kommunikation in bim-projekten auf grundlage von *.bcf-daten · advanced topics in building...
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Ingenieurfakultat Bau Geo Umwelt
Lehrstuhl fur computergestutzte Modellierung und Simulation
Prof. Dr.-Ing. Andre Borrmann
Fakultat fur Architektur
Lehrstuhl fur Architekturinformatik
Prof. Dr.-Ing. Frank Petzold
Kommunikation in BIM-Projekten auf
Grundlage von *.bcf-Daten
15. Juli 2018
Report
Advanced Topics in Building Information Modeling
Sebastian Esser
Advanced Topics in Building Information ModelingKommunikation in BIM-Projekten auf Grundlage von *.bcf-Daten
Inhaltsverzeichnis
1 Motivation fur neuartige Kommunikationsmethoden im Planungsprozess 4
1.1 BIM als Werkzeug in Planung und Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1.2 Inhalte dieser Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
2 Das Building Collaboration Format 6
2.1 Idee und Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
2.1.1 Projektkommunikation innerhalb eines Bauwerkmodells . . . . . . . . 6
2.1.2 Verwendung des BCF-Formates zur Projektkommunikation . . . . . . 7
2.2 Vorgesehener Ablauf/Kommunikationsstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
2.3 Historie und Versionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.4 Technische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.5 Umgang mit Aktualisierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
2.5.1 Hinzufugen eines neuen Kommentars . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
2.5.2 Aktualisierung des Attributs ’Status’ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
2.5.3 Festlegung von Wertebereichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
3 Erstellung und Weitergabe von BCF-Dateien 16
3.1 BCF-Dateien als Ergebnis von Modellprufungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
3.2 Online Plattformen zum Austausch von IFC- und BCF-Dateien . . . . . . . . 18
3.2.1 Plugin-Losungen fur BIM-Editor-Programme . . . . . . . . . . . . . . 19
3.3 Lokale Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
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4 Problemstellungen und Ausblick 23
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Abkurzungsverzeichnis
BIM Building Information Modeling
XML Extensible Markup Language
XSD XML Schema Definition
IFC Industry Foundation Classes
BCF BIM Collaboration Format
API Application Programming Interface
bSi buildingSMART international
GUID Globally Unique Identifier
CDE Common Data Environment
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Kapitel 1
Motivation fur neuartige
Kommunikationsmethoden im
Planungsprozess
1.1 BIM als Werkzeug in Planung und Betrieb
Die fortschreitende Digitalisierung halt wie in anderen Industriezweigen auch im Baugewerbe
zunehmend Einzug. Als zentraler Begriff hat sich dabei das Building Information Mode-
ling (BIM) im Sprachgebrauch etabliert. Fur BIM existieren zahlreiche Definitionen, die ein-
zelne Aspekte unterschiedlich stark gewichten - vielen gemeinsam sind aber die Grundanfor-
derungen von gesteigerter Datenkonsistenz und dem Datenaustausch zwischen verschiedenen
Planern.
BIM kann dabei nicht die Planungstatigkeit eines Ingenieurs an sich ersetzen, sondern
lediglich neue Arbeitsweisen und Werkzeuge eroffnen, um wiederkehrende und standardisier-
bare Problemstellungen schneller losen zu konnen. Welches Werkzeug fur einen bestimmten
Anwendungsfall das am besten Geeignete ist, kann in den meisten Fallen nicht pauschal
beantwortet werden und hangt von vielfaltigen Faktoren ab.
Zusatzlich zu der Entwicklung von immer machtigeren Programmen, die sich von zeich-
nungsbasierten Strukturen losen und immer mehr objektorientierte Ansatze beinhalten,
mussen sich mit der zunehmenden Anwendung von BIM-Methoden auch die Kommunika-
tionsprozesse zwischen verschiedenen Projektbeteiligten weiterentwickeln. Wie auch bei der
Wahl des richtigen Werkzeugs gilt der Grundsatz, dass die fachspezifische Kommunikation
zwischen den Projektbeteiligten nicht vollkommen automatisiert ablaufen kann (und soll) -
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dennoch lassen sich diverse Strukturen innerhalb der Kommunikation in Bauprojekten erken-
nen, die durch den Einsatz eines Datenschemas standardisiert werden konnen.
Dieses Ziel verfolgt das BIM Collaboration Format (BCF). Dabei handelt es sich um ein
Hersteller-neutrales Format, welches den Dialog zwischen verschiedenen Projektbeteiligten
direkt in einem BIM-Modell ermoglicht. Entwickelt wird BCFvon buildingSMART interna-
tional (bSi). Diese Organisation versteht sich dabei als treibende Kraft, die die Erschaffung
und Erweiterung von offenen, internationaler Standardisierungen im Bausektor vorantreibt
(BuildingSMART, 2018a). Zu den gehosteten Formaten gehoren neben dem BCF-Format
auch das Austauschformat Industry Foundation Classes (IFC), welches zur Weitergabe digi-
taler Bauwerksmodelle genutzt wird.
1.2 Inhalte dieser Arbeit
Folgender Bericht behandelt zuerst die technischen Grundlagen des BCF-Dateiformates und
gibt eine Ubersicht uber die zugrundeliegende XML-Struktur. Darauf aufbauend werden im
Rahmen einer kleinen Marktstudie Programme aufgezeigt, die derzeit die Projektkommuni-
kation auf der Grundlage von BCF unterstutzen. Abschließend werden Problemstellungen
und mogliche sinnvolle Erweiterungen erortert, die mit der aktuellen Version 2.1 noch nicht
abgedeckt sind. Zudem werden mogliche zusatzliche Anforderungen benannt, die mit dem
Einsatz von BIM-Methoden im Infrastrukturbereich entstehen konnen.
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Kapitel 2
Das Building Collaboration Format
2.1 Idee und Funktionen
Die Abwicklung von Bauprojekten erfordert neben dem technischen Know-How uber kon-
struktive Aspekte auch ein hohes Maß an interdisziplinarer Zusammenarbeit. Beispielhaft
seien hier die Gewerke der Architektur, der Tragwerksplanung, der Haus- und Klimatechnik,
des Grunanlagenplaners und vielen weiteren Akteuren genannt, die im Verlauf von Hoch-
bauprojekten Planungsleistungen erbringen und mit anderen Beteiligten in Kontakt treten.
Dabei gibt es in nahezu jedem Projekt Aufgaben, die es in der Zusammenarbeit verschie-
denster Fachdisziplinen zu losen gilt (Schwerdtner, 2006).
Heutzutage erfolgt die Kommunikation in einem Bauprojekt haufig auf Basis von Email-
Verkehr und zahlreichen Tabellen, welche die Verantwortlichkeiten und Aufgaben wahrend
des Planungs- und Bauprozesses erfassen. Diese Herangehensweise erfordert das standige Ver-
senden aktualisierter Dokumente an alle Beteiligten und fuhrt haufig zu Inkonsistenzen. Mit
dem zunehmenden Einsatz von zentralen Projektspeichern, die dem Konzept des Common
Data Environment (CDE) zuzuordnen sind, findet der Austausch der Tabellen zum Teil uber
diese Plattformen statt, Probleme bei der Aktualisierung treten dennoch haufig auf.
2.1.1 Projektkommunikation innerhalb eines Bauwerkmodells
Eine mogliche Losung, die der beschriebenen fehleranfalligen und zeitaufwendigen Kommu-
nikation uber Email und Tabellen entgegenwirken konnte, ist die Verwendung bestimm-
ter Speicherslots innerhalb des IFC-Formates. Besonders fur die Weitergabe von digita-
len Gebaudemodellen ist dieses Datenformat bereits sehr ausgereift und wird von zahlrei-
chen Programmen unterstutzt. Neben zahlreiche Produkten, die IFC-Dateien exportieren
und importieren konnen, gibt es eine Vielzahl an Programmen, die IFC-Daten fur weiterge-
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hende Analysen und Planungsgrundlagen verwenden konnen und nutzerfreundliche Viewer-
Funktionalitaten zur Verfugung stellen. Mit der Veroffentlichungen der Versionen IFC 4 sowie
IFC 4.1 wurden Objekte in die Klassenstruktur hinzugefugt, die die Georeferenzierung von
Objekten in einem globalen Koordinatensystemen ermoglichen und die Grundlage fur die
Abbildung von Verkehrswegen und den dafur notwendigen Objekten legen. In Planung sind
derzeit die Erweiterungen IfcBridge, IfcRoad sowie IfcRail, die weitere Klassen fur Speiche-
rung von infrastruktur-spezifischen Elementen und Eigenschaften ermoglichen werden (Mar-
kic et al., 2018).
IFC ist ein hierarchisches Format, welches einen enormen Umfang an vordefinierten At-
tributen und Beziehungen zwischen einzelnen Bauteilen oder Eigenschaften erfassen kann.
Daher ware es naheliegend, die bereits definierten Attribute in der IFC-Struktur fur den Dia-
log zwischen den Planern zu verwenden. Dies hatte den Vorteil, dass Probleme und Hinweise
direkt an ein Bauteil angehangt werden konnen. Die IFC-Klassen IfcOwnerHistory, IfcAppro-
val und die Definition von eigenen IfcPropertySets mit ihren Key-Value-Beziehungen seien
an dieser Stelle beispielhaft genannt, die die Belange des Informationsaustausches zwischen
verschiedenen Planern abbilden konnten, ohne ein Zusatzformat zu verwenden (van Berlo &
Krijnen, 2014).
Dagegen sprechen allerdings gleich mehrere Grunde. Die direkte Speicherung von Aufga-
ben und Problemen in einem Bauwerksmodell wurde bedeuten, dass jeder Projektbeteilig-
te uber eine Softwareumgebung mit Import- und Exportfunktion fur IFC-Dateien verfugen
musste, um uberhaupt an der Kommunikation teilnehmen zu konnen. Dies ist besonders bei
Auftraggebern nicht immer der Fall, da hier haufig nur fertige Modelle betrachtet werden
sollen und die Bearbeitung der Modelldaten nicht angestrebt wird (oder auch aus recht-
lichen Grunden gar nicht vorgesehen ist). Daruber hinaus musste mit jeder Antwort oder
zusatzlicher Information eine neue IFC-Datei erzeugt und verteilt werden. Dies wurde dazu
fuhren, dass selbst fur eine Antwort, die aus wenigen Worten besteht, enorme Datenmengen
bewegt werden mussen, die in keinem Verhaltnis zu dem eigentlichen Ziel der Kommunikation
stehen. Zahlreiche Programme bieten außerdem nur Betrachtungsfunktionen einer IFC-Datei
an und sind nicht fur die Bearbeitung eines Modells ausgelegt. Zuletzt sei darauf hingewiesen,
dass die Erstellung und Befullung von benutzerdefinierten PropertySets von der gewahlten
Modellierungsumgebung abhangt und dafur fortgeschrittene Kenntnisse notwendig sind, die
nicht von allen Beteiligten erwartet werden konnen.
2.1.2 Verwendung des BCF-Formates zur Projektkommunikation
All diese Grunde haben dazu gefuhrt, dass das BCF entwickelt und eingefuhrt wurde. Die-
se Datenstruktur ermoglicht den gegenseitigen Austausch von Aufgaben, Fehlern und all-
gemeinen Informationen zwischen den Projektbeteiligten direkt an einem 3D-Modell und
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ist gleichzeitig leicht zu handhaben. Als Grundlage dient hierbei eine IFC-Datei, die das
digitale Modell eines Bauwerks beinhaltet und den Austausch zwischen den Planern di-
rekt in einer dreidimensionalen Umgebung ermoglicht. In der BCF-Datei werden neben den
Kommunikations-Informationen auch die Objekt-Identitaten der betroffenen Bauteile gespei-
chert (im Ifc-Schema als GlobalId benannt). Der Aufbau einer BCF-Datei wird in Kapitel 2.4
beleuchtet.
Wie bereits dargestellt, hat die Entkoppelung der Kommunikation von dem reinen Bau-
werksmodell mehrere Vorteile:
- Kommunikationsdaten konnen unabhangig vom IFC-Modell aktualisiert werden.
- Aufgrund der kleinen Datenmengen konnen sowohl serverbasierte Systeme als auch die
Verteilung der BCF-Dateien via Email sinnvoll eingesetzt werden.
- Zur Teilnahme an der Kommunikation reichen Programme mit reinen Viewer-Funktionen
aus, die BCF-Dateien in Verbindung mit den zugrundeliegenden IFC-Dateien darstellen
konnen. Eine Verwaltung der BCF-Daten ist allerdings auch ohne IFC-Modell moglich.
- Das Datenschema ist so aufgebaut, dass es unabhangig von dem Grad der Modell-
Genauigkeit einsetzbar ist. Somit konnen BCF-Daten sowohl fur den ersten architekto-
nischen Vorentwurf als auch fur den fachspezifischen Dialog zwischen den Planern eines
Gewerkes eingesetzt werden, die an einem hoch-detaillierten Modell arbeiten.
- Die Verwendung des Schemas erfolgt zumeist uber benutzerfreundliche Eingabemasken,
dennoch sind die Inhalte der BCF-Dateien menschenlesbar und leicht nachzuvollziehen.
Das BIM Collaboration Format (BCF) wurde ursprunglich von Solibri und Tekla entwi-
ckelt, wird aber mittlerweile auch von vielen anderen Herstellern unterstutzt und ist durch
buildingSMART international als internationaler Standard etabliert worden (Stangeland,
2011). Ein umfangreicher Uberblick uber Anwendungen und Hersteller, die BCF derzeit un-
terstutzen, findet sich in Kapitel 3.
2.2 Vorgesehener Ablauf/Kommunikationsstruktur
Ein Blick auf derzeitige BIM-Planungsprojekte zeigt, dass ein Gesamtmodell meistens aus
mehreren Teilmodellen zusammengesetzt wird, welche von verschiedenen Fachplanern erstellt
werden. Zum Planen eines Teilmodells werden haufig andere Teilmodelle als Planungsgrund-
lage in das Modellierungsprogramm importiert. Stellt der Planer nun fest, dass es einen
Widerspruch zwischen dem eigenen Teilmodell und dem Modell eines anderen Planers gibt,
sollte er diesen Missstand kommunizieren konnen. Fur die Beseitigung der Kollision ist in
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den allermeisten Fallen der Ersteller des problemverursachenden Bauteils verantwortlich, der
in seiner eigenen Modellierumgebung den Konflikt behebt (Stangeland, 2011). Eine Auffor-
derung zur Fehlerbehebung kann entweder handisch definiert werden oder das Ergebnis einer
Modellprufung sein. Bekannte Anwendungen zur Modellprufung sind unter anderem Solibri
Model Checker, Tekla BIMSight und Autodesk Navisworks. All diese Aspekte konnen uber
das BIM Collaboration Format abgewickelt werden.
2.3 Historie und Versionen
Die erste BCF-Version wurde 2010 von den Softwareherstellern Tekla und Solibri angestoßen
und wird als bcfXML v1 bezeichnet. Im Oktober 2014 folgte die Veroffentlichung der Version
bcfXML v2, die durch eine bSi Arbeitsgruppe erarbeitet wurde. Dabei wurde neben der Er-
weiterung des XML-Schemas auch ein Application Programming Interface (API) eingefuhrt,
das einen standardisierten, serverbasierten Austausch von BCF-Daten ermoglicht. Die derzeit
aktuellen Versionen der XML-Definition bcfXML 2.1 sowie der ServerAPI bcfAPI 2.1 wur-
den im Marz 2017 veroffentlicht. Beide Implementationen konnen uber den Repository-Dienst
GitHub bezogen werden.
Das erklarte Ziel von BCF ist der Transport von Mitteilungen und Aufgaben zwischen
verschiedenen BIM-Anwendungen fur alle Gewerke bei gleichzeitig geringem Speicherbedarf
(BIMcollab, BIMcollab). Fur diese Idee eignet sich besonders eine textbasierte Speicherstruk-
tur, die im folgenden Kapitel naher beleuchtet wird.
2.4 Technische Grundlagen
Bei BCF handelt es sich um ein XML-basiertes Format. Die Extensible Markup Langua-
ge (XML) ist eine textbasierte Moglichkeit, mit der Informationen schnell zwischen verschie-
denen Anwendungen ausgetauscht werden konnen. Die Form, in welcher die Daten in einem
XML-Dokument gelistet sind, wird typischerweise in der XML Schema Definition (XSD) er-
sichtlich, die als separate Datei existiert (Schild & Mochol, 2007) (Hudeczek, 2017). In den
XSD-Dokumenten konnen unter anderem der Datentyp fur das jeweilige Attribut und Kar-
dinalitaten zwischen verschiedenen Elementen festgelegt werden, die beschreiben, wie oft ein
Kind-Element auftreten kann oder muss.
Eine Ansammlung von verschiedenen Hinweisen und Aufgaben wird als gezippter Contai-
ner weitergegeben, welcher die Dateiendung *.bcfzip aufweist. Im gezippten Ordner befinden
sich weitere Mappen, die die einzelnen Themen darstellen. Jede Mappe ist mit dem Globally
Unique Identifier (GUID) des entsprechenden Topics versehen und enthalt die zugehorigen
XML-Dokumente.
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Abbildung 2.1: Ordnerstruktur eines BCFzip-Verzeichnisses
Ein Thema gliedert sich in 4 Hauptfelder auf, die mit Hilfe des XSD-Schemas leicht visua-
lisierbar sind. Fur die folgende Abbildung wurde das Online-Tool visualxsd.com verwendet.
Die zuvor angesprochenen Kardinalitaten werden als kleine Ziffern unter dem jeweiligen
Element dargestellt. So ist zum Beispiel festgelegt, dass eine markup-Datei exakt ein Topic-
Element enthalt, aber mehrere Kommentare moglich sind.
Abbildung 2.2: Hauptelemente einer Topic-XML-Datei
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Die bisher vorgestellten Elemente konnen auch leicht in der XML-Datei erkannt werden:
Grundstruktur einer *.bcf-Datei
1 <?xml v e r s i on =”1.0” encoding=”utf−8”?>
2 <Markup xmlns : xsd=”http ://www. w3 . org /2001/XMLSchema”
3 xmlns : x s i=”http ://www. w3 . org /2001/XMLSchema−i n s t anc e”>
4 <Header>
5 <F i l e I f c P r o j e c t =”116lQLr5PBI8G7wzUTCBZJ”>
6 <Filename>
7 C:\ Users \ s e s s e \Desktop\BuI EK Ersatzmodel l Vers ion 2 . i f c
8 </Filename>
9 <Date> 2018−06−03T07 : 41 : 52 . 4202556Z </Date>
10 </Fi l e>
11 </Header>
12 <Topic Guid=”0c34ca7d−419d−4291−9422−9461 d14fe87b”>
13 <ReferenceLink>
14 p r o j e c t : // p r o j e c t s /807068b4−fad5−48bc−8164−91610 fd8a3 f6
15 </ReferenceLink>
16 <Tit l e>Kommentar</Ti t l e>
17 </Topic>
18 <Comment Guid=”0c34ca7d−419d−4291−9422−9461 d14fe87b”>
19 <VerbalStatus />
20 <Status> Unknown </Status>
21 <Date> 2018−06−03T08 : 53 : 11 . 6549843Z</Date>
22 <Author>Esser Sebast ian </Author>
23 <Comment>
24 Ein w e i t e r e r Kommentar
25 </Comment>
26 <Topic Guid=”0c34ca7d−419d−4291−9422−9461 d14fe87b ” />
27 </Comment>
28 </Markup>
In den ersten Zeilen (im Beispiel Zeilen 4 bis 11) werden Informationen angegeben, auf
welches IFC-Modell sich die BCF-Datei bezieht und wann die BCF-Datei erzeugt wurde. In
den Zeilen 12 bis 17 befinden sich Informationen, die das dargestellte BCF-Thema eindeutig
wiederfinden lassen. Daran schließen sich die eigentlichen Kommunikations-Informationen
an, die im Beispiel in den Zeilen 18 bis 27 zu finden sind. Aufgrund der im XSD-Schema
festgelegten Kardinalitaten konnen in diesem Block auch Antworten und weitere Kommentare
zu diesem Topic gespeichert werden (Eric van der Vlist, 2001).
Informationen uber die Ansicht der betroffenen Bauteile werden in einer separaten XML-
Datei erfasst, die die Endung *.bcfv aufweist. Darin werden die betroffenen Komponenten
mithilfe ihrer IfcGuid erfasst sowie die Kameraperspektive als dreidimensionaler Vektor ge-
speichert. Zusatzlich wird jedem Thema eine Bilddatei beigefugt, in der die aktuelle Ansicht
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als Screenshot bereitgestellt wird. Diese dient lediglich der Voransicht und sollte nicht als
umfassende Orientierung im Modell herangezogen werden, da die Bilddatei in sehr niedriger
Auflosung transportiert wird. Zum Verstandnis des Problems ist daher die Kameraperspek-
tive sowie die Verortung im zugrundeliegenden IFC-Modell von großer Bedeutung.
Im obenstehenden Beispiel fallt auf, dass das IFC-Modell uber einen lokalen Pfad ver-
knupft wurde. Dies ist fur ein allgemeines Datenaustauschformat kritisch zu sehen, dennoch
funktioniert das Importieren und die Darstellung der BCF-Datei sowie des Modells in ande-
ren Plattformen, da die Referenzierung auf die IFC-Datei uber eindeutige Attribute erfolgen
kann (im Beispiel das Attribut IfcProject).
Der Einsatz von XML-basierten Datenaustausch ist besonders dann zu empfehlen, wenn
die Informationen von vielen verschiedenen Plattformen und Editoren unterstutzt werden
sollen und die Daten gleichzeitig einer einfachen Struktur folgen. Die Vielfalt verschiede-
ner Programme, die das BCF-Format mittlerweile unterstutzen, wird im folgenden Kapi-
tel ersichtlich. Auch die Integration von BCF-Dateien in CDE-Plattformen ist mit einem
uberschaubarem Programmieraufwand zu bewaltigen und wird bereits in der Praxis einge-
setzt.
2.5 Umgang mit Aktualisierungen
Der große Vorteil im Einsatz von BCF in der Projektkommunikation liegt in der konsistenten
Erfassung neuer Informationen, die in ein bestehendes Thema eingegliedert werden. Dabei
erfolgen vorrangig zwei Operationen, namlich das Einfugen neuer Blocke sowie die Aktualisie-
rung bestehender Informationen. In den nachsten Beispielen werden zwei Falle analysiert, in
denen zum Einem neue Informationen hinzugefugt werden und zum Anderen ein bestehender
Parameter aktualisiert wird.
2.5.1 Hinzufugen eines neuen Kommentars
Wie zuvor beschrieben kann mithilfe eines XSD-Schemas vorgegeben werden, wie oft ein
bestimmtes Element in einer XML-Datei enthalten sein darf. Ein Beispiel fur ein Element,
welches haufiger als einmal auftreten kann, ist der Kommentar. Gibt es einen neuen Hinweis
oder antwortet ein Bearbeiter auf ein bereits angelegtes Problem, wird diese neue Information
als weiterer comment in die XML-Datei angefugt.
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2.5.2 Aktualisierung des Attributs ’Status’
Im Verlauf der Planung und Bearbeitung eines benannten Problems durchlauft dieses Thema
in der Regel verschiedene Zustande. Zur Speicherung dieser Information stellt das Topic-
Element die Kindelemente TopicType sowie TopicStatus zur Verfugung, deren Werte bei der
Aktualisierung in der betreffenden BCF-Datei uberschrieben werden.
XML-Code VOR der Aktualisierung des TopicStatuses
1 <?xml v e r s i on =”1.0” encoding=”UTF−8” standa lone=”yes”?>
2 <Markup xmlns : x s i=”http ://www. w3 . org /2001/XMLSchema−i n s t anc e ” x s i :
noNamespaceSchemaLocation=”markup . xsd”>
3 <Header>
4 [ . . . ]
5 </Header>
6
7 <Topic
8 Guid=”ca222989−504c−464d−a303−053 c8 f200 fbd ”
9 TopicType=”Error ”
10 TopicStatus=”Offen”>
11 [ . . . ]
12 </Topic>
13
14 <Viewpoints Guid=”76 fe0eab −685d−455e−859c−8f34ec29437 f”>
15 [ . . . ]
16 </Viewpoints>
17 </Markup>
XML-Code NACH der Aktualisierung des TopicStatuses
1 <?xml v e r s i on =”1.0” encoding=”UTF−8” standa lone=”yes”?>
2 <Markup xmlns : x s i=”http ://www. w3 . org /2001/XMLSchema−i n s t anc e ” x s i :
noNamespaceSchemaLocation=”markup . xsd”>
3 <Header>
4 [ . . . ]
5 </Header>
6
7 <Topic
8 Guid=”ca222989−504c−464d−a303−053 c8 f200 fbd ”
9 TopicType=”Error ”
10 TopicStatus=”Geschlossen”> <!−− E d i t i e r t e r Attr ibutwert −−>11 [ . . . ]
12 </Topic>
13
14 <Viewpoints Guid=”76 fe0eab −685d−455e−859c−8f34ec29437 f”>
15 [ . . . ]
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16 </Viewpoints>
17 </Markup>
Durch das Uberschreiben bestehender Werte ist es nicht moglich, eine Historie uber den
Bearbeitungsverlauf zu fuhren. Das Topic-Element enthalt zwar auch die Kind-Elemente Mo-
difiedDate und ModifiedAuthor, allerdings gibt es keine Beziehung zwischen diesen Feldern
und den tatsachlich veranderten Werten. Sofern also eine Dokumentation der Veranderungen
in Elementen erfolgen soll, die nicht eingefugt, sondern aktualisiert werden, sind zusatzliche
Funktionalitaten auf Seiten der verwendeten Software oder der Projektplattformen notwen-
dig.
2.5.3 Festlegung von Wertebereichen
In einem XSD-Schema wird neben der hierarchischen Struktur der einzelnen Elemente auch
festgelegt, welcher Datentyp fur die Attribute zulassig ist. Beispielhaft ist im nachsten Code-
Beispiel die Definition fur einige Topic-Elemente dargestellt:
XSD-Definitionen fur Taskstatus
1 <xs : simpleType name=”TopicStatus”>
2 <xs : r e s t r i c t i o n base=”xs : s t r i n g ”/>
3 </xs : simpleType>
4
5 <xs : simpleType name=”TopicType”>
6 <xs : r e s t r i c t i o n base=”xs : s t r i n g ”/>
7 </xs : simpleType>
8
9 <xs : simpleType name=”TopicLabel”>
10 <xs : r e s t r i c t i o n base=”xs : s t r i n g ”/>
11 </xs : simpleType>
12
13 <xs : simpleType name=”P r i o r i t y”>
14 <xs : r e s t r i c t i o n base=”xs : s t r i n g ”/>
15 </xs : simpleType>
16
17 <xs : simpleType name=”UserIdType”>
18 <xs : r e s t r i c t i o n base=”xs : s t r i n g ”/>
19 </xs : simpleType>
20
21 <xs : simpleType name=”Stage”>
22 <xs : r e s t r i c t i o n base=”xs : s t r i n g ”/>
23 </xs : simpleType>
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25 <!−− Auszug aus : https : // github . com/buildingSMART/BCF−XML/ blob /
r e l e a s e 2 1 /Schemas/markup . xsd ; abgerufen am 08 . J u l i 2018−−>
Mithilfe von XSD-Daten konnen neben der Festlegung des zu verwendenden Datentyps
auch die moglichen Wertebereiche mithilfe zusatzlicher Definitionen von eigenen Typen oder
Enumerationen eingeschrankt werden. Es ist kritisch zu sehen, dass eine Vielzahl der im BCF-
Datenschema definierten Attribute lediglich dem Datentyp ’string’ folgen mussen, was fur die
tatsachliche Befullung dieser Elemente sehr großen Interpretationsraum lasst. Die Einfuhrung
von Limitierungen ware an dieser Stelle sehr wunschenswert, um den Datenaustausch uber
verschiedene Sprachbereiche hinweg zu vereinheitlichen. In den gezeigten Code-Ausschnitten
fallt auf, dass einige Attribute in deutscher Schreibweise und in anderen Fallen in englischer
Schreibweise belegt werden. Dies kann durchaus problematisch werden, da es neben moglichen
Problemen in der Lesbarkeit auch keine einheitliche Moglichkeit gibt, Filterfunktionen zu
verwenden.
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Kapitel 3
Erstellung und Weitergabe von
BCF-Dateien
Shafiq et al. (2013) haben in ihrem Paper eine umfangreiche Ubersicht uber verschiedene Soft-
warelosungen erarbeitet, die BCF-Daten verarbeiten konnen und zum damaligen Zeitpunkt
auf dem Markt verfugbar waren. Da die Palette BCF-fahigen Anwendungen mittlerweile ex-
trem umfangreich ist, werden im Folgenden einige Produkte exemplarisch herausgegriffen, die
als wichtige Vertreter im deutschsprachigen Raum angesehen werden konnen.
Die Zahl der Anwendungen, die das BCF-Format direkt unterstutzen, wachst stetig. Daruber
hinaus gibt es zunehmend serverbasierte Dienste, die haufig Plugin-Losungen fur lokale Pro-
gramme anbieten und daruber die direkte Synchronisation mit den Servern ermoglichen (BIM-
collab, 2018).
Wie bereits im Kapitel uber die technischen Grundlagen angedeutet, sind BCF-Dateien
menschen-lesbar und verstandlich. In den allermeisten Fallen erfolgt die Erstellung dieser
Daten allerdings uber Programmoberflachen, die die eingegebenen Inhalte in den entspre-
chenden Feldern anschließend im richtigen Syntax in die XML-Datei parsen oder Daten wie
die Ansichts-Vektor automatisch aus der aktuellen Modellperspektive ableiten. Einige Ober-
flachen werden auf den nachsten Seiten vorgestellt.
3.1 BCF-Dateien als Ergebnis von Modellprufungen
Die in BCF-Datensatzen enthaltenen Informationen konnen entweder ausgehend von eigenen
Feststellungen definiert oder auf Grundlage von Modellprufungen teil-automatisiert generiert
werden. Als haufig eingesetzte Anwendung zur Modelluberprufung wird auf die Erstellung
von BCF-Tasks mithilfe von Solibri Model Checker detaillierter eingegangen.
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Die Auswahl der betroffenen Bauteile und die Erstellung von Topics gliedert sich in
Solibri Model Checker in zwei Teile: Zum einen kann uber den Reiter ’Modell’ durch das
Gebaudemodell navigiert werden und einzelne Komponenten oder Bauteilgruppen in ihrer
Darstellung gesteuert werden (ein- und ausblenden, einfarben, transparent darstellen, ...).
Zur Erstellung eines neuer neuen Aufgabe oder eines neuen Problems wechselt man in den
Reiter ’Kommunikation’, in dem einerseits bereits bestehende Themen eingesehen werden
konnen und zum anderen neue Probleme und Prasentationen angelegt werden (Lehrstuhl fur
computergestutzte Modellierung und Simulation - Technische Universitat Munchen, 2015).
Mit Solibri konnen entweder bestehende Aufgaben und Probleme in BCF-Dateien bear-
beitet (zum Beispiel das Hinzufugen neuer Kommentare, Statusveranderungen, ...) oder neue
Topics erstellt werden. Neue Probleme speichert der Nutzer entweder in eine bestehende oder
in eine neue Prasentation. Zur Eingabe offnet sich ein eigenes Fenster, in das alle relevanten
Informationen eingetragen werden konnen. Es ist daruber hinaus auch moglich, die Ergeb-
nisse der Modellprufung automatisch in bestimmte Felder ubertragen zu lassen. Der Nutzer
kann diese im Anschluss noch anpassen.
Abbildung 3.1: Solibri: Ubernahme der Fehlerbeschreibung in die Problemdefinition
Die mit Solibri generierten BCF-Dateien entsprechen den Vorgaben der XSD-Schema-
Definition und konnen in alle anderen BCF-fahigen Umgebungen importiert werden. Dabei
entspricht die Erstellung einer ”Prasentation”der Generierung eines BCFzip-Ordners, der
verschiedene Topics als Unterordner enthalt.
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3.2 Online Plattformen zum Austausch von IFC- und BCF-
Dateien
Aufgrund der zunehmenden Vernetzung verschiedener Planer und der Zusammenarbeit be-
reits wahrend der Entwurfs- und Planungsprozesse werden zunehmend serverbasierte Platt-
formen eingesetzt, um fruhzeitig Daten fur die gemeinsame Nutzung bereitstellen zu konnen.
Die Funktionalitaten dieser Plattformen unterscheiden sich zum Beispiel in den Belangen Li-
zenzierung, Anzahl der moglichen Nutzer pro Projekt, Speicherkapazitat pro Nutzer, Stand-
ort der Server oder rechtlicher Fragestellungen. Die Verarbeitung der BCF-Daten ist aber
aufgrund der Standardierung des BCF-Formates bei allen betrachteten Online-Plattformen
sehr ahnlich. Deshalb wird hier nun exemplarisch die Plattform BimPlus von Nemetschek
vorgestellt.
Die Erstellung eines Themas erfolgt uber eine ubersichtliche Weboberflache:
Abbildung 3.2: Eingabe eines neuen Themas in die BimPlus-Oberflache
Die Oberflache von BimPlus ermoglicht eine intuitive Bedienung: Links werden alle be-
reitgestellten IFC-Modelle sowie diverse Filtermoglichkeiten angezeigt, um verschiedene Ob-
jektgruppen ein- und auszublenden. Im mittleren Teil des Fensters werden die IFC-Modelle
in einer 3D-Umgebung dargestellt, deren Ansicht uber die Maus gesteuert werden kann. Im
unteren Teil des Viewers stehen außerdem weitere Funktionen zum Messen und zur Steuerung
der Modellvisualisierung zur Verfugung. An dieser Stelle kann auch ein neues Thema erstellt
werden, wodurch das Kontextmenu auf der rechten Seite erscheint.
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In dieser Maske konnen die Informationen eingetragen werden, die spater in eine BCF-Datei
exportiert werden konnen.
Wechselt man in der Navigationsleiste am linken Rand in das vierte Symbol ”Task Board
anzeigen”, konnen alle Themen in einer Listendarstellung betrachtet und modifiziert werden.
Uber diese Ansicht kann sich der Anwender auch einen schnellen Uberblick verschaffen, welche
Aufgaben und Probleme derzeit den Status ’offen’ besitzen und welche Meldungen bereits
korrigiert wurden.
Abbildung 3.3: BimPlus: Task Board Ansicht
BimPlus verfugt wie viele andere Produkte sowohl uber eine Import- als auch Export-
schnittstelle fur BCF. Wie bereits bei Solibri vorgestellt, werden mehrere BCF-Topics in einen
BCFzip-Ordner gespeichert, welche in anderen Programmen als ”Prasentation”bezeichnet
werden.
3.2.1 Plugin-Losungen fur BIM-Editor-Programme
Ein bekannter und weit verbreiteter Anbieter, der die BCF-basierte Kommunikation in lo-
kale BIM-Anwendungen integriert, ist BIMcollab. Diese Plattform ist ein Produkt des nie-
derlandischen Unternehmens KUBUS und bezeichnet sich selbst als den ersten Anbieter, der
eine BCF-basierte Verbindung zu allen großen BIM-Anwendungen herstellen kann (BIMcol-
lab, 2018).
BIMcollab versteht sich als reine Kommunikationsplattform und unterstutzt ausschließlich
den Austausch von BCF-Dateien. Es konnen keine IFC-Dateien hinterlegt werden, was dazu
fuhrt, dass die IFC-Daten an einer anderen Stelle gespeichert und gepflegt werden mussen.
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Mit BIMcollab konnen BCF-Dateien innerhalb der Standalone-App BCF Manager und
den Plugins einerseits erstellt und andererseits als BCFzip-Ordner importiert sowie exportiert
werden. Weiter besteht die Moglichkeit, die Verteilung der BCF-Dateien uber einen Server
abzuwickeln, wodurch alle Projektbeteiligten jederzeit Zugang zu der aktuellen Informationen
haben. Alternativ kann die Weitergabe aber auch als lokale Datei erfolgen, die uber andere
Kommunikationswege weitergegeben werden kann.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde sowohl das Standalone-Tool als auch das Plugin fur
Autodesk Revit 2019 getestet. Beide Anwendungen konnen BCF-Daten lesen, bearbeiten
und schreiben. Aufgrund der fehlenden Einbindung des IFC-Modells wird die geometrische
Darstellung in der Standalone-Anwendung lediglich uber das Snapshot-Bild realisiert, welches
wie bereits erlautert eine sehr geringe Auflosung aufweist und sich nur im sehr begrenzten
Maße zur Orientierung innerhalb großer Modelle eignet.
Das Plugin fur Revit erfullt die grundsatzlichen Anforderung, BCF-Daten auch in drei-
dimensionalen Umgebung zu verorten. Problematisch ist allerdings, dass die entsprechende
Ansicht (ausgehend von den Viewport-Informationen) nur dann angezeigt werden kann, wenn
sich das ausgewahlte Thema auf das Revit-Modell referenzieren lasst. Wird hingegen ein IFC-
Modell in Revit importiert, konnen die Ansichtsinformationen, die in der BCF-Datei gespei-
chert sind, nicht dargestellt werden. Dies stellt insbesondere dann eine Einschrankung dar,
wenn Konflikte gewerkeubergreifend behoben werden mussen und Teilmodelle anderer Pla-
ner als IFC-Modell in das eigene Revitprojekt integriert werden. Um zwischen verschiedenen
Topics einer Prasentation zu wechseln, muss daruber hinaus immer die aktuelle 3D-Ansicht
’BCF Manager’ geschlossen werden, was fur den Nutzerkomfort nicht gerade forderlich ist.
Das Erzeugen neuer Themen lasst sich uber das Revit-Plugin problemlos realisieren.
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Abbildung 3.4: BCF Manager: Kameraperspektive kann nur fur echte Revit-Projekte reproduziertwerden
Trotz dieser Einschrankungen ist die schlanke und dennoch umfassende Integration von
BCF-Daten in verschiedenste Anwendungen uber Herstellergrenzen hinweg ein sehr zu be-
grußender Schritt. Auch die Tatsache, dass BIMcollab in der Basisversion kostenlos bezogen
werden kann, ist ein nicht zu unterschatzendes Kriterium, um sich in einem wachsenden
Markt behaupten zu konnen.
BIMcollab hat zudem in einem Nutzer-Newsletter angekundigt, im Sommer 2018 ein Soft-
ware Development Kit zu veroffentlichen, welches die Einbindung der bestehenden Funktionen
in jegliche Programmumgebungen ermoglichen wird (BIMcollab, 2018).
3.3 Lokale Anwendungen
Neben cloudbasierten Diensten, die dem Konzept des Common Data Environment (CDE)
folgen, existieren auch zahlreiche Desktopanwendungen, die BCF-Dateien zusammen mit den
IFC-Dateien darstellen und verwalten konnen. Ein Beispiel ist hierfur Tekla BIMsight. Dabei
handelt es sich um einen IFC-Viewer, der mehrere Modelle darstellen und fur einfache Kol-
lisionsprufungen genutzt werden kann. Das kostenlose Tool ist daruber hinaus in der Lage,
BCF-Dateien zu importieren, zu bearbeiten und wieder zu exportieren.
Es ist zu erkennen, dass BCF genauso wie IFC zunehmend Beachtung und Anwendung
in der Praxis findet. Daher wird die Produktpalette an unterstutzenden Applikationen in
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Abbildung 3.5: Nutzeroberflache Tekla BIMsight
Zukunft immer weiter wachsen. Auch die umfangreichere Einbindung in stark spezialisierte
Programme ist zu erwarten.
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Kapitel 4
Problemstellungen und Ausblick
Die Untersuchung der vorgestellten Anwendungen hat gezeigt, dass das BCF-Format einen
ausgereiften Standard fur die Kommunikation innerhalb eines BIM-Projektes ermoglicht.
Dennoch gibt es Einschrankungen im Nutzerkomfort, sobald die BCF-Dateien in verschie-
denen Viewern betrachtet werden. Daher ware es wunschenswert, wenn neben der Kamera-
perspektive zusatzliche Informationen zu moglichen Schnittebenen oder eingeblendeten Ele-
menten in der unmittelbaren Umgebung des Problems uber das Datenschema transportiert
werden konnten.
Vergleicht man BCF-Daten, die von verschiedenen Programmen und Plattformen gene-
riert wurden, so fallt auf, dass die Befullung des Datenschemas sehr unterschiedlich implemen-
tiert ist. Dieses Problem ist der mangelnden Einschrankung der Datentypen im XSD-Schema
zuzuordnen. Um dieses Problem zu losen, sollten die Kardinalitaten fur bestimmte Elemente
so angepasst werden, dass diese auf jeden Fall befullt werden mussen (Parameter MinOc-
curs). Daruber hinaus sollten die moglichen Attributwerte von einigen Elementen durch die
Einfuhrung und Verfeinerung eigener Datenklassen eingeschrankt werden, um eine konsis-
tente Ubergabe und Darstellung der Daten in verschiedenen Viewern und Plattformen zu
gewahrleisten. Dies ware vor allem fur die Erstellung von Filterfunktionen von großem Vor-
teil. Denkbar ware hier auch eine Zertifizierung der Programme, wie sie fur die Import- und
Exportschnittstellen des IFC-Formates bereits vorgenommen wird (BuildingSMART, 2018b).
Der Ansatz von der Standalone-Variante von BIMcollab, lediglich BCF-Dateien zu ver-
walten und das verknupfte IFC-Modell nicht direkt darzustellen, kann positiv wie negativ
gesehen werden. Fur diesen Ansatz spricht, dass die Speicherorte der Gebaudemodelle un-
abhangig von der Kommunikation sind. Daher ist es zum Beispiel moglich, den Austausch
der IFC-Daten auf einem buro-internen Server abzuwickeln, ohne dabei eine komplette BCF-
Datenstruktur auf dem gleichen Server installieren zu mussen. Andererseits erfordert dieser
Ansatz zwingend den Einsatz einer zweiten Plattform zum Austausch der Gebaudemodelle.
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Dies ist zum Beispiel bei Bimplus in einer nutzerfreundlicheren Weise gelost, da sowohl die
Kommunikationsdateien als auch die Gebaudeinformationen an einem zentralen Ort abrufbar
sind und dort aktualisiert werden konnen.
Die Zusammenarbeit auf Grundlage von BCF-Dateien erfordert eine hohe Disziplin bei
dem Verandern der IFC-Modelle. Nur wenn ein zu veranderndes Element erhalten bleibt,
kann es durch die Referenzierung in der BCF-Datei wieder aufgefunden werden. Wird das zu
bearbeitende Element geloscht und anschließend neu erstellt, so erhalt das neue Bauteil eine
neue GUID, die nicht mehr zu der in der BCF-Datei gespeicherten ID der betroffenen Kom-
ponenten passt. Sollte das Loschen unumganglich sein, da das Aktualisieren der bestehenden
Elemente zu groß ist, sollte die Referenzierung auf die betroffenen Bauteile in der BCF-Datei
angepasst werden.
Abbildung 4.1: BIMsight: Wande geloscht oder Modellierung neuer Wande anstatt der Anpassungbestehender Elemente. Folge: BCF-Datei kann referenzierte Elemente nicht mehr auffinden
Mit dem wachsenden Einsatz der BIM-Technologie im Infrastrukturwesen wird es in den
nachsten Jahren unumganglich sein, eine Erweiterung des BCF-Formates zu schaffen, mit
der Probleme und Aufgaben an linienartigen Projekten effektiver erfasst werden konnen.
Viele mogliche Anliegen, die bei der Planung von Straßen- oder Eisenbahnprojekten auftreten
konnen, sind bereits mit den bestehenden Moglichkeiten in BCF beherrschbar, aber gerade
fur Fragestellungen, die die linienartige Struktur von Infrastrukturvorhaben betreffen, sollten
passende Erweiterungen fur das BCF-Schema entwickelt werden.
Ein Datenformat kann die personliche Kommunikation nicht ersetzen - aber es kann helfen,
auf gleicher Grundlage mit einander ins Gesprach zu kommen.
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Literaturverzeichnis
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die automatisierte Konformitatsuberprufung.
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