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Year: 2010
In der Krise klare Anweisungen geben
Lehmann, R
Lehmann, R. In der Krise klare Anweisungen geben. In: Neue Zürcher Zeitung, 169, 24 July 2010, p.65.Postprint available at:http://www.zora.uzh.ch
Posted at the Zurich Open Repository and Archive, University of Zurich.http://www.zora.uzh.ch
Originally published at:Neue Zürcher Zeitung, 169, 24 July 2010, p.65.
Lehmann, R. In der Krise klare Anweisungen geben. In: Neue Zürcher Zeitung, 169, 24 July 2010, p.65.Postprint available at:http://www.zora.uzh.ch
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Originally published at:Neue Zürcher Zeitung, 169, 24 July 2010, p.65.
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nzz 24.07.10 Nr. 169 Seite 65 nz Teil 01
Forschungsreise
In der Krise klareAnweisungen geben« Wenn es eine Regierung gibt, warumhaben wir dann immer noch kein Was-ser und keine Nahrung?», so empörtensich die Bewohner von Haiti Tage nachdem schweren Erdbeben und kritisier-ten, dass Präsident Rene Preval ab-tauchte, ziellos durch die zerstörteStadt irrte und das Land wie ein füh-rungsloses Schiff dahintreiben liess(NZZ 23. 1. 10).
Krisensituationen stellen hohe An-sprüche an Führungskräfte. Sie gefähr-den die Existenz von Organisationen,bedrohen die Menschen und lassenPerspektiven verloren gehen. Die Frageist, wie erfolgreiche Führung in derKrise aussieht, wie es Führungskräftengelingt, einen Ausweg aus Krisensitua-tionen zu finden, Mitarbeitenden Haltzu vermitteln, ihre Sorgen und Ängstezu besänftigen.
Anweisungen gewünschtDer Lehrstuhl Human-Resources-Ma-nagement der Universität Zürich hatdas Thema Führung in der Krise amBeispiel der städtischen Feuerwehr Zü-rich untersucht. Ziel war es herauszu-finden, wie Führung in Krisensituatio-nen beschaffen sein muss. Befragt wur-den dreissig Feuerwehrleute nach demVerhalten ihrer Vorgesetzten im Ein-satz und während Routinetätigkeitenim Alltag. Die Führungsverhalten wur-den mittels Diskriminanz-Analysenverglichen und die resultierenden Un-terschiede in Interviews mit den Ein-satzleitern besprochen. Im Ergebniszeigen die Analysen, dass Mitarbeiten-de in bedrohlichen Situationen ein star-kes Bedürfnis nach direktiver Führunghaben. Sie verlangen nach einem Vor-gesetzten, der die Zügel in die Handnimmt, klare Anweisungen gibt undweiss, was er will. Die Aufgabenorien-tierung von Führungskräften währendKrisensituationen ist wichtig, weil Auf-gaben schnell erledigt werden müssen,die Mitarbeitenden verunsichert undallenfalls blockiert sind. Vorgesetztemüssen während Krisen präsent sein,die Ausführung von Anweisungen kon-trollieren und wenn nötig korrigierendeingreifen. Mitarbeiterorientierte Füh-rungsverhalten hätten in Krisensitua-tionen ebenfalls eine grosse Bedeu-tung. Zeitnot und akuter Handlungs-druck verunmöglichen es aber den Füh-rungskräften, auf die Sorgen und Ängs-te ihrer Mitarbeitenden einzugehen.Anteilnahme, Fürsorge und Unterstüt-zung bei der Verarbeitung des Erlebtengeschehen deshalb erst nach der Kri-senbewältigung. Das Motivieren vonMitarbeitenden spielt eine untergeord-nete Rolle. Krisen üben einen hohenLeistungsdruck auf die Mitarbeitenden
aus. Es geht um Sein oder Nicht-Sein,und es ist allen klar, dass voller Einsatzgefordert ist. Da braucht es keine An-reize zur Leistungssteigerung vonseitendes Vorgesetzten – auch wenn ein Lobnach erfolgreich bewältigter Krise si-cher nicht schadet.
ImAlltaggut,inderKrisenichtDie vorliegende Untersuchung hat sichmit der Führung in akuten Krisen be-schäftigt, die überraschend auftretenund die Existenz einer Organisation ge-fährden. Sie zeigt, dass Krisen spezielleAnforderungen an das Verhalten vonFührungskräften stellen – Anforderun-gen, die sich deutlich von der Führungim Alltag unterscheiden. Es scheintdeshalb nicht verwunderlich, wennsonst bewährte Führungskräfte als Kri-senmanager versagen.
Ralph Lehmann, LehrstuhlHR-Management, Universität Zürich