zu sehen, da laufen die Leut. Scheinbar habens alle furchtbar eiligfortzukommen und stolpern ber ihre eigenen Fe. Dies ist ein Arbeiterviertel, die Menschen

    sehen arm aus, die Kinder sind alle so schmutzig ... Hier am Fenster gibts noch viel zu sehen:schnelle Autos, Khne, Regen ... Versteckt sind alle unter Regenschirmen.

    Nr. 8 Man sagte mir: Freitag, der 16. Oktober. Man sagte mir, dass Zeitzeugen nach dem KriegRomane und auch Tagebcher publizieren sollten. Stell dir vor, wie interessant, wenn ich denRoman Das Hinterhaus herausgbe. Alle wrden denken, wrden denken, dieses sei einKriminalroman, ein Kriminalroman! Wenn der Krieg vorbei ist, klingt es vielleicht gar nicht mehrglaubhaft, wenn erzhlt wird, wenn erzhlt wird, wie hier unser Leben war...Eine schlechte Nachricht: Ein Angestellter aus dem Lager hat Verdacht geschpft, dass hier

    jemand haust. Wir hoffen nur, dass er vertrauenswrdig ist, dieser Mensch...gar nicht mehr glaubhaft, wenn erzhlt wird, wenn erzhlt wird, wie hier unser Leben war...

    Nr. 9 Verzweiflung: Auf mir lasten schwere Gewichte und ziehen mich in den Abgrund. Ichhabe ein Gefhl wie ein Singvogel die Flgel brutal abgeschnitten der im Kfig flattert,flattert, flattert, flattert und im Dunkeln ringsum an die Gitterstbe stt. Nach drauen, nachdrauen! so schreit es in mir. Ich mchte atmen und lachen! Doch ich wei wohl, dass eskeine Antwort gibt. Drum geh ich schlafen, um somit irgendwie zu verkrzen all die Stunden vollunheimlicher Angst und Stille.

    Nr.10 Erinnerung: Wenn ich an mein Leben bis zum Jahre 1942 denke, will mir alles sounwirklich scheinen. Es war das Leben einer anderen Anne. Ein ganzer Lebensabschnitt ist frimmer vorbei. Die sorglosen, unbekmmerten Schultage kehren nie mehr zurck...

    Nr. 11 Traum: Gestern, abends spt, ich wollte gerade einschlafen, da sah ich pltzlich deutlich

    meine Freundin Lies. Wie sie da vor mir stand: ganz ausgemergelt und entkrftet, in Lumpen ...Trotz der Dunkelheit sah ich es genau, wie sehr sie abgemagert war. Ihre groen Augenschauten auf mich voller Vorwurf... Lies sah mich an, als wollte sie sagen: Anne, warum hastdu mich verlassen? Ach, so hilf mir doch! Anne rette mich aus dieser Hlle! ... Und ich kann ihrgar nicht helfen ... Ich kann nur zu Gott beten, dass er sie beschtzen mge. Lieber Gott, hilf ihr,dass sie zu uns zurckkommt! ... Lieber Gott!

    Nr. 12 Interludium

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    ZWEITER TEIL

    SZENE III

    Nr. 13 Duett der Eheleute van Daan: Zum Spae mchte ich heut ein ganz alltglichesGesprch zitieren zwischen Madame van Daan und ihrem Mann. Putti (so nennt sie ihrenMann), warum werden wir von den Englndern nicht mehr bombardiert? Wahrscheinlich, weilheute das Wetter so schlecht ist. Dabei war gestern doch so wunderschnes Wetter! Ach,so hr doch auf und red nicht immer nur dasselbe! Warum, warum darf man hier keineMeinungen austauschen? Schluss jetzt! Was heit hier Schluss jetzt! Halts Maul, sei

    jetzt still, mein Gott nochmal! Und ich glaube, die Invasion der Alliierten kommt nicht!Schluss jetzt! Was heit hier Schluss jetzt!? Was heit hier Schluss jetzt!? Nunschweig und halt die Schnauze, zum Teufel mit dir! Es kommt der Tag, an dem ich es dir

    zeigen werde, dass dir Hren und Sehen vergeht! Nicht zum Aushalten ist dieser Quatsch! Mitder Nase msste man dich stoen auf dein idiotisches Geschwtz. Der Vorhang fllt. Endeerster Akt. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. Oh, was musste ich lachen! Mutter undPeter konnten sich kaum halten.

    Nr. 14 Diebe: Mittwoch, der 4. August 1943. Im Lager wurde eingebrochen. Alle Tren undSchlsser waren unbeschdigt. Womglich hatte der Dieb einen eigenen Schlssel. Und wennes nun einer von den Lagerleuten war, der uns jetzt anzeigt?!

    Nr. 15 Rezitativ: Wenn wir beisammen hocken, ich und Peter, auf unserer Kiste im Staub undGermpel des Dachbodens, und wir uns ganz nah sind, die Schultern aneinandergeschmiegt,und wenn dann die Bume zu grnen beginnen, und nach drauen ruft uns die Sonne, wenn der

    Himmel so strahlend blau ist dann spr ich ein groes Verlangen.

    Nr. 16 Ich denke an Peter: Und abends spt, wenn ich in meinem Bett bin, denke ich an Peterund auch an jenes schchterne, zrtliche Sehnen, das wir uns nur noch nicht einzugestehenwagen. Die Liebe, zuknftiges Glck. Und dann, dann denke ich nicht an meinen Kummer,sondern an das Wunderbare, das auer ihm auf der Welt existiert. Denn allen Menschen bleibtstets das Schne erhalten: die Natur, die Sonne, die Freiheit ... Was knnte es besseres auf derWelt geben, als schweigend aus der Dachbodenluke zu schauen, zu hren wie drauen dieVgel singen, die Sonne zu fhlen und schweigend zu stehen, geschmiegt aneinander,geschmiegt aneinander, ganz still dazustehen.

    Nr. 17 An der russischen Front: Die Lage an der Front wird immer besser! Die Russen

    starteten gestern ihre Offensive. Es gibt massenhaft Gefangene. Die Sowjets, sie stehen schonan der Grenze zu Polen. Wegen der vielen Siege an russischen Fronten sind wir alle rechtoptimistisch. Wir warten tglich auf auerordentliche Nachrichten aus Moskau. In Moskau wirdoft Salut geschossen, das vermutlich die Stadt erzittert. Ich wei nicht, ob die Russen gerneschieen, als sei die Front schon wieder nher, oder ob sie nicht wissen, wie sie ihre Freudeanders zeigen knnen.

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    SZENE IV

    Nr. 18 Razzia: Unten, da klopft es laut. Dann Stille. Und da wieder Lrm von unten. ImHaus Schritte, ... im Lager, ... in der Kche, ... in unserem Treppenhaus. Wir hielten alle denAtem an, man hrt nur das Klopfen, man hrt nur das Klopfen von sieben Herzen. Schritte, ...Schritte, ... auf unsrer Treppe, nher, nher, nher! ... Jemand rttelt an unseremGeheimschrank! Und dann noch zweimal Gerttel. Etwas fllt herunter. Die Schritte entfernensich. Wir erschauderten alle. Noch nie war die Gefahr fr uns so gro gewesen wie in dieserNacht. Gestapoleute standen vor dem Schrank und haben trotzdem nichts entdeckt, nichtsentdeckt.

    Nr. 19 Einsamkeit: Eigentlich ist die Jugend viel, viel einsamer als das Alter. Die Alten habenihre Ansichten und brauchen nicht zu schwanken, denn sie wissen, wo es lang geht im Leben.Fr uns junge Menschen ist es doppelt schwer, unsere Meinung zu behaupten, in solchen

    Zeiten, in denen alle Ideale zerbrechen, in denen Menschen wieder zweifeln an Wahrheit, anGerechtigkeit, an Gott! Ideale, schne Trume, leuchtende Hoffnungen kommen nicht mehr beiuns auf, und wenn sie doch entstehen, so werden sie sofort zerstrt von der frchterlichenWirklichkeit.

    Nr. 20 Passacaglia: Welch ein Wunder, dass ich noch nicht jegliche Hoffnung verloren habe.Ich sehe, wie sich unsere Welt langsam in eine tote Wste verwandelt. Es naht das Gewitter mitDonnergewalt und wird uns mit Sicherheit tten. Mir kommt es vor, als sen wir auf dem letztenFleckchen blauen Himmels inmitten finsterer Gewitterwolken. Die Dunkelheit rckt immer nherund nher, sie will uns verschlingen, verzweifelt bemhen wir uns, ihr zu entgehen und stoen,bedrngen und drcken einander. Wir sehen unten Menschen, die miteinander kmpfen undschauen hinauf, wo Glck und Stille herrschen. Den Weg dorthin versperrt jedoch ein fester und

    undurchdringlicher Vorhang. Er rckt immer nher als unberwindliche Wand, um uns letztenEndes zu zermalmen. Und mir bleibt nichts brig, auer zu seufzen und zu beten: ffne dich,du enger Ring, mach uns Platz, lass uns hinaus in die Freiheit!

    Nr. 21 Finale: Es scheint die Sonne, blau ist der Himmel, strahlend blau. Wir habenungewhnlich gutes Wetter. Drum steige ich morgens zum Luftholen auf den Dachboden. Vonhier aus, von meinem Lieblingsplatz aus, kann ich die schmalen Bnder der Kanle sehen, denkahlen Kastanienbaum mit den glitzernden Tautropfen daran. Weie Mwen seh ich und nochandere Vgel, die scheinen im Tiefflug wie aus Silber zu sein. Durch das offene Fenster blickeich und kann fast ganz Amsterdam berschauen: ein Meer von Dchern, das weit bis an denHorizont reicht. Solange es das noch gibt, solange ich das noch erlebe, diesen Sonnenschein,diese vortreffliche Erde, darf ich nicht traurig sein! Wenn jemand groen Kummer hat, sich

    einsam fhlt und unglcklich, dann ist das beste Mittel: hinauszugehen, wo man mit sich alleineist, mit der Natur, allein mit Gott. Denn ich, ich glaube wirklich, dass die Natur vermag zu lindernjegliches Leiden, jegliches Leiden. Wenn ich in den Himmel schaue, dann denke ich, dass alldiese Grausamkeiten auch mal ein Ende haben, und auf der Erde wieder Ruhe und Friedenherrschen werden. Doch bis dahin muss man seine Ideale hochhalten. Nicht den Mut verlieren!Schwache fallen um, die Starken werden standhalten. Mit Freuden bin ich bereit, michaufzuopfern fr die Zukunft. Und wenn der liebe Gott mich am Leben lsst, dann werde ich frdie Menschen arbeiten. Und nun wei ich, dass Tapferkeit und Lebensfreude das Allerwichtigstebedeuten! Auf Reichtum und Ruhm kann man wirklich verzichten. Der Seelenfrieden kann

    jedoch nur fr kurze Zeit verblassen, denn er wird wieder erwachen und uns ein Leben langerfllen mit Glck. So lange schauen wir ohne Furcht in den Himmel(nderungen vorbehalten)

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    Opernknigge

    Eine Oper ohne Publikum ist wie Braunschweig ohne den Lwen. ein Schwimmbad ohne Wasser. ein Mrchen ohne Es war einmal . ein Witz ohne Pointe.

    Daher freuen wir uns darber, dass ihr da seid!

    Da es in der Oper ein paar Regeln zu beachten gibt, haben wir dieses kleine Lexikon als Hilfefr euch zusammengestellt:

    Abendkleid, das: Viele Menschen ziehen sich gerne schn an, wenn sie in die Oper gehen.Sie wollen den Sngern und Musikern ihren Respekt erweisen, oder selber auch ein bisschenglitzern, falls jemand zu ihnen in die Loge schaut. Es macht sicherlich Spa, einmal dieschnsten Teile aus dem Kleiderschrank hervorzuholen.Heutzutage ist schicke Kleidung in der Oper aber keine feste Regel mehr.

    Essen, das: Ihr knnt euch vorstellen wie sehr es stren wrde, wenn in ganz leisen odertraurigen Szenen pltzlich jemand im Publikum in einen knackigen Apfel beien wrde. Unddann stellt euch vor, dass jemand neben euch eine frchterlich knisternde Tte auspackt ...Also, das Essen ist in der Oper grundstzlich nicht erlaubt.

    Fotografieren, das: Auch das Fotografieren ist leider nicht erlaubt. Wenn ihr schne Bilder vonder Oper haben wollt, fragt doch im Theater nach. Meistens gibt es Erinnerungsbilder zum mitnach Hause nehmen auf Plakaten und Postkarten.

    Handy, das: Natrlich ist es wichtig, dass eure Freunde erfahren, dass ihr gerade in der Operseid, aber bitte nicht whrend der Vorstellung. Wie sollen sich denn die Sngerinnen undSnger auf ihre Tne konzentrieren, wenn stndig jemand dazwischen quatscht? Schon dasKlingeln eines einzelnen Handys bringt womglich das ganze Orchester aus dem Rhythmus.Also: Lieber gleich ausschalten, bevor man von allen Seiten vorwurfsvoll angesehen wird.

    Klatschen, das: Der Applaus spielt fr die Snger und Musiker eine ganz besondere Rolle.Je lauter und lnger er erklingt, desto besser ist die Oper beim Publikum angekommen.Nachdem die Oper vorbei ist, kommen die Sngerinnen und Snger auf die Bhne und alleknnen heftig applaudieren.Scheue dich also nicht, laut und ausgiebig zu klatschen, wenn es dir gut gefallen hat.

    Reden, das: In einer Oper gibt es bestimmt viele Dinge zu sehen und natrlich vor allem zuhren, ber die man am liebsten sofort mit seinem Nebenmann reden wrde.Du darfst dabei aber nicht vergessen: Obwohl das Licht im Zuschauerraum aus ist, knnen euchdie Snger auf der Bhne noch immer hren. Und so ein Getuschel kann ganz schn strendsein...Also, auch das Reden ist in der Oper verboten. Versuche einfach, dir all das zu merken, was dirwhrend der Oper durch den Kopf geschossen ist, und sprich spter darber.

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    LiteraturempfehlungenAnne Frank Haus. Ein Museum mit einer Geschichte. Anne Frank Stichting. Amsterdam 1992.Vgel, Bernhild: ... und in Braunschweig?. Materialien und Tips zur Stadterkundung. 1930

    1945. Braunschweig 1996.

    Regionaler StadtrundgangBegleitend zum Opernbesuch kann z. B. im Geschichtsunterricht eine Stadterkundung durchSchlerInnen erarbeitet werden. Fr die Erarbeitung einer Stadterkundung empfehlen wir fr dieeigenstndige Recherche der SchlerInnen folgende Internetseite:www.vernetztes-gedaechtnis.de

    Rechtsextremismus 1931 und heuteIm Braunschweigischen Landesmuseum findet vom 19. September bis zum 19. Dezember 2010die Ausstellung Harzburger Front. Im Gleichschritt zur Diktatur. (Eine Ausstellung des VereinsSpurensuche Harzregion e.V.) und Rechtsextremismus heute (Eine Ausstellung der

    Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt in Zusammenarbeit mit dem BraunschweigischenLandesmuseum) statt. Weitere Informationen unter www.landesmuseum-bs.de.

    Gedenksttte KZ-Auenlager Braunschweig SchillstraeIn der Gedenksttte befindet sich das Offene Archiv. Braunschweig eine Stadt in Deutschlanderinnert sich, in dem Kassetten mit regionalen und allgemeinen Dokumenten zur Zeit desNationalsozialismus zugnglich gemacht sind. Weitere Informationen unter www.schillstrae.de.

    Gruppenbungen zum Thema DiskriminierungFr Gruppenbungen zum Thema Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit empfehlen wir frfortgeschrittene SL eine Sammlung von bungen mit Anleitungen und Arbeitsmarialien unterwww.kompass.humanrights.ch.

    Impressum

    Herausgeber Junges Staatstheater Braunschweig, Am Theater, 38100 BraunschweigGeneralintendant Joachim KlementLeiter Junges Staatstheater Andreas SteudtnerDramaturgie Daniela BrendelRedaktion Kathrin Barthels, Annika RahausFotos Karl-Berd KarwaszRedaktionsschluss 27.10.2010nderungen vorbehalten