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5 61882 2 Cover-Design, Bookletredaktion & -gestaltung/Editing & Layout/Rédaction et mise en pages: Christine Schweitzer, Köln This compilation P 2003 by EMI Music Germany GmbH & Co. KG. This label copy information is the subject of copyright protection. All rights reserved. © 2003 EMI Music Germany GmbH & Co. KG, Cologne · www.emiclassics.de & www.emiclassics.com

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Page 1: lyrics

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Cover-Design, Bookletredaktion & -gestaltung/Editing & Layout/Rédaction et mise en pages: Christine Schweitzer, KölnThis compilation P 2003 by EMI Music Germany GmbH & Co. KG.This label copy information is the subject of copyright protection. All rights reserved. © 2003 EMI Music Germany GmbH & Co. KG, Cologne · www.emiclassics.de & www.emiclassics.com

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HUGO WOLF 1860–1903

LiederDIETRICH FISCHER-DIESKAU GERALD MOORE

ITALIENISCHES LIEDERBUCH46 Lieder aus dem Italienischen übertragen von/Italien poemstranslated by/Poèmes italiens traduit par Paul HeyseAuszüge/Excerpts/Extraits

1 Nr. 1: Auch kleine Dinge S./p. 102 Nr. 3: Ihr seid die Allerschönste S./p. 103 Nr. 4: Gesegnet sei, durch den die Welt entstund S./p. 104 Nr. 5: Selig ihr Blinden S./p. 115 Nr. 7: Der Mond hat eine schwere Klag’ erhoben S./p. 116 Nr. 8: Nun laß uns Frieden schließen S./p 11.7 Nr. 9: Daß doch gemalt all deine Reize wären S./p. 118 Nr. 13: Hoffärtig seid Ihr, schönes Kind S./p. 129 Nr. 14: Geselle, woll'n wir uns in Kutten hüllen S./p. 12

10 Nr. 17: Und willst du deinen Liebsten sterben sehen S./p. 1211 Nr. 18: Heb auf dein blondes Haupt S./p. 1312 Nr. 22: Ein Ständchen Euch zu bringen S./p. 1313 Nr. 23: Was für ein Lied soll dir gesungen werden? S./p. 1314 Nr. 27: Schon streckt’ ich aus im Bett S./p. 1315 Nr. 30: Laß sie nur gehn, die so die Stolze spielt S./p. 1416 Nr. 33: Sterb’ ich, so hüllt in Blumen meine Glieder S./p. 1417 Nr. 34: Und steht Ihr früh am Morgen auf S./p. 1418 Nr. 35: Benedeit die sel’ge Mutter S./p. 1519 Nr. 37: Wie viele Zeit verlor ich, dich zu lieben! S./p. 1520 Nr. 38: Wenn du mich mit den Augen streifst S./p. 1621 Nr. 41: Heut’ Nacht erhob ich mich, um Mitternacht S./p. 1622 Nr. 42: Nicht länger kann ich singen S./p. 1623 Nr. 44: O wüßtest du, wie viel ich deinetwegen S./p. 16

MÖRIKE-LIEDER

24 Seufzer (Dein Liebesfeuer, ach Herr!) S./p. 1725 Wo find’ ich Trost (Eine Liebe kenn’ ich) S./p. 1726 Neue Liebe (Kann auch ein Mensch) S./p. 1827 Auf eine Christblume I (Tochter des Walds) S./p. 1828 Auf eine Christblume II (Im Winterboden schläft) S./p. 1929 Auf ein altes Bild (In grüner Landschaft Sommerflor) S./p. 1930 Schlafendes Jesuskind (Sohn der Jungfrau) S./p. 2031 An den Schlaf (Schlaf! Süßer Schlaf) S./p. 2032 Verborgenheit (Laß, o Welt, o laß mich sein) S./p. 20

CD 1

Page 3: lyrics

CD 373.02

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CD 2 MÖRIKE-LIEDER

1 Gesang Weylas (Du bist Orplid, mein Land) S./p. 21 2 Lied eines Verliebten (In aller Früh) S./p. 213 Zur Warnung (Einmal nach einer lustigen Nacht) S./p. 214 Der Tambour (Wenn meine Mutter hexen könnt) S./p. 225 Auftrag (In poetischer Epistel) S./p. 236 Bei einer Trauung (Vor lauter hochadligen Zeugen) S./p. 237 Selbstgeständnis (Ich bin meiner Mutter einzig Kind) S./p. 248 Abschied (Unangeklopft ein Herr tritt abends bei mir ein) S./p. 249 Der Genesene an die Hoffnung (Tödlich graute mir der Morgen) S./p. 25

10 In der Frühe (Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir) S./p. 2511 Fußreise (Am frisch geschnittnen Wanderstab) S./p. 2612 Gebet (Herr! Schicke, was du willt) S./p. 2613 Im Frühling (Hier lieg ich auf dem Frühlingshügel) S./p. 2714 Karwoche (O Woche, Zeugin heiliger Beschwerde!) S./p. 2715 Auf einer Wanderung (In ein freundliches Städtchen tret’ ich ein) S./p. 2816 Denk es, o Seele! (Ein Tännlein grünet wo) S./p. 2917 Die Geister am Mummelsee (Vom Berge was kommt dort) S./p. 2918 Begegnung (Was doch heut Nacht ein Sturm gewesen) S./p. 3019 Zitronenfalter im April (Grausame Frühlingssonne) S./p. 3120 Der Gärtner (Auf ihrem Leibrößlein) S./p. 3121 Nimmersatte Liebe (So ist die Lieb’!) S./p. 3222 Heimweh (Anders wird die Welt) S./p. 3223 Der Jäger (Drei Tage Regen fort und fort) S./p. 3324 Storchenbotschaft (Des Schäfers sein Haus) S./p. 3425 Jägerlied (Zierlich ist des Vogels Tritt) S./p. 3526 An die Geliebte (Wenn ich, von deinem Anschaun) S./p. 3527 Peregrina I (Der Spiegel dieser treuen braunen Augen) S./p. 3628 Peregrina II (Warum, Geliebte, denk ich dein) S./p. 36

MÖRIKE-LIEDER

1 Lebe wohl (Lebe wohl! – Du fühlest nicht) S./p. 372 Um Mitternacht (Gelassen stieg die Nacht) S./p. 373 Der Feuerreiter (Sehet ihr am Fensterlein dort) S./p. 374 Der König bei der Krönung (Dir angetrauet am Altare) S./p. 39

EICHENDORFF-LIEDER

5 Der Freund (Wer auf den Wogen schliefe) S./p. 406 Der Musikant (Wandern lieb’ ich für mein Leben) S./p. 407 Verschwiegene Liebe (Über Wipfel und Saaten) S./p. 418 Das Ständchen (Auf die Dächer zwischen blassen Wolken) S./p. 419 Der Soldat I (Ist auch schmuck nicht mein Rösslein) S./p. 42

10 Der Soldat II (Wagen mußt du und flüchtig erbeuten) S./p. 4211 Nachtzauber (Hörst du nicht die Quellen gehen) S./p. 4312 Der Schreckenberger (Auf’s Wohlsein meiner Dame) S./p. 4313 Der Glücksritter (Wenn Fortuna spröde tut) S./p. 4414 Lieber alles (Soldat sein ist gefährlich) S./p. 4515 Heimweh (Wer in die Fremde will wandern) S./p. 4516 Der Scholar ( Bei dem angenehmsten Wetter) S./p. 4617 Der verzweifelte Liebhaber (Studieren will nichts bringen) S./p. 4618 Unfall (Ich ging bei Nacht einst über Land) S./p. 4719 Liebesglück (Ich hab’ ein Liebchen lieb) S./p. 4720 Seemanns Abschied (Ade, mein Schatz) S./p. 4821 In der Fremde I (Da fahr’ ich still im Wagen) S./p. 4822 Erwartung (Grüß euch aus Herzensgrund) S./p. 4923 Die Nacht (Nacht ist wie ein stilles Meer) S./p. 5024 Nachruf (Du liebe, treue Laute) S./p. 50

GOETHE-LIEDER

25 Harfenspieler I (Wer sich der Einsamkeit ergibt) S./p. 5126 Harfenspieler II (An die Türen will ich schleichen) S./p. 5227 Harfenspieler III (Wer nie sein Brot mit Tränen aß) S./p. 5228 Der Sänger (Was hör’ ich draußen) S./p. 5229 Spottlied (Ich armer Teufel) aus Wilhelm Meister S./p. 54

Page 4: lyrics

CD 4

6 7

CD 573.30

GOETHE-LIEDER

1 Der neue Amadis (Als ich noch ein Knabe war) S./p. 552 Genialisch Treiben (So wälz’ ich ohne Unterlaß) S./p. 563 Gleich und Gleich (Ein Blumenglöckchen vom Boden) S./p. 564 Frühling übers Jahr (Das Beet, schon lockert sich‘s) S./p. 565 Der Rattenfänger (Ich bin der wohlbekannte Sänger) S./p. 576 Ritter Kurts Brautfahrt (Mit des Bräutigams Behagen) S./p. 587 Gutmann und Gutweib (Und morgen fällt Sankt Martins Fest) S./p 598 Frech und froh I (Mit Mädchen sich vertragen) S./p. 609 Frech und froh II (Liebesqual verschmäht mein Herz) S./p. 61

10 Cophtisches Lied I (Lasset Gelehrte sich zanken und streiten) S./p. 6111 Cophtisches Lied II (Geh! Gehorche meinen Winken) S./p. 6212 Beherzigung I (Ach, was soll der Mensch verlangen?) S./p. 6213 Beherzigung II (Feiger Gedanken bängliches Schwanken) S./p. 6314 Dank des Paria (Großer Brahma) S./p. 6315 Phänomen (Wenn zu der Regenwand) S./p. 6416 Der Schäfer (Es war ein fauler Schäfer) S./p. 6417 Blumengruß (Der Strauß, den ich gepflücket) S./p. 6518 Ob der Koran von Ewigkeit sei? (Ob der Koran von Ewigkeit sei?) S./p. 6519 Trunken müssen wir alle sein! (Trunken müssen wir alle sein!) S./p. 6520 Solang man nüchtern ist (Solang man nüchtern ist) S./p. 6621 Sie haben wegen der Trunkenheit (Sie haben wegen der Trunkenheit) S./p. 6622 Was in der Schenke waren heute (Was in der Schenke waren heute) S./p. 6723 Erschaffen und Beleben (Hans Adam war) S./p. 6724 Epiphanias (Die heiligen drei König’) S./p. 6825 St. Nepomuks Vorabend (Lichtlein schwimmen) S./p. 6926 Anakreons Grab (Wo die Rose hier blüht) S./p. 6927 Königlich Gebet (Ha, ich bin der Herr der Welt) S./p. 7028 Prometheus (Bedecke deinen Himmel, Zeus) S./p. 70

GOETHE-LIEDER

1 Ganymed (Wie im Morgenglanze) S./p. 722 Grenzen der Menschheit (Wenn der uralte heilige Vater) S./p. 73

SPANISCHES LIEDERBUCH44 Lieder nach spanischen Gedichten übertragen von/after Spanish poems translated by/d'après des poèmes espagnols traduits par Emanuel Geibel & Paul HeyseAuszüge/Excerpts/Extraits

Geistliche Lieder/Sacred songs/Chants sacrés3 Nr. 1: Nun bin ich dein, du aller Blumen Blume S./p. 744 Nr. 2: Die du Gott gebarst, du Reine S./p. 755 Nr. 3: Nun wandre, Maria, nun wandre nur fort S./p. 766 Nr. 5: Führ’ mich, Kind, nach Bethlehem! S./p. 767 Nr. 6: Ach, des Knaben Augen sind mir S./p. 778 Nr. 8: Ach, wie lang die Seele schlummert S./p. 779 Nr. 9: Herr, was trägt der Boden hier S./p. 78

Weltliche Lieder/Secular songs/Chants profanes10 Nr. 3: Seltsam ist Juanas Weise S./p. 78.11 Nr. 4: Treibe nur mit Lieben Spott S./p. 7912 Nr. 5: Auf dem grünen Balkon S./p. 8013 Nr. 27: Und schläfst du, mein Mädchen S./p. 8114 Nr. 6: Wenn du zu den Blumen gehst S./p. 8115 Nr. 7: Wer sein holdes Lieb verloren S./p. 8216 Nr. 8: Ich fuhr über Meer S./p. 8217 Nr. 31: Deine Mutter, süßes Kind S./p. 8318 Nr. 11: Herz, verzage nicht geschwind S./p. 8319 Nr. 20: Ach, im Maien war’s S./p. 8420 Nr. 21: Alle gingen, Herz, zur Ruh S./p. 8521 Nr. 22: Dereinst, dereinst, Gedanke mein S./p. 8522 Nr. 9: Blindes Schauen, dunkle Leuchte S./p. 8523 Nr. 24: Komm, o Tod, von Nacht umgeben S./p. 8624 Nr. 23: Tief im Herzen trag‘ ich Pein S./p. 8625 Nr. 32: Da nur Leid und Leidenschaft S./p. 86

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CD 672.33

LIEDER NACH VERSCHIEDENEN DICHTERN

26 Biterolf – Im Lager von Akkon 1190 (Victor von Scheffel)(Kampfmüd’ und sonnverbrannt) S./p. 88

27 Über Nacht ( Julius Sturm)(Über Nacht kommt still das Leid) S./p. 8828 Wo wird einst (Heinrich Heine) S./p. 89

LIEDER NACH VERSCHIEDENEN DICHTERN

1 Sonne der Schlummerlosen (Lord Byron/Otto Gildemeister) S./p. 902 Wanderers Nachtlied ( Johann Wolfgang von Goethe)

(Der du von dem Himmel bist) S./p. 903 Morgenstimmung (Robert Reinick)(Bald ist der Nacht ein End’) S./p. 904 Lied des transferierten Zettel (William Shakespeare/

Übersetzung/Translation/Traduction: August Wilhelm Schlegel; aus/from/de: Ein Sommernachtstraum) (Die Schwalbe, die den Sommer bringt) S./p. 91

5 Gesellenlied (Robert Reinick) (Kein Meister fällt vom Himmel) S./p. 916 Keine gleicht von allen Schönen (Lord Byron/Otto Gildemeister) S./p. 927 Zur Ruh, zur Ruh ( Justinus Kerner) S./p. 92

Drei Lieder nach Michelangelo Buonarroti (Übersetzung/Translation/Traduction: Walter Heinrich Robert-Tornow)

8 Wohl denk' ich oft S./p. 939 Alles endet, was entstehet S./p. 93

10 Fühlt meine Seele S./p. 94

LIEDER NACH VERSCHIEDENEN DICHTERN (1952 MONO RECORDINGS)

11 Harfenspieler I (Goethe) (Wer sich der Einsamkeit ergibt) S./p. 5112 Harfenspieler II (Goethe) (An die Türen will ich schleichen) S./p. 5213 Harfenspieler III (Goethe) (Wer nie sein Brot mit Tränen aß) S./p. 5214 Erschaffen und Beleben (Goethe) (Hans Adam war) S./p. 6715 Genialisch Treiben (Goethe) (So wälz’ ich ohne Unterlaß) S./p. 5616 Phänomen (Goethe) (Wenn zu der Regenwand) S./p. 6417 Anakreons Grab (Goethe) (Wo die Rose hier blüht) S./p. 6918 Ob der Koran von Ewigkeit sei? (Goethe) (Ob der Koran von Ewigkeit sei?) S./p. 6519 Cophtisches Lied I (Goethe) (Lasset Gelehrte sich zanken und streiten) S./p. 6120 Cophtisches Lied II (Goethe) (Geh! Gehorche meinen Winken) S./p. 6221 Alle gingen, Herz, zur Ruh (Spanisches Liederbuch) S./p. 8522 Wer sein holdes Lieb verloren (Spanisches Liederbuch) S./p. 8223 Verschwiegene Liebe (Eichendorff ) (Über Wipfel und Saaten) S./p. 4124 Lebe wohl (Mörike) (Lebe wohl! Du fühlest nicht) S./p. 3725 In der Frühe (Mörike) (Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir) S./p. 2526 Fußreise (Mörike) (Am frisch geschnittnen Wanderstab) S./p. 26

MÖRIKE-LIEDER (1955 MONO RECORDINGS)

1 Der Tambour (Mörike) (Wenn meine Mutter hexen könnt) S./p. 222 Der Feuerreiter (Mörike) (Sehet ihr am Fensterlein dort) S./p. 373 Storchenbotschaft (Mörike) (Des Schäfers sein Haus) S./p. 34

DIETRICH FISCHER-DIESKAU Bariton/baritone

GERALD MOORE Klavier/piano

CD 7

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4Selig ihr BlindenSelig ihr Blinden, die ihr nicht zu schauen vermögt die Reize, die uns Glut entfachen;Selig ihr Tauben, die ihr ohne Grauendie Klagen der Verliebten könnt verlachen;Selig ihr Stummen, die ihr nicht den Frauenkönnt Eure Herzensnot verständlich machen;selig ihr Toten, die man hat begraben!Ihr sollt vor Liebesqualen Ruhe haben.

5Der Mond hat eine schwere Klag’ erhobenDer Mond hat eine schwere Klag’ erhobenund vor dem Herrn die Sache kund gemacht:er wolle nicht mehr stehn am Himmel droben,du habest ihn um seinen Glanz gebracht.Als er zuletzt das Sternenheer gezählt,da hab’ es an der vollen Zahl gefehlt;zwei von den schönsten habest du entwendet:die beiden Augen dort, die mich verblendet.

6Nun laß uns Frieden schließenNun laß uns Frieden schließen, liebstes Leben,zu lang ist’s schon, daß wir in Fehde liegen.Wenn du nicht willst, will ich mich dir ergeben;wie könnten wir uns auf den Tod bekriegen?Es schließen Frieden Könige und Fürsten,und sollten Liebende nicht darnach dürsten?Es schließen Frieden Fürsten und Soldaten,und sollt’ es zwei Verliebten wohl mißraten?Meinst du, daß, was so großen Herrn gelingt,ein Paar zufriedner Herzen nicht vollbringt?

7Daß doch gemalt all deine Reize wärenDaß doch gemalt all deine Reize wären,und dann der Heidenfürst das Bildnis fände.Er würde dir ein groß’ Geschenk verehren,und legte seine Kron’ in deine Hände.

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ITALIENISCHESLIEDERBUCH46 Lieder aus dem Italienischenübertragen von/Italien poemstranslated by/Poèmes italiens traduit par Paul Heyse

1Auch kleine DingeAuch kleine Dinge können uns entzücken,auch kleine Dinge können teuer sein.Bedenkt, wie gern wir uns mit Perlen schmücken;sie werden schwer bezahlt und sind nur klein.

Bedenkt, wie klein ist die Olivenfrucht,und wird um ihre Güte doch gesucht.Denkt an die Rose nur, wie klein sie ist,und duftet doch so lieblich, wie ihr wißt.

2Ihr seid die AllerschönsteIhr seid die Allerschönste weit und breit,viel schöner als im Mai der Blumenflor.Orvietos Dom steigt so voll Herrlichkeit,Viterbos größter Brunnen nicht empor.So hoher Reiz und Zauber ist dein eigen,der Dom von Siena muß sich vor dir neigen.Ach, du bist so an Reiz und Anmut reich,der Dom von Siena selbst ist dir nicht gleich.

3Gesegnet sei, durch den die Welt entstundGesegnet sei, durch den die Welt entstund;wie trefflich schuf er sie nach allen Seiten!Er schuf das Meer mit endlos tiefem Grund,er schuf die Schiffe, die hinübergleiten,er schuf das Paradies mit ew’gem Licht,er schuf die Schönheit und dein Angesicht.

Even little things can delight us,even little things can be precious.Consider how gladly we adorn ourselves with pearls;they cost much and are but small.

Consider how small is the olive fruit,and yet it is sought for its flavour.Only think of the rose, how small it is,and yet has so lovely a fragrance, as you know.

Thou art the fairest of all beauteous things,far lovelier than the flowering fields in May.Thy resplendent beauty transcends that of the cathedralat Orvieto and Viterbo’s finest fountain.Thou art endowed with such rare charm and gracethat the cathedral of Siena must yield the palm to thee;such wealth of grace and loveliness is thine,not even Siena’s cathedral is thy peer.

Praise be to Him who created the world!With what perfection He has wrought all things!He made the unfathomable oceanand the ships which sail upon it;He made the eternal light of Paradise;He made beauty—and thy face.

11

Blessed are the blind who cannot see the beauties that inflame us; blessed are the deaf who can laugh without horror at the plaints of those in love; blessed are the dumb who cannot tell to womenthe hunger of their hearts;blessed are the dead in their graves who have peace from the pangs of love.

The moon laments in sadness;to the Lord she has told her grief.No longer does she wish to hang in the heavens above,for thou hast robbed her of her radiance.When last she counted the starry hosttheir number was not complete:two of the loveliest stars thou hadst stolen away—those eyes which dazzle me.

Now let us make peace, dear love,our quarrel has lasted too long.If you will not yield, I will surrender;how can we be for ever at strife?Peace is made between kings and princes,so surely those who love must long for it.Princes and soldiers can succeed in making peace,so shall two lovers try in vain?Think you that two happy hearts can failwhere such great men succeed?

Would that all your loveliness could be paintedand the picture be found by a pagan prince.He would bestow a priceless gift on you,laying his crown in your hands.

CD 1

ITALIENISCHES LIEDERBUCH

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12 ITALIENISCHES LIEDERBUCH

Zum rechten Glauben müßt’ sich bekehrensein ganzes Reich, bis an sein fernstes Ende.Im ganzen Lande würd’ es ausgeschrieben,Christ soll ein jeder werden und dich lieben.Ein jeder Heide flugs bekehrte sichund würd’ ein guter Christ und liebte dich.

8Hoffärtig seid Ihr, schönes KindHoffärtig seid Ihr, schönes Kind, und gehtmit Euren Freiern um auf stolzem Fuß.Spricht man Euch an, kaum daß Ihr Rede steht,als kostet’ Euch zu viel ein holder Gruß.Bist keines Alexanders Töchterlein,kein Königreich wird deine Mitgift sein,und willst du nicht das Gold, so nimm das Zinn;willst du nicht Liebe, nimm Verachtung hin.

9Geselle, woll’n wir uns in Kutten hüllenGeselle, woll’n wir uns in Kutten hüllen,die Welt dem lassen, den sie mag ergötzen?Dann pochen wir an Tür um Tür im Stillen:„Gebt einem armen Mönch um Jesu willen.“O lieber Pater, du mußt später kommen,wenn aus dem Ofen wir das Brot genommen.O lieber Pater, komm nur später wieder,ein Töchterlein von mir liegt krank danieder.Und ist sie krank, so laßt mich zu ihr gehen,daß sie nicht etwa sterbe unversehen.Und ist sie krank, so laßt mich nach ihr schauen,daß sie mir ihre Beichte mag vertrauen.Schließt Tür und Fenster, daß uns keiner störe,wenn ich des armen Kindes Beichte höre!

0Und willst du deinen Liebsten sterben sehenUnd willst du deinen Liebsten sterben sehen,so trage nicht dein Haar gelockt, du Holde.Laß von den Schultern frei sie niederwehen;wie Fäden sehn sie aus von purem Golde.

His entire kingdom to its remotest outpostswould be converted to the true faith,for it would be ordained throughout the landthat all must be Christian and love you.Every heathen would quickly change his faith,and, becoming a good Christian, would love you.

You are arrogant, lovely child,and disdainful of all who court you.When addressed you scarcely deign to answeras though a kindly word costs you too dear.You are not a daughter of Alexander,no kingdom will be your dowry;so if you care nought for gold, take dross;if you care nought for love, take contempt!

Friend, shall we don the garb of monks,leaving the world to those who delight in it?Then, furtively, we should go knocking from door to door:‘Alms for a poor monk, for Jesu’s sake’.‘O good Father, you must come laterwhen the bread has been taken from the oven.O good Father, return later,for my daughter is lying sick.’‘If she be sick, let me go to her now,lest death should come unawares;if she be sick, let me minister to herthat she may make confession.Close the doors and windows that none may disturb uswhilst I hear the poor child’s confession.

If you would see your lover die of love,do not bind your hair, fairest one;let it fall loosely over your shoulders,shining like threads of purest gold.

Wie goldne Fäden, die der Wind bewegt,schön sind die Haare, schön ist, die sie trägt!Goldfäden, Seidenfäden ungezählt,schön sind die Haare, schön ist, die sie strählt!

qHeb auf dein blondes HauptHeb auf dein blondes Haupt und schlafe nicht,und laß dich ja vom Schlummer nicht betören.Ich sage dir vier Worte von Gewicht,von denen darfst du keines überhören.Das erste: daß um dich mein Herze bricht,das zweite: dir nur will ich angehören,das dritte: daß ich dir mein Heil befehle,das letzte: dich allein liebt meine Seele.

wEin Ständchen Euch zu bringenEin Ständchen Euch zu bringen kam ich her,wenn es dem Herrn vom Haus nicht ungelegen. Ihr habt ein schönes Töchterlein. Es wär’wohl gut, sie nicht zu streng im Haus zu hegen.Und liegt sie schon im Bett, so bitt’ ich sehr,tut es zu wissen ihr von meinetwegen,daß ihr Getreuer hier vorbeigekommen,der Tag und Nacht sie in den Sinn genommen,und daß am Tag, der vierundzwanzig zählt,sie fünfundzwanzig Stunden lang mir fehlt.

eWas für ein Lied soll dir gesungen werdenWas für ein Lied soll dir gesungen werden,das deiner würdig sei? Wo find’ ich’s nur?Am liebsten grüb’ ich es tief aus der Erden,gesungen noch von keiner Kreatur.Ein Lied, das weder Mann noch Weib bis heutehört’ oder sang, selbst nicht die ält’sten Leute.

rSchon streckt’ ich aus im BettSchon streckt’ ich aus im Bett die müden Glieder,da tritt dein Bildnis vor mich hin, du Traute.

Like threads of gold trembling in the breeze,lovely is the hair, lovely is she whom it adorns!Golden threads, silken threads untold,lovely is the hair, lovely is she who combs it!

Raise your fair head and sleep no more,and be not dazed with slumber;four things of great moment would I tell you,and you must listen well.The first: for you my heart is breaking.The second: I am yours alone.The third: to you I commend my salvation.The last: my soul loves only you.

I have come to sing a serenade,if it does not displease the master of the house.You have a lovely daughter; I think it would be wellnot to keep her too much at home.If she has gone to rest,I beg you to tell her from methat her true love has passed this way,whose thoughts are ever with her,and who, in a day of twenty-four hours,longs for her for twenty-five.

What song can I singthat would be worthy of you? Where can I find it?I would fain dig deep into the earthseeking a song as yet unsung;a song not yet heard or sung by man or woman,not even by one of great age.

At night when I lay my weary limbs to rest,thine image arises before me, beloved.

13ITALIENISCHES LIEDERBUCH

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14

Gleich spring’ ich auf, fahr’ in Schuhe wiederund wandre durch die Stadt mit meiner Laute.Ich sing’ und spiele, daß die Straße schallt;so manche lauscht – vorüber bin ich bald.So manches Mädchen hat mein Lied gerührt,indes der Wind schon Sang und Klang entführt.

tLaß sie nur gehn, die so die Stolze spielt Laß sie nur gehn, die so die Stolze spielt,das Wunderkräutlein aus dem Blumenfeld.Man sieht, wohin ihr blankes Auge zielt,da Tag um Tag ein andrer ihr gefällt.Sie treibt es grade wie Toscanas Fluß,dem jedes Berggewässer folgen muß.Sie treibt es wie der Arno, will mir scheinen:bald hat sie viel Bewerber, bald nicht einen.

ySterb’ ich, so hüllt in Blumen meine GliederSterb’ ich, so hüllt in Blumen meine Glieder;ich wünsche nicht, daß ihr ein Grab mir grabt.Genüber jenen Mauern legt mich nieder,wo ihr so manchmal mich gesehen habt.Dort legt mich hin in Regen oder Wind;gern sterb’ ich, ist’s um dich, geliebtes Kind.Dort legt mich hin in Sonnenschein und Regen;ich sterbe lieblich, sterb’ ich deinetwegen.

uUnd steht Ihr früh am Morgen auf Und steht Ihr früh am Morgen auf vom Bette,scheucht Ihr vom Himmel alle Wolken fort,die Sonne lockt Ihr auf die Berge dort,und Engelein erscheinen um die Wette,und bringen Schuh und Kleider Euch sofort.Dann, wenn Ihr ausgeht in die heil’ge Mette,so zieht Ihr alle Menschen mit Euch fort,und wenn Ihr naht der benedeiten Stätte,so zündet Euer Blick die Lampen an.Weihwasser nehmt Ihr, macht des Kreuzes Zeichen

15

und netzet Eure weiße Stirn sodannund neiget Euch und beugt das Knie ingleichen o wie holdselig steht Euch alles an!Wie hold und selig hat Euch Gott begabt,die Ihr der Schönheit Kron’ empfangen habt!Wie hold und selig wandelt Ihr im Leben;der Schönheit Palme ward an Euch gegeben.

iBenedeit die sel’ge MutterBenedeit die sel’ge Mutter,die so lieblich dich geboren,so an Schönheit auserkoren,meine Sehnsucht fliegt dir zu!

Du, so lieblich von Gebärden,du, die Holdeste der Erden,du mein Kleinod, meine Wonne,Süße, benedeit bist du!

Wenn ich aus der Ferne schmachteund betrachte deine Schöne,siehe wie ich beb’ und stöhne,daß ich kaum es bergen kann!

Und in meiner Brust gewaltsamfühl’ ich Flammen sich empören,die den Frieden mir zerstören,ach, der Wahnsinn faßt mich an!Benedeit die sel’ge Mutter, usw.

oWie viele Zeit verlor ichWie viele Zeit verlor ich, dich zu lieben!Hätt’ ich doch Gott geliebt in all der Zeit,ein Platz im Paradies wär’ mir verschrieben,ein Heil’ger säße dann an meiner Seit’.Und weil ich dich geliebt, schön frisch Gesicht,verscherzt’ ich mir des Paradieses Licht,und weil ich dich geliebt, schön Veigelein,komm’ ich nun nicht ins Paradies hinein.

Instantly I spring up, slip into my shoes againand wander through the town with my lute.My singing and playing resound through the streets;many folk listen, but I soon pass by.The heart of many a maid is thrilled by my song,while the strains are borne away on the breeze.

Let her go, with her proud airs, the wonder-herb from the meadows! One sees the aim of her unseeing eye;from day to day another takes her fancy.She carries on just like Tuscany’s riverwhich every mountain streamlet must follow.She carries on like the Arno, so it seems to me,one moment she has many suitors, the next not one.

If I die, cover me with flowers;dig no grave for me;lay me in the shadow of those wallswhere we have so often met.There let me be laid in the wind and the rain;I am content to die if it be for you, beloved child.There let me lie in sunshine and in rain;gladly I die if it be for love of you.

When thou risest early from thy bed,thy presence drives the clouds from out the sky;by thee on yonder hills the sun is lured,and cherubs are revealed who, vying with each other,straightway bring thee shoes and raiment.Then when to holy matins thou dost go,all people are drawn to follow in thy wake;and when thou dost approach the blessed shrinesthe lamps are kindled by thy glance.Holy water dost thou take, making the sign of the cross

and moistening thy white brow;then thou dost make obeisance and kneel.O how beauteous is thy every act!How graciously has God endowed thee!Thou who hast received the crown of beauty!So graciously takest thou thy way in life;the palm of beauty has been given thee.

Blessed be the joyful motherto whom one so lovely was born;thy beauty so rarefills my heart with longing.

Thou who art the spirit of grace,thou, of all on earth the fairest,my joy, my beloved,blessed be thou!

When from afar, yearning,I contemplate thy loveliness,see, I can hardly hidemy trembling and sighing!

The flames of passionarise within my heart,destroying my peace.Madness seizes me!Blessed be the joyful mother

What endless time I have lost in loving you!Had it been God whom I had loved so long,I should have been given a place in Paradise,and a saint would have sat at my side.But as it is you I have loved, fair, young visage,the light of Paradise will be lost to me;because it is you I have loved, little flower,the gates of Paradise will be closed to me.

ITALIENISCHES LIEDERBUCH ITALIENISCHES LIEDERBUCH

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pWenn du mich mit den Augen streifstWenn du mich mit den Augen streifst und lachst,sie senkst und neigst das Kinn zum Busen dann,bitt’ ich, daß du mir erst ein Zeichen machst,damit ich doch mein Herz auch bänd’gen kann,daß ich mein Herz mag bänd’gen, zahm und still,wenn es vor großer Liebe springen will,daß ich mein Herz mag halten in der Brust,wenn es ausbrechen will vor großer Lust.

aHeut' Nacht erhob ich mich, um MitternachtHeut' Nacht erhob ich mich, um Mitternacht,da war mein Herz mir heimlich fortgeschlichen.Ich frug: Herz, wohin stürmst du so mit Macht?Es sprach: Nur Euch zu sehn, sei es entwichen.Nun sieh, wie muß es um mein Leben stehn:Mein Herz entweicht der Brust, um dich zu sehn!

sNicht länger kann ich singenNicht länger kann ich singen, denn der Windweht stark und macht dem Atem was zu schaffen.Auch fürcht' ich, daß die Zeit umsonst verrinnt.Ja wär' ich sicher, ging' ich jetzt nicht schlafen.Ja wüßt' ich was, würd' ich nicht heimspazierenund einsam diese schöne Zeit verlieren.

dO wüßtest du, wie viel ich deinetwegenO wüßtest du, wie viel ich deinetwegen,du falsche Renegatin, litt zur Nacht,indes du im verschloßnen Haus gelegenund ich die Zeit im Freien zugebracht.Als Rosenwasser diente mir der Regen,der Blitz hat Liebesbotschaft mir gebracht;ich habe Würfel mit dem Sturm gespielt,als unter deinem Dach ich Wache hielt.Mein Bett war unter deinem Dach bereitet,Der Himmel lag als Decke drauf gebreitet,die Schwelle deiner Tür, die war mein Kissen –ich Ärmster, ach, was hab' ich ausstehn müssen!

When you glance at me with laughter in your eyes,then looking down incline your head,I pray you first give me some warning signthat I may subdue my heart;that I may tame my wild heartwhen it would leap for overwhelming love;that my rebellious heart may be restrainedwhen for great delight it would leave my breast.

Last night I rose at midnight to findthat my heart had secretly stolen away.I asked: ‘Heart, whither have you fled so impetuously?’It replied that it had gone to look on you.Consider then how great is my love,that my heart should forsake my breast to be with you.

No longer can I sing because the wind blows hard and makes it difficult to breathe. And l'm afraid that it's waste of time. If only I were certain, I wouldn't go home. If only I knew, I wouldn't walk homeand waste the night alone.

If only you know, you little renegade,how much I’ve suffered through you at nightWhile you lay behind locked doors,I spent the time in the open.Rain served me as rosewater,lightning brought me messages of love;I played dice with the stormand kept watch under your eavesMy bed was prepared under your eaves,the heavens were spread out as a canopy,your doorstep—that was my pillow,poor me, oh, what I have to put up with!

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MÖRIKE-LIEDER

fSeufzer Dein Liebesfeuer,ach Herr! wie teuerwollt’ ich es hegen,wollt’ ich es pflegen!

Hab’s nicht gehegetund nicht gepfleget,bin tot im Herzen –O Höllenschmerzen!

gWo find ich Trost?Eine Liebe kenn ich, die ist treu,war getreu, solang ich sie gefunden,hat mit tiefem Seufzen immer neu,stets versöhnlich, sich mit mir verbunden.

Welcher einst mit himmlischem Geduldenbitter bittern Todestropfen trank,hing am Kreuz und büßte mein Verschulden,bis es in ein Meer von Gnade sank.

Und was ist's nur, daß ich traurig bin,daß ich angstvoll mich am Boden winde?Frage: „Hüter, ist die Nacht bald hin?“Und: „Was rettet mich von Tod und Sünde?“

SighsThy holy love,O Lord, how dearlywould I cherishand revere it!

I have not cherished it,nor revered it,and death is in my heart!O bitter pangs of Hell!

Where shall I find comfortOne love I know that is true,and held fast ever since I found it,has, with deep sighs ever anew,always forgiving, bound itself to me:

He it is, who once with heavenly patiencedrank the bitter bitter draught uf death,hung on the Cross and absolved my guilttill it sank in a sea of grace.

Why is it then that I am wretched,that I writhe anguished on the ground?asking “Watchman, will the night soon pass?”and, “What will save me from sin and death?”

ITALIENISCHES LIEDERBUCH MÖRIKE-LIEDER16

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Arges Herze! ja, gesteh es nur,du hast wieder böse Lust empfangen;frommer Liebe, frommer Treue Spur,ach, das ist auf lange nun vergangen.

Ja, das ist's auch, daß ich traurig bin,daß ich angstvoll mich am Boden winde!Hüter, Hüter, ist die Nacht bald hin?Und was rettet mich von Tod und Sünde?

hNeue LiebeKann auch ein Mensch des andern auf der Erdeganz, wie er möchte, sein?In langer Nacht bedacht’ ich mir’s und mußte

sagen: nein!

So kann ich niemands heißen auf der Erde,und niemand wäre mein?Aus Finsternissen hell in mir aufzückt ein

Freudenschein:

Sollt’ ich mit Gott nicht können sein,so wie ich möchte, Mein und Dein?Was hielte mich, daß ich’s nicht heute werde?

Ein süßes Schrecken geht durch mein Gebein!Mich wundert, daß es mir ein Wunder wollte sein,Gott selbst zu eigen haben auf der Erde!

jAuf eine Christblume I Tochter des Walds, du Lilienverwandte,so lang von mir gesuchte, unbekannte,im fremden Kirchhof, öd’ und winterlich,zum ersten Mal, o Schöne, find’ ich dich!

Von welcher Hand gepflegt du hier erblühtest,ich weiß es nicht, noch wessen Grab du hütest;ist es ein Jüngling, so geschah ihm Heil,ist’s eine Jungfrau, lieblich fiel ihr Teil.

Cruel heart! Admit it then,you have fostered wicked desires again!The mark of holy love, of holy faith,alas, it has long since passed away.

Yes, that is why I am wretched,why I writhe anguished on the ground.Watchman watchman will the night soon pass?And what will save me from sin and death?

New LoveOn this earth, can a man be another’sso entirely as he might wish to be?In long nights I have mused upon it,

and had to say, no!

So, can I be no-one’s on earth,and no-one be mine?From darkness a glow of joy leaps up

brightly within me:

could I not, as I should like,be Mine and Thine with God?What could keep me from being it today?

A sweet shudder goes through my limbs!I marvel that it could have seemed a wonder to me,myself to have God as my own on the earth!

On a Christmas Rose IDaughter of the forest, you the lilies’ kin,long sought by me, unknown one,now in a strange churchyard, desolate and wintry,for the first time I find you, lovely one.

By whose hand tended you blossom hereI do not know, nor whose grave you guard;if it is a boy, then grace has befallen him;if it is a girl, her lot fell in lovely ground.

Im nächt’gen Hain, von Schneelicht überbreitet,wo fromm das Reh an dir vorüber weidet,bei der Kapelle, am kristallnen Teich,dort sucht’ ich deiner Heimat Zauberreich.

Schön bist du, Kind des Mondes, nicht der Sonne,dir wäre tödlich andrer Blumen Wonne,dich nährt, den keuschen Leib voll Reif und Duft,himmlischer Kälte balsamsüße Luft.

In deines Busens goldner Fülle gründetein Wohlgeruch, der sich nur kaum verkündet;so duftete, berührt von Engelshand,der benedeiten Mutter Brautgewand.

Dich würden, mahnend an das heil’ge Leiden,fünf Purpurtropfen schön und einzig kleiden;doch kindlich zierst du, um die Weihnachtszeit,lichtgrün mit einem Hauch dein weißes Kleid.

Der Elfe, der in mitternächt’ger Stundezum Tanze geht im lichterhellen Grunde,vor deiner mystischen Glorie steht er scheu,neugierig still von fern, und huscht vorbei.

kAuf eine Christblume IIIm Winterboden schläft, ein Blumenkeim,der Schmetterling, der einst um Busch und Hügelin Frühlingsnächten wiegt den sammtnen Flügel;nie soll er kosten deinen Honigseim.

Wer aber weiß, ob nicht sein zarter Geist,wenn jede Zier des Sommers hingesunken,dereinst, von deinem leisen Dufte trunken,mir unsichtbar, dich Blühende umkreist?

lAuf ein altes BildIn grüner Landschaft Sommerflor,bei kühlem Wasser, Schilf und Rohr,

In the darkling grove, flooded with snowy light,where the deer grazes peacefully beside you,near the chapel, by the crystal brook,there I sought the magic kingdom of your home.

You are fair, a child of the moon, not of the sun.The glory of other flowers would be death to you;your pure body, all bloom and scent, feeds oncelestially cool air sweet as balsam.

Within the golden fullness of your bosom dwellsa lovely perfume that hardly makes itself known;such was the scent, touched by angelic hands,of the Blessed Mother’s bridal veil.

To remind us of the holy Passion, five crimson dropswould give you beautiful and unique clothing.But childlike, at Christmas time, you adornyour white dress with a breath of light green.

The elf who, at the midnight hour,goes dancing on the glistening ground,stands awestruck by your mystic halo,keeps his distance, inquisitive but quiet, and slips away.

On a Christmas Rose IIIn the wintry soil sleeps, like a flower seedling,the butterfly that one day over bush and hillwill rock his velvet wings in the nights of spring – he will never taste your virgin honey.

But who knows if his gentle ghost,when all the loveliness of summer has perished,will not hereafter, reeling with your soft perfume,circle, unseen by me, around you in full flower?

On an old paintingIn a green landscape, radiant with summer flowers,beside cool water where reeds and rushes grow,

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schau, wie das Knäblein Sündelos,frei spielet auf der Jungfrau Schoß!Und dort im Walde wonnesam,ach, grünet schon des Kreuzes Stamm!

;Schlafendes Jesuskind Sohn der Jungfrau, Himmelskind! Am Bodenauf dem Holz der Schmerzen eingeschlafen,das der fromme Meister, sinnvoll spielend,deinen leichten Träumen unterlegte;Blume du, noch in der Knospe dämmerndeingehüllt die Herrlichkeit des Vaters!O wer sehen könnte, welche Bilderhinter dieser Stirne, diesen schwarzenWimpern, sich in sanftem Wechsel malen!

zAn den SchlafSchlaf! süßer Schlaf! obwohl dem Tod,

wie du, nichts gleicht,auf diesem Lager doch willkommen heiß’ ich dich!Denn ohne Leben so, wie lieblich lebt es sich!So weit vom Sterben, ach, wie stirbt es sich so leicht!

xVerborgenheitLaß, o Welt, o laß mich sein;locket nicht mit Liebesgaben,laßt dies Herz alleine habenseine Wonne, seine Pein!

Was ich traure, weiß ich nicht,es ist unbekanntes Wehe;immerdar durch Tränen seheich der Sonne liebes Licht.

Oft bin ich mir kaum bewußt,und die helle Freude zücketdurch die Schwere, so mich drücket,wonniglich in meiner Brust.

Laß, o Welt, o laß mich sein; usw.

see how the little Jesus, free from sin,plays happily upon the Virgin’s knee.And yonder in the pleasant wood, alas,the tree for the cross is even now in leaf.

The Sleeping ChristchildSon of the Virgin, Heavenly Child! asleepon the ground, on the wood of sorrows,which the pious artist’s fanciful whimlaid beneath Thy gentle dreams;a flower, in whose bud is stillconcealed the majesty of the Father!If one could but see what picturespass and gently change behindthat brow and those dark eyelashes!

To SleepSleep, sweet sleep! Even though thou art

death’s greatest likenessI bid thee welcome on this couch!For so, without life, how sweet it is to live!So far from death, how easy it is to die!

SeclusionLeave me in peace, O world!Tempt me no more with your favours,leave this heart alonewith its joys and sorrows.

I know not why I mourn,some unknown grief consumes me;always through a veil of tearsI behold the sun’s beloved light.

At times as though in a trance,the radiance of happiness penetratesthe gloom which oppresses meand joyously lightens my heart.

Leave me in peace, O world! etc.

1Gesang WeylasDu bist Orplid, mein Land!das ferne leuchtet;vom Meere dampfet dein besonnter Strandden Nebel, so der Götter Wange feuchtet.Uralte Wasser steigenverjüngt um deine Hüften, Kind!Vor deiner Gottheit beugensich Könige, die deine Wärter sind.

2Lied eines Verliebten In aller Früh, ach, lang vor Tag,weckt mich mein Herz, an dich zu denken,da doch gesunde Jugend schlafen mag.

Hell ist mein Aug’ um Mitternacht,heller als frühe Morgenglocken:wann hätt’st du je am Tage mein gedacht?

Wär’ ich ein Fischer, stünd’ ich auf,trüge mein Netz hinab zum Flusse,trüg’ herzlich froh die Fische zum Verkauf.

In der Mühle, bei Licht, der Müllerknechttummelt sich, alle Gänge klappern;so rüstig Treiben wär’ mir eben recht!

Weh, aber ich! o armer Tropf!muß auf dem Lager mich müßig grämen,ein ungebärdig Mutterkind im Kopf.

3Zur Warnung Einmal nach einer lustigen Nacht war ich am Morgen seltsam aufgewacht:

Weyla’s SongThou art Orplid, my country,in the distance shining!The sea mist rises from thy sunny shoresto lave the faces of the gods.Primeval waters risein renewed youth around thy slopes, child!Kings, who are thy vassals,bow down before thy godhead.

A Lover’s SongAt the first dawn, ah! long before day,my heart wakes me to think of you;healthy youth can then go on sleeping.

My eyes are bright at midnight,brighter than early morning bells.When did you ever think of me by day?

Were I a fisherman, I should get up,carry my net down to the river,carry with happy heart the fish to market.

At first light the millboy in the mill,stirs himself, and all the stones rattle;such hearty work would suit me well.

But I alas, wretched fellow,must idly pine upon my couchfor thinking of an unruly mother’s daughter.

By way of warningOnce, after a good night out,I was curiously woken in the morning;

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CD 2

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Durst, Wasserscheu, ungleich Geblüt; dabei gerührt und weichlich im Gemüt, beinah poetisch, ja, ich bat die Muse um ein Lied. Sie, mit verstelltem Pathos, spottet mein,gab mir den schnöden Bafel ein: „Es schlagt eine Nachtigall am Wasserfall; und ein Vogel ebenfalls, er schreibt sich Wendehals, Johann Jacob Wendehals; der tut tanzen bei den Pflanzen obbemeldten Wasserfalls –“ so ging es fort; mir wurde immer bänger. Jetzt sprang ich auf: zum Wein! Der war denn auch mein Retter. Merkts euch, ihr tränenreichen Sänger, im Katzenjammer ruft man keine Götter!

4Der TambourWenn meine Mutter hexen könnt, da müßt sie mit dem Regiment nach Frankreich überall mit hin, und wär die Marketenderin. Im Lager, wohl um Mitternacht, wenn niemand auf ist, als die Wacht, und alles schnarchet, Roß und Mann, vor meiner Trommel säß ich dann:die Trommel müßt eine Schüssel sein, ein warmes Sauerkraut darein, die Schlegel Messer und Gabel, eine lange Wurst mein Sabel, mein Tschako wär ein Humpen gut, den füll ich mit Burgunderblut. Und weil es mir an Lichte fehlt, da scheint der Mond in mein Gezelt; scheint er auch auf Franzö'sch herein, mir fällt doch meine Liebste ein:

thirst, hydrophobia, bad temper –affected by this, and feeble in spirit,yes, almost poetic, I called on the muse for a song.She, with dissembled rhetoric, mocked meand inspired this vile gibberish.“A nightingale singsat the water springs,and also a pulletthat calls itself Turngullet,John Jacob Turngullet;it dances tangosamong the mangoesof the aforenamed watersprings –”So it went on; I grew more and more uneasyThen I jumped up: Some wine! It was that which

saved me!– take note, you lachrymose singers,don’t invoke the Gods when you’re hung over!

The DrummerIf only my mother were a witch,she’d have to come with the regimentto France, go everywhere with us,and look alter the canteen.In camp, at midnight,when nobody but the sentry is aboutand all, horses and men, are snoring,I'd sit down to my drum;the drum would have to be a potwith hot Sauerkraut in it;the drumsticks knife and fork,my sword a long sausage –;my shako would be a good tankardand l’d fill it with bloody Burgundy.And as the light is poorthe moon can shine into my tent;and if it shines in Frenchl’d think of my sweetheart:

ach weh! jetzt hat der Spaß ein End! Wenn nur meine Mutter hexen könnt!

5Auftrag In poetischer Epistelruft ein desperater Wicht:lieber Vetter! Vetter Christel!Warum schreibt Er aber nicht?

Weiß Er doch, es lassen Herzen,die die Liebe angeweht,ganz und gar nicht mit sich scherzen,und nun vollends ein Poet!

Denn ich bin von dem Gelichter,dem der Kopf beständig voll;bin ich auch nur halb ein Dichter,bin ich doch zur Hälfte toll.

Amor hat Ihn mir verpflichtet,seinen Lohn weiß Er voraus,und der Mund, der Ihm berichtet,geht dabei auch leer nicht aus.

Paß’ Er denn zur guten Stunde,wenn Sein Schatz durchs Lädchen schaut,lock’ ihr jedes Wort vom Munde,das mein Schätzchen ihr vertraut.

Schreib’ Er mir dann von dem Mädchenein halb Dutzend Bogen voll,und daneben ein Traktätchen,wie ich mich verhalten soll.

6Bei einer TrauungVor lauter hochadligen Zeugenkopuliert man ihrer zwei;die Orgel hängt voll Geigen,

Oh dear! the joke is over now!—if only my mother were a witch!

A CommissionIn a doggerel epistlehere’s a desperate fellow’s plight:my dear cousin, cousin Christel,why the dickens don’t you write?

You must know the heart can’t suffer,when love’s breath has paid a call;can’t and won’t be made a duffer,and a poet least of all!

Yes, I’m one of them, I know it,those whose heads with rhymes are packed;though I’m only half a poet,half at least of me is cracked.

Cupid puts you at my disposal –you already know your pay –and the mouth that must disclose allwon’t go unimbursed away.

Wait until your sweetheart’s shuttersopen up and she looks through.All the secrets my girl utters,make her pass them on to you.

Write me all about the filly,half a dozen sheets close packed;and enclose a short homilyas to how I ought to act.

At a WeddingBefore a congregation of the nobilitythe two are made one;the organ peals forth in ecstasy,

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der Himmel nicht, mein’ Treu!Seht doch, sie weint ja greulich,er macht ein Gesicht abscheulich!Denn leider, freilich, freilichkeine Lieb’ ist nicht dabei.

7SelbstgeständnisIch bin meiner Mutter einzig Kind, und weil die andern ausblieben sind, was weiß ich wieviel, die Sechs oder Sieben, ist eben alles an mir hängen blieben; ich hab müssen die Liebe, die Treue, die Güte für ein ganz halb Dutzend allein aufessen, ich wills mein Lebtag nicht vergessen. Es hätte mir aber noch wohl mögen frommen, hätt ich nur auch Schläg für Sechse bekommen.

8AbschiedUnangeklopft ein Herr tritt abends bei mir ein: „lch habe die Ehr, ihr Rezensent zu sein.“ Sofort nimmt er das Licht in die Hand, besieht lang meinen Schatten an der Wand, rückt nah und fern: „Nun, lieber junger Mann, sehn Sie doch gefälligst mal Ihre Nas so von der

Seite an!Sie geben zu, daß das ein Auswuchs is.“ – Das? Alle Wetter – gewiß! Ei Hasen! ich dachte nicht, all mein Lebtage nicht, daß ich so eine Weltsnase führt im Gesicht!

Der Mann sprach noch verschiednes hin und her, ich weiß, auf meine Ehre, nicht mehr; meinte vielleicht, ich sollt ihm beichten. Zuletzt stand er auf; ich tat ihm leuchten. Wie wir nun an der Treppe sind, da geb ich ihm, ganz froh gesinnt, einen kleinen Tritt

but I vow there is no ecstasy in their hearts!Look, she weeps floods of tearsand he makes a wry face,for, sad to say,there is no love between them.

Self-ConfessionI am my mother’s only child,and as the others were left out—I don’t know how many, six or seven—everything was stuck on to me;Love, loyalty, goodness, I had to consumeenough for a whole half dozen by myself.All my life I shall never forget it!It might have been better for meif I'd been beaten enough for six as well.

FarewellA man walked unannounced into my place one evening: “I have the honour to be your critic.“ At once he took the lamp in his hand, and long he scrutinized my shadow on the wall, moved closer and further away: “Now, dear young manobserve, I beg you, your nose, like this in profile!

You will admit that this is an excrescence.”—That? God, gracious yes!Jumping rabbits! I never thought,never in all my born daysthat I was carrying such a cosmic nose in my face!!

The man spoke on and on of various matters,on my honour I can’t recall now what they were: perhaps he thought I ought to confess to him. At Iength he got up: I lit his way. Then, as we reached the stairs,I gave him, delighted as I was, a little push,

nur so von hinten aufs Gesäße mit – Alle Hagel! ward das ein Gerumpel, ein Gepurzel, ein Gehumpel! Dergleichen hab ich nie gesehn, all mein Lebtage nicht gesehn, einen Menschen so rasch die Treppe hinabgehn!

9Der Genesene an die HoffnungTödlich graute mir der Morgen:doch schon lag mein Haupt, wie süß!Hoffnung, dir im Schoß verborgen,bis der Sieg gewonnen hieß.

Opfer bracht ich allen Göttern, doch vergessen warest du;seitwärts von den ew’gen Retternsahest du dem Feste zu.

O vergib, du Vielgetreue!Tritt aus deinem Dämmerlicht,daß ich dir ins ewig neue,mondenhelle Angesicht

einmal schaue, recht von Herzen,wie ein Kind und sonder Harm;ach, nur einmal ohne Schmerzenschließe mich in deinen Arm!

0In der FrüheKein Schlaf noch kühlt das Auge mir,dort gehet schon der Tag herfüran meinem Kammerfenster.Es wühlet mein verstörter Sinnnoch zwischen Zweifeln her und hinund schaffet Nachtgespenster.Ängst’ge, quäledich nicht länger, meine Seele!Freu dich! Schon sind da und dortenMorgenglocken wach geworden.

from behind, upon his seat—Great hailstones! was there a rumbling a tumbling, a fumbling! I’ve never seen the like,all my born days I never saw a man go downstairs so fast!

The Convalescent’s Ode to Hope Deathly leaden loomed the morning but even then my head lay—with what sweetness!—hidden in your lap. O hope,until the victory was won.

Sacrifices I gave to all the Gods,but you were forgotten;set apart from the eternal deliverers you were as you watched the rites.

O forgive, you ever-faithful!Come out of your twilight, that I may look upon your ever-new moon-bright face.

Look once upon it, from my very heart,childlike and free from harm; Ah, for this once without pain enfold me in your arm!

At DaybreakSleep has not yet cooled my eyes;already day is breakingat my bedroom window.My troubled mind is ragingstill between this and that doubt,and imagining nocturnal spectres.Distress yourself, tormentyourself no longer, my soul!Rejoice! Already, there – and therethe bells of morning are awake.

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qFußreise Am frisch geschnittnen Wanderstab,wenn ich in der Früheso durch Wälder ziehe,Hügel auf und ab:dann, wie’s Vöglein im Laubesinget und sich rührt,oder wie die goldne TraubeWonnegeister spürtin der ersten Morgensonne:so fühlt auch mein alter lieberAdam Herbst- und Frühlingsfieber,gottbeherzte, nie verscherzteErstlings-Paradieseswonne.Also bist du nicht so schlimm, o alterAdam, wie die strengen Lehrer sagen;liebst und lobst du immer doch,singst und preisest immer noch,wie an ewig neuen Schöpfungstagen,deinen lieben Schöpfer und Erhalter!Möcht’ es dieser geben,und mein ganzes Lebenwär’ im leichten Wanderschweiße,eine solche Morgenreise!

wGebet Herr, schicke was du willt,ein Liebes oder Leides;ich bin vergnügt, daß beidesaus deinen Händen quillt.

Wollest mit Freudenund wollest mit Leidenmich nicht überschütten!Doch in der Mitten,liegt holdes Bescheiden.

A Country RambleWhen, with a newly cut stave,early in the morningI rove thus through woods,or up and down hills:as the bird on the twigsings and bestirs itself,and as the golden grapesenses the spirits of rapturein that first morning sun:so too in me the dear old Adamfeels the fever of autumn and spring,the God-protected, never frittered awaybliss of the first-born in Paradise.Then you are not so bad, old Adam,as the strict teachers tell us;you still go on loving and praising,go on singing and extolling,(as on a day of creation ever renewed)your beloved Creator and Preserver!Would that it were so,and my whole lifewere spent in the traveller’s gentle sweaton such a morning walk!

PrayerLord, as Thou wilt, send mehappiness or sorrow;I am content that bothcome from Thy hand.

Do not overwhelm mewith either joyor suffering,for in betweenlies the happy medium.

eIm FrühlingHier lieg ich auf dem Frühlingshügel: Die Wolke wird mein Flügel, ein Vogel fliegt mir voraus. Ach, sag mir, all-einzige Liebe,wo du bleibst, daß ich bei dir bliebe!Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus. Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen,Sehnend, sich dehnendin Lieben und Hoffen. Frühling, was bist du gewillt? Wann werd ich gestillt?

Die Wolke seh ich wandeln und den Fluß, es dringt der Sonne goldner Kußmir tief bis ins Geblüt hinein;die Augen, wunderbar berauschet, tun, als schliefen sie ein,nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.Ich denke dies und denke das, ich sehne mich und weiß nicht recht, nach was:Halb ist es Lust, halb ist es Klage;mein Herz, o sage, was webst du für Erinnerungin golden grüner Zweige Dämmerung?– Alte unnennbare Tage!

ªrKarwocheO Woche, Zeugin heiliger Beschwerde!Du stimmst so ernst zu dieser Frühlingswonne,du breitest im verjüngten Strahl der Sonnedes Kreuzes Schatten auf die lichte Erde

und senkest schweigend deine Flöre nieder; der Frühling darf indessen immer keimen,das Veilchen duftet unter Blütenbäumen,und alle Vöglein singen Jubellieder.

In SpringtimeHere I lie on the hill in spring,the clouds are my wings,a bird flies in front of me.Ah tell me love, you one and only,where you are so that I may be near you.But you and the breezes, you have no dwelling place.My spirits are unfolded like the sunflowers,longingsusceptibleto love and hope.Springtime, what is your will?When will I be soothed?

I see the clouds roll by and the river;the sun’s kiss of gold is presseddeep into my coursing blood;my eyes, miraculously dazed,close as if in sleep,yet still my ear listens to the music of the bee.I muse on this and muse on that,I yearn and know not rightly what I yearn for:it is half joy and half lament:tell me, my heart,what are you weaving for memoryamid the green and golden branches at dusk?Old days, not to be named!

Holy WeekO week, you witness of a sacred burden!You seem so grave beside the bliss of this spring;in the rejuvenated beams of the sun you spreadthe shadow of the Cross over the bright earth,

and silently let your radiance descent;Spring can go on budding all the while;the violet glows under the sprouting trees,and all the birds are singing songs of joy.

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O schweigt, ihr Vöglein auf den grünen Auen!Es hallen rings die dumpfen Glockenklänge, die Engel singen leise Grabgesänge.O still, ihr Vöglein hoch im Himmelblauen!Ihr Veilchen kränzt heut keine Lockenhaare!Euch pflückt mein frommes Kind zum dunkeln

Strauße,ihr wandert mit zum Muttergotteshause,da sollt ihr welken auf des Herrn Altare.

Ach dort, von Trauermelodien trunkenund süß betäubt von schweren Weihrauchdüften,sucht sie den Bräutigam in Todesgrüften,und Lieb und Frühling, alles ist versunken!

tAuf einer Wanderung In ein freundliches Städtchen tret’ ich ein,in den Straßen liegt roter Abendschein.Aus einem offnen Fenster eben,über den reichsten Blumenflorhinweg, hört man Goldglockentöne schweben,und eine Stimme scheint ein Nachtigallenchor,daß die Blüten beben,daß die Lüfte leben,daß in höherem Rotdie Rosen leuchten vor.

Lang hielt ich staunend, lustbeklommen.Wie ich hinaus vors Tor gekommen,ich weiß es wahrlich selber nicht.Ach hier, wie liegt die Welt so licht!Der Himmel wogt in purpurnem Gewühle,rückwärts die Stadt in goldnem Rauch;wie rauscht der Erlenbach, wie rauscht im Grund

die Mühle,ich bin wie trunken, irr’geführt,o Muse, du hast mein Herz berührtmit einem Liebeshauch!

O cease your singing, you birds in the green meadows!About you echoes the dull peal of bells;softly the angels are singing funeral hymnsO hush, you birds high in the blue of heaven!

You violets, wreathe no tressed locks today.My pious darling will gather you into a dusky bunch;you will go with her to the house of God’s Mother,and there you shall wither upon the Lord’s altar.

Ah there, drunk with the melodies of mourningand sweetly stunned by the heavy fragrance of incense,she seeks her Bridegroom in the caves of death,and Love, Spring, all is drowned.

On a journeyTo a cheerful little town I have come;the streets are bathed in the red glow of sunset.From an open window near by,floating across a mass of flowers,comes the sound of golden bellsand a voice like a choir of nightingales,making the blossoms tremble,the air live,and the roses glowwith a richer red.

For a long while I stood in wonder, overcome with joy.How I came out through the gateI know not.Ah, how radiant the world is here!The heavens surge in purple tumult,behind me lies the town in golden haze;how the alder brook ripples, how the mill in the gorge

murmurs!I feel enraptured, lost in joy.O Muse, thou hast quickened my heartwith the thrill of love!

yDenk es, o Seele! Ein Tännlein grünet wo,wer weiß, im Walde,ein Rosenstrauch, wer sagt,in welchem Garten?Sie sind erlesen schon,denk es, o Seele,auf deinem Grab zu wurzelnund zu wachsen.

Zwei schwarze Rößlein weidenauf der Wiese,sie kehren heim zur Stadtin muntern Sprüngen.Sie werden schrittweis gehnmit deiner Leiche;vielleicht, vielleicht noch eh’an ihren Hufendas Eisen los wird,das ich blitzen sehe!

uDie Geister am Mummelsee Vom Berge was kommt dort um Mitternacht spätmit Fackeln so prächtig herunter?Ob das wohl zum Tanze, zum Feste noch geht?Mir klingen die Lieder so munter.

O nein!So sage, was mag es wohl sein?

Das, was du da siehest, ist Totengeleit,und was du da hörest, sind Klagen.Dem König, dem Zauberer, gilt es zu Leid,sie bringen ihn wieder getragen.

O weh!So sind es die Geister vom See!

Sie schweben herunter ins Mummelseetal –sie haben den See schon betreten –

Consider, O soul!A fir tree is growing,maybe in the forest;a rose-tree blooms,who knows in which garden?Consider, O soul,even now it is ordainedthat they shall be plantedupon thy grave.

Two black horses are grazingin the meadow;they return to the townat a brisk gallop.At walking pacethey may draw your funeral bier;perhaps beforethey lose from their hoofsthe horse-shoeswhich I now see glistening there.

The Ghosts of Lake MummelWhat comes down from the mountain, so late at midnight,with torches so brilliant?Is it people bound for the dance, or a feast?The songs sound so merry to me.

Oh no!Then say, what may it be?

What you see is a funeral procession,and what you hear is a lament.It is mourning for the king, the magician;they are carrying him back.

Oh horror!They must be the spirits of the lake!

They float down in the valley of Lake Mummel –already they have reached the lake –

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sie rühren und netzen den Fuß nicht einmal –sie schwirren in leisen Gebeten

O schau,am Sarge die glänzende Frau!

Jetzt öffnet der See das grünspiegelnde Tor;gib acht, nun tauchen sie nieder!Es schwankt eine lebende Treppe hervor,und drunten schon summen die Lieder.

Hörst du?Sie singen ihn unten zur Ruh.

Die Wasser, wie lieblich sie brennen und glühn!Sie spielen in grünendem Feuer;es geisten die Nebel am Ufer dahin,zum Meere verzieht sich der Weiher –

nur still!Ob dort sich nichts rühren will?

Es zuckt in der Mitten – o Himmel! ach hilf!Nun kommen sie wieder, sie kommen!Es orgelt im Rohr, und es klirret im Schilf;nur hurtig, die Flucht nur genommen!

Davon!Sie wittern, sie haschen mich schon!

iBegegnung Was doch heut Nacht ein Sturm gewesen,bis erst der Morgen sich geregt!Wie hat der ungebetne BesenKamin und Gassen ausgefegt!

Da kommt ein Mädchen schon die Straßen,das halb verschüchtert um sich sieht;wie Rosen, die der Wind zerblasen,so unstet ihr Gesichtchen glüht.

Ein schöner Bursch tritt ihr entgegen,er will ihr voll Entzücken nahn:

they do not once touch or moisten their feet –they mutter in soft prayer –

Oh lookat the lovely woman on the coffin!

Now the green mirroring gate of the lake opens.Beware! Now they sink below!A living staircase shivers forthand a humming comes from down below.

Do you hear?Below they are singing him to rest.

The waters, how delightfully they burn and glow!They sport in the verdant fire;the mists are ghostly on the further shore;the fishpond runs down to the sea.

Hush now!Isn’t something trying to stir there?

There’s a jerk in the middle – Oh heaven! Oh help!Now they are coming back, they are coming!There’s strumming in the reeds, clattering in the rushes!Quick now, we must escape now!

Away!Already they’ve seen me, they’re trying to catch me!

EncounterWhat a storm there was last night;it raged until the morning!How the unbidden broomswept out the chimneys and streets!

Here comes a maiden down the street,half-shyly looking round her,her little face glows with changing colourlike roses blown by the wind.

A handsome lad is coming towards her,enchanted he draws near;

wie sehn sich freudig und verlegendie ungewohnten Schelme an!

Er scheint zu fragen, ob das Liebchendie Zöpfe schon zurecht gemacht,die heute Nacht im offnen Stübchenein Sturm in Unordnung gebracht.

Der Bursche träumt noch von den Küssen,die ihm das süße Kind getauscht,er steht, von Anmut hingerissen,derweil sie um die Ecke rauscht.

oZitronenfalter im AprilGrausame Frühlingssonne,du weckst mich vor der Zeit,dem nur in Maienwonnedie zarte Kost gedeiht!Ist nicht ein liebes Mädchen hier, das auf der Rosenlippe mirein Tröpfchen Honig beut,so muß ich jämmerlich vergehn,und wird der Mai mich nimmer sehnin meinem gelben Kleid.

pDer Gärtner Auf ihrem Leibrößlein,so weiß wie der Schnee,die schönste Prinzessinreit’t durch die Allee.

Der Weg, den das Rößleinhintanzet so hold,der Sand, den ich streute,er blinket wie Gold!

Du rosenfarb’s Hütleinwohl auf und wohl ab,

with what joy and confusionthe two inexperienced young rascals exchange glances!

He seems to ask if the belovedhas yet tidied her tresses,which last night, in the little room,the storm disordered.

The boy is still dreaming of the kisses,which the sweet child exchanged with him;he stands enraptured the whileshe whisks round the corner.

Brimstone Butterfly in AprilCruel spring sun,you are waking me before my time;for only in the bliss of Maydoes my frail food blossom.lf there is no kind girl herewho on her rosy lipswill give me a drop of honey,then must I die wretchedly,and May will never see mein my yellow clothing.

The GardenerOn her royal horseas white as snowthe most beautiful princessis riding down the avenue.

On the path along which the horseprances so bravely,the sand that I scatteredglistens like gold.

You little rosy hatbobbing up and down,

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o wirf eine Federverstohlen herab!

Und willst du dagegeneine Blüte von mir,nimm tausend für eine,nimm alle dafür!

aNimmersatte Liebe So ist die Lieb’! So ist die Lieb’!Mit Küssen nicht zu stillen:wer ist der Tor und will ein Siebmit eitel Wasser füllen?und schöpfst du an die tausend Jahr’,und küssest ewig, ewig gar,du tust ihr nie zu Willen.

Die Lieb’, die Lieb’ hat alle Stund’neu wunderlich Gelüsten;wir bissen uns die Lippen wund,da wir uns heute küßten.Das Mädchen hielt in guter Ruh,wie’s Lämmlein unterm Messer;ihr Auge bat: „Nur immer zu,je weher desto besser!“

So ist die Lieb’, und war auch so,wie lang es Liebe gibt,und anders war Herr Salomo,der Weise, nicht verliebt.

sHeimweh Anders wird die Welt mit jedem Schritt,den ich weiter von der Liebsten mache;mein Herz, das will nicht weiter mit.Hier scheint die Sonne kalt ins Land,hier deucht mir alles unbekannt,sogar die Blumen am Bache!

drop down a feather,on the sly.

And if, in exchange, you wanta flower from me,take a thousand just for one,take them all in return.

Insatiable LoveLove is like that! Love is like that!Not to be appeased with kisses.Who is the fool who takes a sieveand fills it just with water?You can pour for a thousand years,and kiss for ever and ever;you’ll never do it to satisfaction.

Love, love, at all times it bringsnew and strange joys;we bit one another’s lips sorewhen we were kissing today.The girl kept perfectly stilllike the lamb under the knife;her eyes said: ‘Just go on,the more painful the better!’

Love is like that and has been soas long as love has existed,and no different was my lord Solomon,the wise man, in his love-making.

HomesicknessThe world grows different with every stepthat I take away from my beloved;my heart does not wish to go away with me.Here the sun beams coldly at the earth,here methinks everything is unfamiliar, even the flowers by the brook!

Hat jede Sacheso fremd eine Miene, so falsch ein Gesicht.Das Bächlein murmelt wohl und spricht:„Armer Knabe, komm bei mir vorüber,siehst auch hier Vergißmeinnicht!“– Ja, die sind schön an jedem Ort,aber nicht wie dort.Fort, nur fort!Die Augen gehn mir über!

dDer Jäger Drei Tage Regen fort und fort,kein Sonnenschein zur Stunde;drei Tage lang kein gutes Wortaus meiner Liebsten Munde!

Sie trutzt mit mir und ich mit ihr,so hat sie’s haben wollen;mir aber nagt’s am Herzen hier,das Schmollen und das Grollen.

Willkommen denn, des Jägers Lust,Gewittersturm und Regen!Fest zugeknöpft die heiße Brustund jauchzend euch entgegen!

Nun sitzt sie wohl daheim und lachtund scherzt mit den Geschwistern;ich höre in des Waldes Nachtdie alten Blätter flüstern.

Nun sitzt sie wohl und weinet lautim Kämmerlein, in Sorgen;mir ist es wie dem Wilde trautin Finsternis geborgen.

Kein Hirsch und Rehlein überall!Ein Schuß zum Zeitvertreibe!

Every object has so strange a mien, so false a face. The brook babbles on and says:“Poor lad, come over to my side,here too, you will see forget-me-nots.” – Aye, they are fair in every spot, but not like the ones there. On go on! My eyes are brimming!

The HuntsmanThree days the rain went on and on,no sunshine even now;three long days and not a kind wordout of my sweetheart’s mouth!

She’s sulky with me, and I with her –that is how she wanted it;but it grieves my heart out here,this pouting and this crossness.

Be welcome then, the huntsman’s joy,you thunderstorm and rain!My burning breast tight buttoned-upand singing for joy in your teeth.

She will be sitting at home now, laughingand joking with her brothers and sisters;in the woodland night I can hearthe old leaves rustling.

Perhaps she’s sitting and weeping now,sorrowfully in her little room;I am as cosy as any deer,hidden in the darkness.

Not a stag or a roe anywhere!A shot will pass the time!

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Gesunder Knall und Widerhallerfrischt das Mark im Leibe.

Doch wie der Donner nun verhalltin Tälern, durch die Runde,ein plötzlich Weh mich überwallt,mir sinkt das Herz zu Grunde.

Sie trutzt mit mir und ich mit ihr,so hat sie’s haben wollen,mir aber frißt’s am Herzen hier,das Schmollen und das Grollen.

Und auf! nach der Liebsten Haus!und sie gefaßt ums Mieder!„Drück mir die nassen Locken aus,und küß und hab mich wieder!“

fStorchenbotschaft Des Schäfers sein Haus und das steht auf zwei Rad,steht hoch auf der Heiden, so frühe, wie spat;und wenn nur ein mancher so’n Nachtquartier hätt’!Ein Schäfer tauscht nicht mit dem König sein Bett.

Und käm’ ihm zur Nacht auch was Seltsames vor,er betet sein Sprüchel und legt sich aufs Ohr;ein Geistlein, ein Hexlein, so luftige Wicht’,sie klopfen ihm wohl, doch er antwortet nicht.

Einmal doch, da ward es ihm wirklich zu bunt:es knopert am Laden, es winselt der Hund;nun ziehet mein Schäfer den Riegel – ei schau!da stehen zwei Störche, der Mann und die Frau.

Das Pärchen, es machet ein schön Kompliment,es möchte gern reden, ach, wenn es nur könnt!Was will mir das Ziefer? Ist so was erhört?Doch ist mir wohl fröhliche Botschaft beschert.

The cheerful report and the echocheers up the marrow in your bones.

But now as the thunder resoundsin the valleys round about,a sudden pain overwhelms me,and my heart sinks into the ground.

She’s sulky with me, and I with her –that is how she wanted it,but my heart here is eaten upwith the pouts and the crossness.

So up with you! Off to the dear one’s house!And clasp her round the waist!‘Squeeze my wet hair out for me,and kiss and take me back again!’

Messenger StorksIt is the shepherd’s house and it stands on two wheels,stands high up on the moors, early and late.If other people only had such a night’s lodgings!A shepherd won’t change his bed with the King.

And if anything strange happens at night,he says his prayer and lies down on his ear;a little ghost, a little witch, such airy creatures,they call to him but he does not answer.

Once, however, he thought it went too far;there is tapping on the shutters, the dog is whining.Now my shepherd draws the bolt – oh look!There stand two storks, husband and wife.

The pair of them make a polite bow,they so want to speak, if only they could!What do they want? Has such a thing ever been known?But surely I shall get glad tidings.

Ihr seid wohl dahinten zu Hause am Rhein?Ihr habt wohl mein Mädel gebissen ins Bein?Nun weinet das Kind und die Mutter noch mehr,sie wünschet den Herzallerliebsten sich her.

Und wünschet daneben die Taufe bestellt:ein Lämmlein, ein Würstlein, ein Beutelein Geld?So sagt nur, ich käm’ in zwei Tag oder drei,und grüßt mir mein Bübel und rührt ihm den Brei!

Doch halt! Warum stellt ihr zu zweien euch ein?Es werden doch, hoff’ ich, nicht Zwillinge sein?Da klappern die Störche im lustigsten Ton,sie nicken und knicksen und fliegen davon.

gJägerlied Zierlich ist des Vogels Tritt im Schnee,wenn er wandelt auf des Berges Höh’:zierlicher schreibt Liebchens liebe Hand,schreibt ein Brieflein mir in ferne Land.

In die Lüfte hoch ein Reiher steigt,dahin weder Pfeil noch Kugel fleucht:tausendmal so hoch und so geschwinddie Gedanken treuer Liebe sind.

hAn die Geliebte Wenn ich, von deinem Anschaun tief gestillt,mich stumm an deinem heil’gen Wert vergnüge,dann hör’ ich recht die leisen Atemzügedes Engels, welcher sich in dir verhüllt.

Und ein erstaunt, ein fragend Lächeln quilltauf meinem Mund, ob mich kein Traum betrüge,daß nun in dir, zu ewiger Genüge,mein kühnster Wunsch, mein einz’ger sich erfüllt?

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Surely your home is down there on the Rhine?Surely you have paid my girl a visit?Now child and mother are crying bitterly,she is longing for the beloved of her heart.

And then she wants the christening to be prepared,a lamb, a sausage, a little bag of money?Tell her I’m coming in two or three days.And give my greetings to the lad and stir his gruel.

But wait! Why have two of you come?It could not be, I hope, that there are twins?The storks clatter most merrily,they nod and bow, then fly away.

Huntsman’s SongDainty is the bird’s print in the snowwhen it wanders on the mountain peak.Daintier the writing of a beloved’s dear handwriting a letter to a foreign land.

High into the breezes a heron soars,whither neither arrow nor bullet can fly;a thousand times as high and as swiftare the thoughts of true love.

To the BelovedWhen gazing on thy loveliness, peace comes to my souland, silently, I delight in thy divine perfection,then I hear the gentle breathingof the angel hidden within thee.

With an amazed and questioning smile,I wonder if it is but the delusion of a dreamthat the single, most ambitious desire of my heartfinds everlasting fulfilment in thee.

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Von Tiefe dann zu Tiefen stürzt mein Sinn,ich höre aus der Gottheit nächt’ger Fernedie Quellen des Geschicks melodisch rauschen.

Betäubt kehr’ ich den Blick nach oben hin,zum Himmel auf – da lächeln alle Sterne;ich knie, ihrem Lichtgesang zu lauschen.

jPeregrina IDer Spiegel dieser treuen braunen Augen ist wie von innerm Gold ein Widerschein;tief aus dem Busen scheint er’s anzusaugen, dort mag solch Gold in heilgem Gram gedeihn. In diese Nacht des Blickes mich zu tauchen, unwissend Kind, du selber lädst mich ein – willst, ich soll kecklich mich und dich entzünden, reichst lächelnd mir den Tod im Kelch der Sünden.

kPeregrina II Warum, Geliebte, denk ich deinauf einmal nun mit tausend Tränen und kann gar nicht zufrieden sein, und will die Brust in alle Weite dehnen? Ach gestern, in den hellen Kindersaal, beim Flimmern zierlich aufgesteckter Kerzen, wo ich mein selbst vergaß in Lärm und Scherzen, tratst du, o Bildnis mitleidschöner Qual; es war dein Geist, er setzte sich ans Mahl, fremd saßen wir mit stumm verhaltnen Schmerzen zuletzt brach ich in lautes Schluchzen aus, und Hand in Hand verließen wir das Haus.

My soul plunges deeper and deeper,and out of the nocturnal spaces of Eternity, I hearthe melodious rippling of the springs of fate.

Overcome, I turn my eyes towards the heavenswhere all the stars are smiling;and kneeling, I listen to their song of light.

Peregrina IThe reflection of these faithful brown eyesis like a glint of gold within;it seems to drink deep from the breastsuch gold may well sprout then amid saintly grief.To plunge myself in the night of your gazeYou yourself invite me, innocent child—you wish I would boldly set us both on fireproffer, with a smile, Death in the chalice of sins!

Peregrina IIWhy, beloved, do I think of you now, on a sudden, with a thousand tearsand cannot be content at all,and long to stretch my heart into the far distance?Ah, yesterday into the bright nursery, by the glimmer of candles prettily arranged,while I forget myself in the din and the joking,you came, an image of pity-beauteous torment. It was your ghost; it sat down to table;strangers we sat and kept our sorrow unspoken;at last I broke out in loud sobbing, and hand in hand we departed from the house.

1Lebe wohl Lebe wohl! – Du fühltest nicht,was es heißt, dies Wort der Schmerzen;mit getrostem Angesicht,sagtest du's und leichtem Herzen.

Lebe wohl! – Ach tausendmalhab ich mir es vorgesprochenund in nimmersatter Qualmir das Herz damit gebrochen.

2Um MitternachtGelassen stieg die Nacht ans Land,lehnt träumend an der Berge Wand,ihr Auge sieht die goldne Waage nunder Zeit in gleichen Schalen stille ruhn;und kecker rauschen die Quellen hervor,sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohrvom Tage,vom heute gewesenen Tage.

Das uralt alte Schlummerlied,sie achtet’s nicht, sie ist es müd;ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch,der flücht’gen Stunden gleichgeschwungnes Joch.Doch immer behalten die Quellen das Wort,es singen die Wasser im Schlafe noch fortvom Tage,vom heute gewesenen Tage.

3Der Feuerreiter Sehet ihr am Fensterleindort die rote Mütze wieder?Nicht geheuer muß es sein,denn er geht schon auf und nieder.

Farewell‘Farewell!’ You do not feelwhat it means, this word of pain;you have said it with good cheerand a light heart.

Farewell! A thousand timesI have repeated it to myself,and in insatiable tormentI have broken my heart with it.

At MidnightSerenely, night has descended;dreaming, she rests upon the mountain-side;she beholds the golden scales of timenow calmly poised in equal balance.The springs gush forth with greater freedom,they softly sing to the night, their mother,of the daynow ended.

She heeds not the age-old slumber song,she is weary of it;she deems the heavens’ blueness lovelier still,the punctual cycle of the fleeting hours.Yet ever the springs continue their melody,in sleep the waters still singof the daynow ended.

The Fire-riderDo you see the red capat the window again?Something must be wrongas he keeps on going up and down.

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CD 3

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Und auf einmal welch Gewühlebei der Brücke, nach dem Feld!Horch! Das Feuerglöcklein gellt:Hinterm Berg,hinterm Berg,brennt es in der Mühle!

Schaut! da sprengt er wütend schierdurch das Tor, der Feuerreiter, auf dem rippendürren Tier,als auf einer Feuerleiter!Querfeldein! durch Qualm und Schwülerennt er schon und ist am Ort!Drüben schallt es fort und fort:Hinterm Berg,hinterm Berg,brennt es in der Mühle!

Der so oft den roten Hahnmeilenweit von fern gerochen,mit des heilgen Kreuzes Spanfreventlich die Glut besprochen –Weh! dir grinst vom Dachgestühledort der Feind im Höllenschein.Gnade Gott der Seele dein!Hinterm Berg,hinterm Berg,rast er in der Mühle!

Keine Stunde hielt es an,bis die Mühle barst in Trümmer;doch den kecken Reitersmannsah man von der Stunde nimmer.Volk und Wagen im Gewühlekehren heim nach all dem Graus.Auch das Glöcklein klinget aus:Hinterm Berg,hinterm Berg,brennt's!

And suddenly what a throngby the bridge, and on to the field!Hark! the little fire bell shrills:Behind the mountain,behind the mountain,the mill is on fire!

See him galloping almost frenziedthrough the gate, the Fire-rideron his skinny mare,as on a fire ladder!Across the field! Through smoke and heathe is now racing. He is there!From younder it sounds again and again:Behind the mountain,behind the mountain,the mill is on fire!

He, who so often smelt firemiles away from afar,who with a splinter of the Holy Crosshas wickedly conjured the fiery glow –Woe! The fiend there in hell’s infernois grinning at you from the roof.God have mercy on your soul!Behind the mountain,behind the mountain,he is rushing into the mill!

Not one hour did it take,till the mill burst in fragments,but the daring horsemanwas never seen again from that hour.Crowd and carriages in a throngturn home from all the horror,and the little bell stops ringing:Behind the mountain,behind the mountain,there is a fire!

Nach der Zeit ein Müller fandein Gerippe samt der Mützenaufrecht an der Kellerwandauf der beinern Mähre sitzen:Feuerreiter, wie so kühlereitest du in deinem Grab!Husch! da fällts in Asche ab.Ruhe wohl,ruhe wohldrunten in der Mühle!

4Der König bei der KrönungDir angetrauet am Altare,O Vaterland, wie bin ich dein! Laß für das Rechte mich und Wahre Nun Priester oder Opfer sein!

Geuß auf mein Haupt, Herr, deine Schale, Ein köstlich Öl des Friedens, aus, Daß ich wie eine Sonne strahle Dem Vaterland und meinem Haus!

Sometime after, a millerfound a skeleton with a capsitting upright against the cellar wallon the bony mare.Fire-rider, how coldlyyou ride in your grave!Hush! Now it falls into ashes.Rest well,rest well,yonder in the mill!

The King at the CoronationPledged to you at the altar,O Fatherland, I am yours alone!Let me, for right and truth, be both priest and sacrifice!

Anoint me, Lord, with the precious oil of peace, so that I may shine like a sunon my country and my house.

38 MÖRIKE6-LIEDERMÖRIKE-LIEDER

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EICHENDORFF-LIEDER

5Der Freund Wer auf den Wogen schliefe,ein sanft gewiegtes Kind,kennt nicht des Lebens Tiefe,vor süßem Träumen blind.

Doch wen die Stürme fassenzu wildem Tanz und Fest,wen hoch auf dunklen Straßendie falsche Welt verläßt:

der lernt sich wacker rühren,durch Nacht und Klippen hinlernt er das Steuer führenmit sichrem, ernstem Sinn.

Der ist vom echten Kerne,erprobt zu Lust und Pein,der glaubt an Gott und Sterne,der soll mein Schiffmann sein!

6Der MusikantWandern lieb'ich für mein Leben, lebe eben, wie ich kann, wollt' ich mir auch Mühe geben, paßt es mir doch gar nicht an.

The FriendThe man who would sleep on the waves,gently rocked like a child,knows nothing of life’s deeps,is blinded by sweet dreams.

But he whom the storms clutchin wild riotous dance,who high up on dark roadshas been abandoned by the deceitful world;

he learns to bestir himself boldly,and, through the night, away from reefshe learns to steer his craftwith firm, serious intent.

He is of the true metal,tried in joy and sorrow.He believes in God and the stars;he shall be my steersman!

The Wandering MinstrelA roving life is the life I love,finding a living as best I can:even had I the will to workI am not cut out for it.

Schöne alte Lieder weiß ich,in der Kälte, ohne Schuh',draußen in die Saiten reiß ich,weiß nicht, wo ich abends ruh'.

Manche Schöne macht wohl Augen, meinet, ich gefiel' ihr sehr, wenn ich nur was wollte taugen,so ein armer Lump nicht wär'!

Mag dir Gott ein'n Mann bescherenwohl mit Haus und Hof versehn!Wenn wir zwei zusammen wären,möcht' mein Singen mir vergehn.

7Verschwiegene Liebe Über Wipfel und Saatenin den Glanz hinein –wer mag sie erraten,wer holte sie ein?Gedanken sich wiegen,die Nacht ist verschwiegen,Gedanken sind frei.

Errät es nur eine,wer an sie gedacht,beim Rauschen der Haine,wenn niemand mehr wachtals die Wolken, die fliegen –mein Lieb ist verschwiegenund schön wie die Nacht.

8Das StändchenAuf die Dächer zwischen blassenWolken schaut der Mond herfür,ein Student dort auf der Gassensingt vor seiner Liebsten Tür.

Beautiful old songs I know,and barefoot out in the coldI pluck my strings,never knowing where I shall find a night’s rest!

Many a fair maid gives me a look,fancying she could like me wellif, instead of being a poor vagabond,I were of some use in the world.

May the good God send thee a husbandto provide thee with house and home!If we two were togetherI should sing no more.

Love’s DiscretionOver treetops and cornfieldsto the radiance beyond,who can guess it,who could ever overtake it?Thought lulls itself,the night is discreet,thought is free.

One only can guess it,whoever thought of herwhen the thicket rustles,when no one is left awakeexcept the clouds that go scudding;my love is discreetand lovely as the night.

The SerenadeThrough pallid cloudsthe moon looks down upon the roofs;yonder in the street a studentsings at the door of his beloved.

40 EICHENDORFF-LIEDER EICHENDORFF-LIEDER

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Und die Brunnen rauschen wiederdurch die stille Einsamkeit,und der Wald vom Berge nieder,wie in alter, schöner Zeit.

So in meinen jungen Tagenhab’ ich manche Sommernachtauch die Laute hier geschlagenund manch lust’ges Lied erdacht.

Aber von der stillen Schwelletrugen sie mein Lieb zur Ruh,und du, fröhlicher Geselle,singe, sing nur immer zu!

9Der Soldat IIst auch schmuck nicht mein Rößlein,so ist’s doch recht klug,trägt im Finstern zu ’nem Schlößleinmich rasch noch genug.Ist das Schloß auch nicht prächtig,zum Garten aus der Türtritt ein Mädchen doch allnächtigdort freundlich herfür.Und ist auch die Kleinenicht die Schönst’ auf der Welt,so gibt’s doch just keine,die mir besser gefällt.Und spricht sie vom Freien,so schwing’ ich mich auf mein Roß –ich bleibe im Freien,und sie auf dem Schloß.

0Der Soldat IIWagen mußt du und flüchtig erbeuten, hinter uns schon durch die Nacht hör’ ich’s schreiten, schwing auf mein Roß dich nur schnell und küß noch im Flug mich, wildschönes Kind,

Once again the fountains murmurthrough the quiet solitude,and the mountain forest rustlesas in the lovely days of old.

Here, oft on a summer nightin my youth have I, too,played the luteand contrived many a joyous song.

But over the quiet thresholdmy love was borne to rest;and you, happy youth,sing, sing on! Sing on!

The Soldier IMy horse is no thoroughbredbut he has wits;through the darknesshe bears me swiftly to the castle.Though the castle boasts no splendour,yet from its gatesa maiden comes every nightto the garden.Though she be notthe fairest of the fairno otherpleases me more,but should she speak of marriageI leap upon my horse –freedom ’neath the stars for me,and for her the castle.

You must be daring and seize your chance;behind us I already hear great strides through the night.Quickly mount on my horse, my beautiful wild love,and kiss me as we speed on.

geschwind, denn der Tod ist ein rascher Gesell.

qNachtzauberHörst du nicht die Quellen gehenzwischen Stein und Blumen weitnach den stillen Waldesseen,wo die Marmorbilder stehenin der schönen Einsamkeit?Von den Bergen sacht hernieder,weckend die uralten Lieder,steigt die wunderbare Nacht,und die Gründe glänzen wiederwie du’s oft im Traum gedacht.Kennst die Blume du, entsprossenin dem mondbeglänzten Grund? Aus der Knospe, halb erschlossen,junge Glieder blühend sprossen,weiße Arme, roter Mund.Und die Nachtigallen schlagen.Und rings hebt es an zu klagen: Ach, vor Liebe todeswund,von versunknen schönen Tagen –komm, o komm zum stillen Grund!

wDer Schreckenberger Aufs Wohlsein meiner Dame,eine Windfahn’ ist ihr Panier,Fortuna ist ihr Name,das Lager ihr Quartier!

Und wendet sie sich weiter,ich kümmre mich nicht drum,da draußen ohne Reiter,da geht die Welt so dumm.

Statt Pulverblitz und Knatternaus jedem wüsten Haus

42 EICHENDORFF-LIEDER EICHENDORFF-LIEDER

Come, hurry,for Death is a swift companion.

Night's MagicDo you not hear the brooks rippling amongst the stones and flowersfar away to silent woodland lakes,where marble statues stand in fair solitude? Softly from the mountains, stirring ancient songs, wondrous night descends,and the valleys gleam againas you often imagined in dreams.Do you know the flower that has unfoldedin the moon-bedecked valley?Out from its half-opened bud have sprung young limbs, white arms, red lips;and nightingales are trilling, their lament sounding all around, ah, mortally wounded by love,by fairest days now lost—come, oh come to the silent valley!

The Dare-devil CavalierA health to my lady,a vane is her banner,Fortune is her name,and her home is the camp.

If she leaves meit does not trouble me,for I know that without a cavaliershe will find the world dreary.

Instead of the flash and rattle of guns,from every deserted house

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Gevattern sehn und schnatternalle Lust zum Land hinaus.

Fortuna weint vor Ärger,es rinnet Perl’ auf Perl’:„Wo ist der Schreckenberger?Das war ein andrer Kerl!“

Sie tut den Arm mir reichen,Fama bläst das Geleit,so zu dem Tempel steigenwir der Unsterblichkeit.

eDer Glücksritter Wenn Fortuna spröde tut, laß ich sie in Ruh, singe recht und trinke gut, und Fortuna kriegt auch Mut, setzt sich mit dazu.

Doch ich geb’ mir keine Müh’:„He, noch eine her!“Kehr’ den Rücken gegen sie, laß hochleben die und die – das verdrießt sie sehr.

Und bald rückt sie sacht zu mir:„Hast du deren mehr?“Wie Sie sehn. – „Drei Kannen schier,und das lauter Klebebier!“’s wird mir gar nicht schwer.

Drauf sie zu mir lächelt fein: „Bist ein ganzer Kerl!“Ruft den Kellner, schreit nach Wein, trinkt mir zu und schenkt mir ein echte Blum’ und Perl’.

old gossips peer and chatter;all joy has gone from the land.

For chagrin, Fortuneweeps tear after tear:‘Where is the dare-devil cavalier?He was very different!’

She offers me her armand Fame heralds us –thus we mountto the Temple of Immortality.

Fortune’s KnightIf Fortune turns coy,I let her be,sing lustily and drink my fill;then Fortune takes heartand seats herself beside me.

But I don’t bother myself with her;“Hey, another glass here!”Turning my back on her,I drink the health of one girl or another,and that much annoys her.

And soon she sidles up to me:“Have you any more of them?”“As you see, three tankards fullof sparkling, foaming beer—that’s not much for me.”

Then, smiling, she softly says,“You’re quite a fellow!”She calls the waiter, orders wine,drinks to me and fills my glasswith real blossoms and pearls.

Sie bezahlet Wein und Bier, und ich, wieder gut, führe sie am Arm mit mir, aus dem Haus, wie’n Kavalier, alles zieht den Hut.

rLieber allesSoldat sein ist gefährlich,Studieren sehr beschwerlich,das Dichen süß und zierlich,der Dichter gar possierlichin diesen wilden Zeiten.Ich möcht’ am liebsten reiten,ein gutes Schwert zu Seite,die Laute in der Rechten,Studentenherz zum Fechten.Ein wildes Roß ist’s Leben,die Hufe Funken geben,wer’s ehrlich wagt, bezwingt es, und wo es tritt, da klingt es!

tHeimwehWer in der Fremde will wandern,der muß mit der Liebsten gehn,es jubeln und lassen die andernden Fremden alleine stehn.

Was wisset ihr, dunkle Wipfelvon der alten, schönen Zeit?Ach, die Heimat hinter den Gipfeln,wie liegt sie von hier so weit!

Am liebsten betracht' ich die Sterne,die schienen, wie ich ging zu ihr,die Nachtigall hör ich so gerne,sie sang vor der Liebsten Tür.

She pays for the wine and beer,and I, renewed,lead her on my armout of the house like a cavalier,while everyone doffs his cap.

I’d like bestSoldiering is dangerous,studying extremely irksome,poetry is sweet and elegant,but a poet quite absurdin these wild times.I’d like best to ride,god sword at my side,a lute in my hand,with a youthful heart for the fight.A wild steed, its hoovesstriking sparks, is life:he who boldly ventures, masters it,and where it goes, it resounds!

Longing For HomeHe who would journey abroadshould go with his beloved:others will make merryand leave the stranger standing alone.

What do you know, dark treetops,of the happy days now past?Oh, homeland beyond the mountains,how far from here it lies!

I love best to watch the starsthat shone as I went to her ,I love to hear the nightingale that sang at my loved one’s door.

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Der Morgen, das ist meine Freude!Da steig’ ich in stiller Stund’auf den höchsten Berg in die Weite,grüß’ dich, Deutschland, aus Herzensgrund.

yDer Scholar Bei dem angenehmsten Wettersingen alle Vögelein,klatscht der Regen auf die Blätter,sing’ ich so für mich allein.

Denn mein Aug’ kann nichts entdecken,wenn der Blitz auch grausam glüht,was im Wandern könnt’ erschreckenein zufriedenes Gemüt.

Frei von Mammon will ich schreitenauf dem Feld der Wissenschaft,sinne ernst und nehm’ zuzeiteneinen Mund voll Rebensaft.

Bin ich müde vom Studieren,wann der Mond tritt sanft herfür,pfleg’ ich dann zu musizierenvor der Allerschönsten Tür.

uDer verzweifelte LiebhaberStudieren will nichts bringen,mein Rock hält keinen Stich,meine Zither will nicht klingen,mein Schatz, der mag mich nicht.

Ich wollt’, im Grün spaziertedie allerschönste Frau,ich wär’ ein Drach’ und führtesie mit mir fort durchs Blau.

The dawn is my delight!At that peaceful hour I climb the highest mountain,and from my heart I greet you, Germany!

The Wandering ScholarIn the finest weatherall the little birds sing;when the rain patters on the leaves,then I sing all by myself.

For my eyes cannot discover anything,even the lightning’s cruel flash,that could frighten on its travelsa contented soul.

Free from Mammon I will rangeover the fields of science,ponder in earnest and sometimes takea mouthful of grape juice.

When I am tired of studying,and the moon shines softly forth,I try my hand at music-makingbefore my sweetheart’s door.

The Despairing LoverStudy doesn’t help at all,my coat-seams are falling apart,my zither won’t make a sound.My girl doesn’t care for me.

I wish that, walking in the fields,were the loveliest of all women:and I were a dragon who carriedher off with me through the sky.

Ich wollt’, ich jagt’ gerüstetund legt’ die Lanze aus,und jagte alle Philisterzur schönen Welt hinaus.

Ich wollt’, ich läg’ jetzunderim Himmel still und weitund fragt nach all dem Plundernichts vor Zufriedenheit.

iUnfallIch ging bei Nacht einst über Land,ein Bürschlein traf ich draußen,das hat ’nen Stutzen in der Handund zielt auf mich voll Grausen.

Ich renne, da ich mich erbos’,auf ihn in vollem Rasen,da drückt das kecke Bürschlein los,und ich stürzt’ auf die Nasen.

Er aber lacht mir ins Gesicht,daß er mich angeschossen,Cupido war der kleine Wicht –das hat mich sehr verdrossen.

oLiebesglück Ich hab’ ein Liebchen lieb recht von Herzen,hellfrische Augen hat’s wie zwei Kerzen,und wo sie spielend streifen das Feld,ach, wie so lustig glänzet die Welt!

Wie in der Waldnacht zwischen den Schlüftenplötzlich die Täler sonnig sich klüften,funkeln die Ströme, rauscht himmelwärtsblühende Wildnis: – so ist mein Herz!

I wish I were armed and hunting,and unsheathed my lance,and routed all the Philistinesaway from this fair world.

I wish I might now liebeneath the quiet, distant sky,and from all this dross could ask fornothing to make me more contented.

MisadventureOnce, at night, I was going across country,and out there I met a boywho had a musket in his hand,and to my dismay aimed at me.

Because I was angry, I ranat him in an absolute rage.Then the impudent boy firedand I toppled on my nose.

But he laughed right in my faceat having shot at me.The little wretch was Cupid—that annoyed me very much.

Love’s HappinessI love a maid with all my heartwho has eyes that shine like two candles,and wherever they lightly fall,ah, the world sparkles with gaiety!

Just as in a break in the dark woodssuddenly the valleys open out in sunlight,the streams glisten, a blossoming wilderness rustles heavenwards—so it is with my heart!

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Wie vom Gebirge ins Meer zu schauen,wie wann der Seefalk, hangend im Blauen,zuruft der dämmernden Erd’, wo sie blieb? –So unermeßlich ist rechte Lieb’!

pSeemanns AbschiedAde, mein Schatz, du mocht’st mich nicht,ich war dir zu geringe.Einst wandelst du bei Mondenlichtund hörst ein süßes Klingen,ein Meerweib singt, die Nacht ist lau,die stillen Wolken wandern,da denk an mich, s’ ist meine Frau,nun such dir einen andern!

Ade, ihr Landsknecht’, Musketier’!Wir ziehn auf wildem Rosse,das bäumt und überschlägt sich schiervor manchem Felsenschlosse.Der Wassermann bei Blitzesscheintaucht auf in dunklen Nächten,der Haifisch schnappt, die Möven schrei’n,das ist ein lustig Fechten!

Streckt nur auf eurer Bärenhautdaheim die faulen Glieder,Gott Vater aus dem Fenster schaut,schickt seine Sündflut wieder,Feldwebel, Reiter, Musketier,sie müssen all’ ersaufen,derweil mit frischem Winde wirim Paradies einlaufen.

aIn der Fremde IDa fahr’ ich still im Wagen,du bist so weit von mir,wohin er mich mag tragen,ich bleibe doch bei dir.

Like gazing at the sea from the mountains;like when the seahawk, hovering in the sky,calls to the twilight earth below—so immeasurable is true love!

The Sailor’s FarewellFarewell, my dear, you don’t want me,I wasn't good enongh for you.One day, wandering by moonlight,you'll hear a sweet refrain:a mermaid singing, the night balmy,the clouds drifting slowly by:even think of me, she’s my wife;go find yourself someone else!

Farewell, you infantrymen, you musketeers.We ride a wild steedthat prances and falls back sheerbefore a myriad craggy castles.The water-sprite in the lightning's flashemerges from the depths of darkness;the shark snaps its jaws, the seagulls screech:this is a fine life!

Stretch out your lazy limbson your bearskins at home.God the Father will look out of His windowand send His flood once more.Sergeant-majors, horsemen, musketeers,all must be drowned,while with a fair windwe make port in Paradise.

In a Foreign Land II travel on slowly in my carriage, while you are so far from me; out wherever it may take me, I still remain with you.

Da fliegen Wälder, Klüfteund schöne Täler tiefund Lerchen hoch in Lüften,als ob dein’ Stimme rief’.

Die Sonne lustig scheinetweit über das Revier,ich bin so froh verweinetund singe still in mir.

Vom Berge geht’s hinunter,das Posthorn schallt im Grund,mein’ Seel’ wird mir so munter,Grüß’ dich aus Herzensgrund.

sErwartungGrüß’ euch aus Herzensgrund:zwei Augen hell und rein,zwei Röslein auf dem Mund,Kleid blank aus Sonnenschein!

Nachtigall klagt und weint,wollüstig rauscht der Hain,alles die Liebste meint:Wo weilt sie so allein?

Weil’s draußen finster war,sah ich viel hellern Schein,jetzt ist es licht und klar,ich muß im Dunkeln sein.

Sonne nicht steigen mag,sieht so verschlafen drein,wünschet den ganzen Tag,daß wieder Nacht möcht’ sein.

Liebe geht durch die Luft,holt fern die Liebste ein;

Forests and ravines fly past and beautiful deep valleys, and larks high in the sky as if your voice were calling.

The sun shines brightly across the whole landscape; I weep tears of joy and my heart sings within me.

We go down from the mountain, the posthorn rings out below; my spirit becomes so joyful, and I greet you from the bottom of my heart.

ExpectancyI greet you from the bottom of my heart:two clear bright eyes,two rosebuds for your lips,your dress radiant with sunshine!

The nightingale grieves and laments,the grove rustles voluptuously;everything calls my beloved to mind.Where does she linger, so alone?

Though it was dark outside, all was clarity and brightness to me: now it is light and clear, but I must stay in darkness.

The sun could not have risen,but seems to have stayed asleep,wishing the whole dayfor it to be night again.

Love flies through the air to meet my love far away:

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fort über Berg und Kluft!Und sie wird doch noch mein!

dDie Nacht Nacht ist wie ein stilles Meer.Lust und Leid und Liebesklagenkommen so verworren herin dem linden Wellenschlagen.

Wünsche wie die Wolken sind,schiffen durch die stillen Räume,wer erkennt im lauen Wind,ob’s Gedanken oder Träume? –

Schließ’ ich nun auch Herz und Mund,die so gern den Sternen klagen:Leise doch im Herzensgrundbleibt das linde Wellenschlagen.

fNachrufDu liebe, treue Laute, wie manche Sommernacht,bis daß der Morgen graute,hab’ ich mit dir durchwacht!

Die Täler wieder nachten,schon sinkt das Abendrot,doch die sonst mit uns wachten,die liegen lange tot.

Was wollen wir nun singenhier in der Einsamkeit,wenn alle von uns gingen,die unser Lied erfreut?

Wir wollen dennoch singen!So still ist's auf der Welt;

go forth over mountain and ravine, and then she will again be mine!

NightNight is like a placid sea,joy and grief and lovers’ plaintsmingling in confusionin the gentle beating of the waves.

Wishes are like cloudsfloating through the calm skies: who can tell in the indolent wind whether they are thoughts or dreams?

Though now my heart and lips are sealed that have often pleaded to the stars, gently in the depths of my heart I still feel the waves’ soft beating.

ObituaryDear faithful lute,how many a summer nighthave I kept watch with youuntil the morning dawned!

The valleys darken again, and twilight has already gone, yet they who once watched with us have long lain dead.

What should we sing nowhere in this solitude, when gone from us are all whom our song gladdened?

Nevertheless, we will sing! Such stillness lies on the world.

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Who knows, perhaps our songswill reach into the vault of stars.

Who knows, those who diedmay hear me up there, and, gently opening the gates, may take us in.

The Harper IHe who resigns himself to solitudeis soon alone;everyone lives and loves,and leaves him to his suffering.Yes, leave me to my anguish!If I can be but oncetruly lonely,then I am not alone.A lover softly steals, and listenswhether his love is alone.

wer weiß, die Lieder dringenvielleicht zum Sternenzelt.

Wer weiß, die da gestorben,sie hören droben michund öffnen leis die Pfortenund nehmen uns zu sich.

GOETHE-LIEDER

gHarfenspieler IWer sich der Einsamkeit ergibt, ach! der ist bald allein; ein jeder lebt, ein jeder liebt und läßt ihn seiner Pein. Ja! laßt mich meiner Qual! Und kann ich nur einmal recht einsam sein,dann bin ich nicht allein.Es schleicht ein Liebender lauschend sacht,ob seine Freundin allein?

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So überschleicht bei Tag und Nachtmich Einsamen die Pein, mich Einsamen die Qual. Ach, werd’ ich erst einmal einsam im Grabe sein, da läßt sie mich allein!

hHarfenspieler IIAn die Türen will ich schleichen, still und sittsam will ich stehn; fromme Hand wird Nahrung reichen, und ich werde weitergehn. Jeder wird sich glücklich scheinen, wenn mein Bild vor ihm erscheint;eine Träne wird er weinen, und ich weiß nicht, was er weint.

jHarfenspieler IIIWer nie sein Brot mit Tränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte! Ihr führt ins Leben uns hinein, ihr laßt den Armen schuldig werden, dann überlaßt ihr ihn der Pein: denn alle Schuld rächt sich auf Erden.

kDer Sänger „Was hör’ ich draußen vor dem Tor,was auf der Brücke schallen?Laß den Gesang vor unserm Ohrim Saale widerhallen!“Der König sprach’s, der Page lief;der Knabe kam, der König rief:„Laßt mir herein den Alten!“

„Gegrüßet seid mir, edle Herrn,gegrüßt ihr, schöne Damen!

Thus, by day and night,suffering and anguishstalk me in my solitude.Ah, once I am alonein my grave,then I shall be left in peace.

The Harper IITo the doors I will creepand stand silently and humbly;a gentle hand will offer me breadand I will go on my way.Whoever looks on mewill feel how fortunate is his lot;he will shed a tear—I know not why he weeps.

The Harper IIIHe who ne’er ate his bread with tears,who ne’er through the sorrow-laden nightssat weeping on his bed,he knows ye not, ye heavenly powers!Ye lead us into life,ye let the innocent one become guilty,then leave him to his suffering;for every sin is atoned for on earth.

The Singer‘What do I hear at the gate outside,what sound on the bridge?Let the song come to our ears,ringing round the hall!’The king spake, the page ran off.The boy came in, the king called out:‘Let the old man in!’

‘Greetings, noble sirs,greetings, fair ladies!

Welch reicher Himmel, Stern bei Stern!Wer kennet ihre Namen?Im Saal voll Pracht und Herrlichkeitschließt, Augen, euch; hier ist nicht Zeit,sich staunend zu ergötzen.“

Der Sänger drückt’ die Augen einund schlug in vollen Tönen;die Ritter schauten mutig drein,und in den Schoß die Schönen.Der König, dem das Lied gefiel,ließ, ihn zu Ehren für sein Spiel,eine goldne Kette reichen.

„Die goldne Kette gib mir nicht,die Kette gib den Rittern,vor deren kühnem Angesichtder Feinde Lanzen splittern.Gib sie dem Kanzler, den du hast,und laß ihn noch die goldne Lastzu andern Lasten tragen.

Ich singe, wie der Vogel singt,der in den Zweigen wohnet;das Lied, das aus der Kehle dringt,ist Lohn, der reichlich lohnet.Doch darf ich bitten, bitt’ ich eins:laß mir den besten Becher Weinsin purem Golde reichen.“

Er setzt’ ihn an, er trank ihn aus:„O Trank voll süßer Labe!O wohl dem hochbeglückten Haus,wo das ist kleine Gabe!Ergeht’s euch wohl, so denkt an mich,und danket Gott so warm, als ichfür diesen Trunk euch danke.“

How rich the sky! Star after star!Who knows their names?Within this hall full of splendour and pompclose yourselves, eyes! This is no timeto revel in astonishment.’

The singer closed his eyesand sang in ample tones;the knights looked boldly at him,the fair damsels at their laps.The king, whom the song pleased,ordered, in honour of his performance,a golden chain to be brought.

‘Do not give me the golden chain,give the chain to the knightsbefore whose brave aspectthe lances of your foes are shattered.Give it to your chancellor,and let him bear the golden burdenamong his other burdens.

I sing as a bird singsthat lives in the branches,the song that springs from my throatis a reward that amply recompenses.But if I may ask, I ask one thing:let me be given your best winein a goblet of pure gold.’

He proffered it, the other drank it down:‘O drink of sweet refreshment!Well for the highly favoured housewhere that is but a small gift!In happy times, think on me,and thank God as warmly as Ithank you for this drink.’

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lSpottliedaus Wilhelm MeisterIch armer Teufel, Herr Baron, beneide Sie um Ihren Stand,um Ihren Platz so nah dem Thron und um manch schön’ Stück Ackerland, um Ihres Vaters festes Schloß, um seine Wildbahn und Geschoß.

Mich armen Teufel, Herr Baron, beneiden Sie, so wie es scheint, weil die Natur vom Knaben schon mit mir es mütterlich gemeint. Ich ward, mit leichtem Mut und Kopf,zwar arm, doch nicht ein armer Tropf.

Nun dächt’ ich, lieber Herr Baron,wir ließens bleiben, wie wir sind:Sie blieben des Herrn Vaters Sohn,und ich blieb’ meiner Mutter Kind.

Wir leben ohne Neid und Haß,begehren nicht des andern Titel,Sie keinen Platz auf dem Parnaßund keinen ich in dem Kapitel.

Pasquinade from Wilhelm MeisterI am, Herr Baron, a mere poor devil who envies you your rank, your place so near the throne and your many fine acres of land, your father’s solid castle, his hunting and his shoots.

But it seems, Herr Baron, that t’is you who envies me,since Nature has from boyhood ongiven me all a mother should.Though light of heart and head am I,I’m poor, it’s true, but I’m no beggar.

I thought, dear Baron, we might leave things as they are;you remain your father’s sonand I my mother’s child.

We live without hate or envy, neither coveting the other’s title;no place on Mount Parnassus for you,and none in the peerage for me.

1Der neue AmadisAls ich noch ein Knabe war,sperrte man mich ein;und so saß ich manches Jahrüber mir alleinwie im Mutterleib.

Doch du warst mein Zeitvertreib,gold’ne Phantasie;und ich ward ein warmer Held,wie der Prinz Pipi,und durchzog die Welt.

Baute manch kristallen Schloßund zerstört’ es auch,warf mein blinkendes GeschoßDrachen durch den Bauch.Ja, ich war ein Mann!

Ritterlich befreit’ ich danndie Prinzessin Fisch;sie war gar zu obligeant,führte mich zu Tisch,und ich war galant.

Und ihr Kuß war Götterbrot,glühend wie der Wein.Ach! ich liebte fast mich tot!Rings mit Sonnenscheinwar sie emailliert.

Ach! Wer hat sie mir entführt?Hielt kein Zauberbandsie zurück vom schnellen Fliehn?Sagt, wo ist ihr Land?Wo der Weg dahin?

The New AmadisWhen I was still a boy,I was shut in,and for so many a year sat enclosed upon myself,as within my mother's womb.

But you, golden fantasy,were my diversion, and I became a valiant hero,like Prince Pipi, and roamed the world.

Many a crystal palace I raisedand many I destroyed;I plunged my flashing swordinto a dragon's vitals. I was a man indeed!

Then in knightly fashionI rescued the Princess Fish;she was only too gracious, led me in to her table, and I played the gallant.

And her kiss was ambrosia, glowing like wine.Ah! I was almost dead with love! All around herwas a patina of sunlight.

Ah! Who carried her away from me? Can no magic cord bring her backfrom her rapid flight?Say, where is her country?And which is the way there?

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CD 4

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2Genialisch Treiben So wälz’ ich ohne Unterlaß,wie Sankt Diogenes, mein Faß.Bald ist es ernst, bald ist es Spaß;bald ist es Lieb’, bald ist es Haß;bald ist es dies, bald ist es das;es ist ein Nichts, und ist ein Was.So wälz’ ich ohne Unterlaß,wie Sankt Diogenes, mein Faß.

3Gleich und gleich Ein Blumenglöckchenvom Boden hervorwar früh gesprossetin lieblichem Flor;da kam ein Bienchenund naschte fein:die müssen wohl beidefür einander sein.

4Frühling übers Jahr Das Beet, schon lockertsich‘s in die Höh’,da wanken Glöckchenso weiß wie Schnee;Safran entfaltetgewalt’ge Glut,Smaragden keimt esund keimt wie Blut.Primeln stolzierenso naseweis,schalkhafte Veilchen,versteckt mit Fleiß;was auch noch allesda regt und webt,genug, der Frühling,er wirkt und lebt.

CreativityI roll about my tub incessantlylike Saint Diogenes.Now seriousness, now fun;now love, now hate;now this, now that;it is nothing, and it is something.I roll about my tub incessantlylike Saint Diogenes.

Like with likeA tiny flowerhad sprung up earlyfrom the groundin lovely blossom;soon came a little beeand delicately plundered it!They must surelyhave been meant for each other.

Spring all year roundThe flower-bedthrusts forth its blossoms;little bells as white as snoware trembling there;the crocus unfoldsin a glorious blaze,and emerald green growsand spreads everywhere like life’s blood.Primroses,flaunting so pertly,and roguish violetscunningly hidden;what need to tellof all that is astir?Enough that Spring is herealive and creative.

Doch was im Gartenam reichsten blüht,das ist des Liebchenslieblich Gemüt.Da glühen Blickemir immerfort,erregend Liedchen,erheiternd Wort;ein immer offen,ein Blütenherz,im Ernste freundlichund rein im Scherz.Wenn Ros’ und Lilieder Sommer bringt,er doch vergebensmit Liebchen ringt.

5Der RattenfängerIch bin der wohlbekannte Sänger,der vielgereiste Rattenfänger,den diese altberühmte Stadtgewiß besonders nötig hat.Und wären’s Ratten noch so viele,und wären Wiesel mit im Spiele,von allen säubr’ ich diesen Ort,sie müssen miteinander fort.

Dann ist der gutgelaunte Sängermitunter auch ein Kinderfänger,der selbst die wildesten bezwingt,wenn er die goldnen Märchen singt.Und wären Knaben noch so trutzig,und wären Mädchen noch so stutzig,in meine Saiten greif’ ich ein,sie müssen alle hinterdrein.

Dann ist der vielgewandte Sängergelegentlich ein Mädchenfänger;

But the most luxuriant blossomin the gardenis the sweet spiritof my loved one:eyes that alwaysshine for me,inspiring songsand cheering words;a heart ever open,a flower-heart,gracious in seriousness,and chaste in jollity.When Summer bringsthe rose and lily,they contend in vainwith my beloved.

The Rat-catcherI am that famous minstrel,the much-travelled rat-catcher,of whom this town of ancient famemost surely has especial need.And were there ever so many rats,and were weasels sporting with them,I would cleanse this place of them all;together they must away.

Then this good-humoured minstrelis at times a child-catcher too,who can master even the most unrulywhen he sings the golden fairytales.And were boys ever so defiant,and were maidens ever so startled,if I touch my stringsthey all must follow.

Then this versatile minstrelis now and then a maiden-catcher;

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in keinem Städtchen langt er an,wo er’s nicht mancher angetan.Und wären Mädchen noch so blöde,und wären Weiber noch so spröde,doch allen wird so liebebangbei Zaubersaiten und Gesang.

Ich bin der wohlbekannte Sänger, usw.

6Ritter Kurts Brautfahrt Mit des Bräutigams Behagenschwingt sich Ritter Kurt aufs Roß,zu der Trauung soll’s ihn tragen,auf der edlen Liebsten Schloß;als am öden Felsenortedrohend sich ein Gegner naht;ohne Zögern, ohne Worteschreiten sie zu rascher Tat.

Lange schwankt des Kampfes Welle,bis sich Kurt im Siege freut;er entfernt sich von der Stelle,Überwinder und gebleut.Aber was er bald gewahretin des Busches Zitterschein!Mit dem Säugling still gepaaretschleicht ein Liebchen durch den Hain.

Und sie winkt ihn auf das Plätzchen:„Lieber Herr, nicht so geschwind!Habt ihr nichts an Euer Schätzchen,habt ihr nichts für Euer Kind?“Ihn durchglühet süße Flamme,daß er nicht vorbei begehrt,und er findet nun die Amme,wie die Jungfrau, liebenswert.

never does he enter a townwithout bewitching many.And were maidens ever so shy,and were wives ever so demure,yet all must lose their heartsat the sound of the magic strings and song.

I am that famous minstrel, etc.

Kurt the Knight’s Wedding RideEasily, as befits a bridegroom,Knight Kurt swings onto his steed;it must carry him to his weddingat his noble sweetheart’s castle.But in a rocky desert placean opponent grim draws near;without delay, without a word,they quickly come to blows.

Long the surge of combat continueduntil Kurt rose gladly victorious;he departed from the placetriumphant but bruised.But what does he behold ere longin the glimmering of the bushes?With her baby quietly on her breasthis sweetheart is strolling through the grove.

And she beckons him to her side:‘Good my Lord, not so fast!Have you nothing for your sweetheart?Have you nothing for your child?’Fires of sweetness glow within him,and he cannot pass her by;and now he finds the nursemaidas worthy of love as the maiden.

Doch er hört die Diener blasen,denket nun der hohen Braut;und nun wird auf seinen StraßenJahresfest und Markt so laut,und er wählet in den Budenmanches Pfand zu Lieb’ und Huld.Aber ach! da kommen Judenmit dem Schein vertagter Schuld.

Und nun halten die Gerichteden behenden Ritter auf.O verteufelte Geschichte!Heldenhafter Lebenslauf!Soll ich heute mich gedulden?Die Verlegenheit ist groß.Widersacher, Weiber, Schulden,ach! kein Ritter wird sie los.

7Gutmann und GutweibUnd morgen fällt Sankt Martins Fest,Gutweib liebt ihren Mann;da knetet sie ihm Puddings einund bäckt sie in der Pfann’.

Im Bette liegen beide nun,da saust ein wilder West;und Gutmann spricht zur guten Frau:„Du riegle die Türe fest.“

„Bin kaum erholt und halb erwarmt,wie käm’ ich da zu Ruh;und klapperte sie einhundert Jahr,ich riegelte sie nicht zu.“

Drauf eine Wette schlossen sieganz leise sich ins Ohr:So wer das erste Wörtlein spräch’,der schöbe den Riegel vor.

But he hears the servants’ fanfares,and thinks now of his highborn bride;and there upon his path iscarnival, and noisy market;and from the booths he choosesmany a token of love and homage;but alas! Jews are comingwith the bonds of ancient debts.

And now they hold trialof the doughty knight.O bedevilled story!O the hero’s way of life!Must I be patient for today?Great is my embarrassment.Opponents, women, debts,alas, a knight is never rid of them!

Goodman and GoodwifeTomorrow will be Martinmas; goodwife, for love of her husband, has rolled him out some girdle-cakes and baked them on the pan.

Now in bed they lie while a wild west wind roars; and goodman says to his goodwife, “Go and bolt fast the door.”

“I've scarcely relaxed and am not yet warm, as if I’d just come to bed; the door can bang for a hundred years, but I'm not bolting it.”

Thereupon they made a bet in whispers to each other: whoever should utter the first word should go and bolt the door.

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Zwei Wanderer kommen um Mitternachtund wissen nicht, wo sie stehn,die Lampe losch, der Herd verglomm,zu hören ist nichts, zu sehn.

„Was ist das für ein Hexenort?Da bricht uns die Geduld!“Doch hörten sie kein Sterbenswort,Des war die Türe schuld.

Den weißen Pudding speisten sie,den schwarzen ganz vertraut;und Gutweib sagte sich selber viel,doch keine Silbe laut.

Zu diesem sprach der jene dann:„Wie trocken ist mir der Hals!Der Schrank, der klafft, und geistig riecht’s,da findet sich’s allenfalls.

Ein Fläschchen Schnaps ergreif’ ich da,das trifft sich doch geschickt!Ich bring’ es dir, du bringst es mir,und bald sind wir erquickt.“

Doch Gutmann sprang so heftig aufund fuhr sie drohend an:„Bezahlen soll mit teurem Geld,wer mir den Schnaps vertan!“

Und Gutweib sprang auch froh heran,drei Sprünge, als wär’ sie reich:„Du Gutmann sprachst das erste Wort,nun riegle die Türe gleich!“

8Frech und froh IMit Mädchen sich vertragen,mit Männern rumgeschlagen

At midnight two travellers appear, not knowing where they are; the lamp is out, the fire is dead, nothing to be seen or heard.

“What witches’ den is this? This is past all bearing!” But they heard not a syllable—that was the door’s fault.

They tucked in to the white pudding and made short work of the black: and goodwife to herself said a lot, but not a sound out loud.

Then one said to the other, “My throat’s devilish dry! The cupboard door’s open, I smell liquor; let’s see what we can find.

Now here’s a bottle of schnaps to hand, that really is a find! I’ll drink to you, you drink to me, and soon we’ll be new men.”

Then goodman sprang up in a passion and shouted threats at them: “Whoever steals my schnaps shalls pay full dear for it!”

And goodwife joyfully took three leaps as if she’d won a fortune: “Goodman, you spoke the first word, so now go and bolt the door!”

Cheerful Impudence IGet along with girls,grapple with men,

und mehr Kredit als Geld:So kommt man durch die Welt.

Mit vielem läßt sich schmausen,mit wenig läßt sich hausen;daß wenig vieles sei,schafft nur die Lust herbei.

Will sie sich nicht bequemen,so müßt ihr’s eben nehmen.Will einer nicht vom Ort,so jagt ihn grade fort.

Laßt alle nur mißgönnen,was sie nicht nehmen können,und seid von Herzen froh;das ist das A und O.

So fahret fort zu dichten,euch nach der Welt zu richten.Bedenkt in Wohl und Weh – dies goldne ABC.

9Frech und froh II Liebesqual verschmäht mein Herz,sanften Jammer, süßen Schmerz;nur von Tüchtgen will ich wissen,heißem Äuglein, derben Küssen.

Sei ein armer Hund erfrischt,von der Lust, mit Pein gemischt!Mädchen, gib der frischen Brustnichts von Pein und alle Lust.

0Cophtisches Lied I Lasset Gelehrte sich zanken und streiten,streng und bedächtig die Lehrer auch sein!Alle die Weisesten aller der Zeiten

and have more credit than cash—that's how to get on in the world.

With much, one runs riot, with little, one settles down; regard little as much—that alone is the way to find pleasure.

If she won’t comply, you’ll have to take it; if he won’t get out,you’ll have to send him packing.

Let everyone simply envy what they can’t take, and be glad at heart: that’s the beginning and end of it.

So keep on coping,to get on with the world.In weal and woe bear in mindthis golden ABC.

Cheerful Impudence IIMy heart scorns this torment of love, soft lamenting, sweet sorrow: I want to know only of its vigour—burning glances, bold kisses.

Let piteous dogs find refreshmentin pleasure that is mixed with pain!Give my lively heart, my girl, no pain, but pleasure unalloyed!

Coptic Song ILet the learned dispute and wrangle,and teachers be stern and judicious,but with knowing smiles

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lächeln und winken und stimmen mit ein:Töricht, auf Bess’rung der Toren zu harren!Kinder der Klugheit, o habet die Narreneben zum Narren auch, wie sich’s gehört!

Merlin der Alte, im leuchtenden Grabe,wo ich als Jüngling gesprochen ihn habe,hat mich mit ähnlicher Antwort belehrt:Töricht, auf Bess’rung der Toren zu harren!Kinder der Klugheit, o habet die Narreneben zum Narren auch, wie sich’s gehört!

Und auf den Höhen der indischen Lüfteund in den Tiefen ägyptischer Grüftehab’ ich das heilige Wort nur gehört:Töricht, auf Bess’rung der Toren zu harren!Kinder der Klugheit, o habet die Narreneben zum Narren auch, wie sich’s gehört!

qCophtisches Lied II Geh! Gehorche meinen Winken,nutze deine jungen Tage,lerne zeitig klüger sein.Auf des Glückes großer Waagesteht die Zunge selten ein;du mußt steigen oder sinken,du mußt herrschen und gewinnen,oder dienen und verlieren,leiden oder triumphieren,Amboß oder Hammer sein.

wBeherzigung I Ach, was soll der Mensch verlangen?Ist es besser, ruhig bleiben?Klammernd fest sich anzuhangen?Ist es besser, sich zu treiben?

the wisest sages of all time agree.It is folly to expect fools to become wise!O children of wisdom, make foolsof the foolish, it is their due!

Ancient Merlin in his glittering cave,where as a youth I once spoke to him,gave me like counsel.It is folly to expect fools to become wise!O children of wisdom, make foolsof the foolish, it is their due!

On the height of the Indian breezes,and in the depth of the Egyptian tombs,I heard only this hallowed saying:It is folly to expect fools to become wise!O children of wisdom, make foolsof the foolish, it is their due!

Coptic Song IICome! Obey my commands,profit by the days of your youth,learn to be wiser.The pointer of the great scales of fortuneis rarely still.You must rise or sink,you must rule and be victorious,or serve and be vanquished,suffer or triumph,be the anvil or the hammer.

Encouragement IAh, to what shall man aspire?Is it better to remain at peace,firmly grasping what is his?Is it better to strive?

Soll er sich ein Häuschen bauen?Soll er unter Zelten leben?Soll er auf die Felsen trauen?Selbst die festen Felsen beben.

Eines schickt sich nicht für alle;sehe jeder, wie er’s treibe,sehe jeder, wo er bleibe,und wer steht, daß er nicht falle!

eBeherzigung IIFeiger Gedanken bängliches Schwanken, weibisches Zagen,ängstliches Klagenwendet kein Elend, macht dich nicht frei. Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten, nimmer sich beugen, kräftig sich zeigen rufet die Arme der Götter herbei!

rDank des PariaGroßer Brahma! Nun erkenn’ ich, daß du Schöpfer bist der Welten. Dich als meinen Herrscher nenn’ ich; denn du lässest alle gelten.

Und verschließest auch dem Letzten keines von den tausend Ohren. Uns, die tief Herabgesetzten, alle hast du neu geboren.

Wendet euch zu dieser Frauen, die der Schmerz zur Göttin wandelt!

Should he build himself a house?Should he live beneath a roof of canvas?Should he put his trust in the rocks?Even the firmest of rocks tremble.

What suits one does not suit another;let each one look to his own lifeand to his own conduct,and let the one who stands see that he does not fall.

Reflection IICowardly thoughts’fearful wavering,womanish hesitancy,anxious complainingwards off no misery,won’t make you free.In face of all forcesmaintaining defiance,yielding never,showing oneself strong—summons the arms of the gods to one’s side.

The Pariah’s ThanksGreat Brahma! Now I recognisethat thou art the creator of the world.I call thee my master.four thou dost value all.

Even to the least of us thou dost closenone of thy thousand ears;we, so deeply despised, have been reborn through thee.

Direct your thoughts to that womanwhom suffering turned to a goddess!

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Nun beharr’ ich, anzuschauen den, der einzig wirkt und handelt.

tPhänomenWenn zu der RegenwandPhöbus sich gattet,gleich steht ein Bogenrandfarbig beschattet.

Im Nebel gleichen Kreisseh’ ich gezogen;zwar ist der Bogen weiß,doch Himmelsbogen.

So sollst du, muntrer Greis,dich nicht betrüben;sind gleich die Haare weiß,doch wirst du lieben.

yDer SchäferEs war ein fauler Schäfer, ein rechter Siebenschläfer, ihn kümmerte kein Schaf.

Ein Mädchen konnt’ ihn fassen: Da war der Tropf verlassen, fort Appetit und Schlaf!

Es trieb ihn in die Ferne, des Nachts zählt’ er die Sterne, er klagt’ und härmt’ sich brav.

Nun, da sie ihn genommen, ist alles wieder kommen, Durst, Appetit und Schlaf.

Now I will continue to contemplate himto whom alone all creation and action is due.

PhenomenonWhen to the shower of rainPhoebus is united,at once there stands an arching rimcolourfully shaded.

In the mist a similar circleI see stretched out;the arch is white, indeed,but an arch from heaven.

So, jolly old man, you mustnot be dispirited;even if your hairs be white,you will still love.

The ShepherdThere was a lazy shepherd, fit to rank with the Seven Sleepers,and heedless of his sheep.

A maiden was able to catch him, then deserted the booby: gone were both appetite and sleep!

It drove him far away;by night he counted the starsand lamented and grieved full score.

But now that she’s accepted him, everything has returned: thirst, appetite and sleep.

uBlumengruß Der Strauß, den ich gepflücket,grüße dich viel tausendmal!Ich habe mich oft gebücket,ach, wohl eintausendmal,und ihn ans Herz gedrücketwie hunderttausendmal!

iOb der Koran von Ewigkeit sei? Aus Westöstlicher Divan · Aus dem SchenkenbuchOb der Koran von Ewigkeit sei?Darnach frag’ ich nicht!Ob der Koran geschaffen sei?Das weiß ich nicht!Daß er das Buch der Bücher sei,glaub’ ich aus Mosleminen-Pflicht.Daß aber der Wein von Ewigkeit sei,daran zweifl’ ich nicht;oder daß er von den Engeln geschaffen sei,ist vielleicht auch kein Gedicht. Der Trinkende, wie es auch immer sei, blickt Gott frischer ins Angesicht.

oTrunken müssen wir alle sein! Aus Westöstlicher Divan · Aus dem SchenkenbuchTrunken müssen wir alle sein! Jugend ist Trunkenheit ohne Wein; trinkt sich das Alter wieder zu Jugend, so ist es wundervolle Tugend. Für Sorgen sorgt das liebe Leben, und Sorgenbrecher sind die Reben.

Da wird nicht mehr nachgefragt!Wein ist ernstlich untersagt.Soll denn doch getrunken sein, trinke nur vom besten Wein: Doppelt wärest du ein Ketzer in Verdammnis um den Krätzer.

A Flower GreetingThe nosegay which I have gatheredbrings thee many thousand greetings.I have oft bent down,ah, perhaps a thousand times,and pressed it to my hearta hundred thousand times!

Can The Koran From Eternity Be?From Westöstlicher Divan Can the Koran from Eternity be?I dare not ask.Can the Koran a creation be?I do not know.That it must be the Book of Books,I believe, as a good Muslim should.That wine, though, must from Eternity be,I do not doubt,or that it was created ere the Angels,is perhaps no fable either.Be that as it may, the man who drinks,sees the face of God more clearly.

We Must All Get Drunk!From Westöstlicher Divan We must all get drunk!Youth is drunkenness without wine; and if old age can regain its youth through wineit is indeed a splendid virtue. Dear life takes care to bring us cares, and to drown our sorrows we have the vine.

So no more questions!Wine is strictly out of bounds.And if drink you must, then drink the best: you’d be a heretic twice over if damned for rough wine.

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pSolang man nüchtern istAus Westöstlicher Divan · Aus dem SchenkenbuchSolang man nüchtern ist, gefällt das Schlechte;wie man getrunken hat, weiß man das Rechte, nur ist das Übermaß auch gleich zu Handen: Hafis, o lehre mich, wie du’s verstanden!

Denn meine Meinung istnicht übertrieben:wenn man nicht trinken kann, soll man nicht lieben;doch sollt ihr Trinker euchnicht besser dünken:Wenn man nicht lieben kann,soll man nicht trinken.

aSie haben wegen der Trunkenheit Aus Westöstlicher Divan · Aus dem SchenkenbuchSie haben wegen der Trunkenheitvielfältig uns verklagt,und haben von unsrer Trunkenheitlange nicht genug gesagt.Gewöhnlich der Betrunkenheiterliegt man, bis es tagt;doch hat mich meine Betrunkenheitin der Nacht umher gejagt.Es ist die Liebestrunkenheit,die mich erbärmlich plagt,von Tag zu Nacht, von Nacht zu Tagin meinem Herzen zagt.Dem Herzen, das in Trunkenheitder Lieder schwillt und ragt,daß keine nüchterne Trunkenheitsich gleich zu heben wagt.

While You Are SoberFrom Westöstlicher Divan While you are sober, badness is appealing but once you’ve had a drink you know what’s right from wrong;but then excess, it’s true, is never far away; O teach me, Hafiz, what is your understanding.

For my view isnot so extreme:if you can’t drink, you shouldn’t love.Yet you drinkers shouldn’tthink yourselves better off;if you can’t love,you shouldn’t drink.

You Have Of Our DrunkennessFrom Westöstlicher Divan You have of our drunkenness variously complained,and, in abuse of drunkenness,enough can never say. Men, overcome by drunkenness, are apt to lie till day. And yet I find my drunkennesshas made me all night stray.It is love’s drunkennesswhich so mercilessly torments me,which day and night, night and day, falters in my heart; a heart that in its drunkennessof song heaves and swells,so that no sober drunkennesscan dare assert its sway.

Lieb-, Lied- und Weines Trunkenheit,ob’s nachtet oder tagt,die göttlichste Betrunkenheit,die mich entzückt und plagt.

sWas in der Schenke waren heute Aus Westöstlicher Divan · Aus dem SchenkenbuchWas in der Schenke waren heuteam frühsten Morgen für Tumulte!Der Wirt und Mädchen! Fackeln, Leute!

Was gab’s für Händel, für Insulte!Die Flöte klang, die Trommel scholl!Das war ein wüstes Wesen –doch bin ich, Lust und Liebe voll,auch selbst dabei gewesen.

Daß ich von Sitte nichts gelernt,darüber tadelt mich ein jeder;doch bleib’ ich weislich weit entferntvom Streit der Schulen und Katheder.

dErschaffen und BelebenAus Westöstlicher Divan · Aus dem Buch des SängersHans Adam war ein Erdenkloß,den Gott zum Menschen machte;doch bracht’ er aus der Mutter Schoßnoch vieles Ungeschlachte.

Die Elohim zur Nas’ hineinden besten Geist ihm bliesen;nun schien er schon was mehr zu sein,denn er fing an zu niesen.

Doch mit Gebein und Glied und Kopfblieb er ein halber Klumpen,bis endlich Noah für den Tropfdas Wahre fand, den Humpen.

Drunkenness of song, of love and wine, be it night or day,how godlike is the drunkennessthat charms and torments me.

What An Uproar There Was At The Inn Today!From Westöstlicher Divan What an uproar there was at the inn today, in the early hours of the morning. The landlord and girls! Torches, people! What bickering, mockery too!

A piping of flutes, a beating of drums! It was a wild old time; yet there was I, in the heart of it, revelling in the scene.

Of manners I’ve learnt nothing and for that am much rebuked; yet wisely I eschew the wrangling groves of academe.

Creation and AnimationFrom Westöstlicher Divan · Book of the MinstrelHans Adam was a clod of earth that God made into man, but from his mother’s womb he brought his earthiness with him.

Then into his nostrils Jehovah breathedthe very best of spirits,and now he seemed to show some lifefor he began to sneeze.

But despite his bones, his limbs and brain he remained still half a clod, till Noah for the dolt at last found just the thing, a stein.

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Der Klumpe fühlt sogleich den Schwung,sobald er sich benetzet,so wie der Teig durch Säuerungsich in Bewegung setzet.

So, Hafis, mag dein holder Sang,dein heiliges Exempeluns führen, bei der Gläser Klang,zu unsres Schöpfers Tempel.

fEpiphanias Die heil’gen drei König’ mit ihrem Stern,sie essen, sie trinken und bezahlen nicht gern;sie essen gern, sie trinken gern,sie essen, trinken und bezahlen nicht gern.

Die heil’gen drei König’ sind kommen allhier,es sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier;und wenn zu dreien der vierte wär’,so wär’ ein heil’ger Drei-König mehr.

Ich erster bin der weiß’ und auch der schön’,bei Tage solltet ihr erst mich sehn!Doch ach, mit allen Spezerei’nwerd’ ich sein Tag kein Mädchen mir erfrein.

Ich aber bin der braun’ und bin der lang’,bekannt bei Weibern wohl und bei Gesang.Ich bringe Gold statt Spezerei’n,da werd’ ich überall willkommen sein.

Ich endlich bin der schwarz’ und bin der klein’und mag auch wohl einmal recht lustig sein.Ich esse gern, ich trinke gern,ich esse, trinke und bedanke mich gern.

Die heiligen drei König’ sind wohlgesinnt,sie suchen die Mutter und das Kind;

The clot he felt the liquid’s zest the moment that he took a sip, just as dough will start to rise when yeast is added to it.

So may, Hafiz, your sweet song,your blessed example,lead us, glasses clinking,to our Creator’s temple.

EpiphanyThe three Magi with their stars,they eat and drink but are loath to pay;they like eating, they like drinking,they eat and drink, but are loath to pay.

The three Magi have come to our town.There are three of them and not four;if the fourth were with the threethere would be one Magus more.

I, the first, am the white, handsome one;you should just see me by day!Yet with all my goodsnever shall I win a maid.

I am the brown, tall one,famous with women and for song.I bring gold instead of goods,and so shall be welcome everywhere.

I, the last, am the black, small one,and can at times be right merry.I eat with a will, and drink with a will.I eat and drink and give thanks with a will.

The three Magi are well-disposed;they are seeking the Mother and the Child;

der Joseph fromm sitzt auch dabei,der Ochs und Esel liegen auf der Streu.

Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold,dem Weihrauch sind die Damen hold;und haben wir Wein von gutem Gewächs,so trinken wir drei so gut als ihrer sechs.

Da wir nun hier schöne Herrn und Frau’n,aber keine Ochsen und Esel schaun,so sind wir nicht am rechten Ortund ziehen unseres Weges weiter fort.

gSankt Nepomuks Vorabend Lichtlein schwimmen auf dem Strome,Kinder singen auf der Brücken,Glocke, Glöckchen fügt vom Domesich der Andacht, dem Entzücken.

Lichtlein schwinden, Sterne schwinden;also löste sich die Seeleunsres Heil’gen, nicht verkündendurft’ er anvertraute Fehle.

Lichtlein, schwimmet! Spielt, ihr Kinder!Kinderchor, o singe, singe!Und verkündiget nicht minder,was den Stern zu Sternen bringe.

hAnakreons Grab Wo die Rose hier blüht, wo Reben um Lorbeer

sich schlingen,wo das Turtelchen lockt, wo sich das

Grillchen ergötzt,welch ein Grab ist hier, das alle Götter mit Lebenschön bepflanzt und geziert? Es ist Anakreons Ruh.

pious Joseph will be sitting close by,the ox and the ass will be lying on the straw.

We bring myrrh and gold, and frankincenseso well beloved of the ladies,and if we have wine of a good vintagewe three will drink with as good a will as six.

Since we see here fine squires and damesbut no ox or ass,this cannot be the right place,so we continue on our way.

Saint Nepomuk’s EveLittle lights are swimming on the river,children are singing on the bridges,bells large and small from the cathedral matchthe devotion and the enchantment.

The lights fade, the stars fade;just so was released the soulof our Saint; he would not revealfaults that had been confessed to him.

Swim, little lights! Play, you children!Child-choirs, sing! O sing!And cease not from revealingwhat sets this star among the stars.

Anacreon’s GraveHere where roses bloom, where vines twine around

laurels,where the turtle-dove coos, where the grasshopper

is merry,what grave is here which all the gods have beautifully

plantedand adorned with life? It is Anacreon’s resting-place!

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Frühling, Sommer und Herbst genoßder glückliche Dichter;

vor dem Winter hat ihn endlich der Hügel geschützt.

jKöniglich GebetHa, ich bin der Herr der Welt! Mich liebendie Edlen, die mir dienen.Ha, ich bin der Herr der Welt! Ich liebe die Edlen, denen ich gebiete.O gib mir, Gott im Himmel, daß ich michder Höh’ und Liebe nicht überhebe.

kPrometheus Bedecke deinen Himmel, Zeus,mit Wolkendunstund übe, dem Knaben gleich,der Disteln köpft,an Eichen dich und Bergeshöhn;mußt mir meine Erdedoch lassen stehn,und meine Hütte, die du nicht gebaut,und meinen Herd,um dessen Glutdu mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeresunter der Sonn’, als euch, Götter!Ihr nähret kümmerlichvon Opfersteuernund Gebetshaucheure Majestätund darbtet, wärennicht Kinder und Bettlerhoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,nicht wußte, wo aus noch ein,kehrt’ ich mein verirrtes Auge

The happy poet enjoyed spring, summer and autumn;

at the last the hills have sheltered him from the winter.

A Royal PrayerHa, I am lord of the world!The nobles in my service love me.I am lord of the world!I love the nobles whom I commandO Lord in Heaven, grant that I never overstep theat hight and that love.

PrometheusCover thy heavens, Zeus,with cloudy mist,and practise thy trickson oaks and mountain-topslike a boy who beheads thistles;but my earththou must let alone,and my cottage which thou didst not build,and my hearthwhose glowthou dost begrudge me.

I know of nothing poorerbeneath the sun than ye gods!Ye scantily nourishyour majestyupon sacrificial offeringsand the sighing of prayers,and would starve,were children and beggarsnot sanguine fools.

When I was a child,as yet completely ignorant,I turned my puzzled gaze

zur Sonne, als wenn drüber wär’ein Ohr, zu hören meine Klage,ein Herz, wie meins,sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mirwider der Titanen Übermut?Wer rettete vom Tode mich,von Sklaverei?Hast du nicht alles selbst vollendet,heilig glühend Herz?Und glühtest jung und gut,betrogen, Rettungsdankdem Schlafenden da droben?

Ich dich ehren? Wofür?Hast du die Schmerzen gelindertje des Beladenen?Hast du die Tränen gestilletje des Geängsteten?Hat nicht mich zum Manne geschmiedetdie allmächtige Zeitund das ewige Schicksal,meine Herrn und deine?

Wähntest du etwa,ich sollte das Leben hassen,in Wüsten fliehen,weil nicht alleBlütenträume reiften?

Hier sitz’ ich, forme Menschennach meinem Bilde,ein Geschlecht, das mir gleich sei,zu leiden, zu weinen,zu genießen und zu freuen sich,und dein nicht zu achten,wie ich!

to the sun, as if above werean ear to hear my lamentation,a heart like my ownto take compassion on the distressed.

Who aided meagainst the arrogance of the Titans?Who saved me from deathand from slavery?Hast thou not achieved it all thyself,divinely ardent heart?And art thou to be deceived into believingthou dost owe thy deliveranceto the sleeping one above?

I pay homage to thee? Why?Hast thou ever soothed the sufferingof the heavily-laden?Hast thou ever dried the tearsof the distressed?Have not almighty timeand eternal destiny,my master and thine,moulded me into a man?

Dost thou perchance imaginethat I should hate lifeand flee into the wildernessbecause all beauteous dreamsdo not mature?

Here I abide, creating beingsin mine own image,a race akin to myself,to suffer, to weep,to enjoy and to rejoice,and to despise thee,as I do.

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1Ganymed Wie im Morgenglanzedu rings mich anglühst,Frühling, Geliebter!Mit tausendfacher Liebeswonnesich an mein Herz drängtdeiner ewigen Wärmeheilig Gefühl,unendliche Schöne!

Daß ich dich fassen möcht’in diesen Arm!Ach, an deinem Busenlieg’ ich, schmachte,und deine Blumen, dein Grasdrängen sich an mein Herz.Du kühlst den brennendenDurst meines Busens,lieblicher Morgenwind!Ruft drein die Nachtigallliebend nach mir aus dem Nebeltal.

Ich komm’, ich komme!Wohin? Ach, wohin?Hinauf! Hinauf strebt’s.Es schweben die Wolkenabwärts, die Wolkenneigen sich der sehnenden Liebe.Mir! Mir!In eurem Schoßeaufwärts!Umfangend umfangen!Aufwärts an deinen Busen,alliebender Vater!

GanymedeHow the glory dawns around mein the radiance of the morning,beloved Spring!The divine consciousnessof the eternal warmthpervades my heartwith the thousandfold ecstasy of love,unending beauty!

Could I but hold theein my arms!Ah, on thy bosomI lie yearningand press thy flowers and grassto my heart.Thou dost cool the burning thirstof my breast,lovely morning breeze,wherein the nightingalescall me tenderly from the misty vale.

I come! I come!Ah, whither?Upwards! I feel a striving upwards!The clouds float down,the cloudsstoop in yearning love.To me! To me!To thy bosomupwards!Embracing, embraced!Upwards to thy bosom,all-loving Father!

2Grenzen der Menschheit Wenn der uralte,heilige Vatermit gelassener Handaus rollenden Wolkensegnende Blitzeüber die Erde sät,küß ich den letztenSaum seines Kleides,kindliche Schauertreu in der Brust.

Denn mit Götternsoll sich nicht messenirgend ein Mensch.Hebt er sich aufwärtsund berührtmit dem Scheitel die Sterne,nirgends haften danndie unsichern Sohlen,und mit ihm spielenWolken und Winde.

Steht er mit festen,markigen Knochenauf der wohlgegründeten,dauernden Erde,reicht er nicht auf,nur mit der Eicheoder der Rebesich zu vergleichen.

Was unterscheidetGötter von Menschen?Daß viele Wellenvor jenen wandeln,ein ewiger Strom:uns hebt die Welle,

The Limitations of MankindWhen the eternal,divine Fatherserenely scattersfrom the rolling cloudsthe benison of lightningover the earth,I kiss the nethermost hemof his raiment,childlike awein my heart.

For against the godsno man shall measurehis strength.Should he climb so highthat his headtouches the stars,nowhere can he findsecure foothold,and the clouds and windsmake sport of him.

Should he stand firmand strong of limbupon the solid,enduring earth,he can but be likenedto the oakor the vine,for he can reach no higher.

What distinguishesgods from men?Before the godsthere flowsan eternal river:we are engulfed

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CD 5

GOETHE-LIEDER

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verschlingt die Welle,und wir versinken.

Ein kleiner Ringbegrenzt unser Leben,und viele Geschlechterreihen sich dauerndan ihres Daseinsunendliche Kette.

SPANISCHES LIEDERBUCH

44 Lieder nach spanischenGedichten übertragen von/afterSpanish poems translated by/d'après des poèmes espagnolstraduits par Emanuel Geibel &Paul Heyse

Geistliche Lieder/Sacred Songs/Chants sacrés

3Nun bin ich dein, du aller Blumen BlumeNun bin ich dein,du aller Blumen Blume,und sing alleinallstund zu deinem Ruhme;will eifrig sein,mich dir zu weihnund deinem Duldertume.

and sinkin its waters.

A small circleconfines our life,and countless generationsform link upon linkin an endless chainof existence.

Now I am yours,fIower of all flowers,and all the while sing onlyin praise of you;I will zealouslydedicate myself to youand to your suffering.

Frau auserlesen,zu dir steht all mein Hoffen,mein innerst Wesenist allezeit dir offen.Komm, mich zu lösenvom Fluch des Bösen,der mich so hart betroffen!

Du Stern der See,du Port der Wonnen,von der im Wehdie Wunden Heil gewonnen,eh ich vergeh,blick aus der Höh,du Königin der Sonnen!

Nie kann versiegendie Fülle deiner Gnaden;du hilfst zum Siegendem, der mit Schmach beladen.An dich sich schmiegen,zu deinen Füßen liegen,heilt allen Harm und Schaden.

Ich leide schwerund wohlverdiente Strafen.Mir bangt so sehr,bald Todesschlaf zu schlafen.Tritt du einher,und durch das Meero führe mich zum Hafen!

4Die du Gott gebarst, du ReineDie du Gott gebarst, du Reine,Und alleine uns gelöst aus unsern Ketten,Mach mich fröhlich, der ich weine,Denn nur deine Huld und Gnade

Lady Elect,all my hope rests in you,my innermost beingis always open to you.Come and free mefrom the curse of the Evil Onewho has so sorely afflicted me!

Star of the sea,haven of delights,from whom, in their suffering,the afflicted have gained salvation;before I perishlook down from on high,queen of suns!

Your abundant mercycan never fail;you help to victoryhim who is oppressed with shame.To nestle against you,to lie at your feet,heals all grief and hurt.

I suffer harshand well-deserved punishments.I am so terrifiedthat I shall soon sleep death’s sleep.Come to me,and through the seabring me to harbour!

You who bore God, Pure One,and alonereleased us from our chains;make me glad, me who weep,for only your

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mag uns retten.

Herrin, ganz zu dir mich wende,Daß sich ende diese Qual und dieses Grauen,Daß der Tod mich furchtlos fände,Und nicht blende mich das Licht der Himmelsauen.

Weil du unbefleckt geboren,Auserkoren zu des ew'gen Ruhmes StättenWie mich Leiden auch um floren,Unverloren bin ich doch, willst du mich retten.

5Nun wandre, MariaNun wandre, Maria, nun wandre nur fort.Schon krähen die Hähne, und nah ist der Ort.Nun wandre, Geliebte, du Kleinod mein,und balde wir werden in Bethlehem sein.Dann ruhest du fein und schlummerst dort.Schon krähen die Hähne, und nah ist der Ort.

Wohl seh’ ich, Herrin, die Kraft dir schwinden;kann deine Schmerzen, ach, kaum verwinden.Getrost! wohl finden wir Herberg dort;schon krähn die Hähne, und nah ist der Ort.Wär’ erst bestanden dein Stündlein, Marie,die gute Botschaft, gut lohnt’ ich sie.Das Eselein hie gäb’ ich drum fort!Schon krähen die Hähne, komm! Nah ist der Ort.

6Führ' mich, Kind, nach Bethlehem!Führ'mich, Kind, nach Bethlehem!Dich, mein Gott, dich will ich sehn.Wem geläng es, wem,

grace and mercy can save us.

Lady, turn me wholly to you,that it might end,this torment and this dread,that death might find me fearless,and that I am not blindedby the light of the heavenly pastures.

Since you were born immaculate,chosento dwell amid eternal praise,I, though veiled in suffering,am not lostif you will save me.

Now onward, Mary, walk onward.Already the cocks are crowing and the village is near.Now onward, beloved, thou my treasure,and soon shall we be in Bethlehem.There shalt thou rest and slumber peacefully.Already the cocks are crowing and the village is near.

Well can I see that thy strength is failing,that thou canst scarcely overcome thy suffering.Courage! We shall surely find shelter there;already the cocks are crowing and the village is near.Were only the travail ended, Mary,goodly recompense would I offer for the tiding.The ass here would I gladly give in return.Already the cocks are crowing. Come! The village is near.

Lead me, child, to Bethlehem!You, my God, you I long to see.Who could ever come to you

ohne dich zu dir zu gehn!Rüttle mich, daß ich erwache,rufe mich, so will ich schreiten;gib die Hand mir, mich zu leiten,daß ich auf den Weg mich mache.Daß ich schaue Bethlehem,dorten meinen Gott zu sehn.Wem geläng es, wem,ohne dich zu dir zu gehn!Von der Sünde schwerem Krankenbin ich träg und dumpf beklommen.Willst du nicht zu Hilfe kommen,muß ich straucheln, muß ich schwanken.Leite mich nach Bethlehem,dich, mein Gott, dich will ich sehn.Wem geläng es, wem,ohne dich zu dir zu gehn!

7Ach, des Knaben AugenAch, des Knaben Augen sindmir so schön und klar erschienen,und ein Etwas strahlt aus ihnen,das mein ganzes Herz gewinnt.

Blickt’ er doch mit diesen süßenAugen nach den meinen hin!Säh’ er dann sein Bild darin,würd’ er wohl mich liebend grüßen.

Und so geb’ ich ganz mich hin,seinen Augen nur zu dienen,denn ein Etwas strahlt aus ihnen,das mein ganzes Herz gewinnt.

8Ach, wie lang die Seele schlummertAch, wie lang die Seele schlummertl Zeit ist's, daß sie sich ermuntre. Daß man tot sie wähnen dürfte,

without your aid?Shake me, that I awaken,call me, and I will step forth;give me your hand to guide me,that I may set out,that I may behold Bethlehem,there to see my God.Who could ever come to youwithout your aid?By the grave sickness of sinI am heavily and sombrely oppressed.If you will not come to my aidI must stumble and stagger.Lead me to Bethlehem,you, my God, you I long to see.Who could ever come to youwithout your aid?

Ah, the boy’s eyes lookso serene and beautiful,and something shines forth from themthat wins my whole heart.

Should he gaze up into minewith those sweet eyesand see his own image therein,surely would he lovingly greet me.

So I will give myself up entirely to himand only do the bidding of his eyes,for something shines forth from themthat wins my whole heart.

Ah, how long the soul slumbers!It’s time it woke up.One might think it dead,

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also schläft sie schwer und bang,seit sie jener Rausch bezwang, den in Sündengift sie schlürfte. Doch nun ihrer Sehnsucht Lichtblendend ihr ins Auge bricht:Zeit ist's, daß sie sich ermuntre.

Mochte sie gleich taub erscheinenbei der Engel süßem Chor: lauscht sie doch wohl zag empor, hört sie Gott als Kindlein weinen. Da nach langer Schlummernacht solch ein Tag der Gnad ihr lacht, Zeit ist's, daß sie sich ermuntre.

9Herr, was trägt der Boden hierHerr, was trägt der Boden hier,den du tränkst so bitterlich?„Dornen, liebes Herz, für mich,und für dich der Blumen Zier.“

Ach, wo solche Bäche rinnen,wird ein Garten da gedeihn?„Ja, und wisse! Kränzelein,gar verschiedne, flicht man drinnen.“

O mein Herr, zu wessen Zierwindet man die Kränze? Sprich!„Die von Dornen sind für mich,die von Blumen reich’ ich dir.“

Weltliche Lieder/Secular Songs/Chants profanes

0Seltsam ist Juanas WeiseSeltsam ist Juanas Weise.Wenn ich steh in Traurigkeit,wenn ich seufz und sage: heut,„morgen“ spricht sie leise.

so heavily and anxiously does it sleep,since being overcome by that intoxicationit slurped from the poison of sin.But now the light it has longed forbreaks blindingly into its eyes:it’s time it woke up.

Though it may have seemed deafto the sweet choir of angels,yet if it timidly listens upwardsit will hear God weeping as a little child.After a long night of slumber,such a day of mercy will smile upon it:and so it’s time it woke up.

Lord, what will this soil bring forthwhich Thou dost so bitterly water with Thy tears?‘Thorns, dear heart, for me;and for thee the flowers’ beauty.’

Ah, here where such rivers flowwill a garden flourish?‘Yea, and I tell thee: wreathsof very varied kinds will be twined therein.’

O my Lord, for whose adornmentshall the wreaths be wound? Tell me!‘Those of thorns will be for me,those of flowers I give to thee.'

Strange are Juana’s ways.When I stand in sorrow,when I sigh and say ‘Today’,she softly says ‘Tomorrow’.

Trüb ist sie, wenn ich mich freue;lustig singt sie, wenn ich weine;sag ich, daß sie hold mir scheine,spricht sie, daß sie stets mich scheue.Solcher Grausamkeit Beweisebrechen mir das Herz im Leid –wenn ich seufz und sage: heut,„morgen“ spricht sie leise.

Heb ich meine Augenlider,weiß sie stets den Blick zu senken;um ihn gleich emporzulenken,schlag ich auch den meinen nieder.Wenn ich sie als Heilge preise,nennt sie Dämon mich im Streit –wenn ich seufz und sage: heut,„morgen“ spricht sie leise.

Sieglos heiß ich auf der Stelle,rühm ich meinen Sieg bescheiden;hoff ich auf des Himmels Freuden,prophezeit sie mir die Hölle.Ja so ist ihr Herz von Eise,säh sie sterben mich vor Leid,hörte mich noch seufzen: heut,„morgen“ spräch sie leise.

qTreibe nur mit Lieben SpottTreibe nur mit Lieben Spott,Geliebte mein;spottet doch der Liebesgottdereinst auch dein!Magst an Spotten nach Gefallendu dich weiden;von dem Weibe kommt uns allenLust und Leiden.Treibe nur mit Lieben Spott,Geliebte mein;

She is gloomy when I am glad;she sings merrily when I weep;if I say she looks lovelyshe says she’s always afraid of me.Proofs of such crueltybreak my heart with grief—when I sigh and say ‘Today’,she softly says ‘Tomorrow’.

If I raise my eyelidsshe always contrives to lower her gaze,only to raise it againas soon as I lower mine.When I praise her as a saint,she picks a quarrel and calls me a demon—when I sigh and say ‘Today’,she softly says ‘Tomorrow’.

I am immediately called a failureif I modestly proclaim some success;if I hope for the joys of heaven,she prophesies hell for me.Yes, her heart is so icy,that if she saw me dying of grief,and heard my final sighs of ‘Today’,she’d still say softly ‘Tomorrow’.

You may laugh your lovers to scorn,my beloved;but some day Cupidwill laugh at you!Delight as you willin mockery;our joys and sorrowsall come from woman.Laugh your lovers to scorn,my beloved;

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spottet doch der Liebesgottdereinst auch dein!Bist auch jetzt zu stolz zum Minnen,glaub, o glaube:Liebe wird dich doch gewinnensich zum Raube,wenn du spottest meiner Not,Geliebte mein;spottet doch der Liebesgottdereinst auch dein!Wer da lebt in Fleisch, erwägealle Stunden:Amor schläft, und plötzlich regeschlägt er Wunden.Treibe nur mit Lieben Spott,Geliebte mein;spottet doch der Liebesgottdereinst auch dein!

wAuf dem grünen BalkonAuf dem grünen Balkon mein Mädchenschaut nach mir durchs Gitterlein.Mit den Augen blinzelt sie freundlich,mit dem Finger sagt sie mir: Nein!

Glück, das nimmer ohne Wankenjunger Liebe folgt hienieden,hat mir eine Lust beschieden,und auch da noch muß ich schwanken.Schmeicheln hör’ ich oder Zanken,komm’ ich an ihr Fensterlädchen.Immer nach dem Brauch der Mädchenträuft ins Glück ein bißchen Pein:mit den Augen blinzelt sie freundlich,mit dem Finger sagt sie mir: Nein!

Wie sich nur in ihr vertragenihre Kälte, meine Glut?

but some day Cupidwill laugh at you!Though you be now too proudto love, yet believe me,love will claim youas a victim;though you laugh at my longing,my beloved,some day Cupidwill laugh at you!Mortals must ever bear in mindthat the God of Love sleeps,but suddenly wakensand strikes to wound.You may laugh your lovers to scorn,my beloved,but some day Cupidwill laugh at you!

From her green balcony my loved onepeeps at me through the lattice.Her eyes smile kindly,but with her finger she says: No!

Fortune, ever fickleto young love in this world of ours,has a joy in store for me,and yet I am left in doubt,for honeyed words or sharp reproachesgreet me when I come to her window.As always when one loves a maiden,happiness is mixed with pain:her eyes smile kindly,but with her finger she says: No!

How can her coldnesswithstand the fire of my love?

Weil in ihr mein Himmel ruht,seh’ ich Trüb und Hell sich jagen.In den Wind gehn meine Klagen,daß noch nie die süße Kleineihre Arme schlang um meine;doch sie hält mich hin so fein,mit den Augen blinzelt sie freundlich,mit dem Finger sagt sie mir: Nein!

eUnd schläfst du, mein MädchenUnd schläfst du, mein Mädchen, auf, öffne du mir; denn die Stund ist gekommen, da wir wandern von hier. Und bist ohne Sohlen, leg keine dir an; durch reißende Wasser geht unsere Bahn. Durch die tief tiefen Wasser des Guadalquivir; denn die Stund ist gekommen, da wir wandern von hier.

rWenn du zu den Blumen gehstWenn du zu den Blumen gehst,pflücke die schönsten, dich zu schmücken.Ach, wenn du in dem Gärtlein stehst,müßtest du dich selber pflücken.

Alle Blumen wissen ja,daß du hold bist ohnegleichen,und die Blume, die dich sah,Farb’ und Schmuck muß ihr erbleichen.

Wenn du zu den Blumen gehst, usw.

Lieblicher als Rosen sinddie Küsse, die dein Mund verschwendet,

Since she is the light of my life,gloom and sunlight follow each other.In vain I lament that my sweet lovehas never yet embraced me;but with gentle artshe keeps me in suspense,her eyes smile kindly,but with her finger she says: No!

Though you sleep, my girl,up, open the door for me;for the hour has comewhen we leave here.If you are without shoes,do not put them on;through raging watersour path lies.Through the deep, deep watersof the Guadalquivir;for the hour has comewhen we leave here.

When amongst the flowers thou goest,gather the fairest for thine adornment.Ah, if thou art in the garden’tis thine own self thou must gather.

All the flowers well knowthat thy loveliness is beyond compare,and that colour and beautymust fade from those who behold thee.

When amongst the flowers thou goest, etc.

Lovelier than rosesare the kisses which thy lips bestow,

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weil der Reiz der Blumen endet,wo dein Liebreiz erst beginnt.

Wenn du zu den Blumen gehst, usw.

tWer sein holdes Lieb verlorenWer sein holdes Lieb verloren,weil er Liebe nicht versteht,besser wär er nie geboren.

Ich verlor sie dort im Garten,da sie Rosen brach und Blüten. Hell auf ihren Wangen glühten Scham und Lust in holder Zier. Und von Liebe sprach sie mir; doch ich größter aller Torenwußte keine Antwort ihr –wär ich nimmermehr geboren.

Ich verlor sie dort im Garten,da sie sprach von Liebesplagen, denn ich wagte nicht zu sagen, wie ich ganz ihr eigen bin. In die Blumen sank sie hin, doch ich größter aller Toren zog auch davon nicht Gewinn – wär ich nimmermehr geborenl

yIch fuhr über MeerIch fuhr über Meer, ich zog über Land, das Glück, das fand ich nimmermehr. Die andern umher wie jubelten sie! –Ich jubelte nie!

for the flowers’ charm endethwhere thine own begins.

When amongst the flowers thou goest, etc.

Whoever has lost his fair lovethrough not understanding love:better that he had never been born.

I lost her there in the garden,as she picked roses and blossoms.Her cheeks glowed brightly,sweetly graced with modesty and joy.And she spoke to me of love;yet I, the greatest fool of all,could find no answer for her –would that I had never been born.

I lost her there in the gardenas she spoke of the pangs of love,for I didn’t dare tell herhow I was hers alone.She sank down into the flowers,but I, the greatest fool of all,gained no advantage even from that—would that I had never been born!

I sailed over sea,I journeyed over land;Happiness – never didI find that.The others around me, how they rejoiced!I rejoiced never!

Nach Glück ich jagte,an Leiden krankt ich; als Recht verlangt ich,was Liebe versagte.Ich hofft und wagte –kein Glück mir gedieh, und so schaut ich es nie!

Trug ohne Klage die Leiden, die bösen, und dacht, es lösensich ab die Tage,die fröhlichen Tage, wie eilen sie ! – Ich ereilte sie nie!

uDeine Mutter, süßes KindDeine Mutter, süßes Kindda sie in den Wehn gelegen,brausen hörte sie den Wind.Und so hat sie dich geborenmit dem falschen windgen Sinn.Hast du heut ein herz erkoen,wirfst es morgen treulos hin.Doch den zähl ich zu den Toren,der sich schäht der Untreu wegen:Dein Geschick war dir entgegen:Denn die Mutter, süßes Kind,da sie in den Wehn gelegen, brausen hörte Sie den Wind.

iHerz, verzage nicht geschwindHerz, verzage nicht geschwind,weil die Weiber Weiber sind.

Argwohn lehre sie dich kennen,die sich lichte Sterne nennen

I hunted for happiness,I suffered from sorrows,as a right I demandedwhat love denied me.I hoped and dared –but no happiness favoured me,so I never saw any.

I bore without complaintmy painful sufferings,and thoughtthese days would pass.But the happy days,how they fly!—and I’ve never caught up with them.

Your mother, sweet child,as she lay in labour,heard the wind roaring.And so she gave birth to you,with your heart as false as the wind.If you have chosen a lover todayyou’ll faithlessly jilt him tomorrow.But I reckon him a foolwho chides you for infidelity:your fate was against you;For your mother, sweet child,as she lay in labour,heard the wind roaring.

Heart, do not hastily despairbecause women are women.

Let mistrust teach you to know themwho call themselves bright stars,

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und wie Feuerfunken brennen.Drum verzage nicht geschwind,weil die Weiber Weiber sind.

Laß dir nicht den Sinn verwirren,wenn sie süße Weisen girren:möchten dich mit Listen kirren,machen dich mit Ränken blind;weil die Weiber Weiber sind.

Sind einander stets im Bunde,fechten tapfer mit dem Munde,wünschen, was versagt die Stunde,bauen Schlösser in den Wind;weil die Weiber Weiber sind.

Und so ist ihr Sinn verschroben,daß sie, lobst du, was zu loben,mit dem Mund dagegen toben,ob ihr Herz auch Gleiches sinnt:weil die Weiber Weiber sind.

oAch, im Maien war’sAch, im Maien war’s, im Maien,wo die warmen Lüfte wehen,wo verliebte Leute pflegenihren Liebchen nachzugehn.

Ich allein, ich armer Trauriger,lieg’ im Kerker so verschmachtet,und ich seh’ nicht, wann es taget,und ich weiß nicht, wann es nachtet.

Nur an einem Vöglein merkt’ ich’s,das da drauß’ im Maien sang;das hat mir ein Schütz getötet –geb’ ihm Gott den schlimmsten Dank!

yet burn like sparks of fire.So do not hastily despairbecause women are women.

Let them not fuddle your senseswhen they are cooing sweet airs;they would lure you with cunning,they will blind you with intrigues,because women are women.

They are always in league with each other,fighting valiantly with their mouths,desiring what the hour denies,building castles in the air,because women are women.

And their minds are so warped,that if you praise what is to be praised,they will rage against it with their tongues,even if in their hearts they agree,because women are women.

It happened in Maytime, in Maytimewhen soft zephyrs are fluttering,when folk in love are followingin their sweethearts’ footsteps.

I alone, poor wretch,lie here in prison languishing,and I cannot see when it dawnsand I know not when night comes.

Only from a little bird did I glean,that was singing out there in Maytime;a marksman has slain it;may God give him the direst thanks!

pAlle gingen, Herz, zur RuhAlle gingen, Herz, zur Ruh,alle schlafen, nur nicht du.Denn der hoffnungslose Kummerscheucht von deinem Bett den Schlummer,und dein Sinnen schweift in stummerSorge seiner Liebe zu.

aDereinst, dereinst, Gedanke meinDereinst, dereinst,Gedanke mein,wirst ruhig sein.

Läßt Liebesglutdich still nicht werdenin kühler Erden,da schläfst du gut;dort ohne Liebeund ohne Peinwirst ruhig sein.

Was du im Lebennicht hast gefunden,wenn es entschwundenwird dir’s gegeben.Dann ohne Wundenund ohne Peinwirst ruhig sein.

sBlindes Schauen, dunkle Leuchte Blindes Schauen, dunkle Leuchte, Ruhm voll Weh, erstorbnes Leben, Unheil, das ein Heil mir däuchte, freudges Weinen, lustvoll Beben, süße Galle, durstge Feuchte, Krieg in Frieden allerwegen, Liebe, falsch versprachst du Segen, da dein Fluch den Schlaf mir scheuchte.

All have gone, heart, to rest;all are sleeping, but not thou.For hopeless griefdrives slumber from thy bed,and thy thoughts creep in mutesorrow towards his love.

Some day, some day,thought of mine,thou shalt have rest.

Should love’s glownot let thee find peace,in cool earththou shalt sleep well;there, without loveand without pain,shalt thou rest quietly.

What in lifethou hast not foundwill be given to theewhen it is vanished.Then without woundsand without painthou shalt be at rest.

Blind seeing, dark light,glory full of woe, dead life,disaster that seemed like a blessing,joyful weeping, pleasure full of trembling,sweet gall, parched moisture,war in peace, all around:Love, you falsely promised blessings,for your curse has robbed me of sleep.

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dKomm, o Tod, von Nacht umgebenKomm, o Tod, von Nacht umgeben,leise komm zu mir gegangen,daß die Lust, dich zu umfangen,nicht zurück mich ruf’ ins Leben.

Komm, so wie der Blitz uns rühret,den der Donner nicht verkündet,bis er plötzlich sich entzündetund den Schlag gedoppelt führet.

Also seist du mir gegeben,plötzlich stillend mein Verlangen,daß die Lust, dich zu umfangen,nicht zurück mich ruf’ ins Leben.

fTief im Herzen trag’ ich PeinTief im Herzen trag’ ich Pein,muß nach außen stille sein.Den geliebten Schmerz verhehletief ich vor der Welt Gesicht;und es fühlt ihn nur die Seele,denn der Leib verdient ihn nicht.Wie der Funke frei und lichtsich verbirgt im Kieselstein,trag’ ich innen tief die Pein.

gDa nur Leid und Leidenschaft Da nur Leid und Leidenschaft mich bestürmt in deiner Haft biet ich nun mein Herz zu Kauf. Sagt, hat einer Lust darauf?

Soll ich sagen, wie ich's schätze, sind drei Batzen nicht zuviel. Nimmer war's des Windes Spiel, eigensinnig blieb's im Netze. Aber weil mich drängt die Not,

Come, oh night-enshrouded Death;come softly to me,lest the longing to enfold theecall me back to life.

Come, as lightning strikes us,unannounced by thunder,until suddenly it flashes into flameand strikes with double fury.

Thus be thou given to me,suddenly stilling my desire,lest the longing to enfold theecall me back to life.

Deep in the heart I bear pain;must keep it quiet from without.This beloved pain I am hidingdeeply from the world’s face;and only the soul is feeling it,for the body does not merit it.As the free and bright sparkkeeps itself hidden in the flint,so I am carrying the pain deep in my being.

As only sorrow and passionhave assailed me in your custody,I now offer my heart for sale.Tell me, does no one want it?

If I am to say what I think it’s worth,three farthings wouldn’t be too much.It was never the wind’s plaything,obstinately it stayed ensnared.But compelled by necessity

biet ich nun mein Herz zu Kauf, schlag es los zum Meistgebot – sagt, hat einer Lust darauf? Täglich krängt es mich im stillen und erfreut mich nimmermehr. Nun, wer bietet? – Wer gibt mehr? Fort mit ihm und seinen Grillen! Daß sie schlimm sind, leuchtet ein, biet ich doch mein Herz zu Kauf. Wär es froh, behielt ich's fein – sagt, hat einer Lust darauf?

Kauft ihr's, leb ich ohne Grämen. Mag es haben, wem's beliebt! Nun, wer kauft? wer will es nehmen? Sag ein jeder, was er gibt. Noch einmal vorm Hammerschlag biet ich jetzt mein Herz zu Kauf, daß man sich entscheiden mag – sagt, hat einer Lust darauf?

Nun zum ersten – und zum zweiten – und beim dritten schlag ich's zu! Gut denn! Mag dir's Glück bereiten; nimm es, meine Liebste du! Brenn ihm mit dem glühnden Erz gleich das Sklavenzeichen auf; denn ich schenke dir mein Herz, hast du auch nicht Lust zum Kauf.

I now offer my heart for sale,and knock it down to the highest bidder.Tell me, does no one want it?Every day it secretly grieves meand no longer delights me.Well, who’ll bid? Who’ll give more?Away with it and its whims!It’s obvious that they are bad,yet I still offer my heart for sale.If it were happy, I’d gladly keep it tell me, does no one want it?

If you buy it, I’ll live without grief.Anyone who likes can have it!Well, who’ll buy? Who’ll take it?Let everyone say what they’ll give.Once more, before the hammer comes down,I offer my heart for sale,so that you can decide. Tell me, does no one want it?

Well, going, going,gone!Fine! May it bring you joy;take it, my love.With the glowing iron brandthe slave-mark into it at once;for I’ll give you my hearteven though you don’t want to buy it.

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LIEDER NACH VERSCHIEDENEN DICHTERN

hBiterolf (Im Lager von Akkon 1190)Victor von ScheffelKampfmüd und sonnverbrannt,fern an der Heiden Strand,waldgrünes Thüringlanddenk’ ich an dich.

Mildklarer Sternenschein,du sollst mir Bote sein,geh, grüß die Heimat mein,weit überm Meer!

Feinden von allerwärtstrotzt meiner Waffen Erz;wider der Sehnsucht Schmerzschirmt mich kein Schild.

Doch wie das Herz auch klagt,ausharr’ ich unverzagt:wer Gottes Fahrt gewagt,trägt still sein Kreuz.

jÜber NachtJulius SturmÜber Nacht, über Nacht,kommt still das Leid,und bist du erwacht,o traurige Zeit,du grüßest den dämmernden Morgenmit Weinen und mit Sorgen.

Über Nacht, über Nacht,kommt still das Glück,und bist du erwacht,o selig Geschick,

Biterolf (In Camp at Acre, 1190)

Battle-weary and sun-scorchedon these heathen shores,I think of thee,green woodlands of Thuringia.

Soft starlight,thou shalt be my messenger;go, greet my homelandfar across the seas.

My weapons’ steeldefies enemies on every side;against the pain of longingno shield protects me.

But however my heart grieves,I steadfastly persevere:he who wages God’s warbears his cross silently.

By night

By night, by nightgrief comes silently,and when you wake,O mournful time,you greet the dawning daywith tears and sorrow.

By night, by nighthappiness comes silently,and when you wake,O blessed fate,

der düstre Traum ist zerronnen,und Freude ist gewonnen.

Über Nacht, über Nacht,kommt Freud und Leid,und eh’ du’s gedacht,verlassen dich beid’und gehen dem Herrn zu sagen,wie du sie getragen.

kWo wird einstHeinrich HeineWo wird einst des Wandermüdenletzte Ruhestätte sein?Unter Palmen in dem Süden?Unter Linden an dem Rhein?

Werd’ ich wo in einer Wüsteeingescharrt von fremder Hand?Oder ruh’ ich an der Küsteeines Meeres in dem Sand?

Immerhin mich wird umgebenGottes Himmel dort wie hier,und als Totenlampen schwebennachts die Sterne über mir.

the sombre dream has vanishedand joy is at hand.

By night, by nightcome joy and grief,and before you realise itboth have left you againand gone to tell the Lordhow you have taken them.

Where one day

Where one day will the weary traveller’slast resting-place be?Beneath palm-trees in the south?Under lime-trees by the Rhine?

Shall I, somewhere in a desert,be interred by foreign hands?Or will I rest on the shoreof some sea, in the sand?

Whichever way, I shall be ringedby God’s heaven, there as here;and the stars like funeral torcheswill hover over me at night.

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1Sonne der Schlummerlosen Lord Byron · Übersetzung: GildemeisterSonne der Schlummerlosen, bleicher Stern!Wie Tränen zittern, schimmerst du von fern;du zeigst die Nacht, doch scheuchst sie nicht zurück,wie ähnlich bist du dem entschwundnen Glück,dem Licht vergangner Tage, das fortannur leuchten, aber nimmer wärmen kann!Die Trauer wacht, wie es durchs Dunkel wallt,deutlich, doch fern, hell, aber o wie kalt!

2Wanderers NachtliedJohann Wolfgang von Goethe Der du von dem Himmel bist, alles Leid und Schmerzen stillest, den, der doppelt elend ist, doppelt mit Erquickung füllest! Ach, ich bin des Treibens müde! Was soll all der Schmerz und Lust? Süßer Friede, komm, ach komm in meine Brust!

3MorgenstimmungRobert Reinick Bald ist der Nacht ein End’ gemacht schon fühl’ ich Morgenlüfte wehen.Der Herr, der spricht: „Es werde Licht!“ Da muß, was dunkel ist, vergehen. Vom Himmelszelt durch alle Welt die Engel freudejauchzend fliegen; der Sonne Strahl durchflammt das All, Herr, laß uns kämpfen, laß uns siegen!

Sun of the sleepless

Sun of the sleepless! Melancholy star!Whose tearful beam glows tremulously far,That show’st the darkness thou canst not dispel,How like art thou to joy remembered well!So gleams the past, the light of other days,Which shines, but warms not with its powerless rays;A night-beam Sorrow watcheth to behold,Distinct, but distant – clear, but oh, how cold!

Wayfarer’s Night Song II

Thou that comest from heaven,and dost assuage all grief and pain,doubly filling with delightthe doubly wretched,—oh, I am weary of the struggle; what need for all this pain and joy?—Sweet peace, com,oh come within my breast!

Morning Mood

Soon night will be over,already I feel morning breezes blowing.The Lord says: „Let there be light!“Then must the darkness vanish. From Heaven's vault the angels fly exultant through the world:sunlight blazes through the universe. Lord, let us fight, let us conquer!

4Lied des transferierten ZettelWilliam Shakespeare · Übersetzung: Schlegel(aus Ein Sommernachtstraum)Die Schwalbe, die den Sommer bringt, der Spatz, der Zeisig fein, die Lerche, die sich lustig schwingt bis in den Himmel ’nein; Ya Ya Ya Ya!

Der Kuckuck, der der Grasemück’ so gern ins Nestchen heckt, und lacht darob mit arger Tück’, und manchen Ehmann neckt. Ya Ya Ya Ya!

5Gesellenlied Robert Reinick„Kein Meister fällt vom Himmel.“Und das ist auch ein großes Glück!Der Meister sind schon viel zu viel;wenn noch ein Schock vom Himmel fiel’,wie würden uns Gesellendie vielen Meister prellentrotz unserm Meisterstück!

„Kein Meister fällt vom Himmel.“Gottlob, auch keine Meisterin!Ach lieber Himmel, sei so gut,wenn droben eine brummen tut,behalte sie in Gnaden,daß sie zu unserm Schadennicht fall’ zur Erden hin!

„Kein Meister fällt vom Himmel.“Auch keines Meisters Töchterlein!Zwar hab’ ich das schon lang gewußt,und doch, was wär’ das eine Lust,wenn jung und hübsch und munter

Bottom's songs in his Ass's Head(from A Midsommer Night's Dream)

The swallow that the summer brings,the sparrow and the little finch,the lark that merrilysoars into the sky,Hee-haw!

The cuckoo that loves to breedin the warbler’s nestand laughs at his malicious trickand mocks at married men,Hee-haw!

Song of the Apprentice

‘No master falls from heaven.’And that truly is a bit of luck!There are already far too many masters;if another three-score fell from heaven,how these many masterswould cheat us apprenticesdespite our masterpiece!

‘No master falls from heaven.’Thank God, no master’s wife either!O, dear heaven, be so kind,when one of them is grumbling up there,keep her in mercy,so that she, to our cost,won’t fall down to earth.

‘No master falls from heaven.’And no master’s daughter either!True, I have known this all along,but yet, what a joy it would beif young, lovely and merry

90 LIEDER NACH VERSCHIEDENEN DICHTERN

CD 6

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solch Mädel fiel’ herunterund wollt’ mein Herzlieb sein!

„Kein Meister fällt vom Himmel.“Das ist mein Trost auf dieser Welt;drum mach’ ich, daß ich Meister werd’:und wird mir dann ein Weib beschert,dann soll aus dieser Erdenmir schon ein Himmel werden,aus dem kein Meister fällt.

6Keine gleicht von allen Schönen Lord Byron · Übersetzung: GildemeisterKeine gleicht von allen Schönen,Zauberhafte, dir!Wie Musik auf Wassern tönendeine Worte mir.Wenn das Meer vergißt zu rauschen,um entzückt zu lauschen,lichte Wellen leise schäumen,eingelullte Winde träumen,wann der Mond die Silberketteüber Fluten spinnt,deren Brust im stillen Betteatmet, wie ein Kind:also liegt mein Herz versunken,lauschend, wonnetrunken,sanft gewiegt und voll sich labend,wie des Meeres Sommerabend.

7Zur Ruh, zur Ruh Justinus KernerZur Ruh, zur Ruh,ihr müden Glieder!Schließt fest euch zu,ihr Augenlider!Ich bin allein,fort ist die Erde;

such a maiden fell downand became my sweetheart!

‘No master falls from heaven.’That is my comfort in this world;so I shall make haste to be a master,and if then a wife is bestowed on me,then life on this earthwill be to me like heavenfrom which no master falls.

There be none of beauty’s daughters

There be none of beauty’s daughterswith a magic like thee;And like music on the watersIs thy sweet voice to me:When, as if its sound were causingThe charmed ocean’s pausing,The waves lie still and gleaming,And the lull’d winds seem dreaming:And the midnight moon is weavingHer bright chain o’er the deep,Whose breast is gently heaving,As an infant’s asleep:So the spirit bows before thee,To listen and adore thee;With a full but soft emotionLike the swell of Summer’s ocean.

To rest, to rest

To rest, to rest,ye weary limbs!Close down firmly,ye eyelids!I am alone,gone is the earth;

Nacht muß es sein,daß Licht mir werde.

O führt mich ganz,ihr innern Mächte!Hin zu dem Glanzder tiefsten Nächte.Fort aus dem Raumder Erdenschmerzen,durch Nacht und Traumzum Mutterherzen!

8Wohl denk’ ich oft(Michelangelo/Trans. Robert-Tornow)Wohl denk’ ich oft an mein vergangnes Leben,wie es vor meiner Liebe für dich war;kein Mensch hat damals acht auf mich gegeben,ein jeder Tag verloren für mich war;

ich dachte wohl, ganz dem Gesang zu leben,auch mich zu flüchten aus der Menschen Schar.Genannt in Lob und Tadel bin ich heute,und daß ich da bin, wissen alle Leute!

9Alles endet, was entstehetMichelangelo · Übersetzung: Robert-TornowAlles endet, was entstehet.alles, alles rings vergehet,denn die Zeit flieht,und die Sonne sieht,daß alles rings vergehet,Denken, Reden, Schmerz und Wonne;und die wir zu Enkeln hattenschwanden wie bei Tag die Schatten,wie ein Dunst im Windeshauch.Menschen waren wir ja auch,froh und traurig, so wie ihr,und nun sind wir leblos hier,

it must be nightfor light to come to me.

Oh, lead me on,ye inner powers!On to the radianceof the deepest nights.Away from the realmof earthly pains,through night and dreamsto the Mother-heart.

Often I recall my lifeas it was before I loved you.Ignored by all,my days were desolate.

I thought to live for song alone,shunning my fellow-men.Now everywhere they extol or rebuke me.I am famous!

All things created come to dust,all things perish;for time swiftly passesand the sun seeshow all things perish.Thoughts and words, sadness and joy,and those who come after us,vanish as shadows by day,as mist in a breeze.We, too, have lived,we, like you, have known joy and sorrow,and now there is no life in us,

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sind nur Erde, wie ihr sehet.Alles endet, was entstehet.Alles, alles rings vergehet.

0Fühlt meine SeeleMichelangelo · Übersetzung: Robert-TornowFühlt meine Seele das ersehnte Lichtvon Gott, der sie erschuf? Ist es der Strahlvon andrer Schönheit aus dem Jammertal,der in mein Herz Erinnrung weckend bricht?Ist es ein Klang, ein Traumgesicht,das Aug’ und Herz mir füllt mit einem Malin unbegreiflich glüh’nder Qual,die mich zu Tränen bringt? Ich weiß es nicht.Was ich ersehne, fühle, was mich lenkt,ist nicht in mir: sag mir, wie ich’s erwerbe?Mir zeigt es wohl nur eines andren Huld;darein bin ich, seit ich dich sah, versenkt.Mich treibt ein Ja und Nein, ein Süß und Herbe:daran sind, Herrin, deine Augen schuld.

we are but earth, as you see.All things created come to dust,all things perish.

Does my spirit feel the longed-for lightof God who created me? Or does the radianceof some other beauty from the vale of sorrowglow within my heart, awakening remembrance?Can it be a sound, a visionwhich suddenly fills my eyes and heartwith such strangely passionate sufferingthat I must weep? I know not.That for which I yearn, which thrills and sways me,is not within myself; tell me, how can I achieve it?Perhaps another’s graciousness alone can reveal it;since I beheld thee this longing has possessed me.I am torn between yes and no, sweetness and bitterness.It is thine eyes, fair lady, which are the cause of this.

Translations:© Winifred Radford CD 1: Tr. 1–3, 5–14, 16–21, 24, 26, 29, 31, 32CD 2: 1, 6, 12, 15–18, 22, 24, 26CD 3: 1–3, 6, 8, 9, 12, 25–27CD 4: 2–5, 10–12, 17, 24, 26, 28CD 5: 1, 2, 5, 7, 9, 11, 12, 14, 18–21, 23, 24, 26CD 6: 5, 7–10

© Walter Legge, 1969 CD 1: Tr. 4, 15, 22, 23

© Richard Wigmore, 1995 CD 5: 3, 4, 6, 8, 10, 13, 15–17, 22, 25

© Charles Osborne, 1990 CD 3: 4

© William Mann, 1959 CD 1: 25, 27, 28, 30CD 2: 2–5, 7–10, 12–14, 19–21, 23, 25, 27, 28CD 3: 5, 7, 16–18, 28; CD 4: 6, 15, 25; CD 6: 1, 6

© Lionel Salter, 1976/77 CD 3: 10, 11, 13–15, 19–23CD 4: 1, 7–9, 13, 14, 16, 27CD 5: 28CD 6: 2–4

© Emma Roach, Virgin Classics, 1992 CD 3: 29CD 4: 18–23

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