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70 | spectrooms 1/2018 SYMPOSIUM Swissbau Focus Gebaute Identität – Innenarchitektur und das #Kulturerbe2018 Text: Suzanne Schwarz | Fotos: Marcel Baechler, Innenarchitekt VSI.ASAI Die Vereinigung der Schweizer Innenarchitekten und -architektinnen VSI.ASAI. lud am 19. Januar zu Referaten und anschliessender Diskussion in die Swissbau Focus-Arena. Beleuchtet wurde die heutige Rolle der Innen- architektur innerhalb der Baukultur. In angeregtener Diskussion: 1 | Dr. Claudia Schwalfenberg 2 | Thomas Wachter 3 | Carmen Gasser Derungs 4 | Prof. Sybilla Amstutz 5 | David Marquardt 1 2 3 4 5

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Page 1: spectrooms 1 2018 Inhalt - GSK · 2018. 2. 26. · spectrooms 1/2018 | 71 SYMPOSIUM A ls Podiumsteilnehmer präsentierten sich Prof. Sybilla Amstutz, Leiterin der Forschungs-gruppe

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Swissbau FocusGebaute Identität – Innenarchitektur und das #Kulturerbe2018

Text: Suzanne Schwarz | Fotos: Marcel Baechler, Innenarchitekt VSI.ASAI

Die Vereinigung der Schweizer Innenarchitekten und -architektinnen VSI.ASAI. lud am 19. Januar zu Referaten und anschliessender Diskussion in die Swissbau Focus-Arena. Beleuchtet wurde die heutige Rolle der Innen-architektur innerhalb der Baukultur.

In angeregtener Diskussion: 1 | Dr. Claudia Schwalfenberg 2 | Thomas Wachter 3 | Carmen Gasser Derungs 4 | Prof. Sybilla Amstutz 5 | David Marquardt

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Page 2: spectrooms 1 2018 Inhalt - GSK · 2018. 2. 26. · spectrooms 1/2018 | 71 SYMPOSIUM A ls Podiumsteilnehmer präsentierten sich Prof. Sybilla Amstutz, Leiterin der Forschungs-gruppe

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Als Podiumsteilnehmer präsentierten sich Prof.

Sybilla Amstutz, Leiterin der Forschungs-

gruppe Institut für Innenarchitektur der Hochschu-

le Luzern, Carmen Gasser Derungs, Innenarchi-

tektin VSI.ASAI, David Marquardt, Innenarchitekt

VSI.ASAI. Architekt ETH/SIA, Thomas Wachter,

Innenarchitekt REG A SIA/VSI.ASAI sowie Heiko

Stahl, CEO Vitra Switzerland/Austria. Dr. Claudia

Schwalfenberg, Verantwortliche Baukultur SIA,

moderierte die Veranstaltung.

Thomas Wachter, von 2009 bis 2017 VSI.ASAI-Prä-

sident, führte mit einem Manifest in die nachfol-

genden Referate ein. Er stellte Fragen wie: «In wel-

chen Bereichen leistet Innenarchitektur Beiträge

zur Baukultur? Was sind die Schlüsselfaktoren, die

die innenarchitektonische Baukultur ausmachen?

Die Transformationsfähigkeit aus dem Bestand ist

für eine nachhaltige Baukultur entscheidend. Wel-

che planerischen Massnahmen sind heute in der

Innenarchitektur dafür von Bedeutung?»

Für die VSI.ASAI als Trägerschaftsmitglied von

#Kulturerbe2018 liegt der Fokus auf ihrer Kern-

kompetenz Innenarchitektur oder gebaute Identi-

tät. Doch: Identität, was ist das, woher kommt sie?

Wo liegt der Kern der gebauten Identität? Claudia

Schwalfenberg stellte in ihrer klugen Moderation

teils provokative Fragen, wie: «Muss man erst zer-

stören, um eine neue Identität zu stiften?»

Sibylla Amstutz fragte sich und die Zuhörenden:

«Kann man Identität über den Raum vermitteln?»

Die Familie bedeutet Identität, auch die Gesell-

schaft, doch welche Identität stiftet Innenarchitek-

tur? Wie umgehen mit Baudenkmälern? Die Ant-

wort heisse transformieren, etwas Neues damit

machen. Dabei gehöre der Zeitgeschmack unbe-

dingt auch zur Kultur. Die Herausforderung sei,

Langlebigkeit anzustreben, aber gleichzeitig etwas

Neues zu wollen. Diesen Widerspruch gelte es zu

lösen, eben durch Transformation. Gelungene Bei-

spiele seien Ferien im Baudenkmal. Sie erinnere

sich gut an das Haus Tanner, 700 Jahre alt, aber

kein Museum, sondern schöner Aufenthaltsort für

Familien.

In ihrem spannenden Referat präsentierte sie auch

Schlüsselfaktoren aus den Ergebnissen ihrer For-

schung zu gebauter Identität. w

Das Gelbe Haus Flims: Ursprünglich als Wohnhaus erbaut, ist seit der Transformation durch Valerio Olgiati ein Monolith, der seinen Inhalt nach aussen kommuniziert.

Die Scheune «Sontga Crousch» in Riom wurde zum Wintertheater des Origen Festivals Cultural transformiert. Der Grundriss des Zuoz Globe im Vortrag von Carmen Gasser Derungs.

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David Marquardt von MACH Architektur präsentier-

te Erkenntnisse aus seinem Spezialgebiet Marken-

identität zu sichtbaren wie unsichtbaren Faktoren,

die in den Designprozess einfliessen müssen.

Carmen Gasser Derungs plädierte für Transforma-

tion und Diskussion. Die ganze Welt sei eine Büh-

ne. Wichtig sei das «Einordnen». Diese Erkenntnis

praktizieren Gasser Derungs seit langem mit ihren

ausgezeichneten Projekten. Mit der Transforma-

tion einer Scheune zum Theater etwa, wie in Riom.

Die alte Bausubstanz erhalten, aber einer neuen

Nutzung zuführen.

Den Abschluss machte Heiko Stahl mit «What the

fuck is Heimat? Oder: Suche die Nadel im Heuhau-

fen und finde die Bauerstochter». Welchen Anteil

hat der gestaltete Lebensraum an unserer Identi-

tät? Die Frage sei schwierig zu beantworten, genau-

so wie die Grenze zwischen Architektur und Innen-

architektur zu ziehen, denn auch die sei fliessend.

Mehr zum Vortrag: espazium.ch/innenarchitektur-im-kontext

Nächste VSI.ASAI-Veranstaltung, auch zu diesem

Thema: WID World Interiors Day, Freitag, 25. Mai.

Nachmittags im KOSMOS, Zürich. vsi-asai.ch

Die Idee, 2018 das Kulturerbe in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken, ist eine europäische. Am 21. und 22. Januar 2018 trafen sich die Kulturministe-rinnen und Kulturminister Europas auf Einladung von Bundespräsident Alain Berset in Davos. Im Vorfeld des Jahrestreffens des World Economic Forum (WEF) verabschiedeten sie eine Erklärung, die Wege auf-zeigt, wie in Europa eine hohe Baukultur politisch und strategisch verankert werden kann.

Die Erklärung von Davos hebt die zentrale Rolle der Kultur für die Qualität des Lebensraums hervor. Sie er-innert daran, dass Bauen Kultur ist und Raum für Kul-tur schafft. In einem ganzheitlichen Ansatz wird die gemeinsame Verantwortung von Politik und Gesell-schaft für die gebaute Umwelt betont und eine euro-päische Politik der hohen Baukultur eingefordert.Die gebaute Umwelt beeinflusst das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Be-wohner massgeblich. Sie ist ausschlaggebend für so-ziale Interaktion und Kohäsion, für Kreativität und Identifikation mit dem Ort. Die hochwertige Weiter-entwicklung des bestehenden Siedlungsraums und der sorgfältige Umgang mit der Landschaft gehören zu den zentralen Herausforderungen der heutigen Gesellschaft und der zukünftigen Baukultur. Die Qualität unserer Städte, Dörfer und Landschaften steht bekanntlich unter Druck: Zersiedelung, gesichts-lose Agglomerationen und wuchernde Verkehrsflä-chen haben negative gesellschaftliche Auswirkungen. Ihnen soll mit einer europäischen Politik begegnet werden, die darauf abzielt, die zukünftige Gestaltung der baulichen Umwelt nachhaltig zu verbessern. Das Thema der Konferenz wurde am Jahrestreffen des WEF aufgegriffen. Mit der Organisation der Konferenz anlässlich des Europäischen Kulturerbejahres unter-streicht die Schweiz die Bedeutung von Baukultur. Dazu gehört das baukulturelle Erbe genauso wie das zeitgenössische Planen und Bauen.Auf nationaler Ebene laufen bereits Anstrengungen im Sinne der Erklärung. Im Rahmen der Kulturbot-schaft 2016–2020 hat der Bund beschlossen, eine Strategie zur Baukultur zu erarbeiten, die 2020 vor-liegen soll.

Die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK eröffnet das Europäische Kulturerbejahr (#Kultur-erbe2018) mit der Präsentation des Schweizerischen Kunstführers Num-mer 1006 «Der Ancien Manège in La Chaux-de-Fonds». Das einzigartige Wohnhaus, 1868 durch den Umbau einer Reithalle entstanden und 1980

knapp dem Abbruch entrissen, hat heute einen der interessantesten, reich dekorierten Innenhöfe der Schweiz. Dieser Führer erscheint sowohl auf Deutsch wie auf Französisch.ISBN: 978-3-03797-316-5. 32 Seiten, 52 Abbildungen, CHF 13.00

Einige der geplanten #Kulturjahr2018-Veranstaltungen:

Basel

Architekturvermittlung: Open House Basel – Architek-tur für alle. 60 kostenlose Führungen durch herausra-gende Bauten aus allen Epochen und Sparten5./6. Mai 2018, 10 bis 18 Uhr.

Bern/Biel

Kongress «Kulturerbe – ein gemeinsames Gut. Für wen und warum?». NIKE BAK ICOMOS organisiert den Kon-gress in Zusammenarbeit mit: Hochschule der Künste Bern HKB/Berner Fachhochschule BFH-Zentrum Arts in Context, Arbeitskreis Denkmalpflege AKD, Gesell-schaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Konfe-renz Schweizerischer Kantonsarchäologinnen und Kantonsarchäologen KSKA, MAS Denkmalpflege und Umnutzung BFH/AHB Burgdorf, Schweiz. Verband für Konservierung und Restaurierung SKR, Schweizeri-sche Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften SAGW.15./16. März 2018, Berner Fachhochschule, Architek-tur, Holz und Bau, Biel/Bienne

Zürich

Peter Zumthor. Der Museumsschöpfer auf der Muse-umsbühne. Dabei wird die Spannung zwischen Alt und Neu, Geschichte und Gegenwart, welche auch in die Ausstellung «Auf der Suche nach dem Stil / 1850–1900» (ab März 2018) einfliessen wird, ein Thema des Gesprächs mit Peter Zumthor sein.Dienstags-Reihe mit Peter Zumthor – 03. April 2018, 18:30 – 20:00 – Landesmuseum Zürich

Mehr: Nike-kulturerbe.ch/Agenda

Wettbewerb für alleDas Bundesamt für Kultur BAK lädt zu einem Wett-bewerb. Gesucht, prämiert und umgesetzt werden Ideen und Projekte zu neuer Nutzung und wie Kultur-erbe den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern kann. Auf einer partizipativen Online-Plattform kön-nen Ideen eingegeben, bewertet, kommentiert und weiterentwickelt werden. Nach der Bewertung durch eine Jury werden alle Teilnehmer am 4. Mai 2018 zu einem Fest eingeladen. Die besten Projekte sollen umgesetzt werden.

Einreich-Termin ist der 25. März 2018. Kulturerbefueralle.ch

#Kulturerbe2018Kulturminister Europas forderten am WEF in Davos eine Politik der hohen Baukultur