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4 Meistersinger werden: IMA in Neumarkt 13 Im Interview: Prof. Anne-Cathérine Heinzmann 2-11 LaVoce 7 Open Air: Zehn Jahre Atriumklänge Jazz On Stage

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4 Meistersinger werden: IMA in Neumarkt

13 Im Interview: Prof. Anne-Cathérine Heinzmann

2-11

LaVoce

7 Open Air: Zehn Jahre Atriumklänge

Jazz On Stage

Liebe Leserinnen und Leser,

eines der Stücke, mit denen der legendäre Jazzpianist Fats Waller berühmt wurde, heißt „‘t ain‘t what you do – it‘s the way cha you do it“. Sinnge-mäß übersetzt könnte man sagen: Im Jazz (und in der Musik überhaupt) ist am wichtigsten nicht, was man tut, sondern wie man es tut. Die Fachgruppe Jazz an der Hochschule für Musik Nürn-

berg scheint nicht nur die richtigen Dinge, sondern ganz im Sinne von Fats Waller die Dinge auf die richtige Art zu tun – zu diesem Eindruck kommt man, wenn man sich dem Schwerpunktthema un-serer neuen Ausgabe von La Voce widmet. Nicht zuletzt durch die Kooperation mit dem Jazzstudio Nürnberg und dem Nürnberger Jazzmusiker-Verein ist mit dem Festival Young Lions on Stage eine neue Plattform für unsere Jazzstudentinnen und -stu-denten entstanden, die gleich in ihrem ersten Jahr eine große Öffentlichkeitswirksamkeit entfaltet hat.Aber auch andere stilistische Bereiche würdigt die Hochschule für Musik in eigenen Festivals – so fin-den sich Berichte zu den Tagen Aktueller Musik und zu den Atriumklängen, die dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum gefeiert haben. Und die innovative Som-merakademie für junge Sängerinnen und Sänger, die Internationale Meistersinger Akademie, die die Hoch-schule erstmals in gemeinsamer Trägerschaft mit der Stadt Neumarkt und mit einer Reihe renom-mierter nationaler und internationaler Kooperati-onspartner durchgeführt hat, war nicht nur eine exzellente Lehrveranstaltung, sondern für das Publi-kum im Historischen Reitstadel Neumarkt auch gleichzeitig so etwas wie ein kleines und feines Ge-sangsfestival. So könnte man in gedanklicher Wei-terführung von Fats Wallers Zeilen feststellen: Es kommt sowohl darauf an, was man macht, – Musik exzellent und substanziell schaffen und vermitteln – als auch, wie man es macht: Musik will auch gehört und von Zuhörern kritisiert und genossen werden. Deshalb hoffe ich, dass Ihnen dieses Heft Lust auf Musik macht und etwas von der Freude und der Energie vermittelt, mit der sich unsere Studierenden und Lehrenden der Musik widmen!

Es grüßt Sie herzlich

Ihr Martin Ullrich

Editorial Inhalt

3 Präsident übernimmt RKM-Vorsitz

4 Meistersinger werden: IMA in Neumarkt

5 Hochschule zurück im Heilig-Geist-Saal

6 Von Atlanta bis Zürich: Kontakte in alle Welt

7 Jubiläum: Zehn Jahre Atriumklänge

8 Passion Jazz: Lehren und Lernen

12 KinderUNI: Auf den Spuren von Peer Gynt Hochschule erhält Ludwig-Scholz-Medaille

13 Im Interview: Prof. Anne-Cathérine Heinzmann

14 Personalia

15 Erfolgreich im Wettbewerb

16 CD-Shop

Impressum

Herausgeber: Der Präsident der Hochschule für Musik Nürnberg · Veilhofstraße 34 90489 Nürnberg · Tel. 0911/231-14428 · [email protected]

Redaktion: Franziska Knogl, Renate Reitinger (verantwortlich), Martin Ullrich

Mitarbeit: Alfons Brandl, Julian Schunter

Fotos: Sören Balendat, Franz Janka, Erich Malter, Michael Matejka, Carolin Ritter

Gestaltung: mey-agentur.de

Druck: Druckerei Osterchrist, Nürnberg

Erscheinungsweise: zwei Mal im Jahr

Auflage: 1.500

Die mit Namen gekennzeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder und erscheinen in Verantwortung der Autorin bzw. des Autors. Die Redaktion behält sich vor, Artikel und Zuschriften zu veröffentlichen und zu kürzen. Der Nachdruck, auch auszugsweise, bedarf der schrift-lichen Genehmigung.

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Zu seinem Amtsantritt äußert sich Prof. Ullrich über seine neue Aufgabe: „Ich betrachte es als eine große Ehre, für die nächsten drei Jahre den Vorsitz der Rek-torenkonferenz der deutschen Musik-hochschulen übernehmen zu dürfen. Es ist ein großes Anliegen der RKM, die elemen-tare Wichtigkeit von Musik für unsere Ge-sellschaft deutlich zu machen und in Leh-re, Forschung und Kunst zum Erhalt und zur innovativen Weiterentwicklung un-serer Musikkultur wesentlich beizutragen. Die Implementierung von Bachelor- und Masterstudiengängen im Zuge der Bolo-gna-Reform ist den deutschen Musikhoch-schulen gelungen. Nun gilt es, auch den dritten Zyklus musikhochschulgerecht aus-zugestalten – in der Weiterentwicklung bewährter Formate wie der wissenschaft-lichen Promotion und dem künstlerischen Konzertexamen, aber auch im Schnittstel-lenbereich zwischen Wissenschaft und Kunst, der künstlerischen Forschung. Ein anderes großes Projekt der RKM ist die Zusammenlegung der bisherigen Hoch-schulwettbewerbe zum neuen, großen Mendelssohn-Hochschulwettbewerb, der ab 2013 jedes Jahr in Berlin stattfinden und die künstlerische Exzellenz unserer Studierenden der Öffentlichkeit präsentie-ren wird.“

Die RKM ist die Ver-einigung der 24 staatli-chen Musikhochschulen in Deutschland. Sie ver-tritt die Belange und In-teressen der deutschen Musikhochschulen ge-genüber Politik, Verbän-den und der Öffentlich-keit, auch unter der ge-meinsamen Marke Die deutschen Musikhoch-schulen, und stellt gleich-zeitig die Organisation der Mitgliedergruppe Musikhochschulen innerhalb der Hoch-schulrektorenkonferenz (HRK) dar. Der Vorsitzende der RKM gehört kraft Amtes auch dem Senat der HRK an.

Zweimal im Jahr trifft sich die RKM zu Mitgliederversammlungen, um Beschlüsse zu fassen und sich über aktuelle Themen auszutauschen. Neben der Mitgliederver-sammlung und dem Vorsitzenden ist der Vorstand das dritte Organ der Rektoren-konferenz. Ihm gehören derzeit neben dem Vorsitzenden der Rektor der Hoch-schule für Musik und Tanz Köln Prof. Rei-ner Schuhenn (1. Beisitzer) der Präsident der Hochschule für Künste Bremen Prof. Dr. Manfred Cordes (2. Beisitzer) sowie mit beratender Stimme der Kanzler der Hochschule für Musik, Theater und Medi-en Hannover Jann Bruns (Vorsitzender der Kanzlerkonferenz der Musikhochschu-len) an. Darüber hinaus verfügt die RKM über feste und temporäre Arbeitsgruppen als zusätzliche Gremien.

RektorenkonferenzPräsident übernimmt RKM-Vorsitz

Seit dem 1. Oktober 2011 sind der Vorsitz und die Geschäfts-stelle der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen in der HRK (RKM) an der Hochschule für Musik Nürnberg an-gesiedelt. Für die nächsten drei Jahre übernimmt Prof. Martin Ullrich, Präsident der Hochschule für Musik Nürnberg, das Amt des Vorsitzenden der RKM. Neue Leiterin der Geschäftsstelle ist Frau Caroline Reiser.

Caroline Reiser studierte Musikwissenschaften mit Gesang im künstlerischen Hauptfach an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Han-nover, sowie Medienwissenschaften und ange-wandte Kommunikationsforschung am dazugehö-rigen Institut für Journalistik und Kommunikati-onsforschung. Der Schulterschluss zwischen Musikwelt, Medien und Wirtschaft war ihr dabei immer ein besonderes Anliegen. Schon während ihres Studiums arbeitete sie in verschiedenen Ab-

teilungen des NDR als freie Mitarbeiterin, so zum Beispiel für die NDR Radiophilharmonie. In den folgenden Jahren war sie für eine Strategieagen-tur im Bereich Marktforschung und Markenbera-tung tätig sowie für das Niedersächsische Minis-terium für Wissenschaft und Kultur, wo sie das Referat für Musik und Theater unterstützte und das Projektmanagement für die Initiative Musik-land Niedersachsen übernahm. Im Folgenden be-treute sie für einen Finanzdienstleister Berufsmu-siker und Musikstudierende im Bereich Vorsorge und Karriereplanung. Zuletzt leitete sie das Karri-erezentrum an der Hochschule für Musik Det-mold, wo sie die Musikstudierenden in allen Kar-rierefragen beriet und diese mit Seminarangebo-ten, Förderprogrammen und Netzwerkbildung auf dem Weg in das Berufsleben unterstützte.

Seit Oktober 2011 ist Caroline Reiser als Lei-terin der Geschäftsstelle der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen und als Refe-rentin für Fundraising an der Hochschule für Mu-sik Nürnberg tätig.

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Und wie sie strahlen, die Absolven-tinnen und Absolventen der ersten Inter-nationalen Meistersinger Akademie. Ne-beneinander aufgereiht stehen sie auf der Bühne des Neumarkter Reitstadels und genießen den tosenden Schlussapplaus. Sie haben ihn sich redlich verdient, denn die zwölf jungen Sängerinnen und Sänger (drei konnten bei der Abschlussgala leider nicht anwesend sein) haben am Abend des 20. Augusts vor voll besetzen Reihen wahrlich sängerische Glanzleistungen voll-bracht. Ob Simone Easthopes kecke Dar-bietung der „Unschuld vom Lande“ aus der Fledermaus-Operette von Johann Strauss, Patrick Vogels energiegeladenes „De’ miei bollenti spiriti“ aus La Traviata oder Wallis Giuntas und John Brancys herzerweichendes Duett „Il core vi dono“ aus Mozarts Così fan tutte – jeder einzelne Programmpunkt entfachte zurecht Begeis-terungsstürme.

Hochkarätiges DozententeamDoch der tosende Schlussapplaus galt

nicht allein den Studierenden, er gehörte auch Frau Prof. Dr. Edith Wiens, die das Herz und die treibende Kraft dieser ein-zigartigen Sommerakademie darstellt, wie der Neumarkter Oberbürgermeister Tho-mas Thumann bei seiner Rede nach dem

Konzert betonte. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass sich ein internationales, hochkarätiges Dozententeam während der sechs Wochen um die junge Sänger-Elite bemüht und ihnen den Feinschliff für den Start ins Berufsleben verliehen hat. Neben den beiden Lehrenden der Hoch-schule für Musik Nürnberg, Prof. Dr. Edith Wiens und KS Prof. Siegfried Jerusalem, haben der berühmte Liedbegleiter Mal-colm Martineau aus London, Prof. Rudolf Piernay von der Guildhall-School London,

Prof. Dr. Helmuth Rilling, weltweit renom-mierter Dirigent und Leiter der Bachaka-demie Stuttgart, Dr. Eytan Pesson, Opern-direktor der Dresdner Semperoper, und Dr. Brian Zeger, Leiter des Lindemann Young Artist Development Program an der Metropolitan Opera New York, als Gastprofessoren unterrichtet.

Weltweite VernetzungDie gute Vernetzung in die professio-

nelle internationale Musikwelt spiegelte

Unter der künstlerischen Leitung von Prof. Dr. Edith Wiens hat diesen Sommer in Neumarkt in der Oberpfalz die erste Internationale Meistersinger Akademie (IMA) stattgefunden. Eine Fortsetzung des Projekts, das die Hochschule für Musik Nürnberg gemeinsam mit der Juilliard School New York und der Stadt Neumarkt initiiert hat, ist aufgrund des großen Erfolgs bereits gesichert.

Zum ersten Mal:

Meistersinger in Neumarkt

Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch eröffnet die erste IMA.

Voller Einsatz: Edith Wiens (li.) und Rudolf Piernay (o.) bei der Probenarbeit

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Zurück im Heilig-Geist-SaalNach einer aufwendigen Sanierungsphase kann die Hochschule für Musik Nürnberg den Heilig-Geist-Saal in der Nürnberger Innenstadt wieder für Proben und Konzerte nutzen.

sich auch bei diversen, im Laufe des Kurses organisierten Vorsingen wider, zu denen Agenten der großen Agenturen und Opernintendanten eingeladen waren. Und somit kann das stolze Ergebnis prä-sentiert werden: Für acht der insgesamt 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wur-den über die IMA Konzertangebote bzw. Vorsingmöglichkeiten an großen Häusern vermittelt.

Auch für das interessierte Publikum war die Meistersinger Akademie ein gro-ßer Gewinn. Schon der Liederabend am 23. Juli stieß auf beste Resonanz. Das Ga-la-Konzert war vier Wochen vor dem Termin bereits ausverkauft, woraufhin sich die Verantwortlichen entschlossen haben, auch die Generalprobe am Vortag für Pu-blikum zu öffnen. Besonderes Interesse weckten auch die öffentlichen Unter-richtseinheiten, bei denen Zuhörer erfah-ren konnten, wie die Stars mit den jungen Nachwuchstalenten arbeiten. So bedankte sich ein Neumarkter Bürger schriftlich bei Frau Prof. Dr. Wiens: „Ich hatte das Ver-gnügen, einigen Proben der Meistersinger Akademie beizuwohnen – welch ein wun-derbarer Genuss. Dafür tausend Dank. Speziell Ihre Liebe und Freude, musika-lische Fertigkeiten weiterzuentwickeln, haben mich sehr berührt. Man merkte es den jungen Sängerinnen und Sängern an, wie sehr sie Ihr Engagement und das Ver-

trauen, das Sie Ihnen schenkten, genossen und erwiderten. Als Zuhörer und Gast habe auch ich sehr viel über Gesang und Interpretation, über Körpersprache, inne-re Identifikation und das wunderbare Ge-heimnis der notwendigen Harmonie von Spannung und Entspannung und und und gelernt. Danke auch dafür.“

IMA 2012Die Planungen für die nächste IMA lau-

fen bereits – angesichts eines derartigen Erfolgs steht eine Fortsetzung außer Frage. Das Publikum kann sich schon jetzt auf das Eröffnungskonzert am 12. Juli 2012 mit den neuen Akademie-Teilnehmerin-nen und Teilnehmern sowie dem Mün-chener Rundfunkorchester unter der Lei-tung von Michael Hofstetter freuen. Ne-ben einem Liederabend und dem Abschlusskonzert ist auch eine Aufführung der Messe in h-Moll von Johann Sebastian Bach unter dem Dirigat von Helmuth Ril-ling geplant. Als Gastprofessorinnen und -professoren im nächsten Jahr sind Margo Garrett, Michael Hofstetter, Ann Murray

und Denise Massé sowie erneut Malcolm Martineau, Brian Zeger und Helmuth Ril-ling eingeladen. Die künstlerische Leitung hat weiterhin Prof. Dr. Edith Wiens inne, die selbst auch wieder unterrichten wird.

Bewerbung für die nächste IMAInteressierte Sängerinnen und Sänger

bis zum Alter von 30 Jahren können sich ab sofort für die nächsten Vorsingtermine bewerben (Anmeldeschluss: 12. Dezem-ber 2011). Ein Anmeldeformular und alle weiteren nötigen Informationen sind auf der Internetseite www.meistersingeraka-demie.com zu finden. Die Vorsingen fin-den am 18. und 19. Dezember 2011 an der Juilliard School in New York, am 6. und 7. Januar 2012 an der Hochschule für Musik Nürnberg und am 8. und 9. Januar 2012 an der Guildhall School of Music in London statt. Die nächste Meistersinger Akademie beginnt am 7. Juli in Neumarkt in der Oberpfalz und endet am 17. Au-gust 2012.

Zu Beginn des vergan-genen Sommersemesters war es endlich so weit: Die lang andauernde Generalsanierung des Heilig-Geist-Hauses am Hans-Sachs-Platz war abgeschlossen, die Nutzer konnten das Gebäude wieder beziehen. Bei der feier-lichen Wiedereröffnung am 12. April 2011 begrüßte Oberbür-germeister Dr. Ulrich Maly die verschiedenen Institutionen, wie etwa das Seniorenamt, das Amt für Internationale Beziehungen oder die Dante Alighieri Gesellschaft. Die Hochschule für Musik Nürnberg ist Hauptnutzer des großen Saals und weiterer Räume im Untergeschoss. Besonders das Orchester der Hochschule ist froh, wieder einen festen Probensaal zu haben. Beim ersten Sin-foniekonzert des neuen akademischen Jahres am 17. November 2011 konnte sich das Publikum selbst von der Wirkung im neuen Saal überzeugen.

Die Sängerinnen und Sänger der IMA bei der Abschluss-Gala im Reitstadel

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Mit etwa 150 ausländischen Studieren-den aus über 30 Nationen und knapp 20 Lehrenden aus elf Ländern ist die Studien-atmosphäre an der Hochschule für Musik Nürnberg, ähnlich wie an vergleichbaren Einrichtungen, generell sehr international. Dazu kommen Austauschprojekte mit an-deren Institutionen, Gastspiele im Ausland, Einladungen von Gast-Dozenten und vieles mehr. So wird den Studierenden die Möglichkeit gegeben, Impulse aus anderen Ausbildungsstätten aufzunehmen und sich international zu vernetzen, was vor allem in den Zeiten der Globalisierung unabding-bar geworden ist.

Man nehme zum Beispiel den Monat Mai: Während der Jazz-Bassist und Kom-ponist Martin Wind, der an der New York University lehrt, mit dem amerikanischen Star-Schlagzeuger Joe LaBarbera an der Hochschule einen Workshop abhielt, be-fanden sich die Beteiligten der Figaro-Hochschulproduktion (das Hochschulor-chester und die Gesangssolisten) auf Gast-spielreise in der Toskana. Ein paar Tage zuvor gaben der Madrigalchor der Hoch-schule unter der Leitung von Alfons Brandl und ein fünfköpfiges Akkordeonensemble der Klasse Prof. Irene Urbach auf Einladung der altehrwürdigen Jagiellonen-Universität zwei Konzerte in Krakau. Und kaum war das Martin-Wind-Quartett abgereist, wur-den die nächsten Gäste aus Übersee be-grüßt: Die Sopranistin Kathryn Hartgrove und der Dirigent Robert J. Ambrose ka-men für ein Austauschkonzert im Rahmen der Tage Aktueller Musik aus Atlanta nach

Nürnberg. Im voll besetzten Kammermu-siksaal führten sie zusammen mit Instru-mentalistinnen und Instrumentalisten der Hochschule Arnold Schönbergs Pierrot lu-naire op. 21 auf.

Auch das zweite Hochschulfestival, die jährlich im Januar stattfindenden Tage Alter Musik, stehen im Zeichen der internationa-len Vernetzung. Unter dem Titel Klang-spuren führten die Blockflöten-Dozenten Jeremias Schwarzer (Nürnberg) und Prof. Matthias Weilenmann (Zürich) mit ihren Klassen dieses Jahr ein Austauschprojekt durch. In einem öffentlichen Konzert wur-den Werke von Johann Rosenmüller und Georg Philipp Telemann sowie Kontra-punkte von Konrad Lechner und John Ca-ge präsentiert. Daneben waren der inter-national renommierte Barockfagottist Prof. Sergio Azzolini aus Basel und die Barock-flötistin und -oboistin Carin van Heerden, die in Linz unterrichtet, für Workshops eingeladen. Im Herbst werden David Ro-thenberg, Professor für Philosophie und Musik am New Jersey Institute of Techno-logy, sowie der Traversflötist Barthold Kuijken aus Brüssel erwartet.

Nicht nur die Studierenden, auch das Publikum profitiert von diesen Projekten, denn es finden immer auch öffentliche Konzerte statt, bei denen die Gast-Stars live zu erleben sind.

Eine weitere zentrale Säule der Interna-tionalisierung sind neben solchen Pro-jekten die regelmäßigen Austauschkon-takte mit anderen Hochschulen im Rah-men des ERASMUS-Programmes . Regelmäßig kommen Studierende aus aller Welt für ein bis zwei Semester an unsere Hochschule – im Studienjahr 2010/11 wa-ren es sechs Studierende aus Österreich, Ungarn, Portugal und Belgien – und ver-bringen hiesige Studierende Studienzeiten an kooperierenden Hochschulen. Dieses Jahr an unseren Partnerhochschulen in der Schweiz und in Schottland bzw. Großbri-tannien. Unterstützt und koordiniert wer-den diese Auslandskontakte vom Internati-onal Office der Hochschule (s. links).

Das International Office der Hochschule für Musik Nürnberg

- ist internationaler Service-Bereich der Akademischen Verwaltung

- berät und betreut ausländische Studie-rende und am Auslandsstudium interes-sierte deutsche Studierende

- berät Lehrende und Mitarbeiter, die ei-nen Auslandsaufenthalt planen

- koordiniert die Stipendienvergabe an in-ternationale Studierende

Sprechzeiten Frau Erdei: Mo: 14.00–16.00 Uhr, Di: 10.00–12.00 Uhr, Raum 103 und nach Vereinbarung

Dorothea Erdei, International Office der

Hochschule für Musik Nürnberg

Von Atlanta bis Glasgow, von Krakau bis Zürich – die Hochschule für Musik Nürnberg steht in Kontakt mit Künstlern und Instituti-onen aus aller Welt.

Von Atlanta bis Zürich Kontakte in alle Welt

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Unter freiem Himmel Zehn Jahre Atriumklänge

Mit einem großen Staraufgebot wurde die Konzertreihe Atriumklänge vor zehn Jahren aus der Taufe gehoben. Die seiner-zeit noch kommunal getragene Musikaus-bildungsstätte mit ihrem Doppelstandort Nürnberg-Augsburg hatte gerade ihr neues Domizil in der Veilhofstraße bezo-gen. Der damalige Rektor Prof. Siegfried Jerusalem hatte die Idee, dem Nürnberger Publikum das neue Quartier von seiner besten Seite zu präsentieren und den schönen Innenhof im ehemaligen Sebas-tian-Spital als Konzertstätte zu nutzen. Mit einer hochkarätig besetzten Veranstaltung wollte man bei potentiellen Sponsoren so-wie Freunden und Förderern das Interesse an der Institution wecken. Prof. Jerusalem ließ seine Kontakte spielen, und so startete die Konzertreihe mit einem Programm, das Rang und Namen hatte: Stardirigent Zubin Mehta leitete zunächst eine öffent-liche Probe mit dem Hochschulorchester, um anschließend Waltraud Meier und Siegfried Jerusalem bei einem Gala-Kon-zert mit Opernarien unter freiem Himmel zu begleiten. Zuvor war den verschie-denen Ensembles der Hochschule den ganzen Nachmittag über Raum gegeben, sich auf der Innenhof-Bühne vorzustellen. Ein Konzept, das überzeugte, wie Presse-resonanz und Publikumszuspruch verdeut-lichen.

Handelte es sich im Geburtsjahr der Atriumklänge noch um einen einzelnen Veranstaltungstag, weitete sich das Pro-gramm in den Folgejahren aus. Seit 2003 ist das so genannte Preisträgerkonzert ein fester Bestandteil der Open-Air-Reihe. Be-sonders erfolgreichen Studierenden, die im Laufe des akademischen Jahres Preise ge-wonnen haben, wird hier ein Podium ge-boten – und das Publikum bekommt die Crème de la Crème der jungen Musike-rinnen und Musiker gebündelt präsentiert. Bei der feierlichen Übergabe der Urkun-den konnten in diesem Jahr am 30. Juni die Studierenden Soojung Lee (Violoncello), Juri Schmahl (Oboe), Johannes Ludwig (Jazzsaxophon) und Jana Baumeister (So-pran) für ihre hervorragenden Leistungen das Stipendium der Sparda-Bank entgegen-nehmen. Der rumänische Kontrabassist Valentin Vacariu bekam überdies den re-nommierten Preis des DAAD (Deutscher Akademischer Austausch Dienst) verlie-hen.

So schön es ist, bei lauem Sommerwet-ter Musik unter freiem Himmel zu genie-ßen – vor Wetterumschwüngen ist man nie gefeit. Und so konnte trotz des vielver-sprechenden Titels Summertime das zweite Konzert der diesjährigen Atriumklänge nicht im Innenhof stattfinden, sondern wurde in den Heilig-Geist-Saal verlegt.

Dem musikalischen Angebot tat dies kei-nen Abbruch: Die verschiedenen Chöre der Hochschule und das Blechbläseren-semble BlackBlazer unter der Leitung von Alfons Brandl und Harald Bschorr boten eine interessante Mischung aus klein und groß besetzter Chormusik, Werken für Blechbläser und gemeinsamen Stücken dar. Leider konnte auch die Aufführung von Figaros Hochzeit mit dem Hochschul-orchester und Gesangsolisten der Hoch-schule am dritten Abend der Atriumklänge 2011 nicht als Open-Air-Konzert stattfin-den und musste ebenfalls in die Spielstätte am Hans-Sachs-Platz umziehen.

Im nächsten Jahr finden die Atriumklän-ge aufgrund einer Verschiebung der Semes terzeiten etwas früher statt, nämlich vom 14. bis zum 16. Juni 2012. Hoffen wir auf gute Wetterlage!

Einmal im Jahr wird der Innenhof des Hochschulgebäudes in der Veilhofstraße zur Konzertbühne: Weltstars und junge Talente locken das Publikum nach draußen …

Das Johannes-Billich-Ensemble (re.) gewann den diesjährigen Jazz-Wettbewerb um das Bruno-Rother-Gedächtnis-stipendium.

Hochschul-Präsident Prof. Martin Ullrich (li.) und

Sparda-Bank-Vorstand Thomas Lang (re.) mit den

Preisträgerinnen und Preisträgern des Sparda-Stipendiums

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Der heutige Fachgruppensprecher Hans-Günter Brodmann studierte von 1978 bis 1984 klassisches Schlagwerk am Nürnber-ger Konservatorium. Sein Herz schlug jedoch für Rock- und Jazz-musik, welcher er sich von Anfang an ausgiebig widmete. Einige Zeit nach dem Abschluss seines Studiums wurde er vom Konser-vatorium gebeten, Unterricht in Jazz-Schlagzeug für die klassischen Schlagwerkstudenten zu geben – eine Aufgabe, die er mit Freude übernahm. Silvan Koopmann war zu dieser Zeit bereits als Posau-nenlehrer und Bigband-Leiter am Konservatorium tätig. Er hatte dort auch einen Teil seines eigenen Studiums absolviert und wäh-renddessen, aus dem Wunsch heraus, Pop- und Jazzmusik zu spie-len, gemeinsam mit anderen jazzinteressierten Studenten eine Bigband gegründet.

Schon bald hatten Brodmann und Koopmann die gemeinsame Vision einer eigenen Jazzabteilung. Sie fuhren nach Graz, um von dem dort bereits realisierten Jazzstudiengang zu lernen und arbei-teten erste Studienpläne aus. Zu Anfang gab es Schwierigkeiten, das Projekt politisch durchzusetzen. Doch dann fanden sich zahl-reiche prominente Unterstützer, wie zu Beispiel der damalige In-tendant der Nürnberger Symphoniker Günter Einhaus, der Abtei-lungsleiter Musik des Bayerischen Rundfunks Axel Linstädt, Walter Schätzlein, der damalige Leiter des Festivals Jazz Ost-West und des Nürnberger Jazzstudios sowie der bekannte Arrangeur und Big-band-Leiter Peter Herbolzheimer. Nach zahlreichen öffentlichen Aktionen und einer starken Präsenz des Themas in der Presse sicherte der damalige Nürnberger Oberbürgermeister Peter Schönlein schließlich seine Unterstützung zu. Wie Prof. Koopmann berichtet, hatten auch die regen Aktivitäten der Bigband des Kon-servatoriums, u. a. in Form von Austauschkonzerten und Radio-mitschnitten, „eine starke Auswirkung auf die Entscheidung für den Jazz“.

1991 fanden die ersten Aufnahmeprüfungen statt, bei denen die Dozenten selbst als Begleitcombo spielten. Ein Problem bei der Suche nach geeigneten Lehrkräften war immer wieder die Forderung nach Lehrerinnen und Lehrern mit Hochschulabschlüs-sen in einem Bereich, in dem es noch kaum Möglichkeiten einer akademischen Ausbildung gab. Neben Brodmann (Schlagzeug) und Koopmann (Posaune) konnten schließlich Jürgen Seefelder (Saxophon), Axel Beineke (Trompete), Helmut Kagerer (Gitarre), Martin Schrack (Klavier), Bill Molenhof (Mallets), Rudi Engel (Kon-trabass) und Frank Möbus (Harmonielehre und Gehörbildung) als Lehrende gewonnen werden. Ein Großteil von ihnen ist noch im-mer an der Hochschule tätig. Neben den genannten Instrumenten kann heute auch Jazzgesang, Jazzkomposition und -arrangement sowie Latin Percussion studiert werden.

2001, zehn Jahre später und zeitgleich mit der Umstrukturie-rung vom Konservatorium zur Hochschule, wurde der Multiinstru-mentalist, Komponist und Arrangeur Steffen Schorn als Leiter des Studiengangs und Professor für Saxophon, Jazzkomposition und Arrangement berufen. Er beschreibt das Profil des Nürnberger Studiengangs heute als „vielfältig und vielseitig“ und lobt den „gu-ten Spirit“ und die „persönliche und familiäre Atmosphäre“ unter den ca. 50 Studierenden und über 20 Dozierenden.

Passion Jazz 20 Jahre Lehren und Lernen an der Hochschule

Im Jahr 1991 hielt, auf Initiative der beiden bis heute an der Hochschule für Musik tätigen Dozenten Prof. Silvan Koopmann (Posaune/Jazz-Posaune) und Hans-Günter Brodmann (Jazz-Schlagzeug), der Jazz Einzug in das Aus-bildungsangebot des damaligen Meistersinger-Konservatoriums. Dieses 20-jährige Jubiläum bietet Anlass, sich der Geschichte und den spannenden aktuellen Geschehnissen innerhalb der Fachgruppe zu widmen.

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Aktuelle AktivitätenIm vergangenen Studienjahr wurde die neue Konzertreihe

Young Lions on Stage (S. 10) überaus erfolgreich aus der Taufe ge-hoben und die Hochschulbigband glänzte nach einer intensiven Arbeitsphase bei mehreren Konzerten. Im Rahmen von Work-shops waren zahlreiche hervorragende Jazzmusiker zu Gast. Wie jedes Jahr gab es zu Beginn des Wintersemesters ein Dozenten-konzert im überfüllten Jazzstudio und im Sommersemester meh-rere Konzertabende von Hochschulensembles vor der großar-tigen Kulisse der Nürnberger Katharinenruine. Außerdem hatten die jungen Jazzer im Rahmen der Reihe Jazz im GNM (Germa-nisches Nationalmuseum), in regelmäßig stattfindenden Klassen-abenden und bei den wie immer sehr individuell und kreativ gestalteten Diplomkonzerten viele Gelegenheiten, sich zu präsen-tieren. Mehrere Ensembles von Studierenden nutzten das hoch-schuleigene Tonstudio, um unter professionellen Bedingungen aufzunehmen.

Vielfältig sind auch die Vernetzungen mit anderen Fachgruppen der Hochschule: So fand im Anschluss an einen Workshop mit dem brasilianischen Komponisten und Pianisten Jovino Santos Neto ein Konzert unter dem Titel Brazilian Night – Classic meets Jazz statt, an dem Studierende und Lehrende aus Jazz- und Klassik-

Bei zahlreichen Konzerten sammeln die Studierenden Auftrittserfahrung.

Der Praxistest: Studierende und Lehrende stehen gemeinsam auf der Bühne (re.).

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Studiengängen gemeinsam mitwirkten. Mit mehreren Projekten beteiligten sich Jazzstudentinnen und -studenten an den diesjäh-rigen Tagen Aktueller Musik. Außerdem schrieb Simon Scharf, Kompositionsstudent in der Klasse von Prof. Schorn, die Musik zu einem animierten Kurzfilm, welche im November 2010 vom Hochschulsinfonieorchester unter Leitung von Prof. Rumstadt synchron zum Film aufgeführt wurde. Für die nahe Zukunft ist eine Fortsetzung der Reihe Saxissimo – Großangriff der Saxophone ge-

plant. Es gab bereits zwei Konzerte unter diesem Motto, bei de-nen unter der Leitung der Professoren Schorn (Jazz) und Priesner (klassisches Saxophon) sämtliche Saxophonistinnen und Saxopho-nisten des Hauses gemeinsam auftraten.

Beim alljährlich vom Rotary Club Nürnberg-Fürth veranstal-teten Jazz-Wettbewerb um das Bruno-Rother-Gedächtnis-Stipen-dium überzeugten im Januar 2011 drei Siegerbands mit Arrange-ments zum Thema The Music of Thelonious Monk. Auch am Kam-mermusikwettbewerb des Mozartvereins 1829 e.V. nahm mit dem Johannes-Billich-Sextett in diesem Jahr ein Jazzensemble teil. Der Jazzsaxophonstudent Johannes Ludwig erhielt am 30. Juni 2011 als einer von vier Studierenden das Stipendium der Sparda-Bank für herausragende Solisten. JS

Die Löwen sind los!Nach 20 Jahren entsteht – ganz im Geiste des Jazz – immer

noch und immer wieder etwas ganz Neues: Unter dem Namen Young Lions on Stage – Junger Jazzsommer Nürnberg organisierte die Fachgruppe Jazz dieses Jahr erstmals eine eigene Konzertreihe in Kooperation mit dem Jazzstudio Nürnberg und dem Nürnberger Jazzmusiker-Verein.

Die insgesamt 27 Konzerte fanden zwischen dem 9. Mai und dem 11. Juni 2011 statt. Spielorte waren das Jazzstudio, der MUZClub und das Künstlerhaus im KunstKulturQuartier. Die „Young Lions“, also die Studentinnen und Studenten, bekamen hier die Gelegenheit, sich mit ihren eigenen Projekten zu präsen-tieren. Neben reinen Studentenbands spielten aber auch Do-zentencombos, also „Old Tigers“ und gemischte Ensembles mit Studierenden und Lehrenden. Überdies wurden Gäste von au-ßerhalb eingeladen: Einer der Höhepunkte der Konzertreihe war das Stargastspiel des Martin-Wind-Quartetts im Jazzstudio – echte „Cats“ aus New York, die am gleichen Tag einen Work-shop an der Hochschule für Musik gaben.

Prof. Dr. Julia Lehner, die Kulturreferentin der Stadt Nürnberg, übernahm die Schirmherrschaft der Veranstaltungsreihe und be-tonte in diesem Zusammenhang, „auf welch hohem internationa-len Niveau in Nürnberg Jazz gemacht wird“.

Laut den beteiligten Studierenden war es insbesondere berei-chernd, gemeinsam mit den Dozentinnen und Dozenten auf der Bühne zu stehen. Über dieses Konzept freute sich auch Hoch-schulpräsident Prof. Martin Ullrich. Für ihn ist es „die wohl unmit-

telbarste Lernerfahrung, die ein Musikstudium bieten kann“.In der lokalen Presse lösten die „Young Lions“ eine erstaun-

liche Resonanz aus. Alle lokalen Zeitungen informierten im Vor-feld ausführlich über die Konzerte und brachten mehrere aus-führliche Berichte. Herbert Meixner, der Programmverantwort-liche des Jazzstudios, zeigte sich mit den durchschnittlich etwa 40 Gästen pro Konzert im Jazzstudio sehr zufrieden. Bei dieser ho-hen Konzertdichte sei das ungewöhnlich viel. Auch hätten ihn die beteiligten Musikerinnen und Musiker künstlerisch ausnahmslos überzeugt. Die „Young Lions“ können im kommenden Jahr also getrost wieder auf die Stadt losgelassen werden. JS

Passion Jazz Fortsetzung der Seite 9

Fahrstuhlmusik mal ganz anders: Bei der Veranstaltung Musik für ein Haus bespielten Jazz-Studierende den Aufzug im Hochschulgebäude (re.).

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Expressive MomentsVom 16. bis 20. Mai fand die diesjährige Arbeitsphase der Nürn-berger Hochschulbigband in der Bayerischen Musikakademie Hammelburg statt. Unter der Leitung der beiden Saxophonpro-fessoren Steffen Schorn und Klaus Graf erarbeitete sich die Band die siebensätzige Chiang Mai Suite von Steffen Schorn und mehre-re Werke des zeitgenössischen belgischen Trompeters, Kompo-nisten und Arrangeurs Bert Joris.

Die Big Band präsentiert sich in der Katharinenruine (o.) und im Neuen Museum (u.).

Inhaltliche Schwerpunkte der gemeinsamen Arbeit waren laut Schorn „Sound, Bewusstsein für die Ausdehnung von Klang und Beat, Konzentrationsfähigkeit, an die Grenzen zu stoßen, gemeinsames Atmen, Entspannung, Einteilung der Energien und Kräfte“ und „intensives Kennenlernen von Tradition in Form von historischen Aufnahmen“.

Jasmin Hirschsteiner, eine der teilnehmenden Studierenden, war begeistert von dem „freudigen Miteinander“ während einer sehr intensiven Arbeitswoche „in lockerer und entspannter At-mosphäre“. Die Dozenten, die beide zu den wichtigsten Prota-gonisten der deutschen Bigbandszene zählen und gemeinsam schon in zahlreichen bedeutenden Bigbands spielten, hätten sich hervorragend ergänzt.

Das Ergebnis ihrer Arbeit präsentierten die jungen Musike-rinnen und Musiker in zwei Konzerten: am 19. Mai in der Musik-akademie Hammelburg im Rahmen einer Benefizveranstaltung und unter dem Titel Expressive Moments am 20. Mai im Neuen Museum Nürnberg.

Zwei weitere Konzerte gab die Hochschulbigband unter der Leitung von Prof. Silvan Koopmann: Im Rahmen der Konzertrei-he Hochschulklänge im Historischen Reitstadel in Neumarkt standen am 3. Juni neben den Werken von Bert Joris ein ge-meinsames Stück mit dem Jazzchor der Hochschule für Musik und einige Arrangements von Studierenden auf dem Programm. Zum Abschluss des Studienjahres spielte die Bigband schließlich am 27. Juni unter freiem Himmel in der Nürnberger Katharinen-ruine. Sie teilte sich den Abend mit dem „beeindruckend auf-spielenden Quintett“ (Nürnberger Nachrichten) des kolumbia-nischen DAAD-Stipendiaten und Jazzsaxophonstudenten Ricar-do Narváez. JS

„Du bist von einem Typen so begeistert, dass er in dir ein Flämm-chen entzündet, das vielleicht ein ganzes Leben lang brennt.“ Work-shops hält Fachgruppensprecher Hans-Günter Brodmann für über-aus wichtig in der Ausbildung eines Jazzmusikers. Deshalb lädt die Fachgruppe regelmäßig hochkarätige Gäste aus aller Welt ein.

Finanziert durch Studienbeiträge, konnten in den vergangenen beiden Semestern acht verschiedene Workshops mit nationalen und internationalen Größen der Jazzszene stattfinden. Gastdo-zenten waren der Tenorsaxophonist Toni Lakatos, der brasilia-nische Komponist und Pianist Jovino Santos Neto, der Rising Star der internationalen Jazzsaxophonszene Joris Roelofs mit seinem New Yorker Quartett, die Berliner Avantgardeband Der rote Be-reich, bestehend aus Frank Möbus, Rudi Mahall und Olliver Steidle, die drei musikalischen Großmeister des Aaron-Gold-berg-Trios, die beiden Brasilianer Mauro Martins und Dudu Penz, das Martin-Wind-Quartett mit dem ehemaligen Bill-Evans-Schlagzeuger Joe LaBarbera und schließlich die internationale Latin-Jazzband Salsafuerte.

Bei vielen Studierenden waren diese musikalischen Brandstif-ter sehr erfolgreich. Das Feuer der Begeisterung ist deutlich spür-bar, wenn beispielsweise Schlagzeugstudent Ali Broumand von dem Workshop des Aaron-Goldberg-Trios als einem seiner „persönlichen Highlights des vergangenen Studienjahres“ schwärmt.

Workshops als Initialzündung

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Am Montag, den 2. Mai 2011, wurde der Hochschule für Musik Nürnberg im historischen Rathaussaal die Ludwig-Scholz-Medaille verliehen. Die erstmals vergebene Auszeichnung ehrt verdiente Nürnberger Institutionen, zu denen Lud-wig Scholz (CSU), der ehemalige Ober-bürgermeister der Stadt Nürnberg, in sei-ner Amtszeit einen besonderen Bezug hatte. Als Initiator der Ehrung überreichte der bayerische Staatsminister für Umwelt und Gesundheit Dr. Markus Söder, zu-sammen mit Ute Scholz der Vizepräsiden-tin Prof. Dr. Renate Reitinger die Medaille und eine Urkunde. Bürgermeister Dr. Kle-mens Gsell, der die Laudatio auf die Hochschule hielt, lobte unter anderem das „Netzwerk der Hochkultur“, das die Hochschule gemeinsam mit dem Staats-theater und dem Germanischen National-museum bildet. Die Entscheidung, aus dem damaligen Meistersinger-Konservato-rium der Stadt Nürnberg im Jahr 2000 ei-ne kommunale Hochschule für Musik zu machen, habe man Ludwig Scholz zu ver-danken, dem es gelungen sei, die Schlie-

ßungspläne der Vorgängerregierung rück-gängig zu machen. Ludwig Scholz habe, so Festredner Dr. Günther Beckstein, in er-heblichem Maße zum Selbstbewusstsein der Stadt Nürnberg beigetragen und in schwierigen Zeiten Entscheidungen von großer struktureller Wichtigkeit getroffen.

Dass sein Votum für die seit 2008 nun staatliche Hochschule für Musik Nürnberg auch in diesem Sinne richtig war, bezwei-felt heute niemand mehr. Mit Übergabe

des generalsanierten Haupthauses in der Veilhofstraße – der große Umbau beginnt im Sommer 2012 – ist der Übergang in den Verantwortungsbereich des Freistaats Bayern dann perfekt. Für das kulturelle Le-ben der Stadt Nürnberg ist damit ein wei-terer Meilenstein gesetzt. Neben der Hochschule erhielten die Freunde des Nürnberger Tiergartens und die Altstadt-freunde ebenfalls eine Ludwig-Scholz-Me-daille.

Zur Eröffnung spielten Prof. Irene Ur-bach und zwei ihrer Studentinnen einige Sätze mit bekannten skandinavischen Me-lodien auf dem Akkordeon. Katharine Leiska hielt die Einführungsvorlesung über Musik aus Skandinavien, wobei die Kinder selbst entscheiden mussten, woraus ihrer Meinung nach die Eigenart skandina-

vischer Musik entspringt: aus der Natur, von musikalischen Fabelwesen oder aus dem Abgrenzungswillen skandinavischer Musiker. Die Musik der Trolle, einen fin-nischen Tanz und die Geschichte von Nils Holgersson konnten die Teilnehmer der KinderUNI in drei anschließenden Work-shops näher kennen lernen: Birgit Herwig (Hauptfach EMP) übte mit einer Gruppe einen finnischen Mittsommertanz zu einem Lied der Band Värttinä ein. Susan-ne Stamm (Hauptfach Jazz-Bass/Piano) vertonte mit den Teilnehmern ihres Workshops den Anfang von Selma Lager-löfs berühmtem Roman Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen und präsentierte mit ihnen ein dänisches Sonnenlied. Die dritte Gruppe

erarbeitete unter der Leitung von Katrin Kafka (Hauptfach Gitarre) eine Choreo-graphie zu Edvard Griegs In der Halle des Bergkönigs aus der Musik zu Henrik Ibsens Peer Gynt.

Die Workshop-Ergebnisse wurden im öffentlichen Abschlusskonzert vor Eltern und Gästen vorgetragen und durch Auf-tritte von Mitgliedern der Posaunenklas-sen von Prof. Silvan Koopmann und Harald Bschorr umrahmt, die klassische Musik aus Skandinavien vorstellten. Prof. Dr. Renate Reitinger hatte mit den Stu-dentinnen des Masterstudiengangs Musik-pädagogik die abwechslungsreiche Veran-staltung zusammengestellt und führte moderierend durch den Nachmittag.

KinderUNIAuf den Spuren von Peer Gynt

Hochschule mit Ludwig-Scholz-Medaille geehrt

Am 11. Juni 2011 empfing die Hochschule wieder 35 musikbe-geisterte und hochmotivierte acht- bis zwölfjährige KinderUNI- Studierende zur Veranstaltung Auf den Spuren von Peer Gynt – Musik aus Skandinavien.

Vizepräsidentin Prof. Dr. Renate Reitinger (3. v. li.) nahm die Ehrung

im Namen der Hochschule entgegen.

Musikwissenschaftlerin Katharine Leiska erklärte die Besonderheiten der Musik aus Skandinavien (o.), die von den teilnehmenden Kindern gleich in die Praxis umgesetzt wurde (u.).

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Frau Professor Heinzmann, Sie sind nun in Ihrem dritten Jahr als Professorin für Quer-flöte an der Hochschule für Musik Nürn-berg tätig. Wie geht es Ihnen in Nürnberg und wie würden Sie die Atmosphäre an un-serem Haus beschreiben?Als Professorin für Flöte an die Nürnber-ger Hochschule berufen worden zu sein, ist eines der besten Dinge, die mir in meinem Leben passiert sind. Zumal ein lang gehegter Traum in Erfüllung ging: Ich habe eine Leidenschaft zum Unterrichten und konnte mir schon lange vorstellen, so eine Stelle zu übernehmen. Was meine Arbeit in Nürnberg, einer Stadt mit rei-cher Geschichte, positiv beeinflusst, ist der junge Geist und Gestaltungswille, der an der Hochschule herrscht. Die Aufbruch-stimmung ist spürbar und das ist eine fa-belhafte Arbeitsgrundlage.

Was bewegt Sie, junge Leute zu unterrich-ten?„Das Leben ist ein einziges großes Kon-zert für mich“ (Pat Metheny). Ich hatte das Glück, in eine traditionsreiche Musi-kerfamilie hineingeboren zu sein und von den besten Lehrern unterrichtet zu wer-den. Die meisten Dinge habe ich einfach durch Musik gelernt. Einerseits habe ich die Ehre, meinen Studierenden das Hand-werkszeug weiterzugeben, das mir mit Hingabe beigebracht wurde – gewisse Traditionen und Erfahrungen von den „grandes seigneurs“ der Flötenwelt, die es so heute leider nicht mehr gibt. Anderer-seits begeistert mich die Arbeit mit jungen Menschen, die sich auch dafür entschie-den haben, ihr Leben mit Musik zu ver-bringen. Alle meine Studierenden tragen diese Leidenschaft in sich. Ihnen dabei zu helfen, ihren ganz ureigenen Weg zu fin-den, finde ich faszinierend. Eine große Mo-tivation für mich ist auch die Tatsache, dass das Verständnis für den wirklichen Gehalt von Musik etwas ist, was über den „üblichen Tellerrand“ hinausgeht, wobei wir da wieder bei Pat Metheny angekom-men wären.

Die meisten Ihrer Studentinnen und Stu-denten lassen sich von Ihnen für eine spä-tere Stelle in einem Berufsorchester ausbil-den. Mit der Umstellung auf die Bachelor-und Masterstudiengänge sind weitere berufsqualifizierende Unterrichtsangebote hinzugekommen. Welche Ideen haben Sie für einen zukünftigen Masterstudiengang, der ganz speziell auf den Beruf des Orches-termusikers vorbereitet?Mir schwebt da ein eigener Masterstudi-engang für Orchester vor. Die Ausbildung zum Orchestermusiker ist sehr speziell. Wir in Deutschland mit unserer traditi-onsreichen Orchesterkultur bieten da auch noch viel mehr Möglichkeiten als in anderen Ländern, wie beispielsweise in den USA, wo es insgesamt so viele Or-chester gibt, wie hierzulande in einem Bundesland. In Amerika eine Orchester-stelle zu haben, ist eine enorme Karriere, demnach ist auch die Ausbildung dazu ei-ne ganz andere. Auch in Deutschland werden die Gelder für Kultur knapp wer-den und nicht alle Orchester werden überleben. Die Anforderungen, ein Pro-bespiel zu bestehen und danach ein guter Orchestermusiker im Team zu werden, sind enorm hoch. Das macht die gezielte Ausbildung umso wichtiger.Wer im Orchester-Master studiert, sollte also zum einen gezielt auf Probespiele vorbereitet werden. Das beinhaltet neben der Beschäftigung mit den Orchesterstel-len auch das psychische Coaching und das regelmäßige Training von simulierten Pro-bespielen. Zum anderen gilt es, in der Ausbildung auch kammermusikalische Fä-higkeiten auszubilden, wie beispielsweise Zusammenspiel, Intonation, Stimmführung etc. Dabei wäre es wichtig, dass die Or-chesterstellen und -stimmen nicht aus-schließlich einzeln, sondern mit Klavier, in Stimmgruppen und im Satz erarbeitet werden. Hierzu könnte ich mir eine Zu-sammenarbeit von bayerischen Orches-tern und der Hochschule sehr gut vorstel-len. Eine weitere zentrale Anforderung ist die Fähigkeit zur Teambildung. Erfahrungs-austausch mit Profimusikern an Ort und Stelle ist da unerlässlich. Deshalb wäre ein Praktikum in einem Orchester innerhalb des Studienganges sinnvoll.

Sie spielen fest in einem A-Orchester, beklei-den eine halbe Professur und haben eine kleine Tochter. Wie schaffen Sie es, die drei Berufe miteinander zu vereinen?Was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass ich eine wunderbare Familie habe. Ich hat-te immer die Vorstellung, man würde sei-ne Kinder einfach überallhin mitnehmen und ich denke, das tue ich auch irgendwie. Allerdings habe ich auch eine überaus of-fene und unkomplizierte, tolle Tochter, die das alles mitmacht! Auch habe ich das Glück, in einem sehr fortschrittlichen Um-feld arbeiten zu können: Babybetreuung am Arbeitsplatz, Elternzeit, Teilzeit etc. Die Möglichkeiten für junge Mütter, die gleichzeitig ihren Beruf ausüben wollen, sind enorm gestiegen. An der Hochschule war insgesamt eine große Akzeptanz für meine Situation da. Wenn ich bedenke, dass in anderen Berufen und anderen Län-dern für eine berufstätige Frau ein Kind ein Hindernis oder eine Bedrohung dar-stellt, dann ist die Nürnberger Hochschule mit ihren derzeitigen und geplanten Kin-derbetreuungsmöglichkeiten schon ein Spitzenreiter in der Beziehung. Ich habe hier sehr gute Erfahrungen gemacht, da ich meine Tochter immer mitnehmen konnte. Aber man muss trotzdem sehr gut organisiert sein.Was meine beiden musikalischen Berufe betrifft, so bereichert mich der eine für den anderen und umgekehrt. Das ist sehr schön und auch notwendig. Und ich denke auch, dass mich meine Aufgabe als Mutter weiter wachsen lässt.

Das Interview führte Alfons Brandl.

Im Interview Prof. Anne-Cathérine Heinzmann

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Wir bedanken uns

Der Abschied fällt schwer: Christa Mohr, die sich seit 37 Jahren im Dienst der Hochschule bzw. deren Vorgängerin-stitutionen befand, ist nun in den offizi-ellen Ruhestand getreten. Anita Weiss (Präsidiumssekretariat) und José Tarillon (Hausdienst) verlassen nicht nur die Ar-beitsstätte, sondern auch ihren Wohnsitz in Deutschland. Beide ziehen mit ihren Fa-milien ins Ausland.

Sie war die gute Seele des Meistersin-ger-Konservatoriums und der Folgeinstitu-tionen: Christa Mohr, die ehemalige Leite-rin des Veranstaltungsbüros. Es mag weni-ge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben, deren Leben so eng mit ihrem Ar-beitsplatz verbunden ist – Frau Mohr brannte für ihre Aufgabe. Und die Leitung des Veranstaltungsbüros ist keine ein-fache: Improvisation, Verhandlungsge-schick und Multi-Tasking gehören zum Berufsalltag. Im turbulenten Meer an Auf-gaben bestehend aus Terminkoordination, Kartenvergabe, Plakatdruck und Pro-grammhefterstellung, Instrumentenbetreu-ung und Transportanweisung hatte sie immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Studierenden. Für ihre Schütz-linge setzte sie sich ein und konnte so manche gute Gage für Gastauftritte ver-handeln. Vier Institutionsleiter hat sie überdauert, nun nimmt sie selbst Ab-schied. Aber noch bleibt Christa Mohr der Hochschule für Musik Nürnberg zumin-dest teilweise verbunden. Sie übernimmt

ein letztes Mal die Organisation des nächs ten Joseph-Suder-Liedwettbewerbs, der vom 12. bis 14. Oktober 2012 wieder in Nürnberg stattfinden wird. Offiziell ver-abschiedet wurde Frau Mohr im Rahmen des Hochschul-Sommerfests am 15. Juli 2011, bei dem sich der Präsident der Hochschule für ihr ausdauerndes Engage-ment herzlich bedankte.

Offensichtlich schwer fiel der Abschied auch Anita Weiss. Obwohl sie sich erst seit Kurzem im Dienst der Hochschule befand, hat sie sich schnell am neuen Ar-beitsplatz eingelebt. Sie habe sich an der Hochschule für Musik Nürnberg sehr wohl gefühlt, betonte sie in ihrer Ab-schiedsrede beim Sommerfest, und in ih-rer Teamkollegin Kerstin Feige sogar eine Freundin fürs Leben gefunden. Wir wün-schen ihr und ihrer Familie alles Gute für den Neustart im fernen Abu Dhabi. Als Nachfolgerin von Anita Weiss begrüßen wir Frau Nicole Stark im Kollegenkreis.

Für José Tarillon bedeutet der Umzug ins Ausland eine Rückkehr in die Heimat. Der gebürtige Argentinier, der seit über drei Jahren für die Hochschule arbeitete, freut sich auf ein Wiedersehen mit seiner Familie, die er bisher nur in den Ferien be-suchen konnte. Bei einer kleinen Feier dankte ihm die Hochschulverwaltung für seinen unermüdlichen Einsatz. Als seinen Nachfolger heißen wir Herrn Hardy Rie-del herzlich willkommen!

Personalia Verdiente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschulverwaltung verließen die Hochschule für Musik Nürnberg zum Ende des akademischen Jahres 2010/11. Als neues Mitglied der Hochschulleitung trat Kanzler Roland Ulsamer im Mai 2011 seinen Dienst an. Drei Mitglieder des Lehrkörpers wurden mit einer Honorarprofessur geehrt.

Herzlich willkommen

Seit 15. Mai 2011 ist Roland Ulsamer Kanzler der Hochschule für Musik Nürnberg. Er verfügt über langjährige Hochschulerfahrung. Von 1992 bis 1999 leitete er das Auslandsamt der Hochschule für angewandte Wissen-schaften Würzburg-Schweinfurt. Im An-schluss daran war er sechs Jahre in lei-tender Position an der neu gegründeten Hochschule Aschaffenburg tätig. Ab 2005 arbeitete Roland Ulsamer an der Hochschule für Musik Würzburg als Lei-ter der Abteilung Personal, Haushalt, Liegenschaften und Organisation, ihm war auch das Amt des stellvertretenden Kanzlers der Hochschule übertragen.

Präsident Prof. Martin Ullrich verabschiedete Christa Mohr (li.) und Anita Weiss beim Sommerfest der Hochschule.

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Honorarprofessuren

In den Monaten Mai und Juni konnte die Hochschule für Musik Nürnberg drei langjährigen und verdienten Lehrenden eine Honorarprofessur verleihen.

Irene Urbach war seit 1986 Dozentin für Akkordeon, Fachdidaktik und Kam-mermusik am Nürnberger Meistersinger-Konservatorium, seit ihrer Gründung dann an der Hochschule für Musik Nürnberg. Neben ihrer Tätigkeit an Konservatorium und Hochschule hatte sie einen Lehrauf-trag für Akkordeon an der Erziehungswis-senschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg und an einer Musik-schule. Sie war bis 1994 Dirigentin des Nürnberger Akkordeonorchesters , welches unter ihrer Leitung u. a. den Kul-turförderpreis der Stadt Nürnberg erhielt. Eine Einspielung der CD Accordeonova folgte. Zu ihrem künstlerischen Profil zäh-len Auftritte als Solistin und Kammermu-sikpartnerin in Konzerten der Neuen Peg-nitzschäfer Nürnberg, ein Solokonzert mit den Hofer Symphonikern sowie zahl-reiche Rundfunkaufnahmen. Sie ist als Ju-rorin der Landes- und Bundeswettbe-werbe Jugend musiziert und bei weiteren internationalen Wettbewerben tätig. Re-gelmäßig tritt sie als Solistin und Leiterin des Akkordeonensembles t imeless d’accord mit Studierenden ihrer Klasse auf. Irene Urbachs Absolventinnen und Absolventen sind erfolgreich als Musike-rinnen und Musiker und Unterrichtende an Universitäten, Berufsfachschulen für

Mus i k und Musikschulen tätig. Neben

ihrer Lehrtätigkeit ist Irene Urbach auch Frauenbeauftragte der Hochschule für Musik Nürnberg.

Günter Priesner studierte klassisches Saxophon am Meistersinger-Konservatori-um in Nürnberg und an der Hochschule für Musik Würzburg. Seine Lehrer waren berühmte Saxophonisten wie Jean-Marie Londeix, Iwan Roth und Eugene Rous-seau. Er ist Dozent für klassisches Saxo-phon, Kammermusik und Fachdidaktik. Günter Priesner war der erste Lehrer für klassisches Saxophon an einer deutschen Musikhochschule nach dem 2. Weltkrieg. Er war bis zum Jahr 2010 Präsident der ARDESA (Arbeitsgemeinschaft Deutsche Saxophonisten e.V.), dem Fachverband deutscher Saxophonisten. International ist er bekannt durch sein Quartett fiasco classico, das sich dem musikalischen Thea-ter verschrieben hat. Mehr als 80 Stücke wurden für ihn oder sein E n s e m b l e geschrieben, Konzertrei-sen führen und führten i h n d u r c h ganz Europa u n d n a c h Übersee.

Arno Leicht, geboren 1950 in Unter-franken, studierte bereits als Schüler an der Hochschule für Musik Würzburg Kla-vier und Komposition, später Sologesang. Mit zwölf Jahren hatte er seinen ersten Fernsehauftritt als Knabensopran mit eige-nen Liedern, sein Debüt als Konzertsänger (lyrischer Bariton) folgte 1972. Eine rege Konzerttätigkeit mit Liederabenden, Ora-torien und konzertanter Oper führte ihn durch Deutschland und Frankreich. Sein umfang-reiches Repertoire reicht vom Frühbarock bis zur Moderne (Urauf füh-rungen von Berto ld Hummel, Josef Trompke, Ida Gotkovsky, Yves-Ma-rie Bruel). Ab 1972 war er hauptamtlicher Dozent an der Kirchen-musikschule Regensburg, ab 1974 an der Musikhochschule und dem Hermann-Zil-cher-Konservatorium in Würzburg, von 1988 bis 1998 auch dessen Direktor. Seit-her arbeitet er als Gesangslehrer in Nürn-berg. Er wirkte bei Rundfunk-, LP- und CD-Aufnahmen als Sänger und Pianist in Deutschland, Österreich, Frankreich und Portugal mit.

Jiin Shin (Violine)1. Preis in der Kategorie Violine solo beim 9. Internationalen Musikwettbe-werb „Valeria Martina”1. Preis in der Kategorie Duo Violine-Klavier beim 3. Internationalen Wettbewerb „Premio Maria Grazia Vivaldi“Klasse Prof. Ulf Klausenitzer

Jakub Fortuna (Kontrabass)1. Preis beim Internationalen Instru-mentalwettbewerb MarktneukirchenKlasse Prof. Dorin Marc

Valentin Vacariu (Kontrabass)DAAD-Preis 2011Klasse Prof. Dorin Marc

Juri Schmahl (Oboe)3. Platz im Multidistrikt-Wettbewerb um den Lions Musikpreis 2011Klasse Prof. Clara Dent-Bogányi

Seraphin Lutz (Klavier, Jungstudent)1. Preise auf Regional- und Landesebene 2. Preis beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert 2011Klasse Prof. Gabriel Rosenberg

Johannes Ludwig (Jazz-Saxophon)Mit seiner Band „Jean Quadrat“ Preisträger des Internationalen Jazz-wettbewerbs „Startbahn Jazz“Klasse Prof. Klaus Graf und Hubert Winter

Agnes Lepp (Jazz-Gesang)Als Duo „Leppinski 2“ zusammen mit Filip Wisniewski (Jazz-Gitarre) 3. Preis Internationaler Jazzwettbe-werb Jazz Hoeilaart (Belgien)Klasse Reinette van Zijtveld-Lustig

Stipendiatinnen und Stipendiaten der Sparda-Bank Nürnberg eG

Soojung Lee (Violoncello)Klasse Prof. Siegmund von HauseggerJuri Schmahl (Oboe)Klasse Prof. Clara Dent-BogányiJohannes Ludwig (Jazz-Saxophon)Klassen Prof. Klaus Graf und Hubert WinterJana Baumeister (Sopran)Klasse Prof. Arno Leicht

Erfolgreich im Wettbewerb

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CD-ShopDie Quadriga der

Jazzgitarre

Kammermusika-lisch? Zweifelsohne! T rad i t i on sp f l ege ? Durchaus! Mut zur In-novation? Klar! Team-geist? Selbstverständ-lich! Solistische Indivi-dualität? Ohne geht es nicht! Also alles wie

immer, wenn sich mehrere Gitarren im Jazzkontext treffen? Auf gar keinen Fall! Für Helmut Kagerer, Paulo Morello, An-dreas Dombert und ihren Stargast Larry Coryell bedeutet das gemeinsame Projekt weit mehr, als nur eine Blaupause der „Great Guitars“. Die außergewöhnlichen Instrumentalisten aus vier Generationen definieren das pure Destillat der Saiten, das Ineinandergreifen von Rädern und Gedanken, von Griffen und Akkorden nämlich völlig neu. Vier exzellente Virtuo-sen vereinen sich zu einem ebenso span-nenden wie erregenden Frage- und Ant-wortspiel. Natürlich improvisiert, aber durchaus auch inszeniert. Denn die Mus-ketiere der Jazzgitarre kennen einander, finden eine gemeinsame Erdung in Stan-dards und Originalkompositionen und kreieren eine besondere, warme, durch-dringende Musik, die ihresgleichen sucht.

Night of Jazz Guitars. Helmut Kagerer, Paulo

Morello, Andreas Dombert feat. Larry Coryell,

In & Out (in-akustik) 2011

Das charmante Fagott

Prof. Bence Bogányi, Solo-Fagottist der Münchner Philharmoniker, tritt den Be-weis an: Das Fagott hat Charme und taugt zu weit mehr als ein paar tiefen Tönen im Schatten von Flöte, Klarinette und Oboe. Die Franzosen lassen das „basson“ singen und Bogányi nutzt die Chance zur getra-genen Kantilene oder zum spritzigen Stac-cato: In Saint-Saens‘ Sonate oder auch in Poulencs Trio – zusammen mit Oboen-Kollegin Clara Dent und Brigitte Engelhard am Klavier. Wie viel Potential im Fagott steckt und wie fantasievoll und witzig auch zeitgenössische Komponisten dies zu nut-zen wissen, belegen die Musiker mit Wer-ken von Boutry, Tansman, Dutillieux und Bitsch.

Le charme du Basson. Bénce Bogányi, Clara

Dent, Brigitte Engelhard, Profil 2011

Große kleine Messe

„Ich habe mit Dissonanzen nicht gespart, aber ich habe auch etwas Zucker verwen-det.“ So selbstironisch kommentierte der 71-jährige Gioachino Rossini die begeis-terten Kritiken zu seiner Petite Messe solen-nelle, die am 14. März 1864 ihre Urauffüh-rung fand. Solisten und Madrigalchor der Hochschule für Musik Nürnberg unter Leitung von Prof. Alfons Brandl sowie die Dozentinnen Prof. Irene Urbach (Akkor-deon), Heejung Kim und Dunja Robotti (Klavier) haben nun das Werk in der von Rossini gewünschten kleinen Besetzung aufgenommen. Die Besonderheit der vor-liegenden Aufnahme ist die Besetzung des eigentlich vorgesehenen Harmoniums durch das Akkordeon (Bearbeitung Irene Urbach), die dem Werk zusätzliche klang-liche und dynamische Aspekte verleiht. Junge Stimmen und die große Musizier-freude aller Beteiligten vereinen sich zu einer frischen und packenden Wiederga-be des beliebten Werkes.

Gioachino Rossini: Petite Messe solennelle.

Susanne Breu (Sopran), Khrystyna Pichkurenko

(Alt) , Jeong Kyu Kim (Tenor), Tobias Freund

(Bass), Madrigalchor der Hochschule für Musik

Nürnberg, Leitung: Alfons Brandl, 2011

Erhältlich in Zimmer 201 zum Selbstkosten-

preis für 5,– Euro