zmk_sonderdruck_1-2012 friedrich kittler suttgarter rede über architektur

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Inhalt Heft 1 | 2012 Editorial Lorenz Engell / Bernhard Siegert Aufsätze Gertrud Koch Film als Experiment der Animation. Sind Filme Experimente am Menschen? Bruce Clarke Embodied Mediation: avatar and its Systems Andreas Gelhard Das Dispositiv der Eignung. Elemente einer Genealogie der Prüfungstechniken Debatte: Plagiat Martin Heidingsfelder Wird die Wissenschaft aus den Plagiatsfällen lernen? Georg Stanitzek Wahrheit und Diebstahl Archiv Raffaello Santi Brief an Papst Leo X. betreffend die Bewahrung, Vermessung und zeichnerische Aufnahme der antiken Baudenkmäler Roms [um 1518] Peter Heinrich Jahn Kommentar zum so genannten Brief Raffaels an Papst Leo X.

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Page 1: ZMK_Sonderdruck_1-2012 Friedrich Kittler Suttgarter Rede über Architektur

Inhalt Heft 1 | 2012

Editorial

Lorenz Engell / Bernhard Siegert

Aufsätze

Gertrud Koch

Film als Experiment der Animation. Sind Filme Experimente am Menschen?

Bruce Clarke

Embodied Mediation: avatar and its Systems

Andreas Gelhard

Das Dispositiv der Eignung. Elemente einer Genealogie der

Prüfungstechniken

Debatte: Plagiat

Martin Heidingsfelder

Wird die Wissenschaft aus den Plagiatsfällen lernen?

Georg Stanitzek

Wahrheit und Diebstahl

Archiv

Raff aello Santi

Brief an Papst Leo X. betreff end die Bewahrung, Vermessung und zeichnerische Aufnahme der antiken Baudenkmäler Roms [um 1518]

Peter Heinrich Jahn

Kommentar zum so genannten Brief Raff aels an Papst Leo X.

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Inhalt Heft 1 | 2012

Schwerpunkt: Entwerfen

Friedrich Kittler

Stuttgarter Rede über Architektur

Mario Carpo

Digitaler Stil

Sean Keller

Architecture after Drafting

Barbara Wittmann

Papierprojekte. Die Zeichnung als Instrument des Entwurfs

Adrian Mackenzie

Technical Objects in the Biological Century

Ann-Sophie Lehmann

Taking the Lid off the Utah Teapot : Towards a Material Analysis of Computer Graphics

Anke Hennig

Dinge teilen

Christoph Asendorf

Philosophie im Tiefenraum. Die Schule von Athen als Weltentwurf Raff aels

Abstracts

Autorenangaben

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Stuttgarter Rede über Architektur1*

Friedrich Kittler †

Nichts erlaubt es einem gewesenen Literaturwissenschaftler und gegen-wärtigen Medienhistoriker, von Rechts wegen über Architektur zu sprechen. Wenn ich Ihre Einladung dennoch mit einigem Zögern und Zagen angenommen habe, dann nur, weil in verfl ossenen Jahren, als die Lehrverpfl ichtungen noch geringer und die Siliziumchips noch einfacher waren, auch Literaturwissenschaft-ler zum Lötkolben greifen konnten, um Gebilde zu basteln, die von fern an Ar-chitektur gemahnten. Die Gebilde, sogenannte Leiterplatten oder Platinen, blie-ben zwar im wesentlichen zweidimensional, denn nur im Stuttgart von heute sind Entwickler bis zu dreidimensionalen Chiparchitekturen vorangekommen, aber gerade diese Reduktion war dazu angetan, ihre Ähnlichkeit mit Stadtplänen noch zu steigern. All die Probleme, mit denen Städtebauer seit alters und Urbanisten seit neuestem gerungen haben, kehrten miniaturisiert wieder: vom Problem der kürzesten Verbindung bis zu dem der kreuzungsfreien Streckenführung. Und doch war die Miniaturisierung, bis zu der die Mechanik von Lötkolben und Spe-zialbohrern gerade noch reichte, nichts gegen die Miniaturisierung, die im un-sichtbaren Inneren der Siliziumchips schon mit genau denselben Problemen statt-gefunden hatte. Heute, 1994, liegen die Strukturen digitaler Schaltkreise bekannt-lich im Submikronbereich, also unter einem tausendstel Millimeter. Und gerade dieser Abstieg ins Molekulare ist es, der Schaltkreisen ihre Allgegenwart verschaff t hat: Ohne Chips gibt es kein Auto und keine Waschmaschine mehr, kein Flugzeug und bald auch keine Granate.

Häuser sind miniaturisierte Städte, soll Alberti gesagt haben, Städte also ver-größerte Häuser. Und sicher haben andere Architekturtheoretiker dieselbe Ana-logie auch zwischen Häusern und Menschenkörpern behauptet. Wenn Lud-wig XIV. Versailles aus der Luft hätte sehen können, wären die Seitenfl ügel wohl zu Armen, die Spiegel zu Augen und die Parkanlagen zu den Weichteilen des Königskörpers geworden. Jedenfalls spielte das klassische Europa die Skalierungen, um es in der Sprache fraktaler Geometrie zu formulieren, nur in Bereichen zwi-

* Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um einen Vortrag, den Friedrich Kittler im Sommersemester 1994 auf Einladung von Prof. Peter A. Herms im Rahmen des Jour Fixe an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart gehalten hat.

S C H W E R P U N K T

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schen dem Kilometer und dem Meter durch. Seitdem die Miniaturisierung jedoch bis zur Ebene einzelner Moleküle und einzelner Ionendotierungen vordringt, zer-geht auch die Möglichkeit, den Menschen als letzte Referenz, als Modul der Ar-chitektur zu führen. Dieser Mensch, bis in die Tage Le Corbusiers, mag der ver-trauteste Maßstab gewesen sein, um zwischen Größenordnungen von drei, vier Dekaden umzuschalten, aber seitdem Terminals für Jumbos für Touristenmillio-nen ebenso gängig sind wie Terminals für Makroelektronik für Mikroelektronik, reicht er als Modul nicht mehr hin. Sicher werden Häuser und Städte weiterhin gebaut, um besagten Körpern Schutz zu bieten; aber was an Elektronik und Schalt-kreisen in ihre Planung, Steuerung und Verwaltung eingeht, durchdringt wie eine Miniaturstadt auch die sichtbare oder bewohnbare Architektur. Deshalb scheint es angebracht, zumindest in der Theorie nach Möglichkeiten zu suchen, wie Ar-chitekturen als Mediensysteme in einem technischen Sinn, also gerade nicht (mit McLuhan) als Ausweitungen des Menschen zu beschreiben wären.

Vor allem sollte diese Theorie die systematische Zweideutigkeit ausloten, die zwischen der Architektur als Praxis und der Architektur als Produkt spielt. Seit-dem fertige Bauten wie Skalierungen des computer-aided design wirken, das sie im Miniaturmaßstab entworfen hat, ist die architektonische Praxis selber eben dem Medium unterstellt, das mehr und mehr in die architektonischen Produkte ein-dringt. Dieser bemerkenswerte Zusammenfall dürfte die gegenwärtige Situation von allem unterscheiden, was an Modellen, Zeichnungen und Projektionen das Bauen immer schon gesteuert hat. Auch wenn es in den Ruinen der Athener Ak-ropolis Steine geben soll, deren Oberfl äche Phidias einst mit Entwürfen eben jener Akropolis bekritzelt hat, zählt solch ein lokaler Zusammenfall von Praxis und Produkt doch wenig gegenüber einem systematischen, der das Entwerfen zugleich um seine alte Handwerklichkeit oder Menschlichkeit bringt. Genau diesen heu-tigen Abstraktionsgrad müsste eine Mediengeschichte der Architektur zum Maß-stab nehmen, um auch und gerade in historischer Absicht nach formalen Entspre-chungen zwischen Techniken des Entwurfs und solchen der Bauten zu suchen.

Edmund Husserl, bei seinem späten Versuch, die europäischen Wissenschaften wieder an jener Mutter Erde festzumachen, die sie nach seinem Glauben zu ver-lassen drohten, hat doch gleichzeitig das beste Beispiel dafür geliefert, dass Bauen immer nur nach Maßgabe der verfügbaren Algorithmen möglich ist. Husserls Erzählung, wie die Ägypter den rechten Winkel auf die Welt brachten, mag ein Mythos sein; exemplarisch bleibt sie allemal. In Ermanglung reeller Zahlen, qua-dratischer Gleichungen und trigonometrischer Tabellen sollen die Ägypter laut Husserl einfach zu einem Seil gegriff en haben, das dann durch Knoten in zwölf gleiche Strecken geteilt wurde. Den Anfang des Seils befestigte ein Pfl ock an der Erde, dem husserlschen Ursprung aller Geometrie; woraufhin das Einschlagen eines zweiten Pfl ocks beim dritten Knoten und eines dritten beim siebenten Kno-

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ten schon hinreichten, damit das straff zum Ursprung zurückgespannte Seil einen rechten Winkel auf die Erde schrieb. Denn diese Konstruktion implementierte einfach (und lange vor seiner Formulierung) den pythagoreischen Satz, demzu-folge die Summe der Kathetenquadrate im rechtwinkligen Dreieck dem Hypote-nusenquadrat gleicht. Und obwohl die ägyptische Konstruktion nur für den ganz-zahligen Sonderfall 32 + 42 = 52 galt, war sie doch keine bloße Gleichung, sondern ein wahrhafter Algorithmus, der eine Gleichungslösung in all ihren Schritten als Abfolge von Vorschriften oder Befehlen formulierte.

Es sind solche prozeduralen Entwurfstechniken, die auch von der Architektur zu sagen erlauben, dass nichts ist, was nicht schaltbar wäre. Wände mit rechten Winkeln, Türbogen aus Kreissegmenten, napoleonische Alleen mit ihren endlos parallelen Pappelreihen: nichts von alledem wäre – übrigens zum off enbaren Leid-wesen Mandelbrots – ohne Algorithmen auf der Welt. Was immer die Euklidische Geometrie berechenbar gemacht hat, wurde auch gebaut, solange diese Geome trie oder doch ihre von Descartes angegebene Arithmetisierung an der Alleinherr-schaft blieben. Genau diese Dankesschuld hat die französische Revolutionsarchi-tektur dann abgetragen. »O Newton!«, schrieb Étienne-Louis Boullée, um die Kugelform als Newtons einzig möglichen Kenotaph auszuweisen, »wenn du durch das Ausmaß Deiner Erkenntnisse und Dein erhabenes Genie die Gestalt der Erde bestimmt hast, so habe ich das Projekt entworfen, Dich mit Deiner Entdeckung zu umhüllen, Dich gewissermaßen mit Dir selbst zu umhüllen.«1

Boullée und mit ihm die Erfi nder des Pariser Urmeters hatten eben eine Klei-nigkeit, die spätestens von Gauß klargestellt wurde, noch nicht zur Kenntnis ge-nommen: »Die Gestalt der Erde«, dieses Objekt aller Geometrie, weicht durch diverse Stauchungen vom euklidischen Ideal der Kugel ab. Deshalb ist der Geo-metrie seit dem 18. Jahrhundert eine topologische Konkurrenz oder Verallgemei-nerung widerfahren. Leonhard Euler, auf seinem Weg von Basel nach St. Peters-burg, wohin eine zaristische Perestroika ihn berufen hatte, machte im damaligen Königsberg Halt und unternahm seinen berühmten Versuch, die ganze Stadt zu durchqueren, ohne eine ihrer sieben Brücken noch einmal zu kreuzen. Das Kö-nigsberger Brückenproblem hängt von Winkelwerten überhaupt nicht mehr ab, sondern würde auch auf einem gummituchartig verzerrten Stadtplan von Königs-berg seine prinzipielle Unlösbarkeit behaupten. Anstelle der geometrischen Win-kel sind topologische Henkel getreten, die nicht zufällig gerade in Eulers Zeit architektonische Karriere gemacht haben. Seitdem Ludwig XV. die Pariser Ecole des ponts et chaussées gegründet hat, sind Henkel namens Brücken gerade noch dazu gut, die Kreuzungsfreiheit von Chausseen oder Leiterbahnen sicherzustellen.

1 Étienne-Louis Boullée: Architektur. Abhandlung über die Kunst (1793), hrsg. v. Beat Wyss, Zürich 1987, S. 131.

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Aber es macht einen Unterschied, ob Gummituchtopologien mathematische Theorie bleiben oder als Medientechnik existieren, die automatisch andere Me-dientechniken erzeugt. Als vor dreißig Jahren ein gewisser Pierre Bézier, Karos-seriedesigner bei Renault, die vorhandenen Entwurfstechniken Revue passieren ließ, musste er feststellen, dass noch keine Geometrie und keine Topologie im-stande waren, Karosseriemodelle im Computer so zusammenzusetzen, dass zwi-schen den Krümmungen der Einzelteile nirgendwo Unstetigkeiten auftraten. Also entwickelte Bézier die nach ihm benannten und wundersam steuerbaren Kurven, die mittlerweile im Verein mit Hermite Splines und bikubischen Oberfl ächen ganze Produktionslinien steuern und den Luftwiderstand von Automobilen dem von Kampffl ugzeugen annähern. So massiv wirkt Schaltbarkeit auf den Alltag der Dinge, Bauten und Siedlungen zurück.

Bézier Splines belegen aber nicht nur die glückliche Fügung, dass Praktiken der Formung die Standardlösungen der Informatik, statt sie wie üblich ungefragt hin-zunehmen, für einmal verbessert haben. Denn obwohl das Wort Spline selber alte Zeichenwerkzeuge heraufbeschwört, besteht aller Grund, Algorithmen nicht mehr als Werkzeuge und computer-aided design nicht mehr als bloße Hilfeleistung zu den-ken. Der Begriff Werkzeug ist vermutlich nur einer jener konstitutiven Verblen-dungen, die es dem Menschen erlaubt haben, seine Möglichkeitsbedingungen mit seinen Bedienten zu verwechseln. Denn erst Algorithmen, wie Werkzeugmaschi-nen im Quadrat, vergeben die Möglichkeit, Formen zu erzeugen, die unter Be-dingungen der alten, handwerklichen Kulturen alle verfügbare Rechenzeit über-schritten hätten. Insofern ist Architektur heute eine abhängige Variable dessen, was in den Siliziumschmieden bemerkenswerterweise Chiparchitektur heißt.

1935, im Vortrag über den Ursprung des Kunstwerks, formulierte Heidegger, dass Bauen nur möglich ist, wenn eine Sprache als »Haus des Seins«, wie er es spä-ter nannte, schon den Grund aller anderen Künste gestiftet hat. Zwei Jahre später beschrieb Alan Turing die Prinzipschaltung aller möglichen Computer. Und ab sofort scheint jener Primat natürlicher Sprachen, dem Heideggers ganzes Denken galt, an formale Sprachen gefallen zu sein. Architektur ist nicht deshalb mehr eine Sprache, weil sie die Sage der Unterscheidung vom Heiligen und Unheiligem oder auch nur das Philosophem der Unterscheidung von Öff entlichem und Privatem spräche; sie ist eine Sprache nur deshalb, weil die Abbildungen zwischen Chip-architekturen, Computerarchitekturen und Häuserarchitekturen ein und dem sel-ben Binärcode aufruhen.

Der Binärcode aber scheint seine eigene Reinheit ebenso zu suchen wie zu fl iehen. Einerseits bleibt nicht mehr recht ersichtlich, warum Siliziumarchitekturen auch noch in Beton oder Glas gegossen werden müssen, weil der dreidimensionale Reichtum von Bauten unterm Schlagwort Virtual Reality ja schon eingeholt ist. Dass IBM die Ruinen von Cluny als Computergrafi k rekonstruiert hat, erübrigt

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Viollet-le-Duc und Seinesgleichen. Andererseits geht die Computerarchitektur, je fi ligraner ihre Gatter und je komplexer ihre Schaltungen werden, immer mehr zur Simulation ihres ganzen Gegenteils über. Als Multimedia-System oder Virtual Reality spielt ein Code aus letzten diskreten Elementen ziemlich paradox die glei-tenden Übergänge dessen, was ehemals Natur und später reeller Zahlenkörper hieß. Sicher, das Layout aus Silizium und Siliziumoxid selber privilegiert noch immer Euklids rechte Winkel, bleibt also weit hinter seinen simulierten Bézier-Kurven zurück, aber was als Computerperipherie in die Sinne von Benutzern fällt, ist nur noch an Abtastfehlern von der sogenannten Wirklichkeit zu unterscheiden. Auf dem langen Weg, der die Mensch-Maschine-Schnittstellen von Lochkarten und Zahlenkolonnen über Kommandozeilen schließlich zu Grafi koberfl ächen und virtuellen Realitäten geführt hat, ist mittlerweile ein Zustand erreicht, wo Schnitt-stellen selber zu Architekturen werden. Dass diese Simulationen des Reellen, etwa bei der Bildschirmaufl ösung, nicht immer halten, was sie Designern oder Archi-tekten versprechen, sollte ein Grund mehr sein, in ihnen wahrhafte Architekturen zu erkennen und damit, ganz wie Bézier es schon vorgemacht hat, die Möglichkeit von Optimierungen. Sonst würde von der Gegenwart mehr als von jeder anderen Epoche gelten, dass Standards, wie die Ingenieurswissenschaften sie vorgeben, das Gebaute ohne Fragen und Einsprüche seiner Gestalter schlechthin bestimmen.

Werden jedoch Schnittstellen als Architekturen, deren Modul zwar nicht der Mensch, aber doch seine Sinne sind, begriff en oder vielmehr in Angriff genom-men, dann können gerade sie ein Modell des Bauens überhaupt abgeben. Ihre aktuelle Ausweitung von einer Dimension auf zwei oder drei Dimensionen hat, wenn sie kein Gadget bleibt, ja die Funktion, möglichst viele Parameter dessen, was die Schnittstelle vor den Benutzern verbirgt, doch in einer symbolischen Form unter wahrnehmbaren Raum- und Zeitbedingungen zugleich off enzulegen. Mit anderen Worten: Wenigstens eine Teilmenge dessen, was an miniaturisierter Komplexität unter den Deckelhauben oder Epoxidharzschichten liegt und im Prinzip für jeden einzelnen Transistor steuerbar ist, soll auch faktisch zu steuern sein. Das ist – allen umlaufenden Mythen von virtueller Realität zum Trotz – der einzige Vorzug, den dreidimensionale Schnittstellen gegenüber Bildschirmen auf-weisen, um von Kommandozeilen und Lochkartenstapeln ganz zu schweigen. Mögen Virtual Realities laut Industrieeigenreklame auch lauter menschliche Er-lebnisse versprechen, vom Flug bis über den Schwindel bis zum Orgasmus, ihre profane oder unmenschliche Funktion ist und bleibt es, die Sensomotorik der Leute ins Ungreifbare und Unwahrnehmbare einer Festkörperphysik zu verstri-cken. Wahrscheinlich sind sogenannte Computeranwendungen sowieso nur Auto-referenzen des Mediums.

Gerade diese trostlose Autoreferenz, die die Universale Diskrete Maschine im-mer bloß auf sich selbst abbildet, könnte aber architektonischen Schnittstellen zur

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Lehre dienen. Jeder Bau stellt sich dar – nicht bloß auf dem Zeichenbrett der Ar-chitekten oder auf den Konsolen der Baggerführer, sondern zuletzt auch der Sen-somotorik seiner Benutzer. Immer schon sind Türen oder Fenster, ganz unabhän-gig von ihrer Geometrie, Bedienungselemente gewesen. Mit Edisons großartigem Projekt, eine standardisierte Benutzeroberfl äche auch und gerade für Netzstrom zu schaff en, dessen unmögliche Wahrnehmung ja durch Schläge erkauft werden muss, ist die Zahl solcher Bedienungselemente sprunghaft angestiegen. Mit sim-plen Lichtschaltern hat sich eine digitale Logik schon 1890, fünfzig Jahre vor ihrer transistortechnischen Implementierung, den Benutzern und Bewohnern einge-schrieben. Schaltalgebra, lehrte Jacques Lacan, der einzige Psychoanalytiker mit mathematischer Leidenschaft, ist ein Labyrinth von Türen zu Türen zu Türen. Genau deshalb soll die Form, wie es seit Edisons Tagen heißt, der Funktion folgen, die Benutzerschnittstelle also der Technologie. Fraglich dabei bleibt nur, wieviel von seiner Komplexität das Gebaute tatsächlich zur Benutzerverfügung stellt. Noch stehen alle Wunschträume architektonischer Ewigkeit – vom Tempelbau bis zur Ruinenwerttheorie Albert Speers – einem Bauen im Weg, das zu freiem Schal-ten und Walten einlädt. In den fünfziger Jahren, als das Pentagon ein Strategisches Bomberkommando erfand, verlegte es dessen Befehlszentrale – im Namen einer Ewigkeit, die eher Unzerstörbarkeit durch absehbare Feinde war – atombomben-sicher unter vierhundert Meter Fels. Der schnellste von etwa zehn Mainframe-Rechnern, über die das Pentagon damals verfügte, brauchte eben Schutz. Dreißig Jahre später, als dasselbe Pentagon die Strategische Verteidigungsinitiative alias Sternenkrieg erfand, zählte die Bombensicherheit von Mount Cheyenne plötzlich nicht mehr. Das neue SDI-Kommando in Boulder/Colorado bestand aus schlich-ten ebenerdigen Bungalows, die ein sowjetischer Erstschlag sofort weggefegt hätte. Aber selbst damit konnte das Pentagon leben, seitdem seine strategischen Nach-richtenkanäle erstens gegen die elektromagnetischen Pulse gegnerischer Atom-explosionen gehärtet und zweitens auf tausende von Workstations ausgelagert worden waren.

Mit anderen Worten: Erst die schleichende Invasion der Makroarchitektur durch Mikroarchitektur, wie sie seit zwanzig Jahren im Gang ist, dürfte das freie Schalten und Walten auch in Gebäude importieren. Ganz wie das Industriedesign, also eine schlichte Medientechnik, auf den seltsamen Wegen der Mode und Extra-vaganz mittlerweile ins privateste Wohnen eingedrungen ist, so werden die Tech-nologien der Universalen Diskreten Maschine neue Standards setzen. Dass der Mensch, um es mit Nietzsche zu sagen, das nichtfestgestellte Tier ist, besagt ja vor allem, dass sein Bauen, Denken und Wohnen, um es mit Heidegger zu sagen, von Medien bestimmt und orientiert werden. Wie die Orientierung der Wohnzim-merachsen in den letzten siebzig Jahren der technischen Entwicklung vom Mit-telwellenradio über das Fernsehgerät bis zur Stereoanlage folgte, so dürfte der

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bevorstehende Zusammenfall von Fernsehgerät und Computermonitor, also das Projekt eines digitalisierten und interaktiven High Defi nition TV, noch einmal die Hodologien verändern. Vor allem aber könnten Städte, die auf elektronischen Datenbanken, elektronischen Verkehrsleitsystemen und optoelektronischer Ver-kabelung beruhen, die fraktale Selbstähnlichkeit zwischen Architekturenarchitek-tur und Chiparchitektur wahrhaft nach außen kehren. Das wird das Rätsel des Bauens zwar nicht lösen, aber zur Potenz erheben.

Die Versteigerung von No. 49, Thomas Pynchons zweiter Roman, beginnt und endet in einer südkalifornischen Stadt, die ihr Gründer, ein toter Elektronik-industrieller und Pentagonkontrakteur, auf den beziehungsreichen Namen San Narciso getauft hat:

»San Narciso lag weiter südlich, in der Nähe von L. A. Wie so viele bekannte Orte in Kalifornien war es weniger eine genau abgegrenzte Stadt als eine lose Gruppierung von Konzepten – ganze Trakte nur für Behörden und Banken, Viertel für Warenlager, Silos, Speicher, Einkaufszentren, und jeder Distrikt durchzogen von Zufahrtsstraßen, die zu seinem eigenen Freeway führten. Aber es war Pierces Wohnort und gleichzeitig sein Hauptquartier [ jenes Elektronikfabrikanten, F. K.] gewesen, der Ort, wo er vor zehn Jah-ren mit seinen Bodenspekulationen begonnen und den Grundstein zu dem Kapital gelegt hatte, auf dem dann später alles aufgebaut worden war, egal, wie wackelig oder grotesk es war, aber immer hinauf gegen den Himmel zu mußte es gehen; und das, bildete sie [die Romanheldin, F. K.] sich ein, gab dem Ort etwas Besonderes, so was wie eine Aura. Doch irgendwelche besondren Unterscheidungsmerkmale zum übrigen Kalifornien konnte sie beim besten Willen nicht entdecken, zumindest auf den ersten Blick nicht. Es war ein Sonntag, als sie in einem gemieteten Impala in San Narciso einfuhr. Nichts war los. Sie blickte einen Abhang hinunter, wobei sie gegen das Sonnenlicht die Augen zusammenkneifen mußte, und sah genau auf ein weites Feld von Häusern hinunter, die wie gut gedeihende Saat alle mit der gleichen Geschwindigkeit aus der dunkelbraunen Erde gewachsen waren. Sie erinnerte sich, daß sie einmal ein Transistorradio aufgemacht hatte, um eine neue Batterie einzusetzen, bei dieser Gelegenheit hatte sie zum erstenmal einen Schaltplan [eine Leiterplatte, F. K.] gesehen. […] Obwohl sie über Radios womög-lich noch weniger wußte als über Südkalifornier, war in beiden Fällen in den Mustern, die nach außen hin sichtbar wurden, ein hieroglyphisch verschlüsselter, aber unzweifel-haft vorhandener Sinn zu erkennen, eine feste Entschlossenheit zur Kommunikation. Für das, was der gedruckte Schaltplan ihr hätte mitteilen können, schienen keine Grenzen festgesetzt zu sein (nur für den Fall, daß sie versucht hätte, welche herauszufi nden); und so kam es, daß sie gleich in ihrer ersten Minute in San Narciso wie ein Blitz aus heiterem Himmel eine Erkenntnis traf.«2

2 Thomas Pynchon: Die Versteigerung von No. 49 (1966), Reinbek 1973, S. 19 f.

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Diese Erkenntnis, die sich übrigens wie alle Erkenntnis als paranoisch erweisen wird, besteht zunächst in der schlichten Einsicht, dass Städte, auch und gerade wenn sie nach Narkissos heißen, Spiegelbilder nicht mehr des sogenannten Men-schen, sondern einer Mikroelektronik sind. Anders als in Versailles fi ndet sich in San Narciso nicht einmal mehr der Körper des Königs oder Gründers wieder. Was jener Elektronikindustrielle der Romanheldin vermachte, als er sie zur Testa-mentsvollstreckerin bestimmte, ist ganz im Gegenteil ein Labyrinth. Es heißt von ihrem letzten nächtlichen Besuch in San Narciso:

»Das war der endlose Kreislauf, San Narciso hatte keine Grenzen. Und wenn es welche hätte, so wußte doch keiner, wo sie zu ziehen wären. Sie hatte sich seit Wochen der Aufgabe verschrieben, Sinn in das zu bringen, was Inverarity [der Tote ihr] hinter-lassen hatte: Nie war ihr der Verdacht gekommen, daß es Amerika selbst wäre, dieses Vermächtnis. […] Wie hatte es nur soweit kommen können? Jetzt war es, als ginge man zwischen den Matrizen eines riesigen Digitalrechners spazieren, über einem und vor einem hingen symmetrisch geordnet, nach links und rechts genau ausbalanciert wie Mo-biles, die Nullen und Einsen, dick und fett, vielleicht endlos weit. Entweder es verbarg sich irgendein transzendenter Sinn hinter diesen hieroglyphischen Straßen oder es war einfach nur Erde da, am Ende der Wege.«3 *

3 Ebd. S. 151 u. S. 155.* Notizen Friedrich Kittlers zu seinem Vortragsmanuskript:

Oedipa Maass sieht nicht sich (San Narciso), sondern Ähnlichkeit Leiterplatten-Stadt. Ähnlichkeitsbegriff selber tangiert – weg von Goethes Urphänomenen zu Algorithmen. Baumaschinen gehören zur Mediengeschichte der Architektur. CAD beim Entwurf, nicht nur bei Darstellung.

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Das IKKM

Das Internationale Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphi-losophie der Bauhaus-Universität Weimar erforscht die Verhältnisse zwischen Menschen und Dingen in der technisierten Medienkultur des 20. und 21 Jahrhun-derts. Technische Apparaturen und Artefakte können heute nicht länger als bloße Werkzeuge des kulturellen Handelns, Wahrnehmens, Erkennens, Kommunizie-rens etc. begriff en werden. Sie greifen vielmehr mit eigener Handlungsmacht konstitutiv in Kulturprozesse und Refl exionsvorgänge ein. Verlangte die europä-ische Denktradition, das menschliche Subjekt als eigenbestimmt und handlungs-mächtig dem bloßen Objekt gegenüberzustellen, so bedarf die ständige praktische Vermischung und Vernetzung zwischen Menschen und medialen Apparaturen eines demgegenüber erweiterten, komplexeren Verständnisses einer verteilten, gemeinsam getragenen Subjekt- und Handlungsfunktion. Genau darum wird sich das Internationale Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie bemühen. Dazu wird das Schwergewicht auf aktuelle Theorieansätze und ihre Weiterentwicklung gelegt, wie sie in Frankreich, England und den USA unter den Stichworten der »Agency«-Theorie bzw. der »Actor-Network-Theory« (ANT) vorgeschlagen wurden, aber bislang hauptsächlich in Wissenschaftsgeschichte und Kunstanthropologie Eingang gefunden haben. Als besonderer Beobachtungsge-genstand soll dabei zunächst der Film herangezogen werden, denn dem Film, einem relativ gut erforschten technischen Medium, wird immer wieder die be-sondere Fähigkeit zugeschrieben, eben diese Beziehungen und wechselseitigen Hervorbringungen, das Zusammenwirken von Mensch und Ding in gemeinsamer Handlungsmacht, sichtbar zu machen. Von hier aus sollen dann sowohl die aktu-elleren medientechnischen Apparaturen als auch die weiter reichenden kulturhis-torischen und medienanthropologischen Zusammenhänge freigelegt werden. Mit diesem Forschungsansatz, nach dem Menschen nicht mehr unabhängig von ihren Artefakten gedacht werden, stellt sich das Internationale Kolleg in Weimar den Herausforderungen, die der modernen Medienkultur etwa im Bereich der Zu-schreibung und Zurechnung von Urheberschaft an Handlungen und Erkenntnis-sen erwachsen.

Das Internationale Kolleg funktioniert nach dem Fellow-Prinzip; jeweils zehn herausragende Fachwissenschaftler und Fachwissenschaftlerinnen aus dem In- und Ausland, die für ein bis zwei Semester von ihren sonstigen Aufgaben freigestellt werden, kommen in Weimar zusammen und entwickeln hier in gemeinsamen

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2* Mitteilungen des IKKM

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Diskussionszusammenhängen und koordinierter Arbeit Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie aufeinander hin.

Die erste Förderphase des IKKM ist dabei in sechs thematisch gebundene For-schungsjahre gegliedert, die jeweils mit den akademischen Jahren von April bis März zusammenfallen. Jedes Jahr schließt mit einer großen Jahrestagung zum jeweiligen Jahresthema ab.

Das Jahresthema 2012/13 lautet »Synchronisierung – Verfertigung der Gegen-wart«

Aus der Beschäftigung mit der Singularität im Raum, die aus dem Jahresthema 2011/12 hervorgegangen ist, erwächst in diesem Jahr die komplementäre Frage nach der Singularität in der Zeit – dem Ereignis – und namentlich nach der Ko-ordination der Ereignisse, nach deren Synchronisierung. Damit in gemischten Ensembles überhaupt so etwas wie Handlung auftreten kann, müssen die daran beteiligten Akteure sich notwendigerweise in zeitlicher Hinsicht aufeinander be-ziehen: kein Weg führt an Synchronisierungen vorbei. Die Praktiken des Fernse-hens etwa bei der programmlichen Datierung von Bildereignissen und v.a. bei der »Live«-Übertragung bilden hier einen aufschlussreichen Ausgangspunkt. Weltweit übertragene Fernsehereignisse erbringen eine mehrfache Synchronisierungsleis-tung; sie koppeln erstens das (»Außen«-)Ereignis an den Rezeptionszeitpunkt, zweitens die Vielzahl der Rezeptionszeitpunkte untereinander und drittens den Ausstrahlungszeitpunkt an andere (etwa: parallel laufende) datierte Fernsehereig-nisse. Schließlich werden Fernsehzeitpunkte mit Datierungen anderen Typs syn-chronisiert.

Das Fernsehen begnügt sich aber nicht damit, diese Synchronisierungen zu erbringen, es repräsentiert und refl ektiert sie vielmehr, macht sie wahrnehmbar und unterwirft sie damit rekursiver Kontrolle. Andere Synchronisierungsmedien geraten von hier aus leicht in den Blick, von der Normalzeit- und der Funkuhr bis zum Mobiltelephon. Sie sind als Agenten zeitlicher Koordination, aber insbe-sondere als Medien der Sichtbarmachung und Repräsentation von Gleichzeitigkeit zu untersuchen. Die mitunter anlass- und zwecklosen, auf das Mobiltelephon gestützten »fl ash mobs« mögen dafür ein Beispiel sein; sie sind als Realereignisse Kommunikation und Aktualisierung des Synchronisationspotenzials zwischen Kommunikation und Realereignis.

Dieser Prozess der Synchronisation fi rmiert auch als »Echtzeit«. Damit ist die Öff nung eines zeitlichen Fensters gemeint, in dem Informationen nicht nur mit-geteilt, aufbereitet und eventuell visualisiert werden, sondern das gleichzeitig auch eine Intervention in den kommunizierten Prozess selbst erlaubt. Kommunikation und Kommuniziertes werden im Rahmen des Echtzeitfensters ununterscheidbar. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren diese Echtzeitfenster an singuläre Orte gebunden, die als militärische Operationszentren oder Regierungszentralen hoch-

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Mitteilungen des IKKM 3*

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spezialisierte Medieneinrichtungen und daher streng geheim waren. Sie tendieren nun dazu, sich von einer auf sie spezialisierten ortsfesten Infrastruktur zu lösen. Stattdessen werden sie zu »Hüllen«, in denen sich das Individuum mehr und mehr bewegt. Das moderne Medien-Habitat ist also keineswegs als eine bloße Katego-rie des Ortes (des räumlich gestalteten Milieus) zu verstehen. Es wird vielmehr als Handlungskategorie wirksam, die von einer spezifi schen Raum-Zeitlichkeit be-stimmt ist.

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4* Mitteilungen des IKKM

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Fellows SS 2012

Weihong Bao ist Assistant Professor für Chinesischen Film und Medienkultur an der Columbia University, New York. Sie war Fellow am Getty Research Institute und am Fairbank Center for Chinese Studies an der Harvard University. Zur ihren Forschungsgebieten gehören das chinesische Kino, Drama und die visuelle Kultur von der Qing-Dynastie bis heute, Filmgeschichte und -theorie, Intermedialität. Zu ihren Publikationen zählen Baptism by Fire: Aesthetic Aff ect and Spectatorship in Chinese Cinema from Shanghai to Chongqing, Chicago 2005, sowie Aufsätze zum Nachkriegskino in Shanghai, zur chinesischen Oper und zum chinesischen Stummfi lm.

John Thornton Caldwell ist Professor für Film- und Medienwissenschaften an der University of California, Los Angeles. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Fernsehwissenschaften, Mediengeschichte und -theorie, digitale Me-dien, Film- und Videoproduktion sowie alternative Medien. Neben seiner akade-mischen Tätigkeit arbeitet Caldwell auch als Filmemacher und führte Regie bei mehreren Dokumentarfi lmen. Zu seinen wichtigsten Publikationen gehören Pro-duction Culture: Industrial Refl exivity and Critical Practice in Film/Television, Durham/London 2008; Televisuality: Style, Crisis, and Authority in American Television, New Brunswick 1995, sowie als Herausgeber Electronic Media and Technoculture, New Brunswick 2000.

Jimena Canales ist Associate Professor at the History of Science Department an der Harvard University, Cambridge. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Ge-schichte der Physik und Astronomie, zeitgenössische Kulturtheorie sowie Theo-rien der Modernität und Postmodernität. Ein Akzent ihrer Forschung liegt dabei auf der Geschichte der Zeit und des Ereignisses. Sie war Gastprofessorin an ver-schiedenen internationalen Instituten, unter anderem am Max Planck Institut für Wissenschaftsgeschichte und am Massachusetts Institute of Technology. Sie ist die Autorin von A Tenth of a Second: A History, Chicago 2009, sowie von zahlreichen Aufsätzen zur Bewegung, Geschwindigkeit und Kinematographie.

Francesco Casetti ist Professor of Film Studies and Humanities an der Yale Uni-versity, New Haven. Zuvor hat er an den Universitäten Triest und Mailand un-terrichtet und war Gastprofessor unter anderem an der Université Sorbonne Nou-velle, Paris 3, der Universität von Kalifornien und der Yale Universität. Er ist Mitbegründer des »Permanent Seminar on History of Film Theories« in Turin, einem internationalen Netzwerk für Filmwissenschaftler, und er ist Herausgeber mehrerer fi lm- und kommunikationswissenschaftlicher Zeitschriften, unter ande-

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rem Comunicazioni Sociali und Cinema & Cie. Er ist weiterhin Reihenherausgeber für »Spettacolo e comunicazione« im Bompiani-Verlag. Neben seiner akademi-schen Tätigkeit ist er Kurator der La Triennale in Mailand für die Jahre 2009-2014 und berät das päpstliche Konzil für soziale Kommunikation des Vatikans. Seine Forschungsinteressen liegen in den stilistischen Formen des Films sowie dessen Verbindung zu kulturellen Formen der Modernität und ihrer Betrachter. Er ver-knüpft dabei die Forschung von Text, Kontext und Publikumsforschung. Wich-tige Veröff entlichungen sind Eye of the Century: Film, Experience, Modernity, New York 2008; Communicative Negotiation in Cinema and Television, Mailand 2002, sowie Teorie del cinema: 1945-1990, Mailand 1993.

Michel Chion wurde, nachdem er sein Studium der Literaturwissenschaft an der Universität Paris-Nanterre und der Musik an den Musikhochschulen von Paris und Versailles beendet hat, 1970 Assistent von Pierre Schaeff er bei der »Offi ce de Radio diff usion Télévision Française« (ORTF). Von 1971 bis 1976 war er Mitglied der »Groupe de Recherches Musicales du Service de la Recherche«, wo er für Radioprogrammgestaltung und Publikationen zuständig war. Von 1981 bis 1986 war er Redakteur der »Cahiers du Cinéma«. Seit 1993 ist Chion professeur associé an der Universität Sorbonne Nouvelle, Paris 3. Zudem ist er Professor an der École Supérieure d’Études Cinématographiques, an der École Cantonale d’Art de Lau-sanne und an der Universität von Buenos Aires. Als Komponist widmet er sich der musique concrète und hat in diesem Rahmen ein vielfältiges Werk geschaff en, das von Melodramen bis hin zu religiöser Musik reicht. Ausgewählte Veröff entlichun-gen: Die Kunst fi xierter Töne – oder die Musik konkret, Berlin 2009; The Voice in Cinema, Columbia UP 1999; Audio-Vision: Sound on Screen, Columbia UP 1994.

Tom Clark Conley ist Abbott Lawrence Lowell Professor of Visual and Environ-mental Studies and of Romance Languages an der Harvard University, Cam-bridge. Er war Gastprofessor an zahlreichen amerikanischen und französischen Universitäten, unter anderem an der University of California, Berkeley (UCB), der University of California, Los Angeles (UCLA), der L’École nationale des Chartes und der L’École des Hautes Études en Sciences Sociales. Er ist Mitglied des Beirats zahlreicher Zeitschriften, wie dem Journal of Visual Culture, Lendemains und Diacritics. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Raum und Kultur in der französischen Literatur der Frühmoderne sowie der Zusammenhang von Kino, Kartographie und Kultur. Wichtige Veröff entlichungen sind An Errant Eye: Poetry & Topography in Early Modern France, Minneapolis 2011; Cartographic Cinema, Minneapolis 2007, sowie The Self Made Map: Cartographic Writing in Early Modern France, Minneapolis 1996.

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Thomas Elsaesser ist Professor emeritus für Film- und Fernsehwissenschaften an der Universität zu Amsterdam und seit 2006 Visiting Professor an der Yale Uni-versity. Er studierte Anglistik und Germanistik an der Ruprecht-Karls-Universi-tät Heidelberg und an der University of Sussex. 1971 promovierte er mit einer Arbeit über die Historiker der Französischen Revolution Jules Michelet und Tho-mas Carlyle an der University of Sussex. Von 1972 bis 1976 lehrte er Englische und Französische Literatur an der University of East Anglia. 1991 erhielt er einen Ruf an die Universität von Amsterdam und gründete dort das Department für Film- und Fernsehwissenschaften, dessen Leitung er bis 2000 innehatte. Elsaesser war Gastprofessor u.a. an der University of Iowa, University of California, New York University sowie der Universität Bergen, Norwegen. Er war Leverhulme Profes-sor an der University of Cambridge, Fellow am IFK Wien, dem Sackler Institute der Universität Tel Aviv und am Churchill College, Cambridge. 2006 wurde Elsaesser mit dem königlichen Orden »Ridder in de Orde van de Nederlandse Leeuw« ausgezeichnet. 2008 ehrte ihn die Society for Film and Media Studies in Philadelphia mit einer lebenslangen Mitgliedschaft. Zu seinen wichtigsten Publi-kationen zählen The Persistence of Hollywood: From Cinephile Moments to Blockbuster Memories, New York 2012; Filmgeschichte und frühes Kino. Archäologie eines Medien-wandels, München 2002; New German Cinema: A History, Basingstoke 1989.

Ben Kafka ist Assistant Professor of Media History and Theory an der New York University und Candidate Psychoanalyst am Institute for Psychoanalytic Training and Research in New York. Er absolvierte ein Studium der Geschichte an der Brown University und an der Stanford University, wo er 2004 promoviert wurde. Von 2004-2010 war er Cotsen-Perkins-Fellow an der Princeton University und von 2012-2015 wird er ein Charles A. Ryskamp Fellow des American Council of Learned Societies sein. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Psychoanalyse, Medien-geschichte und -theorie mit einem besonderen Interesse an den Kulturtechniken des Schreibens, Druckens und Archivierens. Er ist der Autor von The Demon of Writing: Powers and Failures of Paperwork, Cambridge, Mass. 2012.

Thomas Levin ist Associate Professor of German an der Princeton University. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte der Ästhetischen The-orie und der Frankfurter Schule sowie die Geschichte und Theorie der Medien. Viele Jahre lang war er als Redakteur von »The Musical Quarterly« für den Bereich Institutionen, Industrien und Technologien der Musik verantwortlich. Von 2004 bis 2005 war er Senior Scholar am Getty Research Institute in Los Angeles. Tho-mas Levin hat zahlreiche Ausstellungen kuratiert, zum Beispiel am Princeton University Art Museum, am Brown University’s Watson Center, am ZKM Karls-ruhe und in der Slought Foundation in Philadelphia. Er ist ein bekannter Über-

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setzer und Kommentator der Schriften von Walter Benjamin und Siegfried Kra-cauer. Zur Zeit arbeitet er an einem Buch mit dem Titel Resistance to Cinema: Reading German Film Theory. Levin ist der Herausgeber von CTRL [SPACE]: Rhetorics of Surveillance from Bentham to Big Brother (mit Ursula Frohne and Peter Weibel), Cambridge, Mass. 2002.

Yuji Nawata ist Professor an der Chuo Universität, Tokio. Gelehrt und geforscht hat er vorher an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Teikyo Universität und der Tokyo National Universität, Tokio. Er war Mitglied mehrerer japanischer Forschergruppen, unter anderem zum deutsch-japanischen Literatur- und Kultur-austausch und zur kulturwissenschaftlichen Anthropologie. Seine Arbeitsschwer-punkte sind vergleichende Mediengeschichte, deutsche und japanische Literatur des 18. bis 20. Jh.s und die Medienkulturforschung aus japanischer Perspektive. Seine Publikationen umfassen Vergleichende Mediengeschichte. Am Beispiel deutscher und japanischer Literatur vom späten 18. bis zum späten 20. Jahrhundert, München 2012 (im Erscheinen), seine japanische Dissertation über Hölderlin (Tokio 1996), sowie Aufsätze zu den Kultur- und Medienwissenschaften.

Martin Treml ist Leiter des Forschungsbereichs »Archiv/Kulturwissenschaft« und des Editions- und Forschungsprojekts »Briefe von und an Jacob Taubes« am Zen-trum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin. Nach dem Studium der Religi-onswissenschaft, Judaistik, Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Wien und der Freien Universität Berlin promovierte er 1996 mit einer Arbeit über die Opferlogik in den Traditionen und Figuren des Paulinischen Denkens. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität und Forschungsdirektor am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin. Seine Forschungs-schwerpunkte sind die Theorien und Figuren der Westlichen Religionen, die Kultur- und Literaturgeschichte des deutschen Judentums seit 1700 sowie die Antike und Antikenrezeption. Er ist der Herausgeber von Erich Auerbach. Geschichte und Aktualität eines europäischen Philologen (mit Karlheinz Barck), Berlin 2007; Nach-leben der Religionen. Kulturwissenschaftliche Untersuchungen zur Dialektik der Säkulari-sierung (mit Daniel Weidner), München 2007; Tyrannis und Verführung (mit Wolf-gang Pircher), Wien 2000.

Sigrid Weigel ist Professorin am Institut für Literaturwissenschaft der Techni-schen Universität Berlin und seit 1999 Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZfL). Sie ist zudem Vorstandsvorsitzende der Geisteswis-senschaftlichen Zentren in Berlin. Sigrid Weigel war Professorin am Literaturwis-senschaftlichen Seminar der Universität Hamburg und am Deutschen Seminar der Universität Zürich. Sie war Vorstandsmitglied des Kulturwissenschaftlichen Ins-

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tituts (Wissenschaftszentrum NRW) Essen und Direktorin des Einstein Forums Potsdam. Sie war Gastprofessorin u.a. in Basel, Berkeley, Cincinnati, Harvard, Princeton und Stanford. Am 16. Mai 2007 wurde ihr die Ehrendoktorwürde der Katholischen Universität Leuven verliehen. Neben zahlreichen Jury- und Beirats-mitgliedschaften ist Sigrid Weigel außerdem Honorary Member der Modern Lan-guage Association und Ehren-Präsidentin der International Walter Benjamin So-ciety. Zu ihren wichtigsten Publikationen gehört Ingeborg Bachmann. Hinterlassen-schaften unter Wahrung des Briefgeheimnisses, Wien 1999; Literatur als Voraussetzung der Kulturgeschichte. Schauplätze von Shakespeare bis Benjamin, München 2004; Walter Benjamin. Die Kreatur, das Heilige, die Bilder, Frankfurt/Main 2008.

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Schriftenreihe des IKKM

Ausführliche Informationen zu allen Bänden der IKKM-Schriftenreihe fi nden Sie im Internet unter www.ikkm-weimar.de/schriften.

Bd. 1: Ludger Schwarte: Philosophie der Architektur

Ludger Schwarte: Philosophie der Architektur. München: Fink 2009, 320 S., bro-schiert, ISBN 978-3-77054791-3

Bd. 2: Matthias Bickenbach; Harun Maye: Metapher Internet. Literarische Bildung und Surfen

Matthias Bickenbach; Harun Maye: Metapher Internet. Literarische Bildung und Surfen. Berlin: Kadmos 2009, 256 S., broschiert, ISBN 978-3-86599089-1

Bd. 3: Daniela Wentz, André Wendler (Hg.): Die Medien und das Neue

Daniela Wentz (Hg.); André Wendler (Hg.): Die Medien und das Neue. Marburg: Schüren 2009, 282 S., broschiert, ISBN 978-3-89472-676-8

Bd. 4: Lorenz Engell: Playtime. Münchener Film-Vorlesungen

Lorenz Engell: Playtime. Münchener Filmvorlesungen. Konstanz: UVK 2010,296 S., broschiert, ISBN 978-3-89669-677-9

Bd. 5: Laura Frahm: Jenseits des Raums. Zur fi lmischen Topologie des Urbanen

Laura Frahm: Jenseits des Raums. Zur fi lmischen Topologie des Urbanen. Biele-feld: transcript 2010, 428 S., kartoniert, ISBN 978-3-8376-1121-2

Bd. 6: Lorenz Engell, Jiri Bystricky, Katerina Krtilova (Hg.): Medien denken. Von der Bewegung des Begriffs zu bewegten Bildern

Lorenz Engell (Hg.); Jiri Bystricky (Hg.); Katerina Krtilova (Hg.): Medien denken. Von der Bewegung des Begriff s zu bewegten Bildern. Bielefeld: transcript 2010, 164 S., kartoniert, ISBN 978-3-8376-1486-2

Bd. 7: Markus Krajewski, Harun Maye (Hg.): Die Hyäne. Lesarten eines politischen Tiers

Markus Krajewski (Hg.); Harun Maye (Hg.): Die Hyäne. Lesarten eines politi-schen Tiers. Berlin: diaphanes 2010, 120 S., broschiert, ISBN 978-3-03734-136-0

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Bd. 8: Erich Hörl (Hg.): Die technologische Bedingung. Beiträge zur Beschreibung der technischen Welt

Erich Hörl (Hg.): Die technologische Bedingung. Beiträge zur Beschreibung der technischen Welt. Berlin: Suhrkamp 2011, 320 S., broschiert, ISBN 978-3-518-29603-5

Unsere Operations-, Wissens- und Existenzräume, unsere Selbst- und Weltwahr-nehmung werden heute unhintergehbar von technologischen Objektkulturen ge-prägt. Insbesondere die allgemeine Kybernetisierung seit Mitte des 20. Jahrhun-derts, die in der umfassenden und allgegenwärtigen Computerisierung ihren vor-läufi gen Höhepunkt erreicht hat, macht die Technizität unserer sinnkulturellen Verfassung deutlich. Die Beiträge dieses Bandes, den die deutsche Erstübertragung eines brisanten Stücks aus dem Nachlass des französischen Mechanologen Gilbert Simondon eröff net, liefern die dringend nötige Neubeschreibung unserer zeit-genössisch-technischen Welt. Außerdem schreiben: Dirk Baecker, Massimo de Carolis, Alexander Galloway, Mark Hansen, Katherine Hayles, Nicole Karafyllis, Scott Lash, Jean-Luc Nancy, Frédéric Neyrat, Peter Risthaus, Bernard Stiegler und Eugene Thacker.

Bd. 9: Gilbert Simondon: Tier und Mensch. Zwei Vorlesungen

Gilbert Simondon: Tier und Mensch. Zwei Vorlesungen. Aus dem Französischen von Michael Cuntz, eingeleitet von Jean-Yves Chateau. Berlin: diaphanes 2011, 96 S., broschiert, ISBN 978-3-03734-157-5

Wie ließe sich eine »Wissenschaft vom Menschen« denken, die zugleich eine »Wis-senschaft des Tieres« ist? Eine Frage, die erstaunlich, ja dreist anmuten mag – doch wenn man die Entwicklung der modernen Psychologie und ihre Bezüge zur Bio-logie verstehen will, kommt man nicht umhin, auch einen Begriff des tierischen Lebens zu konzipieren, der eng mit dem des Menschenlebens zusammenhängt. Gilbert Simondon skizziert in seinen – durchaus als historische Einführung ge-eigneten – Vorlesungen, wie diese Beziehung von der Antike an nicht aufgehört hat, die Philosophie umzutreiben: von Sokrates, Platon und Aristoteles über Franz von Assisi bis hin zu Descartes und La Fontaine, und er zeichnet die epistemolo-gischen, ethischen, religiösen und metaphysischen Dimensionen des Mensch-Tier-Problems nach.

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Bd. 10: Lorenz Engell: Fernsehtheorie zur Einführung

Lorenz Engell: Fernsehtheorie zur Einführung. Hamburg: Junius 2012, 256 S., broschiert, ISBN 978-3-88506-692-7

Das Fernsehen ist das mit großem Abstand wirksamste und wichtigste Medium der letzten sechzig Jahre. Unser Wissen über dieses Medium des schaltbaren Bilds ist demgegenüber allerdings punktuell und vorläufi g geblieben: Das Nachdenken über das Fernsehen erfordert off enbar einen neuen Theorietyp, der nur wenig konturiert ist. Wir wissen oftmals gar nicht, was wir über das Fernsehen schon wissen, was wiederum der Theorie zum Nachteil gereicht und ihre Anerkennung verhindert. Diese Einführung möchte dies ändern. Lorenz Engell schlüsselt den diff usen und fragmentarischen Zustand der Fernsehtheorie auf und entwirft aus begründeter Perspektive und unter Einbeziehung zentraler Ansätze (Günther An-ders, Stanley Cavell, Marshall McLuhan) einen grundlegenden Überblick und Zusammenhang einer Theorie des schaltbaren Bilds.

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Sonstiges

Second Princeton-Weimar Summer School for Media Studies

Exploring the »Spaces of Media«, the second international Princeton-Weimar Summer School for Media Studies – a co-operation between the Bauhaus-Uni-versität Weimar (IKKM) and Princeton University (Department of German) – will be held in the United States for the fi rst time. The one-week program will take place on the campus of Princeton University from June 17–23, 2012 and will be directed by Bernhard Siegert (Weimar) and Nikolaus Wegmann (Princeton).

The 2012 Princeton-Weimar Summer School for Media Studies will focus on the complex intersections of media and space. Media Studies started with Harold A. Innis’ exploration of the role of media in shaping the cultural and political spaces of societies. Yet the question of how to understand the ways in which spaces, localities, and modes of navigation in such domains are all generated by media remains an urgent challenge for today’s Media Studies.

How much do we know about the history of navigation and its technologies and techniques, from maps and compasses to the latest GPS devices, and how are we to understand the ways of navigating by and within fi les, books, and writing? Do we fully understand the ways in which the spatiality of the diagrammatic contrib-utes to the operations of the signifi er, whether in the production of meaning or in the production of economic values, or administrative control? Do we have an adequate grasp of the way in which media of distribution and circulation eff ect the constitution and control of geographic spaces? And do we still believe in media utopias, according to which space has been successfully annihilated as an insig-nifi cant factor thanks to high transmission speeds and minimal transaction costs?

The 2012 Princeton-Weimar Summer School for Media Studies takes its cues from these questions. Some of the topics that will receive particular focus during the week-long series of intensive seminars, lectures and workshops include, but are not limited to, the following:

– Media practices such as note-taking, mapping, bookkeeping, and fi ling with regard to their consequences for the access to, and control of, economic, com-mercial, colonial, or imperial spaces;

– Historical case studies concerning diff erent media formations, e.g. the Roman Imperium and its fl ows of command, the European postal system, and the Ger-man Democratic Republic as a self-contained national territory;

– The production of architectural space by doors and windows, corridors, lifts, and other devices, and the hybridization of these spaces in the electronic and digital ages;

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– The connection between media, media research and media utopia, which tends to negate the specifi city of space as a mere resistance to communication and commerce in favor of its overcoming;

– Political and juridical spaces such as the territory of the state or the space of international law was based on the distinction between land and sea for centu-ries. The sea is not only the space of what is excluded from the orders of state and law, and their institutions, it is also the space of the »othering« of the self and of its re-invention;

Categories such as nation, homeland, countryside, and the metropolis that provide both orientation as well as an imagination of rootedness and identity are central realities of media. Theoretical and literary approaches to reframe these media spaces in terms of a global village (Marshall McLuhan), the cyberspace (William Gibson), a world society (Niklas Luhmann), or of imagined communities (Ben-edict Anderson) will be interrogated as powerful narratives that heavily infl uence actual politics.

The Princeton-Weimar Summer School for Media Studies is open to advanced students and doctoral candidates of media studies and related fi elds (e.g. fi lm stud-ies, the philologies, philosophy, art history, sociology, politics, the history of sci-ence, visual culture, architecture, etc.).

Coordinators: Christoph Engemann (Weimar), Laura Frahm (Weimar) and Mladen Gladic (Princeton). Contact: [email protected]; [email protected]; [email protected].

IKKM Mentoring-Gespräche

Das IKKM bietet Masterstudierenden, Doktorandinnen und Postdoktorandin-nen aus dem In- und Ausland jedes Semester die Möglichkeit, die aktuell in Wei-mar residierenden Fellows zu konsultieren und mit diesen über eine laufende Qualifi kationsarbeit zu sprechen. Dazu laden wir gemeinsam mit den Fellows nach Weimar ein und übernehmen ggf. die Kosten für die Anreise und eine Über-nachtung. Interessierte sollen ihr Projekt und sich in einer kurzen Bewerbung vorstellen und werden dann von uns und den Fellows kontaktiert. Alle weiteren Informationen unter http://tiny.cc/mentorenprogramm

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IKKM Videos

Seit seinem Bestehen hat das IKKM fast alle Vorträge in Audio und Video dokumentiert, die im Rahmen seiner Veranstaltungen und Tagungen gehalten wurden. Seit kurzem ist der Zugriff auf mittlerweile über 100 Videos über unser neues Videoportal möglich, das Sie auf unserer Homepage www.ikkm-weimar.de in der Rubrik Publikationen fi nden. Neben den Vortragen unserer Jahres tagungen dokumentieren wir dort die wöchentlich gehaltenen Vorträge im Rahmen der IKKM Lectures. Außerdem berichten unsere Senior Fellows in kurzen Statements über ihre Forschungsprojekte. Fragen und Anmerkungen zu den Videos richten Sie bitte an André Wendler: [email protected].

Informationen zum IKKM im Internet

Weitere Informationen entnehmen Sie tagesaktuell der Homepage des IKKM unter: www.ikkm-weimar.de. Sie fi nden uns auch beim Kurznachrichtendienst Twit-ter unter @ikkm. Unsere Facebookseite www.facebook.com/ikkm-weimar informiert über unsere Aktivitäten im größten sozialen Netzwerk. Außerdem können Sie sich einmal pro Semester einen Newsletter mit aktuellen Informationen zuschicken lassen. Sie können den Newsletter auf unserer Homepage in der Rubrik »Kon-takt« – »Newsletter« abonnieren. Eine Abmeldung vom Newsletter ist jederzeit möglich.