karosserieleichtbau als baustein einer co2
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16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007 1
Karosserieleichtbau als Baustein einer CO2-Reduzierungsstrategie Contribution of Light Weight Car Body Design to CO2 Reduction Dr.-Ing. Martin Goede Volkswagen AG, Wolfsburg
Zusammenfassung
Die Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und die damit verbundene CO2-Reduktion kann sowohl durch antriebstechnische als auch fahrzeugtechnische Maßnahmen erreicht werden. Unter den fahrzeugtechnischen Maßnahmen besitzt der Leichtbau eine sehr große Bedeutung. Die konsequente Fortführung des Karosserieleichtbaus nimmt bei der Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs eine wichtige Rolle ein. Mit neuen und innovativen Materialien und Verfahren können als Faustformel 0,25 Liter Kraftstoff je 100 Kilogramm Gewichtsreduzierung eingespart werden. Nachhaltiger Karosserie-Leichtbau kann nur durch ganzheitliche Betrachtung von Werkstoffkonzepten und Bauweisen sowie den zugehörigen Herstellungsverfahren weiterentwickelt werden. Innovative Ansätze müssen im Zielkonflikt von Gewichtsreduzierung und ökonomischer Vertretbarkeit methodisch bewertet werden, um unter den jeweiligen Randbedingungen optimierte Lösungen abzuleiten.
Langfristig können nur Leichtbaukonzepte zum Einsatz kommen, welche unter den Kriterien Kosten, Stückzahl, Gewicht und Funktion das beste Eigenschaftsprofil ausweisen. Moderne Werkstoffhybride und intelligente Mischbauweisen besitzen ein hohes Anwendungspotenzial für zukünftige Leichtbaustrategien im Karosseriebau.
Abstract
Reduction of fuel consumption and corresponding CO2 emissions reduction can be achieved by powertrain or vehicle technology related measures. In the field of vehicle technology measures light weight design has a significant impact. Consequent development of light weight design plays a major role for further fuel consumption reduction. Light weight application by innovative materials and manufacturing generally contribute to fuel economy by 0,25 liter fuel saving per 100 kilogramm weight reduction. Sustainable car body light weight design can be developed only through global consideration of material and design concepts together with applicable manufacturing methods. Innovative approaches have to be assessed across the target conflict of weight reduction needs and economic justification to identify most
2 16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007
suitable solutions within respective requirements. In the long therm only light weight concepts will be applied that result in the best performance meeting cost, weight, volume and functionality critirea. Innovative hybrid materials and intelligent multi-material design show high application potentials for future car body light weight strategies.
Dr. Goede, Volkswagen AG
Karosserieleichtbau als Baustein einer CO2-Reduzierungsstrategie
InhalteInhalte
Globale Trends und Herausforderungen
CO2-Emissionen und Handlungsfelder
Gewichtsreduzierung in der Fahrzeugstruktur
Trend zu Mischbauweisen / F&E Herausforderungen
CO2-Reduzierungsstrategien
Schlussfolgerungen
Abb. 1
16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007 3
Dr. Goede, Volkswagen AG
Automobilbau im Spannungsfeld zwischen ….
Abb. 2
Dr. Goede, Volkswagen AG
Gegenläufige Anforderungen für die Fahrzeugentwicklung
Mobilität / Komfort Ökologie / Ökonomie
Abb. 3
4 16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007
Dr. Goede, Volkswagen AG
Globale gesellschaftsrelevante Herausforderungen
20301995 2000 2005 2010 2015 2020 2025
Abgasemissionen CO, NOX, HC, PM
Treibhausgase CO2
Energie
Wac
hsen
de B
edeu
tung
Abb. 4
Dr. Goede, Volkswagen AG
Globale Märkte – Trends und Herausforderungen
+4,4%
+24,9%
+8.8%
+41,6%
Wachstumsprognose 2005-2015Quelle: POLK, 2006
Abb. 5
16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007 5
Dr. Goede, Volkswagen AG
Globale Märkte – Trends und Herausforderungen
+4,4%
+24,9%
+8.8%
+41,6%
Wachstumsprognose 2005-2015Quelle: POLK, 2006
Abb. 6
Dr. Goede, Volkswagen AG
Fazit globaler Anforderungen
Quelle: Poznanski-Eisenschmidt
Abb. 7
6 16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007
Dr. Goede, Volkswagen AG
Anteil des PKW Verkehrs am Treibhausgasausstoß
Abb. 8
Dr. Goede, Volkswagen AG
80
100
120
140
160
180
190
200
2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014
CO
2-Em
issi
onen
[g/k
m]
Flottenverbrauch (ACEA)
Maßnahmen zur VerbrauchsreduzierungWelchen Beitrag kann Leichtbau leisten?
2016
Avisierte CO2-Emissionsreduzierung EU: 130gCO2/km bis 2012
~ 6,3 l/100km
~ 5,2 l/100km
cw * A
StromverbrauchRollwiderstand
Leichtbau
Aggregatseitige
Maßnahmen
>50
<5
~13
ca.15
~14
~15
Anteiliger Kraftstoffverbrauch(NEFZ, Fzg. 1300kg)
∆ ca. 20%
Abb. 9
16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007 7
Dr. Goede, Volkswagen AG
Stoffleichtbau• hoch-/höherfeste Stähle• Leichtmetalle (Al, Mg)• Kunststoffe• Hybride Konzepte• ……
Kernkompetenzen im Leichtbau
Formleichtbau
Fertigungsleichtbau• Blech, Guss, Profil• Formgebung• Fügetechnik• ……
• Konzeptauslegung• Strukturberechnung• Topologieoptimierung• …….
Umwelt-Leichtbau• Beitrag zur CO2-Reduzierung
Bezahlbarer Leichtbau• Kosten / Gewicht / Stückzahl
Abb. 10
Dr. Goede, Volkswagen AG
Stromverbrauch1A ~ 0,3 g CO2/km
Fahrzeugtechnische CO2-KennzahlenEinfluss der Fahrwiderstände auf den Verbrauch im NEFZ
Gewicht100kg ~ 8,5 g CO2/km
Roll-widerstand
10/00 ~ 2g CO2/km
Luftwiderstand(~ cw*A)
0,1m² ~ 3,5 g CO2/km
MechanischerLeistungsbedarf1kW ~ 15 g CO2/km
(Werte gelten für Ottomotor)Quelle: Rohde-Brandenburger
Abb. 11
8 16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007
Dr. Goede, Volkswagen AG
Strategien im Fahrzeugleichtbau
110
120
130
Gew
icht
[%]
1001975 1980
Baujahr2010 20152000 2005
Umkehr der
Gewichtsspirale
Maßgebliche Handlungsfelder• Bauteil- u. Funktionsintegration• Neue Werkstoff- u. Fertigungstechniken• Kosten-Gewichts-Optimierung
1985 1990 1995
Forderung:
Umkehr der
GewichtsspiraleGolf Ica. 800 kgbis 51 kW3705 x 1610 x 1410 (L x B x H, mm)
140
15040%
24%
16%
15%5%Ausstattung
Antrieb
Elektrik
Fahrwerk
Karosserie
Gewichtsanteile im Fahrzeug (heute)
Golf Vca. 1200kg bis 140 kW4149 x 1735 x 1439
Gradientca. +20 kg/a
Gradient ca. +10 kg/a
Gradient - x kg/a
Abb. 12
Dr. Goede, Volkswagen AG
Entwicklung der Fahrzeuggewichte
Quelle: EBK / Poznanski-Eisenschmidt
Abb. 13
16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007 9
Dr. Goede, Volkswagen AG
Entwicklung der Fahrzeuggewichte
Quelle: EBK / Poznanski-Eisenschmidt
Abb. 14
Dr. Goede, Volkswagen AG
Der neue Passat – Leichter als sein Vorgänger
Quelle: EBK / Poznanski-Eisenschmidt
Abb. 15
10 16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007
Dr. Goede, Volkswagen AG
Der Passat B6 – Beispiel für konsequenten Strukturleichtbau
Eine Reihe innovativer Stahl-Leichtbaulösungen umgesetzt
Quelle: EBK / Poznanski-Eisenschmidt
Abb. 16
Dr. Goede, Volkswagen AG
Die Karosserie des neuen Passat Gewichtsreduzierung durch werkstoffgerechte Strukturoptimierung
Quelle: EBK / Poznanski-Eisenschmidt
Abb. 17
16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007 11
Dr. Goede, Volkswagen AG
Gewicht Kastenrohbau: 296 kg
Optimierter Stahleinsatz im neuen Passat
x + 63 mmy + 74 mmz + 10mm
Quelle: EBK / Poznanski-Eisenschmidt
Abb. 18
Dr. Goede, Volkswagen AG
Einsatz formgehärtete Bauteile im neuen Passat Einsatz von 22MnB5• Fußraumquerträger (innen + außen)• Tunnel• Seitenteil innen, oben• B-Säule innen• Schweller innen• Stoßfängerquerträger
Vorteil gegenüber kalt umgeformten Stählen:• überlegene Festigkeiten• kein Aufsprungverhalten• hohe Bauteilkomplexität realisierbar• gute Formgenauigkeit• hohes Gewichtseinsparpotenzial
Angepasste Fügetechnik--- Laserschweißen --- Laserlöten--- Punktschweißen + Kleben
-5,1 kg
-2,3 kg
Quelle: EBK / Poznanski-Eisenschmidt
Abb. 19
12 16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007
Dr. Goede, Volkswagen AG
Weiterentwicklung der AudiSpaceFrame-Technologie
Quelle: Timm
Merkmale- wenige, große multifunktionale Gussteile- mehr einfache gerade Strangpressprofile- große Strangpressprofile- einfache Blechteile- weniger Bauteile (Funktionsintegration)
Blech 37%
Guss 34%
Profil 29%
Abb. 20
Dr. Goede, Volkswagen AG
Trend im Karosseriebau – Stahl/Aluminium Mischbauweise
Al-GussAl-ProfilAl-BlechStahl-Blech
Quelle: Timm
Abb. 21
16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007 13
Dr. Goede, Volkswagen AGQuelle: Erbe, Wilde
Aluminiumeinsatz- als Schubfeld beanspruchte Bauteile- Bauteile, bei denen aus fertigungstechnischen Gründen keine Wandstärkenreduzierung für Stahlbleche realisiert werden kann
Austenitischer CrNi-Stahl (H400)- hochbeanspruchte Bauteile mit schwieriger Geometrie- Bauteile mit hoher Energieaufnahme
Beanspruchungsgerechte Materialverteilung
KarosseriewerkstoffeAluminiumEdelstahlHybridStahl, hochfestStahl, höchstfestStahl
Werkstoffkonzept der Struktur im neuen Audi A6 Innovativer Leichtbau durch Mischbauweise
Abb. 22
Dr. Goede, Volkswagen AG
Entwicklung des Werkstoffeinsatzes im Automobilbau
Quelle: VDI
19751980
19952005
Aluminium
sonstige NE-Metalle
KunststoffeElastomere/Sonstiges
Stahl u. Eisen
0
10
20
30
40
50
60
70
80
Gewichts-prozent
Abb. 23
14 16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007
Dr. Goede, Volkswagen AG
Einsatz moderner LeichtbauwerkstoffeTrends und F&E Herausforderungen
Optimierte Stahl-Schalenbauweise
„Body in Black“
Stahl-Spaceframe
FaserverstärkteKunststoffe
Al-Spaceframe
AdvancedLM-Spaceframe
StahlStahl--SchalenbauweiseSchalenbauweise
HybridbauweisenHybridbauweisenMulti MaterialMulti Material
DesignDesign
Abb. 24
Dr. Goede, Volkswagen AG
Mischbauweise als Treiber bezahlbarer Leichtbau-Konzepte
hoch
Kosten [€] Al-Techn.
(heute)
€/kgLeichtbaukosten
(heute)
FVK(heute)
niedrig
- 60 %
- 20 %
- 40 %
niedrigFahrzeugstrukturgewicht [kg]
Leichtbau-kostensenkung
FVK
optimiert
F&E-Handlungsfelderhoch
Stahl(heute)
Stahloptimiert
LM-Konzepte
optimiert
Multi-Material
Design
Abb. 25
16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007 15
Dr. Goede, Volkswagen AG
Intergrated Project (FP6th) – SuperLightCar (SLC)Sustainable Production Technologies of Emission Reduced Light weight Car body concepts
Werkstoff- und Fertigungstechnologien
Berechnung & Simulation
Konzeptentwicklung
TP2
2005 2006 2007 2008
Technologie-ScreeningFormgebung
FügetechnikProduktionsplanung
Vorläufige SLC-Konzepte
Hardware AufbauSLC Karosserie
Prototypen
TP1
TP3
2009
Finales SLC-Konzept(∆m: 30%)
1) Stahlintensiv (∆m <20%)
2) Mischbau, wirtschaftlich (∆m 25%)
3) Mischbau, gew.-optimiert (∆m 38%)
< 2,5 €/kg
< 5 €/kg
< 10 €/kg
TP4
Sachbilanz (LCA) Kostenanalyse Virtuelle und physikalische Prüfung
www.superlightcar.com
Abb. 26
Dr. Goede, Volkswagen AG
Bausteine einer nachhaltigen CO2-Strategie
Film SLC
AufladungDownsizing
Quelle: I/EG
KompetenzfelderCO2-Reduzierung
Abb. 27
16 16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007
Dr. Goede, Volkswagen AG
Das „Blue-Motion“ Prinzip
Abb. 28
Dr. Goede, Volkswagen AG
Der Polo „Blue-Motion“
Quelle: Poznanski-Eisenschmidt
Leichtbau-potenzial
in der Struktur(Stahl ⇒ Mischbau)
ca. 80 kg
- 0,25
Abb. 29
16. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik 2007 17
Dr. Goede, Volkswagen AG
Leichtbau ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für neue Fahrzeugentwicklungen
Leichtbau unterstützt nachhaltig Strategien zur CO2-Emissionsreduzierung
Erfolgreicher Strukturleichtbau erfordert gezielte Maßnahmenpriorisierung
Entwicklungstrend von heutigen singulären Stahl-, Aluminium und FVK-Bauweisen hin zu Mischbauweisen- und Hybridkonzepten
Neue Leichtbau-Werkstoffe bieten durch höhere Festigkeiten bei gleichzeitig gutem Umformverhalten weiteres Potenzial zur Gewichtsreduzierung
Gewichtsreduzierung in der Großserie ist nur durch kostenattraktive Leichtbaulösungen realisierbar (CO2-Vermeidungskosten-Priorisierung)
Zukünftige CO2-Reduzierungsziele können nur mit ganzheitlichen Weiterentwicklungen für alle Verbrauchsparameter erreicht werden
Schlussfolgerungen
Abb. 30