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Technik und Wirtschaft für die deutsche Industrie erschienen in Ausgabe 8/2015, S. 42. Standards für die Produktion in China Deutsche Industrie tritt bei lokalen Zulieferern auf die Kostenbremse PRODUKTION NR. 08, 2015 KÖNGEN (BA). Die deutsche In- dustrie nimmt jetzt in China ihre Lieferketten unter die Lupe. Die in Deutschland übli- chen Lieferanten-Entwick- lungsprogramme setzen sich auch hier immer mehr durch. „Wir fin- den in den Fabriken chinesischer Zulie- ferer teilweise noch Strukturen vor, die mich an die Zei- ten meines Indust- riepraktikums in Deutschland vor fünf- undzwanzig Jahren erin- nern“, sagt David Müller, Ge- schäftsführer der Unternehmens- beratung Staufen in China. „Hier schlummern enorme Potenziale, die in China tätige Unternehmen heben müssen.“ Vorreiter beim Supplier Development sind erneut die Automobilhersteller. Andere Industriebranchen, etwa der Ma- schinenbau und die Hersteller von Haushaltsgeräten, ziehen massiv nach. „Dabei geht es längst nicht mehr nur um klassische Program- me zur Verbesserung der Liefer- treue oder Teilequalität, sondern um das Heben von Kostensen- kungspotenzialen in den Werken der Lieferanten“, so Müller. So auch bei einem chinesischen Zulieferer für die Automobilindu- strie, der mehrere Produktions- standorte betreibt. Müller: „In der Fertigung herrschte große Unord- nung, der Materialfluss war um- ständlich und die Mitarbeiter wirkten unmotiviert.“ Eine erste Analyse brachte sehr hohe Rüst- zeiten und entsprechend schlech- te Maschinenverfügbarkeit ans Licht. Die Lagerhaltung zeichne- te sich durch hohe Bestände aus, Rohmaterialien und Zwischenpro- dukte waren unklar oder gar nicht gekennzeichnet. Die Manager konnten keine aktuellen bezie- hungsweise nachvollziehbaren Qualitäts- oder Ausbringungszah- len nachweisen. Hinzu kam eine viel zu hohe Ausschussrate. „In China ist Nacharbeit oft an der Tagesordnung, was natürlich zu hohen Produktionskosten führt“, sagt Müller. Eine Menge Arbeit für die Be- rater. Per Workshops führten sie zunächst Ordnung, Sauberkeit und Transparenz und entsprechende Standards für die Produktion ein. Dann reduzierten Berater und Werker die Maschinenstillstands- zeiten und erhöhten die Maschi- nenverfügbarkeit. Die Fertigungs- linien wurden auf One-Piece-Flow umgestellt, im Anschluss Super- märkte und Kanban-Systeme in- stalliert. Begleitend erfolgte die Einführung eines Shopfloor-Ma- nagement in Verbindung mit Vi- sualisierungstechniken und einer effektiven Regelkommunikation. Die Resultate können sich sehen lassen: sie umfassten eine Redu- zierung der Bestände um 70 %, die Verkürzung der Durchlaufzeiten um 50 %, die Erhöhung der Pro- duktivität um 30 % und eine Re- duzierung des Ausschusses um 50 %. Um den langfristigen Erfolg sicherzustellen, absolvierten die Best Practice Day 2015 „Lernen von den Besten – der Weg zur Entwicklung erfolgreicher Wert- schöpfungssysteme“, diese Themen vermitteln erfolgreiche Industrie-Ex- perten aus Theorie und Praxis auf dem ‚Best Practice Day 2015‘. Infor- mationen zum führenden Lean-Ma- nagement-Kongress in Europa vom 8. bis 10. Juni 2015 in Darmstadt un- ter http://www.best-practice-day. com/. Hier stehen ebenfalls Experten zum Thema China zur Verfügung. Mehr zur Staufen AG in China: www.staufen.cn Führungskräfte des Zulieferers Schulungen der Staufen AG zum Thema Lean Management. Müller beobachtet, dass immer mehr deutsche Hersteller ihren lokalen Zulieferern gezielte Wei- terbildungsangebote anbieten. Die Staufen Akademie China hat da- rauf mit Fortbildungen reagiert, die speziell für die Entwicklung von Lieferanten konzipiert wur- den, etwa zu den Themen „Pro- zessoptimierung in Fertigung und Logistik“, „Lean Management und Leadership“ und „Lieferanten im Kundentakt“. www.staufen-ag.de Fit machen für die Zukunft: Chinesische Unternehmen lernen, wie sie ihre Liefertreue und Teilequalität steigern und Kosten in den Werken senken können. Bild: Staufen AG 70 % geringere Bestände waren das Ergebnis der umfassenden Um- stellung der Fertigung und der Optimierung von Material- fluss und Lagerhaltung

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Page 1: Standards für die Produktion in China - Staufen AG · Standards für die Produktion in China Deutsche Industrie tritt bei lokalen Zulieferern auf die Kostenbremse PRODUKTION NR

Technik und Wirtschaft für die deutsche Industrie

erschienen in Ausgabe 8/2015, S. 42.

42 · Management · Produktion · 18. Februar 2015 · Nr. 8

Standards für die Produktion in ChinaDeutsche Industrie tritt bei lokalen Zulieferern auf die Kostenbremse

PRODUKTION NR. 08, 2015

KÖNGEN (BA). Die deutsche In-dustrie nimmt jetzt in China ihre Lieferketten unter die Lupe. Die in Deutschland übli- chen Lieferanten-Entwick-lungsprogramme setzen sich auch hier immer mehr durch. „Wir fin-den in den Fabriken chinesischer Zulie-ferer teilweise noch Strukturen vor, die mich an die Zei- ten meines Indust-riepraktikums in Deutsch land vor fünf-undzwanzig Jahren erin-nern“, sagt David Müller, Ge-schäftsführer der Unternehmens-beratung Staufen in China. „Hier schlummern enorme Potenziale, die in China tätige Unternehmen heben müssen.“ Vorreiter beim Supplier Development sind erneut die Automobilhersteller. Andere Industriebranchen, etwa der Ma-schinenbau und die Hersteller von Haushaltsgeräten, ziehen massiv nach. „Dabei geht es längst nicht mehr nur um klassische Program-me zur Verbesserung der Liefer-treue oder Teilequalität, sondern um das Heben von Kostensen-kungspotenzialen in den Werken der Lieferanten“, so Müller.

So auch bei einem chinesischen Zulieferer für die Automobilindu-strie, der mehrere Produktions-standorte betreibt. Müller: „In der Fertigung herrschte große Unord-nung, der Materialfluss war um-ständlich und die Mitarbeiter wirkten unmotiviert.“ Eine erste Analyse brachte sehr hohe Rüst-zeiten und entsprechend schlech-te Maschinenverfügbarkeit ans Licht. Die Lagerhaltung zeichne-te sich durch hohe Bestände aus, Rohmaterialien und Zwischenpro-dukte waren unklar oder gar nicht gekennzeichnet. Die Manager konnten keine aktuellen bezie-

hungsweise nachvollziehbaren Qualitäts- oder Ausbringungszah-len nachweisen. Hinzu kam eine viel zu hohe Ausschussrate. „In China ist Nacharbeit oft an der Tagesordnung, was natürlich zu hohen Produktionskosten führt“, sagt Müller.

Eine Menge Arbeit für die Be-rater. Per Workshops führten sie zunächst Ordnung, Sauberkeit und Transparenz und entsprechende Standards für die Produktion ein. Dann reduzierten Berater und Werker die Maschinenstillstands-zeiten und erhöhten die Maschi-nenverfügbarkeit. Die Fertigungs-

linien wurden auf One-Piece-Flow umgestellt, im Anschluss Super-märkte und Kanban-Systeme in-stalliert. Begleitend erfolgte die Einführung eines Shopfloor-Ma-nagement in Verbindung mit Vi-sualisierungstechniken und einer effektiven Regelkommunikation.

Die Resultate können sich sehen lassen: sie umfassten eine Redu-zierung der Bestände um 70 %, die Verkürzung der Durchlaufzeiten um 50 %, die Erhöhung der Pro-duktivität um 30 % und eine Re-duzierung des Ausschusses um 50 %. Um den langfristigen Erfolg sicherzustellen, absolvierten die

Best Practice Day 2015„Lernen von den Besten – der Weg zur Entwicklung erfolgreicher Wert-schöpfungssysteme“, diese Themen vermitteln erfolgreiche Industrie-Ex-perten aus Theorie und Praxis auf dem ‚Best Practice Day 2015‘. Infor-mationen zum führenden Lean-Ma-nagement-Kongress in Europa vom 8. bis 10. Juni 2015 in Darmstadt un-ter http://www.best-practice-day.com/. Hier stehen ebenfalls Experten zum Thema China zur Verfügung. Mehr zur Staufen AG in China: www.staufen.cn

Führungskräfte des Zulieferers Schulungen der Staufen AG zum Thema Lean Management.

Müller beobachtet, dass immer mehr deutsche Hersteller ihren lokalen Zulieferern gezielte Wei-terbildungsangebote anbieten. Die Staufen Akademie China hat da-rauf mit Fortbildungen reagiert, die speziell für die Entwicklung von Lieferanten konzipiert wur-den, etwa zu den Themen „Pro-zessoptimierung in Fertigung und Logistik“, „Lean Management und Leadership“ und „Lieferanten im Kundentakt“. www.staufen-ag.de

Fit machen für die Zukunft: Chinesische Unternehmen lernen, wie sie ihre Liefertreue und Teilequalität steigern und Kosten in den Werken senken können. Bild: Staufen AG

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