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Nature and People act togehter Ein Workshop in Quito ECUADOR

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Nature and People act togehterEin Workshop in Quito

E C U A D O R

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Impressum

Ecuador-Nature and People act together -Ein Workshop an der Pontificia Universidad Católica del Ecuador (PUCE) in Quito

Stegreif II

Lars Winking _ 15239082

Betreuung: Prof‘in Dr. A. Wolf

WS 2013/14

Abgabe: Höxter, 12. März 2014

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Abbildungsverzeichnis

Titelbild: Quito mit Blick auf den Pichincha.Abb. 01: Blick vom Panecillo nach Norden.Abb. 02: Im Innenhof eines Wohnblocks der unteren Mittelschicht im Süden der Stadt.Abb. 03: Vorherrschende Sozialschichten in Quito (Kohler 2013: 281).Abb. 04: Marginalviertel am Panecillo.Abb. 05: Der Machangara - Abwasser und Müll lassen den Fluss aufschäumen.Abb. 06: Die Grünflächen in Quito in 1983 - grün dargestellt (PUCE 2013).Abb. 07: Viehmarkt in Saquisilí. Abb. 08: Präsentation der Ware in Saquisilí. Abb. 09: FleischbeschauungAbb. 10: Ein halbes Cuy.Abb. 11: Indiofrau mit typischem Halsschmuck (Wolf 2013). Abb. 12: Zeitplan während des fünftägigen Workshops (PUCE 2013).Abb. 13: Historische Entwicklung des Freiraums (Garzón 2013).Abb. 14: Darstellung der eigenen Aktivitäten und Vorlieben (Garzón 2013).Abb. 15: Befragung der Eltern, Großeltern über ihre Freiraumnutzung (Garzón 2013).Abb. 16: Das geplante (rot) und neue Untersuchungsgebiet (grün) (GooGle Maps, verändert WinKinG 2014).Abb. 17: Intensive Einzelgespräche.Abb. 18: Arbeiten im Seminarraum.Abb. 19: Entsorgung von Müll im Plangebiet.Abb. 20: Vorbereitungen für die Kartierarbeiten.Abb. 21: Informelle Häuser am Panecillo.Abb. 22: SWOT Analysis der Gruppe 1 (acurio et al. 2013).Abb. 23: Urban Connection. Konzept der beiden Wegachsen (acurio et al. 2013).Abb. 24: Concept der Gruppe 1 (acurio et al. 2013).Abb. 25: Design Plan. Ideen einer Umgestaltung (acurio et al. 2013).Abb. 26: Der „harte Kern“ der Workshop-Gruppe.

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7Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis 1 Von der Gegenwart in die Vergangenheit 2 Ein Workshop an der privaten Universität Pontificia Universidad Católica del Ecuador (PUCE)3 Naturschutz - ein Produkt der Wohlstandsgesellschaft?4 Quellen 5 Anhang

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81 Von der Gegenwart in die Vergangenheit

Quito, eine Millionenstadt die nur 20 km südlich des Äquators liegt, befindet sich in einem Becken der nördlichen Anden auf einer Höhe von ca. 2.800 m bis ca. 3.000 m ü. NN.

Die Luft ist für Flachland-Europäer dünn, das verraten am ersten Tag die leichten Kopfschmerzen und der erhöhte Puls nach nur zwei Etagen Treppensteigen.

Erste Eindrücke bestürzen

Reges Treiben herrscht in der Stadt, Menschen wuseln umher wie in einem Ameisenhaufen. Dreispurige Straßen, alte Mercedes- und VW-Omnibusse fahren wie an einer Perlenschnur hintereinander, halten wenige Sekunden an, um Fahrgäste auszuspucken und neue mitzunehmen. Hinter den Bussen steigen dicke, schwarze Rauchwolken auf, wenn sie beschleunigen, denn nur die städtischen Busse sind mit Katalysatoren und lärmgeminderten Motoren ausgestattet. Die Busse privater Gesellschaften, v.a. auch die Busse, die das Militär als Nahverkehrsgesellschafter betreibt, sind nicht auf dem neuesten Stand der Technik. Sie fahren, bis sie nicht mehr zu reparieren sind, Geld ein. Nach einem Tag zu Fuß in Quito sind die Nasenschleimhäute durch den Smog, der sich nach Aussage der Einheimischen in den letzten Jahren stark verringert hat, so trocken wie Zwieback und gereizt, dass man fast aufs Nasenbluten wartet. Neben den Bussen fahren viele alte aber auch moderne Autos, besser gesagt sie stehen vor allem. Taxen sind das flexibelste Verkehrsmittel, auch wenn man als Tourist schnell mal das Doppelte des üblichen Fahrpreises zahlt, insbesondere Abb. 01: Blick vom Panecillo nach Norden.

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bei schlechten oder fehlenden Spanisch Kenntnissen. Irgendwie müssen sich die ca. 2,2 Mio. Menschen von Norden nach Süden bewegen, in ihrer dünnen Stadt, eingezwängt zwischen Vulkanketten bei einer Nord-Süd-Ausdehnung von etwa 45 km. Quito ist aufgrund seiner Kessellage im Durchschnitt nur 2-5 km breit. Im Zentrum liegt die koloniale Altstadt als Weltkulturerbe, im Norden, moderne Stadtviertel. Der Panecillo, der „Brötchenberg“ im Süden der Altstadt, trennt die ärmeren Wohnviertel im Süden von der übrigen Stadt.

Die Ecuadorianer grüßen die Fremden freundlich, bleiben distanziert, sind aber zuvorkommend und hilfsbereit. Schließlich sind Europäer mindestens 1 ½ Köpfe größer und wesentlich kräftiger als die meisten Indigenos und Mestizen. So wie der Niederländer Michel Melenhorst (2013, mdl.) bei seinem Architektur-Vortrag sagte: „Die Holländer sind das komplette Gegenteil der Ecuadorianer, Holländer sind groß, schnell und fahren viel Fahrrad“. Die anfängliche Distanz wird mit der Zeit geringer, das Verhältnis locker und umgänglich. Die kulturellen Unterschiede, wie Pünktlichkeit, Organisation und das Verständnis für Vegetation in der Stadt, bleiben jedoch groß.

Die Stadt der vier Jahreszeiten – alle an einem Tag

Wie am Äquator üblich geht die Sonne schnell auf und schnell unter, denn Dämmerung gibt es dort nicht. Jeden Tag im Jahr geht die Sonne gegen 5.30 Uhr im Osten auf und verschwindet gegen 18.30 im Westen, dann ist es sofort stockdunkel und es wird erbärmlich kalt. Quito ist die Stadt der vier Jahreszeiten: morgens Frühling, mittags Sommer, abends Herbst und nachts Winter. Der Pullover, der morgens benötigt wird, ist schon um 10 Uhr zu dick, um 22 Uhr wiederum zu dünn. Die Sonne brennt morgens bereits senkrecht herunter, die Temperatur steigt auf angenehme 20-25° C. Am Nachmittag wird der Pullover wieder benötigt, denn es wird frisch und man merkt, dass man sich auf ca. 2.800 m befindet.

Neben Stadttouren durch die koloniale Altstadt Quitos, in denen u.a. koloniale Gebäude, die Franziskus Kirche, Regierungsgebäude sowie ein ehemaliges Hospiz an der Stadtmauer besichtigt wurde, waren die Wohnquartiere von besonderer Bedeutung. Die soziale Schichtung ist in Quito stark ausgeprägt. Die einkommensschwachen Schichten leben im Süden der Stadt, die Grenze ist der Panecillo. In diesem Teil der Stadt wird

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eine Art sozialer Wohnungsbau betrieben: Der Staat finanziert das unterste Stockwerk eines Gebäudes, wovon viele in einer lange Reihe gebaut werden.

Meist wird diese als Ladenlokal genutzt, um ein Geschäft zu betreiben, was wiederum zur Ernährung der Familie dient. Wirtschaftet die Familie gut, kann sie ein weiteres Stockwerk auf eigene Kosten ergänzen.

Aufgrund der frühzeitig erkennbaren sozialen Unterschiede haben alle drei Stadtteile völlig unterschiedliche Entwicklungen vollzogen, wodurch sich die räumlichen und sozialen Strukturen stärker voneinander weg entwickelt haben. Dieser Zustand, der zwischen Unter-, Mittel- und Oberschicht herrscht, hat sich mittlerweile tief in das Raumbild manifestiert. (Kohler 2002)

Das Abrutschen immer breiterer Be- völkerungsschichten unter die Armuts-grenze verschärft die Segregationsten-denz. (Kohler 2002)

Ist das Einkommen höher, wohnt man in einer Art Gefängnis, mit dem Unterschied, das sich die Bewohner vor der Kriminalität rund um den Wohnblock schützt. Die sogenannten barrios cerrados „umzäunte Wohnformen“ beginnen in der unteren Mittelschicht und werden umso massiver, je höher das Einkommen der Bewohner ist. (Kohler 2002) Abb. 02: Im Innenhof eines Wohnblocks der

unteren Mittelschicht im Süden der Stadt.

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Abb. 03: Vorherrschende Sozialschichten in Quito (Kohler 2013: 281).

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Begonnen wird mit Mauern, in denen Glasscherben eingelassen sind, die wohl effektivste Form stellt wohl die Kombination aus Mauer, Glasscherben, Elektrozaun und Sicherheitspersonal dar.

Während im Zentrum der Stadt, vor allem eine Mischung aus unterer Schicht und unterer Mittelschicht vorzufinden ist, lebt im Norden der Stadt die obere Mittelschicht (vgl. Abb. 03). Die Oberschicht, mit Vierteln der Luxusklasse, residiert im Osten der Stadt, im Valle de Tumbaco. Solche Wohnanlagen der Luxusklasse erreichen häufig eine Größe zwischen 50 und 150 ha, mit Grundstücksgrößen von 1.000 bis 5.000 m². (Kohler 2002)

Im Gegensatz dazu stehen die Bewohner der Marginalviertel, jene, die über keinen legalen Grundbesitz verfügen, am untersten Ende der Leiter. Um ein Dach über dem Kopf zu haben, werden Blechhütten oder kleine Ziegelhäuser illegal in die Landschaft gebaut. Der Flächenverbrauch Quitos ist enorm, da immer mehr Bewohner des ländlichen Raumes in die Stadt ziehen. Die Folge ist ein ungebremstes Wachstum die Hänge hinauf, die Lage in dem Talkessel umringt von Bergen und Vulkanen lässt keine andere Möglichkeit zu, als immer weiter den Berg zu erklimmen. Besonders dramatisch ist es im Südwesten der Stadt, am Hang des Vulkans Pichincha. Die informellen Häuser, wie man illegale Bauten auch nennt, werden in regelmäßigen Abständen durch Erdrutsche zerstört. Vegetation gibt es nahezu nicht, die Hänge sind kahl, größere Ansammlungen von Bäumen gibt es nur auf dem Panecillo, dort ist es angepflanzter Eukalyptus. Hinzu kommt, dass der Pichincha aktuell stark aktiv ist und ein Ausbruch jederzeit möglich ist, was für ganz Quito verheerende Folgen hätte.

Abb. 04: Marginalviertel am Panecillo.

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Das System Ecuador: Stimmt das Geld, bleiben die Augen zu

Ein Grund dafür ist die derzeitige Situation im Umgang mit der Natur, die sich aus der Zeit der Kolonialisierung fest in die Köpfe der Bevölkerung gebrannt hat. Ein weiterer, wenn nicht der Hauptgrund, der derzeitigen Situation, ist das korrupte System in Ecuador. Es gibt, laut Aussage des Dekans für Architektur an der PUCE, Stadtentwicklungspläne, aber nur wenige, die sich daran halten. Ein Abriss eines illegal gebauten Hauses geschieht in den seltensten Fällen, da es kein System gibt, welches solche Fälle überprüft.

Eine Anekdote, die Handel GuyasaMin (2013, mdl.) während der Führung durch das Museum seines Onkels, dem berühmten Maler Oswaldo Guyasamin, erwähnte zeigt deutlich, wie das System in Quito funktioniert: Die Fläche am südwesthang unterhalb des Museums hatte einen wunderbaren Blick auf Quito und dem Pichincha, es durfte ein max. zweigeschossiges Haus gebaut werden. Der Bauherr gönnte sich jedoch vier Geschosse. Das Gebäude war in diesem Fall illegal errichtet worden, passiert ist dennoch nicht, das Haus bleibt stehen.

Kloake – Gegenwärtiger Zustand urbaner Gewässer

Flüsse, wie der Machangara, einem der großen Flüsse Quitos, gleichen dem Zustand der Emscher vor 50 Jahren. Wie die anderen Flüsse in Quito ist der Machangara in eine tiefe Schlucht eingeschnitten, was im Wesentlichen an der Begradigung so wie der Überbauung der Fließgewässer liegt. Hinzu kommt die Angst der Spanier vor Natur, die sich fest in den Köpfen der Ecuadorianer manifestiert hat. Weite Teile der Stadt sind versiegelt, was die Gewässer bei einem kurzen Regenschauer schnell anschwellen lässt.

Abb. 05: Der Machangara - Abwasser und Müll lassen den Fluss aufschäumen.

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Quito hat einen mittleren Jahres-niederschlag von ungefähr 1.000 mm (WMO 2014). Fäkalien und Abwässer lassen den braunen Fluss aufschäumen wie ein Schaumbad. Kläranlagen gibt es noch nicht, die Abwässer fließen alle in den jeweils nächsten Fluss und münden in den Amazonas. Die wenigen linearen Grünstrukturen werden häufig als Müllhalde genutzt, da das nächste Hochwasser die Probleme vorerst löst. Wobei bei „Grün“ eher die Rede von Gras ist, da es Bäume selten gibt, meist nur schnell wachsender Eukalyptus. Die Wichtigkeit der Ressourcen Boden, Wasser, Klima und Luft werden bis heute weitestgehend Übergangen. Die angesprochenen Stadtentwicklungspläne sehen ökologische Fragestellungen nicht vor, bzw. werden nicht beachtet. Es gibt dringend etwas zu tun, zumal der Titel des

Workshops der Landschaftsarchitekten „Nature and People act together: landscape, open space and water in the city“ lautet.

Wer nach Ecuador kommt um die atemberaubende Vielfalt der Natur zu erleben, dem folgt in Quito erst mal Ernüchterung. Ein Kolibri und wenige Schmetterlinge haben sich in den Garten des Hostals verirrt, wie sollen sie es auch schaffen, wo es selten Grünflächen geschweige denn Biotopverbund gibt. Die wenigen Grünflächen die es gibt, werden von den Ecuadorianern als Erholungsräume genutzt, in der Regel mit wenigen Gehölzen z.B. Palmen oder Eukalyptus. Paradiesische Zustände, in Bezug auf Artenvielfalt, besitzt der Botanische Garten Quitos, der im Übrigen der einzige Ort ist, in dem man nach wenigen Schritten hinter

Abb. 06: Die Grünflächen in Quito in 1983 - grün dargestellt (PUCE 2013 a).

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dem Eingang Ruhe und angenehme Luft findet. Ein idealer Ort, um dem Gewusel zu entfliehen, zumal durch den geringen Eintritt wenige Besucher vor Ort sind.

Um die Vielfalt Ecuadors zu erleben, muss man die Stadt verlassen und sich am besten zu Fuß mit der Zeit treiben lassen.

Außerhalb Quitos ist die Zeit stehen geblieben

Das Treiben der Menschen wird nirgendwo so deutlich wie auf Märkten. Ein Geräuschpegel wie in einer Markthalle, nur das der Markt in Saquisilí unter freiem Himmel stattfindet. Die anfängliche Ruhe und das Gefühl am falschen Ort zu sein legt sich schnell, nachdem hinter dem kleinen Hügel wieder ein Ameisenhaufen zu sein scheint. Wo das Auge hinblickt sind überall bunte Kleider, Seile, Garküchen, folgt man dem staubigen Boden und der Perlenschnur an Autos steht man mitten auf dem Viehmarkt. Rinder, Schweine, Schafe und Alpacas wechseln hier ihre Besitzer, die die typische Kleidung der indigenen Bevölkerung tragen, einen Poncho, einen Hut und Schmuck.

Wer Früchte und handgemachte Dinge sucht, muss ein paar Schritte laufen,

denn der Markt ist in zwei Teile getrennt. Das Publikum sieht gleich aus, nur die angebotene Ware hat sich geändert. Früchte, in Bergen bestehend aus Ananas, Bananen, Mango auch Zuckerrohr und dessen Saft wird angeboten. Dann, gegen 10 Uhr morgens war es dann soweit: Wer wollte, hatte nun die Möglichkeit, das Gericht Südamerikas zu essen: cuy, ein am Stock gegrilltes Meerschweinchen. Schmeckt wie eine Mischung aus Hühnchen und Kaninchen, das einzige was zwischen den Meerschweinchen und dem Geschmackserlebnis steht, ist die Tatsache so ein Tier mal als Haustier besessen zu haben.

Im Anschluss folgte ein Besuch im Cotopaxi Nationalpark, der Aufgrund der des dort vorkommenden Pumas, Andenkondore, Wildpferde und Lamas, sowie der besonderen andinen Flora geschützt ist. Ein Aufstieg zum 4.864 m hohen Refugio José-Ribas, mit einem fantastischen Blick in die Hochebene, machte diesen Tag zu einem besonderen Highlight, trotz der sehr dünnen Luft.

Es folgten weitere Ausflüge durch Ecuador. Der Markt in Otavalo, nördlich von Quito mit einem Zwischenstopp an den Ruinen von Cochasqui, einem bis heute für Schamanen wichtigen Ort, der ein spirituelles Zentrum

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einiger indigener Kulturen war. Die insgesamt 15 Pyramidenstümpfe haben lange Rampen, die nach Süden zeigen, wo sich deren Gottheit befindet.

Auf den Pyramidenstümpfen, dessen Alter z.T. bis in das Jahr 500 n. Chr. reicht, befinden sich Opferstätten, aber auch Reste von Häusern. (mdl. Informationen des Guides)

Abb. 10: Ein halbes Cuy.

Abb. 08: Präsentation der Ware in Saquisilí.

Abb. 09: Fleischbeschauung.

Abb. 07: Viehmarkt in Saquisilí.

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Abb. 11: Indiofrau mit typischem Halsschmuck (Wolf 2013). Abb. 10: Ein halbes Cuy.

Abb. 08: Präsentation der Ware in Saquisilí.

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Die PUCE ist eine private, päpstliche katholische Universität in Ecuador. Wer hier studieren möchte, muss den Aufnahmetest mit mindestens 40 von 75 Punkten bestehen und das nötige Kleingeld besitzen. Die Höhe der Studiengebühren richtet sich in allererster Linie an die Höhe des Privatvermögens, bzw. des Einkommens. Studierende der Gruppe A zahlen weitaus weniger als Studierende der Gruppe F. Weiterhin wird eine Unterteilung in die verschiedenen Studiengänge unternommen, Architektur und Medizin sind die teuersten. Ein Studiensemester in der Fakultät Architektur mit der Gruppe F kostet 3.157 US$, wohingegen Studierende der Gruppe A 1.074 US$ zahlen müssen. (el coMercio 2014)

Darin sind keine Materialien enthalten, Bücher und Druckkosten tragen die Studierenden ebenfalls selbst. Wenn man bedenkt, dass das jährliche Durchschnittseinkommen der Ecuadorianer bei 4.140 US$ liegt, versteht man, dass sich so ein Studium die wenigsten leisten können und wollen. (BMZ 2014) Die PUCE ist aus genau diesen Gründen eine Welt für sich, eine kleine Blase, mitten in der Millionenstadt. Wer hier studiert, ist unter sich und gehört mindestens zur oberen Mittelschicht.

Workshop

Der Workshop startete am 16.09.2013 in der PUCE, insgesamt haben 300 Studierende aus der Fakultät Architektur teilgenommen. Diese wurden auf die betreuenden Professoren der HS OWL verteilt, sodass Städteplaner, Architekten, Innenarchitekten, Medienproduzenten und Landschaftsarchitekten gleichgroße Gruppen betreuten. Unsere Arbeitsgruppe, bestehend aus 25 Studierenden, dessen Anzahl täglich um 50% schwankte, haben wir bereits in der vorherigen Woche kennengelernt. Das Studierendenleben in Ecuador unterscheidet sich nicht nur von den Semestergebühren, sondern auch von den Zeiten. Der Arbeitstag ist in zwei Blöcke aufgeteilt, in einen Vormittags- und einen Nachmittagsblock, mit einer zweistündigen Mittagspause. Was uns drei jeden Morgen gewundert hat, war die Gelassenheit und Selbstverständlichkeit, mit der die Studierenden z.T. mehrere Stunden zu spät kamen. Eine Garantie, dass sie nach der Mittagspause wiederkamen, gab es auch nicht. So arbeiteten wir mit einer festen Besetzung von fünf bis acht Studierenden, der Rest arbeitete nach dem „Hop on – Hop off“-Prinzip. Das verwunderliche daran war, dass dieser einwöchige Workshop,

2 Ein Workshop an der privaten Universität Pontificia Universidad Católica del Ecuador (PUCE)

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dessen externe Teilnehmer jedes Jahr wechseln, Pflichtprogramm ist. Fünf der 25 geforderten Creditpoints in einem Semester erwarben sich die Studierenden durch erfolgreiche Teilnahme an dem internationalen Workshop.

Die erste Kennenlernrunde verlief ernüchternd, wir konnten kein Spanisch und die Ecuadorianer kein Englisch. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten stellte es sich heraus, dass einige Englisch können, jedoch nur etwas schüchtern sind. Die im Vorhinein angeforderten Plangrundlagen wurden nicht erstellt und der Betreuer Seitens der PUCE war nach wenigen Minuten für Tage verschwunden. Die Technik im Raum war verschlossen und nur von Lehrenden der PUCE zu

verwenden. Glücklicherweise hatten die meisten der Studierenden einen Laptop und Arbeitsmaterial dabei. Nach dem anfänglichen Chaos konnte die erste Aufgabe erklärt werden. Diese dient dem ersten Kennenlernen der Studierenden und deren Verständnis und Vorlieben für Freiräume, schließlich hatten wir es mit angehenden Architekten zu tun.

1. Aufgabe:

1. Historische Entwicklung des Freiraums; 2. Darstellung der eigenen Aktivitäten und Vorlieben und 3. Befragung der Eltern, Großeltern über ihre Freiraumnutzung

Abb. 12: Zeitplan während des fünftägigen Workshops (PUCE 2013 b).

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1600 DESARROLLO HISTÓRICO DE LA AV. 24 DE MAYO

GABRIELA GARZÓN GUERRA

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600 H

asta

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9

19 E

nero

164

9

Quebrada Ullaguangayacu o de los Gallinazos (Av. 24 de Mayo), un límite natural de la Real Audiencia de Quito.

Has

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905 Trabajos de

alcantarillado en la quebrada de Jerusalén.

Has

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950 La Plaza va convirtiéndose en

un lugar con desorganizados mercados populares.

Has

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976 Feria de muebles al aire libre en la Plaza.

Con la llegada de la gente del campo y la extensión de un mercado en zona también llegan nuevas formas de vida y el deterioro del lugar.

Por la necesidad de buscar formas de ingresos la 24 de Mayo se llena de mercaderes de todo tipo, vendedores ambulantes, magos, teatreros y también aparecen delincuentes, trabajadoras sexuales y charlatanes.

Así la Plaza 24 de Mayo pasa a ser, de un lugar con encanto, a un lugar inseguro, peligroso y descuidado por las administraciones de turno.

Cambia el nombre de la quebrada a Jerusalén, debido al robo del copón del convento de Santa Clara y levantamiento de la Capilla del Robo.

Ener

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11

Empieza la remodelación del boulevard de la Avenida 24 de Mayo. Se prevee su conclusión en seis meses.

En mayo se anuncia que la obra no estará lista en junio.

Has

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4 M

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1922

Inauguración de la Plaza 24 de Mayo con motivo del Centenario de la Batalla de Pichincha, como alameda y boulevard.

La 24 de Mayo se convirtió por mucho tiempo un paseo elegante y de diversión con casas habitadas por la élite quiteña.

Robo del copón del convento de Santa Clara, encontrado junto a la quebrada de los Gallinazos. Como acto de desagravio ante el sacrilegio, se manda a construir la Capilla Jerusalén, mejor conocida como “Capilla del Robo”.

2004

1897 Quebrada de Jerusalén.

Detrás la Capilla del Robo.

29 D

icie

mbr

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11 Inauguración del boulevard de la Av. 24 de Mayo.

Esta formado por cuatro plazas, que son la primera fase de la recuperación del eje que comprende la salida del Penal García Moreno hasta la Plaza de la Diversidad Quiteña (antiguo terminal terrestre Cumandá)

1899

Inicia el relleno de la quebrada con material pétreo. Demora algo más de veinte años. Apariencia de la Plaza.

1970

Muchas familias abandonan progresivamente el centro para trasladarse al norte de Quito, por lo que aumenta el descuido del lugar.

Durante el auge petrolero la ciudad creció aceleradamente hacia el norte y el sur. En la 24 de Mayo, en las casas donde antes vivía una sola familia, ahora vivían varias, siendo una habitación por familia.

Las autoridades debían atender las demandas sociales de infraestructura y servicios, debido a la expansión. Se dio prioridad a los nuevos barrios burgueses del norte, generando una condición de supervivencia popular.

Abb. 13: Historische Entwicklung des Freiraums (Garzón 2013).

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GABRIELA GARZÓN GUERRA

dentro de la ciudad

fuera de la ciudad Quilotoa - Provincia de Cotopaxi

El Panecillo

La Ronda

Plaza GrandeParque Itchimbía

Zumbahua - Provincia de Cotopaxi

Mompiche - Provincia de EsmeraldasProvincia Francisco de Orellana

Río Napo - Provincia Francisco de Orellana

Tulipe - Provincia de Pichincha

ME GUSTA

NO ME GUSTA

Abb. 14: Darstellung der eigenen Aktivitäten und Vorlieben (Garzón 2013).

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GABRIELA GARZÓN GUERRA

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Abb. 15: Befragung der Eltern, Großeltern über ihre Freiraumnutzung (Garzón 2013).

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Warum wir überhaupt da waren

„Ziel des Workshops war es, ökologische Qualitäten des Planungsraumes zu ermitteln und so zu sichern, dass diese auch bei weiterer städtebaulicher Entwicklung gesichert und entwickelt werden können. Die Ausweisung zukünftiger Wohn- und Erholungs- bzw. Grünflächen sollte erfolgen.“ (Wolf 2013)

Der Planungsraum war die Avenida 24 de Mayo in der kolonialen Altstadt, der uns von der PUCE zugewiesen worden ist. Die in diesem Workshop entwickelten Ansätze und Ideen sollten nach Aussage der Gastgeber umgesetzt werden, bzw. der an der einen oder anderen Stelle entstandene Funke weitergedacht werden, um bisherige Defizite in der Stadtplanung zu verbessern bzw. zu ändern.

Nach der ersten Begehung aller Planungsräume, mit den Teilnehmern der HS OWL, stellten sich z.T. erhebliche Sicherheitsbedenken heraus. Selbst in einer Gruppe von ca. 30 Personen konnten einige Bezirke von uns nicht betreten werden. Unser Planungsraum lag von der, von uns gesetzten Grenze, einige hundert Meter entfernt. Einheimische wiesen uns bereits darauf hin, dass wir beobachtet werden und nicht weiter gehen sollten. Die Verwunderung

war an dieser Stelle entsprechend groß, das selbst Einheimische nicht in diesen Bezirk gehen würden. Aber warum sollten wir als Ausländer in diesen Bezirk vordringen? Wir wissen es bis heute nicht. Ein anderes Plangebiet musste her! Letztendlich ist es der Panecillo „Brötchenberg“, etwas weiter südlich der kolonialen Altstadt, geworden.

Abb. 16: Das geplante (rot) und neue Unter- suchungsgebiet (grün) (GooGle Maps, verändert WinKinG 2014).

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Dieser stellt, wie schon genannt, die räumliche Trennung zwischen dem Süden und dem Rest der Stadt dar.

Das nun feststehende Plangebiet, was für Ausländer sicher zu sein scheint, beinhaltet mehr Freiräume als das vorherige. Grund dafür sind die großflächigen Anpflanzungen von Eukalyptus, die den Städtern ein Gefühl von „Wald“ vermitteln. Diese Aussagen lassen einen im ersten Moment glauben, man hätte den gegenüber falsch verstanden, aber dem ist nicht so. Weiterhin befinden sich am Panecillo viele informelle Häuser und eine Art Spielplatz. Es galt zukünftige Wohn- und Erholungs- bzw. Grünflächen auszuweisen und mögliche städtebauliche Entwicklungen aufzuzeigen.

Die Studierenden mussten dazu Kriterien definieren, die es ermöglichten diese Qualitäten zu erreichen. Der Anspruch war und ist, verantwortungsbewusst mit Freiräumen und den dazugehörigen Ressourcen des Naturhaushaltes umzugehen.

Um die Qualitäten zu definieren, musste das Plangebiet analysiert, kartiert und mit Hilfe einer Stärken-Schwächen-Analyse untersucht werden. Die daraus resultierenden Ergebnisse bilden die

Grundlagen für das weitere planerische Vorgehen. Der aus der Analyse entstandene Kriterienkatalog diente als Grundlage für die Kartierarbeiten, in dem Parameter wie Qualität und Art der Freiräume, sowie die Qualität der Bebauung in unterschiedlicher Ausprägung festgelegt wurde. In der daran anschließenden Kartierung wurde der IST-Zustand mit Hilfe der Kriterien bewertet (vgl. Anhang I-III).

„Da weder Biotoperfassungen noch Informationen über ökologische Faktoren wie Boden, Wasser oder Klima vorlagen, waren hier nur sehr wage Risikoabschätzungen möglich.“ (Wolf 2013)

Die Kartierung des Panecillo wurde in insgesamt fünf Kleingruppen eingeteilt, wovon ich eine begleitet habe. Kartierungen haben die Studierenden schon mehrfach durchgeführt, was die Arbeit etwas erleichterte, nur die Bewertung von natürlichen Elementen fiel ihnen schwer, da es völliges Neuland war. Nachdem die erste Stunde vergangen war, gelangten wir in den Bereich der informellen Häuser, wo uns wiedermal mitgeteilt wurde, dass wir beobachtet werden. Meine Kamera hatte ich schon lange im Rucksack, da ich merkte, dass sich die Umgebung veränderte. Das seltsame daran war, dass niemand außer

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uns zu sehen war. Meine Gruppe sagte mir letztendlich auch, dass ich zu diesem Zeitpunkt maximal nur noch mit Hose und Shirt bekleidet sein würde, wenn sie nicht in meiner Nähe gewesen wären, da mir alles andere geklaut worden wäre. Auf das Lachen der vier konnte ich nur ein schmunzeln erwidern. Dennoch merkte ich, dass sie sich um meine Sicherheit bemühten und kein Risiko eingegangen sind. Der Umgang miteinander war in den letzten zwei Tagen wesentlich lockerer geworden, wir aßen bereits das dritte Mal zusammen Mittag und hatten eine Menge Spaß.

Das logische Vorgehen bereitete uns an mancher Stelle Kopfschmerzen.

Nach der erfolgten Grundlagenarbeit stand der Schritt der Entwicklung der Konzepte auf der Agenda, die aufgrund der Analyse in den vergangenen Tagen begründet werden musste. Wir, die deutschen Teilnehmer aus unserer Gruppe, hatten klare Vorstellungen was am Panecillo passieren muss. Nur wie erklärt man einem Ecuadorianer, der scheinbar aufmerksam meinen Erzählungen über Auen verinnerlicht hatte, dass man eine Aue nicht an einem Hang bauen kann? Geschweige denn, einen großflächigen

Auenlebensraum in einen 15 m tief eingeschnittenen Fluss, der rechts und links bebaut ist! Immer und immer wieder wurden Bilder gezeigt, neue Erklärungen dazu gegeben, doch er ließ sich von einer „Auenterrasse“ nicht abbringen. Auch ein Spielplatz musste Baugrund weichen, um dann im „Eukalyptus-Wald“ neu angelegt zu werden.

Doch die Idee war gut, da der Machangara am Hangfuß des Panecillo vorbei fließt. Die Idee war, durch unbelastete Gewässer eine höhere Biodiversität innerhalb des Stadtraumes, zu entwickeln und durch das Fließgewässer ein Biotopverbund zu realisieren. Verbunden mit der Bedingung, mehrere Kläranlagen innerhalb des Stadtraumes zu errichten, um die Abwässer zu reinigen.

Dennoch wurden gute Ergebnisse erarbeitet, die uns das Gefühl gaben, verstanden zu haben, was wir mit der Aufgabe erreichen wollten. Nämlich einen verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen Boden, Wasser, Klima und Luft, sowie die Integration von Freiräumen in die Stadt. Denn durch diese Denkweise, die in Quito scheinbar neu ist, kann nicht nur das Stadtklima, sondern auch die Lebensqualität der dort lebenden Menschen, nachhaltig verbessert werden.

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Entwicklung der Konzepte

Eine Gruppe befasste sich intensiv mit der Vernetzung der einzelnen Grünflächen. Die Freiräume befinden sich im gesamten Stadtgebiet isoliert voneinander. Die Gruppe hat mit Kartierung im Gelände und einer Analyse der Luftbilder Quitos die inselartigen Freiräume erfasst. Ziel war es, anhand des Panecillo aufzuzeigen, wie eine mögliche Vernetzung der Freiräume durch grüne Korridore aussehen kann. Der konzeptionelle Ansatz beinhaltet Grünzüge vom Pichincha zum Machangara und bilden einen „Hot Spot“ am Panecillo. Gekreuzt wird die „Green Axis“ durch eine „Cultural Axis“, die von Südwesten nach Nordosten verläuft und damit den Süden der Stadt und die Altstadt verbindet (vgl. Abb. 22-25). In das Konzept sind begrünte Dächer eingearbeitet, die das Kleinklima zusätzlich begünstigen. Als Zukunftsvision stellen sich die fünf Bearbeiterinnen und Bearbeiter vor, kleine Gärten um die Häuser anzulegen und an die Grünzüge zu koppeln. Die daraus resultierende Verbesserung des Stadtbildes und der steigenden Artenvielfalt schafft neue Lebensqualität.

Abb. 17: Intensive Einzelgespräche.

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Abb. 21: Informelle Häuser am Panecillo.

Abb. 19: Entsorgung von Müll im Plangebiet.

Abb. 20: Vorbereitungen für die Kartierarbeiten.Abb. 17: Intensive Einzelgespräche.

Abb. 18: Arbeiten im Seminarraum.

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01

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View & LandscapeInsecurity

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Tourism InfrastructureGreen Areas

Visitors

Tourism Pollution

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Vegetation

Proximity to the historical center

Proximity to other landmarks and natural areas

History

Tradition

S W

O T

Abb. 22: SWOT Analysis der Gruppe 1 (acurio et al. 2013).

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500 m

1000 ft

Abb. 23: Urban Connection. Konzept der beiden Wegachsen (acurio et al. 2013).

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03

The idea is to connect the green areas around Panecillo. That for, we decide to create two axis,

one green axis and a cultural axis. The cultural axis relates the old town with the south part of the city; and the green axis bridges the Pichincha mountain with the lineal park that goes though Machangara river. The green axis is a green corridor that goes all the way by.

In the middle we create a hotspot, that is the

Panecillo, for that reason we decide to rede-sign the neighborhood binding the landscape and the urban constructions. In order to archive that we propose some green stripes in the middle of the buildings. In some cases the houses should gain some green qualities, such as green- roofs, walls, urban farms or green intern parks.

In the green area of the Panecillo we propose to provide with some infrastructure that connects this area, such as walking paths and some com-munal buildings. In this green field we are plan-

ning to replant the area with endemic spe-cies to recover the biodiversity on this place.

The idea is to expand the green around the

area and join all the important green fields

around, bringing a new perspective of city with a new land scape.

Co

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pt

Pichincha mountain

Machangara lineal park

Old town

South of the city

Abb. 24: Concept der Gruppe 1 (acurio et al. 2013).

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Abb. 25: Design Plan. Ideen einer Umgestaltung (acurio et al. 2013).

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Der Workshop in Quito hat wieder gezeigt, dass ökologische Werte stark von der gesellschaftlichen Prägung der dort lebenden Menschen abhängen. Verlässt man die Bundesrepublik Deutschland, ist nicht alles so, wie man es kennt bzw. gelernt hat. Mit diesem Wissen bin ich bereits nach Madagaskar und Borneo geflogen und immer mit einer anderen Sicht auf die Dinge zurückgekommen. Dabei hatte ich in diesen Ländern nur beobachtet, und nicht aktiv an einem Planungsprozess teilgenommen. Dem Großteil der Menschen in Ecuador geht es ums Überleben, nicht um die Vernetzung von Biotopen. Jede noch so kleine Freifläche erfüllt einen oft sehr widersprüchlichen Zweck. Zum einen ist es die Versorgung mit Lebensmitteln, zum andern aber auch die Entsorgung des entstehenden Mülls. Ökologische Belange werden dabei nicht berücksichtigt. An dieser Stelle muss deutlich hervorgehoben werden, dass es sich bei den Studierenden um die obere Mittelschicht bzw. die Oberschicht Ecuadors handelt. Hunger und finanzielle Sorgen sind in vielen Familien nicht bekannt, den Studierenden fehlt es an nichts. Meine Beobachtungen aus den Reisen haben auch hier wieder deutlich gezeigt, dass die Armut der

Bevölkerung der entscheidende Faktor zur Nutzung und somit Gestaltung der Natur ist. Menschen die um ihre Existenz kämpfen ist es vielleicht nicht egal, ob die Natur geschützt wird oder nicht, aber sie haben häufig keine andere Wahl. Ist Naturschutz vielleicht ein Produkt der Wohlstandsgesellschaft?

Das Ziel war dabei für mich, nicht die in der BRD praktizierte Planung eins zu eins zu kopieren und in Ecuador einzuführen, sondern ein Grundverständnis für Ökologie zu wecken. Am Flughafen Hannover war mir nicht klar, dass sich das Verständnis bzw. Akzeptanz der Studierenden derart von unserem Verständnis unterscheidet. Daher ist es eine besondere Erfahrung, Denkanstöße zu geben und zusehen zu können, wie über bewusst fallen gelassene Stichworte Konzepte entwickelt werden, die zur Verbesserung stadtökologischer Fragestellungen beitragen. Natürlich war es nicht bei allen so, einige Studierende werden Skateanlagen immer Vegetation vorziehen, doch das war eingeplant. 90 % der Teilnehmenden empfanden den Workshop als einen interessanten Blick über den Tellerrand und hatten Spaß an der Bearbeitung der Aufgabe.

3 Naturschutz - ein Produkt der Wohlstandsgesellschaft?

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Den Denkanstoß haben wir gegeben, der Funke ist bei vielen übergesprungen.

Auch ich bin wieder mit neuen Erkennt-nissen abgereist: Die Sicht auf die Dinge nicht zu eng zu fokussieren, sondern den

Blick weiter zu öffnen. Oder wie der Madagasse sagt „moramora vazaha“, „langsam (gelassen), weißer Mann“

Abb. 26: Der „harte Kern“ der Workshop-Gruppe.

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344 Quellen

Literaturquellen:

Kohler, p. (2002): Geschlossene Wohnkomplexe in Quito – Naturraum und rechtliche Rahmenbedingungen als Einflussgrössen für Verbreitung und Typisierung. In: Geographica Helvetica. – Jahrgang 57. Heft 4 /2002, S. 278-289.

Wolf, a. (2013): Textliche Erläuterungen zum Workshop in Quito. - unveröffentlicht.

Internetquellen:

BMZ, BundesMinisteriuM für Wirtschaftliche zusaMMenarBeit und entWicKlunG [Hrsg.] (2014): Ecuador – Entwicklung und Zusammenarbeit. <http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/laender_regionen/lateinamerika/ecuador/zusammenarbeit.html>, abgerufen am 06.01.2014.

el coMercio (2014): En la PUCE hay pago diferenciado. <http://www.elcomercio.com/noticias/PUCE-pago-diferenciado_0_119988078.html>, abgerufen am 06.01.2014.

WMo, World MeteoroloGical orGanization (2014): Ecuador: Weatherinformation for Quito. <http://worldweather.wmo.int/137/c00291.htm>, abgerufen am 04.01.2014.

Sonstige Quellen:

GuyasaMin, h. (2013): Mündliche Information während einer Museumsführung.

Melenhorst, M. (2013): Mündliche Information während eines Vortrags.

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35Bildquellen:

Sofern nicht anders gekennzeichnet, handelt es sich um eigene Bilder.

acurio, B. et al. (2013): In dem Workshop entstandene Ergebnisse der Gruppe 1.

Garzón, G. (2013): In dem Workshop entstandende Plakate.

GooGle Maps, verändert WinKinG, l. (2014): Plangebiet Quito. <https://www.google.de/maps/preview#!q=quito+ecuador&data=!1m4!1m3!1d9600!2d-78.5202678!3d-0.2250283!4m12!2m11!1m10!1s0x91d59a4002427c9f%3A0x44b991e158ef5572!3m8!1m3!1d1273698!2d7.6639887!3d51.4270853!3m2!1i1024!2i768!4f13.1>, abgerufen am 07.01.2014.

Kohler, p. (2002): Mittel- und Oberschicht-urbanizaciones im Grossraum Quito. Geschlossene Wohnkomplexe in Quito – Naturraum und rechtliche Rahmenbedingungen als Einflussgrössen für Verbreitung und Typisierung. In: Geographica Helvetica. – Jahrgang 57. Heft 4 /2002, S. 281.

puce, pontificia universidad católica del ecuador [Hrsg.] (2013 a): Cuidad de Quito. In: Vortrag des Dekans der Fakultät Architektur, über die städtebauliche Entwicklung Quitos.

puce, pontificia universidad católica del ecuador [Hrsg.] (2013 b): Informationen zum Workshop.

Wolf, a. (2013): Indiofrau mit typischem Halsschmuck.

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5 Anhang

Anhang I: IST-Zustand. Usage Map (acurio et al. 2013).

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Anhang II: IST-Zustand. Urban Value Map (acurio et al. 2013).

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Anhang III: IST-Zustand. Green Value Map (acurio et al. 2013).

III