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I I n n t t e e g g r r a a für den La n n Sc h h Lebenslagen von n M M Das Titelbild wurde von FAJAR Deutschland geboren und lebt in n a a t t i i o o n n s s g g u u t t a a c c h h n ndkreis Märkisch-O d d h hwerpunkt der Analyse: n n Kindern und Jugendlichen M Migrationshintergrund SOHEIL gestaltet. Ihre Eltern stammen aus Pa a n n Strausberg. Fajar ist acht Jahre alt und besuch h September 2009 h h t t e e n n d derland mit einem a akistan; sie wurde in h ht die dritte Klasse.

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Page 1: Integrationsgutachten Lankreis MOL 09. 2009leben-in-mol.de/images/dokumentationen/...Mit dem Zuwanderungsgesetz wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der gewisse Verbindlichkeiten

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Danksagung Vorweg sei allen Interviewpartner/innen gedankt, ohne die die Erstellung des

vorliegenden Gutachtens nicht möglich gewesen wäre. Mein besonderer Dank gilt

den Mitgliedern der Vorbereitungsgruppe des 8. Integrationsfachtages, im Rah-

men dessen das Gutachten erstellt wurde. Für die umfangreiche Zuarbeit und die

Gewährung wertvoller Zeit gilt mein Dank des Weiteren: den Mitarbeiter/innen

des Landkreises Märkisch-Oderland, dem Jobcenter MOL, dem Amt Neuharden-

berg, der Grundschule am Annatal, der Kita Tausendfüßler und den Mitar-

beiter/innen des Sozialparks MOL e. V.. Für fruchtbare Diskussionen sowie

Ratschläge und natürlich für das Lektorat danke ich ganz besonders Charlotte

Wenkel.

[Impressum]

Erstellt von:

Dipl.-Soz. Fabian Brauns

Kontakt: Fabian Brauns, Lenbachstr. 8 10245 Berlin [email protected] Im Auftrag des Netzwerkes für Toleranz und Integration in Märkisch-Oderland c/o Kreis- Kinder- und Jugendringes (KKJR) MOL e. V. Kontakt: Feldstraße 3, 15306 Seelow 03346-80609 [email protected]

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Inhaltsverzeichnis:

Vorwort 5

1. Intention dieses Gutachtens 6

1.1 Vorgehensweise und Methodik 7

1.2 Zuwanderung in Brandenburg 9

1.2.1 Zahlen und Fakten 11

1.2.2 Integrations- Politik und Konzepte in Brandenburg 12

1.3 Zuwanderung im Landkreis Märkisch-Oderland 16

1.3.1 Ein Rückblick - Integrationsnetzwerke in MOL 20

1.3.2 Der Runde Tisch Asyl 21

1.3.3 Das Netzwerk MOL Ost 23

1.3.4 Die Arbeit des Netzwerkes für Toleranz und Integration 23

2. Forschungsstand und Begriffsbestimmungen 25

2.1 Gruppen von Zugewanderten 25

2.2 Integration und Zuwanderung 27

2.3 Zur Messung von Integrationserfolgen 30

2.4 Die Notwendigkeit einer Reform der Datenerfassung 30

2.5 Definition des Begriffs Personen mit Migrationshintergrund 31

2.6 Diskussion und Ausblick 33

3. Empirischer Teil des Gutachtens 35

3.1 Bestimmung der Analyseebenen 35

3.2. Operationalisierung und Forschungspraxis 36

3.2.1 Soziale Lage und Demografie 38

3.2.2 Bildung und Migrationshintergrund 40

3.2.2.1 Die Situation in den neuen Bundesländern 42

3.2.2.2 Kindertagesbetreuung in Brandenburg 44

3.2.2.3 Kindertagesbetreuung in MOL 46

3.2.2.4 Das Fallbeispiel einer Kita im Landkreis 47

3.2.2.5 Schulische Bildung in MOL 49

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3.2.2.6 Ausgewählte Schuldaten 51

3.2.2.7 Muttersprachlicher Unterricht 58

3.2.2.8 Fallbeispiel - Grundschule am Annatal 59

3.2.3 Die arbeitsmarktliche Integration von Zuwanderern 61

3.2.3.1 Die arbeitsmarktliche Situation der Zuwanderer in MOL 62

3.2.3.2 Die arbeitsmarktliche Integration jugendlicher Zuwanderer 63

3.2.3.3 Maßnahmen zur Integration von Zuwanderern in den Arbeitsmarkt 65

3.2.3.4 Beschäftigungsfördernde Maßnahmen im Rahmen des ESF 66

3.2.4 Freizeit, Engagement und soziales Leben 68

3.2.4.1 Ergebnisse der Befragung 68

3.2.5 Kultur und Identität 70

3.2.5.1 Die Identität der Spätaussiedler/innen 71

3.2.6 Diskriminierungserfahrungen 74

3.2.7 Die Offenheit der Aufnahmegesellschaft 78

4. Fallbeispiele 80

4.1 Die Geschichte der Spätaussiedler in Neuhardenberg 80

4.2 Das Integrationskonzept der Stadt Strausberg 83

4.3 Übersicht der Fachdienste im Landkreis 85

5. Empfehlungen und Fazit 89

5.1 Ein Plädoyer zur Regionalisierung der Integrationsarbeit 89

5.2 Empfehlungen an den Landkreis 90

5.3 Das Asylbewerberheim 92

5.4 Bildungschancen für Kinder mit Migrationshintergrund festigen 94

5.5 Entwicklung von Querschnittsaufgaben 96

Literaturverzeichnis 97

Tabellen und Abbildungsverzeichnis 100

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Vorwort

„Zuwanderung und Integration sind die wichtigsten Aufgaben unserer Zeit

geworden“. Haben wir diese Feststellung von Frau Süßmuth zum 2.

Integrationsfachtag 2003 in Wriezen umgesetzt? Weiter sagte sie in ihrem

damaligen Grußwort: “Integration ist eine Aufgabe, die uns alle in

Deutschland angeht, in der Politik, der Verwaltung und in der

Zivilgesellschaft.“ Letztere spiegelt das Netzwerk für Integration und

Toleranz (NTI) mit seinen mehr als 50 Mitgliedsorganisationen wider. Es

steht überparteilich auf der Seite derer, die um ihr Recht auf Selbst-

bestimmung ringen. Das NTI leistet tägliche Basisarbeit, um aus dem

„Ankommen“ von Migranten ein „Zuhause“ werden zu lassen.

Die Integration zugewanderter Menschen, die in unserem Landkreis leben,

beziehungsweise leben müssen, stellt über Jahre einen Schwerpunkt

unserer Arbeit dar. Die Worte aus dem Jahr 2003 waren uns daher

Verpflichtung, das Thema erneut auf die Tagesordnung zu setzen. Wie

wurden Landeskonzeption, Nationaler Integrationsplan und die deutlichen

Worte unserer Kanzlerin (Integration sei „Chefsache“), mit Leben erfüllt?

Die noch vorhandenen Defizite im Landkreis Märkisch-Oderland werden im

Netzwerk, durch seine aktuelle Reaktionsfähigkeit sichtbar.

Das hier vorliegende wissenschaftliche Gutachten bietet eine tragfähige

Basis zu konzeptioneller Festschreibung und praktischem Handeln.

Integration beginnt unspektakulär mit Zuhören, Geduld und Verständnis

für besondere Lebenssituationen. Die Realität sieht oft anders aus. Leider

verwenden Mitarbeiter/innen in Behörden gern den Artikel - „die“ - als

Pluralform für Migranten/innen. Dagegen steht das beliebte besitzanzei-

gende - „unsere“ - für einheimische Bürger/innen. Das muss unbedingt,

und nicht nur aus grammatikalischen Gründen, korrigiert werden! Wir

wollen gemeinsame Wege und Mittel aufzeigen, die auch für Migranten ein

hohes Maß an Selbstbestimmung ermöglichen. Das heißt: Alle Chancen

wahrnehmen, gegenseitigen Respekt fördern und ständig miteinander

kommunizieren.

Das Gutachten wird zeigen, dass Standards in der Datenerfassung und

Statistik dringende Zielsetzungen für die künftige Arbeit im Landkreis sein

müssen. Durch sie werden vorhandene Ressourcen in der Integrations-

arbeit für die Zukunft transparenter.

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1. Intention dieses Gutachtens

Die Erstellung des hier vorliegenden Gutachtens erfolgte im Rahmen einer

Kooperationsvereinbarung zwischen dem Landkreis Märkisch-Oderland

und dem Netzwerk für Toleranz und Integration (NTI) – Träger des NTI ist

der Kreis- Kinder- und Jugendring MOL e.V. (KKJR) dem somit eine

bestimmende Rolle bei der Initiierung des Gutachtens zuzuschreiben ist.

Die zentrale Aufgabe des Gutachtens ist es, die Lebenssituation von

jugendlichen Migrantinnen und Migranten im Landkreis darzustellen. Eine

Intention des Gutachtens ist es zudem, Zuwanderungs- und Integrations-

prozesse im Landkreis darzustellen, um so eine möglichst breite Öffent-

lichkeit in diesen Prozess einzubeziehen und zu informieren. Weiter-

führend können die abgeleiteten Schlussfolgerungen und Ergebnisse ein

Arbeitspapier im Jugend- und Sozialhilfebereich des Landkreises

darstellen.

Die Debatte über die Integration von Migrantinnen und Migranten in

Deutschland ist in vollem Gang – ein nationaler Integrationsplan wurde

erarbeitet, politisch bekennt man sich, wenn auch verspätet, dazu, dass

Deutschland ein Einwanderungsland ist. Mit dem Zuwanderungsgesetz

wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der gewisse Verbindlichkeiten

schafft. Es gibt jedoch nicht die „Zuwanderung“ – Zuwanderergruppen und

-Geschichten divergieren stark in Deutschland. In den Großstädten

diskutiert man über vermeintliche Parallelgesellschaften, während im

ländlichen Raum Zuwanderung oftmals gar nicht wahrgenommen wird.

Der Landkreis Märkisch-Oderland ist überwiegend ländlich geprägt, grenzt

im Osten an unsere polnischen Nachbarn und berührt im Westen die

multi-kulturelle Metropole Berlin. Er bildet somit auch eine Schnittstelle;

Menschen verschiedenster Nationalitäten kommen sich hier näher. Einige

von ihnen lassen sich im Landkreis nieder und finden hier eine neue

Heimat. Dieser Prozess hat viele verschiedene Facetten und gestaltet sich

sehr vielschichtig.

Kinder und Jugendliche nehmen dabei eine besondere Rolle ein – ihre

Stellung in der Gesellschaft verschafft ihnen besonders viele Berührungs-

punkte mit der neuen Heimat. Vieles ist zunächst fremd und stellt sie vor

erhebliche Herausforderungen: Die deutsche Sprache mit all ihren Tücken

muss erlernt werden, um erfolgreich einen Bildungsabschluss zu absol-

vieren, die Freizeit muss gestaltet werden und vieles mehr. Aufgrund

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dieser vielen Anknüpfungspunkte stellen die Kinder somit oftmals auch für

ihre Eltern erste Kontakte in die neue Heimat her. Die Integration der

jungen Generation von Zuwanderern ist daher eine zentrale Aufgabe, um

die Integration von allen Zuwanderern erfolgreich zu gestalten.

1.1 Vorgehensweise und Methodik

Aufgrund des recht breit gefassten Adressatenkreises und der ambi-

tionierten Intention des Gutachtens – als Arbeitsgrundlagen zu dienen und

Verbesserungsvorschläge für integrative Maßnahmen zu unterbreiten – ist

das Gutachten inhaltlich recht breit aufgestellt.

Zunächst soll ein Überblick über Zuwanderungsprozesse in Ostdeutschland

und im Speziellen in Brandenburg aufgeführt werden. Auf Aspekte der

Zuwanderung aus einer gesamtdeutschen Perspektive betrachtet, wird

weitestgehend verzichtet. Es sollen vielmehr ostdeutsche und Branden-

burger Spezifika herausgearbeitet werden, um darauf folgend die Situation

im Landkreis Märkisch-Oderland einzuordnen. Insofern es Daten und

Informationen zu den entsprechenden Analyseebenen zulassen, soll der

Versuch unternommen werden, die integrativen Maßnahmen des Land-

kreises, in Relation zum Land Brandenburg zu beurteilen. Rechtliche

Aspekte werden im Kontext dieser Arbeit außer Acht gelassen – es soll

darum gehen Integrationsprozesse aller Zuwanderer aufzuzeigen, egal

welchen rechtlichen Status sie haben. Damit folgt dieses Gutachten auch

den Grundsätzen der Brandenburger Rahmenkonzeption, welche sich

explizit auch an Flüchtlinge und Asylbewerber/innen richtet.

Kinder und Jugendliche im Fokus der Analyse

Primär geht es um die Analyse von Lebenslagen junger Zuwanderer – also

junger Menschen bis zu einem Alter von 27 Jahren. Integrationsprozesse

von Kindern und Jugendlichen zu befördern ist immanent, denn vor allem

im ersten Lebensabschnitt werden wichtige Fähigkeiten vermittelt, die den

Zuwanderern eine allumfassende gesellschaftliche Partizipation ermög-

lichen.

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Das Lebenslagenkonzept

Im Gegensatz zu älteren Konzepten der Ungleichheitsforschung, die sich

weitestgehend auf Klassen und Schichtmodelle beriefen, bedient sich das

Lebenslagenkonzept vielfältigerer Dimensionen - als etwa Berufsposition

oder Einkommen. Zur Untersuchung der Lebensbedingungen von einzel-

nen oder von Gruppen, zieht das Lebenslagenkonzept beispielsweise

folgende Dimensionen heran: Wohnsituation und –Umfeld, schulisches

Angebot in der Region, Bedingungen des Freizeitlebens, die innerfamiliäre

Konstellation und weitere. So soll erreicht werden, dass die Lebens-

bedingungen auch derer angemessen erfasst werden, wo die alleinige

Berücksichtigung von Einkommen und Beruf nicht greift – etwa bei

Kindern und Jugendlichen oder bei Bezieher/innen von Transfergeldern

(vgl. Lexikon der Soziologie 1995).

Methodik

In dem hier vorliegenden Gutachten kommt ein Methodenmix aus

qualitativen und quantitativen Verfahren zur Anwendung. Insofern eine

statistische Datenlage vorhanden ist, werden Aussagen auf Basis dessen

getroffen – etwa der Anteil von Kindern die über einen Migrations-

hintergrund verfügen und gerade die verschiedensten Stationen des

Bildungssystems durchlaufen. Hierbei geht es vorrangig darum, deskriptiv

bestimmte Sachverhalte aufzuzeigen.

Zudem wurden umfangreiche Experteninterviews durchgeführt – wobei

diese leitfadengestützt aber auch in offener Form stattfanden. Der hier

interviewte Expertenpool bildete sich aus den „Akteuren der Praxis“, also

aus denjenigen die unmittelbar mit den Zuwanderern arbeiten. Aspekte

die sich in den ersten Interviews als relevant herausgestellt haben,

wurden in den folgenden Gesprächen vertiefend erfragt.

Chancengleichheiten analysieren

Das Recht auf gerechte Verteilung von Zugangs- und Lebenschancen für

alle Individuen und Gruppen einer Gesellschaft ist ein zentrales Anliegen

und als Anspruch moderner Gesellschaften zu betrachten. Ob diese Chan-

cengleichheiten der Gruppe der Zuwanderer gewährt werden, gilt es zu

analysieren. Das folgende Gutachten versucht objektive Vergleichsdimen-

sionen herauszuarbeiten und an Hand derer die Chancengleichheiten zu

beurteilen.

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Fragebögen Ergänzend wurden teilstandardisierte Fragebögen verwandt, um die

Wahrnehmungen und Einstellungen der Zuwanderer/innen zu erfahren.

Besonders zu Fragen von Kultur und Identität aber auch zu Diskri-

minierungserfahrungen stellen die Fragebögen eine wertvolle methodische

Komponente dar.

Die Verwendung von Zitaten

Die im folgenden Gutachten verwendeten Zitate sind anonymisiert. Sie

entstammen aus Interviews und Gesprächen, die im Zeitraum von März

bis Juli 2009, im Rahmen der Erstellung des Gutachtens durchgeführt

wurden. Die Interviews erfolgten vor allem mit Mitarbeiter/innen der

Fachdienste und der Verwaltungen von Landkreis, Ämtern und

Kommunen, mit Kita- und Schulleiter/innen und mit vielen anderen

Personen, die mit Zuwanderern im Landkreis MOL arbeiten.

1.2 Zuwanderung in Brandenburg

Allgemeine Situation – ostdeutsche Besonderheiten

Im Gegensatz zur Bundesrepublik, die bereits kurz nach ihrer Gründung

ein Zuwanderungsgebiet war, war die DDR immer von Abwanderung

geprägt. Die Hauptsäule der Zuwanderung in die BRD bildete die

Arbeitskräftemigration, welche es in die DDR erst relativ kurz vor ihrem

Ende gab. Migration in die DDR erfolgte hauptsächlich aus politischen

Gründen, durch die Aufnahme von Flüchtlingen und durch die

Qualifizierung von Studenten und Lehrlingen. Die Herkunftsländer waren

dabei nach politischen Gesichtspunkten ausgesucht; zumeist um in den

Herkunftsländern sozialistische Strömungen zu unterstützen, etwa in Chile

oder Griechenland zu Zeiten des Bürgerkriegs.

Das hier vorliegende Gutachten erhebt keinen Anspruch auf

Vollständigkeit – es werden vor allem Schwerpunkte definiert und

herausgearbeitet. Zudem werden Möglichkeiten aufgezeigt, Integra-

tionsprozesse im Landkreis zu analysieren und zu begleiten.

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Zuwanderung war zudem immer temporär konzipiert – eine öffentliche

Diskussion fand nicht statt. Mit der Vereinigung beider deutscher Staaten

wurde das bundesdeutsche Ausländerrecht auf die neuen Bundesländer

übertragen. Zuwanderung in die neuen Bundesländer erfolgt seit der

Vereinigung nun fast ausschließlich als Zuwanderung per Zuweisung –

Arbeitsmigration gibt es fast nicht. Dieser Prozess vollzieht sich nach dem

Wohnortzuweisungsgesetz nach dem drei Gruppen von Zuwanderern, die

nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel, zu einem bestimmten

Prozentsatz entsprechend der regionalen Gesamtbevölkerung auf alle

Bundesländer verteilt werden. Diese Gruppen setzen sich wie folgt

zusammen:

� Spätaussiedler/innen

� Jüdische Kontingentflüchtlinge aus den Nachfolgstaaten der

der Sowjetunion

� Asylbewerber und politische Flüchtlinge

Konsequenzen dieser Zuwanderung auf Zuweisung

Alle Gruppen sind zunächst auf öffentliche Transfergelder angewiesen.

Solange sie diesen Status besitzen, sind sie zudem verpflichtet, an dem

ihnen zugewiesenen Wohnort zu verbleiben. Sie bleiben zumeist sehr

lange von Transfergeldern abhängig, bedingt durch die schlechte Situation

auf dem Arbeitsmarkt. Die Zuwanderer wählen somit auch nicht freiwillig

ihren Wohnort – sondern kommen, weil sie keine andere Wahl haben.

Viele wandern in die alten Bundesländer ab, sobald es ihre ökonomische

Situation erlaubt, da die alten Bundesländer den Zuwanderern den Weg in

den Arbeitsmarkt erleichtern. Für die neuen Bundesländer bedeutet dies:

� Eine hohe Fluktuation der Zuwanderer

� Eine Abwanderung gerade derer, die aufgrund persönlicher Ressour-

cen (berufliche Qualifikationen, Sprachkenntnisse) bessere Chancen

auf dem (westdeutschen) Arbeitsmarkt haben (vgl. Weiss 2007).

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1.2.1 Zahlen und Fakten

Rein quantitativ betrachtet ist die Zuwanderung in die neuen Bundes-

länder weitaus weniger ausgeprägt als in die alten Bundesländer. 2005

betrug der Anteil der nicht-deutschen Bevölkerung in der BRD 8,8 Prozent,

wobei einzelne Bundesländer wesentlich höhere Anteile aufweisen, etwa

Berlin mit 13,4 Prozent. In allen neuen Bundesländern lag der Anteil bei 2

Prozent, in Brandenburg waren es 2,7 Prozent1. Das bedeutet in absoluten

Zahlen 65.840 Personen (Stand 2007).

Die Zahlen variieren jedoch, wenn man die Anzahl jener Personen

hinzuzieht die über einen Migrationshintergrund2 verfügen – also in etwa

jene, bei denen mindestens ein Elternteil im Ausland geboren ist. Danach

sind es mehr als 20 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung – in den

neuen Bundesländern sind es 4,7 Prozent, in Brandenburg 6 Prozent.

Somit leben in Brandenburg ca. 132.600 Menschen, die über einen

Migrationshintergrund verfügen. Dabei sind 17 Prozent aller Personen mit

Migrationshintergrund in den neuen Bundesländern bereits in Deutschland

geboren, 34,6 Prozent leben länger als 10 Jahre hier.

Zusammensetzung der ausländischen Wohnbevölkerung

Die Zusammensetzung der ausländischen Wohnbevölkerung in den neuen

Bundesländern ist eine andere als in den alten. Staatsangehörige der

klassischen Anwerberländer der BRD sind fast nicht vertreten – hingegen

leben große Gruppen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion in

Brandenburg. Des Weiteren ist die hohe Zahl der aus Vietnam

kommenden Menschen kennzeichnend für Ostdeutschland, also auch für

Brandenburg. Hierbei handelt es sich um ehemalige vietnamesische

Vertragsarbeiter und ihre inzwischen nachgezogenen Familienangehörige.

Die Spätaussiedler/innen

Gesondert zu erwähnen sind an dieser Stelle noch die Spätaus-

siedler/innen, die als deutsche Staatsangehörige nicht in entsprechenden

Statistiken auftauchen, welche migrationsbedingte Merkmale aufzeigen.

Dennoch sind die Aussiedler Zuwanderer/innen mit entsprechenden Inte-

grationsproblemen. Seit 1991 sind in Brandenburg 55.000 Spätaussiedler

aufgenommen worden, es gibt jedoch keine gesicherten Daten darüber,

1 Die kleine Brandenburg Statistik 2008: Amt für Statistik Berlin Brandenburg. 2 Die Aussagen zum Migrationshintergrund beziehen sich auf die Auswertung der Mikrozensusdaten des Jahres 2005.

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wie viele von ihnen sich noch in Brandenburg aufhalten. Experten gehen

von einem Drittel bis zu der Hälfte bei dieser Gruppe von Zuwanderern

aus (vgl. Weiss 2007).

Abbildung 1: Ausländische Bevölkerung in Brandenbu rg nach Altersgruppen 2008.

Werte gerundet, Quelle: Statistisches Jahrbuch Brandenburg 2008 – Stand 31.12.2007.

Tabelle 1 : In Brandenburg lebende Ausländer nach Herkunftsland 2008.

Ausländer am 31.12. Einheit 1999 2003 2007 Europa 1000 34,8 33,2 30,0

darunter Polen 1000 7,5 8,2 6,4

Russ. Föderation 1000 2,6 4,2 4,1

Ukraine 1000 2,2 3,9 4,1

Türkei 1000 2,6 2,5 2,3

Afrika 1000 4,4 3,4 2,6

Amerika 1000 1,5 1,9 1,9

Asien 1000 11,2 12,6 10,8

darunter Vietnam 1000 5,9 5,4 4,4

Australien und Ozeanien 1000 0,1 0,1 0,1

Quelle: Die kleine Brandenburg-Statistik 2008.

1.2.2 Integrations- Politik und Konzepte in Brandenburg

Der Stellenwert von Zuwandererintegration in der Landespolitik

Der Bund, die Länder sowie zahlreiche Städte, Landkreise und Kommunen

diskutieren die Integration von Zuwanderern und stehen dabei auch im

Wettbewerb um die besten Ideen und Konzepte.

Die Aktivitäten des Landes Brandenburg diesbezüglich sind im nationalen

Vergleich dabei als recht ambitioniert zu bezeichnen. Neben Mecklenburg-

6%

13%

10%

71%

65 Jahre und älter

bis unter 18 Jahre

18 bis unter 25 Jahre

25 bis unter 65 Jahre

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Vorpommern verfügt das Land Brandenburg als einziges ostdeutsches

Flächenland über ein landesweites Integrationskonzept. Bundesweit

betrachtet richten sich die Konzepte von Berlin und Brandenburg als

einzige mit einem eigenständigen Kapitel an Flüchtlinge und

Asylbewerber/innen. Was das Ergebnis an tatsächlicher konkreter

Integrationsförderung für die Betroffenen ist, bleibt bis zum jetzigen

Zeitpunkt jedoch offen (vgl. Ohlig 2007, Engelberts 2006).

Die Brandenburger Rahmenkonzeption

Die Konzeption hat den Auf- und Ausbau eines flächendeckenden,

bedarfsorientierten und den Prinzipien der Subsidiarität und Trägervielfalt

vor Ort verpflichteten Beratungsnetzes zum Ziel. Es soll niedrigschwellige

Beratungsangebote vorhalten und Beratungszugänge für Migrant/innen

öffnen, die interkulturelle Öffnung der Regeldienste und Institutionen

fördern und den spezifischen Gegebenheiten vor Ort angepasst werden

können.

Das Rahmenkonzept beschreibt ein Aufgaben- und Leistungsprofil der

Migrationsfachdienste und leitet davon ausgehend Anforderungen an ihre

Organisations- und Kooperationsstrukturen sowie an die Qualifikation der

Mitarbeiter/innen ab. Es soll einen Beitrag zur Verbesserung der

Zusammenarbeit vorhandener Beratungsangebote für Migrant/innen und

zur Stärkung ihrer Mittlerfunktion in die kommunale Regelversorgung und

Verwaltung leisten (MASGF 2009).

Definierte Schwerpunkte der Landesregierung

Im Zuge der Analyse der landesweiten Integrationsprozesse von

Zuwandern hat die Landesregierung im Wesentlichen vier Aspekte

herausgearbeitet, denen zukünftig mehr Aufmerksamkeit gewidmet

werden muss:

1. Zugewanderte werden als ökonomischer und kultureller Gewinn für die

Gesellschaft erlebt. Gerade angesichts der demografischen Entwicklung in

Brandenburg werden zukünftig vermehrt Arbeitskräfte nicht-deutscher

Herkunft gebraucht. Dieser Fakt betrifft sowohl die Bereiche einfacher

Tätigkeiten als auch den Bereich von Fach- und Führungskräften. Den

Bedarf an Saisonkräften in der Landwirtschaft zu decken, gilt schon nach

heutigen Maßstäben als zunehmend problematisch. Die Aufgabe der

Integration fremder Zuwanderinnen und Zuwanderer muss also auch als

Chance bei der Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und

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Gewalt begriffen werden. Die mit der Integration der Zugewanderten

verbundene Erweiterung der Erfahrungen und des Bewusstseins der

einheimischen Bevölkerung ist ein wesentlicher Beitrag zur Prävention

gegen Fremdenfeindlichkeit.

2. Andererseits ist festzustellen, dass die Zahl der aufgenommenen

Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler und jüdischen Emigrantinnen und

Emigranten in den brandenburgischen Gemeinden durch die jährlichen

Neuzuwanderungen seit der Änderung des Wohnortzuweisungsgesetzes

1996 kontinuierlich steigen, während die objektiven Bedingungen der

Arbeitsmarktintegration in Brandenburg und den übrigen neuen Ländern

weiterhin ungünstig sind. Gleichzeitig haben sich die mitgebrachten

Integrationsvoraussetzungen, insbesondere im Hinblick auf Sprach-

kenntnisse und berufliche Qualifikation, in den letzten Jahren deutlich

verschlechtert. Auch die Eingliederung jugendlicher Spätaussiedlerinnen

und Spätaussiedler bzw. Familienangehöriger ist von wachsenden Sprach-

und Motivationsdefiziten gekennzeichnet, die verstärkte Anstrengungen

für die schulische Eingliederung und berufliche Ausbildung erfordern,

bevor erhöhte Kriminalität oder soziale Selbstdestruktion den sozialen

Frieden ernsthaft gefährden und zu deutlich höheren gesellschaftlichen

Kosten führen können.

3. In diesem Kontext darf die Situation der Zuwanderinnen und

Zuwanderer mit lediglich vorübergehendem Aufenthalt nicht außer Acht

bleiben. Dabei geht es weniger um ausländische Touristinnen und

Touristen, Besucherinnen und Besucher oder ausländische Studierende,

für die wir ebenfalls ein weltoffenes und fremdenfreundliches Klima brau-

chen. In erster Linie geht es um die Gruppe der Asylsuchenden und

Bürgerkriegsflüchtlinge, die mehrheitlich in ihr Herkunftsland zurück-

kehren müssen und insofern in die Integrationsmaßnahmen des Bundes

und der Länder nicht einbezogen sind. Gleichwohl verbringen sie oft Jahre

hier. Die Kinder unterliegen der Schulpflicht. Einige Asylsuchende leisten

gemeinnützige Arbeiten oder finden Arbeit auf dem Arbeitsmarkt. Kon-

takte mit Personen und Gruppen finden statt. Sie leben mitten unter uns

und nehmen bisweilen am gesellschaftlichen Leben teil. Deswegen ist es

wichtig, dass sie gesellschaftlich nicht diskriminiert oder geächtet werden

und Verständnis für ihre Situation geweckt wird, auch wenn die in den

meisten Fällen letztendlich gebotene Rückkehrpflicht im Interesse der

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Bundesrepublik Deutschland und ihrer Bürgerinnen und Bürger notwendig

ist.

4. Die bisher auch in Brandenburg deutlich ausgeprägte Tendenz zur

Delegation auf spezielle Fachdienste und Institutionen wie Übergangs-

wohnheime muss der Einsicht weichen, dass es sich um eine politische

Aufgabe handelt, die erfolgreich nur bewältigt werden kann, wenn Verant-

wortung nicht abgeschoben, sondern auf jeder Verantwortungsebene auch

persönlich wahrgenommen wird. Integration muss stärker als bisher als

gesamtgesellschaftliche Querschnittsaufgabe begriffen werden. Nur eine

möglichst breite, insbesondere kommunale Beschäftigung mit der

Integration der Zuwandernden durch die Auseinandersetzung mit der

Thematik, mit Motiven der Zuwandernden und durch persönliche Kontakte

kann den toleranten Umgang mit ihnen fördern.

Es ist daher Ziel der Landesregierung, den politischen und administrativen

Stellenwert, das Engagement und die Fachkompetenz der Verant-

wortlichen und damit die Effektivität der Zuwandererintegration,

rechtzeitig zu erhöhen. Diesem Ziel dient das Zuwandererintegrations-

konzept. Durch die verstärkte Thematisierung der staatlichen, kom-

munalen und gesellschaftlichen Integrationsaufgabe soll darüber hinaus

ein wichtiger Beitrag für mehr Verständnis und Toleranz gegenüber den

Zuwanderinnen und Zuwanderern, bei den mit der Aufgabe der

Integration befassten Menschen und der Bevölkerung des Landes erreicht

werden. Das Landesintegrationskonzept für Zugewanderte soll damit auch

gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt wirken und ist insofern als Teil des

Handlungskonzeptes "Tolerantes Brandenburg" der Landesregierung zu

verstehen (MASGF 2009).

Im Kontext des hier erstellten Gutachtens ist besonders hervorzuheben,

dass eine sich verschlechternde Integration von jungen Spätaussiedler-

/innen angemerkt wird. Dieser Punkt soll hier weiter verfolgt werden,

um schließlich zu versuchen, Ursachen und Lösungsmöglichkeiten

aufzuzeigen.

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1.3 Zuwanderung im Landkreis Märkisch-Oderland

Gegenwärtig sind in der Ausländerbehörde des Landkreises 2620 (Stand

Juli 2009) Personen erfasst. Das Ausländerzentralregister weist die Zahl

der ausländischen Wohnbevölkerung im Landkreis mit 2442 (Stand

31.12.2008) aus. Die offizielle Statistik des Jahrbuches des Landes

Brandenburg weist eine absolute Zahl von 4173 Personen mit einer

ausländischen Herkunft für den Landkreis aus.

Es existieren somit drei Zahlen, wovon eine erheblich abweicht. Nach

Aussagen der entsprechenden Experten ist es naheliegend, dass die

Angaben aus dem Ausländerzentralregister bzw. die der Ausländerbehörde

des Landkreises der tatsächlichen Zahl der in MOL lebenden Ausländer am

nächsten kommen. Die erhebliche Abweichung zu den Angaben aus dem

statistischen Jahrbuch könnte sich folgendermaßen erklären:

Auskunftspflichtig gegenüber dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg

sind die entsprechenden Meldeämter; vermutlich sind die von dort

übermittelten Zahlen höher. Eine Ursache hierfür kann unter anderem

darin gesucht werden, dass sich nicht alle Personen nach dem Wegzug

abmelden würden.

Wenngleich die Angaben in Tabelle zwei zu hoch sind, gibt diese einen

Eindruck darüber, wie sich die ausländische Wohnbevölkerung auf die

entsprechenden Altersgruppen aufteilt.

Tabelle 2: Ausländische Bevölkerung nach Altersgruppen – LK MOL 2008.

MOL gesamt Bis unter 18 Jahre

18 bis unter 25 Jahre

25 bis unter 65 Jahre

65 Jahre und älter

4173 – 100% 501 – 12,00% 343 – 8,21% 3141 – 75,26% 188 – 4,50% Quelle: Statistisches Jahrbuch Brandenburg 2008.

Die Spätaussiedler/innen im Landkreis

Die folgenden Tabellen drei und vier geben einen Eindruck über die

räumliche Verteilung der der noch im Landkreis lebenden Spätaus-

siedler/innen. Sie veranschaulichen zudem die Aufteilung auf die Ge-

schlechter. Die Angaben entstammen aus den entsprechenden Melde-

ämtern.

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Tabelle 3: Spätaussiedler/innen in ausgewählten Orten nach Alter – LK MOL 2008.

0-6 Jahre

7-14 Jahre

15-18 Jahre

19-30 Jahre

31-40 Jahre

41-50 Jahre

51-60 Jahre

60 plus

Bad

Freienwalde

1 10 8 15 19 27 15 17

Rüdersdorf 1 5 3 9 14 13 6 9

Seelow - 10 9 19 16 15 11 10

Strausberg 6 30 16 70 54 48 49 60

Wriezen 1 3 3 4 10 2 4 6

Neuharden-

berg

6 9 10 20 12 8 8 18

Quelle: Zuarbeit Landkreis MOL – Datenbasis der Meldebehörden.

Tabelle 4: Spätaussiedler/innen nach Geschlecht in ausgewählten Orten – LK MOL 2008.

Frauen Männer insgesamt

Bad

Freienwalde

57 55 112

Rüdersdorf 30 30 60

Seelow 52 38 90

Strausberg 157 176 333

Wriezen 18 15 33

Neuharden-

berg

47 41 88

Gesamt 716 Personen Quelle: Zuarbeit Landkreis MOL–Datenbasis der Meldebehörden.

Tabelle fünf weist auf die Entwicklung der ausländischen Wohnbevöl-

kerung hin – auch hier ist anzunehmen, dass die Zahlen zu hoch sind.

Dennoch ist ein Trend zu erkennen: Der Anteil der älteren ausländischen

Wohnbevölkerung im Landkreis nimmt stark zu – die Generation 65 plus

hat sich demnach nahezu verdreifacht. Hingegen ist der Anteil der Gruppe

18 bis unter 25 um ein gutes Drittel geschrumpft.

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Tabelle 5: Entwicklung der ausländischen Bevölkerung im Landkreis 1998-2007.

0 -18 18 bis unter 25 25 bis unter 65 65 und älter 1998 516 490 2.735 60

1999 585 487 2.835 73 2000 499 457 2.696 77

2001 530 443 2.795 99

2002 549 441 2.946 114

2003 550 443 3.087 126 2004 548 426 3.052 141

2005 519 399 3.101 154

2006 514 385 3.130 167

2007 501 343 3.141 188 Quelle: Statistischer Jahresbericht Landkreis Märkisch-Oderland 2009.

Die Herkunftsländer

Insgesamt betrachtet leben im Landkreis Märkisch-Oderland Menschen

aus 76 verschiedenen Nationen. Die größte Gruppe bilden hierbei die

Polen, gefolgt von Bürgern der Russischen Föderation, Vietnam, der

Ukraine, der Türkei und Kasachstan.

Tabelle 6: Ausländische Wohnbevölkerung LK MOL nach ausgewählten Herkunftsländern.

Staatsangehörigkeit in % absolut (insgesamt 2442)

EU Staaten darunter:

37 904

Polen 439

Bulgarien 73

Niederlande 64

Österreich 44

Ungarn 38

EU Kandidatenländer darunter:

6 142

Türkei 122

Sonstiges Europa darunter:

25 621

Russische Föderation 228

Ukraine 198

Afrika darunter:

4 106

Kamerun 36

Asien darunter:

21 510

Vietnam 221

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Staatsangehörigkeit in % absolut (insgesamt 2442)

Kasachstan 94

Amerika 4 92 Staatenlos 0,5 11 Ungeklärt und ohne

Angabe O,9 21

Quelle: Ausländerzentralregister – Stichtag 31.12.2008.

Aussagen zum rechtlichen Status der ausländischen Wohnbevölke-

rung

Genaue Aussagen zum rechtlichen Status lassen sich nicht detailliert

statistisch ermitteln, da hinsichtlich des rechtlichen Status zum einen noch

ältere Fälle nach dem bis zum Ende 2004 gültigen Ausländergesetz erfasst

sind und zum anderen aufgrund der EU-Erweiterung in den vergangenen

Jahren sich dieser geändert hat (Freizügigkeitsberechtigung). Auch ist ein

"Auszählen" anhand jeder einzelnen Akte, nicht ohne weiteres möglich.

Die folgenden Angaben beruhen daher auf Schätzungen. Vorwiegend

bildet die Niederlassungserlaubnis die Rechtsgrundlage für einen Aufent-

halt, daran anschließend die Aufenthaltserlaubnis und die Freizügig-

keitsberechtigung. Im Verhältnis zu diesen Aufenthaltstiteln bilden die

Bescheinigung über die Aussetzung der Abschiebung (Duldung), die

Aufenthaltsgestattung und das Visum einen eher geringen Anteil für einen

Aufenthalt (Zuarbeit LK MOL, Ausländerbehörde).

Tabelle 7: Eingebürgerte Personen im LK MOL 2000-2007 .

Eingebürgerte Personen gesamt

0 bis unter 18

18 bis unter 45

45 bis unter 60

60 und älter

2000 21 - 14 5 1

2001 21 4 15 2 0

2002 18 - 11 6 2

2003 10 - 7 3 -

2004 7 - 6 1 -

2005 11 - 8 3 -

2006 11 1 7 3 -

2007 18 * * * *

Quelle: Statistischer Jahresbericht Landkreis Märkisch-Oderland 2009.

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1.3.1 Ein Rückblick - Integrationsnetzwerke in MOL

An dieser Stelle soll ein kurzer Rückblick zu bisher realisierten Inte-

grationsprojekten und zur Entwicklung der Lage der Zuwanderer im

Landkreis unternommen werden. Diesbezüglich werden zunächst die

Ergebnisse eines Fachtages dargestellt, der verschiedenste Problemlagen

der Zuwanderer in MOL thematisierte. Folgend soll der Umgang mit den

Problemlagen aufgezeigt werden.

Ergebnisse des 2. Integrationsfachtages vom 24.09.2003 in

Wriezen (Veranstaltet durch das Netzwerk für Toleranz und Integration)

Titel: „Integrationsprozesse bei Asylbewerbern – Herausforderung und

Vernetzung – Gemeinwesen und Fachdienste“

Der Schwerpunkt dieses Fachtages widmete sich der Analyse von

Lebenslagen der im Landkreis lebenden Asylbewerber/innen. Aus den

Erfahrungen der Beteiligten und aus den dokumentierten Wortmeldungen

der Asylbewerber/innen lässt sich ableiten, dass die Situation der

Asylbewerber/innen zum damaligen Zeitpunkt als verbesserungswürdig zu

bewerten war. Die konkreten Bedingungen in den Heimen wurden als

mangelhaft beschrieben (Zuteilung von Warmwasser, zu wenige

Kochmöglichkeiten etc.). Auch Aspekte, die auf die räumlichen Distanzen

im Landkreis abzielten, menschliche Kälte sowie Probleme mit der

schwierigen rechtlichen Situation wurden thematisiert.

Es zeigt sich, dass die Datenerfassung nicht einheitlich erfolgt. Auch das

Merkmal Migrationshintergrund wird auf der Ebene des Landkreises nicht

erfasst. Die Datenlage ist für die Intention des hier vorliegenden

Gutachtens daher nur begrenzt aussagekräftig. Insofern dies möglich ist,

werden differenziertere Daten in den einzelnen Kapiteln bereitgestellt.

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Sprachbarrieren als große Hürde identifiziert

Die Möglichkeit die deutsche Sprache zu erlernen, konnte von den

Zuwanderern nicht wahrgenommen werden, da die Bildungsträger

außerhalb des Landkreises lagen und diese aufgrund der Residenzpflicht

nicht besucht werden konnten. Zum einen stellten sich die Sprachpro-

bleme vor allem beim Umgang mit der Verwaltung; es wurde in der

Verwaltung größtenteils kein Englisch gesprochen, Behördengänge

konnten größtenteils nur in Begleitung vorgenommen werden. Dieser

Sachverhalt geht einher mit einer mangelnden interkulturellen Öffnung

der Verwaltung und der Offenheit der Aufnahmegesellschaft, die vielfach

als nicht gegeben eingestuft wurde.

Es muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass der Spielraum des

Landkreises eingeschränkt war und ist – zum einen aufgrund von

Bundesgesetzen, etwa bei der Residenzpflicht und aufgrund der prekären

finanziellen Situation des Landkreises.

1.3.2 Der Runde Tisch Asyl

Als Konsequenz der Ergebnisse des 2. Integrationsfachtages wurde am

20.11. 2003 der „Runde Tisch Asyl“ gegründet. Ziel dieses

Zusammenschlusses war die Verbesserung der allgemeinen Lebens-

situation von Asylbewerber/innen und Geduldeten im Landkreis.

Die Treffen des rundes Tisches fanden Anlass bezogen statt – und

dementsprechend auch in verschiedenen Konstellationen. Tragende

Mitglieder waren Vertreter der Kirche, Akteure der Zivilgesellschaft,

Mitglieder des NTI, die Betreiber des Asylbewerberheimes sowie

Mitarbeiter/innen des Landkreises.

Die Arbeit des rundes Tisches sollte vor allem das Verständnis und die

Toleranz in der Bevölkerung gegenüber den Zuwanderern erhöhen, des

Weiteren sollte in Politik und Verwaltung auf die Situation der Zuwanderer

und Asylbewerber/innen aufmerksam gemacht werden. Schwerpunkte des

runden Tisches waren:

� Bargeld für die Asylbewerber/innen anstatt Chipkarten, Gutschei-

ne oder Sachleistungen

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� Die Ausgabe und Erteilung von Krankenscheinen

� Arbeitsangelegenheiten und die Erteilung von Arbeitserlaubnissen

� Residenzpflicht

� Deutschkurse

� Fahrscheine

� Auszug aus dem Heim in eigene Wohnungen

� Leistungskürzungen

Angedacht war zudem, eine Interessenvertretung bzw. einen Sprecherrat

der Asylbewerber/innen zu gründen. Dieses Vorhaben konnte jedoch nicht

realisiert werden. Gründe hierfür waren: zu unterschiedliche Erwartungen,

zu wenige Kontakte unter den Flüchtlingen und keine sichtbaren schnellen

Veränderungen. Einzelfälle sollten zudem nicht am Runden Tisch geklärt

werden.

Im weiteren Verlauf begleiteten die Mitglieder des Rundes Tisch Asyl den

Umzug des Asylbewerberheimes von Kunersdorf nach Waldsieversdorf und

schließlich nach Garzau, somit wurde die räumliche Distanz verringert.

Garzau liegt recht nahe am Verpflechtungsraum zu Berlin und verfügt

über eine Anbindung an den ÖPNV.

Zukünftige Schwerpunkte der Arbeit

Nachdem im Jahr 2007 die Chipkartenzahlung, durch das Engagement des

runden Tisches, gegen eine reguläre Zahlung von Bargeld ersetzt wurde,

wollen sich die Mitglieder des Rundes Tisches in Zukunft vermehrt für

folgende Themen einsetzen:

� Verbesserung der Unterbringung im Heim und insbesondere der

Kinder

� Betreuung und Beratung vor Ort

� Verbesserung der Transparenz seitens des Trägers und des

Landkreises

� Einbeziehung der Flüchtlinge in verschiedenen Projekte

� Residenzpflicht, Krankenscheine, Fahrtkosten, Arbeitserlaubnis

Bei der Betrachtung der Problemlagen zeigt sich, dass einiges erreicht

wurde, etwa die Abschaffung der Chipkarten und der Umzug des Heimes

in eine Berlin nahe Region – viele Problemlagen bestehen jedoch weiter-

hin.

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1.3.3 Das Netzwerk MOL Ost

Das Netzwerk MOL Ost hat sich im Jahr 2000 gegründet. Anlass zur

Gründung des Netzwerkes war die steigende Zahl der Spätaus-

siedler/innen im Landkreis. Die Integration dieser Gruppe von Zuwan-

derern sollte befördert werden. Besonders im Osten des Landkreises, auch

aufgrund des Aufnahmenheimes in Lietzen, lebten dort viele Menschen

dieser Personengruppe. Hauptakteure des Netzwerkes waren der

gemeinnützige Verein Lietzen e.V., Herr Augustin vom Jugendmi-

grationsdienst MOL, Herr Sauer von FAZIT, der Sozialpark MOL e.V. und

das Sozialamt des Landkreises. Die Treffen des Netzwerkes fanden einmal

im Quartal statt.

Da die Zahl der ankommenden Spätaussiedler/innen stark

zurückgegangen ist, wurde das Heim in Lietzen geschlossen; dem zur

Folge verringerte sich auch die Zuwanderung der Spätaussiedler/innen.

Die Aufgaben des Netzwerkes MOL Ost werden seit Herbst 2008 vom

Netzwerk für Toleranz und Integration weiterverfolgt.

1.3.4 Die Arbeit des Netzwerkes für Toleranz und Integration

Am 15. Mai 2000 gründete sich das Netzwerk für Toleranz und Integration

(NTI), angestoßen wurde dieser Prozess vom Kreis- Kinder- und

Jugendring MOL. e.V. (KKJR). Ziel war es, die Toleranz- und Demokra-

tieentwicklung im Landkreis zu befördern sowie Vereine, Träger der

Wohlfahrtspflege aber auch Privatpersonen, die diesbezüglich engagiert

waren, zu vernetzen.

Eine Unterstützung erfolgte durch das Mobile Beratungsteam (MBT) und

die Ausländerbeauftragte des Landkreises. Die ersten Treffen fanden

monatlich statt – die Arbeitsweise und thematische Schwerpunkte wurden

vereinbart. Eine erste finanzielle Unterstützung erfolgte durch das Bundes-

programm Civitas, diese wurde später auf eine Personalfinanzierung, im

Rahmen einer halben Stelle, aufgestockt.

Die konkrete Arbeit vor Ort

Vom Netzwerk wurde eine erste Übersicht erarbeitet, die den

Zuwanderern im Landkreis eine Hilfestellung bei der Orientierung bieten

sollte, Fachdienste und Ansprechpartner/innen wurden so gebündelt. Es

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folgten weitere Aktionen mir den Bewohnern des Asylbewerberheimes,

etwa Fahrten durch den Landkreis und die Errichtung eines Spielplatzes

am Heim. Im weiteren Verlauf wurde der Integrationsfachtag initiiert, der

sich im Laufe der Zeit zu einer festen Größe etabliert hat und alljährlich

Problemlagen im Landkreis aufzeigt und zur Diskussion stellt.

Die Arbeitsweise des NTI hat sich dahin gehend entwickelt, dass die

Treffen nun einmal im Quartal stattfinden, kombiniert mit Weiterbildungen

etwa zu Themen wie der aktuellen Entwicklung von Rechtsextremismus

und Fremdenfeindlichkeit. Das NTI hat sich zu einem festen Netzwerk

etabliert - bei den Treffen finden sich ca. 30 Engagierte ein. Der gesamte

Kreis umfasst ca. 60 Personen. Die Netzwerktreffen haben auch die

Kontakte unter den Beteiligten befördert – aus der Plattform heraus

entstanden und entstehen Synergien, die sich verstetigen.

zukünftige Arbeitsfelder

Vor allem gemeinsame Aktionen mit den Bewohner/innen des Asylbewer-

berheimes – und zur Verbesserung ihrer Lebenssituation in MOL - gilt es

zukünftig noch stärker in den Fokus zu nehmen. Viele Problemlagen

diesbezüglich wurden bereits im vorangehenden Kapitel erörtert. Zudem

gilt es die Arbeit mit den Schüler/innen und Schülern zu verstärken –

Kompetenzen und Fähigkeiten die Toleranz und Demokratie befördern in

die Schule hinzutragen (Zuarbeit Netzwerkkoordinatorin).

Netzwerkkoordination:

KKJR MOL e.V.

Feldstr.3 15306 Seelow

[email protected]

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2. Forschungsstand und Begriffsbestimmungen

Das folgende Kapitel zielt darauf ab, sich dem Begriff der Integration zu

nähern und einige zentrale Begriffe sowie deren Stellenwert für das

folgende Gutachten zu bestimmen. Denn besonders empirische Arbeiten,

in die sich die hier Vorliegende einreit, müssen mit definitorisch genauen

Abgrenzungen arbeiten, um präzise Aussagen treffen zu können und

gegebenenfalls eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

2.1 Gruppen von Zugewanderten

Eine genaue definitorische Abgrenzung von Gruppen Zugewanderter ist in

erster Linie vonnöten, um statistische Aussagen treffen zu können. Die

laufende deutsche Statistik kennt jedoch weder den Begriff Ein- noch

Zuwanderer. Sie operiert mit der Begriffsdichotomie Ausländer vs.

Deutsche – erhebt also das Kriterium der Staatsangehörigkeit. Die

Kategorie wird demnach nicht nach dem Faktum der Einwanderung oder

der Herkunft aus einer eingewanderten Familie gezogen. Bei der Bewer-

tung von Integrationsprozessen verschiedener Zuwanderergruppen er-

weist sich diese Handhabung als problematisch, da eine differenzierte

Betrachtung mittels statistischer Daten nur begrenzt möglich ist.

Folgend sollen die zentralen Gruppen von Zugewanderten aufgeführt

werden (vgl. Ohliger 2007, Diefenbach&Weiß 2006):

1. Der Begriff Ausländerinnen und Ausländer ist ein juristischer Begriff,

der definiert, dass ein Mensch keine deutsche Staatsangehörigkeit hat.

Der Begriff sagt nichts aus über die Verweildauer in Deutschland aus

(auch über mehrere Generationen).

2. Mit der Zuwanderungskommission der Bundesregierung werden unter

"Zuwanderung" alle Arten der Migration verstanden, auch diejenigen, die

nur vorübergehenden Charakter haben.

3. Von "Einwanderung" wird nur dann gesprochen, wenn ausdrücklich die

dauerhafte Niederlassung in Deutschland gemeint ist.

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4. Der Begriff Migrantin und Migrant ist der Überbegriff für alle Menschen,

die zugewandert sind, sei es durch Aus- und Übersiedlung,

Arbeitsmigration, Familiennachzug oder Flucht.

5. Der Begriff Menschen mit Migrationshintergrund umfasst sowohl

Migrantinnen und Migranten als auch Menschen, deren Eltern zugewandert

sind, sowie Kinder aus binationalen Partnerschaften.

6. Der Begriff der Aussiedlerinnen und Aussiedler umfasst ca. drei bis vier

Millionen Einwanderer, die als Angehörige des deutschen Volkes unter

privilegierten Bedingungen einwandern konnten, mit der Einwanderung

eingebürgert wurden und somit niemals in der Kategorie der Ausländer

auftauchten.

Um künftig eine aussagekräftige Integrationsberichterstattung zu gewähr-

leisten, ist der Stand der Diskussion, dahin gehend den Begriff Menschen

mit Migrationshintergrund zu verwenden. Vor allem unter dem Aspekt,

dass der Begriff Ausländer als statistische Kategorie und somit als

Planungs-, Analyse- und Politikgröße mehr und mehr untauglich wird. Der

Begriff Menschen mit Migrationshintergrund umfasst umgangssprachlich

alle Einwanderer, solange diese nicht vollständig integriert sind oder

sichtbar als Fremde wahrgenommen werden. Das Problem mit diesem

recht neuen Begriff ist, dass er keine definitorische Trennschärfe besitzt -

somit also in Politik, Verwaltung und Wissenschaft keine Anwendung

finden kann.

Ein erster Versuch wurde mit der Auswertung der Mikrozenzusdaten des

Jahres 2005 vollzogen, wo der Begriff definiert und angewandt wurde.

Einbezogen wurden alle Personen nicht deutscher Staatsangehörigkeit

aber auch eingewanderte Personen, deren Kinder bereits eingebürgert

sind. Demnach leben in Deutschland 15,3 Millionen Menschen mit

Migrationshintergrund – also fast 19 Prozent. Dies ist ein deutlicher

Unterschied zu den nur neun Prozent Ausländerinnen und Ausländern (vgl.

Ohliger 2007).

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2.2 Integration und Zuwanderung

Allgemein betrachtet steht der Begriff der Integration für die Einheit eines

Sozialsystems, geschaffen durch verbindliche Festlegung der Position der

verschiedenen Elemente und die Definition ihrer Beziehung untereinander.

Diese Definition geschieht nach den Prinzipien der Eindeutigkeit und

Konfliktfreiheit. Die Integration eines Elements ist vollzogen, wenn seine

Stellung sowohl in der vertikalen Dimension einer Gesellschaft (Status im

Schichtsystem) wie auch auf der horizontalen Dimension (Rolle im

System) der Arbeitsteilung festgelegt ist und sowohl von ihm als auch von

den anderen Elementen des Systems akzeptiert wird (Lexikon zur

Soziologie 1995:303).

Wenngleich diese soziologisch ausgerichtete Definition des Integrations-

begriffes recht statisch wirkt, zeigt sie doch die wesentlichen analytischen

Elemente auf, die auch weitere definitorische Annährungen verwenden, in

Bezug auf Integration von Zuwanderern.

Ein kurzer politischer Exkurs

Der Diskurs um erfolgreiche Integration von Zuwanderern in Deutschland

ist relativ jung – historisch betrachtet würde man die Deutschen sicherlich

eher als eine Auswanderer- als eine Einwanderungsgesellschaft betrach-

ten. Vielleicht ist diese Tatsache auch ein Grund dafür, dass sich die

Politik, aber auch viele Teile der Gesellschaft erst recht spät dieses

Themas annahmen.

Wenngleich man zunächst mit einer Beschränkung der Zuwanderung

reagierte, als die Zuwanderung zwischen 1989 und 1993 ca. 2,4 Millionen

Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit betrug (sowohl

Flüchtlinge aus der ehemaligen DDR bis 1990 als auch Aussiedler/innen

und Asylbewerber/innen). Eine Wanderungsbewegung, die 3,2 Prozent der

Gesamtbevölkerung ausmachte. In absoluten Zahlen betrachtet hat

Insoweit der analytische Rahmen dieser Arbeit eine genaue definito-

rische Abgrenzung verlangt, werden die entsprechenden Begriffe so

verwandt. Geht es um die Betrachtung von Integrationsprozessen aller

Gruppen wird der Begriff Zuwanderer bzw. Zugewanderte gebraucht.

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Deutschland in der Zeit von 1987 bis 2001 sogar mehr Zuwanderer

aufgenommen als die klassischen Zuwanderungsstaaten Kanada und

Australien zusammen.

Erst im Jahr 1991 wurde ein Paradigmenwechsel vollzogen, als die

amtierende Regierung aus CDU und FDP, die Formel „Deutschland ist kein

Einwanderungsland“ aus dem Dresdner Manifest strich.

Mittlerweile besteht ein politisches Verständnis über den Zusammenhang

von rechtsextremer Gewalt und der Herausforderung der Integration von

Menschen mit Migrationshintergrund. Aus gesamtdeutscher Perspektive

betrachtet sind an dieser Stelle noch die Änderung des Staatsan-

gehörigkeitsgesetzes (2003) und die Schaffung eines Zuwanderungs-

gesetzes (2005) zu erwähnen, welche in ihrer politischen Symbolik vor

allem eine Kehrtwende durch alle politischen Lager hinweg darstellten.

Seit 2007 liegt nun ein umfassender bundesweiter Maßnahmenkatalog zur

Integration von zugewanderten Personen und deren Nachkommen vor;

herausgegeben von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration,

Flüchtlinge und Integration. (vgl. Lamontain 2007; Damelang, Steinhardt

2008).

Die Definition von Integration in der Einwanderungs- und Inte-

grationsdabatte

Eine genaue Begriffsbestimmung von Integration innerhalb der deutschen

Einwanderungs- und Integrationsdebatte ist nicht existent – teils auch

strittig. Konsens scheint darüber zu herrschen, dass die Integration von

Zuwanderern gut und notwendig ist, sowohl von den Zuwanderern als

auch von der Aufnahmegesellschaft. Dies ist eine stark normativ gefärbte

Sichtweise und ist somit für analytische Arbeiten weitestgehend un-

brauchbar.

Dissens besteht vor allem in der Frage, wie sich der Begriff Integration zu

den Begriffen Assimilation auf der einen Seite und multikulturelle

Gesellschaft auf der anderen Seite verhält (Ohliger: 20). Politische und

rechtliche Diskussionen haben jedoch gezeigt, dass vor allem die Bereiche

Arbeit, Bildung und Sprache als die vordringlichsten angesehen werden

können. Inwieweit andere Bereiche wie etwa politische Partizipation,

Einbeziehung in die Zivilgesellschaft, Kultur, Religion oder demografische

Aspekte eine Rolle spielen ist noch nicht geklärt. Ein greifbares Modell

bietet der Ansatz des Bamberger Soziologen Friedrich Heckmann. Er

unterscheidet vier analytische Ebenen:

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1. Strukturelle Integration bezeichnet einen Prozess, in dem Zuwandernde

einen Mitgliedsstatus in der Aufnahmegesellschaft erwerben und Zugang

zu zentralen Institutionen wie den Arbeitsmarkt oder das Bildungssystem

sowie gleichberechtigte Chancen erreichen.

2. Kulturelle Integration oder Akkulturation beinhaltet kognitiv kulturelle

Lern- und Sozialisationsprozesse in erster Linie bei den Zugewanderten

aber in zweiter Linie auch aufseiten der Aufnahmegesellschaft. Dies ist

notwendig für die Teilnahme und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

3. Soziale Integration bedeutet die gesellschaftliche Mitgliedschaft im

privaten Bereich durch Teilnahme und Akzeptanz bei sozialen Aktivitäten

und umfasst somit den Bereich sozialer Beziehungen wie Partnerwahl,

Freundeskreis und Vereinsmitgliedschaften.

4. Identifikatorische Integration umfasst die gesellschaftliche Zugehörig-

keit durch Identifikation mit ethnischen, nationalen, regionalen und/oder

lokalen Strukturen der Aufnahmegesellschaft (vgl. Ohliger 2007, MASGF

2009).

Die hier vorliegende Arbeit wird sich analytisch/empirisch weitestgehend

am Modell von Heckmann orientieren, da sich auf Basis dessen auch eine

empirische Übersetzung realisieren lässt. Zudem besteht auf politischer

und wissenschaftlicher Ebene weitestgehend Konsens über den Gebrauch

des Modells.

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2.3 Zur Messung von Integrationserfolgen

„Das Fehlen von Indikatoren zur Integrationsmessung steht pars pro toto

für das Versagen des Staates und der Politik der letzen 20 Jahre bei der

Entwicklung eines ganzheitlichen Integrationskonzeptes. Obwohl es

zahlreiche Diskussionen über Staatsangehörigkeit, Zuwanderung und

Integrationsfragen gegeben hat, können wir bis heute kein kohärentes

Integrationskonzept vorweisen, das alle staatlichen Ebenen und alle

Querschnittsbereiche der Politik umfasst“ (Zitat Peter Altmaier, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Inneren)

Nachdem sich die Politik zunehmend dazu bekennt, dass Zuwanderung mit

einer anschließenden erfolgreichen Integration gut und notwendig ist, geht

es nun darum, diesen Prozess adäquat zu begleiten. Dabei stellt sich vor

allem die Frage: Wie lässt sich Integration von Zuwanderern messen? Betrachtet man die einschlägige Literatur, Studien und Diskussionen

diesbezüglich, so stellt man fest, dass Bewegung in den Prozess

gekommen ist. Es besteht weitestgehend Konsens über das Ziel,

Integrationsprozesse zukünftig besser zu analysieren und begleiten zu

können. Sicherlich auch vor dem Hintergrund, dass eine gescheiterte

Integration gesellschaftliche, aber auch ökonomische Schäden sowie

soziale Zerwürfnisse verursacht.

2.4 Die Notwendigkeit einer Reform der Datenerfassung

Als ersten Schritt hin zu einer Verlaufs- und Erfolgskontrolle im Bereich

der Integration von Migrantinnen und Migranten sollte nach der Ansicht

vieler Experten eine Reform der Datenerhebung stehen. Der Mikrozensus

2005 hat erstmals Daten zum Migrationshintergrund erhoben; diese Daten

zeigen, dass die Fokussierung auf Staatsangehörigkeit der Realität in

Deutschland nicht mehr gerecht wird. So lassen diese Daten keine

genauen Aussagen über Integrationserfolge eingebürgerter Migranten

oder zugewanderter Aussiedler mit deutschem Pass zu. Daher kommt es

zukünftig darauf an, eine differenzierte Datenerhebung und eine einheit-

liche Definition von „Migrationshintergrund“ zu erarbeiten (vgl. Piening

2007).

Der Integrationsbeauftragte der Stadt Berlin Günter Piening weist mit

seinen Ausführungen auf die zentralen Arbeitsfelder hin, um einen einheit-

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lichen Weg zu einem Integrationsmonitoring zu eröffnen. Im Zuge des

transnationalen Projektes Indikatoren für die Zuwandererintegration

wurden vielfältige analytische Wege erörtert, auf die sich teilweise auch

das hier vorliegende Gutachten stützt.

2.5 Definition des Begriffs Personen mit Migrationshinter-

grund

Wie bereits erwähnt, wurde bei der Mikrozensuserhebung 2005 erstmals

das Merkmal Migrationshintergrund erfasst. Einbezogen wurden alle

Personen nicht deutscher Staatsangehörigkeit, aber auch eingewanderte

Personen und deren Kinder, die bereits eingebürgert sind - gut die Hälfte

aller Personen mit Migrationshintergrund hat demnach einen deutschen

Pass.

Die Auswahl bzw. die Gliederung nach Prioritäten von Parametern bedarf

der Diskussion mit der Verwaltung, aber auch der Statistik bzw. den Daten

erhebenden statistischen Ämtern. Wo immer die Möglichkeit besteht,

sollten die Indikatoren in einem Vergleich mit Daten für Personen ohne

Migrationshintergrund gesetzt werden, um so eine stärkere Aussagekraft

zu erhalten (vgl. Ohliger 2007).

Definition Migrationshintergrund - Mikrozensus (Definition Bund):

1. Zugewanderte seit 1.1.1950

2. Ausländer/innen

3. Eingebürgerte

4. Kinder mit mindestens einem zugewanderten, ausländischen oder

eingebürgerten Elternteil

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32

Datenerhebung durch den Mikrozensus 2005

Datengrundlage für den LK MOL

Für den Landkreis Märkisch-Oderland lassen sich aufgrund der kleinen

Stichprobe des Mikrozensus keine Aussagen treffen. Es empfiehlt sich

daher, die verfügbaren Mikrozensusdaten für das Land Brandenburg

heranzuziehen, um daraus Schlussfolgerungen für den Landkreis

abzuleiten.

Im Bereich von Statistiken im Bildungsbereich sowie bei Statistiken, die

Auskunft über die Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen geben, wird

zum Teil das Merkmal Migrationshintergrund geführt. Doch auch hier ist

die Merkmalsführung nicht einheitlich - dennoch lassen sich aus diesen

Daten aufschlussreiche Informationen gewinnen, die auch Aussagen auf

Landkreisebene zulassen (dazu vertiefend Kapitel3.2.2).

• Staatsangehörigkeit,

• Geburtsort in Deutschland oder außerhalb,

• Zuzugsjahr,

• Einbürgerung,

• Staatsangehörigkeit, Einbürgerung und Geburtsort beider Eltern sowie

• für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die mit ihren Eltern in

einem gemeinsamen Haushalt leben, analoge Angaben zu den

Großeltern.

Mit dem Mikrozensus 2005 kann damit zum ersten Mal sowohl die

Differenzierung der Zuwanderungskonstellationen nach der individuellen

und familialen Migrationserfahrung (1. oder 2. bzw. 3. Generation) sowie

dem rechtlichen Status (deutsch vs. nichtdeutsch) vorgenommen

werden. Diese beiden Kriterien sind für die Integration insofern von

vorrangiger Bedeutung, als der Besitz der deutschen Staatsangehörigkeit

mit politischen Teilhaberechten eine höhere Stabilität auch im sozialen

Status vermitteln kann und die Migrationserfahrung darüber Auskunft

gibt, inwieweit der außerfamiliale soziale und kulturelle Kontext noch

vom Herkunfts- oder schon vom Aufnahmeland geprägt worden ist.

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33

Tabelle 8: Merkmalsführung in Bildungsstatistiken.

Schulstatistik (Kerndatensatz KDS)

Kinder und Jugendhilfegesetz (KJHG)

1. Staatsangehörigkeit

2. Geburtsland

3. Zuzugsjahr und

4. Verkehrssprache in der Familie

1.Ausländische Herkunft mindestens eines

Elternteils (nicht: Staatsangehörigkeit)

2. In der Familie vorrangig gesprochene Spra-

che, deutsch ja/nein

Quelle: Zuarbeit MASGF.

2.6 Diskussion und Ausblick

Die vorangestellten Kapitel haben gezeigt, dass die Diskussion um eine

gelungene Integration von Zuwanderinnen und Zuwandern sehr viel-

schichtig ist. Es gibt nicht die „Zuwanderung“ – demzufolge auch keine

Universallösungen für die Integrationsarbeit. Konkurrierende Integrations-

konzepte vor allem zwischen den bundesdeutschen Großstädten zeigen

Wege auf, welche Konzepte besonders erfolgreich sind. Bei den

ostdeutschen Bundesländern steigt die Relevanz erfolgreicher Integra-

tionskonzepte, wenngleich hier vor allem Erfahrungswerte fehlen, auch

aufgrund der Tatsache, dass dort zahlenmäßig wesentlich weniger

Zuwanderer leben als in den westdeutschen Bundesländern. Dies sollte

jedoch nicht als Argument angeführt werden, die Thematik zu

marginalisieren. Es sollte vielmehr darum gehen, Zuwanderung als

Bereicherung sowie als Potenzial zu betrachten.

Regionale Ansätze stärken

Bei allen Differenzen haben die Konzepte gemeinsam, dass sie die

Notwendigkeit regionalspezifischer Ansätze betonen und die Bedeutung

von Bildung und Sprache herausstellen, die Arbeitsmarktpartizipation als

zentrale Integrationsvoraussetzung verstehen und die Potenziale kulturel-

ler Vielfalt fördern möchten. Wenngleich die Einflussmöglichkeiten für

Städte und Landkreise im Bereich Bildung und Arbeitsmarkt aufgrund der

gegebenen Kompetenzverteilung gewissen Einschränkungen unterliegen.

Dennoch gibt es zahlreiche Einflussmöglichkeiten im Bereich Bildung und

Arbeitsmarktzugang, im Fokus dieser Maßnahmen liegt die Sprach- und

Bildungsförderung sowie die Verbesserung des Arbeitsmarktzuganges (vgl.

Damleling&Steinhardt 2008).

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Tabelle 9: Beispiele regionaler Integrationsmaßnahmen.

Bildung Arbeitsmarkt Sprachkurse für Neu- und Altzuwanderer Individuelle Berufsberatung und

Qualifizierungsprogramme für Jugendliche

mit Migrationshintergrund

Vorschulische Sprach- und

Bildungsförderung in

Kindertageseinrichtungen

Unterstützung bei der Suche nach

Ausbildungsstellen

Aktive Einbindung der Eltern durch

Sprachkurse und Seminare

Schaffung zusätzlicher Ausbildungsstellen

bei Unternehmen mit

Migrationshintergrund

Erweiterung der interkulturellen

Kompetenz

Förderung selbstständiger Tätigkeiten

ehrenamtliche Lernbegleiter Interkulturelle Öffnung und Ausrichtung

der Verwaltung und öffentlicher Dienste

Quelle: Integrationskonzepte der Städte – in Dameling und Steinhardt 2008.

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3. Empirischer Teil des Gutachtens

Das folgende Kapitel bildet den analytischen Kern dieses Gutachtens.

Zunächst werden einige Aussagen zur Durchführung des Forschungs-

prozesses getroffen. Bei den hier verwandten, vorrangig qualitativen

Verfahren, ein entscheidender Schritt, um die Bestimmung der

„Stichprobe“ nachvollziehbar zu machen. Des Weiteren werden die

Analyseebenen bestimmt, die schließlich das Erkenntnisinteresse bilden.

Daraufhin erfolgt die Auswertung der empirischen Ergebnisse,

entsprechend der zuvor bestimmten Analyseebenen.

3.1 Bestimmung der Analyseebenen

Die Auswahl der Analyseebenen setzt unmittelbar an die in Kapitel zwei

angestellten Überlegungen und Ausführungen an. Zudem soll die Wahl der

Indikatoren besonders auf Aspekte, die Jugendliche Zuwanderer/innen

betreffen, fokussieren.

Im Wesentlichen wurden die Analyseebenen und die entsprechenden

Indikatoren in Anlehnung an zwei Publikationen getroffen, welche als

maßgebend in der aktuellen Debatte um die Bewertung und Messung von

Integrationserfolgen einzustufen sind.

1. Berliner Beiträge zur Messung von Integration und Migration

- Indikatoren zur Messung von Integrationserfolgen

Diese hier oft zitierte Publikation ist das Ergebnis des transnationalen

Projektes „Indikatoren für die Zuwandererintegration“ und wurde von der

Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales heraus-

gegeben. Das Projekt ist von dem EU-Finanzierungsprogramm „INTI -

Integration von Drittstaatsangehörigen“ gefördert worden. Neben Aspek-

ten der Datenerfassung von Migrationshintergründen erörtern die Autoren

spezifische Indikatoren zur Messung von Integrationserfolgen, etwa im

Bereich der Stadtentwicklung. Vertiefend gehen die Autoren auch auf den

Bildungsbereich ein, um diesbezüglich Ziele und Indikatoren für eine

Integration durch Bildung zu bestimmen. Die folgenden Analyseebenen,

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36

die diesen Bereich betreffen, orientieren sich weitestgehend an den dort

bestimmten Indikatoren.

2. Gutachten “Menschen mit Migrationshintergrund Datenerfassung“ für

die Integrationsberichterstattung“

Dieses Gutachten wurde im Auftrag der Stelle für interkulturelle Arbeit,

des Sozialreferats und des statistischen Amtes der Landeshauptstadt

München von Heike Diefenbach und Anja Weiß verfasst. Auch diese Arbeit

wurde mit der Intention erstellt, die Integration von Menschen mit

Migrationshintergrund darzustellen und zu fördern. Neben den „harten

Faktoren“ wie Spracherwerb, Bildung und der arbeitsmarktlichen

Integration versuchen die Autorinnen, einen Schritt weiter zu gehen. Es

werden Überlegungen angestellt, auch Aspekte von Kultur und Identität,

Diskriminierungserfahrungen und der Offenheit der Aufnahmegesellschaft

zu berücksichtigen. Ausgehend von dem hier verwandten Integrations-

konzept fügen sich diese Betrachtungsweisen sehr geeignet in das hier

vorliegende Gutachten ein.

3.2. Operationalisierung und Forschungspraxis

Die folgende Abbildung fasst die Analyseebenen zusammen und veran-

schaulicht, inwieweit die bestimmten Indikatoren in eine empirische

Übersetzung münden.

Dimension Indikator Methodisches Vorgehen Bildung Frühbildung:

Bildungsbeteiligung in den

ersten Lebensjahren (Anteil

der Kinder mit Migrations-

hintergrund in Kitas)

Sprachkenntnisse: Erwerb und

Förderung der Sprache, Zwei-

sprachigkeit

Schule: Anteil von Kindern mit

Zuwanderungsgeschichten an

den jeweiligen Schulformen,

Statistiken des Schul-

ministeriums Brandenburg,

Bundesamt für Statistik Berlin-

Brandenburg

Experteninterviews:

Lehrer/innen, Jobcenter,

Träger von Sprach- und

Integrationskursen,

Kindertagesbetreuung

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37

Dimension Indikator Methodisches Vorgehen Schulabschlüsse und Chancen-

gleichheit Ausbildung: welche

Chancen haben Jugendliche

mit Migrationshintergrund auf

dem Arbeits- und Ausbildungs-

markt

Allgemein: Kooperation

zwischen den verschiedenen

Bildungseinrichtungen

Fragebögen

Sichtweisen und Problemlagen

aus Sicht der Migrantinnen und

Migranten

Soziales Leben

Zivilgesellschaft

soziale Integration: Kontakte

zwischen Zuwanderern und der

Aufnahme-Gesellschaft, inter-

ethnische/monoethnische

Freundeskreise, die Rolle der

Familie in Bezug auf Bildungs-

entscheidungen, Migrations-

status in Bezug auf die

Gleichheit von Lebenschancen

und Lebensverhältnissen, Ein-

bürgerungsraten, Mitglied-

schaft in Vereinen Verbänden

oder ähnlichen Formen sozialer

Vergemeinschaftung

Fragebögen

Experteninterviews

Sozialstruktur -

Demografie

Wohnumfeld-Situation:

interethnische Segregation,

räumliche Verteilung im Land-

kreis

Arbeit: Arbeitslosen- und

Sozialhilfequoten

Statistische Ämter

Experteninterviews

Fragebögen

Kultur/Identität Zugehörigkeitsgefühl zur Auf-

nahmegesellschaft: kulturelle

Orientierung auf die Herkunfts-

bzw. Aufnahmegesellschaft

Interviews/Fragebögen

Experteninterviews

Offenheit der

Aufnahmegesell-

schaft

Offenheit als Einstellung

gegenüber den „Neuen“: Nicht-

Diskriminierung in Institution-

en und im sozialen Verkehr,

die Bereitschaft Potenziale der

Zuwanderer zu nutzen

Interviews/Fragebögen

Experteninterviews

Potenzialanalysen

Diskriminierungs-

erfahrungen

verbale und körperliche

Übergriffe, Sicherheitsempfin-

den, Diskriminierung durch

öffentliche Behörden etc.

Fragebögen, Experten-

interviews

Statistiken

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38

Die Fragebögen

Die im Rahmen dieses Gutachtens verwandten Fragebögen wurden von

Jugendlichen im Alter zwischen 18 und 27 Jahren aus MOL, die über einen

Migrationshintergrund verfügen, ausgefüllt. Zum einen wurden die

Jugendlichen über den Jugendmigrationsdienst erreicht, zum anderen über

das SBSW-Bildungswerk, das Träger von Integrationskursen im Landkreis

ist. Erreicht wurden 23 Jugendliche, die der Gruppe der Spätaus-

siedler/innen zuzuordnen sind bzw. Zuwanderern aus dem Gebiet der

ehemaligen Sowjetunion. Ein Zugang zu weiteren Jugendlichen konnte im

Rahmen des Gutachtens leider nicht realisiert werden. Die getätigten

Aussagen bilden dennoch eine wertvolle inhaltliche Komponente des

Gutachtens - vor allem die Aspekte der Identität, der sozialen Lage und

der Freizeitgestaltung betreffend.

3.2.1 Soziale Lage und Demografie

Dieses Kapitel versucht anhand von ausgewählten bzw. verfügbaren

Daten, aber auch auf Grundlage von Eindrücken und Aussagen der

Interviewten sowie den Ergebnissen aus den Fragebögen, valide Aussagen

zu sozial-strukturellen Aspekten zu treffen.

Zusammenfassung und Interpretation relevanter Daten

Im Landkreis MOL sind 2620 Personen ausländischer Herkunft bei der

Ausländerbehörde registriert. Folgt man den Ergebnissen des Mikrozensus

von 2005, verfügen ca. 6 Prozent der in Brandenburg lebenden Personen

über einen Migrationshintergrund – dies würde für den Landkreis MOL eine

absolute Zahl von ca. 11.400 Personen, die über einen Migrations-

hintergrund verfügen, bedeuten.3 Insgesamt stammen diese Personen in

MOL aus über 76 verschiedenen Nationen. Die größte Gruppe bilden dabei

die Polen.

Im Jahr 2008 verfügten 576 Kinder in der Kindertagesbetreuung (0-14

Jahre) in MOL über einen Migrationshintergrund, das waren ca. 5,5

Prozent aller erfassten Kinder. Im Schuljahr 2007/2008 besuchten 148

Kinder ausländischer Herkunft und 141 Kinder der Spätaussiedler/innen

die Schulen in MOL. Im Vergleich zum Schuljahr 2002/2003 ist dabei ein

3 Berechnungsgrundlage sind die 191.449 in MOL lebenden Personen (Stand 08.2008).

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39

Rückgang der ausländischen Kinder um 7,5 Prozent und bei den Kindern

der Spätaussiedler/innen um 34 Prozent zu verzeichnen.

Die Wohnsituation der Zuwanderer

Zu diesem Aspekt lassen sich keine validen Zahlen darstellen – jedoch

Annahmen, die indirekt abgeleitet werden können. Es ist anzunehmen,

dass ein Großteil der Personen mit einer Zuwanderungsgeschichte in den

Plattenbausiedlungen der größeren Orte des Landkreises lebt.

Exemplarisch hierfür steht Strausberg. Zumeist vollzieht sich dieser

Prozess durch eine Zuweisung dieser Personengruppen in die

beschriebenen Wohngebiete aufgrund der geringen Mieten; bezieh-

ungsweise das Wohnumfeld wird aufgrund der geringen Mieten von den

Personen selbst gewählt. In Strausberg lässt sich dieser Prozess am

Neubauviertel „Annatal“ sehr gut nachvollziehen. Spätaussiedler/innen

und Personen ausländischer Herkunft sind dort überproportional stark

vertreten. In Relation zum gesamten Landkreis hat die Grundschule am

Annatal mit ca. 20 Prozent den höchsten Anteil von Kindern, die über

einen Migrationshintergrund verfügen. Ähnlich stellt sich die Situation in

der Kita des Viertels dar.

Räumliche Segregationsprozesse

Inwieweit durch diese wohn-räumlichen Konzentrationsprozesse ethnische

Segregationsprozesse befördert werden, lässt sich nicht verallgemeinernd

feststellen – eine Tendenz diesbezüglich ist jedoch zu erkennen. Vor allem

in den Plattenbausiedlungen in Neuhardenberg haben sich bzw. wurden in

den letzten Jahren vermehrt Spätaussiedler/innen angesiedelt. Wenn

infolgedessen die sozialen Kontakte mit der Aufnahmegesellschaft

abnehmen bzw. nicht zustande kommen, können in solchen

Konstellationen durchaus integrationshemmende Bedingungen entstehen

(dazu vertiefend Kapitel 4.1).

Soziale Segregation

Die Mehrheit der ausländischen Wohnbevölkerung muss als sozial schwach

eingestuft werden. Ein starker Indikator hierfür ist die Arbeitslosenquote

der Ausländer im Landkreis. Der Mittelwert der drei Geschäftsbereiche der

BA im Landkreis ergibt eine Arbeitslosenquote von 32,6 Prozent für die

ausländische Wohnbevölkerung. Die Struktur der Arbeitslosigkeit bezogen

auf die Rechtskreise SGB III und SGB II verdeutlich nochmals die prekäre

Situation: 85,7 Prozent der arbeitslosen Ausländer/innen sind dem

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Rechtskreis SGB II zuzuordnen, lediglich 14,3 dem Rechtskreis SGB III.

Bei den deutschen Erwerbslosen liegt das Verhältnis bei ca. 30 Prozent

aus dem Rechtskreis SGB II und bei 70 Prozent aus dem Rechtskreis SGB

III.

Die soziale Lage der Spätaussiedler/innen

An dieser Stelle können Angaben aus den Fragenbögen hinzugezogen

werden, den 20 junge Spätaussiedler/innen und Zuwanderer aus den

ehemaligen Sowjetrepubliken ausgefüllt haben. Vor allem die Integration

der Elterngeneration der Spätaussiedler/innen in den Arbeitsmarkt ist als

äußerst problematisch einzuordnen. Nahezu alle Jugendlichen gaben an,

dass ihre Eltern arbeitslos sind bzw. „Ein-Euro-Jobs“ ausüben. Teilweise

wurden zu dieser Frage keine Aussagen getätigt – auch hier liegt die

Vermutung nahe, dass auch diese Personen über keine festen

Arbeitsverhältnisse verfügen.

Die Integration der älteren Spätaussiedler/innen gestaltet sich äußerst

problematisch – diese Aussage wird auch von den entsprechenden

Fachdiensten gestützt. Die Integration in den Arbeitsmarkt kann als

gescheitert eingestuft werden; vor allem mangelnde Kenntnisse der

deutschen Sprache und das Nicht-Anerkennen von Bildungsabschlüssen

erschweren die Teilhabe am Arbeitsmarkt. Um der jüngeren Generation

dieses Schicksal zu ersparen, sollten die integrativen Maßnahmen vor

allem im Bereich des Arbeitsmarktes intensiviert bzw. fortgeführt werden.

3.2.2 Bildung und Migrationshintergrund

Dieses Kapitel beansprucht einen zentralen Stellenwert in diesem

Gutachten. Denn eine allumfassende Bildung – und das betrifft alle Kinder

und Jugendlichen, egal welcher Herkunft – ist entscheidend für ihre

gesellschaftliche Teilhabe. Im Idealfall hat jedes Kind, jeder Jugendliche

die gleichen Chancen, an Bildungsangeboten zu partizipieren. Die Realität

in Deutschland ist jedoch eine andere.

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41

Soziale Herkunft und Bildung

Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen für

eine höhere Ausbildung an Gymnasien und Universitäten hängt in

Deutschland stark von der sozialen Herkunft ab. Die international

vergleichenden Schülertests wie PISA und IGLU haben auf den starken

Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und erreichten Kompetenzen

aufmerksam gemacht. Diese Daten4 zeigen sehr eindrucksvoll, dass in

kaum einem anderen vergleichbaren Industrieland der Bildungserfolg so

eng an die soziale Herkunft geknüpft ist wie in Deutschland – nur in

Ungarn und Belgien ist der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft

und Bildung stärker ausgeprägt.

Neben der sozialen Herkunft ist der Migrationshintergrund der Jugend-

lichen mitentscheidend für die Bildungskarriere. Im internationalen sowie

auch im nationalen Vergleich zeigt sich, dass in Deutschland Schüler/innen

nichtdeutscher Herkunft ein geringeres Bildungsniveau erreichen.

Leistungsunterschiede zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrations-

hintergrund können jedoch in allen Staaten festgestellt werden. Für

Deutschland ist zudem signifikant, dass Jugendliche aus zugewanderten

Familien der ersten Generation schlechter abschneiden als Jugendliche aus

Migrantenfamilien, die noch nicht als ansässig gelten können – obwohl

erstere in Deutschland geboren sind und dort ihre Schulzeit verbracht

haben. Schulische Bildungsmöglichkeiten werden somit durch soziale

Herkunft und Migrationshintergrund begrenzt – wobei soziale Herkunft

und Migrationshintergrund stark miteinander korrelieren (vgl. Allmen-

dinger/Nikolei 2006).

4 In der PISA-Studie von 2003 wurde erstmals ein Indikator verwendet, der die wirtschaftlichen,

sozialen und kulturellen Indikatoren der familiären Herkunft für den Bildungserfolg zusammen

abbildet. Der „Index of Economic, Social and Cultural Status (ESCS) erfasst die Familienstruktur,

die Bildungsabschlüsse und die Berufstätigkeit der Eltern und setzt diese in Beziehung zu den

mathematischen Kompetenzen der Jugendlichen.

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42

3.2.2.1 Die Situation in den neuen Bundesländern

Wesentliche Unterschiede existieren, wenn man die ostdeutschen

Bundesländer gesondert betrachtet. Entgegen den Ergebnissen einer

gesamtdeutschen Betrachtung, die besagen, dass ausländische Schüler

das Bildungssystem generell mit niedrigeren Bildungsabschlüssen

verlassen, weisen die Schulabschlüsse ausländischer Schüler/innen in

Ostdeutschland auf ein anderes Ergebnis hin.

Im Schuljahr 2003/2004 haben in Brandenburg 43,8 Prozent der auslän-

dischen Jugendlichen die Schule mit der allgemeinen Hochschulreife

verlassen, bei den deutschen Schülern lag die Quote lediglich bei 29,4

Prozent. In anderen ostdeutschen Bundesländern liegen die

Bildungsabschlüsse ausländischer Jugendlicher nicht ganz so gut wie in

Brandenburg. Aber auch hier entsprechen die Zahlen nicht der allge-

meinen These vom niedrigen Bildungsabschluss ausländischer Jugend-

licher (Weiss 2007:8). Einschränkend muss an dieser Stelle festgehalten

werden, dass diese Daten nicht die Aussiedler/innen berücksichtigen.

Allgemein betrachtet liegen die Abiturquoten ausländischer Jugendlicher in

Ostdeutschland5 deutlich über der Quote für die gesamte Republik von 8,9

Prozent. Bei der Verteilung der ausländischen Jugendlichen auf die 5 In Thüringen beträgt die Quote 12,4 %, in Sachsen 19,9%, in Brandenburg sind es bemerkens-werte 43,8%.

Leistungspotenziale von Kindern aus bildungsfernen Schichten vermag

das deutsche Bildungssystem nicht ausreichend auszuschöpfen. In

Deutschland werden Ungleichheiten größtenteils institutionell erzeugt.

Viele Experten sehen die Ursachen hierfür:

� in der zu frühen Selektion im deutschen Schulsystem

� und im Unvermögen des dreigliedrigen Schulsystems, soziale

Ungleichheiten auszugleichen.

Jugendliche aus bildungsfernen Schichten und mit Migrationshintergrund

drohen eine neue Bildungsunterschicht zu bilden. Die starke Korrelation

zwischen einer geringen Qualifikation und Arbeitslosigkeit zeigt, dass

Bildungsförderung auch präventive Beschäftigungspolitik ist.

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43

Schulen der Sekundarstufe zeigen sich ganz ähnliche Ergebnisse – in allen

neuen Bundesländern beträgt der Anteil der ausländischen Jugendlichen,

die ein Gymnasium besuchen ca. ein Drittel. Auf der anderen Seite ist der

Anteil jener ausländischen Schüler, die die Schule lediglich mit einem

Hauptschulabschluss verlassen, in den ostdeutschen Bundesländern

deutlich geringer als im Bundesdurchschnitt – bundesweit sind es 41,6

Prozent, in Thüringen 25,6 Prozent, in Sachsen 19,4 Prozent und in

Brandenburg sogar nur 10,6 Prozent. Wenngleich ein Vergleich aufgrund

der unterschiedlichen Schulsysteme teilweise problematisch ist, belegen

die Zahlen, dass ausländische Schüler in den ostdeutschen Bundesländern

bessere Schulerfolge erzielen als im Rest der Republik.

Mögliche Gründe für die besseren Bildungserfolge

Hierfür existieren momentan keine empirisch verifizierten Ergebnisse –

dennoch lassen sich Hypothesen bilden.

� Als möglicher Faktor ist die ethnisch-soziale Herkunft der nach

Ostdeutschland zugewanderten Kinder in Betracht zu ziehen – der

hohe Bildungsstand der Eltern wird an die Kinder weiter gegeben.

(Dies könnte vor allem auf die Kinder der ehemaligen

vietnamesischen Vertragsarbeiter zutreffen, denn diese legen

traditionell einen sehr hohen Wert auf die Bildung ihrer Kinder.)6

� Viele Kinder dieser Gruppe waren zudem sehr früh in das

deutsche Bildungssystem integriert, da beide Eltern zumeist

erwerbstätig waren - was sicherlich hilfreich war für den

Spracherwerb.

� Auch der relativ geringe Anteil von Zuwandererkindern an den

Schulen könnte zudem die Möglichkeiten der individuellen

Förderung verbessern (vgl. Weiss 2007).

6 Interviews die im Rahmen dieses Gutachtens durchgeführt wurden stützen diese Hypothese.

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3.2.2.2 Kindertagesbetreuung in Brandenburg

In Brandenburg informieren die kinderärztlichen Einschulungsuntersuch-

ungen über den Gesundheitszustand von Kindern im Vorschulalter. Ihr

Migrationshintergrund wird über die Muttersprache erfasst. In der

Einschulungsuntersuchung 2006 war bei 522 Kindern die Muttersprache

nicht Deutsch, das sind 2,3 Prozent aller untersuchten Kinder. Positiv ist

zu erwähnen, dass Kinder mit einem Migrationshintergrund weniger

medizinisch relevante Befunde aufweisen als deutsche. Dies gilt für

Allergien, chronische Erkrankungen aber auch für frühförderrelevante

Befunde wie ADS und Hyperaktivitätsstörungen.

Problematisch ist jedoch, dass nur 30 Prozent der Kinder mit Migrations-

hintergrund länger als drei Jahre eine Kindertagesstätte besuchen – bei

deutschen Kindern sind es fast 70 Prozent. Jedes zehnte Kind mit nicht-

deutscher Muttersprache besucht keine Kindertagesbetreuung. Diese

Kinder tragen ein höheres Risiko, dass eventuelle Entwicklungsver-

zögerungen und besonderer Förderbedarf nicht rechtzeitig erkannt werden

(vgl. LGA 2008).

Tabelle 10: Kinder mit Migrationshintergrund in Tag eseinrichtungen-Brandenburg (ohne Tagespflege).

A) Gesamt

B) von A) Kinder von denen mind. ein

Elternteil ausländischer Herkunft ist

C) von B) Kinder in deren Familien nicht vorrangig

deutsch gesprochen wird

Kinder gesamt 135.495 6.164 (4,55 %) 2.668 (43,23 %)

Kinder unter 3 Jahren

21.013 739 (3,52 %) 297 (40,19 %)

Kinder von 3 bis zum Schuleintritt

62.173 3.301 (5,31 %) 1.521 (46,07 %)

Schulkinder 52.309 2.124 (4,06 %) 850 (40,02 %)

Quelle: MBJS, Allner 2007.

Je nach Altersgruppe bewegt sich der Anteil der Kinder mit

Migrationshintergrund in Kindertagesstätten im Land Brandenburg

zwischen 3,52 Prozent (in der Krippe) bis zu 5,31 Prozent (im

Kindergarten). Über alle Altersgruppen beläuft sich der Anteil auf 4,55

Prozent. Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund, in deren

Familien nicht vorrangig deutsch gesprochen wird, liegt zwischen 40,02

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Prozent (Hort) und 46,07 Prozent (Kindergarten). Über alle Altersgruppen

beläuft sich der Anteil auf 43,23 Prozent (das sind 1,97 Prozent aller im

Land Brandenburg in Kindertagesstätten betreuten Kinder). Wie viele

dieser Kinder Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben, ist nicht

bekannt (vgl. MBJS Allner 2007).

Die Merkmalserfassung in der Kinder- und Jugendstatistik

Im Gegensatz zur Merkmalsführung in der Schulstatistik (siehe dazu

folgendes Kapitel) weist die Kinder und Jugendstatistik eine sehr

differenziertere Merkmalsführung auf. Wenn in den vorangehenden

Kapiteln angemerkt wurde, dass eine Differenzierung nach der Staats-

angehörigkeit (also in die Merkmale Ausländer und Deutsche) nicht mehr

zeitgemäß sei, so spiegelt die Kinder- und Jugendstatistik die soziale

Realität durchaus angemessen wider.

Es wird der Migrationshintergrund über die ausländische Herkunft eines

Elternteils erfasst sowie über den Gebrauch der deutschen Sprache

innerhalb der Familie – Zuwanderer der zweiten und dritten Generation

werden jedoch nicht mehr erfasst.

Nachteile der Kinder und Jugendstatistik

(Aussagen einer Kitaleiterin lassen Aussagen dahin gehend zu, dass das

Attribut vorrangig vielmehr das Nicht-Sprechen der deutschen Sprache

bedeutet.)

Wenngleich die Merkmalsführung als zeitgemäß einzustufen ist, ist aus

der Statistik nicht die Qualität der gesprochenen Sprache herauszulesen.

Das Attribut vorrangig gewährleistet in diesem Fall eine große

Bandbreite von Eventualitäten. Vom Nicht-Sprechen der deutschen

Sprache bis hin zu perfekter Mehrsprachigkeit gibt es diesbezüglich viele

Variationen.

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3.2.2.3 Kindertagesbetreuung in MOL

Rein quantitativ betrachtet liegt die Anzahl der Kinder in der Kinder-

tagesbetreuung, im Landkreis MOL, die über einen Migrationshintergrund

verfügen, leicht über dem Brandenburger Durchschnitt. Die folgenden

Tabellen veranschaulichen diesen Sachverhalt. Die Kinder und Jugend-

statistik operiert dabei mit dem Merkmal Sprache, welches somit Schlüsse

auf den Migrationshintergrund der Kinder zulässt.

Anzahl der Kinder mit Migrationshintergrund in Tageseinrich-

tungen im LK MOL

Bestimmt man den Migrationshintergrund der Kinder über die Sprache,

also über das Merkmal „in der Familie wird nicht vorrangig Deutsch

gesprochen“ und über das Merkmal „ausländische Herkunft mindestens

eines Elternteiles“, ergibt sich eine absolute Zahl von 576 Kindern. Das

bedeutet, dass 5,41 Prozent der Kinder in Kindertageseinrichtungen (0-14

Jahre) im LK MOL über einen Migrationshintergrund verfügen.

Tabelle 11: Kinder in Tageseinrichtungen und Sprache - LK MOL.

insgesamt

In der Familie wird

vorrangig Deutsch

gesprochen Ja nein

Kinder im Alter

von 0-14 Jahren

10.634

100%

10.262

96,5%

372

3,5%

Quelle: eigene Darstellung nach Statistik der Kinder- und Jugendhilfe Teil III.1 – LK MOL (Stand 2008).

Tabelle 12: Kinder mit ausländischer Herkunft eines Elternteiles und Sprache – LK MOL.

Ausländische Herkunft mindestens eines Elternteiles Insgesamt In der Familie wird

vorrangig Deutsch

gesprochen

In der Familie wird vorrangig nicht

Deutsch gesprochen

377 204 173

Quelle: eigene Darstellung nach Statistik der Kinder- und Jugendhilfe Teil III.1 – LK MOL (Stand 2008).

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Tabelle 13: Keine ausländische Herkunft eines Elternteils und Sprache LK – MOL.7

keine Ausländische Herkunft mindestens eines Elternteiles Insgesamt In der Familie wird

vorrangig Deutsch

gesprochen

In der Familie wird vorrangig nicht

Deutsch gesprochen

10257 10058 199

Quelle: eigene Darstellung nach Statistik der Kinder- und Jugendhilfe Teil III.1 – LK MOL (Stand 2008).

3.2.2.4 Das Fallbeispiel einer Kita im Landkreis

Die vorangestellten Zahlen geben keinen Eindruck darüber, wie sich die

konkrete Arbeit vor Ort gestaltet. Weiterführend soll an dieser Stelle

vermittelt werden, welche Problemlagen sich ergeben in einer Kinder-

tagesstätte, in der der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund bei 30

Prozent liegt.

Letztlich ist dieser hohe Anteil von Zuwandererkindern eine neue Situation

für alle Beteiligten. Zuwanderung musste thematisiert werden und birgt

für die ohnehin schwierige Situation im Bildungs- und Kinderbetreuungs-

bereich eine zusätzliche Belastung, „der Prozess war schleichend“. Die

allumfassende frühkindliche Betreuung der Zuwandererkinder öffnet auch

7 Die Elternteile in Tabelle neun entstammen wahrscheinlich Zuwanderern der zweiten oder dritten Generation – die also bereits in Deutschland geboren sind.

Die Kinder und Jugendstatistik bildet eine sehr wichtige Arbeitshilfe bei

der Analyse von Zuwanderungs- und Integrationsprozessen. Zum einen

aufgrund der zeitgemäßen Merkmalsführung und zum anderen weil die

Integration im frühkindlichen Bereich eine Schlüsselfunktion darstellt.

Die Merkmalserfassung erfolgt durch die Einrichtungen vor Ort und wird

durch diese direkt an das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg

zugearbeitet. Es empfiehlt sich diesbezüglich, die Daten zunächst auf

Landkreisebene zu bündeln und zu analysieren, um Zuwanderungs-

prozesse im Landkreis frühzeitig begleiten zu können und die entsprech-

enden Einrichtungen nach Bedarf zu unterstützen.

Page 48: Integrationsgutachten Lankreis MOL 09. 2009leben-in-mol.de/images/dokumentationen/...Mit dem Zuwanderungsgesetz wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der gewisse Verbindlichkeiten

48

den Weg für die Integration der ganzen Familie. Erfolgen ein

Spracherwerb und eine rege Kontaktaufnahme der Kinder, agieren diese

oftmals auch als „Vermittler“ in die Aufnahmegesellschaft für die Eltern.

In dem hier beschriebenen Fall ist die Zusammensetzung der Kinder mit

Migrationshintergrund als recht heterogen einzustufen. Die größte Gruppe

bilden die Kinder der Spätaussiedler/innen (21) es folgen Kinder

libanesischer Herkunft (6), türkischer (3), Sinti und Roma (3),

vietnamesischer (3) sowie ein Kind mit einem polnischen Migrations-

hintergrund. Die meisten dieser Kinder beherrschen die deutsche Sprache

nicht, „die Verständigung erfolgt mit Händen und Füßen“. Die Eltern dieser

Kinder sind jedoch sehr engagiert, auch das soziale Umfeld wird als intakt

beschrieben, „sie nehmen Hinweise sehr genau an, anders als bei den

deutschen Eltern.“

Problemlagen

Als größtes Hemmnis wird der zu hohe Betreuungsschlüssel angegeben –

eine Erzieherin für 16 Kinder. Summieren sich bestimmte Förderbedarfe

innerhalb einer Gruppe, bleibt wenig Spielraum für eine individuelle

Förderung und Betreuung. Ein detaillierter Blick in eine Gruppe veran-

schaulicht die Situation: von 16 Kindern verfügen sechs über einen Migra-

tionshintergrund, zwei über eine notwendige Frühförderung, vier Kinder

mit Frühförderung und sieben Kinder stammen aus einem alleiner-

ziehenden Elternhaus. Das Personal wurde daraufhin um eine 20-Stunden-

Stelle aufgestockt – die Erzieherin ist eine Spätaussiedlerin, das entlastet

das Personal und erleichtert die Kommunikation mit den Kindern und den

Eltern. In Anbetracht von Krankheit, Urlaub oder dem Abbummeln von

Überstunden ist die Personaldecke selten geschlossen. Rechnet man den

Betreuungsschlüssel auf ein Maß an Zeit pro Kind um, bleiben 15 Minuten

für jedes Kind pro Tag. Auch der Betreuungsanspruch von sechs Stunden

für Kinder von Erwerbslosen wird als zu gering eingeschätzt.

Betreuungs- und Personalschlüssel orientieren sich nicht an den sozial-

räumlichen Gegebenheiten. Ähnlich wie in den bundesdeutschen Groß-

städten entwickeln sich auch in den ländlichen und suburbanen Räumen

Gebiete, in denen sich soziale Problemlagen konzentrieren. Zumeist sind

dies die Plattenbausiedlungen, die durch die geringen Mieten oder durch

leerstandsbedingte Zuweisung von sozial schwachen Personengruppen in

eine „Abwärtsspirale“ versetzt werden. Wer es sich leisten kann, zieht weg

Page 49: Integrationsgutachten Lankreis MOL 09. 2009leben-in-mol.de/images/dokumentationen/...Mit dem Zuwanderungsgesetz wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der gewisse Verbindlichkeiten

49

– eine soziale Durchmischung der Bevölkerung ist oftmals nicht mehr

gegeben, soziale Problemlagen überlagern sich.

Brandenburg hat bundesweit in den kommunalen Kindertagesstätten den

schlechtesten Betreuungsschlüssel. Zudem veraltet das Personal, „Der

Berufsstand veraltet, weil es sich für junge Leute nicht mehr lohnt,

Erzieher/in zu werden – sie können von dem Geld nicht leben“ – mehr als

ein Drittel der Erzieher/innen verdient weniger als 1500 Euro brutto

(Berliner Zeitung, Nummer 13/14, Juni 2009).

3.2.2.5 Schulische Bildung in MOL

Die Ausführungen in den Kapiteln 3.2.2 und 3.2.2.1 haben bereits einige

Aspekte dargelegt, was Bildung und soziale Herkunft betrifft, bzw. zu

Bildungschancen und –Abschlüssen von Kindern und Jugendlichen mit

Migrationshintergrund. Die zentrale Aussage von Almmendinger und

Nikolei in Hinblick auf eine gesamtdeutsche Perspektive war, dass

Jugendliche aus bildungsfernen Schichten und mit Migrationshintergrund

eine neue Bildungsunterschicht zu bilden drohen. Ein Blick auf die

spezifische Situation in Ostdeutschland hat jedoch gezeigt, dass die

Bildungsabschlüsse ausländischer Schüler/innen hier weit über dem

Bundesdurchschnitt liegen – das Land Brandenburg ist dabei in der

Spitzengruppe der ostdeutschen Bundesländer zu verorten.

Kinderarmut und frühförderrelevante Aspekte nehmen zu – in manchen

Gebieten des Landkreises sehr drastisch. Kinder mit Migrationshinter-

grund scheinen von dieser Entwicklung nicht so stark betroffen zu sein,

die Elternhäuser der Zuwandererkinder bemühen sich um eine best-

mögliche Integration der Kinder. Als problematisch ist die Überlastung

des Personals zu betrachten – auf die so entscheidende frühe individuelle

und sprachliche Förderung kann nicht immer in genügendem Maße

eingegangen werden.

Page 50: Integrationsgutachten Lankreis MOL 09. 2009leben-in-mol.de/images/dokumentationen/...Mit dem Zuwanderungsgesetz wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der gewisse Verbindlichkeiten

50

Die räumliche Verteilung

Die Datenerfassung innerhalb der Schulstatistik erlaubt einen recht

detaillierten Blick auf bildungsrelevante Daten – wenngleich die hier

zugrunde liegenden Daten noch mit den Merkmalen Ausländer und

Aussiedler operieren.

Zunächst ein Blick auf die räumliche Verteilung im Landkreis. Insgesamt

existieren im Landkreis 36 Grundschulen, elf Oberschulen, sieben

Gymnasien und zwei Schulen der beruflichen Bildung. Tabelle zehn führt

diejenigen Schulen auf, die einen erhöhten Anteil der Schülergruppe mit

Migrationshintergrund aufweisen (insgesamt zwölf). Bei allen weiteren

Schulen ist der Anteil sehr gering - zumeist unter ein Prozent – bzw. die

hier benannte Schülergruppe existiert dort nicht.

Anteilig betrachtet verfügt die Grundschule am Annatal in Strausberg mit

fast 20 Prozent über den höchsten Anteil von Kindern, die über einen

Migrationshintergrund verfügen. Alle weiteren Schulen befinden sich

ebenfalls in den größeren Orten des Landkreises, vor allem in Strausberg.

Ausnahmen bilden Neuhardenberg (dazu vertiefend Kapitel 3.3.1) und

Manschnow; die Nähe zur polnischen Grenze lässt hierbei vermuten, dass

es sich bei dieser Schülergruppe um Kinder aus dem Nachbarland handelt.

Tabelle 14: Ausländer- und Aussiedleranteil an aus gewählten Schulen – LK MOL 2008.

Schulform

Schulname - Schulort

Ausländer Aussiedler abs. in % abs. in %

Grundschule Grundschule am Annatal

Strausberg

13 8,0 16 9,8

Grundschule Küstriner Vorland

Manschnow

9 5,8 0 0

Grundschule 1. Grundschule

Strausberg

1 0,4 11 4,2

Grundschule Grundschule Seelow 4 1,2 6 1,8

Grundschule Neuhardenberg 0 0 5 2,9

Oberschule Bertolt Brecht

Seelow

8 4,0 20 10,1

Oberschule Anne-Frank

Strausberg

3 2,5 13 10,7

Oberschule S. Allende

Wriezen

11 2,3 0 0

Gesamtschule Liese-Meitner

Strausberg

9 1,8 21 4,2

Page 51: Integrationsgutachten Lankreis MOL 09. 2009leben-in-mol.de/images/dokumentationen/...Mit dem Zuwanderungsgesetz wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der gewisse Verbindlichkeiten

51

Schulform

Schulname - Schulort

Ausländer Aussiedler abs. in % abs. in %

Gymnasium Einstein-Gymnasium

Neuenhagen

5 0,6 0 0

Gymnasium Rüdersdorf 8 1,2 0 0

Oberstufen-

zentrum

Strausberg 37 1,2 49 1,5

Quelle: Zuarbeit MBJS, eigene Darstellung (Stand 09/2008).

3.2.2.6 Ausgewählte Schuldaten

Die Schulstatistik verfügt über eine differenzierte Merkmalsführung; das

folgende Kapitel zeigt zum einen Ergebnisse des Schuldatenreportes sowie

die Schulenddaten.

Der Schuldatenreport8

Die Erfassung der Daten im Schuldatenreport erfolgt in Form von Indivi-

dualdaten; es werden die Merkmale Ausländer, Aussiedler und deutsche

Schüler erfasst.

Schulenddaten9

Die Absolventenzahlen der entsprechenden Schulformen werden in aggre-

gierter Form erfasst; das Merkmal Aussiedler wird hierbei nicht erfasst.

Die Schulenddaten operieren mit den Merkmalen deutsche und auslän-

dische Schüler/innen – also nach Staatsangehörigkeit.

Zukünftige Merkmalsführung

Die Kommission für Statistik der Kultusministerkonferenz der Länder

(KMK) hat in ihrem Definitionskatalog ab dem Jahr 2008 folgende Defi-

nition vereinbart, um künftig das Merkmal Migrationshintergrund zu

führen.

8 Offiziell: Statistische Berichte (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg): Allgemein Bildende Schulen im Land Brandburg Ergebnisse nach Verwaltungs- und Schulamtsbezirken. 9 Die hier dargestellten Ergebnisse der Absolventenzahlen sind eine Sonderberechnung und in

dieser Form nicht frei verfügbar.

Aufgrund der verfügbaren Daten hat sich die Kultusministerkonferenz

auf drei Merkmale verständigt. Danach ist bei Schüler/innen ein

Migrationshintergrund anzunehmen, wenn mindestens eines der folgen-

den Merkmale zutrifft:

1. keine deutsche Staatsangehörigkeit,

2. nichtdeutsches Geburtsland,

3. nichtdeutsche Verkehrssprache in der Familie bzw. im häuslichen Umfeld

(auch wenn der Schüler/die Schülerin die deutsche Sprache beherrscht).

Page 52: Integrationsgutachten Lankreis MOL 09. 2009leben-in-mol.de/images/dokumentationen/...Mit dem Zuwanderungsgesetz wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der gewisse Verbindlichkeiten

52

Die folgenden Tabellen stellen einen Vergleich zwischen den Daten des

Landkreises MOL und denen des gesamten Landes Brandenburg dar. Beide

Statistiken sind als Zeitreihen angelegt; es werden die Schuldaten und die

Absolventenzahlen der Schuljahre 2002/2003, 2005/2006 sowie des

Schuljahres 2007/2008 abgebildet.

Tabelle 15: Ausgewählte Schuldaten des Schuljahres 20 02/2003 – Brandenburg/LK MOL.

Merkmal

Realschule Gymnasium Zweiter Bildungsweg

berufliches

Gymnasium

Schüler

Brandenburg

24.147

8,21%

72.388

24,63%

1.449

0,49%

4.421

1,5%

Schüler

MOL

2076

9,51%

4.406

20,2%

129

0,58%

643

2,95%

Ausländer

Brandenburg

83

2,23%

544

15,02%

8

0,22%

11

0,3%

Ausländer

MOL

7

4,38%

11

6,87%

- -

Aussiedler

Brandenburg

160

5,8%

126

4,75%

16

0,58%

17

0,62%

Aussiedler

MOL

39

18,39%

11

5,18%

- -

Quelle: eigene Darstellung, Datenbasis: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.

Merkmal Gesamt Grundschule Gesamtschule Förderschule Schüler

Brandenburg

293.813

100%

90.532

30,81%

86.613

29,47%

14.261

4,85%

Schüler

MOL

21.813

100%

8.105

37,15%

5648

25,89%

807

3,69%

Ausländer

Brandenburg

3.621

100%

(1,23%)

1.925

53,16%

966

26,67%

84

2,31%

Ausländer

MOL

160

100%

(0,73)

118

73,75%

22

13,75%

2

1,25%

Aussiedler

Brandenburg

2.754

100%

(0,93%)

1.467

53,44%

918

33,33%

50

1,82%

Aussiedler

MOL

212

100%

(0,97%)

133

62,73%

28

13,2%

1

0,47%

Page 53: Integrationsgutachten Lankreis MOL 09. 2009leben-in-mol.de/images/dokumentationen/...Mit dem Zuwanderungsgesetz wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der gewisse Verbindlichkeiten

53

Tabelle 16: Ausgewählte Schuldaten des Schuljahres 20 05/2006 – Brandenburg/LK MOL.

Merkmal

Oberschule Gymnasium Zweiter Bildungsweg

berufliches

Gymnasium

Schüler

Brandenburg

50.283

20,09%

62.453

24,95%

2.065

0,82%

4.351

1,74%

Schüler

MOL

5.615

31,11%

4.377

24,25%

148

0,82%

253

1,40%

Ausländer

Brandenburg

722

18,09%

688

17,23%

16

0,4%

9

0,22%

Ausländer

MOL

53

32,12%

23

13,93%

1

0,6%

-

Aussiedler

Brandenburg

614

25,26%

180

7,40%

33

2,62%

5

0,2%

Aussiedler

MOL

73

37,82%

1

0,51%

7

3,62%

-

Quelle: eigene Darstellung, Datenbasis: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.

Tabelle 17: Ausgewählte Schuldaten des Schuljahres 20 07/2008 – Brandenburg/LK MOL.

Merkmal Gesamt Grundschule Gesamtschule Förderschule Schüler

Brandenburg

227 845

100%

103.667

45%

18.825

8,26%

10.538

4,625%

Schüler

MOL

16 124

100%

6.591

40,87%

1.007

6,24%

807

5%

Ausländer

Brandenburg

3697

100%

(1,6%)

1.750

47,33%

415

11,22%

90

2,43%

Ausländer 148 56 24 8

Merkmal Gesamt Grundschule Gesamtschule Förderschule Schüler

Brandenburg

250.274

100%

92.518

36,96%

25.031

10%

4.351

1,73%

Schüler

MOL

18.045

100%

5.769

31,97%

949

5,26%

939

5,2%

Ausländer

Brandenburg

3.991

100%

(1,56%)

1.932

48,00%

531

13,3%

100

2,5%

Ausländer

MOL

165

100%

(0,94%)

63

38,18%

17

10,3%

8

4,85%

Aussiedler

Brandenburg

2.430

100%

(0,97%)

1.259

51,87%

284

11,68%

55

2,26%

Aussiedler

MOL

193

(1,07%)

93

48,19%

15

7,77%

4

2,07%

Page 54: Integrationsgutachten Lankreis MOL 09. 2009leben-in-mol.de/images/dokumentationen/...Mit dem Zuwanderungsgesetz wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der gewisse Verbindlichkeiten

54

MOL 100%

(0,91%)

37,83% 16,21% 5,4%

Aussiedler

Brandenburg

1852

100% (0,81%)

947

51,13%

186

10,04%

52

2,84%

Aussiedler MOL

141 100% (0,87%)

65 44,82%

22 15,69%

3 2,21%

Merkmal Oberschule Gymnasium Zweiter Bildungsweg

berufliches

Gymnasium Schüler

Brandenburg

32.303

14,17%

56.006

24,57%

2.436

10,69%

4070

1,78%

Schüler

MOL

3.718

23,06%

3602

22,37%

139

0,86%

278

1,72%

Ausländer

Brandenburg

720

39,45%

725

19,6%

23

0,62%

19

5,177%

Ausländer

MOL

42

29,78%

16

10,8%

2

1,35%

-

Aussiedler

Brandenburg

402

38,87%

194

10,48%

23

1,26%

19

1.04%

Aussiedler

MOL

41

29,08%

4

2,8%

2

1,41%

-

Quelle: eigene Darstellung, Datenbasis: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.

Interpretation der Schuldaten

Zunächst ist festzuhalten, dass sich die absolute Zahl der Spätaus-

siedler/innen an den Schulen in MOL in den letzten fünf Jahren um ein

Viertel verringert hat - die der ausländischen Schüler/innen um fünf

Prozent. Die Schülergruppe der deutschen Schüler/innen hat sich in

diesem Zeitraum jedoch am stärksten verkleinert, nämlich um fast 30

Prozent. Es zeigt sich auch, dass die Kinder der Spätaussiedler/innen und

die ausländischer Herkunft überproportional stark an den Grundschulen

vertreten waren (Schuljahr 2002/2003), was Schlüsse auf starke

Alterskohorten in den entsprechenden Jahrgängen zulässt. Im Schuljahr

2002/2003 besuchten ca. 73 Prozent der ausländischen Kinder in MOL

eine Grundschule – bei den deutschen Kindern waren es lediglich ca. 37

Prozent.

Die Schuldaten lassen auch Schlüsse hinsichtlich der Absolventenzahlen

zu. Dies ist besonders im Fall der Spätaussiedler/innen interessant, da

diese bei den Schulenddaten nicht gesondert erfasst werden. Hierbei ist

festzuhalten, dass die Kinder der Spätaussiedler/innen an den höheren

Page 55: Integrationsgutachten Lankreis MOL 09. 2009leben-in-mol.de/images/dokumentationen/...Mit dem Zuwanderungsgesetz wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der gewisse Verbindlichkeiten

55

Schulformen - also besonders am Gymnasium - stark unterrepräsentiert

sind. Auf der Ebene des Landkreises ist dieser Sachverhalt noch stärker

ausgeprägt als auf der Ebene des Landes.

Schulenddaten

Tabelle 18: Schulabsolventen Schuljahr 2002/2003 – Br andenburg/LK MOL.

Quelle: eigene Darstellung, Datenbasis: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.

Ergänzung: Absolventen Zweiter Bildungsweg Brandenburg: Ausländer 6/Deutsche 402 - MOL

18/0.

Tabelle 19: Schulabsolventen Schuljahr 2005/2006 – Br andenburg/LK MOL.

Quelle: eigene Darstellung, Datenbasis: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.

Ergänzung: Absolventen Zweiter Bildungsweg Brandenburg: Ausländer 4/Deutsche 700 - MOL

1/46.

Merkmal Gesamt Gesamt- schule

Real- schule

Gymna-

sium beruf- lisches

Gymna- sium

Förder- schule

Absolventen

Brandenburg

37060 100%

17908 48%

5530 15%

9998 27%

1307 3,5%

1915 5%

Absolventen

MOL

2645 100%

1352 51%

397 15%

672 25%

74 3%

132 5%

Absolventen

Ausländer

Brandenburg

301 100%

187 62%

19 6%

80 27%

2 0,5%

7 2%

Absolventen

Ausländer

MOL

10 100%

6 60%

2 20%

0 0%

0 0%

2 20%

Merkmal Gesamt Gesamt- schule

Ober- schule

Gymna-

sium beruf- lisches

Gymna- sium

Förder- schule

Absolventen

Brandenburg

35698 100%

6071 17%

15409 43%

9999 28%

1374 4%

2172 6%

Absolventen

MOL

2834 100%

221 8%

1484 52%

834 29%

82 3%

167 6%

Absolventen

Ausländer

Brandenburg

331 100%

70 21%

148 45%

94 28%

4 1,2

11 3,3%

Absolventen

Ausländer

MOL

13 100%

1 7,5%

6 46%

3 23%

0 0%

2 15,5%

Page 56: Integrationsgutachten Lankreis MOL 09. 2009leben-in-mol.de/images/dokumentationen/...Mit dem Zuwanderungsgesetz wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der gewisse Verbindlichkeiten

56

Tabelle 20: Schulabsolventen Schuljahr 2007/2008 – Br andenburg/LK MOL.

Quelle: eigene Darstellung, Datenbasis: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.

Ergänzung: Absolventen Zweiter Bildungsweg Brandenburg: Ausländer 7/Deutsche 362 - MOL

0/61.

Interpretation der Schulenddaten

Hierbei gilt es besonders, den Blick auf die Abschlüsse der allgemeinen

Hochschulreife zu richten. In Kapitel 3.2.2.1 wurden bereits einige Aus-

führungen diesbezüglich getroffen. Diese besagten, dass die These von

den schlechten Bildungsabschlüssen ausländischer Jugendlicher in den

ostdeutschen Bundesländern nicht zutrifft. Die hier dargestellten Daten

bestätigen dies, wenngleich die Bildungsabschlüsse der in MOL lebenden

Ausländer/innen nicht auf dem landesweiten Niveau einzuordnen sind.

Einschränkend muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass die

Fallzahl sehr gering ist, was statistische Abweichungen wahrscheinlicher

macht.

Im statistischen Mittel der drei dargestellten Schuljahre haben demnach

15,5 Prozent der ausländischen Absolventen in MOL die Schule mit der

Hochschulreife verlassen, bei den deutschen Kindern waren es 28,7

Prozent. Landesweit betrachtet liegen die Werte bei 27 Prozent bei den

ausländischen Absolventen - bei den deutschen Schülern sind es 30,3

Prozent. Bundesweit liegen die Quoten ausländischer Absolventen, die das

Schulsystem mit der allgemeinen Hochschulreife verlassen bei 8,6 Prozent

(Stand Schuljahr 2002/2003).

Merkmal Gesamt Gesamt- schule

Ober- schule

Gymna-

sium beruf- lisches

Gymna- sium

Förder- Schule

Absolventen

Brandenburg

26494

100%

4308

16%

8233

31%

10063

37%

1398

5%

1587

6%

Absolventen

MOL

1897

100%

270

14%

741

39%

610

32%

97

5%

118

6%

Absolventen

Ausländer

Brandenburg

388

100%

101

26%

165

42%

101

26%

8

2%

6

1,5%

Absolventen

Ausländer

MOL

22

100%

8

36%

9

40%

4

18%

0

-

1

4,5%

Page 57: Integrationsgutachten Lankreis MOL 09. 2009leben-in-mol.de/images/dokumentationen/...Mit dem Zuwanderungsgesetz wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der gewisse Verbindlichkeiten

57

Schüler ohne Schulabschlüsse

Nicht außer Acht gelassen dürfen an dieser Stelle diejenigen

Schüler/innen, die das Schulsystem ohne einen Bildungsabschluss ver-

lassen. Die folgende Tabelle 21 führt diese Gruppe der Schüler/innen auf –

Basis dieser Daten sind wiederum die aggregierten Daten der drei

Schuljahre. Auch bei diesem Aspekt zeigt sich, dass die ausländischen

Schüler/innen in MOL überproportional oft das Bildungssystem ohne einen

Schulabschluss verlassen.

Zieht man zu diesem Sachverhalt die geringeren Abiturquoten hinzu, liegt

auch in Anbetracht der kleinen Grundgesamtheit (N 44) die Vermutung

nahe, dass die ausländischen Schüler/innen in MOL im Bildungssystem

Barrieren vorfinden, die hinderlich in Bezug auf Chancengleichheiten

wirken.

Tabelle 21: Schüler ohne Hauptschulabschluss/Berufsb ildungsreife, Schuljahre 2003/2004, 2005/2006, 2007/2008.

Ohne

Hauptschulabschluss/Berufsbildungsreife

Merkmal 2002/2003 2005/2006 2007/2008

deutsche Schüler - Brandenburg 8,07% 9,82% 9,12%

ausländische Schüler – Brandenburg 9,96% 7,76% 8,24%

deutsche Schüler - MOL 8,58% 9,95% 9,48%

ausländische Schüler - MOL 30% 23% 13,63%

Quelle: eigene Darstellung, Datenbasis: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.

Tabelle 22: Schüler ohne Hauptschulabschluss/Berufsb ildungsreife - Brandenburg / LK MOL (aggregierte Daten der Schuljahre 2003/2004, 2005/2006, 2007/2008 .)

Ohne Hauptschulabschluss/Berufsbildungsreife

Merkmal MOL Brandenburg deutsche Schüler 9,33% 9,0%

ausländische Schüler 22,21% 8,65%

Quelle: eigene Darstellung, Datenbasis: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.

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3.2.2.7 Muttersprachlicher Unterricht

Die RAA Frankfurt/Oder ist mit der Koordinierung des Projektes

„Muttersprachlicher Unterricht für Kinder aus Migrantenfamilien“ betraut.

Die Finanzierung erfolgt über das MBJS des Landes Brandenburg. Inner-

halb des Projektes besteht die Möglichkeit, Unterricht in einer Sprache

zusätzlich zum regulären Unterricht zu durchzuführen. Es werden jedoch

mindestens zwölf Schüler/innen benötigt - denn erst dann finanziert das

Ministerium den Unterricht (es kann ein Kurs mit acht Schüler/innen

begonnen werden, unter der Prämisse dass zwölf folgend erreicht

werden).

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass sich bei Kindern

und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien, die eine deutsche Schule

besuchen, die Kenntnisse in ihrer eigenen Muttersprache zunehmend ver-

schlechtern. Auf diesen Sachverhalt reagiert der muttersprachliche Unter-

richt hinreichend. Der muttersprachliche Unterricht fördert besonders:

� die Integration, denn wer seine Muttersprache beherrscht, kann

auch die Sprache des Gastlandes gut lernen

� die Mehrsprachigkeit

� erfolgreiches Operieren in zwei Kulturen

� Stärkung der eigenen Identität

Im Landkreis MOL existieren vier Gruppen, in denen muttersprachlicher

Unterricht gelehrt wird, jedoch lediglich in Russisch, „in MOL wäre

sicherlich der Bedarf für Polnisch oder Vietnamesisch da“. Die

Beschränkung auf eine bestimmte Gruppengröße erschwert hierbei das

sprachliche Angebot breiter aufzustellen. Ein muttersprachlicher Unterricht

für alle Kinder der Zuwanderer/innen wäre sicherlich als optimal einzu-

stufen. Geschieht diese Kompetenzvermittlung nicht, sind die Kinder in

ihrer Muttersprache nicht alphabetisiert10.

10 Die Ausführungen zum muttersprachlichen Unterricht beruhen auf einer Handreichung der RAA und auf Aussagen der Projektmitarbeiter/innen. Siehe dazu: http://www.raa-brandenburg.de/ProjekteProgramme/MuttersprachlicherUnterricht/tabid/980/Default.aspx

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Tabelle 23: Übersicht muttersprachlicher Unterricht LK MOL.

Schule Ort Sprache seit wann

Gruppen

Oberschule Seelow Russisch Januar 09 1

Grundschule I Strausberg Russisch März 06 1

Grundschule Strausberg Russisch Januar 07 1

"Am Annatal"

Grundschule Neuhardenberg Russisch 1

Quelle: RAA Brandenburg – Geschäftsstelle FF/O.

3.2.2.8 Fallbeispiel - Grundschule am Annatal

Die Grundschule am Annatal im Strausberger Hegermühlenviertel weist

kreisweit den höchsten Anteil von Kindern mit einem Migrations-

hintergrund auf. Insgesamt besuchen 163 Kinder diese Schule; 13 werden

als Ausländer erfasst und 16 als Aussiedler, der Anteil dieser Kinder

beläuft sich somit auf knapp 20 Prozent. Im nächsten Jahr werden zwei

erste Klassen eingeschult – 15 Kinder werden dabei über einen Migra-

tionshintergrund verfügen.

Genau wie im Kitabereich war diese Entwicklung „schleichend“, Mitte der

neunziger Jahre kamen die ersten Spätaussiedlerkinder in die Schule, „im

Laufe der Jahre kamen türkische, libanesische und Kinder aus dem

ehemaligen Jugoslawien zu uns, sie sind mit der Weile so integriert, dass

man ihnen keinen Akzent mehr anhört.“ Diese neue Situation wurde in

den ersten Jahren weitestgehend selber bewältigt, „am Anfang sind wir

alleine gelassen worden, es stürzte auf uns herein und wir haben versucht

das Beste daraus zu machen.“

Betrachtet man die absolute Zahl von 289 Schüler/innen (Ausländer/innen

und Spätaussiedler/innen zusammen), für die der muttersprachliche Unter-

richt relevant wäre, fällt die tatsächliche Zahl von höchstens 48 Schülern,

die den muttersprachlichen Unterricht in Anspruch nehmen eher gering aus.

Vor allem die großen räumlichen Distanzen im Landkreis wirken für die

Bildung weiterer Gruppen hinderlich. Inwieweit die Möglichkeit besteht,

Schüler/innen zusammen zu führen, gilt es zu prüfen.

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Ein selbst organisiertes Netzwerk

Mittlerweile wurden Partner gewonnen, wie etwa der Sozialpark MOL e.V.

aus dem Viertel. Es gibt einen Austausch über eine Kontaktlehrerin mit

der Kita und den muttersprachlichen Unterricht, der durch die RAA

organisiert wird. Zur Bewältigung der Sprachbarrieren, vor allem was die

russische Sprache betrifft, konnte man ebenfalls Hilfe beim Sozialpark

einfordern, „bei Russisch gibt es die Möglichkeit einen Dolmetscher zu

nehmen – bei anderen Sprachen ist es schwierig.“

Die Sprachvermittlung funktioniert durch die Lehrer vor Ort, es gibt

zusätzliche Stunden im Zuge der Eingliederungsverordnung. Besuchten

die Kinder bereits die Kita, ist dies nicht mehr von Relevanz, „desto jünger

die Kinder, desto besser funktioniert der Spracherwerb.“

Die Rolle der Eltern

Was diesen Punkt betrifft, muss zunächst festgehalten werden, dass der

überwiegende Teil der Eltern, die ihre Kinder auf die Grundschule am

Annatal schicken, als sozial schwach bzw. bildungsfern einzustufen ist.

Dieser Sachverhalt bedingt sich aus dem nahen Umfeld der Schule.

Es lassen sich jedoch Unterschiede zwischen den deutschen Eltern und

denjenigen mit einer Zuwanderungsgeschichte ausmachen „die russischen

Eltern sind interessierter an Schule als die Deutschen, teilweise – der

Lehrer hat da noch eine ganz andere Stellung“. Wenngleich alle Eltern in

einem schwierigen sozialen Milieu und Umfeld leben, wird das Engagement

der Eltern mit einer Zuwanderergeschichte als höher beschrieben, „was

den häuslichen Bereich betrifft, sind Eltern nicht–deutscher Herkunft

engagierter, sie vermitteln vor allem Motivation.“ Im engeren schulischen

Bereich bestehen jedoch noch Defizite, was das Engagement der Zuwan-

derereltern betrifft – oftmals sind es Sprachbarrieren, die dieses vermehrt

einschränken.

Potenziale

Es zeigt sich, dass die Zuwanderer im Viertel den Bildungschancen ihrer

Kinder einen höheren Stellenwert zuordnen als die deutschen Eltern. Der

Migrationshintergrund korreliert zwar durchaus mit einer schwierigen

sozialen Lage – aber nicht zwingend mit der Ablehnung von Bildungs-

chancen. Für den Unterricht stellt der hohe Anteil von Zuwandererkindern

eine Bereicherung dar, „das Multikulturelle kann nur von Vorteil sein, es

werden beispielsweise Themen aus den Herkunftsländern in den Unterricht

integriert.“

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Die Offenheit der Aufnahmegesellschaft

Seitens der deutschen Eltern und in der Bevölkerung im Allgemeinen

bestehen dessen ungeachtet Ressentiments gegenüber den Zuwanderern

„manchmal habe ich das Gefühl, dass unsere deutschen Eltern eine

ablehnende Meinung haben.“ Mit der steigenden Zuwanderung sind viele

überfordert, ein Integrationsprozess im Viertel findet weitestgehend nicht

statt. Viele haben Bedenken, ihre Kinder auf die Schule zu schicken, „viele

Eltern lehnen die Schule wegen des Umfeldes und der Ausländer ab.“

3.2.3 Die arbeitsmarktliche Integration von Zuwanderern

Die Grundlage einer dauerhaften gesellschaftlichen Integration von Zu-

wanderern bildet die Arbeitsmarktintegration. Sie dient der Sicherung des

eigenen Lebensunterhaltes sowie der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben

und erhöht zudem die Akzeptanz in der Aufnahmegesellschaft (Beth-

schneider 2008: 1). Die Arbeitslosenquote unter Ausländern liegt jedoch

nach wie vor deutlich über der der Deutschen. Die folgende Tabelle

verdeutlicht, dass die Arbeitslosenquote bei Ausländern nahezu konstant

doppelt so hoch ist wie die der Deutschen.

Tabelle 24: Arbeitslosenquoten (bundesweit) von Ausländern und Deutschen.

2004 2005 2006 05/2009

Deutsche 11,0% 11,9% 11,0% 8,2%

Ausländer 20,4% 25,2% 23,6% 16,8%

Quelle: Bundesagentur für Arbeit.

Die Merkmalsführung der Bundesagentur für Arbeit (BA)

Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit erfasst nach wie vor allein die

Staatsangehörigkeit, nicht aber den Migrationshintergrund der Personen.

Auch Spätaussiedler/innen werden für fünf Jahre ab der Einreise als

Ausländer geführt (obwohl sie zumeist die deutsche Staatsangehörigkeit

besitzen). Nach fünf Jahren wird der Spätaussiedlerstatus gelöscht und

sie sind als diese nicht mehr in der Statistik identifizierbar. Aufgrund der

hohen Anzahl von Spätaussiedler/innen im LK MOL wäre eine

differenziertere Merkmalsführung sicherlich hilfreich, um Aussagen über

die arbeitsmarktliche Integration dieser Zuwanderergruppe treffen zu

können.

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3.2.3.1 Die arbeitsmarktliche Situation der Zuwanderer in MOL

Wenngleich die Merkmalsführung der BA nicht das Merkmal Migrations-

hintergrund führt, lässt die sehr differenzierte Merkmalsführung der

gesamten Statistik durchaus auch kleinräumliche Aussagen zu. Der

Landkreis Märkisch-Oderland untergliedert sich in drei Geschäftsbereiche,

diese sind Strausberg, Seelow und Bad Freienwalde. Auch für bestimmte

Zielgruppen gibt es eigene Arbeitsbereiche – im Kontext dieses Gutach-

tens ist besonders der Bereich U(nter)25 zu erwähnen. Ein bestimmter

Arbeitsbereich, der sich explizit um die Belange von Zuwanderern

kümmert, existiert nicht.

Dennoch sollen erst die absoluten Zahlen dargestellt werden, denn auf-

grund der geringen Fallzahlen von Ausländer/innen in den Jobcentern

werden diese nicht gesondert nach Altersgruppen betrachtet – wie es bei

den „deutschen Kunden“ der Fall ist.

Tabelle 25: Anteil der arbeitslosen Ausländer am Gesamtbestand nach Geschäftsberei-chen LK MOL – Stand Mai 09.

Merkmal Strausberg Seelow Bad Freienwalde Anteil der arbeitslosen Ausländer am

gesamten Bestand der Arbeitslosen

2,3% 2,0% 1,4%

Quelle: BA - Kreisreport MOL der Arbeitsmarkt im Mai 2009.

Tabelle 26: Arbeitslosenquoten nach Geschäftsbereichen – LK MOL Stand Mai 09.

Merkmal Strausberg Seelow Bad Freienwalde Deutsche 10,0% 18,3% 20,2%

Ausländer 20,9% 43,5% 33,6%

Quelle: BA - Kreisreport MOL der Arbeitsmarkt im Mai 2009.

Tabelle 16 zeigt, dass auch im LK MOL die Arbeitslosenquoten der

Ausländer/innen deutlich höher sind als die der deutschen Bevölkerung.

Bildet man den Mittelwert der drei Geschäftsbereiche, so ergibt sich für

den gesamten Landkreis auch hier eine doppelt so hohe Arbeitslosenquote

für die Ausländer/innen. Tabelle 15 deutet hingegen auf die Struktur der

Arbeitslosen insgesamt hin. Das bedeutet konkret, dass etwa in Straus-

berg 159 Personen ausländischer Herkunft arbeitslos sind zu 6850 im

Gesamtbestand. In Bad Freienwalde hingegen sind es lediglich 46 im

Gegensatz zu 3.184 im Gesamtbestand – in Seelow beträgt das Verhältnis

65 zu 3294. Die Arbeitslosenquote zeigt vielmehr den Anteil der Arbeits-

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63

losen in Relation zu allen zivilen Erwerbspersonen nach bestimmten

Gruppen. Das bedeutet beispielsweise für den Geschäftsbereich Seelow,

dass nahezu die Hälfte aller erwerbsfähigen Ausländer arbeitslos sind

(Stand Mai 2009).

Generell ist festzuhalten, dass die Ausländer/innen in den peripheren

Regionen des Landkreises stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind als in

der Berlin nahen Region um Strausberg – vor allem die Ausländer/innen

des Geschäftsbereiches Seelow sind überproportional stark von Arbeits-

losigkeit betroffen.

3.2.3.2 Die arbeitsmarktliche Integration jugendlicher Zuwanderer

Was die Situation jugendlicher Zuwanderer betrifft, so kann an diesem

Punkt auf Aussagen der Teamleiter/innen U(nter)25 der Geschäftsstellen

des Jobcenters in MOL zurückgegriffen werden.

Die Berlin fernen Regionen des Landkreises - Zusammenfassung

der Geschäftsstellen Seelow und Bad Freienwalde

Insgesamt betrachtet ist der Anteil der jungen Zuwanderer, die von diesen

beiden Geschäftsstellen statistisch erfasst werden, sehr gering; er beläuft

sich auf ca. 30 Personen. Einschränkend muss an dieser Stelle jedoch

bemerkt werden, dass der Personenkreis wahrscheinlich wesentlich höher

wäre, wenn jene Spätaussiedler/innen mit eingerechnet würden, die

bereits länger als fünf Jahre in der Region leben.

Im Geschäftsbereich Bad Freienwalde ist die häufigste vom Jobcenter

erfasste Nationalität polnisch; in Seelow befinden sich im Kundenstamm

U25 des Jobcenters Spätaussiedler/innen, Polen und Türken. Die

Bereitschaft der Polen, Defizite abzubauen, die ihre arbeitsmarktliche

Integration hemmen, wird als sehr hoch beschrieben. Sie sind bereit und

motiviert, Sprachkurse zu absolvieren sowie Schul- und Berufsabschlüsse

nachzuholen. Eine hohe Motivation und Flexibilität wird ebenfalls den

Menschen aus der Türkei zugeschrieben – auch dieser Gruppe von

Zuwanderern wird eine gute Zusammenarbeit bescheinigt.

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Defizite vor allem bei Spätaussiedler/innen

Die Motivation der Spätaussiedler/innen wird von den Teamleiter/innen als

geringer eingestuft. Das betrifft Bestrebungen, eine Arbeit zu finden sowie

das Erlernen der deutschen Sprache – sie verfügen zum Teil über sehr

schlechte Sprachkenntnisse. Maßnahmen des Jobcenters hinsichtlich der

Verbesserung der deutschen Sprache werden oftmals nicht angenommen,

„Sie leben in ihrem Mikrokosmos der Familie und nehmen auch nur dort

Arbeit auf, wo das Umfeld russisch spricht oder russische Sprach-

kenntnisse erforderlich sind.“

Die Geschäftsstelle Strausberg

Diese eher Berlin nahe Geschäftsstelle des Landkreises ordnet die Ge-

mengelage von Faktoren, die einer arbeitsmarktlichen Integration eher

hinderlich sind, nicht explizit einer Gruppe von Zuwanderern zu. Wenn-

gleich die größte Gruppe von „Kunden“ auch hier die Spätaussiedler/innen

stellen. Die Größe dieser Gruppe von Zuwanderern wird für den gesamten

Bestand der Geschäftsstelle Strausberg auf ca. 200 geschätzt. Personen

mit anderen Nationalitäten werden derzeit nur sehr wenige betreut.

Sprachprobleme werden hier eher den Ausländer/innen (ohne Spät-

aussiedler/innen) zugeschrieben; zudem erweist es sich für diesen Perso-

nenkreis zum Teil als problematisch, eine Arbeitserlaubnis zu erhalten.

Zusammenfassung der Problemlagen, die einer Integration in den

Arbeitsmarkt hinderlich sind

� fehlende Sprachkenntnisse

� fehlende Schul- und Berufsabschlüsse, bzw. deren fehlende Aner-

kennung in Deutschland

� fehlende Flexibilität, Motivation und Mobilität

� kulturelle Unterschiede (beispielsweise was die Erwerbsbeteiligung

von Frauen betrifft)

� teilweise fehlende soziale Kontakte

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3.2.3.3 Maßnahmen zur Integration von Zuwanderern in den

Arbeitsmarkt

Als zentrale und dringlichste Aufgabe lässt sich der Spracherwerb

definieren. Dieser gilt als Schlüssel zu Qualifikation und Weiterbildung.

Auch die Bundesregierung hat dieses Faktum erkannt und mit in Kraft

treten des Zuwanderungsgesetzes (2005) das Bundesamt für Migration

und Flüchtlinge (BAMF) damit beauftragt, Integrations- bzw. Sprachkurse

zu koordinieren und durchzuführen. Bis zum 31.12.2004 waren die Agen-

turen für Arbeit mit der Organisation der Sprachkurse betraut – die

Kompetenzen haben sich somit grundlegend geändert.

„Ein Ausländer ist u.a. zur Teilnahme an einem Integrationskurs

verpflichtet, wenn die Ausländerbehörde ihm im Rahmen verfügbarer und

zumutbare erreichbare Kursplätze dazu auffordert und wenn der

Grundsicherungsträger nach SGB II die Teilnahme angeregt hat.“

Im Falle einer Nichteilname an den Integrationskursen können Leistungs-

kürzungen von bis zu 30 Prozent veranlasst werden11. Die folgende

Tabelle bietet einen Überblick über die Kursträger der Integrationskurse

im LK MOL.

Tabelle 27: Übersicht der Kursträger für Integrationskurse - LK MOL.

Träger Kontakt FAA Bildungsgesellschaft mbH, Nord

(2 Standorte)

Mittelstr. 9, 15306 Seelow 03346/854124

Fichtenweg 3, 15306 Seelow (884158)

Strausberger Bildungs- und

Sozialwerk e.V.

(3 Standorte)

Garzauer Chaussee 15344 Strausberg

03341/301650

Wirtschaftsweg 71, 15344 Strausberg

(3596310)

Am Annatal 57, 15344 Strausberg

(471381)

TANGENS Wirtschaftsakademie GmbH Garzauer Chaussee

(Brückenkopf 9 04860 Torgau)

033421/903450

Berufsfortbildungswerk - Gemeinnützige

Bildungseinrichtung des DGB GmbH Garzauer Chaussee 1

(Schimmelsbusch Str. 40699 Erkrath)

02104/499156

11 Auszug aus der Arbeitshilfe zur Anregung von Integrationssprachkursen bei Alg II Empfängern im Jobcenter MOL.

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Träger Kontakt Bildungszentrum des Handels GmbH Bötzseestr. 119 Strausberg/Eggersdorf

0335/413020

WIM Wirtschaftsinstitut INBECU mibeg

GmbH

Alttornow 30 Bad Freienwalde

03344/41760

Quelle: BAMF 2009.

Die konkrete Umsetzung vor Ort

Ein allgemeiner Integrationskurs umfasst 645 Unterrichtseinheiten (UE).

Daneben gibt es spezielle Integrationskurse für Frauen, Eltern,

Jugendliche und zu alphabetisierende Personen, welche einen Stundenum-

fang von 945 UE haben. Für schnelle Lerner werden Intensivkurse

angeboten, deren Stundenumfang 430 UE beträgt. Das Bundesamt für

Migration und Flüchtlinge zahlt pro UE 1,35 € an den Integrations-

kursträger. Die Teilnehmenden müssen einen Euro pro UE zahlen, können

sich jedoch von diesem Kostenbeitrag auf Antrag vom Bundesamt befreien

lassen, sodass an den Kursträger die kompletten 2,35 € gezahlt werden.

Sofern ein Teilnehmender trotz ordnungsgemäßer Teilnahme am Kurs im

Abschlusstest nicht das Sprachniveau B 1 erreicht, kann er auf Antrag 300

Stunden Sprachkurs wiederholen (Zuarbeit BAMF 2009).

3.2.3.4 Beschäftigungsfördernde Maßnahmen im Rahmen des ESF

Zielgruppe und Förderperiode

Innerhalb der Förderperiode vom 01.01.2007 bis zum 31.12.2013 führt

der europäische Sozialfonds (ESF) ein beschäftigungsförderndes Pro-

gramm durch, das sich an alle Personen mit Migrationshintergrund richtet,

die einer sprachlichen und fachlichen Qualifizierung für den Arbeitsmarkt

bedürfen.12 Neben Leistungsempfängern nach den Sozialgesetzbüchern II

und III richtet sich das Programm auch an Nicht-Leistungsempfänger und

berufstätige Migranten/innen. Die Fachaufsicht für das Programm liegt

beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS).

Kofinanzierung

Die nationale Kofinanzierung erfolgt durch Lohnersatzleistungen nach SGB

II und III durch Sozialversicherungsbeiträge, kommunale und Länder-

12 Ziel-1-Gebiet (75% ESF-Förderung): 10.000, Ziel-2-Gebiet (50% ESF-Förderung).

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mittel, durch Eigenmittel der Träger sowie durch private Mittel und die

Freistellung von Arbeitnehmer/innen durch ihre Betriebe.

Ablauf nach Zuwendungsrecht

Das Bundesamt vergibt durch eine öffentliche Ausschreibung nach

Zuwendungsrecht einen Zuwendungsbescheid zur Durchführung von

beschäftigungsfördernden Maßnahmen in einem festgelegten räumlichen

Bereich. Die Agenturen für Arbeit und die Arbeitsgemeinschaften (ARGEn)

bzw. die Optionskommunen werden in den Auswahlprozess einbezogen.

Die zuwendungsberechtigten Träger stellen in Zusammenarbeit mit der

zuständigen Agentur für Arbeit oder ARGE Teilnehmergruppen zusammen

und führen entsprechende Kompetenzfeststellungsverfahren – insbeson-

dere Sprachfeststellungsverfahren – durch. Der Träger beantragt beim

Bundesamt konkrete Zuwendungen für die jeweils nachgewiesenen

Projekte.

Grundstruktur der Maßnahme

Das Programm beinhaltet ein beschäftigungsförderndes Modul mit drei

Teilkomponenten: theoretischer Unterricht, Praktika, Besuche bei

Betrieben und Institutionen sind in den Sprachunterricht integriert. Die

Gesamtstundenzahl beträgt 730 Unterrichtseinheiten. Vor allem sollen

folgende Fähigkeiten und Kompetenzen gestärkt werden (Zuarbeit BAMF):

� Fachkompetenz im jeweiligen Beruf(sfeld)

� Erwerb von mathematischen und EDV-Grundkenntnissen

� Erwerb von Bewerbungskompetenz

� Schriftsprachliche Fertigkeiten: Schreiben und Leseverstehen

� Stärkung der Fähigkeit, schnell auf sich verändernde Anforderungen

in der Arbeitswelt zu reagieren

� Training von Kommunikation am Arbeitsplatz mit der Vermittlung

der entsprechenden sprachlichen Ressourcen

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3.2.4 Freizeit, Engagement und soziales Leben

Was das zivilgesellschaftliche Engagement der Zuwanderer/innen betrifft,

so sind in diesem Bereich noch Potenziale vorhanden, „ehrenamtliche

Tätigkeit kennen sie nicht – es ist etwas Fremdes“. Dieser Punkt greift

unmittelbar in die Kategorie Kultur und Identität hinein. Veranschaulicht

man sich etwa den „Zustand“ und den Stellenwert der Zivilgesellschaft in

Russland und den ehemaligen Sowjetrepubliken, so wird deutlich, dass die

von dort zugewanderten Spätaussiedler/innen nicht immer über

Erfahrungen mit demokratischen Spielregeln verfügen. Auch viele andere

Zuwanderer stammen aus autokratisch oder diktatorisch regierten

Ländern.

Vielfältige Beispiele im Landkreis zeigen, dass es ein sehr erfolgreicher

Weg ist, Personen mit einer Zuwanderergeschichte in die soziale und

zivilgesellschaftliche Arbeit zu integrieren. Oftmals nehmen die Zuwan-

derer nur auf diesem Wege die verschiedensten Angebote wahr,

„Selbsthilfe ist etwas neues für Sie“.

Im Sozialpark MOL e.V. (Strausberg) beispielsweise sind die „deutschen

Mitarbeiter/innen“ in der Minderheit – sie agieren im Hintergrund, die

meisten Mitarbeiter/innen verfügen über einen Migrationshintergrund. Die

Arbeit des Trägers wird von den Zugewanderten sehr gut angenommen,

vor allem Verständigungsprobleme, die aus dem Nichtverstehen der

deutschen Sprache entstehen, können so gelöst werden.

3.2.4.1 Ergebnisse der Befragung

Im folgenden Kapitel sollen einige relevante Ergebnisse, die Aussagen

zum sozialen Leben der Zuwanderer beinhalten, dargestellt werden.

Hierbei handelt es sich um junge Spätaussiedler/innen und Zuwan-

derer/innen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken, die im Landkreis MOL

leben. (dazu vertiefend Kapitel 3.2)

Freizeitverhalten und soziales Leben

Vor allem sportlichen Aktivitäten gehen die Jugendlichen nach – zumeist

ohne Vereinsmitgliedschaft. Hierbei werden sehr vielfältige Möglichkeiten

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realisiert, etwa Fußball, Volleyball, Tischtennis oder Boxen. Das

Naturräumliche und die gute Infrastruktur werden von den Zuwanderern

sehr geschätzt – Ordnung und Sauberkeit wurden als Merkmale identi-

fiziert die Deutschland positiv von der alten Heimat unterscheiden.

Einige Jugendliche gaben zudem an, dass die Erziehung in Deutschland

nicht so streng sei – hingegen sei der Zusammenhalt in den Familien und

in den örtlichen Gemeinwesen weniger ausgeprägt.

Kontakte zur Aufnahmegesellschaft

Was diesen Punkt betrifft, so lässt sich aus den getätigten Aussagen

ableiten, dass die meisten Kontakte innerhalb der Zugewanderten

stattfinden. Wenngleich auch Aktivitäten mit einheimischen Jugendlichen

realisiert werden. Die häufigste Antwort, die diesbezüglich getroffen wurde

sagt aus, dass es egal sei mit wem man sich treffe – also mit

Zugewanderten oder mit Einheimischen (9). Dieser Aussage folgt die

Angabe, dass man sich zumeist mit Zugewanderten treffe (8), gefolgt von

der Kategorie: meistens mit Zugewanderten aber auch mit Einheimischen

(7).

Spracherwerb

Prinzipiell betrachten die jungen Zuwanderer die Angebote was den

Spracherwerb betrifft als ausreichend. Die Angebote der Träger werden

genutzt, etwa die des Jugendmigrationsdienstes (JMD) oder des

Sozialpark MOL e.V. und als sehr hilfreich und positiv bewertet.

Was den konkreten Spracherwerb betrifft, so gaben etliche Jugendliche

an, dass sie sich besonders im Bereich der deutschen Grammatik eine

Erhöhung der Intensität wünschen. Auch ein wirksamerer Austausch mit

deutschen Jugendlichen, zum Erwerb der Sprache, wurde von den

befragten Zuwanderern angeregt.

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Die Wünsche der Zuwanderer

Frage: Sie sind für einen Tag Bürgermeister/in in ihrem Heimatort. Was

würden Sie verändern?

„Für Arbeitslose mit Kindern gebe ich mehr Möglichkeiten (Kindergarten nicht nur ab 3

Jahre) und mehr Möglichkeiten für Ausländer Seminare, usw.“

„mehr Arbeitsplätze schaffen durch Industrieansiedlung, mehr sportliche Wettkämpfe,

Zuschüsse für Lebensmittel für Migranten“

„Neu Gesetz für Asyl- Mehr Lohn für Leute“

„allen Migranten eine Wohnung zuweisen – Arbeitslosengeld erhöhen“

„für Spätaussiedler gebe ich Wohnungen“

„Einmal Monat Dorfparty wie Stadtfest“

„gegen Kinderarmut etwas mehr getan“

„ich hätte organisiert einen Verein gegen Drogen und Alkoholgetränke“

„ich hätte gern NPD Partei verbieten“

„weniger Bürokratie, wo die überhaupt nicht sein muss, mehr finanzielle Hilfe für ALG II

Empfänger oder Arbeitsangeboten“

3.2.5 Kultur und Identität

Die Identität einer Person bezieht sich darauf, wer sie als Individuum und

als Mitglied einer Gesellschaft ist. Sie beinhaltet, dass das eigene Selbst

als unterschiedlich von anderen wahrgenommen wird und dass andere

Dinge als dem Selbst zugehörig oder ihm fremd bewertet werden (vgl.

Zimbardo 1995:502, in Diefenbach&Weiß 2006).

Identifikatorische und kulturelle Betrachtungsweisen einer Person nach

bestimmten sozialen Kategorien sind als handlungsleitend einzustufen. Sie

sind daher wichtig für ihre Integrationsbereitschaft und –Fähigkeit. Zwar

bildet sich Identität in Auseinandersetzung, auch mit denjenigen Kate-

gorien, in die die Person von anderen Personen aufgrund ihrer Merkmale

eingeordnet wird, dies heißt jedoch nicht, dass die Person dieses Merkmal

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oder Kategorien für sich als relevant akzeptiert. Diese Fremdzuschrei-

bungen werden für die Identität einer Person umso prägender, je häufiger

sie erfolgen – und das ist meist bei Merkmalen der Fall, die deutlich

sichtbar sind.

Um die Frage nach der Identität zu beantworten – die letztlich starke

Schlüsse zur integrativen Motivation der entsprechenden Person zulässt –

gilt es - neben objektiven Merkmalen - festzustellen, mit welchen sozialen,

ethnischen, oder kulturellen Gruppen sich eine Person identifiziert (vgl.

Diefenbach&Weiß 2006).

Im Rahmen dieses Gutachtens ist eine Verortung der Identität der in MOL

lebenden Zuwanderer nicht leistbar – punktuell wurden jedoch Fragen zur

Identität in den Fragebögen gestellt. Im nächsten Kapitel sollen einige

Ergebnisse diesbezüglich vorgestellt werden.

Die Ausführungen in diesem und im nächsten Kapitel sollen verdeutlichen,

dass Integration ein sehr vielschichtiger Prozess ist, dessen identifika-

torische Ebene nicht unterschätzt werden sollte und immanent ist für

erfolgreiche Integrationsprozesse.

3.2.5.1 Die Identität der Spätaussiedler/innen

Die Spätaussiedler/innen bilden in MOL sicherlich die größte Gruppe der

Zuwanderer – wenngleich diesbezüglich keine genauen Zahlen genannt

werden können, da diese aufgrund ihres Status als Rückwanderer die

deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Die Spätaussiedler/innen bringen

eine sehr eigene und spezielle „Geschichte“ mit – viele gerade der

jüngeren Spätaussiedler/innen haben den Weg nach Deutschland nicht

freiwillig und oder mit falschen Erwartungen angetreten – diese Umstände

erschweren die Integration dieser Gruppe von Zuwanderern teilweise

erheblich.

Lebenshintergründe, Migrations- und Integrationserfahrungen von

Aussiedler/innen

Unter dieser Fragestellung erfolgte im Auftrag der Körber-Stiftung eine

Untersuchung von Wierling (2004). Er befragte Russlanddeutsche zu ihren

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Lebensgeschichten und Migrationserfahrungen. Wenngleich die Untersu-

chung in Hamburg stattfand und nicht im ländlichen Raum, sind die

Ergebnisse als Basiswissen über die Gruppe der Aussiedler/innen

einzustufen. Wierling formuliert folgende Ergebnisse als charakteristisch:

� Die weit überwiegende Zahl der nach Deutschland übergesiedelten

Russlanddeutschen wurde in einem sowjetischen Umfeld sozialisiert.

Nur noch die älteste Generation kennt rein deutschstämmige Hei-

raten und Nachbarschaften, wie sie bis zum 2. Weltkrieg üblich

waren, danach aber zerschlagen wurden. Kultur und Lebensweise

orientierten sich nicht einmal mehr an einem wenn auch überholten

und auf veraltetem Stand stagnierenden Deutschlandbild, sondern

an zeitgenössischen Kultur- und Konsummustern der sowjetischen

Gesellschaften.

� Hauptmotiv für die Übersiedlung nach Deutschland war nach dem

Zusammenbruch der Sowjetunion die Chance, für sich selbst und die

Kinder in einem wohlhabenden Land eine bessere Zukunft zu

sichern.

� Die Ausreise nach Deutschland wurde häufig gegen den Widerstand

von Angehörigen der eigenen Familie durchgesetzt. Insbesondere

ältere Kinder und Jugendliche wollten ihren alten Lebenskontext und

die peer groups, innerhalb derer sie sich bewegten, nicht aufgeben.

� Die Stigmatisierung der Deutschstämmigen als "Deutsche" oder gar

"Nazis" in der Sowjetunion schlug nach der Übersiedlung in die

Bundesrepublik in eine Stigmatisierung als "Russen" um. Dieser

verbale Ausdruck der Ausgrenzung wurde insbesondere von der

jungen Generation als Merkmal der eigenen Identitätsbildung und

Selbstabgrenzung angenommen und bewirkt noch immer erhebliche

Integrationsprobleme.

� Die gleichermaßen von außen entgegengebrachte und selbst ge-

wählte Ausgrenzung im Aufnahmeland, die vor allem auf viele

männliche jugendliche Aussiedler einwirkt, steht in enger Verbin-

dung mit dem Zeitpunkt der Übersiedlung nach Deutschland vor

oder nach Mitte der 1990er Jahre. Die frühen Aussiedlergruppen

verfügten noch über Kenntnisse der deutschen Sprache und Kultur

und trafen günstige Arbeitsmarktbedingungen in der Bundesrepublik

an, ihre strukturelle Integration gelang schnell und erfolgreich.

Unter den späteren Aussiedlergruppen besaßen nur noch wenige

Personen deutsche Sprachkenntnisse, die kulturelle Sozialisation war

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eine komplett russische bzw. sowjetische. Die verschlechterte

Arbeitsmarktlage in Deutschland und gekürzte Mittel z.B. für

Sprachkurse erschwerten die Eingliederung im Aufnahmeland

erheblich. Die Geschichte der Migration ist für diese Menschen daher

in vielen Fällen eine Geschichte des sozialen Abstiegs13.

Die Ergebnisse von Wieling zeigen, dass vor allem die junge Generation

der Spätaussiedler/innen Integrationsprobleme hat. Die brüchige Identität

nimmt an dieser Stelle eine zentrale Rolle ein – die Fremdzuschreibung als

„Russe“ erschwert dabei die Ausbildung einer festen Identität in der

Aufnahmegesellschaft.

Ergebnisse der Befragung

Die folgende Abbildung drei verdeutlicht die kulturelle und identifi-

katorische Zugehörigkeit von jungen Spätaussiedler/innen in MOL, mit der

Frage: „Zu welchem Land fühlen sie sich eher zugehörig“ - sollten sich die

Spätaussiedler/innen im Alter zwischen 20-27 Jahren kulturell einordnen.

Die hier getroffene Auswahl an Antwortmöglichkeiten stellt einen Quer-

schnitt aller getroffenen Aussagen dar.

Zu welchem Land fühlen Sie sich eher zugehörig?

Abbildung 2: zur Identität von jungen Spätaussiedler/innen.

13 Quelle: http://www.schader-stiftung.de/wohn_wandel/865.php.

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3.2.6 Diskriminierungserfahrungen

An dieser Stelle kann nicht außer Acht gelassen werden, dass gerade

Zuwanderer/innen unter verbalen und körperlichen Übergriffen von

Rechtsextremen und Neonazis zu leiden haben. Die Straftaten

diesbezüglich haben sich im letzen Jahr bundesweit drastisch erhöht.

Gewalt von rechts muss kein Schicksal sein – Rückgang rechter

(Gewalt)Straftaten in Brandenburg.

„Gute Nachrichten zu verbreiten ist vielleicht nicht die Aufgabe eines

Innenministers. Aber er hätte es durchaus tun können. Inmitten seiner

Statistiken ist eine Zahl fast unbemerkt geblieben, die zeigt, dass Gewalt

von rechts eben kein Schicksal sein muss, auch nicht im Osten

Deutschlands, wo die Zahl der Straftaten besonders hoch ist. Entgegen

dem Bundestrend ist in Brandenburg die Zahl rechtsextremer Gewalttaten

deutlich zurückgegangen. Noch immer gibt es auch in diesem Land viel zu

viele Straftaten von Rechtsextremen. Aber sowohl der Verein

Opferperspektive als auch die zuständige Generalanwaltschaft bestätigen

die Tendenz zur Besserung (Spiegel Nr. 23/2009:43).“

Das Erfolgsrezept, so die Autoren des Spiegel, war eine Art „Zangen-

bewegung“. Zivilgesellschaftliches Engagement auf der einen Seite und

Druck durch die Staatsorgane auf der anderen. Der Innenminister hat es

an klaren Signalen nicht missen lassen, jeder Polizist wurde per Erlass zu

verschärften Kampf gegen Neonazis verpflichtet. Es erfolgte die Anwei-

sung, jede vermeintlich belanglose Tat wie Hakenkreuzschmierereien oder

Heil Hitler-Rufe im Suff zu erfassen. Dadurch wurde es möglich, täter-

orientierte Maßnahmen zu ergreifen – der Verfolgungsdruck wurde erhöht.

Die Justiz zieht mit, mittels beschleunigter Verfahren, engagierter Ermitt-

ler und Staatsanwälte wird die Schlinge um den braunen Mob enger

gezogen (vgl. Berg & Deggerich in Spiegel Nr. 23/2009).

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Tabelle 28: Entwicklung rechtsextremer Gewalttaten in Ostdeutschland 2008.

Bundesland

Gewalttaten mit rechtsextremistischem Hintergrund

je 1 Million Einwohner 2008

2007 Veränderung gegenüber 2007 Brandenburg 28 -9

Thüringen 28 +2

Mecklenburg

Vorpommern

25 +5

Sachsen-Anhalt 42 +6

Berlin 23 +9

Sachsen 30 +9 Quelle: Bundesamt für Verfassungsschutz – in Spiegel Nr.23/2009.

Keine Entwarnung! - Anstieg der rechten Straftaten im

Allgemeinen

Im Zeitraum vom 01.01. bis 31.12.2008 sind dem LKA Brandenburg im

Bereich der PMK14 -rechts- mit 1640 Straftaten 279 Delikte mehr als 2007

(1361) gemeldet worden, das ist eine Steigerung von 20,5 Prozent.

Den größten Anteil bilden nach wie vor die Propagandadelikte mit 1211

Straftaten. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum (909 Delikte) ist hier ein

Anstieg um 302 Straftaten erkennbar, während die sonstigen Straftaten

(358) auf dem Niveau des Vorjahres (357) liegen. Im Bereich der

Gewaltdelikte (71) ist mit 22 Straftaten ein erheblicher Rückgang (-24 %)

gegenüber dem Vorjahr (2007 = 93) feststellbar. Der überproportionale

Anstieg der Fallzahlen gegenüber dem Vergleichsjahr im Bereich der

Propagandadelikte ist verbunden mit dem Rückgang derartiger Straftaten

im Phänomenbereich -Sonstige/nicht zuzuordnen. Dies ist auf eine

Neubewertung der von Unbekannt verübten Straftaten gem. § 86a StGB

zurückzuführen. Grundlage dieser Umklassifizierung ist der Beschluss des

AK II auf seiner 217. Sitzung am 12./13.03.2008 in Bremen. Danach

werden von Unbekannt verübte „echte Staatsschutzdelikte“, insbesondere

Propagandadelikte, z. B. Hakenkreuze und SS Runen, dem Phänomen-

bereich Politisch motivierte Kriminalität -rechts- zugeordnet, wenn keine

gegenteiligen Tatsachen zur Tätermotivation vorliegen. „Echte Staats-

schutzdelikte“ werden nur dann als „Straftaten ohne explizite politische

Motivation“ eingestuft, wenn im Einzelfall das Nichtvorliegen einer politi-

schen Motivation festgestellt werden kann. Unbeschadet der veränderten

Klassifizierungspraxis ist ein Fallzahlenanstieg im Land Brandenburg in 14 Politisch Motivierte Kriminalität

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diesem Teilbereich der politisch motivierten Kriminalität, insbesondere

durch „Schmierereien“ von strafbewährten Symbolen, zu verzeichnen. Im

Bereich der Gewaltdelikte ist der Rückgang insbesondere bei Straftaten

mit fremdenfeindlichen Bezügen feststellbar. Der zahlenmäßige Rückgang

der Gewaltdelikte, hier insbesondere der Körperverletzungsdelikte, dürfte

im Zusammenhang mit den stattgefundenen Kommunalwahlen im Jahr

2008 zu sehen sein.

Ein Antreten der rechtsextremen Parteien NPD und DVU wird hiernach als

mitursächlich für ein gemäßigtes Auftreten sogenannter „Freier Kräfte“

gesehen. Ein hohes Aufkommen von Straftaten seitens der rechtsextrem-

istischen Szene hätte sich im Umkehrschluss negativ auf Wahlent-

scheidungen für die NPD bzw. DVU auswirken können. Die Aufklärungs-

quote in Fällen politisch motivierter Kriminalität -rechts- beträgt

insgesamt 46% (2007 = 55%) und bei Gewaltdelikten 83% (2007 =

85%).

Unter Berücksichtigung der mehrdimensionalen Erfassung von Themen-

feldern wurden von den 1640 Straftaten in 1319 Fällen Bezüge zum

Themenfeld „Nationalsozialismus/Sozialdarwinismus“ festgestellt. In 144

Fällen war ein fremdenfeindlicher sowie in 120 Fällen ein antisemitischer

Bezug erkennbar. In 122 Fällen war das Themenfeld „Konfrontation gegen

links“ betroffen. Bei Gewaltdelikten wurden Bezüge zum Themenfeld

„Konfrontation gegen links“ in 43 Fällen festgestellt. In 11 Fällen (2007 =

40 Fälle) waren fremdenfeindliche und in 16 Fällen Bezüge zum

Themenfeld „Nationalsozialismus/Sozialdarwinismus“ feststellbar. Fünf

politisch motivierte Gewaltstraftaten wiesen antisemitische Bezüge auf

(LKA Brandenburg 2009 – Politisch Motivierte Kriminalität – Lagebild

2008: 9).

Interpretation

Die Zahlen und die Analyse des LKA zeigen, dass besonders die Delikte im

Propaganda-Bereich stark angestiegen sind – was wiederum auf eine

geänderte Erfassung dieser Delikte zurückführen ist. Es liegt daher die

Vermutung nahe, dass die Zahl dieser Delikte auch in den Jahren zuvor

wesentlich höher war. Obwohl die Gewaltdelikte zurückgegangen sind,

was auf sinkende Aktivitäten besonders radikaler Kräfte hinweist, sind die

gesamten Delikte der PMK –rechts- gestiegen.

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Somit kann das Fazit gezogen werden, dass auch die Anzahl der Diskrimi-

nierungserfahrungen, die die Zuwanderer/innen erfahren müssen, ge-

stiegen ist. Denn besonders Propagandadelikte zielen auf die Ausgrenzung

und Diskriminierung von Zuwandern ab. Zumal hier nur jene in Betracht

gezogen werden, die verfassungswidrig sind. Gerade in Zeiten der

politischen Mobilisierung wird von den rechten Parteien gezielt Stimmung

gegen Zuwanderer/innen betrieben, etwa mit Slogans wie „gute

Heimreise“ – diese „Propagandadelikte“ können nicht zur Anzeige ge-

bracht werden und sind dennoch flächendeckend präsent.

Höchste Aufklärungsquote der politisch motivierten Kriminalität–

rechts – in MOL

Eine sehr gute Arbeit im Kampf gegen politisch motivierte Kriminalität von

rechts leistet die Polizei des Schutzbereiches Märkisch-Oderland. Die

Aufklärungsquote der rechten Straftaten ist mit 68 Prozent die höchste im

ganzen Land Brandenburg – die niedrigste weist der LK Teltow-Fläming

mit 24 Prozent auf. Betrachtet man die Anzahl der rechten Straftaten im

Allgemeinen, so ordnet sich der LK MOL im Landesvergleich im Mittelfeld

ein.

Tabelle 29: Politisch motivierte Kriminalität (rechts) – Bereich Polizeipräsidium Frankfurt

(Oder) im Jahr 2008 - Fallzahlen und Aufklärungsquoten.

Bereich

PMK rechts

Fälle Aufklärungsquote 2008 2008

Land Brandenburg 1640 46%

SB MOL 99 68%

PP Frankfurt/Oder 899 54%

SB Uckermark 140 49%

SB Barnim 133 64%

SB Oder-Spree/FF(O.) 151 43%

SB Dahme-Spreewald 89 48%

SB Cottbus/Spree-Neiße 244 56%

SB Oberspreewald-Lausitz 43 56%

Quelle: LKA Brandenburg 2009 – Politisch Motivierte Kriminalität – Lagebild 2008.

Politisch motivierte Kriminalität von „rechts“ ist fortwährend und ange-

stiegen. Gezielte Projektarbeit gerade mit männlichen Jugendlichen, die

diesbezüglich die größte Tätergruppe stellen, ist daher vonnöten.

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3.2.7 Die Offenheit der Aufnahmegesellschaft

Toleranz und Offenheit gegenüber Zuwanderern in der Aufnahmegesell-

schaft zu erzeugen ist eine zentrale Aufgabe. Die Offenheit gegenüber den

„Neuen“ ist vielfach zugleich als größte Schwierigkeit einzustufen. An

dieser Stelle des Gutachtens kann keine aussagekräftige Statistik hinzu-

gezogen werden. Dennoch soll der Versuch unternommen werden, ein Bild

zu erzeugen, das sich aus vielfältigen Aussagen und Eindrücken

zusammensetzt die in der empirischen Phase der Gutachtenerstellung

entstanden.

Zuwanderung wird vielfach nicht als Potenzial erkannt

Ressentiments gegenüber fremden Kulturen sind weit verbreitet; ein

kultureller Austausch auf der Ebene der Bürger findet ohne offizielle

Rahmung – in Form von Initiativen oder geförderten Programmen – nur

sehr selten statt. Dass Zuwanderung in MOL lediglich eine marginale

Größe bildet, macht diesen Umstand entsprechend problematischer.

Wenngleich diese Einschätzung einen erheblichen normativen Gehalt

enthält, ist diese Wertung an dieser Stelle berechtigt. Ausgehend von dem

Integrationsbegriff, mit dem dieses Gutachten operiert, auch objektiv.

Einschränkend muss an dieser Stelle auch festgehalten werden, dass

Integrationsprozesse – gerade was die Spätaussiedler/innen betrifft -

befördert wurden und werden, hier jedoch Faktoren hemmend wirken, die

sicherlich einer vertiefenden Analyse bedürfen (ein Versuch diesbezüglich

wurde im vorangestellten Kapitel unternommen).

Die Ressentiments gegenüber den Zuwanderern existieren vor allem dort,

wo Zuwanderung geschieht. An dieser Stelle sei nochmals das Viertel am

Annatal in Strausberg genannt: Es gibt einen Treffpunkt für die

Spätaussiedler/innen im Viertel – diese sind hier zumeist unter sich. Es

gibt sicherlich Ausnahmen wie jährlich stattfindende Feste. Die Grund-

schule im Viertel hat den höchsten Anteil von Zuwandererkindern

kreisweit (ca. 20 Prozent). Seitens vieler deutscher Eltern bestehen

Bedenken, ihre Kinder dort einzuschulen – aufgrund des hohen

„Ausländeranteils“. Den Kindern, die dort gemeinsam lernen und soziale

Kontakte aufbauen, fällt somit eine bedeutende Rolle zu. Erlernte und

gelebte Toleranz sowie Multikulturalität können sie in ihr soziales Umfeld

hineintragen – vielleicht entstehen so auch Kontakte auf der Ebene der

Eltern.

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Kontakte durch die Jugendlichen des Projektes 1260 e.V.

Jugendliche des Alternativen Jugendprojektes 1260 e.V. (Horte) bemühen

sich, die Interessen und Probleme der Bewohner/innen des Asylbewerber-

heimes aufzunehmen und diese in das Gemeinwesen der Stadt Strausberg

zu integrieren. Dieses Engagement steht exemplarisch für sehr ehrliche

und direkte Integrationsarbeit. Jeden zweiten Mittwoch treffen sich die

Jugendlichen des alternativen Jugendprojektes vor Ort mit den

Bewohner/innen des Heimes. Es besteht eine Vertrauensebene zu ca. 5-10

der dort lebenden Zuwanderern. Einige besuchen auch den Treff in

Strausberg, es gibt gemeinsame Essen und vor allem Gespräche.

Interkulturelle Öffnung der Verwaltung

Wichtiger und zumeist erster Anknüpfungspunkt der Zuwanderer ist die

Verwaltung in den entsprechenden Kommunen und auf der Ebene des

Landkreises. Um die entsprechenden Institutionen auf den Umgang mit

Zuwanderern vorzubereiten, unterbreitet die RAA Angebote15, die die

interkulturellen Fähigkeiten der entsprechenden Mitarbeiter/innen beför-

dern sollen. Diese Angebote beziehen sich nicht ausschließlich auf die

Verwaltung – im Fokus stehen auch die Bildungs- und Einrichtungen der

Kindertagesbetreuung. Die Entwicklung und Etablierung von Institutionen

übergreifenden Vorhaben soll sich dabei besonders an der spezifischen

Situation und den Bedarfslagen der Bildungseinrichtungen und der jewei-

ligen Gemeinden orientieren.

Seit dem Jahr 2008 wird die Verwaltung der Gemeinde Neuhardenberg

von der RAA begleitet, auch das Amt Lebus hat diesbezüglich sein

Interesse geäußert. Es wird seitens der RRA zudem versucht, im Amt

Märkische-Schweiz, in dem auch das Asylbewerberheim angesiedelt

wurde, einen solchen Prozess zu initiieren. Die Akteure der RAA sind in

Hinblick auf Schulungsangebote zur Vermittlung von interkulturellen

Fähigkeiten und Kompetenzen als treibende Kraft einzuordnen.

Es werden zudem unterstützende Angebote, von den Migrations-

fachdiensten (vor allem der Caritas) im Bereich der frühkindlichen Bildung

realisiert. Hier erfolgt eine Zusammenarbeit mit der Kita Tausendfüßler in

Strausberg sowie mit einer Kita in Neuenhagen und Bralitz.

15 Dazu vertiefend: http://www.raa-brandenburg.de/ProjekteProgramme/InterkulturelleKompetenzimLandBrandenburg/tabid/146/Default.aspx

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4. Fallbeispiele

Im Folgenden sollen zwei Fallbeispiele Integrationsprozesse und Integra-

tionsarbeit im Landkreis verdeutlichen. Zum einen geht es um die

Integration (Zuweisung) von Spätaussiedler/innen in die Gemeinde

Neuhardenberg zum anderen um die Implementierung eines Integrations-

konzeptes in den politischen Prozess der Stadt Strausberg. Es werden

somit auch zwei sehr unterschiedliche Ebenen beleuchtet – die dennoch

als exemplarisch einzustufen sind.

4.1 Die Geschichte der Spätaussiedler in Neuhardenberg

Befasst man sich mit Zuwanderungs- und Integrationsprozessen im

Landkreis Märkisch-Oderland, so erfährt man sehr schnell von der kleinen

Gemeinde am Rand des Oderbruchs, die auf eine große und bewegte

Geschichte zurückblicken kann. Im jüngeren Teil dieser bewegten und

nicht immer einfachen Vergangenheit nehmen Spätaussiedler/innen eine

zentrale Rolle ein. Im Zuge der staatssozialistischen Transformation folgte

die Abwicklung der militärischen Nutzung des nahen Militärflugplatzes;

dies führte zu überproportionaler Abwanderung und immensem Leerstand

im Ort. Diese Kapazitäten wurden dazu genutzt, die zugewiesenen Spät-

aussiedler/innen unterzubringen, „man hat auch gehofft, dass es eine

weitere Nutzung des Flughafens geben wird und dann Arbeitsplätze und

ein Integrationsprozess entstehen – dies ist aber nicht so gekommen“.

Zuwanderung auf Zuweisung

Der Zuzug der Spätaussiedler/innen erfolgte, „sehr massiv“ initiiert durch

den Landkreis, die Kommune wurde in diesen Prozess weitestgehend nicht

einbezogen. Dennoch war dieser immense Zuzug auch für die Kommune

von Vorteil; die finanziellen Zuweisungen stiegen wieder. Das sozial-

strukturelle Gefüge geriet aus dem Gleichgewicht, die ohnehin

fragmentierte Sozialstruktur des Ortes wurde um eine weitere soziale

Gruppe ergänzt, „wir waren schon zu DDR Zeiten ein gespaltenes Dorf –

Alteingesessene und Armee, wir haben hier kein wirkliches Zusam-

menleben, das macht die Sache noch komplizierter. Die Situation wäre

eine andere gewesen wenn die Zuwanderung in ein intaktes Gemeinwesen

erfolgt wäre“.

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Berührungspunkte

Die Unterbringung der Spätaussiedler/innen in einer Plattenbausiedlung

am Rande des Ortes war und ist für die Integration der Neu-

Neuhardenberger nicht förderlich, „durch den massiven Zuzug auf einen

Fleck sind die Deutschen dann ausgezogen, sodass sie dann noch mehr

allein waren“. Die Neugliederung der sozialen Grundsicherung im Zuge der

Hartzreformen führte zudem dazu, dass das Sozialamt nicht mehr im Ort

ist. Ein wichtiger Anknüpfungspunkt zu den Spätaussiedler/innen für die

kommunalen Akteure ging somit verloren. Generell betrachtetet sehen

viele der Zugewanderten den Ort lediglich als Zwischenstation – wer kann,

geht weg. Es verhärtet sich somit ein Kern von Zuwanderern, die aus den

verschiedensten Gründen bleiben: mangelnde Sprachkenntnisse, keine

Perspektiven auf dem (westdeutschen) Arbeitsmarkt oder keine An-

knüpfungspunkte zu Verwandten oder Bekannten in anderen Regionen der

Republik.

Was die Kindertagesbetreuung und die Grundschule im Ort betrifft, so ist

in beiden Fällen das Amt der Träger der Einrichtungen. Für kommunale

Integrationsarbeit bleibt jedoch wenig Spielraum, „es gibt Vorgaben und

wir müssen sie umsetzen.“

Aktuell stammen zehn der insgesamt 99 Kinder in der Kindertages-

betreuung im Ort aus Spätaussiedlerfamilien – ein Kind in jedem Jahr-

gang, im Alter zwischen einem und zehn Jahren.

Integration auf Zuweisung?

Generell lässt sich festhalten, dass es vielfältige Bemühungen gab und

gibt, um die Spätaussiedler/innen in das örtliche Gemeinwesen zu inte-

grieren. Es gibt einen freien Träger, der sich engagiert darum bemüht,

Angebote im Freizeitbereich vorzuhalten – auch die örtlichen Sportvereine

sind auf die Jugendlichen Spätaussiedler/innen zugegangen, „Es gab

Versuche sie in Sportvereine zu integrieren, das hat jedoch nicht

funktioniert – es lag nicht daran, dass man keine Hand gereicht hat, es lag

vielmehr daran, dass man sich bedrängt gefühlt hat. Jeder wollte plötzlich

etwas, jeder wollte sich kümmern, Einzelne haben Angebote ange-

nommen. Es ist aber auch nicht als Problem wahrgenommen worden.“

Auch in Neuhardenberg wurde vielfach ein Zugang zu den Zuwanderern

geschaffen, indem bestimmte Stellen durch Personen mit einer Zuwan-

derergeschichte besetzt wurden. Aktuell gibt es eine Kommunalkombi-

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stelle im Bereich der Seniorenarbeit, die von einer Aussiedlerin besetzt

wird, „die Älteren sind auch eher integriert.“

Zusammenfassung – Problemlagen

„Die Spätaussiedler, die dazugekommen sind, haben auch noch mal eine

eigene Farbe mitgebracht. Zehn Prozent der Bevölkerung sind heute hier

Spätaussiedler und das ist schon eine ganz schöne Größenordnung. Das

prägt dann ein Dorf doch. Wobei ich noch nicht sehe, dass das Dorf sieht,

was auch für Chancen da drin liegen."16

Das hier vorliegende Zitat beschreibt eine zentrale Problemlage sehr

treffend – im Kontext dieser Arbeit wird diese Kategorie mit der Offenheit

der Aufnahmegesellschaft beschrieben. Zuwanderung wird vielfach nicht

als Potenzial erkannt. Im Fall der Gemeinde Neuhardenberg summieren

sich zudem die sozialen Problemlagen, im Vergleich zum gesamten

Landkreis überproportional. Im Jahr 2004 erhielten 10 Prozent der

Einwohner Sozialhilfe – im Landkreis MOL gesamt 3,4 Prozent. Die

Ausgaben für Sozialhilfe sind in der Gemeinde von 1995-2004 um 329

Prozent angestiegen (vgl. Hädicke 2006).

Ein Teil dieser hohen Ausgaben lässt sich dabei auf die Aussiedler/innen

zurückführen, der größere Teil jedoch auf sozial schwache Bevölkerungs-

gruppen deutscher Herkunft. Es bleibt somit wenig Spielraum für Inte-

grationsarbeit. Es mangelt an finanziellen Mitteln und vor allem an

Kompetenzen in der Bevölkerung, was vor allem mit dem immensen

Abfluss von Humankapital im Zuge des Schrumpfungsprozesses erklärt

werden kann.

16 Das Zitat entstammt aus der Diplomarbeit: Marxwalde – Neuhardenberg Vom sozialistischen Vorzeigeort zum sozialen Brennpunkt. (Hädicke Stefan, Juni 2006 – integrierter Studiengang Sozialpädagogik/Sozialarbeit, Universität Siegen)

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4.2 Das Integrationskonzept der Stadt Strausberg

Am 4. Oktober 2007 beschloss die Stadtverordnetenversammlung der

Stadt Strausberg ein Integrationskonzept für die Stadt. Dem Konzept

vorangestellt war ein langer Initiierungs- und Erarbeitungsprozess: Im

Jahr 2004 wurde im Arbeitskreis Strausberg eine Arbeitsgruppe zur

Erarbeitung eines Integrationskonzeptes gegründet. Ein erster Entwurf lag

ein Jahr später vor. Die Überarbeitungsphase dauerte wieder etwa ein

Jahr. Ende des Jahres 2006 wurde der Entwurf des Integrationskonzeptes

an die Stadtverwaltung übergeben, welche dieses wiederum am Ende des

folgenden Jahres beschloss. Grundsätzlich verfolgten die Initiatoren mit

der Erstellung des Konzeptes, dass die Bürger/innen der Stadt Zuwan-

derung in ihrem Ort wahrnehmen und in der Stadt ein integrationsoffenes

Klima entsteht.

Inhalte des Konzeptes

Das Konzept führt mit einer Zielstellung an die Thematik heran und

definiert erste Schwerpunkte für die Integrationsarbeit in der Stadt.

Folgend hierzu ein verkürzter Auszug:

� Leitbilddiskussion und Verankerung der interkulturellen Öffnung in

Leitbild

� Zielbestimmung, Entwicklung von Leitlinien und Evaluationskriterien

� Veränderung von strukturellen und institutionellen Rahmenbeding-

ungen

� Bedürfnisanalyse und Bestandsaufnahme der interkulturellen Arbeit

� Trägerübergreifende Kooperation und Vernetzung

Es folgen die Bestimmung von Handlungsfeldern für die Integration, mit

der Aufnahme beginnend über verschiedene Förderformen für den Sprach-

erwerb, Bildungsmöglichkeiten und andere Möglichkeiten der gesell-

schaftlichen Partizipation. Schließlich bündelt die Konzeption alle wichtigen

Ansprechpartner/innen zum Thema Zuwanderung und verweist auf beste-

hende Fachdienste in der Stadt und im Landkreis.17

17 Dazu vertiefend Integrationskonzept der Stadt Strausberg, online verfügbar unter: http://www.stadt-strausberg.de/neu/cms/upload/pdf/aktuelles/integrationskonzept_beschluss_.pdf

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Die Implementierung des Konzeptes in Praxis und Diskurse

Strausberg verfügt somit als einziger Ort im Landkreis über ein Inte-

grationskonzept. Die Konzeption stellt keine Selbstverständlichkeit dar.

Der Prozess wurde aus der Trägerlandschaft der Stadt und von Akteuren

der Zivilgesellschaft angestoßen, die Stadtverwaltung wurde infolgedessen

für die Thematik sensibilisiert. Eine Weiterentwicklung – die auch von den

Autoren für notwendig erachtet wird – ist ausgeblieben. Konkret wären

weiterführende Schritte infolge einer Bedarfsanalyse notwendig, um über

eine Zustandsbeschreibung hinweg zu verfahren.

Der Prozess steht somit exemplarisch für die Diskrepanz zwischen poli-

tischer Konzeption und sozialer Praxis. Im Kontext der Gespräche, die zum

Entstehungsprozess und zur Umsetzung des Konzeptes geführt wurden,

entstand zudem der Eindruck, dass Zuständigkeiten, was die Integrations-

arbeit vor Ort betrifft nicht immer klar organisiert sind. Es fehlt ein fester

Ansprechpartner/in innerhalb der Stadtverwaltung, der Kompetenzen und

Informationen bündelt. Zum Teil gab es infolge des Integrationskonzeptes

einen Rücklauf, der auch besagte, dass es keine integrationsbedingten

Probleme gebe – etwa von den Schulen der Stadt. Eine weitere Gemenge-

lage deutet darauf hin, dass sich Problemlagen überlagern, „da kommen

die integrationsbedingten an zehnter Stelle“.

Es ist zudem festzuhalten, dass sich innerhalb der Trägerlandschaft und

anderen Akteuren, etwa aus dem Bildungsbereich, Mechanismen entwick-

elt haben, die die Problemlagen - in Eigenregie - durchaus kompetent

anpacken und zu lösen vermögen.

Zusammenfassung

Es ist an dieser Stelle nochmals zu erwähnen, dass mit dem Integrations-

konzept ein wichtiger Schritt begangen wurde. Die Zivilgesellschaft hat die

Thematik in die politische Arena transferiert, eine nachhaltige

administrative Verankerung ist jedoch ausgeblieben. Hier gilt es

anzuknüpfen, um die Thematik auf eine breite gesellschaftliche Basis zu

stellen. Vor allem gilt es, nachhaltige und langfristige Strukturen zu

schaffen – jenseits von zivilgesellschaftlichen Arbeitskreisen, deren En-

gagement es nicht überproportional zu beanspruchen gilt.

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4.3 Übersicht der Fachdienste im Landkreis

Migrationsfachdienste im Landkreis Märkisch-Oderland

Sozialpark MOL e.V. Caritasverband für

das Erzbistum Berlin

e.V.

Diakonisches

Werk

Seelow

Caritasverband für

das Erzbistum Berlin

e.V.

Regionale

kreisfinanzierte

Beratung für Zuwanderer

Bundesgeförderte

Migrationserst-

beratung für

Neuzuwanderer

Bundesgeförderter

Jugend-

migrationsdienst

Überregionale

landesfinanzierte

themenspezifische

Beratung für

Asylsuchende, Geduldete

und Kriegsflüchtlinge nach

LAaufnG Quelle: Zuarbeit der Fachdienste.

Regionale kreisfinanzierte Beratung für Zuwanderer

Die soziale Beratung für diesen Personenkreis umfasst insbesondere:

� Unterrichtung der Asylsuchenden und anderen Flüchtlingen über ihre

Situation in der Bundesrepublik

� Orientierungshilfen im täglichen Leben, Unterstützung bei Kinder-

betreuung und Freizeitgestaltung, soweit sie nicht durch die Betreu-

ung in den Gemeinschaftsunterkünften gedeckt werden

� Angebote zur Beratung und Hilfe in besonderen Lebenslagen

(unterstützt durch die überregional tätigen Dienste für besondere

Beratungsbedarfe)

� Hilfe bei der Bewältigung psychosozialer und familiärer Schwierig-

keiten, Konflikt- und Krisenmanagement

� Förderung der Rückkehrbereitschaft und Unterstützung rückkehr-

bereiter Flüchtlinge

Träger

Sozialpark Märkisch-Oderland e.V.

Am Annatal 57, 15344 Strausberg

Tel./Fax 03341/471381

[email protected]

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Bundesgeförderte Migrationserstberatung (MEB)

Die Migrationserstberatung soll den Integrationsprozess bei Zuwanderern

innerhalb der ersten drei Jahre nach der Einreise bzw. nach Erhalt eines

gesicherten Aufenthaltes initiieren, steuern und begleiten.

Die Integrationsförderung soll durch bedarfsorientierte Einzelfallbeglei-

tung/Case- Management erfolgen. Die übergreifenden Ziele der indivi-

duellen Förderung und Begleitung durch die MEB sind:

� Stärkung der Fähigkeiten, Fertigkeiten und

Problemlösungskompetenzen der Klient/innen

� Verbesserung der Integration

� Stärkung der Fähigkeiten zur Lebensplanung und Krisenbewältigung

der Klient/innen

� Nutzung der Ressourcen anderer sozialer Dienste

� Organisation materieller Hilfen

� Weitere Schwerpunkte der MEB bilden die sozialpädagogische

Begleitung während der Integrationskurse, die Netzwerkarbeit sowie

die Mitwirkung bei der interkulturellen Öffnung.

Träger

Überregionale landesfinanzierte themenspezifische Beratung für

Asylsuchende und Geduldete

Die Beratungsstelle in Strausberg ist ein Teil der überregionalen

Beratungsstelle für die Landkreise Märkisch-Oderland, Oder-Spree und

Dahme-Spree sowie die Stadt Frankfurt (Oder). Im Nachfolgenden werden

die Ziele der überregionalen Beratung verdeutlicht:

Caritasverband für das Erzbistum Berline.V.

Region Brandenburg Ost

Caritasberatungszentrum Strausberg

Große Str. 12, 15344 Strausberg Tel.:03341/ 311784

FAX: 03341/ 3901059

[email protected]

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� Wahrung eines kontinuierlichen, schlüsselunabhängigen Beratungs-

angebotes für Flüchtlinge im Land Brandenburg, dass sich am

Bedarf der Flüchtlinge und an den regionalen Gegebenheiten

orientiert

� Kompetente Ergänzung des regionalen Beratungsangebotes durch

die Abdeckung besonderer Beratungsbedarfe

� Verbesserung der psychosozialen Situation von Flüchtlingen, sowie

Minderung und Beseitigung von Notlagen

� Verbesserung der Wahrnehmung von Rechten und Pflichten in Asyl-

und ausländerrechtlichen Verfahren

� Unterstützung der Flüchtlinge bei der Suche nach

Lebensperspektiven

� Abbau von Barrieren beim Zugang zu anderen Beratungsdiensten

� Stärkung des Selbsthilfepotenzials

� Stärkung der Kompetenzen von ehrenamtlich Tätigen und

Unterstützung des Engagements

Die Aufgaben der überregionalen Beratungsstellen sind:

� Spezialisierung auf die Beratung im AsylVerfG und AufenthG

� Beratung in besonders schwierigen Lebenslagen

� Beratung in Härtefällen

� Ansprechpartner für Ehrenamt, Initiativen und Projekte

� Anbindungspunkt für Projekte z.B. nach den Richtlinien des EFF

� Mitarbeit in Migrationsfachdiensten

� Öffentlichkeitsarbeit, Gremienarbeit

Träger

Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V.

Region Brandenburg Ost

Caritasberatungszentrum Strausberg

Große Str. 12, 15344 Strausberg Tel.: 03341/ 311784

FAX: 03341/ 3901059

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Jugendmigrationsdienst (JMD)

Die Einzelberatung folgt wie bei der MEB dem Arbeitsprinzip des Case-

Management. Die Bausteine der Beratung sind daher im Wesentlichen mit

denen der MEB identisch. Der Beratungsansatz der JMD ist jedoch

jugendspezifisch ausgerichtet: Beratungssituationen sind geprägt von der

Suche der jugendlichen Klienten/innen nach Orientierung in allen

Lebensbereichen. Vor diesem Hintergrund ist die professionelle Rolle der

sozialpädagogischen Berater/innen eine andere als im Umgang mit

Erwachsenen. Die Berater/ innen müssen über spezifische Informationen

verfügen, z.B. Kenntnisse der lebensalterspezifischen Problemlagen, be-

sondere Kenntnisse der Arbeitsmarkt- und Ausbildungssituation

Jugendlicher in der Region, aktuelle Informationen über Förder-

möglichkeiten und Maßnahmen zum Berufseinstieg (Maßnahmenkatalog

der Jugendberufshilfe). Zudem erfordert die Arbeit mit Jugendlichen

besondere Kommunikationskompetenzen. Sie benötigen eine andere Art

der Ansprache als Erwachsene, um ein Vertrauensverhältnis zur

beratenden Person aufzubauen, sich auf einen kontinuierlichen

Beratungsprozess einzulassen und sich zu selbstständigen Schritten in

Richtung Beratungsziel motivieren zu lassen.

Die Durchführung von Gruppenangeboten (z.B. Berufsorientierung,

Bewerbungstraining, Drogen- und Gewaltprävention) ist ein weiteres

wichtiges Merkmal der jugendspezifischen Ausrichtung der Dienste. Neben

der Beratung und Durchführung eigener Gruppenangebote

Zielgruppen des JMD sind:

� neu zugewanderte Jugendliche und junge Erwachsene im nicht mehr

schulpflichtigen Alter mit Daueraufenthaltsperspektive – zeitnah

nach der Einwanderung;

� Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshinter-

grund vom 12. Bis zum 27. Lebensjahr;

� Dienste, Einrichtungen, ehrenamtliche Initiativen, Behörden und

Netzwerke und die Bevölkerung im Gemeinwesen, im Sozialraum

der Jugendlichen;

Die Ziele der Beratung können wie folgt umrissen werden:

� Verbesserung der Integrationschancen durch eine individuelle Integrationsförderung;

� Förderung von Chancengleichheit junger Migrantinnen und

Migranten gegenüber gleichaltrigen einheimischen Jugendlichen;

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� Förderung der Partizipation von zugewanderten jungen Menschen in

allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens

� Aufgabe des JMD ist außerdem die Beförderung der interkulturellen

Öffnung der Einrichtungen und Dienste, die für jugendliche

Zuwanderer/innen relevant sind.

Träger

5. Empfehlungen und Fazit

5.1 Ein Plädoyer zur Regionalisierung der Integrationsarbeit

Die Analyse der Zuwanderungsprozesse im Landkreis hat ergeben, dass

sich Zuwanderung und die entsprechenden Integrationsaufgaben auf

einige zentrale Orte im Landkreis konzentrieren. Es ist anzunehmen, dass

sich diese Konzentrierung fortsetzt, vor allem nach Strausberg. Zum einen

erfolgt eine Zuweisung von Asylbewerber/innen und Flüchtlingen in

Wohnungen des Ortes, zum anderen ist die Stadt attraktiv durch ihre

Infrastruktur und ihre Berlin nähe. Dennoch sollten andere Orte nicht

außer Acht gelassen werden. Hier gilt es die Analyse zu vertiefen – dies

konnte im Rahmen dieses Gutachtens nicht allumfassend geleistet

werden. Vor allem die Lebensbedingungen der noch im Landkreis

lebenden Spätaussiedler/innen gilt es hierbei zu analysieren; dies betrifft

vor allem die Orte Neuhardenberg und Seelow, aber auch Bad Freienwalde

und Rüdersdorf.

Kompetenzen vor Ort bündeln

Auf Bundes- und Landesebene existieren Integrationspläne und –Konzep-

tionen – diese erreichen jedoch in den wenigsten Fällen die kommunalen

Akteure, bzw. sind diese für sie nicht von Relevanz. Die Bürger/innen vor

Diakonisches Werk Oderland-Spree e.V.

Feldstr. 3 15360 Seelow

Tel.: 03346 / 896918

FAX: 03346 / 896919

[email protected]

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Ort erreichen diese Konzeptionen zumeist nicht. Dieses Defizit lässt sich

nur durch eine Regionalisierung der Integrationsbemühungen und –Aufga-

ben schließen – angepasst an die sehr unterschiedlichen Konstellationen

und Zuwanderungsgeschichten in den entsprechenden Orten.

Zu Beginn sollte eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Thematik

stehen und eine Vernetzung der beteiligten Gruppen und Akteure ange-

regt werden. Zur Initiierung solcher Prozesse kann Hilfe eingefordert

werden – über Kompetenzen und Methoden verfügen beispielsweise die

Mitarbeiter/innen der RAA und der Mobilen Beratungsteams sowie die

Fachdienste im Landreis.

Arbeitskreise können solche Prozesse anregen – zur Verstetigung müssen

Aufgaben klar verteilt werden, eine administrative Verankerung sollte

diesbezüglich angestrebt werden. Auch in Anbetracht chronisch finanz-

schwacher Städte und Kommunen sollte die Integrationsarbeit nicht als

freiwillige Zusatzaufgabe verstanden werden – was zumeist dazu führt,

dass die Erfüllung dieser Aufgaben im Bereich der Trägerlandschaft und

Wohlfahrtspflege gesehen wird. Verfehlte Integration verursacht soziale

und ökonomische Verwerfungen – und somit auch Kosten. Dem kann

durch fortwährende Integrationsarbeit entgegengewirkt werden. Zuwan-

derung bürgt kulturelle und ökonomische Potenziale, die es zu befördern

gilt. Gerade die Berlin fernen Gebiete des Landkreises sind langfristig auf

Zuwanderung angewiesen, auch um die dortige Infrastruktur aufrecht-

zuerhalten.

5.2 Empfehlungen an den Landkreis

Auf der Ebene des Landkreises sollte ein differenzierter Blick auf Zuwan-

derungsprozesse entwickelt werden – auch hier unter der Prämisse,

Chancengleichheiten zu gewährleisten. Wege hin zu einer sozialräumlichen

Berichterstattung und Analyse wurden aufgezeigt, gerade was den so

wichtigen Bereich der frühkindlichen und schulischen Bildung betrifft.

Es ist zudem ratsam und zeitgemäß, bei der statistischen Erfassung der

Personengruppe der Zuwanderer das Merkmal „Ausländer“, was lediglich

auf eine nicht-deutsche Staatsbürgerschaft hinweist, wo immer es möglich

ist, durch das Merkmal „Migrationshintergrund“ zu ersetzen – so lassen

sich beispielsweise auch die Integrationsprozesse der Spätaus-

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siedler/innen verfolgen. Die Landes- und Bundesstatistik führt diese

Merkmalsführung stückweise ein; diesen Prozess gilt es zu beobachten

und zu implementieren. Die Erhebung der Mikrozenzusdaten (2005) für

das Land Brandenburg haben gezeigt, dass ca. 6 Prozent der in

Brandenburg lebenden Bevölkerung über einen Migrationshintergrund

verfügen – übernimmt man diese 6 Prozent für den Landkreis MOL, ergibt

dies eine Zahl von ca. 11.400 Personen. Daraus lässt sich durchaus

ableiten, dass Personen mit einer Zuwanderungsgeschichte in MOL eine

signifikante Größe bilden.

Sozialen Segregationsprozessen entgegenwirken

Was passiert eigentlich in den Plattenbausiedlungen in und am Rande ost-

deutscher Kleinstädte? So oder ähnlich müsste die Fragestellung lauten,

der man zukünftig verstärkt Aufmerksamkeit widmen muss.

Bunte Fassaden und begrünte Rabatten überdecken oftmals die sozialen

Problemlagen, die sich in diesen Vierteln überlagern – im Kontext von

Zuwanderung sei dieser Sachverhalt genannt, da diese Wohngebiete auch

die neue Heimat der meisten Zuwanderer bilden - in Strausberg und

Neuhardenberg, sicherlich auch in Seelow, Rüdersdorf und anderswo im

Kreis. Zuwanderungsprozesse konzentrieren sich somit auf der einen Seite

– Integrationsprozesse erschweren sich auf der anderen. Für die Belange

der Zuwanderer ist zumeist wenig Raum in Anbetracht wachsender

Probleme wie der allgemein stark gestiegenen Kinderarmut, die sich

beispielsweise in Essensschulden in der Kindertagesbetreuung manifes-

tiert. Handlungsoptionen für diesen Wohn- bzw. Siedlungstyp existieren

nicht. Die wachsende soziale Ungleichheit in der bundesdeutschen

Gesellschaft, die sich in der Herausbildung einer neuen „Unterschicht“

bzw. des sogenannten „Prekariats“ zeigt, findet hier ihre räumliche

Heimat.

Großprogramme wie etwa das der sozialen Stadt oder geförderte

Quartiersmanagementprojekte konzentrieren sich auf die „Problem-

bezirke“ der Großstädte. Eine detaillierte Analyse und Veröffentlichung der

sozialen Situation in den Plattenbausiedlungen in den Klein- und Mittel-

städten wäre ein Schritt dahin gehend, Hilfe einzufordern. Die soziale

Arbeit in diesen Quartieren muss nach besten Möglichkeiten ausgestaltet

werden, um eine weitere Abwertung zu verhindern.

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Die Erarbeitung eines Integrationskonzeptes?

Ein kreisweites Integrationskonzept kann die Lebensbedingungen und die

Gewährung von Chancengleichheiten für Zuwanderer verbessern. Voraus-

setzungen für eine solche Konzeption sollten eine klare Verteilung der

Kompetenzen im Bereich der Integrationsarbeit sowie Erfolgskontrolle und

Stringenz im Handeln sein. Die momentane personelle Ausgestaltung

dieses Bereiches auf der Ebene des Landkreises erschwert diese

Bedingungen. Integrationsaufgaben sind im Bereich der Behinderten-,

Gleichstellungs- und Ausländerbeauftragten angesiedelt.

Ein Blick auf den Landkreis Barnim zeigt, dass Kompetenzen so

angesiedelt werden können, dass genug Raum für die Integrationsarbeit

entsteht – der Landkreis verfügt über eine Beauftragte für Migration und

Integration. Bereits im Jahr 2007 wurde ein Handlungskonzept18

erarbeitet, welches Schwerpunkte der integrativen Arbeit für und mit Zu-

wanderern im Landkreis definiert.

5.3 Das Asylbewerberheim

Die Situation und die Belange der Asylbewerber/innen waren und sind

immer wieder im Fokus von Arbeitskreisen und zivilgesellschaftlichen

Initiativen – das Engagement dahin gehend ist als sehr vielfältig und stark

einzuordnen. Die Situation der Asylbewerber/innen hat sich verbessert;

momentan erfolgt eine punktuelle Renovierung des Heimes, Waschräume,

Küchen, Flure und die Zimmer werden erneuert. Im letzen Jahr wurde im

Rahmen eines XENOS-Projektes (Träger KKJR) ein Grill- und Sitzplatz auf

dem Gelände gestaltet. Familien mit Kindern und vermehrt auch

ankommende Flüchtlinge werden in Wohnungen untergebracht - dies ist

eine sehr positive Entwicklung.

Die positive Entwicklung fortsetzen

Zukünftig gilt es bei bestimmten Themen die Transparenz zu erhöhen –

ein Miteinander der entsprechenden Migrationsfachdienste, was Beratung

und Betreuung betrifft, ist nicht in allen Fällen gegeben. Die gesell-

schaftliche Öffnung des Heimes kann intensiviert werden. Wenngleich

diese Aufgabe viel Beharrlichkeit verlangt – einzelne Beispiele zeigen

18 Online verfügbar unter: http://www.kreise-fuer-integration.de/barnim-etzw-integ.pdf

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auch, dass ein Integrationswille ausgehend von den Bewohner/innen nicht

immer gegeben ist. Dennoch kann das Heim mehr sein als ein Ort der

„Aufbewahrung“.

Die Bemühungen, die in den letzten Jahren eingesetzt wurden, um den

momentanen Stand zu erreichen, haben sehr viele Ressourcen gebunden.

An anderen Stellen fehlt dieses Engagement – das vorangestellte Kapitel

hat Problemlagen aufgezeigt, die eine Lösung erfordern – es ist daher als

erstrebenswert anzusehen, den Fokus vermehrt auf kreisweite Inte-

grationsprozesse zu richten.

Residenzpflicht

Die Aufhebung, bzw. die Öffnung der Residenzpflicht ist ein Dauerthema,

dessen Lösung bisher nicht erreicht wurde. Vor allem der Tatbestand, dass

es sich hierbei um ein Bundes- bzw. Landesgesetz handelt erschwert

diesen Sachverhalt. Dennoch gibt es Spielräume, auch auf Basis der be-

stehenden Gesetzestexte. Es muss an dieser unterstellt werden, dass hier

politisch, auch auf der Ebene des Landkreises, kein Handlungsbedarf

gesehen wird diese Ermessensspielräume in genügendem Maße zu nutzen.

„Als ich hierher gekommen bin, wusste ich ehrlich gesagt nicht, was

Rassismus ist. Ich habe davon in Büchern gelesen, es im Fernsehen

gesehen, aber ich wusste nicht, was das heißt. Und dann habe ich es hier

erlebt: Rassismus. Meine Erwartung an Deutschland war anders. Ich

dachte: Das ist ein demokratisches Land. Wenn man in Afrika ist, sind die

europäischen Länder Vorbild. Man denkt an Menschenrechte und das sie

dort gelten. Ich habe erwartet, dass in Deutschland das Gesetz jeden

schützt und das man Rechte hat, auch wenn man arm ist. Aber ich habe

hier etwas ganz anderes gesehen und erlebt. Wie soll ich mit Worten

erklären, was passiert ist? Ich habe keinen Traum mehr19.

Nico Pehounde, Flüchtlingsinitiative Brandenburg

19 Quelle: Selders Beate: Keine Bewegung! Die Residenzpflicht für Flüchtlinge – Bestandsaufnahme

und Kritik. Flüchtlingsrat Brandenburg & Humanistische Union (Hrsg.), Berlin 2009.

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5.4 Bildungschancen für Kinder mit Migrationshintergrund

festigen

Förderbedarfe von Kindern nehmen zu – hier gilt es zukünftig genauer

hinzuschauen und die förderrelevanten Aspekte aller Kinder und

Jugendlichen stärker zu berücksichtigen – nur so kann auch differen-

zierter auf die Belange der Zuwandererkinder eingegangen werden.

Die Zahl der Kinder aus sozial schwachen Familien hat stark zugenommen

– damit verbunden sind auch viele Probleme. So wurden im Jahr 2008

1529 Anträge zur Bezuschussung der Elternbeiträge in der Kindertages-

betreuung (Nichtschulkinder) gestellt, somit haben ca. 25 Prozent der

Eltern im Landkreis MOL eine Bezuschussung eingefordert. Im Jahr 2004

waren es lediglich 862 Anträge. Die Anzahl der Kinder, deren Eltern nicht

in der Lage sind die Kindertagesbetreuung ihrer Kinder in vollem Umfang

zu finanzieren hat sich demnach in vier Jahren verdoppelt.

Aussagen von Mitarbeiter/innen in den Einrichtungen der Kindertagesbe-

treuung und aus dem Schulbetrieb haben gezeigt, dass Kinder mit einem

Migrationshintergrund zwar in einem ähnlich komplizierten sozialem Um-

feld aufwachsen, sie jedoch Bildungschancen eher wahrnehmen. Die von

den Eltern vermittelte Motivation und der Stellenwert von Bildung sind bei

den Zuwanderern jedoch ausgeprägter.

Integrationsprozesse in der Kindertagesbetreuung befördern

Vor allem die Kitas müssen vermehrt Integrationsaufgaben übernehmen –

das Fallbeispiel einer Kita im Landkreis hat diese verdeutlicht und gezeigt,

dass diese nicht in vollem Umfang erfüllt werden können. Die Überwin-

dung von Sprachbarrieren zu den Eltern und der Spracherwerb der Kinder

sind vordergründige Aufgaben, die verbessert werden können. Erfolgt der

Spracherwerb in der Kindertagesbetreuung, stellen sich zumeist keine

integrationsbedingten Probleme im Schulbetrieb!

Es gilt zudem zu prüfen, inwieweit der Betreuungsanspruch der Kinder, die

über einen Migrationshintergrund verfügen, ausgeweitet werden kann.

Das betrifft wiederum auch alle Kinder aus sozial schwachen Familien. Wo

immer es geht, müssen hier alle Beteiligten handeln, um den Kindern

Wissen und Fähigkeiten zu vermitteln. Vermehrt geht es auch darum,

(Grund)Bedürfnisse zu befriedigen – beispielsweise was die Versorgung

der Kinder mit gesunden Nahrungsmitteln betrifft.

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Schule

Die Auswertungen der Daten aus dem Bereich der schulischen Bildung

haben gezeigt, dass es einige Schulen im Landkreis gibt, in denen Kinder

mit Migrationshintergrund eine signifikante Größe darstellen. Auch hier

sind es die Schulen in Strausberg, Seelow und Wriezen, aber auch die

Grundschule in Manschnow.

Diese Entwicklung gilt es zu begleiten und gegebenenfalls Bedarfe und

Problemlagen zu erfragen. Gerade im Bereich der Schul- und Kinder und

Jugendhilfestatistik existieren sehr aussagekräftige Datenbestände; deren

Auswertungen lassen auch Schlüsse über die räumliche Verteilung der

Zuwanderer im Landkreis zu - was wiederum gezielte Projektarbeit im

schulischen Umfeld möglich macht. Die Daten erlauben zudem einen Blick

auf die Entwicklung der Alterskohorten.

Positiv ist zu erwähnen, dass im Fall der hier beschriebene Schule ein

Netzwerk in Eigenregie aufgebaut wurde, etwa Kontaktlehrer/innen zu den

Kindertageseinrichtungen oder zu Trägern, um Hilfe bei Sprachbarrieren

einzufordern. Inwieweit andere Schulen auf Hilfe von außen zur Verbes-

serung ihrer integrativen Angebote angewiesen sind, gilt es zu prüfen.

Toleranz vermitteln

Die Institution Schule ist der Ort, wo alle Kinder und Jugendlichen erreicht

werden können. Dieses Potenzial kann stärker genutzt werden. Ein Mit-

einander auf der Ebene der Bürger/innen kann in der Schule befördert

werden. Kontakte zwischen Zuwanderern und deutschen Eltern können so

noch intensiviert werden. Wenn Kinder in einem multi-kulturellem Umfeld

lernen, ist dies als großes Potenzial zu betrachten. Dies kann stärker in die

Öffentlichkeit transferiert werden kann.

Kompetenzen im Sprachbereich bündeln

Spracherwerb und die Überwindung von Sprachbarrieren sind die vorder-

gründigen Aufgaben, die es zu bewältigen gilt. Hier können Kompetenzen

noch gebündelt werden. Beispielsweise wäre die Bildung eines Pools

hilfreich, der Personen vereint, auf die zurückgegriffen werden kann, wenn

Übersetzungstätigkeiten erfordert werden – etwa bei Elterngesprächen,

aber auch in der Verwaltung. Bei bestimmten Sprachen wie etwa Russisch

funktioniert dies bereits, bei weniger weitverbreiteten Sprachen wie etwa

Arabisch könnte ein solches Angebot viele Prozesse vereinfachen.

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Mehrsprachigkeit fördern

Der muttersprachliche Unterricht fördert die Zweisprachigkeit – hier gilt es

zu prüfen, inwieweit das Angebot der RAA ausgebaut werden kann. Hierzu

müssten die entsprechenden Kinder zusammengeführt werden. Vor allem

was die polnische Sprache betrifft, bestehen erhebliche Potenziale für den

Landkreis, die polnischen Zuwanderer bilden die größte Gruppe der

Zuwanderer im Landkreis. Die Mehrsprachigkeit diesbezüglich zu

befördern würde das Zusammenwachsen der Regionen erheblich voran-

bringen.

5.5 Entwicklung von Querschnittsaufgaben

Die Entwicklung von Querschnittsaufgaben gilt es an jenen Punkten, an

denen sich Kompetenzen überschneiden - das betrifft zum einen die

administrativen Ebenen, also vor allem zwischen den Kommunen und dem

Landkreis, aber auch innerhalb der Träger- und Projektakteure – zu bün-

deln.

Kapitel 3.3.1 hat am Bespiel der im Ort lebenden Spätaussiedler/innen

aufgezeigt, wo sich Querschnittsaufgaben entwicklen lassen. Die Zuwei-

sung und Ansiedlung der Spätaussiedler/innen erfolgte in beiderseitigem

Einvernehmen zwischen Landkreis und Kommune. Mit einer allumfas-

senden Integration dieser Personengruppe ist die Gemeinde überfordert,

welche enormen auch finanziellen Belastungen die Aufnahme mit sich

bringt, wurde dargestellt. Hier gilt es auszuloten, inwiefern Kompetenzen

so verteilt werden können, dass auftretenden Problemlagen besser gelöst

werden.

Ebenso lassen sich im Bildungs- und im Bereich der Kindertagesbetreuung

Synergien erzeugen. Dort wo sich Zuwanderungsprozesse vollziehen, gilt

es Kompetenzen zusammenzuführen – es muss dabei nicht immer darum

gehen, etwas „Neues“ zu schaffen – es gibt gute Strukturen im Landkreis.

Oft ist viel erreicht, wenn die Kommunikation zwischen den handelnden

Akteuren vor Ort, dem Bildungsbereich, den freien Trägern und dem

Landkreis befördert wird. Im Idealfall verläuft dieser Prozess so, dass

Problemlagen entgegen gewirkt wird, bevor sich diese verhärten.

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http://www.schader-stiftung.de/wohn_wandel/865.php

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Vortrag im Rahmen des 20. Internationalen DOKKYO FORUMS.

verfügbar unter:

http://www.masgf.brandenburg.de/media/lbm1.a.1333.de/japan_1207.pdf

Weiss Karin (2007): Zuwanderung in die neuen Bundesländer (erscheinen in: Woyke,

W. (Hrsg.): Integration und Einwanderung. Wochenschau Verlag, 2007, 119.140)

Verfügbar unter:

http://www.masgf.brandenburg.de/media/lbm1.a.1333.de/ib_zuwnbl07.pdf

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Statistiken

Allgemeinbildende Schulen im Land Brandenburg 2002/2003: Statistischer Bericht

B I 9 – j/03 Ergebnisse nach Verwaltungs- und Schulamtsbezirken, Amt für

Statistik Berlin-Brandenburg.

Allgemeinbildende Schulen im Land Brandenburg 2005/2006: Statistischer Bericht

B I 9 – j/06 Ergebnisse nach Verwaltungs- und Schulamtsbezirken, Amt für

Statistik Berlin-Brandenburg.

Allgemeinbildende Schulen im Land Brandenburg 2007/2008: Statistischer Bericht

B I 9 – j/08 Ergebnisse nach Verwaltungs- und Schulamtsbezirken, Amt für

Statistik Berlin-Brandenburg.

Die kleine Brandenburg-Statistik 2008: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.

Landkreis Märkisch Oderland 2009: Statistischer Jahresbericht, erarbeitet durch den

Bereich Statistik und Wahlen im Jahr 2008.

Kinder und tätige Personen in Tageseinrichtungen und öffentlich geförderter

Kindertagespflege im Land Brandenburg 2008: Statistischer Bericht K V 7 - j

/ 08, Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.

Politisch Motivierte Kriminalität ind Brandenburg – Lagebild 2008: LKA

Brandenburg, Eberswalde 2009.

Statistisches Jahrbuch 2008: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.

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100

Tabellen und Abbildungsverzeichnis

Tabelle 1: In Brandenburg lebende Ausländer nach Herkunftsland 2008. .....................12

Tabelle 2: Ausländische Bevölkerung nach Altersgruppen – LK MOL 2008. ...................16

Tabelle 3: Spätaussiedler/innen in ausgewählten Orten nach Alter – LK MOL 2008. ......17

Tabelle 4: Spätaussiedler/innen nach Geschlecht in ausgewählten Orten – LK MOL 2008.

..........................................................................................................................17

Tabelle 5: Entwicklung der ausländischen Bevölkerung im Landkreis 1998-2007. .........18

Tabelle 6: Ausländische Wohnbevölkerung LK MOL nach ausgewählten Herkunftsländern.

..........................................................................................................................18

Tabelle 7: Eingebürgerte Personen im LK MOL 2000-2007. ........................................19

Tabelle 8: Merkmalsführung in Bildungsstatistiken. ...................................................33

Tabelle 9: Beispiele regionaler Integrationsmaßnahmen. ...........................................34

Tabelle 10: Kinder mit Migrationshintergrund in Tageseinrichtungen-Brandenburg (ohne

Tagespflege). .......................................................................................................44

Tabelle 11: Kinder in Tageseinrichtungen und Sprache - LK MOL. ...............................46

Tabelle 12: Kinder mit ausländischer Herkunft eines Elternteiles und Sprache – LK MOL.

..........................................................................................................................46

Tabelle 13: Keine ausländische Herkunft eines Elternteils und Sprache LK – MOL. ........47

Tabelle 14: Ausländer- und Aussiedleranteil an ausgewählten Schulen – LK MOL 2008. 50

Tabelle 15: Ausgewählte Schuldaten des Schuljahres 2002/2003 – Brandenburg/LK MOL.

..........................................................................................................................52

Tabelle 16: Ausgewählte Schuldaten des Schuljahres 2005/2006 – Brandenburg/LK MOL.

..........................................................................................................................53

Tabelle 17: Schuldaten des Schuljahres 2007/2008 – Brandenburg/LK MOL. ................53

Tabelle 18: Schulabsolventen Schuljahr 2002/2003 – Brandenburg/LK MOL. ...............55

Tabelle 19: Schulabsolventen Schuljahr 2005/2006 – Brandenburg/LK MOL. ...............55

Tabelle 20: Schulabsolventen Schuljahr 2007/2008 – Brandenburg/LK MOL. ...............56

Tabelle 21: Schüler ohne Hauptschulabschluss/Berufsbildungsreife, Schuljahre

2003/2004, 2005/2006, 2007/2008. .......................................................................57

Tabelle 22: Schüler ohne Hauptschulabschluss/Berufsbildungsreife - Brandenburg / LK

MOL (aggregierte Daten der Schuljahre 2003/2004, 2005/2006, 2007/2008.) .............57

Tabelle 23: Übersicht muttersprachlicher Unterricht LK MOL. .....................................59

Tabelle 24: Arbeitslosenquoten (bundesweit) von Ausländern und Deutschen. .............61

Tabelle 25: Anteil der arbeitslosen Ausländer am Gesamtbestand nach Geschäftsberei-

chen LK MOL – Stand Mai 09. .................................................................................62

Tabelle 26: Arbeitslosenquoten nach Geschäftsbereichen –LK MOL Stand Mai 09. .........62

Tabelle 27: Übersicht der Kursträger für Integrationskurse - LK MOL. ........................65

Tabelle 28: Entwicklung rechtsextremer Gewalttaten in Ostdeutschland 2008. .............75

Tabelle 29: Politisch motivierte Kriminalität (rechts) – Bereich Polizeipräsidium Frankfurt

(Oder) im Jahr 2008 - Fallzahlen und Aufklärungsquoten. ..........................................77

Abbildung 1: Ausländische Bevölkerung in Brandenburg nach Altersgruppen 2008. .......12

Abbildung 2: zur Identität von jungen Spätaussiedler/innen. .....................................73