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Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlung von Balatono ˝szöd-Temeto ˝ i Du ˝lo ˝ – Kultgegenstände 1 von Tünde Horváth, Budapest Badener Kultur; Kultgegenstände; anthropomorphe Kleinplastiken; Hausmodelle; Stempel. Culture de Baden; objets de culte; figurines anthropomorphes; modèles de maisons; estampilles. Baden Culture; Ritual Objects; Small Anthropomorphic Sculptures; House Models; Stamps. Badeni kultúra; kultusztárgyak; antropomorf kisplasztikák; házmodellek; pecsétlo ˝k. In der großflächigen Langzeitsiedlung der Badener Kultur von Balatono ˝szöd-Temeto ˝i Du ˝lo ˝ wurden mehrere solcher Ge- genstände gefunden, die von der Forschung seit langem als Kultgegenstände angesehen werden. Die genauen Fundum- stände dieser Objekte, ihr kontextueller Zusammenhang mit anderen Befunden und eine sorgfältige Fundbeschreibung lie- fern neue Informationen zum rituellen Leben in der spätkupferzeitlichen Badener Kultur. Le vaste habitat de longue durée de Balatono ˝szöd-Temeto ˝i Du ˝lo ˝ appartenant à la culture de Baden a livré plusieurs objets interprétés depuis longtemps par les chercheurs comme des objets de culte. Les circonstances exactes de leur découverte, leurs liens contextuels avec d’autres situations ainsi que la description minutieuse des trouvailles livrent de nouvelles in- formations sur la vie rituelle de la culture de Baden à la fin du Chalcolithique. In the large-scale long-term settlement of the Baden Culture of Balatono ˝szöd-Temeto ˝i Du ˝lo ˝, several objects were found which have long been viewed by researchers as ritual objects. The precise finding circumstances of these objects, their con- textual relation with other finds and a careful description of the finds deliver new information on ritual life in the Late Copper Age Baden Culture. A badeni kultúra nagy méretu ˝ , hosszú életu ˝ településén, Balatono ˝szöd-Temeto ˝i du ˝lo ˝ben több olyan tárgy került elo ˝, ame- lyet a kutatás régóta kultusz-tárgyakként kezel. A leletek pontos elo ˝kerülési körülményei, más jelenségekkel való össze- függés-rendszerük, és gondos leírásuk újabb információkat szolgáltat a késo ˝ rézkori badeni kultúra szakrális életéhez. „Unserer Meinung nach ist das grundlegendste Merkmal der religiösen Erscheinung, des religiösen Erlebnisses nichts anderes als die Transzendenz. Alle Annäherungen an die Thematik sollten dies berücksichtigen. Wenn man die Verschwommenheit, das Geheimnisvolle der zentralen Referenz des religiösen Erlebnisses in Betracht zieht, dann wird dessen grundsätzliches Merkmal, nämlich dass es sich immer anderswo befindet, am ehesten von dieser Benennung her- vorgehoben. Dieses Wort drückt es besser aus, als Heilig, Numinos, Göttlich oder Maná. Damit sie innerhalb einer se- paraten Kultur oder in einer separaten Gruppe von Kulturen gründlich untersucht werden kann, ist das wenigste, was von dem Forscher zu erwarten ist, das, dass er bereit ist, durch die kulturellen Eigenschaften ihrer Offenbarungen und auch darüber hinaus die Transzendenz zu erkennen.“ 2 Von 2001 bis 2002 wurde in Balatono ˝szöd-Temeto ˝i Du ˝lo ˝ im Zuge der Bauarbeiten für den Knotenpunkt S-10 der Au- tobahn M7 eine Ausgrabung durchgeführt. Bei dieser Gra- bung ist neben Funden anderer Kulturen und Epochen eine 1 Die Arbeit wurde mit Unterstützung der Bewerbungen No. OTKA F-67577 und PD-73490 angefertigt. 2 Issiaka-Prosper Lalèyê in: Ries 2003, 307–312. großflächige, bedeutende Siedlung der Badener Kultur frei- gelegt worden 3 . Nach dem System von Viera N˘ emejcová- 3 Die bisherigen Publikationen, die den Fundort im Allgemeinen erörtern: Horváth 2004b; Belényesy/Horváth 2004; Horváth 2006a; Horváth/Svingor/Molnár 2006; 2008; Belényesy-Hor- váth 2007; Horváth im Druck a. Über die gesamte territoriale und chronologische Ausbreitung der Badener Siedlung siehe diese Arbeiten. PZ, 85. Band, S. 79–119 DOI 10.1515/PZ.2010.006 © Walter de Gruyter 2010

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Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlung von Balatonoszöd-Temetoi Dulo – Kultgegenstände 79

Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlungvon Balatonoszöd-Temetoi Dulo – Kultgegenstände1

von Tünde Horváth, Budapest

Badener Kultur; Kultgegenstände; anthropomorphe Kleinplastiken; Hausmodelle; Stempel.Culture de Baden; objets de culte; figurines anthropomorphes; modèles de maisons; estampilles.Baden Culture; Ritual Objects; Small Anthropomorphic Sculptures; House Models; Stamps.Badeni kultúra; kultusztárgyak; antropomorf kisplasztikák; házmodellek; pecsétlok.

In der großflächigen Langzeitsiedlung der Badener Kultur von Balatonoszöd-Temetoi Dulo wurden mehrere solcher Ge-genstände gefunden, die von der Forschung seit langem als Kultgegenstände angesehen werden. Die genauen Fundum-stände dieser Objekte, ihr kontextueller Zusammenhang mit anderen Befunden und eine sorgfältige Fundbeschreibung lie-fern neue Informationen zum rituellen Leben in der spätkupferzeitlichen Badener Kultur.

Le vaste habitat de longue durée de Balatonoszöd-Temetoi Dulo appartenant à la culture de Baden a livré plusieurs objetsinterprétés depuis longtemps par les chercheurs comme des objets de culte. Les circonstances exactes de leur découverte,leurs liens contextuels avec d’autres situations ainsi que la description minutieuse des trouvailles livrent de nouvelles in-formations sur la vie rituelle de la culture de Baden à la fin du Chalcolithique.

In the large-scale long-term settlement of the Baden Culture of Balatonoszöd-Temetoi Dulo, several objects were foundwhich have long been viewed by researchers as ritual objects. The precise finding circumstances of these objects, their con-textual relation with other finds and a careful description of the finds deliver new information on ritual life in the LateCopper Age Baden Culture.

A badeni kultúra nagy méretu, hosszú életu településén, Balatonoszöd-Temetoi duloben több olyan tárgy került elo, ame-lyet a kutatás régóta kultusz-tárgyakként kezel. A leletek pontos elokerülési körülményei, más jelenségekkel való össze-függés-rendszerük, és gondos leírásuk újabb információkat szolgáltat a késo rézkori badeni kultúra szakrális életéhez.

„Unserer Meinung nach ist das grundlegendste Merkmal der religiösen Erscheinung, des religiösen Erlebnisses nichtsanderes als die Transzendenz. Alle Annäherungen an die Thematik sollten dies berücksichtigen. Wenn man dieVerschwommenheit, das Geheimnisvolle der zentralen Referenz des religiösen Erlebnisses in Betracht zieht, dann wirddessen grundsätzliches Merkmal, nämlich dass es sich immer anderswo befindet, am ehesten von dieser Benennung her-vorgehoben. Dieses Wort drückt es besser aus, als Heilig, Numinos, Göttlich oder Maná. Damit sie innerhalb einer se-paraten Kultur oder in einer separaten Gruppe von Kulturen gründlich untersucht werden kann, ist das wenigste, wasvon dem Forscher zu erwarten ist, das, dass er bereit ist, durch die kulturellen Eigenschaften ihrer Offenbarungen undauch darüber hinaus die Transzendenz zu erkennen.“2

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Von 2001 bis 2002 wurde in Balatonoszöd-Temetoi Duloim Zuge der Bauarbeiten für den Knotenpunkt S-10 der Au-tobahn M7 eine Ausgrabung durchgeführt. Bei dieser Gra-bung ist neben Funden anderer Kulturen und Epochen eine

1 Die Arbeit wurde mit Unterstützung der Bewerbungen No.OTKA F-67577 und PD-73490 angefertigt.

2 Issiaka-Prosper Lalèyê in: Ries 2003, 307–312.

großflächige, bedeutende Siedlung der Badener Kultur frei-gelegt worden3. Nach dem System von Viera Nemejcová-

3 Die bisherigen Publikationen, die den Fundort im Allgemeinenerörtern: Horváth 2004b; Belényesy/Horváth 2004; Horváth2006a; Horváth/Svingor/Molnár 2006; 2008; Belényesy-Hor-váth 2007; Horváth im Druck a. Über die gesamte territorialeund chronologische Ausbreitung der Badener Siedlung siehediese Arbeiten.

PZ, 85. Band, S. 79–119 DOI 10.1515/PZ.2010.006© Walter de Gruyter 2010

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80 Tünde Horváth

Pavúková hat diese markante Langzeitsiedlung ab derPhase IB bis zum Ende der Phase III existiert4. In unseremAufsatz stellen wir, unter Betonung der aktuellen For-schungsstandpunkte der letzten Jahre, folgende besondereGegenstände der Badener Siedlung vor: 1. anthropomorpheKleinplastiken; 2. Haus-/Altarmodelle; 3. Stempel; 4. Bein-modelle.5 Sie sind aufgrund religionsgeschichtlicher Erwä-gungen als rituell zu bezeichnen und wurden bei Zeremo-nien verwendet. Im Vordergrund stehen die neuen Typen,die am Fundort aufgetreten sind. Unser Ziel ist es, durch diegenaue Beschreibung der Funde, ihrer Fundumstände unddurch die Analyse ihrer näheren Umgebung einen weiterenBeitrag zur Deutung der Glaubenswelt der Badener Kulturzu liefern. Damit knüpfen wir an die Thematik der Mani-festation des Transzendenten an, die von mir schon inanderen Arbeiten erörtert wurde6.Weil der größte Teil derrituellen Gegenstände der Badener Kultur bisher als Streu-funde vorkamen, halten wir die aufgelisteten Details derFunde von Balatonoszöd für besonders wichtig.

4 Die Funde wurden nach dem System von V. Nemejcová-Pavú-ková typologisch eingeordnet (vgl. Nemejcová-Pavúková 1981;1991).

5 Das am Fundort freigelegte Fragment einer Tonmaske einesMännergesichts – obwohl es in diesen Themenkreis gehörenwürde – wurde von uns schon in separaten Arbeiten bespro-chen (Horváth 2002; 2002a; 2002b; 2004; ders. im Druck a).

6 Horváth 2004; 2004a; 2006; 2010 im Druck; dies. im Druck.Wir schließen uns der zitierten Meinung von Issiaka-ProsperLalèyê an und meinen, dass das Transzendente in der Siedlungvon Balatonoszöd in den menschlichen und tierischen Opfern,in den Zeremoniengefäßen und in den Zeremoniengegenstän-den erscheint.

1. Anthropomorphe Kleinplastiken

„Atypische“ Badener Figuren

– Streufund, vom östlichen Teil des Fundorts, unmittelbarerUferbereich, während des Glättens, aus der Umgebung derGrube Nr. 955, Badener Kultur, vermutlich frühe Periodeder Badener Kultur

Anthropomorphe Kleinplastik (Abb. 1). Ihr Material istgrauschwarz gebrannter Ton, mit Kiessplitt gemagert, aufder Außenseite gelbbraun, mit Polierung, die auf dem größ-ten Teil der Oberfläche abgewetzt ist.

Zylindrischer Tongegenstand, am oberen Ende etwas ver-jüngt, beide Enden sind abgerundet, das untere ist leichtkonvex und sohlenartig verbreitert. Das Objekt stelltden vollständigen menschlichen Körper dar. Der Körper istim mittleren Bereich mit den Fingern eingedrückt, was dieTaille imitiert. Oben sind zwei sich annähernde, im Ver-gleich zueinander fast senkrechte Zwicken zu sehen, als obsehr schematisch Kopf und Gesicht der Statuette dargestelltwäre. Höhe: 42 mm, Breite der Sohle: 25 mm, Breite oben:23 mm.

Das als Streufund entdeckte Idol gibt einen vollständigenmenschlichen Körper wieder, diese Darstellungsform ist inder Badener Kultur ziemlich selten7.

Die nächsten formalen Analogien sind aus Hlinsko be-kannt. Im Falle der anthropomorphen Statuette aus Objekt152, die in die Proto-Boleráz-Phase eingeordnet werdenkann, wird von Jiri Pavelcík das Erbe der Lengyel-Kultur(d.h. Ludanice-Kultur) betont8.

7 Ähnliche Figuren: Ózd-Koaljteto, Kakaslomnic/Velká Lomnica(nach Bondár 1999, Abb. 3,3–4).

8 Pavelcík 1982, Abb. 1–2.

Abb. 1. Balatonoszöd-Temetoi Dulo, Idol mit vollständigem Körper, Streufund

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Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlung von Balatonoszöd-Temetoi Dulo – Kultgegenstände 81

Eine ähnliche Plastik aus Szeghalom kann als eine biszum Äußersten vereinfachte anthropomorphe Darstellungerwähnt werden, die als Fragment eines Schöpfgefäßes oderDeckelgriffs bestimmt wurde9.

– Grube 458, Sektor 58/26, Badener Phase IIIm Profil teilte sich die Grube in zwei Schichten. In ihrer

Verfüllung wurden große Mengen an Keramik (4 kg) gebor-gen, erwähnenswert sind eine vollständige Henkelschale,vier Tonlöffelfragmente, Wirtel sowie drei als Hausmodellbestimmte Bruchstücke. Die Grube wurde vermutlich „mitsakralem Abfall“ verfüllt. Nahe der Grube war kein Objektzu finden, dessen Fundmaterial mit der Grube in Verbin-dung gebracht werden könnte.

Anthropomorphe Kleinplastik (Abb. 2). Bruchstück vomunteren Teil eines Idols, ovale Form, mit Ritzverzierung undplastischen Applikationen. Die Figur wurde aus feinkörni-gem Ton mit Kalkmagerung angefertigt, mit Kern gebrannt.Das Bruchstück der Statuette stellt den unteren Teil vonHüfte-Gesäß des Körpers dar, von der Taille abwärts. DieVorderseite zeigt eine grobe Oberfläche, im mittleren Be-reich ist sie leicht nach außen gewölbt, auf ihrer Oberflächesind Eindrücke von winzigen pflanzlichen Fasern zu sehen.An ihrem rechten Seitenrand verlaufen zwei tiefere, breitere,schräge Kerben, senkrecht zur oberen Kante ist auch einkürzerer, zum Seitenrand paralleler Streifen zu beobachten.Es kann nicht eindeutig bestimmt werden, ob es sich um einealte, noch während des Gebrauchs entstandene oder um einenachträgliche Beschädigung, eventuell auch Verzierung,handelt. Am unteren Abschnitt des rechten Seitenrands isteine frische Beschädigung zu finden. Am unteren, verjüng-ten Teil kann ein alter Bruch beobachtet werden, dort, woam Idolkörper die Beine angesetzt wären. Über diesem Teilist eine nachlässig geformte, leicht hervortretende plastischeErhebung zu erkennen. Oberhalb des Buckels, auf der Mit-telachse des Körpers, ist ein leicht eingeritztes, dreieckigesGebilde (Dolch?) in stehender Position zu sehen. Falls es tat-sächlich einen Dolch darstellt, sind seine Umrisse und dieKontur seines Griffs ziemlich nachlässig und flüchtig darge-stellt. Es könnte eine aus Metall angefertigte, breitschultrigeDolchvariante von dreieckiger Form darstellen. Die Spitzedes Dolchs reicht bis zum Geschlechtsorgan des Mannes.Die Einritzung wurde in der gleichen Technik ausgeführtwie die Verzierung anderer von dem Fundort bekannter Ge-genstände (Altarmodelle, Gefäße): durch Eindrücken vonPflanzenstängeln in den noch weichen Ton. Im flachen Ab-druck sind auch hier die dünnen inneren Gewebefasern desorganischen Materials zu erkennen. Der obere Teil im Be-reich der Taille ist in einer schrägen Linie abgebrochen. DieRückseite des Idols ist dunkler gebrannt, die Oberflächesorgfältiger geglättet. Im mittleren Bereich, etwa an derStelle, die der Gesäßkerbe entspricht, sitzen zwei miteinan-der verstrichene plastische Hervorhebungen, wobei dieKuppe der oberen Erhebung abgebrochen und auf der unte-

9 Bondár 1999/2000, Abb. 2,2.

ren in ihrer Mitte in Längsrichtung eine tiefere, schmaleHöhlung zu sehen ist. Diese hatte vielleicht irgendeiner kon-kreten Funktion gedient, z.B. zur Anbringung an eine ebeneFläche (an eine Wand?). Eine ähnliche Gestaltung ist beieinem Vucedoler Idol zu sehen10. Maße: 79×54×9 mm.

Interpretation 1

Männerfigur: Der über den fehlenden Beinen ansetzende,nachlässig geformte, leicht hervortretende plastische Bu-ckel stellt möglicherweise das Geschlecht der Statuette dar(primäres männliches Geschlechtsmerkmal: Hoden?).

Eine formale Analogie des Typs im Sinne dieser Inter-pretation ist in einem Fund von Cernavoda-Dealul Sofiazu finden11. Die Form und Gestaltung des Idols von SatuNou ähneln eher den weiblichen Idolen: Dieser Eindruckwird sowohl von den beiden Brustwölbungen als auchvom Einzelquerband, das zwischen den Brüsten getra-gen wurde, erzeugt. Weitere Darstellungen andersartigermännlicher Idole sind aus den Badener Fundorten Vel’káLomnica/Kakaslomnic, Nemcinany, Bogojevo/Gombosbekannt12.

Die Figur des Idols von Cernavoda würde auch den weib-lichen Idolen ähneln, sein männliches Geschlechtsorganwurde aber eindeutig durch eine kleine plastische Vor-wölbung dargestellt. Der dreieckige Dolch wird von beidenIdolen in der Mitte des Oberkörpers in der Magen-Bauch-Gegend getragen. Der Dolch ist schematisch eingeritzt, erscheint an einem über die Schulter geworfenen Band befes-tigt zu sein bzw. hängt er dahinter. Das Vorhandensein einesDolches bei den Idoldarstellungen lässt vermuten, dass dieseine sakrale Projektion darstellte (der Dolch erschien alsAttribut) bzw. dass der Dolch als Prestigegegenstand ange-sehen wurde (und sein Besitzer als Hauptdarsteller derKulthandlung, Symbol des Kämpfers13).

Interpretation 2

Hermaphrodit: Bei dieser Variante ist die Vorderseitedes Idols die dunklere, sorgfältig geglättete Seite. Manweiß nicht, welches anatomische Organ oder welchen Ge-genstand die zwei ineinander verstrichenen Verdickungenverkörpern, es gibt keine Analogie zu dieser Darstellung.Die Rückseite des Idols ist die hellere, gröbere, beschädigteSeite mit der dreieckförmigen Eindrückung.

Nach der Interpretation 2 entspricht die Figur des Idolsdem fast vollständigen Idol aus Objekt 709 vom FundortBalatonszemes-Szemesi berek (die Beine fehlen14), der Fund

10 Kalicz 2002, Abb. 20,1.11 Rumänien, Cernavoda III-Kultur (Kalicz 2002, 20 Abb. 22,6;

Enachescu 2004, 51 Abb. 5,2.4). Mit Dolch dargestellte Män-neridole sind bis jetzt aus den Fundorten Satu Nou und ausdem oben beschriebenen Cernavoda bekannt (Kalicz 2002, 20Abb. 22,5a–b.7).

12 Bondár 1999, 47.13 Enachescu 2004, 51.14 Siehe Bondár 2007, Abb. 120,3.

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82 Tünde Horváth

Abb. 2. Balatonoszöd-Temetoi Dulo, Grube Nr. 458, Idolfragment

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von Balatonoszöd ist ein Fragment vom unteren Teil diesesTyps. Das Objekt aus Balatonszemes gehört in die so ge-nannte frühklassische Badener Kultur, ähnlich wie der Fundaus Balatonoszöd. Weil Funktion oder Bedeutung der dop-pelten, untereinander sitzenden Erhebungen, die auf derVorderseite des unteren Teils zu sehen sind, nicht bestimmtwerden können und das obere Teil fehlt, ist nicht eindeutig,ob dieses Idol einen Mann oder eine Frau darstellt (nachMária Bondár stellt es Mann und Frau gleichzeitig dar, d.h.einen Hermaphrodit). Bei dieser Variante würde die dolch-artige Darstellung auf der Hinterseite ebenfalls ohne Paral-lelen dastehen. Es ist kein Idol bekannt, bei dem die Waffeauf dessen Rückseite dargestellt ist. Der Buckel des unterenTeils, der in der ersten Variante als das primäre männlicheGeschlechtsmerkmal bezeichnet wurde, würde hier den An-schluss des Beinteils darstellen15.

Etwas Ähnliches wurde aus Branc/Berencsváralja veröf-fentlicht, mit dem Unterschied, dass hier der untere Teil desIdols sich leicht verbreitert, also sohlenartig gestaltet ist, dasStück insgesamt breiter und in einem Stück erhalten ist16.

Die Form des Idolfragments aus Balatonoszöd lässt, wiewir erörtert haben, mehrere Deutungen zu. Es ist zunächstfraglich, welche Seite als Vorder- und welche als Rückseitebetrachtet werden kann. Die Darstellung eines Dolchs zuakzeptieren, nach welcher Interpretation auch immer, ist eineweitere kritische Frage, weil sie sich so schwach und ver-schwommen zeigt. Es ist auch möglich, dass es sich hierbeinur um eine zufällige Beschädigung handelt oder aber umdie Folge des dauerhaften, intensiven Gebrauchs des Idols.Eine Erklärung könnte aber auch die Übernahme derartigerIdoldarstellungen von der Cernavoda III-Kultur sein, ver-bunden mit einem Bedeutungsverlust. Wegen der Art der Ge-staltung des Dolchumrisses schließe ich die Möglichkeit desZufalls aus, da diese Verzierungstechnik (das Eindrückeneines pflanzlichen Stoffes in die Oberfläche) auch bei ande-ren Tongegenständen aus Balatonoszöd zu beobachten ist.

Nach der ersten Interpretation würde das männliche Idolmit dem Dolch hier das erste Mal in der Badener Kulturvorkommen. Betrachtet man die Form der Waffe, siehtman Ähnlichkeiten mit dem genieteten Kupferdolch ausSármellék17.

Weil die Metallarmut der Epoche und der Badener Kulturbekannt ist, wird von rumänischen Forschern behauptet,dass der Dolch (und auch der Metallrohstoff selber) ausdem Gebiet der Usatovo-Kultur stammte. Die Forscher be-obachteten, dass aus diesem Zeitraum in den archäologi-schen Fundorten bis zur Linie des Flusses Prut sehr wenigMetallgegenstände vorkommen, während in den Gebietenöstlich dieses Flusses die Zahl der Funde deutlich höherliegt. Nach Christina Enachescu spiegeln die flache Form,die realistische Gestaltung, die diagonal eingeritzte Verzie-rung und auch das Querband der Idole der Cernavoda III-

15 Dies. 2006, 112 Abb. 8,6.16 Novotny 1981, Abb. 2,7.17 Virág 1999, 33, Abb. 2,2a–b.

Kultur den Einfluss der Kulturen, die in den Gebieten wei-ter östlich existierten (Cucuteni), wider18.

Erweist sich die zweite Interpretationsmöglichkeit alszutreffend, so erscheint mit unserem Fundstück eine neueUntervariante eines schon vorhandenen Badener Idoltyps,und zwar mit einer doppelten Erhebung auf der Rückseite.In diesem Fall kann nicht entschieden werden, ob ein Mannoder eine Frau dargestellt ist, trotzdem ist es wahrschein-licher, dass es sich um ein männliches Idol handelt.

„Typische“ Badener Figuren: weibliche Idole (flache,kopflose Gestalt, mit austauschbarem Kopf, Idole desThessalien-Typs)19

– Grube 1088, Sektor 50/12, unter der Kulturschicht 925,Badener Phase III

Fragment vom Hüfte-Gesäß-Bereich eines flachen weib-lichen Idols (Abb. 3). Dunkel gebrannter Ton, mit feinemSand gemagert. Auf der inneren Bruchfläche kann die Ge-staltungstechnik des Idols gut beobachtet werden: Einedünne, flache Tonplatte wurde in der gleichen Weise aufein-ander gefaltet, wie es auch beim Hausmodell zu sehen seinwird. Auf der gesamten Oberfläche sind Ritzungen zu er-kennen, auf der Rückseite Spuren von starker roter Bema-lung und auf der Vorderseite Spuren einer blassen Bema-lung, was zusammen die Kleidung einer Frau erscheinenlässt. Auf der Vorderseite ist im breitesten Hüftbereich daseingeritzte Motiv eines Dreiecks zu sehen, dessen Spitzenach unten zeigt. Es kann ein Kleidungsstück (z.B. einenSchürze), aber auch das primäre Geschlechtsmerkmal dar-stellen. Das Fragment der Dreieckverzierung wird von fort-laufenden dreieckigen Einritzungen begleitet, die bis zumSeitenrand auslaufen, was dann doch eher an Kleidung den-ken lässt. Auf der Rückseite des Idols sind auf dem oberenTeil rhombische, auf die Spitze gestellte, fortlaufende Ein-ritzungen in länglichen Streifen angeordnet, die durch senk-rechte Einritzungen voneinander getrennt sind. Auf demunteren Teil sind die Rhomben perspektivisch verzogen undfüllen die gesamte zur Verfügung stehende Fläche ohneTrennlinien aus. Auf beiden Teilen sind Spuren der roten

18 Enahescu 2007, 116 Anm. 25. Der Grund für diese Analogiesind die Cucuteni-Idole, die in den Fundorten Beresti undAvrameni zutage kamen (siehe Gimbutas 1974, 51 Abb. 10;Lazarovici 2005, Abb. 10).

19 In der Fachliteratur werden mehrere verschiedene Bezeichnun-gen verwendet (siehe oben die Auflistung innerhalb der Klam-mern). Die ersten Funde solchen Typs sind aus Çatal Höyükbekannt geworden, sie können in die erste Hälfte des 6. Jahr-tausends datiert werden. Im Cernavoda III-Boleráz-Kulturkreissind sie aus dem Salcuta-Krivodol-Bubanj Hum-Komplex be-kannt, sie sind also keine isolierten Stücke mit unabhängigerHerkunft, sondern basieren auf dem Fortbestand einer sehralten kulturellen Tradition, die die besondere Wichtigkeit desKopfes („Behälter der Seele“) als eine bedeutsame spirituelleVorstellung ausdrückte, welche auf der Erhaltung und Weiter-gabe der Lebenskraft beruhte. Das ist es, was bei Mircea Eliadeals „Mythos der ewigen Wiederkehr“ erwähnt wird (Eliade1969; 1998; bzw. Enachescu 2004, 49).

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84 Tünde Horváth

Abb. 3. Balatonoszöd-Temetoi Dulo, Grube Nr. 1088, Idolfragment mit bemalter und eingeritzter Verzierung

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Farbe zu sehen, innerhalb und auch außerhalb der Rhom-ben. Maße: 84×63×20 mm.

Neben der Grube 1088 befand sich der Grubenkomplex1072–1096, in dem eine Tonmaske freigelegt wurde, die einin zwei Teile zerbrochenes Männergesicht darstellt20.– Grube 1654, Sektor 43/10, 11, unter der Kulturschicht925, Badener Übergangsphase II.A?

In der Grube wurden 2 kg Keramikscherben geborgen,davon erwähnenswert sind ein kleiner, in zwei Hälften zer-brochener Krug, auf der Innenseite mit roter Farbe, erwurde vermutlich zur Farbstoffaufbewahrung verwendet,und eine Henkelschüssel. Die Grube liegt zwischen dermehrschichtigen Grube 1612 und den Gruben 1649 und1915 mit menschlichen Bestattungen21.

Hüftfragment eines weiblichen flachen Idols (Abb. 4) miteiner winzigen, nach vorne gerichteten, fortsatzartigen An-deutung eines Beins. Graurot gebrannter Ton, mit Brandspurauf der Oberfläche, in der Länge geglättet, mit glimmerhal-tigem Sand und Keramiksplitt gemagert. Unverziert, dieHüftkontur ist abgerundet, betont. Maße: 85×91×13 mm.– Grube 1988, Sektor 54/31, Badener ÜbergangsphaseII.A?

In der Grube wurden 14 kg Keramikscherben sowieFragmente von Mahl- und Schleifsteinen ausgegraben. DieGrube liegt zwischen den Gruben 2058, 1992, 2116 und2102, die menschliche Skelette enthielten22 und neben derGrube 1998, in der sich ein Rinderkopf-Protom fand, dasvon einem Wagenmodell abgebrochen war23.

Hüfte-Bein-Fragment eines flachen weiblichen Idols(Abb. 5). Graubraun gebrannter Ton, mit glimmerhaltigemSand und Keramiksplitt gemagert, geglättet, mit Kern ge-brannt. Auf der Vorderseite mit einem Schurz-Motiv ineinem dreieckigen Rahmen mit senkrechten durchgehendenZickzacklinien verziert, die Beine enden als winzige Fort-sätze, die Rückseite ist unverziert, der Hüftteil ist abgerun-det, betont. Maße 70×90×10 mm.– Grube 2341, Sektor 54/29, konturlos (frühe Periode derBadener Kultur?)

In der Grube wurden neben den Keramikscherben eineAhle, die aus der Tibia eines Wiederkäuers angefertigt war,und Fragmente von Steinäxten und Schleifsteinen gefun-den. Die Grube liegt neben der Grube 1976 (darin ein Rhy-ton-Fragment24) und zwischen den Gruben 647, 2102,2116, die menschliche Skelette enthielten25.

Fragment eines weiblichen Idols (Abb. 6), Taille undHüftbereich. Graubraun gebrannter Ton, poliert, mit Kera-miksplitt gemagert. Auf der Vorderseite ist oberhalb derTaillenlinie ein Querband zu sehen, das aus einem Vierer-Kannelurenbund gestaltet ist, auf der Taillenlinie ist der

20 Horváth 2004. Das Beispiel für die mögliche Verbindung dieserzwei Kultgegenstände ist das Idol von Liubcova (vgl. Anm. 45).

21 Dies. 2004a.22 Ebd.23 Dies. 2007 im Druck.24 Dies. 2009 im Druck.25 Dies. 2004a.

Gürtel mit einem dünnen Dreier-Linienbund dargestellt,darunter in zwei Reihen, aus ähnlich dünnen Linien, eineingeritztes Zickzackmotiv, das eine Schürze oder das Ge-schlechtsorgan bezeichnet. Auf der Rückseite ist nur dieQuerbanddarstellung zu sehen, der Hüftbereich ist unver-ziert. Maße: 65×70×10 mm.– Grube 2596, Sektoren 46/26, 27, unter der Kulturschicht137, frühe Periode der Badener Kultur (Phasen I.B-C-II.A)

Aus der Grube wurde eine vollständige Schüssel gebor-gen. Ihr Fundmaterial gehört zu dem der Grube 2442 imSektor 49/30. Radiokarbondaten eines Tierknochens ausder Grube: 2940–2900 1ó cal BC. Die Grube 2596 befindetsich neben den Gruben 2581 und 2595, in beiden wurdenStempel freigelegt (die Beschreibung der Gruben und derFunde siehe weiter unten).

Fragment des Hüfte-Taille-Bereichs eines flachen weib-lichen Idols (Abb. 7). Dunkelgrau-braun gebrannter Ton,mit kalkhaltigem Keramiksplitt gemagert, grob geglättet.Der Hüftteil ist betont, mit abgerundeter Kontur, seine Vor-derseite ist mit senkrechten, von dünnen Einritzungen aus-gefüllten Linien verziert, die in waagerechte Streifen ein-geteilt sind, was mit großer Wahrscheinlichkeit ein Kleid(Schürze), eventuell auch das Geschlechtsorgan darstellt.Unterhalb des Hüftbereichs ist das Fragment am Beinansatzabgebrochen, das Bein könnte nach der Krümmung desGegenstands zu urteilen, nach vorne gebogen gewesen sein.Maße: 79×52×11 mm.– Kulturschicht 925, Sektor 37/2, Badener Phasen II.B-III

In der im Sektor freigelegten Grube 1801 wurden Frag-mente eines fischblasenförmigen Gefäßes gefunden26. In ih-rer Umgebung (Sektoren 38/4–39/5, 38/2) wurden mehrereTierskelette geborgen27.

Taillenfragment eines flachen weiblichen Idols, mit demTeil einer Brustwölbung (Abb. 10,2)? Das Material istgraubraun gebrannt, die Oberfläche poliert, mit glimmer-haltigem Sand und Keramiksplitt gemagert. Maße:46×40×10 mm.– Kulturschicht 925, Schnitte 44/6, 7, Badener PhasenII.B-III

Zum Bereich der Sektoren gehören die Grube 1334 miteinem menschlichen Skelett28, die Gruben 1608–1781,1855, 1431 die Tierskelette enthielten29, und das Zeremo-nienhaus 3830; eine Flasche stammt aus der Grube 143031.

Interpretation 1

Fragment mit breiterem Teil unten: Kopf- und Schulter-fragment eines flachen Idols (Abb. 8,b), stark schematisiert.Es sind weder Kopf noch Körper detaillierter dargestellt,aber die Tatsache, dass das Fragment einen Kopf hat, macht

26 Dies. 2010 im Druck.27 Dies. 2006.28 Dies. 2004a.29 Dies. 2006.30 Dies.u.a. 2007.31 Dies. 2010 im Druck.

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Abb. 4. Balatonoszöd-Temetoi Dulo, Grube Nr. 1654, Idolfragment

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Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlung von Balatonoszöd-Temetoi Dulo – Kultgegenstände 87

Abb. 5. Balatonoszöd-Temetoi Dulo, Grube Nr. 1988, Idolfragment

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Abb. 6. Balatonoszöd-Temetoi Dulo, Grube Nr. 2341, Idolfragment

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Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlung von Balatonoszöd-Temetoi Dulo – Kultgegenstände 89

Abb. 7. Balatonoszöd-Temetoi Dulo, Grube Nr. 2596, Idolfragment

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es zu etwas Besonderem. Zwischen Kopf und Halsbereichist in voller Breite ein Riss zu sehen, der Kopfansatz istnicht zu erkennen. Der Kopf wurde wahrscheinlich ineinem Stück mit dem Körper geformt. Das einzige mit Kopfdargestellte Idolfragment, das als Analogie unseres Idolsgelten könnte, kam im SO-Abschnitt von Vucedol-Várhegyin der Schicht 9 zutage32. Wenn man die Fragmentierungdes Stücks von Balatonoszöd in Betracht zieht, hätte aufdem vorhandenen Teil die Brustdarstellung schon auffallenmüssen, falls es den Kopf-Brust-Teil darstellen würde –weshalb die Interpretation 2 wahrscheinlicher ist.

Interpretation 2

Fragment mit breiterem Teil oben: Beinfragment eineskopflosen flachen Idols (Abb. 8,a), die Beine sind stämmig,

32 Schmidt 1945, Taf. 29,1. H. 6,1 cm; Badener Kultur oder Kos-tolac-Kultur? Der Idolkopf (fragmentiert) scheint genausoflach und unwichtig zu sein wie bei dem Fund von Balatonos-zöd. Aufgrund der kleinen, dichten und tiefen Einstiche erhälteine Datierung dieses Fundes in die Kostolac-Kultur eine hö-here Wahrscheinlichkeit.

mit abgerundeter Kontur, oberflächlich bearbeitet und ver-kümmert. Rotgrau gebrannt, mit glimmer- und kalkhalti-gem Sand und Keramiksplitt gemagert, die Oberfläche istabgenutzt, darauf Abdrücke pflanzlicher Fasern vom Vor-gang des Glättens. Maße: 45×68×12 mm.– Kulturschicht 925, Sektor 47/10, Badener Phasen II.B-III

Im Sektor kamen ein vollständiger Fußkelch, aus demOfen Nr. 247, ein gynäkomorphes Gefäß sowie Fragmentevon zweigeteilten Schüsseln zum Vorschein33.

Unteres Fragment eines flachen weiblichen Idols (Abb. 9).Grau-gelbbraun gebrannter Ton, mit glimmerhaltigem Sandund Keramiksplitt gemagert, aus zwei übereinander geleg-ten Tonschichten hergestellt, seine Oberfläche war mög-licherweise poliert. Das Fragment stellt den Hüftbereich vonder Taillenlinie abwärts dar, oberhalb des Beinansatzes ist esabgebrochen. Die Hüftkontur ist kräftig, dreieckig hervor-springend, mit abgerundetem Verlauf. Seine Oberfläche istunverziert, in steilschräger Richtung ist jedoch eine kanne-lurenartige Verzierung zu sehen. Maße: 87×55×12 mm.

33 Horváth 2010 im Druck.

Abb. 8. Balatonoszöd-Temetoi Dulo, Kulturschicht Nr. 925, Schnitte Nr. 44/6,7, Idolfragment (a: Interpretation 2; b: Interpretation 1)

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Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlung von Balatonoszöd-Temetoi Dulo – Kultgegenstände 91

– Kulturschicht Nr. 925, Sektoren Nr. 48/9, 10, BadenerPhasen II.B-III

In den Sektoren wurden Fragmente eines Kelchs, einesTrinkgefäßes und einer zweigeteilten Schüssel freigelegt34.In ihrer Nähe wurden in den Gruben Nr. 1085, 1106 und1099 menschliche Skelette35, in den Gruben Nr. 1075–1079Tierskelette ausgegraben36.

Oberes Fragment eines flachen weiblichen Idols(Abb. 10,1). Das Material ist graubraun, mit kalk-glimmer-kieshaltigem Sand gemagert, auf beiden Oberflächen po-liert. Der obere Teil der Brust wurde in zwei Teilen in zwei

34 Ebd.35 Dies. 2004a.36 Dies. 2006.

verschiedenen, nebeneinander liegenden Schnitten gefun-den. Der Oberkörper hat die Form eines Dreiecks, das aufdie Spitze gestellt ist, seine Rückseite ist flach, die Vorder-seite ist leicht gewölbt. Die Schulterecken sind auf beidenSeiten ungleichmäßig abgebrochen, unterhalb der Brüstesowie ab dem Taillenbereich ist das Idol unvollständig. DieBrüste sind als zwei kleine zugespitzte Buckel geformt, zwi-schen ihnen ist ein diagonales Kreuzband zu sehen, das ausKanneluren gestaltet ist, die sich auf der Rückseite fortset-zen. An der oberen Kante des Idols, die die Nacken- undSchulterkontur darstellt, wurden an der Stelle des Halsan-satzes drei senkrechte, mit pflanzlichem Material (Zweig?)eingedrückte Hohlräume eingebracht, die – entlang derBruchlinie gut zu sehen – bis zur Brusthöhe des Idols in denKörper eingetieft wurden. Die drei benachbarten, ineinan-

Abb. 9. Balatonoszöd-Temetoi Dulo, Kulturschicht 925, Schnitt Nr. 47/10, Idolfragment

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92 Tünde Horváth

Abb. 10. Balatonoszöd-Temetoi Dulo – 1. Kulturschicht Nr. 925, Schnitte Nr. 48/9, 10, Idolfragment;2. Schnitt Nr. 37/2, Idolfragment; 3. Kulturschicht Nr. 925, Schnitt Nr. 48/10, Fragment eines weiblichen Idols

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Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlung von Balatonoszöd-Temetoi Dulo – Kultgegenstände 93

der schneidenden Hohlräume wurden sorgfältig nacheinan-der geformt. Der linke Hohlraum ist der kürzeste und hatden kleinsten Durchmesser. Maße: 109×58×13 mm.– Kulturschicht 925, Sektor Nr. 48/10, Badener PhasenII.B-III

Fragment vom rechten oberen Schulterteil eines flachenweiblichen Idols mit dem rechten Brustbuckel (Abb. 10,3).Graubraun, mit sandigem Keramiksplitt gemagert, beideOberflächen sind stark abgenutzt. An der Bruchfläche istdeutlich zu sehen, dass es aus zwei Tonlagen bestand. DerBrustbuckel wurde auf die Vorderseite aufgesetzt. Maße:47×38×17 mm.– Kulturschicht 925, Sektor Nr. 50/10, Badener PhasenII.B-III

Der Sektor enthielt Fragmente von Kelchen, Trinkgefä-ßen und zweigeteilten Schüsseln37. Zu seiner Umgebung ge-hörten die Grube Nr. 1036, die Tierskelette enthielt, undder dazu gehörende Zeremonienplatz sowie die Tieropfer-grube Nr. 1075–107938.

Unteres Fragment eines flachen weiblichen Idols (Abb. 11),mit dem linken Hüft- und Taillenbereich. Dunkel graubraun,mit kalkhaltigem Keramiksplitt gemagert, aus zwei Tonlagenbestehend. Das Idol ist dem Fund aus Objekt Nr. 1088 ähn-lich. Auf der Vorderseite ist es mit Zickzacklinien verziert,die von eingeritzten Linien in Felder eingeteilt sind. Sie fin-den sich vom Taillenbereich abwärts rahmenartig am Seiten-rand (2), sogar auch auf der Seitenkante (+1), als wenn einRock oder Schurz dargestellt wäre. Oben ist die Zier waage-recht entlang der Taille in mehreren Reihen (3?) angebracht.Die Linien sind mittels Pflanzenstängel tief in den Ton einge-drückt worden. Auf der Rückseite ist das Idol mit eingeritz-tem Netzmuster verziert, das von senkrecht eingeritzten Li-nien in Felder eingeteilt ist. In Höhe der Taillenlinie ist dasIdol entzweigebrochen. In der oberen waagerechten Bruch-fläche ist das Ende eines senkrecht eingebohrten Hohlraumszu sehen, an dem entlang das jetzige Fragment in zwei wei-tere Teile gebrochen ist. Der Hohlraum könnte das Ende derAushöhlung darstellen, die dem Einfügen des Kopfes dienteund am Hals begann. Die Hüftkonturlinie ist stark betont,dreieckartig hervorspringend. Maße: 82×76×15 mm.

Zur Interpretation der weiblichen Idole

Mit der Forschungsgeschichte und den Datierungsproble-men dieser Idole haben sich in Ungarn zusammenfassend inden vergangenen Jahrzehnten Mária Bondár39 und NándorKalicz40 beschäftigt. Die Idole der Cernavoda III-Kultur, dieparallel zur frühen Boleráz-Phase der Badener Kultur exis-tierte, hat Christina Enachescu41 bearbeitet. Es müssen auchunbedingt die zusammenfassenden Arbeiten von Nikola Ta-sic42 und Bohuslav Novotny43 erwähnt werden.

37 Dies. 2010 im Druck.38 Dies. 2006.39 Bondár 1999; 1999/2000; 2002; 2006; 2008.40 Kalicz 2002.41 Enachescu 2004; 2007.42 Tasic 1995.

Der häufigste Typ der flachen Idole sind die so genanntenkopflosen Idole („mobile-head“/„Thessalian-type“), dieimmer Frauen darstellen. János Makkay44 hat die Prototy-pen dieser Idole im Gebiet von Mesopotamien lokalisiertund für sie einen bedeutenden religiösen Inhalt angenom-men45. Er hat dargestellt, dass sie in Europa in großer Zahlin einem einheitlichen Horizont des späten Neolithikumsauftreten (Dimini, ab der Rachmani-Phase = ThessalianFinal Neolithic).

Nándor Kalicz konstatiert, dass, obwohl diese Idole schonseit der frühen Phase der Vinca-Kultur vorkommen46, trotz-dem nur Idole aus den Gruppen des mittleren und jüngerenRachmani, Maliq IIa, Suplevac-Bakarno-Gumno I–II –Brnobuki47 sowie aus der Cernavoda III- und der BadenerKultur miteinander in direkte Verbindung gebracht werdenkönnen48.

Die Verbindung zwischen der frühen Cernavoda III-Bole-ráz-Phase der Badener Kultur und der vorherigen Periodeim Bereich der Idole wird am ehesten durch die Idole derpelagonischen Fundorte Maliq II und Suplevec aufgezeigt.Sie passen gut zwischen die Bubanj-Salcuta-Figuren, verfü-gen aber auch schon deutlich über einige Eigenschaften, diefür die Badener Idole typisch sind49.

Einige kopflose weibliche Statuetten des französischenspäten Neolithikums (4400–3500 BC) sind den BadenerIdolen sehr ähnlich. Auch noch die veränderte Darstellungdes Querbandsymbols glaubt man an ihnen zu entdecken,jedoch nicht diagonal auf der Brust50. Ihr Erscheinen undihre kultische Bedeutung können denen der gynäkomor-phen Gefäße ähnlich sein (Abb. 12)51.

43 Novotny 1981.44 Makkay 1962; 1963.45 Das früheste Stück aus der spätneolithischen-chalkolithischen

Schicht von Tell Arpachiyah (Halaf-Kultur) kann in die Mittedes 6. Jahrtausends datiert werden (Makkay 1962, 4). Einigearmenische Idole und ein Fund aus dem Kubangebiet (Ul, 5.Kurgán) lassen auf einen asiatischen Verbreitungsweg schlie-ßen (ebd. 14).

46 Unter den Funden aus der Zeit vor der Badener Kultur ist dasIdol aus dem rumänischen Liubcova-Ornita, das in die Phase Cder Vinca-Kultur datiert wurde, von besonderer Wichtigkeit(4700–4500 v.Chr.). Der Kopf des Idols ist beweglich, auf demHals befindet sich ein eingetiefter Hohlraum für den/die aus-tauschbaren Kopf/Köpfe. In seiner abgeknickten Hand hält eseine Gesichtsmaske. Dies ist die einzige bekannte Darstellung, dienoch die eindeutige Verbindung zwischen dem aktuellen Fehlendes Kopfes und der in der Hand gehaltenen Maske ausdrückt undsomit ein als Kopfersatz geeignetes Mittel enthält. In den späte-ren Epochen und Kulturen wird in den Händen der Idole dieserkultische Gegenstand schon nicht mehr erscheinen, es werden so-gar die Hände der Idole nicht mehr dargestellt (Luca 2001).

47 Diese Kulturen sind genau eine Phase älter als die Badener Kul-tur und gleichaltrig mit der Hunyadihalom- und der Furchen-stichkeramik-Kultur am Ende der mittleren Kupferzeit.

48 Kalicz 1981, 236–240; ders. 2002, 17; 20–21.49 Tasic 1995, 120.50 Hansen 2007, 310–313. Fundorte: Noyen-sur-Seine (Abb.

185,1–2), Maizy (T. 528,1–2), Clermont-Ferrand (T. 528,3,Mèze (T. 528,4).

51 Horváth 2010 im Druck.

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94 Tünde Horváth

Abb. 11. Balatonoszöd-Temetoi Dulo, Kulturschicht Nr. 925, Schnitt Nr. 50/10, Idolfragment

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Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlung von Balatonoszöd-Temetoi Dulo – Kultgegenstände 95

Abb. 12. a) Fundverbreitungskarte der Idole mit austauschbarem Kopf aus der Zeit vor und aus derBadener Kultur sowie der Idole der Cotofeni-Kultur (Legende: Quadrat: französische neolithische Idole;Dreieck: Badener Kultur; Quadrat mit Fahne: balkanische Idole; Reisszwecke: Idole der Cotofeni-Kultur);b) Die anthropomorphen Figuren der Badener Kultur (Legende: Punkt: typische Idole; Quadrat: atypische

Idole

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96 Tünde Horváth

Die typischen anthropomorphen Figuren der BadenerKultur haben sich nicht weiter über das Karpatenbeckenhinaus verbreitet52, in den österreichischen und mährischenRegionen dominieren die Tierfiguren. Nach Martin Fur-holt53 ist auch diese Aufteilung ein Beleg für die Inkohärenzder Kultur54.

Aus der Siedlung Balatonoszöd sind insgesamt 13 Idolebekannt, von denen eines eine Rundplastik ist. Eines derIdole stellt vielleicht einen Mann (eventuell einen Herm-aphroditen), die anderen stellen weibliche, so genannteFlachidole dar. Drei Exemplare werden in die frühe Phase(IB-C–IIA), zwei Exemplare in die Übergangsphase (IIA)und acht Exemplare – also die Mehrzahl – in die ältere klas-sische Phase (IIB–III) eingeordnet.

Dem Fund aus der Grube Nr. 1088 ähnelt in Form undVerzierung – abgesehen von der Bemalung – das Idolfrag-ment von Tápé-Malajdok55, eine weitere Analogie ist inVinca-Belo Brdo zu finden56. Beim Fund von Balatonoszödist das Dreieckmotiv auf der Vorderseite rundherum biszum Idolrand eingeritzt, und die Verzierung erscheint auchauf der Rückseite. Die gleichzeitige Verwendung der Einrit-zung und der Bemalung auf beiden Seitenoberflächen isteine einzelne, nur hier gefundene Lösung57.

Das Fragment aus dem Sektor Nr. 50/10 ähnelt dem Idol-fragment aus der Grube Nr. 1088, seine Verzierung weichtaber teilweise ab. An den Seitenkanten ist es ebenfalls verziert,weist aber keine Bemalung, sondern nur Ritzung auf. ZweiFundstücke aus Vinca scheinen ihm ziemlich ähnlich zu sein58.

Die Besonderheit der Idolfragmente aus den SektorenNr. 48/9–10 ist, dass in dem entzwei gebrochenen oberenTeil jeweils drei in den Brustkorb eingetiefte, nebeneinan-der laufende Hohlräume mit unterschiedlichen Durchmes-sern und Tiefen deutlich sichtbar sind, in die ehemals dieKöpfe eingesteckt wurden. Über der stark betonten Schul-ter verläuft vom Brustkorb her ein Querband. FormaleAnalogien dazu liegen z.B. aus Fonyód-Bézsenypuszta59,Aparhant60, Budapest-Káposztásmegyer61, Tököl62, Za-márdi-Szamárko63 und Vucedol64 vor.

Eine Besonderheit der Idole, die in den Gruben Nr. 1654und 1988 freigelegt wurden, ist das vorhandene Beinteil:

52 Bondár 2008, Abb. 3.53 Furholt 2008, 15.54 Der nördlichste und zugleich der westlichste Fundort ist Brno-

Lísen, der östlichste ist Slobozia, die südlichsten Fundorte sindVinca und Brza Vrba (Abb. 12,1–2).

55 Banner 1956, 88 Taf. LVIII,12.56 Kalicz 2002, 20 Abb. 21,1a–b.2a–b.57 Ein mit Bemalung verziertes Idol wird von József Korek (1983,

125) aus Zamárdi erwähnt. Nach seiner Beschreibung ist es mitdem Idol von dem Fundort Zamárdi-Szamárko identisch (z.B.Kalicz 2002, Abb. 12–13), das nicht bemalt ist!

58 Kalicz 2002, Abb. 21,1a–b.2a–b.59 Gallina 2004, 36 Abb. 3.60 Bondár 1999, Abb. 2, ohne Querband.61 Endrodi 1987/88.62 Kalicz 2002, Abb. 10,1.4–5; 11,4, ohne Querband; Abb. 11,5

mit drei Bohrungen am Hals.63 Ebd. Abb. 12–13.64 Ebd. Abb. 20, mit doppeltem Querband.

Bei beiden Idolen sind es winzige, nach vorn gebogene Fort-sätze, die eher wie Zeichen wirken. Beim Exemplar aus derGrube Nr. 1988 ist die schurzartige Verzierung dem Fundaus der Grube Nr. 2596 ähnlich. Aufgrund dieser Fundekann vermutet werden, dass bei den frühen Exemplaren(Phasen IB, C und IIA) der Hüftbereich eine abgerundeteKontur hatte, die dann in der klassischen Phase eckig wird.

Die Mehrheit der Plastiken kam in zerbrochenem Zu-stand in die Abfallgruben. Auffällig viele kultische Fundestammen auch aus Zerstörungshorizonten (Kulturschicht925)65.

Die Fundhäufigkeit der einzelnen Idolteile – außer der alsStreufund aufgefundenen Raumplastik – ist unterschied-lich: Am häufigsten vertreten ist der Taillen/Hüftbereich(acht Stück), gefolgt vom oberen Schulter/Brustteil (dreiStück), und ein Stück zeigt vermutlich den Bereich unter-halb der Taille.

Das Vorkommen archäologischer Funde in fragmentier-tem Zustand stellt John Chapman sich in fünf Variantenvor66. Wegen der Vielzahl der Fälle und einem bestimmtenwiederkehrenden Charakter des zerbrochenen Zustandskann ein absichtliches Zerbrechen der Badener Idole ver-mutet werden. Dieses Zerbrechen kann mit dem Ritus des‚Tötens‘ der Gegenstände in Verbindung stehen. Die Zere-moniengegenstände verlieren nach dieser Vorstellung, nach-dem die Zeremonie beendet ist, ihre Macht (ihre ‚maná‘),67

bzw. werden unheilig, weshalb sie dann zerstört werden.Die fehlenden Teile der (mit Absicht) zerbrochenen Zere-

moniengegenstände wurden in Balatonoszöd-Temetoi Duloin keinem Fall gefunden, nicht einmal in anderen Objek-ten68. Deswegen denken wir, dass Chapmans Punkt 4 (dieGegenstände wurden zerbrochen und mit dem Ziel der För-derung der Fruchtbarkeit sowohl im Dorf als auch in dessenUmgebung verstreut) oder Punkt 5 (die Gegenstände wur-den mit Absicht zerbrochen, für verschiedene Zwecke ver-wendet69 und danach beerdigt) zur Geltung gekommen seinkonnte.

65 Dieselbe Erscheinung wurde auch an anderen Fundorten beob-achtet (siehe Chapman 2000, 63). Chapman (2000a, 140) gibtfür dieses Phänomen eine Erklärung, allerdings am Beispiel desVorkommens von menschlichen Knochen in der Kulturschicht.

66 Ebd. 23.67 Die Gegenstände, die über ‚maná‘ verfügen, werden Fetisch ge-

nannt – z.B. P. Horváth (2006, 44).68 Weil es uns nicht gelungen war, den Fundort vollständig auszu-

graben, kann dies auch eine falsche Schlussfolgerung sein. ImFalle der Zeremoniengefäße wurde eine ähnliche Situation be-obachtet (z.B. in den Gruben Nr. 1315 und 1329 eine bemalteund geritzte Schüssel mit eingezogenem Rand, deren Frag-mente aber das vollständige Gefäß nicht ergeben haben; sieheHorváth 2009 im Druck).

69 Die zerbrochenen Stücke könnten auch als Identifikator (token)gedient haben. Sie könnten ähnlich funktioniert haben wie dasgriechische symbolon oder das lateinische tessera hospitalis.Archäologische Nachweise für die Verwendung der Fragmentefür solche Zwecke sind aus dem neopalatialen minoischenKreta (ein aus Stein angefertigtes rhyton mit Stierkopf), im Falleeines etruskischen Votivgegenstands sowie einer japanischen Fi-gur der mittleren Jomon-Periode aus einer Siedlung bekannt.

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Die Rolle der Badener Idole in den Zeremonien ist un-klar. Nach den bisherigen Vorstellungen dienten sie als kul-tische Symbole bei Agrarriten und stellten Fruchtbarkeits-göttinnen dar70.

Weil die weiblichen Idole aber alle eine ziemlich ähnlicheGestalt zeigen, ist es unserer Meinung nach jedoch ausge-schlossen, dass sie Göttinnen darstellen könnten. In Mesopo-tamien (ab dem 3. Jahrhundert)71 und im antiken Griechen-land weisen schriftliche und auch archäologische Zeugnissedarauf hin, dass jede Stadt über einen selbständigen, sozusa-gen „eigenen“ Gott verfügte, der als Talisman/Schutzheiliger,Beschützer und in vielen Fällen auch als Begründer der Sied-lung galt72, jede Statue wies dabei individuelle Züge auf73.

Der einheitliche, schematische Charakter der BadenerIdole, der auf individuelle Züge verzichtet, kann eher aufdie Ähnlichkeit der kultischen Zeremonien hinweisen, indenen diese Idole keineswegs eine Rolle als Göttin innehat-ten. Die Austauschbarkeit des Kopfes lässt die Austausch-barkeit der menschlichen Teilnehmer vermuten. Diese Idolepassen am ehesten in die Kategorien 2 (Votaries), eventuell3 (Offerings) nach Ruth D. Whitehouse74.

Archäologische Beobachtungen könnten die Zeremo-nien, in denen die Idole verwendet wurden, umschreiben,um so der Rolle der Idole näher zu kommen.

In der Nähe der Siedlung von Balatonoszöd, dort, wo dieIdole vorkamen, wurden blutige Opfer dargebracht75. Inden geschlossenen Gruben selbst bzw. in den Befunden ausder Nähe der Gruben kamen außer den Idolen weitere fürzeremonielle Zwecke angefertigte Gegenstände und Gefäßezutage76.

Es ist wahrscheinlich, dass die in einer Grube vergesell-schafteten (Grube 458) Idol- und Hausmodellfragmentezur selben Zeit innerhalb eines Zeremonieablaufs verwen-det wurden.

Eine ähnliche Vorstellung birgt das mittelalterliche chirograph(Chapman 2001, 3–94; erstmalig: Talalay 1987). Damit dieseErscheinung im Falle der Badener Kultur auch untersucht wer-den kann, müssten die Siedlungsgrabungen in einem zusam-menhängenden System und als Teamarbeit durchgeführt undaufgearbeitet werden, wobei zwischen den verschiedenen Bear-beitern eine permanente Verbindung nötig wäre.

70 Z.B. Tasic 1995, 117.71 Kuhrt 2005, 31f.72 Die bekannteste Talisman-Schutzstatue der Geschichte ist das

Palladion von Troja, das nach den Angaben von MalalasIóannés ein Philosoph und telestes namens Asios dem KönigTros überreicht haben soll, als dieser die Stadt gründen wollte(Mal.5.12. Bonn: 108. – Siehe noch Whitehouse 1996, 1, Sa-cra).

73 Deswegen könnte z.B. das Männermaskenfragment aus derGrube 1072–1096 viel eher eine Gottheit darstellen, weil es eineinzelner, besonderer Fund ist und in seinen Hauptgesichts-zügen eine individuelle Darstellung anstrebt. Etwas seinem Typund Gestaltung Ähnliches kennt man bisher nicht. In seiner Ge-samtheit erfüllt es den Begriff der Sacra in dem Sinne, wie ervon Whitehouse 1996 unter Punkt 1 erläutert wird.

74 Whitehouse 1996.75 Horváth 2004a; 2006; 2010 im Druck.76 Siehe die detaillierte Beschreibung der Funde und Befunde bzw.

die Gesamtkarte Abb. 20.

Die sorgfältige Untersuchung der anthropomorphen Ge-genstände von Balatonoszöd hat unser bisheriges Wissen soumfangreich erweitert, dass Folgendes mit Sicherheit fest-gestellt werden kann: Die magischen Gegenstände, die beiden verschiedenen Kulten zum Einsatz kamen, wurden fürwahrscheinlich unterschiedliche Funktionen in jeweils ähn-licher Weise gestaltet. Eine Übereinstimmung bei Form undVerzierung kann zwischen den Idolen und anderen, für ri-tuelle Zwecke verwendeten Gegenständen (z.B. Maskenund Altar-/Hausmodelle) nachgewiesen werden. Als Her-stellungsmethode ist das Übereinanderfalten dünner Ton-platten übereinstimmend festzustellen, als Verzierungsme-thode das tiefere oder flachere Eindrücken eines dünnenorganischen Instruments (Schilf, Gras, Holz?) in den plasti-schen Ton. Im Gegensatz zu den Töpferwaren (und zu denZeremoniengefäßen) wurden diese Stücke weniger mit Ke-ramiksplitt gemagert77.

Der chronologische Unterschied zwischen den frühenund späten Phasen offenbart sich am markantesten in derGröße und Verzierung der Idole: In der klassischen Phasewerden sie immer größer und auch umfangreicher verziert.

In Aljmas wurde der Torso eines Idols neben einem Tier-skelett freigelegt78. In Méhi kam in einem Brandschüttungs-grab zusammen mit anthropomorphen Urnen und gynäko-morphen Gefäßen eine Statuette zutage, die eine junge Fraudarstellt. Das Besondere an ihr ist die Gestaltung des Kop-fes: Auf der Stirn zeigt sie einen Kopfschmuck (Diadem),der mittels Einstichen gestaltet wurde. Es ist das einzigeBadener Idol, das einen Kopf hat. Nach István B. Kovácsverkörpert die Fundgruppe aus dem Grab eine ‚Dreier-Göt-terfamilie‘79. Man kann eventuell zwischen den anthropo-morphen Gefäßen von Méhi (Dreiheit) und den kopflosenweiblichen Badener Idolen, die aufgrund der Aushöhlungenmit drei Köpfen versehen sein konnten, eine Parallelesehen80.

77 Die Gestaltungsmethode der Badener Idole, die in unseremFundort beobachtet wurde, weicht von der der Idole der bisherbeschriebenen Kulturen ab (zusammenfassend und als Vergleichsiehe Chapman 2000a, 69–71). Allerdings ist sie laut TakamuneKawashima (2005) sehr ähnlich: späte und späteste Jomon-Pe-riode bzw. Angyo-Periode.

78 Grammenos 2003, 161.79 Kovács 2003, Abb. 44,21; 224. Nach anderen Arbeiten haben

prähistorische Völker in den anthropomorphen Gefäßen dieAhnen selber dargestellt (siehe Barley 1984, 99). Die anthropo-morphen Gefäße sind in diesen Gesellschaften auch Prestigege-genstände (Barley 1994, 143–151).

80 Wir müssen hier die heute schon in Frage gestellte Ansicht er-wähnen, die sich mit der Vorstellung und Praxis/Ausübung derDreiheit Gottes beschäftigt, die für die Religion der indoeuro-päischen Völker für charakteristisch gehalten wird (vgl. mitden Arbeiten von G. Dumèzil, z.B. 1986), ohne dass wir damitfür oder gegen die indoeuropäische Herkunft bzw. den Charak-ter der Badener Kultur argumentieren würden. Die Idole mitdem austauschbaren Kopf des mittleren südeuropäischen Kul-turkreises treten zuerst und bewusst verwendet in der spätenVinca-Kultur auf (Makkay 1962). Dort erscheinen die Idolemit einem Körper und doppelter Kopfgestaltung (z.B. Rast:Hansen 2007, Abb. 120; Zorlentu Mare: ebd. Taf. 271; Med-vednjak: Gimbutas 1974, Abb. 99; Vinca: ebd. Abb. 90) sowie

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98 Tünde Horváth

Die Austauschbarkeit des Kopfes (der Köpfe), der (die)aus vergänglichem Material hergestellt wurde(n), ist einkulturspezifisches Merkmal: In der Cotofeni-Kultur wur-den die wenigen bisher geborgenen Idolfragmente mitKopf versehen81, auch die Idole der Post-Badener Vucedol-Kultur82.

Das früheste in Çatal Hüyük gefundene Exemplar einesflachen weiblichen Idoltyps wurde in einer gut dokumen-tierten zeremoniellen Umgebung freigelegt. Das Idol istTeil des Schädel-/Ahnenkults bzw. es wird im Zusammen-hang mit dem Mythos der so genannten ewigen Wiederkehrinterpretiert, der als ein mythologischer Zyklus von Leben –Tod – Jenseits erscheint83. Die Idole der Badener Kultur zei-gen auch eine große Ähnlichkeit mit der Darstellung derMondgöttin von Turdas/Tordas84.

Mária Bondár meint, dass jene Idole, die Frauen darstel-len, vielleicht pubertierende junge Mädchen verkörperten.Sie führt aus, dass diese Statuetten für Initiationsfeiern an-gefertigt sein könnten85. Die Unterschiede, die sich in derGestaltung der Skulpturen zeigen, seien ihrer Meinungnach nicht auf zeitliche, sondern auf inhaltlich-ideelleGründe zurückzuführen86.

mit einer dreifachen Kopfgestaltung (Parta: Hansen 2007,Abb. 107 – gespenstisch ähnelt es dem atypischen Idol der Ba-dener Kultur von Krásno!: Bondár 1999, Abb. 3,5). Diese Tra-dition hat auf dem Balkan auch nach der Vinca-Kultur weiterbestanden (z.B. Vidra, Karanovo V: Hansen 2007, Abb. 128;Gumelnita: ebd. Taf. 425). Es ist vorstellbar, dass wegen dermehrmaligen Übernahme von einer Kultur in die nächste einBedeutungsverlust oder eine Bedeutungsveränderung eintrat.Diese kultische Tradition mündete in die Idolplastik der Bade-ner Kultur mit dem austauschbaren Kopf und den Zweier- undDreier-Hohlräumen (dazu detailliert: Horváth im Druck a).

81 Riscuta 1996, Taf. I,3–4; II,1–4; III,1. Allerdings sind diese Ge-sichter – sowohl in verzierter als auch in unverzierter Form –„leer“, als ob sie die mit einer Maske bedeckte neolithischeTradition fortführen würden, ihre Darstellung ähnelt aber denKnöpfen der zweigeteilten Schüssel, die in der frühklassischenPhase der Badener Kultur gestaltet wurde.

82 Z.B. das Laibacher Moor (Durman 1988, 76, Kat. 34).83 Enachescu 2004, 49f. – Ein noch früheres Zeremoniedetail mit

ähnlichem Inhalt wird durch zwei Frauenstatuen mit Geiernaus Nevali Çori aus dem oberen Euphrattal repräsentiert.

84 Enachescu 2004, 49f.85 In unserer heutigen Gesellschaft kann es uns merkwürdig und

verwerflich vorkommen, Sexualität von pubertierenden Dar-stellern vortragen zu lassen, selbst wenn dies nur symbolischmit Puppen geschieht. Wir verfügen über keinerlei Daten, inwelchem Lebensalter in der Badener Kultur die Zeremonie desErwachsenwerdens abgehalten wurde. Es gibt Erkenntnissedazu, dass sich die Festlegung der Altersgrenze von Kultur zuKultur ändern kann, und von einer Wertgrenze werden oftnicht nur eine, sondern mehrere Altersgruppen berührt. Diesesteht nicht immer mit der Grenze der biologischen Reife in Zu-sammenhang. Als erster hat A. van Gennep erkannt, dass dieInitiationszeremonien gerade dem Ziel dienten, den Pubertie-renden eine gesellschaftliche Reife zu verleihen (von da an durf-ten sie heiraten, verfügten über verschiedene Rechte usw.), oftviel früher als sie sich biologisch dazu als bereit erwiesen (Gen-nep 2007, 28; 91–127).

86 Bondár 2006; 2007; 2008.

In Zimbabwe wurden den Jugendlichen die Initiationsge-setze anhand von Fruchtbarkeitspuppen und kleinen weib-lichen Lehmfiguren erklärt87. Während ethnographischerFeldforschungen konnten die Anfertigung und die Verwen-dung der Miniaturen menschlicher oder tierischer Statuet-ten beobachtet werden. Diese Idole wurden ausschließlichfür das bevorstehende Ritual gefertigt, nach der Feier ver-loren sie ihren Wert. Nachdem sie ihre Bestimmung erfüllthatten, wurden sie des Öfteren den Kindern zum Spielen ge-geben88.

Man muss davon ausgehen, dass bei den urzeitlichenGesellschaften die sakralen und die profanen Sphären nichtdurch eine scharfe Grenzlinie getrennt waren89.

Eines der auffälligsten Merkmale der weiblichen BadenerIdole ist neben der Austauschbarkeit des Kopfes (oder des-sen Fehlen?) das Fehlen oder die deutliche Verkümmerungder Gliedmaßen. Es ist vorstellbar, dass während der Initia-tionszeremonien auch die Gliedmaßen (Arme und Beine)eine besondere, herausgehobene Rolle spielten90. Mit ihnenkonnten bestimmte Handlungen durchgeführt werden, dieauch bei den symbolischen Darstellungen konsequent wie-derkehrten. Bei bestimmten Zeremonien zur Aufnahme inden Kreis der Erwachsen mussten die Kandidaten die be-sondere Geschicklichkeit und Kraft dieser Körperteile be-weisen91, nach deren erfolgreichen Absolvierung wurdensie dann für erwachsen erklärt, was mit einer feierlichenVerzierung am Körper signalisiert wurde (z.B. Körperbe-malung mit ganz bestimmten Motive – vgl. den Gebrauchvon Stempeln – oder Tätowierung). Was die Totenriten inunserer Siedlung der Badener Kultur betrifft, so wurden se-kundäre (oder tertiäre bzw. noch höhere) am Körper vorge-nommene Manipulationen nachgewiesen. Es handelt sichdabei um die post mortem-Entnahme des Schädels (Kopf-kult?) und der Gliedmaßen, die dann an einem anderen Ortfür bestimmte Zwecke und Handlungen verwendet wur-

87 Ries 2003, 294. So wurde auch dargestellt, dass bestimmteTeile des Frauenkörpers göttlicher Natur sind.

88 Süger u.a. 1991.89 Zum Problem siehe mehrere Aufsätze in Garwood u.a. 1991,

besonders den Aufsatz von J. Barrett. Hiermit stimmt unsererMeinung nach auch die allgemeine Beobachtung überein, dassdie Badener Zeremoniengegenstände nicht aus besonderenGruben stammen und zwischen Haushaltsabfällen vorkom-men.

90 Man kann an solche auffallenden Körpermerkmale denken,wie sie von den verschiedenen Gesellschaften als Unterschei-dungszeichen von Göttern oder Schamanen angesehen werden.Einige Idole der Cucuteni-Tripolje-Kultur sind ohne Arme odermit Armstumpf, andere mit Armen dargestellt. Von den Idolen,die mit kompletten Armen gestaltet wurden, hat die so ge-nannte Große Göttin vom Fundort Ghelaiesti-Nedeia, die alsZentralfigur in einem offenen Heiligtum sitzt, 6 Finger an jederHand! (Mantu u.a. 1997, 154–157).

91 Es sind Details von Initiationsritualen bekannt, bei denen dieGliedmaßen durchbohrt, durchstoßen (perforiert) und speziellverziert werden, in anderen Fällen kann man sich auch die Ver-stümmelung der Gliedmaßen vorstellen (das Abschneiden derFinger, Fußverstümmelung).

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Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlung von Balatonoszöd-Temetoi Dulo – Kultgegenstände 99

den92. Dieses Ritualelement, das bei den Siedlungsbestat-tungen beobachtet wurde, könnte man eventuell mit der ka-nonischen kopf- und gliedmaßenlosen Darstellung derIdole (und der gynäkomorphen Gefäße, die Frauenfigurenwiedergeben) in einen Zusammenhang bringen93.

Eine andere Eigenart bei den weiblichen Idolen der Bade-ner Kultur ist die Darstellung von Bekleidung oder Tracht:Sie besteht aus einem einzelnen oder einem doppelten Bandzwischen den Brüsten und aus einem schurzartigen Teil imLendenbereich, das nur die frontale Seite bedeckt. Die Idoleaus der Grube Nr. 1088 und dem Sektor Nr. 50/10 weisenauch ein Oberteil auf. Das Einzel- oder das Doppelquer-band auf dem Brustteil der Idole könnte eine Unterschei-dungsfunktion gehabt haben: Vielleicht verdeutlichten diezwei Varianten jeweils eine bestimmte Stufe der Initiation94.

Die Badener Idole – obwohl sie miniaturisierte Statuettenund Kultgegenstände sind, die, auch mit ihren wiederkeh-renden Mängeln, menschliche Merkmale wiedergeben, –können nicht als dreidimensionale Raumplastiken angese-hen werden. Wegen ihrer Flachheit (trotz der Verzierung,die bei einigen Exemplaren auf der Rückseite zu beobach-ten ist) konnten sie nur liegend oder stehend, nicht aber

92 Vgl. Horváth 2004a, einzelne Schädelfragmente in den GrubenNr. 1334, 2236, 2327, 2480, 2668, Oberschenkelknochen inden Gruben Nr. 981 und 1228. Für das Öffnen der Gräber zuverschiedenen Zwecken nach der Verrichtung der primären Be-stattung gibt es auch unter den „regulären“ Bestattungen Bei-spiele: Im Gräberfeld von Balatonlelle-Felso-Gamász wurdendie Gefäße des Grabes Nr. 407 in mehreren Perioden nebendem Verstorbenen aufgestellt (Sófalvi u.a. 2007, 162–164). ImGrab Nr. 291 wurde das Teilskelett eines Mannes freigelegt,der Skelettabschnitt vom Becken abwärts wurde im ObjektNr. 117 gefunden. Die auf den Totenkult bezogenen Praktikender Badener Kultur scheinen den Toten-/Bestattungsgewohn-heiten der Cucuteni-Tripolje-Kultur ähnlich (vgl. Bailey 2005,Absatz 5, 114–116). – Im Gegensatz zu der sehr dichten Sied-lungsstruktur wurden nur in ein bis zwei Fällen dünn belegteGräberfelder entdeckt, häufig sind aber die menschlichen Kno-chenreste innerhalb der Siedlungen ohne Zusammenhang ange-troffen worden.

93 Die Verbindung zwischen den anthropomorphen Figuren undden bestatteten Menschen (toten Körpern) wurde auch von an-deren Autoren analysiert. Das Verhältnis von Teil und Ganzemist bei der Untersuchung beider Gruppen wichtig: Es scheint,dass die Identität des Einzelnen mit dem Besitz von Gütern, dienicht veräußert werden können, zusammenhängt (vgl. Bestat-tungsbeigaben), und dass die zerbrochenen Gegenstände undzerstückelten Körper ein Individuum bezeichnen, das ehemalsTeil einer größeren Gruppe war und diese Identität (fractal per-son) mit der Zerstückelung verloren hat (Chapman 2000a,146–147).

94 Zur Rekonstruktion der Tracht siehe Milicevic 1984, Abb. 1,9;in der Kostolac- und der Vucedol-Kultur, die der Badener Kul-tur folgen: ders. 1984, Abb. 2–8; ders. 1988. Das Tragen einesBandes kann auf eine Initiationsstufe hindeuten, zum Vergleichs. die proto-indoeuropäische Schöpfungsgeschichte und dieThilo-Legende sowie die Bräuche zur männlichen Initiation(Anthony 2007, 134f.). Es ist eine andere Frage, wie aus demproto-indoeuropäischen Ritus der ursprünglichen männlichenInitiation ein Frauenritus und Bestandteil der Tracht in der Ba-dener Kultur geworden ist – als Ergebnis der Beziehungen wäh-rend der gleichzeitigen Existenz der Yamnaja/Ockergräber-Kultur und der Badener Kultur?

aufgehängt benutzt werden95, sondern nur im geschlosse-nen Raum, gegen irgendeine flache oder senkrechte Platte,Tafel oder Wandfläche gestellt, wenn man nicht um die Fi-guren herumgehen können sollte. Auf der Rückseite derIdole ist im Taillenbereich gelegentlich ein plastischer, mitRillen geteilter Bereich zu beobachten, der keinen verzie-renden Charakter hat, dem Idol aber vielleicht Halt gege-ben hat (z.B. auf dem Idol aus der Grube Nr. 458 und demaus Zamárdi-Szamárko96). Die Mehrheit der Figuren waraußerdem aufgrund fehlender oder nur verstümmelt vor-handener Füße nicht in der Lage, selbständig zu stehen97.

Zur üblichen sakralen Praxis der Miniaturisierung kanndie Badener Kultur einen weiteren Ausgangs- und Inter-pretationsschlüssel liefern. Neben den anthropomorphenFiguren wurden zoomorphe Figuren, mehrere verschiedeneGefäßtypen, Wagen, Räder, Gebäude und Kopfschmuck/Diademe (auf dem kleinen Idol von Méhi) sowie Steinäxte98

miniaturisiert.Die Herstellung der Miniaturgegenstände ist dem Mo-

dellbau ähnlich: in einem verkleinerten Raum wird vom„Modellmacher“ mit ausgewählten Teilnehmern, die ihmwichtig erscheinen, eine der wahren Welt ähnliche oderdiese symbolisierende Welt gestaltet und eingerichtet.

Die Auswahl der Figuren und Gegenstände, die der „Mo-dellmacher“ in seine von ihm aufgebaute Welt einsortiert,spiegelt eine Art von Rangordnung der Wichtigkeit, des ge-sellschaftlichen Status und Prestiges wider.

Die Einzelteile der Badener Miniaturmodelle kommenleider in der Grabungsfläche separiert vor, zuweilen jedoch,wie das Beispiel von Balatonoszöd zeigt, in Objekten, dienahe beieinander liegen. Bisher nicht bekannt sind Fund-gruppen (cult-scene), die entsprechenden der Cucuteni-Tri-polje- oder der Dimini-Kultur ähneln, bei denen die minia-turisierten Idole, Gefäße, Musikinstrumente oder Altäre ineinem geschlossenen oder offenen Hausmodell oder ineinem Gefäß zusammen zu finden sind99.

Zusammenfassend kann festgestellt werden: Die Idoleder Badener Kultur haben aufgrund der Fundumstände eineRolle bei Totenritualen, im Ahnenkult, bei Opferhandlun-gen und möglicherweise bei Initiationszeremonien gespielt.

95 Im Gegensatz z.B. zur Mehrheit der Idole der Vinca- und derCucuteni-Tripolje-Kultur.

96 Kalicz 2002, Abb. 13.97 Idole mit regelrechten Beinen (also nicht nur mit der senkrech-

ten Fortsetzung der überbetonten Hüfte bzw. solche, die inkeinen Halt gebende verkümmerte Fußsohlen enden) gibt esaus den Fundorten Tököl, Budapest-Káposztásmegyer, DolnaStreda, Vucedol, Vinca, Bogojevo. Zur Verdeutlichung ihrerSeltenheit dazu als Vergleich: Mária Bondár benennt in den Ar-beiten über die Badener Idole insgesamt 122 Exemplare aus 52Fundorten (z.B. Bondár 2006, Abb. 9).

98 Z.B. Oldalfala/Stránska-Mogyorós: Kovács 2002, 35,1; Szi-getcsép-Tangazdaság – Kostolac-Kultur, verzierte Spitzhacken:Korek 1984, Abb. 13,1–5.

99 Cucuteni-Tripolje: z.B. Dumesti, Ghelaiesti, Poduri, Sabati-novka, Popudnia (Mantu u.a. 1997); Dimini-Kultur, Tsangli-Phase: Zarkou (Gimbutas 1989, Abb. 149).

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100 Tünde Horváth

Die Frauenidole haben vermutlich die durchschnittliche Ba-dener Frau symbolisiert, die ihrer Rolle und ihrem Lebens-weg entsprechend in verschiedenen Stadien dargestelltwurde, je nachdem, in welcher Etappe ihres Lebens sie an-gekommen war (Pubertät, Mutterschaft, Matrone). Wiebeim Überschreiten einer Schwelle wurde ihr beim Eintrittin einen neuen Lebensabschnitt mit gemeinschaftlichen kul-tischen Zeremonien hinübergeholfen, sie wurde in ihreneue Rolle eingeführt (vgl. Lebenskrisen-Riten, Altersgrup-pen-Institutionen). Mit Hilfe der Miniaturwelt haben dieBadener Menschen ihnen wichtig erscheinende Lebenssi-tuationen nachgestellt und diese denen anhand des Modellsnahegebracht, die vor einer neuen, ihnen unbekannten undeventuell Ängste hervorrufenden Lebenssituation standen.

2. Hausmodelle100

– Grube 458, Sektor 58/26, Badener Übergangsphase II.ADieser Fund lag mit einem typischen Idolfragment zu-

sammen in der Grube. Die Beschreibung der Grube siehebei den Idolen.

Y-förmiger Tongegenstand, Pfostenbeinmodell, das zueinem Hausmodell gehörte (Abb. 13).

Fragment eines Hausmodells, wurde gemeinsam mit dem(anpassenden) Y-förmigen Füßchen gefunden (Abb. 13).

Fragment eines Hausmodells (Abb. 14,2).– Grube Nr. 2060, Sektor Nr. 55/34, Badener PhasenI.B-C-II.A-B-III

In der Grube wurden 8 kg Keramikfragmente geborgen.Die Grube war von den Gruben Nr. 2800, 2363, 2058 und2019 umgeben, die menschliche Skelette enthielten101.

Das Y-förmige Bein kam zusammen mit dem Fragmenteines Hausmodells vor, beide passen aneinander (Abb. 15).– Kulturschicht Nr. 925, Sektor Nr. 50/11, BadenerPhase III

Im Sektor daneben (51/11) wurde das ZeremonienhausNr. 513–23 gefunden102. Hausmodellfragment (Abb. 14,1).

Die Analogien aus dem Kulturkreis Baden-Cotofeni

Székesfehérvár-Nyúldomb: In der ersten Veröffentlichungwurde das leicht gewölbte, flache Tongebilde von JánosMakkay als ein Gegenstand beschrieben, der mit dem reli-giösen Leben verbunden sei. Seine Außenseite ist verziert,der Gegenstand hat vielleicht eine ursprüngliche Metall-form nachgeahmt, wahrscheinlich ein Stirnband oder einDiadem103.

100 Mit den Hausmodellen haben wir uns in Verbindung mit denvier für Gebäude gehaltenen Grundrissen aus diesem Fundortund deren Rekonstruktion detailliert beschäftigt (Horváthu.a. 2005; Horváth u.a. 2007; ihre detaillierte ungarisch- unddeutschsprachige Beschreibung siehe dort).

101 Dies. 2004a.102 Dies.u.a. 2007.103 Makkay 1970, 42–44, Ausgrabung 1967, Abb. 28; Wiederver-

öffentlichung: Sèfériadés 2001, 114 Abb. 41.

Vom Gegenstand ist mehr als die Hälfte erhalten. SeineVorderseite ist wie folgt verziert: In Spalten geteilt, gibt esabwechselnd Felder mit eingeritzten Tannenzweig- undKreuzmotiven sowie kleineren bzw. größeren schraffiertenDreieckfeldern. Diese sind voneinander durch je eine senk-rechte Linie getrennt. In der Mitte ergibt sich ein Feld, dasam rechten und linken Rand mit einer Dreifachlinie vonden anderen Feldern getrennt ist. Das Verzierungssystem istnicht symmetrisch. Auf der linken Seite des mittleren Feldsist ein Kreuz, auf der rechten Seite sind doppelt geritzte,zickzacklinienartige Dreieckmotive zu sehen. Die Rückseiteist unverziert. Die linke, vollständig gebliebene Seitenkanteist hornartig erhöht. Die obere Kante hingegen ist in derMitte nicht erhöht. Zur Gestaltung des unteren Teils desGegenstands sind keine Parallelen bekannt: Auf der heil ge-bliebenen linken Seite ist eine herausgeschnittene vollstän-dige tor- oder türartige Öffnung mit Gewölbe zu erkennen,die auch auf der rechten Seite zu finden war, denn an demFragment blieb die Hälfte des Gewölbes sichtbar. Aufgrundseines Verzierungssystems wurde der Gegenstand in dieBoleráz-Phase eingeordnet. Der Fund von Székesfehérvárkam zusammen mit einer anthropomorphen Figur zutage,von der außer einem Foto keine weiteren Informationenvorliegen104.

Die Frage ist, ob die Ausführung des tor- oder türbogen-artigen Durchbruchs mit der hornartig erhöhten Seiten-kante eine ähnliche Funktion erfüllte wie die Vertiefung anden Rändern der Modelle aus den Objekten Nr. 2060 und458 von Balatonoszöd, die als Beine interpretiert wurden.Auch in der Grube Nr. 458 – ähnlich dem Fund von Székes-fehérvár – kamen Idol- und Hausmodellfragmente zusam-men vor.Pilismarót-Basaharc: Im Gräberfeld von Boleráz wurden inzwei Gräbern Tongegenstände entdeckt, deren Vorder- undRückseiten jeweils mit eingeritztem Tannenzweigmotiv ver-ziert sind (die Rückseite ist nicht zu sehen) und die oben inDoppelhörnern enden. Nach der Definition von Ecsedy u.a.stellen sie Tonpyramiden dar105. Unserer Meinung nachsind sie den Fundstücken von Balatonoszöd ähnlich: DasMotiv der Vorderseite zeigt die gleiche Dreiteilung, die Ver-zierung der Schmalseite ist auch typisch.Nyergesújfalu: Ein ähnlicher Gegenstand, der in derEbenhöch-Sammlung zu finden ist, wurde aufgrund derAnalogie der Funde von Pilismarót in die Boleráz-Phaseeingeordnet und als Tonpyramide mit Fischgrätenmusterbestimmt106.Aparhant: Das Fragment eines ähnlichen Gegenstands ist inder Sammlung von Antal Csiszér, einem privaten Antiquitä-tensammler, vorhanden107.

104 Oberkörperfragment eines weiblichen kopflosen Idols mit einge-ritztem, diagonalem Brustband (Sèfériadés 2001, Abb. 42,2a–b).

105 MRT 5, 286.106 Ebd. 275 Abb. 41.107 Ich danke Mária Bondár, dass sie mich auf den Fund aufmerk-

sam gemacht hat, und Antal Csiszér für die Erlaubnis, denFund zu publizieren.

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Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlung von Balatonoszöd-Temetoi Dulo – Kultgegenstände 101

Abb. 13. Balatonoszöd-Temetoi Dulo, Grube Nr. 458, Fragment eines Hausmodells

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102 Tünde Horváth

Nagykanizsa-Billa áruház: mit eingeritztem Wolfszahn-muster verziertes, dünnwandiges kleines Fragment, so ge-nannte spätklassische Badener Kultur108.Stránska/Oldalfalva-Mogyorós (Slowakei)109: Nach Ko-vács110 Interpretation handelt es sich um ein Stück einesKopfschmuckmodells. Der obere Randbogen des Frag-ments, der auf der Abbildung zu sehen ist, ist in der Mitte

108 Barna 2003, 112 Abb. 18,3.109 Probegrabung, es wurden ein Graben und ein Siedlungsobjekt

gefunden, Ózd-Gruppe, sog. Spätbadener Kultur, Phase IV (Ar-chaeology vyskumy 1985, 9). Die Siedlung entstand auf einersog. „Buhne“, die in einen Fluss ragte (Nemejcová-Pavúková1998, 394).

110 Kovács 2003, Abb. 3.

höher, eine seiner Flächen ist mit senkrechten Einritzungenverziert. Seine untere Kante ist fragmentiert.Dikili Tash (Griechenland): Aus der Schicht Nr. 9 (IIIB-Bronze ancien) stammt das Fragment eines als Hausmo-dell angesehenen Tongegenstands, das auf beiden Oberflä-chen verziert ist. Die Kombination der Motive ist typischfür die Badener Kultur; der Gegenstand stellt ein aus Lehm-ziegeln erbautes Gebäude dar111.

Die linke Seite des Fundstücks ist komplett erhalten, dierechte Hälfte und der untere Teil sind unvollständig. Insge-samt ist ungefähr die Hälfte des Modells erhalten. DieOberkante wölbt sich leicht in der Mitte, der obere Randder unbeschädigt gebliebenen linken Seite bildet eine horn-

111 Sèfériades 2001, 113f. Abb. 40.

Abb. 14. Balatonoszöd-Temetoi Dulo – 1. Kulturschicht Nr. 925, Schnitt Nr. 50/10, Fragment eines Hausmodells;2. Grube Nr. 458, Fragment eines Hausmodells

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Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlung von Balatonoszöd-Temetoi Dulo – Kultgegenstände 103

artige Spitze. Unmittelbar darunter befindet sich ein rundesLoch, auf der Rückseite ist an der gleichen Stelle eine kleineErhebung zu sehen. Die Verzierung ist sowohl auf der Vor-der- als auch auf der Rückseite in Spalten geteilt. Die horn-artige Gestaltung der Seitenkante, die Wölbung in derMitte des oberen Seitenrands und die in den Spalten geglie-derte Verzierungen sind auch an den Funden von Balato-noszöd zu beobachten.Cheile Aiudului-Dealul Velii (Rumänien): Der als Altarmo-dell veröffentlichte Gegenstand wurde am Fundort der Coto-

feni-Kultur im Grab Nr. 3 des Hügelgrabes Nr. V gefunden,er kam zusammen mit einem Gefäß vor, das mit verkohltenKörnern gefüllt war112.

Das Fundstück ist von einer viereckigen, flachen, in derMitte gewölbten Gestalt. Seine Oberfläche ist mit in Spal-ten eingeteilten Zickzacklinien verziert, die durch doppelteund einzelne senkrechte Linien gegliedert sind. Die Verzie-

112 Ciugudean 1983, 173 Abb. 82.

Abb. 15. Balatonoszöd-Temetoi Dulo, Grube Nr. 2060, Fragment eines Hausmodells

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104 Tünde Horváth

rung ist nicht symmetrisch gestaltet: Im linken Seitenteilstellen dichte Einritzungen in Dreieckform, die mit einer Li-nie von einander getrennt sind, Fortsetzungen voneinanderdar, im rechten Seitenteil werden die zwei Spalten, die keinfortlaufendes Muster zeigen, von einer dreifachen Linie ge-gliedert.

In diesem Fall war der Gegenstand ursprünglich eineGrabbeigabe, ein Requisit bei Totenritualen.

In einer anderen Veröffentlichung ist die ursprünglicheGestaltung des Fragments mit „Bein“ zu sehen, es wurdein dieser Abbildung umgekehrt, das heißt auf dem Kopfstehend, publiziert113. Hier wurde es als „ein massivesGrabsäulenidol mit Furchenstichornamenten“ beschrieben.Die aus dem Grab stammenden Keramikfragmente und Ge-fäße können in die III. Periode der Cotofeni-Kultur datiertwerden114.Boarta-Cetatuie (Rumänien): Als Analogie des vorherigenFundes wurde ein neu entdeckter Gegenstand aus der Sied-lung Boarta-Cetatuie der Cotofeni-Kultur als Altarmodellveröffentlicht. Von den Fundumständen, einer detailliertenBeschreibung oder einer genauen Zeichnung des Fund-stücks muss abgesehen werden. Nach den Beobachtungen,die aufgrund des Fotos gemacht wurden, handelt es sich umein Tonfragment mit eingeritzter Verzierung, dessen rechteSeite in fragmentierter Form gefunden wurde. Die obereSeitenkante fehlt fast vollständig, der größte Teil des linkenSeitenteils und auch die rechte Seitenkante sind beschädigt.Die Außenfläche zeigt eine Verzierung, die in Spalten einge-teilt ist: Ein Feld, das aus schraffierten, mit den Seiten ne-beneinander liegenden Dreiecken besteht, wird von zweisenkrechten Vierfachlinien seitlich begrenzt115.Carei-Drumul Caminului (Rumänien): ein zu den Haus-oder Altarmodellen passendes Y-förmiges Bein, das alsIdolbein veröffentlicht wurde, Cernavoda III-Kultur116.

Weitere formale Analogien im erweiterten Zeitraum

Hotarani (SW-Rumänien): Auf dem in drei Teile geglieder-ten Heiligtum- oder Altarmodell sitzen oben Hörner auf,zwischen denen Sonnen- oder Mondmotive zu sehen sind(Vadastra IV-Kultur). Der mittlere Teil, der sich am meistenerhebt, ist mit labyrinthartigen Linien ausgefüllt, die mitInkrustation verziert sind117.Ovcarovo (Bulgarien): H. Todorova hat einen Altar ausder Tell-Siedlung von Ovcarovo (Gumelnita-Karanovo VI-Kultur) veröffentlicht. Der untere Seitenrand des stehendenkleinen Altars wurde so gestaltet, dass zwei seiner Ecken

113 Vlassa u.a. 1987, 115 Taf. V,15; VII,3.114 Dies wäre zeitlich schon parallel zur Bosáca-Gruppe, die nach

Nemejcová-Pavúková parallel zur Vucedol-Kultur datiert(Nemejcová-Pavúková 1981). Cotofen III ist nach Ciugudean(2000, Taf. 153) in Ungarn parallel zum Übergang zwischendem Ende der Spätkupferzeit und dem Beginn der Frühbronze-zeit einzuordnen.

115 Dumitrescu/Togan 1971, Taf. VI,4.116 Németi 2001, 300 Taf. VII,10.117 Gimbutas 1989, Abb. 124.

hornartig verlängert sind, wodurch der mittlere Teil desRands in der Luft hängt, der Gegenstand steht auf seinenzwei Ecken. Seine obere Kante ist giebelförmig gestaltetund zeigt mittig eine Spitze. Auf seiner Vorderseite ist erverziert, an den zwei Rändern und in der Mitte finden sichuntereinander folgend eingeritzte Dreieckmotive, die nachunten gedreht und in Spalten eingeteilt sind. Diese verzier-ten Felder werden durch unverzierte Spalten gegliedert, diedurch senkrechte, eingeritzte Linien getrennt sind. SeineRückseite ist auch verziert, sie zeigt mittig eine spiralför-mige Schneckenlinie (Volute; Abb. 16,2)118.

Am Fundort wurden als Teil eines kultischen Funden-sembles (vier anthropomorphe Figuren, acht Stühle mitRückenlehne, Tische, Trommeln und Gefäße) drei weitereAltäre von ähnlicher Form mit bemalter Verzierung frei-gelegt. Es wird vermutet, dass sie Kalendersysteme dar-stellen119.Ruse (Bulgarien): Altarmodell aus der Karanovo VI-Kultur.Das Modell ist rechteckig, die linke und die rechte obereEcke sind leicht hornartig ausgezogen, der obere Rand ist inder Mitte erhöht. Die Vorderseite zeigt in der Mitte eineVolute, unter und über der in allen vier Ecken eingeritztezusammengeschobene V-Linien zu sehen sind sowie obenin der Mitte ein X-Zeichen. Rechts und links der Volute be-finden sich zwischen zwei senkrechten Linien eingeritzteX-Linien, die die Volute von zwei Seiten rahmenartig ein-fassen. Die Rückseite ist mit unregelmäßigen Linien gitter-artig in Vierecke eingeteilt. Auf dieser Seite sieht es so aus,als ob die untere linke und rechte Ecke des Gegenstandeswie Beine seitlich hervorstehen würden (Abb. 16,1)120.Szelevény-Vadas: Auf der einen kurzen Seite des vierecki-gen, als Kultgegenstand gehaltenen Gefäßes von Szelevényist der Rand in der Mitte nach oben gewölbt. Der Fundwurde bei der letzten Veröffentlichung in die Hunyadiha-lom-Kultur eingeordnet121. Aufgrund von Analogien undseines Verzierungssystems vermuten wir jedoch, dass er indie Kostolac-Kultur gehört122.Dunaszekcso-Várhegy, Bátaszék: Ähnliche Gegenstände infragmentiertem Zustand wie oben beschrieben wurden ausder Vucedol-Kultur veröffentlicht123.

118 Todorova 1982, Abb. 40; Todorova u.a. 1983, Taf. 90,13. DerFund stammt aus der Ebene V.

119 Ebd. 89 Taf. VII; Nikolov 1998.120 Gimbutas 1989, Abb. 195.121 Rezi-Kató 2001, Taf. II,1–2.122 Horváth/Kulcsár im Druck.123 Ecsedy 1984, 93 Taf. 10,1. Sie sind vielleicht auch in die früh-

bronzezeitlichen Kulturen hinübergelangt – als „Dachmodelle“hat János Dani in seiner Dissertation ähnliche Gegenständeaus den Fundorten Berea/Bere-Szentgyörgytag, Dombrád-Homokbánya, Tuzsér-Kálonga-tanya, Gáborján-Csapszékpart(Niveau 4), Ciumesti/Csomaköz-Tökös, Tószeg-Laposhalom(Nagyrév-Kultur), Békés-Városerdo-Várdomb und Bodrogs-zerdahely zusammengetragen (Dani 2005, 367 Taf. XL,27–29).

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Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlung von Balatonoszöd-Temetoi Dulo – Kultgegenstände 105

Abb. 16. Altarmodelle aus balkanischen Kulturen, die vor der Badener Kultur datieren:1. Ruse (nach Gimbutas 1989, Abb. 195); 2. Ovcarovo (nach Todorova u.a. 1983, Taf. 90,13)

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106 Tünde Horváth

Zur Interpretation der Hausmodelle

Die so genannten Hausmodelle waren während der prä-historischen Zeit im europäischen, anatolischen und nah-östlichen Raum weit verbreitet. Sie sind in mehreren Typenab Beginn des Neolithikums zu finden124. Hinsichtlichihrer Funktion und ihres Gebrauchs ist festzustellen, dasssich verschiedene Verwendungsmöglichkeiten anbieten.Häufig erscheinen an ihnen Baukonstruktionselemente,die bei der Beschreibung von Gebäuden der gegebenenEpoche nur hypothetisch verwendet werden können. Inmehreren Fällen wird bei ihnen ein kultischer Hintergrundangenommen125.

Die Interpretationen der Heiligtum-, Haus-, Altar- undOfenmodelle sind bereits seit längerer Zeit Gegenstand derDebatte. Es ist schwer, profane und sakrale Erscheinungenvoneinander zu trennen, wenn man archäologische Befundevon Wohnhäusern hat, in denen eine sakrale Ecke einge-richtet worden war – beide Aspekte, also Wohnen und Kult,in einem Raum untergebracht waren126.

Ähnliche Interpretationsprobleme zeigen sich häufigauch in Bezug auf andere Epochen der Vorgeschichte. Sowerden bestimmte Gegenstände von einigen Forschern fürMiniaturmöbel127, von anderen aber für Altäre gehalten,mit jeweils unterschiedlicher inhaltlicher Bedeutung (Kult-gegenstände – Spielzeug). Hausmodelle werden als Ofen-modelle gedeutet128 (wenn das Modell einen bestimmtenTeil des Gebäudes darstellt), und sogar die schön verziertenHausmodelle werden eindeutig als Modelle von Heiligtü-mern bzw. Tempelbauten interpretiert129. Ähnlich proble-

124 Ein den Funden der Badener Kultur ähnlich gestaltetes, ausLehm gefertigtes Tormodell ist aus dem römerzeitlichen Du-naújváros (Intercisa) aus dem 2.–3. Jh. n. Chr. bekannt (A Ma-gyar Nemzeti Múzeum 1992, 55 Abb. 38). Die Präsentationund die Interpretierungsprobleme der frühen Funde: Horváthu.a. 2007, 66–72.

125 Die Bauplastikfragmente aus Ludwigshafen vom Fundort derPfyner Kultur, die weibliche Brüste mit bemalter eingeritzterVerzierung darstellen, lassen einen kultischen Charakter ver-muten (Schlichtherle 1993).

126 Bánffy 1990/91, 202–217.127 In Vucedol-Gradac kam im 1. Haus mit Apsis ein auf vier

Beinen stehendes Miniatur-Stuhlmodell mit Lehne zutage(Schmidt 1945, Taf. 29,2). Badener oder Kostolac-Kultur?

128 Aus der Badener Kultur ist kein Ofenmodell bekannt, aber ausder Kostolac-Kultur (Gomolava, in zwei Typen: Petrovic-Jovanovic 2002, 361; Vucedol-Gradac II G1 in einer Kostolac-Grube: Schmidt 1945, Taf. 26,9), und auch aus der Vucedol-Kultur (Vucedol-Cornfield Streim, Grube 13, Altar mit Hör-nern: Vucedolski Orion 2000, Abb. 66).

129 Bánffy 1990/91, 204. – Als Heiligtümer werden die Hausmo-delle von Porodin (Spät-Starcevo), von Trusesti (Cucuteni A)und von Cascioarele (Cucuteni A) erwähnt, auf deren oberenRand ein menschlicher oder tierischer Kopf aufgesetzt wurdebzw. die wegen ihrer Konstruktion als etwas Besonderes gelten(Bánffy 1986). Einige (bemalte) Altarfragmente von Ovcarovo(Gumelnita) werden für Kalendersysteme gehalten (Nikolov1998). Vom selben Ort sind unzweifelhaft auch Hausmodellevon geschlossenem und offenem Typ bekannt (siehe z.B. Todo-rova 1982, Abb. 23,1–5; 24; 25,1).

matisch ist die Interpretation freigelegter Hausgrundrisseals Wohnhaus oder Heiligtum/Kultbau130.

Während für die Zeit des Neolithikums eine Antwort aufdie letztere Frage durch die methodische Aufarbeitung derklar darstellbaren archäologischen Befunde (Hausgrund-risse) gegeben wurde, konnte im Falle der Badener Kulturdieser Weg leider nicht verfolgt werden, weil man die cha-rakteristischen Gebäudetypen der Kultur, deren Bautechnik,Konstruktion und auch die innere Struktur der Siedlungennicht kannte. Die Gegenstände, die jetzt als Baumodelle be-zeichnet werden, waren nur in kleiner Anzahl bekannt undzudem voneinander isoliert veröffentlicht worden. Und ob-wohl es unter ihnen bereits vor 30–40 Jahren freigelegte Stü-cke gibt, wurden fast alle unterschiedlich interpretiert, undsie konnten nicht beweisbar mit einem realen Maßstab indas Fundgut der Badener Kultur eingeordnet werden (dieeinzige denkbare Vorstellung war die Diadem-Analogie).

Die Möglichkeiten einer genauen Bestimmung der ehe-maligen Funktion der vier fragmentierten Gegenstände ausBalatonoszöd werden unter Einbeziehung potenzieller Ana-logien noch reichhaltiger. Bei ihrer Deutung ist es gleichwahrscheinlich, dass sie so genannte offene Bau- oder Hei-ligtumsmodelle, Altarmodelle, eventuell aber auch Idoledarstellen.

Zwei Funde der Cotofeni-Kultur wurden als Altarmo-dell, später als „Grabsäulenidol“ veröffentlicht. Die Fundevon Dikili Tash und Székesfehérvár wurden als Hausmo-delle interpretiert. Der Fund von Székesfehérvár wurde inseiner ersten Veröffentlichung als Diadem-Modell vorge-stellt, dieser Deutung haben sich die Bearbeiter der Fundevon Stranska und Nagykanizsa angeschlossen. Bei den Fun-den von Balatonoszöd lassen wir das Altarmodell und auchdas Modell eines Heiligtums als Interpretationsmöglichkeitzu, später werden wir erläutern, dass die zwei Möglichkei-ten vielleicht gar nicht so weit voneinander entfernt sind.

Auf alle Fälle vermuten wir eine enge Beziehung zwischender flächigen Ausführung der vier Modellfragmente, die inBalatonoszöd freigelegt wurden, und der möglichen 3D-Re-konstruktionen der vier in der Siedlung ausgegrabenenBaugrundrisse (für den Siedlungsort am Wasser typischePfahlbauten131). Der archäologische Befund und die Fundekönnen besonders miteinander verbunden werden, wennman darauf hinweist, dass die Fundamentreste des Gebäu-des Nr. 23 und das Modellfragment aus dem SektorNr. 50/11 der Kulturschicht Nr. 925 fast an der gleichenStelle entdeckt wurden – das Modell lag in der Kultur-schicht Nr. 925, die den Schnitt neben dem Gebäude be-deckt hatte.

Die vier Gegenstände von Balatonoszöd können inner-halb einer kulturellen Einheit in mehrere chronologischeHorizonte eingeordnet werden: ein Fund in die Zeit von derBoleráz- bis zur klassischen Phase, zwei in die Übergangs-phase und einer in die klassische Badener-Phase. Die mitden Modellen im Stil identischen Gebäude gehören in die

130 Bánffy 1990/91, 205–209; 217; ders. 2001, 59; 61.131 Horváth u.a. 2005; 2007.

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Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlung von Balatonoszöd-Temetoi Dulo – Kultgegenstände 107

klassische Phase. Die vier Gegenstände kamen an drei ziem-lich weit voneinander liegenden Stellen am Fundort zutage,der Boleráz-Gegenstand (Grube Nr. 2060) im nördlichenTeil der Siedlung, die Gegenstände aus der Übergangsphase(Grube Nr. 458) im zentralen Teil und der klassische Bade-ner Fund (Kulturschicht 925) im Südteil der Siedlung.

Die zwei verschiedenen Deutungsmöglichkeiten derFunde (Gebäude oder Heiligtum/Altar) schließen einandernicht aus, wenn man die Tatsache in Betracht zieht, dass derAltar als der heiligste Teil des Heiligtumsgebäudes in derspäteren, eventuell vereinfachten oder abstrakter geworde-nen Darstellung auch das ganze Heiligtum symbolisierenkonnte132. Wenn aber in derselben Siedlung Altar- und Ge-bäudemodelle vorkommen, ist es ziemlich naheliegend,auch die ehemals reale Existenz ihrer Vorbilder, also derentsprechenden Gebäude, zu vermuten.

Das randartige Hochziehen der zwei Seitenkanten kannauch die vereinfachte Darstellung des Doppelhornmotivs(Bucranium) bedeuten, und in dieser Form hätte es sowohlim europäischen als auch im nahöstlichen Raum eine be-deutende kultische Bedeutung gehabt. Bei der Interpreta-tion der Funde von Balatonoszöd halfen vor allem Fundeaus Kreta. In Piskokephalo erscheint die Hornverzierungz.B. auf einem Tonmodell133. Das Heiligtum ist von dreiSeiten mit Wänden umgeben, die vierte Seite ist offen. EineÜberdachung hat es nicht, aber oben auf den Wänden be-finden sich doppelte hornartige Elemente.

Auf dem bemalten Tonmodell eines Heiligtums von Ar-chanes (Protogeometrische Phase) wurden einzelne Bauele-mente dargestellt134. Nach diesem Vorbild kann bei denFunden von Balatonoszöd in der leichten Wölbung der obe-ren Seitenränder die bis zum Abstrakten vereinfachte Dar-stellung des Dachs gesehen werden, und die dreigeteilten,säulenartigen Kombinationen von Verzierungselementen,die in Spalten angeordnet sind, würden nicht ästhetischenZwecken dienen, sondern eher Elemente der Baukonstruk-tion bezeichnen: der mittlere Teil den Eingang und die aufbeiden Seiten charakteristisch gezogenen senkrechten Li-nien die tragenden Pfosten. Dies wäre eine Erklärung fürdas langfristige Fortbestehen der kanonischen Dreiteilung.Es ist mit großer Sicherheit ein Zufall, dass auf dem Modellvon Archanes ebenfalls die aus umgekehrten V-Elementengestaltete Säulenreihenkombination erscheint, die zugleichauch eines der Hauptverzierungselemente der Boleráz-Kul-tur ist. Das eingeritzte Verzierungssystem beim Fund vonBalatonoszöd und bei anderen kupferzeitlichen Funden gibtziemlich exakt die Verzierungsmotive wieder, die für dieeinzelnen chronologischen Phasen charakteristisch sind.

132 Vgl. Die Heilige Schrift, Altes Testament, I. Buch der Könige9:8. Auf Hebräisch bedeutet A’riel auch Altar-Feuerstelle, Stelledes Brandopfers sowie den alten Namen Jerusalems (der Stadtdes Temples) (Die Heilige Schrift, Altes Testament, Der ProphetJesaja, 29:1–2). Im Brahmanismus fasste man die Errichtungdes Opferaltars als Schöpfung der Welt auf (Satapatha-Brah-mana I, 9, 2, 29; Eliade 1998, 118).

133 Rutkowski 1986, 78 Abb. 79.134 Ebd. Abb. 138.

Davon abgesehen kann aber hinter der einheitlich scheinen-den Darstellung durchaus auch ein sehr geregeltes undeinheitliches System vermutet werden, das die strenge undverbindliche Baumethode der Hausheiligtümer oder desumzäunten heiligen Geländes (sacred enclosure) wider-spiegelt.

Eine Art von Vorgänger der Badener Funde könnendie des späten Neolithikums und der Kupferzeit auf demBalkan darstellen, die formal für ähnlich, in ihrer Verzie-rung jedoch für abweichend betrachtet werden können.Vielleicht – ähnlich den flachen weiblichen Idolen mit be-weglichem Kopf – muss man auch in diesem Gegenstands-typ eine Gattung sehen, die viele Änderungen durchlaufenhat, aber noch über erkennbare Vorbilder verfügt. Die Artund Weise wie dieser Gegenstandstyp in die Badener Kulturgelangte, ist noch nicht genau erforscht. Es kann aber fürihn – ähnlich wie bei den Idolen – eine Art Fortleben nach-gewiesen werden: Noch in der Postbadener Vucedol-Kulturwurde er verwendet.

Abgesehen davon, dass sie vielleicht auch durch ihre ge-meinsame Herkunft verbunden sind, kamen die Gebäude-oder Altarmodellfragmente aus der Grube Nr. 458 vonBalatonoszöd und die aus Székesfehérvár jeweils zusammenmit einem Idolfragment vor. Ihre Verwendung war vermut-lich mit einer kultischen Zeremonie verbunden.

3. Stempel

– Grube Nr. 2581, Sektor 46/26, unter Bolerázer Kultur-schicht Nr. 1379, Badener Phasen I.B-C

In der Grube wurden 6 kg Keramikfragmente geborgen,darunter sind ein Fragment eines rot bemalten Wulsthen-kels, das obere Fragment eines großformatigen, kesselarti-gen Gefäßes, Löffel, Wirtel sowie ein roter Ockerklumpenmit geschliffener Seite erwähnenswert.

Annähernd pyramidenförmiger Tonstempel mit rotenFarbresten (Abb. 17,1; 18,7). Material: Ton, grau-gelb bisbraun gebrannt. Eine Seite der Pyramide ist stark eingedellt,sie wurde während des Gebrauchs abgenutzt. Die Stempel-fläche ist leicht verzogen, hat einen annähernd viereckigenGrund, auf dem in symmetrisch geordneten Linienreihentiefe Einstiche zu sehen sind. Auf zwei gegenüberliegendenRändern der Stempelfläche wurden die Zwischenräume dereingestochenen Punkte von der letzten Punktreihe mit brei-teren, tiefen Linien aus der Stempelfläche herausgezogenund auf die Seite der Pyramide hochgezogen. In den tiefenZwischenräumen der Stempelfläche und an den Seiten, be-sonders in Richtung der Pyramidenspitze, haften rote Farb-reste. Maße: 47×34×30 mm, Stempelfläche 34×29 mm.– Grube Nr. 2595, Sektor Nr. 46/26, unter Boleráz-Kultur-schicht Nr. 1379, Badener I. B-C Phasen

In der Grube wurde 1 kg Keramikfragmente freigelegt.Tonstempel samt Griffstiel mit roten Farbresten und

einer schmalen, länglichen rechteckigen Stempelfläche(Abb. 17,2; 18,5). Material: Ton, gelblich gebrannt, stellen-weise mit grauen kleinen Flecken. In der Mitte der recht-

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108 Tünde Horváth

eckigen Stempelfläche verläuft dünn ein leicht eingeritztesausgedehntes Zickzackmuster. Am Rand des Stempels sindrundherum, jeweils in einer Viereckform angeordnet, win-zige Pünktchen eingestochen. Die Vierecke werden an denlangen Seitenrändern des Rechtecks durch tiefe eingeschnit-tene Linien voneinander getrennt. Diese eingeschnittenentiefen Linien setzen sich dann an den Seitenflächen desStempels weiter fort. Auf den kurzen Seiten gibt es keinederartigen Einschnitte. Der Rand der einen Längsseite derStempelfläche ist leicht gewölbt, der gegenüber liegende istleicht nach innen eingedellt. Diese Deformation könntewährend des Gebrauchs entstanden sein. Die gewölbte Sei-tenfläche und die Kante von der Stempelfläche her wurdenbei der Verwendung stark abgenutzt, die tiefen Linienein-schnitte und die Außenseiten der eingestochenen Viereckesind abgewetzt und beschädigt. Auf der Stempelfläche undam Ende des Stiels befinden sich rötliche Farbreste, die sichin der Fläche festgesetzt haben. Maße: 58×61×24 mm,Stempelfläche 23×62 mm.

Die Gruben Nr. 2581 und 2595 lagen nebeneinander,dicht neben ihnen wurde die Grube Nr. 2596 freigelegt, inder das Fragment eines weiblichen Idols gefunden wurde.Die Stempel aus den Gruben Nr. 2581 und 2595 sind inForm und Verzierung den entsprechenden Funden der Epo-che ähnlich und können in die Boleráz-Phase eingeordnetwerden135.

Stempel aus der der Badener Kultur vorangegangenenEpoche:– Nagykanizsa-Sánc: Stempel aus der Siedlungsgrube derFurchenstichkeramik136.– Bak-Felrétbak: Stempel der Furchenstichkeramik137.– Csongrád-Bokros-Bokrospuszta: Stempel aus der Grubeeiner Protoboleráz-Siedlung138.Stempel aus der Boleráz-Phase:– Balatonlelle-Országúti dulo: Stempelfund in der Siedlungder Badener Kultur, aus einer Boleráz-Grube139.– Balatonlelle-Rádi út mellett: Stempel aus dem Fund-ort der Badener Kultur, aus einer Grube, Boleráz-Phase?(Abb. 18,2)140.

135 Nach Dzhanfezova (2005, 313) ist auch die Anzahl der Stempelein wichtiger Aspekt in der Hierarchie der Siedlungen. MehrereStempel an einem Fundort gibt es in der Badener Kultur außerin Balatonoszöd nur in Zwerndorf. Unserer Meinung nach sinddiese zur Zeit vorliegenden Fundzahlen mit der Größe der freigelegten Grabungsfläche und nicht mit der Hierarchie der Sied-lungen verbunden. Letzteres ist aber nicht ausgeschlossen, fallsman nach einer vollständigen Siedlungsfreilegung zu diesemErgebnis kommen sollte. Es ist aber interessant, dass an beidenFundorten die gleichen zwei unterschiedlichen Stempeltypenvorkamen.

136 Tausend Jahre des Komitats Zala 2003, 11.137 Horváth/Simon 2003, 124 Abb. 32,10.138 Horváth 1993, 179.139 Sófalvi u.a. 2007, 153.140 Molnár/Sipos 2006, Abb. 46,5.

– Pilismarót-Basaharc: Stempel aus dem Grab der Boleráz-Kultur (Abb. 18,8)141. Es handelt sich eindeutig um eineGrabbeigabe.– Piliny: unter den skythischen Funden ein denen aus Pilis-marót und Znojmo ähnlicher fragmentierter Stempel mitGriff, mit großer Wahrscheinlichkeit aus der Boleráz-Phase142 (Abb. 18,6). Den Mustersatz der Stempelflächestellen 3–3 Punkte in beiden Seitenfeldern dar, 4–4 Punkteim mittleren Feld sowie Spuren von roten Farbresten143.– Zamárdi-Kútvölgyi dulo: Stempel aus einer Boleráz-Sied-lungsgrube144 (Abb. 18,12).– Balatonkeresztúr-Réti-dulo: Stempel aus einer Boleráz-Siedlungsgrube145 (Abb. 18,14).– Kisvárad/Nitriansky Hrádok (Sl): Stempel aus einer Bole-ráz-Siedlung146 (Abb. 18,11).

– Verbó/Vrbové (Sl): Stempel aus einer Boleráz-Sied-lungsgrube147 (Abb. 18,11).– Bajcs/Bajc-Vlkanovo (Sl): Stempel aus einer Boleráz-Sied-lung, aus einer Schicht148 (Abb. 18,1).– Znojmo (Mähren): Stempel aus der Boleráz-Phase149

(Abb. 18,4).– Zwerndorf an der March (A): vier Stempel, Streufunde,mit Keramikfragmenten der Boleráz-Phase vergesellschaf-tet150 (Abb. 18,9–10).– Dikili Tash (GR): franzözische Ausgrabung, Stempel ausSchnitt A, Beginn der Frühbronzezeit, Badener Kultur151.Stempel aus der klassischen Badener-Phase:– Szeghalom-Dióér: kleiner Keramikstempel von unregel-mäßiger Form, das Muster auf der Stempelfläche wird vonkleinen eingestochenen Löchern gebildet. Dm. der Stempel-fläche 1,8 cm. Der Fundort kann in die II B-Phase eingeord-net werden152 (Abb. 18,15).Stempel aus der Postbadener Zeit:– Nemcice na Hanou (Sl): Stempel aus dem Fundort derPostbadener Bosáca-Gruppe153 (Abb. 18,3).– Vucedol (Hr): 1990 wurde ein Doppelgrab freigelegt, dasschon ausgeraubt war, auf dem Kopf der Frau und des älte-ren Erwachsenen lagen 1–1 Stempel154, dort kam auch einegoldene Spange zum Vorschein155.

141 MRT 5, 286; Makkay 1984, 44 Abb. XXVIII,10.142 Bottyán 1955, 61 Abb. XXXV Taf. 20; Kisfaludy 1997, 92

Abb. 6,5.143 Mein Dank gilt Mária Bondár, die mich auf den Fund aufmerk-

sam gemacht hat.144 Kiss 2007, 65 Abb. 54.145 Fábián 2003, Abb. 1.146 Tocík 1977; Makkay 1984, 42 Abb. XXVIII,2. Kat. Nr. 177.147 Makkay 1984, 65 Abb. XXVIII,7. Kat. Nr. 281.148 Tocík 1964, Taf. LII,11; Makkay 1984, 12 Abb. XXVII,4.149 Makkay 1984, 66 Abb. XXVIII,11. Kat. Nr. 289.150 Leeb 1989; Köninger u.a. 2001, 644.151 Deshayes 1968, 1064 Abb. 3; Makkay 1984, 19, ohne Abb.152 Makkay 1984, 56 Abb. XXVIII,4. Kat. Nr. 241; die Veröffent-

lichung des Fundorts siehe bei Ecsedy 1973.153 Pavelcik 1967; Makkay 1984, 40 Abb. XXVII,8. Kat. Nr. 171.154 In Wirklichkeit waren es zwei sog. Spulen, als Stempel veröf-

fentlicht (siehe Schmidt 1945, Taf. 48,11–13).155 Grammenos 2003, 162.

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Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlung von Balatonoszöd-Temetoi Dulo – Kultgegenstände 109

Abb. 17. Balatonoszöd-Temetoi Dulo – 1. Grube Nr. 2581, Stempel und Ockerklumpen mit abgeschliffener Seite;2. Grube Nr. 2595, Stempel

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110 Tünde Horváth

Abb. 18. Badener Stempel. 1. Bajc-Vlkanovo; 2. Balatonlelle; 3. Nemcice na Hanou; 4. Znojmo; 5. Balatonoszöd; 6. Piliny;7. Balatonoszöd; 8. Pilismarót; 9.–10. Zwerndorf; 11. Vrbové; 12. Zamárdi; 13. Nitriánsky Hrádok; 14. Balatonkeresztúr;15. Szeghalom. (Abb. nach Fábián 2003, Abb. 1; Kiss 2007, Abb. 54; Leeb 1989 Abb. 124–125; Makkay 1984, Taf.

XXVII–XXVIII; Pavúk 1981, Abb. 10; Kisfaludy 1997, Abb. 6,5)

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Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlung von Balatonoszöd-Temetoi Dulo – Kultgegenstände 111

Zur Interpretation der Stempel

Als die Verbreitung jener Stempel ähnlicher Form undVerzierung kartiert wurde, die in die der Badener Kulturvorangegangenen Perioden und in den parallelen Zeitraumin Mitteleuropa gehören, fiel Folgendes auf: Sie tretenin Oberschwaben, in der Pfyn-Altheimer-Gruppe (SteegerSee), in Niederösterreich (Zwerndorf), in Oberitalien (Höh-len von Polera und Cornaggia Castiglioni, Cazzago Brab-bia, Spilamberto – Bocca Quadrata-Kultur) sowie im Kar-patenbecken auf.

Die Stempel sind Teil einer Fundgruppe, die Spuren einerraschen Verbreitung einer Innovation signalisiert, die sichum 3700 v. Chr. im Alpenvorraum in der Umgebung derMoor- und Ufersiedlungen vollzogen hat. Diese ungewöhn-lich schnelle Entwicklung (die auch als Badenisierungbezeichnet wird) zeichneten mehrere Faktoren aus: ökolo-gische und wirtschaftliche sowie gesellschaftliche. IhreHauptelemente waren die fortgeschrittene Tierhaltung, dieEinführung des Wagens nach der Erfindung des Rades unddamit verbunden die Nutzung von Zugtieren, der Gebrauchdes Pfluges, die Verwendung der sekundären tierischenProdukte, die amphorenförmige Keramik, bestimmte Ver-zierungsstile der Keramik (Kannelierung, Fischgrätenmo-tiv), Weben und Flechten von Wolle und Leinen und damitverbundene Hilfsmittel (schwere konische und bikonischeWirtel). Der Rhythmus der Entwicklung wird durch dieschnelle Adaption der neuen Produktionsmittel und -me-thoden gekennzeichnet156. Mit diesem Prozess ist das ein-heitliche Erscheinen der Stempel in mehreren Kulturen ingroßen Gebieten verbunden.

Der größte Teil der Badener Stempel kann in die Boleráz-Phase eingeordnet werden. Aufgrund von Form und Mus-terschatz der Stempel können drei Untergruppen skizziertwerden: Die erste Gruppe verfügt über eine runde Stem-pelfläche und ein blumenblattartiges Muster (Nemcice naHanou, Bajc-Vlkanovo, Balatonlelle), die zweite Gruppeüber eine rechteckige Stempelfläche mit Zickzacklinien so-wie einer Kombination von Einstichen (Znojmo, Pilisma-rót, Piliny, Balatonoszöd Grube 2595, Zwerndorf) unddie dritte Gruppe über pyramidenförmige Stempel mit Ein-stichen auf der viereckigen Stempelfläche (BalatonoszödGrube Nr. 2581, Zwerndorf, Zamárdi). Als eine Varianteder zweiten Gruppe kann die Pintadera-Serie aus Vrbové,Nitriánsky Hrádok und Balatonkeresztúr aufgefasst wer-den, eine Variante der dritten Gruppe könnte der spätereFund von Szeghalom-Dióér darstellen (Abb. 18,15).

Der Stempelmustersatz besteht aus Kombinationen, dieauch im Verzierungsstil der Keramik der Badener Kulturvorkommen. Die Funde innerhalb der einzelnen Gruppenunterscheiden sich oft kaum voneinander: unter denen ausPilismarót, Piliny und Zwerndorf variiert nur die Anzahlder Einstichpunkte innerhalb der Rahmen (3 bzw. 4, imRahmen mit einem 3–4 Wechsel), der Unterschied zwischendenen aus Znojmo und Zwerndorf besteht lediglich darin,

156 Köninger u.a. 2001, 641–669.

dass die Linie des Rahmens entweder eckig oder abgerundetist. Das Motiv des Stempels aus Verbó und das des ihm sehrähnlichen aus Balatonkeresztúr ist rund, das Motiv aus Kis-várad zeigt Zickzacklinien in der gleichen Form. Die Fundeaus Zamárdi und Balatonoszöd ähneln sich ebenfalls stark.

Aufgrund der Brüche und Abnutzungsspuren, aber auchwegen des Fehlens von Stempelabdrücken kam John Chap-man zu der Schlussfolgerung, dass die bestempelten Ob-jekte, also die Gegenstände, auf denen mittels der Stempelpositive Abdruckmuster erzeugt wurden, aus organischemMaterial bestanden haben müssen, weshalb sie nicht erhal-ten geblieben sind. Solche Materialien wären nach Chap-man die menschliche Haut (Körperbemalung) oder Brotbzw. Teig. Das mit dem Stempel gekennzeichnete Brotkönnte aufgrund ethnographischer Analogien ein gesegne-tes Brot dargestellt haben157.

Nach den archäologischen Beobachtungen kann der Ge-brauch von Stempeln mit Toten- bzw. mit Fruchtbarkeits-ritualen in Verbindung gebracht werden.

Nach György Cseplák wurde aufgrund der Abnutzungs-spuren mit den Stempeln eine wiegende Bewegung aus-geführt, wobei die Pintadera schon vor der Änderung derBewegungsrichtung in die jeweils neue Richtung gekipptwurde. Deswegen ist ihr Rand abgenutzt, und es ist nichtausgeschlossen, dass der stärkere Druck eine Beschädigungauf der gegenüberliegenden Seite zur Folge hatte. Das zumahlende Material dürfte nicht härter gewesen sein als diePintadera, die aus reinem Ton gebrannt war, mengenmäßigsollte es sich in geringeren Maßen gehalten haben. Die mitt-lere, abgenutzte Vertiefung war dafür geeignet, dass daswenige Material während des Mahlens an Ort und Stelleblieb und nicht weg sprang158. Dieselben Abnutzungsspu-ren und Deformierungen, verursacht durch ein kraftvollesZerreiben, zeigen sich bei den meisten Boleráz-Stempeln.Dies kann – nach dem Zustand der Funde zu urteilen –

157 Chapman 2001, 95; 98f., Europäisches Brotmuseum, Göttin-gen. Das erste Mal aber Gimbutas 1989, 15.4. Kapitel: Sacredbread. – Über den möglichen Gebrauch der Stempel und dieVerbreitung der bulgarischen Stempelfunde hat T. Dzhanfe-zova (2005) aufgrund von archäologischen und ethnographi-schen Analogien geschrieben. Bezüglich der kupferzeitlichenFunde gibt sie in ihrer Studie an, dass diese zusammen mitGoldfunden vorkommen. E. Montagnary Kokelj (2003) hatdie Verbreitung der Stempel im Triester Karstgebiet mit derVerbreitung der Rhyton-Gefäße in Verbindung gebracht, diepotenziell während der Salzgewinnung verwendet wurden. Wirschließen uns damit dieser letzten Meinung an, dass wir die„Spulen“ genannte Gegenstandsgruppe mit mehreren Funktio-nen, unter anderem mit der Salzgewinnung, in Verbindungbringen (Horváth 2008). Über die Verwendung der „spulni“(Spulen) als Stempel, über ihre Rolle als Kennzeichnung des ge-sellschaftlichen Status siehe im selben Aufsatz Anmerkung 13und die Arbeit von Dzhanfezova 2003!

158 Cseplák 1991, 257 Taf. XIX,5. Die kulturellen und typologi-schen Feststellungen von Gy. Cseplák waren nicht maßgebend,die besprochenen Funde gehören nicht der TransdanubischenLinienbandkultur, sondern der Badener Kultur an. Der Stem-pel, von dem die Rede ist, ist der Zierknopf einer zweigeteiltenSchüssel; unabhängig davon sind seine Anmerkungen über dieAbnutzungsspuren und die Verwendung der Stempel richtig.

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112 Tünde Horváth

mit dem Mahlen von roter Farbe in Verbindung gebrachtwerden159.

Von den Stempelsteinen der Ägäis wird seit langem ange-nommen, dass sie Machtsymbole darstellten. Häufig aberwurden ihre Fundumstände nicht sorgfältig genug beob-achtet und dokumentiert, um einen wirklichen Beweis fürdiese Annahme zu liefern. Erst die Bedingungen bei derFreilegung des Gräberfelds von Phourni-Archanes (Kreta)ermöglichten fundiertere Schlussfolgerungen. Wenn mandie Stempel im Kontext der unterschiedlichen Funde be-trachtet, scheint es, dass es sich bei ihnen wohl tatsächlichum Prestigeobjekte handelte. Sie waren im Besitz von Men-schen mit einem hohen gesellschaftlichen Rang (z.B. Sip-penführer, Familienoberhäupter) und spielten vielleicht alsSymbol bei dessen Legitimation oder Bestätigung eineRolle. Diese Rolle konnten sie auch nach dem Tod ihres Be-sitzers behalten haben (vor der Palastzeit kam der größteTeil der Stempel in Bestattungen vor). Dies bedeutete, dasssie zwar im alltäglichen Leben verwendet wurden, aber ih-rem Besitzer oder deren Nachkommen in den Tod folgten,um ihre Stellung in der Gesellschaft zu zeigen (unveräußer-liche Güter). Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass dieStempel genauso bei der sekundären Beerdigung ihrer Besit-zer eine Rolle gespielt haben könnten. Es ist nicht sicher, obdie Tholosgräber solche Stätten waren, in der eine ganzeGemeinde oder nur eine exklusive, privilegierte Elite bestat-tet wurde. Deswegen könnte der Stempel auch einen Gegen-stand darstellen, der die Menschen, die an einem Ort beer-digt wurden, voneinander unterschieden hat160.

4. Fragmente von unbekannter Bestimmung

– Grube Nr. 2224, Sektor Nr. 52/28, unspezifisch (Frühe?)Badener Kultur

In der Grube wurden 8 kg Keramikfragmente geborgen,darunter Fragmente von zweigeteilten Schüsseln. DieGrube Nr. 2224 liegt in einem Grubenkomplex zusammenmit Grube Nr. 2102, in der menschliche Skelette gefundenwurden161.

Material: mit Keramiksplitt gemagerter Ton, sorgfältiggeglättet, rot gebrannt. Fußstück eines Tongegenstands(Abb. 19,1). Sein unterer Teil ist säulenartig mit rechtecki-gem Querschnitt, der obere Bereich verbreitert sich trichter-förmig ab der Bruchfläche. Maße: 100×47×85 mm.– Grube Nr. 2733, Sektor Nr. 41/17, unter der Kultur-schicht Nr. 1383, Badener Übergangsphase II.A

In der Grube wurde 1 kg Keramikfragmente freigelegt,darunter das Fragment einer menschlichen Beinplastik undein Randfragment eines ausladenden Gefäßes, das mit einerbesonderen Applikation verziert ist. Die Grube Nr. 2733

159 Die Farbspuren, die auf den balkanischen Stempeln zu sehensind, können interessanterweise nur bei den späten, kupferzeit-lichen Funden beobachtet werden (Dzhanfezova 2005, 319).

160 Karytinos 1998, 78–86.161 Horváth 2004a.

lag in der Nähe der Kulturschicht Nr. 1384 und der Ob-jekte, die unter der Kulturschicht ausgegraben wurden. Ineinem Objekt kam ein Amphorenfragment vor, das miteiner Tierplastik verziert ist.

Material: mit glimmerhaltigem Sand und Keramiksplittgemagerter Ton, innen sorgfältiger, außen nur mit den Fin-gern geglättet, mit nachträglichen Brandspuren. Fußstückmit Hohlraum eines Tongegenstands (Abb. 19,2). Sein un-terer Teil ist säulenartig mit rechteckigem Querschnitt, derobere verbreitert sich trichterförmig ab der Bruchfläche.Maße: 105×96 mm.

Analogien zu diesen Fundstücken sind aus Stránska/Ol-dalfala-Mogyorós bekannt162.

Zur Interpretation der Fragmente unbekannterBestimmung

Die Funde sind leider so fragmentiert, dass die Bestim-mung ihrer ursprünglichen Form und Funktion fraglich ist.Vorläufig werden zwei Möglichkeiten vorgeschlagen: Alserste Variante werden die Fragmente als das Bein eines Mo-dells einer Sitzgelegenheit (Möbel, Thron?) angesehen. Inder Badener Kultur sind solche Gegenstände bisher nichtbekannt. In Vucedol-Gradac kam aus dem ApsidenhausNr. 1 ein miniaturisiertes, auf vier Beinen stehendes Stuhl-modell mit Rückenlehne zutage163. Das Apsidenhaus wurdein der Erstveröffentlichung in die Badener Kultur, späterder Kostolac-Kultur zugeordnet164.

Die zweite Möglichkeit ist, die Fragmente als Gefäßfüßezu bestimmen. Es wird ein Gefäßtyp vorgestellt, der in Süd-europa großräumig und über einen langen Zeitraum in un-terschiedlichen Varianten verbreitet war und der bisher alsRhyton, Kohleeimer oder Salzgefäß interpretiert wurde. Fürihn sind vier Füße, oben ein ringförmiger Henkel und eingroßer, tiefer Hohlraum charakteristisch. Diese Gefäße wa-ren von 4800 bis 3500 v.Chr. vom Peloponnes bis zum Tries-ter Karst, vom Kosovo bis Italien und bis zu den LiparischenInseln verbreitet165. Die Fragmente von Balatonoszöd sind inGröße und Gestaltung einander ähnlich. Formgleiche Frag-mente sind auch von mehreren Fundorten bekannt166. Einvollständiges Gefäß dieses Typs aus der Badener Kultur istbis jetzt jedoch noch nicht gefunden worden.

Resümee

In unserer Arbeit haben wir die Gegenstandstypen (an-thropomorphe Kleinplastiken, Hausmodelle, Stempel) ausder großflächigen Badener Langzeitsiedlung von Balatonos-zöd-Temetoi Dulo (100.000 m2, Phasen I.B-III, 4680x45–4110x50 BP, 570 14C-Jahre; Abb. 20) vorgestellt, die wir für

162 Sog. Spätbadener Phase; Kovács 2003, Abb. 35,4a–b.163 Schmidt 1945, Taf. 29,2.164 Nikolic 1996, 381.165 Chapman 2000a, 65–68.166 Peric 1996, Abb. 7,b–c; 8,f.k–m, usw.

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Manifestationen des Transzendenten in der Badener Siedlung von Balatonoszöd-Temetoi Dulo – Kultgegenstände 113

Abb. 19. Balatonoszöd-Temetoi Dulo – 1. Grube Nr. 2224; 2. Grube Nr. 2733: Beinfragmente mit unbekannter Bestimmung

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114 Tünde Horváth

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116 Tünde Horváth

Kultgegenstände halten. Ihre ehemalige Rolle versuchten wirunter Einbeziehung weiterer Funde und Befunde, die in ihrerUmgebung freigelegt wurden, zu interpretieren.

Die Kultgegenstände kamen entweder in einem geschlos-senem Objekt oder einer Kulturschicht, in einem typolo-gisch bestimmbaren Umfeld, zum Vorschein. Die Nähe vonOpfergruben mit menschlichen und tierischen Knochen, diein ihrer Umgebung freigelegt wurden, deutet an, dass siemit Zeremonien verbunden gewesen sein könnten, die vongewaltsamen Opferhandlungen begleitet wurden. Die Kult-gegenstände befanden sich bei ihrer Bergung nicht mehr anihrem primären Bestimmungsort. Sie kamen, wenn sie ihrenexakt definierten Zweck erfüllt hatten, in zerbrochenemZustand – nun ihrer sakralen Kraft beraubt – in den Abfall.Der mögliche gleichzeitige Gebrauch der verschiedenen Ge-genstände (anthropomorphe Kleinplastiken, Hausmodelle,Stempel) könnte auf eine rituelle Verbindung untereinanderhindeuten.

Die Kultgegenstände von Balatonoszöd wurden in derNähe von bestatteten Individuen angetroffen, die, mit ab-weichendem Hintergrund, nicht eines natürlichen, sonderneines gewaltsamen Todes gestorben waren (Opfern). Trotz-dem kamen Gegenstände wie z.B. Stempel und Idole aberauch in regulären Bestattungen vor und dienten dem Toten-oder Ahnenkult innerhalb der Siedlungen.

In den meisten religionsgeschichtlichen Arbeiten wird be-tont, dass jede Religion – egal welcher Form – in sich geord-net ist, ihre eigene Logik besitzt, die aber vom Alltag ab-weicht, und eine nur für sie charakteristische Form hat. DieOpferstellen und die dort verwendeten Gefäße und Gegen-stände lagen in der Siedlung von Balatonoszöd oft noch engbeieinander, manchmal auch etwa 10 m voneinander ent-fernt. Der Grund dafür ist in der Lebensweise der Angehö-rigen der Badener Kultur und in der Struktur der kultischenZeremonien zu suchen, über die unsere Kenntnisse leidernoch sehr bruchstückhaft sind.

Der Fall von Balatonoszöd ist ein gutes Beispiel dafür,dass eine isolierte Interpretation einzelner Gegenstands-gruppen (vgl. Idole oder Stempel) bzw. eine separate Veröf-fentlichung des Materials aus geschlossenen Objekten ohneEinbeziehung ihrer Umgebung mit einem immensen Infor-mationsverlust und Irrwegen verbunden ist. Den transzen-denten Aspekten einer prähistorischen Kultur mit ihrereigenen Logik können wir uns nur nähern, wenn wir sie auseiner breiteren Perspektive betrachten.

Selbstverständlich ist das Beispiel von Balatonoszöd nurein kleiner Schritt auf dem Weg zum Verständnis der reli-giösen Vorstellungen und Zeremonien der Badener Kultur.Dadurch, dass es gelungen ist, Gegenstände, die allgemeinals Kultgegenstände angesprochen werden, auch mit in denSiedlungen durchgeführten Zeremonien des Toten- und desAhnenkults zu verbinden, sind wir aber in Richtung einerLösung aufgebrochen, deren Ende wir aber noch langenicht erreicht haben.

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Ph.D. Tünde Horváth, Ungarische Akademie der Wissenschaften, Archäologisches Institut, Úri u. 49, H-1014 Budapest