glaube ohne verfallsdatum - 9783865918789

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Aus dem Englischen übersetzt von Wiebke Hartmann

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Wie können Jugendliche einen tragfähigen Glauben entwickeln? Mit dieser Frage beschäftigen sich unzählige Eltern und Gemeindemitarbeiter. Dieses Buch liefert Antworten. Untersuchungen zeigen, dass die Mehrzahl der Jugendlichen ihren Glauben kritisch hinterfragt. Erschreckend viele werden aus der Kirche "hinauskonfirmiert" und finden, wenn überhaupt, erst später wieder einen Zugang zum Glauben und zur Gemeinde. Aber genau in diesen Jahren fallen Entscheidungen an, die das ganze Leben beeinflussen werden. Kara Powell beschreibt Wege, wie man Teens dabei unterstützen kann, einen Glauben zu entwickeln, der trägt.

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Aus dem Englischen übersetzt

von Wiebke Hartmann

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Verlagsgruppe Random House FSC® N001967Das für dieses Buch verwendete FSC®-zertifizierte PapierEnso Classic 95 liefert Stora Enso, Finnland.

Das amerikanische Original erschien im Zondervan Verlag, Grand Rapids, Michigan 49530, unter dem Titel „Sticky Faith – Everyday ideas to build lasting faith in your kids“. All Rights Reserved. This Licensed Work published under license.© 2011 by Kara E. Powell and Chap Clark© 2013 der deutschen Ausgabe by Gerth Medien GmbH, Asslar,in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Alle Bibelzitate wurden, sofern nicht anders angegeben, der folgenden Bibelübersetzung entnommen: Hoffnung für alle – Die Bibel, © 1983, 1996, 2002 by Biblica Inc.TM, Übersetzung, Herausgeber und Verlag: Brunnen Verlag, Basel und Gießen.

1. Auflage 2013 Bestell-Nr. 816878ISBN 978-3-86591-878-9

Umschlaggestaltung: Daniel EschnerBearbeitung: Fred RitzhauptSatz: Uhl + Massopust, AalenDruck und Verarbeitung: GGP Media GmbH, PößneckPrinted in Germany

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Für meine Mutter, die mir allmorgendlich einen tragfähigen Glauben vorgelebt hat –mit der Kaffeetasse in der einen und der Bibel in der anderen Hand.

Kara

Für Chap, Rob und Katie. Anhand eurer Glaubenswege haben wir gelernt, wie tragfähiger Glaube ganz praktisch aussieht.

Chap

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Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Vorwort für die deutsche Ausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

1. Ein Blick auf die Realität: Der Glaube bleibt zumeist nicht haften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

2. Ein Evangelium ohne Verfallsdatum . . . . . . . . . . . . . . 333. Eine tragfähige Identität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 504. Nachhaltige Glaubensgespräche . . . . . . . . . . . . . . . . . 685. Ein Beziehungsnetz, das Halt gibt . . . . . . . . . . . . . . . 896. Ein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit . . . . . . . . . . . 1187. Den Auszug von zu Hause wirksam begleiten . . . . . . . 1408. Die Höhen und Tiefen auf dem Weg zu einem

Glauben ohne Verfallsdatum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

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Vorwort

Tom besucht die neunte Klasse der Highschool und gehört zu den Jugendlichen unserer Gemeinde. Eigentlich unterscheidet ihn nichts von anderen Jungen seines Alters: Er liebt Sport, in-teressiert sich für Mädchen und ansonsten wird sein Alltag von Hausaufgaben und Aktivitäten bestimmt. Alles in allem scheint er also ein ganz normaler Teenager zu sein.

Doch es gibt etwas, das ihn von anderen unterscheidet: Er ist Teil einer Gemeinde, in der man sich intensiv um Jugendliche wie ihn kümmert. Bei uns in der Menlo Park Presbyterian Church werden alle Mitglieder eingebunden, um den Glauben junger Menschen zu fördern. Natürlich ist unsere Gemeinde nicht per-fekt, aber wir haben ein Kernziel: Wir möchten, dass es in un-serer Mitte möglichst viele Erwachsene gibt, die einen Teenager wie Tom kennen, ihn lieben und zu Jesus führen. Dabei handelt es sich nicht nur um eine Gemeindestrategie. Was uns antreibt, ist die theologische Überzeugung, dass dies der Auftrag jeder Ge-meinde ist.

Kürzlich lief Tom in der Gemeinde zufällig dem neununddrei-ßigjährigen Mike über den Weg. Die beiden lachten und un-terhielten sich ein paar Minuten. Nach dem Gespräch wandte sich Tom zu seiner Mutter mit den Worten: „Mama, ich will für immer an Jesus dranbleiben.“

Dieser Satz bedeutete ihr sehr viel, und so fragte sie, warum er das tun wolle.

„Weil es in unserer Gemeinde so viele Leute wie Mike gibt, von denen ich weiß, dass sie mich lieb haben“, antwortete er. „So möchte ich später auch einmal sein.“

Jesus Christus wird für Jugendliche dort real, wo sie erleben,

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dass Erwachsene aus ihrer Gemeinde ihnen uneigennützig Zeit und aufrichtige Zuneigung schenken.

Hier nun die traurige Realität: Tom ist die Ausnahme und nicht die Regel. Die wenigsten Teenager erfahren diese Art von Zuwendung innerhalb ihrer Gemeinde. Dabei wollen Gemein-den doch eigentlich Jugendliche erreichen. Doch bisher haben nur sehr wenige von ihnen erkannt, dass zu ihrem „Missionsfeld“ nicht nur die kirchenfernen, sondern auch ihre eigenen Teenager gehören.

Niemand hat den Kern dieses Problems so gut erfasst wie Chap Clark und Kara Powell.

Ihre Arbeit hat die Gemeindephilosophie der Menlo Park Pres-byterian Church maßgeblich beeinflusst. Mit ihren theologisch fundierten Überlegungen zum Thema Jugend und Glaube in un-serer vom Wandel geprägten Gesellschaft sind Chap und Kara richtungsweisend.

Dieses Buch liefert aber nicht nur tiefe Einsichten über unsere heutige Jugend und ihren Glauben, sondern auch viele prakti-sche Tipps. Und genau das macht es so wertvoll. Kara und Chap befinden sich im ständigen Austausch mit denjenigen, die ganz praktisch in der Jugendarbeit tätig sind. Denn es ist wichtig, dass aus Theorie auch tatsächlich Praxis wird. Auch für Tom ist das von Bedeutung, wenngleich ihm das jetzt vielleicht noch nicht bewusst ist. Es ist für jeden von uns wichtig, der sich dafür ein-setzt, dass junge Menschen Jesus Christus mit ihrem ganzen We-sen erfassen.

Chap und Kara haben einen Traum: Toms Geschichte soll ir-gendwann nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein. „Glaube ohne Verfallsdatum“ ist nicht einfach nur ein weiteres Buch zum Thema Jugend und Glaube. Es will uns als Erwach-sene dafür sensibilisieren, was der eigentliche Auftrag der Ge-meinde Jesu Christi ist.

John Ortberg und Jim Candy

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Kapitel 1

Ein Blick auf die Realität: Der Glaube bleibt zumeist nicht haften

Von allen Menschen, die ich kenne, haben meine Eltern wohl den größten Einfluss auf mich.

Robyn

Solange ich denken kann, haben sich meine Eltern immer wieder Zeit genommen, um mit mir darüber zu sprechen, was Christsein bedeutet. Sie haben mir erklärt, was es heißt, Gott nachzufolgen, welche Schritte dazugehören und wie man sie umsetzt.

Billy

Tiffanys Leben war nicht so verlaufen, wie Phil und Amy es sich erhofft hatten. Wie alle Eltern hatten auch sie zunächst große Erwartungen für die Zukunft ihres Kindes, als Tiffany auf die Highschool1 kam und später ihr College-Studium aufnahm.

Ihre Hoffnungen waren auch nicht unberechtigt, sahen doch die ersten Schritte ihrer Tochter auf dem Weg zum Erwachsen-werden sehr verheißungsvoll aus. Ihr war es noch in der neunten Klasse wichtig, Jesus besser kennenzulernen und auch anderen von ihm zu erzählen. Während die Freunde ihrer Eltern wahre Horrorgeschichten über das aufmüpfige Verhalten ihrer puber-tierenden Kinder berichteten, war Tiffany meistens umgänglich und hielt sich an die vereinbarten Regeln. Sie hatte viele Freunde, verbrachte aber auch gerne Zeit mit ihren Eltern. Und auch Phil und Amy waren sehr gerne mit ihrer Tochter zusammen.

Als Tiffany zu unserer Jugendgruppe hinzukam, war ich (Kara) damals eine der Jugendleiterinnen. Gleich von Beginn

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an nahm sie an allen möglichen Gemeindeaktivitäten teil. Egal, welche Veranstaltung angeboten wurde – Jugendchor, Strandaus-flüge, Wochenend-Einsätze in Tijuana –, Tiffany war dabei. Aber sie nahm nicht nur teil, sondern kam normalerweise sogar min-destens eine halbe Stunde früher in die Gemeinde, um zu sehen, ob sie irgendwo mithelfen konnte.

Und das konnte sie in der Tat. Tiffany war besonders geschickt im Entwerfen von Plakaten. Sie breitete Papier auf dem Boden des Jugendraums aus und überlegte sich, wie man die Werbung für bevorstehende Veranstaltungen oder das Thema der nächsten Woche kreativ illustrieren könnte. Wenn wir dann gemeinsam Plakate entwarfen, unterhielten wir uns darüber, wie sehr wir uns wünschten, Jesus besser kennenzulernen und anderen von ihm zu erzählen.

Natürlich war Tiffany nicht perfekt. Doch die anderen Eltern unserer Jugendgruppe beneideten Phil und Amy damals darum, wie leicht sie es mit ihrer Tochter hatten.

Dann, so ab der elften Klasse, begann Tiffany, sich zu ver-ändern. Sie entwickelte eine Vorliebe für dunkle Kleidung und schminkte sich stark.

Ihre Röcke wurden kürzer. Um einiges kürzer.Tiffanys Kleidungsstil entwickelte sich zunehmend zum

Streitpunkt zwischen ihr und ihren Eltern. Schon bald gerieten Phil und Amy mit ihrer Tochter nahezu über alles in Streit. No-ten, Ausgehzeiten, Freunde – um alles wurde gerungen.

Jetzt kam Tiffany auch nicht mehr wie vorher extra früher in die Gemeinde. Wenn ich sie fragte, ob sie mir bei den Plakaten helfen wollte, dann schob sie Zeitmangel vor. In ihrem letzten Jahr an der Highschool kam Tiffany immer seltener in die Ge-meinde. Sechs Monate nach ihrem Highschool-Abschluss wurde sie schwanger. Sie schämte sich deswegen und wollte nun gar nichts mehr mit der Gemeinde zu tun haben. Auch mit mir nicht.

An dem Tag, als Tiffany ihren Sohn zur Welt brachte, er-hielt ich einen Anruf von Phil. Obwohl sie mir während ihrer

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Schwangerschaft aus dem Weg gegangen war, fragte ich ihren Vater, ob sie damit einverstanden wäre, wenn ich sie und ihr Baby an diesem Tag besuchen käme. Sie hatte nichts dagegen.

Als ich eintraf, waren Phil, Tiffany und das Neugeborene im Krankenzimmer. Nachdem wir uns eine Weile unterhalten hat-ten, bot Tiffany mir an, ihren Sohn einmal zu halten. So hielt ich zum ersten Mal ein Baby im Arm, das erst wenige Stunden alt war. Als ich ihr das erzählte, lächelte sie. Auch Phil versuchte zu lächeln, aber ich sah die Traurigkeit in seinen Augen. Er schaute mich an, und ich wusste genau, was er dachte. Auch mir schoss derselbe Gedanke durch den Kopf: Warum war Tiffanys Glau-ben – der anfangs so lebendig zu sein schien – nicht haften ge-blieben?

Der Glaube der Jugendlichen hat oft ein Verfallsdatum

Leider gibt es viel mehr „Tiffanys“, als wir ursprünglich annah-men. Diese traurige Realität wird Eltern und Gemeinden zu-nehmend bewusst. Der Vorstand der „National Association of Evangelicals“, einer Allianz aus sechzig Denominationen und Dutzenden Werken der USA, beklagt in einer Erklärung „eine Abwanderungswelle junger Menschen aus den evangelikalen Ge-meinden“.2

Doch kann man tatsächlich von einer Welle sprechen? Was geht aus den Zahlen wirklich hervor? Handelt es sich bei der Abwen dung vom Glauben um ein Massenphänomen unter den Jugendlichen oder ist es vielleicht doch nicht so dramatisch?

Wir haben weitere Studien zu diesem Thema untersucht und festgestellt, dass 40 bis 50 Prozent der Jugendlichen, die ein-mal zu einer Gemeinde oder Jugendgruppe gehört haben, ihren Glauben aufgeben, sobald sie das College besuchen.3

Lassen Sie uns diese Statistik einmal auf die Kinder aus unserem persönlichen Umfeld übertragen. Stellen Sie sich vor,

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Ihr Kind stünde in einer Reihe mit seinen Freunden vor Ihnen, und alle würden Sie freundlich anlächeln. (Ich bin mir sicher, dass sie Ihnen gerade ganz lieb zulächeln.) Und nun teilen Sie die Kinder auf, indem Sie abzählen. „Eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei“, so wie wir das früher auf dem Schulhof getan haben, um Mannschaften zu bilden. Das Ergebnis: Die Kinder der Gruppe eins werden ihren Glauben bewahren und die Zweier nicht.

Ob sie ihren Glauben bewahren oder aufgeben, entscheiden diese jungen Menschen erst, wenn seitens der Eltern die inten-sivste Erziehungsphase bereits abgeschlossen ist.

Ich bin nicht zufrieden damit, dass nur die Hälfte der Jugend-lichen ihren Glauben bewahrt.

Sie etwa?Wohl kaum.Hier noch eine weitere alarmierende Statistik: Nur 20 Pro-

zent der College-Studenten, die ihren Glauben aufgeben, hatten sich das auch so vorgenommen, als sie noch auf der Highschool waren. Die restlichen 80 Prozent wollten ihren Glauben eigent-lich bewahren, schafften es aber nicht.4

Natürlich müssen Teenager, die in einer Gemeinde aufwach-sen, erst lernen, zu einem eigenen Glauben zu finden. Häufig durchlaufen sie als junge Erwachsene erst einmal eine unver-meidliche Phase des Experimentierens. Diese These wird durch eine Statistik belegt, die zugleich Mut macht: Zwischen 30 und 60 Prozent der Jugendlichen, die einmal zu einer christlichen Jugendgruppe gehört haben, dann aber dem Glauben und der Gemeinde den Rücken kehren, kommen mit Ende zwanzig zu beidem wieder zurück.5 Aber es bleibt ein Wermutstropfen: Wichtige Weichen für ihr Leben haben diese jungen Menschen dann bereits gestellt. Entscheidungen im Hinblick auf Freund-schaften, Ehe, Berufung, Weltsicht und Lebensstil werden aus-gerechnet dann getroffen, wenn der Glaube in den Hintergrund getreten ist. Und diese Entscheidungen haben Auswirkungen auf ihr gesamtes restliches Leben. Auch wenn wir uns über die Zahl der jungen Menschen freuen, die früher oder später wieder