idea spektrum schweiz 15/2012

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt www.ideaschweiz.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Reklame 7 Passionszüge: „Kreuzigung“ löst an Ostern einige Irritationen aus 8 Diakonie: Hausgemeinschaft Riehen erhält Gesundheitspreis 9 Bene Müller: Berner Familienband führt mit Jazz in Gottes Anbetung 11 Hans-Ulrich Bigler: Gewerbeboss über die Agitationen gegen Israel 21 Grab Jesu: Wo die Archäologie die Berichte aus der Bibel bestätigt 28 Reinhold Ruthe: Seelsorgerliche Schritte zu einem Leben mit Sinn 15 12. April 2012 Glücklich sein im Altersheim Markus Schaaf über Lebensqualität in der Heimstätte Rämismühle und einen sinnvollen Lebensabend Seite 4 Inselcoaching: WERDE DER DU BIST mit Dan und Karin Schmid 4 Tage in Lanzarote: 7.–10. Mai 2012 19./20.4.2012 Mitarbeiter fördern und fordern 21./22.6.2012 Strategiemanagement Weitere Seminare: www.vegetabilis.ch

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt mit Fokus auf die Schweiz und Deutschland.

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Page 1: Idea Spektrum Schweiz 15/2012

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt www.ideaschweiz.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

Reklam

e

7 Passionszüge: „Kreuzigung“ löst an Ostern einige Irritationen aus

8 Diakonie: Hausgemeinschaft Riehen erhält Gesundheitspreis

9 Bene Müller: Berner Familienband führt mit Jazz in Gottes Anbetung

11 Hans-Ulrich Bigler: Gewerbeboss über die Agitationen gegen Israel

21 Grab Jesu: Wo die Archäologie die Berichte aus der Bibel bestätigt

28 Reinhold Ruthe: Seelsorgerliche Schritte zu einem Leben mit Sinn

15 12. April 2012

Glücklich sein im AltersheimMarkus Schaaf über Lebensqualität in der Heimstätte Rämismühle und einen sinnvollen Lebensabend Seite 4

Inselcoaching: WERDE DER DU BIST mit Dan und Karin Schmid4 Tage in Lanzarote: 7.–10. Mai 2012 19./20.4.2012 Mitarbeiter fördern und fordern21./22.6.2012 Strategiemanagement Weitere Seminare: www.vegetabilis.ch

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2 I nser at e

idea Spektrum 15.2012

Raum genug für Ihre Kirche.

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> 57 Seminar-, Plenums- und Gruppenräume

> Modernste audiovisuelle Einrichtung

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idea Spektrum 15.2012

GRÜ e zi 3

BiBlischEin Lieblingsbibelwort von Roland Beat Diethelm, Pfarrer in Zürich-Wipkingen und Autor der Kolumne «Heiliger Bim-bam» im «Blick am Abend»: 

«Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der herr über die, die ihn fürchten. Denn er weiss, was für ein Gebilde wir sind; er gedenkt daran, dass wir staub sind.» (Psalm 103, 13f )

«Was wir für Gebilde sind! Die alte Lutherüber-setzung sagt ‹Gemächte›. Er weiss, wie wir ge-formt sind und woraus wir bestehen. Aus Staub. Aus vergänglichem Stoff. Aus dem Material, aus dem alles Leben ist. Mit seinem Begehren und Wollen, Aufspielen und Imponieren, mit seinem Träumen und Scheitern, Ermüden und Verfallen. ‹Gemächte› klingt in meinen Ohren ans Gemach an, den Ort der intimen Begegnung. Gott bildet mich, um mir nahe zu kommen. Ich finde es ein unerhört schönes Wort, ein gnädiges. Ich fühle mich angenommen und mit liebenden Augen erkannt. Dieser väterliche Gott trägt Verantwor-tung, hat mich gebildet, hat zugleich Humor und Verständnis. Er schaut von himmelweit her und ist wie ein Atemzug zugleich ganz nah.»

«in der Bibel hat man sich mit den zehn Geboten begnügt, wohl wissend, dass diese zur lösung aller Probleme nicht ausreichen. Die Politiker sollten sich an diesem Konzept orientieren und erken-nen, dass sie in einer immer komplexer werdenden Welt heillos überfordert sind, wenn sie mit einer Flut von Vor-schriften alle Probleme lösen wollen.»Kurt Schildknecht, Bankfachmann und ausser-ordentlicher Professor an der Universität Basel, in der «Weltwoche».

«spagat bis ins Grab»

Reklame

Wörtlich

Praktisch

www.igw.eduTHOMAS FEUZ

Was gibt Ihrem Leben Sinn, liebe Leserinnen, liebe Leser? Hat Ihre Antwort vielleicht mit Ostern zu tun? So in etwa: «Weil Jesus für mich gestorben und auferstanden ist.» Oder: «Ich bin ein Geschöpf Gottes, also gewollt und kein Produkt des Zufalls. Das gibt doch Sinn!» Hand aufs Herz: Denken wir nicht sofort an Leistung, Output? Ich leiste, also bin ich… Das schliesst nicht aus, dass man seine Arbeit gerne macht. Aber Leistung beantwortet die Sinnfrage nicht abschliessend. Warum sonst fühlen sich viele alte Menschen nutz- und wertlos, eine «Last für die Gesellschaft»?

«Alter an sich ist keine Leistung.» Der das sagte, ist 1976 geboren und heisst Daniel Bahr. Genau – auch ich kannte den Herrn nicht. Doch er ist seines Zeichens deut-scher Gesundheitsminister. Was, bitteschön, soll denn nun seine Aussage bedeuten? Denken hält jung, und so lasse ich Sie noch ein wenig darüber rätseln.

Jemand anderes hat kürzlich etwas ganz anderes gesagt. Es ist Ralph Kunz, Theologieprofessor und «Weisheitsforscher». Er sprach an der Fachtagung der Evange-lisch-methodistischen Kirche in Aarau (siehe auch «idea Spekt-rum» 14/12). Seine Bemerkungen zu Johanna Spyris Bestseller «Heidi» bleiben mir unvergessen. Heidi gab dem eigenbrötlerischen Alpöhi mit ihrer frischen, unver-dorbenen Art eine Aufgabe und (wieder) einen Sinn im Leben. Und es war die Frankfurter Gross-mama der kranken Klara, die Heidi beten lehrte: «Jeden Augen-blick zum lieben Gott hingehen und ihn um das bitten, was wir brauchen.» Ein durch-

aus sinnvoller, sinnstiftender Rat, der zeitlos Gültigkeit hat.

Im «Brennpunkt» lernen Sie einen Heimleiter kennen, der sich mit Rat und Tat für «seine» Seniorinnen und Senioren und für die Gesellschaft einsetzt. Er ist überzeugt davon, «dass Kirchen und Gemeinden das Riesenpoten-zial der über 65-Jährigen noch nicht erkannt haben.» Was emp-finden Sie bei der Lektüre der vier Porträts? Es berührt schon, wenn ein langjähriger Diener im Reiche Gottes plötzlich auf die andere Sei-te wechseln muss: Vom Prediger, Ratgeber und Sinnstifter hin zu einem Menschen, der mit Fragen, Unsicherheit und Angst konfron-tiert ist. Zunehmend machen sich «Bresten» bemerkbar, wird der Bewegungsradius eingeschränkt, der Alltag zur Qual. Und doch: Die Hoffnung ist grösser, die Osterfreude überwiegt.

Nein, alt werden ist keine Leistung. Glauben behalten bis zuletzt und nicht zweifeln an dem, was man nicht sieht, das hingegen schon. Hut ab vor Menschen, die trotz negativen Vorzeichen daran glauben, dass das Schönste noch kommt! Humor und Fantasie bis ins hohe Alter bewahren: Dazu rief Ralph Kunz auf. «Bleiben Sie sich selber! Und machen Sie weiterhin täglich einen Spagat. Von mir aus bis ins Grab!» Dranbleiben, das Beste aus einer Situation machen und die Lebensfreude behalten. Das hält uns frisch und lebendig. Bis zum letzten, zum alles entschei-

denden Schritt. Auch das ist keine eigentliche Leistung, sondern vielmehr Gnade. Wie letztlich alles im Leben.

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4 BREN N PU N K T

idea Spektrum 15.2012

«idea Spektrum»: Sie engagieren sich seit 15 Jahren als Heimlei-ter. Was fasziniert Sie an dieser Aufgabe?Markus Schaaf: In meiner Arbeit habe ich mit Menschen und ih-ren Geschichten zu tun, aber auch mit Zahlen, Technik, Strategien, Konflikten, Entwicklungen und Projekten. Jeder Tag bietet neue Herausforderungen, und es gibt keine Routine. Ich kann mir kei-ne abwechslungsreichere Arbeit vorstellen.

Vor 30 Jahren waren die Ju-gendtreffen in der Rämismühle landesweit ein Begriff. Heute liegen die Kernkompetenzen mehr auf dem Alterssegment. Wie kam es zu dieser Veränderung?Die Heimstätte Rämismühle wurde vor über 125 Jahren ge-gründet und hatte stets zwei Per-sonengruppen im Fokus: Die einen kamen für eine kurze Zeit zur Erholung, die andern blieben als «Dauergäste» bis zu ihrem Le-bensende. Parallel zum Heimbe-trieb fand während vielen Jahren das Jugendtreffen statt. Dieser Anlass wurde von einem eigenen

Trägerkreis organisiert. Das Heim stellte die Infrastruktur, zum Bei-spiel Terrain und Übernachtungs-möglichkeiten zur Verfügung.

Wie würden Sie die wesentlichen Änderungen der letzten 20, 30 Jahre zusammenfassen?Die allgemeinen Trends der Ge-sellschaft wie Individualität und Mobilität machen auch vor der älteren Generation nicht Halt. Die betagten Menschen getrauen

sich heute eher, ihre Ansprüche und Wünsche zu formulieren, als dies noch vor dreissig Jahren der Fall war. Die Suche nach einem geeigneten Heimplatz geschieht kritischer. Ich finde diese Ent-wicklung gut. Sie zwingt die Men-schen, über ihre Erwartungen und Ansprüche nachzudenken.

Wie lauten Ihre Maximen für einen sinnvollen Lebensabend im Heim?Wer sich früh genug mit dem The-ma «Heim» auseinandersetzt, hat die grössten Einflussmöglichkei-ten auf Ort, Zeit und Umstände eines Heimeintritts. Der geplante Eintritt in ein Alters- oder Pflege-heim schafft Entlastung und da-mit auch Zeit für die Dinge, die einem wichtig sind.

Was macht die Institution «Rämismühle» speziell?Die Heimstätte Rämismühle soll ein Ort sein, an dem sich die Menschen wohlfühlen, sei es als Heimbewohner, als Angehörige oder als Feriengäste. Besondere Beachtung schenken wir dem Be-dürfnis nach Gemeinschaft, zum Beispiel mit den gemeinsamen

Mahlzeiten. Zudem schätzen vie-le unser Angebot, dass sie jeden Tag eine Andacht besuchen kön-nen – wenn sie das wollen.

Glücksforschung ist in. Kann man im hohen Alter überhaupt noch glücklich sein?Eine Studie des Nationalfonds untersuchte die relevanten Fak-toren, die dazu beitragen, dass Menschen im Alter glücklich sind. Die Antworten waren für einige Soziologen höchst er-staunlich: Die Frage nach dem Sinn des Lebens muss geklärt sein, es braucht eine Bejahung des persönlichen Älterwerdens und einen Frieden mit der eige-nen Lebensgeschichte. Ich kenne alte Menschen, die mir auf allen drei Gebieten grosse Vorbilder sind. Und es sind oft Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens gelebt haben.

Wie schätzen Sie als Profi die demografische Entwicklung in den Industrieländern ein?«Demographischer Wandel» be-deutet, es werden mehr Menschen älter, als jüngere nachkommen.

Bilder: idea/tf

Maurers buchstabieren gemeinsam die «L» Emil und Mar-tha Maurer (sie-he das Front-bild) be zeich- nen sich als «Lehr linge». Sie sind vor gut ei-

nem Monat ins Altersheim eingezo-gen. Emil Maurer war Chrischona-prediger und Jugendsekretär der Chrischonagemeinden. Das Ehe-paar leitete zudem während 13 Jah-ren das «Bergli» in Oberrieden ZH. Sie zogen während eines langen Lebens im Dienst für Gott und Menschen mehrmals um. «Gott hatte es immer gut gemacht, auch wenn wir es im Moment nicht gleich erkannten», sa-gen sie. «Nur jetzt ist es nicht mehr so gut.» Der neue Lebensabschnitt und die völlig neue Umgebung machen den Beiden zu schaffen. Der 86-Jährige hat trotz allem sei-

nen Humor nicht verloren. Er be-zeichnet sich als Realist: «Wir sind in der Hochschule des Lebens. Ge-genwärtig sind wir am Buchstabie-ren von Tätigkeiten, die alle mit ‹l› beginnen: lose, luege, lerne, liide…» Das Schlimmste sei das Bewusstsein um die Abhängigkeit, meint Emil Maurer. Hier ist ihm seine drei Jah-re jüngere Frau eine grosse Hilfe. In einer Zimmerecke steht eine elekt-ronische Leseeinrichtung, darunter die letzte Ausgabe des «idea Spek-trum». Emil Maurer liest viel, auch wenn es ihm grosse Mühe bereitet.Maurers Lieblingslied heisst «Stark ist meines Jesu Hand», ihr Lieblings-bibelvers steht in Römer 15,4 ff: «Nehmt einander an, so wie Chris-tus euch angenommen hat.» Dazu haben sie jetzt Zeit. Und sie nehmen sie sich, mit einer Portion gesundem Humor. Und viel, viel Gottvertrauen.

Von den glücklichsten Jahren der Hedi LexNiemand würde ihr die 93 Jahre ansehen! Hedi Lex ist in Wald im Zürcher Ober-land aufgewach-sen und war viel

in der Natur unterwegs. Sie schätzt die Spazierwege in der näheren Umgebung, auch wenn sie mit dem Rollator nicht mehr so beweglich ist. Seit gut zwei Jahren wohnt die aufgestellte Seniorin nun hier. «Das Zimmer ist nicht überladen. Ich musste mich von vielem trennen. Aber es ist mir jetzt sehr wohl. Alles ist übersichtlich und geordnet.» Nach dem Tode ihres Mannes leb-te die dreifache Mutter während 25 Jahren allein. «Das kam mich hart an», schaut sie zurück. Dann die Überraschung: Sie bekam nach so langer Zeit wieder Kontakt zu

ihrem einstigen «Schuelschätzi». Gemeinsam unternahmen sie vie-le Reisen, tauschten Erinnerungen aus. «Diese sechs Jahre gehören zu den glücklichsten meines Lebens.» Den Winter hindurch habe sie zwar schon ab und zu etwas «gjömmer-let», aber nun gehe es ihr schon wieder viel besser. Ein frohes La-chen zeigt sich auf dem Gesicht von Hedi Lex. Wünsche hat die «beken-nende Christin ohne Gemeindezu-gehörigkeit» keine mehr. «Ich habe viele schwere Zeiten gehabt, aber auch viel Schönes erlebt. Und hier habe ich alles, was ich brauche.» Dazu gehören die Andachten, die sie sich bequem im Zimmer anhö-ren kann. Oder ihr Lieblingslied, das sie früher auf ihren Wanderungen laut und froh gesungen hat: «Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren!»

LEBEN IM ALTER Der Anteil alter Menschen steigt, die Geburtenrate wird auf knapp über ein Kind pro Frau prognostiziert, «Kompensation» geschieht durch Zuwanderung. Markus Schaaf, Leiter der Heimstätte Rämismühle, ist überzeugt, dass sich Lebensqualität und Sinn im letzten Lebensabschnitt trotz veränderten Vorzeichen erhalten lassen.

Auch im Altersheim lässts sich glücklich sein

Im Dienst für die Menschen – bis hin zum letzten Atemzug: Heim-leiter Markus Schaaf.

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einem akuten Vorfall. Hier muss jeweils schnell, das heisst inner-halb von ein bis zwei Tagen, ein Heimplatz zur Verfügung stehen.

Was ist Ihnen beim Eintritt «neu-er» Pensionärinnen und Pensio-näre besonders wichtig?Wir wünschen uns, dass sich Heimbewohner möglichst bald bei uns wohl und sicher fühlen. Damit sie sich gut im Heimalltag orientieren können, haben wir eine kleine Broschüre «Heimalltag von A-Z» entwickelt, in welcher zu allen wichtigen Stichworten die betreffenden Ausführungen nach-gelesen werden können.

Was raten Sie Menschen, die Angst «vor dem Schritt ins Heim» haben?Ich finde es gut, wenn man zu diesen Befürchtungen steht. Die «Angst» wird greifbarer, wenn man versucht zu formulieren, was einem denn genau Angst macht. Die meisten Heime bieten heute Ferienzimmer an. Damit kann der Heimalltag «probeweise» er-fahren werden. Und wer sich in ei-nem Heim nicht wohlfühlt, kann selbstverständlich den Heimver-trag kündigen und in ein anderes Heim wechseln. Meist ist es aber nicht das Heim an sich, sondern die Angst vor der Pflegebedürf-tigkeit, die den Menschen Sorgen macht. In Ferienzimmern kann der Heimalltag «probeweise» er-fahren werden.

Möchten Sie persönlich in ein christlich geführtes Heim eintreten?«Christlich» alleine wäre für mich

zu wenig konkret. Ich möchte vor allem in einem Heim leben, das mir Gemeinschaft mit meinen Mitmenschen bietet, aber auch genügend Raum, damit ich mich zurückziehen kann. Zudem habe ich meine Ansprüche an Sicher-heit, respektvollen Umgang und Wohnlichkeit. Wenn ich all dies in einem Umfeld finde, in dem meine Mitmenschen auch noch die gleichen Werte und Überzeu-gungen teilen, ist mir das natür-lich umso lieber.

Diese Entwicklung stellt uns vor grosse Herausforderungen. Wer-den sich kommende Generatio-nen noch solidarisch erklären mit ihren Alten oder werden sie nur an sich selber denken? Oder ent-deckt die Gesellschaft gar wieder den Wert von alten Menschen? Das Phänomen der Zuwande-rung (Migration) ist relativ neu, und Soziologen machen jetzt neue Berechnungsmodelle, wie sich dies auf die Bevölkerungsent-wicklung auswirken wird.

Unterscheidet sich die Schweiz diesbezüglich?Eine Besonderheit der Schweiz ist sicher der liberale Umgang mit Suizidhilfe. Die Inanspruchnah-me einer Suizidorganisation gilt als ein Akt der Selbstbestimmung. Ich will einen Menschen, der die-se Entscheidung trifft, nicht ver-urteilen. Aber die Entwicklung macht mir grosse Sorgen. Über kurz oder lang stellt sich uns die Frage: Was ist der Gesellschaft ein Mensch noch wert, der für sie keinen messbaren Nutzen mehr bringt? Wird die Tötung von pfle-gebedürftigen Menschen in Zu-kunft von Ökonomen und nicht mehr von Ethikern diskutiert wer-den? Diese Fragen bewegen mich sehr und haben mich letztlich zu einem Engagement in der Politik bewogen.

Zurück nach Rämismühle-Zell. Führen Sie eine Warteliste? Wir haben eine Liste von Interes-senten fürs Altersheim, mit denen wir regelmässig im Kontakt sind. Der Eintritt ins Pflegeheim er-folgt meist aus einer Notsituati-on, nach einem Spitaleintritt oder

Jakob Weber – ein «Chlütteri» hebt ab«Ich bin halt schon etwas älter und nicht mehr so fotogen…» Ja-kob Weber feiert am 16. April sei-nen 93. Geburts-

tag und ist immer noch voller Taten-drang. Auf dem Tisch liegt das Buch «Auf den Spuren grosser Entdecker», auf dem Buffet steht das Modell ei-nes Dornier-Flugzeugs, das ihm ein Arbeitskollege zum Abschied ange-fertigt hat. Darf man einen Senior als «quirlig» bezeichnen? Bei Jakob Weber scheint es mir angebracht: Der Schalk ist ihm aus den Augen zu lesen, sein Geist ist wach, Fragen werden mit Gegenfragen gekontert, meist unterlegt mit einem träfen Witz. Seine buschigen Augenbrauen erinnern mich an Julius Cäsar. «Mei-nen Sie? Na, dann halt…!»Motoren haben ihn schon immer fasziniert. Als ihn ein Beamter des Bundesamts für Militärflugplätze

(BAMF) aus seiner «Chlütteri-Buude» holte, startete er zu neuen Höhenflü-gen. «Ich blieb zwar meist auf dem Boden. Wenn ich jedoch bei einer Maschine Hand anlegte, dann kams gut.» Einmal reiste er von Dübendorf nach Samedan, um einer Mustang oder C-35 den Weiterflug zu ermög-lichen. Und einmal verbrachte er fast drei Monate in Australien. Die Erinnerung an die Notlandung eines seiner Kollegen auf dem Aletsch-gletscher bleibt unvergessen. «Viel-leicht war der Gletscher damals noch intakter als heute», schmunzelt er. 38 Jahre wartete er Flugzeuge, bis er 1984 pensioniert wurde. In der Rämismühle fühlt er sich sehr wohl, auch bei Regenwetter. «Sie habens bis heute beibehalten, das Wetter draussen stattfinden zu lassen!» Der Lieblingsvers des ehemaligen Mitglieds der Kirchenpflege steht in Johannes 8,12: «Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird das Licht des Lebens haben.»

Markus SchaafGeboren 1966, verheiratet mit Rose, drei Kinder im Teenageralter. Nach den Berufslehren als Buch-händler und Kaufmann Theologie-studium auf St. Chrischona, danach Diplomausbildung zum Heimlei-ter. Schaaf ist Geschäftsführer der Heimstätte Rämismühle, einem Alters- und Pflegeheim mit Hotel und Seminarbetrieb, und Kantons-rat der EVP. Er engagiert sich bei der Feuerwehr und der Grundsteuer-kommission der Gemeinde Zell ZH, Präsident beim Verein ERF Medien und beim Verein Evangelische Kar-melmisson.

Die gepflegte Lydia Blaser wird dieses Jahr bereits 88. Der Heim - eintritt fiel ihr da-mals alles andere als leicht. «Doch

ich merkte, dass die Zeit reif war. Nun bin ich hier daheim», sagt sie. «Die Betreuung ist sehr gut. Man fühlt sich geborgen und getragen.» Letztes Jahr ist die Predigerwitwe innert vier Monaten dreimal Urgrossmutter ge-worden. Darüber freut sie sich sehr. Und überhaupt: «Dass der frühere Chrischona-Direktor Markus Mül-ler nun Heimpfarrer geworden ist, ist eine Freude für mich.» Der Wer-mutstropfen: Sein Vorgänger Heini

Deppe, der in einem halben Jahr pensioniert wird, habe so viel Ge-borgenheit vermittelt. Indes: Lydia Blaser ist eine Frau, die glaubt und hofft – von früher Jugend an. Als Halbwaise schätzte sie die «gute Grundlage», die sie in einer evan-gelisch-reformierten Landeskirche vermittelt bekam. Während der Kriegsjahre musste sie zu Hause auf dem Bauernhof anpacken. Im Welschland dann lernte sie ihren Mann kennen. An seiner Seite wirk-te sie in den Chrischonagemeinden in Colombier NE, Winterthur-Seen, Rafz SH, Wattwil SG und Arbon TG. Manchmal kam es vor, dass ihr Mann an einem Sonntag vier Pre-digten halten musste. «Das kön-

nen sich viele Pastoren heute nicht mehr vorstellen», ist sie überzeugt. Sie erinnert sich an viele Umwäl-zungen in den Gemeinden, an Fra-gen des Musikstils, der «richtigen» Länge eines Gottesdienstes. Leider habe da der Ausgleich oft gefehlt, sinniert sie. Ihr Lieblingsvers? Lydia Blaser muss nicht lange überlegen: Philipper 4,7: «Der Friede Gottes bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus.» Der Friede auf ih-rem Antlitz ist unübersehbar. Auch wenn sie um Defizite im aktuellen Lebensabschnitt weiss. «Aber Gott ist ja da! Er hat die Verantwortung.» Dass sie nun nicht mehr «allen An-sprüchen genügen» muss, empfin-det sie als grosse Freiheit.

Lydia Blaser: «Doch ich merkte, dass die Zeit reif war»

Persönliche Frage zum Schluss: Haben Sie ein Lebensmotto?Ein Zitat von Dietrich Bon-hoeffer: «Die Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verant-wortung gegenüber der Zukunft geben fürs Leben die richtige Haltung.» Konkret heisst das für mich, ich will 49 Prozent meiner Energie dafür verwenden, um zu verstehen und zu begreifen, und 51 Prozent fürs Gestalten und Wirken.Interview: THOMAS FEUZ

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idea Spektrum 15.2012

6 I NSER AT E | ST ELLEN

IN IDEA SPEKTRUM!WERBEN AUCH SIE

Infos und Mediadaten unterE-Mail: [email protected]

Telefon: 031 818 01 25

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Schule und Wohnen für Kinder und Jugendliche

Schulheim Zizers

Sie arbeiten bei uns in einem kleinen Lehrerteam und in einem -

struktur auf einem grossen Heimgelände. Die Lohnansätze sind an kantonale Richtlinien angelehnt. Weiterbildung ist uns wichtig und wird als Gesamtinstitution und individuell angeboten.

Sie besitzen eine Lehrbewilligung als Primar- oder Oberstufenlehr-kraft, mit Zusatzausbildung in schulischer Heilpädagogik oder sind bereit diese Ausbildung in der näheren Zukunft zu absolvieren. Sie schätzen interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen inter-nen und externen Fachpersonen. Die ganzheitliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen ist Ihnen wichtig. Sie sind eine enga-gierte Persönlichkeit und in Ihrem Leben spielt der im Alltag geleb-te christliche Glaube eine zentrale Rolle.

Bei Fragen steht Ihnen Herr Rothenbühler gerne zur Verfügung.

Wir freuen uns auf Ihre schriftliche Bewerbung bis am 30. April 2012 an: Daniel Rothenbühler, HeimleiterKantonsstrasse 16 | 7205 ZizersTel. 081 300 01 [email protected] | www.schulheimzizers.ch

Lehrperson

für die Mittelstufe 80 – 100%

Das Schulheim Zizers bietet 25 Kindern und Jugendlichen mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten angemessene Wohn- und Schulmöglichkeiten.

Der heilpädagogisch orientierte Unterricht in drei Kleinklassen lässt eine gezielte Förderung der Kinder zu.

Schwerpunkte sind die Förderung von Lern-, Selbst- und Sozial-kompetenz.

Wir suchen auf 1. August 2012 eine

Werkstätte LIECHTBLICK Amsler-Laffon-Strasse 1, 8200 Schaffhausen Tel.: 052 630 07 10, Fax: 052 630 07 19

Die etwas andere Werkstätte: Klein, innovativ, kundenfreundlich, sozial, erfolgreich; tätig in der Herstellung von Fassadenplatten, Kleinteilen und Spezialstanzmaschinen. Wir suchen einen Schreiner oder ähnliche Ausbildung mit folgenden Voraussetzungen:

Eigeninitiative teamfähig Freude an der Mitbetreuung von sozial schwachen Menschen fachlich kompetent

Wir bieten

Mitarbeiterteam maschinell gut ausgerüstete Werkstätte zum Bearbeiten von

Verbundwerkstoffen, Aluminium, Kunststoff und Stahl zeitgemässe Entlöhnung

Eintritt ab sofort. Schriftliche Bewerbung mit Lebenslauf, Zeugniskopien und Foto bitte an: Werkstätte LIECHTBLICK Herr Sandro Galanti Amsler-Laffon-Strasse 1 8200 Schaffhausen [email protected]

Werkstätte LIECHTBLICK Amsler-Laffon-Strasse 1, 8200 Schaffhausen Tel.: 052 630 07 10, Fax: 052 630 07 19

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Werkstätte LIECHTBLICK

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Suchen Sie eine ehrenamtliche, sinnvolle Tätigkeit wo Sie Ihre Fach-und Sozial-kompetenz einbringen können? Sind für Sie Schule, Internat und Heilpädagogik keine Fremdwörter?

Dann sind Sie vielleicht unser neuer

VereinspräsidentIn.Nebst Führungserfahrung gehen wir auch davon aus, dass der christliche Glaube und seine Werte für Sie wichtige Bestandteile im Leben sind. Für die Ausübung des Mandates werden eine pauschale Entschädigung sowie Spesen vergütet.

Sind Sie interessiert an dieser interessanten, vielseitigen Aufgabe? Weitere Infos erhalten Sie auf unserer Homepage: www.sonderschulinternat.ch oder gerne auch von Hrn. Peter Sbalchiero, Präsident, Tel. 044/913 27 15

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Praktikumsstelle 60 - 80%

Im Cevi Gossau ZH arbeiten rund 220 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen. Diese werden von fünf Angestellten unterstützt.

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Berufsfeld der kirchlichen und offenen Jugendarbeit kennen lernen möchte?

Weitere Informationen und die detaillierte Stellenausschreibung findest du unter: www.cevigossau.ch

AGiK-Forum 2012: : Samstag 28. April 2012 : : Zürich : : : : : : : : : : : : : : : : :

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Schule und Wohnen für Kinder und Jugendliche

Schulheim Zizers

Sie arbeiten bei uns in einem kleinen Lehrerteam und in einem -

struktur auf einem grossen Heimgelände. Die Lohnansätze sind an kantonale Richtlinien angelehnt. Weiterbildung ist uns wichtig und wird als Gesamtinstitution und individuell angeboten.

Sie besitzen eine Lehrbewilligung als Primar- oder Oberstufenlehr-kraft, mit Zusatzausbildung in schulischer Heilpädagogik oder sind bereit diese Ausbildung in der näheren Zukunft zu absolvieren. Sie schätzen interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen inter-nen und externen Fachpersonen. Die ganzheitliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen ist Ihnen wichtig. Sie sind eine enga-gierte Persönlichkeit und in Ihrem Leben spielt der im Alltag geleb-te christliche Glaube eine zentrale Rolle.

Bei Fragen steht Ihnen Herr Rothenbühler gerne zur Verfügung.

Wir freuen uns auf Ihre schriftliche Bewerbung bis am 30. April 2012 an: Daniel Rothenbühler, HeimleiterKantonsstrasse 16 | 7205 ZizersTel. 081 300 01 [email protected] | www.schulheimzizers.ch

Lehrperson

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Das Schulheim Zizers bietet 25 Kindern und Jugendlichen mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten angemessene Wohn- und Schulmöglichkeiten.

Der heilpädagogisch orientierte Unterricht in drei Kleinklassen lässt eine gezielte Förderung der Kinder zu.

Schwerpunkte sind die Förderung von Lern-, Selbst- und Sozial-kompetenz.

Wir suchen auf 1. August 2012 eine

Schule und Wohnen für Kinder und Jugendliche

Schulheim Zizers

Sie arbeiten bei uns in einem kleinen Lehrerteam und in einem -

struktur auf einem grossen Heimgelände. Die Lohnansätze sind an kantonale Richtlinien angelehnt. Weiterbildung ist uns wichtig und wird als Gesamtinstitution und individuell angeboten.

Sie besitzen eine Lehrbewilligung als Primar- oder Oberstufenlehr-kraft, mit Zusatzausbildung in schulischer Heilpädagogik oder sind bereit diese Ausbildung in der näheren Zukunft zu absolvieren. Sie schätzen interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen inter-nen und externen Fachpersonen. Die ganzheitliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen ist Ihnen wichtig. Sie sind eine enga-gierte Persönlichkeit und in Ihrem Leben spielt der im Alltag geleb-te christliche Glaube eine zentrale Rolle.

Bei Fragen steht Ihnen Herr Rothenbühler gerne zur Verfügung.

Wir freuen uns auf Ihre schriftliche Bewerbung bis am 30. April 2012 an: Daniel Rothenbühler, HeimleiterKantonsstrasse 16 | 7205 ZizersTel. 081 300 01 [email protected] | www.schulheimzizers.ch

Lehrperson

für die Mittelstufe 80 – 100%

Das Schulheim Zizers bietet 25 Kindern und Jugendlichen mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten angemessene Wohn- und Schulmöglichkeiten.

Der heilpädagogisch orientierte Unterricht in drei Kleinklassen lässt eine gezielte Förderung der Kinder zu.

Schwerpunkte sind die Förderung von Lern-, Selbst- und Sozial-kompetenz.

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PASSIONSZÜGE Christen in Langenthal und in Basel stellten in der Karwoche den Leidensweg Jesu mitsamt der Kreuzigung in der Fussgängerzone dar. Eine Art der Verkündigung, die bei den Zuschauern geteilte Reaktionen auslöste. Zwischen Zustimmung und Ablehnung wurde aber deutlich: Der Anblick des Kreuzes lässt niemanden kalt.

Die Kreuzigung löst «heilige Irritationen» aus

Es war eine eindringliche Atmo-sphäre in der Innenstadt von Langenthal: Der Himmel wol-kenverhangen, wenige Menschen säumten die Strasse, als plötzlich dumpfe Trommelschläge ertön-ten. Ein Passionszug hatte sich von der Evangelisch-methodistischen Gemeinde in Richtung Markt-gasse aufgemacht. Er zog durch eine Einkaufspassage, drehte eine Schleife durch das Stadtzentrum und kam schliesslich vor dem his-torischen «Choufhüsi» zum Ste-hen. Requiem-Musik drang aus den Lautsprechern. Das Kreuz mit dem Jesus-Darsteller wurde aufgerichtet. Ein Sprecher verlas den dazugehörigen Bibeltext und

richtete eine Kurzbotschaft an die etwa 60 Zuschauer. Mitarbeiter verteilten rote Rosen.

Darstellung als EventRené Hefti, Arzt an der Psychiat-rischen Klinik SGM Langenthal, hatte die Idee zu dieser Aktion. Er selber spielte den Jesus mit einer intensiven Ausdruckskraft. «Es geht darum, die biblischen Ereig-nisse erlebbar zu machen», erklärt Hefti die Motivation. Vor einigen Jahren hatten einige Langenthaler Freikirchen damit angefangen, die Weihnachtsgeschichte öffent-lich aufzuführen. Dann kam der Passionszug dazu, allerdings erst seit dem letzten Jahr mit Kreu-

zigung. «Das Eventmässige ent-pricht unserer Zeit», so Hefti. Ob es denn nicht zu provokativ ist? «Natürlich löst die Kreuzigungs-darstellung Irritationen aus, aber heilige Irritationen, die zum Nachdenken anregen.»

Man kann ja weiterlaufen…Die Umstehenden gehörten zu einem grossen Teil den beteiligten Allianzgemeinden an. Eine Frau war durch eine Zeitungsanzeige auf das Schauspiel aufmerksam geworden: «Natürlich stellt sich die Frage: Darf man das? Aber ich finde, die Gesellschaft braucht die Ostergeschichte. Mich hat es sehr berührt.» Ein italienischstämmi-

ges Pärchen fand die Darstellung «sehr schön». Allerdings wun-derten sie sich, dass nicht mehr Menschen gekommen waren. «Wenn wir das in Italien machen, ist die Stadt voller Leute», gaben sie stolz zu Protokoll. Ein kleiner Junge interessierte sich vor allem für die römischen Soldaten, die Je-sus begleiteten. Auf die Frage, ob man so etwas zeigen dürfe, meinte seine Mutter: «Warum nicht? Wer das nicht sehen will, kann ja wei-terlaufen.» Als Erinnerung blieb ein Kreuz mit der Aufschrift: «Er starb für uns…» über die Feiertage an Ort und Stelle stehen.CHRISTOF BAUERNFEIND

Bilder: idea/chb, zvg

«Die Gesellschaft braucht die Ostergeschichte»: «Kreuzigung» in der Langenthaler Marktgasse.

Rund 120 Christen machten sich auf Einladung der Evangelisationsplattform «Netzwerkbasel» am Ostersamstag auf, um die Kreuzigungsszene darzustellen. Im Vorfeld sind die Teilnehmer ge-spannt: «Ich erwarte, dass die Leute schockiert sein werden, verwundert und offen für das Evan-gelium.» Ein anderer hofft: «…dass Menschen sich berühren lassen.» Und der Jesus-Darsteller? «Ich werde versuchen, den Menschen in die Au-gen zu schauen, um ihnen mein Erbarmen auszu-drücken. Ich weiss jedoch vom letzten Jahr, dass man mir kaum in die Augen schauen wird.» Seine Rolle war nicht begehrenswert: Lautstark, provo-zierend und aufrührerisch wurde der «geschun-dene Jesus» von Statisten durch die Altstadt ge-trieben.

Wer vor oder hinter der Prozession einher ging, begegnete aufgewühlten und erstaunten Passan-ten: «Ist da eine Demo im Gange?» «So viele junge Leute, die ‹Kreuzige ihn!› schreien. Das ist doch lä-cherlich. Die würden besser den FC Basel anfeuern, statt hier so eine Szene zu machen!»

«Voll krass. Ufs Facebook poschte!»Zwei Jugendliche steigerten sich in eine hitzige Diskussion: «Ich weiss nicht, was ich denken soll. Das muss man doch nicht auf diese Weise dar-stellen!» «Ich finde es gut, was die hier machen», meinte eine junge Frau. Eine Mittevierzigerin stand betroffen auf dem Barfüsserplatz: «Ich stieg aus dem Tram, und gegenüber auf dem Platz wurde Jesus gekreuzigt. Ich bin schockiert. Das hätte ich

nicht sehen wollen.» «Voll krass – da muesch fötele und ufs Facebook poschte!» Eine Clique gestylter Teenager hielt sich neugierig am Schauplatz auf und hielt das Spektakel auf einem IPhone fest. Als die Kurzpredigt folgte, forderte einer dazu auf, wei-terzugehen. Das werde ihm «zu kirchlich». Andere blieben stehen und hörten zu, staunend darüber, was gerade geschah. Viele von ihnen hatten ein Ostertraktat und eine Karte von «gottkennen.ch» in der Hand. Osterhasen und Schokoladeneier schienen einen Moment lang vergessen. Stattdes-sen rückte die eigentliche Bedeutung von Ostern in den Vordergrund.ROSMARIE LÜTHI

«Das ist doch lächerlich!»StIMMEN UND EINDrÜcKE VOM OStErEVENt IN BASEl

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GESUNDHEITSPREIS Thomas und Irene Widmer-Huber wurden für ihre «Diakonischen Hausgemeinschaften Riehen» mit dem deutschen «Christlichen Gesundheitspreis» geehrt. Sie erwarten dadurch einen Auftrieb für weitere ähnliche Wohnprojekte.

Riehener Wohnmodell erhält Preis

Die Entscheidung der Jury, Fach-leute aus dem Gesundheitswesen, aus Kirchen und Diakoniewerken im evangelischen und katholi-schen Umfeld, ist eindeutig ausge-fallen. Das betonte Cord Meyer, Hauptgeschäftsführer des Alber-tinen-Diakoniewerks in Ham-burg, bei der Preisverleihung. «Ausschlaggebend war die Inno-vationskraft des Schweizer Wohn-modells, weil hier Menschen mit psychischen Leiden nicht allein oder mit ihresgleichen in einem Heim leben, sondern integriert sind in tragfähige christliche Ge-meinschaften», lautet die offiziel-le Begründung.

Integrieren statt ausschliessenThomas und Irene Widmer-Huber sind leitende Mitarbeiter des Vereins «Offene Tür» und führen den Vorstand des Vereins «Lebensgemeinschaft Moosrain». Sie begannen die Arbeit 1995 – «mit Studenten und Menschen, die gewisse Hilfestellung brau-chen, und auf ehrenamtlicher Schiene», erklärt der Pfarrer und Sonnenhalde-Klinikseelsorger. Fünf Jahre später wurde die erste Gemeinschaft mit einer Teilzeit-anstellung gegründet, verbunden mit der staatlichen Anerkennung. «Von da an wurden bewusst bei-de Schienen gefahren. Heute ha-ben wir vier Gemeinschaften mit Teilzeitanstellung beim Verein ‹Offene Tür› und fünf auf eh-renamtlich-diakonischer Basis.» Menschen mit psychischen Lei-den werden in tragfähige christ-liche Gemeinschaften integriert, was die Isolation verhindert. Sie sind so nicht nur «Hilfeempfän-ger», sondern sind im Gemein-schaftsalltag Nehmende und Ge-bende. Dieses Umfeld stärkt das Selbstvertrauen und fördert die berufliche Integration.Zurzeit leben in sechs Häusern und neun Gemeinschaften mehr als 80 Personen, davon 10 mit Wohnbetreuung und einzelne mit leichter Wohnbegleitung. Einige Mitbewohner sind fünf bis zehn Jahre dabei, andere, etwa Studenten, wohnen nur vo-

rübergehend dort. Im grössten Haus, dem «Moosrain», wohnen rund 35 Personen in vier Ge-meinschaften. Bewusst wird eine «Übergemeindlichkeit» gepflegt. «Wir sind keine Hausgemeinde, sondern sind in örtlichen Ge-meinden und der Evangelischen Allianz verwurzelt.» Das Ehepaar Widmer versteht das Angebot der Hausgemeinschaften als Ergän-zung zu den klassischen Heimen.

«Angebot trifft Nerv der Zeit»«Natürlich haben wir uns ge-fragt, ob renommierte deutsche Jurymitglieder unter rund 20 Mitbewerbern aus Deutschland uns Schweizer gewinnen lassen», schaut Widmer zurück. «Anderer-seits waren wir überzeugt, dass un-sere Bewerbung den Kriterien der Jury entspricht.» Der Entscheid fiel deutlich aus. Der Preis von 2000 Euro stellt mehr eine sym-bolische Anerkennung dar. «Aber es hat gereicht, die Reisekosten, Spesen und Standgebühren zu de-cken», schmunzelt der 46-Jährige.Wie schätzen die Gewinner den Preis ein? Irene Widmer sagt: «Das ist eine starke Ermutigung für uns und unsere Hausgemeinschaften. Andererseits setzt er auch ein Zei-chen für andere, die in irgendeiner Form gemeinschaftlich leben. Wir hoffen stark, dass die Diakonie im Rahmen des gemeinschaftlichen Lebens neu thematisiert wird.» Die «Fachstelle Gemeinschaftli-

Beachteter KongressDer «Christliche Gesundheitskon-gress» vom 24. März wurde von Vertretern aus Gesundheitswesen und Kirchen organisiert und von über 1400 Fachleuten besucht. Der Anerkennungs- und Förderpreis zeichnet die Zusammenarbeit von Kirchen und christlichen Gemein-schaften mit Einrichtungen des Ge-sundheitswesens aus.

Die Delegation aus Riehen mit Irene und Thomas Widmer-Huber (vorne).

ches Leben» des Vereins «Offene Tür» bietet Beratung, Seminare und Publikationen an. «Wir wol-len Menschen unterstützen, die sich auf diesen Weg machen wol-len.» Die Hoffnung, dass weitere innovative Wohnmodelle gestar-tet werden, ist unüberhörbar.Das Anliegen erhält Unterstüt-zung von prominenter Seite. Samuel Pfeifer, Chefarzt der Psy-chiatrischen Klinik Sonnenhalde in Riehen, ist überzeugt: «Die Wohnform des gemeinschaftli-chen Lebens trifft den Nerv un-serer Zeit. Sensible Menschen, die eine Begleitung brauchen, wollen und sollen nicht von der Gesellschaft isoliert wer-den. Die ‹Diakonischen Haus-gemeinschaften Riehen› haben Modellcharakter, über die Schweiz hinaus.»THOMAS FEUZ

www.offenetuer.ch, www.moosrain.net

Bilder: zvg

JOURNALAdventisten unerwünscht275 Einwohner von Turgi bei Baden und 253 Personen aus Nachbar-gemeinden haben eine Petition gegen ein Versammlungslokal der Siebenten-Tags-Adventisten (STA) unterschrieben, teilt livenet.ch mit. «Eine Freikirche im Zentrum scha-det dem Ansehen des Dorfes und wertet Turgi als Wohn- und Ge-schäftsstandort ab», heisst es dar-in. Die STA geniessen seit letztem Herbst Gastrecht in der Reformier-ten Kirche Turgi. Im Lokal an der Bahnhofstrasse 18 ist ein Begeg-nungszentrum geplant. (idea) Neues Kirchenmagazin«3E – echt. evangelisch.enga giert»: Das neue Ideenmagazin für die evangelisch-reformierte Kirche er-scheint europaweit in einer Start-auflage von 300 000 kostenlosen Exemplaren. Die neue Zeitschrift vermittelt neue Ideen für die Gemeindearbeit und setzt dabei auf den Erfahrungsaustausch. Das Projekt wird in einer Partnerschaft von fünf Werken und Verlagen realisiert, unter anderem vom Bundes-Verlag beziehungsweise dessen Tochter SCM bvMedia. (idea) «Alles ist bezahlt!»

Christen aus dem Glarner-land haben an einem Stand am Glar ner Wo-

chenmarkt auf die Osterbotschaft hingewiesen. Unter dem Motto «Alles ist bezahlt» wurden Oster-würfel mit feinen Lamm-Pralinen verschenkt. «So fand man trotz des trüben Wetters Hoffnung und Sonnenstrahlen auf den Gesichtern vieler Gäste», heisst es in der Me-dienmitteilung. (idea)

SG: Muslim-GräberEine Bestattung auf den Friedhöfen im Kanton St. Gallen soll auch für Muslime möglich sein. Das kanto-nale Gesetz über Friedhöfe und Be-stattungen ermöglicht es den Ge-meinden, in ihren Reglementen Grabfelder zum Beispiel für Kinder oder Religionsgemeinschaften fest- zulegen. In der Vernehmlassung lehnten FDP, SVP und politische Ge-meinden die Vorlage als «unnötig» ab. (kipa)

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RandständigeMein Aha-Erlebnis war 2007 in Leipzig. Friedhelm Loh, Unter-nehmer und einer der 30 reichsten Deutschen, hielt ein Seminar. Es ging um die Frage, wie Unterneh-mer in der christlichen Gemeinde besser inte griert werden könnten. Unterneh mer sind tatsächlich so etwas wie «Randständige» in unse-ren Kirchen. Milliardär Loh erzähl-te von sich und anderen Unterneh-mern: «Man begegnet erheblichen Vorurteilen. Alles zwischen Ausbeu-ter und Wohltäter... Das liegt auch daran, dass es leider immer weniger christliche Unternehmer gibt. Man wird nicht ‹normal› behandelt. Das empfinde ich in vielen Bereichen als Belastung.» Gleichzeitig seien Unternehmer geprägt vom Berufs-umfeld, wo sie ständig entscheiden müssen. Das ergebe eine gewisse Per sönlichkeitsstruktur: «Da fällt es manchmal schwer, sich hinzuset-zen, zuzuhören – und seinen Erfah-rungshintergrund zu vergessen.»Ich hatte mir davor kaum überlegt, dass es gerade für diese Berufsgrup-pe schwierig sein könnte, sich in der christlichen Gemeinde wohlzufüh-len. Aber in einem Seminar mitten unter dieser Spezies fiel es mir wie Schuppen von den Augen: In der Tat, sowohl Pastoren wie Unterneh-mer müssen mutige Schritte aufein- ander zugehen. Wir brauchen kei ne besonderen «Unternehmerkirchen». Nötig ist eine Portion Mut und Demut, sich dem so ganz anderen auszusetzen. Unternehmer wollen nicht auf ihre Firma und ihr Ver-mögen reduziert werden. Die Kir-che tut gut daran, sie zuerst einfach als Menschen mit Hoffnungen, Ängsten und Sorgen anzunehmen.Was dann geschehen kann, sah ich bei Loh: Er engagiert sich nicht nur in der Gemeinde, sondern auch in den Vorständen vom Bibellesebund, bei ProChrist und Christival, ist Vorsitzender

der Stiftung Christliche Medien und hat das Bundes-verdienstkreuz erhalten.MARC JOST

Musik ist seine Sprache. Er spielt in jeder Tonlage Saxophon, Gi-tarre und komponiert jazzige Worshipsongs. Als Familienband brachten er, die 26-jährige Tochter Judith am Saxophon, der 24-jähri-ge David an der Zugposaune und der 19-jährige E-Gitarrist Joel mit Jazzmelodien immer wieder eine fröhliche Stimmung ins erste Fo-rum christlicher Führungskräfte.

Gott spricht durch MusikAnfangs der 80er-Jahre hatte Bene Müller nebst einem Teilpensum als Primarlehrer fünf Jahre lang an der Jazzschule Bern studiert. Beim Abschluss lobte ihn sein Lehrer: «Jetzt kannst du gut Saxo-phon spielen. Nun musst du alles auf die Karte Musik setzen, um wirklich Karriere zu machen!» Doch das tat das Musiktalent nicht. «Ich habe mich entschie-den, darauf zu verzichten.» Positi-ve Veränderungen im Leben eines befreundeten Musikers machten Bene Müller neugierig. Als dieser seinen neu gefundenen Glauben als Grund dafür nannte, wollte er mehr wissen. Zusammen mit sei-ner Freundin Therese begann er die Bibel zu lesen. Das Wort Got-tes sprach konkret in sein Leben. «Ich übte jeden Tag mehrere Stun-den und spielte in sechs Bands. Musik war mein Lebensinhalt. Als ich nun zu spielen begann,

hatte ich genau diesen Sound auf dem Saxophon, den ich für Mo-nate hinzukriegen versuchte. Das traf mich mitten ins Herz. Dies war die Sprache, die ich verstand.» Gott sprach immer wieder durch die Musik zu seinem Herzen. Sein Wunsch wuchs, Musik für Gott zu machen. Gott wurde zu seinem Lebensinhalt. Er legte sein ganzes Leben vor ihn hin, auch die Musik. «Jesus hat nie von mir verlangt, die Musik aufzugeben, aber er will an erster Stelle stehen. Musik wurde zur schönsten Ne-bensache in meinem Leben!»

Zweifacher BundSeine Freundin Therese zog mit, und drei Monate später heirate-ten sie. «Gott zeigte uns, dass wir einen Bund miteinander und mit ihm schliessen sollten.» Mit befreundeten Christen trafen sie sich regelmässig und studier-ten die Bibel. Später lernten sie Martin Bühlmann kennen, der sie auf dem neuen Weg begleite-te. Zusammen gingen sie auf die Strasse, machten Musik, spra-chen mit Menschen über Jesus, erlebten Umkehr und Heilungen. Als Gruppe von zehn Menschen gründeten sie 1981 die Agape-Ge-meinschaft, die sich später «Basi-leia» (Königreich) nannte. In den 90er-Jahren schloss sich die Basi-leia der Vineyard-Bewegung an. «Gott führt in die Gemeinschaft, er will, dass wir partizipieren, Teil der Gesellschaft sind als Licht

und Salz», erklärt Müller. Er war bereit, sein Leben in den Bau des Reiches Gottes zu investieren, als Mitglied des Leitungsteams seiner Gemeinde und als Familienvater.

Musik und SpaghettiHeute sind Bene, 54, und Therese Müller, 53, Eltern von fünf er-wachsenen Kindern und alle aktiv in der Gemeinde. Vater und Kin-der musizieren oder leiten eine der neun Bands. Der Vater hat über 200 Worshipsongs geschrie-ben. Er liebt es, junge Menschen zu fördern. Ehefrau Therese, seit kurzem wieder als Lehrerin tätig, ist «die gute Seele mit grossem Herzen», welche zuhause die Stellung hält. «Sie erkennt, wer eine verwundete Seele hat und kümmert sich um sie», erklärt ihr Mann. «Und sie kocht wunder-voll!», ergänzt David. Bis heute hat die Vineyard Bern kein eige-nes Gebäude, sie feiern Gottes-dienste nachmittags und abends in verschiedenen Kirchen. «Und danach gibts Spaghetti bei uns.» Gastfreundschaft zu pflegen, gemeinsam zu musizieren, sich verbindlich einzubringen sind Werte, die bei Müllers gelebt wer-den. Die Aufgaben in Gemeinde und Familie, die Musik, die Bene Müller vor ganz verschiedenem Publikum in Kirchen oder Clubs spielen kann, machen ihn reich. Auch ohne die ganz grosse Karri-ere als Künstler.MIRJAM FISCH-KÖHLER

Der Autor ist Geschäftsführer des Hilfs-werkverbandes «Interaction» und Berner Grossrat. Er wohnt in Thun.

Bild: Mirjam Fisch-Köhler

JAZZ FÜR GOTT Am Forum für christliche Führungskräfte begeisterten Bene Müller und drei seiner Kinder mit jazzigen Klängen. Der Musiker aus Richigen gehört zum Leitungs­team der Vineyard Bern und möchte mit seiner Musik in die Anbetung leiten.

Kinder und Kirche statt Karriere ÄXGÜSI

Gott liebt Jazz«Als wir John Wimber kennen lern-ten, spürten wir, dass er genau die gleichen Herzensanliegen vertritt wie wir», erinnert sich Bene Müller. «Und ausserdem war er auch Saxo-phonist und spielte Jazz», schmun-zelt er. So schloss sich Basileia den Vineyard-Gemeinden an, von de-nen es inzwischen an die 100 gibt in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Ziel der Vineyard Bern ist es, auf kreative Weise auf Got-tes Liebe aufmerksam zu machen, Menschen zu dienen und dabei auch zu anderen Kulturen und Nati-onalitäten Brücken zu schlagen.

www.vineyard-bern.ch

Joel, Bene, Judith und David Müller begeisterten mit ihren jazzigen Melodien am ersten Forum christlicher Führungskräfte in Bern.

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EnttäuschtVorweg: Ich bin ein ausgesprochen fröhlicher Mensch. Ich liebe unser Land und unsere Institutionen, die uns fast unendliche Wirkungsmög-lichkeiten bieten. Ich liebe meinen faszinierenden Beruf, der mir Ver-bindungen um den ganzen Erdball ermöglicht. Ich liebe meine Familie, die mich in jeder Situation trägt. Ich habe sogar eine besondere Liebe für ungewöhnliche und schwierige Menschen, die mir viel Geduld und Einfühlungsvermögen abverlangen.

Und dennoch: Ich bin enttäuscht. Ich habe etwas von meiner jugendlichen Unbeschwertheit verloren. Die Jahre haben bei mir vertraute und liebge-wonnene Täuschungen weggekratzt. Ich war überzeugt vom schweizeri-schen, demokratischen Staatsgebilde und seinen Institutionen. Wie überzeugend haben unsere dama-ligen Lehrer darüber berichtet. Ich war überzeugt von der Weisheit und Selbstlosigkeit unserer Landesväter. Ich habe politische Würdenträger mit Hingabe und Verantwortung verbunden. Ich war auch überzeugt

SYNERGIE vom schweizerischen Militär. Eine wirkungsvolle Landesverteidigung schien mir sinnvoll und möglich. Auch war ich überzeugt von unseren Banken. Bankangestellte waren für mich Inbegriff von Sauberkeit und Charakter. Ich war überzeugt von verbreiteten Werten wie Vertrauen und Respekt.

Davon ist wenig übrig geblieben. Das meiste hat sich als Illusion erwiesen – ein Haschen nach Wind. Die Realität ist anders. Unser demokratisches Staatswesen hat die Grenzen seiner Möglichkeiten in manchen Bereichen überschritten. Und wer glaubt noch dem Wort aus dem Munde eines Politikers? Das Militär braucht keine Gegner mehr. Es demontiert sich selbst. Die Ban-ken haben die Begriffe Sauberkeit und Charakter schlicht für sich neu definiert. Für die Begriffe Vertrauen und Respekt gingen die Definitionen und die Beispiele landesweit fast ganz verloren.

Ein zu schwarzes Bild? Ein unan-genehmes Bild? Das Leben in der Realität ist schwieriger als jenes in der Täuschung. Es kann zu Resig-nation und Verbitterung führen. Es kann aber auch aufwecken. Es kann

aufzeigen, dass positive Werte und Werke stets neu erarbeitet, gefüllt oder erfunden werden müssen. Sonst verlieren sie früher oder später ihren Sinn. So können Enttäuschungen wichtig und wertvoll werden. Sie rütteln an uns. Sie fordern uns he-raus zum kritischen Hinterfragen. Sie drängen uns zu konstruktivem Gestalten. Sie zeigen uns Grenzen und Möglichkeiten auf.

Das Aufdecken von Täuschungen konfrontiert uns mit dem Echten. Mit Positivem und Negativem. Und mit dem realen Gott. Dieser erträgt die Menschen seit jeher trotz ihrem sündigen Wesen. Und er hat für sie ein Angebot mit Jesus Christus geschaffen. Und damit einen Weg, mit eigenen und fremden Unvollkommenheiten

zurechtzukom-men. So können Enttäuschte zu neuer Lebens-freude finden. MARIO

BRÜHLMANN

Der Autor ist Gründer von Swiss Create, dem Nonprofit-Bereich der Swiss Consul-ting Group SCG AG in Orpund, und Präsi-dent der Christlichen Ostmission COM.www.swisscreate.ch, www.ostmission.ch

Sich töten lassen?«idea Spektrum» Nr. 13 – «Gibt es Ver-ständnis für Israels Angriffspläne?»Die Argumentation von Rolf Verleger, Jude, Psychologieprofessor an der Universität Lübeck, erstaunt mich. Er lebt fern vom Schuss im Norden von Deutschland und hat Mühe, sich in die Ängste seiner Glaubensbrüder in Israel einzufühlen. Die mehrmaligen Drohungen und Handlungen des Despoten Ahmadinedschads, die Juden zu vernichten, sind eindeutig. Mit den internationalen Institutio-nen spielt er Katz und Maus. Der Iran könnte dank seinen Bodenschätzen ein wohlhabender Staat sein, ist jedoch wegen seiner Diktatur ein Gefängnis. Israel ist der einzige de-mokratische Staat im Nahen Osten. Zu beachten ist auch die Bevölke-rung: 75 Millionen Iraner (Muslime) gegen 7,7 Millionen Israeli (wovon 77 Prozent Juden). Wie sich die reife-re Generation daran erinnert, wurde Grossmaul Hitler auch nicht ernst ge-nommen. Das sollte Rolf Verleger be-wusst sein. «Du sollst nicht morden» ist ein Gebot Gottes. Doch es steht nirgends in der Bibel «Du sollst dich

töten lassen». Was ist verheerender, eine zerstörte Atomanlage (wie dies damals im Irak geschah) oder eine Atombombe auf Israel, die das Leben von Millionen, inklusive Muslime, auslöschen würde? Ein Theologe sprach an einem Vor-trag eindrücklich über die bereits erfüllten Prophezeiungen betreffend Babylonien (Irak), Iran und Israel und illustrierte eindrücklich die Aussagen der Bibel mit dem Zeitgeschehen. Nur eine Prophezeiung bezüglich dem Irak ist noch nicht erfüllt: «Baby-lonien wird unbewohnbar sein.» Als bibelgläubiger Christ gibt mir dies zu denken. ADOLF MEIER, Wermatswil ZH

Jesus ist das Beste«idea Spektrum» Nr. 12 – «Brauchen auch Juden Jesus zum Heil?»Wie gut, dass mit Wladimir Pikman ein messianischer Jude zum Thema «Judenmission» zu Wort kommt. Es bewegt mich, dass er schreibt: «Jesus ist das Beste und Wichtigste für uns Juden» und «Warum erlauben sich Christen, Jesus von Juden fernzuhal-ten?». Aus diesen Worten spricht ein

grosser Schmerz. Wie schmerzlich war es, dass die messianischen Ju-den beim letzten Deutschen Evan-gelischen Kirchentag ausgegrenzt wurden! Die Missionierung der Juden war von Anfang an von Jesus gewollt und wurde praktiziert. Jesus selbst hat seine Jünger aufgefordert, «dass ge-predigt wird in seinem [Jesu] Namen Busse zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Je-rusalem ...» (Lukas 24,47+48). Petrus richtete am Tage der Ausgiessung des Heiligen Geistes seine Worte an die Juden: «Ihr Männer von Israel, hört ...» (Apostelgeschichte 2,22). 3000 Juden nahmen den Glauben an Jesus an und liessen sich taufen. Paulus missionierte auf seinen Reisen zuerst in den Synagogen. So wurde in Ikonien eine «grosse Menge von Juden und Griechen gläubig» (Apos-telgeschichte 14,1). Dass die Juden zum Volk Gottes be-rufen sind und unter der besonderen Gnade Gottes stehen (Römer 9,4 und 11,29), ist klar. Aber es schliesst ihre Missionierung nicht aus. CHRISTOPH LÜKE, Pfarrer i. R., D-Niederfrohna

Laststein IsraelVor Ostern liess der deutsche Litera-turnobelpreisträger Günther Grass mit einer Provokation aufhorchen. In einem Gedicht «Was gesagt wer-den muss» erhebt er den Vorwurf, die Atommacht Israel gefährde den Weltfrieden. Gleichzeitig sei die Existenz einer Atombombe im Iran unbewiesen.Wer Zeitung liest, staunt ob der Verdrehungen dieses Literaten. Zunächst verbietet die komplizierte Lage im Nahen Osten einfache politische Lösungskonzepte mit einseitigen Schuldzuweisungen. Sodann fällt der iranische Präsi-dent seit Jahren mit Verbalattacken gegen Israel auf und droht damit, das Land zu vernichten. Und schliesslich hat in diesen Tagen ein iranischer Spitzenbeamter öffentlich zu Protokoll gegeben, dass der Iran in der Lage sei, eine Nuklearbombe herzustellen.Szenenwechsel: Ende März rief ein ganzseitiges Zeitungsinserat zu einer Demonstration – «Globaler Marsch nach Jerusalem» – auf dem Bundesplatz in Bern auf. Hinter den Organisatoren steht eine angeblich unabhängige politische Organisation mit dem Namen «Antiimperialistische Koordinati-on», die sich laut eigener Home-page als «revolutionär» definiert und durch ein entsprechendes Vo-kabular auffällt. Israel wird dabei «als jüdischer Kolonialstaat» und «Apartheid-Regime» bekämpft.Beide Ereignisse zeigen eines deut-lich: Die Agitationen gegen Israel dauern auf den verschiedensten Ebenen in verschiedensten Formen unvermindert und gezielt an. Dies obwohl der Staat Israel als einziges Land im Nahen Osten – und im Gegensatz zu umliegenden Nachbarländern – eine funkti-onierende Demokratie kennt. Dies soll uns als Christen an der biblischen Aufforderung festhalten lassen, für Israel Partei zu ergrei-

fen und gemäss Psalm 122 für den Frieden von Jerusalem zu beten.HANS-ULRICH

BIGLER

Der Autor ist Direktor des Schweizeri-schen Gewerbeverbandes und Mitglied der FDP. Er wohnt in Affoltern am Albis.

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Bild: idea/chb

CHRISTLICHE HOTELS 2011 war ein schwieriges Geschäftsjahr für die Hotelbranche in der Schweiz. Davon blieb auch der Verband Christlicher Hotels (VCH) nicht ganz verschont. An der Jahresversammlung sprachen die beiden Paar berater Daniel und Käthi Zindel zudem zum Thema «Seinen Platz einnehmen in Ehe und Beruf».

Ehe und Berufsleben: «Es braucht beide im Boot!»

Unter den etwa 50 Hoteliers, die am vergangenen Montag und Dienstag im Bibelheim Männe-dorf zusammenkamen, waren auch viele Ehepaare. Sie freuten sich besonders auf den zweiten Teil der Tagung. Nachdem man die üblichen Traktanden abgear-beitet und die durchwachsenen Geschäftszahlen des vergangenen

Jahres hinter sich gelassen hatte (siehe Kasten), ging das Wort am Dienstag an die Paarberater Da-niel und Käthi Zindel. Gerade in der Gastronomie gibt es viele Familienbetriebe und Eheleute, die gemeinsam im Beruf stehen. Da machte es Sinn, dass der VCH das Ehepaar Zindel für ein Kurzseminar eingeladen hatte. Die beiden haben sich intensiv mit Führungsverantwortung in Verbindung mit Partnerschaft und Familie beschäftigt. Die Ergebnisse finden sich zusam-mengefasst in ihrem Ehebuch für Führungskräfte «Lieben, leiten, leben». Zudem ist Daniel Zindel als Leiter der Stiftung «Gott hilft» eng mit den beiden VCH-Hotels Paladina und Scesaplana in See-wis GR verbunden.

Keine festen RollenbilderDen Hoteliers stellten die Zindels ihr sogenanntes «Ehe-Lebensstil-Modell» vor. Dabei geht es vor allem um die Frage «Wie finde ich meinen Platz in der Ehe?». Wenn beide Ehepartner berufstätig sind, sei es besonders wichtig, die eigene Rolle immer wieder bewusst einzu-nehmen und zu kommunizieren. Heute gebe es keine festen Rollen-bilder mehr. «Wir sind Pfarrleute geworden, als die alten Rollenbil-der gerade ausgedient hatten. Aber es gab noch kein neues Modell», erinnert sich das Ehepaar. Die heu-tige Situation gebe den Partnern ganz neue Möglichkeiten in der Gestaltung ihrer Ehe. Dennoch brauche nach wie vor jeder seinen festen Platz. «Platzanweisungen in der Ehe schaffen eine entlasten-

de Klarheit. Sie engen aber auch ein», machte Daniel Zindel diesen Zwiespalt deutlich.

Den Platz definierenDoch wer sich nicht bewusst darum bemühe, der bekomme seine Rolle automatisch von aus-sen aufgedrückt. «Wer bestimmt, was der Partner übernimmt? Wer sagt, was wo dazu gehört?» Wenn die eigenen Vorstellungen nicht besprochen würden, dann führe das zu innerer Unzufriedenheit, «denn Vorstellungen hat man sowieso». «Die Angestellten wer-den oft besser eingewiesen als der Ehepartner.» Es komme darauf an, gegenseitig und miteinander den Platz zu definieren. «In der Ehe wählen sich zwei Originale und werden eins.» Sie werden eine «Ehepersönlichkeit». Diese kön-ne stabil, krank, müde, glücklich oder funktional sein. Es brauche Zeit, sich gemeinsam zu finden. Dazu müsse man auch einfach einmal etwas ausprobieren, auch wenn das nicht gleich funktionie-re. «Man darf einander Spannung zumuten. Man muss nicht gleich aus der Spannung raus.» Wichtig sei es, den anderen zu unterstüt-zen. «Es braucht beide im Boot», hielt Käthi Zindel fest. Dazu sei von beiden immer wieder Ver-zicht und Flexibilität gefragt.

Identität in Gott suchenAnschliessend wurde aufgezeigt, in welchen verschiedenen Berei-chen es gilt, seinen Platz zu finden. Auf farbigen Karten wurden Wör-ter wie «Gott», «Identität/Kind-schaft», «Ehe», «Elternschaft»,

«Beruf» oder «Hobbys» auf dem Boden ausgelegt. «Gott» sei das tragende Fundament, hier seien die Ressourcen für alle anderen Lebensbereiche vorhanden. Dar-um sei es wichtig, seine Identität in der Beziehung zu Gott zu su-chen und zu vertiefen. «Auf dem Platz der Kindschaft sind wir nicht schon Gottes Mitarbeiter.» Leider meldeten sich alle anderen Bereiche meist lauter und dringli-cher. Jedoch: «Der Heilige Geist rennt keine Türen ein, er klopft sachte an.»CHRISTOF BAUERNFEIND

VCH im Jahr 2011Zum Verband Christlicher Hotels (VCH) gehören 47 Hotels mit insge-samt 4158 Betten. Die Bandbreite reicht von der einfachen Pension über Gruppenhäuser bis zum Semi-narhotel. Nach Rekordergebnissen in den Jahren 2009 und 2010 war das Jahr 2011 von starken Rückgän-gen in der Hotelbranche geprägt, bedingt vor allem durch den star-ken Franken. Die Hälfte der VCH-Hotels hatte zum Teil empfindliche Einbussen hinzunehmen. Es zeigte sich, dass sich die Schere zwischen Stadthotel- und Landhotellerie stärker öffnet. Einzelne Regionen, etwa der Tessin, waren besonders betroffen. Die andere Hälfte der VCH-Hotels konnte jedoch ihr Be-triebsergebnis erneut verbessern. Laut VCH bewegt sich die gesamt-hafte Bettenbelegung mit einer Auslastung von 46 Prozent gut im schweizerischen Mittel.

www.vch.ch

Eheberatung kann Spass machen: Käthi und Daniel Zindel im Kreise von christlichen Hoteliers.

Impressum Idea SchweizHerausgeber: Idea Information AG, 4410 LiestalVerwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter SchmutzIdeelle Trägerschaft: Schweizerische Evange-lische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeits-gemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM)Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp,Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60E-Mail: [email protected]: www.ideaschweiz.chChefredaktor: Andrea VonlanthenBüro: Bahnhofstr. 65, 9320 ArbonTel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88E-Mail: [email protected]: Thomas FeuzErweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-KöhlerPraktikum: Christof Bauernfeind Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 17, Fax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]: Jordi AG – das Medienhaus,Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.Konto: PC-Konto 40-788586-4Idea Information AG, 4410 LiestalLayout/Druck/Versand:Jordi AG – das Medienhaus,Aemmenmattstr. 22, 3123 Belpwww.jordibelp.ch

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Bilder: zvg

Das sagen Teilnehmer: «Einige Denkanstösse»Michael, Rupperswil AG: «Es war interes-sant, gemeinsam zu erforschen, woher wir kommen, wer wir sind und wohin wir

gehen. Das Wochenende hat mir einige Denkanstösse mitgegeben.»

Guisep, Agarone TI : «Die gelassene und väterliche Art der Kursleitung und die aktive Mitarbeit waren beeindruckend und

motivierend. Ich möchte solche Se-minare weiterempfehlen.»

IMPULS-WEEKEND Die «middle age»-Generation fragt sich, ob das alles gewesen ist. Sie möchte ihre Berufung finden, Träumen nachspüren, sich Gott und seinem Plan fürs Leben aussetzen. Ein AEM-Seminar vermittelte Denkansätze.

Tore gibts auch noch in der zweiten Spielhälfte

Woher komme ich? Was steckt in mir? Wohin gehe ich? Wie packe ich die zweite Lebenshälfte an? Diesen Fragen stellten sich die Teilnehmenden auf unkonven-tionelle Art am Seminar der Ar-beitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) zum Thema «Lebensmitte. Weichenstellung» vom 1. April.

Von Hühnern und AdlernEin Adler, der als «Findelkind» unter Hühnern aufgewachsen ist, pickt wie Hühner, gackert wie Hühner und fliegt wie Hühner! Wird er es wagen, wozu er ge-schaffen wurde: seine zweieinhalb Meter Spannweite ausnutzen und gegen die Sonne fliegen? Oder begnügt er sich ein Leben lang mit dem ihm anvertrauten Hüh-nerhof? Die Praxis zeigt, dass der «König der Lüfte» aus eigenem Antrieb kaum das Bedürfnis hat, aus der Reihe der gackernden Hühner zu tanzen. Wenn er auf einen hohen Berg getragen wird und seinesgleichen am Himmel

Kreise ziehen sieht, kann ihn nichts mehr davon abhalten, den Sprung in die Lüfte zu wagen! Diese Anekdote zog sich wie ein roter Faden durchs Seminar. Die Sinnfrage stellt sich eben auch in der Lebensmitte.

Spannende «Zweite Halbzeit»Ob Geschäftsmann, Hausfrau oder Angestellter: Alle Teilneh-menden sind das Wagnis einer Standortbestimmung eingegan-gen und haben sich den Nah- und

Das Besuchsteam am Solothurner Jubiläumsanlass (von links): Martha Schmid, Christine Regolo, Sonja Hirschi, Lilo Hadorn.

Vier Frauen folgen Jesus ins Rotlicht-Milieu

WWJD – Was würde Jesus tun? Wer kennt nicht das Armband mit diesen vier Buchstaben? Wer hat sich diese Frage nicht schon ein-mal selbst gestellt? Lilo Hadorn aus Selzach SO hat sie sich nicht nur gestellt, sondern auch gehan-delt. Die Frage kam ihr jeweils in den Sinn, wenn sie aus dem Fens-ter auf das Rotlicht eines nicht weit entfernten Etablissements blickte. Schliesslich beschloss sie, etwas zu unternehmen und be-suchte verschiedene sogenannte «Rahab»-Projekte in der Schweiz. «Rahab» nennen sich christliche Gruppen aus unterschiedlichen Hintergründen, die sich um Frau-en im Milieu kümmern.Lilo Hadorn merkte zunehmend, dass hier ihre Berufung liegt. Seit zehn Jahren geht sie nun mit drei

anderen Frauen aus der Region einmal im Monat auf Besuch zu den Prostituierten.

Stark zerlesene BibelnDas Team Rahab Solothurn bietet ihnen Gespräche und Bibeln in ihrer jeweiligen Sprache an. «Un-

ser Ziel ist es, den Frauen einmal im Monat Gottes Wort zu brin-gen», sagt Lilo Hadorn.Das Rahab-Team macht immer wieder die Erfahrung, dass Frauen offen sind für Gottes Liebe und sein Wort. «Eine junge Thai-Frau drückte das Neue Testament an

SOZIALPROJEKT Seit zehn Jahren besteht das «Projekt-Rahab» in Solothurn, ein Besuchsdienst im örtlichen Rotlicht-Milieu. Die Mitarbeiterinnen machen die Erfahrung, dass viele Prostituierte sehr offen für das Evangelium sind.

Ziel fokussiert Pfeile abzuschies-sen. Nicht jeder Pfeil trifft ins Schwarze. Aber die Konzentra-tion auf ein Ziel gibt Antrieb, es zu erreichen und die gewonnene (Lebens-)Erfahrung hilft, Stärken auszubauen. Lebensfreude soll zurückkehren, Wasserquellen er-schlossen und Energie für Neues freigesetzt werden.Ist es in der Lebensmitte für eine Weichenstellung schon zu spät? Nein, denn auf dem Fussballfeld werden auch in der zweiten Halb-zeit noch Tore geschossen!.NIKLAUS MEIER

www.aem.ch

Die Konzentration auf das Ziel gibt Antrieb, dieses zu erreichen.

ihr Herz und las es in drei Mo-naten ganz durch», erinnert sich Martha Schmid vom Team. «Lati-nofrauen zeigen oftmals ihre stark zerlesenen Bibeln und bekennen, dass sie ihr Leben nicht aushalten würden, wenn sie nicht jeden Tag in der Bibel lesen könnten.» Eine Ungarin ist eigentlich glücklich verheiratet und hat zwei Kinder. Doch die Familie konnte einen Baukredit nicht mehr bezahlen. Daraufhin reiste die Frau in die Schweiz, um mit der Prostituti-on schnelles Geld zu verdienen. «Ein bitterer Preis», sagt Martha Schmid. Sie hält aber auch fest: «Trotz all dem Schweren kehrt das Team jeweils dankbar heim, weil Jesus die Frauen im Rotlicht mit seiner Liebe berührt.»CHRISTOF BAUERNFEIND

Fernzielen im Leben gestellt. Dann nahmen sie Pfeil und Bo-gen zur Hand und lernten, aufs

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29. April, 14.30 Uhr,evangelistischer GottesdienstZeughausgasse 39, Bern.Info: 062 961 96 00

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5. Mai 2012, nach+ Jugendevent mit Referaten und Workshops zum Thema «geMEINdeLEBEN». Anmeldung und Infos: www.nachplus.ch

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15.2012

Das Bild der WocheHANDY-ENGEL Viele Menschen können sich ein Leben ohne Mobiltelefon nicht mehr vorstel-len. Aber ob auch Engel per Handy kommunizieren? Sicher ist, dass eine entsprechende Skulptur des holländischen Bildhauers Ton Mooy eine regelrechte Telefonitis ausgelöst hat. Das „Bild der Woche“ zeigt das Werk des 63-Jährigen. Die geflügelte Person mit Handy am Ohr und umge-hängter Laptop-Tasche steht an der katholischen St.-Johannes-Kathedrale im niederländischen 's-Hertogenbosch. Das Handy hat nur eine Taste – nach Angaben des Künstlers ein Symbol für den direkten Draht zu Gott. Doch in Bars und Hotels kursieren inzwischen Visitenkarten mit ei-ner Handy-Nummer des Engels. Wer anruft, kann tatsächlich mit jemandem sprechen, der sich mit den Worten „Hallo, Sie sprechen mit einem Engel“ meldet. Ungefähr 30-mal pro Tag passiert das. Dahinter verbirgt sich laut Presseberichten eine 45-jährige Bewohnerin der Stadt, die ge-meinsam mit ihrem Ehemann die Telefonnummer (+31 626347470) eingerichtet hat. Ihr geht es darum, Menschen christliche Werte zu vermitteln und zu helfen. Angesichts dieses Erfolges hat die katholische Gemeinde unterdessen eine eigene Telefonleitung geschaltet. Ein Anruf dort kostet 80 Cent pro Minute. Dafür kön-nen die Anrufer wählen, ob sie etwas über die Kirche oder die Geschichte des Christentums hören oder für sich beten lassen wollen.

Nordsee

's-Hertogenbosch

AMSTERDAMHAUPTSTADT

BELGIEN

N I E D E R L A N D E

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18 NAC H R IC H T EN

15.2012

Was sind Salafisten? Salafisten treten für die absolute Gel-tung des islamischen Religionsgesetzes – der Scharia – ein. Sie wollen Staat, Gesellschaft und das Leben des Einzel-nen nach ihren Normen umgestalten. Ziel ist in letzter Konsequenz ein Got-tesstaat. Salafisten glauben, ihre Ziele durch Gewaltanwendung verwirklichen zu können, so der deutsche Verfas-sungsschutz. Zwar handele es sich bei der großen Mehrzahl der Salafisten um keine Terroristen. Aber fast alle bisher identifizierten terroristischen Netzwerk-strukturen und Einzelpersonen seien salafistisch geprägt bzw. hätten sich in diesem Milieu entwickelt.

W ährend die öffentliche Bibelverbrei-tung in den meisten islamischen

Ländern verboten ist, verteilen derzeit radikale Muslime im großen Stil Koranaus-gaben in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In diesen Ländern sollen nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes 25 Millionen deutschsprachige Exemplare an den Mann bzw. die Frau gebracht wer-den. Dies geschieht vor allem über Stände in Fußgängerzonen. Nach Schätzungen der Sicherheitsbehörden werben radikale Muslime inzwischen in fast 100 Städten auf diese Weise für ihre Ideologie. Hinter den Aktionen stünden Salafisten, die den Koran „sehr fundamentalistisch auslegen“, so ein Sprecher des Verfassungsschutzes auf Anfrage von idea.

Wie Salafisten Verbote umgehenAls Gegenmaßnahme haben einige Städte inzwischen ihre Genehmigungspraxis für die Koranverteil-Aktionen geändert. Die Salafisten umgehen diese Regelung: Wo ihnen die Infostände untersagt werden,

tauchen sie mit eigens entworfenen Um-hängetaschen auf und verteilen Koranaus-gaben wie Flugblätter – genehmigungsfrei.

Anklage gegen SalafistenHinter der Koranverteilung steckt nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden ein führender Salafist in Deutschland,

Ibrahim Abu Nagie (Köln). Im September 2011 erhob die Kölner Staatsanwaltschaft Anklage gegen den 47-Jährigen, weil er öffentlich zu Straftaten angestiftet und den religiösen Frieden gestört haben soll. Die Leiterin des Verfassungsschutzes in Nordrhein-Westfalen, Mathilde Koller (Düsseldorf), hält die Koranverteilung für den „aktuellsten Ausdruck der offensiven Missionierungsarbeit dieser islamistischen Strömung“. Ziel sei es, Übertritte zum Islam salafistischer Prägung herbeizuführen und damit diese Form des religiös motivierten Extremismus in Deutschland weiterzuver-breiten, sagte die Behördenleiterin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Kirche: Religiösen Extremisten nicht auf den Leim gehenNach Erkenntnissen des Verfassungs-schutzes bilden Nordrhein-Westfalen und Hessen Schwerpunkte der salafistischen Aktivitäten. Die hessen-nassauische Kirche rät nach den Worten ihres Pres-sesprechers Stephan Krebs (Darmstadt), sehr genau hinzuschauen, mit wem man ins Gespräch kommt, „um nicht religiösen Extremisten auf den Leim zu gehen“. Die Kirche sei zuversichtlich, dass die Bürger seriöse und extremistische Religiosität un-terscheiden könnten. Grundsätzlich sei es angesichts der Religionsfreiheit das gute

Radikale Muslime sind auf SeelenfangISLAM 25 Millionen Koran-Exemplare sollen im deutschsprachigen Europa verteilt werden.

Schweiz

ÖsterreichÖsterreich

Deutschland

2020201020001990

2,5 Mio.

3,64,1

4,9

0,20,3 0,5 0,6

0,20,3 0,5 0,6

0,1 0,3 0,4 0,50,1 0,3 0,4 0,5

Die Zahl der Muslime

(geschätzt)(geschätzt)

Salafisten:Deutschland: 3.800Österreich: 200Schweiz: (unbekannt)

Polizeibeamte überprüfen in Offenbach am Main einen Aktionsstand der Salafisten.

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15.2012

Recht von Muslimen, missionarisch aktiv zu sein. „Wir gewähren einander Missi-onsfreiheit, die wir uns für die islamischen Länder auch sehr wünschen“, sagte Krebs auf idea-Anfrage. Ähnlich äußerte sich EKD-Pressesprecher Reinhard Mawick (Hannover). Allerdings frage er sich, ob Menschen tatsächlich allein dadurch zum Islam überträten, dass sie einen Koran ge-schenkt bekämen: „Der Missionserfolg ist äußerst fraglich.“

Islamexperte: Kritischer zum Koran Stellung nehmenNach Ansicht des evangelischen Islam-Experten Pfarrer Eberhard Troeger (Wiehl bei Köln) kopieren die Salafisten Bibel-Ver-teilaktionen der Christen. Zwar werde man-cher Passant aus Neugier ein Exemplar des Koran mitnehmen: „Ich glaube aber nicht, dass die Aktion unter Deutschen großen Erfolg haben wird.“ Sie ziele eher auf Mi-granten und Namensmuslime. Außerdem wollten die Salafisten mit der Werbe aktion auf sich aufmerksam machen. Anziehungs-kraft hätten sie möglicherweise auf des-orientierte, innerlich heimatlose junge Menschen, die sich an der Gesellschaft rächen wollten. Troeger äußerte die Hoff-nung, dass die Aktion die Christen heraus-fordert, kritischer zum Koran Stellung zu nehmen: „Wenn man ihn wörtlich nimmt, ist er ein gefährliches Buch, da manche Stellen zur Gewalt aufrufen.“

Bibellesebund: Ein verteilter Koran ist noch kein gelesener KoranDer Generalsekretär des Bibellesebundes, Christian Brenner (Marienheide), bezeich-nete den Missionierungseifer hinter der Aktion als „beachtlich“. Zugleich mahnte er zur Gelassenheit: „Ein verteilter Koran ist noch kein gelesener Koran. Und auch ein gelesener Koran bewirkt nicht auto-matisch eine Bekehrung zum Islam.“ Über das Internet sei die islamische Schrift schon seit Jahren kostenlos verfügbar; in vielen Buchhandlungen gehöre sie längst zum Sortiment. Trotzdem zähle der Ko-ran „nicht zu den Topsellern oder zu den am meisten gelesenen Büchern auf den Bücherlisten“. Laut Brenner sollte die Ak-tion Christen aber nachdenklich machen, welchen Stellenwert die Bibel für sie hat

und wie sie sich für sie einsetzen: „Sie ist das Wort Gottes, das Buch unseres Glau-bens, und sie enthält Gottes Gedanken, das Evangelium, die Gute Botschaft für un-ser Leben. Nicht nur für uns, sondern erst recht für die Menschen um uns herum, die nach Orientierung und Wahrhaftigkeit su-chen. Dafür arbeiten Bibelgesellschaften, die Gideons, der Bibellesebund, im Grunde alle Gemeinden – egal ob katholisch, evan-gelisch oder freikirchlich. Die Frage ist: Wie sehr ziehen wir uns verunsichert zurück, anstatt diese frohe Botschaft zu den Men-schen zu tragen?“ In diesem Sinne scheue er sich nicht, einen Koran entgegenzuneh-men, wenn ihm jemand einen schenken möchte, so Brenner. „Ich schätze es wert, dass er sich für seinen Glauben einsetzt. Zugleich möchte ich dies nicht kommen-tarlos tun, sondern darauf hinweisen, wo-ran ich glaube, und im Gegenzug gerne ei-ne Bibel anbieten und zum gemeinsamen Bibellesen einladen.“

Ein Ansporn für ChristenThomas Römerscheidt – zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Missionswerks „Aktion: In jedes Haus“ (Radevormwald)

– nannte die Koranverteilaktion einen „Weckruf“. „Was hier durchgeführt wird, darf nicht konkurrenzlos und unwider-sprochen bleiben. Deshalb verfolgen wir das Ziel, jeder Familie das Evangelium in gedruckter Form zu bringen. So kann die Koranverteilung ein Ansporn für Christen vor Ort sein. Als Christen haben wir die befreiende Nachricht von Jesus Christus.“ Man dürfe extremistischen Muslimen

nicht das Feld überlassen. Christen sollten sich vor Ort zusammenschließen und eine gemeinsame „Bibel-Aktion“ planen.

Für eine alternative AktionUm wirklich alle zu erreichen, sei es ratsam, am jeweiligen Wohnort jeden Haushalt mit einer Gutscheinkarte für eine kostenlose Jesus-Biografie zu versorgen. Die Flugblät-ter stelle die „Aktion: In jedes Haus“ für In-teressierte auf Spendenbasis zur Verfügung (www.ajh-info.de, 02195 91560). Der Bun-desvorsitzende des Gideonbundes, Ralf Hil-le (Eschweiler), verwies gegenüber idea auf das im Grundgesetz verbürgte Recht auf Religionsfreiheit. Es gelte auch für Muslime.

Christlicher Glaube ist öffentlichDer Vorsitzende der Stiftung Marburger Medien, Jürgen Mette (Marburg), schreibt zu der Verteil-Aktion: „Wir sind dankbar für Religionsfreiheit in Europa. Wer in der Bibel und im christlichen Bekenntnis verwurzelt ist, wird in Freiheit anderen Religionen be-gegnen können. Vielleicht bewirkt die Ko-ran-Kampagne auch ein neues Interesse an der Bibel.“ Die Stiftung Marburger Medien bleibe bei ihrem Konzept der persönlichen

Begegnung, der einladenden Weitergabe von Glaubensinformationen. „Wir setzen nicht auf flächendeckende anonyme Streu-werbung.“ Weiter schreibt er: „Wir stellen fest, dass wir Christen immer öfter auf das öffentliche Bekenntnis unseres Glaubens verzichtet haben und allen Grund haben, etwas mutiger zu werden, das Evangeli-um überzeugt und charmant zu vertreten. Christlicher Glaube ist öffentlich.“ P

Salafisten verteilen kostenlos deutsche Koranausgaben in Frankfurt am Main.

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E in Blutbad hat ein ehemaliger Student an einer christlichen Privathochschule

in Oakland (US-Bundesstaat Kalifornien) angerichtet. Der gebürtige Koreaner One Goh (43) wollte nach Polizeiangaben Ra-che dafür nehmen, dass er zu Jahresbe-ginn von der Oikos-Universität wegen Verhaltensauffälligkeiten und schlechter Leistungen ausgeschlossen worden war. Auf der Suche nach einer Verwaltungs-angestellten, die er für seinen Verweis verantwortlich machte, nahm der frühere Krankenpflegeschüler am 2. April mit ei-ner Pistole bewaffnet zunächst eine Emp-fangsdame als Geisel, begab sich dann in eine Klasse und ließ ehemalige Mitschüler wie zur Hinrichtung in einer Reihe aufstel-len. Danach feuerte er auf sie. 5 starben so-fort; 2 weitere erlagen später ihren Verlet-zungen. Goh – der einen geistig gestörten Eindruck machte – begab sich danach in einen Supermarkt in der Stadt Alameda. Dort stellte er sich und wurde von der Po-lizei festgenommen. Inzwischen ist gegen ihn Anklage wegen mehrfachen Mordes und versuchten Mordes erhoben worden. Bei den Todesopfern handelt es sich um 6 Frauen und einen Mann aus Korea, Nepal,

Nigeria und den Philippinen im Alter zwi-schen 23 und 53 Jahren.

Motto: „Soli Deo Gloria“Ein Gedenkgottesdienst fand am 10. April an der Hochschule statt. Die Oikos-Univer-sität wurde 2004 von Pastor Jongin Kim (San Leandro) gegründet; die Mehrzahl der Studenten haben ausländische, meist koreanische Wurzeln. Die Hochschule bietet Kurse in Theologie, Musik, Kran-

kenpflege und asiatischer Medizin an. Sie ist mit der Praise God Korean Church (Koreanische Gotteslob-Gemeinde) und der Shep herd-University (Universität des Hirten) in San Francisco verbunden. Ihr Motto lautet „Soli Deo Gloria“ (Allein Gott zur Ehre). Die Hochschule ist evangelikal geprägt, hat aber keine offiziellen Verbin-dungen zu einer Kirche oder Freikirche. P

b www.oikosuniversity.org

Kalifornien: Ein Blutbad an einer christlichen US-HochschuleAMOKLAUF Ein ehemaliger Student erschießt aus Rache 6 Studenten und eine Angestellte.

Noch Ende vorigen Jahres hatte der ehemalige Taxifahrer Patrick Greene

(San Antonio/Texas) gegen eine Weih-nachtskrippe vor einem Gerichtsgebäude im Kreis Henderson gewettert. Er drohte mit einer Klage, weil die Krippe gegen die Trennung von Kirche und Staat ver-stoße. Gleichzeitig verschlimmerten sich seine Augenkrankheiten. Greene leidet an Grauem und Grünem Star sowie einer drohenden Ablösung der Netzhaut. Die Behandlungskosten sowie ausstehende Steuerforderungen brachten den Taxi-fahrer in Geldnot. Die Baptistin Jessica Crye (Athens/Texas) mobilisierte ihre Ge-meinde, für den Atheisten Spenden zu

sammeln. Diese „Feindesliebe“ rührte ihn so sehr, dass er Christ wurde. Obwohl er wahrscheinlich erblinden wird, erwägt er inzwischen sogar, Pastor zu werden.

Keine befriedigenden Antworten durch EvolutionWie Greene der Internetzeitung Christian Post mitteilte, hatte er jahrelang mit der Frage gerungen, was den Menschen vom Tier unterscheide. In der Evolutionstheorie habe er keine befriedigende Antwort ge-funden. Inzwischen habe er das Alte und Neue Testament gelesen und sei von Gott überzeugt. Seine atheistische Ehefrau to-leriert sein Christsein. Nicht verstehen

kann er, warum manche Christen so wenig in der Bibel lesen. Dies sollte zur täglichen Gewohnheit werden wie das Zähneput-zen, meint Greene, der sich einer Baptis-tengemeinde anschließen will. P

Texas: Nächstenliebe machte einen Atheisten zum ChristenTAT & WORT Weil ihm geholfen wurde, will ein kämpferischer Atheist jetzt eventuell sogar Pastor werden.

Gerichtsmediziner transportieren ein Opfer des Amoklaufs an der Hochschule ab.

Greene im TV – Unterzeile: „Ein texanischer Atheist ändert seine Ansichten, nachdem sich Christen ihm helfend zuwandten”

San Francisco

K A L I F O R N I E N

NEVADASACRAMENTOHAUPTSTADT

OaklandHier wurden am 2. Aprilsieben Menschen in einerUniversität getötet.

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Selbst die Details der Kreuzigung stimmen1968 machten israelische Wissenschaftler in einer Grabanlage in Giv’at Ha-Mivtar nordöstlich von

Jerusalem einen grausigen Fund: einen Knochensarg mit den Gebeinen eines Mannes namens „Yohanan (Johannes) Ben-Hazkul“. Dieser Mann war im Alter von rund 25 Jahren zur Zeit Jesu gekreuzigt worden. In seinem rechten Fersen-bein steckte noch ein 11 Zentimeter langer Eisennagel. Beim Anschlagen an das Kreuz hatte sich der Nagel so stark ver-bogen, dass er bei der Abnahme des Körpers nicht mehr entfernt werden konnte. Dieser Fund ist einzigartig für den historischen Hintergrund des Neuen Testamentes – denn er zeigt, dass viele Theorien über den Kreuzestod Jesu falsch sind. So wird immer wieder behauptet, dass Jesus am Kreuz hängenblieb, bis die Geier sich des Leichnams bemächtigt hätten – er hätte also gar nicht auferstehen können. Andere behaupten, dass die in den Evangelien geschilderte Kreuz-abnahme durch die Freunde Jesu eine reine Erfi ndung der Evangelienschreiber sei: Die Römer hätten nie der Abnahme eines Gekreuzigten zugestimmt. Doch diese Ausgrabung zeigt eindrücklich: Es gibt keinen Grund, die Berichte in den Evangelien in Zweifel zu ziehen, dass Pilatus den Leichnam Jesu dem Joseph von Arimathäa überlassen hat! Zugleich liefert der Fund die erste archäologische Bestätigung für das in Johannes 20,25–27 angesprochene Nageln ans Kreuz – und widerlegt viele künstlerische Darstellungen: Jesu Füße wurden nicht vorne über Kreuz zusammen angenagelt – sondern einzeln seitlich am Kreuzesstamm.

„Wer wälzt den Stein vom Grab?“In Felsen gehauene Gräber aus der Zeit Jesu, die mit einem Rollstein verschlossen sind – diese Funde aus Israel prägen unser Bild vom Ostermorgen, als die Frauen zum Grab Jesu gingen und sich besorgt fragten: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ (Markus 16,2). Gräber mit einem Roll-

stein sind allerdings monumentale Familiengruften. Der Rollstein (mit einem Durchmesser von anderthalb Metern) trennte die Welt der Toten von den Lebenden. Das am bes-ten erhaltene Rollsteingrab befi ndet sich unter dem Kloster der Schwestern von Nazareth; bekannt ist auch das soge-nannte Grab des Herodes mit seinem großen Rollstein. Bei-de zeigen: Eine Person alleine konnte einen solch schweren Rollstein kaum bewegen. Doch die Evangelien berichten, dass Joseph von Arimathäa Jesu Leichnam „in ein Grab legte, das in einen Felsen gehauen war; und er wälzte einen Stein vor des Grabes Tür“ (Markus 15,46). Wenn der Stein von einer Person allein bewegt werden konnte, kann er nicht allzu groß gewesen sein. Ein Rollstein scheidet damit aus. Dies deckt sich auch mit den archäologischen Befun-den: Von den über 900 Gräbern in Jerusalem haben nur 4 einen Rollstein! 98 % der bekannten Gräber haben hinge-gen einen quadratischen oder rechteckigen Steinblock als Verschluss. Sie ähneln einem Stöpsel oder Korkenver-schluss. Auch diese Steinform war für Frauen nur schwer zu bewegen; die Sorge der Frauen war daher berechtigt. Ein einzelner Mann hingegen konnte einen solchen quad-ratischen Stein durchaus alleine „wegwälzen“.

Das Grab war leer – egal wo es lagViele Bibelleser fragen sich: „Wo liegt das Grab Jesu denn genau?“ Die Evangelisten geben hierauf nur spärliche Hin-weise – denn für sie war entscheidend: Mit Jesu Tod war eben nicht alles aus! Statt auf die Lage des Grabes verweist die Bibel daher auf das leere Grab, aus dem Jesus auferstan-den ist. Unser Glaube an den auferstandenen Herrn hängt nicht davon ab, ob wir sein Grab sehen oder kennen. Wir können erfahren, dass er heute bei uns ist – dass er wirk-lich lebt. Darum ging es auch den Evangelienschreibern. P

b Ausführliche Informationen: www.bibelausstellung.de

Wo die Archäologie die Bibel bestätigtARCHÄOLOGIE Über Ostern sind in den Medien und auch in manchen Predigten wieder Zweifel an der Zuverlässigkeit der neutestamentlichen Berichte über Jesu Kreuzigung und Auferstehung geäußert worden. Zu Unrecht – denn wissenschaftliche Funde stützen die Darstellungen in den Evangelien, schreibt der Qumran- und Israelexperte Alexander Schick (Westerland/Sylt) für idea.

Die Gräber zur Zeit Jesu hatten einen Verschlussstein – im Bild das Jasongrab in Jerusalem mit einem eckigen Stein. So sah vermutlich auch das Grab Jesu aus. Rechts: Eines der seltenen intakten Gräber mit einem Rollstein befindet sich im Kloster der Schwestern von Nazareth.

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Draußen ist es dunkel; drinnen in der St. Marien-kirche in Berlin-Zehlendorf ebenfalls. Nur Kerzen tauchen den sakralen Raum in ein schummriges

Licht. Es ist die Osternacht. Rund 150 Christen haben sich zum Gottesdienst versammelt. Sie singen und beten ge-meinsam. Dann intoniert Pastor Gottfried Martens am Al-tar: „Ehre sei Gott in der Höhe“, und die Gemeinde stimmt zu vollen Orgelklängen ein: „Wir loben dich, wir benedeien dich, wir beten dich an …“. In diesem Moment gehen die Lichter an und es wird hell in der Kirche. Eine stärkere Symbolik kann es wohl kaum geben: Mit der Auferstehung Jesu hat Gott dem Tod die Macht genommen und Licht in die Welt gebracht. Das feiert die Gemeinde in dieser Nacht zusammen mit der weltweiten Christenheit.

Sie haben alles riskiert, um Christen zu werdenFür einige Gottesdienstteilnehmer ist dies ein ganz beson-derer Tag. Sie sitzen vorn in der ersten Reihe, sieben Män-ner und eine Frau – jung, attraktiv. Sie wollen ihr Bekennt-nis zu Jesus Christus heute festmachen, indem sie sich tau-fen lassen. Leichtgemacht haben sie sich diese Entschei-dung nicht. Im Gegenteil: Sie haben alles dafür riskiert, wo-möglich gar ihr Leben. Sie sind Exil-Iraner, die aus ihrem Land gefl ohen waren, weil sie sich zum Christentum hin-gezogen fühlten. Für die Herrscher im Iran ist Apostasie – also der Abfall vom Islam – ein todeswürdiges Vergehen.

Einer von ihnen ist Hamid (Name von der Redaktion geändert). Noch vor einem Jahr lebte der 25-Jährige im Iran das gute Leben der Erfolgreichen. Als Inhaber eines gro-ßen Einkaufszentrums besaß er eine Villa am Meer und musste sich um Geld keine Sorgen machen. Jetzt sitzt er in einer Berliner Kirche und hat – materiell betrachtet – nichts

mehr. Er lebt als Asylbewerber in einem Zimmer. Was war geschehen? Ein Bekannter hatte ihm von seinem christli-chen Glauben erzählt. Aus Neugier begleitete Hamid ihn zum Gottesdienst in seiner kleinen Hausgemeinde; dann ging er immer wieder hin. Denn was dort über Gott gesagt wurde, hatte er so noch nie zuvor gehört: „dass Gott ein liebender Vater ist, der eine persönliche Beziehung zu je-dem Menschen möchte“. Bisher kannte Hamid nur die is-lamische Vorstellung, dass Gott ferne sei und strafe.

Im Iran wurden sie für ihren Glauben gefoltertEines Sonntags, als er den Gottesdienst besuchte, wurde er festgenommen. In Verhören verlangte die Religionspolizei, dass er dem christlichen Glauben abschwöre. Er wurde ge-foltert, und doch weigerte er sich, sein Bekenntnis zu Jesus Christus zu widerrufen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt erkannte er, dass es für ihn nur eine Möglichkeit gab, als Christ zu leben – nämlich das Land zu verlassen. Verwand-te holten ihn für eine stattliche Summe und über ver-schlungene Wege nach Deutschland.

„Für uns Christen in Deutschland ist es kaum vorstell-bar, was diese Menschen auf sich nehmen, um ihren christ-lichen Glauben frei leben zu können“, sagt Gottfried Mar-tens. Seit fünf Jahren kümmert er sich als Pastor der Selb-ständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) um christliche Konvertiten aus dem Iran und begleitet sie seel-sorgerlich. Er berichtet, dass ihre „Reise“ nach Deutsch-land manchmal mehrere Wochen dauert. „Viele Flüchtlin-ge tragen dabei auch körperliche Schäden davon – etwa wenn sie tagelang in den Kofferraum eines Autos gesperrt waren.“ Noch schmerzhafter sind seelische Narben, fährt er fort. „Die Botschaft von einem Gott, der einem vergibt

Die andere iranische Revolution

MUSLIME WERDEN CHRISTEN Während Christen in aller Welt um das Leben des ira-nischen Pastors Youcef Nadarkhani bangen, werden immer mehr Perser Christen. Ein Hauptschauplatz dieser Entwicklung ist Deutschland. Ein Bericht von Matthias Pankau und Thomas Kretschel (Fotos).Dass Gott ein liebender Vater ist, war ihm neu: Hamid alias Theodor ist einer der Iraner, die sich in der

Osternacht in der lutherischen St.-Marienkirche in Berlin-Zehlendorf von Pastor Martens taufen ließen.

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und vor dem man keine Angst zu haben braucht – diese Vorstellung ist für viele ehemalige Muslime so faszinierend und revolutionär, dass sie all dies auf sich nehmen.“

Vor allem junge Akademiker verlassen den IranWas Martens berichtet, ist keine Ausnahme. Schätzungen zufolge konvertieren in Deutschland jeden Monat einige Dutzend iranische Flüchtlinge vom Islam zum Christen-tum. Pastor Hans-Jürgen Kutzner aus Hannover betreut deutschlandweit bis zu 1.000 Iraner. Er ist der einzige haupt-amtliche evangelische Iraner-Seelsorger innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Für die meis-ten Konvertiten habe der Islam jegliche moralische Integri-tät verloren, sagt er weiter: „Sie kommen aus einem Gottes-staat, in dem Religion und Politik nicht getrennt sind.“ Vie-le hätten Gewalt und Folter im Namen des Islam erlitten. „Wenn man eine Diktatur auf diese Weise erlebt, will man sich davon befreien.“ Vor allem die junge und akademische Oberschicht kehre diesem System den Rücken: Mediziner und Juristen, Ingenieure und Wirtschaftsfachleute.

Schon die drei Weisen waren PerserAber woher rührt die große Offenheit solcher Iraner für den christlichen Glauben? Die Geschichte des Christen-tums in Persien reicht weit zurück. Schon die drei Weisen aus dem Morgenland, die sich laut den biblischen Berich-ten aufmachten, das Jesuskind anzubeten, waren wahr-scheinlich Perser. In der Pfi ngstgeschichte werden die Per-ser neben Medern und Elamitern ausdrücklich erwähnt. Als in Rom die Christenverfolgung wütete, fanden die ers-ten verfolgten Christen Schutz und Zufl ucht im Perser-reich. Mit der Erhebung des Christentums zur Staatsreli-gion im Römischen Reich im Jahre 380 wurden die Chris-ten im heutigen Iran jedoch aus politischen Gründen ab-gelehnt, weil dieses Reich pausenlos mit Rom im Krieg lag.

Gleichwohl etablierte sich das Christentum dort. Aber dieser Einfl uss wurde im 7. und 8. Jahrhundert durch den Siegeszug des Islam ausgemerzt. Allerdings sagt heute noch mancher Iraner, er sei nie wirklich bewusst Muslim

gewesen; diese Religion sei ihm vielmehr aufgezwungen worden. Daher nennen sich viele Konvertiten – und nicht nur sie – Perser und nicht Iraner. Sie sagen, die Geschichte ihres Landes reiche schließlich viel weiter zurück als die Islamische Revolution von 1979 und die von ihr ins Leben gerufene Islamische Republik.

Den Konvertiten begegnete Jesus im TraumAusgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem Präsident Mah-mud Ahmadinedschad und Staatsoberhaupt Ajatollah Cha-menei den Absolutheitsanspruch des Islam in Form eines „Gottesstaates“ proklamieren, macht sich im Iran eine christliche Erweckung bemerkbar. Immer wieder berichten Konvertiten, dass Jesus ihnen im Traum erschienen sei. Auch in Pastor Martens’ Gemeinde in Berlin-Zehlendorf gibt es solche Fälle. Unabhängig voneinander erzählten ihm drei Perser von solchen Träumen. „Sinngemäß war es etwa so, dass ihnen Jesus leuchtend hell erschien, sie bei der Hand nahm und sie aufforderte, in die Kirche zu gehen.“ Martens hält dies für durchaus glaubwürdig und betont: „Als Lutheraner neigt man ja nun wirklich nicht zu Schwär-mereien.“ Er empfi ndet es als ein Zeichen für Gottes Humor, dass ausgerechnet eine der am stärksten entchristlichten Regionen der Welt – Ostdeutschland – ein Hauptschauplatz dieses geistlichen Aufbruchs unter Persern geworden sei.

Vom Deutsch- zum TaufunterrichtBegonnen hatte diese Entwicklung vor 12 Jahren in Leipzig, und zwar ganz unspektakulär – mit Deutschunterricht. An-ders als heute gab es damals für Asylbewerber noch keine Möglichkeit, Deutschkurse zu besuchen. So stellte die dor-tige Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche – St. Trinitatis – ihre Räume zur Verfügung und gab den Männern und Frauen Sprachunterricht, wobei sie die Luther-Bibel als Textbuch benutzte. So lernten sie nicht nur die Sprache, sondern erfuhren zugleich etwas über die Grundlagen des christlichen Glaubens. Wenig später baten die ersten Kursteilnehmer darum, getauft zu werden. Bald brachten sie Freunde und Bekannte mit, die sich ebenfalls O

Sieben Ex-Muslime wurden in der Osternacht in der St.-Mariengemeinde (links) in Berlin getauft. Sie bekamen christliche Namen.

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für den christlichen Glauben interessierten. „Heute besteht unsere Gemeinde mit ihren rund 150 Mitgliedern zu einem Drittel aus früheren Muslimen aus dem Iran“, sagt Pfarrer Markus Fischer. Auch wenn zu den Sonntagsgottesdiens-ten selten alle Gemeindeglieder kommen, wird es in der kleinen, weinroten Holzkirche allmählich eng. Das Gebäu-de war 1950 als Notkirche für die ausgebombte Gemeinde errichtet worden. Infolge des starken Zuwachses durch Konvertiten möchte sich die Gemeinde jetzt vergrößern und die von der sächsischen Landeskirche nicht mehr genutzte Lukas-Kirche in Leipzig-Volkmarsdorf übernehmen. „Schließlich muss in einem Gotteshaus Christus verkündigt werden“, kommentiert Pfarrer Fischer die heutige Leere die-ses riesigen Backsteinbaus aus dem 19. Jahrhundert.

Fast jede Woche kommen neue InteressentenIn der St. Trinitatisgemeinde wird Christus freilich nicht nur sonntags in der Kirche verkündet. An mehreren Tagen in der Woche fi nden Bibelgesprächskreise und Taufkurse in deutscher und persischer Sprache statt. Um letztere küm-mert sich vor allem Hugo Gevers, der von der lutherischen Freikirche als Missionar speziell mit der Arbeit unter Mig-ranten beauftragt ist. So besucht der 49-Jährige etwa Asyl-bewerberheime in und um Leipzig. In Elbisbach bei Borna beispielsweise ist so unter den dort lebenden Asylbewer-bern eine Gemeinde entstanden, die jeden Freitag in der örtlichen Kirche Gottesdienst feiert – auf Deutsch, Persisch und Arabisch. Fast jede Woche kommen neue Besucher.

Der Stammbaum reicht bis Mohammed zurückEiner, der Ende vorigen Jahres zur St.-Trinitatisgemeinde stieß, ist der 28 Jahre alte Amin (Name von der Redaktion geändert). Seine Geschichte ähnelt Hamids Lebenslauf. Auch Amin war im Iran erfolgreich. Als Wirtschaftsmana-ger hatte er die ganze Welt bereist, er machte in China und Indien lukrative Geschäfte. Seine Familie hatte ein hohes Ansehen; ihr Stammbaum reicht bis zum Propheten Mo-hammed zurück. Aber eines Tages sprach ein armenischer Freund mit Amin über seinen christlichen Glauben, schil-derte ihm anschaulich, was es mit Jesus auf sich gehabt habe. Dies bewog Amin, Christ zu werden. Das hatte zur Folge, dass er und seine schwangere Frau bedroht wurden. Sie beschlossen, den Iran zu verlassen und in Europa Asyl

zu suchen. Amin zahlte einem Schlepper aus der Türkei 30.000 Euro für zwei gefälschte Pässe. Ursprünglich wollte das junge Ehepaar damit nach Großbritannien. Aber die beiden blieben am Flughafen Köln/Bonn hängen, weil der türkische Mittelsmann unangekündigt mit den Pässen ver-schwand. Amin stellte sich der Polizei, und die Behörden schickten ihn als Asylbewerber nach Leipzig (Sachsen).

Vom Vorteil einer großen LiturgieAls er dort Landsleute fragte, an welche christliche Gemein-de er sich wenden könne, nannten sie ihm sofort die St.-Tri-nitatisgemeinde. „Inzwischen haben wir hier so etwas wie Heimat gefunden“, sagt er. Freilich könnte dies eine Heimat auf Zeit sein. Denn es ist ungewiss, ob das Ehepaar in Leip-zig bleibt. Im Juni wird seine Tochter zur Welt kommen, und Amin hofft auf eine Aufenthaltsgenehmigung, die ihm mehr Bewegungsfreiheit gewähren wird. „Viele bleiben nicht in Sachsen, sondern gehen dorthin, wo sie Verwandte haben – also zumeist in die alten Bundesländer, wohin Ira-ner schon vor der Wiedervereinigung emigrierten“, erläu-tert Hugo Gevers. „Die Erfahrung zeigt jedoch, dass – egal, wo in Deutschland sie sich niederlassen – sie auch dort An-schluss an eine Gemeinde suchen werden.“ Und so kommt es, dass in den vergangenen Jahren einige lutherische Frei-kirchen-Gemeinden aufgrund persischer Konvertiten leicht gewachsen sind, etwa in Hamburg, Düsseldorf, Dresden und vor allem in Berlin. Warum sind gerade diese Gemein-den so attraktiv für Perser? „Ein Grund ist sicherlich, dass wir – anders als viele landeskirchliche Pfarrer – nur eine Gemeinde zu betreuen haben und uns so auch zeitlich in-tensiver um diese Menschen kümmern können“, versucht Missionar Gevers zu erklären.

„Wir stehen hier am Anfang eines Aufbruchs ...“Einen weiteren Grund sieht Pastor Martens von der Berli-ner St.-Mariengemeinde aber in der hochliturgischen Form der Gottesdienste: „Ein Gottesdienst, der alle Sinne an-spricht, ist gerade für Menschen, die des Deutschen viel-leicht noch nicht so mächtig sind, einfach attraktiver als ein nüchterner Wortgottesdienst.“ Er muss es wissen. Die Mit-gliederzahl seiner Gemeinde hat sich seit 1992, als er sie übernahm, von 200 auf jetzt 900 fast verfünffacht. In den 90er Jahren hatten mehrheitlich junge Aussiedlerfamilien

In Taufvorbereitungskursen macht Pastor Martens die Iraner mit den Grundlagen des Christentums vertraut. Rechts: Sie studieren jede Wo-che zusammen die Bibel: Pfarrer Fischer von der Leipziger St.-Trinitatisgemeinde, Amin aus dem Iran und Missionar Hugo Gevers (v. l.).

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aus der ehemaligen Sowjetunion dieses Wachstum bewirkt, seit letztem Jahr aber verstärkt Perser. „Wir stehen hier am Anfang eines Aufbruchs, den ich mir so nicht hätte vorstellen können“, bekennt Martens. „Es ist kaum zu glau-ben, wie missionarisch aktiv die Perser hier vor Ort sind: Wer selber Christ ge-worden ist, fängt sofort an, zu missionie-ren und den Nächsten davon zu berich-ten, wie der Christus der Bibel sein Leben verändert hat.“ Inzwischen kä-men fast jede Woche neue Männer und Frauen hinzu. Martens hält das Argu-ment, dass einige sich nur taufen ließen, um ihre Chancen auf ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Deutschland zu verbessern, nicht für stichhaltig. Die Perser, denen er Tauf-unterricht gegeben und die er getauft habe, seien „mit großem Ernst“ Christen. „Außerdem stellen die deutschen Behörden bei ihren Entscheidungen über das Bleiberecht von Asylanten die Ernsthaftigkeit ihres christlichen Glau-bens auch dann, wenn sie getauft sind, zunehmend grund-sätzlich infrage und unterziehen sie vor Gericht ausführ-lichen Glaubensverhören“, erläutert der Geistliche, der Gemeindeglieder oft auch bei Behördengängen begleitet. „Die allermeisten entscheiden sich für die Taufe, weil sie sich damit vor Gott und der Welt zu Jesus Christus beken-nen und zu ihm gehören möchten.“

Als die Gläubigen in jener Osternacht in Berlin-Zehlendorf aus ihrer Kirche kommen, gratulieren viele Gemeindeglie-der den Täufl ingen – auch Hamid. Aber er möchte nicht länger so heißen, sondern Theodor („Geschenk Gottes“). „Viele persische Täufl inge wünschen sich, mit der Taufe auch einen neuen christlichen, meist biblischen Namen zu bekommen, weil sie nun in der Taufe neue Menschen ge-worden sind“, erklärt Pastor Martens. Eigentlich wollte Hamid gern Lukas heißen, aber dieser Name war schon vergeben. „Wenn wir weiter einen solchen Zulauf von Taufbewerbern haben, müssen wir bald an die biblischen Geschlechtsregister“, sagt Martens schmunzelnd. Die ers-ten Anmeldungen für den nächsten Taufunterricht liegen bereits vor. P

Iraner im deutschsprachigen Europa Deutschland: 100.000 Österreich: 15.000 Schweiz: 5.000

Was im Iran derzeit geschiehtHier findet derzeit eine Welle von Verhaf-tungen von Christen besonders in den Großstädten statt. Vor allem betroffen sind Leiter von Konvertitengemeinden, die vom Geheimdienst systematisch bedroht werden. Da fast allen offiziell genehmigten Kirchengemeinden Got-tesdienste in der Landessprache Farsi verboten sind und ehemalige Muslime fürchten, dort entdeckt und verhaftet zu werden, treffen sich die meisten Konver-titen heimlich in Hausgemeinden.

Iran74,2 Millionen Einwohner

Muslime: 99 %

Konvertiten zum christlichen Glauben (geschätzt): 250.000

Orthodoxe Christen (geschätzt): 150.000

l idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps 14. bis 20. April

F E R N S E H E N

Sonnabend, 14. April Sonntag, 15. April Dienstag, 17. April Freitag, 20. April

16.00–16.30 Felsen des Glaubens – Reise durch Äthiopiens Norden

16.30–17.00 Ein katholischer Theologe outet sich als schwul – Doku

20.15–22.05 Biblische Detektivgeschich-ten – Dokumentarfilm

9.30–10.00 Das VierteArche-TV-Predigt: „Die zwei Naturen des Psalmisten“

10.00–11.00Ernesto Cardenal – Dichter, Revolutionär, Mönch und ehemaliger Kulturminister

11.00–12.00 ERF 1 Freik. Gottesdienst: Altenburg

17.45–18.15 Der irische Wandermönch Gallus und seine Begleiter

Montag, 16. April

19.30–20.00 „Hautnah“: dem „Es-gibt-wahrscheinlich-keinen-Gott“-Bus auf der Spur. Gast: Evangelist Thomas Schneider

21.00–22.00 ERF 1 Wartburg-Gespräche: Glaube und Wissenschaft

21.00–22.00 Frauen im Vatikan – Doku

Mittwoch, 18. April

21.00–22.00 ERF 1 „Wert(h)e Gäste“: Talk mit Kirchenrat Dan Peter

20.15–23.05 TV-Drama „Gelobtes Land“ über das Leben in Israel (Forts.: 27. 4.)

21.55–22.30 Christen in Indien: rechtlos, machtlos, perspektivlos

22.–23.30 „Nachtcafé“: Jeder ist sich selbst der Nächste? Talkrunde

H Ö R F U N K

Sonnabend, 14. April Sonntag, 15. April Mittwoch, 18. April Donnerstag, 19. April

13.05–14.00 Spurensuche: In Spanien wurden bis in die 80er Jahre ca. 300.000 Kinder verkauft – auch mit Duldung der Kirche

18.05–19.00 „Liebe & andere Zwischen-fälle“: Wenn Down-Kinder erwachsen werden

8.30–9.00 Ev. Perspektiven: Auf der Suche nach dem Lebenssinn

9.45–10.00 Evang.-reform. Predigt von Luzia Sutter Rehmann, Theologin, Binningen

10.00–11.00 ERF PlusEv.-freikirchl. Gottesdienst

10.00–11.00 Ev. Gottesdienst aus Rösrath: Pfarrer Armin Kopper (& WDR5)

11.30–12.00 Ultraorthodoxe in Israel: Blick in eine vormoderne Welt

12.05–12.30 Koptische Christen in Ägyp-ten: Verlierer der Revolution?

20.00–21.00 ERF Plus Der „Neue Atheismus“ – eine Einführung von Heinzpeter Hempelmann

21.33–22.30 „Erzähl von Ruanda!“ – Eine Hörspielproduktion des Ru-anders Diogène Ntarindwa über die Konflikte im Land

20.00–21.00 ERF Plus „Bilanz“ mit Horst Marquardt: Udo Lüsse betreibt seit 40 Jahren auf der Karibikinsel Bonaire einen Radiosender

23.05–0.00 Der israelische Autor Ron Lesehm erzählt aus dem geheimen Leben in Teheran

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26 OST ER-PRESSESC H AU

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„Wer glaubt schon an Auferstehung?“In der Wochenzeitung „Die Zeit“ stellt Klaus Harpprecht die Frage „Wer glaubt schon an Auferstehung?“: „Viele Christen können mit der zentralen Botschaft der Bibel nichts mehr anfangen. Die Kirchen ignorieren das Problem … Lediglich 40 % der deutschen Katholiken bejahen die Auferstehung, wie sie das Neue Testament verheißt, bei den Protestanten ist es jeder Zweite. Im Korintherbrief steht geschrieben: ‚Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist auch euer Glaube vergeblich.’ Stellen sich die Kirchenobe-ren die Frage, wie sie’s mit den Christen halten, für die des Heilands Auferstehung keine Wahrheit mehr ist? Wagt es einer der Glaubenshüter, ihnen das Christsein abzuspre-chen? … Unter den evangelischen Theologen ist jede seri-öse Debatte um diese wahrhaft ‚letzte Frage’ verstummt. An den Gräbern retten sich die Pastoren, wie ein promi-nenter Kirchenlehrer dieser Tage sagte, meist in die wolki-ge Beschwörung einer vagen transzendentalen Hoffnung. Wie ertragen die Kirchen diese amtliche Heuchelei, diese christliche Lebenslüge, ohne Schaden zu nehmen?“

Der Glaube braucht keine Beweise„Gegen Ende seines langen Lebens wurde der Philosoph und Mathematiker Bertrand Russell gefragt, wie er denn, falls er sich nach seinem Tode wider Erwarten vor dem Throne Gottes wiederfi nden sollte, auf des Höchsten Frage reagieren würde, warum er nicht an ihn geglaubt habe. Er, so Russell, würde sagen: ‚Nicht genug Beweise, Gott, nicht genug Beweise.’ An solcher Evidenz fehlt es nicht nur be-rufsmäßigen Zweifl ern, sondern bisweilen auch Anhän-gern eines Gottesglaubens. Auch davon geben die Evange-lien Zeugnis … Der Glaube bleibt – zumal in reformatori-scher Perspektive, die zwischen unerreichbarer Sicherheit und ‚geschenkter’ Glaubensgewissheit zu unterscheiden weiß – ein Wagnis. Das besagen auch die Worte, die der jo-hanneische Jesus, nachdem der Ungläubige den Glauben wiedergefunden hat, an Thomas richtet: ‚Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Selig, die nicht mehr sehen und doch glauben!’ Die nicht mehr sehen und doch glauben – die Nachgeborenen – glauben aufs Wort; sie suchen keine Evidenz, keine Beweise.“

Ostern und die Forschung„Jesus endete am Kreuz. Das ist kein Geheimnis, im römi-schen Reich wurde ganz offen getötet. Doch nicht die Kreuzigung hat eine Weltreligion begründet, sondern das, was danach im Verborgenen geschah, in der Dunkelheit des Grabes. Keiner hat gesehen, wie sich Jesus aus der To-desstarre löste. Die Auferstehung war ein vollkommen in-transparenter Vorgang. Und doch entfachte gerade der Glaube an einen so unwahrscheinlichen, rätselhaften Vor-gang eine ungeheure Kraft. Hätten sich die Christen mit dem Tod ihres Anführers abgefunden, sie wären eine klei-ne Sekte geblieben. Nicht das Offensichtliche, sondern der Glaube an ein Mysterium hat aus ihrer Niederlage einen Sieg gemacht; erst die Hoffnung hat ihre Schwäche in Stär-ke verwandelt … Erst durch den Glauben daran, dass die Welt mehr ist als das Sichtbare, entsteht etwas Neues. Wäre Fortschritt möglich, wenn Menschen nicht träumen und experimentieren würden und nicht überzeugt wären, dass alles ganz anders sein könnte? Das Vertrauen darauf, dass Unmögliches vielleicht doch möglich ist, setzt unglaubli-che Energien frei, die Forschung, die Universitäten wären undenkbar ohne diesen Antrieb.“

Der Konsens über christliche Feiertage schwindetDie „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ sieht den Konsens über christliche Feiertage schwinden: „Auferstehung im Frühling, Fülle des Geistes wie der Natur zu Pfi ngsten, Dank für die Ernte im frühen Herbst, Tod und Trauer im November und dann wieder Neugeburt und neues Licht in den dunklen Weihnachtstagen. Das Kirchenjahr fl icht die Grundfragen der menschlichen Existenz in den Wech-sel der Jahreszeiten ein, so dass im Laufe eines Jahres jede Lebensfrage einmal aufgerufen wird … Die Misstöne in diesem Gefüge werden allerdings lauter. Der Konsens schwindet oder verschiebt sich: Aus immer weniger Chris-ti Himmelfahrt wird immer mehr Vatertag, und orange-farbene Kürbisse verleiben sich Stück für Stück den unter chronischer Kultschwäche leidenden Reformationstag ein … Die Proteste gegen das Verbot öffentlicher Tanzver-anstaltungen an Karfreitag, die 2011 in Frankfurt began-nen, dürften nur die Vorboten größerer Konfl ikte sein.“

Die größte Geschichte aller ZeitenOSTERN Wie Medien über Ostern berichteten – zusammengestellt von Karsten Huhn.

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„Ein Einzelner besiegt ein Weltreich“„Ein gekreuzigter Gott – für den antiken Menschen war die-se Vorstellung eine Absurdität. Obendrein handelte es sich bei dem Gekreuzigten um einen Juden, und die Juden galten den Römern wegen ihrer religiösen Exklusivitätsvorstellun-gen als besonders verächtliche oder zumindest verrückte Völkerschaft unter den ohnehin ‚verächtlichen’ Barbaren. Die Idee, einen der schmählichsten Todesstrafe überantwor-teten Juden anzubeten, für den Juden Zeugnis ablegen und dessen Evangelium vor allem von Juden verbreitet wurde, war für einen Römer des ersten Jahrhunderts eine Zumu-tung unvorstellbaren Ausmaßes. Und doch wurde der Kult um diesen Mann 300 Jahre später römische Staatsreligion. Und doch fegte der eine, durch seinen Sohn auf Erden be-zeugte Gott den bunten antiken Götterhimmel leer. Ein Ein-zelner besiegte nach seinem Tod ein Weltreich! Vom ‚son-derbarsten Ereignis, das sich jemals zugetragen hat’, sprach der französische Aufklärer Montesquieu … ‚Die größte Geschichte aller Zeiten’ hieß ein Hollywood-Film über den Heiland aus dem Jahr 1965. Genau so verhält es sich.“

Das Magazin „Focus“ ließ sich zusammen mit „Katho-lisch.de“ etwas Besonderes einfallen: Von Palmsonntag bis Ostermontag – also an 8 Tagen – erklärte man im Inter-net, worum es in der Passions- und Osterzeit eigentlich geht, und lud zur Diskussion darüber ein. Sie sei sehr zahl-reich und sachlich gewesen, wie idea erklärt wurde.

Was allein der Glaube bietetIn seiner wöchentlichen Kolumne schreibt Fernsehjournalist Peter Hahne: „Frühling ist da! Diese Nachricht überbrachte mir ein Chor nicht etwa beim Liederabend eines Schützenvereins, auch nicht bei Carmen

Nebels Volksmelodien; ich hörte den Gesang letzte Woche in einem Gottesdienst. Aber brauche ich für eine solche Al-lerwelts-Osterbotschaft eine christliche Kirche? … Christen

und Kirche müssen wieder ihre wahre Ware ins Schaufens-ter legen, die Botschaft, die sie konkurrenzlos wichtig macht. Viele andere Themen können auch das Rote Kreuz, Parteien oder Gewerkschaften bedienen, doch dass es Hoffnung über den Tod hinaus gibt und so etwas wie ‚Freude in allem Lei-de‘ möglich ist, bietet allein der Glaube. Davon will ich etwas hören, wenn ich eine Kirche betrete. Seid-nett-zueinander-Appelle fi nde ich besser im Internet.“

Wann beginnt eigentlich Ostern?„Wie heißt der Tag nun eigentlich: Karsamstag oder Oster-samstag? Wem der religiöse Hintergrund dieser Festzeit wichtig ist, wird großen Wert darauf legen: Am Karsamstag sind wir noch in der Kar- und keineswegs schon in der Os-terwoche. Für manche mag das wie Wortklauberei klingen, aber aus christlicher Sicht geht es just an dieser Stelle ums große Ganze. Denn wenn zu entscheiden wäre, was das Christentum im Konzert der Weltreligionen originär aus-zeichnet, dann ist es gar nicht so sehr die an Weihnachten gefeierte Geburt des Gottessohnes. Sondern es ist im Kern dessen Leidensweg und Selbstopferung ‚für die Sünden der Welt’, also seine Passion – um dann im Bruch mit jeder bis-herigen Weltordnung doch über den Tod zu triumphieren und aufzuerstehen. Und wann hat dieser Triumph über das scheinbar unumstößliche Nichts stattgefunden? Eben: ‚Am dritten Tag’. Früher als frühestens in der Nacht zu Oster-sonntag ist die christliche Osterfreude nicht zu haben.“ P

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Wir alle kennen das Sprichwort: „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!“ Das erscheint richtig. Und umgekehrt: Wo kein Wille ist, da ist auch kein

Weg. Die entscheidende Frage lautet: Woher bekomme ich den Willen, und woher nehme ich meine Motivation?

Der Psychotherapeut Viktor Frankl (1905–1997) hat das Sprichwort „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!“ anders formuliert. Seine These lautet: „Wo ein Ziel ist, da ist auch ein Wille.“ Anders ausgedrückt: Wer ein Ziel verfolgt, hat auch die Willenskraft, das Ziel anzustreben.

Wer ein Ziel hat, ist besser dranWer ein Ziel hat,• zeigt Engagement,• geht ermutigt an die Realisierung heran,• packt zuversichtlich Aufgaben an,• lässt sich in seiner Willensanstrengung nicht umstim-

men.Da ist ein Schüler, der das Ziel verfolgt, sein Abitur zu ma-chen; da ist ein Facharbeiter, der das Ziel verfolgt, die Meis-terprüfung zu machen; da ist ein Ehepaar, das das Ziel ver-folgt, ein Haus zu bauen: Je deutlicher sie das Ziel vor Au-gen haben, desto weniger lassen sie sich entmutigen. Auf unser Thema gemünzt, heißt das: Wo ein Ziel ist, hat das Leben einen Sinn – wenn auch einen begrenzten, weil das Ziel unter Umständen ein begrenztes ist.

Was können wir tun, um in allen Lebensphasen einen Sinn zu sehen? Ich nenne fünf Schritte.

1. Schritt: Nimm Dich selbst an!Wer sich selber nicht bejaht, ist unglücklich und unzufrie-den; wer sich nicht bejaht, bejaht auch das Leben nicht; wer sich nicht bejaht, bejaht auch seinen Sinn nicht. Wer sich aber akzeptiert, akzeptiert sein Leben, das Leben, den Sinn im Leben. Das Neue Testament sagt uns, was wir tun kön-nen: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat“ (Römer 15,7). Er liebt uns – wie wir sind. Warum kön-nen wir uns da nicht selbst lieben? Ich bin mit mir einver-standen – wie ich bin: mit meinen Eigenarten, mit meinen Fehlern, mit meinen Begabungen, mit meinen Grenzen und Begrenzungen. Wer das sagen kann, hat Lebensmut. Wer das leben kann, packt zu und resigniert nicht. Wer so von sich denkt, denkt positiv von sich, von den anderen, von seinen Chancen und Möglichkeiten. Wer sich so sieht,• dreht sich nicht um sich selbst,• er sieht den anderen,• er kümmert sich auch um ihn,• er geht zu ihm hin,• er fi ndet den anderen – und fi ndet damit jedes Mal auch

den Sinn im Leben.

2. Schritt: Klage nicht Dein „Schicksal“ an!Wer das Schicksal, die Eltern, die Welt oder die anderen anklagt, der leidet und ist unglücklich. Er fl üchtet in die Vergangenheit, in Anklagen, in Selbstmitleid. Er richtet ständig seinen Blick auf das Verlorene, jammert über Defi -zite. Solche Menschen gehen nicht konstruktiv an die Be-wältigung ihrer Krisen heran – sondern sie klagen, sie jam-mern, machen Vorwürfe und leiden an sich, an den ande-ren und an der Gesellschaft. Und Gott wird nicht selten in diese Anklagen mit einbezogen. Solches Handeln ist feh-lerorientiert – und nicht erfolgsorientiert.

3. Schritt: Mache nicht Kinder zum alleinigen Lebenssinn!Eine Lebensphase, die besonders zur Sinnkrise werden kann, ist die Zeit, wenn die Kinder „aus dem Haus“ gehen. Da kommt eine Frau in die Beratung, die vom Internisten geschickt wird. Er hat eine vegetative Dystonie festgestellt, also eine Fehlfunktion des vegetativen Nervensystems. Die Frau ist seelisch völlig durcheinander, hat gefährlichen Bluthochdruck und will morgens nicht mehr aufstehen. Was ist geschehen? Sie hat bis vor einem halben Jahr für zwei erwachsene Töchter gelebt. In ihrer Ehe kriselt es. Pfi ngsten haben sich plötzlich beide Töchter verlobt. Für

5 Schritte zu einem Leben mit SinnLEBENSSINN Es sind für viele Menschen die Fragen aller Fragen: Wie führe ich ein sinnvolles Leben? Woher nehme ich die Kraft, auch schwere Schicksalsschläge zu meistern? Antworten gibt der Seelsorger und Therapeut Reinhold Ruthe (Wuppertal).

Reinhold Ruthe Als Generalsekretär des CVJM Hamburg grün-dete Reinhold Ruthe (84) Deutschlands erste „Eheschule“. Von 1968 bis 1992 leitete er die evangelische Familienberatungsstelle des Diakonischen Werks Wuppertal-Elberfeld. Zusammen mit seiner Ehefrau und Tochter Lydia gründete er 1986 das Magnus-Felsenstein-Institut für an-gewandte therapeutische und beratende Seelsorge. Als Dozent lehrte Ruthe in Wuppertal am Universitätskrankenhaus Bethesda und an der staatlichen Krankenpflegeschule. Sein Motto: „Das Geistliche und das Menschliche müssen im Gleichklang stehen. Der ganze Mensch gehört dem Herrn Jesus Christus.“ Seine Er-fahrungen schlugen sich in mehr als 100 Büchern zu Theologie, Pädagogik, Psychologie, Ehe- und Partnerschaftsberatung sowie therapeutischer Seelsorge nieder.

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die Mutter kam die Nachricht „wie aus heiterem Himmel“. Sie verlor den Boden unter den Füßen. Ihr Sinn im Leben waren die Kinder. Ihr Mann spielte eine völlige Nebenrol-le. Erst die Verlobung der Kinder brachte die „Sinnkrise“ ans Licht. Und die Beratung deckte die fragwürdige Sinn-gebung der Frau auf.

Lebenskrisen müssen keine Katastrophen sein. Le-benskrisen sind Herausforderungen, den Sinn des Lebens kritisch zu hinterfragen und zu überdenken – und die Spreu vom Weizen zu trennen. Wer Kinder zum einzigen Mittelpunkt seines Lebens macht, steht plötzlich ohne Le-bensinhalt da.

4. Schritt: Habe positive Augen!Habe nicht Augen, die überall die Schatten sehen, die Dun-kelheit wahrnehmen, das Hässliche erkennen, die Fehler beobachten, die Unvollkommenheiten wahrnehmen, die Kriege, das Unheil und die Skandale im Auge haben. Wir brauchen positive Augen, die das Schöne sehen, die die Chancen wahrnehmen, die Lösungen einkalkulieren, die Hoffnungen haben. Wir brauchen positive Augen, die sich nicht entmutigen lassen. Positive Augen • danken für das schöne Wetter,• danken für die Augen, die noch sehen können,• danken für die Füße, die noch laufen können,• sehen die Fähigkeiten, die wir haben,• suchen die Veränderung und streben sie an,• geben nicht auf.Ich liege oft abends im Bett und danke dafür,• dass ich gesund bin,• dass ich meine Sinne benutzen kann,• dass ich Musik hören kann,• dass ich Autofahren kann,• dass ich sprechen kann.Danken macht fröhlich. Danken hebt meine Stimmung. Positive Augen kann man schulen, sie haben etwas mit meinem Denken zu tun. Betend kann ich üben, für tausend Wohltaten zu danken. Dabei hebe ich nicht euphorisch ab und schwebe auf „Wolke 17“, sondern ich gehe dankbar und mutig an die Arbeit und verändere die Welt, weil ich an Gottes Schöpfung glaube. Weil ich positive Augen habe, gehe ich hoffnungsfroh das Leid an und packe zuversicht-lich die Nöte in meiner Umgebung an – denn es ist besser, ein Licht in der Dunkelheit anzuzünden, als über die Dun-kelheit in der Welt zu jammern.

5. Schritt: Warum Dein Leben einen Sinn hat!Wenn ich an Gott glaube, weiß ich, dass mein Leben nicht sinnlos verlaufen kann. Ich weiß mich gehalten und getra-gen, ich weiß mich geführt: Ich bin sein Kind. Was ge-schieht, muss an Gott vorbei, ist kein blinder Zufall, hat einen Sinn – wenn auch für uns oft nicht erkennbar.

Unser Leben gleicht einem Teppich von unten. Wir se-hen nur Verknüpfungen, Knoten, Fäden, ohne die schönen Farben und Muster von oben zu erkennen. Ich glaube, dass aus der Perspektive Gottes mein Leben ein schönes Muster abgibt. Ich glaube, dass sogenannte sinnlose Knoten und Verknüpfungen einen Sinn ergeben. Wer glaubt, kann sa-gen: „Mein Leben hat einen Sinn“ – weil er davon über-zeugt ist. Meine Jugend und mein Alter, meine Gesundheit und meine Krankheit, mein Handwerk und meine Kopfar-beit geschehen in Gott und aus Gott. Ich bin nicht nur ein winziges Rädchen im Getriebe der Welt – nein, ich weiß: Auch auf dieses kleine Rädchen kommt es an.

Wie ich Christ geworden binIch bin in der Kriegsgefangenschaft zum Glauben an Jesus Christus gekommen. Wir waren eine Gruppe von sieben jungen Männern, die der Glaube an Christus zusammen-brachte und zusammenhielt. Wir bekamen nur sehr wenig zu essen. Mit Inbrunst haben wir die Strophe aus dem Lied des evangelischen Pfarrers und Liederdichters Paul Gerhardt (1607–1676) „Du, meine Seele, singe“ gesungen: „Er macht schön’ rote Wangen oft bei geringem Mahl, und die da sind gefangen, die reißt er aus der Qual …“ Wir haben geglaubt und gehofft. Wir haben uns auf den leben-digen Gott verlassen. Vielleicht klingt es verrückt, aber es war so: Ich kam aus der Gefangenschaft und habe nur zwei oder drei Pfund weniger gewogen als vorher. Wir haben geglaubt – und leibhaftig und existenziell seine Hilfe erfahren. Der Glaube an Gott ist der tiefste Sinn für unser Leben. Er mobilisiert un-geahnte Kräfte. P

WOFÜR MAN DANKEN K ANNDen meisten Christen im deutschsprachigen Europa geht es gut. Trotzdem sind viele unzufrieden. Diese Frau – Rita Börner – gehört zu den rund 6.000 Bürgern in Deutschland (1.300 in der Schweiz), die weder sehen noch hören können. Sie sind taubblind und ständig auf die Hilfe anderer angewiesen. Trotzdem ist Rita Börner dankbar – dafür, dass sie wenigstens riechen kann, als sie im Zentrum für Taubblinde – dem „Storchennest“ – in Radeberg bei Dresden einen Blumenzweig gereicht bekommt.

idea druckt hier Auszüge aus Reinhold Ruthes neuem Buch, das dieser Tage erscheint: Die sieben großen Untiefen unseres Lebens – Auf Kurs bleiben mit Reinhold Ruthe • Brendow-Verlag 160 Seiten • ISBN: 978-3-86506-378-6 12,95 EUR / 19,50 SFr.

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netFORUM FÜR JUNGE CHRISTEN

E in Tipp passt fast immer am Anfang einer Beziehung: Lass Dir Zeit! Lerne „Dein Mädchen“ erst mal besser kennen. Macht

Sport zusammen, erzählt Euch Kindheitsgeschichten, geht ins Kino, unternehmt etwas mit Euren Freunden, stellt Euchgegenseitig Fragen. So merkst Du, ob Du nur ein bisschen für das Mädchen geschwärmt hast oder ob Deine Gefühle bleiben. Entweder Du sprichst sie einfach an oder Du schreibst ihr einen Brief. Oder Du bittest einen Freund um Hilfe. Er könnte Euch beide zum Beispiel einladen.

Frauen können ihre Gefühle gut versteckenDer nächste Schritt ist dann herauszufinden, ob sie auch etwas von Dir möchte. Das zu bemerken ist oft schwierig, da Frauen sehr gut schauspielern und ihre Gefühle verstecken können. Deswegen empfehle ich die offene Kommunikation: Frag sie. Hier kann ein Brief eine Hilfe sein, dann hat sie Zeit, darüber nachzudenken. Be-schreibe, was Du an ihr magst, und frage sie, ob sie sich mehr als Freundschaft vorstellen kann. Ich glaube übrigens, dass die meis-ten Frauen noch immer den Wunsch haben, „erobert“ zu werden. Also sei kreativ und überlege Dir, wie Du ihr was Gutes tun kannst.

Wenn Ihr dann zusammen seid, gilt: Lass Dir Zeit. Körperliche Nähe ist etwas Wunderschönes. Die Wärme des anderen genie-ßen, den Geruch wahrnehmen, sich zärtlich berühren, streicheln und gestreichelt werden. Mit der Zeit darf man ruhig neue körper-liche Bereiche „erobern“ – und muss nicht – wie einige amerika-nische Ratgeber es empfehlen – bis zur Hochzeit sogar mit dem Küssen warten. Aber: Die Nähe im seelischen, körperlichen und geistlichen Bereich sollte gleichzei-tig wachsen! Viele Beziehungen werden zwar körper-lich schnell sehr intensiv, aber die seelische und geis-tige Nähe und das Kennenlernen kommen zu kurz . Für guten Sex ist Vertrautheit wichtig.

Wie viel Intimität ist vor der Ehe o.k.?Viele Menschen finden die Vorstellung, mit dem Sex bis zur Ehe zu warten, total absurd. Auch Hei-raten ist für viele kein Thema mehr. Meine Frau und ich haben mit unserem „ersten Mal“ bis nach unserer Hochzeit gewartet. Drei Jahre lang wa-

ren wir zusammen. Wir waren uns körperlich nah und hatten auch Petting, aber wir hatten beschlossen, unsere körperliche Nähe erst nach und nach zu steigern. Sicherlich hat das „Warten“ nicht immer Spaß gemacht, aber ich bin heute froh über diese Entschei-dung. Wenn Du Dir auch vorgenommen hast zu warten, dann hel-fen Euch klare Grenzen, wie weit Ihr gehen wollt. Diese Grenzen solltet Ihr gemeinsam festlegen.

Ist Gott sexfeindlich?Viele Menschen denken, dass Gott sexfeindlich ist. Das glaube ich ganz und gar nicht. Gott mag Sex! Gott hat Intimität erfunden – und das nicht nur, damit Kinder entstehen. Schon ganz am Anfang der Bibel sagt Gott, wie er sich das vorstellt: „Deshalb verlässt ein Mann Vater und Mutter, um mit seiner Frau zu leben. Die zwei sind dann eins, mit Leib und Seele“ (1. Mose 2,24). Sexualität hat für Gott im-mer etwas mit der Seele – mit unserem Herzen – zu tun. Gott weiß, dass der Mensch im Sex mehr sucht als körperliche Befriedigung.

Wie der erste Sex in der Bibel beschrieben wirdDer erste Sex der Bibel wird übrigens so beschrieben: „Adam erkannte Eva und sie wurde schwanger“ (1. Mose 4,1). Das Wort „erkennen“ kann auch „verstehen“, „Respekt haben“, „sicher sein“ bedeuten. Es geht Gott beim Sex um eine tiefe Beziehung. Ich erkenne meinen Partner an. Ich lerne ihn kennen. Ich bin sicher und geborgen bei ihm. In der Bibel wird Sexualität au-

ßerhalb einer festen Beziehung fast immer als nicht im Sinne Gottes beschrieben. Auch Jesus bekräf-tigt sein Ja zu einer festen, auf ein Leben lang angelegten Partnerschaft (Matthäus 19). Sex

ohne „Einssein“ und „tiefes Erkennen“ ist nicht Gottes Idee. Nicht, weil er uns quälen will, son-

dern weil er sich um unsere Seele und unseren Respekt sorgt – und sicher auch um die Kinder,

die beim Sex entstehen können. P

Wie weit dürfen wir gehen?BEZIEHUNG Wenn sich junge Christen – Männlein und Weiblein – anfreunden, stellt sich bald die Frage: Wie weit darf unsere körperliche Nähe gehen? Christoph Pahl (31) gibt dazu Tipps. Er ist Referent bei der christlichen Jugendarbeit „crossover“ in Leipzig und Autor des Buches „Voll Mann“.

Mehr zu diesem und weiteren „heißen“ Themen fin-dest Du in Christoph Pahls neuem Buch: „Voll Mann? – Mit Lust und Frust ein echter Kerl werden“ • 256 Seiten Francke • 9,95 € / 14,95 SFr • ISBN 978-3-86827-316-8

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DIE KLEINE K A NZEL 31

15.2012

Dr. Armin Mauerhofer ist Professor an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel und Pfarrer der Freien Evangelischen Gemeinde Aarau (Schweiz).

» Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben. «

Aus der Apostelgeschichte des Lukas 6,4

Viele idea-Leser verkünden das Wort Gottes – sei es in Gottesdiensten oder in Andachten im Haus-kreis. Bei jeder Verkündigung sollte zweierlei

beachtet werden: Sie sollte einerseits textgemäß und an-dererseits für die Hörer verständlich und ansprechend sein. Dafür ist man besonders auf den Heiligen Geist an-gewiesen, damit man auch tatsächlich die Dinge anspricht, die für die Zuhörer eine Ermutigung oder kon-krete Hilfe sind. Entscheidend ist also, dass man seine Vorbereitung immer wieder unterbricht und Jesus Chris-tus bittet, einem bei der Ausarbeitung weiterzuhelfen. Denn jeder Verkündiger wünscht sich, dass durch seine

Predigt die Herzen seiner Hörer berührt werden. Deshalb sollte sich auch jeder Zeit zum Gebet nehmen. Wichtig ist aber nicht „nur“, dass der Verkündiger selbst betet. Er braucht auch dringend Menschen, die mit ihm und für ihn beten. Im Gebet des Ehepartners etwa können meist die tiefergehenden Fragen besprochen und beraten wer-den. Kaum weniger bedeutsam ist es, dass die Ältesten bzw. Kirchenvorsteher und auch die anderen Gemeinde-glieder für ihren Pastor, Pfarrer sowie jeden anderen beten, der in irgendeiner Weise verkündigt. Ein Blick in die Kirchengeschichte zeigt: Alle Prediger, die Gott in ganz besonderer Weise gebrauchte, waren – Beter! P

Vergesst vor dem Reden das Beten nicht!

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Ich weiss etwas, was du nicht weisst…!Weil ich idea Spektrum lese.

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(Alle Preise inkl. Portokosten. Das Abonnement ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.)

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Page 32: Idea Spektrum Schweiz 15/2012

PORTRÄT

15.2012

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DAS WORT DER WOCHE » Ich glaube an Ostern und die Auferstehung. Welch ein Gewinn für das Leben, wenn man

glaubt, dass mit dem Tod nicht alles endet. Und ich glaube an die Zusage von Gnade und Vergebung, die gewährt werden kann, wenn man sich schuldig gemacht hat. Kann, wohl-gemerkt. Dass Sünde vergeben werden kann, finde ich großartig. Einen Automatismus gibt es nicht. Aber die Aussicht auf Gnade gibt neue Zuversicht. «Der deutsche (evangelische) Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) in der „Süddeutschen Zeitung“

Als am 6. April 1994 in Ruan-da der Völkermord beginnt, ist Denise hochschwanger.

An diesem Tag wird das Flugzeug mit Ruandas Präsident Juvénal Habyari-mana an Bord – er gehörte den Hutu an, die er auch politisch bevorzugte – nahe der Hauptstadt Kigali abge-schossen. Bereits eine halbe Stunde später sind die ersten Tutsi tot – er-mordet von Hutu. Damit beginnt eine monatelange Jagd auf Tutsi sowie auf jene Hutu, die sich am Töten nicht be-teiligen wollen. Am neunten Tag – dem 15. April – soll eigentlich auch Denise sterben. Sie hört, dass die Schlächter auf dem Weg zu ihrem Haus sind, wo sie mit Verwandten be-tet – die meisten sind wie sie evange-likale Christen. Sie ahnen, dass sie die Attacke nicht überleben werden. De-nise macht allen Mut: „Wir werden uns im Himmel wiedersehen.“ Als die Haustür aufgebrochen wird, fl ieht sie ins Badezimmer. Sie wird entdeckt. Einer der blutdürstigen Täter erhebt seine Machete und will zuschlagen. Doch ein anderer hält ihn davon ab. Warum? Denise weiß es bis heute nicht. Dann verlassen die Mörder das Haus – doch fünf Menschen sind tot.

Warum ihr Sohn „Gnade Gottes“ heißtIn der nächsten Nacht setzen die We-hen ein. Denise bringt ihren Jungen al-lein zur Welt. Sie nennt ihn „Gnade Gottes“. Seinen Vater lernt der Junge nie kennen: Auch er ist umgebracht wor-den. Als die Hutu-Milizen einige Tage später erneut in ihr Haus eindringen, versteckt sich Denise mit dem Säugling hinter einer geöffneten Tür. Männer werfen zwei Handgranaten ins Haus, die aber nicht explodieren. Erst Mitte Juli hört das Töten auf und Denise fragt sich: „Warum habe ich überlebt?“ Sie ist davon überzeugt, dass Gott etwas Be-sonderes mit ihr vorhat. Mitten in den Unruhen hat sie Gott ein Versprechen gegeben: „Wenn ich überlebe, werde ich allen Menschen erzählen, dass du ein großer Gott bist.“ Das ist nicht einfach in einem Volk, in dem 2 Millionen Men-schen – davon die meisten Kirchenmit-glieder – zu Mördern wurden. Aber sie erfüllt ihr Versprechen – und vergibt auch den Tätern.

Warum habe ich überlebt?Denise spricht mit Hunderten, die Ähnliches erlebt haben wie sie – und nicht verstehen, dass sie überlebt ha-ben, während Verwandte und Freun-

de ermordet wurden. Sie arbeitet als Seelsorgerin, erst ehrenamtlich, später hauptamtlich. Sie organisiert medizi-nische Behandlungen, kümmert sich um AIDS-kranke Frauen, um Bildung und Ausbildung, fördert landwirt-schaftliche und kunsthandwerkliche Projekte. Und sie lernt den Ruanda-Experten des Missionswerks Frohe Bot-schaft, Wolfgang Reinhardt (Kassel), kennen, der dafür sorgt, dass der Völ-kermord nicht in Vergessenheit gerät. Nach ihrer Heirat 2008 zieht Denise nach Deutschland, wo sie weiterhin als Versöhnerin für ihr Land unter-wegs ist und Vorträge hält. P

b 0561 45007310 • [email protected]

BRUDERKRIEG Mehrmals war sie in Lebensgefahr, doch Denise Uwimana Reinhardt (47) hat einen der größten Völkermorde der letzten Jahrzehnte überlebt. In dem kleinen, nur 8 Millionen Bür-ger zählenden ostafrikanischen Staat tötete das Mehrheitsvolk (85 %) der Hutu fast eine Million Angehörige der Tutsi. Anlässlich des weltweiten Gedenktages am 7. April hat Frau Reinhardt idea-Redakteur Klaus Rösler von ihren „Wundern Gottes“ erzählt.

Die Friedensstifterin

KIGALI

DEM. REP.KONGO

UGANDATA

NSA

NIA

BURUNDI

RUANDA