william james (18421910) - lmu münchen · 2012-08-18 · william james (18421910) • sehr...
Post on 02-Aug-2020
2 Views
Preview:
TRANSCRIPT
William James (18421910)
• Sehr wohlhabendes Elternhaus
• Kein Schulabschluss, deshalb (!)Studium in Harvard (Chemie,Anatomie, Medizin).
• Besuchte Vorlesungen überPsychologie in Berlin im Jahre1867.
• Hatte immer wieder Depressionen& ein Rückenleiden…
• Lehrte ab 1872 in Harvard
• 1890: Hauptwerk „Principles ofPsychology“: Emotion, Instinkte,Raum und Zeitwahrnehmung,Gedächtnis, Wille, Gewohnheiten.
JamesLangeEmotionstheorie
• Erste Fassung: James (1884) „What is an emotion?”
– zentrale, kontraintuitive Aussage:• körperliche Veränderungen bedingen Emotionen (da ich weine, bin ich traurig; da ich weglaufe, habe ich Angst; usw.)
– drei Annahmen:• (1) bloße Wahrnehmung einer erregenden Tatsache isthinreichende Bedingung für Auftreten körperlicher Veränderungen• (2) körperliche Veränderungen sind emotionsspezifisch• (3) bewusstes Erleben körperlicher Veränderungen ist die Emotion
James, W. (1884). What is an emotion? Mind, 9, 188205.
JamesLangeEmotionstheorie
• Ähnlich: Carl Lange (1885)
– Während James viszerale Reaktionen (Eingeweide, d.h. Herz,Lunge, Magen; aber auch quergestreifte WillkürMuskulatur)verantwortlich für Emotionen macht, sind es bei Langeausschließlich vasomotorische Reaktionen (Veränderungen derBlutgefäße und damit verbundene Veränderungen derBlutversorgung)
– wegen der Ähnlichkeit zusammengefasst als JamesLangeTheorie
Lange, C. G. (1885). Om sindsbevoegelser: Et psykofysiologiske studie. Kopenhagen: Kronar. (deutsch1887: Über Gemuethsbewegungen. Leipzig: Theodor Thomas).
Warum? ... Gedankenexperiment ...
• starke Emotion vorstellen.
• von innerem Erleben alle Empfindungen körperlicherSymptome abziehen.
• Was übrig bleibt ist ein „kalter und neutraler Zustandintellektueller Wahrnehmung“.
• Bsp.: Furcht ohne beschleunigten Herzschlag, flachenAtem, ... => dann bleibt nicht viel von der Furcht übrig…
Eigenheiten der JamesLange Theorie
• Soll vor allem für „gröbere“ Emotionen gelten (Zorn, Furcht, Liebe, Hass, Freude, Scham, Stolz), weniger für „feineren“ Emotionen (Genugtuung, Dankbarkeit,Wissbegierde, Bewunderung...).
• Starker Fokus auf subjektivem Aspekt, weniger auf Verhalten wie bei Watson.
• Körperliche Veränderungen sind Ursache und nicht Folge der Emotion!
… in Kontrast zur Alltagstheorie der Emotion…
Kritik Kritik Kritik
• Dewey 1894
• Irons 1894
• Lehmann 1892
• Worcester 1893
• Wundt 1891
Modifizierte Fassung: William James (1894)
– Einwand 1:• bloße Wahrnehmung eines Objekts nicht hinreichend (z.B. Bärim Käfig)
– Antwort:• emotionale Reaktion wird vom lebenswichtigsten Element einerGesamtsituation ausgelöst –> Bewertung!!!
– Einwand 2:• vorauslaufende willkürliche Handlungen (z.B. Davonlaufen) nichtspezifisch für nachfolgende Emotion
– Antwort:• die unwillkürlichen viszeralen Reaktionen sind wichtiger alswillkürliche Handlungen
James, W. (1894). The physical basis of emotion. Psychological Review, 1, 516529.
Modifizierte Fassung: William James (1894)
– Einwand 3:• nicht jede viszerale Änderung ist Emotion
– Antwort:• ja, das sind aber „isolierte, eingrenzbare“ Körperempfindungen.Emotionen sind ausgebreiteter & diffus...
James, W. (1894). The physical basis of emotion. Psychological Review, 1, 516529.
Modifizierte Fassung
• Stellt Vorläufer kognitivphysiologischer bzw. kognitiver Theorien dar.
• Oft von Anhängern und von Gegnern ignoriert!
• Aber Achtung: Grundannahme bleibt bestehen: Emotionen sind Empfindungen körperlicher Veränderungen...
James Ansichten zur praktischen Anwendung der Theorie…
• Zentrales Thema nach Veröffentlichung der „Principles of Psychology“
• Viele Vorträge zu diesem Thema
• 1899 zusammengefasst in: „Talks to teachers onpsychology: And to student‘s on some of life‘s ideals“
James Ansichten zur praktischen Anwendung der Theorie…
• Gefühle auf indirekte Weise kontrollieren indem man dasHandeln reguliert, welches unter willkürlicher Kontrollesteht…
• Z.B. falls niedergeschlagen => fröhlich aufrichten und sotun als wäre man fröhlich. Falls man dadurch nichtfröhlich wird „kann dies durch nichts anderes erreichtwerden…“
• Sport => Veränderung der Muskulatur / Körperhaltung=> erhöhtes Selbstvertrauen...(z.B.: Skifahren bei Frauen in Norwegen...)
Diese Vorschläge...
• ...führten zu keinem etablierten Therapieverfahren (im Gegensatz zu Watson).
• ...Ideen wurden aber immer wieder aufgegriffen...
• ...SportMaßnahme ist plausibel, aber spricht sie für die Theorie?
Kritik von Walter Cannon (1927) 1/3
• Kritik an der Annahme, viszerale Reaktionen bildeten dieGrundlage von Emotionen in 5 Punkten:
– (1) vollständige Trennung der Viszera vom ZNS führt zu keinerÄnderung des emotionalen Verhaltens
• Untersuchung von Sherrington (1900) an Hunden, denen operativVbdg. zw. Viszera und ZNS durchtrennt wurde > keine Änderungdes emotionalen Verhaltens!
• Cannon, Lewis & Britton (1927): ähnliche Studie mit Katzen
• aber: unklar bleibt bei Tierstudien das Erleben.(kann teilweise durch Befragungen von Querschnittgelähmtenüberwunden werden … siehe später…)
Cannon, W. B. (1927). The JamesLange theory of emotion: A critical examination and an alternativetheory. American Journal of Psychology, 39, 106124.
Sherrington, C. S. (1900). Experiments on the value of vascular and visceral factors for the genesis ofemotion. Proceedings of the Royal Society London, 66, 390403.
Kritik von Walter Cannon (1927) 2/3
– (2) gleiche viszerale Änderungen bei sehr verschiedenenemotionalen wie nichtemotionalen Zuständen (mangelndeSpezifität)
• aus heutiger Sicht spricht jedoch manches für die Annahmeemotionsspezifischer Muster physiologischer Erregungen
• Bsp.: Spezifitätshypothese untersucht von Ekman et al. (1983):– Pbn (Studenten wie Schauspieler kein Unterschied) mussten für 10sek typische mimische Grundmuster aufsetzen bzw. sich in diejeweilige Grundemotion hineinversetzen; gemessen wurdenHerzfrequenz, Hautwiderstand, Atemfrequenz bzw. Fingertemperatur;– leichte Hinweise auf spezifische Reaktionsmuster
Ekman, P., Levenson, R. W., & Friesen, W. V. (1983). Autonomic nervous system activitydistinguishes among emotions. Science, 221, 12081210.
Kritik von Walter Cannon (1927) 3/3
– (3) Eingeweide sind relativ unempfindliche Organe• aus heutiger Sicht empfindliche Gebilde von Dehnungs, Druck undTemperaturrezeptoren in den Eingeweiden bekannt; allerdings vonuntrainierten Personen schlecht diskriminierbar
– (4) viszerale Änderungen sind zu langsam• Latenzzeiten knapp unter einer Sekunde, bei Drüsen länger• bis heute kaum empirische Befunde über Latenzen echterGefühlserlebnisse
– (5) künstliche Herbeiführung viszeraler Änderungen führt nichtzu Emotionen• Marañon (1924) „AlsobGefühle”
Marañon, G. (1924). Contribution à l'étude de l'action émotive de l'adrenaline. Revue Francaised'Endocrinologie, 2, 301325.
Untersuchung von Marañon (1924)
• Untersuchungsbefunde:
• Marañon (1924) hat die Effekte von AdrenalinInjektionen an 210gesunden und kranken Pbn untersucht (nach Latenz, Dauer,Intensität, Form).
• ca. 70% der Pbn berichten über „kalten” Erregungszustand („AlsobGefühle”), nur 30% erleben dagegen eine “vollständige” Emotion.
• Interpretation:
• Wahrnehmung körperlicher Veränderungen ist keine hinreichendeBedingung für das Erleben einer Emotion.
• (später mehr hierzu...)
Marañon, G. (1924). Contribution à l'étude de l'action émotive de l'adrenaline. Revue Francaised'Endocrinologie, 2, 301325.
…zurück zur Kritik von Cannon…
• Cannons Kritik wurde lange allgemein akzeptiert und führte zu einer Ablehnung der JamesLange Theorie!!!
…aber…
Neojamesianische Theorien & GesichtsFeedbackTheorien
• Tomkins (1962 / 1980):
– Emotionen spezifische Reaktionsmuster im Gesicht und denViszera.
– „Wenn wir uns dieser Reaktionen im Gesicht und/oder in denEingeweiden bewusst werden, dann sind wir uns unsererEmotionen bewusst.“ – das heißt, wir erleben ein spezifischesGefühl.
Strack et al. (1988)
2) Ähnlich Lächeln 3) Lächeln erschwert
• Vpn sollten unter Vorwandverschiedene Tätigkeitenmit Stift ausführen.
• Stift wurde mit1. nicht dominanter Hand2. Zähnen3. Lippen gehalten.
• Comics wurden inBedingung (2)anschließend lustigerbeurteilt.
Strack, F., Martin, L. L. & Stepper, S. (1988). Inhibition and facilitating conditions of the humansmile. A nonobtrusive test of the facial feedback hypothesis. Journal of Personality and SocialPsychology, 16, 319328.
Stepper & Strack (1993)
• VPn erhalten überdurchschnittliches Ergebnis inLeistungstest mitgeteilt.
• VPn erleben mehr Stolz wenn in aufrechterKörperhaltung als wenn in zusammengesunkenerKörperhaltung...
Zusammenfassung GesichtsFeedbackTheorien
• Veränderung der Mimik & Körperhaltung können emotionales Erleben beeinflussen.
• Relativ schwache Effekte.
• Und: nicht notwendig für emotionales Erleben! (Untersuchungen zeigen z.T. starke Dissoziationen zwischen Gesichtsausdruck & emotionalem Erleben!).
Zusammenfassung W. James
• 2 Fassungen der Theorie von W. James.– zentral: Emotion ist Wahrnehmung physiologischerVeränderungen.
• Kritik von W. Cannon in 5 Punkten.
• NeoJamesianische Theorien führen zu teilweiserRehabilitation von W. James....
Kognitivphysiologische Theorien
• eine wichtige Gruppe innerhalb der Emotionstheorien
• einige der zentralen Fragen dabei:
– Wenn physiologische Faktoren am Emotionsgeschehen beteiligtsind: sind sie dann Ursache, Folge oder Begleiterscheinung?
– Auf welche Weise greifen physiologische Faktoren ein?
– Geschieht die Verarbeitung zentral oder peripher?
– Ist Emotion physiologische Erregung plus Kognition?
Untersuchung von Marañon (1924)
• Untersuchungsbefunde:
• Marañon (1924) hat die Effekte von AdrenalinInjektionen an 210gesunden und kranken Pbn untersucht (nach Latenz, Dauer,Intensität, Form).
• ca. 70% der Pbn berichten über „kalten” Erregungszustand („AlsobGefühle”), nur 30% erleben dagegen eine “vollständige” Emotion.
• Interpretation:• Wahrnehmung körperlicher Veränderungen ist keine hinreichendeBedingung für das Erleben einer Emotion.
• Was passierte aber mit den 30%?
Marañon, G. (1924). Contribution à l'étude de l'action émotive de l'adrenaline. Revue Francaised'Endocrinologie, 2, 301325.
... die 30%...
• meist negative Gefühle (Ärger, Trauer).
• manchmal begleitet mit Gedanken an ärgerliche /traurige Ereignisse...
• dies kann durch Instruktion auch zur Induktion vonEmotionen verwendet werden (nach Injektion antrauriges Ereignis denken...)
• => frühe 2Komponenten Theorie: Emotion dann, falls:– körperliche Erregung.– Kognitionen.
Stanley Schachter (19221997)
• Master‘s degree in Yale.
• MIT (Massachusetts Institute ofTechnology): Schüler von Kurt Lewin(Feldtheorie) und Leon Festinger(kogn. Dissonanz).
• Ab 1949 Professor an der University ofMinnesota, ab 1961 an der ColumbiaUniversity.
• In „Emotion, Obesity and Crime (1971)“versucht er, das Entstehen vonÜbergewicht und Kriminalität mit seinerEmotionstheorie zu erklären (späterauch Rauchen).
Emotionstheorie von Schachter (1964)
• „klassische” ZweiFaktorenTheorie der Emotion:
– Unspezifische physiologische Erregung:
• bedingt die Intensität der Emotion
– Kognition:
• bedingt die Qualität der Emotion durch– (a) emotionsrelevante Einschätzung der Situation– (b) Kausalattribution der Erregung auf diese Einschätzung
Schachter, S. (1964). The interaction of cognitive and physiological determinants of emotional state. InL. Berkowitz (Ed.), Advances in experimental social psychology, Vol. 1 (pp. 4980). New York:Academic Press.
Schachter, James & Cannon
• Schachter akzeptierte Cannons Kritik teilweise:
– Dieselben viszeralen Veränderungen bei verschiedenartigenemotionalen und nichtemotionalen Zuständen (Cannon 2).– peripherphysiologische Erregungen schwer differenzierbar(Cannon 3).– künstliche Herbeiführung von peripherphysiologischeErregungen führt nicht unbedingt zu Emotionen (Cannon 5).
• Erregung notwendig (wie bei James) aber nichthinreichend (im Gegensatz zu James) für das Erlebenvon Emotionen.
Erregung: unspezifisch, aber notwendig
Attribution/Kognition: bedingt Quälität der Emotion (Freude, Arger, usw.)
Experiment von Schachter & Singer (1962)
• Idee: Test des Sonderfalles der Emotionsentstehung…:– Unspezifische physiologische Erregung induzieren (Adrenalin).– Versuch die Kognitionen / Attributionen so zu manipulieren, dasskomplett verschiedene Emotionen entstehen (Ärger vs.Euphorie).
• Wichtig: Versuchsperson darf nicht wissen, warum sieErregung verspürt, sonst entstehen nicht dieemotionsrelevanten Kognitionen!!!
Schachter, S., & Singer, J. E. (1962). Cognitive, social, and physiological determinants of emotionalstate. Psychological Review, 69, 379399.
Experiment von Schachter & Singer (1962)
• Manipulation von 3 Faktoren:– (1) Physiologische Erregung (Kochsalz vs. Adrenalin)– (2) Erklärungsbedürfnis (keine, richtige bzw. falsche Info überWirkung der „Vitaminspritze”);– (3) Emotionale Kognition (euphorischer bzw. ärgerlicher VLVertrauter)
• Emotionserfassung:– Verhaltensbeobachtung– zwei Fragen zum Gefühlszustand: (1) Wie gut oder glücklichfühlen Sie sich augenblicklich? (2) Wie gereizt, ärgerlich oderverletzt fühlen Sie sich augenblicklich?Differenz=Emotionsindex (positive Werte: positive Emotion).
Schachter, S., & Singer, J. E. (1962). Cognitive, social, and physiological determinants of emotionalstate. Psychological Review, 69, 379399.
Ergebnisse
• Adrenalin führt tatsächlich zu Erregung (Pulsfrequenzsteigt, subjektive Berichte über wahrgenommeneErregungssymptome)
• => Dies ist Voraussetzung für das Experiment!
• Was passiert mit Emotionen?
Experiment von Schachter & Singer (1962)
• Ergebnisse:
– bei Euphorie:• erwartungsgemäß höhere Emotion bei Nicht und bei FalschInformation wie bei korrekter Information.• allerdings in Placebo Gruppe ähnlich hohe Werte wie beiNicht/Falschinformation!!!
– bei Ärger:• keinerlei signifikante Unterschiede in Selbstberichten.• Insgesamt: sehr kleine Unterschiede!• Dennoch wurde die Theorie als bestätigt angesehen:
Schachter, S., & Singer, J. E. (1962). Cognitive, social, and physiological determinants of emotionalstate. Psychological Review, 69, 379399.
Kurzzusammenfassung der Interpretation von Schachter & Singer (1962)
• VPn wissen nicht woher unspezifische physiologischeErregung kommt (Adrenalin).
• Daher „suchen“ sie nach Gründen (Attribution).
• Die Kognitionen werden durch Vertrauten so manipuliert,dass sowohl Freude als auch Ärger entsteht...
• => Bestätigung der Auffassung, dass unspezifischephysiologische Erregung Intensität der Emotionbestimmt und Kognition die Qualität.
• Bis heute extrem einflussreich...
Schachter, S., & Singer, J. E. (1962). Cognitive, social, and physiological determinants of emotionalstate. Psychological Review, 69, 379399.
… 17 Jahre vergehen!!!
Replikation durch Marshall & Zimbardo (1979)
• Aufbau:– ziemlich genaue Replikation der Untersuchung von Schachter & Singer (1962);allerdings erst 17 Jahre später; nur EuphorieBedingung
• Coverstory:– Wirkung eines Vitaminpräparates auf das Sehen.
• 3 Gruppen:– Placebo: Kochsalzlsg...– Adrenalin: konstant 0.5 ml Adrenalin– Adrenalin+: erhöhtes Adrenalin (abgestimmt auf Körpergewicht)
• Alle 3 Gruppen: Falsche Information über Nebenwirkungen:– Trockenheit im Hals, leichte Kopfschmerzen, Kälteempfindung i.d. Zehen
Marshall, G. D., & Zimbardo, P. G. (1979). Affective consequences of inadequately explainedphysiological arousal. Journal of Personality and Social Psychology, 37, 970988.
Ergebnisse
Placebo Adrenalin Adrenalin+Herzschlagänderung 3.0 2.3 +6.7wahrgenommene Erregung 0.5 2.8 3.4
Hypothese: Euphorie gering hoch hoch
SchachterSkalierung 1.5 1.4 1.5
EmotionsSkalierung 10.4 7.4 1.8
Differenz EmotionsSkalierung +3.6 +0.2 4.3
Verhalten 35.0 25.6 14.5
Replikation durch Marshall & Zimbardo (1979)
• Ergebnis:– Körperliche Symptome stimmen, aber Emotionsindizes zeigengegenläufigen Befund!
• Interpretation:
– spricht für gelernte Verknüpfung zwischen AdrenalinErregungund negativen Emotionen.
– keine beliebige Ausformbarkeit von Erregungen! GegenSchachter & Singer Theorie!!!
Marshall, G. D., & Zimbardo, P. G. (1979). Affective consequences of inadequately explainedphysiological arousal. Journal of Personality and Social Psychology, 37, 970988.
… weiter zu kognitivphysiologischenTheorien…
• Fehlattribution(…Anwendung von Schachter & Singer).
• Ist physiologische Erregung notwendig?– Modifikation von Valins: Nicht physiologische Erregung, sondernMeinung über physiologische Erregung.– Emotion & physiologische Erregung bei Patienten.
• Anwendung: Kognitive Theorie von Panikanfällen.
Schachter & Singer und Fehlattributionen
• Schachter & Singer:Emotion = unspezifische Erregung + passende Kognition.
• Was passiert, wenn die Kognition „falsch“ ist?
• Bsp: Schachter & Singer Experiment: Erregung aufgrund Adrenalin,Ursachenzuschreibung aber auf „Freude“ oder „Ärger“.=> allgemeines Schema…:
Schacter & Singer Exp.
Therapeutisch gegen Angst/Furcht?
Ross, Roding, & Zimbardo (1969)
Beeinflussung von Furcht durchFehlattributionen („AttributionsTherapie“)
Ross, Rodin & Zimbardo (1969)
Ross, J., Rodin, J., & Zimbardo, P. G. (1969). Toward an attribution therapy: The reduction of fearthrough induced cognitiveemotional misattribution. Journal of Personality and Social Psychology, 12,279288.
Ross, Rodin & Zimbardo (1969)
• Ankündigung von Elektroschocks:– Annahme: Führt zu Erregung & Furcht.– Nota bene: Schocks wurden NICHT verabreicht!
• Lärmexposition (stark!):– Annahme: Führt höchstens zu Erregung, nicht aber zu Furcht.
Ross, J., Rodin, J., & Zimbardo, P. G. (1969). Toward an attribution therapy: The reduction of fearthrough induced cognitiveemotional misattribution. Journal of Personality and Social Psychology, 12,279288.
Ross, Rodin & Zimbardo (1969)
2 Instruktionen während Lärmexposition:
1. LärmAttributionGruppe: Erregungssymptome als Lärmkonsequenzendargestellt:– (beschleunigter Herzschlag, Zittern, komisches Gefü l im Magen) =>ḧfalsche, nichtemotionale Attribution.=> Erwartung: sollte keine Furcht entstehen lassen, da Erregung auf Lärmattribuiert wird.=> Hypothese: KEINE FURCHT!
2. SchockAttributionGruppe: Erregungssymptome NICHT alsLärmkonsequenzen dargestellt:– Lärm soll andere Symptome (Taubheit, Kopfschmerzen, Klingeln i.d.Ohren) hervorrufen.=> Erwartung: Vpn können Erregung nicht anders attribuieren als aufFurcht vor Elektroschocks.=> Hypothese: FURCHT!!!
Ross, Rodin & Zimbardo (1969)
• Verhaltensmaß:
– Arbeit an zwei in Wirklichkeit unlösbaren Puzzles:• SchockvermeidungsPuzzle (erspart bei Lösung den Schock)• GeldgewinnPuzzle (man kann Geld gewinnen)
– Man kann jederzeit zwischen Puzzles wechseln.
– AV ist Zeit am SchockvermeidungsPuzzle (FurchtIndikator)
• Hypothese:SchockAttributionsGruppe:=> mehr Furcht=> mehr Zeit am SchockvermeidungsPuzzle.
Ross, Rodin & Zimbardo (1969)
• LärmAttribution: Keine Furcht...
• SchockAttribution: Furcht…
• Ergebnis:–zu Beginn arbeiten die meisten VPn amSchockvermeidungsPuzzle, nach 30 sek überwiegendnur noch VPn mit SchockAttribution.
• Interpretation:–LärmAttribution der Erregung verhindert Furcht bzw.mildert sie ab.
Modifikation der SchachterTheorie durchValins
• Annahme:– nur die Meinung einer Person über ihren körperlichen Zustand istfür eine Emotion entscheidend (subjektiv wahrgenommeneErregung anstatt tatsächlicher Erregung).
• Ansonsten wie Schachter & Singer Theorie…=> Überprüfung durch Experiment ähnlich zu Schachter &Singer. Aber: Keine physiologische Veränderung derErregung, sondern nur die Meinung über die Erregung!
Valins (1966)
Coverstory: „physiological reactions to sexual stimuli“
• Männliche VPn sehen 10 PlayboyDias.
• Experimentalgruppe:– Bei 5 Dias wird falsche Rückmeldung über erhöhte Herzrate gegeben.
• Kontrollgruppe:– hört ebenfalls die Töne, ist aber über die Bedeutungslosigkeit informiert.
• AV:– Attraktivitätsratings der Bilder sowie mögliche Auswahl von 5 der 10Bilder zur Mitnahme.
• Hypothese:– Meinung über physiologische Erregung + Attribution => positive Emotion.
Valins, S. (1966). Cognitive effects of false heartrate feedback. Journal of Personality and SocialPsychology, 4, 400408.
Valins (1966)
• Ergebnis:– HerzratenÄnderung erhöht tatsächlich Attraktivitätsratings undAuswahl.
• Interpretation:Emotion = Glaube über Erregung + passende Kognition.
• Zur Erinnerung Schachter & Singer:Emotion = unspezifische Erregung + passende Kognition.
Kritik am ValinsEffekt
• Der ValinsEffekt ist sehr stabil, auch unter drastischveränderten Versuchsbedingungen– Effekt auch bei Herzfrequenzsenkungen (statt steigerungen)– Effekt auch bei Kenntnis der Tatsache, dass es sich um falschesphysiologisches Feedback handelt– Effekt auch bei Feedback der Herzfrequenz anderer Personen– „Die allzugroße Robustheit des ‚ValinsEffektes‘ in Laborsituationenmacht stutzig” (SchmidtAtzert, 1981, S. 105)
• Der Verdacht liegt nahe, dass der Effekt gar nicht aufEmotionsinduktionen beruht, sondern lediglich auf demand characteristicsder experimentellen Situation, die der Vpn nonverbal kommunizieren, wie sie sich verhalten soll.• erhebliche Einwände von Parkinson (1985) sowie Beck et al. (1988).
Beck, R. C., Gibson, C., Elliot, W., Simmons, C., Matteson, N., & McDaniel, L. (1988). False psychologicalfeedback and emotion: Experimenter demand and salience effects. Motivation and Emotion, 12, 217236.Parkinson, B. (1985). Emotional effects of false autonomic feedback. Psychological Bulletin, 98, 471498.
Ist physiologische Erregung notwendig?
– Hohmann (1966): emotionales Erleben bei 25Querschnittgelähmten erfragt• deutliche Abnahme des Erlebens von sexueller Erregung, Furcht undÄrger berichtet• aber auch: deutliche Zunahme sentimentaler Gefühle• Kritik an der Studie: Befragte haben resignative Haltungeingenommen; bei aktiven Querschnittgelähmten („coping“) ist keineAbnahme festzustellen (Chwalisz, 1988).
– Bermond et al. (1991): ebenfalls emotionales Erleben beiQuerschnittgelähmten erfragt• Quintessenz dieser Studie: Rückenmarksverletzungen führen nicht zueiner allgemeinen Reduktion der emotionalen Erregbarkeit, eher imGegenteil!
Bermond, B., Nieuwenhuyse, B., Fasotti, L., & Schuerman, J. (1991). Spinal cord lesions, peripheral feedback,and intensities of emotional feelings. Cognition and Emotion, 5, 201220.
Hohmann, G. W. (1966). Some effects of spinal cord lesions on experienced emotional feelings.Psychophysiology, 3, 143156.
Ist physiologische Erregung notwendig?
– Überblicksartikel von Erdmann (1986):
• Pbn mit BetaBlockern (= medikamentöse Reduktion peripherphysiologischerErregung) weisen zwar unter angstauslösenden Bedingungen eine Reduktion der physiologischen Reaktion, aber kein verändertes emotionales Erleben auf.
generelle Schlußfolgerung: peripherphysiologische Erregung wohl nichtnotwendig für Emotionen (spricht gegen Schachter & James; partiell auchgegen Valins, denn subjektive Wahrnehmung von Erregung beruhtnormalerweise auf physiologischer Erregung).
Erdmann, G. (1986). Angstbeeinflußung durch vegetativ wirksame Pharmaka. In W. Janke, P. Netter, & D. M.Vaitl (Eds.), Angst und Psychopharmaka (pp. 151168). Stuttgart: Kohlhammer.
Sokolowski, K. (2002). Emotion. In J. Müsseler & W. Prinz (Eds.), Allgemeine Psychologie (pp. 337384).Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.
Fazit (Kurzfassung)
• … sieht nicht so gut für Schachter & Singer aus…
• Dennoch gewissen Wert bei speziellen Fällen der Emotionsentstehung. Insbesondere bei Theorien zur Entstehung von Panikanfällen.
Kognitive Theorie des Entstehens vonPanikanfällen
• Panikanfälle:– körperlich gesunde Personen– Befürchtung zu sterben, Kontrolle zu verlieren, verrückt zu werden.– Dauer: ca. 1545 Min, danach Erschöpfung…– Wahrnehmung von vegetativer Erregung (Herzklopfen,Herzrasen, Schwindel, Benommenheit, Atemnot).– objektiv oft wenig Veränderung der Herzrate festzustellen.
• DSM IV:– Panikstörung / Paniksyndrom falls wiederholtes Auftreten(Angststörung).– tritt bei ca. 2.4% der Bevölkerung mind. ein Mal auf.– Beginn oft im frühen Erwachsenenalter.
Kognitive Theorie des Entstehens vonPanikanfällen
• Kognitive Theorie:
– Zu Beginn eines Panikanfalls tatsächliche körperliche Erregung,z.B. durch Treppensteigen, Kaffee oder auch nurAufmerksamkeit für den körperlichen Zustand.
– Erregung wird falsch interpretiert als drohende Gefahr, z.B.bevorstehender Herzanfall.
– Selbstverstärkende Spirale von Körpersymptomen und Angst.
Kognitive Theorie des Entstehens vonPanikanfällen
Positive Rückkopplung(„…Teufelskreis…“)
Schacter & Singer Exp.
Therapeutisch gegen Angst/Furcht?
Ross, Roding, & Zimbardo (1969) Reattribution
Fragen, die Sie jetzt beantworten können!
• Beschreiben Sie die JamesLange Theorie und dieanschließende Modifikation.
• Welche Kritik hat Cannon an James geübt?
• Welche Komponenten sind nach Schachter für dieEmotionsentstehung notwendig? Wie hat er das belegt.
• Ist physiologische Erregung für die Emotionsentstehunghinreichend und notwendig? Muss diese tatsächlichvorliegen?
• Wie können Emotionen durch Fehlattributionenbeeinflusst werden?
• Beschreiben Sie die kognitive Theorie zur Entstehungvon Panikanfällen.
1. Vom wem stammt die ZweiFaktoren Theorie der Emotion?
2. Nennen sie die zentralen Annahmen dieser Theorie.
3. Erläutern sie ein Experiment zu dieser Theorie.
4. Kritik an der ZweiFaktoren Theorie?
5. Erläutern Sie den praktischen Nutzen der ZFTheorie.
6. Welche Modifikationen werden von Valins eingeführt?
7. Beschreiben Sie die kognitive Theorie des Entstehens von Panikanfällen.
top related