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Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann Bericht Masterarbeit Master of Advanced Studies Business Administration and Engineering, Fachhochschule St.Gallen 2011-2013 Kurs MAS BAE 240098 Verfasser Roland Grob Betreut durch Marcel Gauch Fachgebiet Umwelt- und Ressourcenmanagement

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  • Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit

    intelligenten Konzepten und Systemen die

    Energiezukunft optimiert werden kann

    Bericht Masterarbeit Master of Advanced Studies

    Business Administration and Engineering,

    Fachhochschule St.Gallen 2011-2013

    Kurs MAS BAE 240098

    Verfasser Roland Grob

    Betreut durch Marcel Gauch

    Fachgebiet Umwelt- und Ressourcenmanagement

  • Organisatorisches I

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

    © Roland Grob

    Organisatorisches

    Kontaktdaten Verfasser

    Roland Grob Schweizergasse 21 9244 Niederuzwil Email: [email protected]

  • Executive Summary II

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

    © Roland Grob

    Executive Summary

    Aufbau der Arbeit

    Um das Prinzip von Smart Grid darstellen zu können, muss in einem ersten Schritt das darunter liegende Energieversorgungssystem verstanden werden. Da sich Smart Grid noch in der Entwicklungsphase befindet, bedarf es für diese Arbeit einen Blick in eine mögliche Zukunft. Zu diesem Zweck wurde durch die Historie der Energieversorgung und die aktuelle Situation eine Entwicklungsrichtung ermittelt. Das Zukunftsszenario bringt Anforderungen und Eigenschaften des Systems zum Vorschein, welche heute nur eine sehr eingeschränkte Rolle spielen.

    Damit die komplexen Systeme erfasst werden können, wurde ein modularer Ansatz erarbeitet, welcher es ermöglicht das bestehende und zukünftige Netz zu analysieren und sein Verhalten zu erfassen. Dieser Baukasten kann von Lieferanten von Smart Grid Komponenten verwendet werden, um ihr Produktportfolio in derselben Struktur aufzubauen und somit virtuell das real vorhandene System abzubilden.

    Das Fallbeispiel aus dem Bereich der Photovoltaik bestätigt den Sinn der kostendeckenden Einspeisevergütung und weist auf den Handlungsbedarf im Bereich der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hin. Die auf Annahmen und Indikatoren beruhende Berechnung eines Zukunftsszenarios zeigt aber auch, dass das Thema Smart Grid hochbrisant ist und sich der Einsatz der Optimierungstechnologien schon in naher Zukunft lohnen kann.

    Zusammenfassung

    Die schweizerische Energieversorgung befindet sich in einem Umbruch. Vor allem die Versorgung mit elektrischer Energie wird seit einigen Jahren mit immer kritischeren Augen betrachtet. Die Katastrophen in Tschernobyl und Fukushima schüren die Ängste der Bevölkerung vor den Auswirkungen von Atomkatastrophen. Aber auch der stetig ansteigende Energieverbrauch der Bevölkerung, verursacht durch unterschiedliche Gründe wie Bevölkerungswachstum, elektrische Substitution von fossilen Brennstoffen und dergleichen, lässt den Bedarf an neuen Energiequellen steigen. Nach dem Grundsatz des Nachhaltigen Denkens und Handelns, werden für die Schliessung dieser entstehenden Lücken die neuen erneuerbaren Energien gefördert. Diese meist lokal angeordneten Kleinanlagen, verändern die Struktur der bestehenden Grundversorgung. Von der vorrangig zentralen Anordnung der Energieproduktion, wandelt sie sich in ein System mit immer steigendem Anteil dezentraler Komponenten.

    Auch wenn die Energie erneuerbar ist, lohnt es sich die Systeme aus ökonomischer und ökologischer Sicht zu optimieren. Auch ihr wetterabhängiger Einfluss auf das Gesamtsystem kann bei steigendem Anteil zu Problemen in den Versorgungsnetzen führen. Aus diesen und anderen Gründen, muss ein Weg gefunden werden, das immer komplexer werdende Konstrukt soweit wie möglich zu überwachen, zu kontrollieren und bei Bedarf einzugreifen. Der Smart Grid Gedanke zielt auf dieses Vorgehen ab. Mittels moderner ICT Komponenten soll das System aufgerüstet und vernetzt werden. Mehrere Einzelkomponenten können auf diesem Weg zu sogenannten Micro Grids verbunden werden, welche der übergeordneten Ebene dabei helfen das System im Überblick zu behalten. Statt jede Anlage einzeln zu betrachten, werden sie in Gruppen zusammengefasst, welche intern optimiert werden können und gegen aussen einen überschaubaren Charakter wiederspiegeln. Um diesen virtuellen Zusammenschluss möglich zu machen, müssen die Einzelteile standardisiert

  • Executive Summary III

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

    © Roland Grob

    werden und mit Smart Grid Komponenten ausgerüstet werden. Unter Berücksichtigung der entsprechenden Rahmenbedingungen können die Komponenten nun untereinander abgestimmt werden.

    Die Standardisierung der Smart Grid Prinzipien ermöglicht es auch, dieselben Optimierungsmassnahmen bei unterschiedlichsten Produktionsmethoden einzusetzen. Das Smart Grid kann somit schrittweise weiterentwickelt werden und immer tiefer in das komplexe Gesamtsystem eingreifen.

    Da der Wandel noch in den Anfängen steckt, hält sich der wirtschaftliche Nutzen solcher Optimierungsmassnahmen derzeit noch in Grenzen. Das Hauptziel der aktuellen Förder- und Regulierungsmassnahme ist es, den Anteil der erneuerbaren Energien zu erhöhen. Dies wird in der Schweiz mit der kostendeckenden Einspeisevergütung vorangetrieben, welche es ermöglicht, eigentlich nicht rentable, Anlagen zu bauen. Die Umsetzung erfolgt mit einer Kostenumlagerung durch den sogenannten Klimarappen. Die Wirksamkeit dieser Massnahmen wiederspielgelt sich in der immer steigenden Anzahl neuer Anlagen und auch in den stetig sinkenden Marktpreisen der Komponenten. Im Bereich der Photovoltaik zeigt sich, dass die als unrentabel verschriene Technologie auch aus wirtschaftlicher Sicht immer näher an den Punkt kommt, an dem sie auch ohne Förderung profitabel betrieben werden kann. Dies ist dann erreicht, wenn die Gestehungskosten der Anlagen tiefer sind, als die Einkaufspreise für extern bezogene Energie. Je höher diese Differenz, desto mehr lohnen sich Zusatzinvestitionen, welche mit den Einsparungen durch die nicht bezogene externe Energie gedeckt werden können.

    Der Blick auf das aktuelle Marktgeschehen lässt die Vermutung zu, dass diese Kostenkonstellation in wenigen Jahren erreicht werden könnte. Aus diesem Grund wird es Zeit sich um den nächsten Schritt im Energiewandel zu kümmern und in die Entwicklung der Smart Grid Komponenten zu investieren um für die zukünftigen Anforderungen des Gesamtsystems gewappnet zu sein.

    Der technologische und der marktwirtschaftliche Wandel alleine reichen allerdings noch nicht, um den Weg in ein intelligentes und zuverlässiges Versorgungsnetz zu ebnen. Auch die Rahmenbedingungen der öffentlichen Hand müssen dem Modell angepasst werden. Mit regulierenden Massnahmen wie der Eigenverbrauchsförderung und angepassten Tarifmodellen muss die Optimierung des Systems gefördert werden. Im Massnahmenpaket 2050 des Bundes zeigen sich Ansätze für diese Entwicklung ab. Es gilt von der reinen Investitionsförderung, in ein regulierendes System zu wechseln. Um ein intelligentes Netz zu ermöglichen, müssen somit auch sämtliche Beteiligten und Nebendarsteller ihr Verhalten immer „smarter“ gestalten.

  • Inhaltsverzeichnis IV

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

    © Roland Grob

    Inhaltsverzeichnis

    Organisatorisches ................................................................................................................... I

    Executive Summary ............................................................................................................... II

    Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................. IV

    Quellenverzeichnis ............................................................................................................... VI

    Abbildungsverzeichnis .......................................................................................................... IX

    Tabellenverzeichnis .............................................................................................................. XI

    Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................................ XII

    1 Aufgabenstellung ........................................................................................................ 1

    2 Ist-Situation Energie Schweiz ...................................................................................... 3

    2.1 Entstehung der Schweizer Stromversorgung ........................................................... 3

    2.2 Versorgungskonzept ................................................................................................ 4

    2.3 Produktion und Verbrauch ....................................................................................... 5

    2.4 Tarifmodelle ............................................................................................................. 8

    2.4.1 Normaltarife ......................................................................................................... 8

    2.4.2 Kostendeckende Einspeisevergütung .................................................................. 8

    2.4.3 Eigenvermarktung ................................................................................................ 9

    3 Energiewandel .......................................................................................................... 10

    3.1 Konzept der dezentralen Energieversorgung ......................................................... 10

    3.1.1 Auswirkungen und Herausforderungen der dezentralen Energieversorgung ...... 11

    3.1.2 Problementschärfung durch den Einsatz von Speichern .................................... 16

    4 Smart Grid ................................................................................................................. 17

    4.1 Begriffsdefinition Smart Micro Grid ........................................................................ 17

    4.2 Komponenten eines Smart Grid ............................................................................. 17

    4.2.1 Rahmenbedingungen ......................................................................................... 21

    4.2.2 Smart Grid Prinzipien ......................................................................................... 23

    4.2.3 Physikalische Komponenten .............................................................................. 26

    4.3 Nutzen des Smart Grid .......................................................................................... 31

    4.4 Dimensionen .......................................................................................................... 34

  • Inhaltsverzeichnis V

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

    © Roland Grob

    4.5 Mögliches Konzept eines Smart Grid ..................................................................... 34

    4.6 Dezentraler oder zentraler Einsatz der Komponenten ............................................ 35

    4.7 Modell Bioenergiedorf ............................................................................................ 36

    4.8 Fachbereiche innerhalb von Smart Grid ................................................................. 39

    5 Fallbeispiel Photovoltaik ............................................................................................ 41

    5.1 Methodik und Vorgehen der Analyse ..................................................................... 42

    5.1.1 Selektion der Messdaten .................................................................................... 43

    5.1.2 Rahmenbedingungen ......................................................................................... 46

    5.1.3 Wahl der Kennzahlen ......................................................................................... 47

    5.2 Standardinstallation ............................................................................................... 48

    5.3 Optimierung durch passiven Speichereinsatz ........................................................ 53

    5.4 Optimierung durch Verbrauchssteuerung .............................................................. 58

    5.5 Optimierung durch Einsatz von Prognosesystemen ............................................... 64

    5.6 Wirtschaftlichkeitsrechnung ................................................................................... 66

    5.6.1 Kosten der Photovoltaikanlage ........................................................................... 66

    5.6.2 Kosten des elektrischen Speichers..................................................................... 67

    5.6.3 Energiepreise ..................................................................................................... 69

    5.6.4 Modellvergleich .................................................................................................. 71

    5.6.5 Blick in die Zukunft ............................................................................................. 75

    5.6.6 Schlussfolgerung aus dem Fallbeispiel .............................................................. 80

    6 Fazit .......................................................................................................................... 82

    Anhang A Beschreibung Excelauswertung ............................................................... 84

    Anhang B Erklärung ................................................................................................. 85

  • Quellenverzeichnis VI

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

    © Roland Grob

    Quellenverzeichnis

    Albersmann, Joachim, et al. 2012. Virtuelle Kraftwerke als wirkungsvolles Instrument für

    die Energiewende. Deutschland : PricewaterhouseCoopers AG, 2012.

    Bissig, Roland. 2010. Swissgrid. Tipps zur Umsetzung der Vorgaben aus der UVEK

    Verordnung im EDM System. [Online] 2010. [Zitat vom: 15. 08 2013.]

    http://www.swissgrid.ch/dam/swissgrid/experts/goo/first_steps/distribution_goo/Tipps_Nettom

    essung_de.pdf.

    Bundesamt für Energie. 2011. Bundesamt für Energie. Richtlinie kostendeckende

    Einspeisevergütung (KEV), Art. 7a EnG, Photovoltaik Anhang 1.2 EnV . [Online] 1. 10 2011.

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    —. 2013. Bundesamt für Energie BFE. Schweizerische Elektrizitätsstatistik. [Online] 19. 06

    2013. [Zitat vom: 15. 08 2013.]

    http://www.bfe.admin.ch/themen/00526/00541/00542/00630/index.html?lang=de&dossier_id

    =00765.

    —. 2012. Bundesamt für Energie BFE. Ziele von Energie Schweiz. [Online] 03. 07 2012.

    [Zitat vom: 12. 06 2013.] http://www.bfe.admin.ch/energie/00552/index.html.

    Genoese, Massimo. Gabler Wirtschaftslexikon. Merit Order Effekt. [Online] [Zitat vom: 18. 7

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    2013-05-06.pdf.

    Koch, Stephan. 2011. Electrosuisse. Dynamisches Lastmanagement im liberalisierten

    Markt. [Online] 2. 9 2011. [Zitat vom: 18. 7 2013.]

    https://www.electrosuisse.ch/de/verband/verlag/news/news-details/news/5163-dynamisches-

    lastmanagement-im-liberalisierten-markt.html.

    NET Nowak Energie & Technologie AG. 2012. Photovoltaik (PV) Anlagekosten 2012 in der

    Schweiz; Überprüfung der Tarife der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) für PV-

    Anlagen. Bundesamt für Energie BFE. [Online] 19. 04 2012. [Zitat vom: 04. 09 2013.]

    http://www.bfe.admin.ch/themen/00612/02073/index.html?lang=de&dossier_id=02166.

    Paschotta, Rüdiger. energie-lexikon. Residuallast. [Online] [Zitat vom: 23. 7 2013.]

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  • Quellenverzeichnis VII

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

    © Roland Grob

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    [Zitat vom: 04. 09 2013.] http://www.stiftung-

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    —. 2013. Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation.

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    Wetzel, Daniel. 2011. Welt. So laesst sich Strom aus Windkraft speichern. [Online] 23. 11

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    laesst-sich-Strom-aus-Windkraft-speichern.html.

    www.wetter.biz. 2012. www.wetter.biz. Schweiz Wetter vom 07.02.2012. [Online] 06. 02

    2012. [Zitat vom: 06. 08 2013.] http://www.wetter.biz/schweizwetter-2012-02-07.html.

  • Quellenverzeichnis VIII

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

    © Roland Grob

    Ziegler, Michael. 2013. Preise von schlüsselfertigen Anlagen in der Schweiz. Triefenstein :

    PhotovoltaikZentrum, 2013.

  • Abbildungsverzeichnis IX

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

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    Abbildungsverzeichnis

    • Abbildung 1: Entwicklung der Stromversorgung ......................................................... 3

    • Abbildung 2: zentrales Versorgungskonzept .............................................................. 5

    • Abbildung 3: Strom Mix Schweiz ................................................................................ 6

    • Abbildung 4: Verbrauchsentwicklung .......................................................................... 6

    • Abbildung 5: Tagesverläufe ........................................................................................ 7

    • Abbildung 6: Erklärung KEV (Stiftung KEV, 2013) ...................................................... 8

    • Abbildung 7: Versorgungskonzept mit steigendem dezentralen Anteil ...................... 11

    • Abbildung 8: Verhalten in einer Sommerwoche ........................................................ 14

    • Abbildung 9: Verhalten in einer Winterwoche ........................................................... 15

    • Abbildung 10: PWC Smart Grid Modell ..................................................................... 18

    • Abbildung 11: BaukastenSmart Micro Grid ............................................................... 20

    • Abbildung 12: Eigenverbrauchsregelung kleine PV Anlagen .................................... 33

    • Abbildung 13: Eigenverbrauchsregelung Wärme Kraft Kopplungs Anlagen .............. 33

    • Abbildung 14: Bioenergiedorf ................................................................................... 36

    • Abbildung 15: Das Dorf als Modell ........................................................................... 38

    • Abbildung 16: Fachbereiche ..................................................................................... 39

    • Abbildung 17: KEV Produktion und Vergütung 2012 ................................................ 41

    • Abbildung 18: Verlauf zeitunabhängiger Verbraucher ............................................... 44

    • Abbildung 19: Verlauf zeitkritischer Verbraucher ...................................................... 45

    • Abbildung 20: Verlauf Wärmepumpe ........................................................................ 46

    • Abbildung 21: Komponenten Standardinstallation .................................................... 49

    • Abbildung 22: Verlauf Standardinstallation ............................................................... 51

    • Abbildung 23: Tarifzeiten .......................................................................................... 52

    • Abbildung 24: Komponenten passiver Speichereinsatz ............................................ 53

    • Abbildung 25: Verlauf mit Speicher .......................................................................... 55

    • Abbildung 26: Diskrepanz Verbrauch - Produktion ................................................... 57

    • Abbildung 27: Komponenten mit Lastverschiebung .................................................. 58

  • Abbildungsverzeichnis X

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

    © Roland Grob

    • Abbildung 28: Verschiebung Lastspitze .................................................................... 59

    • Abbildung 29: Verlauf Speicher optimiert .................................................................. 60

    • Abbildung 30: Lastspitze durch Optimierung am 07.02.2012 .................................... 62

    • Abbildung 31: Wetterprognose vom 09.02.2012 ....................................................... 63

    • Abbildung 32: Komponenten mit Prognosesystem ................................................... 64

    • Abbildung 33: Zusammensetzung Strompreis (UVEK, 2013) ................................... 69

    • Abbildung 34: Strompreise Dozwil ............................................................................ 70

    • Abbildung 35: Preisentwicklung PV Anlagen ............................................................ 75

    • Abbildung 36: Strompreise in Europa ....................................................................... 77

  • Tabellenverzeichnis XI

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

    © Roland Grob

    Tabellenverzeichnis

    • Tabelle 1: Installation je Szenario ............................................................................. 13

    • Tabelle 2: Resultat Grundinstallation ........................................................................ 52

    • Tabelle 3: Resultat mit Speicher ............................................................................... 56

    • Tabelle 4: Resultat mit Lastverschiebung ................................................................. 61

    • Tabelle 5: Resultat mit Prognosesystem .................................................................. 64

    • Tabelle 6: Gestehungskostenrechnung PV Anlage................................................... 67

    • Tabelle 7: Speicherkostenvergleich .......................................................................... 72

    • Tabelle 8: Beschaffungskostenvergleich .................................................................. 73

    • Tabelle 9: Verkaufserlösvergleich ............................................................................. 73

    • Tabelle 10: Jahresabschlussvergleich ...................................................................... 73

    • Tabelle 11: Mittelwert Bezugskosten ........................................................................ 74

    • Tabelle 12: Gesamtgestehungskosten ..................................................................... 74

    • Tabelle 13: Gestehungskosten PV Zukunftsszenario ............................................... 78

    • Tabelle 14: Gestehungskostenvergleich Zukunftsszenario ....................................... 79

    • Tabelle 15: Jahresabschlüsse Zukunftsszenario ...................................................... 79

  • Abkürzungsverzeichnis XII

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

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    Abkürzungsverzeichnis

    TWh Terrawattstunde

    MWh Megawattstunde

    kWh Kilowattstunde

    kWp Kilowatt peak (Dimension der installierten Leistung einer PV Anlage)

    SFr. Schweizer Franken

    Rp. Rappen

    BFE Bundesamt für Energie

    BHKW Blockheizkraftwerk

    B & U Betrieb und Unterhalt

    DoD Depth of Discharge

    ICT information and communication technology

    KEV Kostendeckende Einspeisevergütung

    KMU Kleine und mittlere Unternehmen

    PV Photovoltaik

    PWC Pricewaterhouse Coopers

    UVEK Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und

    Kommunikation

    VSE Verein Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen

    WKK Wärmekraftkopplung

  • Aufgabenstellung 1

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

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    1 Aufgabenstellung

    Die schweizerische Energieversorgung wird seit einigen Jahren mit starken Veränderungen

    konfrontiert. Schlagworte wie „Energiewandel“, „Smart Grid“, und „Energiezukunft Schweiz“

    machen in branchenspezifischen und politischen Kreisen die Runde.

    Wirtschaftliches Wachstum und die Industrialisierung wurden, und werden, weltweit als

    Legitimation für den enormen Ausstoss von Kohlendioxid und der Verursachung von

    Atomabfällen verwendet. Mit dem Erreichen eines gewissen Wohlstandes und der

    Konfrontation mit den umwelttechnischen Konsequenzen, beginnt nun das Umdenken in

    einigen Ländern. Der Fokus dieses Berichtes liegt auf der Entwicklung des schweizerischen

    Energiemarktes, unter Berücksichtigung des Einflusses von Deutschland und anderen

    umliegenden Ländern.

    Dass ein Umschwenken in Richtung der regenerativen Energiequellen unvermeidlich ist, wird

    von den meisten mit mehr oder weniger ausgeprägter Akzeptanz eingesehen. Das Fernziel

    ist definiert und eine umweltverträgliche Energiezukunft wird angestrebt. Über den Weg,

    welcher für dieses Ziel eingeschlagen wird herrscht allerdings weniger Einigkeit.

    In dieser Arbeit wird der Einfluss moderner Technologien betrachtet, welche zu einem

    grossen Teil dank anderem Konsumverhalten unserer Gesellschaft immer interessanter

    werden. Der Wunsch nach permanenter Verfügbarkeit von Kommunikationsmöglichkeiten

    eröffnet die Möglichkeit, dezentrale Energiekomponenten virtuell zusammenzuschliessen

    und somit einen Mehrwert der Systeme zu schaffen. Derselbe Wunsch, kombiniert mit dem

    Drang nach Mobilität, führt zu markanten Fortschritten im Bereich der elektrischen Speicher.

    Technologien, welche in erster Linie für Smartphones und Elektroautos entwickelt wurden,

    eröffnen uns neue Möglichkeiten, welche vor einigen Jahren noch mit einem Lächeln vom

    Tisch gewischt wurden.

    Die Komplexität des Energiesystems wird einem immer bei grösseren Störfällen, oder

    Umweltkatastrophen bewusst. Regionale Ursachen können verheerende und weitgreifende

    Auswirkungen haben. Das System besteht aus unzähligen Beteiligten mit unterschiedlichen

    Funktionen, welche alle direkt physikalisch miteinander gekoppelt sind.

    Der Stromausfall 2006 (VDE, 2006) hat Europa sehr eindrücklich wachgerüttelt und

    aufgezeigt, wie abhängig das Gesamtsystem von den einzelnen Komponenten ist. Ein

    Kreuzfahrtschiff, welches eine Übertragungsleitung passierte, verursachte einen

    Stromausfall in 15 Millionen Haushalten. Trotz Einsatz modernster Mittel wurde dieser

    Störfall nicht vorausgesehen.

    Und genau dieses hochsensible Gesamtsystem befindet sich jetzt in einem elementaren

    Umbruch. Es zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab von zentraler, regulierbarer

  • Aufgabenstellung 2

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

    © Roland Grob

    Energieversorgung, hin zu einer dezentralen Lösung, welche von Wettereinflüssen und

    anderen nicht planbaren Faktoren abhängig ist.

    So vielfältig wie die Komponenten des Systems sind, so vielfältig sind auch die möglichen

    Lösungsansätze.

    In diesem Bericht wird die komplexe Thematik mit steigender Detailtiefe durchleuchtet.

    Zuerst wird die Ist Situation beschrieben. Dies wird anhand eines historischen Rückblickes

    und aktuellen Rahmenbedingungen erarbeitet. Es wird versucht, nicht nur eine

    Momentaufnahme darzustellen, sondern die Richtung der Entwicklung zu erfassen und

    daraus die Bedeutung des Energiewandels abzuleiten. Ein Wandel impliziert in seiner

    Bedeutung auch eine, mehr oder weniger ungewisse, Zukunft.

    Durch die Analyse verschiedener Indikatoren und Szenarien sollen mögliche Eigenschaften

    und Anforderungen der Energieversorgung der Zukunft dargestellt werden. Dieses, auf

    Annahmen beruhende, Szenario soll dabei helfen die Anforderungen an die Smart Grid

    Komponenten festzulegen, welche in der Energiezukunft eine zentrale Rolle übernehmen

    sollen. Die Arbeit soll somit Systemlieferanten und Infrastrukturverantwortlichen helfen, sich

    dem Wandel des Systems anzuschliessen und sich nachhaltig weiterzuentwickeln.

    Mit der Entwicklung eines Baukastens wird eine Methode erarbeitet, mit der komplexe

    Energiesysteme in Standardkomponenten aufgeteilt werden können. Diese Aufteilung hilft

    nicht nur der eigentlichen Beschreibung des Systems, sondern es hilft auch den Lieferanten

    ihre Produkte entsprechend Modular zu entwickeln. Ein Softwarelieferant kann somit für jede

    Standartkomponente ein entsprechendes Softwaremodul vorbereiten, welches dank

    Schnittstellen mit anderen Modulen verknüpft werden kann. Ein reales System kann mit Hilfe

    dieser Methode virtuell nachgebaut werden. Auch kann anhand der einzelnen Komponenten

    ermittelt werden, welches Knowhow für diese Thematik benötigt wird.

    Das Fallbeispiel, welches auf Grundlage realer Messdaten aus dem Jahr 2012 erarbeitet

    wurde, konzentriert sich auf die Photovoltaik, welche den am stärksten wachsenden Zweig

    der Thematik darstellt. Mit dem Beispiel wird aufgezeigt, dass die Energiezukunft nicht

    alleine von technischen Möglichkeiten abhängt. Auch rechtliche und wirtschaftliche

    Rahmenbedingungen spielen eine entscheidende Rolle um die Zusatzinvestitionen rentabel

    zu machen. Ebenfalls in diesem Teil wird ein Blick in die Zukunft gewagt. Obwohl Smart

    Grid, zum heutigen Zeitpunkt, nur beschränkt wirtschaftlich interessant ist, legen

    unterschiedliche Entwicklung die Vermutung nahe, dass sich dieser Umstand schon sehr

    bald ändern kann.

  • Ist-Situation Energie Schweiz 3

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

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    2 Ist-Situation Energie Schweiz

    2.1 Entstehung der Schweizer Stromversorgung

    Um die zukünftige Entwicklung des schweizerischen Stromnetzes zu verstehen, benötigt

    man einen kurzen Einblick in die Vergangenheit. Einen geeigneten Überblick zeigt die

    Homepage www.strom-online.ch welche von verschiedenen Stromversorgern betrieben wird.

    (strom-online.ch, 2010)

    Abbildung 1: Entwicklung der Stromversorgung

    Vor 1903: Isolierte Versorgung

    Ein einzelnes Kraftwerk versorgt ein nahe gelegenes Verbrauchergebiet mit Strom. Wegen

    der hohen Abhängigkeit von einem einzelnen Kraftwerk eines bestimmten Typs ist die

    Versorgungssicherheit ungenügend.

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    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

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    Ab 1903: Erste Kraftwerkverbunde

    Zwei oder mehrere Kraftwerke werden mit einer Stromleitung verbunden, was zu mehr

    Stabilität in der Versorgung führt. Zum Beispiel das Flusskraftwerk Beznau AG und das

    Speicherkraftwerk Löntsch GL: Beznau liefert kontinuierliche Bandenergie, Löntsch

    Spitzenenergie.

    1903 bis 1958: Ausbau des Stromnetzes

    Die Stromnachfrage wächst stetig. Es entstehen erste monumentale Kraftwerkbauten in den

    Bergen. Entsprechend länger wird das Stromnetz. Die Versorgungsgebiete sind zusehends

    weiter entfernt von den Kraftwerken.

    1958: Stern von Laufenburg

    Die Schweiz, Deutschland und Frankreich überwinden das gegenseitige Misstrauen aus zwei

    Weltkriegen und schaffen bei Laufenburg das erste transnationale Stromnetz. Vorher hatte

    jedes Land ein autonomes Netz betrieben. Durch den Verbund steigen

    Versorgungssicherheit und Netzstabilität: Es sind noch mehr verschiedene Kraftwerktypen

    und Kraftwerke integriert. Mit dem «Stern von Laufenburg» beginnt auch der internationale

    Stromhandel.

    1958 bis heute: Grosse Ausbauphase

    Der Hunger nach Strom wird stetig grösser. Zahlreiche leistungsfähige Kraftwerke entstehen.

    Die Netzinfrastruktur in der Schweiz wie im Ausland wächst. Bis Ende der 1970er-Jahre ist

    die Infrastruktur mehrheitlich gebaut: Trassen für Hochspannungsleitungen,

    Speicherkraftwerke in den Bergen, Kernkraftwerke im Mittelland. Der internationale

    Stromhandel gewinnt an Bedeutung. Es entstehen erste Kapazitätsengpässe.

    2.2 Versorgungskonzept

    Der Rückblick in die Vergangenheit zeigt, dass nicht nur technologische Errungenschaften

    die Entwicklung geprägt haben, sondern, dass auch die Konzeption des Systems sich stetig

    weiterentwickelt hat. Von ehemals isolierten Einzelsystemen zu einem flächendeckenden

    Netzwerk mit sehr einflussreichen Schlüsselelementen. Den wohl stärksten Einfluss haben

    die grossen Produktionsanlagen, wie Kern- und Laufwasserkraftwerke. Um die Stabilität der

    Stromversorgung sicherzustellen wird das (n-1)-Prinzip angewendet (Schwab, 2012 S. 6).

    Dieses Prinzip stellt sicher, dass jeder Ausfall einer Komponente durch den Rest des

    Systems getragen werden kann. Dies betrifft sowohl die Übertragung als auch die Produktion

    der Energie.

    Das Schweizer Energienetz ist somit auf die grossen Produktionsanlagen ausgerichtet und

    die Netzstruktur verfeinert sich somit von den Einspeisepunkten weg, hin zu den einzelnen

    Verbrauchern. Man spricht von einem zentralen Versorgungskonzept.

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    Abbildung 2: zentrales Versorgungskonzept

    Die Abbildung 2 zeigt eine sehr stark vereinfachte Darstellung des zentralen

    Versorgungskonzeptes welches in der Schweiz vorherrscht.

    2.3 Produktion und Verbrauch

    Im Folgenden werden die Zusammensetzung und der zeitliche Verlauf der Stromproduktion

    in der Schweiz betrachtet. Als Grundlage dafür dient die Schweizerische Elektrizitätsstatistik

    2012. (Bundesamt für Energie, 2013)

    Der Blick auf die Produktionsstatistik ist gleichzeitig ein Blick auf den Verbrauch. Dass

    Verbrauch und Produktion zu jedem Zeitpunkt gleich sein müssen, stellt eine der grossen

    Herausforderungen in der Zukunft dar.

    Der Einfluss des Stromhandels wird dabei ausgeblendet, da er für diese Arbeit irrelevant ist.

    Er würde die Zahlen zwar leicht verändern, die folgenden Grundaussagen können aber

    dennoch hergeleitet werden.

    Der Schweizer Strom Mix besteht nach wie vor zu einem grossen Teil aus Wasserkraft. Die

    Speicherkraftwerke (32.5%) und die Laufwasserkraftwerke (26.2%) liefern mehr als die

    Hälfte unseres Strombedarfs. Mit den Kernkraftwerken (35.8%) und den konventionell

    thermischen und andere Kraftwerken (5.5%) wird die Lücke geschlossen.

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    Abbildung 3: Strom Mix Schweiz

    Gemäss öffentlichen Diskussionen ist der Wunsch vorhanden, in Zukunft den Teil der

    Kernkraftwerke mit alternativen, bzw. regenerativen Produktionsmethoden zu ersetzen. Dies

    entspricht einer Menge von 24.3 TWh. Diese Lücke soll zukünftig mit zusätzlicher

    Produktion, oder reduziertem Verbrauch geschlossen werden.

    Abbildung 4: Verbrauchsentwicklung

    Abbildung 4 zeigt die Verbrauchsentwicklung der Schweiz seit 1950. Trotz

    Einsparbemühungen steigt der Strombedarf stetig.

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    Die Gründe für diesen Trend sind vielfältig:

    • Bevölkerungswachstum

    • Elektrifizierung fossiler Verbraucher (Wärmepumpen statt Ölheizungen)

    • Massiver Anstieg von Standby Verbrauchern (Internet etc.)

    • Ausbau von Beleuchtungsinfrastruktur

    • Usw.

    Dieser Trend legt die Vermutung nahe, dass Lücken wohl vorrangig mit neuen

    Produktionsmitteln, statt mit Einsparungen angestrebt werden muss.

    Abbildung 5: Tagesverläufe

    Ein weiterer relevanter Faktor ist der kurzfristige Verlauf des Strombedarfs. Die Abbildung 5

    zeigt, dass nicht nur die gesamte Energiemenge relevant ist, sondern auch, wann sie

    benötigt wird. Die Schweiz befindet sich in der komfortablen Situation auf eine grosse Menge

    sogenannter Bandenergie zurückgreifen zu können. Also Energie, welche rund um die Uhr

    konstant zur Verfügung steht und somit das Fundament der Stromversorgung bildet. Dies

    ermöglichen zu einem grossen Teil die Kernkraftwerke. Die kurzzeitigen Schwankungen

    werden mit dem Spielraum der Laufwasserkraftwerke und dem Potential der

    Speicherkraftwerke ausgeglichen, welche in der Nacht jeweils mit der überschüssigen

    Bandenergie wieder aufgeladen werden können. Ein Ersatz der Kernkraftwerke bedeutet

    also auch einen Ersatz für die Bandenergie.

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    2.4 Tarifmodelle

    Ein Stromtarif ist in seiner einfachsten Form ein Entgelt für eine bezogene Leistung. In der

    Schweiz gibt es allerdings verschiedene Modelle welche teilweise auch einen

    regulatorischen Zweck mit sich bringen.

    2.4.1 Normaltarife

    Als Normaltarif wird der Tarif zwischen Stromversorger und Konsument betrachtet. Üblich

    sind unterschiedliche Tarife abhängig von Tages- und Jahreszeit. Dies soll eine

    regulatorische Wirkung bringen, damit die Konsumenten zeitunkritische Verbraucher wie

    Boiler etc. zu jenen Zeiten verwenden, wenn Produktionsüberschuss herrscht und nicht

    während den Hochlastzeiten am Mittag oder Abend.

    Ein weiterer Normaltarif existiert für Kleinproduzenten. Diese können ihren produzierten

    Strom zu vereinbarten Tarifen ins Versorgungsnetz einspeisen. Dies sind meistens

    einheitliche Tarife unabhängig von der Einspeisezeit. In wenigen Fällen gibt es allerdings

    auch hier zeitabhängige Tarife um die Einspeisezeit zu regulieren.

    2.4.2 Kostendeckende Einspeisevergütung

    Die kostendeckende Einspeisevergütung ist ein Förderprogramm für erneuerbare Energien und gilt für folgende Technologien:

    • Wasserkraft (bis 10 Megawatt) • Photovoltaik • Windenergie • Geothermie • Biomasse und Abfälle aus Biomasse

    Es gibt für jede dieser Technologien eigene Vergütungstarife, die anhand von Referenzanlagen pro Technologie und Leistungsklasse festgelegt sind. Die Dauer der Vergütung beträgt je nach Technologie 20 bis 25 Jahre. Die Erzeugung von erneuerbarer Energie wird aufgrund des technologischen Fortschritts immer günstiger. Deshalb ist eine Absenkung der Vergütungstarife der kostendeckenden Einspeisevergütung vorgesehen. Diese Absenkung betrifft jeweils nur die neu angemeldeten Anlagen. Sie erhalten über die gesamte Vergütungsdauer einen dann konstant bleibenden Vergütungstarif.

    Wer sich für die kostendeckende Einspeisevergütung entscheidet, kann seine Elektrizität nicht gleichzeitig auch als «grünen Strom» am freien Ökostrommarkt verkaufen.

    Die Bestimmungen über die kostendeckende Einspeisevergütung sind in der geänderten Energieverordnung (EnV) geregelt. Sie sind am 1. Januar 2009 in Kraft getreten. Von der Einspeisevergütung können Anlagen profitieren, die nach dem 1. Januar 2006 in Betrieb genommen worden sind. Die Anmeldung für solche Anlagen erfolgt bei der nationalen Netzgesellschaft Swissgrid.

    Abbildung 6: Erklärung KEV (Stiftung KEV, 2013)

  • Ist-Situation Energie Schweiz 9

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    Die Kostendeckende Einspeisevergütung, gilt als der Treiber schlechthin für erneuerbare

    Energieträger. Sie stellt allerdings eine reine Investitionsförderung dar und hat keinerlei

    regulatorische Funktion.

    2.4.3 Eigenvermarktung

    Die Eigenvermarktung von produziertem Strom, wird von unterschiedlichen Organisationen

    betrieben. Physikalisch gesehen wird der Strom irgendwo im Netz eingespeist.

    Buchhalterisch wird allerdings jede Kilowattstunde erfasst und in Rahmen von Kontingenten

    vermarktet. Ein Produzent in der Ostschweiz kann somit erneuerbare Energie für eine Firma

    in der Westschweiz produzieren und erhält von dieser einen Mehrwert bezahlt.

    Auch verschiedene Kantons- und Gemeindewerke betreiben ein System der

    Selbstvermarktung.

  • Energiewandel 10

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    3 Energiewandel

    Das Bundesamt für Energie hat folgende Ziele für die Schweizer Energieversorgung

    gesteckt:

    (Bundesamt für Energie, 2012)

    Die Ziele sind verhältnismässig Moderat, wenn man Sie mit den Zielen der Volksinitiative von

    2003 'Strom ohne Atom - Für eine Energiewende und die schrittweise Stilllegung der

    Atomkraftwerke‘ (Strom ohne Atom) vergleicht, in welcher die komplette Stilllegung

    sämtlicher Kernkraftwerke gefordert wurde. Dennoch ist die Richtung klar und das Fernziel

    einer kernkraftfreien Versorgung bleibt mit ungewissen Zeithorizont erhalten.

    3.1 Konzept der dezentralen Energieversorgung

    Mit der Zunahme der Verwendung von erneuerbaren Energiequellen wie Wind-, Solar- und

    Wasserkraft entsteht eine neue Struktur des Versorgungsnetzes. Zu den zentralen

    Hauptknoten kommen dezentrale Kleinkraftwerke in hoher Stückzahl dazu.

    • Generelle Reduktion des Endenergieverbrauchs durch Verbesserung der

    Energieeffizienz im Brenn- und Treibstoff- sowie im Elektrizitätsbereich.

    • Reduktion der CO2-Emissionen und des Verbrauchs an fossilen Energien um

    mindestens 20 Prozent bis 2020 gegenüber dem Stand von 1990.

    • Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energien zwischen 2010 und 2020 am

    Gesamtenergieverbrauch um mindestens 50 Prozent. Der zunehmende

    Elektrizitätsverbrauch soll möglichst durch erneuerbare Energien abgedeckt

    werden.

  • Energiewandel 11

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    Abbildung 7: Versorgungskonzept mit steigendem dezentralen Anteil

    Da die bestehenden Grosskraftwerke auch in Zukunft erhalten bleiben werden, entsteht ein

    Mischbetrieb von zentraler und dezentraler Energieproduktion. Dieser Mischbetrieb existiert

    schon von Beginn weg, allerdings wird in den nächsten Jahren der dezentrale Anteil massiv

    zunehmen und den Charakter des Versorgungsnetzes grundlegend verändern.

    3.1.1 Auswirkungen und Herausforderungen der dezentralen

    Energieversorgung

    Dieser Strukturwandel bringt Herausforderungen in verschiedenen Bereichen der

    Stromversorgung mit sich. Im Folgenden sind die für diese Arbeit relevanten aufgeführt.

    Netzbetriebliche Herausforderungen

    • Das aktuelle Schutzkonzept basiert auf dem Top-Down Prinzip. Im Störfall (Brand,

    Kurzschluss etc.) müssen sämtliche einspeisenden Leitungen getrennt werden. Bei

    einer zentralen Ausrichtung war dies in den meisten Fällen eine einzelne

    Einspeisung. Bei dezentralen Einspeisepunkten ist die Richtung nicht immer klar. Die

    Schutztechnik benötigt Richtungserkennung. Beispiel: Eine Scheune mit

    Photovoltaikanlage gerät in Brand. Die Feuerwehr muss sowohl die Zuleitung des

    öffentlichen Versorgers, als auch die Photovoltaikanlage selber vom Brandherd

    trennen.

  • Energiewandel 12

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    • Endkunden, welche bisher einen geringen Strombezug hatten, sind üblicherweise mit

    entsprechend angepassten Zuleitungen erschlossen. Eine dezentrale

    Produktionsanlage kann eine um Faktoren grössere Leitungskapazität in die andere

    Richtung verlangen. Das Netz muss ausgebaut werden. Beispiel: Ein abgelegener

    Bauernhof baut eine grosse Biogasanlage. Die Produktion der Anlage ist zehnmal

    höher als der Eigenverbrauch des ganzen Hofes. Die komplette Zuleitung muss

    ersetzt werden.

    Herausforderung Bedarfsgerechte Produktion

    • Wetterabhängige Anlagen produzieren nur unter den gegebenen Bedingungen. In

    Bezug auf Photovoltaik herrscht sogar ein gewisses Ungleichgewicht, da je

    schlechter das Wetter, je höher der Stromverbrauch und je tiefer die Produktion.

    • In der derzeitigen Situation können Kraftwerke sehr exakt geregelt werden. Lücken

    können schnell geschlossen und Überschüsse kompensiert werden. Je höher der

    Anteil an wetterabhängigen Stromversorgern ist, desto höher ist der Anteil an nicht

    regelbarer Energie. Mit diesem Problem war und ist Deutschland mit seinen grossen

    Windparkanlagen im Norden konfrontiert, wie der Bericht von Daniel Wetzel aufzeigt

    (Wetzel, 2011). Wie im Bericht erwähnt, ist die Speicherung der Energie ein

    möglicher Lösungsansatz, welcher später in dieser Arbeit genauer behandelt wird.

    • Gerade Photovoltaik produziert nur während weniger Stunden pro Tag. Ein Ersatz

    von den Kernkraftwerken durch Photovoltaikanlagen hätte somit gravierende

    Auswirkungen auf die Netzbelastung. Angenommen man produziert dieselbe

    Energiemenge der Kernkraftwerke mit Photovoltaikanlagen, müsste damit in wenigen

    Stunden dieselbe Menge produziert werden, wie mit den Kernkraftwerken an einem

    ganzen Tag. Die Leistungsspitzen und somit die Netzbelastungen wären um

    Faktoren höher und die Verteilung in die sonnenfreien Stunden enorm aufwändig.

    Herausforderung Wirtschaftlichkeit

    • Die Investitionskosten bei Produktionsanlagen verlaufen selten linear, sondern

    werden mit steigender Produktionsleistung proportional günstiger. Aus diesem Grund

    verursachen kleinere Anlagen höhere Gestehungskosten für die produzierte Energie

    als Grosskraftwerke.

    Anton Gunzinger hat in seinem Bericht zum Thema Elektrizitätsversorgung der Schweiz von

    morgen (Gunzinger, 2013) einen Denkanstoss zu dem Thema geliefert. Er hat über ein

    gesamtes Jahr Wetterdaten aus der ganzen Schweiz ausgewertet und mittels einer

    Simulation ermittelt, wie der Lastverlauf für das Gesamtsystem aussehen würde. In der

    Simulation hat er so viele Photovoltaikanlagen platziert, dass die gesamte Energiemenge der

    Kernkraftwerke produziert werden könnte. Selbstverständlich ist das Szenario sehr

  • Energiewandel 13

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    theoretisch und kaum realistisch. Da es jedoch eindrücklich die Problematik illustriert, wird es

    auch in diesem Bericht verwendet.

    Unten angeführt sind acht Grafiken welche einen Teil des Resultates der Simulation

    aufzeigen. Der Erste Teil zeigt eine typische Sommerwoche mit viel Sonnenschein. Im

    zweiten Teil ist eine typische Winterwoche mit kurzen Tagen und tiefem Sonnenstand

    ersichtlich.

    Es werden folgende 4 Szenarien behandelt:

    1. Weiter wie bisher mit den bestehenden Anlagen

    2. Nuklearersatz durch Solaranlagen

    3. Erweiterung Szenario zwei mit zusätzlichen Windkraftanlagen

    4. Teilersatz der Solar- und Windkraftanlagen in Szenario 3 durch konstante

    Biomasseanlagen. Die Biomasse als Rohstoff kann gelagert werden und stellt somit

    einen indirekten Energiespeicher dar. Aus diesem Grund wird in den

    Sommermonaten mit überschüssiger Solarproduktion, keine Biomasseenergie

    produziert.

    In der folgenden Tabelle sieht man die installierten Leistungen der relevanten Komponenten

    je Szenario.

    Installierte

    Leistungen je

    Szenario

    Nuklear Solar Wind Biomasse

    1) Wie Bisher 3.43 GW 0 GW 0 GW 0 GW

    2) Solar 0 GW 18 GW 0 GW 0 GW

    3) Solar und

    Wind

    0 GW 18 GW 4.5 GW 0 GW

    4) Solar, Wind

    und Biomasse

    0 GW 13.5 GW 3.6 GW 1 GW

    Tabelle 1: Installation je Szenario

    Das Hauptaugenmerk liegt, in Bezug auf diese Arbeit, auf der maximalen Netzbelastung,

    dem Überschuss (beige) bzw. Defizit (violett) und dem Speicherbedarf (dunkel- und

    hellblau).

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    Abbildung 8: Verhalten in einer Sommerwoche

    Schlussfolgerungen Sommerwoche

    • Es zeigt sich, dass die maximale Netzbelastung um fast Faktor zwei steigt.

    • Bei steigendem Anteil von Windkraft entstehen grössere Überschüsse, da die

    Speicher in der Nacht weniger geleert werden und generell Mehr Energie zur

    Verfügung steht. Wenn man davon ausgeht, dass die umliegenden Nachbarländer

    ähnliche Strategien fahren, lassen sich diese Überschüsse im Gegensatz zu heute

    nicht mehr wirtschaftlich verwerten.

    • Durch den reduzierten Bedarf von Solar- und Windkraft und dank dem Einsatz von

    Biomasse, entsteht auch in den Sommerwochen eine geringere Belastung der Netze.

    • Der hohe Solaranteil lässt es zu, dass die kurzfristigen Pumpspeicher täglich neu

    gefüllt werden können und nicht auf die langfristigen Saisonalspeicherkraftwerke

    zugegriffen werden muss.

  • Energiewandel 15

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    Abbildung 9: Verhalten in einer Winterwoche

    Schlussfolgerungen Winterwoche

    • Die Netzbelastung hat nur vereinzelt Mehrbelastungen.

    • Der steigende Anteil von Windkraft reduziert den Bedarf an langfristigem Speicher.

    • Die 1 GW konstante Biomasseenergie kompensiert die Lücke der um 5.4 GW

    reduzierten Solar- und Windkraft.

    • Die fehlenden Überschüsse lassen keinen Einsatz der kurzfristigen Speicher mehr

    zu. Für die Kompensation in der Nacht muss vollumfänglich auf die langfristigen

    Speicher zugegriffen werden.

    Fazit aus der Simulation

    Es zeigt sich, dass die Umstellung des Grundkonzeptes in der Theorie funktionieren könnte.

    Es entstehen aber neue Herausforderungen, welche nicht mehr mit rein physikalisch-

    passiven Konzepten gelöst werden können.

    Die grösste Herausforderung stellt die Harmonisierung von Verbrauch und Produktion dar.

    Bedarfsgerechte Produktion bzw. Verfügbarkeitsgerechter Verbrauch sind dabei die grossen

    Knackpunkte. Die Verbraucher müssen ihr Bezugsverhalten ändern und die Produktion muss

    die Energieverfügbarkeit zeitlich erweitern.

  • Energiewandel 16

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    3.1.2 Problementschärfung durch den Einsatz von Speichern

    Die Simulation zeigt, dass die Deckung des schweizerischen Energiebedarfs mit

    erneuerbarer Energie im Grundsatz machbar ist. Jedoch ist auch ersichtlich, dass dies nur

    unter massivem Einsatz von Energiespeichern umsetzbar ist. Die aktuelle Situation verlangt

    allerdings einen grossen Energietransport zu den, ebenfalls zentral angesiedelten,

    Speicherkraftwerken. Dies hingegen belastet die bestehende Netzinfrastruktur.

    Heute können die Speicherkraftwerke von wenigen Punkten her mit Strom versorgt werden,

    in dem Modell müssten die Überschüsse aus einer hohen Anzahl von Anlagen aus der

    ganzen Schweiz zu den Pumpen geliefert werden.

    Neben der Produktion der Energie und der Anpassung des Konsumverhaltens, spielt die

    dezentrale Speicherfrage in Produktionsnähe für die Energiezukunft Schweiz eine wichtige

    Rolle und kann einen entscheidenden Beitrag zur Entlastung der Netze leisten.

  • Smart Grid 17

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    4 Smart Grid

    Im Zusammenhang mit der Thematik der erneuerbaren Energie und zukünftigen

    Entwicklungen fällt immer wieder der Begriff von „Smart Grid“. Das intelligente Netz also. Es

    finden sich viele Definitionen für den Begriff von unterschiedlichsten Gremien und Autoren.

    Für diese Arbeit ist allerdings nicht das gesamte Netz relevant, sondern behandelt die

    Thematik geschlossener Einzelsysteme. Aus diesem Grund wird der Ausdruck „Smart Micro

    Grid“ verwendet, welcher beispielsweise auch von Price Waterhouse Coopers in ihren

    Publikationen zu dem Thema benutzt wird.

    4.1 Begriffsdefinition Smart Micro Grid

    Die Begriffsdefinition lehnt sich an unterschiedliche Quellen, wird aber explizit für diese

    Arbeit festgelegt.

    Das Micro Grid ist die Ebene zwischen dem Gesamtsystem und den Einzelkomponenten der

    Energieversorgung. Es stellt die Kombination von Verbrauchern und Produzenten dar. Es

    kann sich um nur zwei Teilnehmer, oder um grössere Netze wie beispielsweise einem

    Wärmeverbund oder einem Bioenergiedorf handeln.

    Smart wird ein Micro Grid dann, wenn es sich selber gemäss definierten Vorgaben in einem

    gewissen Masse reguliert. Das heisst die Charakteristika der Komponenten werden

    aufeinander abgestimmt und weisen ein besseres Gesamtverhalten innerhalb des

    Gesamtsystems aus, als wenn sie unabhängig voneinander betrieben werden. Es findet eine

    interne Kompensation der externen Einflüsse statt.

    Die Harmonisierung kann durch eine rein passive Konzeption und Zusammenschaltung der

    Teilnehmer, oder durch den zusätzlichen Einsatz von ICT- und Speicherkomponenten

    erfolgen.

    4.2 Komponenten eines Smart Grid

    In ihrer Publikation zum Thema Virtuelle Kraftwerke (Albersmann, et al., 2012) hat die

    Pricewaterhouse Coopers AG 2012 folgendes Grundmodell für Smart Grid definiert.

  • Smart Grid 18

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

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    Abbildung 10: PWC Smart Grid Modell

    Diese Darstellung zeigt, stark zusammengefasst, die Herausforderungen und Möglichkeiten

    welche für die Energiezukunft relevant sind. Die Themengebiete beinhalten die bereits

    erwähnten Herausforderungen in den Bereichen Netzbetrieb, bedarfsgerechte Produktion

    und der Wirtschaftlichkeit.

    • Smart Home beinhaltet die Optimierung und Regulierung von Verbrauchern in

    Haushalten von übergeordneter Stelle. Zweck ist es, durch die zentrale Steuerung

    einer grossen Masse von verhältnismässig kleinen Verbrauchern die Netze zu

    entlasten und den Bedarf der Produktion anzunähern.

    • Smart Metering liefert die nötigen Daten für jegliche Regulierungsmassnahmen und

    hat somit Einfluss auf sämtliche Teilgebiete.

    • Das Engpassmanagement dient der Harmonisierung von Verbrauch und

    Produktion. Ziel ist es Produktionsengpässe vorauszusehen und entsprechende

    Gegenmassnahmen einzuleiten.

    • Mit dem Demand Side Management wird man den unterschiedlichen Tarifmodellen

    gerecht und fördert somit die Wirtschaftlichkeit der Anlagen.

    • Die Speichertechnologien und die Elektromobilität dienen der Netzentlastung und

    der bedarfsgerechten Produktion.

    • Mit virtuellen Kraftwerken ist der Zusammenschluss verschiedener dezentraler

    Produzenten gemeint. Das System wird gegen aussen als ein einzelnes Kraftwerk

  • Smart Grid 19

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

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    betrachtet und kann intern optimiert werden. Virtuelle Kraftwerke sind eine

    Ausprägung von einem Smart Micro Grid und bringen Mehrwerte in sämtlichen

    Belangen.

    Um dem Titel dieser Arbeit gerecht zu werden, kann das Modell von PWC als Beschriftung

    der einzelnen Fächer im Baukasten für Smart Grid kategorisiert werden. Für eine

    ausführliche Behandlung des Themas muss das Modell detaillierter aufgeschlüsselt werden.

    Es lassen sich drei Kategorien mit unterschiedlichen Eigenschaften definieren:

    • Nicht direkt beeinflussbare Rahmenbedingungen wie Tarifmodelle, Wetterverhalten,

    Messdaten etc.

    • Smart Grid Prinzipien, die auf Grundlage der Rahmenbedingungen, mit Hilfe von ICT

    und Steuerungstechnik, die Optimierungsmassnahmen umsetzen.

    • Physikalische Komponenten, deren Verhalten durch die Smart Grid Prinzipien

    verbessert werden kann.

    Die Kombination der Komponenten erfolgt schrittweise. Anhand der Rahmenbedingungen

    lassen sich die Prinzipien und deren Mehrwert ableiten. Die Rahmenbedingungen und die

    Eigenschaften der physikalischen Komponenten zeigen auf, welche Prinzipien in dem

    entsprechenden System angewandt werden können.

    Wie bereits beschrieben wird für diese Arbeit das Modell eines Baukastens erarbeitet. Dieser

    Ansatz soll der Komplexität der Systeme entgegenwirken. Jedes System hat von aussen

    betrachtet sehr unterschiedliche Eigenschaften und ist mit verschiedenen äusseren

    Einflüssen konfrontiert. Je nach verwendeter Komponenten, Dimensionierung,

    wirtschaftlicher und rechtlicher Rahmenbedingungen oder auch der geografischen Lage,

    können sich physikalisch ähnliche Anlagen komplett unterschiedlich verhalten. Mit dem

    Baukastenprinzip sollen die Systeme in Teileinheiten zerstückelt werden, welche in ihrer

    separaten Betrachtung wieder Standardeigenschaften aufweisen. Somit kann ein System

    von innen heraus analysiert und optimiert werden.

    Abbildung 11 zeigt eine mögliche Zusammensetzung des Baukastens für die Smart Micro

    Grid Betrachtung.

  • Smart Grid 20

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

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    Smart Micro Grid

    Dezentrale Temperatur-abhängige

    Wärmeproduktion

    Dezentrale regelbare

    Stromproduktion

    Übergeordnete Stromquelle

    Verbrauchs-prognose

    Messdaten

    Tarifmodelle

    Dezentrale Wind-abhängige

    Stromproduktion

    Rechtliche Bestimmungen

    Meteoprognosen

    Dezentrale regelbare

    Wärmeproduktion

    Dezentrale Sonnenstrahlungs-

    abhängige Wärmeproduktion

    Dezentrale Sonnenstrahlungs-

    abhängige Stromproduktion

    Thermische Speicher

    Hybridsysteme

    elektrische Speicher

    Produktions-prognose

    Demand – Side - Management

    Speicher -Management

    Anlagen-steuerung

    Merit-Order Management

    Zeitunabhängige Verbraucher

    Zeitkritische Verbraucher

    Abbildung 11: BaukastenSmart Micro Grid

    Die dunklen Kreise stellen die physikalischen Komponenten wie Produzenten,

    Verbraucher und Speicher dar.

    Die hellgrauen Kreise stellen externe Einflüsse dar wie rechtliche Vorgaben,

    Wetterdaten, gemessene Daten und Tarife.

    Die orangen Felder sind aktive, regulatorische Komponenten und Smart Grid

    Prinzipien, welche mit Hilfe von ICT Lösungen aktiv in den Prozess

    eingreifen.

  • Smart Grid 21

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

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    Im Folgenden werden die einzelnen Komponenten des Baukastens oberflächlich

    beschrieben. Eine detaillierte, funktionale Beschreibung der einzelnen Komponenten würde

    den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Im Anschluss wird anhand eines Modellsystems und

    eines konkreten Beispiels aus dem Bereich der Photovoltaik das Prinzip des Baukastens

    erklärt.

    4.2.1 Rahmenbedingungen

    Die Rahmenbedingungen stellen Indikatoren dar, welche auf die Volatilität des

    Gesamtsystems hinweisen. Neben den Schwankungen von Verbrauch und Produktion,

    wirken auch gesellschaftliche und politische Faktoren auf das System ein. Bau- und

    Umweltvorschriften sind genau so vielfältig, wie wirtschaftliche Systeme zum Beispiel

    Rohstoffpreise und Tarifmodelle.

    Element Beschreibung Smart Grid Relevanz

    Die Erfassung von Messdaten hat

    mit der Verbreitung von Smart

    Metering stark zugenommen.

    Durch die Nutzung der

    verbreiteten

    Kommunikationsmöglichkeiten

    werden Daten dezentral erfasst,

    über Datenleitungen transportiert

    und zentral gespeichert und

    ausgewertet.

    Messdaten zeigen immer die nicht

    mehr beeinflussbare

    Vergangenheit und können für die

    Gestaltung zukünftiger

    Optimierung verwendet werden.

    Aus Messdaten können

    Verhaltensmuster und

    Funktionalitäten der Systeme

    ermittelt werden, welch mit

    entsprechender Analyse allfällige

    Verbesserungspotentiale

    aufzeigen können.

    Auch wenn Smart Metering

    hauptsächlich für die Verrechnung

    verwendet wird, bildet es eine

    wichtige Komponente im Bereich von

    Smart Grid. Langzeitmessungen

    können in Kombination mit

    Echtzeitdaten für Prognosesysteme

    verwendet werden. Auch können

    Messdaten auf Unstimmigkeiten im

    System hinweisen, wenn

    beispielsweise eine

    Photovoltaikanlage, verursacht durch

    einen heruntergefallenen Ast,

    plötzlich in Relation zu anderen,

    nahestehenden Anlagen, weniger

    Energie produziert.

  • Smart Grid 22

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

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    Siehe 2.4 Tarifmodelle Die Tarifmodelle haben grundsätzlich

    einen regulierenden Einfluss im

    Smart Micro Grid Kontext. Für den

    Anlagenbetreiber dienen sie

    allerdings vorrangig der

    wirtschaftlichen Optimierung.

    Verschiedene Wetterdienste

    stellen Prognosedaten für die

    Wettervorhersage zur Verfügung.

    Diese können für definierte

    Regionen und Zeiträume

    angefordert werden.

    Die Genauigkeit der Daten steigt

    mit der Verkürzung der

    Vorhersagezeit.

    Die Wetterprognose dient als

    Grundlage für jegliche Arten von

    Prognosen in diesem Kontext.

    Beispiele dafür sind Wärmebedarfs-,

    Produktions- und

    Verbrauchsprognosen.

    Sich ankündigende

    Versorgungslücken, bzw.

    Überschüsse können hiermit

    rechtzeitig erkannt und entsprechend

    behandelt werden.

    Rechtliche Bestimmungen geben

    die Rahmenvorgaben für die

    Bewilligung neuer Anlagen vor.

    Für den Bezug der

    Kostendeckenden

    Einspeisevergütung bei

    Biogasanlagen muss

    beispielsweise ein minimaler Anteil

    der Wärme genutzt werden.

    Vorstellbar sind auch zukünftig

    Vorgaben zum Eigenverbrauch.

    Der gesetzliche Einfluss spielt

    hauptsächlich in der Konzeption einer

    Anlage eine Rolle. Allfällige

    Wärmverbraucher oder Speicher

    müssen in das Konzept einfliessen

    und in der

    Wirtschaftlichkeitsrechnung

    berücksichtigt werden. Ein

    intelligentes Konzept kann somit zu

    ökologischem, oder ökonomischem

    Mehrwert führen.

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    4.2.2 Smart Grid Prinzipien

    Diese Prinzipien stellen die eigentliche Intelligenz dar. Sie ermitteln mögliches Potential aus

    den Rahmenbedingungen und schöpfen durch den Einsatz von ICT Mitteln einen Mehrwert

    aus den Systemen. Auch wenn bereits heute sehr viel Informationstechnologie im Einsatz ist,

    unterscheiden sich die Smart Grid Komponenten doch stark davon. Sie vereinen

    physikalische, technische und administrative Vorgaben in Einem. Einen grossen Teil stellen

    dabei Datenbankfunktionalitäten dar, welche die riesige Menge an Daten aufbereitet und

    auswertet. Auch müssen die Systeme sehr flexibel aufgebaut sein, da jedes Micro Grid

    individuelle Eigenschaften mit sich bringt und sich die Rahmenbedingungen teilweise sehr

    kurzfristig ändern können.

    Element Beschreibung Smart Grid Relevanz

    Die Produktions- bzw.

    Verbrauchsprognose wird aus

    unterschiedlichen Komponenten

    gewonnen. Zum einen fliessen die

    charakteristischen Eigenschaften

    der Anlagen in die Prognose ein,

    zum andern werden ausgewertete

    Messdaten dazu verwendet.

    Zusätzlich können externe

    Einflüsse wie

    Konsumentenverhalten und

    dergleichen Einfliessen. Diese

    Rahmenbedingungen werden mit

    einer Meteoprognose

    gegengerechnet, was einen zu

    erwartenden Verlauf hervorbringt.

    Prognosen bringen vor allem in der

    Kombination von Verbrauch und

    Produktion einen Mehrwert. Somit

    können zu erwartende

    Versorgungslücken, bzw.

    Überschüsse, oder auch

    Rohstoffknappheit erkannt werden.

    Eine Prognose erhöht den zeitlichen

    Handlungsspielraum um

    beispielsweise ein Backupsystem

    rechtzeitig hochzufahren, oder

    Speicherplatz zur Verfügung zu

    stellen.

    Die Merit-Order ist die

    Einsatzreihenfolge der Kraftwerke,

    die durch die variablen Kosten der

    Stromerzeugung bestimmt wird.

    Dabei werden zuerst die

    günstigsten Kraftwerke zur

    Deckung der Nachfrage

    aufgeschaltet, das letzte Kraftwerk

    Mit dem Merit Order Effekt können in

    Kombination mit Prognosen die

    variablen Kosten einer Anlage

    gesenkt werden.

    Kostenverursachende Anlagen

    werden so wenig und spät wie

    möglich in Betrieb genommen um

    unnötige Verluste durch zu hohe

  • Smart Grid 24

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

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    mit den höchsten Grenzkosten,

    das zur Deckung der Nachfrage

    benötigt wird, bestimmt den Preis.

    (Genoese)

    Vorlaufzeiten zu reduzieren. Die

    Energie von PV und

    Windkraftanlagen, deren Grenzkosten

    gegen Null gehen wird maximal

    ausgenutzt.

    Die Anlagensteuerung wird mit

    klassischer Automations- und

    Leittechnik realisiert. Teilweise ist

    sie in den Anlagen bereits

    vorhanden, für erweiterte

    Anwendungen muss sie allenfalls

    ausgebaut werden.

    Die Anlagensteuerung setzt die aus

    den verschiedenen

    Datenbankauswertungen gewonnen

    Erkenntnisse in die Praxis um. Der

    Vorteil der Automation ist die flexible

    und zeitnahe Reaktion auf geänderte

    Umstände. Auch kann dank der

    Vernetzung der Wirkungskreis mittels

    eines zentralen Leitsystems auf

    mehrere Anlagen erweitert werden.

    Ein weiterer Vorteil von

    Steuerungssystemen ist die

    Überwachung der Anlagen. Mit einem

    Soll – Ist Vergleich der Funktionalität

    der Anlagen können Fehlfunktionen

    schnell erkannt und Ausfallzeiten

    reduziert werden.

    Das Speichermanagement

    berücksichtigt den aktuellen Status

    der Speicher und die Verwendung

    dieser. Der Status beinhaltet die

    Speicherstand, Ladeströme und

    dergleichen.

    Mit der gezielten Verwendung

    kann die Lebenszeit von Akkus

    maximiert werden.

    Ein wachsender Bereich ist die

    Verwendung der Elektrospeicher

    aus dem Bereich der Mobilität.

    Speicher sollten immer mit einem

    Blick in die nahe Zukunft betrachtet

    werden. Bei sich ankündigenden

    Lücken oder Überschüssen muss der

    Speicherstand entsprechend

    vorbereitet werden.

    Bei der Verwendung von Akkus aus

    dem Mobilitätsbereich muss darauf

    geachtet werden, dass der Fahrer

    niemals einen entleerten Akku

    vorfindet. Auch bringt es nichts

    Speicherumsatz zu generieren, wenn

    die entsprechenden Tarife ungünstig

    sind.

  • Smart Grid 25

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    Der Oberbegriff «Demand Side

    Management» (DSM) beschreibt

    sehr allgemein die zielgerichtete

    Beeinflussung der Lastkurve im

    Stromnetz. (Koch, 2011)

    Im Gegensatz zur üblichen

    Regulierung der

    Produktionsanlagen zielt das

    Demand Side Management auf die

    Regulierung der Verbraucherseite.

    Die Stromversorger haben mit den

    unterschiedlichen Tarifen einen

    ersten Schritt in diese Richtung

    gemacht. Auch das weit

    verbreitete Rundsteuersystem,

    welches Boiler und

    Waschmaschinen Einsätze steuert

    dient diesem Zweck.

    Das Demand Side Management wird

    mit Zunahme der wetterabhängigen

    Stromproduktion immer wichtiger. Im

    Gegensatz zu vergangenen

    Anwendungen, welche auf starren

    Zeitmodellen basieren, ist allerdings

    zukünftig mehr Flexibilität gefordert.

    Es muss kurzfristig auf die Resultate

    der unterschiedlichen Prognosen

    reagiert werden können.

  • Smart Grid 26

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    4.2.3 Physikalische Komponenten

    Dieser Teil beschreibt die herkömmlichen Teilnehmer der Energieversorgung, wie sie seit

    Jahrzehnten im Einsatz sind. Sie alle haben unterschiedliche Eigenschaften, können

    allerdings klassifiziert und gruppiert werden. Je nach Typ und Kombination mit anderen

    Komponenten, zeigen unterschiedliche Massnahmen Wirkung.

    Element Beschreibung Smart Grid Relevanz

    Als übergeordnete Stromquelle

    wird das Gesamtsystem

    bezeichnet. Also im Falle eines

    dezentrales Systems das nächste

    Ortsnetz, an welches das Micro

    Grid angebunden ist.

    Das Gesamtsystem dient als

    Backupsystem bei fehlender

    Produktion, aber auch als Abnehmer

    von allfälligen Überschüssen. Es gilt

    die Einwirkung auf das übergeordnete

    System auf ein Minimum zu

    beschränken.

    Photovoltaikanlagen stellen den

    wohl am stärksten wachsenden

    Anteil dar. Sie können mit

    verhältnismässig geringem

    Installations- und Betriebsaufwand

    betrieben werden.

    Die Investitionskosten sind zwar

    fallend, allerdings immer noch

    verhältnismässig hoch. Auch

    verursachen die direkte

    Wetterabhängigkeit und die schnellen

    Schwankungen hohe

    Herausforderungen.

    Zentrale Elemente zur Verbesserung

    von PV-Anlagen sind die Speicher-

    und Prognoseprinzipien.

    Thermosolaranlagen für die

    Produktion von Warmwasser sind

    eine äusserst effektive Methode

    um den CO2 Ausstoss zu

    reduzieren.

    Die Wetterabhängigkeit ist auch in

    dieser Technologie eine

    Schlüsselkomponente. Erschwerend

    kommt der gegenläufige Verlauf von

    Bedarf und Produktion. Gerade bei

    fehlendem Sonnenschein sind

    Heizungssysteme verstärkt gefragt.

    Die einfache Speichermöglichkeit von

    Wärme entschärft die Situation, bei

    längeren Kälteperioden sind aber

    unweigerlich Backupsysteme

  • Smart Grid 27

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

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    gefordert.

    Zentrale Elemente zur Verbesserung

    von PV-Anlagen sind die Speicher-

    und Prognoseprinzipien.

    Regelbare Energieproduktion wird

    mit Blockheizkraftwerken

    umgesetzt, welche mittels eines

    Brennstoffes einen herkömmlichen

    Generator betreiben. Sie können

    mit verschiedenen Treibstoffen wie

    Holzschnitzel, Bio- bzw. Erdgas,

    Öl etc. betrieben werden.

    Diese Kraftwerke verursachen

    immer einen grossen Anteil von

    Abwärme, welche im Idealfall auch

    genutzt werden kann. In diesem

    Fall spricht man von sogenannten

    Hybridsystemen welche separat

    behandelt werden.

    Im Smart Grid Bereich sind die

    Blockheizkraftwerke ideale

    Backupsysteme für die

    wetterabhängigen Systeme. Die

    Rohstoffe sind gut speicherbar und

    die Energie kann zeitnah abgerufen

    werden.

    Das Demand Side Management hilft

    die zur Verfügung stehenden

    Rohstoffe möglichst gewinnbringend

    einzusetzen.

    Die regelbare Wärmeproduktion

    geht Hand in Hand mit der

    Regelbaren Stromproduktion. Die

    Systeme nutzen allerdings keine

    Energie für den Antrieb eines

    Stromgenerators, sondern

    verwenden alles für die

    Wärmeproduktion.

    Im Smart Grid Bereich sind die

    Blockheizkraftwerke ideale

    Backupsysteme für die

    wetterabhängigen Systeme. Die

    Rohstoffe sind gut speicherbar und

    die Energie kann zeitnah abgerufen

    werden.

    Mit der Kombination von Prognose-

    und Merit Order Prinzip können die

    Verluste auf ein Minimum reduziert

    werden.

    Windkraftwerke sind wie die

    Photovoltaikanlagen

    wetterabhängig. Sie bringen

    allerdings den Vorteil, dass sie

    auch in der Nacht produzieren

    Windkraftwerke können in

    Kombination mit Photovoltaik eine

    gewisse Kompensation bei fehlender

    Sonnenstrahlung mit sich bringen.

    Zentrale Elemente zur Verbesserung

  • Smart Grid 28

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    können, wenn die Verhältnisse

    passen.

    von Windkraftanlagen sind die

    Speicher- und Prognoseprinzipien.

    Wärmepumpen unterschiedlichste

    Bauweisen beziehen mittels eines

    Mediums Wärme aus der

    Umgebung, welche im Anschluss

    für Heizzwecke genutzt werden

    kann.

    Wärmepumpen gelten als sehr

    zuverlässige und konstante Form der

    Wärmeproduktion, was ihre rasant

    steigende Verbreitung erklärt. In

    Kombination mit einem

    Wasserspeicher können sie auch für

    die Abnahme von Überschussenergie

    im Strombereich verwendet werden.

    Im Falle von Luftwärmepumpen kann

    mit Speichermanagement und

    Prognosesystemen ein gewisser

    Mehrwert generiert werden.

    Hybridsysteme kombinieren

    mehrere Aspekte der

    Energieproduktion in sich. Das

    bekannteste Beispiel ist das

    Blockheizkraftwerk, bei welchem

    die Abwärme der Stromproduktion

    für Heizzwecke verwendet wird.

    Eine weitere Möglichkeit bietet die

    Solarenergie.

    Hybridwärmepumpen, welche

    sowohl die Abwärme aus der Luft,

    als auch die Thermosolarenergie

    der Sonnenstrahlung nutzen,

    können kombiniert mit

    Photovoltaik und einem Speicher

    zu einem komplett

    selbstversorgenden System

    werden.

    Hybridsysteme stellen schon kleine

    Smart Grid’s dar und gehören genau

    genommen nicht zu den

    Einzelkomponenten. In dieser

    Auflistung werden sie allerdings

    wegen den Blockheizkraftwerken

    verwendet, welche grundsätzlich

    immer den doppelten Nutzen

    mitbringen. Die Herausforderung

    dabei ist es, die Anforderungen der

    Wärme- und Stromverbraucher in

    Einklang zu bringen. Auch spielt hier

    das Tarifmanagement eine grosse

    Rolle um beim Verkauf der Energie

    den grösstmöglichen Ertrag zu

    erzielen.

  • Smart Grid 29

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    Beim Speichern von elektrischer

    Energie unterscheidet man von

    der direkten und indirekten

    Speicherung. Direkte Speicher

    sind Akkumulatoren, welche direkt

    die elektrische Energie aufnehmen

    und auch wieder abgeben.

    Indirekte Speicherung ist das

    Zurückhalten von potentieller oder

    kinetischer Energie.

    Beispielsweise in einem

    Speichersee, oder auch in

    Schwungrädern.

    Speicher dienen hauptsächlich der

    Kompensation von Schwankungen

    jeglicher Art. Sie helfen die Belastung

    der Infrastruktur zu reduzieren und

    Energie, welche zu tiefen

    Gestehungskosten produziert wurde,

    zu späteren Zeitpunkten zu

    verbrauchen.

    Jeder Speicher verursacht allerdings

    auch Betriebskosten. Dies durch eine

    beschränkte Anzahl Ladungszyklen,

    Speicherverlusten oder allgemeinem

    Unterhalt. Aus diesem Grund muss

    Ihr Einsatz genau geplant werden.

    Eine Schlüsselrolle spielt dabei das

    Demand Side Management.

    Thermische Speicherung erfolgt

    über ein Medium, welches die

    produzierte Energie aufnimmt,

    erhält und zu einem späteren

    Zeitpunkt wieder abgibt.

    Auch hier liegt der Hauptzweck in der

    Kompensation von Schwankungen.

    Auch spielen die Betriebskosten und

    Energieverluste eine grosse Rolle

    beim optimalen Einsatz der Speicher.

    Je nach Produktionsmedium kommt

    hier das Demand Side Management

    oder das Merit Order Prinzip zum

    Einsatz.

    Zeitkritische Verbraucher sind,

    abhängig von ihrem

    Verwendungszweck, an einen

    bestimmten Zeitpunkt gebunden.

    Sie stellen den grössten Teil der

    Verbraucher dar. Beispiele sind

    die Haushalte, welche alle um die

    Mittagszeit die Kochherde

    einschalten, oder

    Industriebetriebe, welche ihren

    Maschinenpark währen den

    Diese Art der Verbraucher gibt den

    Verlauf der Produktion vor. Sämtliche

    Produktionsanlagen müssen so weit

    möglich an diesen Verlauf angepasst

    und entsprechend reguliert werden.

    Auf diese Art der Verbrauch kann

    nicht direkt eingewirkt werden,

    allerdings sind ihre Messdaten

    Einflussfaktoren für die

    Prognosesysteme.

  • Smart Grid 30

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    Arbeitszeiten betreiben.

    Zeitunabhängige Verbraucher

    verfügen üblicherweise über einen

    eigenen Speicher. Dieser kann

    innerhalb eines Zeitraumes mit

    einer gewissen Flexibilität

    aufgeladen werden. Beispiele sind

    Elektroboiler, oder Wärmepumpen

    mit einem Zwischenspeicher.

    Diese Art der Verbraucher bilden eine

    Form des indirekten Speichers. Sie

    können, im eingeschränkten Rahmen,

    Schwankungen der Produktion

    ausgleichen, indem sie bei

    Überproduktion Energie aufnehmen,

    oder im Falle von Überlast die

    Energieaufnahme reduzieren. Die

    Kombination von Prognosesystemen

    und Tarifmanagement hilft die

    Verbrauchskosten zu reduzieren.

  • Smart Grid 31

    Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann

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    4.3 Nutzen des Smart Grid

    In den vorangehenden Kapiteln wurden hauptsächlich die Herausforderungen und Prinzipien

    des Smart Grid Gedankens beschrieben. Dieses Unterkapitel befasst sich mit drei konkreten

    Mehrwerten, welchen solche Systeme mit sich bringen.

    Die ökologischen Mehrwerte stehen in der Energiezukunft im Vordergrund. Der

    augenscheinlichste Vorteil ist die Substitution der bestehenden fossilen und atomaren

    Energiequellen, durch die neuen erneuerbaren Energieträger. Dies soll die atomaren Abfälle

    und den CO2 Ausstoss nachhaltig reduzieren und die Konsequenzen unserer Gesellschaft

    für unseren Planeten minimieren.

    Der Smart Grid Gedanke bringt zudem einen Mehrwert für die an sich schon „grünen“

    Energien mit, indem die vorhandenen Ressourcen effizienter genutzt werden. Dies geschieht

    hauptsächlich durch das Vermeiden von Verlusten.

    Mit der ökonomischen Optimierung wird die Attraktivität der regenerativen Energieträger

    erhöht. Die Gestehungskosten sind nach wie vor höher als die Kosten für die angebotene

    Energie aus Grosskraftwerken. Die Kostendeckende Einspeisevergütung wirkt dieser

    Tatsache entgegen und fördert somit die Investitionsbereitschaft der Gesellschaft. Es stellt

    sich die Frage ob es auch einen Weg ohne Subventionen gibt.

    Die ökologische Optimierung bringt mit der Verlustreduktion automatisch auch einen

    finanziellen Mehrwert mit sich, da bei kostenverursachenden Energieträgern weniger

    Ressourcen für dasselbe Resultat benötigt werden. Auch Backupsysteme von Solar- und

    Windkraftanlage werden weniger beansprucht, wenn die Energie bedarfsgerechter zur

    Verfügung steht. In diesem Kontext kommt das Merit Order Prinzip zum Zug.

  • Smart Grid 32

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    Eine reine wirtschaftliche Verbesserung, aus Sicht der Anlagenbetreiber, bringt das Demand

    Side Management mit sich. Die selbst produzierte Energie wird dann verwendet, wenn der

    Einkaufspreis am höchsten ist und Backup Energie wird zum günstigsten Zeitpunkt

    eingekauft.

    Das Thema Residual Energie gewinnt mit Zunahme der nicht regelbaren Energieproduktion

    an Wichtigkeit. Vereinfacht gesagt beschreibt sie die Wirkung eines Micro Grid als

    geschlossene Einheit innerhalb eines Gesamtsystems. Die Summe der intern produzierten

    und verbrauchten Energie ergibt aus Sicht des übergeordneten Versorgers einen einzelnen

    Lastgang. Während Rüdiger Paschotta in seiner Definition vornehmlich auf die Backup

    Systeme hinweist, ist die Residualenergie auch für die Verteilnetzbetreiber relevant. Ein

    ehemals konstanter Verbraucher, kann durch den Ausbau eigener Energieproduktion zu

    einer um Faktoren höheren und unvorhersehbareren Netzbelastung führen.

    Die Optimierung der Residualenergie bringt somit in erster Linie einen Vorteil für die

    übergeordnete Ebene und kann als eine Art volkswirtschaftlicher Nutzen betrachtet werden.

    Wenn die gesamte Netzbelastu