peter eisenman strukturelle transformationenpeter eisenman 1932 geboren in newark, new jersey, usa...
TRANSCRIPT
Drawing without knowingVorlesung vom 07. April 2011
Peter Eisenman
1932 geboren in Newark, New Jersey, USA1960 Master of Architecture _Columbia University, New York1967-82 Institute for Architecture and Urban Studies, New York „New York Five“1980 Gründung seines Architekturbüros in New York
Text
Greg Lynn
1964 geboren in North Olmsted, Ohio, USA1986 Bachelor of Environmental Design and Philosophy, Miami University of Ohio, Oxford OH1988 Master of Achitecture, Princeton University, Princeton NJ1990–1994 Mitarbeit im Büro von Peter Eisenman1994 Gründung des Büros „Greg Lynn FORM“, Venice, CALehrtätigkeit Columbia University, New York_UCLA, Los Angeles ETH Zürich_Universität für Angewandte Künste Wien
Achim Menges
1975 geboren in Mannheim, Deutschland1996-2002 Studium an der TU Darmstadt und AA London2001-09 Mitglied in „OCEAN design research network“seit 2002 Lehre im Masterprogramm „Emergent Technologies and Design“, AA London 2005 Professur an der HfG Offenbach/Main, Produktgestaltung2008 Berufung an die Universität Stuttgart, Architektur
Peter Eisenman _Strukturelle Transformationen
Eisenman, House II, Hardwick/Vermont, 1969/1970. Axonometrische Strukturdiagramme.Form als Produkt eines systematischen Entwicklungsprozesses – Absage an zeichnerische Repräsentation – Ausblendung von Ort und Funktion
Eisenman, House IV, 1971. Axonometrische Strukturdiagramme.Transformationsprogramm statt Objekt – Verschwinden des Autors – Erzeugung unvorhersehbarer Formen – festgelegte Regeln ohne Ziel
Mobilisierung der Geometrie
Eisenman, Guardiola House, Cádiz, Entwurf, 1988, L-Diagramm.Horizontale und vertikale Verschiebung des Quadrats – L-Figuren – Aktivierung der Figuren samt Übergangszone – Ausschnitthaftigkeit und Instabilität
Eisenman, Guardiola House, Cádiz, Entwurf, 1988. Konzeptdiagramme in Grundriss (1. u. 3. Reihe) und Aufriss (2. u. 4. Reihe).Multiplikation, Verschiebung, Überlagerung in Grund-/Aufriss – Abdrücke auf zugrunde liegende Formen – Wechsel zwischen Figur/Grund, innen/außen
Eisenman, Carnegie Mellon Research Institute, Pittsburgh, Entwurf, 1987–1989, Konzeptdiagramme.Hyperwürfel – Würfel im vierdimensionalen Raum durch Projektion eines dreidimensionalen Würfels – Volumen und Rahmen
Eisenman, Carnegie Mellon Research Institute, Pittsburgh, Entwurf, 1987–1989. Modell. – Eisenman, Guardiola House, Cádiz, Entwurf, 1988. Modell.
Eisenman, Aronoff Center for Design and Art, University of Cincinnati, Cincinnati, 1988–1996. Konzeptdiagramme und Modell.Digitale Werkzeuge für geometrische Gestaltverwandlung (Translation, Rotation und Reflexion) – Kurve als Kette von Rechteckgliedern – rationale Freiform
Collage formaler Bezugssysteme
Eisenman, City of Culture of Galicia, Santiago de Compostela 1999, seit 2001 in Bau, Lageplandiagramme. Freilegung räumlicher und zeitlicher Beziehungen des Ortes – Infragestellen des sicheren, ewigen Ortes – Beziehungssystem statt Behälter
Faltung von Oberflächen
Eisenman, Masterplan Rebstockpark, Frankfurt am Main, Entwurf, 1990–1992. Konzeptdiagramme.Kombination orthogonaler Raster und lokaler Strukturen – vom Objekt zum Terrain – gefaltetes 3D-Netz – Kräftediagramm
„Wird der Ballon gefüllt und geknufft, platzt er nicht, sondern ändert nur im Laufe der Zeit seine Form. Drückt man ihn an einer Stelle ein, beult er an einer anderen Stelle aus. Das Innere wirkt sich also auf das Äußere aus. Potentiell ist die Oberfläche des Ballons wie ein Zwischenraum in der Architektur, die, so wie der Ballon, sich gemäß externen urbanen Zwängen, internen funk-tionalen Kräften und Bewegungen ausdehnt oder zusammenzieht. Sie dehnt sich und zieht sich zusammen als Reaktion auf die Energien, die von innen und außen auf sie wirken. Das führt zu einer neuen Vorstellung von der als Behälter dienenden Oberfläche von Architektur, die den inneren Raum umschließt.“
Eisenman, Zwischenraum, in: Archplus, Dezember 144/145, 1998
Eisenman, Rebstockpark, Frankfurt a. M., Entwurf, 1990–1992. Konzeptdiagramm. – City of Culture of Galicia, Santiago de C., 1999, in Bau, Perspektive. Figur und Grund – Faltung gegen Idee des Solitärs auf neutralem Grund/gegen statisches Objekt – „zeitliche Modulation der Materie“ (Eisenman)
Möbiusband – kontinuierlicher Zusammenhang zwischen Innen und Außen
Greg Lynn _Dynamische Prozesse und Oberflächen
Greg Lynn,Animate Form, New York, 1998. Digitale Animationstechniken aus Hollywoods Filmindustrie – Objekte im simulierten 3D-Raum – Projektion der räumlichen Gestalt in die Zeit
Benutzeroberfläche Maya – simultane Darstellung: Aufsicht, Perspektive, Vorderansicht, Seitenansicht – Zeitleiste – Verwandlung der Form statt visueller Mobilisierung eines fertiggestellten Raummodells – kinematisch vs. dynamisch
„Animation wird häufig verwechselt mit Bewegung (,motion‘), ist jedoch davon zu unterscheiden. Während Bewegung einen Ablauf, eine Aktion impliziert, beinhaltet Animation die Evolution einer Form und deren gestaltenden Kräfte.“
Greg Lynn, Animate Form, New York, 1998
Lynn, Animate Form, New York, 1998. Filme auf CD.Parametrischer, auf vorprogrammierten Regeln basierender Entwurf – Variablen – bei Änderung eines Zahlenwertes automatische Anpassung der übrigen Werte – Objektbewegung durch physikalische Kräfte (Gravitation, Turbulenz, Wind) – links: soft bodies mit unsichtbarem Partikelnetz mit Anziehungs-kräften – Mitte: animierte Partikel – rechts: skin and bones
Film 1 Film 2 Film 3
Lynn, Animate Form, New York, 1998. Regelmäßige Kurvenlinie aus Kreissegmenten und Spline-Kurve.Spline-Kurve, umhüllt von Dreiecken (Kontrollpunkten) und Linien – Veränderung eines Kontrollpunktes -> Auswirkung auf gesamte Kurve
Lynn, Animate Form, New York, 1998. ZeichnungTopologische Geometrie – Verwandlung eines Möbiusbandes in Kleinsche Flasche/eines volumetrischen Ringes in Tasse – Bewahrung der formalen Integrität trotz Verformung – kein Reissen, kein Spalten – elastische und flexible Oberfläche – Gummiband-Geometrie
Topologische Fläche in Maya – Beeinflussung durch mathematische Funktionen (rote Kurven) – keine feststehenden Urformen –verformbares Kontinuum – Reaktion auf vorgegebene Einflussgrößen – Architekt als Regisseur – Prozess- statt Formvorstellung –
Film 4
Lynn, Port Authority Gateway, New York, Entwurf, 1995. Computeranimation von Kugelgebilden in der Ninth Avenue von Rauchpartikeln aus Box.Zeitliche Vorgänge als Parameter – städtischer Verkehr als „rigid bodies“ – Überlagerung von verschiedenen Bewegungspositionen einzelner Kugeln
Film 5
Lynn, Port Authority Gateway, New York, Entwurf, 1995. Längsansicht und Aufsicht des Flugdaches aus einer Rahmenkonstruktion mit einer Membran.
Lynn, Embryological House, Entwurf, 1999–2001. Fünf Modellvarianten, Aufsicht, Vorderansicht und Längsansicht.Formfindung in einer Reihe von Verformungszuständen – keine Einzelform im Sinne eines Unikats – Form als Variante eines vorgegebenen Regelwerks
Lynn, Embryological House, Entwurf, 1999–2001. Modell aus vakuumgeformtem ABS-Kunststoff und CNC-gefrästem MDF-Holz. Rechnergesteuerte Fertigungsmaschinen – direkte Ableitung aus dem Datensatz – keine handwerkliche Interpretation der Zeichnung
links: Friedrich Kiesler, Endless House, 1947–1961. Grundriss und Schnitt. – rechts: Kas Oosterhuis, Parascape, 1998. Drahtgittermodell.Analoge Zeichnung = grafische Repräsentation des später Gebauten – digitale Zeichnung = Information der baulichen Realisierung – File-to-Factory
„Eine rechteckige Konstruktion ist nicht länger eine technische Notwendigkeit, sie ist nur noch ideologische und ästhetische Mode.“ (Lynn)
Film 6
Lynn, Embryological House – Kaffee- und Teeservice für Alessi – Ravioli Chair , 1999–2005.Transformierbarkeit der topologischen Form – offenes Objekt mit vielfältigen, unvorhersehbaren Funktionen – Materialisierung nach der Formwerdung
Michael Hensel | Achim Menges _Performative Materialsysteme
Morpho-Ecologies. Edited by Michael Hensel and Achim Menges, London 2006.Materialeigenschaften, Fügungstechniken und Fertigungsmöglichkeiten als Parameter – Morpho-Ecologies = Beziehungen zwischen Form und Umwelt
Achim Menges, Paperstrip Morphologies, AA School, London, 2004–2005.Selbstbildung der Schlaufe – innere Widerstandsmomente des Papiers/äußere Haltekräfte der Hand im Gleichgewicht – Parameter: Geometrie (Länge und Breite des Streifens), Material (Elastizität und Festigkeit), Verformungsverhalten
Achim Menges, Paperstrip Morphologies, AA School, London, 2004–2005, Modell aus Papierstreifen.Computer zur Beschreibung des Materialverhaltens – Schlaufenelement als flexible Beziehungsstruktur – Verwandlung in konkrete Gestalt durch Kontext
Hensel/Menges/Daniel Coll I Capdevila, Streifenmorphologien, 2004–2005, AA School, London. Formwirkung – Simulationsanalysen zur Lichtdurchlässigkeit und Verschattung der Flechtstruktur
Erwin Hauer, Architectural Screen, Showroom Knoll International, Mexico City, cast hydrostone, 1950.
Industrielle und computergesteuerte Produktionstechniken – Serialität und Individualität der Form – Individualisierung der Komponenten – innerhalb eines Bauteils gleichzeitig offene und geschlossene Bereiche – strukturierte Oberfläche als tragende Konstruktion – Formvariation je nach Lastfall
links: Frei Otto, Seifenhaut mit Seilschlaufe, 1967. – rechts: Otto, Deutscher Pavillon, Weltausstellung 1967, Montreal, 1965–67. Seilnetzkonstruktion.Selbstbildung der Form – elastische Materialien – aufgespannte Seifenhaut mit ausgeglichenen Zugkräften – Strukturform nach Kräfteverlauf
Hensel/Menges, Pavlos Sideris, Membranorganisation, AA London, 2005–06. Digitales Membranelement.Membranverhalten in parametrisches Modell eingeschrieben – Einspannung der Membran in Rahmenkubus
Behnisch + Partner und Frei Otto, Zeltdachkonstruktion, Olympiapark, München, 1968–72. – Hensel/Menges, AA Membranprojekt, London, 2006–07.
Achim Menges/Steffen Reichert, Reaktive Flächenstruktur, Entwurf, 2005–2007, HfG Offenbach, Prototyp mit geschlossenen und geöffneten Holzblättern.
Menges/Reichert, Reaktive Flächenstruktur, Entwurf, 2005–2007, HfG Offenbach. Thermodynamische Analyse der Gesamtstruktur.Analyse von Feuchtigkeit zu- und abführenden Luftströmen – starke Flächenwölbung, hohe Luftgeschwindigkeit, geringe Luftfeuchtigkeit