axel heilheckers brettgeflÜster...starship: „we built this city on rock and roll“! darüber...

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AXEL HEILHECKERS BRETTGEFLÜSTER 36 grand gtrs Hawaii des Nordens Letzten Sommer hat es mich nach Klitmöller, dem dänischen Surfer-Paradies gegenüber der norwegischen Küste am Skagerrak, verschla- gen, unter Eingeweihten das „Hawaii des Nor- dens“. Die westlich gelagerten pazifischen Surfer-Spots – Makaha auf Hawaii, Rincon Point bei Ventura (Kalifornien) oder in Heimat- nähe Tarifa (gegenüber dem marokkanischen Tanger) – sind zwar schön, aber dem Abenteu- rer eventuell eine Spur zu vertraut. Muss es immer der Westen sein? Und tatsächlich: Der Norden kann mit seinem kräftigen Wind, dem tiefen Meeresblau und einer Hurtigruten-Rund- fahrt durchaus begeistern. Wobei wir schon fast bei Nik Hubers Rietbergen und Surfmeister angekommen sind, im nordisch kühlen Patrol-Blue-Look gehalten: Ein US-Küs- ten-infizierter Gitarrenbauer wie Nik Huber sucht offenkundig neue Horizonte, so die Lesart. Bekannt wurde Nik durch seine Solidbody-In- strumente Dolphin und Orca, die sich grob im amerikanisierten Orbit von Paul Reed Smith be- wegen. Die Modelle bieten gediegene, meist in folk-inspiriertem New-Age-Stil hochglänzend oder matt lackierte Riegelahorndecken samt maritimen Intarsien. Das zielt auf Spieler wie Sammler gleichermaßen. Seine Modelle Surf- meister und Rietbergen sind mittlerweile eben- falls etablierte Modelle im Huber-Programm. Während die Semi-Akustik Rietbergen auch mit opulenten Riegelahorndecken produziert wird, steht die Surfmeister in der Tradition von Hubers Erfolgsmodell Krautster, das sich an die Gibson- „Rock’n’Roller“ Les Paul Junior oder das TV- Nik Huber kultiviert die Edel-Ästhetik seiner Gitarren seit fast zwei Jahrzehnten. Sein Faible für Paul Reed Smiths „Way Of Guitar“ kombi- niert er dabei mit einem maritim-inspirierten New-Age-Stil, den Blick bisher immer fest nach Westen ins Land der Gitarrenträume gerichtet. Nach der langen Zeit entsteht hinreichend Lust auf ästhetische und klangliche Abwandlungen – Lust, neue Horizonte zu erschließen. Dazu ein Blick auf zwei aktuelle Semi-Akustik-Modelle aus Niks Werkstatt. Text von Andreas Heilhecker, Fotos von Andreas Huthansl und Axel Heilhecker Nik Huber Surfmeister & Rietbergen Nordisk Twang & Blues

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  • AXEL HEILHECKERS BRETTGEFLÜSTER

    36 grand gtrs

    Hawaii des NordensLetzten Sommer hat es mich nach Klitmöller,dem dänischen Surfer-Paradies gegenüber dernorwegischen Küste am Skagerrak, verschla-gen, unter Eingeweihten das „Hawaii des Nor-dens“. Die westlich gelagerten pazifischenSurfer-Spots – Makaha auf Hawaii, RinconPoint bei Ventura (Kalifornien) oder in Heimat-nähe Tarifa (gegenüber dem marokkanischenTanger) – sind zwar schön, aber dem Abenteu-rer eventuell eine Spur zu vertraut. Muss esimmer der Westen sein? Und tatsächlich: Der

    Norden kann mit seinem kräftigen Wind, demtiefen Meeresblau und einer Hurtigruten-Rund-fahrt durchaus begeistern.Wobei wir schon fast bei Nik Hubers Rietbergenund Surfmeister angekommen sind, im nordischkühlen Patrol-Blue-Look gehalten: Ein US-Küs-ten-infizierter Gitarrenbauer wie Nik Huber suchtoffenkundig neue Horizonte, so die Lesart.

    Bekannt wurde Nik durch seine Solidbody-In-strumente Dolphin und Orca, die sich grob imamerikanisierten Orbit von Paul Reed Smith be-

    wegen. Die Modelle bieten gediegene, meist infolk-inspiriertem New-Age-Stil hochglänzendoder matt lackierte Riegelahorndecken samtmaritimen Intarsien. Das zielt auf Spieler wieSammler gleichermaßen. Seine Modelle Surf-meister und Rietbergen sind mittlerweile eben-falls etablierte Modelle im Huber-Programm.Während die Semi-Akustik Rietbergen auch mitopulenten Riegelahorndecken produziert wird,steht die Surfmeister in der Tradition von HubersErfolgsmodell Krautster, das sich an die Gibson-„Rock’n’Roller“ Les Paul Junior oder das TV-

    Nik Huber kultiviert die Edel-Ästhetik seiner Gitarren seit fast zweiJahrzehnten. Sein Faible für Paul Reed Smiths „Way Of Guitar“ kombi-niert er dabei mit einem maritim-inspirierten New-Age-Stil, den Blickbisher immer fest nach Westen ins Land der Gitarrenträume gerichtet.Nach der langen Zeit entsteht hinreichend Lust auf ästhetische undklangliche Abwandlungen – Lust, neue Horizonte zu erschließen. Dazuein Blick auf zwei aktuelle Semi-Akustik-Modelle aus Niks Werkstatt.Text von Andreas Heilhecker, Fotos von Andreas Huthansl und Axel Heilhecker

    Nik Huber Surfmeister & Rietbergen

    Nordisk Twang & Blues

  • grand gtrs 37

    Modell anlehnt. Hubers Interpretation fälltgradlinig aus, mit Blick auf eine klassische,bunte „True American“-Gitarrenwelt.Mit den vorliegenden Surfmeister- und Rietber-gen-Exemplaren ist Nik eine Symbiose ausedlem Klang und entsprechender Optik gelun-gen: optisch, haptisch und klanglich noch aus-reichend Sammler-Chic fürs typische HuberOeuvre und trotzdem tief genug im Rock‘n’Rollverwurzelt. Wie heißt es so schön bei JeffersonStarship: „We built this City on Rock and Roll“!Darüber hinaus können beide Instrumente Ei-genschaften miteinander verknüpfen, für die ichim Vintage-Rahmen oftmals zwei Player benö-tigen würde. Dazu später mehr.Die Gitarren präsentieren sich nicht im Hoch-glanz-Look, sondern überzeugen mit einemeher matten Petrol-Blue-Ton, der fast Relic-Charakter erreicht und die Gitarren eher alswirkliche Player denn als Fall für die Vitrine de-finiert. Das Petrol-Blue der Surfmeister undRietbergen – letztere wurde übrigens nach demMädchennamen von Niks Frau benannt – istdazu leicht metallisch changierend. Klasse!

    RietbergenDie nordische Coolness im Gesamteindrucküberzeugt mich: edel und doch locker bis Punk-fähig! Ich assoziiere damit sofort Terje Rypdal,den norwegischen ECM-Gitarristen, dessen ty-pischer Strat-Ton vom Rietbergen-Modell op-tisch ebenso wie klanglich betont werdenkönnte. Nicht, dass die Semi-Akustik automa-tisch Crossover-Jazz-Spielarten zugewandtwäre oder ganz allgemein eine Strat ersetzenkönnte – aber jetzt sind wir schon mittendrinin der klanglich spielerischen Analyse. Also derReihe nach. Die Gitarre besteht aus Mahagoni-Hals und -Korpus samt Ahorndecke. Als solideSemi-Akustik hat Nik den obligatorischen Sus-

    tain-Block verbaut, dazu eine Stoptail-Kon-struktion mit Tune-O-Matic-Bridge. Daraus er-gibt sich ein druckvolles Klangbild. DieKorpusform erinnert an eine erweiterte Dolphin.Die Häussel-Tonabnehmer – ein ’59 Bridge undein Vintage Neck-Pickup – sind per Push/Pullam Tonregler splittbar. Volume und Tone sindMaster-Regler für beide Pickups.

    DETAILS

    Hersteller: Nik Huber Herkunftsland: Deutschland Modell: Rietbergen Typ: Semi-Hollowbody Korpus:Mahagoni Decke:Ahorn Lackierung: Petrol Blue Finish: Semi-Gloss Hals-Korpus-Verbindung: verleimt Hals:Mahagoni Halsprofil:U-Form Griffbrettradius: Compound, 10 bis 14 Zoll Griffbretteinlagen:Abalone Sattel: Knochen Bünde: 22, Medium Jumbo Mensur: 648 Millimeter Mechaniken:Schaller M6 Mini, Ebony Breite Sattel: 43,5 Millimeter Halsdicke (1./12.Bund):22,5/24,5 Millimeter Elektronik: 1 x Volume, 1 x Ton (Push/Pull-Pickup-Split), 3-Weg-Schalter Tonabnehmer: Häussel ‘59 Bridge & Vintage Neck (Humbucker), splittbar Schlagbrett:schwarz Hardware: verchromt, vernickelt Saitenhalterung: Stoptail, Tune-O-Matic Bridge Saiten: .011-.049 Besonderheiten: Binding, Kondensator-Schaltung am Volume-Poti für offenen, „drahtigen“ Sound bei niedrigeren Einstellungen Zubehör:Vintage-Style Case Preis: 5.875 Euro Getestet mit: Plexi Marshalls, Fender Concert, Dunlop Fuzz, Fulltone Fulldrive, Okko Diablo, Digitech 2101 Vertrieb: Nik Huber Leihgabe: Lead Guitars, Berlin

    www.lead-guitars.de

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    38 grand gtrs

    Zurück zum Anfang: An meinen gewohntenEquipment-Einstellungen verändere ich zu-nächst nur die Lautstärke am Gitarren-Poten-tiometer. Beim Zurückdrehen lässt eineintegrierte Kondensatorschaltung den Sounddrahtig „aufklaren“, klanglich für meinen Ge-schmack zu weit entfernt vom „normalen“Sound, der im Regelbereich von sieben bis zehnstattfindet. Das empfand ich erst einmal unan-genehm nach zwei verschiedenen Instrumentenklingend. Ein ES335- und ES345-Spieler wie icherwartet beim Betätigen des Lautstärkereglerslediglich leichte klangliche Variationen einesansonsten substanziell dicken Tons. Beim Ver-such, das in den Griff zu bekommen, wurdeich von der aussagekräftigen Arbeitsweisedes Tonreglers überrascht: Hier konnteich genau die Frequenzen korrigieren be-ziehungsweise absenken, die jenesÜbermaß an Präsenz im Klangbild er-zeugten. Mit leichtem Zurückdrehen desTonpotis erschließt sich typischer Semi-Akustik-Vintage-Ton mit Obertönen undwarmem Bottom, die überbetonten Kanten

    verschwinden. Durch das leichte Zudrehen

    des Tonpotis verliere ich naturgemäß etwasLautstärke. Das will ich intuitiv am Volume-Potikorrigieren. Dadurch erhöht sich die Kompres-sion, im ungünstigsten Fall könnten die Bässeplötzlich das Klangbild überlagern. Jener Falltritt bei der Rietbergen nicht ein – ihr Klang ver-kraftet die Höhenreduzierung am Tonpoti sehrgut. Das ergibt die Klangcharakteristik, die ichvon meinen beiden Vintage-Exemplaren – eineES-335 von 1959 und eine ES-345 von ‘66 –gewohnt bin: Erfreulich, wie die Rietbergen dieklassischen Klänge dieser Gitarrenwelt be-herrscht und somit das Semi-Akustik-„Kernge-schäft“ bedienen kann.

    Dass die Gitarre unterschiedliche Facetten re-gelbar macht, qualifiziert sie darüber hinauszum Allrounder im Bereich Blues, Jazz und Rock.Das gezielte Ausdünnen des Tons beim Zurück-drehen der Lautstärke eignet sich für 1980erJahre Pop-Sounds ähnlich gut wie für High-Gain-Signale. Verzerrung und Kompression las-sen sich ebenso gut dosieren wie Bass- undHöhenanteile. Die Coil-Split-Funktion erweitertdas Spektrum zusätzlich: Hendrix-Ästhetik wie

    DETAILS

    Modell: Surfmeister Typ: Semi-HollowbodyKorpus: Mahagoni Decke: AhornLackierung: Petrol Blue Finish: Semi-Gloss Hals-Korpus-Verbindung: verleimtHals: Mahagoni Halsprofil: U-FormGriffbrettradius: Compound, 10 bis 14 ZollGriffbretteinlagen: Sterling-Silber-RingeSattel: Knochen Bünde: 22, MediumJumbo Mensur: 648 Millimeter Mechaniken: Schaller Kluson StyleSattelbreite: 42,5 MillimeterHalsdicke (1./12.Bund): 23,5/25,5 MillimeterElektronik: 1 x Volume, 1 x Ton (Push/Pull-Pickup-Split), 3-Weg-Schalter Tonabneh-mer: 2 x Häussel TroneBucker (Humbucker),splittbar Schlagbrett: schwarz Hardware: verchromt, vernickelt Saitenhalterung: Bigsby-Tremolo, Tune-O-Matic Bridge Saiten: .010-.046 Besonderheiten: Binding, Kondensator-Schaltung am Volume-Poti für offenen, „drah-tigen“ Sound bei niedrigeren EinstellungenZubehör: Vintage-Style Case Preis:3.695 Euro Getestet mit: Plexi Marshalls,Fender Concert, Dunlop Fuzz, Fulltone Fulldrive,Okko Diablo, Digitech 2101 Vertrieb:Nik Huber Leihgabe: Lead Guitars, Berlin

    www.lead-guitars.de

  • THE ACOUSTIC THAT PLAYS LIKE AN ELECTRIC!

    Musikhaus Andresen Lübeck www.musikhaus-andresen.deFarm Sound Kassel www.farm-sound.deTonfan Harra www.tonfan.deSound of Music Stuttgart www.sound-of-music.deJust Music Berlin, Hamburg, München, Dortmund www.justmusic.deMusic World Brilon www.musicworldbrilon.deRuhrcoast Music Bochum www.ruhrcoastmusic.comDreizack Music Freiburg www.facebook.com/DreizackmusicMusik Markt Kiefer Dillingen www.musikmarktsaar.deDie Zupfgeige Karlsruhe www.zupfgeige.comAkustik Cafe Tuttlingen www.akustik-cafe.deThomann Burgebrach www.thomann.deMusikhaus Randeu Wolfsberg www.randeu.atMusix AG CH www.musix.ch

    Made one guitar at a time in Kamloops, British Columbia, Canada.

    Distributed exclusively by EMD Music

  • AXEL HEILHECKERS BRETTGEFLÜSTER

    40 grand gtrs

    auch die des erwähnten Terje Rypdal werdenauf einer Gitarre spielbar, die traditionell ehermit B.B. Kings Klassikern verheiratet ist. DieRietbergen könnte vom „19th Nervous Break-down“ die Brachialversion von Mick Jaggermit den Foo Fighters genauso bedienen wiedie stilvolle 1966er Originalversion der Stones,bei der Keith seine Harmony Meteor spielt. Siebeherrscht Heavy- wie Crunch-Bereiche, Ober-tonverhalten und Kompression gefallen mirsehr gut. Der kräftige Hals trägt zur gelunge-nen Tonsubstanz bei. Für Konturstärke undPräsenz zeichnet sicher das Ebenholzgriffbrettmitverantwortlich.

    Selbst Puristen mit einem Faible für WesMontgomery können an dem Instrument Spaßhaben – die Rietbergen liefert ähnliche Prä-senzen wie das von Wes Anfang der sechzigerJahre einst promotete L5-Modell mit spitzemCutaway und Ebenholz-Florentiner-Board.Jenes Bild kombiniert Huber mit der Haptikeines kräftigen Halses, wie ich ihn von den1950er Jahre L5-Exemplaren kenne.Die Tonabnehmer sind einwandfrei aufeinan-der abgestimmt, die Klangfarben lassen sichohne eklatante Um- und Einbrüche in Fre-quenzbild und Lautstärke umschalten. Der Ver-zicht auf getrennte Volume- und Ton-Regelungsetzt das allerdings sowieso voraus.

    Die Feedback-Empfindlichkeit fällt im Rahmender Resonanz-Bedingungen der Semi-Akustik-Konstruktion normal aus. Sie soll ja grundsätz-lich resonieren. Die Möglichkeit allerdings, denKlang in den Bässen durch Zurückdrehen desVolume-Potentiometers auszudünnen, redu-ziert Feedback-Anfälligkeit und lässt dadurchhöhere Gain-Einstellungen oder Gesamtlaut-stärken zu, was für viele ein Kriterium seindürfte, die ein „hartes Brett“ bevorzugen.Diese Sounds hat Nick Huber definitiv imFokus: Dave-Grohl-Klänge funktionieren nichtnur mit einer Gibson Trini Lopez, sondern auchmit der Rietbergen. AC/DC-Riffs kommen glei-chermaßen gut, allerdings mehr Angus alsMalcolm. Die Gretsch FiltertTrons klingen zuspezifisch, als dass ein herkömmlicher Hum-bucker sie hundertprozentig ersetzen könnte.Die Kondensator-Schaltung liefert am Hals-Pick up sehr schnittige, druckvolle Klänge, dieUnmengen an Variationen für Riffs zur Verfü-gung stellt. Ob jemand einen Zerrer vor einenFender schaltet, einen Booster vor einen Mar-shall oder schlicht mehrkanalige Amps be-müht – die Rietbergen liefert durch ihreVariabilität passende Signale. Die Gitarre wirktsehr stabil, mit sauberen Schwingungen und

    genauer Intonation. Mit der ausgelieferten.011er Saitenstärke entsteht ein voluminösererTon, darüber hinaus wird die Resonanz des gro-ßen Bodys besser angesprochen. Als Gegenent-wurf: Die etwas kleinere Surfmeister gerätleichter in Schwingung und klingt mit ihremRose wood-Board weicher – hier funktioniertder ausgelieferte .010er Satz bereits gut.

    SurfmeisterUnd damit komme ich direkt zu jenem Modell: DieSurfmeister weist ebenfalls traditionelle Bezügeauf, hält sich ebenso wenig nur in der Vergangen-heit auf und liefert in ihrer Semi-Akustik-Ausfüh-rung zusätzliche Klangvariationen.

    Die Formgebung, dazu die Platzierung desschwarzen Schlagbretts bilden eine stimmigeKombination aus Niks Dolphin und einer Gib-son Junior. Auch hier macht die nordisch anmu-tende Petrol-Blue-Lackierung das Instrument zueinem Hingucker.

    Wie der Name bereits mehr als nur andeutet,drehen sich die Klangfarben vornehmlich umTwang: Der fällt mit Brillanz und Direktheit de-finiert aus, das Ergebnis reicht von FenderStrat- über Gibson- und Gretsch-Klangfarben.Fans jener Klangwelten beschäftigen sichnicht mit der Surf-Sause der Beach Boys, son-dern mit Dick Dale, Duane Eddy oder Psycho-billy-Bands wie The Meteors und Frenzy. DieJungs vermitteln knallharten, kompakten,komprimierten Sound mit schnittigen Höhenund druckvollem Bassbereich.

    Mit ihrem Semi-Akustik-Konzept samt Maha-goni-Hals und Korpus – letzterer wieder mitAhorndecke – bietet Nik Hubers Surfmeistereine eigene Variante jener Klänge: lebendig, mitstarker Mittenpräsenz, dazu wird die Brillanzder Saiten gut übertragen. Die überspitze Härtemancher gängiger Twang-Sounds steht hier we-niger im Vordergrund, die Gitarre wirkt ausge-glichener, mit sauberer Abbildung und„Saitenzauber“, der kontrollierbares und un-kontrollierbares Feedback im Bereich von ge-schätzten 30 Millisekunden bis zu drei Stundenoder mehr ermöglicht, je nach Lautstärke.Der Hals der Gitarre fällt recht kräftig aus –leicht schmaler, aber dicker als das Exemplarder Rietbergen, das Griffbrett mit Rosewoodstatt Ebony bestückt. Über dem Sustain-Blockim Korpus der Gitarre sind Tune-O-Matic-Bridge und Bigsby-Trem platziert. Letztereslässt sich im Rahmen der „dezenten“ Bigsby-Möglichkeit abseits von Divebombs oder ähn-lichen Extremen einwandfrei verwenden. Ich

    mag die Bigsby-Tremolos, optisch wie hap-tisch. Klar, meine alte SG-Les Paul hatte be-reits eines an Board, insofern ist mir dasSpielgefühl immer schon vertraut. ExtremeGlissandos habe ich damit nie veranstaltet,eine leichte Modulation reicht mir bei diesenPlayern, etwa im frühen Stil des großartigenAllan Holdsworth.

    Zurück zum Sound: Andere Riffs derRock‘n’Roll-Geschichte erfahren mit der Surf-meister eine keinesfalls abträgliche General-überholung: Als Beispiel seien „Day Tripper“oder „Oh Well“ genannt, wobei ich geradeletzteres mit dem Instrument ideal umsetzenkann – das Ergebnis klingt unverbraucht undklar, als hätte es nie anders sein sollen.

    Wirkt die Kompression der Gitarre bei Single-Note-Linien noch dezent, wird sie bei Akkordspielund Riffs spürbarer und transportiert ein aufge-räumt kompaktes Klangbild. Dadurch eröffnetsich ein weites Feld für den Einsatz von Fuzz-Pe-dalen, die bei höherem Input satt komprimierenkönnen und der Surfmeister beispielsweise fürLead Sounds zusätzliches Klangvolumen beibrin-gen dürfen. Bei den Tonabnehmern greift NikHuber auf Häussels TroneBucker zurück, der alsModellbasis Gretschs FilterTron-Humbucker he-ranzieht. Master-Lautstärke und Tonregelung sindfür beide Tonabnehmer gemeinsam zuständig.Die Pickups sind ebenfalls per Push/Pull-Funktionam Tonregler splittbar. Das Coil-Splitting erhöhtSingle-Coil-typisch die Brillanz und gefällt mir be-sonders in der Zwischenposition. Auf dem Sus-tain-Block im Korpus der Gitarre sind Tune-O-Matic-Bridge und Bigsby-Trem sicher platziert. Übrigens ist auch Blues ein großes Thema fürdie Surfmeister, gerade bei Slide-Einsatz. Malknarzig, mal mellow oder im Stile der selbst-gebauten „Cigar Box“-Gitarren wie bei BukkaWhite, Son House oder Johnny Winter, aller-dings in einer „Hi-Fi-Version“ – glatt etwasfür meine nächste Vinyl-Veröffentlichung.

    FazitNik Huber hat seine Fähigkeiten kontinuierlicherweitert und verfeinert. Dabei bleibt er be-kannten Prinzipien, Formen und Ideen treu undbildet seine Identität innerhalb dieses Kreisesaus. Mit Surfmeister und Rietbergen hat erdementsprechend zwei Instrumente vorgelegt,die zwar klassisch zitieren bis referenzieren,aber mit eigenen Qualitäten – einem wertigenLook, Klangvielfalt, High-Gain-Kompatibilität –ausgestattet wurden. Was will ein Gitarren-bauer mehr? Vermutlich Gitarre spielen – undmal den Norden erkunden … z