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Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit
intelligenten Konzepten und Systemen die
Energiezukunft optimiert werden kann
Bericht Masterarbeit Master of Advanced Studies
Business Administration and Engineering,
Fachhochschule St.Gallen 2011-2013
Kurs MAS BAE 240098
Verfasser Roland Grob
Betreut durch Marcel Gauch
Fachgebiet Umwelt- und Ressourcenmanagement
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Organisatorisches I
Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann
© Roland Grob
Organisatorisches
Kontaktdaten Verfasser
Roland Grob Schweizergasse 21 9244 Niederuzwil Email: [email protected]
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Executive Summary II
Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann
© Roland Grob
Executive Summary
Aufbau der Arbeit
Um das Prinzip von Smart Grid darstellen zu können, muss in einem ersten Schritt das darunter liegende Energieversorgungssystem verstanden werden. Da sich Smart Grid noch in der Entwicklungsphase befindet, bedarf es für diese Arbeit einen Blick in eine mögliche Zukunft. Zu diesem Zweck wurde durch die Historie der Energieversorgung und die aktuelle Situation eine Entwicklungsrichtung ermittelt. Das Zukunftsszenario bringt Anforderungen und Eigenschaften des Systems zum Vorschein, welche heute nur eine sehr eingeschränkte Rolle spielen.
Damit die komplexen Systeme erfasst werden können, wurde ein modularer Ansatz erarbeitet, welcher es ermöglicht das bestehende und zukünftige Netz zu analysieren und sein Verhalten zu erfassen. Dieser Baukasten kann von Lieferanten von Smart Grid Komponenten verwendet werden, um ihr Produktportfolio in derselben Struktur aufzubauen und somit virtuell das real vorhandene System abzubilden.
Das Fallbeispiel aus dem Bereich der Photovoltaik bestätigt den Sinn der kostendeckenden Einspeisevergütung und weist auf den Handlungsbedarf im Bereich der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hin. Die auf Annahmen und Indikatoren beruhende Berechnung eines Zukunftsszenarios zeigt aber auch, dass das Thema Smart Grid hochbrisant ist und sich der Einsatz der Optimierungstechnologien schon in naher Zukunft lohnen kann.
Zusammenfassung
Die schweizerische Energieversorgung befindet sich in einem Umbruch. Vor allem die Versorgung mit elektrischer Energie wird seit einigen Jahren mit immer kritischeren Augen betrachtet. Die Katastrophen in Tschernobyl und Fukushima schüren die Ängste der Bevölkerung vor den Auswirkungen von Atomkatastrophen. Aber auch der stetig ansteigende Energieverbrauch der Bevölkerung, verursacht durch unterschiedliche Gründe wie Bevölkerungswachstum, elektrische Substitution von fossilen Brennstoffen und dergleichen, lässt den Bedarf an neuen Energiequellen steigen. Nach dem Grundsatz des Nachhaltigen Denkens und Handelns, werden für die Schliessung dieser entstehenden Lücken die neuen erneuerbaren Energien gefördert. Diese meist lokal angeordneten Kleinanlagen, verändern die Struktur der bestehenden Grundversorgung. Von der vorrangig zentralen Anordnung der Energieproduktion, wandelt sie sich in ein System mit immer steigendem Anteil dezentraler Komponenten.
Auch wenn die Energie erneuerbar ist, lohnt es sich die Systeme aus ökonomischer und ökologischer Sicht zu optimieren. Auch ihr wetterabhängiger Einfluss auf das Gesamtsystem kann bei steigendem Anteil zu Problemen in den Versorgungsnetzen führen. Aus diesen und anderen Gründen, muss ein Weg gefunden werden, das immer komplexer werdende Konstrukt soweit wie möglich zu überwachen, zu kontrollieren und bei Bedarf einzugreifen. Der Smart Grid Gedanke zielt auf dieses Vorgehen ab. Mittels moderner ICT Komponenten soll das System aufgerüstet und vernetzt werden. Mehrere Einzelkomponenten können auf diesem Weg zu sogenannten Micro Grids verbunden werden, welche der übergeordneten Ebene dabei helfen das System im Überblick zu behalten. Statt jede Anlage einzeln zu betrachten, werden sie in Gruppen zusammengefasst, welche intern optimiert werden können und gegen aussen einen überschaubaren Charakter wiederspiegeln. Um diesen virtuellen Zusammenschluss möglich zu machen, müssen die Einzelteile standardisiert
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Executive Summary III
Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann
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werden und mit Smart Grid Komponenten ausgerüstet werden. Unter Berücksichtigung der entsprechenden Rahmenbedingungen können die Komponenten nun untereinander abgestimmt werden.
Die Standardisierung der Smart Grid Prinzipien ermöglicht es auch, dieselben Optimierungsmassnahmen bei unterschiedlichsten Produktionsmethoden einzusetzen. Das Smart Grid kann somit schrittweise weiterentwickelt werden und immer tiefer in das komplexe Gesamtsystem eingreifen.
Da der Wandel noch in den Anfängen steckt, hält sich der wirtschaftliche Nutzen solcher Optimierungsmassnahmen derzeit noch in Grenzen. Das Hauptziel der aktuellen Förder- und Regulierungsmassnahme ist es, den Anteil der erneuerbaren Energien zu erhöhen. Dies wird in der Schweiz mit der kostendeckenden Einspeisevergütung vorangetrieben, welche es ermöglicht, eigentlich nicht rentable, Anlagen zu bauen. Die Umsetzung erfolgt mit einer Kostenumlagerung durch den sogenannten Klimarappen. Die Wirksamkeit dieser Massnahmen wiederspielgelt sich in der immer steigenden Anzahl neuer Anlagen und auch in den stetig sinkenden Marktpreisen der Komponenten. Im Bereich der Photovoltaik zeigt sich, dass die als unrentabel verschriene Technologie auch aus wirtschaftlicher Sicht immer näher an den Punkt kommt, an dem sie auch ohne Förderung profitabel betrieben werden kann. Dies ist dann erreicht, wenn die Gestehungskosten der Anlagen tiefer sind, als die Einkaufspreise für extern bezogene Energie. Je höher diese Differenz, desto mehr lohnen sich Zusatzinvestitionen, welche mit den Einsparungen durch die nicht bezogene externe Energie gedeckt werden können.
Der Blick auf das aktuelle Marktgeschehen lässt die Vermutung zu, dass diese Kostenkonstellation in wenigen Jahren erreicht werden könnte. Aus diesem Grund wird es Zeit sich um den nächsten Schritt im Energiewandel zu kümmern und in die Entwicklung der Smart Grid Komponenten zu investieren um für die zukünftigen Anforderungen des Gesamtsystems gewappnet zu sein.
Der technologische und der marktwirtschaftliche Wandel alleine reichen allerdings noch nicht, um den Weg in ein intelligentes und zuverlässiges Versorgungsnetz zu ebnen. Auch die Rahmenbedingungen der öffentlichen Hand müssen dem Modell angepasst werden. Mit regulierenden Massnahmen wie der Eigenverbrauchsförderung und angepassten Tarifmodellen muss die Optimierung des Systems gefördert werden. Im Massnahmenpaket 2050 des Bundes zeigen sich Ansätze für diese Entwicklung ab. Es gilt von der reinen Investitionsförderung, in ein regulierendes System zu wechseln. Um ein intelligentes Netz zu ermöglichen, müssen somit auch sämtliche Beteiligten und Nebendarsteller ihr Verhalten immer „smarter“ gestalten.
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Inhaltsverzeichnis IV
Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann
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Inhaltsverzeichnis
Organisatorisches ................................................................................................................... I
Executive Summary ............................................................................................................... II
Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................. IV
Quellenverzeichnis ............................................................................................................... VI
Abbildungsverzeichnis .......................................................................................................... IX
Tabellenverzeichnis .............................................................................................................. XI
Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................................ XII
1 Aufgabenstellung ........................................................................................................ 1
2 Ist-Situation Energie Schweiz ...................................................................................... 3
2.1 Entstehung der Schweizer Stromversorgung ........................................................... 3
2.2 Versorgungskonzept ................................................................................................ 4
2.3 Produktion und Verbrauch ....................................................................................... 5
2.4 Tarifmodelle ............................................................................................................. 8
2.4.1 Normaltarife ......................................................................................................... 8
2.4.2 Kostendeckende Einspeisevergütung .................................................................. 8
2.4.3 Eigenvermarktung ................................................................................................ 9
3 Energiewandel .......................................................................................................... 10
3.1 Konzept der dezentralen Energieversorgung ......................................................... 10
3.1.1 Auswirkungen und Herausforderungen der dezentralen Energieversorgung ...... 11
3.1.2 Problementschärfung durch den Einsatz von Speichern .................................... 16
4 Smart Grid ................................................................................................................. 17
4.1 Begriffsdefinition Smart Micro Grid ........................................................................ 17
4.2 Komponenten eines Smart Grid ............................................................................. 17
4.2.1 Rahmenbedingungen ......................................................................................... 21
4.2.2 Smart Grid Prinzipien ......................................................................................... 23
4.2.3 Physikalische Komponenten .............................................................................. 26
4.3 Nutzen des Smart Grid .......................................................................................... 31
4.4 Dimensionen .......................................................................................................... 34
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Inhaltsverzeichnis V
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4.5 Mögliches Konzept eines Smart Grid ..................................................................... 34
4.6 Dezentraler oder zentraler Einsatz der Komponenten ............................................ 35
4.7 Modell Bioenergiedorf ............................................................................................ 36
4.8 Fachbereiche innerhalb von Smart Grid ................................................................. 39
5 Fallbeispiel Photovoltaik ............................................................................................ 41
5.1 Methodik und Vorgehen der Analyse ..................................................................... 42
5.1.1 Selektion der Messdaten .................................................................................... 43
5.1.2 Rahmenbedingungen ......................................................................................... 46
5.1.3 Wahl der Kennzahlen ......................................................................................... 47
5.2 Standardinstallation ............................................................................................... 48
5.3 Optimierung durch passiven Speichereinsatz ........................................................ 53
5.4 Optimierung durch Verbrauchssteuerung .............................................................. 58
5.5 Optimierung durch Einsatz von Prognosesystemen ............................................... 64
5.6 Wirtschaftlichkeitsrechnung ................................................................................... 66
5.6.1 Kosten der Photovoltaikanlage ........................................................................... 66
5.6.2 Kosten des elektrischen Speichers..................................................................... 67
5.6.3 Energiepreise ..................................................................................................... 69
5.6.4 Modellvergleich .................................................................................................. 71
5.6.5 Blick in die Zukunft ............................................................................................. 75
5.6.6 Schlussfolgerung aus dem Fallbeispiel .............................................................. 80
6 Fazit .......................................................................................................................... 82
Anhang A Beschreibung Excelauswertung ............................................................... 84
Anhang B Erklärung ................................................................................................. 85
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Quellenverzeichnis VI
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Quellenverzeichnis
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Quellenverzeichnis VII
Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann
© Roland Grob
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Quellenverzeichnis VIII
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Ziegler, Michael. 2013. Preise von schlüsselfertigen Anlagen in der Schweiz. Triefenstein :
PhotovoltaikZentrum, 2013.
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Abbildungsverzeichnis IX
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Abbildungsverzeichnis
• Abbildung 1: Entwicklung der Stromversorgung ......................................................... 3
• Abbildung 2: zentrales Versorgungskonzept .............................................................. 5
• Abbildung 3: Strom Mix Schweiz ................................................................................ 6
• Abbildung 4: Verbrauchsentwicklung .......................................................................... 6
• Abbildung 5: Tagesverläufe ........................................................................................ 7
• Abbildung 6: Erklärung KEV (Stiftung KEV, 2013) ...................................................... 8
• Abbildung 7: Versorgungskonzept mit steigendem dezentralen Anteil ...................... 11
• Abbildung 8: Verhalten in einer Sommerwoche ........................................................ 14
• Abbildung 9: Verhalten in einer Winterwoche ........................................................... 15
• Abbildung 10: PWC Smart Grid Modell ..................................................................... 18
• Abbildung 11: BaukastenSmart Micro Grid ............................................................... 20
• Abbildung 12: Eigenverbrauchsregelung kleine PV Anlagen .................................... 33
• Abbildung 13: Eigenverbrauchsregelung Wärme Kraft Kopplungs Anlagen .............. 33
• Abbildung 14: Bioenergiedorf ................................................................................... 36
• Abbildung 15: Das Dorf als Modell ........................................................................... 38
• Abbildung 16: Fachbereiche ..................................................................................... 39
• Abbildung 17: KEV Produktion und Vergütung 2012 ................................................ 41
• Abbildung 18: Verlauf zeitunabhängiger Verbraucher ............................................... 44
• Abbildung 19: Verlauf zeitkritischer Verbraucher ...................................................... 45
• Abbildung 20: Verlauf Wärmepumpe ........................................................................ 46
• Abbildung 21: Komponenten Standardinstallation .................................................... 49
• Abbildung 22: Verlauf Standardinstallation ............................................................... 51
• Abbildung 23: Tarifzeiten .......................................................................................... 52
• Abbildung 24: Komponenten passiver Speichereinsatz ............................................ 53
• Abbildung 25: Verlauf mit Speicher .......................................................................... 55
• Abbildung 26: Diskrepanz Verbrauch - Produktion ................................................... 57
• Abbildung 27: Komponenten mit Lastverschiebung .................................................. 58
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Abbildungsverzeichnis X
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• Abbildung 28: Verschiebung Lastspitze .................................................................... 59
• Abbildung 29: Verlauf Speicher optimiert .................................................................. 60
• Abbildung 30: Lastspitze durch Optimierung am 07.02.2012 .................................... 62
• Abbildung 31: Wetterprognose vom 09.02.2012 ....................................................... 63
• Abbildung 32: Komponenten mit Prognosesystem ................................................... 64
• Abbildung 33: Zusammensetzung Strompreis (UVEK, 2013) ................................... 69
• Abbildung 34: Strompreise Dozwil ............................................................................ 70
• Abbildung 35: Preisentwicklung PV Anlagen ............................................................ 75
• Abbildung 36: Strompreise in Europa ....................................................................... 77
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Tabellenverzeichnis XI
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Tabellenverzeichnis
• Tabelle 1: Installation je Szenario ............................................................................. 13
• Tabelle 2: Resultat Grundinstallation ........................................................................ 52
• Tabelle 3: Resultat mit Speicher ............................................................................... 56
• Tabelle 4: Resultat mit Lastverschiebung ................................................................. 61
• Tabelle 5: Resultat mit Prognosesystem .................................................................. 64
• Tabelle 6: Gestehungskostenrechnung PV Anlage................................................... 67
• Tabelle 7: Speicherkostenvergleich .......................................................................... 72
• Tabelle 8: Beschaffungskostenvergleich .................................................................. 73
• Tabelle 9: Verkaufserlösvergleich ............................................................................. 73
• Tabelle 10: Jahresabschlussvergleich ...................................................................... 73
• Tabelle 11: Mittelwert Bezugskosten ........................................................................ 74
• Tabelle 12: Gesamtgestehungskosten ..................................................................... 74
• Tabelle 13: Gestehungskosten PV Zukunftsszenario ............................................... 78
• Tabelle 14: Gestehungskostenvergleich Zukunftsszenario ....................................... 79
• Tabelle 15: Jahresabschlüsse Zukunftsszenario ...................................................... 79
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Abkürzungsverzeichnis XII
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Abkürzungsverzeichnis
TWh Terrawattstunde
MWh Megawattstunde
kWh Kilowattstunde
kWp Kilowatt peak (Dimension der installierten Leistung einer PV Anlage)
SFr. Schweizer Franken
Rp. Rappen
BFE Bundesamt für Energie
BHKW Blockheizkraftwerk
B & U Betrieb und Unterhalt
DoD Depth of Discharge
ICT information and communication technology
KEV Kostendeckende Einspeisevergütung
KMU Kleine und mittlere Unternehmen
PV Photovoltaik
PWC Pricewaterhouse Coopers
UVEK Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und
Kommunikation
VSE Verein Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen
WKK Wärmekraftkopplung
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Aufgabenstellung 1
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1 Aufgabenstellung
Die schweizerische Energieversorgung wird seit einigen Jahren mit starken Veränderungen
konfrontiert. Schlagworte wie „Energiewandel“, „Smart Grid“, und „Energiezukunft Schweiz“
machen in branchenspezifischen und politischen Kreisen die Runde.
Wirtschaftliches Wachstum und die Industrialisierung wurden, und werden, weltweit als
Legitimation für den enormen Ausstoss von Kohlendioxid und der Verursachung von
Atomabfällen verwendet. Mit dem Erreichen eines gewissen Wohlstandes und der
Konfrontation mit den umwelttechnischen Konsequenzen, beginnt nun das Umdenken in
einigen Ländern. Der Fokus dieses Berichtes liegt auf der Entwicklung des schweizerischen
Energiemarktes, unter Berücksichtigung des Einflusses von Deutschland und anderen
umliegenden Ländern.
Dass ein Umschwenken in Richtung der regenerativen Energiequellen unvermeidlich ist, wird
von den meisten mit mehr oder weniger ausgeprägter Akzeptanz eingesehen. Das Fernziel
ist definiert und eine umweltverträgliche Energiezukunft wird angestrebt. Über den Weg,
welcher für dieses Ziel eingeschlagen wird herrscht allerdings weniger Einigkeit.
In dieser Arbeit wird der Einfluss moderner Technologien betrachtet, welche zu einem
grossen Teil dank anderem Konsumverhalten unserer Gesellschaft immer interessanter
werden. Der Wunsch nach permanenter Verfügbarkeit von Kommunikationsmöglichkeiten
eröffnet die Möglichkeit, dezentrale Energiekomponenten virtuell zusammenzuschliessen
und somit einen Mehrwert der Systeme zu schaffen. Derselbe Wunsch, kombiniert mit dem
Drang nach Mobilität, führt zu markanten Fortschritten im Bereich der elektrischen Speicher.
Technologien, welche in erster Linie für Smartphones und Elektroautos entwickelt wurden,
eröffnen uns neue Möglichkeiten, welche vor einigen Jahren noch mit einem Lächeln vom
Tisch gewischt wurden.
Die Komplexität des Energiesystems wird einem immer bei grösseren Störfällen, oder
Umweltkatastrophen bewusst. Regionale Ursachen können verheerende und weitgreifende
Auswirkungen haben. Das System besteht aus unzähligen Beteiligten mit unterschiedlichen
Funktionen, welche alle direkt physikalisch miteinander gekoppelt sind.
Der Stromausfall 2006 (VDE, 2006) hat Europa sehr eindrücklich wachgerüttelt und
aufgezeigt, wie abhängig das Gesamtsystem von den einzelnen Komponenten ist. Ein
Kreuzfahrtschiff, welches eine Übertragungsleitung passierte, verursachte einen
Stromausfall in 15 Millionen Haushalten. Trotz Einsatz modernster Mittel wurde dieser
Störfall nicht vorausgesehen.
Und genau dieses hochsensible Gesamtsystem befindet sich jetzt in einem elementaren
Umbruch. Es zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab von zentraler, regulierbarer
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Aufgabenstellung 2
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Energieversorgung, hin zu einer dezentralen Lösung, welche von Wettereinflüssen und
anderen nicht planbaren Faktoren abhängig ist.
So vielfältig wie die Komponenten des Systems sind, so vielfältig sind auch die möglichen
Lösungsansätze.
In diesem Bericht wird die komplexe Thematik mit steigender Detailtiefe durchleuchtet.
Zuerst wird die Ist Situation beschrieben. Dies wird anhand eines historischen Rückblickes
und aktuellen Rahmenbedingungen erarbeitet. Es wird versucht, nicht nur eine
Momentaufnahme darzustellen, sondern die Richtung der Entwicklung zu erfassen und
daraus die Bedeutung des Energiewandels abzuleiten. Ein Wandel impliziert in seiner
Bedeutung auch eine, mehr oder weniger ungewisse, Zukunft.
Durch die Analyse verschiedener Indikatoren und Szenarien sollen mögliche Eigenschaften
und Anforderungen der Energieversorgung der Zukunft dargestellt werden. Dieses, auf
Annahmen beruhende, Szenario soll dabei helfen die Anforderungen an die Smart Grid
Komponenten festzulegen, welche in der Energiezukunft eine zentrale Rolle übernehmen
sollen. Die Arbeit soll somit Systemlieferanten und Infrastrukturverantwortlichen helfen, sich
dem Wandel des Systems anzuschliessen und sich nachhaltig weiterzuentwickeln.
Mit der Entwicklung eines Baukastens wird eine Methode erarbeitet, mit der komplexe
Energiesysteme in Standardkomponenten aufgeteilt werden können. Diese Aufteilung hilft
nicht nur der eigentlichen Beschreibung des Systems, sondern es hilft auch den Lieferanten
ihre Produkte entsprechend Modular zu entwickeln. Ein Softwarelieferant kann somit für jede
Standartkomponente ein entsprechendes Softwaremodul vorbereiten, welches dank
Schnittstellen mit anderen Modulen verknüpft werden kann. Ein reales System kann mit Hilfe
dieser Methode virtuell nachgebaut werden. Auch kann anhand der einzelnen Komponenten
ermittelt werden, welches Knowhow für diese Thematik benötigt wird.
Das Fallbeispiel, welches auf Grundlage realer Messdaten aus dem Jahr 2012 erarbeitet
wurde, konzentriert sich auf die Photovoltaik, welche den am stärksten wachsenden Zweig
der Thematik darstellt. Mit dem Beispiel wird aufgezeigt, dass die Energiezukunft nicht
alleine von technischen Möglichkeiten abhängt. Auch rechtliche und wirtschaftliche
Rahmenbedingungen spielen eine entscheidende Rolle um die Zusatzinvestitionen rentabel
zu machen. Ebenfalls in diesem Teil wird ein Blick in die Zukunft gewagt. Obwohl Smart
Grid, zum heutigen Zeitpunkt, nur beschränkt wirtschaftlich interessant ist, legen
unterschiedliche Entwicklung die Vermutung nahe, dass sich dieser Umstand schon sehr
bald ändern kann.
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Ist-Situation Energie Schweiz 3
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2 Ist-Situation Energie Schweiz
2.1 Entstehung der Schweizer Stromversorgung
Um die zukünftige Entwicklung des schweizerischen Stromnetzes zu verstehen, benötigt
man einen kurzen Einblick in die Vergangenheit. Einen geeigneten Überblick zeigt die
Homepage www.strom-online.ch welche von verschiedenen Stromversorgern betrieben wird.
(strom-online.ch, 2010)
Abbildung 1: Entwicklung der Stromversorgung
Vor 1903: Isolierte Versorgung
Ein einzelnes Kraftwerk versorgt ein nahe gelegenes Verbrauchergebiet mit Strom. Wegen
der hohen Abhängigkeit von einem einzelnen Kraftwerk eines bestimmten Typs ist die
Versorgungssicherheit ungenügend.
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Ist-Situation Energie Schweiz 4
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Ab 1903: Erste Kraftwerkverbunde
Zwei oder mehrere Kraftwerke werden mit einer Stromleitung verbunden, was zu mehr
Stabilität in der Versorgung führt. Zum Beispiel das Flusskraftwerk Beznau AG und das
Speicherkraftwerk Löntsch GL: Beznau liefert kontinuierliche Bandenergie, Löntsch
Spitzenenergie.
1903 bis 1958: Ausbau des Stromnetzes
Die Stromnachfrage wächst stetig. Es entstehen erste monumentale Kraftwerkbauten in den
Bergen. Entsprechend länger wird das Stromnetz. Die Versorgungsgebiete sind zusehends
weiter entfernt von den Kraftwerken.
1958: Stern von Laufenburg
Die Schweiz, Deutschland und Frankreich überwinden das gegenseitige Misstrauen aus zwei
Weltkriegen und schaffen bei Laufenburg das erste transnationale Stromnetz. Vorher hatte
jedes Land ein autonomes Netz betrieben. Durch den Verbund steigen
Versorgungssicherheit und Netzstabilität: Es sind noch mehr verschiedene Kraftwerktypen
und Kraftwerke integriert. Mit dem «Stern von Laufenburg» beginnt auch der internationale
Stromhandel.
1958 bis heute: Grosse Ausbauphase
Der Hunger nach Strom wird stetig grösser. Zahlreiche leistungsfähige Kraftwerke entstehen.
Die Netzinfrastruktur in der Schweiz wie im Ausland wächst. Bis Ende der 1970er-Jahre ist
die Infrastruktur mehrheitlich gebaut: Trassen für Hochspannungsleitungen,
Speicherkraftwerke in den Bergen, Kernkraftwerke im Mittelland. Der internationale
Stromhandel gewinnt an Bedeutung. Es entstehen erste Kapazitätsengpässe.
2.2 Versorgungskonzept
Der Rückblick in die Vergangenheit zeigt, dass nicht nur technologische Errungenschaften
die Entwicklung geprägt haben, sondern, dass auch die Konzeption des Systems sich stetig
weiterentwickelt hat. Von ehemals isolierten Einzelsystemen zu einem flächendeckenden
Netzwerk mit sehr einflussreichen Schlüsselelementen. Den wohl stärksten Einfluss haben
die grossen Produktionsanlagen, wie Kern- und Laufwasserkraftwerke. Um die Stabilität der
Stromversorgung sicherzustellen wird das (n-1)-Prinzip angewendet (Schwab, 2012 S. 6).
Dieses Prinzip stellt sicher, dass jeder Ausfall einer Komponente durch den Rest des
Systems getragen werden kann. Dies betrifft sowohl die Übertragung als auch die Produktion
der Energie.
Das Schweizer Energienetz ist somit auf die grossen Produktionsanlagen ausgerichtet und
die Netzstruktur verfeinert sich somit von den Einspeisepunkten weg, hin zu den einzelnen
Verbrauchern. Man spricht von einem zentralen Versorgungskonzept.
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Ist-Situation Energie Schweiz 5
Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann
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Abbildung 2: zentrales Versorgungskonzept
Die Abbildung 2 zeigt eine sehr stark vereinfachte Darstellung des zentralen
Versorgungskonzeptes welches in der Schweiz vorherrscht.
2.3 Produktion und Verbrauch
Im Folgenden werden die Zusammensetzung und der zeitliche Verlauf der Stromproduktion
in der Schweiz betrachtet. Als Grundlage dafür dient die Schweizerische Elektrizitätsstatistik
2012. (Bundesamt für Energie, 2013)
Der Blick auf die Produktionsstatistik ist gleichzeitig ein Blick auf den Verbrauch. Dass
Verbrauch und Produktion zu jedem Zeitpunkt gleich sein müssen, stellt eine der grossen
Herausforderungen in der Zukunft dar.
Der Einfluss des Stromhandels wird dabei ausgeblendet, da er für diese Arbeit irrelevant ist.
Er würde die Zahlen zwar leicht verändern, die folgenden Grundaussagen können aber
dennoch hergeleitet werden.
Der Schweizer Strom Mix besteht nach wie vor zu einem grossen Teil aus Wasserkraft. Die
Speicherkraftwerke (32.5%) und die Laufwasserkraftwerke (26.2%) liefern mehr als die
Hälfte unseres Strombedarfs. Mit den Kernkraftwerken (35.8%) und den konventionell
thermischen und andere Kraftwerken (5.5%) wird die Lücke geschlossen.
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Abbildung 3: Strom Mix Schweiz
Gemäss öffentlichen Diskussionen ist der Wunsch vorhanden, in Zukunft den Teil der
Kernkraftwerke mit alternativen, bzw. regenerativen Produktionsmethoden zu ersetzen. Dies
entspricht einer Menge von 24.3 TWh. Diese Lücke soll zukünftig mit zusätzlicher
Produktion, oder reduziertem Verbrauch geschlossen werden.
Abbildung 4: Verbrauchsentwicklung
Abbildung 4 zeigt die Verbrauchsentwicklung der Schweiz seit 1950. Trotz
Einsparbemühungen steigt der Strombedarf stetig.
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Ist-Situation Energie Schweiz 7
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Die Gründe für diesen Trend sind vielfältig:
• Bevölkerungswachstum
• Elektrifizierung fossiler Verbraucher (Wärmepumpen statt Ölheizungen)
• Massiver Anstieg von Standby Verbrauchern (Internet etc.)
• Ausbau von Beleuchtungsinfrastruktur
• Usw.
Dieser Trend legt die Vermutung nahe, dass Lücken wohl vorrangig mit neuen
Produktionsmitteln, statt mit Einsparungen angestrebt werden muss.
Abbildung 5: Tagesverläufe
Ein weiterer relevanter Faktor ist der kurzfristige Verlauf des Strombedarfs. Die Abbildung 5
zeigt, dass nicht nur die gesamte Energiemenge relevant ist, sondern auch, wann sie
benötigt wird. Die Schweiz befindet sich in der komfortablen Situation auf eine grosse Menge
sogenannter Bandenergie zurückgreifen zu können. Also Energie, welche rund um die Uhr
konstant zur Verfügung steht und somit das Fundament der Stromversorgung bildet. Dies
ermöglichen zu einem grossen Teil die Kernkraftwerke. Die kurzzeitigen Schwankungen
werden mit dem Spielraum der Laufwasserkraftwerke und dem Potential der
Speicherkraftwerke ausgeglichen, welche in der Nacht jeweils mit der überschüssigen
Bandenergie wieder aufgeladen werden können. Ein Ersatz der Kernkraftwerke bedeutet
also auch einen Ersatz für die Bandenergie.
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2.4 Tarifmodelle
Ein Stromtarif ist in seiner einfachsten Form ein Entgelt für eine bezogene Leistung. In der
Schweiz gibt es allerdings verschiedene Modelle welche teilweise auch einen
regulatorischen Zweck mit sich bringen.
2.4.1 Normaltarife
Als Normaltarif wird der Tarif zwischen Stromversorger und Konsument betrachtet. Üblich
sind unterschiedliche Tarife abhängig von Tages- und Jahreszeit. Dies soll eine
regulatorische Wirkung bringen, damit die Konsumenten zeitunkritische Verbraucher wie
Boiler etc. zu jenen Zeiten verwenden, wenn Produktionsüberschuss herrscht und nicht
während den Hochlastzeiten am Mittag oder Abend.
Ein weiterer Normaltarif existiert für Kleinproduzenten. Diese können ihren produzierten
Strom zu vereinbarten Tarifen ins Versorgungsnetz einspeisen. Dies sind meistens
einheitliche Tarife unabhängig von der Einspeisezeit. In wenigen Fällen gibt es allerdings
auch hier zeitabhängige Tarife um die Einspeisezeit zu regulieren.
2.4.2 Kostendeckende Einspeisevergütung
Die kostendeckende Einspeisevergütung ist ein Förderprogramm für erneuerbare Energien und gilt für folgende Technologien:
• Wasserkraft (bis 10 Megawatt) • Photovoltaik • Windenergie • Geothermie • Biomasse und Abfälle aus Biomasse
Es gibt für jede dieser Technologien eigene Vergütungstarife, die anhand von Referenzanlagen pro Technologie und Leistungsklasse festgelegt sind. Die Dauer der Vergütung beträgt je nach Technologie 20 bis 25 Jahre. Die Erzeugung von erneuerbarer Energie wird aufgrund des technologischen Fortschritts immer günstiger. Deshalb ist eine Absenkung der Vergütungstarife der kostendeckenden Einspeisevergütung vorgesehen. Diese Absenkung betrifft jeweils nur die neu angemeldeten Anlagen. Sie erhalten über die gesamte Vergütungsdauer einen dann konstant bleibenden Vergütungstarif.
Wer sich für die kostendeckende Einspeisevergütung entscheidet, kann seine Elektrizität nicht gleichzeitig auch als «grünen Strom» am freien Ökostrommarkt verkaufen.
Die Bestimmungen über die kostendeckende Einspeisevergütung sind in der geänderten Energieverordnung (EnV) geregelt. Sie sind am 1. Januar 2009 in Kraft getreten. Von der Einspeisevergütung können Anlagen profitieren, die nach dem 1. Januar 2006 in Betrieb genommen worden sind. Die Anmeldung für solche Anlagen erfolgt bei der nationalen Netzgesellschaft Swissgrid.
Abbildung 6: Erklärung KEV (Stiftung KEV, 2013)
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Die Kostendeckende Einspeisevergütung, gilt als der Treiber schlechthin für erneuerbare
Energieträger. Sie stellt allerdings eine reine Investitionsförderung dar und hat keinerlei
regulatorische Funktion.
2.4.3 Eigenvermarktung
Die Eigenvermarktung von produziertem Strom, wird von unterschiedlichen Organisationen
betrieben. Physikalisch gesehen wird der Strom irgendwo im Netz eingespeist.
Buchhalterisch wird allerdings jede Kilowattstunde erfasst und in Rahmen von Kontingenten
vermarktet. Ein Produzent in der Ostschweiz kann somit erneuerbare Energie für eine Firma
in der Westschweiz produzieren und erhält von dieser einen Mehrwert bezahlt.
Auch verschiedene Kantons- und Gemeindewerke betreiben ein System der
Selbstvermarktung.
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3 Energiewandel
Das Bundesamt für Energie hat folgende Ziele für die Schweizer Energieversorgung
gesteckt:
(Bundesamt für Energie, 2012)
Die Ziele sind verhältnismässig Moderat, wenn man Sie mit den Zielen der Volksinitiative von
2003 'Strom ohne Atom - Für eine Energiewende und die schrittweise Stilllegung der
Atomkraftwerke‘ (Strom ohne Atom) vergleicht, in welcher die komplette Stilllegung
sämtlicher Kernkraftwerke gefordert wurde. Dennoch ist die Richtung klar und das Fernziel
einer kernkraftfreien Versorgung bleibt mit ungewissen Zeithorizont erhalten.
3.1 Konzept der dezentralen Energieversorgung
Mit der Zunahme der Verwendung von erneuerbaren Energiequellen wie Wind-, Solar- und
Wasserkraft entsteht eine neue Struktur des Versorgungsnetzes. Zu den zentralen
Hauptknoten kommen dezentrale Kleinkraftwerke in hoher Stückzahl dazu.
• Generelle Reduktion des Endenergieverbrauchs durch Verbesserung der
Energieeffizienz im Brenn- und Treibstoff- sowie im Elektrizitätsbereich.
• Reduktion der CO2-Emissionen und des Verbrauchs an fossilen Energien um
mindestens 20 Prozent bis 2020 gegenüber dem Stand von 1990.
• Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energien zwischen 2010 und 2020 am
Gesamtenergieverbrauch um mindestens 50 Prozent. Der zunehmende
Elektrizitätsverbrauch soll möglichst durch erneuerbare Energien abgedeckt
werden.
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Energiewandel 11
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Abbildung 7: Versorgungskonzept mit steigendem dezentralen Anteil
Da die bestehenden Grosskraftwerke auch in Zukunft erhalten bleiben werden, entsteht ein
Mischbetrieb von zentraler und dezentraler Energieproduktion. Dieser Mischbetrieb existiert
schon von Beginn weg, allerdings wird in den nächsten Jahren der dezentrale Anteil massiv
zunehmen und den Charakter des Versorgungsnetzes grundlegend verändern.
3.1.1 Auswirkungen und Herausforderungen der dezentralen
Energieversorgung
Dieser Strukturwandel bringt Herausforderungen in verschiedenen Bereichen der
Stromversorgung mit sich. Im Folgenden sind die für diese Arbeit relevanten aufgeführt.
Netzbetriebliche Herausforderungen
• Das aktuelle Schutzkonzept basiert auf dem Top-Down Prinzip. Im Störfall (Brand,
Kurzschluss etc.) müssen sämtliche einspeisenden Leitungen getrennt werden. Bei
einer zentralen Ausrichtung war dies in den meisten Fällen eine einzelne
Einspeisung. Bei dezentralen Einspeisepunkten ist die Richtung nicht immer klar. Die
Schutztechnik benötigt Richtungserkennung. Beispiel: Eine Scheune mit
Photovoltaikanlage gerät in Brand. Die Feuerwehr muss sowohl die Zuleitung des
öffentlichen Versorgers, als auch die Photovoltaikanlage selber vom Brandherd
trennen.
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Energiewandel 12
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• Endkunden, welche bisher einen geringen Strombezug hatten, sind üblicherweise mit
entsprechend angepassten Zuleitungen erschlossen. Eine dezentrale
Produktionsanlage kann eine um Faktoren grössere Leitungskapazität in die andere
Richtung verlangen. Das Netz muss ausgebaut werden. Beispiel: Ein abgelegener
Bauernhof baut eine grosse Biogasanlage. Die Produktion der Anlage ist zehnmal
höher als der Eigenverbrauch des ganzen Hofes. Die komplette Zuleitung muss
ersetzt werden.
Herausforderung Bedarfsgerechte Produktion
• Wetterabhängige Anlagen produzieren nur unter den gegebenen Bedingungen. In
Bezug auf Photovoltaik herrscht sogar ein gewisses Ungleichgewicht, da je
schlechter das Wetter, je höher der Stromverbrauch und je tiefer die Produktion.
• In der derzeitigen Situation können Kraftwerke sehr exakt geregelt werden. Lücken
können schnell geschlossen und Überschüsse kompensiert werden. Je höher der
Anteil an wetterabhängigen Stromversorgern ist, desto höher ist der Anteil an nicht
regelbarer Energie. Mit diesem Problem war und ist Deutschland mit seinen grossen
Windparkanlagen im Norden konfrontiert, wie der Bericht von Daniel Wetzel aufzeigt
(Wetzel, 2011). Wie im Bericht erwähnt, ist die Speicherung der Energie ein
möglicher Lösungsansatz, welcher später in dieser Arbeit genauer behandelt wird.
• Gerade Photovoltaik produziert nur während weniger Stunden pro Tag. Ein Ersatz
von den Kernkraftwerken durch Photovoltaikanlagen hätte somit gravierende
Auswirkungen auf die Netzbelastung. Angenommen man produziert dieselbe
Energiemenge der Kernkraftwerke mit Photovoltaikanlagen, müsste damit in wenigen
Stunden dieselbe Menge produziert werden, wie mit den Kernkraftwerken an einem
ganzen Tag. Die Leistungsspitzen und somit die Netzbelastungen wären um
Faktoren höher und die Verteilung in die sonnenfreien Stunden enorm aufwändig.
Herausforderung Wirtschaftlichkeit
• Die Investitionskosten bei Produktionsanlagen verlaufen selten linear, sondern
werden mit steigender Produktionsleistung proportional günstiger. Aus diesem Grund
verursachen kleinere Anlagen höhere Gestehungskosten für die produzierte Energie
als Grosskraftwerke.
Anton Gunzinger hat in seinem Bericht zum Thema Elektrizitätsversorgung der Schweiz von
morgen (Gunzinger, 2013) einen Denkanstoss zu dem Thema geliefert. Er hat über ein
gesamtes Jahr Wetterdaten aus der ganzen Schweiz ausgewertet und mittels einer
Simulation ermittelt, wie der Lastverlauf für das Gesamtsystem aussehen würde. In der
Simulation hat er so viele Photovoltaikanlagen platziert, dass die gesamte Energiemenge der
Kernkraftwerke produziert werden könnte. Selbstverständlich ist das Szenario sehr
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theoretisch und kaum realistisch. Da es jedoch eindrücklich die Problematik illustriert, wird es
auch in diesem Bericht verwendet.
Unten angeführt sind acht Grafiken welche einen Teil des Resultates der Simulation
aufzeigen. Der Erste Teil zeigt eine typische Sommerwoche mit viel Sonnenschein. Im
zweiten Teil ist eine typische Winterwoche mit kurzen Tagen und tiefem Sonnenstand
ersichtlich.
Es werden folgende 4 Szenarien behandelt:
1. Weiter wie bisher mit den bestehenden Anlagen
2. Nuklearersatz durch Solaranlagen
3. Erweiterung Szenario zwei mit zusätzlichen Windkraftanlagen
4. Teilersatz der Solar- und Windkraftanlagen in Szenario 3 durch konstante
Biomasseanlagen. Die Biomasse als Rohstoff kann gelagert werden und stellt somit
einen indirekten Energiespeicher dar. Aus diesem Grund wird in den
Sommermonaten mit überschüssiger Solarproduktion, keine Biomasseenergie
produziert.
In der folgenden Tabelle sieht man die installierten Leistungen der relevanten Komponenten
je Szenario.
Installierte
Leistungen je
Szenario
Nuklear Solar Wind Biomasse
1) Wie Bisher 3.43 GW 0 GW 0 GW 0 GW
2) Solar 0 GW 18 GW 0 GW 0 GW
3) Solar und
Wind
0 GW 18 GW 4.5 GW 0 GW
4) Solar, Wind
und Biomasse
0 GW 13.5 GW 3.6 GW 1 GW
Tabelle 1: Installation je Szenario
Das Hauptaugenmerk liegt, in Bezug auf diese Arbeit, auf der maximalen Netzbelastung,
dem Überschuss (beige) bzw. Defizit (violett) und dem Speicherbedarf (dunkel- und
hellblau).
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Abbildung 8: Verhalten in einer Sommerwoche
Schlussfolgerungen Sommerwoche
• Es zeigt sich, dass die maximale Netzbelastung um fast Faktor zwei steigt.
• Bei steigendem Anteil von Windkraft entstehen grössere Überschüsse, da die
Speicher in der Nacht weniger geleert werden und generell Mehr Energie zur
Verfügung steht. Wenn man davon ausgeht, dass die umliegenden Nachbarländer
ähnliche Strategien fahren, lassen sich diese Überschüsse im Gegensatz zu heute
nicht mehr wirtschaftlich verwerten.
• Durch den reduzierten Bedarf von Solar- und Windkraft und dank dem Einsatz von
Biomasse, entsteht auch in den Sommerwochen eine geringere Belastung der Netze.
• Der hohe Solaranteil lässt es zu, dass die kurzfristigen Pumpspeicher täglich neu
gefüllt werden können und nicht auf die langfristigen Saisonalspeicherkraftwerke
zugegriffen werden muss.
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Abbildung 9: Verhalten in einer Winterwoche
Schlussfolgerungen Winterwoche
• Die Netzbelastung hat nur vereinzelt Mehrbelastungen.
• Der steigende Anteil von Windkraft reduziert den Bedarf an langfristigem Speicher.
• Die 1 GW konstante Biomasseenergie kompensiert die Lücke der um 5.4 GW
reduzierten Solar- und Windkraft.
• Die fehlenden Überschüsse lassen keinen Einsatz der kurzfristigen Speicher mehr
zu. Für die Kompensation in der Nacht muss vollumfänglich auf die langfristigen
Speicher zugegriffen werden.
Fazit aus der Simulation
Es zeigt sich, dass die Umstellung des Grundkonzeptes in der Theorie funktionieren könnte.
Es entstehen aber neue Herausforderungen, welche nicht mehr mit rein physikalisch-
passiven Konzepten gelöst werden können.
Die grösste Herausforderung stellt die Harmonisierung von Verbrauch und Produktion dar.
Bedarfsgerechte Produktion bzw. Verfügbarkeitsgerechter Verbrauch sind dabei die grossen
Knackpunkte. Die Verbraucher müssen ihr Bezugsverhalten ändern und die Produktion muss
die Energieverfügbarkeit zeitlich erweitern.
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3.1.2 Problementschärfung durch den Einsatz von Speichern
Die Simulation zeigt, dass die Deckung des schweizerischen Energiebedarfs mit
erneuerbarer Energie im Grundsatz machbar ist. Jedoch ist auch ersichtlich, dass dies nur
unter massivem Einsatz von Energiespeichern umsetzbar ist. Die aktuelle Situation verlangt
allerdings einen grossen Energietransport zu den, ebenfalls zentral angesiedelten,
Speicherkraftwerken. Dies hingegen belastet die bestehende Netzinfrastruktur.
Heute können die Speicherkraftwerke von wenigen Punkten her mit Strom versorgt werden,
in dem Modell müssten die Überschüsse aus einer hohen Anzahl von Anlagen aus der
ganzen Schweiz zu den Pumpen geliefert werden.
Neben der Produktion der Energie und der Anpassung des Konsumverhaltens, spielt die
dezentrale Speicherfrage in Produktionsnähe für die Energiezukunft Schweiz eine wichtige
Rolle und kann einen entscheidenden Beitrag zur Entlastung der Netze leisten.
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Smart Grid 17
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4 Smart Grid
Im Zusammenhang mit der Thematik der erneuerbaren Energie und zukünftigen
Entwicklungen fällt immer wieder der Begriff von „Smart Grid“. Das intelligente Netz also. Es
finden sich viele Definitionen für den Begriff von unterschiedlichsten Gremien und Autoren.
Für diese Arbeit ist allerdings nicht das gesamte Netz relevant, sondern behandelt die
Thematik geschlossener Einzelsysteme. Aus diesem Grund wird der Ausdruck „Smart Micro
Grid“ verwendet, welcher beispielsweise auch von Price Waterhouse Coopers in ihren
Publikationen zu dem Thema benutzt wird.
4.1 Begriffsdefinition Smart Micro Grid
Die Begriffsdefinition lehnt sich an unterschiedliche Quellen, wird aber explizit für diese
Arbeit festgelegt.
Das Micro Grid ist die Ebene zwischen dem Gesamtsystem und den Einzelkomponenten der
Energieversorgung. Es stellt die Kombination von Verbrauchern und Produzenten dar. Es
kann sich um nur zwei Teilnehmer, oder um grössere Netze wie beispielsweise einem
Wärmeverbund oder einem Bioenergiedorf handeln.
Smart wird ein Micro Grid dann, wenn es sich selber gemäss definierten Vorgaben in einem
gewissen Masse reguliert. Das heisst die Charakteristika der Komponenten werden
aufeinander abgestimmt und weisen ein besseres Gesamtverhalten innerhalb des
Gesamtsystems aus, als wenn sie unabhängig voneinander betrieben werden. Es findet eine
interne Kompensation der externen Einflüsse statt.
Die Harmonisierung kann durch eine rein passive Konzeption und Zusammenschaltung der
Teilnehmer, oder durch den zusätzlichen Einsatz von ICT- und Speicherkomponenten
erfolgen.
4.2 Komponenten eines Smart Grid
In ihrer Publikation zum Thema Virtuelle Kraftwerke (Albersmann, et al., 2012) hat die
Pricewaterhouse Coopers AG 2012 folgendes Grundmodell für Smart Grid definiert.
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Smart Grid 18
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Abbildung 10: PWC Smart Grid Modell
Diese Darstellung zeigt, stark zusammengefasst, die Herausforderungen und Möglichkeiten
welche für die Energiezukunft relevant sind. Die Themengebiete beinhalten die bereits
erwähnten Herausforderungen in den Bereichen Netzbetrieb, bedarfsgerechte Produktion
und der Wirtschaftlichkeit.
• Smart Home beinhaltet die Optimierung und Regulierung von Verbrauchern in
Haushalten von übergeordneter Stelle. Zweck ist es, durch die zentrale Steuerung
einer grossen Masse von verhältnismässig kleinen Verbrauchern die Netze zu
entlasten und den Bedarf der Produktion anzunähern.
• Smart Metering liefert die nötigen Daten für jegliche Regulierungsmassnahmen und
hat somit Einfluss auf sämtliche Teilgebiete.
• Das Engpassmanagement dient der Harmonisierung von Verbrauch und
Produktion. Ziel ist es Produktionsengpässe vorauszusehen und entsprechende
Gegenmassnahmen einzuleiten.
• Mit dem Demand Side Management wird man den unterschiedlichen Tarifmodellen
gerecht und fördert somit die Wirtschaftlichkeit der Anlagen.
• Die Speichertechnologien und die Elektromobilität dienen der Netzentlastung und
der bedarfsgerechten Produktion.
• Mit virtuellen Kraftwerken ist der Zusammenschluss verschiedener dezentraler
Produzenten gemeint. Das System wird gegen aussen als ein einzelnes Kraftwerk
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Smart Grid 19
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betrachtet und kann intern optimiert werden. Virtuelle Kraftwerke sind eine
Ausprägung von einem Smart Micro Grid und bringen Mehrwerte in sämtlichen
Belangen.
Um dem Titel dieser Arbeit gerecht zu werden, kann das Modell von PWC als Beschriftung
der einzelnen Fächer im Baukasten für Smart Grid kategorisiert werden. Für eine
ausführliche Behandlung des Themas muss das Modell detaillierter aufgeschlüsselt werden.
Es lassen sich drei Kategorien mit unterschiedlichen Eigenschaften definieren:
• Nicht direkt beeinflussbare Rahmenbedingungen wie Tarifmodelle, Wetterverhalten,
Messdaten etc.
• Smart Grid Prinzipien, die auf Grundlage der Rahmenbedingungen, mit Hilfe von ICT
und Steuerungstechnik, die Optimierungsmassnahmen umsetzen.
• Physikalische Komponenten, deren Verhalten durch die Smart Grid Prinzipien
verbessert werden kann.
Die Kombination der Komponenten erfolgt schrittweise. Anhand der Rahmenbedingungen
lassen sich die Prinzipien und deren Mehrwert ableiten. Die Rahmenbedingungen und die
Eigenschaften der physikalischen Komponenten zeigen auf, welche Prinzipien in dem
entsprechenden System angewandt werden können.
Wie bereits beschrieben wird für diese Arbeit das Modell eines Baukastens erarbeitet. Dieser
Ansatz soll der Komplexität der Systeme entgegenwirken. Jedes System hat von aussen
betrachtet sehr unterschiedliche Eigenschaften und ist mit verschiedenen äusseren
Einflüssen konfrontiert. Je nach verwendeter Komponenten, Dimensionierung,
wirtschaftlicher und rechtlicher Rahmenbedingungen oder auch der geografischen Lage,
können sich physikalisch ähnliche Anlagen komplett unterschiedlich verhalten. Mit dem
Baukastenprinzip sollen die Systeme in Teileinheiten zerstückelt werden, welche in ihrer
separaten Betrachtung wieder Standardeigenschaften aufweisen. Somit kann ein System
von innen heraus analysiert und optimiert werden.
Abbildung 11 zeigt eine mögliche Zusammensetzung des Baukastens für die Smart Micro
Grid Betrachtung.
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Smart Grid 20
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Smart Micro Grid
Dezentrale Temperatur-abhängige
Wärmeproduktion
Dezentrale regelbare
Stromproduktion
Übergeordnete Stromquelle
Verbrauchs-prognose
Messdaten
Tarifmodelle
Dezentrale Wind-abhängige
Stromproduktion
Rechtliche Bestimmungen
Meteoprognosen
Dezentrale regelbare
Wärmeproduktion
Dezentrale Sonnenstrahlungs-
abhängige Wärmeproduktion
Dezentrale Sonnenstrahlungs-
abhängige Stromproduktion
Thermische Speicher
Hybridsysteme
elektrische Speicher
Produktions-prognose
Demand – Side - Management
Speicher -Management
Anlagen-steuerung
Merit-Order Management
Zeitunabhängige Verbraucher
Zeitkritische Verbraucher
Abbildung 11: BaukastenSmart Micro Grid
Die dunklen Kreise stellen die physikalischen Komponenten wie Produzenten,
Verbraucher und Speicher dar.
Die hellgrauen Kreise stellen externe Einflüsse dar wie rechtliche Vorgaben,
Wetterdaten, gemessene Daten und Tarife.
Die orangen Felder sind aktive, regulatorische Komponenten und Smart Grid
Prinzipien, welche mit Hilfe von ICT Lösungen aktiv in den Prozess
eingreifen.
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Smart Grid 21
Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann
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Im Folgenden werden die einzelnen Komponenten des Baukastens oberflächlich
beschrieben. Eine detaillierte, funktionale Beschreibung der einzelnen Komponenten würde
den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Im Anschluss wird anhand eines Modellsystems und
eines konkreten Beispiels aus dem Bereich der Photovoltaik das Prinzip des Baukastens
erklärt.
4.2.1 Rahmenbedingungen
Die Rahmenbedingungen stellen Indikatoren dar, welche auf die Volatilität des
Gesamtsystems hinweisen. Neben den Schwankungen von Verbrauch und Produktion,
wirken auch gesellschaftliche und politische Faktoren auf das System ein. Bau- und
Umweltvorschriften sind genau so vielfältig, wie wirtschaftliche Systeme zum Beispiel
Rohstoffpreise und Tarifmodelle.
Element Beschreibung Smart Grid Relevanz
Die Erfassung von Messdaten hat
mit der Verbreitung von Smart
Metering stark zugenommen.
Durch die Nutzung der
verbreiteten
Kommunikationsmöglichkeiten
werden Daten dezentral erfasst,
über Datenleitungen transportiert
und zentral gespeichert und
ausgewertet.
Messdaten zeigen immer die nicht
mehr beeinflussbare
Vergangenheit und können für die
Gestaltung zukünftiger
Optimierung verwendet werden.
Aus Messdaten können
Verhaltensmuster und
Funktionalitäten der Systeme
ermittelt werden, welch mit
entsprechender Analyse allfällige
Verbesserungspotentiale
aufzeigen können.
Auch wenn Smart Metering
hauptsächlich für die Verrechnung
verwendet wird, bildet es eine
wichtige Komponente im Bereich von
Smart Grid. Langzeitmessungen
können in Kombination mit
Echtzeitdaten für Prognosesysteme
verwendet werden. Auch können
Messdaten auf Unstimmigkeiten im
System hinweisen, wenn
beispielsweise eine
Photovoltaikanlage, verursacht durch
einen heruntergefallenen Ast,
plötzlich in Relation zu anderen,
nahestehenden Anlagen, weniger
Energie produziert.
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Smart Grid 22
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Siehe 2.4 Tarifmodelle Die Tarifmodelle haben grundsätzlich
einen regulierenden Einfluss im
Smart Micro Grid Kontext. Für den
Anlagenbetreiber dienen sie
allerdings vorrangig der
wirtschaftlichen Optimierung.
Verschiedene Wetterdienste
stellen Prognosedaten für die
Wettervorhersage zur Verfügung.
Diese können für definierte
Regionen und Zeiträume
angefordert werden.
Die Genauigkeit der Daten steigt
mit der Verkürzung der
Vorhersagezeit.
Die Wetterprognose dient als
Grundlage für jegliche Arten von
Prognosen in diesem Kontext.
Beispiele dafür sind Wärmebedarfs-,
Produktions- und
Verbrauchsprognosen.
Sich ankündigende
Versorgungslücken, bzw.
Überschüsse können hiermit
rechtzeitig erkannt und entsprechend
behandelt werden.
Rechtliche Bestimmungen geben
die Rahmenvorgaben für die
Bewilligung neuer Anlagen vor.
Für den Bezug der
Kostendeckenden
Einspeisevergütung bei
Biogasanlagen muss
beispielsweise ein minimaler Anteil
der Wärme genutzt werden.
Vorstellbar sind auch zukünftig
Vorgaben zum Eigenverbrauch.
Der gesetzliche Einfluss spielt
hauptsächlich in der Konzeption einer
Anlage eine Rolle. Allfällige
Wärmverbraucher oder Speicher
müssen in das Konzept einfliessen
und in der
Wirtschaftlichkeitsrechnung
berücksichtigt werden. Ein
intelligentes Konzept kann somit zu
ökologischem, oder ökonomischem
Mehrwert führen.
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Smart Grid 23
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4.2.2 Smart Grid Prinzipien
Diese Prinzipien stellen die eigentliche Intelligenz dar. Sie ermitteln mögliches Potential aus
den Rahmenbedingungen und schöpfen durch den Einsatz von ICT Mitteln einen Mehrwert
aus den Systemen. Auch wenn bereits heute sehr viel Informationstechnologie im Einsatz ist,
unterscheiden sich die Smart Grid Komponenten doch stark davon. Sie vereinen
physikalische, technische und administrative Vorgaben in Einem. Einen grossen Teil stellen
dabei Datenbankfunktionalitäten dar, welche die riesige Menge an Daten aufbereitet und
auswertet. Auch müssen die Systeme sehr flexibel aufgebaut sein, da jedes Micro Grid
individuelle Eigenschaften mit sich bringt und sich die Rahmenbedingungen teilweise sehr
kurzfristig ändern können.
Element Beschreibung Smart Grid Relevanz
Die Produktions- bzw.
Verbrauchsprognose wird aus
unterschiedlichen Komponenten
gewonnen. Zum einen fliessen die
charakteristischen Eigenschaften
der Anlagen in die Prognose ein,
zum andern werden ausgewertete
Messdaten dazu verwendet.
Zusätzlich können externe
Einflüsse wie
Konsumentenverhalten und
dergleichen Einfliessen. Diese
Rahmenbedingungen werden mit
einer Meteoprognose
gegengerechnet, was einen zu
erwartenden Verlauf hervorbringt.
Prognosen bringen vor allem in der
Kombination von Verbrauch und
Produktion einen Mehrwert. Somit
können zu erwartende
Versorgungslücken, bzw.
Überschüsse, oder auch
Rohstoffknappheit erkannt werden.
Eine Prognose erhöht den zeitlichen
Handlungsspielraum um
beispielsweise ein Backupsystem
rechtzeitig hochzufahren, oder
Speicherplatz zur Verfügung zu
stellen.
Die Merit-Order ist die
Einsatzreihenfolge der Kraftwerke,
die durch die variablen Kosten der
Stromerzeugung bestimmt wird.
Dabei werden zuerst die
günstigsten Kraftwerke zur
Deckung der Nachfrage
aufgeschaltet, das letzte Kraftwerk
Mit dem Merit Order Effekt können in
Kombination mit Prognosen die
variablen Kosten einer Anlage
gesenkt werden.
Kostenverursachende Anlagen
werden so wenig und spät wie
möglich in Betrieb genommen um
unnötige Verluste durch zu hohe
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Smart Grid 24
Baukasten Erneuerbare Energien – wie mit intelligenten Konzepten und Systemen die Energiezukunft optimiert werden kann
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mit den höchsten Grenzkosten,
das zur Deckung der Nachfrage
benötigt wird, bestimmt den Preis.
(Genoese)
Vorlaufzeiten zu reduzieren. Die
Energie von PV und
Windkraftanlagen, deren Grenzkosten
gegen Null gehen wird maximal
ausgenutzt.
Die Anlagensteuerung wird mit
klassischer Automations- und
Leittechnik realisiert. Teilweise ist
sie in den Anlagen bereits
vorhanden, für erweiterte
Anwendungen muss sie allenfalls
ausgebaut werden.
Die Anlagensteuerung setzt die aus
den verschiedenen
Datenbankauswertungen gewonnen
Erkenntnisse in die Praxis um. Der
Vorteil der Automation ist die flexible
und zeitnahe Reaktion auf geänderte
Umstände. Auch kann dank der
Vernetzung der Wirkungskreis mittels
eines zentralen Leitsystems auf
mehrere Anlagen erweitert werden.
Ein weiterer Vorteil von
Steuerungssystemen ist die
Überwachung der Anlagen. Mit einem
Soll – Ist Vergleich der Funktionalität
der Anlagen können Fehlfunktionen
schnell erkannt und Ausfallzeiten
reduziert werden.
Das Speichermanagement
berücksichtigt den aktuellen Status
der Speicher und die Verwendung
dieser. Der Status beinhaltet die
Speicherstand, Ladeströme und
dergleichen.
Mit der gezielten Verwendung
kann die Lebenszeit von Akkus
maximiert werden.
Ein wachsender Bereich ist die
Verwendung der Elektrospeicher
aus dem Bereich der Mobilität.
Speicher sollten immer mit einem
Blick in die nahe Zukunft betrachtet
werden. Bei sich ankündigenden
Lücken oder Überschüssen muss der
Speicherstand entsprechend
vorbereitet werden.
Bei der Verwendung von Akkus aus
dem Mobilitätsbereich muss darauf
geachtet werden, dass der Fahrer
niemals einen entleerten Akku
vorfindet. Auch bringt es nichts
Speicherumsatz zu generieren, wenn
die entsprechenden Tarife ungünstig
sind.
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Der Oberbegriff «Demand Side
Management» (DSM) beschreibt
sehr allgemein die zielgerichtete
Beeinflussung der Lastkurve im
Stromnetz. (Koch, 2011)
Im Gegensatz zur üblichen
Regulierung der
Produktionsanlagen zielt das
Demand Side Management auf die
Regulierung der Verbraucherseite.
Die Stromversorger haben mit den
unterschiedlichen Tarifen einen
ersten Schritt in diese Richtung
gemacht. Auch das weit
verbreitete Rundsteuersystem,
welches Boiler und
Waschmaschinen Einsätze steuert
dient diesem Zweck.
Das Demand Side Management wird
mit Zunahme der wetterabhängigen
Stromproduktion immer wichtiger. Im
Gegensatz zu vergangenen
Anwendungen, welche auf starren
Zeitmodellen basieren, ist allerdings
zukünftig mehr Flexibilität gefordert.
Es muss kurzfristig auf die Resultate
der unterschiedlichen Prognosen
reagiert werden können.
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4.2.3 Physikalische Komponenten
Dieser Teil beschreibt die herkömmlichen Teilnehmer der Energieversorgung, wie sie seit
Jahrzehnten im Einsatz sind. Sie alle haben unterschiedliche Eigenschaften, können
allerdings klassifiziert und gruppiert werden. Je nach Typ und Kombination mit anderen
Komponenten, zeigen unterschiedliche Massnahmen Wirkung.
Element Beschreibung Smart Grid Relevanz
Als übergeordnete Stromquelle
wird das Gesamtsystem
bezeichnet. Also im Falle eines
dezentrales Systems das nächste
Ortsnetz, an welches das Micro
Grid angebunden ist.
Das Gesamtsystem dient als
Backupsystem bei fehlender
Produktion, aber auch als Abnehmer
von allfälligen Überschüssen. Es gilt
die Einwirkung auf das übergeordnete
System auf ein Minimum zu
beschränken.
Photovoltaikanlagen stellen den
wohl am stärksten wachsenden
Anteil dar. Sie können mit
verhältnismässig geringem
Installations- und Betriebsaufwand
betrieben werden.
Die Investitionskosten sind zwar
fallend, allerdings immer noch
verhältnismässig hoch. Auch
verursachen die direkte
Wetterabhängigkeit und die schnellen
Schwankungen hohe
Herausforderungen.
Zentrale Elemente zur Verbesserung
von PV-Anlagen sind die Speicher-
und Prognoseprinzipien.
Thermosolaranlagen für die
Produktion von Warmwasser sind
eine äusserst effektive Methode
um den CO2 Ausstoss zu
reduzieren.
Die Wetterabhängigkeit ist auch in
dieser Technologie eine
Schlüsselkomponente. Erschwerend
kommt der gegenläufige Verlauf von
Bedarf und Produktion. Gerade bei
fehlendem Sonnenschein sind
Heizungssysteme verstärkt gefragt.
Die einfache Speichermöglichkeit von
Wärme entschärft die Situation, bei
längeren Kälteperioden sind aber
unweigerlich Backupsysteme
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gefordert.
Zentrale Elemente zur Verbesserung
von PV-Anlagen sind die Speicher-
und Prognoseprinzipien.
Regelbare Energieproduktion wird
mit Blockheizkraftwerken
umgesetzt, welche mittels eines
Brennstoffes einen herkömmlichen
Generator betreiben. Sie können
mit verschiedenen Treibstoffen wie
Holzschnitzel, Bio- bzw. Erdgas,
Öl etc. betrieben werden.
Diese Kraftwerke verursachen
immer einen grossen Anteil von
Abwärme, welche im Idealfall auch
genutzt werden kann. In diesem
Fall spricht man von sogenannten
Hybridsystemen welche separat
behandelt werden.
Im Smart Grid Bereich sind die
Blockheizkraftwerke ideale
Backupsysteme für die
wetterabhängigen Systeme. Die
Rohstoffe sind gut speicherbar und
die Energie kann zeitnah abgerufen
werden.
Das Demand Side Management hilft
die zur Verfügung stehenden
Rohstoffe möglichst gewinnbringend
einzusetzen.
Die regelbare Wärmeproduktion
geht Hand in Hand mit der
Regelbaren Stromproduktion. Die
Systeme nutzen allerdings keine
Energie für den Antrieb eines
Stromgenerators, sondern
verwenden alles für die
Wärmeproduktion.
Im Smart Grid Bereich sind die
Blockheizkraftwerke ideale
Backupsysteme für die
wetterabhängigen Systeme. Die
Rohstoffe sind gut speicherbar und
die Energie kann zeitnah abgerufen
werden.
Mit der Kombination von Prognose-
und Merit Order Prinzip können die
Verluste auf ein Minimum reduziert
werden.
Windkraftwerke sind wie die
Photovoltaikanlagen
wetterabhängig. Sie bringen
allerdings den Vorteil, dass sie
auch in der Nacht produzieren
Windkraftwerke können in
Kombination mit Photovoltaik eine
gewisse Kompensation bei fehlender
Sonnenstrahlung mit sich bringen.
Zentrale Elemente zur Verbesserung
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können, wenn die Verhältnisse
passen.
von Windkraftanlagen sind die
Speicher- und Prognoseprinzipien.
Wärmepumpen unterschiedlichste
Bauweisen beziehen mittels eines
Mediums Wärme aus der
Umgebung, welche im Anschluss
für Heizzwecke genutzt werden
kann.
Wärmepumpen gelten als sehr
zuverlässige und konstante Form der
Wärmeproduktion, was ihre rasant
steigende Verbreitung erklärt. In
Kombination mit einem
Wasserspeicher können sie auch für
die Abnahme von Überschussenergie
im Strombereich verwendet werden.
Im Falle von Luftwärmepumpen kann
mit Speichermanagement und
Prognosesystemen ein gewisser
Mehrwert generiert werden.
Hybridsysteme kombinieren
mehrere Aspekte der
Energieproduktion in sich. Das
bekannteste Beispiel ist das
Blockheizkraftwerk, bei welchem
die Abwärme der Stromproduktion
für Heizzwecke verwendet wird.
Eine weitere Möglichkeit bietet die
Solarenergie.
Hybridwärmepumpen, welche
sowohl die Abwärme aus der Luft,
als auch die Thermosolarenergie
der Sonnenstrahlung nutzen,
können kombiniert mit
Photovoltaik und einem Speicher
zu einem komplett
selbstversorgenden System
werden.
Hybridsysteme stellen schon kleine
Smart Grid’s dar und gehören genau
genommen nicht zu den
Einzelkomponenten. In dieser
Auflistung werden sie allerdings
wegen den Blockheizkraftwerken
verwendet, welche grundsätzlich
immer den doppelten Nutzen
mitbringen. Die Herausforderung
dabei ist es, die Anforderungen der
Wärme- und Stromverbraucher in
Einklang zu bringen. Auch spielt hier
das Tarifmanagement eine grosse
Rolle um beim Verkauf der Energie
den grösstmöglichen Ertrag zu
erzielen.
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Beim Speichern von elektrischer
Energie unterscheidet man von
der direkten und indirekten
Speicherung. Direkte Speicher
sind Akkumulatoren, welche direkt
die elektrische Energie aufnehmen
und auch wieder abgeben.
Indirekte Speicherung ist das
Zurückhalten von potentieller oder
kinetischer Energie.
Beispielsweise in einem
Speichersee, oder auch in
Schwungrädern.
Speicher dienen hauptsächlich der
Kompensation von Schwankungen
jeglicher Art. Sie helfen die Belastung
der Infrastruktur zu reduzieren und
Energie, welche zu tiefen
Gestehungskosten produziert wurde,
zu späteren Zeitpunkten zu
verbrauchen.
Jeder Speicher verursacht allerdings
auch Betriebskosten. Dies durch eine
beschränkte Anzahl Ladungszyklen,
Speicherverlusten oder allgemeinem
Unterhalt. Aus diesem Grund muss
Ihr Einsatz genau geplant werden.
Eine Schlüsselrolle spielt dabei das
Demand Side Management.
Thermische Speicherung erfolgt
über ein Medium, welches die
produzierte Energie aufnimmt,
erhält und zu einem späteren
Zeitpunkt wieder abgibt.
Auch hier liegt der Hauptzweck in der
Kompensation von Schwankungen.
Auch spielen die Betriebskosten und
Energieverluste eine grosse Rolle
beim optimalen Einsatz der Speicher.
Je nach Produktionsmedium kommt
hier das Demand Side Management
oder das Merit Order Prinzip zum
Einsatz.
Zeitkritische Verbraucher sind,
abhängig von ihrem
Verwendungszweck, an einen
bestimmten Zeitpunkt gebunden.
Sie stellen den grössten Teil der
Verbraucher dar. Beispiele sind
die Haushalte, welche alle um die
Mittagszeit die Kochherde
einschalten, oder
Industriebetriebe, welche ihren
Maschinenpark währen den
Diese Art der Verbraucher gibt den
Verlauf der Produktion vor. Sämtliche
Produktionsanlagen müssen so weit
möglich an diesen Verlauf angepasst
und entsprechend reguliert werden.
Auf diese Art der Verbrauch kann
nicht direkt eingewirkt werden,
allerdings sind ihre Messdaten
Einflussfaktoren für die
Prognosesysteme.
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Arbeitszeiten betreiben.
Zeitunabhängige Verbraucher
verfügen üblicherweise über einen
eigenen Speicher. Dieser kann
innerhalb eines Zeitraumes mit
einer gewissen Flexibilität
aufgeladen werden. Beispiele sind
Elektroboiler, oder Wärmepumpen
mit einem Zwischenspeicher.
Diese Art der Verbraucher bilden eine
Form des indirekten Speichers. Sie
können, im eingeschränkten Rahmen,
Schwankungen der Produktion
ausgleichen, indem sie bei
Überproduktion Energie aufnehmen,
oder im Falle von Überlast die
Energieaufnahme reduzieren. Die
Kombination von Prognosesystemen
und Tarifmanagement hilft die
Verbrauchskosten zu reduzieren.
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4.3 Nutzen des Smart Grid
In den vorangehenden Kapiteln wurden hauptsächlich die Herausforderungen und Prinzipien
des Smart Grid Gedankens beschrieben. Dieses Unterkapitel befasst sich mit drei konkreten
Mehrwerten, welchen solche Systeme mit sich bringen.
Die ökologischen Mehrwerte stehen in der Energiezukunft im Vordergrund. Der
augenscheinlichste Vorteil ist die Substitution der bestehenden fossilen und atomaren
Energiequellen, durch die neuen erneuerbaren Energieträger. Dies soll die atomaren Abfälle
und den CO2 Ausstoss nachhaltig reduzieren und die Konsequenzen unserer Gesellschaft
für unseren Planeten minimieren.
Der Smart Grid Gedanke bringt zudem einen Mehrwert für die an sich schon „grünen“
Energien mit, indem die vorhandenen Ressourcen effizienter genutzt werden. Dies geschieht
hauptsächlich durch das Vermeiden von Verlusten.
Mit der ökonomischen Optimierung wird die Attraktivität der regenerativen Energieträger
erhöht. Die Gestehungskosten sind nach wie vor höher als die Kosten für die angebotene
Energie aus Grosskraftwerken. Die Kostendeckende Einspeisevergütung wirkt dieser
Tatsache entgegen und fördert somit die Investitionsbereitschaft der Gesellschaft. Es stellt
sich die Frage ob es auch einen Weg ohne Subventionen gibt.
Die ökologische Optimierung bringt mit der Verlustreduktion automatisch auch einen
finanziellen Mehrwert mit sich, da bei kostenverursachenden Energieträgern weniger
Ressourcen für dasselbe Resultat benötigt werden. Auch Backupsysteme von Solar- und
Windkraftanlage werden weniger beansprucht, wenn die Energie bedarfsgerechter zur
Verfügung steht. In diesem Kontext kommt das Merit Order Prinzip zum Zug.
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Eine reine wirtschaftliche Verbesserung, aus Sicht der Anlagenbetreiber, bringt das Demand
Side Management mit sich. Die selbst produzierte Energie wird dann verwendet, wenn der
Einkaufspreis am höchsten ist und Backup Energie wird zum günstigsten Zeitpunkt
eingekauft.
Das Thema Residual Energie gewinnt mit Zunahme der nicht regelbaren Energieproduktion
an Wichtigkeit. Vereinfacht gesagt beschreibt sie die Wirkung eines Micro Grid als
geschlossene Einheit innerhalb eines Gesamtsystems. Die Summe der intern produzierten
und verbrauchten Energie ergibt aus Sicht des übergeordneten Versorgers einen einzelnen
Lastgang. Während Rüdiger Paschotta in seiner Definition vornehmlich auf die Backup
Systeme hinweist, ist die Residualenergie auch für die Verteilnetzbetreiber relevant. Ein
ehemals konstanter Verbraucher, kann durch den Ausbau eigener Energieproduktion zu
einer um Faktoren höheren und unvorhersehbareren Netzbelastung führen.
Die Optimierung der Residualenergie bringt somit in erster Linie einen Vorteil für die
übergeordnete Ebene und kann als eine Art volkswirtschaftlicher Nutzen betrachtet werden.
Wenn die gesamte Netzbelastu