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Wie mittelständische Automobilzulieferer mit Industry Collaborative Clouds ihre Wettbewerbs- fähigkeit sichern können. www.pwc.de Survival of the Fittest

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Page 1: Survival of the Fittest - pwc.de · Survival of the Fittest Herausgegeben von der PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (PwC) Autorin: Sarah Latussek Editoren:

Wie mittelständische Automobil­zulieferer mit­Industry Collaborative Clouds ihre Wettbewerbs­fähigkeit sichern können.

www.pwc.de

Survival of the Fittest

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Wie mittelständische Automobil­zulieferer mit­Industry Collaborative Clouds ihre Wettbewerbs­fähigkeit sichern können.

Survival of the Fittest

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Survival of the Fittest

Herausgegeben von der PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (PwC)

Autorin:Sarah Latussek

Editoren: Jörg Hild, Dietmar Ahlemann

Juni 2017, 24 Seiten, 10 Abbildungen, Softcover

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigungen, Mikroverfilmung, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien sind ohne Zustimmung des Herausgebers nicht gestattet.

Die Inhalte dieser Publikation sind zur Information unserer Mandanten bestimmt. Sie entsprechen dem Kenntnisstand der Autoren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Für die Lösung einschlägiger Probleme greifen Sie bitte auf die in der Publikation angegebenen Quellen zurück oder wenden sich an die genannten Ansprechpartner. Meinungsbeiträge geben die Auffassung der einzelnen Autoren wieder. In den Grafiken kann es zu Rundungsdifferenzen kommen.

© Juni 2017 PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten. „PwC“ bezeichnet in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschafts­prüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der PricewaterhouseCoopers International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft.

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Survival of the Fittest 5

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis .............................................................................................6

A Automobilzulieferer – weshalb nicht zwangsläufig der Größte überlebt ............7

B Was sind und was leisten ICCs? ........................................................................131 Was sind ICCs? .................................................................................................132 Was leisten ICCs? ............................................................................................. 14

C Implikationen für mittelständische Automobilzulieferer .................................17

D Lösungsansätze für den erfolgreichen Einsatz von ICCs ...................................20

E Fazit .................................................................................................................21

Ihre Ansprechpartner .............................................................................................22

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6 Survival of the Fittest

Abbildungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Globale Produktionsprognose (PKW & LNF) ............................................8

Abb. 2 Entwicklung der weltweiten CO2-Emissionsziele .....................................9

Abb. 3 Fahrzeuge mit alternativer Antriebstechnik .............................................9

Abb. 4 Produktionsprognose von Fahrzeugen mit alternativer Antriebstechnik in China ....................................................10

Abb. 5 Digitalisierungsgrad des Produktportfolios ............................................11

Abb. 6 Umsatzwachstum in Abhängigkeit vom Digitalisierungsgrad .................11

Abb. 7 Wesentliche Herausforderungen mittelständischer Automobilzulieferer ...............................................................................12

Abb. 8 Industry Collaborative Clouds als zentrale Plattformen auf dem Industry-Cloud-Markt ...............................................................13

Abb. 9 Klassisches Betriebsmodell eines Unternehmens ....................................17

Abb. 10 Transformationsprozess zur Einführung von Industry Collaborative Clouds (beispielhafte Darstellung) .....................20

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Survival of the Fittest 7

Automobilzulieferer – weshalb nicht zwangsläufig der Größte überlebt

A Automobilzulieferer – weshalb nicht zwangsläufig der Größte überlebt

„Survival of the Fittest“: Dieser Ausdruck über das Überleben der am besten angepassten Individuen gilt wie nie zuvor auch für die Automobilindustrie – und insbesondere für ihre Zulieferer. Globalisierung, alternative Antriebstechnologien und Fahrzeugvernetzung zählen zu den wesentlichen Treibern, deren Auswirkungen die Branche bereits heute zu spüren bekommt. Und auch künftig sind dies die wesentlichen Herausforderungen, die die gesamte Traditionsindustrie in ihren Grundfesten erschüttern werden.

GlobalisierungDie Automobilindustrie ist eine Wachstums industrie und bietet damit eigentlich ideale Voraus-setzungen für die Zukunfts sicherung der deutschen Zuliefer unternehmen. Doch das steigende Auftrags volumen der Automobil hersteller geht mit verstärktem Preisdruck und sinkenden Renditen einher. Erst Anfang des Jahres musste ein mittelständischer Welt-markt führer für Schwingungs technik aus Gründen der Wettbewerbs sicherung seinen deutschen Produktions standort schließen und die Produktion auf seine Standorte im europäischen Ausland verlagern. Ebenfalls aufgrund

„ Der Großteil des Wachstums wird in den sogenannten Emerging Markets generiert, während der Markt im Westen stagniert oder leicht rückläufig sein wird.“ PwC Strategy& Connected car report 2016

zu hoher Arbeits- und Produktions-kosten im Inland musste ein etablierter Hersteller von Klimakomponenten einen Großteil seiner 1.350 Stellen streichen, und auch ein weltweit agierender Komponenten hersteller wird aufgrund der wirtschaftlichen Situation seinen Standort in Deutschland bis Ende des Jahres schließen.

Zudem befinden sich die heutigen Wachstums märkte weniger in Europa als vielmehr in Asien und Nord-amerika. Zwar ließe sich vermuten, dass die zum Großteil im Inland produzierten Komponenten Arbeits-plätze in Deutschland sichern, doch der Trend der Automobilhersteller heißt „Auslandsproduktion“ und die Bedrohung gerade für die mittel-ständischen Zuliefer unternehmen – deren Wettbewerbs fähigkeit aufgrund suboptimaler Produktionsbedingungen in Europa leidet – liegt in den internationalen Zulieferern an den Auslands standorten der Automobil-unternehmen. Insbesondere China ist inzwischen nicht nur der mit Abstand wichtigste Markt, sondern vor allem ein bedeutender Produktionsstandort.

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8 Survival of the Fittest

Automobilzulieferer – weshalb nicht zwangsläufig der Größte überlebt

2014 2015 2016 Mexiko USA EU Russ ­land

ASEANBrasilien JapanIndien sonstigeChina 2023F

86,6

1,6

2,3

88,3

1,2–0,2

92,20,7

1,3

1,32,6

112,0

1,0

8,1

CAGR3 2,8 %+19,8 Mio. Einheiten

BRIC & ASEAN2

14,9 Mio. Einheiten (75 % des Gesamtwachstums)

Abb. 1 Globale Produktionsprognose (PKW & LNF1)

2014–2023, in Mio. Einheiten

1 LNF = Leichte Nutzfahrzeuge2 ASEAN = Indonesien, Malaysia, Philippinen, Thailand, Vietnam3 CAGR = Compound annual growth rate

Quelle: Autofacts Analyse, Autofacts 2017 Q2 Forecast Release.

Damit sind die bisherigen Kooperationen zwischen deutschen Herstellern und Zulieferern keine Selbstverständlichkeit mehr. Internationale Kooperationen zwischen deutschen und ausländischen Zulieferunternehmen in der Nähe der Auslandsstandorte werden hingegen an Bedeutung gewinnen.

Die Fähigkeit zur globalen Zusammen­arbeit ist für viele Zulieferunternehmen der Grundstein für eine erfolgreiche Wachstumsstrategie.

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Survival of the Fittest 9

Automobilzulieferer – weshalb nicht zwangsläufig der Größte überlebt

Alternative AntriebstechnologienHinzu kommt der globale Ausbau alternativer Antriebstechnologien. Welt-weit werden die Grenzwerte für den Schad stoff ausstoß schritt weise soweit verschärft, dass diese Vorgaben nur mit alternativen Antriebstechnologien erfüllt werden können. Diese Entwicklungen werden in den nächsten Jahren für einen signifikanten Anstieg der weltweiten Produktion im Bereich der alternativen Antriebe sorgen.

Abb. 2 Entwicklung der weltweiten CO2-Emissionsziele

2010–2025, in g/km

Quelle: ICCT (International Council on Clean Transportation), Autofacts Analyse.

2010 20142012 2016 2018 20222020 2024

180

165

150

135

120

105

90

IndienSüdkoreaUSA (Pkw)China

EU

JapanBrasilien

„ 2030 wird jedes dritte neue Fahrzeug in der Europäischen Union elektrisch angetrieben sein.“ PwC Autofacts

Quelle: Autofacts Analyse, Autofacts 2017 Q2 Forecast Release.

Abb. 3 Fahrzeuge mit alternativer Antriebstechnik

2008–2023F

14

12

8

10

6

4

2

0

13 %

9 %

11 %

7 %

5 %

3 %

1 %

–1 %

in M

io.

2023F2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2020F2017F 2021F2018F 2022F2019F2008 2009

0,8 %1,4 % 1,5 % 1,6 %

2,5 % 2,6 %3,2 % 3,5 %

4,2 %5,2 %

6,4 %7,6 %

8,7 %9,8 %

10,6 %11,2 %

Hybrid (Mild­ und Vollhybrid) Plug­in Elektro Brennstoffzelle Marktanteil

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10 Survival of the Fittest

Für die mittelständischen Zulieferer erfordert das neue Kompetenzen, innovative Technologien sowie strategische Entwicklungs­kooperationen.

Automobilzulieferer – weshalb nicht zwangsläufig der Größte überlebt

Abb. 4 Produktionsprognose von Fahrzeugen mit alternativer Antriebstechnik in China

2008–2023F

in M

io.

3,0

2,0

1,5

1,0

0,5

0

8 %

7 %

6 %

4 %

5 %

2 %

3 %

1 %

0 %

2,5

2023F2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016F 2020F2017F 2021F2018F 2022F2019F2008 2009

0,0 % 0,0 % 0,1 % 0,1 % 0,1 % 0,1 % 0,2 %

1,2 %

2,6 %

3,8 %

4,7 %

5,5 %6,1 %

6,7 %7,4 % 7,5 %

Hybrid (Mild­ und Vollhybrid)Plug­in Elektro Marktanteil

Quelle: Autofacts Analyse, Autofacts 2017 Q2 Forecast Release.

Insbesondere in dem wichtigsten Markt China wird die Elektrifizierung des Automobils massiv vorangetrieben.

In diesem Zusammenhang sind in dem Land zahlreiche Zusammenschlüsse branchenfremder Wettbewerber aus der Hightech-Industrie mit Automobil-herstellern zu beobachten. LeEco und Aston Martin, Tencent, Foxconn und Harmony Auto sowie Dongfeng, Changan und der Telekom-Gigant Huawei Technologies mischen den dortigen Markt mit eigenen vollelektrischen Fahrzeugen und innovativen Entwicklungen im Bereich der Fahrzeugvernetzung stark auf.

Um mit dieser Innovations-geschwindigkeit Schritt halten zu können, müssen nicht nur die deutschen Automobil hersteller, sondern auch die mittel ständischen Zuliefer unternehmen in Sachen Innovations fähigkeit auf holen und die Konsequenzen der Entwicklungen auf ihre Wert-schöpfungs kette und Produkte in den Blick nehmen. Die neuen Antriebs-technologien machen nicht nur die klassischen Verbrennungs motoren obsolet, sie werden auch die Wert-schöpfungs ketten massiv verändern und es neuen Wettbewerbern deutlich leichter machen, in den Automobil markt einzusteigen.

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Survival of the Fittest 11

Automobilzulieferer – weshalb nicht zwangsläufig der Größte überlebt

FahrzeugvernetzungEbenfalls weitreichende Folgen auf die Ausrichtung der Branche haben die zahlreichen neuen Technologien im Bereich der digitalen Fahrzeug-vernetzung. Autonomes Fahren, adaptive Fahrer assistenz systeme, Mensch-Maschine-Schnitt stellen, Infotainment und die damit verbundene Integration von Software in die Fahrzeuge sorgen für neue Geschäfts-modelle und digitale Services.

Doch gerade auf diesem Feld haben die deutschen Automobil zulieferer Nachholbedarf: Der Digitalisierungs-grad ihres Produkt angebotes liegt derzeit bei rund 22 %. Der Anteil an digitalisierten Produkten muss und wird über die nächsten Jahre jedoch deutlich zunehmen.1

Denn digitalisierte Produkte bieten ein attraktives Umsatzpotenzial. Bei einer Befragung von über 200 deutschen Unternehmen aus fünf Branchen war festzustellen, dass Unternehmen mit einem stärker digitalisierten Produkt-angebot schneller Umsatzwachstum verzeichnen konnten.

„ Der Umsatz der Zulieferer wird sich von Motoren, Interieur und Chassis hin zu Elektronik, Software, Cloud-Services und Batterien verlagern.“ PwC Strategy& Connected car report 2016

Abb. 5 Digitalisierungsgrad des Produktportfolios

Automobilzulieferer

heute

22 %

2020

82 %

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Industrie 4.0 – Chancen und Herausforderungen der vierten industriellen Revolution, 2016, S. 28.

Abb. 6 Umsatzwachstum in Abhängigkeit vom Digitalisierungsgrad

Jährliches Wachstum in den letzten drei Jahren.

hoch (4, 5)

mittel (3)

gering (1, 2)

22 %

10 % 37 % 46 % 7 %

13 % 38 % 46 % 3

47 % 31 %

> 10 % 6–10 % 0–5 % < 0 %

Quelle: PwC Strategy&, Industrie 4.0 – Chancen und Herausforderungen der vierten industriellen Revolution, 2016, S. 30.

1 Vgl. PwC Strategy&, Industrie 4.0 – Chancen und Herausforderungen der vierten industriellen Revolution, 2016, S. 28.

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12 Survival of the Fittest

Automobilzulieferer – weshalb nicht zwangsläufig der Größte überlebt

„ Vielen Zulieferern fehlen die Fähigkeiten, die Agilität und der Mut, um ihre Unternehmen schnell genug zu digitalisieren und die Veränderungen zu nutzen.“ PwC Strategy& Connected car report 2016

Hinzu kommen die verstärkten Kooperationen und Partnerschaften zur Entwicklung innovativer Produkte und Services innerhalb der Automobil-industrie und mit den zahlreichen branchen fremden Wettbewerbern, welche einen wesentlichen Schlüssel-faktor für die Wettbewerbs fähigkeit der Automobil zulieferer darstellen werden.

Dazu zählen nicht nur große Technologie unternehmen wie Google, Apple und Baidu. Es sind vor allem kleinere Unternehmen wie Airbiquity, Pivotal, Trimble sowie aufstrebende Start-ups, die Lösungen bieten, welche vor allem die mittelständischen Zulieferer allein nicht herstellen können.

Die Datenmengen, die die vernetzten Fahrzeuge generieren, sind sehr umfangreich, und neue Geschäfts-modelle haben die Verarbeitung und Analyse dieser Daten zum Thema. Die Fähigkeit, Daten zu generieren, zu analysieren und daraus relevante Entscheidungen abzuleiten, wird über das Schicksal vieler Zuliefer-unternehmen entscheiden. Gerade auf diesem Gebiet hinken viele Mittel-ständler den bestehenden Möglichkeiten hinterher. Viele von ihnen verfügen zwar über Unmengen an Daten, können diese aber nicht erfassen und strukturieren oder die Analyse-ergebnisse für die Optimierung ihrer Prozesse und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle nutzen.

Abb. 7 Wesentliche Herausforderungen mittelständischer Automobilzulieferer

alternative Antriebstechnologien

H2

Fahrzeugvernetzung

Globalisierung

(inter­)nationale Koope ra ti­on en und Zusammen arbeit ermöglichen

HerausforderungenTrends

innovative Produkte und Services entwickeln

Big Data erfassen, aus­werten und weiterverarbeiten

Kostensenkungspotenziale identifizieren

Was bleibt, ist die Notwendigkeit, sich an die durch alternative Antriebs-technologien, Fahrzeug vernetzung und Globalisierung veränderten Markt bedingungen anzupassen – und damit eine Chance für all jene mittel-ständischen Zuliefer unternehmen, die sich geschickt und zukunfts fähig am Markt positionieren.

Industry Collaborative Clouds (ICCs) können bei einer solchen zukunfts-fähigen Neu ausrichtung ein wichtiges Hilfe mittel sein und mittelständische Automobil zulieferer dabei unterstützen, ihre strategische Positionierung und Wettbewerbs fähigkeit in Zeiten der Digitalisierung wie auch im internationalen Kontext zu verbessern.

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Survival of the Fittest 13

Was sind und was leisten ICCs?

B Was sind und was leisten ICCs?

2 Vgl. IDC, Industry Clouds: Expansion of the Market and Its Definition, 2016, S. 1.3 Vgl. IDC, Industry Clouds: A Primer on the Storm Brewing „Above the Cloud“, 2015, S. 1.4 Vgl. IDC, Industry Clouds: Expansion of the Market and Its Definition, 2016, S. 1.

1 Was sind ICCs?

Abb. 8 Industry Collaborative Clouds als zentrale Plattformen auf dem Industry-Cloud-Markt

Industry Cloud

Industry CloudIndustry Cloud

Industry Cloud

Industry Cloud Industry Cloud

Industry Collaborative Cloud

ICCs sind Cloud-basierte Plattformen, auf denen mehrere Unternehmen einer Branche zusammenarbeiten, um Synergie effekte wie erhöhte Transparenz, Kosten reduktionen, Leistungs verbesserung und/oder ein verbessertes Branchen verständnis auf Basis aggregierter Informationen zu erzielen.2

Das Prinzip der ICCs ist vergleichbar zum Beispiel mit dem App Store von Apple. Als offene Cloud-Ökosysteme für daten basierte Services bieten ICCs allen beteiligten Partnern innerhalb eines Industrie zweiges – vom Unternehmen über die Lieferanten und Kunden bis hin zu App-Entwicklern und Cloud-Anbietern – eine Plattform zur Nutzung,

Entwicklung und Vermarktung verschiedener branchen spezifischer Cloud-Lösungen, sogenannter Industry Clouds.

Die Basis für Industry Collaborative Clouds bilden große Datenmengen sowie die Kombination aus deren Verarbeitung, Analyse, globaler Speicherung und web basierter Darstellung. Neben der Nutzung von Daten und der Integration verschiedener Anwendungen steht bei Industry Collaborative Clouds die Zusammen arbeit der an einer Wert-schöpfungs kette beteiligter Branchen-partner im Vordergrund. Zugleich werden industrie- und prozess-spezifische Sicherheits- und Compliance-Anforderungen berücksichtigt.

Laut dem internationalen Markt-forschungs unternehmen IDC wächst der Markt für ICCs rasant. Bis 2018 soll rund ein Drittel der Top-20-Marktführer verschiedener Industrien maßgeblich durch den Einsatz von ICCs beeinflusst werden.3 Während IDC 2016 noch rund 150 ICCs mit einem Jahresumsatz von 300 bis 500 Millionen US-Dollar zählte, prognostizieren die Experten bis 2020 einen Anstieg der Anzahl der ICCs auf über 1.000 sowie einen Umsatz im zweistelligen Milliardenbereich.4

2016 hat PwC mit DoubleJump HealthTM eine Industry Collaborative Cloud für die Pharma- und Gesundheits industrie auf den Markt gebracht, die alle Beteiligten des Gesundheitsökosystems über eine zentrale Plattform zusammen-bringt. Das Ziel ist neben einer Verbesserung der Zusammenarbeit, das Teilen von Informationen und letztendlich ein verbessertes Patienten erlebnis.

Anwendungsfälle beinhalten unter anderem die Zusammenführung von Daten, die Patienten über sogenannte Wearables erfassen, Klinikdaten und der Gesundheitshistorie, die bei dem jeweiligen Haus- oder Facharzt vorliegt. Aus Analysen dieser aggregierten Daten können Aussagen auf den zukünftigen Gesundheitszustand getroffen werden und Pharmaunternehmen, Forschungseinrichtungen, Krankenkassen und Patienten dabei unterstützen, gesund zu bleiben oder schneller und kostengünstiger gesund zu werden.

PraxisbeispielDoubleJump HealthTM von PwC

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14 Survival of the Fittest

Was sind und was leisten ICCs?

2 Was leisten ICCs?

Cloud-Computing ist nicht neu, und die zahlreichen Vorteile der Nutzung von Applikationen, die über ICCs bereit gestellt werden, sprechen für sich. Zunächst einmal bieten sie mittelständischen Zulieferern über eine Reduzierung der Investitionen in Hard- und Software sowie Wartung und Instandhaltung grundlegende Kosten-senkungs potenziale. Weitere Vorteile liegen, neben einem skalierbaren und unbegrenzten Bezug von IT-Ressourcen über das Internet, in einer höheren

Flexibilität und Agilität sowie in der verbrauchs orientierten Bezahlung (Pay-per-Use) und bedarfs gerechten Leistungs abrechnung – was für mehr Kosten transparenz und -kontrolle sorgt.

Unter dem Aspekt der oben dargestellten Herausforderungen bieten ICCs für die Zulieferindustrie signifikante Potenziale zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit in den nachfolgend dargestellten drei Bereichen:

Mittelständische Zuliefer-unternehmen müssen zunächst darauf fokussieren, die richtigen Voraus setzungen für das Ausschöpfen von Effizienz steigerungs- und Kosten optimierungs potenzialen zu schaffen. Dazu trägt eine Optimierung der Geschäfts prozesse entlang der gesamten horizontalen und vertikalen Wertschöpfungs-kette ebenso bei wie eine verbesserte Integration der beteiligten Branchen-partner. ICCs können dabei als sogenannte technische Enabler fungieren und die Digitalisierung von Prozess- und Wertschöpfungs ketten unterstützen.

Anbieter wie Siemens MindSphere bieten zum einen Lösungs-möglichkeiten dafür, mittels ICC Maschinen daten zu erfassen, zu analysieren und aufbereitet für die Optimierung von Prozessen zur Verfügung zu stellen. Dadurch können mittelständische Zuliefer-unternehmen Erkenntnisse gewinnen, anhand derer sie etwa die Effizienz ihrer Produktions prozesse steigern, ihre Anlagenverfügbarkeit erhöhen oder ihre Energieeffizienz

optimieren können. Andererseits bieten ICCs eine nahtlose Konnektivität und ermöglichen auf diese Weise eine engere Integration interner Abteilungen – etwa zwischen Vertrieb, Produktentwicklung und Forschung und Entwicklung – sowie (mittels offener Anwendungs-schnittstellen) die Integration globaler Branchen partner – wodurch sich nicht nur die Zusammen arbeit verbessert, sondern auch ein höheres Maß an Flexibilität und Agilität erzielt wird.

Zudem unterstützen die Applikationen einer ICC automobile Kern- und Unterstützungs prozesse wie Beschaffung, Produktion, Logistik, Daten management oder Qualitäts-sicherung und bieten eine agile Alternative zu traditionellen ERP-Systemen. Durch Cloud-basierte Applikationen werden verschiedene Bereiche der Wert schöpfungs-kette vereinfacht, standardisiert, automatisiert und die Branchen-partner innerhalb einer sicheren und speziell für die Auto mobil-industrie aufgebauten Infrastruktur integriert. So können etwa im

Bereich der Warenbeschaffung Güter auf ihrem Weg durch die Lieferkette verfolgt und überwacht werden. Die Daten, die die Transportmittel und Güter dabei generieren, ermöglichen Rückschlüsse darauf, wo Anpassungen erforderlich sind, um mehr Effizienz und eine Optimierung der Prozesse zu erzielen.

„ Die Digitalisierung der Wert schöpfungs ketten führt zu einer höheren Produktions- und Ressourcen­effizienz –­18 % Effizienz-steigerung in fünf Jahren.“ PwC Strategy& Industrie 4.0 – Chancen und Herausforderungen der vierten industriellen Revolution

1 Optimierung von Geschäftsprozessen

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Survival of the Fittest 15

Was sind und was leisten ICCs?

Die Fahrzeugvernetzung schreitet stetig voran und die Automobile der Zukunft werden, als Teil eines digitalen Netzwerks, kontinuierlich Daten über den Zustand ihrer Komponenten generieren. Für mittelständische Automobil-zulieferer ist es daher essenziell, ihre Produkte und ihre Produktion frühzeitig auf die Anforderungen der Digitalisierung umzustellen. Voraus-setzung dafür ist eine integrierte, sensorbasierte Vernetzung von Maschinen und Produkten.

ICCs können die Zulieferer dabei unterstützen, das Potenzial der bereits vorhandenen Daten auszuschöpfen und daraus einen Wettbewerbs vorteil zu generieren. ICCs wie etwa IBM Watson IoT for Automotive, GE Predix oder die Bosch IoT Cloud bieten eine Cloud-basierte Plattform, auf der Lösungen zur Erfassung, Analyse und Aufbereitung dieser Daten genutzt und selbst entwickelt werden können. Auf Basis der daraus abgeleiteten Erkenntnisse können Veränderungen schneller erkannt und bestehende Produkte schneller optimiert und kundenspezifisch weiterentwickelt werden.

Darüber hinaus wird durch einheitliche Standards und offene Schnitt stellen ein intensiver Daten-austausch mit internen Abteilungen und externen Industrie partnern ermöglicht. Auf diese Weise können in der Produkt entwicklung beispiels-weise Proto typen und Produktideen in der Cloud bereitgestellt werden und von Entwicklungs partnern analysiert und optimiert werden.

Dies beschleunigt die Kooperation und integriert unterschiedlichste Beteiligte in den Innovations- und Entwicklungsprozess.

„ Diese Daten können variabel eingesetzt werden: für die Produkt entwicklung, optimierte Marketing-maß nahmen, Up-Selling und letzt endlich, um sie Dritt anbietern zur Verfügung zu stellen. Das ist eine Chance, die nicht verpasst werden darf.“ PwC Strategy& Connected car report 2016

„ Vertiefte Kooperationen mit Wert schöpfungs-partnern und eine stärkere horizontale Vernetzung ermöglichen eine bessere Erfüllung von Kunden-anforderungen.“ PwC Strategy& Industrie 4.0 – Chancen und Herausforderungen der vierten industriellen Revolution

2 Optimierung und Innovation – bestehende Produkte

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16 Survival of the Fittest

Was sind und was leisten ICCs?

Auf Basis dieser aggregierten Informationen ermöglichen es ICCs mittelständischen Zulieferunternehmen, innovative Produkte und neue Geschäftsmodelle rund um digitale Services zu entwickeln. Das kann insbesondere für Innovationen im Bereich der Fahrerassistenzsysteme, Mensch-Maschine-Schnittstellen und die Infotainment-Unterstützung interessant sein. Viele Zuliefer-betriebe werden sich – wollen sie nicht zu klassischen Commodity-Produzenten mit erodierenden Margen werden – plötzlich mit der Herausforderung konfrontiert sehen, innovative Software und Cloud-basierte Lösungen anbieten zu sollen. Und gerade bei Innovationen für rein digitale Services sind die richtigen technologischen Voraussetzungen sowie eine effiziente Einbindung von Kooperations- und Entwicklungs-partnern essenziell.

Der Audiozubehör-Hersteller Harman etwa bietet mit seiner ICC HARMAN Ignite eine zentrale Plattform zur Entwicklung, Verwaltung und zum Betrieb von In-Vehicle-Applikationen und Connected Services an.

Mithilfe der dort verfügbaren Vehicle Health & Diagnostics Dashboard-Lösung beispielsweise können Automobil zulieferer und weitere Akteure des automobilen Ökosystems aufgrund aggregierter und aufbereiteter Fahrzeug daten digitale Dienst leistungen wie Predictive Maintenance, Remote Diagnostics and Repair oder Fuel Management ableiten.

Ein weiteres Beispiel hierfür ist die ICC SAP Vehicle Network von SAP, ein B2B-Marktplatz für Connected-Car-Applikationen, der unter anderem Automobil hersteller, Zulieferer und App-Entwickler mit Tankstellen- und Parkhausbetreibern zusammen-bringt, um digitale Dienstleistungen wie Location Services oder Mobile-Payment-Lösungen zu entwickeln und zu betreiben. Bosch beispiels-weise betreibt auf dieser ICC die Service lösung „Bosch Secure Truck Parking“, die LKW-Fahrern Real-Time-Informationen über verfügbare Stell plätze sowie deren Reservierung, bargeldlose Zahlung oder die Benachrichtigung des Disponenten über Park vorgänge in Echtzeit ermöglicht.

Die skalierbaren Plattformen der ICCs ermöglichen es den Unternehmen, schnell und effizient neue Ideen – sei es bezüglich neuer Produkte oder neuer Software anwendungen – zu entwickeln, auszuprobieren, zu verwerfen oder schnell auf den Markt zu bringen und an die Nachfrage anzupassen. Dies bietet gerade mittel ständischen Unternehmen die für Innovationen nötige Flexibilität und Agilität. Durch die Nutzung von ICC-Lösungen oder die Entwicklung eigener ICC-Komponenten können mittelständische Zulieferer einen entsprechenden Mehrwert für Automobil hersteller, Lieferanten, Händler und ihre Kunden generieren.

Je nachdem, über welche Daten die Automobilzulieferer exklusiv verfügen, können sie auch den direkten Kontakt mit Endkunden aufnehmen und Leistungen ohne Automobil hersteller oder Händler anbieten. Bosch beispielsweise hat die Fun2Drive-App entwickelt, die es Kunden ermöglicht, den Zustand ihres Fahrzeugs zu überwachen und auf Wunsch das nächstgelegene Servicecenter aufzusuchen.

„ Die neuen, branchen fremden Wettbewerber sind anders aufgestellt als die traditionellen Zulieferer. Sie haben eine höhere Bereitschaft, neue Ideen auszuprobieren und den Produkt entwicklungs prozess zu beschleunigen.“ PwC Strategy& Connected car report 2016

3 Optimierung und Innovation – neue Produkte und digitale Services

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Survival of the Fittest 17

Implikationen für mittelständische Automobilzulieferer

C Implikationen für mittelständische Automobilzulieferer

ICCs leben von Datenströmen, der Vernetzung von Maschinen und Produkten, der Digitalisierung von Services und der Integration von beteiligten Branchenpartnern. Um das Potenzial der ICCs voll ausschöpfen zu können, müssen rechtzeitig die richtigen Voraus setzungen geschaffen werden.

Gerade in mittelständischen Zuliefer-unternehmen, die derzeit noch keine oder wenig Erfahrung mit ICCs und Cloud-Technologien haben, kann die Nutzung von ICC-Lösungen

einen erheblichen Transformations-bedarf nach sich ziehen, der nicht nur Technologie aspekte umfasst.

Um die Implikationen für die verschiedenen Unternehmens bereiche eines mittelständischen Automobil-zulieferers ganzheitlich zu verstehen, hilft es, sich die Auswirkungen auf die typischen Dimensionen des Betriebs-modells vor Augen zu führen. Zu diesen gehören die Unternehmens strategie, Organisation und Prozesse, Mitarbeiter und Informations technologie.

Abb. 9 Klassisches Betriebsmodell eines Unternehmens

Unternehmens­strategie

Die Unternehmensstrategie gibt vor, wie der Unternehmenserfolg definiert ist, welche Maßnahmen nötig sind, um erfolgreich zu sein, und wie diese Maßnahmen umgesetzt werden sollen.

OrganisationDie Organisation ist eine stabile, organisierte Gruppe von Menschen, die zusammenarbeiten, um ein Ziel zu erreichen.

ProzesseProzesse sind sequenzierte Reihen von manuellen oder automatisierten Aktivitäten mit einem Start­ und einem Endpunkt, von denen jeder Eingaben erfordert und Ergebnisse produziert.

MitarbeiterMechanismen, die die Auslastung und Leistung der Mitarbeiter durch die Entwicklung ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten fördern und sie befähigen und motivieren, die Strategie umzusetzen.

Informations­technologie

Die IT umfasst die Applikations­, Daten­ und Infrastrukturkomponenten eines Unternehmens sowie deren Integration zur Unterstützung des Betriebsmodells, darüber hinaus auch Technologien in den Produkten (z. B. Sensoren) und Fertigungstechnologien.

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18 Survival of the Fittest

Implikationen für mittelständische Automobilzulieferer

UnternehmensstrategieWie die oben dargestellten Beispiele gezeigt haben, eröffnet die Nutzung von ICCs eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten zur Optimierung der Geschäfts prozesse und Produkte sowie zur Entwicklung neuer Geschäfts-modelle auf der Grundlage digitaler Services. Unabhängig davon, in welcher Form ICCs im Unternehmen eingesetzt werden, bedarf die Nutzung und die nachfolgende Umstellung einer langfristigen Planung und einer Berücksichtigung in der Unternehmensstrategie.

Dabei muss das Topmanagement verschiedene Fragen beantworten:• Welchen Nutzen kann mein

Unternehmen aus dem Einsatz und/oder der Eigenentwicklung von ICC-Lösungen ziehen und in welchen Bereichen ist der Einsatz von ICCs am sinnvollsten?

• Welche Anpassungen an meinem Geschäftsmodell werden von meinem Unternehmen in Zukunft erwartet?

• Was ist die richtige ICC-Strategie und -Plattform für mein Unternehmen und wer sind meine potenziellen Partner?

• Welche Adaptionsstrategien und Investitionen kommen dabei auf mein Unternehmen zu?

Organisation und ProzesseMit neuen Technologien kommen oft neue Verantwortlichkeiten und neu zu definierende Prozesse auf ein Unternehmen zu – und damit die Umstellung der bestehenden Aufbau- und Ablauforganisation.

ICCs stehen für Digitalisierung, Vernetzung und Big Data. Sie erfordern die Schaffung neuer Funktionen, die diese Themen vorantreiben und umsetzen. Neben dem CEO und CIO versuchen viele Firmen mit einem Chief Digital Officer (CDO) das benötigte Digitalisierungswissen im Topmanagement zu verankern. Laut Gartner werden bis 2019 fast 90 % der großen Organisationen einen CDO beschäftigen und bis 2020 wird dieser ebenso viel Einfluss und Autorität haben wie der CEO.5

Der CDO definiert eine Digitalisierungs-strategie und identifiziert, welche Informationen welchen Mehrwert generieren und Effizienzsteigerungen herbeiführen können. Jedoch steht nicht die Schaffung oder Besetzung einer neuen Rolle im Vordergrund, vielmehr müssen die erforderlichen Funktionen und Aufgaben, die der Einsatz innovativer ICC-Lösungen mit sich bringt, von den Führungskräften ausgefüllt und umgesetzt werden.

Dazu gehört auch die Gewährleistung der Datensicherheit im Unternehmen und darüber hinaus. Hierfür ist in mittelständischen Zulieferunternehmen mit einem hohen Entwicklungs- und Produktions anteil entsprechendes Know-how essenziell. Es gilt, den geeigneten ICC-Anbieter sowie weitere IT-Dienstleister und Entwicklungs-partner zu finden, die nicht nur die notwendige Expertise bei der Auswahl, der Entwicklung und dem Betrieb neuer Technologien

mitbringen, sondern die wirklich auf die speziellen Sicherheitsbedürfnisse mittelständischer Zulieferunternehmen eingehen. Die Zusammenarbeit mit externen IT-Dienstleistern und Softwareentwicklern wird auch neue Herausforderungen an die Organisation der unternehmensinternen IT stellen, etwa hinsichtlich der Steuerung und Kontrolle und der Struktur.

ICCs stehen aber auch für Geschwindigkeit, Kollaboration und Automatisierung. Um diese neue und erforderliche Agilität – unter Umständen in Zusammenarbeit mit jungen Technologie-, Software- oder Start-up-Firmen – zu erreichen, müssen mittelständische Unternehmen aus ihren funktionalen Silos und den alten Organisationsstrukturen ausbrechen und in der Lage sein, das Know-how und die Erfahrung eines Traditionsunternehmens mit der Digitalisierungs- und Prozess-geschwindigkeit eines Start-ups zu vereinen.

Eine Reihe von Unternehmen haben ihre Organisations- und Prozess strukturen bereits an ihre Digitalisierungs vorhaben angepasst. Sie haben Digitalisierungs-abteilungen, separate Unternehmens-bereiche oder eigenständige Technologie- und Innovations zentren eingerichtet. Nach der Übernahme von ProSyst durch Bosch ist zum Beispiel eine Verschmelzung mit der Bosch Software Innovations GmbH geplant, TRW entwickelt bei ZF in einer eigenen Division innovative Produkte im Bereich intelligente Mechanik, Porsche hat die Porsche Digital GmbH gegründet und bei Daimler sind rund 20 % der Mitarbeiter in Schwarm organisationen aufgegangen, um sich über Abteilungs-grenzen hinweg und autonom vernetzt mit den Themen Connected Cars, Autonomous Driving, Shared Mobility und Electrification zu beschäftigen.

5 Vgl. Rob van der Meulen, „First 100 Days of a Chief Data Officer“, 25. Januar 2016 (http://www.gartner.com/smarterwithgartner/first­100­days­of­a­chief­data­officer).

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Implikationen für mittelständische Automobilzulieferer

MitarbeiterCloud-Technologien sind aus unserem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Sie begleiten uns beim Musik hören und beim Buchen von Unterkünften und Transportmitteln. Die daraus entstandenen neuen Geschäftsmodelle – On-Demand-Dienste wie Uber, Freemium-Modelle wie Dropbox oder Marktplätze wie der App Store – gehen auf Kunden-seite mit einer Transformation der Verhaltensweisen und in den Unternehmen mit einer Transformation der Unternehmenskultur einher. Ohne einen Wandel in den Köpfen der Mitarbeiter ist es für die Unternehmen schwierig, die digitale Transformation ihrer Prozesse, Produkte und Services erfolgreich und nachhaltig zu meistern.

Die größte Herausforderung für mittelständische Zulieferunternehmen ist auf der einen Seite, den Mitarbeitern bewusst zu machen, dass Cloud-Technologien mit anderen Entwicklungsgeschwindigkeiten einhergehen als dem Entstehungs-prozess eines Autos. Auch bieten sie branchenfremden und unvermuteten Wettbewerbern zahlreiche neue Zutrittschancen. So wie Netflix das Medium DVD und WeChat die klassischen Banktransaktionen herausfordert, so fordern die neuen Technologien auch den traditionellen Automobilbau heraus. Die Mitarbeiter müssen dafür sensibilisiert werden, ICC-Lösungen als Chance und Möglichkeit zur Zukunftssicherung des Unternehmens zu begreifen.

Auf der anderen Seite müssen die Unternehmen ihre Mitarbeiter dazu befähigen, den Umgang mit ICC-Technologien erfolgreich zu meistern und (oder) gegebenenfalls zudem entsprechende Rollen im Unternehmen schaffen. Dabei muss eine mögliche Rollenveränderung und die Schaffung gänzlich neuer Jobprofile berücksichtigt werden.

So kann der klassische Controller plötzlich zum Data Scientist werden und das Unternehmen IT-Qualifikationen wie Softwareentwickler, Cloud-Architekten, Data Scientists, Data und Controls Engineers, IT-Security-Spezialisten und IoT-Developer benötigen. Das erfordert engagierte und qualifizierte Mitarbeiter sowie die Fähigkeit, mit Kooperationspartnern wie jungen Start-up-Unternehmen zusammenzuarbeiten und diese koordinieren und kontrollieren zu können.

InformationstechnologieDer Einsatz von ICCs verändert auch die klassischen Aufgaben, das bisherige Rollen verständnis und die herkömmlichen Infrastruktur-landschaften der IT.

Business-Relationship-ManagementMit dem Einsatz von ICC-Anwendungen wächst der Einfluss der Fach bereiche auf die IT-Abteilung. Sie treten als direkte Nutzer und Konsumenten der ICC-Lösungen auf und wirken durch ihre Anforderungen maßgeblich an der Gestaltung der IT-Pläne des Unternehmens mit. Im Unterschied dazu wird die IT als service orientierter Dienstleister der Geschäfts seite auftreten. Sie wird aktiv an der Gestaltung neuer betrieblicher Prozess abläufe beteiligt sein und für die Beschaffung erforderlicher IT-Lösungen, die Verbesserung der Anwendungs erlebnisse, die Förderung von Innovationen und die Effizienz optimierung von Abläufen verantwortlich sein.

Dienstleistermanagement In diesem Zusammen hang müssen die mittelständischen Zulieferer entscheiden, wie ihre IT unter dem Einsatz von ICC-Lösungen in Zukunft genutzt werden soll. Soll sie verstärkt intern aufgebaut werden – und welche Bereiche sollen von einem externen Dienst leister verwaltet werden? Es obliegt der internen IT, einen guten Überblick über den Markt zu bieten, die richtigen Dienstleister auszuwählen und diese auch zu steuern und zu kontrollieren.

UnternehmensarchitekturJe nachdem, für welches Betriebs modell sich ein Unternehmen entscheidet (Public, Hybrid oder Private Cloud), muss die interne IT sicherstellen, dass alle Systeme und Schnitt-stellen integriert funktionieren. Das ist die Voraus setzung dafür, um die Möglichkeiten der ICC wie Agilität, Skalier barkeit und Kosten ersparnis voll ausschöpfen zu können.

DatensicherheitGerade in der Zuliefer industrie mit ihren hohen Forschungs- und Entwicklungs kompetenzen, können mittelständische Zuliefer betriebe komplexe, aber erforderliche Cyber-Security-Konzepte unter Umständen nicht selber aufbauen. Dies ist ein wesentliches Entscheidungs kriterium bei der Auswahl externer Partner, die unter anderem verschlüsselte Kommunikation, zertifizierte Rechen zentren in Deutschland oder besonders abgesicherte ICC-Lösungen nachweisen müssen. Hier muss die interne IT sicherstellen, dass die erforderlichen Kriterien zu Daten-sicherheit und Qualitäts management eingehalten werden.

Culture eats cloud for breakfast.

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Lösungsansätze für den erfolgreichen Einsatz von ICCs

D Lösungsansätze für den erfolgreichen Einsatz von ICCs

Für den Einsatz von ICC-Anwendungen gibt es keine Einheitslösung. Zu unterschiedlich und individuell sind die jeweiligen Herausforderungen und Frage stellungen. Dennoch können im Vorfeld die Vorteile für das jeweilige Unternehmen sowie erste Lösungs-ansätze für den erfolgreichen Einsatz von ICC-Anwendungen bestimmt werden.

Im Rahmen des von PwC konzipierten Transformations prozesses zur Einführung von ICCs wird zunächst die Definition einer langfristigen ICC-Strategie empfohlen. Zu diesem Zweck führen wir zunächst unser spezielles ICC-Readiness-Assessment durch. Dabei analysieren wir alle wesentlichen Fragen, Aspekte und Unternehmens-bereiche, die für den Erfolg der ICC-Implementierung ausschlaggebend sind. So können wir eine Aussage über den aktuellen Reifegrad des jeweiligen Zulieferunternehmens

für den Einsatz von ICC-Lösungen ableiten, erste Potenziale für deren Einsatz ermitteln und Optimierungs- und Kosteneinsparmöglichkeiten identifizieren.

Das bietet gerade mittelständischen Zulieferunternehmen eine kosten-effiziente Möglichkeit, die Risiken und Aufwände vor einer langfristigen ICC-Transformation abzuwägen und eine Orientierungshilfe bei der Entscheidung über die zukunftsfähige Positionierung des Unternehmens zu erhalten.

Abb. 10 Transformationsprozess zur Einführung von Industry Collaborative Clouds (beispielhafte Darstellung)

Aktivitäten

• Identifizierung der wesentlichen Herausforderungen, Treiber und Anforderungen• Erarbeitung einer klaren ICC­Strategie• Durchführung eines umfassenden ICC­Readiness­Assessments über alle Bereiche des Betriebsmodells

hinweg, u. a.: – Analyse der aktuellen Infrastruktur, der Applikationen und der Anforderungen an Datenschutz und Informationssicherheit

– Analyse der Wertschöpfungskette sowie des aktuellen Produkt­ und Dienstleistungsportfolios – Analyse der aktuell vorhandenen Know­hows und Identifikation zukünftiger Skill­Profile

• Durchführung einer umfassenden Gap­ und Risikoanalyse• Identifizierung von Möglichkeiten zum Einsatz von ICCs

Tools• PwC Industry Collaborative Cloud Assessment­Fragebogen• PwC Industry Collaborative Cloud Anforderungsmatrix• PwC Industry Collaborative Cloud Kosten­Nutzen­Analyse­Tool

Ergebnisse

• definierte IT­Ziele und ICC­Strategie• ausführlicher ICC­Readiness­Assessment­Report• detaillierter Business Case für Umsetzung• langfristig ausgerichtete Roadmap für die Umsetzung

Strategie und Bewertung

Konzeption EntwicklungImplemen­

tierungBetrieb und

Kontrolle

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Fazit

E Fazit

Anhand der oben skizzierten Beispiele wurde erläutert, wie mittel ständische Automobil zulieferer ICCs dazu nutzen können, ihre Wettbewerbs fähigkeit im Kontext alternativer Antriebs-technologien, Fahrzeug vernetzung und zunehmender Globalisierung zu sichern.

Darüber hinaus wurde gezeigt, dass die Automobilzulieferer durch ausgewählte ICC-Lösungen und/oder Eigenentwicklungen zum einen neue Geschäftsmodelle und digitale Services ableiten und umsetzen und zum anderen bei einer angespannten Kostensituation oder bei komplexen Organisations- und Prozess strukturen einen Mehrwert in Sachen Effizienzsteigerung und Kostenoptimierung erzielen können.

Durch ein Angebot entsprechender Leistungen haben sie zudem die Möglichkeit, Automobil hersteller und Branchen partner an das eigene Unternehmen zu binden und innerhalb der Branche ihre Position zu festigen und auszubauen.

Wir empfehlen mittelständischen Automobilzulieferern, sich frühzeitig mit den ICCs in ihrer Branche auseinander zusetzen und langfristige Strategien dazu zu entwickeln, wie diese in ihren Unternehmen und Partnernetzwerken gewinnbringend genutzt werden können.

Durch den richtigen Einsatz von ICCs können mittelständische Automobil­zulieferer nicht nur ihre Innovations­ und Kooperations fähigkeit, sondern vor allem ihre Technologie kompetenz unter Beweis stellen.

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