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Journalism just got mobile Wie die verstärkte Internetnutzung durch mobile Geräte den Journalismus verändert. Eine Fallstudie am Beispiel der Deutschschweiz. Masterarbeit von Simon Hutmacher

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Page 1: Masterarbeit von Simon Hutmacher

Journalism just got

mobile

Wie die verstärkte Internetnutzung durch mobile Geräte den

Journalismus verändert. Eine Fallstudie am Beispiel der

Deutschschweiz.

Masterarbeit von Simon Hutmacher

Page 2: Masterarbeit von Simon Hutmacher

1

Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grads Master of Arts

in «New Media Journalism»

Eingereicht am 17. September 2015

Journalism just got mobile Wie die verstärkte Internetnutzung durch mobile Geräte den Journalismus verändert.

Eine Fallstudie am Beispiel der Deutschschweiz.

Leipzig School of Media

im Externat an der HTWK/Universität Leipzig

Start des Bearbeitungszeitraums: 30. April 2015

Ende des Bearbeitungszeitraums: 17. September 2015

Betreuer und Erstgutachter: Prof. Dr. Josef Trappel

Zweitgutachter: Ralf Ressmann

Kontaktdaten: Simon Hutmacher, Albisstrasse 108, 8038 Zürich

E-Mail: [email protected]

Page 3: Masterarbeit von Simon Hutmacher

2

Danksagung

Die vorliegende Arbeit bedeutet den Schlusspunkt des rund zweijährigen Studiums,

das ich nun hinter mir habe. Ich behalte es als äusserst lehrreiche, vielseitige und

spannende wenn auch intensive Zeit in Erinnerung. Insbesondere verdanken möchte

ich zu diesem Anlass folgende Personen oder Institutionen:

Die Masterarbeits-Betreuer Prof. Dr. Josef Trappel sowie Ralf Ressmann für die

wertvolle Unterstützung vor und während der Masterarbeit

Die Journalisten Adrian Eng, Christoph Brunner, Simon Eppenberger, Maurice

Thiriet, Christoph Stricker, Corsin Zander, Lea Hartmann, Roman Neumann,

Jacqueline Büchi, André Müller, Oliver Baumann sowie Pia Wertheimer für ihre

wertvolle Zeit und die spannenden und aufschlussreichen Interviews

Meinen ehemaligen Arbeitgeber Radio Energy Zürich AG für das

Entgegenkommen bei der Einteilung meiner Arbeitspensen während der

Vorlesungszeit

Meine Schwester Emanuelle für das tolle Cover

Und nicht zuletzt meine NMJ-Mitstreiter für die lehrreichen, aktiven und oftmals

auch unterhaltsamen Tage während den Vorlesungen in Leipzig, Luzern,

Hamburg und Salzburg

Page 4: Masterarbeit von Simon Hutmacher

3

Hinweis im Sinne des Gleichbehandlungsgesetzes

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische

Differenzierung der Sprache (wie beispielsweise Teilnehmer/Innen) verzichtet. Mit der

männlichen Form sind im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich auch weibliche

Personen gemeint.

Page 5: Masterarbeit von Simon Hutmacher

4

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre hiermit an Eides Statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und

ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die aus

fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche

kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner

anderen Prüfungskommission vorgelegt und auch nicht veröffentlicht.

Datum Unterschrift

Page 6: Masterarbeit von Simon Hutmacher

5

Abkürzungsverzeichnis

CMS Content-Management-System

DAB Digital Audio Broadcasting

Full HD Full High Definition

GB Gigabyte

GPRS General Packet Radio Service

GSM Global System for Mobile Communications

HD High Definition

HSDPA High Speed Downlink Packet Access

HSPA High Speed Packet Access

HTML Hypertext Markup Language

IT Informationstechnik

kbit Kilobit

LTE Long Term Evolution

MB Megabyte

Mbit Megabit

MUI Media Use Index

SIM Subscriber identity module

TA Technikfolgenabschätzung

UMTS Universal Mobile Telecommunications System

UC Unique Clients

WLAN Wireless Local Area Network

Page 7: Masterarbeit von Simon Hutmacher

1

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ............................................................................................................. 3

1.1 Persönliche Motivation für diese Arbeit ......................................................... 3

1.2 Relevanz des Themas ................................................................................... 4

1.3 Aufbau der Arbeit ........................................................................................... 6

2 Der mobile Wandel .............................................................................................. 7

2.1 Fallauswahl Entwicklung Mobile Devices ...................................................... 7

2.1.1 Begriffsdefinition Smartphone ................................................................. 8

2.2 Die Evolution des Smartphones .................................................................... 9

2.2.1 Weltweite Entwicklung der Bildschirmgrössen ...................................... 17

2.3 Der „Sonderfall Schweiz“ ............................................................................. 19

3 Theorie und Stand der Forschung ..................................................................... 24

3.1 Der Einfluss der Technik auf den Journalismus .......................................... 24

3.1.1 Die Abkehr vom Determinismus ............................................................ 25

3.1.2 Technikfolgenabschätzung als Lösung ................................................. 26

3.1.3 TA in der Anwendung ........................................................................... 28

3.2 Veränderter Medienkonsum durch Mobilität ................................................ 33

3.2.1 Ubiquität ................................................................................................ 33

3.2.2 Veränderte Darstellung ......................................................................... 34

3.2.3 Prosument............................................................................................. 35

3.3 Änderungen für die Journalisten .................................................................. 36

3.4 Qualitätsmessung ........................................................................................ 39

4 Fragestellungen und Hypothesen ...................................................................... 41

5 Empirischer Teil ................................................................................................. 43

5.1 Operationalisierung der Variablen ............................................................... 43

5.2 Messinstrumente ......................................................................................... 45

5.2.1 Qualitative Inhaltsanalyse ..................................................................... 46

5.2.2 Sample für die qualitative Inhaltsanalyse .............................................. 46

5.2.3 Methodik der qualitativen Inhaltsanalyse .............................................. 48

5.2.4 Qualitative Experteninterviews .............................................................. 50

5.2.5 Sample der Experteninterviews ............................................................ 51

5.2.6 Methodik Qualitative Interviews ............................................................ 53

5.3 Messgütekriterien ........................................................................................ 54

5.4 Ergebnisse der Inhaltsanalyse .................................................................... 57

5.4.1 Live-Ticker ............................................................................................ 58

5.4.2 sda-Bericht ............................................................................................ 69

Page 8: Masterarbeit von Simon Hutmacher

2

5.4.3 Kommentar ........................................................................................... 70

5.4.4 Eigenbericht .......................................................................................... 72

5.4.5 Bilder-Story ........................................................................................... 75

5.4.6 Twitter-Story .......................................................................................... 75

5.4.7 Pushs .................................................................................................... 76

5.4.8 Zwischenfazit ........................................................................................ 78

5.5 Ergebnisse Qualitative Interviews................................................................ 80

5.5.1 Fokus auf mobile Rezeption von Verlagshäusern und Journalisten ...... 80

5.5.2 Art und Umfang der Veränderung von Online-Artikeln .......................... 82

5.5.3 Wahrnehmung zum Zeitdruck ............................................................... 84

5.5.4 Multimedialität ....................................................................................... 85

5.5.5 Veränderung des Texts ......................................................................... 87

5.5.6 Veränderte Anforderungen.................................................................... 88

5.5.7 Beurteilung von Rezipienten-Inputs ...................................................... 92

5.5.8 Beurteilung der Qualitätsentwicklung .................................................... 93

5.5.9 Zukunftsvision ....................................................................................... 94

6 Prüfung der Hypothesen .................................................................................... 97

6.1 Hypothese 1 – Tempoentwicklung im Journalismus .................................... 97

6.2 Hypothese 2 – Multimedia ........................................................................... 98

6.3 Hypothese 3 – Länge der Texte .................................................................. 99

6.4 Hypothese 4 – Prosumer ........................................................................... 100

6.5 Hypothese 5 – Technische Anforderungen ............................................... 101

6.6 Hypothese 6 – Qualitätswahrnehmung ...................................................... 102

7 Fazit ................................................................................................................. 103

7.1 Zusammenfassung .................................................................................... 103

7.2 Methodenkritik ........................................................................................... 106

7.3 Ausblick ..................................................................................................... 107

8 Abbildungsverzeichnis ..................................................................................... 109

9 Literaturverzeichnis ......................................................................................... 112

9.1 Internetquellen [Stand: 13.09.2015]: ......................................................... 117

Page 9: Masterarbeit von Simon Hutmacher

3

1 Einleitung

In diesem Kapitel wir die Motivation des Autors für das Arbeitsthema erläutert. Zudem

wird die Relevanz des Themas aufgezeigt und ein Überblick über die Struktur der

Arbeit gegeben.

1.1 Persönliche Motivation für diese Arbeit

Innerhalb weniger Jahre hat nach der Jahrtausendwende eine technische Revolution

stattgefunden. Das Mobiltelefon hat sich in der westlichen Welt nicht nur als

persönlicher Alltagsgegenstand durchgesetzt sondern gewann innert weniger Jahre

massiv an Fähigkeiten dazu. Vor fünf Jahren (2010) diente es in erster Linie noch als

Kommunikationsgerät zwischen einzelnen Personen, nun ist es ein vollwertiges

internetfähiges Gerät, das klassischen Geräten wie dem Computer massiv das Wasser

abgräbt. Persönlich beobachte ich diesen Prozess sehr interessiert und wechsle das

eigene mobile Gerät mit einer hohen Kadenz, um technische Neuerungen zeitnah

auszuprobieren. Der rasche Wandel scheint sich auch auf die Medienhäuser und

deren Journalisten auszuwirken. Bei Redaktionsbesuchen für den Masterlehrgang

„New Media Journalism“ sprachen Verleger und Redaktionsleiter von „Sharable

Content“, „Mobile first“-Strategien und dem Ziel, die Konsumenten durch deren Alltag

zu begleiten. Als Journalist war ich bislang in klassischen Medien tätig, als Redakteur

beim Privatradio und als Journalist beim Fernsehen bediente ich die Konsumenten in

erster Linie auf klassischen Empfangsgeräten und zu fixen Publikationszeitpunkten –

solche neuen Anforderungen waren mir also eher fremd. Selber wanderte mein

Medienkonsum innerhalb weniger Jahre aber verstärkt auf das Mobiltelefon –

Journalistische Erzeugnisse konsumiere ich je länger je weniger auf Papier oder

grossen Bildschirmen, sondern auf meinem Mobiltelefon – und zwar wann und wo ich

will. Dass dieses Verhalten einem Trend entspricht soll die vorliegende Arbeit unter

anderem aufzeigen. Unklar ist aber, ob dieser enorme Wandel einen Einfluss auf das

tägliche Schaffen von Journalisten und deren Produkte hat und wenn ja wie dieser

Einfluss aussieht. Hat ein Technikwandel dem Journalismus eine neue Richtung

gegeben? Oder wird der Einfluss des Wandels überschätzt? Und in welche Richtung

könnte sich der Journalismus entwickeln? Diese spannenden Fragen sollen mithilfe

der vorliegenden Masterarbeit angegangen werden.

Simon Hutmacher, Zürich am 14. September 2015

Page 10: Masterarbeit von Simon Hutmacher

4

1.2 Relevanz des Themas

„Die breite Bevölkerung interessiert sich praktisch nur fürs Telefonieren und das

Senden oder Empfangen von SMS-Nachrichten. Der Verkauf von Handys mit PC-

Eigenschaften, von so genannten Smartphones, dümpelt bei fünf Prozent am

gesamten Endgeräteabsatz. Das Hochleistungsnetz UMTS wird kaum

genutzt.“ (Cash: 2006). So fasste eine Wirtschaftszeitung vor neun Jahren die

Situation von Smartphones und mobilem Internet in der Schweiz zusammen – in der

Zwischenzeit hat sich in der Schweiz wie auch global einiges getan.

Im Juni dieses Jahres machte das amerikanische Traditionsblatt „The New York

Times“ von sich Reden. Während einer Woche wurde den Journalisten auf den

Arbeits-Desktop-Computern nämlich der Zugang zu der hauseigenen New York

Times-Homepage gesperrt. Der Grund dafür wurden den Mitarbeitenden des

Newsrooms in einer Mail erläutert: „Mehr als die Hälfte des Traffics auf unserer Seite

geschieht über Mobile Devices. Wir hoffen, dass diese temporäre Sperrung uns helfen

wird, dass der Fokus auf mobile Inhalte einen zentraleren Stellenwert in unserem

täglichen Schaffen erhält“. Die Mitarbeitenden waren angehalten, die hauseigene

Website über ihre eigenen mobilen Geräte aufzurufen (The Wall Street Journal, Juni

2015). Das traditionelle Medienunternehmen unternimmt solche Experimente wegen

einem tiefgreifenden Nutzungswandel.

In den USA verzeichnen bereits 39 von 50 Nachrichten-Webseiten mehr Traffic von

Smartphones und Tablets als von herkömmlichen Desktop-Computern. Gleichzeitig

verbringen aber nur bei 10 von jenen 50 Webseiten die Mobil-Nutzer mehr Zeit pro

Besuch als die Desktop-User. Anders ausgedrückt: Es greifen zwar immer mehr

Nutzer per Mobilgerät auf Online-Nachrichtenangebote zu, dies aber kürzer als am

grossen Computerbildschirm (Pew Research Center 2015).

Nicht nur in den USA sind Medienunternehmen wegen dem rasch stattfindenden

Nutzungswandel gefordert. Die britische Tageszeitung “The Guardian” hat jüngst ein

Team ins Leben gerufen, welches Innovationen entwickeln soll, um Nachrichten

besser auf mobile Geräte anzupassen. Eine Medien-Stiftung hat dafür 3 Millionen US-

Dollar springen lassen. Deren Vizepräsidentin erklärte die Grossinvestition

folgendermassen: “Mittlerweile wird die Hälfte der News mobil konsumiert. Die

Medienunternehmen müssen daher sehr rasch neue Strategien für die Zukunft

entwickeln, damit Nachrichten auf kleineren Bildschirmen attraktiver dargestellt

Page 11: Masterarbeit von Simon Hutmacher

5

werden können (The Guardian 2015). Im aktuellen Innovationsreport der BBC

(erschienen Ende Januar 2015) werden fünf technische Trends geortet – einer davon

ist die steigende Konnektivität der Nutzer durch mobile Geräte. Die BBC prognostiziert,

dass diese Technologie die Nutzer noch stärker dazu befähigt, qualitativ hochstehende

Inhalte sowohl überall und jederzeit zu konsumieren wie auch selber herzustellen. Das

führe dazu, dass Medienorganisationen grosse Innovationen für den digitalen Content

hervorbringen müssten und die Leute vermehrt unterwegs Video schauen würden, da

die Konnektivität und die Anzeigegeräte auch mobil bessern würden (BBC 2015: 15).

Auch in der Schweiz ist der Fokus von Medienunternehmen hin zu den mobilen

Empfangsgeräten gerückt. Die jüngst bekannt gewordene neue Digitalstrategie des

öffentlich-rechtlichen Rundfunkbetreibers SRF in der Deutschschweiz beinhaltet den

Ansatz „Mobile First“. Und der ehemalige Chefredakteur des Spiegels, Wolfgang

Büchner, hat als neuer Geschäftsführer der „Blick“-Gruppe in der Schweiz seinen

Mitarbeitenden folgende Zielvorstellung formuliert: Ab Anfang 2016 soll der Newsroom

der „Blick“-Gruppe noch stärker auf die Herausforderungen der fortschreitenden

Digitalisierung ausgerichtet sein. Ab dann soll der Newsroom Inhalte produzieren, die

in erster Linie auf dem Smartphone konsumiert werden (Tagesanzeiger 2015). Und

kurz vor Fertigstellung dieser Arbeit lancierte 20Minuten Ende August eine Neuauflage

der eigenen Mobil-App, in welcher die Leser wesentlich stärker eingebunden werden.

Der Verlag liess sich die Weiterentwicklung gemäss eigenen Aussagen eine

siebenstellige Summe kosten.

Die Journalisten sehen sich also mit einer neuen Art des Wandels konfrontiert.

Während die Digitalisierung noch in vollem Gange ist, müssen sie den Kanal

„Online“ nun anfangen zu differenzieren – in stationäre und mobile Nutzung. Bei der

Entwicklung und Verbreitung von Smartphones kann von einer disruptiven Innovation

gesprochen werden und es ist insofern spannend, ob und wie sich die Schweizer

Medienhäuser konkret gegenüber dieser Entwicklung verhalten und bewegen.

Page 12: Masterarbeit von Simon Hutmacher

6

1.3 Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Arbeit ist in drei Hauptteile aufgegliedert:

Zunächst soll eine Einleitung die Relevanz des Themas aufzeigen. Im Anschluss wird

anhand diverser Gerätebeispiele und Marktzahlen aufgezeigt, wie der mobile Wandel

in der Schweiz und auch global innerhalb weniger Jahre von statten gegangen ist. Der

erste Teil erstreckt sich von Kapitel 1 bis 2.

Anschliessend wird im Theorieteil der aktuelle Stand der Forschung aufgezeigt.

Insbesondere soll auf die nicht mehr zeitgemässe Anwendung des

Technikdeterminismus und daraus folgend auf die Technikfolgenabschätzung

eingegangen werden. Zudem werden aktuelle Forschungsbefunde zum veränderten

Medienkonsum aufgrund des mobilen Wandels aufgelistet. Dieser mittlere Teil umfasst

das Kapitel 3.

Der dritte und umfangreichste Teil widmet sich der Empirie. Zunächst werden aufgrund

von Forschungsfragen überprüfbare Hypothesen gebildet. Danach wird beschrieben,

mit welcher Methodik die Hypothesen überprüft werden sollen. Zum Schluss werden

die Forschungsergebnisse präsentiert und ein Fazit gezogen. Dieser Teil erstreckt sich

über die Kapitel 4 bis 7.

Page 13: Masterarbeit von Simon Hutmacher

7

2 Der mobile Wandel

In diesem Kapitel wird aufgezeigt, welche Entwicklung Smartphones in Bezug auf die

mobile Internetverbindung, die Darstellung und Portabilität innerhalb von 10 Jahren

durchlaufen haben. Dazu wird aufgezeigt, wie die Netzbetreiber die mobile

Internetversorgung ausgebaut haben und wie stark das mobile Internet über die Zeit

genutzt wurde. Dafür werden Zahlen der Nutzung am Beispiel Schweiz aufgezeigt.

Die Fallauswahl wird im folgenden Abschnitt dargelegt.

2.1 Fallauswahl Entwicklung Mobile Devices

Um den Wandel hin zum verstärkten mobilen Konsum zu dokumentieren, wird als

Fallauswahl die Schweiz definiert. Dies aus verschiedenen Gründen. Zum einen findet

die technologische Entwicklung des mobilen Internets je nach Weltregion mit

unterschiedlichem Tempo statt. Aus geographischen Gründen können einzelne

Länder einfacher eine landesübergreifende Netzabdeckung anbieten als andere,

beispielsweise weil sie topographisch weniger Höhenunterschiede aufweisen als

andere. Dazu kommt auch die Ausgestaltung der politischen Mitspracherechte.

Während Mobilfunkantennen in gewissen Regionen schnell und unkompliziert gebaut

werden können, müssen sie in anderen Teilen der Erde einen regelrechten Marathon

durch verschiedene Vernehmlassungsformen nehmen – das Mitspracherecht der

Bevölkerung und die Ansprüche an die Bauform können den Bau um Jahre

hinauszögern oder sogar ganz verhindern. Unter anderem diese Unterschiede führen

dazu, dass einzelne Ländern in der mobilen Technologie wesentlich fortgeschrittener

sind als andere. Südkorea beispielsweise führte bereits im Jahr 2011 flächendeckend

den Mobilfunkstandard LTE ein, während in der Schweiz zu diesem Zeitpunkt noch mit

dem deutlich langsameren HSDPA-Standard gesurft wurde. Dies unter anderem

deswegen, weil die LTE-Frequenzen vom Bund (die eidgenössische Verwaltung) erst

ein Jahr später an die Mobilfunkbetreiber versteigert wurden. Für die folgende

Untersuchung bietet es sich also an, den Fokus auf ein Land zu richten. In der Schweiz

ist die Smartphone-Durchdringung ausserordentlich hoch und hat bei jungen Leuten

nahezu den Faktor 100% erreicht (MUI 2014) – dazu besitzt die Schweiz ein hohes

Wohlstandsniveau. Generell ist die Schweiz zwar eine Hochpreisinsel, nicht jedoch für

Elektronikprodukte. Diese sind in den umliegenden Ländern Österreich, Frankreich

und Italien deutlich teurer – ein iPhone 6 128GB kostet im August 2015 beim

Page 14: Masterarbeit von Simon Hutmacher

8

günstigsten Schweizer Anbieter beispielsweise 29% weniger als bei den günstigsten

Deutschen und Österreichischen Anbietern – Italiener müssen gar 58% mehr für

dasselbe Telefon bezahlen. Und dies, obwohl der Schweizer Kaufkraftstandard (das

verfügbare Einkommen) gemäss dem Bundesamt für Statistik im Jahr 2014 1.7-mal

höher als in Italien und 1.3-mal höher als in Deutschland war. Die tiefen Preise für

Elektronikartikel liegen unter anderem daran, dass ein harter Wettbewerb zwischen

den Online-Shops tobt. Diese Faktoren, das hohe Lohnniveau und die tiefen Preise für

Elektronikartikel, führen dazu, dass sich hochwertige Smartphones in der Schweiz

rasch etablieren.

Die Schweizer sind zudem Weltmeister im Zugfahren, nirgends sonst werden derart

viele Bahnkilometer pro Person und Jahr zurückgelegt (Litra 2011). Dadurch kann

auch von einem hohen Grad an Nutzung von mobilem Internet ausgegangen werden

– denn im Gegensatz zum Autoverkehr kann im öffentlichen Verkehr das mobile

Internet nahezu hürdenlos genutzt werden.

Da in der vorliegenden Arbeit sowohl die Entwicklung der mobilen Endgeräte aber

auch die journalistischen Erzeugnisse dafür sowie Aussagen von Journalisten

analysiert werden, gibt es auch logistische Gründe für die Fallauswahl Schweiz. Der

Autor ist selber in der Schweiz wohnhaft – daher sind die Analyse der journalistischen

Erzeugnisse sowie die Face-to-Face-Interviews mit Experten wesentlich einfacher zu

bewerkstelligen als wenn dies in einer anderen Region geschehen würde (Die

Fallauswahl der Medienhäuser und Experten wird in Kapitel 5.2 erläutert).

Zusammengefasst kann daher festgehalten werden, dass der mobile Wandel in der

vorliegenden Arbeit sich auf das Fallbeispiel der Schweiz begrenzt.

2.1.1 Begriffsdefinition Smartphone

Zunächst soll in diesem Unterkapitel festgehalten werden, wie in dieser Arbeit der

Begriff „Smartphone“ definiert wird, damit die späteren Ausführungen, welche darauf

Bezug nehmen, klar gekennzeichnet sind. Unter einem Mobile Device – oder auch

mobilem Endgerät – versteht man ein technisches Gerät, das sich aufgrund von

Grösse und Gewicht leicht transportieren lässt und durch seine „autarke

Stromversorgung an wechselnden Orten“ verfügbar gemacht werden kann (Rügge

2007:18).

Page 15: Masterarbeit von Simon Hutmacher

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Der Begriff Smartphone ist ursprünglich eine Bezeichnung aus dem Marketing,

entsprechend gibt es verschiedene Definitionen für den Begriff. Pitt (2010: 27)

definierte etwa, dass ein Smartphone vier Eigenschaften mitbringen muss, nämlich

multimediale Einsatzmöglichkeiten mit hochauflösenden Bildschirmen,

Beschleunigungs- und Lagesensoren sowie Ortungsfähigkeit und App-Stores. Für die

vorliegende Arbeit sollen die Kriterien aber verändert werden, um die Entwicklung der

Geräte über zehn Jahre hinweg aufzeigen zu können. Der Fokus wird auf die mobile

Internetverbindung gerichtet.

Für die Definition eines Smartphones soll also das Kriterium aufgestellt werden, dass

ein Mobile Device selbstständig ohne zusätzliche Hardwarekomponente eine

Verbindung mit dem mobilen Internet herstellen kann – dies sowohl über WLAN wie

auch mittels einer SIM-Karte über das Mobilfunknetz. Die Telefonie über GSM soll

ebenso möglich sein – damit wird die Abgrenzung zu Tablets mit Internetzugang

sichergestellt. Da es einige Ausnahmen unter den Tablets gibt, wird die maximale

Diagonale des Bildschirms auf 17.27 Zentimeter (6.8 Zoll) festgelegt. Zudem verfügt

ein Smartphone über einen Bildschirm, welcher mittels Berührung die Steuerung

zulässt, einen sogenannten Touchscreen. Zum Eingeben von Text wird ein

Buchstabenfeld eingeblendet oder eine Hardware-Tastatur verwendet und ein Sensor

erfasst, wie der Nutzer das Smartphone hält, um die Inhalte in Hoch- oder Querformat

darzustellen. Auf der internen Festplatte können beispielsweise Musik, Videos und

Fotos gespeichert werden (Vgl. Definition itwissen.de).

2.2 Die Evolution des Smartphones

Innerhalb von zehn Jahren – von 2005 bis 2015 – haben sich Bauform, technische

Fähigkeiten und Ausstattung von Smartphones deutlich verändert. Im Jahr 2005 waren

Smartphones noch Nischenprodukte. Den grössten Marktanteil unter allen

Mobiltelefonen wiesen Geräte mit dem Betriebssystem Symbian OS mit 51% auf (TDG

Research 2006) und der Grossteil der Geräte waren keine Smartphones. Erste Geräte,

welche gemäss Definition dieser Arbeit zu der Kategorie der Smartphones gehörten,

liefen mit dem Betriebssystem Windows Mobile 5.0 von Microsoft. Der Marktanteil

dieser Geräte lag im Jahr 2005 weltweit bei 17% (TDG Research: 2006). Gemeinsam

hatten die Geräte, dass der Bildschirm nicht mit dem Finger sondern einem Passiven

Page 16: Masterarbeit von Simon Hutmacher

10

Stylus bedient wurden. Auf das Internet wurde mittels WLAN oder UMTS zugegriffen.

Die folgende Auflistung richtet das Augenmerk auf je ein Gerät pro Erscheinungsjahr.

Es sollen Geräte präsentiert werden, die bestimmte technische Eigenschaften wie eine

verbesserte Auflösung des Bildschirms oder einen schnelleren Internetstandard als

eines der ersten Geräte auf dem Markt innehatten. Die Liste soll dadurch aufzeigen,

welche technischen Möglichkeiten zu jenem Zeitpunkt vorherrschten (ausgewählt

werden ausschliesslich Geräte, die global vertrieben wurden).

2005: Das erste Produkt mit eingebautem UMTS-Modul war das Modell „HTC Universal“. Die

maximale Geschwindigkeit für das mobile Internet betrug 384 kbit/Sekunde. Der

Bildschirm mass 9.1 Zentimeter in der Diagonale (3.6 Zoll) und löste mit 480 x 640

Pixel auf. Das Gerät brachte ein Gewicht von 287 Gramm auf die Waage.

Abbildung 1: HTC Universal (Quelle: pdadb.net)

2006: Im Jahr 2006 kamen die ersten Geräte mit dem schnelleren Internetstandard HSDPA

auf den Markt. Unter ihnen war das HTC Hermes 300. Dank der UMTS-Erweiterung

HSDPA verfügte das Gerät über eine maximale mobile Internetgeschwindigkeit von

7.2 Mbit/Sekunde. Der Bildschirm wies eine diagonale Länge von 7.1 Zentimetern (2.8

Zoll) auf und löste mit 240 x 320 Pixel auf – auch hier erfolgten die Eingaben mittels

eingebautem Stift. Insgesamt wog das Gerät 176 Gramm.

Page 17: Masterarbeit von Simon Hutmacher

11

Abbildung 2: HTC Hermes 300 (Quelle: pdadb.net)

2007:

2007 folgte ein Meilenstein in der Entwicklung des Smartphones. Apple lancierte die

erste Generation des iPhone. Das Gerät unterstützte zwar lediglich den

Internetstandard GPRS und Edge (maximal 384 kbit/Sekunde), bot also in Sachen

Internetverbindung keine Neuheiten. Neuartig war aber die Art der Bedienung: Statt

mit einer Hardwaretastatur wurden alle Eingaben auf dem Touchscreen mittels den

Fingern vorgenommen. Apple hatte dazu das Betriebssystem iOS mit extra grossen

Icons entwickelt sowie die „Multi-Touch-Technologie“ eingeführt. Dies bedeutet, dass

mehrere Finger gleichzeitig Eingaben vornehmen können. Der Bildschirm mass 8.89

Zentimeter (3.5 Zoll) und löste mit 480 x 320 Pixel auf. Insgesamt wog das Gerät 135

Gramm.

Abbildung 3: iPhone (Quelle: allenpike.com)

Page 18: Masterarbeit von Simon Hutmacher

12

2008:

Im Jahr 2008 folgte die Antwort von Google. Mit dem HTC Dream lancierte der

Suchmaschinenanbieter mit Android ein neues Betriebssystem und das HTC Dream

war das erste Gerät, welches damit ausgestattet war. Auch Android setzte auf die

Eingabe via Finger, obschon zunächst viele Android-Geräte noch mit Hardware-

Tastaturen erschienen. Das Gerät verfügte über eine HSPA-Internetanbindung (7.2

Mbit/Sekunde), einen 8.1 Zentimeter (3.2 Zoll) grossen Bildschirm mit einer Auflösung

von 320x480 Pixel sowie über ein Gewicht von 158 Gramm.

Abbildung 4: HTC Dream (Quelle: phonesdata.com)

2009:

Bereits die dritte Generation des iPhone, das iPhone 3GS, wurde von Apple 2009

lanciert. Apple stieg nun auch auf den Zug des damals schnellen mobilen Internets auf

und spendierte dem Gerät den Internetstandard HSDPA. Damit wurden

Downloadraten von 7.2 Mbit/Sekunde möglich. Bildschirm und Gewicht blieben

identisch mit dem iPhone der ersten Generation (3.5 Zoll bei Auflösung 320x480 Pixel,

135 Gramm).

Page 19: Masterarbeit von Simon Hutmacher

13

Abbildung 5: iPhone 3GS (Quelle: d3nevzfk7ii3be.cloudfront.net)

2010:

Einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung konnte HTC mit dem Modell EVO 4G

setzen. Das Android-Gerät war das erste weltweit verfügbare Smartphone mit der

mobilen Internet-Technologie 4G, auch LTE genannt. In diesem Gerät betrug die

maximale Downloadrate 10Mbit/Sekunde. Das Smartphone verfügte mit 10.9

Zentimetern Bildschirmdiagonalen (4.3 Zoll) und einer Auflösung von 480 x 800 Pixel

auch über einen deutlich grösseren und schärferen Bildschirm als die Vorgänger. Das

Gerät wog 170 Gramm.

Abbildung 6: HTC EVO 4G (Quelle: img.gadgetian.com)

Page 20: Masterarbeit von Simon Hutmacher

14

2011:

Die Auflösung der Bildschirme und die verfügbare Internetgeschwindigkeit

entwickelten sich weiter. Motorola veröffentlichte 2011 das Modell Droid Razr. Es wies

bei einer Bildschirmdiagonale von 10.9 Zentimetern (4.2 Zoll) eine Auflösung von 540

x 920 Pixel auf. Durch die erweiterte LTE-Technologie waren Downloadraten von bis

zu 50 Mbit/Sekunde möglich. Das Gerät brachte 127 Gramm auf die Waage.

Abbildung 7: Motorola Droid Razr (Quelle: shopologgy.pk)

2012:

In den Listen der beliebtesten Smartphones tauchte nun Samsung immer häufiger als

Hersteller auf. Im Jahr 2012 veröffentlichten die Südkoreaner die zweite Ausführung

ihres Phablets, das Galaxy Note 2. Samsung war es, welcher den Begriff Phablet (eine

Mischung aus den Begriffen Phone und Tablet) salonfähig gemacht und damit eine

neue Nische im Smartphone-Markt etabliert hat. Die erste Generation des Note

verkaufte sich 2011 überraschend gut, deshalb lancierte Samsung weitere Versionen

der für diese Zeit überdimensionierten Geräten. Das Galaxy Note 2 wies einen wuchtig

grossen Bildschirm mit einer Diagonalen von 13.9 Zentimetern (5.5 Zoll) und einer

Auflösung von 720 x 1280 Pixeln auf. Durch den Standard HSPA+ wurden

Downloadgeschwindigkeiten von maximal 42.2 Mbit/Sekunde möglich, das Gerät wog

182 Gramm.

Page 21: Masterarbeit von Simon Hutmacher

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Abbildung 8: Samsung Galaxy Note 2 (Quelle: matjarey.com)

2013:

Mittlerweile als Tochterunternehmen von Microsoft, veröffentlichte der einstige

finnische Gigant Nokia weitere Smartphones. Im Jahr 2013 stellte Nokia das Lumia

1520 vor. Das Smartphone lief mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone und

wies eine Bildschirmdiagonale von 15.2 Zentimetern (6 Zoll) auf. Dazu löste der

Bildschirm mit Full HD, also mit 1080 x 1920 Pixeln auf. Das Gerät brachte 209 Gramm

auf die Waage und konnte via LTE Internetverbindungen von bis zu 150 Mbit/Sekunde

herstellen.

Abbildung 9: Nokia Lumia 1520 (Quelle: phonesdata.com)

2014:

Lange wehrte sich Apple gegen den Trend der wachsenden Smartphone-Bildschirme,

nun aber stellte der amerikanische Konzern nach dem Tod des Firmengründers Steve

Jobs mit dem iPhone 6 Plus erstmals auch ein Phablet vor. Das Gerät verfügte über

eine Bildschirmdiagonale von 13.9 Zentimetern (5.5 Zoll) und eine Full HD-Auflösung

Page 22: Masterarbeit von Simon Hutmacher

16

(1080 x 1920 Pixel). Auch hier waren nun Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 150

Mbit/Sekunde möglich, dazu wog das Gerät 172 Gramm. Apple lancierte erstmals zwei

Geräte in einem Jahr, das eine Modell blieb mit einem 4.7 Zoll-Bildschirm

vergleichsweise klein.

Abbildung 10: iPhone 6 neben iPhone 6 Plus (Quelle: blogs-images.forbes.com)

2015:

Während sich die meisten Geräte bei einer Bildschirmgrösse zwischen 5 und 5.5 Zoll

einpegelten, tauchten auch gigantische Geräte auf, welche die Grenze zwischen

Smartphones und Tablets noch stärker aufweichten. Der aufstrebende Chinesische

Hersteller Huawei stellte 2015 das Gerät Huawei P8 Max vor. Das Smartphone wies

eine Bildschirmdiagonale von 17.2 Zentimetern auf (6.8 Zoll) auf, dies mit einer Full

HD-Auflösung (1080 x 1200 Pixel). Das Gerät wog 228 Gramm und stellte LTE-

Internetverbindungen von maximal 150 Mbit/Sekunde her.

Abbildung 11: Huawei P8 Max (Quelle: i.ytimq.com)

Page 23: Masterarbeit von Simon Hutmacher

17

Weitere Trends im Jahr 2015 waren 2K-Bildschirme, die eine schärfere Auflösung als

Full HD lieferten. Sony stellte Anfang September 2015 dann das weltweit erste Gerät

mit einem 4K-Bildschirm, also der vierfachen HD-Auflösung, vor.

2.2.1 Weltweite Entwicklung der Bildschirmgrössen

Die exemplarisch ausgewählten Smartphones im vorangehenden Abschnitt lassen

den Schluss zu, dass die Bildschirmgrösse bei den Smartphones innerhalb weniger

Jahre massiv gewachsen und auch die Geschwindigkeit des mobilen Internets rasch

angestiegen ist. Technik-Blogger Alex Barredo hat zur Entwicklung der

Bildschirmgrösse eine Statistik erstellt (Gizmodo.com: 2014). Nach der Lancierung

des ersten iPhones im Jahr 2007 erfasste er über 4‘000 Smartphones, welche weltweit

lanciert wurden, in einer Datenbank. Die Messung dauerte bis Anfang 2014.

Abbildung 12: Durchschnittliche Bildschirmgrössen (Quelle: gizmodo.com)

Anhand der Kurve ist zu beobachten, dass es fünf Jahre gedauert hat, bis die

durchschnittliche Bildschirmgrösse von 3 auf 4 Zoll angewachsen ist. Innerhalb von

zwei Jahren ist die Durchschnittsgrösse dann aber auf 5 Zoll angewachsen, das

Wachstum hat sich also beschleunigt und die aktuellen Spezifikationen von

Page 24: Masterarbeit von Simon Hutmacher

18

Smartphones zeigen, dass dieser Trend bis zum aktuellen Zeitpunkt ungebrochen

bleibt.

Die Statistik zeigt weiter, dass die Portabilität von Smartphones nicht zugenommen

hat. So sind die aktuellen Geräte leicht grösser als vor einigen Jahren. Die Zunahme

der Gerätegrösse ist aber deutlich flacher als diejenige der Bildschirme. Dies liegt

daran, dass die Hersteller den Screen-to-Bezel-Ratio (Verhältnis der Bildschirmgrösse

zu der Gesamtgrösse des Geräts) erhöhen konnten – Smartphones mit deutlich

grösserem Bildschirm sind also nur minim grösser als die älteren Produkte mit deutlich

kleineren Bildschirmen.

Abbildung 13: Durchschnittliche Screen-to-Bezel Ratio (Quelle: gizmodo.com)

Page 25: Masterarbeit von Simon Hutmacher

19

2.3 Der „Sonderfall Schweiz“

Seit 2009 verfasst die Y&R Group Switzerland einen jährlichen Media Use Index (MUI).

Dabei werden zwischen 1‘500 und 2‘000 Personen zwischen 14 und 69 Jahren in der

Schweiz (Deutsch- und Westschweiz) online zu ihrem Mediennutzungsverhalten

befragt. Die Strichproben sind laut Y&R Group repräsentativ gemäss den offiziellen

Strukturdaten der Länder. Im Jahr 2009 besassen 35% der Schweizer ein iPhone,

nirgends sonst auf der Welt war die Durchdringung des Apple-Geräts derart stark wie

in der Schweiz (Y&R Group Switzerland, Media Use Index 2009). Der Siegeszug des

iPhones setzte sich fort, im Jahr 2012 nutzte die Hälfte aller Smartphone-Besitzer in

der Schweiz ein Apple-Gerät, während 40% das Konkurrenz-Betriebssystem Android

benutzten. Erst ab 2012 flachte die Marktdomination von iOS in der Schweiz langsam

ab und 2014 hatte Android erstmals die Nase vorn (MUI: 2014).

Diese Entwicklung widerspiegelt keinesfalls die globale Entwicklung. 2012 wies

Android eine Marktdominanz von 69.3% auf und steigerte diese bis 2015 auf 82.8%.

Das Apple-Betriebssystem iOS wies 2012 einen Anteil von 16.6% auf und sackte bis

2015 auf 13.9% ab (IDC: 2015).

Abbildung 14: OS-Marktanteile. (Eigene Darstellung. Daten-Quellen: MUI 2012-2014

/ IDC 2012-2014)

69.3

79.884.8

16.612.9 11.6

4045

4950 48

42

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

2012 2013 2014

Marktanteile iOS und Android

Android global iOS global Android CH iOS CH

Page 26: Masterarbeit von Simon Hutmacher

20

Die Schweiz war und ist gemäss diesen Zahlen eine iPhone-Hochburg. Dies ist

insofern relevant, weil damit vor allem die Geräteentwicklung von Apple den

technischen Wandel des mobilen Internets in der Schweiz definiert hat. Das erste

iPhone mit Breitband-Internetstandard war das iPhone 3GS mit HSDPA und einer

maximalen Downloadrate von 7.2 Mbit/Sekunde. Dieses Gerät erschien 2009, vorher

war schnelles mobiles Internet in der Schweiz also ein eher untergeordnetes Thema.

Auch das Entgegenhalten von Apple zum Trend der immer grösser werdenden

Smartphone-Bildschirme hatte vermutlich einen Einfluss auf die Nutzungsarten in der

Schweiz.

Abbildung 15: Average Screen Size of New iPhones (Quelle: gizmodo.com)

Wie obige Grafik demonstriert, machte Apple erst 2012 mit dem iPhone 5 einen

Vergrösserungsschritt beim Bildschirm und hinkte der Konkurrenz bewusst weiterhin

hinterher, ehe man 2014 das erste Phablet präsentierte (siehe Kapitel 2.3). Dies dürfte

dazu geführt haben, dass der verstärkte mobile Konsum von Internetinhalten in der

Schweiz erst 2012 eingetreten ist. Bereits in den Neunzigerjahren gab es Studien über

die Auswirkung von kleinen Bildschirmen in Bezug auf die Fähigkeit, im Internet zu

surfen. Eine Studie (Han / Kwahk 1994: 360ff.) kam zum Schluss, dass kleinere

Bildschirme die Effektivität von User-Interaktionen um bis zu 50% reduzieren können.

Dillon, Richardson und McKnight (1990: 215ff.) stellten fest, dass es für die Nutzer

schwieriger ist, sich auf Inhalte auf kleineren Bildschirmen zu fokussieren, da mehr

Page 27: Masterarbeit von Simon Hutmacher

21

gescrollt werden muss. Edwards (2013: 68-70) hält fest, dass vor allem die wachsende

Grösse von Smartphones dazu führt, dass Notebooks und Desktop-Computer ersetzt

werden und Stockwell (2008: 253ff. ) sowie Cheon et al. (2012: 1054ff. ) konnten

nachweisen, dass unter anderem die Grösse des Bildschirm darüber entscheidet, ob

eine mobile Applikation Erfolg hat oder nicht.

Betrachtet man den Media Use Index der Schweiz über den Zeitraum der Jahre 2010-

2014 bezüglich des mobilen Internetkonsums, kann die These nachvollziehbar

dargestellt werden. Im Jahr 2010 nutzten 25% der Bevölkerung das Internet per

Mobiltelefon, 2011 waren es 44%, was der grössten Penetrationsrate in den

deutschsprachigen Ländern Europas entsprach. 2012 waren es 54% und ein grosser

Sprung war 2013 zu beobachten: 70% der Schweizer gingen in diesem Jahr per

Smartphone ins Internet, zudem gaben 76% der Smartphone-Besitzer an, täglich mobil

auf das Internet zuzugreifen und knapp die Hälfte der Teenager gab an, häufiger mit

dem Smartphone online zu sein als mit einem Computer. 2014 schliesslich gingen 75%

der Bevölkerung mit dem Smartphone online (MUI: 2010-2014). Bedenkt man, dass

das Modell iPhone 5 von Apple Ende September 2012 auf dem Schweizer Markt

erschien und erstmals statt 3.5 Zoll einen 4 Zoll-Bildschirm mit sich brachte, kann der

Anstieg im Jahr 2013 als Folge der einfacheren Lesbarkeit und Bedienbarkeit mit

einem grösseren Bildschirm gedeutet werden.

Abbildung 16: Bevölkerungsanteil, der mit Smartphone online geht. (Eigene

Darstellung. Quelle der Daten: MUI 2010-2015)

0%

20%

40%

60%

80%

2 0 1 0 2 0 1 1 2 0 1 2 2 0 1 3 2 0 1 4

CH-BEVÖLKERUNGSANTEIL, DER MIT SMARTPHONE ONLINE GEHT

Bevölkerungsanteil

iPhone 5 -Lancierung

Page 28: Masterarbeit von Simon Hutmacher

22

Auch die technische Entwicklung bezüglich Netzabdeckung für mobiles Internet in der

Schweiz hat in den vergangenen zehn Jahren einige Meilensteine gesetzt. Für die

folgende Übersicht wird vom Szenario ausgegangen, dass ein Medienkonsument

einen zweiminütigen Video-Beitrag unterwegs auf seinem Smartphone abrufen will. Es

wird davon ausgegangen, dass dieses Video 80 MB gross ist. Die folgenden

Zeitangaben gehen immer von Laborwerten, also der maximal möglichen

Geschwindigkeit aus – in der Praxis wies das Netz viele Lücken auf oder bot zu wenig

Bandbreite, um alle Nutzer mit der maximal möglichen Geschwindigkeit bedienen zu

können.

2005: Die Vergabe der UMTS-Lizenzen ist schon fünf Jahre her, nun startet Swisscom

mit dem Ausbau des Netzes. Auch Orange zieht nach und bedient ab Oktober

städtische und touristische Gebiete. Die maximale Geschwindigkeit beträgt 384 Kbit /

Sekunde. Das bedeutet: Für den Abruf des Nachrichtenvideos werden mindestens 27

Minuten und 47 Sekunden benötigt.

2006: Swisscom nimmt das „Turbo-Mobilfunknetz“ mit der Bezeichnung HSDPA in

einigen Grossstädten in Betrieb. Bis Ende Jahr werden rund 40% der Kunden mit der

Technologie abgedeckt. Die maximale Downloadrate beträgt 1.8 Mbit / Sekunde. Für

den mobilen Konsum des Nachrichtenvideos bedeutet das eine Wartezeit von

mindestens 5 Minuten und 56 Sekunden.

2007-2008: Swisscom baut die Technologie auf HSPA (Kombination von HSDPA und

HSUPA) aus. Maximal sind nun Downloadraten von 7.2 Mbit / Sekunde möglich. Das

Nachrichtenvideo kann nun mobil innert 1 Minute und 29 Sekunden heruntergeladen

werden.

2009-2010: Einmal mehr legt Swisscom vor und konzentriert sich auf den Ausbau von

HSPA+. Dabei werden Bandbreiten von bis zu 28 Mbit / Sekunde möglich. Neu dauert

der Abruf des 80 MB grossen Videos noch 23 Sekunden. Allerdings zeigt ein Test der

Sendung Kassensturz im Oktober 2010, dass die durchschnittliche

Downloadgeschwindigkeit auf dem Swisscom-Netz gerade mal 1.6 Mbit / Sekunde

beträgt.

Page 29: Masterarbeit von Simon Hutmacher

23

2012 – 2015: Ab Dezember schaltet Swisscom als erster Netzbetreiber in der Schweiz

das LTE-Netz auf. Zunächst nur in zwölf Städten, doch wächst das Netz stetig weiter.

Mitte 2015 sind laut Swisscom 97% der Bevölkerung mit LTE versorgt. Die maximale

Downloadrate beträgt nun 150 Mbit / Sekunde – das Nachrichtenvideo kann also innert

4 Sekunden heruntergeladen werden. LTE bietet nebst hohen

Übertragungsgeschwindigkeiten auch kurze Antwortzeiten was wichtig für den Abruf

aufwändiger Websites ist.

Swisscom kündigt an, ab Ende 2015 auf den Standard 4G+ zu setzen, welcher doppelt

so schnelle LTE-Geschwindigkeit bringen soll. International wird zudem bereits über

die nächste Generation, ein 5G-Netz, diskutiert. Dieses soll in Europa ab 2020 gar die

hundertfach höhere Datenrate als LTE-Netze bieten.

Die Daten des Media Use Index, die Beobachtung der Entwicklung der mobilen

Internettechnologie in der Schweiz sowie der Blick auf die Entwicklung der

Smartphone-Modelle zeigen auf, dass alleine zwischen 2012 und 2015 enorme

Entwicklungsschritte von statten gingen. Die Zahl der Leute, die mit dem Smartphone

auf das Web zugreifen hat genauso wie die mobile Internetgeschwindigkeit massiv

zugenommen und dazu wurden die Geräte multimedialer und moderner.

Inwiefern ein solch umfassender technischer Wandel Einfluss auf soziale Systeme wie

die Medien nehmen könnte, soll das folgende Kapitel aufgrund von Theorien und

wissenschaftlichen Erkenntnissen ausarbeiten.

Page 30: Masterarbeit von Simon Hutmacher

24

3 Theorie und Stand der Forschung

In diesem Kapitel wird zum einen mithilfe von Sekundärliteratur reflektiert, welchen

möglichen Einfluss Technik auf den Journalismus nehmen kann. Darauffolgend soll

eine theoretische Auslegeordnung über die Zuschreibung von Technik und ihren

Folgen gemacht werden. Als dritter Theorieteil werden die verschiedenen

Auswirkungen des verstärkten mobilen Medienkonsums wissenschaftlich beleuchtet.

3.1 Der Einfluss der Technik auf den Journalismus

Journalismusforscher untersuchten bislang einerseits vor allem die Phänomenen des

Wandels (Fengler/Kretzschmar 2009; Hohlfeld et al. 2002) und andererseits die Meta-

Prozesse und die daraus folgenden Auswirkungen für gesellschaftliche

Selbstverständigung und Selbstbeobachtung (Schneider 2012; Schmidt 2011;

Neuberger 2009). Analysen zu den Einflüssen des ökonomischen, medienpolitischen

und handwerklichen Wandels auf den Journalismus sind selten (Kramp 2012: 94 ff.).

Die disruptive Innovation im Bereich der Smartphones kann zum ökonomischen und

handwerklichen Wandel dazugezählt werden. Zudem blieb bislang die Meso-Ebene,

also konkrete betriebliche Strukturen, in denen Innovationsprozesse ablaufen,

weitgehend unerfroscht. Auf der Meso-Ebene spielen die Mitarbeiter eine wichtige

Rolle, das heisst eine Analyse muss die Redakteure als zentrale Akteure in den Blick

nehmen (Loosen et al 2013: 9). Insofern soll mit dieser Arbeit eine Analyse auf der

Meso-Ebene durchgeführt werden.

Es gibt verschiedene Interpretationen, welchen Einfluss Technik auf den Journalismus

nimmt (Brosda 2007: 285-286). Eine optimistische lautet, dass die Technisierung der

Redaktion der Ermöglichung journalistischen Handelns dient, insbesondere im

Hinblick auf Verbreitung und Vervielfältigung. Eine andere Interpretation besagt, dass

die Technisierung eine notwenige, effizienzsteigernde systemische Ausdifferenzierung

der Bereiche materieller Reproduktion darstellt. Negativer wird der Einfluss der

Technik in dieser Interpretation bewertet: Die Technisierung führt zu einer

problematischen Kolonialisierung journalistischen Handelns, indem redaktionelle

Spielräume nicht mehr kommunikativ und kooperativ gestaltbar sind, sondern

technisch vorgeprägt werden – man stellt also das Prinzip der Pfadabhängigkeit

Page 31: Masterarbeit von Simon Hutmacher

25

technischen Wandels in den Vordergrund. Weischenberg nennt die elektronischen

Systeme aus diesem Grund gar „Selbstschussanlagen für einen qualifizierten

Journalismus“ (Hienzsch 1990: 242) und bezieht sich dabei auf die Ergebnisse von

Hienzsch, der feststellt, dass die durch Technik forcierte Kybernetisierung der

redaktionellen Arbeit die Redaktionsarbeit „entsprachliche“ (Vgl. Hienzsch 1990: 287).

Pavlik (2000: 229-237) stellt die These auf, dass sich verändernde Technologien den

Journalismus in mindestens vier Gebieten beeinflussen – nämlich in der Art, wie

Journalisten arbeiten, im Inhalt der Nachrichten, in den Strukturen der Organisation

und in der Beziehung zwischen verschiedenen Medienorganisationen. Es ist also

entscheidend, ob Technik als Akteur oder als formbare Masse betrachtet wird. Über

diese Definition war sich die Wissenschaft über die vergangenen Jahrzehnte nicht

einig, wie die folgenden Abschnitte aufzeigen.

3.1.1 Die Abkehr vom Determinismus

Die neue Realität, dass in der Schweiz Zugriffe auf das Internet verstärkt mobil

erfolgen, hat Einfluss auf die hiesigen Medienhäuser. Ob und inwiefern technischer

Wandel die Art des Journalismus verändert, wäre in den vergangenen Jahrzehnten je

nach vorherrschender theoretischer Lehre aber sehr differenziert beantwortet worden.

Unerwünschte Folgen von Technik zeigten sich bereits im Altertum durch den

übermässigen Einsatz von Landbautechnik in dafür ungeeigneten Regionen oder

durch den Kahlschlag der mediterranen Waldgebiete für den Bau von Schiffen oder

Gebäuden mit der heute noch sichtbaren Folge der Verkarstung ganzer Regionen

(Grundwald 2010: 23). Doch wie stark und von welcher Seite Einfluss genommen wird,

wurde in der wissenschaftlichen Geschichte unterschiedlich ausgelegt.

Noch in den Siebzigerjahren hätte der wissenschaftliche Konsens gelautet, dass die

technische Veränderung durch Smartphones tonangebend in der Veränderung,

respektive der Weiterentwicklung des Journalismus ist – die Rede ist von der

technikdeterministischen Sichtweise – in dieser Anschauung determiniert die Technik

das soziale System, wird von diesem selbst aber nicht beeinflusst. Technik wird also

als autonomes, exogenes und aussergesellschaftliches Phänomen betrachtet

(Rammert 2007: 11-36). Im Technikdeterminismus wird die Gesellschaft durch

Page 32: Masterarbeit von Simon Hutmacher

26

technologische Entwicklungen bestimmt – die Technik beeinflusst menschliches

Verhalten und soziale Kommunikation (Belliger et al. 2011: 3). Technik wird als

„Sachzwang“ oder als sich verselbständigte Entäusserung beziehungsweise

Erweiterung des Menschen betrachtet (Schelsky, 1965; Gehlen, 1986).

Später folgte die Gegenthese des Sozialdeterminismus, hier war die Kausalrichtung

genau gegenstellig – man wäre also davon ausgegangen, dass Journalisten

mitbestimmen, wie sich die Technik weiterentwickelt. Unter anderem haben Ansätze

des niederländischen Sozialkonstruktivismus (Bijker et al. 1987; Bijker / Law 1994:

225ff.) sowie kulturalistischer Verständnisse des Verhältnisses von Technik und

Gesellschaft (Weingart 1989) dazu beigetragen, Technik als eine sozial beeinflussbare

Grösse zu verstehen.

Gemäss Dolata (2007:65) war das Vertrauen ein Doppeltes: ein Vertrauen in die

soziale Gestaltbarkeit von Technik als solche und darüber hinaus noch ein Vertrauen

darin, dass eine derartig gestaltete Technik erheblich weniger unbeabsichtigte

Nebenfolgen zeitigen werde. In gewisser Weise sei es eine Wiederkehr des

Planungsoptimismus in neuem Gewand. Sowohl die Ansätze des

Technikdeterminismus wie auch des Sozialdeterminismus gelten heute als überholt.

Angetreten, den Irrtum des technologischen Determinismus zurückzuweisen, hat der

Sozialkonstruktivismus den gegenteiligen Irrtum eines soziologischen Voluntarismus

geboren (Ropohl 1999: 296).

3.1.2 Technikfolgenabschätzung als Lösung

Durch den nicht lösbaren Widerspruch der beiden Determinismus-Richtungen,

entwickelte sich neu die Technikfolgenforschung (Constructive Technology

Assessment, kurz TA) – der Begriff tauchte erstmals 1966 in einem US-Senatsbericht

im Zusammenhang mit positiven und negativen Folgen technischer Entwicklungen auf .

Massgeblich beteiligt an der Entstehung und inhaltlichen Ausgestaltung der TA-Idee

in den USA waren neue soziale Bewegungen wie insbesondere die Umweltbewegung

und die Konsumentenbewegung, die in zunehmenden Masse die nicht-intendierten

negativen Folgen des Technikeinsatzes thematisierten (Paschen 1999: 77).

Die Forschung und Methodik rund um die Technikfolgenabschätzung hat sich seit

dann als gangbarer Mittelweg etabliert. In den Siebzigerjahren verbreitete sich der

Page 33: Masterarbeit von Simon Hutmacher

27

Forschungszweig auch in Europa. Denn technischer Wandel erfolgt ausgehend von

der bestehenden Konstellation durch Veränderung oder grundlegender Neuerung

technischer Wirkungszusammenhänge und zugleich Nutzungsvorstellungen,

Nutzungspraktiken und institutionellen Rahmenbedingungen des Technikeinsatzes

(Grunwald 2010: 64). Durch Beobachtungen und Analysen von Techniktrends sollen

also Chancen und Risiken abgeschätzt werden. Technikfolgenabschätzung (TA) steht

als Bezeichnung für Verfahren der Erfassung und kritischen Beurteilung von

Bedingungen und gesellschaftlichen Folgen technischen Handelns. Der Begriff hat

sich als Übersetzung von „technology assessment“ weitgehend durchgesetzt.

Entweder synonym mit TA oder als Kennzeichnung eines speziellen Ansatzes der TA

wird auch der Begriff „Technikbewertung“ verwendet. Die deutsche Übersetzung von

TA ist in mindestens zweifacher Hinsicht irreführend. Erstens hat „assessment“ im

Gegensatz zu „Abschätzung“ durchaus den Unterton eines rationalen

Beurteilungsprozesses. Zweitens wird durch „technology“ im Unterschied zu

„Technik“ keine scharfe Grenze beispielsweise zu den Naturwissenschaften und

medizinischen Disziplinen markiert. Alternative Übersetzungsvorschläge wie zum

Beispiel Technikfolgenbeurteilung haben sich jedoch nicht durchsetzen können –

deshalb wird auch in dieser Arbeit der Begriff Technikfolgenabschätzung verwendet.

Inhaltlich bestehen also starke Überschneidungen zu Fragestellungen der

Wissenschaftsethik. (Gethmann / Grunwald 1996: 7)

Die zunehmende Nutzung des Internets durch mobile Geräte und damit auch die Frage,

inwiefern diese Geräte spezifisch von den Medienhäusern mit Informationen bespielt

werden sollen, befindet sich in der Stabilisierungsphase (im Anschluss an die

vorhergegangene Entstehungsphase vor einigen Jahren) – mittlerweile greift ein

Grossteil der Bevölkerung mobil auf Informationsplattformen zu und es können

Hypothesen über neue sozio-technische Handlungsformen erstellt werden, die in der

kommenden Durchsetzungsphase dann Wirklichkeit werden – oder eben auch nicht

oder in anderer Weise als zunächst gedacht (vgl. Schulz-Schaeffer: 16-17). Ein „Blick

in die Zukunft“ ist also von Nöten, um die Frage des Einflusses auf den Journalismus

beantworten zu können. Genau dafür eignet sich die Technikfolgenforschung – sie soll

zukünftige Wirkungen neuer Techniken antizipieren und auf diese Weise eine

Frühwarn-Funktion übernehmen; sie soll die zu beurteilende Technik im Kontext von

Handlungsalternativen betrachten; sie soll herausfinden, wo Handlungsbedarf besteht

Page 34: Masterarbeit von Simon Hutmacher

28

und welche Handlungsoptionen zur Verfügung stehen (vgl. Paschen / Petermann

1991: 26ff.). Allerdings ist die TA auch Jahrzehnte nach ihrer Entstehung noch immer

eine junge Forschungskonzeption, in der sich auch innert wenigen Jahren noch viel

ändern kann (Grunwald 2010: 11). Die Geschichte der Technikfolgenabschätzung

lässt sich durchaus als Lernprozess interpretieren.

Zudem wird der Begriff der Technikfolgenabschätzung selten in einen Zusammenhang

mit dem Theoriebegriff gebraucht, TA gilt häufig als Praxis.

Es ist deshalb entscheidend zu definieren, wie die Ausgestaltung der

Technikfolgenabschätzung im vorliegenden Fall für den Einfluss des mobilen Wandels

auf den Journalismus in der Schweiz angewendet werden soll. Dazu sollen zuerst die

Begriffe reflektiert werden. Technik bedeutete zu den Anfängen der TA die

Fokussierung auf Technik im traditionellen Ingenieurssinn wie zum Beispiel

Grossanlagen. In den vergangenen 20 Jahren hat aber eine Verschiebung hin zu

Querschnittstechnologien stattgefunden (Grunwald 2010: 275). Dazu zählt unter

anderem die Informations- und Kommunikationstechnik. Es wird also eine moderne

Form der TA angestrebt, welche sich von den industriellen Wurzeln loslöst. Der Begriff

Folge kann als intendiert oder nicht intendiert interpretiert werden, dazu gibt es Haupt-

und Nebenfolgen, erwünschte und unerwünschte sowie vorhersehbare und

unvorhersehbare Folgen (Grunwald 2010: 75). In der vorliegenden Arbeit sollen die

möglichen Folgen als nicht intendierte, unerwünschte und damit unvorhersehbare

Nebenfolgen definiert werden.

3.1.3 TA in der Anwendung

Es gibt keine allseits anerkannte generelle Struktur für TA-Projekte. Jede TA-

Untersuchung muss ihre eigene Struktur und die verwendete Methodik festlegen und

begründen, angepasst an Fragestellungen, Anforderungen, Adressaten und den

Gegenstandsbereich. Vor Beginn eines TA-Projekts muss eine Situationsanalyse

vorgenommen werden (Grunwald 2010: 122).

TA hat sich vor allem in der Politik manifestiert, in diversen Ländern sind Institute oder

Büros für Technikfolgenabschätzung zu einer fixen Institution geworden. Beim

Deutschen Bundestag gibt es etwa das Büro für Technikfolgenabschätzung – es ist

eine selbstständige wissenschaftliche Einrichtung, die den Deutschen Bundestag und

seine Ausschüsse in Fragen des wissenschaftlich-technischen Wandels berät. In der

Page 35: Masterarbeit von Simon Hutmacher

29

Regel umfassen die TA des Büros Analysen sowohl zu den positiven und negativen

Auswirkungen als auch zu den Potenzialen, Chancen und Realisierungsproblemen

wissenschaftlich technischer Entwicklungen (Paschen 1999: 83). Das TA-Büro hat

1995 beispielsweise einen 250-seitigen Bericht zum aktuellen Entwicklungsstand von

Multimedia in Deutschland verfasst. Dies illustriert, dass TA im Politikprozess

aufwändig gestaltet ist. Der Bericht ist nämlich erst die Vorstufe für ein TA-Projekt, das

dank der konkreten Vorschläge des Berichts aufgegleist werden könnte. Und dieses

Projekt würde dann auch wieder über ein Jahr dauern.

Auch in der Schweiz gibt es eine Institution für TA – das Zentrum für

Technologiefolgen-Abschätzung TA-SWISS. Es betreibt seit 1992 Technologiefolgen-

Abschätzung gemäss einer im Bundesgesetz über die Förderung und Forschung und

der Innovation verankerten Aufgabe (ta-swiss.ch 2015).

Technikfolgenabschätzung wird in der Praxis also meist in der Politik betrieben, kann

aber durchaus auch für kleinere Projekte wie die Fallstudie in der vorliegenden Arbeit

genutzt werden.

Renn und Wachlin (1998: 2ff) stellten vor dem Hintergrund der Erfahrungen der

Forschung an der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg ein

Klassifikationsschema der TA mit vier Diskurstypen zur Diskussion. Der kognitive oder

Wissensdiskurs umfasst Kommunikationsprozesse, bei denen Experten für Wissen mit

dem Ziel einer möglichst wirklichkeitsgetreuen Abbildung und Erklärung eines

Phänomens um die Klärung eines Sachverhaltes ringen. Die zweite Kategorie, der

Reflexionsdiskurs, umfasst Kommunikationsprozesse, bei denen es um die

Interpretation von Sachverhalten geht, um also Präferenzen und Werte zu klären.

Daneben umfasst der Gestaltungsdiskurs Kommunikationsprozesse, die auf die

Bewertung von Handlungsoptionen und/oder die Lösung konkreter Probleme abzielen.

Dazu gehören Verfahren der Mediation ebenso wie Schlichtungen zwischen

Arbeitgebern und Arbeitnehmern oder politische beziehungsweise wirtschaftliche

Beratungsgremien, die konkrete Politikoptionen vorschlagen oder evaluieren sollen.

Die vierte Kategorie schliesslich ist der Vermittlungsdiskurs, welcher allerdings einen

Sonderfall darstellt. Er dient dazu, einerseits die Ergebnisse der drei anderen

Diskursformen oder auch anderweitig zustande gekommene Sachverhalte,

Bewertungen oder Gestaltungsvorschläge an unterschiedliche Adressaten zu

vermitteln und allgemein oder zielgruppenspezifisch zum besseren Verstehen

beizutragen. Die Vorgehensweise ist hier nicht zwangsweise diskursiv, auch wenn sie

Page 36: Masterarbeit von Simon Hutmacher

30

diskursive Züge tragen kann. Der Vermittlungsdiskurs entspricht somit nicht dem

Diskursbegriff im strengen Sinn.

Abbildung 17: Diskurstypen der TA. (Quelle: Oppermann / Langer 2002: 5-6)

In der vorliegenden Arbeit soll der der Reflexions-Diskurstyp angewendet werden, weil

der mobile Wandel im journalistischen Sinne analysiert und bewertet werden soll.

Page 37: Masterarbeit von Simon Hutmacher

31

Paschen (1999: 80-82) streicht wegen dem bis heute anhaltenden Prozess der

Umorientierung und Modifizierung des TA-Konzepts und der TA-Philosophie die aus

seiner Sicht sechs wichtigsten bisherigen Ergebnisse dieses Entwicklungsprozesses

heraus:

I. Neben die Funktion der Frühwarnung vor potenziellen negativen Technikfolgen

(„Wachhundfunktion“) sind als weitere gleichrangige Aufgaben des Technology

Assessment das Ausloten der Potenziale wissenschaftlich-technischer

Entwicklungen und der damit verbundenen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen

und ökologischen Chancen („Spürhundfunktion“) getreten

II. Gesellschaftliche Probleme, Bedürfnisse und Erwartungen bilden in

zunehmenden Masse den Ausgangspunkt von Technikfolgenabschätzungen

(„probleminduzierte“ TA gegenüber der mehr an der Angebotsseite orientierten

„technikinduzierten“ TA). Es geht darum, plausible oder wünschenswerte

Szenarien zu entwerfen und alternative Wege zu beschreiben und zu

analysieren, mit denen diese Szenarien erreicht werden können

III. Zentrale Zielsetzung moderner Technikfolgenabschätzung ist es, Prozesse der

strategischen Entscheidungsfindung im Bereich von Forschung und

technischer Entwicklung und der Verbesserung von rechtlichen und sonstigen

Rahmenbedingungen für technische, soziale, organisatorische und

institutionelle Innovationen zu unterstützen. Dazu soll sie zur Gestaltung

wissenschaftlich-technischer Entwicklungen und ihrer Anwendungsmodalitäten

beitragen.

IV. Weitgehend geteilt wird heute in die Auffassung, dass

Technikfolgenabschätzungen in vielen Fällen nur wirklich erfolgreich sein

können, wenn sie nicht als „Einmalstudien“, sondern als Folgen bei Bedarf zu

wiederholender Analysen und Bewertungen konzipiert sind.

V. Ein hohes Mass an Zustimmung hat inzwischen auch die Forderung nach

Beteiligung interessierter und betroffener Einzelpersonen und Gruppen und

sogar der allgemeinen Öffentlichkeit an wichtigen Technikfolgenabschätzungen

gefunden. Zur Begründung dieser Forderung wird vor allem angeführt, dass

durch die breite Partizipation von Nicht-Fachleuten die kognitiven Grundlagen

von Technikfolgenabschätzungen verbessert, ihre Glaubwürdigkeit und

Page 38: Masterarbeit von Simon Hutmacher

32

Akzeptanz erhöht und ihr Konfliktlösungspotenzial und ihre politische

Legitimation verstärkt werden können.

VI. Technikfolgenabschätzungen werden heute allgemein als

„wertsensible“ Analysen aufgefasst, deren Ergebnisse in hohem Masse von den

subjektiven Einschätzungen der TA-Analytiker, ihrer Auftraggeber und

gegebenenfalls anderer an der Untersuchung Beteiligter abhängen. Auf jeder

Stufe der Durchführung von Technikfolgenabschätzungen müssen Werturteile

gefällt werden, so zum Beispiel bei den besonders kritischen und

ergebnisbestimmenden Festlegungen über die Abgrenzung der

Untersuchungsbereiche.

Im Sinne dieser Erkenntnisse setzt sich die vorliegende Arbeit explizit auch mit der

„Spürhundfunktion“ der Technikfolgenabschätzung auseinander. Sie nimmt also

weniger die Funktion eines Frühwarnsystems ein sondern soll stattdessen

wissenschaftlich nachvollziehbar neben Gefahren auch Potenziale und Chancen des

mobilen Wandels für den Journalismus beleuchten. Da gesellschaftliche Probleme und

Erwartungen in der TA gemäss Paschen in den Vordergrund rücken, eignet sich eine

Analyse des Einflusses auf das Mediensystem denn ohne freie Medien ist keine

ungehinderte Meinungsbildung des Bürgers und damit keine Demokratie möglich

(Kleinsteuber 1996: 33). Gemäss Punkt III hat die vorliegende Arbeit auch den

Anspruch, Medienunternehmen in der strategischen Zielfindung im Zeichen des

mobilen Wandels zu unterstützen denn TA hat den Anspruch, Orientierung für

gegenwärtig anstehende Entscheidungen durch Reflexion auf zukünftige

Technikfolgen bereitzustellen (Grunwald 2010: 41).

Page 39: Masterarbeit von Simon Hutmacher

33

Als betroffene Einzelpersonen sollen Journalisten miteinbezogen werden. Denn bei

der TA spielt die Verteilungsgerechtigkeit in Bezug auf Chancen und Risiken von

Technik eine besondere Rolle (Gethmann 1994: 20ff.). Adressaten der Beratung sind

unter anderem Berufsgruppen und Individuen, die in der Ausübung ihrer Tätigkeiten

mit der Gestaltung wissenschaftlich-technischer Entwicklungen befasst sind

(Grunwald 2010: 80).

3.2 Veränderter Medienkonsum durch Mobilität

3.2.1 Ubiquität

Nach der Festlegung der Gewichtung der Technik an für sich und der damit

verbundenen Vorgehensweise drängt sich auch eine wissenschaftliche Einordnung

der Veränderung durch den verstärkten Gebrauch von Smartphones auf. Dadurch,

dass Smartphones in grossen Teilen der Bevölkerung bereits das Hauptgerät für den

Internetkonsum sind, verändert sich auch das Nutzungsverhalten bei

Medienangeboten. Bislang gab es stets Einschränkungen im Konsum von digitalen

Medien. Das Radioprogramm konnte nur mit einem entsprechenden UKW-, respektive

DAB-Gerät abgerufen werden – dazu werden die Nachrichten immer nur zu einem

bestimmten Zeitpunkt gesendet. Selbstverständlich setzten die Radiostationen später

auf Webradio und Podcasts, doch konnten diese auch nur stationär am Desktop-

Computer konsumiert werden – dasselbe galt für Videoangebote. Onlineportale

wiesen zwar keine zeitlichen Restriktionen mehr auf, sehr wohl aber räumliche – da

man an ein stationäres Empfangsgerät gebunden war. Durch die Verbreitung von

Smartphones und der mobilen Internettechnologie werden diese Grenzen endgültig

aufgebrochen.

Es gibt keine zeitlichen und räumlichen Restriktionen mehr, der Zugriff auf gewünschte

Informationsdienstleistungen wird also ubiquitär. Unter diesem Begriff wird verstanden,

dass zum einen internetfähige Geräte in handlicher Form überallhin mitgenommen

werden können (Auflösung räumlicher Restriktionen) und dadurch jederzeit Zugriff auf

beliebige Online-Angebote möglich wird (Auflösung zeitlicher Restriktionen) (Hagen et

al. 2013: 54). Die bislang gültige feste Ortszuschreibung wird aufgelöst. Tully (2009:

23) spricht auch davon, dass die moderne Kommunikations- und Mobilitätstechnik die

Spuren der Orte verwischt.

Page 40: Masterarbeit von Simon Hutmacher

34

Das Smartphone wird auch häufig zur Überbrückung von Wartezeiten, etwa der

morgendlichen Zugfahrt zur Arbeit genutzt (Hulme / Truch 2006: 168).

„Zweifellos kann die Zeit, die für den Berufsverkehr und das Warten in Banken und

Flughäfen draufgeht jetzt für die Kommunikation per Handy besser genutzt

werden“ (Katz 2006: 200). Köhler (2012: 228) geht noch weiter: „Allgegenwärtiges

Internet und Smartphone bescheren uns eine neue Dimension in Sachen

Unbestimmtheit“. Bei der Nutzung von Mobiltelefon stellt sich auch die Frage, die

Winter (2006: 97) unter dem Stichwort „Konvergenz-Paradox“ anspricht: „Wissen wir,

ob und wie jemand, der zu jeder Zeit, an jedem Ort mit prinzipiell jedem und allem

verbunden sein kann, in Zukunft noch mit Dingen und Menschen verbunden sein

wird?“. Gemäss Book et al. (2005: 119) gibt es drei Grade der Mobilität, nämlich die

Gerätemobilität, die Nutzermobilität sowie die Dienst-Portabilität. Die Gerätemobilität

ist dann gegeben, wenn ein Gerät mit einem Netzwerk verbunden bleibt, während es

sich physisch in Bewegung befindet. Nutzermobilität bedeutet, dass der Benutzer nicht

an ein bestimmtes Gerät gebunden ist um einen Dienst zu nutzen. Und Dienst-

Portabilität bedeutet, dass ein Dienst überall unabhängig vom Aufenthaltsort des

Nutzers verfügbar ist. Der Konsum von Medien via Smartphone deckt diese drei Grade

der Mobilität allesamt ab.

3.2.2 Veränderte Darstellung

Auch in die Art der Darstellung wird durch den mobilen Wandel beeinflusst. Wie Kapitel

2.2.1 gezeigt hat, sind die Smartphone-Bildschirme innert weniger Jahre stark

gewachsen und auch die Darstellungstechnik hat sich bezüglich Auflösung deutlich

verbessert. Trotzdem bleiben die Bildschirme im Vergleich mit klassischen

Anzeigegeräten wie Desktop-Bildschirme oder Notebooks immer noch deutlich kleiner.

Chittaro (2006: 2) unterscheidet deshalb zwischen „Traditional Visualization“ und

„Mobile Visualization“. Unter anderem ist die Möglichkeit der Eingabe auf einem

Smartphone deutlich eingeschränkter als auf einem klassischen Empfangsgerät, etwa

infolge der verkleinerten Tastatur – dies hat Auswirkungen auf etwaige Eingaben, die

vom Rezipienten verlangt werden, beispielsweise das Ausfüllen einer Umfrage oder

eines Quiz. Chittaro streicht zudem heraus, dass die physikalische Umgebung bei der

mobilen Rezeption sehr unterschiedlich sein kann. Die Inhalte können zum Beispiel

Page 41: Masterarbeit von Simon Hutmacher

35

sowohl bei grellem Sonnenlicht – etwa im Sommer in der Badeanstalt – oder bei totaler

Dunkelheit bei der Fahrt durch einen Tunnel konsumiert werden. Dies habe Einfluss

auf die Wahrnehmung von Farben und Grafiken. Je nach Einsatzgebiet würden zudem

traditionelle Geräte dem Smartphone vorgezogen und umgekehrt. Wenn ein

Medizinforscher an einer Studie mit 10‘000 Patienten arbeitet, dann wird er den

Desktopcomputer gegenüber dem Smartphone bevorzugen. Will er aber nur den

Fortschritt eines einzelnen Patienten visualisieren, dann bietet sich eher das

Smartphone an, da die Daten überall abgerufen werden können, auch direkt neben

dem Spitalbett der Patientin (Chittaro 2006: 2). Diese Ausführungen lassen den

Schluss zu, dass Medieninhalte für den mobilen Konsum, also als „Mobile

Visualization“, speziell neu aufbereitet werden müssen. Gleichzeitig verschmelzen

verschiedene Medien auf den Smartphones durch die Erhöhung der Bandbreite des

mobilen Internets – denn die Distribution aller Arten von Content über das Internet wird

gemäss Hess (2007: 8) ausschliesslich durch fehlende Bandbreiten begrenzt.

3.2.3 Prosument

Mit der Verbreitung der mobilen Internettechnologie steigt auch das Potenzial der

Interaktion zwischen Medienhäusern und deren Rezipienten. O’Reilly (2005) prägte

den Begriff „Web 2.0“, welchen das Internet als „Mitmach-Web“ bezeichnet. Jenkins

et al. (2006: 6) sprachen anschliessend von einer „new participatory culture“, die vor

allem jüngere Internet-Konsumenten durch ungewöhnlich starkes Engagement

auszeichnet. Sie schliessen sich sozialen Netzwerken an, nehmen darüber hinaus

aber auch an Geschäftsprozessen aktiv teil und wollen direkt involviert werden, um

eigene Beiträge zu leisten, ja direkt Einfluss zu nehmen auf das, was die eigentliche

Funktion einer bestimmten Sach- oder Dienstleistung sein soll (Hellmann 2010:14).

Durch die Verbreitung des Smartphones wurden solche sozialen Netzwerke zum

ständigen Begleiter im Alltag (Höffken 2015:9). Die Zahl an potenziellen Prosumenten

– also eine Mischung aus Konsument aber auch Produzent- steigt damit für

Medienhäuser an.

Die Tatsache, dass Smartphones personalisierte Geräte sind, also niemand anderes

sie nutzt, reduziert den Aufwand bezüglich Registrierungen und der Eingabe von

Passwörtern bei jedem Anmeldeprozess. So kann die Hemmschwelle der Teilnahme

Page 42: Masterarbeit von Simon Hutmacher

36

an Beteiligungsverfahren sinken. Zudem sind aktuelle Smartphones mit einer ganzen

Bandbreite an Sensoren und Funktionalitäten ausgestattet, so dass Informations- und

Datenaustausch nicht nur über Text stattfindet sondern auch über die integrierte

Kamera und Mikrofone, also mit Bildern, Videos, Audio-Dateien und Mischformen

dieser Medien.

Gemäss Höffken (2015:20) sind mobile Geräte Teil der alltäglichen Kommunikations-

Infrastruktur geworden. Dies prädestiniere Smartphone-Besitzer dazu, neue

partizipative Wege zu beschreiten.

3.3 Änderungen für die Journalisten

Überträgt man diese Überlegungen in die Journalistik, bedeutet das, solche Akteure in

den Mittelpunkt der Analyse zu stellen, die den Wandel tragen, das heisst primär

Journalisten (Loosen et al. 2013: 5). Fakt ist, dass Journalismus und Medien ohne die

Verbreitungsmöglichkeiten der Technik, verstanden als die „Verwendung bestimmter

Werkzeuge durch den Menschen“, genauso wenig denkbar sind wie ohne

redaktionelle Organisation. Neu hinzugekommen ist allerdings, dass auch die

redaktionelle und damit die journalistische Arbeit selbst zunehmend technisch geprägt

ist – und zwar unabhängig vom jeweiligen Medium. Relevant ist dies auch deshalb,

weil technischer Wandel mit organisatorischem und institutionellem Wandel eng

verknüpft ist (Brosda 2007: 284). Wolff (2013) hat zehn Dimensionen von mobilem

App-Journalismus herausgearbeitet und definiert. Unter anderem umfasst das

Potenzial die Möglichkeit zur Multimedialität der Inhalte sowie zur hohen Aktualität.

Zudem fördern Smartphones das Zusammenspiel von Content und

Hardwareelementen: So kann etwa der Lagesensors als Storytelling-Instrument

eingesetzt werden, um spezifische Inhalte eines Beitrags durch die veränderte Haltung

des Endgeräts zu rezipieren. Dies bedeutet für Journalisten neue Möglichkeiten, wie

sie Geschichten erzählen und umsetzen können.

Generell gibt es jedoch noch wenige Untersuchungen, welchen konkreten Einfluss die

verstärkte Mobilität der Medienkonsumenten auf die Arbeit in den Redaktionen hat. Es

gibt Ansätze, welche Journalisten in den Fokus rücken - zumeist beschränkt sich die

Untersuchung aber eher generell auf die digitale Entwicklung.

Page 43: Masterarbeit von Simon Hutmacher

37

Range/Schweins (2007: 72) schätzen die neuen Aufgabengebiete von Online-

Journalisten folgendermassen ein: Die Hauptaufgabe des Online-Journalisten besteht

in der onlinegerechten Aufbereitung komplett vorliegender Texte. Vornehmste

Aufgabe des Online-Redakteurs (…) ist das Einpflegen von Inhalten. Dieses Zitat

stammt aus einer Zeit, wo Online-Journalismus noch vorwiegend für die Rezeption an

stationären Computern angedacht war – die Anforderung des passgenauen

„Einpflegens“ dürfte sich durch die verstärkte mobile Nutzung noch weiter erhöht

haben. Laut Hakes (2011: 20) verteilen Medien als Konsequenz der digitalen

Entwicklungen ihre Botschaften nämlich heute über mehrere Kanäle, aufbereitet für

eine Vielzahl möglicher Endgeräte und Nutzungssituationen. Damit ändert sich auch

das Anforderungsprofi an Journalisten, die in Zukunft immer öfter medienübergreifend

werden planen und produzieren müssen. Diese Entwicklung hin zu einer

crossmedialen Arbeitsweise führt nicht nur zu veränderten Arbeitsabläufen, sondern

auch zur Entstehung neuer journalistischer Darstellungsformen. Für Journalisten birgt

dieser Prozess eine Vielzahl neuer Herausforderungen aber auch beruflicher

Möglichkeiten.

Welche neuen Kompetenzen Journalisten dadurch mitbringen müssen, hat Alexandra

Stark in ihrer Masterthesis (2010: 40-41) zusammengefasst:

Bereitschaft: Der Journalist interessiert sich für die allgemeine technologische

Entwicklung im Bereich der Medien und für die sich daraus eröffnenden Möglichkeiten

(der Produktion und Nutzung); Er steht Neuerungen grundsätzlich offen, aber auch

kritisch gegenüber; Er akzeptiert, dass Aufgabenfelder und Prozesse sich aufgrund

technologischer Entwicklungen verändern; Er verfügt über ein gewisses

Frustrationspotenzial.

Fähigkeit: Der Journalist ist in der Lage, das Potenzial technologischer Entwicklungen

(insb. auch die Verknüpfbarkeit) für den Journalismus zu erkennen; Er ist sich bewusst,

dass nicht alles, was technisch möglich ist, journalistisch auch Sinn macht und

allenfalls auch ethisch problematisch sein kann; Er ist sich bewusst, dass die

Vermischung von Privatem und Journalistischem heikel sein kann; Er kann

einschätzen, dass die Publikation aufgrund potenziell weltweiter Verbreitung

ausserhalb der Zielgruppe eine andere Wirkung haben kann; Er ist in der Lage, sich in

die Positionen (Sachzwänge) der anderen Projektteammitglieder einzudenken.

Page 44: Masterarbeit von Simon Hutmacher

38

Fertigkeit: Der Journalist kann Inhalte kanalspezifisch aufarbeiten; Er weiss die neuen

Recherche-, Kommunikations- und Produktions-Tools (Hard-/Software) effizient zu

nutzen; Er lässt bei schnellen digitalen Kanälen genau die gleiche Sorgfaltspflicht

walten wie zum Beispiel beim Print; Er kann, weil er das nötige Grundverständnis für

die verschiedenen Bereiche der Medienproduktion (vor allem Finanzen und Technik)

mitbringt, mit allen Beteiligten klar kommunizieren.

Wissen: Der Journalist kennt die aktuellen technischen Trends sowie Anwendungen,

die journalistisch eine Rolle spielen (könnten); Er weiss, welche Geräte und

Anwendungen (Hard- und Software) das Zielpublikum nutzt; Er kennt die spezifischen

technischen Anforderungen, die die einzelnen Publikationskanäle stellen; ER kennt

die journalistischen Stärken und Schwächen der Kanäle und weiss, welcher Kanal sich

für welchen Aspekt des Inhalts eignet.

Die neuen Empfangsgeräte bergen zusammengefasst also grosses Potenzial,

verlangen von den Journalisten aber auch neues Wissen und Anpassungsfähigkeit.

Die Herausforderung für Medienanbieter besteht derzeit darin, alte und neue

Nachrichtenkanäle zu integrieren und die Inhalte so aufeinander abzustimmen, dass

der Nutzer in verschiedenen Rezeptionssituationen (…) zwar das Endgerät oder das

Trägermedium, aber möglichst nicht den Anbieter wechselt. Ziel der Crossmedialen

Strategie ist dann die komplementäre Nutzung aller integrierten Medien (Borowski

2003: 236).

Page 45: Masterarbeit von Simon Hutmacher

39

3.4 Qualitätsmessung

Jährlich erheben Medienwissenschaftler der Universität Zürich die Entwicklung der

Qualität in Schweizer Medien und halten diese in einem Jahrbuch fest. Im aktuellen

„Jahrbuch 2014“ kommen die Forscher unter anderem zu folgenden Schlüssen, die

direkt mit dem mobilen Wandel verknüpft sind:

Innerhalb des Journalismus verdrängt Reichweite die Qualität, auch innerhalb des

Informationsjournalismus setzt sich der Trend zur Unterhaltung fort. Diese

Entwicklung wird durch den wachsenden mobilen Konsum und durch die Human-

Interest-Bedürfnisse in den Social Networks verstärkt: „Virale News“ sind zum

überwiegenden Teil Softnews (fög 2014: 2). Unter Softnews wird verstanden, dass

sich Nachrichten mit bekannten Persönlichkeiten und Gesellschaft beschäftigen – sie

dienen in erster Linie der Unterhaltung. Hardnews hingegen informieren über

gesellschaftliche zentrale Themen der Wirtschaft, Politik und den Katastrophen

(Burger 2005: 211). Unter anderem weil auf mobilen Devices kurze

Unterhaltungsnews stärker nachgefragt werden, vergrössert sich der

Qualitätsunterschied zwischen den Onlinetiteln und ihren Pressependants. Immer

weniger zeigt sich in den Onlineangeboten diejenige journalistische Qualität, die die

Zeitungsmarken eigentlich erwarten liessen. Zusätzlich befördert die stark wachsende

mobile Nutzung von Social Networks wie der Onlinenagebote rasch konsumier- und

viral verbreitbare Kurz- und Kürzestmeldungen (fög 2014: 7-8). Das Jahrbuch attestiert

also, dass der mobile Wandel Softnews gegenüber Hardnews fördert und zugleich

dafür sorgt, dass Nachrichten kürzer werden. Dies führt gemäss den Forschern auch

zu einem Wandel des Berufsprofils des Journalisten: Überspitzt formuliert laufe die

Entwicklung weg von Spezialisten für Inhalt hin zu Spezialisten für Content-

Management-Systeme und Generalisten für Inhalte. Das tagesaktuelle Aufbereiten

von Softnews-Inhalten und Kurznachrichten gewinne in der industrialisierten

Newsproduktion auf Kosten des journalistischen Handwerks, also der Recherche und

der Einordnung, an Bedeutung. Die Folgen davon seien zunehmende Unzufriedenheit

auf Seiten der Journalisten (fög 2014: 20).

Page 46: Masterarbeit von Simon Hutmacher

40

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass innerhalb weniger Jahre ein

starker technologischer Wandel im Bereich der Smartphones stattgefunden hat, er

entspricht einer disruptiven Innovation. Dies führt zu einer ubiquitären Nutzung von

Medieninhalten, dazu werden die Rezipienten gleichzeitig auch zu Produzenten.

Medieninhalte verändern sich durch die verstärkte mobile Nutzung aber laut Forschern

auch deren Qualität. Aus diesen theoretischen Erkenntnissen ergeben sich im

Rahmen der Fallstudie für diese Arbeit spezifische Fragestellungen und damit

verbunden Forschungshypothesen.

Page 47: Masterarbeit von Simon Hutmacher

41

4 Fragestellungen und Hypothesen

F1: Welchen Einfluss hat die zunehmende mobile Nutzung auf die Geschwindigkeit im

Journalismus?

H1: Je stärker der Konsum von journalistischen Produkten mobil erfolgt, desto

schneller und häufiger publizieren Journalisten.

Diese Hypothese leitet sich aus dem Theorieteil über Ubiquität ab. Zudem gilt Aktualität als eine der

Dimensionen des App-Journalismus und das Kapitel über den Wandel mobiler Geräte hat aufgezeigt,

dass sich die Wartezeit des Konsumenten für Multimedia-Inhalte durch gesteigerte Bandbreite deutlich

verringert hat. Dazu stellen die Forscher der Universität Zürich fest, dass durch erhöhte Mobilität mehr

kürzere Inhalte durch Medien erzeugt werden.

F2: Wie verändert sich das publizistische Produkt aufgrund der verstärkten mobilen

Rezeption?

H2: Je stärker der Konsum von journalistischen Produkten mobil erfolgt, desto

multimedialer sind journalistische Erzeugnisse.

Diese Hypothese wird aufgrund der von Wolff (2013) gebildeten Dimensionen des App-Journalismus

aufgestellt, wovon eine die Multimedialität ist. Zudem hat das Kapitel über den mobilen Wandel

aufgezeigt, dass die mobilen Breitbandverbindungen deutlich vergrössert wurden und gleichzeitig die

Bildschirme von Smartphones gewachsen sind – das Potenzial für speicherlastige Medien wie Bilder,

Videos und interaktive Formen also vergrössert wurde. Zudem haben unter anderem Han und Kwahk

(1994) aufgezeigt, dass grössere Bildschirme die Effektivität von user-Interkationen vergrössern.

F3: Welche neuen publizistischen Anforderungen stellen sich für Journalisten aufgrund

der verstärkten mobilen Nutzung?

H3: Je stärker der Konsum von journalistischen Produkten mobil erfolgt, desto

kürzer fallen die journalistischen Texte aus.

Unter anderem aufgrund der Ubiquität im mobilen Konsum von Medien wird diese Hypothese aufgestellt.

Durch den Konsum an allen erdenklichen Orten – so auch im Freien – kombiniert mit den kleineren

Bildschirmen könnte dazu führen, dass die Rezipienten aufgrund der eingeschränkten Lesbarkeit

kürzere Texte wünschen. Unter anderem haben Richardson und McKnight (1990) festgestellt, dass es

für Nutzer schwieriger ist, sich auf Inhalte auf kleinen Bildschirmen zu fokussieren.

Page 48: Masterarbeit von Simon Hutmacher

42

F4: Welche Veränderung bezüglich Inputs von Rezipienten gibt es infolge der

steigenden Konnektivität derselbigen?

H4: Je mehr Konsumenten mobil auf Medieninhalte zugreifen, desto mehr

publizistische Inputs geben diese in die Redaktionen.

Diese Hypothese leitet sich aus dem Prinzip des Rezipienten als Prosument ab. Durch Ubiquität und

Konnektivität werden soziale Netzwerke auch mobil genutzt und fördern die Interaktivität. Gerade

jüngere Rezipienten sind es sich seit „Web 2.0“ gewohnt, Inhalte verbunden mit einem Gegenkanal zu

konsumieren und damit zu interagieren. Zudem steigern die verbesserten Sensoren wie Kameras oder

Mikrofone sowie die erhöhte mobile Bandbreite das Potenzial von multimedialen Prosument-Inhalten,

welche den Qualitätsstandards von klassischen Medienunternehmen entsprechen.

F5: Welche neuen technischen Anforderungen stellen sich für Journalisten aufgrund

der verstärkten mobilen Nutzung?

H5: Je stärker der Konsum von journalistischen Produkten mobil erfolgt, desto

mehr technische Fertigkeiten müssen Journalisten beherrschen.

Diese Hypothese stützt sich darauf, dass unter anderem Hakes (2011) festhält, dass Medien als

Konsequenz der digitalen Entwicklung ihre Botschaften über mehrere Kanäle aufbereitet für eine

Vielzahl von Endgeräten und Nutzungssituationen zur Verfügung stellen müssen. Journalisten müssen

diese neuen Kanäle kennen und sich neue Fertigkeiten zulegen, wie Stark (2010) aufzeigt. Das rasche

Wachstum der mobilen Rezeption führte innerhalb einer kurzen Zeit zu neuen Kanälen und Endgeräten,

die bedient werden wollen.

F6: Wie beurteilen Journalisten die publizistische Qualität aufgrund des mobilen

Wandels?

H6: Je stärker der Konsum von journalistischen Produkten mobil erfolgt, desto

schlechter beurteilen Journalisten die publizistische Qualität ihrer Produkte.

Diese Hypothese wird aus den Ergebnissen des Jahrbuchs der Medien 2014 abgeleitet. Die Forscher

der Universität Zürich attestieren den Schweizer Medien eine sinkende Qualität, nicht zuletzt aufgrund

des mobilen Wandels, der den Kampf um Klicks und damit Berichte mit tiefer Relevanz fördert. Die

Forscher halten zudem fest, dass dies dazu führe, dass Journalisten zunehmen unzufrieden mit ihrem

eigenen Produkt würden.

Sämtliche Forschungshypothesen werden als nicht deterministisch sondern

probabilistisch behandelt.

Page 49: Masterarbeit von Simon Hutmacher

43

5 Empirischer Teil

In diesem Kapitel werden die Operationalisierung der Variablen sowie die daraus

folgenden Messinstrumente und die Abschätzung der Messgütekriterien vorgestellt.

Im Anschluss werden die Untersuchungssamples vorgestellt und begründet, bevor ein

Übererblick über die Messergebnisse gegeben wird.

5.1 Operationalisierung der Variablen

Die Forschungshypothesen sind kollektiv und beinhalten jeweils zwei skalierbare

Variablen – es wird von einem monoton steigenden Zusammenhang ausgegangen.

Die Dimension „Journalist“ wird bewusst nicht als „Online-Journalist“ definiert, da diese

Trennung in Zeiten konvergenter Newsrooms nicht mehr zeitgemäss wäre.

Entsprechend der Untersuchung wird aber davon ausgegangen, dass der Journalist

Erzeugnisse auch im Internet veröffentlicht.

Die unabhängige Variable „Konsum von journalistischen Inhalten mobil“, respektive

„mobile Zugriffe auf Medieninhalte“ bei Hypothese H4 wird über die Zeit beobachtet.

Dazu werden die repräsentativen Nutzungsstatistiken des Media Use Index (MUI)

verwendet, dessen Ergebnisse bereits in Kapitel 2.3 herausgearbeitet wurden. Zudem

wird anhand der NET-Metrix-Messung die Veränderung der mobilen Zugriffe im Kapitel

5.2.2 des Untersuchungssamples der Medienportale analysiert. Die unabhängige

Variable bezeichnet also den Anteil der Bevölkerung, die mobil auf das Internet zugreift

sowie den Anteil mobiler Zugriffe in Bezug auf die Gesamtzugriffe bei Medienportalen.

Somit werden alle unabhängigen Variablen der sechs Forschungshypothesen durch

kein aktives Messinstrument nachgeprüft, sondern die Veränderung über die Zeit

wurde (MUI), respektive wird (NET-Metrix) mittels Sekundärdaten aufgezeigt.

Die abhängige Variable „publizieren“ in H1 wird durch den zeitlichen Abstand zwischen

Online-Publikationen sowie auch die Gesamtzahl der Publikationen über einen

bestimmten Zeitraum verteilt definiert. Als Publikation gilt, wenn ein Journalist Inhalte

neu generiert oder ändert und diese dann im Internet öffentlich macht.

In H2 wird die Variable „multimedial“ folgendermassen operationalisiert: Je mehr

verschiedene Medientypen in einem publizistischen Erzeugnis vorkommen (klassische

Page 50: Masterarbeit von Simon Hutmacher

44

Medien wie Text, Bild, Video, Ton, Grafik aber auch neue Medientypen wie Tweets,

Facebookposts oder interaktive Elemente), desto multimedialer ist das Erzeugnis.

Die Variable „Textlänge“ aus H3 bezeichnet den Umfang von journalistischen

Erzeugnissen, die online publiziert werden, bezüglich ihrer Zeichenzahl in einem Text.

Unter der Variable „publizistische Inputs“ aus H4 werden alle Text-, Bild-, Audio- und

Videokreationen von Medienrezipienten verstanden, die Medienhäusern direkt zur

Verfügung gestellt werden.

Die H5-Variable „technische Fertigkeiten“ bezieht sich auf die Anforderung an

Journalisten bezüglich der Bedienung von elektronischen Eingabegeräten im Rahmen

des Arbeitsplatzes aber auch der Navigation im Internet.

In H6 schliesslich ist „die Beurteilung“ die Variable und nicht die publizistische Qualität

– diese wird in dieser Arbeit nicht gemessen. Sie bezieht sich auf die subjektive

Einschätzung von Journalisten bezüglich der Qualitätsentwicklung im Journalismus

allgemein.

Wie in Kapitel 2.1 erläutert, wird für den Wandel hin zum verstärkten mobilen Konsum

die Schweiz als Fallbeispiel herangezogen. Dies aufgrund dessen, dass einzelne

Länder wegen der Topographie und der Politik in unterschiedlichen Geschwindigkeiten

mobile Technologien wie beispielsweise die Netzabdeckung entwickeln. Zudem wurde

aufgezeigt, dass die Schweiz nicht zuletzt wegen der hohen Kaufkraft und der dennoch

unterdurchschnittlichen Preisen für Elektronik eine hohe Smartphonedurchdringung

aufweist. Dazu kommt, dass die Bevölkerung in keinem anderen Land derart häufig

und lang mit dem Zug unterwegs ist wie in der Schweiz, wodurch von verstärktem

mobilem Konsum ausgegangen werden kann.

Page 51: Masterarbeit von Simon Hutmacher

45

Und nicht zuletzt wurde die Schweiz gewählt, da sich in diesem Land das iPhone von

Apple grosser Beliebtheit erfreut. Wie aufgezeigt wurde, wartete Apple mit technischen

Revolutionen stets ab – der Wandel dürfte in der Schweiz also relativ schnell und heftig

von Statten gegangen sein mit spürbaren Auswirkungen auf den Journalismus – es

liegt eine disruptive Innovation vor.

5.2 Messinstrumente

Da die vorliegende Arbeit für den Überbau der Messung die Methodik der

Technikfolgenabschätzung verwendet, werden deren Kriterien für die Wahl und

Ausgestaltung geeigneter Messinstrumente verwendet. Gemäss Paschen (1990: 80-

82) soll die TA den Prozess der strategischen Entscheidungsfindung unterstützen, dies

im Optimalfall durch die Beteiligung interessierter und betroffener Einzelpersonen.

Zudem wurde festgelegt, dass der Reflexions-Diskurstyp nach Oppermann und

Langer (2002: 5-6) für die vorliegende Arbeit angewendet werden soll. Dies führt zum

Schluss, dass für die Messung die Journalisten als beteiligte Akteure zur Sprache

kommen sollen. Daher werden Interviews als eines der beiden Messinstrumente

festgelegt. Nicht zuletzt auch deswegen, um im Sinne der Technikfolgenabschätzung

(Oppermann / Langer 2002: 5-6) bewusst auch auf die wahrgenommenen Potenziale

und Chancen des mobilen Wandels einzugehen. Das zweite Messinstrument ist eine

Inhaltsanalyse, deren Reflexion die Grundlage für die Interviews sein soll.

Sowohl die Interviews wie auch die Inhaltsanalyse sollen qualitativer Natur sein. Denn

damit können interessante Aspekte, die während der Forschung auftauchen in die

Auswertung mit einfliessen. Dies bedingt, dass die Vorgehensweise der Forschung

präzis beschrieben und dokumentiert wird. Dies gilt auch für das Vorverständnis des

Forschers, das vollständig offengelegt werden muss (vgl. Mayring 2002: 28 ff.). Der

Forscher der vorliegenden Arbeit arbeitet seit 2010 im Journalismus und war als

Nachrichtenredakteur bei Radio- und TV-Stationen tätig. Aktuell amtet er als

Videojournalist bei SRF und erstellt dort Fernsehbeiträge sowie dazu gehörige

Webtexte. Weitere Tätigkeiten im Bereich des Onlinejournalismus weist er nicht auf,

er kennt auch die inhaltlichen und gestalterischen Vorgaben des Onlinejournalismus

ausschliesslich aus der Theorie.

Page 52: Masterarbeit von Simon Hutmacher

46

5.2.1 Qualitative Inhaltsanalyse

Das Instrument der qualitativen Inhaltsanalyse wird zum einen deshalb ausgewählt,

weil es einen objektiven Vergleich zwischen den Medienportalen des

Untersuchungssamples zulässt – im Gegensatz zu qualitativen Interviews, die stark

von der Einstellung und Erfahrung des Interviewpartners abhängig ist.

Die Inhaltsanalyse kann sich zudem nicht nur mit dem semantischen Inhalt sondern

auch den formalen Gesichtspunkten von Texten, Filmen oder Bildern

auseinandersetzen (Diekmann 2007: 576). Dabei sollen die journalistischen Produkte,

gezimmert für den mobilen Konsum, analysiert werden – wissenschaftlich strukturiert

mittels festgelegter Kategorien, welche eine Vergleichbarkeit und Analyse-

Aussagekraft gewährleisten. Die Arbeit wählt dafür die qualitative Vorgehensweise, da

ein Hauptkritikpunkt der quantitativen Inhaltsanalyse ist, dass Zeichen und Symbolen

zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt würden (Dieckmann 2007: 607). Mittels einer

Strukturierung sollen unter der Verwendung eines Kategoriensystems.

Bei dieser Analyse rücken qualitative Aspekte in den Vordergrund, deshalb hat die

Analyse nicht den Anspruch von Repräsentativität.

5.2.2 Sample für die qualitative Inhaltsanalyse

Für die qualitative Inhaltsanalyse sollen verschiedene Medientitel aus der

Deutschschweiz in die Fallauswahl miteinbezogen werde. Dies aus logistischen

Gründen, da eine Sprachraumübergreifende Untersuchung nicht im Umfang der

vorliegenden Arbeit realisiert werden könnte. Ein weiteres Kriterium ist, dass das

Medium laufend online publiziert. Es darf zwar fixe Publikationszeiten aufweisen, etwa

für ein tägliches News-Briefing – der Hauptteil der Publikationen sollen aber anhand

der Aktualität und ungebunden an einen Publikationszeitpunkt veröffentlicht werden.

Es soll sich also explizit um onlinejournalistische Produkte und nicht um leicht

verändert dargestellte Printerzeugnisse handeln, die später noch im Internet

veröffentlicht werden. Ein weiteres Auswahlkriterium ist die Verbreitung. Die

Onlineportale der Medientitel sollen mindestens eine Million Unique Clients (Anzahl an

Geräten, die mindestens einmal im Monat auf das Portal zugreifen) aufweisen. Zudem

sollen sie inhaltlich nationale Ausstrahlung haben, also die Rubrik „Schweiz“ auf der

Page 53: Masterarbeit von Simon Hutmacher

47

Internetseite platziert haben. Zudem wird darauf geachtet, dass die ausgewählten

Portale möglichst alle von unterschiedlichen Medienhäusern kommen – dies um

verschiedene Strategien aufzeigen zu können und ein möglichst umfassendes Bild

durch Vielfalt zu erhalten (Kohorteneffekte sollen bewusst zugelassen werden).

Die Medientitel, welche diese Kriterien erfüllen, sind 20Minuten Online (tamedia),

tagesanzeiger.ch/Newsnetz (tamedia), watson (AZ Medien), NZZ Online (Neue

Zürcher Zeitung), SRF Online (SRF) sowie Blick Online (Ringier). Die Portale 20min

Online sowie tagesanzeiger.ch/Newsnetz werden trotz demselben Verlagshaus beide

in der Fallauswahl berücksichtigt. Beide haben deutlich mehr als eine Million Unique

Clients, verfügen aber über getrennte und eigenständige Redaktionen. Im Falle von

blickamabend.ch, welches ebenfalls Ringier gehört und auch die benötigte Anzahl

Unique Clients aufweisen könnte, werden viele Inhalte von der Blick Online-Redaktion

übernommen. Deshalb wird dieses Portal für die Fallauswahl nicht berücksichtigt.

Ausser watson, das seit der Gründung ausschliesslich online publiziert und SRF, wo

die Online-Redaktion grösstenteils ausschliesslich Web-Inhalte generiert, haben alle

Medienportale konvergente Redaktionen – die Journalisten arbeiten also sowohl für

Print- wie auch für Onlineformate.

Die Nutzerzahlen über die vergangenen drei Jahre zeigt eine deutliche Erhöhung der

mobilen Nutzer. Anhand der folgenden Tabelle wird in Prozentpunkten aufgezeigt, wie

stark die Zahl der Unique Clients UC (Anzahl mobiler Geräte, die mindestens einmal

pro Monat auf das Portal zugreifen) gestiegen ist. Aufgrund fehlender Zahlen von SRF

Online und weil watson erst seit 2014 online ist, beschränkt sich die Untersuchung auf

vier Medienportale des Untersuchungssamples.

Page 54: Masterarbeit von Simon Hutmacher

48

Juli 2012 Juli 2015 Differenz %p

20 Minuten Online 1‘440‘000 UC 3‘478‘000 UC + 142 %p

Blick Online 720‘000 UC 2‘150‘000 UC + 199 %p

NZZ Online 315‘000 UC 1‘031‘000 UC + 227 %p

tagesanzeiger.ch 342‘000 UC 891‘100 UC + 160 %p

Abbildung 18: Veränderung der mobilen Unique Client-Zahlen. (Eigene Darstellung

und Berechnung. Quelle Datensatz: netreport.net-metrix.ch/mobile)

Die Tabelle verdeutlicht den rapiden Anstieg mobiler Zugriffe innerhalb von drei Jahren

– im Falle von NZZ Online wurde der Wert mehr als verdoppelt.

5.2.3 Methodik der qualitativen Inhaltsanalyse

Die Forschungshypothesen H1-H3 sollen sowohl mithilfe der Inhaltsanalyse wie auch

der Interviews überprüft werden. Dies ergibt für die qualitative Inhaltsanalyse die

beiden Kategorien:

Umfang und Aktualisierungsrate

Aufbau und Einzelelemente

Durch die Inhaltsanalyse sollen alle erfassten Artikel gemäss ihrer Ausgestaltung in

Typen unterteilt und diese Typen dann mit den zwei obenstehenden Kriterien

kategorisiert werden. Kategorie 1 ist dabei geschlossener und widmet sich gemäss

Operationalisierung der Hypothesen der Anzahl Zeichen sowie den Zeitintervallen

zwischen neuen Publikationen. Kategorie 2 ist bewusst offener gehalten und soll

mittels deduktivem Vorgehen analysieren, welche verschiedenen Elemente in den

journalistischen Erzeugnissen vorkommen.

Um die Vergleichbarkeit trotz tiefer Fallzahl zu gewährleisten, wurden von jedem Portal

alle Erzeugnisse zum Thema „Zürcher Kantons- und Regierungsratswahlen“ am

eigentlichen Wahltag als mobile Darstellung aufgezeichnet und anschliessend

ausgewertet. Der Wahltag fand am Sontag, den 12.04.2015 statt und gilt als national

Page 55: Masterarbeit von Simon Hutmacher

49

bedeutendes, politisches Ereignis, da es als „Gradmesser“ für die nationalen Wahlen

im Herbst bezeichnet wird – alle grossen Medienhäuser berichteten entsprechend

darüber. Da die FDP als grosse Wahlsiegerin aus den Wahlen hervorgegangen ist,

deuteten dies viele Medien als Vorzeichen, das die FDP auch national bei den

eidgenössischen Wahlen im Oktober 2015 obsiegen werde. Zusammenfassend kann

also festgehalten werden, dass die Zürcher Wahlen trotz regionalem Charakter zu

einem nationalen Ereignis gehören. Zudem fliessen an Wahltagen über den Tag

verteilt stets neue Informationen in die Redaktionen – das Thema eignet sich also für

die Analyse mit Fokus auf die mobile Rezeption, da die Medienhäuser davon

ausgehen müssen, dass ihre Konsumenten am arbeitsfreien Sonntag Informationen

eher mobil empfangen – statt im Büro befinden sich die Rezipienten beispielsweise

auf einem Ausflug. Überdies kann durch die laufende Entwicklung ausgeschlossen

werden, dass bereits erzeugte Printprodukte für die mobilen Anwendungen optimiert

wurden. Um die Fallauswahl einzuschränken, sollen nur Erzeugnisse ausgewählt

werden, welche am Sonntag zwischen 12.00 Uhr (erste Hochrechnung) und 20.00 Uhr

veröffentlicht, respektive aktualisiert wurden. Die Artikel müssen das Keyword

„Zürich“ zwingend enthalten, zudem mindestens den Begriff

„Kantonsratswahl*“ und/oder „Regierungsratswahl*“.

Damit die Erzeugnisse aufgezeichnet werden, wie sie auf einem mobilen Gerät

angezeigt werden, wurde das Programm WinWGet (ehemelas GetURL) für Windows

PC verwendet. Dieses Programm dient dazu, relativ schnell und einfach Webseiten zu

speichern und zu Archivieren. Im Gegensatz zu herkömmlichen Speichermethoden

von Webseiten (etwa das einfache Speichern via Browser) kann WinWGet die Inhalte

sogenannt rekursiv downloaden. Beim herkömmlichen Speichern werden Webseiten

über den Druckertreiber heruntergeladen, man erhält also lediglich ein Abbild über das

Ersichtliche auf der aufgerufenen Seite. Beim rekursiven Download hingegen werden

auch verlinkte Unterseiten mitgespeichert – zudem werden auch Medien wie etwa

verlinkte Videos mitgespeichert. Gleichzeitig gilt WinWGet als robustes Programm.

Kann keine Verbindung mit der Webseite aufgenommen werden, versucht es das

Programm weiter, bis Inhalte abgerufen werden können. Damit die Inhalte auf den

Nachrichtenseiten so dargestellt werden, wie sie auf mobilen Geräten aussehen, muss

bei WinWGet der „User Agent“ so eingestellt werden, als würde ein Smartphone auf

die Seiten zugreifen. Für die vorliegende Untersuchung wurde dafür das Gerät Google

Nexus mit dem Betriebssystem Android 4.0.4 eingegeben – zudem wurde eingestellt,

Page 56: Masterarbeit von Simon Hutmacher

50

dass das Gerät mit dem mobilen Chrome Browser auf die Inhalte zugreift. Die Art der

Darstellung von Webseiten kann nämlich je nach Gerät, nach Betriebssystem und

nach Art des verwendeten Browsers unterschiedlich ausfallen. Dazu wurde die

Einstellung so vorgenommen, dass verlinkte Inhalte bis auf Level 3 mitgespeichert

werden – das bedeutet, dass etwa eine verlinkte Seite in einem Newsbeitrag

automatisch mitgespeichert wird und wenn diese ebenfalls einen Link enthält, dann

auch diese verlinkte Seite. Das Programm wurde mittels Windows Task so eingestellt,

dass es alle dreissig Minuten automatisch eine Sicherung von den Artikeln machte.

Die Links zu diesen Artikeln wurden vom Autor selbständig in das Programm

eingetragen. Mittels der Suchfunktion auf den Newsseiten und den Begriffen „Zürich“,

„Regierungsratswahlen“ und „Kantonsratswahlen“ wurden diejenigen Artikel ermittelt,

welche über die Wahlen berichteten – während dem Untersuchungszeitraum war die

manuelle Präsenz also nötig, da teilweise neue Artikel erstellt wurden. Zudem wurden

die sogenannten Push-Meldungen der Nachrichtenseiten über den

Untersuchungszeitraum hinweg vom Autor persönlich erfasst und dokumentiert da

diese ebenfalls journalistische Erzeugnisse mit Inhalt darstellen. Diese lassen sich

ausschliesslich mit einem Smartphone empfangen. Dafür wurden alle Apps der zu

untersuchenden Nachrichtenportale auf einem Samsung Galaxy Note 4 mit dem

Betriebssystem Android 5.0.1 installiert und der Empfang der Push-Meldungen

aktiviert. Das Protokoll über die empfangenen Push-Meldungen findet sich im Anhang

dieser Arbeit.

5.2.4 Qualitative Experteninterviews

Die zweite Untersuchungsanordnung zur Messung der abhängigen Variablen ist eine

Journalistenbefragung, die nach der Auswertung der Inhaltsanalyse stattfinden soll.

Grund dafür ist, dass Resultate aus der qualitativen Inhaltsanalyse in den Fragekatalog

einfliessen sollen – also, dass Journalisten sich zu den produzierten Ergebnissen und

Abweichungen gegenüber Konkurrenzmedien äussern. Für die Befragung soll die

Methode der qualitativen Leitfadeninterviews gewählt werden. In der

Journalismusforschung sind neben repräsentativen standardisierten Befragungen

Leitfadeninterviews als Erhebungsmethode etabliert (Riesmeyer 2011: 223). Zudem

gehören Experteninterviews zum Standardrepertoire der Technikfolgenabschätzung.

Sie können mehr oder weniger formalisiert sein und reichen von eher informellen

Page 57: Masterarbeit von Simon Hutmacher

51

Expertengesprächen bis hin zu stark methodisch orientierten Verfahren. Zur Sicherung

der Vergleichbarkeit sind strukturierte Interviewleitfäden oder ausformulierte

Fragebögen wesentlich (Grunwald 2010: 186).

Als Ergänzung zu den qualitativ gewonnenen Daten dienen Leitfadeninterviews dazu,

Informationen zu erheben, die über das hinausgehen, was mit den Beobachtungen zu

erfassen ist. Im Sinne der Offenheit der Technikfolgenabschätzung soll bewusst eine

überschaubare Anzahl fest definierter Kategorien für die Interviews festgelegt werden.

Mithilfe der Experteninterviews sollen die Forschungshypothesen H1-H6 überprüft

werden (H1-H3 werden sowohl durch die Inhaltsanalyse wie auch durch die Interviews

überlappend überprüft).

5.2.5 Sample der Experteninterviews

Pro untersuchtes Medienportal wurden je zwei Journalisten interviewt, insgesamt

fanden also 12 Interviews statt. Die Anforderung, welche die Journalisten primär

erfüllen mussten, war mehrjährige Berufserfahrung im Onlinejournalismus und, dass

sie im Bereich „Information“ tätig sind. Zudem wurde darauf geachtet, dass die

Altersverteilung möglichst breit ausfällt um eine grösstmögliche Erfahrungs-

Perspektive abzudecken. Auf weitere Einschränkungen wurde aber bewusst verzichtet,

explizit wurde in der Anfrage nicht erfragt, ob die Journalisten ausschliesslich für den

Kanal „Online“ tätig sind. Auch gab es für das Sample nicht die Vorgabe, dass die

Interviewpartner am Tag der Zürcher Wahlen Artikel publiziert haben – dies zugunsten

einer universellen Betrachtung der Ergebnisse, da die Ausgestaltung von Online-

Erzeugnissen an anderen Tagen je nach Themenlage anders aussehen könnte und

weil die Analyse von Ergebnissen anders ausfällt, wenn der Interviewpartner nicht aktiv

an deren Gestaltung beteiligt war – es ist eine zusätzliche Aussenperspektive. Mittels

E-Mails an die Redaktionen und den genannten Anforderungen wurden die

Journalisten ausgewählt. Nachfolgend werden sie kurz vorgestellt:

Adrian Eng (33). Herr Eng ist seit Anfag 2014 bei watson als Chef vom Dienst und

Blattmacher tätig (Leiter Newsdesk). Zuvor war er bei der Aargauer Zeitung und bei

20 Minuten tätig, insgesamt hat er schon acht Jahre für den Kanal Online publiziert.

Page 58: Masterarbeit von Simon Hutmacher

52

Christoph Brunner (38). Christoph Brunner arbeitet seit 2012 bei Radio SRF im

Regionaljournal Zürich/Schaffhausen als Moderator, Redakteur und Reporter. Nebst

Radioberichten verfasst er dort auch Inhalte für den Online-Kanal. Zuvor arbeitete er

10 Jahre bei Radio 24, wo er in seinen letzten zwei Jahren auch Online publizierte.

Am Zürcher Wahltag sass Christoph Brunner am News-Ticker.

Simon Eppenberger (37). Arbeitet seit 2006 für den Tagesanzeiger und seit 2008

publiziert er auch für den Kanal Online. Er ist stellvertretender Ressortleiter der

Abteilung Zürich.

Maurice Thiriet (34). Herr Thiriet ist seit Anfang 2014 bei watson als Ressortleiter

Gesellschaft und Politik tätig. Zuvor arbeitete er fünf Jahre für die Printausgabe des

Tagesanzeigers und davor zwei Jahre für 20 Minuten Online. Insgesamt hat er also

3.5 Jahre Online-Erfahrung.

Christoph Stricker (58). Er arbeitet seit 1984 im Onlinejournalismus und ist seit 2013

bei SRF News als Onlineredakteur tätig. Zuvor arbeitete er beim Tagesanzeiger und

bei NZZ Online.

Corsin Zander (26). Corsin Zander arbeitet seit zwei Jahren bei NZZ Online in den

Schichten des Online-Diensts und als Reporter. Zuvor absolvierte er ein Praktika bei

den Printzeitungen Schweiz am Sonntag, bei der WOZ und bei der NZZ.

Lea Hartmann (24). Frau Hartmann arbeitet bei Blick Online als Redakteurin im

Ressort Nachrichten und am Newsdesk und dies seit zwei Jahren. Vorher war sie

während ihrem Journalismusstudim als Praktikantin bei der SRF-Sendung

Kassensturz und beim Blick tätig.

Roman Neumann (32). Er ist seit Anfang 2014 bei 20 Minuten Online (konvergente

Redaktion) als Nachrichten-Reporter tätig. Zuvor arbeitete er während sieben Jahren

für Blick Online und davor 9 Monate für die Printzeitung Sonntags Blick.

Page 59: Masterarbeit von Simon Hutmacher

53

Jacqueline Büchi (25). Jacqueline Büchi arbeitet als Reporterin für 20 Minuten

(konvergente Redaktion) und dies seit 3 Jahren. Zuvor arbeitete sie bei Radio Top und

publizierte dort auch für den Online-Kanal.

André Müller (25). Herr Müller arbeitet seit 2013 bei der NZZ im Ressort Zürich und

ist dort am Newsdesk für den Online-Dienst zuständig, zudem arbeitet er als Reporter.

Zuvor war er Chefredakteur des Jugend-Online-Portals tink.ch.

Oliver Baumann (36). Er ist seit 2012 bei Blick hauptsächlich als Online-Nachrichten-

Redakteur tätig. Zuvor war er 10 Jahre bei der Aargauer Zeitung, zunächst als

Printjournalist, danach als Online-Produzent.

Pia Wertheimer (40). Pia Wertheimer arbeitet seit Oktober 2006 beim Tagesanzeiger

in der Regionalredaktion. Vor fünf Jahren wechselte sie dann ins Online-Ressort und

arbeitet seit 2012 konvergent. Sie hat die Leitung des Politikteams inne.

5.2.6 Methodik Qualitative Interviews

Die Interviews wurden so festgelegt, dass sie rund 30 Minuten dauern, den

Interviewpartnern wurde dies vor den Gesprächen mitgeteilt. Für die Durchführung

wurde ausschliesslich die Methodik der Face-to-Face-Interviews ausgewählt, der

Autor dieser Arbeit traf sich also mit den Journalisten entweder in öffentlichen Cafés

oder an deren Arbeitsplatz. Durchgeführt wurden die Interviews zwischen dem 14. Juli

und dem 4. August 2015 in Zürich.

Der Einstieg fand immer nach demselben Muster statt. Zuerst wurde nach

biografischen Daten und der journalistischen Laufbahn der Interviewpartner gefragt.

Im Anschluss lautete die Einstiegsfrage, inwiefern die Journalisten beim Publizieren

von Online-Artikeln an die Empfangs- und Rezeptionssituation ihrer Rezipienten

denken. Im Anschluss folgte das Interview einem Leitfaden, welcher aufgrund der zu

messenden Variablen und deren Operationalisierung folgende Kategorien wenn

möglich in dieser Reihenfolge durchlaufen musste:

Page 60: Masterarbeit von Simon Hutmacher

54

Ausprägung des Fokus auf mobile Rezeption (Unterscheidung

Verlagshaus/Journalist)

Wahrnehmung über Art und Umfang der Veränderung über die

vergangenen drei bis fünf Jahre, respektive seit Beginn im

Onlinejournalismus

Wahrnehmung bezüglich des Zeitdrucks

Wahrnehmung bezüglich des Einsatzes verschiedener Medien

Wahrnehmung bezüglich Veränderungen im Textumfang

Wahrnehmung über veränderte technische und publizistische

Anforderungen

Beurteilung der Menge und der Qualität an Inputs von Rezipienten

Beurteilung bezüglich der Entwicklung publizistischer Qualität

Persönliche Zukunftsvision für den Schweizer Onlinejournalismus

Ergänzungs- und Nachfragen in anderen Themenbereichen, die sich aus dem

Gespräch ergaben wurden wenn möglich gezielt gestellt, um der qualitativen

Ausprägung des Messinstruments gerecht zu werden.

Die Fragestellungen bezüglich der vierten Kategorie über den Einsatz verschiedener

Medien enthielten dabei Resultate aus der Inhaltsanalyse, worauf die Journalisten

direkt Bezug nehmen konnten. Die Ergebnisse wurden nicht optisch gezeigt, sondern

mündlich zusammengefasst wiedergegeben. Der dazugehörige Interview-Leitfaden

sowie die transkribierten Einzelinterviews finden sich im Anhang dieser Arbeit. Mit den

Journalisten wurde vereinbart, dass sie mit Namen in dieser Arbeit zitiert werden

dürfen, jedoch das Transkript der Interviews vertraulich behandelt wird. Somit wurde

ermöglicht, dass die Journalisten möglichst offen von Erfahrungen und Beispielen

berichten konnten.

5.3 Messgütekriterien

Messungen sollten möglichst objektiv, zuverlässig und gültig sein – deshalb wird in der

Wissenschaft darauf geachtet, dass die Messgütekriterien der Objektivität, der

Reliabilität und der Validität eingehalten werden.

Page 61: Masterarbeit von Simon Hutmacher

55

Notwendig aber nicht hinreichend für eine gültige Messung ist das Kriterium der

Objektivität. Es besagt, in welchem Masse das Messinstrument unabhängig von

derjenigen Person ist, die es angewendet hat.

Lienert und Raatz (1969:14) unterscheiden zwischen Durchführungsobjektivität und

Auswertungsobjektivität. Letztere kann mit der vorliegenden Arbeit durch klar

definierte Kategorien bei der Auswertung der Inhaltsanalyse erreicht werden, da

ausschliesslich eine Person – der Autor dieser Arbeit – gemessen hat. Die

Durchführungsobjektivität wird dadurch sichergestellt, weil ein Computerprogramm

(WinWGet) die Messung gemäss einer vordefinierten Programmierung vorgenommen

hat. Bei den qualitativen Interviews wurde die Durchführungsobjektivität dadurch

sichergestellt, dass die qualitativen Interviews immer nach demselben Schema und

durch denselben Interviewer durchgeführt wurden, nämlich Face-to-Face (das

Angebot eines Protagonisten, das Interview per Telefon durchzuführen, wurde deshalb

abgelehnt) sowie nach einem Leitfaden, an den sich der Interviewer stets zu halten

hatte. Die Auswertungsobjektivität wurde wie bei der Inhaltsanalyse durch ein

vordefiniertes Kategoriensystem angestrebt.

Ebenfalls notwendig aber noch nicht hinreichend ist das Messgütekriterium der

Reliabilität. Es definiert, ob das verwendete Messinstrument immer gleich misst.

Realiabilität ist also das Mass für die Reproduzierbarkeit von Messergebnissen

(Dieckmann 2007: 250). Bei der Auswertung der qualitativen Inhaltsanalyse sowie der

qualitativen Interviews wurde deshalb die Test-Retest-Methode angewendet. Drei

zufällig ausgewählte Interviews sowie drei zufällig ausgewählte Datensätze von den

Medienportalen wurden anhand des Kategoriensystems ausgewertet. 14 Tage später

wurde noch einmal nach denselben Kriterien ausgewertet und überprüft, ob dieselben

Inhalte mit denselben Kategorien versehen wurden. Dies führte dazu, dass die erste

Kategorie der Inhaltsanalyse (Umfang und Aktualisierungsrate) deutlicher definiert

wurde. Zudem wurden Kategorien für die Auswertung der Interviews thematisch

aufgespalten (etwa die Differenzierung des Fokus auf mobile Rezeption zwischen dem

Journalisten und dem Verlagshaus).

Das wichtigste Messgütekriterium schliesslich ist die Validität und bezeichnet die

Gültigkeit von Messungen und deren daraus folgenden Aussagen. Objektivität und

Reliabilität sind lediglich notwendige Minimalanforderungen an ein Messinstrument.

Page 62: Masterarbeit von Simon Hutmacher

56

Da Hauptziel ist dagegen die Konstruktion möglichst valider Messinstrumente

(Dieckmann 2007: 256). Je nach Literatur werden verschiedene Unterkategorien von

Validität festgelegt. Hier sollen die drei Unterkategorien gemäss Dieckmann 2007

verwendet werden, die der Inhalts-, Kriteriums und Konstruktvalidität. Die

Unterkategorie der Inhaltsvalidität verlangt, dass zur Messung einer Variable das

bestmöglichste Messinstrument angewendet wird. Aus diesem Grund wurden die

beiden Messinstrumente der qualitativen Inhaltsanalyse sowie des qualitativen

Leitfadeninterviews ausgewählt. Die Inhaltsanalyse entspricht einer neutralen

Momentaufnahme, sie liefert einen direkten Vergleich innerhalb der Medienportale.

Allerdings blendet sie Veränderungen über die Zeit, organisatorische Informationen

aus den Redaktionen sowie weitere Einschätzungen der Akteure komplett aus. Die

Interviews im Gegensatz können mittels retrospektiven und einschätzenden Fragen

genau diese Defizite abdecken, sind aber immer stark von der interviewten Person

und deren persönlichen Einschätzung abhängig. Durch die Kombination dieser beiden

Instrumente sollte eine möglichst hohe Inhaltsvalidität erreicht werden. Die zweite

Unterkategorie - die Kriteriumsvalidität - gibt an, inwieweit ein

Untersuchungsverfahren ein interessierendes Merkmal so misst, dass es mit einem

für das Merkmal relevanten Aussenkriterium übereinstimmt. Dafür wurde für das

Instrument des qualitativen Leitfadeninterviews ein sogenannter Pretest durchgeführt.

Mit einem nicht in der Messung enthaltenden Online-Journalisten des Medienhauses

SRF wurde das Interview gemäss Leitfaden durchgeführt und ausgewertet. Im

Anschluss wurden die Resultate mit dem Journalisten zusammen besprochen. Dies

offenbarte gewisse Schwächen bei den Fragen – beispielsweise die erwünschte

Messung nach der Beurteilung, ob durch den mobilen Wandel schneller und häufiger

publiziert werde. Anfänglich wurde die Frage exakt so ausformuliert gestellt, der

Journalist konnte darauf aber keine gewissenhafte Antwort geben. Im gemeinsamen

Auswertungsgespräch wurde dann ersichtlich, dass die Frage konkreter auf

Untersuchungsergebnisse der Inhaltsanalyse abzielen muss. Im Falle dieser Arbeit

also auf die Liveticker-Form verbunden mit der Frage, ob solche Formate aus Sicht

des Journalisten zugenommen haben. Die Konstruktvalidität schliesslich wurde

angestrebt, indem die Kategorien für die Auswertung der beiden Messinstrumente

anhand der Literaturrecherche (Kapitel 3) vorgenommen wurden.

Page 63: Masterarbeit von Simon Hutmacher

57

5.4 Ergebnisse der Inhaltsanalyse

Zunächst gilt es festzuhalten, dass jedes in dem Sample enthaltene Medienportal für

die Berichterstattung zu den Zürcher Wahlen mindestens einmal das Instrument eines

„Live-Tickers“ eingesetzt hat und dies auch zu den Haupterzeugnissen von allen

Portalen an diesem Wahltag gezählt werden kann. Es handelt sich dabei um einen

neuartigen Typ der Berichterstattung, der schriftliche Kurzkommentare mit

verschiedenen grafischen Darstellungsformen und statistisch-tabellarischen

Informationen zu einem multimodalen und interaktiven Gesamtkomplex kombiniert.

Nutzer lesen einen laufend aktualisierten Bericht zu einem Ereignis, und zwar während

dieses Ereignis stattfindet. Im Unterschied zur Live-Berichterstattung des Fernsehens

verlagert sich beim Live-Ticker die Darstellung vom audio-visuellen Live-Ereignis auf

eine überwiegend textbasierte und grafische Ebene der Ereignispräsentation (Hauser

2008: 1). Die Art, wie diese Live-Ticker ausgestaltet waren, unterschied sich dennoch

stark zwischen den einzelnen Portalen. Ausserdem wurden, je nach Portal, noch

andere Formen von Publikationen gewählt. In der folgenden Tabelle findet sich eine

Übersicht über die publizierten Stücke zwischen 12.00 Uhr und 20.00 Uhr – die

Kategorien der festgestellten Berichte wurden während der Inhaltsanalyse gebildet.

Live-

Ticker

sda-

Bericht

Kommentar Eigenbericht Bilder-

Story

Twitter-

Story

Pushs

watson 1 1 1 - - - 5

20min 1 - - - - - 1

Blick 1 2 1 1 - - 5

NZZ 2 - 1 1 1 - 7

SRF 1 - - 3 - - 2

Tagesanzeiger 4 - 1 - - 1 8

In den folgenden Abschnitten werden die Resultate sowie die Ausprägung der sieben

Artikelarten vorgestellt. Der Schwerpunkt der Analyse entfällt auf die Live-Ticker, da

sie bei allen sechs Portalen das umfangreichste Publikationselement am Wahlsonntag

waren. Gemäss der zu überprüfenden Hypothesen H1-H3, werden die Elemente

qualitativ auf die beiden Kategorien „Umfang und Aktualisierungsrate“ sowie „Aufbau

und Einzelelemente“ hin untersucht.

Page 64: Masterarbeit von Simon Hutmacher

58

5.4.1 Live-Ticker

Nachfolgend findet sich eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus der Analyse der

verschiedenen Live-Ticker.

watson:

Kategorie Umfang und Aktualisierungsrate:

Der Live-Ticker weist folgende Eigenschaften auf bezüglich Aktualisierungsrate und

Umfang auf:

- 47 Einträge insgesamt mit 15‘322 Zeichen

- Durchschnittlich 326 Zeichen pro Eintrag

- Durchschnittlich alle 6.7 Minuten ein Beitrag

Die Anzahl der Ticker-Beiträge sowie die durchschnittlichen Zeitabstände zwischen

den einzelnen Beiträgen entsprechen damit in etwa dem Mittel der untersuchten

Portale.

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Bei watson fällt sofort die Filterung und Einordnung einzelner Ticker-Einträge auf. Die

wichtigsten Meldungen wie etwa neue Hochrechnungen sind mit einer speziellen

Farbe gekennzeichnet. User können anwählen, ob sie nur diese wichtigsten

Etappenmeldungen oder alle Einträge sehen wollen und auch, in welcher Reihenfolge

(Neustes zuoberst oder am Seitenende) der Ticker angezeigt werden soll. Während

der Live-Berichterstattung gibt es keine anderen Beiträge auf der Seite zu den Wahlen,

der Live-Ticker ist das Hauptinstrument und soll mit den Filtereinstellungen

verschiedene Interessen gleichzeitig abdecken.

Page 65: Masterarbeit von Simon Hutmacher

59

Abbildung 19: Screenshot Filterung bei watson-Ticker (Quelle: watson.ch)

Jeder Eintrag besitzt eine eigene Schlagzeile. Der Hauptteil des Tickers sind

Textblöcke über aktuelle Ereignisse wie neue Resultate, auch

Prozentpunktdifferenzen zwischen den Parteiergebnissen werden als Text

ausgegeben. Dazu werden auch Grafiken eingebaut, welche Screenshots vom

Statistischen Amt Zürich sind (teilweise ohne Quellenangabe). Zudem werden auch

Tweets von beteiligten Akteuren oder Beobachtern eingebaut – einmal wurde die

Tweet-Äusserung eines Bloggers zum Abschneiden der SVP in einer bestimmten

Gemeinde direkt übernommen und als Neuigkeit eingeordnet – als Quellen dienten

also nicht nur Agenturen und Reporter sondern auch Private. Im Ticker fanden sich

auch Agenturbilder, die frisch reinkamen. Insgesamt sind drei Redakteure am Ticker

beteiligt, es ist für den Leser jeweils ersichtlich, welcher Input von wem geschrieben

wurde. Zuoberst sind fix die provisorischen Hochrechnungsresultate eingeblendet,

welche zeitnah zu neuen Ergebnissen aktualisiert werden. Der Leser hat also jederzeit

die schnelle Übersicht über den aktuellen Auszählungsstand ohne zu scrollen. Der

Ticker besitzt neben der Filtrierung zwei Alleinstellungsmerkmal gegenüber den

anderen Portalen. Erstens werden Erzeugnisse der Konkurrenz zitiert in den Ticker

eingebunden und verlinkt, etwa ein Reaktionsvideo von Esther Guyer, das im Ticker

auf Tagesanzeiger Online zu sehen war. Weiter hat watson mit der Möglichkeit, Inputs

von Lesern mit in den Ticker zu nehmen. So wurde etwa die Frage eines Users nach

den Prozentpunkten aufgenommen und sogleich im Ticker integriert beantwortet.

Der Ticker wurde bis 17.06 Uhr betrieben.

Page 66: Masterarbeit von Simon Hutmacher

60

20MIN ONLINE:

Kategorie Umfang und Aktualisierungsrate:

- 43 Einträge insgesamt mit 11‘739 Zeichen

- Durchschnittlich 273 Zeichen pro Eintrag

- Durchschnittlich alle 8 Minuten ein Beitrag

Sowohl mit der Anzahl der Ticker-Beiträge sowie mit den durchschnittlichen

Zeitabständen zwischen diesen Beiträgen bewegt sich 20 Minuten damit im Mittel der

untersuchten Medienportale.

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

20 Minuten baut den Ticker hauptsächlich auf Text-Elementen auf, sie machen den

Grossteil des Inhalts aus. Auffällig ist, dass einzelne aus Sicht des Mediums wichtige

Sätze und Aussagen in den Textblöcken jeweils fett geschrieben sind und damit

herausgehoben werden. Eine leicht überschaubare Zusammenfassung gibt es

innerhalb des Tickers nicht, die neuste Haupterkenntnis wird im Titel des Tickers

festgehalten, welcher auf der Hauptseite von 20 Minuten ersichtlich ist und auf den

Ticker verlinkt. Zudem hat der Leser die Möglichkeit, die Reihenfolge der Einträge

(Neuste zuoberst oder ganz unten) zu ändern. Im Ticker werden Tweets eingebunden,

sie beinhalten Einschätzungen und Reaktionen zu den Wahlergebnissen. Auch

Grafiken finden sich im Ticker, zum einen sind es Screenshots vom Statistischen Amt

Zürich (mit Quellenangabe), zum anderen eigene Kuchendiagramm-Grafiken über die

aktuellen Sitzverteilungen (welche nicht dynamisch sind sondern als einfache Grafik

daher kommen). 20 Minuten hat Reporter vor Ort im Wahlzentrum und nennt dies auch

im Ticker, Aussagen von Akteuren vor Ort werden paraphrasiert und es werden eigene

Bilder der Reporter in den Ticker eingebunden. Diese scheinen mit einem Mobiltelefon

erstellt worden zu sein.

Page 67: Masterarbeit von Simon Hutmacher

61

Abbildung 20: Reporter-Bilder bei 20 Minuten (Quelle: 20min.ch)

Dazu findet sich ein Video, das ebenfalls von den Reportern vor Ort erstellt wurde. Es

zeigt einen hüpfenden Kantonsratskandidaten. Der Ticker wurde bis 18.00 Uhr

betrieben und zeigte nach den ausgezählten Ergebnissen vor allem bildliche Eindrücke

der jeweiligen Parteitreffen.

BLICK ONLINE:

Kategorie Umfang und Aktualisierungsrate:

- 56 Einträge insgesamt mit 27‘272 Zeichen

- Durchschnittlich 487 Zeichen pro Eintrag

- Durchschnittlich alle 5.5 Minuten ein Beitrag

Blick Online hat damit über den Untersuchungszeitraum von den Medienportalen am

meisten Ticker-Einträge verfasst. Gleichzeitig ist der Zeitabstand zwischen den

Einträgen nirgends so tief wie bei Blick Online.

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Der Blick-Ticker weist eine hohe Dynamik auf: Viele Einträge sind lediglich zwei Sätze

lang, dafür werden mit einer hohen Kadenz neue Einträge publiziert. Der Ticker ist

textlastig, baut aber vor allem wie kein anderes Portal auf Tweets auf. Zum einen

finden sich Tweets mit Einschätzungen oder Meinungen, andere enthalten Fakten.

Solche werden vom Autor gerne auch eingeordnet

Page 68: Masterarbeit von Simon Hutmacher

62

Abbildung 21: Ticker-Kommentar bei Blick Online (Quelle: blick.ch)

Im Text wird nicht nur auf das aktuelle Geschehen bei den Zürcher Wahlen Bezug

genommen, sondern es werden auch Resultate von den Wahlen im Kanton Appenzell

verkündet – ein Alleinstellungsmerkmal vom Blick-Ticker. Dazu werden aus

Agenturtexten auch einzelne Statements von Akteuren rezitiert und mit der

Agenturquelle gekennzeichnet. Für die Nutzer gibt es weder Filter- oder

Ordnungsoptionen für den Ticker, noch eine Zusammenfassung mit den neusten

Erkenntnissen. Diese werden im Titel zusammengefasst, der auf der Hauptseite von

Blick Online auf den Ticker verlinkt. Neben den Textbausteinen werden im Ticker auch

Grafiken von Hochrechnungen des Statistischen Amts Zürich eingebaut, allerdings

ohne Quellenangabe. Dazu werden Bilder eingebunden – teilweise sind es

Rückschauen (etwa, wie die Kandidaten im Vorfeld mit Plakaten für sich geworben

haben), offizielle Kandidatenbilder von deren Homepage oder auch Fotomontagen

Der letzte Eintrag im Ticker erfolgte um 17.08 Uhr.

NZZ ONLINE:

Kategorie Umfang und Aktualisierungsrate:

- 49 Einträge insgesamt (2 Ticker) mit 27‘272 Zeichen

- Durchschnittlich 627 Zeichen pro Eintrag

- Durchschnittlich alle 11.3 Minuten ein Beitrag

NZZ Online weist damit am zweitmeisten Ticker-Einträge (hinter Blick Online) auf.

Zudem weist kein anderes Portal des Untersuchungssample längere Zeitabstände

zwischen den einzelnen Einträgen auf.

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Die NZZ arbeitet zur Abdeckung der Wahlen mit zwei Tickern. Einer deckt die

Regierungsratswahl (Exekutive) ab, der andere die Wahl und Aufstellung des neuen

Kantonsrates (Legislative). Der Hauptbestandteil sind Textblöcke, alle Einträge haben

eine eigene Überschrift, Tweets finden sich in beiden Tickern keine. Im Unterschied

zu anderen textlastigen Tickern wie beispielsweise demjenigen von Blick Online, weist

jeder Eintrag den Umfang von mindestens fünf Sätzen auf – die Einträge können also

jeweils als eine Art Mini-Bericht gedeutet werden. Im Text selber gibt es keine

Page 69: Masterarbeit von Simon Hutmacher

63

Heraushebungen, auch neue Hochrechnungsresultate werden gleich behandelt wie

die anderen Informationen. Zitate von Akteuren vor Ort werden im Text rezitiert. Einmal

wird auch auf einen Vorberichterstattungs-Beitrag der NZZ verlinkt. Neben dem Text

arbeitet der Ticker auch mit Bildern von NZZ-Fotografen vor Ort. Die Bilder scheinen

nicht mit einem Mobiltelefon gemacht worden zu sein sondern mit hochwertigen

Kameras (Ausleuchtung spricht für einen grossen Bildsensor, der in Smartphones

nicht vorhanden ist).

Abbildung 22: Hochwertige Bilder im NZZ-Ticker (Quelle: nzz.ch)

Ausser dem Titel und dem Lead gibt es oberhalb des Tickers keine aktuellen Text-

Informationen, die das bisher Geschehene zusammenfassen. Allerdings setzt der

NZZ-Ticker auf eigene Grafiken. Diese werden teilweise im Ticker als verlinkten Button

hinterlegt (etwa die spezifischen Resultate einer Partei in einer Wohngemeinde). Die

Übersicht über alle Resultate sind in grafischer Form daneben immer ganz oben im

Ticker verlinkt – die NZZ hat offensichtlich eigene Grafiken vorprogrammiert, die

während dem Wahlnachmittag mit Resultaten gespiesen werden und sich anpassen.

Der Leser kann verschiedene Elemente auswählen, etwa eine Kantonskarte mit den

Page 70: Masterarbeit von Simon Hutmacher

64

Resultaten, den Vergleich zu den Vorwahlen vor vier Jahren oder die Köpfe der

gewählten Kandidaten.

Abbildung 23: Dynamische NZZ-Grafiken (Quelle: nzz.ch)

Der letzte Ticker-Eintrag erfolgte um 17.09 Uhr.

SRF ONLINE:

Kategorie Umfang und Aktualisierungsrate:

- 36 Einträge insgesamt mit 15‘693 Zeichen

- Durchschnittlich 454 Zeichen pro Eintrag

- Durchschnittlich alle 9.7 Minuten ein Beitrag

SRF Online weist damit innerhalb der verglichenen Portale die tiefste Zahl an Ticker-

Einträgen auf. Zudem sind die Zeitabstände zwischen den einzelnen Einträgen grösser

als der Durchschnitt über alle Portale.

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Der Live-Ticker von SRF bindet verschiedenste Medienelemente ein. Vor allem zu

Beginn der Berichterstattung ab 12.00 Uhr gibt es selten Einträge, die lediglich mit Text

bespielt sind – meist ist es eine Kombination mit anderen Medien. Eingebunden

Page 71: Masterarbeit von Simon Hutmacher

65

werden häufig Screenshots von Grafiken vom Statistischen Amt Zürich (mit

Quellenangabe), aber auch Radio- und TV-Beiträge von SRF kurz nach deren

Ausstrahlung sowie die Verlinkung auf den Livestream des Radioprogramms. Der

Inhalt der Beiträge wird vom Redakteur jeweils kurz textlich zusammengefasst, jeder

Beitrag hat eine eigene Überschrift. Auch Bilder von Reportern vor Ort (aufgrund des

Bildrauschens wahrscheinlich mit einem Mobiltelefon erstellt) werden eingebunden.

Abbildung 24: Paraphrasierte Interviews bei SRF (Quelle: srf.ch)

Auf Tweets verzichtet der SRF-Ticker vollständig. Eingebunden werden neben den

eigenen Erzeugnissen noch Agenturbilder. Einmal werden die Bilder eines Reporters

zu einer Collage geschnitten, zudem wird auf SRF-Online-Berichte zu

Abstimmungsresultaten in Schaffhausen und Winterthur verlinkt. Der Leser hat keine

Möglichkeit, einzelne Elemente des Tickers herauszufiltern oder die Reihenfolge zu

ändern. Für die Übersichtlichkeit hat der SRF-Ticker nicht nur die neuste Information

in den Titel und den Lead des Tickers gepackt, sondern bietet ganz oben sogenannte

„Bullet-Points“ an, welche in einigen Stichworten die wichtigsten und neusten

Entwicklungen zusammenfassen.

Page 72: Masterarbeit von Simon Hutmacher

66

Abbildung 25: Bullet-Points bei SRF (Quelle: srf.ch)

Gegen Ende des Tickers werden die Textbeiträge länger, sie sind versehen mit

Grafiken, die nun von SRF selber erstellt wurden. Nach den offiziellen Ergebnissen

läuft der Ticker weiter und berichtet über Reaktionen von Gewinnern und Verlierern

der Wahl. Auch nach dem Ende des Erfassungszeitraums bis 20.00 Uhr werden noch

Beiträge veröffentlicht.

TAGEANZEIGER.CH/NEWSNETZ:

Kategorie Umfang und Aktualisierungsrate:

- 46 Einträge insgesamt (4 Ticker) mit 31‘384 Zeichen

- Durchschnittlich 682 Zeichen pro Eintrag

- Durchschnittlich alle 7.1 Minuten ein Beitrag

Tagesanzeiger.ch/Newsnetz hatte damit die dritthöchste Zahl an Live-Ticker-

Einträgen (hinter Blick Online und NZZ Online). Gleichzeitig ist auch die

Aktualisierungsrate überdurchschnittlich hoch (Nur Blick Online wies kürzere Abstände

zwischen einzelnen Ticker-Einträgen auf).

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Die Verantwortlichen bei Tagesanzeiger Online haben sich entschieden, mit

insgesamt vier parallel laufenden Live-Tickern über die Zürcher Wahlen zu berichten.

Je ein Ticker fasst die Neuigkeiten und Resultate zu den Kantons- und

Regierungsratswahlen zusammen. In diesen beiden Resultats-Tickern dominiert vor

Page 73: Masterarbeit von Simon Hutmacher

67

allem der Text, pro Abschnitt wird vom Redakteur eine Schlagzeile gesetzt. Die

Einträge unterscheiden sich stark in ihrer jeweiligen Länge – es gibt lange Teile und

kurze, wo teilweise ein einziger Satz für einen Tickereintrag steht. Die längeren Texte

sind in Abschnitte gegliedert. Ganz oben findet sich eine Bildstrecke. Zu Beginn ist

diese noch gefüllt mit Archivbildern, gewinnt dann aber im Laufe das Nachmittags

aktuelle Bilder des Tages dazu. Im Text wird einmal auf ältere Berichte des

Tagesanzeigers verlinkt, ansonsten finden sich auch Screenshots der Grafiken des

Statistischen Amtes Zürich (mit Quellenangabe). Tweets oder Videos sind in diesem

Ticker keine vorhanden. Nach dem Bekanntwerden der Endresultate änderten sich die

beiden Resultate-Ticker in einer Art, wie das bei keinem anderen Medium im Sample

zu beobachten war. Oben auf der Seite ist eine Art klassischer Textbeitrag mit

Abschnitten und Zwischentiteln. Dieser fasst das Geschehen des Tages zusammen.

Unterhalb dieses Textes findet sich dann der Ticker – diesmal aber in umgekehrter

Reihenfolge (die ältesten Ereignisse befinden sich nun also oben). Der Ticker wird nun

als „Chronologie“ bezeichnet.

Die anderen beiden Live-Ticker widmen sich den Reaktionen von Akteuren und

Beobachtern – auch wieder aufgeteilt in Kantons- und Regierungsratswahlen. In

diesem Ticker findet sich weniger Text, dafür mehrere Videos.

Reporter vor Ort interviewen während des Nachmittags Akteure wie etwa

Parteipräsidenten zu deren Befinden. Die Videos sind offensichtlich mit einem

Smartphone erstellt und wirken daher nicht wie klassische TV-Beiträge (Der

Interviewte etwa schaut mehrmals direkt in die Kamera, was in klassischen TV-

Interviews nicht vorkommt). Die Hauptaussagen der Videoteilnehmer werden jeweils

im Text zusammengefasst.

Bereits um 12.30 Uhr wird ein erstes Video publiziert, wo ein Verantwortlicher der

Partei CVP interviewt wird. Die Aussagekraft des Videos hält sich insofern in Grenzen,

da der Interviewte selbst sagt, dass es noch zu früh sei, um Resultate zu beurteilen,

da noch nichts Aussagekräftiges vorliege.

Page 74: Masterarbeit von Simon Hutmacher

68

Abbildung 26: Handy-Video bei Tagesanzeiger (Quelle: tagesanzeiger.ch)

Die Videos vermitteln aber die Stimmung aus dem Wahlzentrum. Nach der Abwahl

des Regierungsrates Graf etwa wird auf einem verwackelten Video gezeigt, wie der

Abgewählte sichtlich angespannt durch die Menge an Reportern schreitet und der TV-

Station SRF vorerst kein Interview geben will. Zudem werden auch Bilder von

Reportern vor Ort in den Ticker eingebunden, auch diese sind offenbar mit einem

Smartphone erstellt worden. Dazu werden einzelne Zitate der Akteure aus den Bildern

im Text rezitiert. Auch Tweets sowie Agenturbilder sind Bestandteil des Reaktionen-

Tickers. Der letzte Eintrag in die Ticker fand um 17.30 Uhr statt, um 18.00 Uhr wurde

dann bei den Resultate-Tickern die Reihenfolge umgekehrt und eine

Zusammenfassung vorangeschoben.

Allgemeine Auffälligkeit zu den Live-Tickern:

Die Titel der Live-Ticker, welche von der Hauptseite der Medienportale auf den

eigentlichen Ticker verlinkten, waren nicht immer synchron zum aktuellen Geschehen.

So war die Neuigkeit, dass Regierungsrat Graf abgewählt wurde, um 17.00 Uhr noch

nicht in den Titeln von SRF, Tagesanzeiger und NZZ enthalten – SRF etwa titelte

„Ausgang bei Regierungsratswahlen weiter offen“. Die Meldung der Abwahl wurde

aber bereits Minuten vorher sowohl im Ticker wie auch mit einer Push-Meldung

verbreitet.

Page 75: Masterarbeit von Simon Hutmacher

69

5.4.2 sda-Bericht

Die sda (Schweizerische Depeschenagentur) ist die einzige Schweizer

Nachrichtenagentur und beliefert deren Kunden, Medienhäuser aller Art, mit

publizierbaren Nachrichtentexten. Nach dem Bekanntwerdender Resultate publizierte

watson einen, Blick zwei sda-Texte.

WATSON:

Kategorie Umfang und Aktualisierungsrate:

Der Text umfasst 3‘504 Zeichen und wurde einmal publiziert.

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Der sda-Text beschäftigt sich mit den Wahlergebnissen bei der Wahl der neuen

Regierung. Im Text wird zusammenfasst, welche Partei und deren Kandidaten wie

viele Stimmenanteile erhalten haben. Der Text hat einen Titel aber keinen Lead, ist in

vier Abschnitte gegliedert wovon jeder einen Zwischentitel hat. Dazu wurden ganz

oben und in der Mitte des Artikels je ein Agenturbild eingepflegt.

BLICK ONLINE:

Kategorie Umfang und Aktualisierungsrate:

Der kürzere Text umfasst 1‘670 Zeichen, der längere 1‘689 Zeichen. Beide Artikel

wurden einmal publiziert.

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Beide Artikel handeln von der Abwahl von Regierungsrat Graf, der eine Artikel

beschäftigt sich mit dessen Reaktion (ein Zitat von ihm wird als Titel des Artikels

verwendet), der andere damit, dass der abgewählte Regierungsrat nun noch Anspruch

auf 14 Monate Gehalt hat. Vom Aufbau her gleichen sich die beiden Artikel, beide

haben Titel und Lead und anschliessend Text in einzelnen, kleinen Abschnitten, die

aber ohne Zwischentitel daherkommen. Dazu werden zwei, respektive ein Bild von

Nachrichtenagenturen eingebunden.

Page 76: Masterarbeit von Simon Hutmacher

70

5.4.3 Kommentar

Zu dem Typus Kommentar werden diejenigen Erzeugnisse gezählt, die inhaltlich eine

persönliche Einschätzung eines Redakteurs zum Geschehen beinhalten. Als Kriterium

gilt, dass dieser Artikel namentlich als „Kommentar“ (oder gleichwertigen

Bezeichnungen wie „Meinung der Redaktion“) gekennzeichnet sein muss.

WATSON:

Kategorie Umfang und Aktualisierungsrate:

3‘071 Zeichen, einmal publiziert um 17.54

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Der Kommentar beginnt klassisch mit einem Titel und einem Lead. Im Anschluss aber

gibt es keine Abschnitte mit Zwischentiteln sondern der Text wird portionsweise

aufgeteilt, teilweise wird ein einziger Satz von den anderen Textstellen abgegrenzt.

Auffällig sind zudem vier Verlinkungen innerhalb des Textes, die auf ältere Artikel zum

Thema führen

BLICK ONLINE:

Kategorie Umfang und Aktualisierungsrate:

2‘263 Zeichen, einmal publiziert um 17.00 Uhr

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Der Kommentar beginnt mit klassischen textlich-journalistischen Formen wie einem

Titel und Lead. Bereits im Titel wird aber angedeutet, dass sich der Artikel nicht an der

klassischen Gliederung eines Online-Artikels mit Zwischenabschnitten orientiert („Vier

Punkte, die uns der Zürcher Wahl-Krimi lehrt“). Zu Beginn des Textes wird auf den

Live-Ticker des Nachmittags verlinkt und dann eine Frage in den Raum gestellt. Im

Anschluss werden die Abschnitte in vier Punkte gegliedert, die Nummern sind jeweils

gefettet. Der Kommentar kann damit zu dem Typus „Listicle“ gezählt werden – eine

junge Art, Beiträge online zu publizieren, indem der Inhalt in einer Liste mit Nummern

wiedergegeben wird. Die Artikelart „Listicle“ übt eine bekannte Funktion im

Page 77: Masterarbeit von Simon Hutmacher

71

Rollenverständnis von Journalisten aus, die des Erklärers (Birthisel 2014: 15). Und der

Blick Online-Kommentar nimmt auch in Anspruch, den Wahlausgang erklären zu

können und die anfangs gestellte Frage beantworten zu können. Im Kommentar geht

es nicht um den abgewählten Regierungsrat Graf, sondern darum, die neue

Aufstellung des Zürcher Parlaments als Vorzeichen für die nationalen Wahlen im

Oktober zu deuten. Zum Schluss, nach den vier Aufzählungen, schreibt der Redakteur

ein kurzes Schlussfazit.

NZZ ONLINE:

Kategorie Umfang und Aktualisierungsrate:

3‘601 Zeihen, einmal publiziert um 16.46 Uhr

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Die NZZ publizierte innerhalb der untersuchten Medienportale am frühesten einen

Eigenkommentar. Dieser entspricht im Aufbau einem klassischen Text-Beitrag, wie er

auch in Zeitungen vorkommt. Der Titel hält sich kurz („Graf abgewählt – FDP reitet auf

Erfolgswelle“), auch der Lead ist lediglich ein Satz lang, danach folgt ein Bild eines

NZZ-Fotografen. Im Anschluss folgen vier Abschnitte mit jeweiligen Zwischentiteln. Im

Kommentar geht es zum einen um die neugewählten Regierungsrätinnen und den

Versuch, deren Wahl zu erklären. Zum anderen wird eruiert, warum Parteien wie FDP

im Moment an Stimmen dazugewinnen und beispielsweise die Grünen die grossen

Verlierer sind.

TAGESANZGIER.CH/NEWSNETZ:

Kategorie Umfang und Aktualisierungsrate:

3‘214 Zeichen, einmal publiziert um 18.35 Uhr

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Der Tagesanzeiger-Kommentar ist innerhalb des Samples der einzige seiner Art,

welcher ohne ein Bild daherkommt. Der Titel umfasst zwei Sätze, danach steigt der

Redakteur gleich in den Text ein. Dieser bespricht die neue Zusammensetzung des

Regierungsrates und wie es zu diesem Triumph der Bürgerlichen kommen konnte.

Portioniert wird der Text in sechs kleine Abschnitte, die jweils zwei bis drei Sätze lang

sind – Zwischentitel finden sich keine.

Page 78: Masterarbeit von Simon Hutmacher

72

5.4.4 Eigenbericht

Als Eigenbericht werden diejenigen Erzeugnisse eingestuft, welche durch einen

Autorennamen oder dessen Kürzel (nicht „sda“) gekennzeichnet sind. Zudem haben

diese Berichte im Gegensatz zu den Live-Tickern einen einzigen Publikationszeitpunkt,

an welchem der gesamte Artikel veröffentlicht wird.

BLICK ONLINE:

Kategorie Umfang und Publikationsrate:

Publikation um 18.20 Uhr, Umfang 5‘471 Zeichen

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Der Eigenbericht des Blick fasst das Geschehene das Tages umfassend zusammen.

Der Artikel beginnt klassisch mit einem Titel und Lead, dann folgt ein erster Abschnitt

der die Resultate der Regierungsratswahl kurz zusammenfasst. Ein weiterer Abschnitt

mit Zwischentitel zeigt noch einmal die Chronologie auf, beispielsweise den Zeitpunkt,

wo alle Gemeinden ausgezählt waren. Es folgen weitere vier Abschnitte mit

Zwischentiteln, die über eine neu gewählte Regierungsrätin, das Abschneiden von

FDP und SVP sowie der Partei AL berichten. Der Artikel enthält keine Bilder oder

andere Medien ausser Text. Gleich unterhalb des Artikels beginnt der Live-Ticker, der

mit den Worten „Der Live-Ticker vom Wahl-Krimi zum Nachlesen“ angepriesen wird.

NZZ ONLINE:

Kategorie Umfang und Publikationsrate:

Publikation um 17.15 Uhr, 5‘559 Zeichen

Page 79: Masterarbeit von Simon Hutmacher

73

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Der Eigenbericht der NZZ ist das Erzeugnis mit den meisten verschiedenen

Medientypen innerhalb eines NZZ Online-Berichts zu den Zürcher Wahlen an diesem

Tag. Der umfangreiche Artikel beschäftigt sich mit den Regierungsratswahlen, beginnt

klassisch mit einem Titel, einem Lead, einem Fotografen-Bild und mehreren

Abschnitten mit Zwischentiteln. Im Text wird noch einmal die Chronologie des

Geschehens zusammengefasst, dazu werden Reaktionen von Akteuren rezitiert.

Innerhalb des Textes werden nun aber zwei Tweets eingebunden – das erste Mal an

diesem Tag bei der NZZ-Berichterstattung über den Wahltag. Dazu verlinkt ein Button

in der Mitte des Textes auf die eigenen programmierten Grafiken, die bereits im Live-

Ticker prominent beworben wurden. Am Ende des Artikels findet sich noch eine

Bildercollage mit vier Bildern der Sieger und Verlierer des Tages.

SRF ONLINE:

Kategorie Umfang und Publikationsrate:

3'958 Zeichen um 17.53 Uhr, 18.26 Uhr mit 1‘808 Zeichen sowie 1‘156 Zeichen um

17.18 Uhr, je einmal publiziert.

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

SRF Online weist mit drei separierten Berichten zu den Zürcher Wahlen die höchste

Zahl an Eigenberichten im Sample auf. Der kürzeste Text fasst zusammen, wie die

neue Regierung aufgebaut ist. Dabei wird ein Titel, ein Lead, sowie ein Fliesstext

publiziert, welcher in kleine Portionen (Länge 1-2 Sätze) aufgeteilt ist. Prominent nach

dem Lead findet sich eine Collage von zwei Bildern (Verlierer Graf neben Gewinnerin

Walker Späh), diese Bilder nehmen fast die Hälfte des Platzes für den Gesamtbericht

ein. Unterhalb des Berichts findet sich eine Übersicht von allen gewählten und nicht

gewählten Kandidaten mit Bild, der Anzahl Stimmen sowie teilweise mit verlinktem

Audio-Interview.

Page 80: Masterarbeit von Simon Hutmacher

74

Abbildung 27: Verlinkte Audio-Interviews (Quelle: srf.ch)

Der zweite Eigenbericht ist noch multimedialer aufgebaut und fasst das Geschehen

bei den Kantonsratswahlen zusammen. Auch hier wird wieder die klassische Form mit

einem Titel und einem Lead angewendet. Gleich im Anschluss findet sich eine

Bildstrecke mit drei Grafiken, welche den Wähleranteil der Parteien aufzeigen. Es folgt

ein Lauftext, der in fünf Abschnitte mit Zwischentiteln aufgeteilt ist und detailliert über

das Abschneiden der einzelnen Parteien berichtet. Dieser Lauftext wird zusätzlich

aufgebrochen von mehreren Audio-Interviews mit Exponenten – noch vor dem

Anklicken wird auch die Länge der Files angegeben. Unterhalb des Artikels finden sich

zwei Tabellen, eine mit der Sitzverteilung und eine mit den Wähleranteilen der Parteien

(dieselben Informationen wie in der Bildstrecke oben aber anders dargestellt).

Der dritte und längste Eigenbericht handelt von der Abwahl des Regierungsrates Graf.

Auch hier finden oben ein Titel und der Lead. Gleich im Anschluss gibt es ein

anklickbares Audio-Interview mit Martin Graf, das mit einer Portraitaufnahme des

Interviewpartners sowie dem Titel „Der enttäuschte Martin Graf im

Interview“ prominent platziert ist. Darauf folgt ein Fliesstext, der aber unterbrochen wird

durch ein herausgehobenes Zitat des Abgewählten

Im Anschluss folgt eingebettet in den Text die Verschriftlichung eines

Korrespondentengesprächs, wo die Moderatorin im Studio der

Aussenkorrespondentin Fragen stellte. Dasselbe Interview wird auch als Video in der

Mitte des Textes verlinkt.

Page 81: Masterarbeit von Simon Hutmacher

75

5.4.5 Bilder-Story

NZZ ONLINE: Kategorie Umfang und Publikationsrate:

1‘162 Zeichen, einmal publiziert um 17.45 Uhr

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Eine einzigartige Art der Publikation innerhalb des Samples hat NZZ Online gewählt.

Eindrücke und Resultate über den Wahlnachmittag hinweg werden mit Bildern von

NZZ-Fotografen erzählt. Der Titel ist schlicht gehalten mit „Wahlen Zürich 2015“.

Darauf folgen von oben nach unten verschiedene Bilder von Kandidaten, Gewinnern,

Verlierern, die Auszählung der Wahlzettel aber auch die Ahnengallerie der bisherigen

Regierungsräte. Unterhalb der Bilder wird jeweils in einem Satz schriftlich erzählt, was

auf den Bildern zu sehen ist.

5.4.6 Twitter-Story

TAGESANZEIGER.CH/NEWSNETZ:

Kategorie Umfang und Publikationsrate:

1‘703 Zeichen, einmal publiziert um 17.10 Uhr

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Auch Tagesanzeiger.ch/Newsnetz schaffte an diesem Tag innerhalb des Samples ein

Alleinstellungsmerkmal mit einem Erzeugnis, wo Tweets zu den Wahlen kuratiert

wurden. Der Artikel beginnt mit einem Titel und einem kurzen Lead, der die Frage

aufwirft, wie die Twittersphäre die Ergebnisse diskutiert habe. Im Anschluss werden

chronologisch (die neusten Tweets sind oben) Tweets mit einem Zeitstempel

aufgelistet. Die Tweets sind eingebunden, dass man damit interagieren kann, also

beispielsweise auf das Profil des Urhebers gelangen kann.

Page 82: Masterarbeit von Simon Hutmacher

76

Teilweise werden die Tweets mit einem Satz kommentiert, oft bleiben sie aber

unkommentiert. Unter den Tweet-Autoren finden sich Privatpersonen, Politologen,

Politiker, Parteien aber auch andere Journalisten von SRF und Blick.

5.4.7 Pushs

Als sogenannte „Pushs“ werden diejenigen Kurzmeldungen bezeichnet, welche von

den Verlagshäusern via hauseigene App auf die Smartphones der Benutzer geschickt

werden. Hat der Nutzer diese Funktion aktiviert, wird er beim Eintreffen eines solchen

Pushs benachrichtigt und kann diesen sogleich lesen, egal ob die entsprechende

News-Applikation bereits geöffnet war oder nicht. Ein Klick auf die Push-Meldung

verlinkt dann auf den entsprechenden Artikel innerhalb der Applikation. Diese Pushs

sind in der Schweiz ein eher junges Instrument, 20 Minuten hatte diese Technologie

Ende 2011 für iPhones eingeführt, etwas später dann auch für Android-Telefone.

Später folgten andere Medienhäuser und bauten diese Funktion ebenfalls in ihre

Applikation ein. Nachfolgend findet sich eine Übersicht über die Anzahl verschickter

Pushs innerhalb des Untersuchungszeitraumes zum Thema Zürcher Wahlen sowie

über deren Inhalt.

WATSON:

Kategorie Umfang und Publikationsrate:

Insgesamt 5 Pushs, durchschnittlicher Zeitabstand dazwischen beträgt 57 Minuten

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Watson pushte einmal, gleich um 12.00 Uhr einen Hinweis, dass jetzt der Ticker startet

und bald die ersten Hochrechnungsresultate eintreffen würden. Die restlichen Push-

Meldungen beinhalteten allesamt neue Fakten wie Hochrechnungsresultate. Dass

Regierungsrat Graf abgewählt wurde, hat watson um 16.45 Uhr gepusht.

20 MINUTEN ONLINE:

Kategorie Umfang und Publikationsrate:

Insgesamt 1 Push kurz vor 12.00 Uhr

Page 83: Masterarbeit von Simon Hutmacher

77

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Um 12.00 Uhr pusht 20 Minuten online den Hinweis, dass jetzt die Live-

Berichterstattung zu den Zürcher Wahlen anlaufe. Weitere Pushs zu den Zürcher

Wahlen wurden nicht verschickt.

BLICK:

Kategorie Umfang und Publikationsrate:

Insgesamt 5 Pushs, durchschnittlicher Zeitabstand dazwischen beträgt 49 Minuten

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Ebenfalls kurz vor 12.00 Uhr pusht Blick Online den Hinweis darauf, dass jetzt die

Berichterstattung über den Wahlausgang beginne. Sechs Minuten darauf pusht Blick

ein weiteres Mal und verweist auf erste Resultate. Auch die übrigen Push-Meldungen

enthalten Informationen zu neusten Erkenntnissen. Um 16.07 Uhr vermeldet Blick

Online per Push, dass Regierungsrat Graf abgewählt sei. Damit verkündet Blick Online

diese Meldung als erstes Portal innerhalb des Samples.

NZZ ONLINE:

Kategorie Umfang und Publikationsrate:

Insgesamt 7 Pushs, durchschnittlicher Zeitabstand dazwischen beträgt 44 Minuten

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

NZZ Online verschickt um 12.00 Uhr keine Pushmeldung als Hinweis auf die eigene

Berichterstattung. Der erste Push um 12.13 verlinkt auf erste Hochrechnungen. Auch

die restlichen Pushmeldungen beziehen sich auf neue Hochrechnungen bei der

Regierungs- oder der Kantonsratswahl. Die definitive Meldung, dass Graf abgewählt

ist, folgt um 16.48 Uhr, damit vermeldet NZZ Online innerhalb des Samples diese

Nachricht als letztes Portal.

Page 84: Masterarbeit von Simon Hutmacher

78

SRF ONLINE:

Kategorie Umfang und Publikationsrate:

Insgesamt 2 Pushs, Zeitabstand dazwischen beträgt 4 Stunden, 37 Minuten

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Auch SRF verzichtet darauf, einen Hinweis auf den eigenen Live-Ticker zu pushen.

Die erste Meldung erfolgt um 12.08 Uhr als klar wird, dass es ein enges Rennen um

den Sitz von Regierungsrat Graf gibt. Der zweite und letzte Push erfolgt dann um 16.45

Uhr, wo definitiv klar ist, dass Regierungsrat Graf abgewählt ist.

TAGESANZEIGER.CH/NEWSNETZ:

Kategorie Umfang und Publikationsrate:

Insgesamt 8 Pushs, durchschnittlicher Zeitabstand dazwischen beträgt 40 Minuten

Kategorie Aufbau und Einzelelemente:

Tagesanzeiger.ch/Newsnet pusht kurz vor 12.00 Uhr den Hinweis auf den eigenen

Live-Ticker. Danach folgen in kurzen Abständen aufeinander Hochrechnungsresultate

der beiden Wahlen. Um 16.48 Uhr wird zeitgleich mit der NZZ als letztes vermeldet,

dass Regierungsrat Graf abgewählt ist.

5.4.8 Zwischenfazit

Nach der Auswertung der qualitativen Inhaltsanalyse über die Erzeugnisse für mobile

Geräte können erste Feststellungen bezüglich der Beurteilung von den ersten drei

Forschungshypothesen, welche mithilfe der Inhaltsanalyse sowie den Interviews

überprüft werden, gemacht werden.

Page 85: Masterarbeit von Simon Hutmacher

79

H1 (Je stärker der Konsum von journalistischen Produkten mobil erfolgt, desto

schneller und häufiger publizieren Journalisten) tendiert nach der Auswertung dazu,

vorerst nicht falsifiziert zu werden. Das Live-Ticker-Format war bei allen

Medienportalen des Untersuchungssample das Hauptinstrument in der Publikation.

Aufgrund des laufenden Tickers konnte eine Vielzahl an Publikationszeitpunkten

festgehalten werden, dazu kamen noch die regelmässigen Push-Meldungen.

Interessant ist, inwiefern die Journalisten in den Interviews eine Veränderung

bezüglich Tempo und Publikationsdruck feststellen.

H2 (Je stärker der Konsum von journalistischen Produkten mobil erfolgt, desto

multimedialer sind journalistische Erzeugnisse). Eine vorzeitige Falsifizierung kann

auch hier ausgeschlossen werden, allerdings ist die Tendenz weniger eindeutig als bei

H1. Gewisse Erzeugnisse der Medienportale wiesen eine Vielzahl verschiedener

Medientypen auf (beispielsweise der SRF-Ticker mit Videos, Bildern und

Audiodateien), es gab aber auch Erzeugnisse, die ausschliesslich aus Text bestanden.

Hier müssen zwingend Ergebnisse aus den Interviews verdeutlichen, ob sich in der Art

der Berichterstattung bezüglich dem Einsatz verschiedener Medien etwas verändert

hat.

H3 (Je stärker der Konsum von journalistischen Produkten mobil erfolgt, desto kürzer

fallen die journalistischen Texte aus) tendiert dazu, mit dieser Arbeit falsifiziert zu

werden. Aufgrund der permanenten Berichterstattung via Live-Ticker weisen alle

Medienportale eine umfangreiche textliche Berichterstattung auf. Auch für diese

Forschungshypothese sollen aber auch noch die Einschätzungen der Journalisten in

die Beurteilung miteinfliessen.

Aufgrund der zu prüfenden Forschungshypothesen sowie den Ergebnissen aus der

Inhaltsanalyse wurde ein Leitfaden für die strukturierten, qualitativen Interviews mit

den Journalisten herausgearbeitet. Die Resultate der Befragung werden im folgenden

Abschnitt präsentiert.

Page 86: Masterarbeit von Simon Hutmacher

80

5.5 Ergebnisse Qualitative Interviews

Im Anschluss werden die ausgewerteten Interviews präsentiert. Die

Auswertungstabelle zum nachfolgenden Text findet sich im Anhang, ebenso die

Transkripte der Interviews. Generalaussagen werden mit der Transkript-Nummer

sowie den jeweiligen Absatznummern gekennzeichnet, Originalzitate mit deren

exakten Zeilennummern.

5.5.1 Fokus auf mobile Rezeption von Verlagshäusern und Journalisten

Die Mehrheit der befragten Journalisten erachtet es als wichtig, dass bei der Erstellung

von Online-Erzeugnissen an die verschiedenen Empfangsgeräte gedacht wird, gerade

auch an Smartphones. Einige beteuern, dass dies konsequenter verfolgt werden

müsse, im hektischen Alltag aber oftmals vergessen gehe (N3 / 4). Einig sind sich die

Journalisten darin, dass vor allem bei der Auswahl der Bilder die spätere

Empfangssituation auf mobilen Kleingeräten wie Smartphones berücksichtigt werden

muss. Der kleinere Bildschirm führe dazu, dass Bildausschnitte so ausgewählt werden

müssen, dass beispielsweise Gesichter im Fokus sind und man schnell erkennt, was

es auf dem Bild zu sehen gibt, dazu müssten Titel für Mobilgeräte kurz und spannend

sein (N6 / 4). Einige Journalisten unterscheiden jedoch grundsätzlich nicht zwischen

einzelnen Kanälen – für sie gibt es den Kanal Online, der dann auf diverse

verschiedene Empfangsgeräte verteilt wird (N7 / 4). Wertheimer hatte diese Ansicht

zunächst auch, änderte diese aber in den vergangenen Jahren:

Am Anfang war Online einfach ein Kanal. Dann kam das Smartphone

auf, man behandelte es noch stiefmütterlich. Aber heute, wenn ich

Tagesleitung inne habe und publiziere, überlege ich mir, wann

publiziere ich das, wann empfangen das die Leser? Weil der Trend ist

klar: Der Pendlerverkehr wird wichtiger. Früher war die Mittagszeit die

Primetime und dann lief es aus. Heute ist es anders, am späteren

Nachmittag beim Heimfahren der Leute haben wir einen Peak und um

Mitternacht, wenn die Leute im Bett sind. Ich spiele deshalb heute eine

gute Geschichte um 16.00 Uhr weil ich weiss, dass Pendler darauf

Page 87: Masterarbeit von Simon Hutmacher

81

zugreifen, früher hätte ich das zurückbehalten für den nächsten

Morgen. (N10 / 8-14)

Hauptverantwortlich dafür, dass die Journalisten zuweilen den Fokus auf mobile

Geräte aus ihrer Sicht vernachlässigen, ist in ihren Augen ihr Hauptarbeitsinstrument

– der Desktop-Computer. Da man stets daran arbeite und die Erzeugnisse auch darauf

kontrolliere, würde der Gedanke, wie das auf kleineren Geräten wirkt, in den

Hintergrund gerückt (N9 / 4). Die Journalisten sind sich zudem nicht sicher, ob man

die ideale Form der Artikeldarstellung für mobile Geräte bereits gefunden habe –

gerade bei Tickerformaten glauben wenige daran, dass die Leser an den Anfang des

Tickers scrollen, um alle Informationen zu lesen (N9 / 24).

Aus Sicht der Journalisten haben auch die Verlagshäuser erkannt, dass der Fokus

stärker auf mobile Empfangsgeräte gerückt werden müsse. Auffällig ist aber, dass es

(noch) fast keine klaren Vorgaben gebe, welche konkreten Massnahmen die

Journalisten dafür unternehmen müssen. Baumann beteuert, dass der mobile Wandel

zwar stets gepredigt aber nicht immer auch konsequent umgesetzt werde:

Jedes Mal bei einer Vollversammlung hören wir, wie wichtig der

mobile Zugang sei, wie viele Handys verkauft würden, und so weiter,

das ist durchaus ein Thema bei Redaktions- und Verlagsleitung.

Allerdings: Unsere App ist nicht überragend, mich stört die Darstellung

schon länger. Nur schon die Ladezeit ist zu gross. Das ist allen

bewusst, aber es konnte noch nicht behoben werden, weil die App

extern kreiert wird. Also das Bewusstsein für Mobile wäre da, aber die

Umsetzung ist noch nicht so weit. (N 9 / 16-23).

Dennoch fangen die Verlage an, Formate bewusst für den mobilen Konsum

herzustellen. So bietet etwa die NZZ neu das Format „NZZ Select“ an, bei welchem in

Kurzform die wichtigsten Nachrichten des Tages kuratiert werden. Gemäss den

Journalisten treffe dieses neue Format auf eine grosse Nachfrage und sei so konzipiert,

dass es innert zwanzig Minuten gelesen werden könne – so lange, dass es für den

Pendelweg nach Hause reiche (N5 / 13). Am konsequentesten in der Ausrichtung auf

Page 88: Masterarbeit von Simon Hutmacher

82

mobile Empfangsgeräte ist das das jüngste Nachrichtenportal des Samples, nämlich

watson. Eng fasst das so zusammen:

Wenn etwas auf Mobiles nicht funktioniert, dann machen wir es auch nicht. (N1 / 9-10)

5.5.2 Art und Umfang der Veränderung von Online-Artikeln

Die Auffälligkeit aus der Inhaltsanalyse wird auch durch die Antworten der Journalisten

bestätigt: Die Push-Meldung ist eine beliebte, noch junge (N12 / 8) Artikelart von

Medienhäusern, um die Nutzer auf ihrem Smartphone zu erreichen und auf die eigene

Seite zu holen. Durch die unmittelbare Rückmeldung, wie beliebt eine Online-Story bei

Rezipienten ist, habe sich der Gebrauch von Push-Meldungen noch verstärkt, wie die

Antwort von Hartmann zeigt:

Unsere Chefs sagen: Im Zweifel pushen, das gibt Klicks. Wir sehen ja

sofort wie gut unsere Story läuft. Sobald wir einen Push rauslassen,

geht der Traffic durch Mobilezugriffe sofort rauf. (N7 / 15-18)

Bestätig wird auch, dass sich der Einsatz der Push-Meldungen verändert hat. Wurden

vor wenigen Jahren nur neuartige Ereignisse mit bedeutender Auswirkung

(sogenannte „Breaking News“) per Push verschickt, so werden jetzt auch eigene

Exklusivgeschichten per Push beworben oder es werden Verweise auf laufende

Berichterstattungen gemacht (N10 / 22). Auffällig ist, dass die Journalisten gespalten

sind in der Auffassung, wie diese Push-Meldungen bei den Lesern ankommen. Die

meisten Journalisten, die aus Medienhäusern stammen, welche die Pushs auch als

Promotionsinstrument verwenden, haben mit dieser Anwendungsart keine Probleme

(N11 / 24). Andere wiederum haben das Gefühl, dass diese erhöhte Anzahl an Push-

Meldungen die Leute über die Zeit hinweg nervt – diese Meinung vertreten vor allem

Journalisten aus Medienhäusern, welche sparsamer pushen (N9 / 14).

Auf die Frage, weshalb am Wahlsonntag jedes Medienportal im Untersuchungssample

auf mindestens einen Live-Ticker gesetzt hat, sind sich die Journalisten in einem Punkt

einig: Ein Ticker ist insbesondere für die produzierenden Journalisten einfacher – vor

Page 89: Masterarbeit von Simon Hutmacher

83

allem dann, wenn ein Ereignis von sich aus genügend Stoff für regelmässige Updates

liefert (N9 / 16). Ausserdem sei der Live-Ticker eine Symbiose aus klassischen

Artikelarten, wie Thiriet anfügt:

Wenn man bei solchem Grossereignis Informationen aus vielen

kleinen Bereichen bringen will, Teilbereiche beleuchten will – da kann

man nicht 16 Geschichten machen. Man hat auch verschiedene

Formate, Interviews, Einschätzungen, Kommentare – das

schmeissen wir alles in den Ticker. (N8 / 84-87)

Es ist auch die Meinung vertreten, dass ein solcher Ticker für den Leser einen

Mehrwert darstellt, da es ihm ein Gefühl gebe, live bei einer sich entwickelnden

Geschichte dabei zu sein (N9 / 16). Die Mehrzahl der befragten Journalisten jedoch

glaubt nicht, dass der Live-Ticker entstanden ist, weil der Leser mehr davon hat,

sondern weil es einfach ein Ressourcen-Spar-Modell sei (N8 / 30). Die Gefahr bestehe,

dass der Leser rasch den Überblick verlieren könne (N7 / 30).

Nicht einig sind sich die Journalisten ausserdem in der Frage, ob sich ständig

aktualisierende Artikel wie der Live-Ticker über die vergangenen drei Jahre

zugenommen haben. Es gebe eine Entwicklung hin zu dynamischeren Artikeln (N11 /

29) beobachten die einen, andere vertreten die Meinung, dass es dies seit der

Einführung des Online-Journalismus ja schon immer gegeben habe (N6 / 40) und

wieder andere reden gar von einer „Ausnahmeerscheinung“, wenn ein Live-Ticker

eingesetzt werde (N5 / 28).

Neu habe aber das Format des „Slow Ticker“ Einzug gehalten, ein Live-Ticker, der ein

latent aktuelles Thema über mehrere Tage hinweg begleite und wo die Kadenz neuer

Einträge wesentlich tiefer sei als beim klassischen Live-Ticker (N7 / 26). Laut

Wertheimer hat sich der Live-Ticker etwas entschleunigt:

Page 90: Masterarbeit von Simon Hutmacher

84

Wir sind etwas von dem Ticker weggekommen, der nur Schlagworte

und immer wieder einen Eintrag bringt. Mittlerweile bereite ich mich

beim Ticker-Schreiben wenn möglich schon vor dem Tag auf

Ereignisse vor und stelle Hintergrundmaterial zusammen, das ich

dann in den Ticker einfliessen lassen kann. (N10 / 125-128).

Ansonsten haben sich Online-Artikel dahin bewegt, dass Tweets als valable

Quellenangabe eingebunden werden (N7 / 10), dass früher publiziert wird, auch wenn

noch nicht alle Aspekte bekannt sind und diese dann zu einem späteren Zeitpunkt

nachgeliefert werden (N10 / 32). Ausserdem seien die Titel kürzer geworden, damit

sie per Social Media stärker geteilt werden (N8 / 10). Ein Journalist stellt einen

Gegentrend fest – von aufwändigen Grafiken hin zu schlichteren Darstellungsarten, da

diese auf kleineren Smartphone-Bildschirmen einfacher zu deuten seien (N6 / 14).

Zudem würden Listicles häufiger eingesetzt, da diese auch auf mobilen Geräten bis

ganz nach unten gelesen würden (N1 / 18) und Bilder seien nicht mehr nur Illustration

sondern ein Erzählmittel, auf das man textlich Bezug nehmen könne (N3 / 10).

5.5.3 Wahrnehmung zum Zeitdruck

Die Journalisten sind sich einig: Der Zeitdruck hat über die vergangenen Jahre

zugenommen. Hauptverursacher dafür seien die Push-Meldungen. Medienhäuser

wollten untereinander die schnellsten sein und gerieten unter Druck, wenn ein

anderes die Meldung bereits per Push-Nachricht veröffentlicht hat (N11 / 24).

Neumann fügt an, dass verbunden mit einem Push immer auch bereits ein Online-

Artikel veröffentlicht werden müsse:

Man hat halt durch Push einen extremen Zuwachs an Lesern. Aber

das führt auch zu deutlich mehr Druck. Weil wir müssen die Push-

Meldung ja schon auf einen existierenden Artikel verlinken – wir

benötigen dafür schnell einen Titel, ein Lead und wenn möglich ein

Bild. (N11 / 58-61)

Page 91: Masterarbeit von Simon Hutmacher

85

Als vor wenigen Jahren Push-Nachrichten in der Schweiz eingeführt worden sind, sei

es sogar vorgekommen, dass die Chefs mit dem Handy zum Journalisten gekommen

seien und gefragt hätten, weshalb man hinter der Konkurrenz nachhinke (N11 / 18).

Allerdings empfindet niemand von den Befragten, dass dieser Druck zu gross

geworden sei, um die journalistischen Aufgaben befriedigend erfüllen zu können. Es

habe auch bereits ein Umdenken stattgefunden – man wolle nicht mehr um jeden Preis

das schnellste Medium sein, da in der Vergangenheit unverzeihliche Fehler passiert

und Unwahrheiten verbreitet worden seien (N10 / 20). Es gelte, sich zu besinnen und

sich nicht der Nervosität hinzugeben, sagt Baumann:

Ich möchte nicht unbedingt der schnellste sein, aber wenn dann das

eigene Smartphone ständig vibriert wegen Meldungen von der

Konkurrenz, dann steigt die Nervosität. (N9 / 60-61)

In gewissen Medienhäusern gilt die Regel, dass nicht mehr gepusht werden muss,

wenn die Konkurrenz dies schon mindestens fünf Minuten vorher gemacht habe (N8 /

16). Einige Journalisten beteuern, dass es nicht immer einfach sei, die Zwei-Quellen-

Regelung (eine Nachricht muss zwingend von zwei unterschiedlichen, unabhängigen

Quellen bestätigt werden) durchzusetzen, wenn man den Tempo-Wettbewerb

untereinander habe. Dafür müsse der geeignete Mittelweg noch gefunden werden (N5

/ 16).

Neben den Push-Nachrichten seien es auch die Live-Ticker, die das Tempo gesteigert

hätten, weil diese ja den Anspruch hätten, möglichst unmittelbar zu berichten (N4 / 29).

5.5.4 Multimedialität

Die Journalisten sind sich einig, dass es einen Treiber für eine wachsende

Multimedialität in Online-Berichten gibt: Den Live-Ticker. Viele Journalisten reden

davon, dass man verhindern wolle, dass der Ticker wie eine „Bleiwüste“ daherkomme

(N11 / 30). Ticker würden durch Abwechslung lebendig, sagt Stricker:

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Gut ist auch, immer mal wieder Bilder oder in unserem Fall

Videointerviews reinzugeben. Ein guter Mix zwischen Bilder, Text,

Video und Social Elements wie Tweets wäre der Idealfall. Das gibt

eine Live-Atmosphäre, nicht nur Live-Info. (N4 / 83-85)

Ein Hauptelement, das zugenommen habe, seien die eingebundenen Tweets. Diese

würden nicht nur andere Meinungen und Akteure zu Wort kommen lassen sondern

man habe sogleich auch eine Originalquelle verlinkt – grundsätzlich müsse etwa jeder

dritte Ticker-Eintrag ein Tweet sein (N8 / 22). Es gibt aber auch skeptische Stimmen,

die Tweets sparsam einsetzen weil diese kurzlebig seien und der Urheber nicht immer

klar eruierbar sei (N5 / 34).

Klare Richtlinien, wie multimedial die Artikel sein sollen, haben keine der befragten

Journalisten erhalten. Viele reden aber davon, dass es vom Verlag ausdrücklich

erwünscht sei, mehr Videos einzubinden (N10 / 8). Einige Redaktionen hätten dafür

jüngst auch professionelle Videojournalisten eingestellt, um hochwertigere Videos

anbieten zu können (N12 / 16). Gerade wenn die Leute unterwegs seien, hätte sie

nicht immer Lust darauf, lange Texte zu lesen – dann würden sie lieber zuschauen

und zuhören (N1 / 26).

Die eigens programmierten Grafiken, welche die NZZ Online am Wahltag im Ticker

präsentierte, seien in der Vorbereitung sehr aufwändig gewesen. Man habe dafür neue

Leute eingestellt, die das vorbereitet hätten weil es eine klare Stosslinie des Verlags

sei, interaktiver zu werden (N2 / 16). Das führt aber auch zu Kompromissen, allzu

aufwändige Grafiken seien für Mobilgeräte nicht geeignet, weil die Nutzer dann auf

den kleineren Bildschirmen zu stark zoomen müssen – man müsse einen Kompromiss

finden (N1 / 8).

Weitere multimediale Elemente, die laut den Journalisten zugenommen haben sind

Quiz (N12 / 12) und Bildstrecken (N11 / 18). Weil es technisch einfacher geworden sei,

multimediale Elemente einzubauen, werde das auch häufiger gemacht (N7 / 30).

Innerhalb von wenigen Jahren hätte sich die Art, wie man Geschichten in der Schweiz

online erzählt, stark verändert, fasst Eng zusammen:

Page 93: Masterarbeit von Simon Hutmacher

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Der grösste Unterscheid war beim Wechsel zu watson, dass man

nach neuen Erzählformen sucht. Dass man nicht nur Texte schreibt

sondern die ganze Auswahl an Gifs, Videos, Grafiken, Aufzählungen,

etc. nutzt. Vor 5 Jahren gab es noch kein Newsportal in der Schweiz,

welches das so gemacht hat wie wir es jetzt machen, das war eine

grosse Veränderung. (N1 / 35-40)

5.5.5 Veränderung des Texts

Die Art, wie Texte präsentiert werden, hat sich seit dem Durchbruch der Smartphones

radikal verändert, sind sich die Journalisten einig. Über die Auswirkungen auf die

Länge hingegen nicht. Neben SRF, das aus konzessionsrechtlichen Gründen bis auf

Ausnahmen Texte mit maximal 1‘000 Zeichen online stellen darf (N3 / 8: „in der Regel

reicht das, eine Geschichte zu erzählen“) hat von den zu untersuchenden Portalen

noch 20 Minuten eine Textobergrenze pro Artikel. Neumann sagt dazu:

Als ich bei 20 Minuten angefangen habe im Jahr 2014, hatte ich noch

freie Hand was Länge anbelangt, nach 6 Monaten kam dann die

Vorgabe, der Text dürfe 3'500 Zeichen nicht überschreiten. Meine

Vermutung: Untersuchungen zeigten, dass die Leser lange Texte

nicht fertig lesen. Das merke ich selber bei den Kommentaren, dass

wichtige Stellen einfach überlesen werden. (N11 / 38-40)

Bei den anderen Medienportalen hingegen gibt es keine festgeschriebene Obergrenze

für Textlängen. Es müsse attraktiv aussehen und nicht einer Textwüste gleichen –

schliesslich wolle man schnell und nicht zu viel berichten (N7 / 18). Ansonsten gibt es

die Anweisung, Zwischentitel zu setzen (N5 / 24) sowie, den Text auf den Punkt zu

bringen (N4 / 6). Wichtig seien auch der Titel und der Einstieg – der Leser wolle gleich

zu Beginn eine Zusammenfassung, was ihn erwartet (N1 / 28), zudem müsse ein Text

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zwingend in angenehme Stücke portioniert werden (N8 / 6). Wenn man diese Punkte

einhalte, dann würden auch längere Texte auf Smartphones bis ganz nach unten

gelesen. Journalist Baumann ortet im zunehmenden Gebrauch von Live-Tickern sogar

die Tendenz, dass Texte unnötig länger werden:

Ich bin nicht glücklich darüber (Anm. über den zunehmenden

Gebrauch von Tickern) – man muss dann immer wieder was

reinschreiben, obwohl nichts läuft. Während der Hitzewelle hatten wir

auch einen Hitzeticker, das war sogar lustig, aber irgendwann ist es

dann auch gut. Manchmal sind Dinge einfach abgeschlossen. (N9 /

90-93).

Ansonsten wurde auch angemerkt, dass der vermehrte mobile Konsum auch

Auswirkungen auf die Titel habe, diese müssten kürzer sein, damit sie noch in einen

Tweet reinpassen und so in sozialen Medien besser geteilt werden können (N5 / 6).

5.5.6 Veränderte Anforderungen

Technisch: In keinem anderen Punkten waren sich die befragten Journalisten derart einig wie in

der Frage, ob es technisch schwieriger oder einfacher geworden ist, Online-Artikel zu

publizieren. Ausnahmslos alle Journalisten empfinden es – trotz steigender

Multimedialität – als wesentlich einfacher als noch vor wenigen Jahren. Dies liege

daran, dass man die redaktionsinternen CMS aufgrund Inputs von Journalisten

praxistauglicher gemacht und damit vereinfacht habe (N11 / 22). Hinzu kommt, dass

bis auf die Ausnahme NZZ (dort ist ein entsprechendes Update aber angekündigt) die

CMS es nun erlauben, dass Inhalte einmal bereitgestellt werden und diese dann

automatisch den verschiedenen Empfangsgeräten angepasst werden. Vor wenigen

Jahren war es noch so, dass Bilder mehrfach geschnitten werden mussten (N3 / 10).

Auch sonst seien die CMS benutzerfreundlicher gemacht worden, man könne nun

auch viel einfacher und damit schneller Fremdinhalte wie Tweets bequem

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miteinbinden (N5 / 10). Zudem habe die Arbeit erleichtert, dass nun im CMS auch

angezeigt werde, die die Inhalte auf kleineren Bildschirmen in etwa aussehen würden

– parallel dazu müssten die Journalisten die Erzeugnisse dann aber trotzdem auch

noch auf ihren eigenen Smartphones testen (N1 / 6). Trotzdem bleibe es manchmal

eine Bastelei, wenn man etwas Fremdes einbinden wolle, das bisher noch nie benutzt

wurde – dafür benötigten die Journalisten minimalste HTML-Kenntnisse (N4 / 14).

Deshalb sei es so wichtig, dass technische Fachleute mit in der Redaktion sitzen,

findet Eng:

Ganz wichtig ist auch, dass die IT bei uns in der Redaktion ist. Ich

habe das Gegenteil auch schon erlebt, das ist eine Katastrophe. Da

braucht’s für eine kleine Änderung zwei Monate. Da haben wir einen

riesen Vorteil, da kann man schnell reagieren. (N1 / 45-47)

Genau dies wünschten sich auch andere der befragten Journalisten und weisen dies

als ein technisches Hauptproblem aus. Die Techniker müssten mit im Newsroom

sitzen, ansonsten gehe es zu lange, eine Änderung zu implementieren (N9 / 12). So

sind Funktionen, wie die Möglichkeit oberhalb eines Tickers die wichtigsten

Neuigkeiten mit Bullet-Points festzuhalten, noch nicht überall möglich, von

Journalisten aber dringend gewünscht (N9 / 24). Beim Tagesanzeiger machte man

deswegen vier Ticker, weil es technisch im Moment nicht möglich sei, dass mehrere

Leute für den gleichen Ticker gleichzeitig schreiben. Man hoffe, dies ändere sich rasch

(N10 / 24). Wertheimer fasst dies etwas ernüchtert so zusammen:

Technisch gesehen kämpfen wir damit, dass wir hinterherhinken

hinter dem, was wir leisten sollten. (N10 / 30

Publizistisch: Durch neue Publikationsformate wie etwa Live-Ticker oder Push-Meldungen ergeben

sich aus Sicht einiger Journalisten auch neue oder veränderte Anforderungen an sie.

Weil in einen Live-Ticker auch Tweets gehörten, müssten die Redakteure onlineaffin

sein und sich auf den sozialen Medien auskennen. Einige Journalisten meinen, wohl

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90

deshalb seien bei ihnen in der Onlineredaktion die meisten Redakteure noch relativ

jung (N11 / 34).

Einen Live-Ticker zu verfassen bedeutet aus Sicht mehrerer Journalisten, schnell zu

sein aber auch multitaskingfähig und offen gegenüber neuen Technologien (N6 / 36).

Journalistisch gesehen, sei es einfacher geworden – es brauche keine richtige

Dramaturgie mehr weil man eine Geschichte häppchenweise erzählt. Dafür müssen

man ständig dran bleiben und andere Quellen wie beispielsweise Twitter permanent

überwachen (N7 / 32). Ein Journalist beschreibt, dass er sich die nötigen Fähigkeiten

während dem Verfassen von Live-Tickern nach und nach angeeignet habe. Man lerne

aus Fehlern und müsse auch viel ausprobieren, bekomme durch die Vermessung der

Zugriffe auch schnell Rückmeldung über Erfolg oder Misserfolg der gewählten

Strategie (N10 / 30). Brunner verfasste für die Zürcher Wahlen zum ersten Mal

überhaupt einen Live-Ticker und merkte für sich, dass das Ticker-Schreiben

anspruchsvoll sei:

Ich musste auch immer wieder schauen, dass der Titel des Tickers

aktuell ist, dass oben bei den Bullet-Points das Neuste

zusammengefasst ist. Alles musste man ständig aktualisieren – diese

Arbeit habe ich echt unterschätzt. (N3 / 81-83).

Die erhöhte Schnelligkeit aufgrund der ständigen Empfangsbereitschaft von Lesern

durch mobile Geräte führt ausserdem dazu, dass Journalisten sich davon loslösen

müssen, dass Geschichten bereits alle nötigen Facetten beleuchten. Es brauche

etwas Mut, sich davon zu lösen, aber man merke schnell, dass man auch einfach mal

Informationen in Kürze veröffentlichen kann und die Ergänzungen erst später folgen.

Zudem sei der Tonfall beispielsweise in Live-Tickern anders – man nehme als

Journalist eine Art Dialoghaltung ein, so dass die Leute direkt angesprochen werden

(N3 / 27).

Für die Journalisten ist klar, dass der mobile Wandel auch bedeutet, dass rund um die

Uhr berichtet werden müsse. Es sei für die Journalisten selbstverständlich, den

Redaktions-Twitter-Account auch mal am Wochenende privat von zu Hause aus zu

benutzen und beispielsweise Anfragen zu beantworten oder Meldungen zu retweeten

Page 97: Masterarbeit von Simon Hutmacher

91

(N3 / 16). Man warte nicht mehr, bis die Leute sich die Informationen selber holen,

sondern pushe diese direkt zu ihnen aufs Gerät. Das bedeute erhöhte Bereitschaft,

sagt Thiriet:

Mittlerweile ist es so, dass alle mitbekommen haben, dass man 24

Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr bereit sein muss. Das ist ein

Wettbewerb, da wird auch brutal aufgerüstet. Auch am Wochenende

gibt es neu keine Unterschiede mehr. (N8 / 52-54)

Ausserdem habe sich das Spektrum an Formen, wie man Inhalte erzähle und

aufbereite, mindestens verzehnfacht – grundsätzlich müsse es so verpackt werden,

dass es auf sozialen Medien geteilt werde (N8 / 14). Der Journalist muss nun also

auch aktiv mitdenken, in welcher Art er eine Geschichte erzählen möchte und kann

nicht mehr stets auf gesetzte Vorlagen zurückgreifen. Chefs fragen die Journalisten

nun auch aktiv, ob eine Geschichte „push-würdig“ sei (N11 / 22). Die neuen

Erzählformen vergleicht ein Journalist mit einer grösseren Klaviatur, die er nun lernen

müsse zu bespielen (N10 / 34). Allerdings wird auch festgehalten, dass es schon

immer die Aufgabe des Journalisten gewesen sei, eine adäquate Form für

Geschichten zu finden, um maximale Verständlichkeit zu erreichen. Nur die

Verpackung habe sich halt geändert. Einig sind sich die Journalisten, dass bereit früh

im Text angekündigt werden muss, was den Leser erwarten darf, wenn er innerhalb

einer Geschichte runterscrollt (N8 / 6).

Die breitere Klaviatur durch den vermehrten Einsatz verschiedener Medien in einem

Artikel hat aus Sicht der Journalisten auch zu mehr Professionalisierung geführt. Das

Ansehen von Online-Journalisten sei lange tief gewesen, Print-Redakteure seien klar

besser angesehen worden. Dies hätte sich seit der mobilen Revolution geändert (N10

/ 10) und das habe auch dazu geführt, dass nun besser ausgebildetes Personal in

Online-Redaktionen angestellt würden (N9 / 10). Die Verlage seien auch davon

weggekommen, sogenannte „eierlegende Wollmilchsäue“, also Allzweckjournalisten,

die jedes Medium perfekt beherrschen, einzustellen. Viel mehr seien nun vermehrt

Experten wie etwa spezifisch Videojournalisten angestellt worden, weil auch die

Ansprüche an die Qualität der einzelnen Medien gestiegen seien (N12 / 10). Das

empfinden die Journalisten als positive Entwicklung, allerdings benötige dies nun auch

verbesserte Koordinationsarbeit innerhalb der Spezialistenteams, wie Eng sagt:

Page 98: Masterarbeit von Simon Hutmacher

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Der eine schreibt, der andere kümmert sich um das Besorgen von

Videos, Tweets, etc. Es ist Teamwork mit einer hauptverantwortlichen

Person. Das ist auf jeden Fall sehr anstrengend, macht aber auch viel

Spass. (N1 / 94-96).

5.5.7 Beurteilung von Rezipienten-Inputs

Auf die Frage, ob die Zahl an Einsendungen von der mobilen Leserschaft

zugenommen hat, wird von den befragten Journalisten keine einheitliche Antwort

gegeben. Blick und 20 Minuten stellen den sogenannten „Leserreportern“ Geld in

Aussicht für spannende Inputs, die dann zu einem Bericht führen. Meist sind die

eingesendeten Daten Bilder. Dies habe dazu geführt, dass die Zahl an Zusendungen

innerhalb weniger Jahre drastisch zugenommen habe, sagt Neumann:

Mobile Leser sind stark, ich erwarte von ihnen Input wenn etwas

passiert. Bei einem Autobahnunfall schaue ich beispielsweise immer

sofort den Leserreporter-Eingang an. Zu 95% der Fälle hat man innert

Minuten Fotos des Ereignisses. Auch bei Naturereignissen, zum

Beispiel vielen Blitzen, ist der Eingang voller Blitzbilder, auch

Hagelbilder kommen häufig, das hilft dem Newsdesk. Für mich als

Reporter hilft‘s vor allem bei spezifischen Ereignissen. (N11 / 13-17)

Bei breit verteilten Ereignissen wie etwa Hagel kämen manchmal innert zwei Stunden

1‘000 Bilder von Lesserreportern auf elektronischem Weg in die Redaktion (N6 / 8).

Die Journalisten der anderen Medienhäuser sind sich einig, dass Inputs von Lesern

einen Mehrwert bieten können. Die meisten wünschten sich auch, sie hätten mehr

solche Zusendungen, beispielsweise weil man so schneller ein aktuelles Bild zum

Artikel liefern könnte (N2 / 12). Allerdings beschränke sich das Phänomen eher noch

auf Einzelfälle (N4 / 22). Die Medienhäuser haben deshalb damit begonnen, aktiv nach

Page 99: Masterarbeit von Simon Hutmacher

93

Leserinputs zu bitten – beispielsweise suchte man nach dem Terroranschlag in

Tunesien nach Schweizer Touristen vor Ort, die ein Bild der Lage machen konnten

(N11 / 10). Einige Journalisten reagieren aus Erfahrung aber eher zurückhaltend auf

Leser-Inputs. Man müsse stark selektieren (N7 / 12) und die Inputs könnten auch dazu

verleiten, eine Geschichte anders aufzuziehen als geplant, weil man ein attaktives Bild

dazu bekommen habe (N2 / 12). Schlechte Erfahrungen hat auch

tagesanzeiger.ch/Newsnetz gemacht: Anfang 2015 meldete ein Leserrepoter der

Redaktion, bei einer Schiesserei zwischen der Polizei und einem Zivilisten in der Stadt

Zürich sei dieser ums Leben gekommen. Tagesanzeiger pushte diese Nachricht,

musste sie aber später korrigieren. Der Mann war lediglich verletzt. Seit diesem

Ereignis sei man wesentlich defensiver gegenüber Inputs eingestellt (N10 / 14).

Einig sind sich die Journalisten aber darin, dass die indirekten Leserinputs über Twitter

wesentlich häufiger benutzt werden, als vor einigen Jahren, auch weil Twitter in der

Schweiz innerhalb von drei Jahren stark gewachsen sei (N11 / 30).

5.5.8 Beurteilung der Qualitätsentwicklung

Eine deutliche Mehrheit der befragten Journalisten widerspricht, dass die Qualität von

Schweizer Medien über wenige Jahre deutlich abgenommen hat, wie dies vom

Jahrbuch der Medien (Kapitel 3.4) postuliert wird. Die Journalisten stellen fest, dass

die Zahl an Schreibfehlern wegen dem erhöhten Tempo zugenommen habe – dies

bedeute aber nicht sofort schlechtere Qualität (N4 / 32). Auch die Recherchezeit sei

unter Druck geraten (N12 / 24). Die Journalisten glauben aber nicht, dass die

veränderte Technik daran schuld sei – im Gegenteil: Trockene Themen wie Wahlen

könnten mit den neuen Möglichkeiten vielfältiger und attraktiver vermittelt werden (N12

/ 24). Die Qualitätsdebatte entspringe einer pessimistischen Ansicht denn die

Digitalisierung bringe mehr Vielfalt (N6 / 44) und die Journalisten seien weniger träge

als früher (N8 / 32). Laut Baumann ist der Konkurrenzdruck förderlich für Qualität, es

würden besser ausgebildete Leute eingestellt und die Definition von Qualität habe sich

durch das erhöhte Tempo auch geändert:

Das gesteigerte Tempo bedeutet auch nicht unbedingt sinkende

Qualität – man kann durchaus in der laufenden Berichterstattung

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Spekulationen einbauen, wenn sie klar deklariert sind. Der Leser kann

dies durchaus auch werten und einschätzen. (N9 / 121-124)

Einige Journalisten warnen aber und nehmen eine sinkende Qualität aufgrund der

Digitalisierung und dem stärkeren mobilen Konsum wahr. Durch den Kampf um

Aufmerksamkeit und Klicks lieferten die Medien vermehrt reisserische Titel, wo der

Artikel dahinter dann gar nicht das Erwartete liefern könne. Dies sei eine

Verballhornung der Leserschaft (N10 / 36). Zudem würden Tickerformate und die

ständige Verbundenheit mit den Lesern dazu führen, dass viel Sinnloses verbreitet

werde, wie Zander sagt:

Es gibt genug Beispiele, die das zeigen. Beispielsweise der Absturz

der German Wings – Maschine in den französischen Alpen: Wie viel

Nonsens da berichtet wurde! Beispielsweise mit Bild: «Durch dieses

Gate wären sie gekommen» - völliger Nonsens weil die Medienhäuser

sagen, dieses Thema läuft und sie müssen deshalb auf Teufel komm

raus Neues dazu liefern, man hat halt online unbeschränkt Platz, dann

schreibt man solchen Nonsens! (N5 / 142-145)

5.5.9 Zukunftsvision

Zum Abschluss der Interviews und im Sinne der zukunftsgerichteten

Technikfolgenabschätzung mit sich bringt, wurden die Journalisten danach gefragt,

wie ihr Produkt wohl in fünf Jahren aussehen werde. In einem Punkt sind sich die

Journalisten absolut einig: Es wird eine Zweiteilung geben zwischen schnellen und

vertiefenden Informationen.

Page 101: Masterarbeit von Simon Hutmacher

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Für die kurzen Nachrichten wie beispielsweise Unfallmeldungen könnten bald Roboter

die Journalisten ersetzen – für längere und qualitativ hochwertige Nachrichten brauche

es aber den Menschen weiterhin (N12 / 24). Für Wertheimer ist klar, dass die ständige

Verbundenheit der Leser dazu führt, dass der Journalismus zum 24-Stunden-Beruf

wird:

Und ich glaube auch, dass wir dazu kommen und zu fragen: Was ist

mit den Leuten, die um Mitternacht die News haben wollen? Das

mache ich ja auch im Bett mit dem Smartphone, mit einem

Desktopcomputer hätte ich das nie gemacht! Und auch wenn die

Leute aufwachen wollen sie sofort informiert sein. Der Journalismus

wird also viel mehr ein 24-Stunden-Job. Das macht auch Sinn. (N10 /

190-196)

Einigkeit herrscht auch darüber, dass die mobile Rezeption von Inhalten sich noch

verstärkt – unter anderem auch durch besseren Internetempfang in den Schweizer

Zügen (N6 / 42). Deshalb werde der mobile Markt noch wichtiger, meint Baumann:

Innert kurzer Zeit ist das alles entstanden. Im Jahr 2009 las ich keine

Artikel auf dem Handy, heute fast nur noch. Es ist klar, wir haben gar

keine andere Wahl als noch stärker in diese Richtung zu gehen. (N9 /

134- 136)

Dadurch, dass die Handy-Kameras besser und das mobile Internet schneller wird,

glaubt Eppenberger, dass die Medienhäuser den klassischen TV-Anbietern mehr und

mehr das Wasser abgraben werden:

Ich denke, dass man noch mehr mit Handys streamen wird,

beispielsweise Live-Interviews – wir werden zum Broadcaster. Der

teure und komplizierte Livestream-Rucksack, den wir heute dafür

benutzen, wird wohl durch das Handy abgelöst. (N12 / 70-72)

Page 102: Masterarbeit von Simon Hutmacher

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Trotz der mobilen Revolution werde die Rezeption durch grössere Bildschirme nicht

gänzlich verschwinden, weil die Leute nach wie vor in Büros arbeiteten (N2 / 30).

Mehrere Journalisten glauben auch, dass die Inhalte zukünftig interaktiver für die Leser

werden, wie Neumann sagt:

Der Grad an Leserinteraktion ist noch nicht dort wo er sein könnte, es

überrascht, dass das noch nicht mehr genutzt wird. Aber ich denke in

10 Jahren wird das völlig selbstverständlich sein. Ich denke, dadurch

ändert sich auch die Publikationsform, die neuen Kanäle werden Apps

wie Whatsapp oder sonstige personalisierte Gruppen sein. (N11 / 122-

126)

Die Journalisten glauben, dass sich die Leser noch stärker selber zusammenstellen

können, was sie wollen (N6 /42). Dadurch verlierten Medienmarken an Bedeutung (N1

/ 34) und Nachrichten würden individueller und regionalisierter (N5 / 16). Dazu gibt es

auch Stimmen, die glauben, dass der Text stärker visuellen Formen wie Videos und

Bildern weichen wird (N1 / 34).

Thiriet meint, die Journalisten müssten flexibel bleiben und sich auf disruptive

Innovationen jederzeit einstellen können:

Wie unser Produkt in fünf Jahren aussieht? Keine Ahnung, das kann

man nicht sagen. Ich glaube das erste iPhone, mit dem man

einigermassen vernünftig ins Internet konnte, kam 2012 heraus. Das

machte zack und die ganze Welt sah anders aus, wegen so einem

Gerät! Deshalb kann man das nicht sagen. Vielleicht fangen Leute

plötzlich an, auf Smartwatches die News zu lesen, da muss man halt

anfangen, anders zu denken. Die Kanäle ändern sich also mit der Zeit.

Der Rest bleibt beim journalistischen Schaffen aber gleich, man muss

diejenigen Informationen und Unterhaltungen vermitteln, welche die

Leute wollen, das ist keine Hexerei, punkt. (N8 / 144-152)

Page 103: Masterarbeit von Simon Hutmacher

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6 Prüfung der Hypothesen

Auf Basis der Theorie wurden insgesamt sechs Forschungsfragen und darauf folgende

Forschungshypothesen aufgestellt. Diese wurden mithilfe der qualitativen

Inhaltsanalyse und der qualitativen Interviews geprüft. Die Ergebnisse werden in

diesem Kapitel festgehalten.

6.1 Hypothese 1 – Tempoentwicklung im Journalismus

Hypothese 1: Je stärker der Konsum von journalistischen Produkten mobil

erfolgt, desto schneller und häufiger publizieren Journalisten.

Vorerst nicht falsifiziert

Dass der Konsum von journalistischen Produkten in der Schweiz über die

vergangenen fünf Jahre zugenommen hat, wird in dieser Arbeit mit der

Geräteentwicklung (vgl. Kapitel 2.2), dem MUI (vgl. Kapitel 2.3) sowie der Net-Metrix

(vgl. Kapitel 5.2.2) festgehalten. Die Forschungshypothese 1 wurde mittels der

Inhaltsanalyse und den Interviews geprüft und wird als vorerst nicht falsifiziert

betrachtet. Die Inhaltsanalyse hat zu Tage gebracht, dass ausnahmslos alle

Medienportale bei dynamischen Ereignissen wie Wahlen auf Live-Ticker setzen. Die

Analyse zeigte weiter, dass diese Live-Ticker verglichen mit anderen Artikeln eine

hohe Kadenz aufweisen, was die Aktualisierungsrate betrifft. Im Schnitt betrug der

Abstand zwischen neuen Meldungen weniger als zehn Minuten. Der Live-Ticker, das

haben die Interviews gezeigt, ist eine relativ junge Form im Journalismus. Die

Vermutung liegt nahe, dass dieses Format durch die verstärkte mobile Nutzung an

Aufwind gewonnen hat. Durch ständige Konnektivität wird der Rezipient ständig mit

Neuigkeiten versorgt, es gibt ihm laut einem Journalisten das Gefühl, live mit dabei zu

sein (vgl. Kapitel 5.6.4). Auch die Auswertung der Interviews führt zu Tage, dass das

Verfassen von Live-Tickern zu einer erhöhten Kadenz führt. Trotz dieser Ergebnisse

gilt es aber auch festzuhalten, dass die Ticker dazu führen können, dass klassische

Artikel seltener oder gar nicht publiziert werden. Im Falle der Zürcher Wahlen lieferten

einige Nachrichtenportale eine kurze Zusammenfassung des Tages und verwiesen für

Detailinformationen auf den Ticker als Chronologie. Es darf die Vermutung aufgestellt

werden, dass in früheren Zeiten des Online-Journalismus am Abend mehr Artikel

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98

publiziert worden wären. Trotzdem wird Hypothese 1 als vorerst nicht falsifiziert

betrachtet. Nicht zuletzt auch deswegen, weil neben den Tickern auch der vermehrte

Gebrauch von Push-Meldungen aufgefallen ist. Sie wurden am Wahlsonntag in

regelmässigen Abständen verschickt – zudem hat die Auswertung der Interviews

gezeigt, dass von Seiten der Verlagsleitungen Druck gemacht wird, häufiger zu

pushen. Die Tendenz, schnell eine Neuigkeit zu publizieren und im Nachgang

Informationen nachzuliefern, kann aus den Interviews herausgelesen werden. Da

Push-Meldungen ausschliesslich auf mobile Geräte zugeschnitten sind, kann deren

Zunahme direkt mit der verstärkten mobilen Nutzung verknüpft werden. Zudem

berichten mehrere Journalisten davon, dass die Tendenz bestehe, rund um die Uhr zu

publizieren, weil die Rezipienten jederzeit empfänglich für Neuigkeiten seien.

6.2 Hypothese 2 – Multimedia

Hypothese 2: Je stärker der Konsum von journalistischen Produkten mobil

erfolgt, desto multimedialer sind journalistische Erzeugnisse.

Vorerst nicht falsifiziert

Auch die Forschungshypothese 2 wurde mithilfe der beiden Instrumente der

Inhaltsanalyse und der Interviews überprüft. Auch sie kann vorerst als nicht falsifiziert

stehen gelassen werden – obschon das Ergebnis weniger deutlich ausfällt als bei

Hypothese 1. Bei der Analyse der Artikel des Wahlsonntags fiel auf, dass

insbesondere Live-Ticker eine höhere Anzahl verwendeter Medien aufweisen als

klassische Online-Artikel. Das meist verwendete Medium war Twitter – fast jeder Live-

Ticker wies eingebundene Tweets auf, welche ihrerseits Bilder, Grafiken oder

Verlinkungen enthielten. Gemäss Twitter greifen über 80% der Nutzer über ihr

Mobilgerät auf Twitter zu (Twitter Business 2015). Damit kann der Schluss gezogen

werden, dass durch die verstärkte Nutzung von Smartphones auch der Anteil an

Twitter-Usern in der Schweiz gestiegen ist. Die verstärkte Einbindung von Tweets in

journalistische Erzeugnisse wie Live-Ticker kann daher direkt mit dem mobilen Wandel

verknüpft werden. Weiter fiel der Einsatz weiterer Medien wie Bilder, Videos, Audio-

Dateien sowie interaktiven Grafiken auf. Der Einsatz solcher Medien unterscheidet

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sich aber stark nach untersuchtem Medienportal. Am meisten verschiedene Medien

innerhalb des Live-Tickers band SRF ein. Da SRF als Öffentlich-Rechtlicher

Broadcaster als Hauptaufgabe Fernseh- und Radioprogramme betreibt, kann diese

Beobachtung nicht direkt mit dem mobilen Wandel in Verbindung gebracht werden.

Die Interviews zeigten jedoch, auch bei privaten Medienhäusern Bestrebungen für den

Einsatz mehrerer Medien bestehen. Insbesondere Bewegtbilder werden stärker

forciert, welche auf grösseren und schärfer auflösenden Bildschirmen wesentlich

angenehmer zu konsumieren sind. Dazu verhelfen die steigenden mobilen

Bandbreiten dazu, dass solche Bewegtbilder unmittelbarer auch mobil abgerufen

werden können (vgl. Kapitel 2.3). Die Interviews führten aber auch zu Tage, dass es

innerhalb der Medienhäuser ansonsten keine klaren Vorgaben gibt, inwiefern die

Artikel mehr verschiedene Medien enthalten sollten. Und die Inhaltsanalyse zeigte

auch, dass abgesehen vom Ticker-Format Online-Artikel nach wie vor klassisch, das

heisst Text angereichert mit einem Bild, daherkommen können.

6.3 Hypothese 3 – Länge der Texte

Hypothese 3: Je stärker der Konsum von journalistischen Produkten mobil

erfolgt, desto kürzer fallen die journalistischen Texte aus.

Falsifiziert

Im Rahmen der in dieser Arbeit angewendeten Untersuchungsanordnungen kann

diese Hypothese als falsifiziert betrachtet werden. Der Hauptgrund dafür liegt in den

Ergebnissen der qualitativen Inhaltsanalyse. Ausnahmslos alle Medienportale

verwendeten für die Abdeckung der Zürcher Wahlen mindestens einen Live-Ticker.

Diese wiesen im Vergleich zu klassischen Online-Artikeln, welche von allen Online-

Portalen im Untersuchungssample ebenfalls erzeugt wurden, deutlich umfangreichere

Texte auf. Die Interviews führten weiter zu Tage, dass lediglich zwei der sechs

untersuchten Medienportale Maximallängen für Online-Texte definiert haben. Einig

waren sich die Journalisten darin, dass Texte portioniert werden müssen, damit sie

auch auf mobilen Geräten konsumiert werden. Werde dies getan, würden aber auch

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100

durchaus längere Texte auf mobilen Geräten bis zum Ende gelesen (vgl. Kapitel 5.6.5).

Dazu wird vom Drang gesprochen, die Nutzer permanent mit Neuigkeiten zu

versorgen, auch wenn sich eine Aktualisierung gemäss publizistischer Beurteilung

nicht aufdränge. Dies führt ebenfalls nicht dazu, dass Texte kürzer werden. Die

Journalisten sprachen von einem Trend, Berichte auch zu publizieren, auch wenn

essenzielle Inhalte noch gar nicht vorliegen. Es kann also der Schluss gezogen

werden, dass die einzelnen Publikationen wie Push-Nachrichten oder Ticker-Einträge

tatsächlich kürzer werden – durch den ständigen Fluss in der Gesamtheit die

Textmenge aber nicht abnimmt. Nicht zuletzt kann auch festgehalten werden, dass

alle befragten Journalisten eine Steigerung des Arbeitstempos mit damit verbundenem

Publikationsdruck feststellen. Da Text schneller erstellt werden könne als viele andere

Medien, werde dieser wichtig bleiben. Allerdings weisen einige Journalisten in ihrem

Blick in die Zukunft darauf hin, dass sie damit rechnen, dass das Bewegtbild einen Teil

des Texts in Zukunft verdrängen könnte.

6.4 Hypothese 4 – Prosumer

Hypothese 4: Je mehr Konsumenten mobil auf Medieninhalte zugreifen, desto

mehr publizistische Inputs geben diese in die Redaktionen.

Falsifiziert

Diese Hypothese wurde mittels dem Messinstrument der qualitativen Interviews

überprüft und kann im Rahmen dieser Arbeit falsifiziert werden. Dies aufgrund einer

nicht eindeutig vorliegenden Sachlage. In einigen Medienhäusern wird eine deutliche

Zahl an Lesereinsendungen wahrgenommen (meist Bilder) und diese Inputs werden

auch direkt für die redaktionelle Berichterstattung benutzt. Allerdings sind dies

Medienhäuser, die solche „Leserreporter“ aktiv fördern und beispielsweise auch

monetär belohnen. Ein direkter Zusammenhang mit der verstärkten mobilen Nutzung

kann also nicht aufgezeigt werden. Journalisten anderer Medienhäuser berichten von

vereinzelten Fällen, wo Leser-Inputs in die Berichterstattung miteinfliessen.

Interessant wäre es, diese Messung in fünf Jahren noch einmal durchzuführen. Viele

Journalisten zeichneten in ihrer Zukunftsvision nämlich ein Bild, wie der Journalismus

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101

in der Schweiz interaktiver werde – die Rezipienten also direkter angesprochen

werden und auch aktiver an der Gestaltung von Geschichten mitwirken können. Die

verstärkte Einbeziehung von Tweets bei allen untersuchten Medienportalen kann zwar

indirekt als Zunahme von Prosumer-Elementen gedeutet werden. Die Tweets

enthalten meist von Leser produzierte Zusatzinformationen, welche in die

Berichterstattung miteinfliessen. Allerdings werden diese Inhalte nicht gezielt für ein

Medienportal erstellt und fallen daher in der Beurteilung von Forschungshypothese 4

nicht ins Gewicht.

6.5 Hypothese 5 – Technische Anforderungen

Hypothese 5: Je stärker der Konsum von journalistischen Produkten mobil

erfolgt, desto mehr technische Fertigkeiten müssen Journalisten beherrschen.

Falsifiziert

Auch diese Forschungshypothese wurde mittels der Interviews überprüft und kann im

Rahmen dieser Arbeit als falsifiziert betrachtet werden. Ausnahmslos hielten die

Journalisten fest, dass die Arbeit mit den Redaktionssystemen (CMS) einfacher

geworden sei. Die CMS seien dynamischer und schneller geworden. Man publiziert

meist noch eine Version die dann den verschiedenen Empfangsgeräten angepasst

wird – vor fünf Jahren mussten meist verschiedene Versionen wie unterschiedliche

Bildgrössen vorgefertigt werden. Einige Journalisten vermuten, dass die CMS

praxistauglicher geworden seien, weil die Journalisten Einfluss auf deren

Weiterentwicklung genommen hätten. In einem Fall berichteten Journalisten davon,

dass Entwickler mit ihnen zusammen im Newsroom sässen und die Implementierung

von neuen Erzählformen damit noch einfacher von statten gehe. Die anderen

Journalisten äussern den Wunsch, dass sich ihre Newsrooms ebenfalls in diese

Richtung entwickeln. Sie würden gerne mehr aus der Technik herausholen, sind

gemäss ihren Aussagen aber festgebunden an starren Redaktionssystemen, wo

Änderungen jeweils einem langwierigen Prozess unterworfen sind. Neue

Anforderungen orten sie daher eher im publizistischen Bereich wie Geschwindigkeit

oder Multitaskingfähigkeit. Auch durch die von den Journalisten wahrgenommene

Page 108: Masterarbeit von Simon Hutmacher

102

verstärkte Spezialisierung (Für Videos werden explizit Videojournalisten eingestellt)

führt nicht dazu, dass die Medienschaffenden immer neue Medien produzieren

müssen – man sei wieder davon weggekommen, Journalisten als Alleskönner

auszubilden. Allerdings halten die Journalisten auch neue Anforderungen fest, die für

sie aber selbstverständlich sind. Dazu gehört, dass ein Journalist rasch durch das Web

navigieren kann und sich auf sozialen Medien wie Twitter auskennt. Solche neun

Anforderungen dürften aber generell auf die Ausprägung des Onlinejournalisten

zutreffen und nicht direkt mit dem mobilen Wandel verknüpft sein. Zudem müssen die

Journalisten zwar wissen, welche Formen von Inhalten auf Smartphones funktionieren

und welche nicht – aber auch diese Anforderung schauen sie als

Selbstverständlichkeit an, da für sie das Smartphone auch privat zum

Alltagsgegenstand geworden ist.

6.6 Hypothese 6 – Qualitätswahrnehmung

Hypothese 3: Je stärker der Konsum von journalistischen Produkten mobil

erfolgt, desto schlechter beurteilen Journalisten die publizistische Qualität ihrer

Produkte.

Falsifiziert

Auch die sechste Forschungshypothese wird nach Auswertung der qualitativen

Interviews im Rahmen dieser Arbeit verworfen und als falsifiziert betrachtet. Mehrere

Journalisten stellen zwar eine sinkende Qualität fest, führen diese aber nicht zwingend

auf den mobilen Wandel zurück. Alle Journalisten halten fest, dass mehr Schreibfehler

entstünden, da das Tempo zugenommen habe – auch die Recherchezeit leide. Dies

bedeute aber nicht automatisch auch sinkende Qualität. In der Digitalisierung und

verstärkten mobilen Nutzung orten die Journalisten stattdessen gar qualitätsfördernde

Elemente. So könnten trockene Themen vielfältiger und damit ansprechender

vermittelt werden, dazu entstehe auch mehr Konkurrenz und dadurch mehr Vielfalt im

Angebot. Die Journalisten bezeichnen die laufende Qualitätsdebatte als

pessimistischen Zugang. Man müsse vom Gedanken wegkommen, dass

publizistische Erzeugnisse stets komplett sein müssten und alle nötigen Elemente wie

Page 109: Masterarbeit von Simon Hutmacher

103

Ausgewogenheit beinhalteten. Vielmehr sei es durch die laufende Berichterstattung

möglich geworden, Informationen häppchenweise zu verbreiten und damit dem

Rezipienten mehr Transparenz über die journalistischen Prozesse bei der Entwicklung

von Geschichten zu ermöglichen. Einzelne Journalisten orten zwar eine Tendenz zu

einer sinkenden Qualität aber im verschärften Kampf um Aufmerksamkeit – dadurch

würden Titel und deren Geschichten hochstilisiert, um die abgelenkten Rezipienten auf

ihren Smartphones auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Da diese Meinung

aber nicht der Mehrheit der befragten Journalisten entspricht, wird die

Forschungshypothese als falsifiziert betrachtet.

7 Fazit

7.1 Zusammenfassung

In der Einleitung der vorliegenden Arbeit wurden drei Fragen in den Raum gestellt: Hat

ein Technikwandel (im Bereich mobiler Empfangsgeräte) dem Journalismus eine neue

Richtung gegeben? Oder wird der Einfluss des Wandels überschätzt? Und in welche

Richtung könnte sich der Journalismus entwickeln? Die Arbeit hatte also das Ziel

herauszufinden, inwiefern der verstärkte mobile Konsum von Medien das Produkt

klassischer Medienhäuser verändert und wie dieser Einfluss in den Medienhäusern

wahrgenommen wird. Um es vorneweg zu nehmen: Der Wandel hat deutlich Einfluss

auf den Journalismus genommen, allerdings nicht überall so, wie das aufgrund

vorhandener Theorien zu erwarten wäre.

Für die Forschung wurde zum einen exemplarisch an Flaggschiff-Smartphone-

Modellen der vergangenen zehn Jahre der technische Wandel im Bereich der

verfügbaren Hardware aufgezeigt – die Hauptentwicklung fand bei der Vergrösserung

der Bildschirme sowie der Steigerung der mobilen Internetgeschwindigkeit statt.

Gleichzeitig wurde am Fall Schweiz aufgezeigt, wie die Netzbetreiber das mobile

Internet innert weniger Jahre massiv ausgebaut haben und wie der Smartphone-Markt

dadurch stark angestiegen ist. Alleine schon mit dieser Auslegeordnung des Wandels

wurde ersichtlich, dass innert kurzer Zeit ein umfassender Wandel im Medienverhalten

stattgefunden hat.

Page 110: Masterarbeit von Simon Hutmacher

104

In einem zweiten Teil wurde mithilfe einer Auslegeordnung vorhandener

wissenschaftlicher Texte aufgezeigt, dass der technische Einfluss auf soziale Systeme

wie den Journalismus ganz unterschiedlich gedeutet werden kann. Zudem wurde

deutlich, dass vorhandene Forschungsbefunde zu den Leitfragen nur spärlich

vorhanden sind, da die Thematik jung ist und der Wandel noch nicht abgeschlossen

ist. Die vorliegende Arbeit wählte deshalb das offene Vorgehen der

Technikfolgenabschätzung um eruieren zu können, wie der Einfluss aussehen und in

welche Richtung der Journalismus sich weiterentwickeln könnte.

Gemessen wurde schliesslich mit zwei Instrumenten, welche die Aussenbeobachtung

sowie die Praxiserfahrung berücksichtigen sollten: An einem Stichtag eines

Ereignisses nationaler Ausstrahlung (Zürcher Kantons- und Regierungsratswahlen)

wurden die sechs grössten Deutschschweizer Medienportale auf ihre mobilen

Erzeugnisse hin analysiert – alle publizierten Artikel zu den Wahlen wurden also auf

einem Smartphone aufgezeichnet und anschliessend ausgewertet. In einem zweiten

Teil wurden von jedem dieser Medienportale zwei Journalisten befragt, es wurden also

insgesamt zwölf Interviews durchgeführt. Bei der Analyse der Daten der beiden

Erhebungen fielen folgende Punkte auf:

Ausnahmslos jedes Portal setzte auf mindestens einen Live-Ticker

Text war in fast allen Berichten das Hauptmedium für Informationen

Das Instrument der Push-Benachrichtigungen wird rege genützt

Aufwändig produzierte Medien explizit kreiert für den Online-Kanal kamen nur

von zwei Portalen

Fast überall spielt Twitter in der Berichterstattung eine wichtige Rolle

Der Zeitdruck und das Tempo haben für Journalisten deutlich zugenommen

Die Erhebung in dieser Arbeit führte zu Tage, dass der mobile Wandel in den

Schweizer Medienhäusern angekommen ist. Die Leitungs-Gremien der Medienhäuser

machen ihre Journalisten darauf aufmerksam, dass gezielter für die mobile Rezeption

produziert werden müsse. Allerdings fehlen exakte Richtlinien dazu bislang. Deutlich

herausgekommen ist, dass durch die ständige Empfangsbereitschaft der Rezipienten

die Berichterstattung dynamischer wird – beispielsweise mit Live-Tickern oder auch

Push-Meldungen. Dies führt dazu, dass Artikel nicht mehr klassisch mit allen nötigen

Aspekten komplettiert sind, sondern sich im Laufe der Geschehnisse weiterentwickeln.

Page 111: Masterarbeit von Simon Hutmacher

105

Dies führt auch dazu, dass das Berufsbild des Journalisten sich dazu entwickelt, einen

Rund-um-die-Uhr-Service anzubieten.

Der aufgrund von theoretischen Überlegungen gefällte Schluss, dass die Textmenge

zugunsten der mobilen Rezeption abnimmt, wurde in dieser Untersuchung deutlich

widerlegt: Durch die permanente Berichterstattung über Live-Ticker wurde im

Vergleich zu den klassischen Publikationen deutlich mehr geschrieben. Dies deckt sich

auch mit der Einschätzung der Journalisten – man müsse den Text lediglich

mobilgerecht portionieren aber nicht zwingend verkürzen. Dazu gehört auch, einen

abwechslungsreichen Mix mehrerer Medien anzubieten und soziale Netzwerke wie

Twitter einzubauen. Trotz der neuen technischen Fertigkeiten der Smartphones halten

sich die Medienhäuser aber noch zurück, aufwändige Medien wie Videos oder

interaktive Grafiken für den Online-Kanal zu produzieren – unter anderem wird der

kleine Bildschirm der mobilen Geräte als Grund dafür genannt.

Der Druck hat auf die Journalisten zugenommen, der Wettlauf über die Zeit hat sich

aufgrund der Push-Technologie weiter verstärkt. Dies führe zu mehr Fehlern und

teilweise auch Verdrossenheit bei den Rezipienten – einige Journalisten warnen, dass

die Medien damit das Instrument der Push-Benachrichtigung gleich selber zu Grabe

tragen. Die Journalisten wollen im Gegensatz zu der Forschung aber nicht von

sinkender Qualität sprechen – die meisten sind zufrieden mit der Entwicklung und

sprechen von neuen Chancen. Für die Zukunft sehen sie keine absehbare neue

disruptive Innovation, die ihr Schaffen grundsätzlich ändern würde. Sie glauben, dass

der mobile Wandel dazu führt, dass der Kanal zu den Rezipienten interaktiver wird.

Page 112: Masterarbeit von Simon Hutmacher

106

7.2 Methodenkritik

In diesem Abschnitt werden einige Kritikpunkte am methodischen Vorgehen

aufgezeigt. Dadurch soll der Interpretationsrahmen der vorgelegten Ergebnisse besser

eingeordnet werden können.

Die Hauptschwäche dieser Arbeit liegt darin, dass sie sich zwar mit der Veränderung

über die Zeit beschäftigt, jedoch keine Panel-Studie zum Einsatz kommt. Gemessen

wird zu einem einzigen Zeitpunkt und die Informationen über die Vergangenheit

werden mittels Retrospektivfragen eingeholt. Erinnerungslücken oder verfälschte

Interpretationen der Vergangenheit fliessen so als Fehlerquelle in die Messung.

Wünschenswert wäre es also, wenn eine Nachfolgestudie Erhebungen sowohl im

Bereich der Inhaltsanalyse wie auch in der Befragung von Journalisten über mehrere

Zeitpunkte hinweg macht. Dies wäre auch im Sinne der Technikfolgenabschätzung:

Weitgehend geteilt wird heute nämlich die Auffassung, dass

Technikfolgenabschätzungen in vielen Fällen nur wirklich erfolgreich sein können,

wenn sie nicht als „Einmalstudien“, sondern als Folgen bei Bedarf zu wiederholender

Analysen und Bewertungen konzipiert sind (Paschen 1990: 81).

Anlass für Kritik gibt auch die Durchführung der Inhaltsanalyse: Schlüsse auf das

Gesamtangebot der Portale lassen sich daraus nicht ziehen, da ein spezifisches

Ereignis stattgefunden hat. Für eine gesteigerte Validität wäre es daher sinnvoll, eine

zweite Kontrollmessung an einem anderen Tag durchzuführen und zu prüfen, ob die

Art der publizierten Berichte noch immer gleich ausfällt. Da die vorliegende Arbeit

innerhalb eines engen Zeitraumes entstanden ist, waren beispielsweise auch die

Zeiträume innerhalb der Messungen der Test-Retest-Methode äusserst kurz –

dadurch kann die Anwendung des Messinstruments die nachfolgende Retest-

Messung beeinflussen, was die Reliabilität mindert. Zudem weist auch das gewählte

Messinstrument der qualitativen Face-to-Face-Interviews Schwächen auf: So spielen

Fehlerquellen wie Befragtenmerkmale, Fragemerkmale sowie Merkmales des

Interviewers und der Interviewsituation bei der Messung mit (Dieckmann 2007: 447).

Zuletzt muss angefügt werden, dass aus dieser Fallstudie aufgrund der kleinen

Fallauswahl und der qualitativen Vorgehensweise aufgrund der

Technikfolgenabschätzung-Stossrichtung keine Allgemeinaussagen getroffen werden

können. So kann das Ergebnis einer TA-Studie kann stark durch die Auswahl der

Page 113: Masterarbeit von Simon Hutmacher

107

befragten Experten oder die Art der gestellten Fragen bestimmt werden. (Grunwald

2010: 186). Zudem birgt die Arbeit die Gefahr eines voreingenommenen Schlusses –

nämlich, dass der mobile Wandel den Journalismus auf jeden Fall beeinflusst. Denn

eine technikinduzierte TA kann schon vom Ansatz her nicht als "neutral" gelten: Sie

verfolgt Fragestellungen, die die Macht der geschaffenen Fakten, den "sich

vollziehenden technischen Wandel" (BMFT 1989: 11) als Ausgangspunkt hinnehmen.

Zuletzt sei noch erwähnt, dass die Deutung der technischen Zukunft äusserst

fehleranfällig ist – dies aufgrund des Collingridge-Dillemma. Es besagt, dass

Wirkungen nicht leicht vorhergesehen werden, solange die Technologie noch nicht

ausreichend entwickelt und weit verbreitet ist. Da der mobile Wandel weiter anhält

(siehe nächstes Kapitel), greift dieses Dillemma auch in dieser Untersuchung.

7.3 Ausblick

Der mobile Wandel ist nicht abgeschlossen – ein beobachtbarer Trend ist etwa die

steigende Hyperlokalität, also der Zustand, wo alle Objekte miteinander verlinkt sind.

Die Netzbetreiber bereiten dieses „Internet der Dinge“ gerade vor und ob und wenn ja,

inwiefern sich das auf den Journalismus auswirkt, bleibt vorerst offen. Dazu gehört

auch die zurzeit noch vorherrschende Unsicherheit, ob Wearables (tragbare

Elektronikeinheiten mit Sensoren) wie etwa Smartwatches sich durchsetzen werden.

Aufgrund dieser Entwicklungen kann jedoch davon ausgehen, dass Ubiquität und

Konnektivität weiter gesteigert werden – und die daraus entstehenden journalistischen

Produkte, welche diese Arbeit herausgearbeitet hat, sich weiter entwickeln. Die grosse

Unbekannte bleibt dabei die zukünftige Art der Darstellung von Inhalten. Zum einen

war über die vergangenen Jahre ein Trend hin zu grösseren Bildschirmen im mobilen

Gebrauch zu beobachten. Zum anderen experimentieren Medienhäuser aber mit

Nachrichten für Uhrenbildschirme oder für interaktive Brillengläser, welche eine ganz

andere Art der Aufbereitung von Informationen verlangen. Unbekannt ist zudem, wie

sich das Nutzungsverhalten über die Zeit ändert. Womöglich sind die Rezipienten

irgendwann übersättigt mit der ständigen Verfügbarkeit von Informationen und der

Trend geht in die gegenteilige Richtung. Für den Berufsstamm des Journalisten

bedeuten diese Unsicherheiten vor allem eines: Die Anforderung an Flexibilität und

Page 114: Masterarbeit von Simon Hutmacher

108

Anpassungsfähigkeit wird aufgrund der erwarteten Szenarien mit hoher

Wahrscheinlichkeit weiter steigen.

Page 115: Masterarbeit von Simon Hutmacher

109

8 Abbildungsverzeichnis

Bild Titel-Cover (Quelle: https://www.knowlarity.com/5-must-mobile-apps-entrepreneurs-work-home/) Abbildung 1: HTC Universal Seite 11 (Quelle: http://pdadb.net/img/xda_exec.jpg) Abbildung 2 : HTC Hermes 300 Seite 12 (Quelle : http://pdadb.net/img/gallery/big/t-mobile_mda_vario_ii_front_stift.jpg) Abbildung 3 : iPhone Seite 12 (Quelle : http://www.allenpike.com/images/wp-uploads/2012/09/iphone1vs5.jpg) Abbildung 4 : HTC Dream Seite 13 (Quelle : http://phonesdata.com/files/models/HTC-Dream-478.jpg ) Abbildung 5 : iPhone 3GS Seite 14 (Quelle: https://d3nevzfk7ii3be.cloudfront.net/igi/kBkXWHW5ImOiKqgM) Abbildung 6 : HTC EVO 4G Seite 14 (Quelle : http://img.gadgetian.com/HTC-EVO-Design-4G-Sprint-Press-Shot1.jpg)

Abbildung 7 : Motorola Droid Razr Seite 15

(Quelle: http://www.shopologgy.pk/product_images/uploaded_images/jake-calland-

dual-core-droid-razr-maxx-hd-wallpaper.jpg)

Abbildung 8 : Samsung Galaxy Note 2 Seite 16

(Quelle: http://matjarey.com/store/images/detailed/1/galaxy-note-2-hero.jpg)

Abbildung 9 : Nokia Lumia 1520 Seite 16

(Quelle : http://phonesdata.com/files/models/Nokia-Lumia-1520-870.jpg)

Page 116: Masterarbeit von Simon Hutmacher

110

Abbildung 10 : iPhone 6 neben iPhone 6 Plus Seite 17

(Quelle: http://blogs-images.forbes.com/gordonkelly/files/2014/09/2014-09-09_22-38-

02.jpg)

Abbildung 11 : Huawei P8 Max Seite 17

(Quelle: http://i.ytimg.com/vi/Un5wI_4Z4Wc/maxresdefault.jpg)

Abbildung 12: Durchschnittliche Bildschirmgrössen Seite 18

(Quelle: http://gizmodo.com/a-comprehensive-look-into-the-future-of-smartphone-

scre-1583303782)

Abbildung 13: Durchschnittliche Screen-to-Bezel Ratio Seite 19

(Quelle: http://gizmodo.com/a-comprehensive-look-into-the-future-of-smartphone-

scre-1583303782)

Abbildung 14: OS-Marktanteile. Seite 20

(Eigene Darstellung. Daten-Quellen: MUI 2012-2014, IDC 2012-2014)

Abbildung 15: Average Screen Size of New iPhones Seite 21

(Quelle: http://gizmodo.com/a-comprehensive-look-into-the-future-of-smartphone-

scre-1583303782)

Abbildung 16: Bevölkerungsanteil, der mobil online geht Seite 22

(Eigene Darstellung. Quelle der Daten: MUI 2010-2015)

Abbildung 17: Diskurstypen der TA Seite 31

(Quelle: Oppermann / Langer 2002: 5-6)

Abbildung 18: Veränderung der mobilen Unique Client-Zahlen. Seite 49

(Eigene Darstellung und Berechnung. Quelle Datensatz: netreport.net-

metrix.ch/mobile)

Abbildung 19: Abbildung 18: Filterung bei watson-Ticker Seite 60

Page 117: Masterarbeit von Simon Hutmacher

111

(Quelle: watson.ch)

Abbildung 20: Reporter-Bilder bei 20 Minuten Seite 62

(Quelle: 20min.ch)

Abbildung 21: Ticker-Kommentar bei Blick Online Seite 63

(Quelle: blick.ch)

Abbildung 22: Hochwertige Bilder im NZZ-Ticker Seite 64

(Quelle: nzz.ch)

Abbildung 23: Dynamische NZZ-Grafiken Seite 65

(Quelle: nzz.ch)

Abbildung 24: Paraphrasierte Interviews bei SRF Seite 66

(Quelle: srf.ch)

Abbildung 25: Bullet-Points bei SRF Seite 67

(Quelle: srf.ch)

Abbildung 26: Handy-Video bei Tagesanzeiger Seite 69

(Quelle: tagesanzeiger.ch)

Abbildung 27: Verlinkte Audio-Interviews Seite 75

(Quelle: srf.ch)

Page 118: Masterarbeit von Simon Hutmacher

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