mÄnner november 2015
DESCRIPTION
Ralf König malt wieder regelmäßig für MÄNNER! Zur November-Ausgabe steuert er das Covermotiv bei. Und einen brandneuen Comic zum Titelthema. Darin geht es um den alltäglichen Rassismus auf schwulen Dating-Portalen. Ausschlusskriterien à la „Keine Dicken, keine Tunten, keine Asiaten“ sind Standard. Muss das so sein? Die Redaktion analysiert die No-go-Manie, Elmar Kraushaar blickt auf 100 Jahre Kleinanzeigen zurück, Planetromeo-Sprecher Rogerio Lira verrät, was sein Team gegen Hetzschriften unternimmt, und es kommen Jungs zu Wort, die von ihnen betroffen sind.TRANSCRIPT
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POLITIK14
WIE SCHWUL IST ... Hessens evangelischer
Kirchenpräsident Dr. Volker Jung
30HEILIGER BIMBAM
Zwischenbilanz zum Zickzack-kurs des Papstes in Homo-Fragen
32CALLBOYS IM VISIER
Warum das Prostituiertengesetz Stricher mehr gängelt als schützt
34SOMALIA BLOGGT
Der schwule Friedenspreisträger Farah Abdullahi Abdi erzählt die
Geschichte seiner Flucht
36BALLA-BALLA
Zwei Männer als Königspaar – geht nicht in der Düsseldorfer Schützenbruderschaft. Oder?
DISSEN STATT DATEN Keine Tunten bitte!Gay-Chat als No-go-Area?
NEW YORK CLUBBING Durchdrehen im Big Apple! Auf der Suche nach Studio54-Vibes
56ALWAYS LOYAL
Fotostrecke zum kontroversen Michael-Stokes-Projekt über sexy Kriegsveteranen – und warum Facebook ihn sperrt
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MÄNNER INHALT
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LEBEN 7
GEFÄLLT MIR ... NICHT Sascha Korf trotzt Facebook mit glasklarem Menschenverstand
38SCHWUL AUF KUFEN
Das Coming-out des US-Eiskunstläufers Adam Rippon
40ICH MACH SCHLUSS
Ex und Hopp! Männer erzählen, wie sie Beziehungen beenden
42TRAUMBERUF: BUTLER
Date mit einem Perfektionisten: Kammerdiener Beat Leemann
44REISE
City-Hopping in der Normandie, Weintrinken in Lyon
525 JAHRE SCRUFF
Interview mit Eric Silverberg, dem Gründer der Dating-App
KÖRPER54
MOVEMBER Warum dieser Monat der Gipfel
der Männerbewegung ist
64VATTER UNSER
Kniebeugen, Kreuzheben, Liegestützen: Muskelaufbau mit
dem MÄNNER-Coach
66 FUN & FORSCHUNG
Highlights aus der Wissenschaft: Von Streicheln für die Seele bis
zu Sado-Maso fürs Saarland
67SAFER SEX
Sex ohne Kondom ist wieder erlaubt! Fragt sich nur wann. Hier kommt die Anleitung
KULTUR68
STONEWALL Roland Emmerichs Kinofilm im Abgleich mit historischen Fakten
74EISENSTEIN NACKT
Kultregisseur Peter Greenaway im großen Sex-Interview
78FAMILIE VERPFLICHTET Der NDR versucht sich an einer
schwulen Komödie. Die Kritik
80WUT & AUSBRUCH
Polit-Comedienne Margaret Cho über ihre neue PsyCHO-Show
82TRAUMPAAR
Olly von Years & Years führt die ideale Beziehung
88BUCH
Glööckler trifft Augustus, Sulzer den Nerv, Tingler knapp daneben
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MÄNNER THEMA_KEINE TUNTEN
Sex ist dreckig und verrucht. Sex ist Entgleisung. Und niemals politisch korrekt. Zumindest wenn er richtig gemacht wird. Wenn der „Master“ den „Sklaven“ demü-tigt oder der aktive „Hengst“ die passive „Schlampe“ durchvögelt, geht es nicht um politische Korrektheit. (Übertriebene Korrektheit befördert diese Phantasien
sogar.) Im Gegenteil: Es geht um Tabubrüche, um Geilheit, um die Entladung von Trieben, Energien und Körperflüssigkeiten. Beim Sex ist alles erlaubt, wozu beide (oder mehr) Parteien zustimmen: Beschimpfungen oder Schmerzen. Das ist nicht nur geil, sondern auch absolut in Ordnung. Aber erlaubt es uns, außerhalb des Betts (des Darkrooms, der Sauna) genau so mit Menschen umzugehen?Natürlich nicht. Problem: Wenn wir in unseren Profilen auf GayRo-meo oder Grindr „Fette, Tunten und alte Säcke zwecklos“ schrei-ben, dann schaden wir genau dieser Kultur des Respekts, die für geilen und gesunden Sex so wichtig ist. Weil nicht mehr zwei Partei-en einer Erniedrigung zwecks Geilheit zugestimmt haben, sondern einer alleine entschieden hat, ohne Zustimmung abschätzend über andere Menschen herzuziehen. Anders ausgedrückt: Wenn ich im
Bett als Dreckstück beschimpft werden möchte, dann macht mich das geil. Wenn ich außerhalb meines Sexlebens jedoch auf solche Schimpfwörter stoße, dann dient das nicht mehr der Geilheit, son-dern ist schlichtweg diskriminierend. Formulierungen wie „Tunten zwecklos“ oder „straight acting“ offenbaren gar eine verinnerlichte Homophobie. Unbedingt „heterolike“ sein zu wollen, impliziert nur, dass man insgeheim noch immer glaubt, dass etwas falsch daran sei, schwul zu sein. Und dass unser Umgang mit dickeren oder älteren Menschen innerhalb der Community oft nicht der respektvollste ist, ist für die meisten von uns auch nichts Neues. Doch warum sehen wir so oft nicht, dass „Schwarze können sich das Anschreiben er-sparen“ oder „Mingvasen zwecklos“ rassistisch ist?Gewaltvolle Ideologien wie Rassismus und Homophobie stehen im krassen Gegensatz zu unseren menschlichen Grundwerten wie Mit-gefühl, Gerechtigkeit und Respekt. Also benötigen sie laut der So-zialpsychologin Melanie Joy sogenannte soziale und psychologische „Abwehrmechanismen“, die unsere Gefühle betäuben und unsere Gedanken verzerren. Sodass wir gegen unsere eigenen Grundwer-te verstoßen, ohne vollständig zu realisieren, was wir gerade tun. Mit anderen Worten: Diese Ideologien bringen uns bei, nicht zu fühlen und zu denken. Sie sind dabei kein Merkmal „böswilliger Menschen“. In einer Kultur, die rassistische Einstellungen beinhal-tet, verinnerlichen wir sie alle automatisch. Wir wachsen mit ihnen auf. Ohne es zu merken. Wir sind deswegen keine schlechten Men-schen. Aber wir können versuchen uns dessen bewusst zu werden.Einer dieser Abwehrmechanismen ist zum Beispiel Leugnung und Unsichtbarkeit. Wir sehen nicht, dass gewisse Aussagen rassistisch sind, weil wir eben in dieser Kultur aufgewachsen sind und es uns
als gegeben erscheint. Anders ausgedrückt: Wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Und wenn wir mal darauf aufmerksam ge-macht werden, dann leugnen wir es in der Regel. „Ich bin ja kein Rassist, aber …“ oder „Ich habe selbst schwule Freunde!“Doch natürlich ist Unsichtbarkeit allein nicht ausreichend. Rassis-mus und Homophobie brauchen eine Sicherung: Wir lernen unser diskriminierendes Verhalten zu rechtfertigen. Und zwar über das, was Joy die 3 N‘s der Rechtfertigung nennt: Es sei normal, natürlich und notwendig so zu handeln. Etwa weil man sagt, welche Menschen man beim Sex nicht mag, um schnell auf den Punkt zu kommen. Oder weil jeder es macht. Die Homophobie bringt uns auch bei, Ho-mosexualität als pervers und Tunten als unnatürlich zu betrachten.Schlussendlich verzerren solche Ideologien unsere Wahrnehmung von den Menschen, die wir diskriminieren. Zum Beispiel scheren wir alle Asiaten über einen Kamm, so als hätte niemand von ihnen eine eigene Persönlichkeit und eigene Eigenschaften: „Alle Asiaten sind kleine, dünne Männer mit kleinen Schwänzen.“ In der Folge schließen wir alle pauschal als mögliche (Sex-)Partner aus, obwohl unsere Vorurteile überhaupt nicht der Realität entsprechen.
Doch wenn uns jemand auf diesen Rassismus aufmerksam macht, reagieren wir meist mit Ablehnung. Das sind nach Melanie Joy die „sekundären Abwehrmechanismen“. Die bereits erwähnten primä-ren dienen dazu, die Diskriminierung selbst am Leben zu erhalten. Die sekundären wenden sich gegen die Kritikerinnen und Kritiker. So lernen wir zum Beispiel, sie als „Gutmenschen“ zu beschimp-fen. Naive, politisch überkorrekte Spinner, denen man gar nicht erst zuhören muss. Motto: Mach den Kritiker lächerlich, dann muss ich mich nicht mehr ernsthaft mit seiner Kritik auseinander setzen.Doch wie können wir das Problem lösen? Wie können wir mitteilen, worauf wir beim Sex stehen, ohne ins rassistische Fettnäpfchen zu treten? Indem wir uns einfach wieder auf unsere natürliche Em-pathie und unseren Respekt besinnen. Zum Beispiel können wir schreiben, auf welche Menschen wir in der Regel stehen – nicht, welche wir ungeil finden. Das vermittelt eine ganz andere Sprache, die mehr auf Inklusion und Respekt statt auf Ausgrenzung und Ab-lehnung basiert. Und wir erreichen dennoch unser Ziel: geilen Sex.Schlussendlich benötigen gewaltvolle Ideologien wie Homophobie diese Abwehrmechanismen nur als Täuschungsmanöver: Andere Menschen sind uns nicht egal. Menschlichkeit, Mitgefühl und Res-pekt sind Grundwerte, die uns allen wichtig sind. Doch Rassismus baut auf Gleichgültigkeit und Täuschung auf. Nur deswegen benö-tigen wir überhaupt psychologische Tricks: Es ist uns nicht egal. Das einzige, was wir also tun müssen, ist unser Verhalten wieder in Einklang mit unseren Werten zu bringen.
*Unser Gastautor studiert Soziologie, Politik und Gender Studies mit Schwerpunkt u.a. soziale Gerechtigkeit und Sexualwissenschaften.
Sex kann und wird niemals politisch korrekt sein. Es spricht aber nichts dagegen, dass wir respektvoll miteinander umgehen JEFF MANNES BERLIN
RASSISTISCHE FETTNÄPFCHEN
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Was sagt der Ex-perte? Kann man überhaupt sexuelle Präfe-renzen politisch korrekt und
diskriminierungsfrei vermitteln?Ja, User können in positiver Form über ihre Vorlieben sprechen, ohne dabei an-deren einen Anlass zu geben, sich diskri-miniert zu fühlen. Das ist alles eine Frage des Fokus. Wenn man weiß, was man mag, muss man nicht lauter Ausschluss-kriterien runterbeten.
Was waren die krassesten oder viel-leicht auch lustigsten No-go-Anga-ben, die Dir im Gedächtnis geblie-ben sind?Ich bin im Laufe der Jahre schon über außerordentlich lange No-go-Listen ge-stolpert. Manche so lang, dass ich nach ein paar Absätzen auf-gehört habe zu lesen. Ich will da nicht ins De-tail gehen. Sprechen wir lieber davon, dass es auch Leute gibt, die ihre No-gos erfinde-risch formulieren. Ein Beispiel: „Ich schätze asiatische Küche, aber selten den Koch.“
Kann diskriminierender Dating-Sprech rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen?Das passiert kaum. Wenn ein Profiltext in den Augen anderer User diskriminierend klingt oder an Hetze grenzt, haben sie die Möglichkeit, ihn als unangemessenen oder verwerflich zu melden. In solchen Fällen liegt es bei uns, gegebenenfalls tätig zu werden.
Gibt es eine Gegenbewegung oder So-lidarisierungsnetzwerke von Gruppen, die häufig diskriminiert werden?Innerhalb unserer Plattform wüsste ich nicht von so etwas. Glücklicherweise gibt es da
draußen aber genug Graswurzelgruppen und Initiativen, die tapfer für die Interessen diskri-minierter Minderheiten kämpfen.
Inwieweit tragen Eure Nutzungsbedin-gungen dazu bei, Diskriminierung in Profilen zu unterbinden?In unseren Nutzungsbedingungen steht, dass wir uns vorbehalten, gegen unangemessene oder rechtswidrige Inhalte in Profilen vorzu-gehen. So lange ein Profil diesen Tatbestand nicht erfüllt, gibt es für uns keinen Grund einzuschreiten – ganz egal ob wir die persön-lichen Ansichten oder das Offline-Verhalten eines Users gutheißen oder nicht.
Wird das Portal auf Hetz-Schriften ge-scannt?
ICH SCHÄTZE ASIATISCHE KÜCHE, ABER SELTEN DEN KOCH
Wie geht man mit Minderheiten-Bashing dort um, wo es passiert? Wir haben Rogerio Lira von PlanetRomeo zur Rede gestellt CHRISTIAN LÜTJENS REDAKTION
NO-GO-LISTEN MACHEN NICHT SEXY
Wir nehmen die Privatsphäre unserer User sehr ernst, deshalb gibt es so etwas wie Profil-Scans bei uns weder in Be-zug auf Hetz-Schriften noch auf andere Themen. Weißt Du, wer solche Scans erledigt? Unsere über 1,8 Millionen User. Wann immer einer von denen bei uns Missbrauchalarm auslöst, prüfen wir das gemeldete Profil. Wir halten es für ext-rem wichtig, dass User alles melden, was sie als beleidigend oder anstößig empfin-den. Wir fordern den gemeldeten User gegebenenfalls auf, kritische Passagen aus seinem Profiltext zu löschen. Koope-riert er nicht, schalten wir das Profil ab.
Gibt es andersrum eine Betreuung von Leuten, die gemobbt wurden?Unser Support-Team kümmert sich um solche Dinge mit viel Umsicht und be-handelt jeden Fall individuell. Unser ers-ter Tipp ist, Profile pöbelnder User zu
blocken. Wenn sich Leute wirklich bedroht fühlen, raten wir ihnen zur Polizei zu gehen.
Ist eine lange No-go-Liste eher ein Zeichen
von sexueller Entschiedenheit oder von Kleingeistigkeit?Letztendlich muss man doch fragen: Wie attraktiv kommt jemand rüber, der sich we-sentlich über No-go-Kriterien profiliert? An-dererseits kann man nicht bestreiten, dass die Grenzen zwischen einer exakten Charak-terisierung sexueller Präferenzen und belei-digenden Aussagen gegen Einzelpersonen oder Minderheiten fließend sind. Oft ist das tatsächlich eine Frage des Schreibstils.
Charakterisieren Schwule ihre sexuel-len Präferenzen radikaler als Heteros?Ganz ehrlich: Du redest hier mit dem Exper-ten eines schwulen Online-Portals. Woher soll ich wissen, was in der Heterowelt abgeht? (lacht)
Arbeitet mit 1,8 Millionen Scannern: Rogerio Lira
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WAS WILL ER UNS SAGEN?Erst wollte sich der Vatikan nicht zum päpst-lichen Treffen mit der ultrareligiösen Stan-desbeamtin Kim Davis in den USA äußern. Dann wurde das Rendezvous doch noch of-fiziell bestätigt. Allerdings sei es unpersön-lich gewesen. Die homophobe Besucherin aus Kentucky sei nur eine von Dutzenden Gläubigen gewesen, denen Franziskus kurz die Hand geschüttelt habe. Man möge das nicht als Unterstützung ihrer Positionen in-terpretieren. Ein umso persönlicheres Tref-fen wurde, ebenfalls erst nach der US-Reise des Papstes, bekannt. Die einzige Privatau-dienz hatten Yayo Grassi, ein längjähriger Papst-Freund, und sein Partner bekommen – die Männer sind seit 19 Jahren zusammen.Man war fast versöhnlich gestimmt, da betrat der polnische Priester Krzysztof Charamsa die Bühne, outete sich und übte öffentlich-keitswirksam Kritik an seinem Arbeitgeber. Ein schwules Paar müsse zu seiner Kirche sagen können: „Wir lieben uns so, wie wir geschaffen sind, und wollen uns mit unse-rer Liebe auch für andere einbringen.“ Die Kirche sei „zurückgeblieben“, befand der Theologe.Prompt wurde er von allen Ämtern entbun-den. So darf Charamsa nicht mehr an der päpstlichen Universität unterrichten. Vom Papst hörte man dazu – nichts. Eine andere Personalie: Über ein halbes Jahr lang wei-gerte sich der Vatikan, Laurent Stefanini als französischen Botschafter zu akkreditieren. Frankreich zog jetzt die Nominierung zu-rück. Dessen einziges Manko – seine Ho-mosexualität – erblasst allerdings vollends im Schatten des neuesten Sexskandals der katholischen Kirche: männliche Prostitution und Gewaltexzesse inklusive. (rud)
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HELDEN IM SONNENLICHT Noch vor einem Jahr freuten sich alle, dass „Independence Day“-Regisseur Ro-land Emmerich den ersten großen Stone-wall-Spielfilm auf die Leinwand bringen würde. Doch dann kamen der Trailer, die Whitewashing-Debatte (siehe Seite 71) und der desaströse Start in den US-Ki-nos, wo der Film am ersten Wochenende keine 150.000 Dollar einspielte. Wenn „Stonewall“ nun im November in deut-sche Kinos kommt, sei gesagt: Es ist kein wirklich guter Film, aber er ist auch nicht so schlimm wie viele behaupten. Klar, für das Thema ist er viel zu glatt und unpo-litisch, obendrein seltsam künstlich, wie ein Musical ohne Musik. Trotzdem gibt es neben der Hauptfigur, dem weißen Provinzbuben Danny, durchaus Platz für nicht-weiße und nicht-schwule Figuren (siehe Foto). Vor allem aber sieht man ver-schiedene homosexuelle Lebensentwürfe und Standpunkte. Außerdem ist „Stone-wall“ ein interessantes Experiment, zu dem Hollywood noch vor wenigen Jahren nicht bereit gewesen wäre: ein durchweg schwuler Film, erzählt mit Emmerichs überraschungsfreien Mainstream-Me-chanismen, maue Dialoge inklusive, nur dass der in Sonnenlicht getauchte Held, der über sich selbst hinauswächst, dies-mal nicht gegen Aliens, sondern gegen Homophobie und Polizeigewalt kämpft! Damit dabei keiner die Bodenhaftung verliert, gleichen wir auf den nächsten Seiten die Emmerich-Vision mit einem Zeitzeugenbericht ab. (heid)
KINOSTART: 19. November
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