schlecker. for you. vor ort. vorbei: en analyse af...
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1 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Bilag til
Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei:
En analyse af Schleckers krisekommunikation
Oversigt:
Figurer
Figur 1: Den hermeneutiske cirkel (Nygaard 2005: 77)
Figur 2: Coombs’ crisis response strategies guidelines (Coombs 2007: 173)
Figur 3: Coombs’ SCCT crisis response strategies (Coombs 2007: 170)
Figur 4: Coombs’ SCCT crisis types by crisis clusters (Coombs 2007: 168)
Figur 5: Johansen og Frandsens Den retoriske arena: kontekstmodellen (Johansen & Frandsen 2007:
277)
Figur 6: Johansen og Frandsens Den retoriske arena: tekstmodellen (Johansen & Frandsen 2007:
284)
Figur 7: Coombs’ liste over krisekommunikationsstrategier (tilvirket efter en ældre udgave af
Coombs’ krisekommunikationsstrategier i Johansen og Frandsen 2007: 237)
Figur 8: Benoits model til analyse af krisekommunikation (tilvirket efter Johansen og Frandsen
2007: 207)
Figur 9: Systematisering af praktikerlitteratur (egen tilvirkning)
Figur 10: Schlecker-Konzernstruktur (Das Handelsmagazin 2012)
Tabeller
Tabel 1: 1. Kriseperiode (med artikelnavn)
Tabel 2: 2. Kriseperiode (med artikelnavn)
Tabel 3: 3. Kriseperiode (med artikelnavn)
Tabel 4: 4. Kriseperiode (med artikelnavn)
Tabel 5: 5. Kriseperiode (med artikelnavn)
Tabel 6: Coombs’ ni mikrofaser (Coombs 2012)
Tabel 7: Personlige pronomina i det personlige statement
Diverse
Johannesens 20 bevæggrunde til tavshed (Johannesen 1974)
Schleckers indbydelse til pressekonferencen den 29. februar 2012.
Sturm, Alexander (2012, 08.05). Krisenkommunikation Weil reden hilft. Impulse.de.
Anvendt empiri – Artikler (alle artikler med udtalelser fra Schlecker)
2 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Figurer
Figur 1: Den hermeneutiske cirkel (Nygaard 2005: 77)
Figur 2: Coombs’ crisis response strategies guidelines (Coombs 2007: 173)
3 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Figur 3: Coombs’ SCCT crisis response strategies (Coombs 2007: 170)
Figur 4: Coombs’ SCCT crisis types by crisis clusters (Coombs 2007: 168)
4 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Figur 5: Johansen og Frandsens Den retoriske arena: kontekstmodellen (Johansen & Frandsen
2007: 277)
Figur 6: Johansen og Frandsens Den retoriske arena: tekstmodellen (Johansen & Frandsen 2007:
284)
5 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Figur 7: Coombs’ liste over krisekommunikationsstrategier (tilvirket efter en ældre udgave af
Coombs’ krisekommunikationsstrategier i Johansen og Frandsen 2007: 237)
6 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Figur 8: Benoits model til analyse af krisekommunikation (tilvirket efter Johansen og Frandsen
2007: 207)
7 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Figur 9: Systematisering af praktikerlitteratur (egen tilvirkning)
Figur 10: Schlecker-Konzernstruktur (Das Handelsmagazin 2012)
8 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Tabeller
Artikler til genstand for analyse (markeret med + i tabellerne)
1. Kriseperiode
Tabel 1
Dato Link
nr.
Artikelnavn Indeholder
Schlecker-udtalelse
+/-
01.04.2008 1 Schlecker: Keine Bespitzelung der Mitarbeiter +
2. Kriseperiode
Tabel 2
Dato Link
nr.
Artikelnavn Indeholder
Schlecker-
udtalelse +/-
11.01.2010 2 Bundesregierung sagt Schlecker-Methoden den Kampf ab +
13.01.2010 3 Schlecker gibt Gewerkschaften Rückenwind +
13.01.2010 Gehälter der Deutschen gehen stark zurück -
13.01.2010 Von der Leyen will Zeitarbeit strenger reglementieren -
14.01.2010
Die ISO 26 000 - oder wie wir alle sozialer und grüner
werden
-
21.01.2010 4 Schlecker wälzt gesamtes Geschäftsmodell um
+
9 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
3. Kriseperode
Tabel 3
Dato Link
nr.
Artikelnavn Indeholder
Schlecker-
udtalelse +/-
20.01.2012 5 Schlecker ist Pleite +
20.01.2012 Nette Erben ohne Macht -
20.01.2012 Schleckers Rivalen im Kampf um die Kunden -
20.01.2012 “Wer kauft denn heute noch bei Schlecker?” -
20.01.2012 “Es gibt noch eine reelle Chance für Schlecker” -
20.01.2012 Schlecker-Insolvenz ist eine Pleite mit Ansage -
20.01.2012
6 Totalschaden statt Turnaround +
20.01.2012
Handel und Wandel -
21.01.2012
7 Was wird aus Schlecker? +
22.01.2012
8 Anton Schleckers Vermögen ist in Gefahr +
23.01.2012 Schrumpfen ist keine Option -
10 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Dato Link
nr.
Artikelnavn Indeholder
Schlecker-
udtalelse +/-
23.01.2012 “Griechenland ist ohne deutsche Hilfe verloren” -
23.01.2012 9 Gläubiger haben wenig Mitleid mit Schlecker +
23.01.2012 10 Schlecker hat Planinsolvenz beantragt +
23.01.2012 11 Vorläufiger Insolvenzverwalter für Schlecker bestellt +
23.01.2012 12 Im Ausland macht Schlecker noch Gewinn +
23.01.2012 Auf der Suche nach Geschäftsmodellen -
24.01.2012 Der Hoffnungsträger der Schlecker-Mitarbeiter -
24.01.2012 Was Mitarbeiter die Pleite ihrer Firma kostet -
24.01.2012 Mitarbeiter bangen um Jobs -
24.01.2012 Wo der Abschwung sichtbar wird -
24.01.2012 Unilever stoppt Lieferungen an Schlecker -
25.01.2012 Scheinheilige Händler -
25.01.2012 13 Schlecker wird wieder beliefert +
26.01.2012 14 Schlecker schaltet um auf Normalbetrieb +
26.01.2012 15 Schlecker-Tochter Ihr Platz meldet Insolvenz an +
26.01.2012 Dinge, die die Welt nicht braucht -
11 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Dato Link
nr.
Artikelnavn Indeholder
Schlecker-
udtalelse +/-
27.01.2012 16 Schlecker wird weiter beliefert +
Kriseperiode 4
Tabel 4
Dato Link
nr.
Artikelnavn Indeholder
Schlecker-
udtalelse +/-
30.01.2012 17 Schlecker hat “keine wesentlichen privaten Vermögen
mehr”
+
30.01.2012 18 Schlecker-Kinder glauben an eine Kehrtwende +
31.01.2012 19 Schlecker hätte sich die große Demütigung ersparen
können
+
31.01.2012 20 Für Wolfgang Grupp ist Schlecker eine “Warnung vor
Größenwahn”
+
31.01.2012 Rossmann könnte Schlecker auf den Pelz rücken -
01.02.2012 21 Was Schlecker und Schickedanz gemeinsam haben +
01.02.2012 Schlecker-Pleite und Naturkatastrophen belasten Hannover
Rück
-
01.02.2012 Wer über Schleckers Schicksal entscheidet -
02.02.2012 22 Was uns die Causa Schlecker lehrt +
03.02.2012 “Ich glaube, Sie haben das nicht verstanden. Es ist nichts
mehr da.”
-
12 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Dato Link
nr.
Artikelnavn Indeholder
Schlecker-
udtalelse +/-
03.02.2012 23 Schlecker wird wieder beliefert +
06.02.2012 Anton Schlecker kehrt nicht zurück -
06.02.2012 Abklingbecken für Ackermann -
Kriseperiode 5
Tabel 5
Dato Link
nr.
Artikelnavn Indeholder
Schlecker-
udtalelse +/-
22.06.2012 Straft Schlecker die Ökonomen Lügen -
22.06.2012 24 Das Statement im Wortlaut +
22.06.2012 25 “Vom Sportwagen bis zur schönen Uhr hat er alles
aufgeben müssen”
+
22.06.2012 26 Das Statement im Wortlaut +
22.06.2012 27 Eine deutsche Tragödie +
22.06.2012 28 Was hinter dem Schreiben der Schlecker-Kinder steckt +
24.06.2012 Schlecker-Pleite lässt den Einzelhandel kalt -
24.06.2012 29 Letzte Schlecker-Märkte schließen für immer +
13 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Dato Link
nr.
Artikelnavn Indeholder
Schlecker-
udtalelse +/-
25.06.2012 Rossmann hat kein Interesse mehr an Schlecker -
25.06.2012 L’Oréal vedaut Schlecker-Insolvenz -
25.06.2012 30 Das bittere Finale der Schlecker-Pleite +
26.06.2012 L’Oréal lässt die Konkurrenz hinter sich -
26.06.2012 CDU-Politiker will Kündigungsschutz reformieren -
26.06.2012 Gottschalk kämpft mit neuem Studio gegen den
“Quotentod”
-
27.06.2012 Aufstieg und Fall des Anton Schlecker -
27.06.2012 31 Der große Kehraus in den Schlecker-Märkten +
27.06.2012 Kaum noch Chancen für Schlecker XL -
27.06.2012 Schlecker hat Grundstück-Schenkung früh offengelegt -
27.06.2012 Zeit für eine Kehrtwende beim Kündigungsschutz -
28.06.2012 Ex-Schlecker-Mitarbeiterin gewinnt vor Gericht -
28.06.2012 Deutscher Arbeitsmarkt schwächelt -
28.06.2012 Deutschlands Firmen geht die Puste aus -
28.06.2012 Schlecker-Verwalter hoffte auf Merkel -
28.06.2012 Warum Opels bald lila sind -
14 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Dato Link
nr.
Artikelnavn Indeholder
Schlecker-
udtalelse +/-
28.06.2012 Auch Schlecker XL kann nicht gerettet werden -
29.06.2012 Schlecker-Insolvenzverwalter legt Berufung ein -
Tabel 6
Coombs’ ni mikrofaser Makrofaser
1. signal detection (signaldetektion)
2. prevention (forebyggelse)
3. crisis preparation (forberedelse)
Før krise-fasen
4. crisis recognition (erkendelse)
5. crisis containment (inddæmning)
6. recovery (restitution)
Under krise-fasen
7. evaluation (evaluering)
8. learning (læring)
9. other postcrisis actions (tiltag efter krisen)
Efter krise-fasen
Tabel 7
Egne tab og gode gerninger Beklagelse og indrømmelse
„Wir werden immer wieder gefragt, wie es uns
als Familie geht und ehrlicherweise können wir
dazu nur sagen: Es ist ein Schock, eine Tragödie
und ein Desaster.“
„Was uns alle ganz besonders schmerzt, ist,
das Schicksal der vielen Schlecker-
Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern hier in
Deutschland, in der Fläche, in der Zentrale
und in allen Ländern.“
15 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Egne tab og gode gerninger Beklagelse og indrømmelse
„Aber auch wir Kinder liegen oft wach und
grübeln. Da gibt es kein Zurück in die
Normalität, denn die Firma war für uns alle
Lebensinhalt.“
„Das ist uns zuletzt nicht mehr gelungen und
das tut uns am meisten leid.“
„Fakt ist aber auch, dass wir als
Familienmitglieder in den vergangenen Jahren
massiv Gelder in die Firma eingebracht haben.
Dies sieht man beispielsweise an der Tatsache,
dass wir deutliche Millionenbeträge als private
Einlagen (jeweils rund 49 Mio EUR) sowie über
unsere Dienstleistungsgesellschaft (rund 64 Mio
EUR) in die Firma haben einfließen lassen.“
„Wir haben zu spät begonnen, konsequent und
mit allem Nachdruck gegenzusteuern.“
„Mit diesem Geld gehen wir genauso wie alle
anderen nicht vorrangigen Gläubiger in die
vermutlich recht magere Quote ein und werden
es sicherlich nicht zurückbekommen.
Außerdem wurde auch die von uns betriebene
Dienstleistungsgesellschaft in den Strudel der
Insolvenz gezogen und musste Insolvenz
anmelden. Auch dieses Vermögen haben wir
verloren.”
„Wir wollen nicht jammern und es sind die
vielen ehemaligen Schlecker-Mitarbeiterinnen
und -Mitarbeiter, denen unser Dank für die
vergangenen Jahre und unser Mitgefühl in
dieser schwierigen Phase gehört.“
„Zudem kooperieren wir genauso wie unser
Vater selbstverständlich offen und transparent
mit dem Insolvenzverwalter.“
„Was die gesamte Darstellung unserer
Vermögenslage angeht, so möchten wir
richtigstellen, dass wir in den vergangenen
Jahren und durch die Insolvenz ebenfalls das
Allermeiste verloren haben und die
kursierenden Angaben merklich über der
Wirklichkeit liegen.“
16 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Egne tab og gode gerninger Beklagelse og indrømmelse
„Wir hatten auf eine Fortsetzung der
entsprechenden Linie gesetzt.“
„Wir sind der festen Überzeugung, dass die
Transfergesellschaft ein sehr guter Ansatz
gewesen wäre.“
„Wir haben in der Vergangenheit sehr viel
daran gesetzt, hier ein neues Kapitel
aufzuschlagen.“
„Insgesamt hatten wir den Eindruck, in 2011 auf
einem allgemein guten Weg zu mehr
gemeinsamem Verständnis zu sein.“
„Wir werden sicherlich noch einige Zeit
brauchen, um auch als Familie das Gesamte
aufzuarbeiten und wieder Zukunftspläne zu
machen.“
Diverse:
Johannesens 20 bevæggrunde til tavshed (Johannesen 1974):
(1) The person lacks sufficient information to talk on the topic.
(2) The person feels no sense of urgency about talking.
(4) The person is carefully The silence may simply reflect the person's normal rate of thinking.
(3) pondering exactly what to say next.
(5) The person is avoiding discussion of a controversial or sensitive issue out of fear.
(6) The silence expresses agreement.
17 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
(7) The silence expressed disagreement.
(8) The person is doubtful or indecisive.
(9) The person is bored.
(10) The person is uncertain of someone else's meaning.
(11) The person is in awe, or raptly attentive, or emotionally overcome.
(12) The person is snooty or impolite.
(13) The person's silence is a means of punishing others, of annihilating others symbolically by
excluding them from verbal communication.
(14) The person's silence marks a characteristic personality disturbance.
(15) The person feels inarticulate despite a desire to communicate; perhaps the
topic lends itself more to intuitive sensing than to verbal discussion.
(16) The person's silence reflects concern for not saying anything to hurt another person.
(17) The person is daydreaming or preoccupied with other matters.
(18) The person uses silence to enhance his own isolation, independence, and sense of self-
uniqueness.
(19) The silence marks sulking anger.
(20) The person's silence reflects empathic exchange, the companionship of shared mood or insight.
Schleckers indbydelse til pressekonferencen den 29. februar 2012.
18 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Sturm, Alexander (2012, 08.05). Krisenkommunikation Weil reden hilft. Impulse.de.
08.05.2012
Krisenkommunikation
Weil reden hilft Von: Alexander Sturm
Zoom SinnLeffers Filiale in Hagen © Frank Beer
Laufen die Geschäfte schlecht, fließen Informationen meist nur spärlich. Ein Fehler, denn je
offener kommuniziert wird, desto leichter lassen sich Krisen vermitteln - und überstehen.
Sowieso alles grässlich bei so einer Pleite, was soll man da noch erzählen? Klar wollen Gläubiger,
Mitarbeiter und Kunden wissen, woran sie sind. Aber es gleich allen auf die Nase binden?
"Krisenkommunikation haben die meisten Insolvenzverwalter früher als lästige Pflicht betrachtet",
sagt Daniel Bergner, Geschäftsführer des Verbands der Insolvenzverwalter Deutschlands. Das hat
sich geändert. Denn soll ein Unternehmen nicht nur abgewickelt, sondern gerettet und wiederbelebt
werden, reicht es nicht aus, wenn die Aussichten gut sind. Es müssen alle wissen, wie gut die
Aussichten sind. Die Krisenkommunikation wird zum Hebel, um wieder Vertrauen aufzubauen.
Diesen Hebel nutzen immer mehr Insolvenzverwalter. "Bei Krisenkommunikation geht es nicht um
Durchhalteparolen", sagt Volker Böhm von der Kanzlei Schultze & Braun, der 2009 den
Porzellanhersteller Rosenthal sanierte. Firmen müssten aktiv aufklären, sagt Böhm. Dazu gehöre
die Botschaft, dass Gehälter weiterbezahlt und der Betrieb fortgeführt würden. "Schon das kann
dabei helfen, Vertragspartner zu beruhigen und einen Investor zu finden."
Hervorragend ist das dem Modefilialisten SinnLeffers gelungen, der 2010 die Wende schaffte - und
von impulse und BDO zum "Turnarounder des Jahres" gekürt wurde (Informationen zum
Wettbewerb auf Seite 67). Wenig überzeugend war das Vorgehen von Müller-Brot: Von einem PR-
Desaster begleitet rauschte der bayerische Mittelständler in die Insolvenz. Auch die Drogeriekette
Schlecker ist ein Negativbeispiel: Lange ignorierte sie ihr eigenes mieses Image - und findet jetzt in
der Insolvenz wenig Fürsprecher. "Ohne Vertrauen", resümiert Andreas Fischer-Appelt, Gründer
der gleichnamigen PR-Agentur, "keine Geschäfte."
SinnLeffers: im Stundentakt
Zum Thema 1 Restrukturierung oder Pleite?: Verrechnet, versäumt und verdrängt
2 impulse-Umfrage: Sollte der Staat insolvente Unternehmen wie Schlecker mit Steuergeldern retten?
3 Interview: "Insolvenz bleibt ein Stigma"
19 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
4 Recht so?: Was das neue Insolvenzrecht genau bedeutet
5 Gesetzesänderungen: Neue Regeln für Unternehmer
So lange war es gut gegangen, aber zwei Tage vor dem Gang zum Amtsgericht war sie doch da, die
befürchtete Schlagzeile. "SinnLeffers ist zahlungsunfähig", vermeldete Focus Online am Dienstag,
dem 5. August 2008. Genau das hatten Patrick Feller und Karsten Oberheide unbedingt vermeiden
wollen. Monatelang hatten die beiden Geschäftsführer von SinnLeffers - streng geheim - den Gang
in die Insolvenz vorbereitet. Die Pleite sollte ja nicht das Ende sein, sondern der Start in den
Neuanfang.
In einem detaillierten Kommunikationsplan hatten sie festgelegt, welche Stakeholder wann und wie
angesprochen werden sollten, bevor SinnLeffers am Donnerstag in jener Woche offiziell Antrag auf
Insolvenz stellen wollte. "Das war bis auf den Stundentakt geplant", sagt Feller. Vorsichtshalber
hatten sie die PR-Agentur Ketchum Pleon engagiert. Sie waren auf den Ansturm der Öffentlichkeit
vorbreitet. Der kam jetzt eben zwei Tage früher. Noch am Dienstag ging die längst verfasste
Pressemitteilung zur Restrukturierung per Planinsolvenz raus. Damit hatten alle Medien sofort eine
Stellungnahme von SinnLeffers parat. Dann benachrichtigten Feller und Oberheide alle Lieferanten,
Dienstleister und Mitarbeiter, den Betriebs- und den Aufsichtsrat und die Gewerkschaft Verdi.
Auch die Bürgermeister von Städten mit einer SinnLeffers-Filiale bekamen Post. "Damit haben wir
klargemacht, dass wir SinnLeffers in Eigenverwaltung sanieren und nicht auflösen wollten", sagt
Feller.
Regeln beachten
So behalten Sie in Krisen die Oberhand
Aktiv kommunizieren
Themen, auch sensible, selbst setzen. Offen sein für einen kritischen Dialog.
Intern kommunizieren
Neuigkeiten sollen die Mitarbeiter nicht erst aus der Presse erfahren. Deshalb: interne und
externe Kommunikation aufeinander abstimmen. Dabei gilt: intern vor extern.
PR-Hoheit sichern
Nachrichten zur Krise sollten vom Unternehmen ausgehen, nicht von Dritten; sonst werden
leicht andere Parteien zum Ansprechpartner.
Mit Bedacht informieren
Vertuschen bringt nichts, besser aufklären. Dennoch: nie Firmengeheimnisse öffentlich
machen, wenn diese nichts mit dem Krisenfall zu tun haben.
Quelle:
A. Fischer-Appelt
Die von ihm angestrebte Planinsolvenz ist recht unbekannt: Im Gegensatz zur Liquidierung bleibt
die Firma als Ganzes erhalten, die Eigentümer können es mit dem Insolvenzverwalter bei
20 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
laufendem Geschäft sanieren. Nur so, sagt Feller, konnte SinnLeffers aus den teuren Mietverträgen
für die Filialen aussteigen - das Kernproblem der Kette.
Unterstützt von ihrer PR-Agentur erklärten Feller und Oberheide dutzendfach gegenüber
Journalisten, dass die Planinsolvenz nicht das Ende bedeute. Zudem sprachen sie ständig mit
Lieferanten, Mitarbeitern und Gläubigern. "Bei Insolvenzen kursieren oft wenig Informationen",
sagt Feller. "Dann werden Gläubiger nervös, weil alle einen Vorteil herausschlagen wollen." Daher
sei die einheitliche Kommunikation per Krisenfahrplan extrem wichtig gewesen. Anstatt den
Ereignissen hinterherzuhinken, habe man aktiv gehandelt. Die Investoren hatten Klarheit über die
Nachrichtenlage. So kam Ruhe in die Sache, die Gläubiger stimmten der Planinsolvenz zu. 2010
schrieb SinnLeffers wieder schwarze Zahlen, im Geschäftsjahr 2010/11 verfünffachte sich der
Gewinn.
Unterstützt von ihrer PR-Agentur erklärten Feller und Oberheide dutzendfach gegenüber
Journalisten, dass die Planinsolvenz nicht das Ende bedeute. Zudem sprachen sie ständig mit
Lieferanten, Mitarbeitern und Gläubigern. "Bei Insolvenzen kursieren oft wenig Informationen",
sagt Feller. "Dann werden Gläubiger nervös, weil alle einen Vorteil herausschlagen wollen." Daher
sei die einheitliche Kommunikation per Krisenfahrplan extrem wichtig gewesen. Anstatt den
Ereignissen hinterherzuhinken, habe man aktiv gehandelt. Die Investoren hatten Klarheit über die
Nachrichtenlage. So kam Ruhe in die Sache, die Gläubiger stimmten der Planinsolvenz zu. 2010
schrieb SinnLeffers wieder schwarze Zahlen, im Geschäftsjahr 2010/11 verfünffachte sich der
Gewinn.
Müller-Brot: nicht ganz sauber
Als die Brötchen ausblieben, griff Müller-Brot zur Lüge. Es habe einen Schwelbrand gegeben, teilte
die Großbäckerei am 30. Januar 2012 mit, deshalb sei die Produktion gestoppt worden. Tage später
kam heraus: Es waren die Behörden, die die Produktion gestoppt hatten. Über Jahre hatten die
Kontrolleure des bayerischen Landesamts für Lebensmittelsicherheit Hygienemängel festgestellt,
darunter Mäusekot, Kakerlaken, Schmutz in Maschinen und Zutaten. Schließlich hatten sie die
Notbremse gezogen. Erst als kein Abstreiten mehr möglich war, gestand Mehrheitseigner Klaus
Ostendorf öffentlich Fehler ein. Die Umsätze brachen ein, Großkunden sprangen ab. Müller-Brot
meldete am 16. Februar Insolvenz an. "Ein PR-Desaster", sagt Dirk Popp, Geschäftsführer der PR-
Agentur Ketchum Pleon. Zwar sei es menschlich, einen solchen Fehler verbergen zu wollen. Doch
Salamitaktik helfe nicht. "Das erinnert ein bisschen an den Fall Wulff."
Bis Februar hatte Müller-Brot nicht mal eine richtige Pressestelle. Man habe Öffentlichkeitsarbeit
völlig unterschätzt, sagt Ostendorf. Insolvenzverwalter Hubert Ampferl holte sofort einen Experten
an Bord: Christoph Möller, der eine PR-Agentur betreibt und als Sprecher des Verbands der
Insolvenzverwalter Deutschlands agiert. Im Auftrag von Ampferl verfolgt Möller eine Strategie der
Transparenz, informiert die Medien permanent über den Stand des Verfahrens: "Jetzt müssen alle
Karten auf den Tisch." Journalisten steht der Insolvenzverwalter in Telefoninterviews zur
Verfügung. "Wenn die Medien das Gefühl haben, dass Informationen zurückgehalten werden, ist
keine Zusammenarbeit zwischen ihnen und der Insolvenzverwaltung möglich", sagt Möller. Nur
21 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
mit Aufklärung komme Ruhe in die Sache, könnten Investoren und Kunden wieder Vertrauen
fassen. Schon während der Reinigungsarbeiten lud Müller-Brot Journalisten zur Werksbesichtigung
ein. Die Botschaft an Kunden, Medien und Investoren lautet: "Seht her, wir sorgen für Sauberkeit."
Die Strategie scheint aufzugehen. Laut Möller haben alle wichtigen Handelspartner in Aussicht
gestellt, Müller-Brot nach Abschluss der Reinigung wieder aufzunehmen.
Schlecker: verspäteter Imagewandel
Mit ganzseitigen Anzeigen wirbt Schlecker um das Vertrauen von Kunden und Mitarbeitern
während des Insolvenzverfahrens. "Wir sind weiter für Sie da", heißt es da, von Schlecker als
"verlässlichem Arbeitgeber" ist die Rede und von einem "guten Tarifvertrag". Freundliche, fast
anbiedernde Sätze, die für die meisten Leser befremdlich klingen dürften.
Die Drogeriekette hat ein mieses Image als Arbeitgeber. Bespitzelte Mitarbeiter und unterlaufene
Mindestlöhne: Einen Vorwurf nach dem anderen ertrug Schlecker ohne Gegenwehr. "Der Fall ist
typisch für Unternehmen, die das Feld anderen überlassen", sagt Krisenspezialist Popp. Soll sagen:
Geredet wird immer. Dumm, wer da nicht einmal zuhört, geschweige denn mitredet. Dass
Schlecker seit 2008 einen Tarifvertrag hat, wusste kaum jemand. "Schlecker hat das überhaupt nicht
kommuniziert", sagt Popp. Erst kurz vor der Pleite versuchte Schlecker die Wende. Im November
2010 rückten Meike und Lars Schlecker, die zweite Generation, als Verantwortliche für
Kommunikation in die Firmenleitung auf. Schlecker engagierte Berater, ein bis dato unvorstellbarer
Vorgang. Die PR-Agenturen Grey und Komm.passion entwarfen das Programm "Fit for Future".
Ein moderner Nahversorger sollte entstehen, Schlecker wieder der nette Laden von nebenan sein.
Der Claim dazu: "For You. Vor Ort." Vorbei. Bevor das Konzept greifen konnte, kam die Insolvenz
- und alte Reflexe griffen. Das schlechte Image von Schlecker habe sich über die Jahre verfestigt,
sagt Krisenspezialist Popp: "Da kommt man so schnell nicht mehr raus." Ob der Turnaround klappt:
fraglich.
Anvendt empiri – Artikler
1. Kriseperiode - Artikel
Schlecker: Keine Bespitzelung der Mitarbeiter
Ehingen Bei Schlecker werden die Mitarbeiter nicht generell überwacht. Dies teilte
Unternehmenssprecher Florian Baum auf Anfrage mit. Erst recht finde beim Ehinger
Drogerie- und Lebensmittel-Discounter keine "systematische Bespitzelung" statt, wie sie
dem Discounter Lidl seit vergangener Woche vorgeworfen wird. Somit trat das
Unternehmen anderslautenden Rundfunkmeldungen von gestern entgegen.
Lediglich bei begründetem Verdacht auf Diebstahls- oder Unterschlagungsdelikte durch
Mitarbeiter fänden in Einzelfällen " Kontrollen in angemessener Form" statt, erklärte Baum.
22 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Solche Maßnahmen seien im Handel üblich und notwendig. Denn Verluste durch
Warendiebstahl seien ein Problem für den Handel, dem begegnet werden müsse. Baum
weiter: "Kein Handelsunternehmen kann gleichgültig zusehen, so lange Diebstähle in
signifikantem Ausmaß auftreten."
Gestern Mittag sorgte ein Übertragungswagen des Senders N 24 beim Schleckerland in der
Talstraße für Aufsehen. Die Fernsehleute hätten sich nicht angemeldet, sagte Baum, der
vermutet, dass Außenaufnahmen gemacht wurden. Es gebe jedoch verschiedene Anfragen
überregionaler Medien, darunter auch eine der Pro 7/Sat 1-Mediagroup, zu der auch der
Nachrichtensender N 24 gehört.
Erscheinungsdatum: Dienstag 01.04.2008
Diesen Artikel bei swp.de lesen
2. Kriseperiode - Artikler
24. Dezember 2012
Handelsblatt 1 Drucken
ZEITARBEIT IM VISIER
Bundesregierung sagt Schlecker-
Methoden den Kampf an 11.01.2010, 13:06 Uhr
Politiker der schwarz-gelben Koalition wollen Missbrauch bei der Zeitarbeit
verhindern. Das Gesetz soll konkret auf die beim Drogerie-Imperium Schlecker
gängige Praxis zugeschnitten sein. Das Unternehmen bestritt die Lohndumping-
Vorwürfe. Doch auch die Bundesagentur für Arbeit sieht das anders und fordert
Konsequenzen.
Preistafel in einer Schlecker-Filiale: Missbrauch der Zeitarbeit soll verhindert werden. Quelle: dpa
HB BERLIN. Die Bundesregierung prüft Lohndumping-Vorwürfe gegen die
Drogeriekette Schlecker. „Bei Schlecker gucken wir sehr genau hin, ob da
Missbrauch betrieben wird oder ob Gesetze umgangen werden“, sagte
Arbeitsministerin Ursula von der Leyen am Sonntagabend in der ARD-Sendung
„Anne Will“. Schlecker ersetzt angeblich Teile der Stammbelegschaft durch
23 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Leiharbeiter, die nur die Hälfte des üblichen Gehalts bekommen. Die Regierung
will notfalls Gesetze ändern, um Lohndumping zu verhindern.
Von der Leyen sagte in der ARD, falls es Missbrauch gebe oder Gesetze
umgangen würden, müssten diese Schlupflöcher geschlossen werden, „dann
müssen wir gesetzlich nachsteuern“. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) sei bei
jeder Zeitarbeitsfirma beauftragt, eine Lizenz zu vergeben, die regelmäßig
erneuert werden müsse. „Da gibt es also auch Mechanismen. Wir sind ja nicht
im wilden Westen“, sagte die CDU-Politikerin.
Eine Sprecherin des Arbeitsministeriums sagte in Berlin, die Zeitarbeit als
Instrument an sich habe sich bewährt. Im Fall Schlecker gehe es zunächst
einmal darum, die Sachverhalte zu prüfen. Da seien „mehrere Rechtsfragen
offen. Die gilt es zu klären.“ Möglich sei eine Überprüfung der Konzession
durch die BA. „Als letzte Option“ wäre daran zu denken, gesetzlich
nachzusteuern.
Schlecker wies die Vorwürfe zurück. Die Arbeitsbedingungen bewegten sich
vollkommen im Rahmen des allgemein Üblichen und entsprechen darüber
hinaus in jedem Fall den geltenden Bestimmungen, betonte das Unternehmen.
Dem widersprichen allerdings nicht nur die Gewerkschaften, sondern auch die
Bundesagentur für Arbeit (BA). „Schlecker hat offenbar Stammbelegschaft
entlassen, um sie dann in einer eigens gegründeten Zeitarbeitsfirma zu
niedrigeren Löhnen wieder einzustellen“, sagte eine Sprecherin der Nürnberger
Behörde. „Das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz verbietet so etwas nicht. Hier
sind politische Entscheidungen nötig.“
Darüber hinaus gebe es bei Schlecker ein zweites Problem: „Der Tarifpartner,
mit dem der Tarifvertrag abgeschlossen wurde, ist eine christliche
Gewerkschaft. Da ist derzeit ein Rechtsverfahren anhängig, ob diese
Gewerkschaft überhaupt tariffähig ist“, erläuterte die BA-Sprecherin. Solange
in der inzwischen zweiten Instanz keine Entscheidung gefallen sei, habe die BA
keine Handhabe, eine erteilte Genehmigung zur gewerbsmäßigen
Arbeitnehmerüberlassung zurückzuziehen.
Die Gewerkschaft Verdi wirft Schlecker ebenfalls vor, festangestellte
Mitarbeiter in neue Verträge mit deutlich schlechteren Arbeits- und
Einkommensbedingungen zu zwingen. Dies erfolge über eine Zeitarbeitsfirma,
die einen Stundenlohn von nur 6,78 Euro zahle, sagte der Verdi-
Unternehmensbetreuer Achim Neumann. „Wir sind davon überzeugt, dass die
Zeitarbeitsfirma konzernintern gegründet wurde, um Tarifverträge zu
unterlaufen.“
Schlecker konterte, die Gewerkschaft habe bereits in der Vergangenheit
„gezielte Desinformations- und Diffamierungskampagnen“ betrieben. „Es muss
24 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
befremdlich erscheinen, dass nun Politiker, deren Parteien seit langem stets die
Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse gefordert und gesetzlich gefördert
haben, nun hier - offenkundig aus populistischen Motiven - mit einzustimmen
scheinen!“, hieß es weiter.
Die Lohngestaltung bei Schlecker beschäftigt seit einigen Wochen schon den
Bundestag. Ende November wollte die Abgeordnete der Linksfraktion, Sabine
Zimmermann, von der Bundesregierung in einer mündliche Fragestunde
wissen, welche rechtlichen Schlussfolgerungen die Bundesregierung daraus
ziehe, „dass das Unternehmen Schlecker versucht, mit der Zeitarbeitsfirma
Meniar einen mit der Gewerkschaft Verdi geschlossenen Tarifvertrag über
Lohn- und Arbeitsbedingungen im Unternehmen zu unterlaufen.“ Zimmermann
verwies dabei auf einen Medienbericht, wonach „der Geschäftsführer dieser
Zeitarbeitsfirma jahrelang Toppersonalmanager bei Schlecker war und ein Büro
am Konzernsitz unterhält“.
Zimmermann erklärte, Schlecker entlasse die eigenen Beschäftigten und stelle
sie über diese Leiharbeitsfirma wieder ein, dies aber nicht zu denselben
Bedingungen, sondern mit einem bis zu 50 Prozent geringeren Einkommen.
Statt vorher 12,80 Euro die Stunde erhielten sie über Meniar nun 6,50 Euro.
Die Bundesregierung hatte damals „keine eigenen unmittelbaren Erkenntnisse
in dieser Sache“. Die Regierung sei „kein Forschungsinstitut, dessen Aufgabe
es wäre, solchen Einzelfällen nachzugehen. Hierfür sind andere Instanzen
zuständig. Die zuständigen Gerichte müssen sich mit diesen Fragen
beschäftigen“, erklärte der Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium, Hans-
Joachim Fuchtel.
Vor gut drei Wochen rief der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion,
Ulrich Maurer, zum Boykott „der neuen Schlecker-XL-Läden“ auf. „Das
skandalöse Lohndumping der Firma Schlecker durch Leiharbeit auf Basis einer
Strohmann-Konstruktion muss sofort durch Intervention der Bundesregierung
beendet werden“, erklärte er außerdem.
Die Grünen wollen in einer am Freitag gestellten Kleinen Anfrage von der
Regierung wissen, wie sie „die Substitution von Stammbelegschaften durch
Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer bewertet“. Eine solche
Entwicklung zeige sich derzeit „exemplarisch bei Schlecker“. Die Fraktion will
zudem wissen, ob die Bundesregierung Kenntnis von weiteren Fällen hat.
Arbeitsmarktpolitiker von Union und FDP sind indessen entschlossen, gegen
einen Missbrauch der Zeitarbeit vorzugehen. "Wir wollen den Missbrauch
ausschließen, ohne die Zeitarbeit generell zu erschweren", sagte der
arbeitsmarktpolitische Sprecher der FDP, Heinrich Kolb, der "Süddeutschen
Zeitung" vom Montag. So, wie das bei der Drogeriekette Schlecker laufe, dürfe
25 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
das nicht sein. Aber auch andere Unternehmen missbrauchten das
Arbeitnehmerüberlassungsgesetz, sagte Kolb. Sein Unionskollege Karl
Schiewerling wolle noch im Januar mit Arbeitsministerin von der Leyen über
das Thema sprechen.
Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) warf dem
Unternehmen dem Bericht zufolge in einem Brief an Schlecker-Mitarbeiter
systematische Tarifflucht vor. Zeitarbeit sei dazu da, betriebliche
Auftragsspitzen abzufangen oder im Falle von Urlaub und Krankheit
Vertretungen bereitzustellen. Sie dürfe aber nicht missbraucht werden, um
Stammbelegschaft zu ersetzen, betonte Laumann demnach.
Unterdessen sind wegen der unzulässigen Speicherung von Gesundheitsdaten
der Mitarbeiter in Personalakten gegen die Drogeriemarktkette Müller
Bußgelder in Höhe von 137.500 Euro verhängt worden. Dies teilte am Montag
die baden-württembergische Aufsichtsbehörde für den Datenschutz im
nichtöffentlichen Bereich in Stuttgart mit. Das Unternehmen habe Daten
teilweise zu Unrecht erhoben und verarbeitet.
Bei zwölf Einzelunternehmen der Unternehmensgruppe Müller mit fast 20.000
Beschäftigten werden laut Mitteilung mindestens seit dem Jahr 2006 mit den
Mitarbeitern nach der Rückkehr aus dem Krankenstand Gespräche geführt.
Teilweise sei bis April 2009 auch nach dem Grund für die Erkrankung gefragt
worden, sofern die Mitarbeiter diesen nicht von sich aus mitteilten. Das
Ergebnis der Gespräche wurde von den Vorgesetzten in Formularen erfasst. In
etwa der Hälfte der Gesprächsprotokolle sei die Krankheitsursache angegeben.
Die Einzelunternehmen leiteten die Protokolle der Personalabteilung der Firma
Müller Ltd. & Co. KG weiter, die die Personalakten für die gesamte
Unternehmensgruppe elektronisch führt. Dort sei das Aufgeschriebene
eingelesen worden, berichteten die Datenschützer.
Bis April 2009 wurden so rund 24.000 Datensätze mit Krankheitsgründen in
den Personalakten gespeichert. Die Personalakten seien nicht automatisiert
auswertbar. Zwar sei es grundsätzlich zulässig, dass der Arbeitgeber mit den
Mitarbeitern ein Rückkehrgespräch führe. Dabei dürfe nach dem
Krankheitsgrund aber nur gefragt werden, wenn der Arbeitgeber diesen
unbedingt kennen müsse, um beispielsweise zu beurteilen, ob von einem
Mitarbeiter eine Ansteckungsgefahr ausgehe oder der Betroffene noch den
Anforderungen seiner Tätigkeit gewachsen sei oder um gesundheitliche
Wiedereingliederungsmaßnahmen anzubieten. "Die Auswertung zahlreicher
Protokolle über die in der Unternehmensgruppe Müller geführten
Krankenrückkehrgespräche hat gezeigt, dass solche Gründe so gut wie nie
26 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
vorgelegen haben." Die Datenerhebung sei daher zumindest teilweise
rechtswidrig gewesen.
Außerdem seien die Mitarbeiter nicht über ihre Rechte aufgeklärt worden,
monierten die Datenschützer weiter. Der Vorgesetzte hätte ihnen sagen müssen,
zu welchen Angaben sie verpflichtet sind und welche sie in ihrem eigenen
Interesse machen sollten. Auch hätten sie darauf hingewiesen werden müssen,
was mit diesen Daten geschehe.
Es sei in keinem Fall erforderlich gewesen, den Grund für die Erkrankung
formularmäßig festzuhalten, die Gesprächsprotokolle an die Personalabteilung
weiterzuleiten und den Krankheitsgrund in elektronisch geführten
Personalakten für längere Zeit zu speichern. "Diese Datenverarbeitung war
rechtswidrig; die Speicherung von Krankheitsgründen in Personalakten stellt
einen erheblichen datenschutzrechtlichen Verstoß dar", bemängelte die
Aufsichtsbehörde weiter. © 2011 Handelsblatt GmbH - ein Unternehmen der Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH & Co. KG
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24. Dezember 2012 Handelsblatt
1 Drucken
ZEITARBEIT
Schlecker gibt Gewerkschaften
Rückenwind von Christoph Schlautmann und Dietrich Creutzburg 13.01.2010, 07:01 Uhr
Nach den am Wochenende bekannt gewordenen Tricksereien der Drogeriekette
Schlecker bemühen sich die Tarifparteien um Schadensbegrenzung in Sachen
Zeitarbeit. Doch der strittige Umgang der Drogeriekette mit der Zeitarbeit
befeuert alte Konflikte neu. Der DGB wittert die Chance, dass die Politik
strenger reguliert.
Schlecker-Mitarbeiterin an der Kasse. Die umstrittenen Praktiken des Konzern geben die
Gewerkschaften Rückenwind bei ihrer Forderung nach strengeren Zeitarbeits-Regeln. Quelle: dpa
DÜSSELDORF/BERLIN. Schon in nächster Zeit soll es nach Handelsblatt-
Informationen ein Treffen von Verdi-Chef Frank Bsirske und Josef
27 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Sanktjohanser, Chef des Handelsbverbands HDE, geben, um den Missbrauch
dieses Arbeitsmarktinstruments künftig auszuschließen. Parallel will die
Regierung eine schärfere Regulierung prüfen.
Der Drogeriemarktführer aus dem Schwäbischen hatte im vergangenen Jahr
rund 1 000 kleinere Filialen dichtgemacht. Den gekündigten Mitarbeitern bot
Firmengründer Anton Schlecker aber eine Weiterbeschäftigung in seinen neuen
"XL"-Läden an - freilich über eine Zeitarbeitsfirma und zu fast der Hälfte des
Gehalts. Der Personaldienstleister, eine Firma Meniar im sächsischen Zwickau,
steht zudem unter der Leitung eines ehemaligen Schlecker-Personalmanagers.
4 300 der 30 000 deutschen type="person" value="Schlecker,
Anton">Schlecker-Arbeitnehmer sollen laut Verdi betroffen sein. Erst nachdem
sich Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) eingeschaltet hatte,
versicherte die Drogeriemarktkette am Montagabend, keine weiteren
Mitarbeiter mehr über Meniar beschäftigen zu wollen.
Bereits auf dem Konjunkturgipfel bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
im Dezember hatte HDE-Präsident Sanktjohanser, im Hauptberuf Vorstand des
Kölner Rewe-Konzerns, die Personalpolitik des schwäbischen Konkurrenten als
"Unding" bezeichnet. Der HDE, aber auch andere Arbeitgeberverbände sind
alles andere als erfreut, dass eine Praxis wie bei Schlecker nun ganze
Instrumente der Zeitarbeit zu diskreditieren droht.
Tatsächlich nährt die Debatte bei den Gewerkschaften Hoffnungen, dass nun
ausgerechnet die schwarz-gelbe Regierung Zeitarbeit zurückdrängt und ihnen
damit an unerwarteter Stelle entgegenkommt. Schon zur Zeit der Großen
Koalition trommelten Verdi, IG Metall und Co. dafür, die gesetzlichen
Vorgaben für Zeitarbeiterlöhne rigoros zu verschärfen. "Der Grundsatz
,gleicher Lohn für gleiche Arbeit' muss endlich Realität werden", mahnte am
Dienstag Claus Matecki, Vorstandsmitglied des DGB.
Umstrittener Boom der Zeitarbeit
Auslöser dieses Konflikts ist die noch von der rot-grünen Regierung
durchgesetzte Lockerung des Zeitarbeitsrechts. Vor allem stört die
Gewerkschaften, dass der davon ausgelöste Boom der Zeitarbeit zu mehr
Lohnkonkurrenz für von Stammbelegschaften geführt hat. Die Zahl der
Zeitarbeiter ist seit 2003 von etwa 300 000 auf zeitweilig mehr als 800 000 im
Jahr 2008 gestiegen - was erheblich zum jüngsten Arbeitsmarktaufschwung
beigetragen hat.
Laut Gesetz müssen Stamm- und Zeitarbeiter zwar prinzipiell gleich bezahlt
werden. Falls die Zeitarbeitfirma aber einen eigenen Tarifvertrag hat, darf sie
nach unten abweichen. Das gilt auch, wenn Unternehmen eigene
Personaldienstleister als Tochterfirmen betreiben - wie dies etwa der
28 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Handelskonzern Globus, aber auchVW, Deutsche Bahn und Deutscher Telekom
tun. "Krankenhäuser, Flughäfen und zahlreiche soziale Dienste wären heute
ohne Zeitarbeiter kaum noch wettbewerbsfähig", sagt der Arbeitsrechtler
Martin Mönks. Er kümmert sich bei der Essener Kanzlei Kümmerlein Simon &
Partner um Zeitarbeitsregelungen großer Konzerne.
Fälle wie Schlecker, wo Stammarbeitskräfte entlassen werden, um sie per
Zeitarbeit zu schlechteren Konditionen wieder einzustellen, sind ihm - wie auch
Verdi - indes bisher unbekannt. Für Roland Wolf, Chef der Abteilung
Arbeitsrecht der Deutschen Arbeitgeberverbände, geht die neue
Zeitarbeitsdebatte indes am konkreten Fall schlicht vorbei. "Es ist nicht
ersichtlich, dass hier überhaupt Fragen des Zeitarbeitsrechts betroffen sind",
sagte Wolf dem Handelsblatt. "Sollten die gegen Schlecker erhobenen
Vorwürfe zutreffen, wonach das Unternehmen Mitarbeiter entlassen hat, um
diese danach als Zeitarbeitskräfte erneut zu beschäftigen, wäre das ein Vorgang,
der schon nach geltendem Recht zumindest zweifelhaft ist", betonte er.
Das Unternehmen hatte rechtliche Bedenken gegen sein Vorgehen
zurückgewiesen. Nach Ansicht von Wolf bedarf es jedoch noch einer
"umfassenden Aufklärung des Gesamtsachverhalts".
In der Kritik
Dunkle Vergangenheit: Nicht zum ersten Mal gerät Anton Schlecker mit seiner
Personalpolitik in die Schlagzeilen. Weil er Beschäftigten jahrelang eine
tarifliche Bezahlung vortäuschte, verurteile ihn das Amtsgericht Stuttgart 1998
zu zehn Monaten auf Bewährung.
Hohe Personalkosten: Weil die entlegenen Läden oft nicht einmal ein Zehntel
so viel umsetzen wie dm - oder Rossmann-Filialen, sind Schleckers
Personalkosten - im Verhältnis zum mageren Umsatz - exorbitant. Selbst
unterbezahlte Verkäufer ändern daran wenig.
Fehlendes Konzept: Mit seinen fast 11 000 Läden in Deutschland stößt
Schlecker an Wachstumsgrenzen. Angeblich soll das Unternehmen zuletzt im
Inland rote Zahlen geschrieben haben. Die Beschäftigungspraxis sei ein
Zeichen, glaubt Handelsprofessor Thomas Roeb, dass die aktuelle Umstellung
auf größere Läden für den Turn-around nicht ausreicht. © 2011 Handelsblatt GmbH - ein Unternehmen der Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH & Co. KG
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24. Dezember 2012
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29 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
FILIALSCHLIESSUNGE
Schlecker wälzt gesamtes
Geschäftsmodell um 21.01.2010, 16:03 Uhr
Zum ersten Mal hat Schlecker öffentlich eingeräumt, dass es geschäftlich
deutlich abwärts geht. Seit 2004 würde die größte deutsche Drogeriekette in
Deutschland an Umsatz verlieren. Schlecker will nun rund 500 Filialen
schließen und alles auf den Kopf stellen.
Bei Schlecker bleibt kaum ein Stein auf dem anderen. Quelle: dpa
HB HAMBURG. Firmeninhaber Anton Schlecker kündigte im "Manager
Magazin" an, "dass wir unser gesamtes Geschäftsmodell umwälzen müssen".
So solle es statt der bisher üblichen kleinen und engen Läden künftig mehr
große Märkte geben. Schlecker sagte, er wolle "dieses Jahr etwa 500" kleine
Läden schließen. Insgesamt hat die Kette mehr als 10 000 Geschäfte. "Wir
investieren derzeit klotzig", sagte Schlecker.
Nach seinen Angaben betreibt type="person" value="Schlecker,
Anton">Schlecker bereits 250 größere sogenannte XL-Märkte. Insgesamt hat
die Kette 13 200 Läden in zwölf Ländern in Europa. Laut "Manager Magazin"
schrumpft das Kerngeschäft Drogeriewaren seit 2004 und schreibt Verluste.
Anton Schlecker sagte zur Gewinnlage, er nehme zu diesen Zahlen "keine
Stellung".
Schlecker äußerte sich auch zu Vorwürfen, er beute Mitarbeiter aus. Der
Firmenchef wies die Behauptung zurück, dass sein Unternehmen Minilöhne
von nur 6,50 Euro pro Stunde zahle. Schlecker sagte: "Wir haben diesen Betrag
mal angedacht, aber davon ist jetzt keine Rede mehr."
Es geht bei dem Streit um die Auslagerung von Stammpersonal in das
Zeitarbeitsunternehmen Meniar, wodurch die Stundenlöhne der Beschäftigten
sinken. Meniar hat Schlecker laut Bericht selbst 2009 gegründet. Diese Firma,
so Schlecker, "wendet seit 2010 die zwischen den DGB-Gewerkschaften und
dem Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen ausgehandelten
Tarife an".
Anton Schlecker: "Wir investieren derzeit klotzig."
Quelle: dpa
30 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Schlecker kündigte an, den Vertrag mit Meniar zu lösen. "Weil wir keinen
Ärger mit den Arbeitnehmervertretern wollen, werden wir unsere
Verbindungen mit Meniar beenden", sagte er dem Wirtschaftsblatt.
Allerdings sei der in der Öffentlichkeit verbreitete Eindruck falsch, mit Meniar
seien Tausende von Verträgen abgeschlossen worden. "Meniar deckt nur
Spitzen ab", sagte er. Von den insgesamt 52 000 Schlecker-Beschäftigten habe
nur "ein sehr geringer Anteil" einen Vertrag mit Meniar.
Der Fall Schlecker hatte vergangene Woche auch die Bundesregierung auf den
Plan gerufen. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) kündigte eine
Prüfung der Vorwürfe an. Möglicher Missbrauch von Leiharbeit solle notfalls
mit schärferen Gesetzen eingedämmt werden, wie es hieß. Schlecker hatte
schon nach Bekanntwerden der Vorwürfe erklärt, keine neuen
Arbeitnehmerüberlassungsverträge mit Meniar mehr abzuschließen. © 2011 Handelsblatt GmbH - ein Unternehmen der Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH & Co. KG
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31 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
3. Kriseperiode - Artikler
24. Dezember 2012
Handelsblatt 1 Drucken
UNTERNEHMEN GEHT IN PLANINSOLVENZ
Schlecker ist pleite 20.01.2012, 14:02 Uhr, aktualisiert 20.01.2012, 16:24 Uhr
Zuletzt war es ein Kampf ums Überleben: Jetzt schickte eine geplatzte
Zwischenfinanzierung das Unternehmen in die Insolvenz. Schlecker musste
zuletzt hunderte Filialen schließen. Doch es gibt einen Rettungsplan.
Logo der Drogeriemarktkette Schlecker auf einem Laden-Fenster in Berlin. Quelle: dpa
Ehingen/UlmDer Drogeriekonzern Schlecker geht in die Planinsolvenz. Das
bestätigte das Unternehmen am Freitag. Der Insolvenzantrag werde
„kurzfristig“ eingereicht. Ziel sei der Erhalt eines großen Teils des tausende
Läden umfassenden Filialnetzes und damit auch der etwa 30 000 Jobs in
Deutschland. Der Geschäftsbetrieb werde unverändert weiterlaufen. Ein
Insolvenzantrag werde spätestens am Montag eingereicht. Ein Sprecher des
Amtsgerichts Ulm sagte Handelsblatt Online, noch seien keine Unterlagen
eingetroffen.
In der Mitteilung von Schlecker heißt es: "Folgen die Gläubiger dem Plan,
bleibt die alte Geschäftsführung im Amt und der bestellte Insolvenzverwalter
wird begleitend tätig. Ziel ist der Erhalt eines großen Teils des Filialnetzes und
damit auch der Arbeitsplätze."
Aktuell habe eine geplante Zwischenfinanzierung nicht sichergestellt werden
können, erklärte Schlecker. Daher könnten die weiteren Maßnahmen der aktuell
laufenden Restrukturierung nicht so umgesetzt werden, wie geplant. Um
welchen Betrag es geht, wollte ein Sprecher nicht sagen. Nach Medienberichten
kam die geplatzte Geldspritze für die Geschäftsführung sehr überraschend.
Stichwort Planinsolvenz Alles anzeigen
1 Was ist eine Planinsolvenz?
Die sogenannte Planinsolvenz, die die Drogeriekette Schlecker anstrebt,
32 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
ist ein Spezialfall des Insolvenzverfahrens. Ziel ist der Insolvenzordnung
(InsO) zufolge der Erhalt des Unternehmens.
2 Was geschieht bei einer Planinsolvenz? 3 Was ist der Unterschied zur "normalen" Insolvenz? 4 Wie kann eine Planinsolvenz enden?
In seinem Insolvenzantrag will Schlecker nun auch direkt den Gläubigern
Vorschläge unterbreiten, wie es mit dem Konzern weitergehen kann. Die
Mitarbeiter wurden ebenfalls am Freitag informiert. „Wir glauben an die
Zukunftsfähigkeit des Unternehmens“, sagte der Sprecher.
Nach dem Insolvenzantrag übernimmt die Arbeitsagentur die Löhne für bis zu
drei Monate. Der Geschäftsbetrieb laufe „unverändert weiter, und auch die
Zahlung der Mitarbeitergehälter (...) ist gesichert“, teilte Schlecker mit. DROGERIEMÄRKTE
Schleckers Rivalen im Kampf um die Kunden
1
Die Gewerkschaft Verdi fordert vom Eigentümer „volles Engagement“ zur
Rettung der mehr als 30 000 Arbeitsplätze. „Anton Schlecker trägt als
Eigentümer persönlich die Verantwortung für seine Beschäftigten“, stellte
Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger fest. Besonders in einem
solchen Falle gelte, dass Eigentum verpflichte.
Gemeinsam mit den Betriebsräten und den Betroffenen werde die Gewerkschaft
nun beraten, „welche konkreten Schritte kurzfristig eingeleitet werden müssen“.
Schlecker sei im Dezember mit der Bitte um Verhandlungen über einen
Sanierungstarifvertrag an Verdi herangetreten, teilte die Gewerkschaft mit.
Schleckers Aufstieg und Fall Alles anzeigen
1 Drogerieriese und Familiengeschichte
Deutschlands gemessen an der Zahl der Filialen größte Drogeriekette ist
untrennbar mit der Familie Schlecker verbunden. In rund 36 Jahren wuchs aus den Anfängen in Baden-Württemberg ein europaweit
agierender Handelsriese.Wichtige Stationen in Familie und Firma
Schlecker:
2 1944 3 1965 4 1974 5 1975 6 1977 7 1984 8 1987
33 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
9 Dezember 1987 10 1990er 11 1994 12 2007 13 1998 14 2008 15 2010 16 November 2010 17 2011 18 2012
Berichte über Lieferengpässe und Zahlungsschwierigkeiten hatte Schlecker
zuletzt immer wieder dementiert. Die Unternehmenserben Meike und Lars
Schlecker hatten auch daran festgehalten, nach jahrelang roten Zahlen dieses
Jahr wieder Gewinn machen zu wollen.
Schlecker war in den vergangenen Jahren immer stärker unter Druck geraten.
Zuletzt hatte das Unternehmen über 1000 Filialen zugemacht und begonnen,
sein altes Filialnetz zu sanieren. Ziel ist es, mit attraktiveren Läden mit den
Konkurrenten dm und Rossmann mithalten zu können.
Insolvenz kommt nicht unerwartet
Im Geschäftsjahr 2010 war der europaweite Umsatz um rund 650 Millionen
Euro auf 6,55 Milliarden Euro gesunken. Für 2011 rechnete der schwäbische
Familienkonzern erneut mit sinkenden Erlösen. Neuere Zahlen hatte Schlecker
bisher nicht genannt. Angaben zum Gewinn oder Verlust macht die Kette
traditionell nicht. Die Mitarbeiterzahl lag Ende 2011 bei über 30 000 in
Deutschland und weiteren rund 17 000 im Ausland.
Marktanteile bei Drogeriewaren (2010) Alles anzeigen
1 DM
17,2 %
2 Aldi 3 Kaufland 4 Rossmann 5 Lidl 6 Real 7 Schlecker
34 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Zuletzt hatte Schlecker noch rund 7000 Läden in Deutschland und etwa 3000
weitere in Österreich, Spanien, Frankreich, Italien, Tschechien, Polen und
Portugal. Im Wettbewerb hatten die Konkurrenten dm und Rossmann zuletzt
aufgeholt.
Die Insolvenz von Schlecker kommt aus Sicht des Konkurrenten Rossmann
nicht unerwartet. Dirk Roßmann, Gründer der Drogeriekette Rossmann in
Burgwedel bei Hannover, sagte der Nachrichtenagentur dpa am Freitag: „Die
Insolvenz ist eine Katastrophe für die Mitarbeiter und die Inhaberfamilie, die
ich seit über 35 Jahren persönlich kenne.“ Die rückläufigen Erlöse und der
geringe Durchschnittsumsatz der einzelnen Filialen hätten
die Entwicklung in der Branche absehbar gemacht.
Ewiger Konkurrent: Die Drogeriekette Rossmann Alles anzeigen
1 Die Nummer drei
Rossmann hat das Örtchen Burgwedel bei Hannover bekannt gemacht.
Die Drogeriekette ist die Nummer drei in Deutschland.
2 Die Lage 3 Die Ziele 4 Das Auslandsgeschäft
Hintergrund sei aber der heftige Wettbewerb im deutschen Einzelhandel, der
den Verbrauchern insgesamt zugute komme, sagte der Unternehmer. Die
Rossmann-Kette war seit vielen Jahren die Nummer Drei auf dem umkämpften
Drogeriemarkt nach Schlecker und dm.
Dass die Kunden ausblieben, lag auch teilweise an den Filialen selbst.
„Schlecker ist mir zu anonym, meistens ist nur eine Kraft im Laden und das
Personal erscheint mir nicht sonderlich fachkundig“, sagte eine Kundin vor
einer Filiale in Düsseldorf. „Bei dm gibt es einfach ein besseres Sortiment und
es ist dort günstiger.“ Eine andere Kundin sagt auf die Insolvenz angesprochen:
„Dass Schlecker pleite ist, tut mir für die Angestellten leid - letztlich sind sie
immer die Leidtragenden.“ LIVEBLOG
„Wer kauft denn heute noch bei Schlecker?“ Die Pleite von Schlecker hat im Sozialen Netz sofort zu hunderten Reaktionen geführt.
Handelsblatt Online trägt zusammen, was die Nutzer von Facebook, Twitter und anderen
Plattformen zu dem Thema einfällt.
dpa/dapd
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35 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
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25. Dezember 2012
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INSOLVENZ VON SCHLECKER
Totalschaden statt Turnaround 20.01.2012, 17:51 Uhr
Charmeoffensive und Umbaupläne liefen ins Leere: Die Drogeriemarktkette
Schlecker ist pleite. Die Mitarbeiter wurden von der Nachricht kalt erwischt.
Viele Fragen bleiben offen, darunter: Was bedeutet das für Anton Schlecker
persönlich?
Logo der Drogeriemarktkette Schlecker auf einem Laden-Fenster in Düsseldorf. Quelle: dpa
Ehingen/DüsseldorfDer schrittweise Abstieg eines einstigen Pioniers des
deutschen Einzelhandels hat am Freitag seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht.
Die größte deutsche Drogeriemarkt-Kette, Schlecker, kündigte an, Antrag auf
geplante Insolvenz zu stellen. Die im Jahr 2010 von Schlecker gestartete
Umbau- und Sympathieoffensive brachte nicht rechtzeitig den erhofften Erfolg.
SCHLECKER
1 NACH FILIALSCHLIESSUNGE
40 Prozent der Schlecker-Mitarbeiter haben neuen Job 2 NACH FIRMENPLEITE
Insolvenzverwalter stellt sich vor Anton Schlecker 3 HANDELSBLATT-AKTION
Was aus den Schlecker-Filialen wird Die Geschichte von Schlecker las sich lange Jahre wie die eines
erfolgsverwöhnten schwäbischen Familienunternehmens. Vom Vater in den
Betrieb eingeführt, entwickelte Anton Schlecker den einstigen
Fleischwarenbetrieb zum führenden Drogeriemarkt Deutschlands. Anton
Schlecker sei es gewesen, lässt das Unternehmen die Öffentlichkeit wissen, der
1974 „die Chancen des damals noch jungen Discount-Marktes“ erkannt habe
36 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
und nach einigen „Selbstbedienungs-Warenhäusern“ 1975 im schwäbischen
Kirchheim/Teck seinen ersten Drogeriemarkt eröffnete.
Stichwort Planinsolvenz Alles anzeigen
1 Was ist eine Planinsolvenz?
Die sogenannte Planinsolvenz, die die Drogeriekette Schlecker anstrebt,
ist ein Spezialfall des Insolvenzverfahrens. Ziel ist der Insolvenzordnung
(InsO) zufolge der Erhalt des Unternehmens.
2 Was geschieht bei einer Planinsolvenz? 3 Was ist der Unterschied zur "normalen" Insolvenz? 4 Wie kann eine Planinsolvenz enden?
Was folgte, war ein steiler Aufstieg - und der schrittweise Niedergang. 47.000
Mitarbeiter beschäftigt Schlecker, allein 35.000 davon in Deutschland. 10.000
Läden betrieb das Unternehmen zuletzt. Doch: Seit drei Jahren schreibt
Schlecker Verluste, das räumte Junior-Chef Lars Schlecker schon im Mai
vergangenen Jahres ein. Beim Umsatz könne die Kette bald von dem kleineren
Konkurrenten dm überholt werden, gestand er damals ein. Noch zum
Jahresende verkündeten die Schleckers zwar, das Unternehmen werde seinen
Konzernumbau aus eigener Kraft meistern und 2012 „den Turnaround
schaffen“, doch dieses Versprechen währte nur wenige Wochen. DROGERIEMÄRKTE
Schleckers Rivalen im Kampf um die Kunden
1
Die Abkehr von den Turnaround-Plänen kam am Freitagmittag: „Schlecker
wird über ein Plan-Insolvenzverfahren restrukturiert“, teilte das Unternehmen
mit. Familie und Management seien „diesen schweren aber notwendigen Schritt
gegangen“, um die viel beschworene Restrukturierung fort- und umzusetzen.
Der Geschäftsbetrieb solle unverändert weiterlaufen, die Zahlung der
Mitarbeitergehälter sei durch das Insolvenzausfall-Geld gesichert.
Schleckers Aufstieg und Fall Alles anzeigen
1 Drogerieriese und Familiengeschichte
Deutschlands gemessen an der Zahl der Filialen größte Drogeriekette ist untrennbar mit der Familie Schlecker verbunden. In rund 36 Jahren
wuchs aus den Anfängen in Baden-Württemberg ein europaweit
agierender Handelsriese.Wichtige Stationen in Familie und Firma
Schlecker:
2 1944 3 1965
37 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
4 1974 5 1975 6 1977 7 1984 8 1987 9 Dezember 1987 10 1990er 11 1994 12 2007 13 1998 14 2008 15 2010 16 November 2010 17 2011 18 2012
Es ist ein Tag der Scham für das krisengeschüttelte Unternehmen: Die
Mitteilung von Schlecker lässt mehr Fragen offen, als sie beantwortet. Unklar
ist zum Beispiel, ob Unternehmenspatriarch Anton Schlecker persönlich mit
seinem Privatvermögen haften muss. Ein Sprecher wollte gegenüber
Handelsblatt Online zu der Vermögenslage von Familienmitgliedern und zu
Fragen der Haftung keine Stellung nehmen. Er bestätigte aber, dass es sich bei
dem Unternehmen, für das die Planinsolvenz beantragt werden soll, um die
Konzerngruppe handelt, die unter dem Namen Anton Schlecker e.K.
eingetragen ist.
Die Abkürzung "e.K." steht für den "eingetragenen Kaufmann". Hinter
Unternehmen dieser Rechtsform steht eine natürliche Person als Inhaber - laut
Firmendatenbank Creditreform ist das Anton Schlecker. Allerdings wurden die
Angaben zuletzt im Juni vergangenen Jahres aktualisiert. Sind die Angaben
noch aktuell, muss der Patriarch mit seinem Privatvermögen einstehen.
Drogeriekettenbesitzer Anton Schlecker, aufgenommen im Jahr 1999. Quelle: dpa
Mitarbeiter zittern um ihre Jobs
Auch wie es jetzt mit den Beschäftigten weitergeht, ist unklarer denn je. Die
Nachricht von der Pleite erreichte sie erst am Freitag. Einem Schlecker-
Sprecher zufolge gab es eine hausinterne Mitteilung. Der Gewerkschaft Verdi
zufolge erfuhren die Beschäftigten die schlechte Nachricht aber zunächst aus
den Medien.
Marktanteile bei Drogeriewaren (2010)
38 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Alles anzeigen
1 DM
17,2 %
2 Aldi 3 Kaufland 4 Rossmann 5 Lidl 6 Real 7 Schlecker
„Eigentum verpflichtet“, schickte Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie
Nutzenberger von Berlin aus gen Schwaben. „Anton Schlecker trägt als
Eigentümer persönlich die Verantwortung für seine Beschäftigten.“ Schlecker
solle sich „mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln für den Erhalt der
Arbeitsplätze“ einsetzen. Immerhin hätten auch die Beschäftigten in den
vergangenen Jahren „mit voller Kraft und großem Engagement“ den Laden am
Laufen gehalten.
Ewiger Konkurrent: Die Drogeriekette Rossmann Alles anzeigen
1 Die Nummer drei
Rossmann hat das Örtchen Burgwedel bei Hannover bekannt gemacht.
Die Drogeriekette ist die Nummer drei in Deutschland.
2 Die Lage 3 Die Ziele 4 Das Auslandsgeschäft
Das mag ihnen nicht immer leicht gefallen sein. Selbst Firmen-Junior Lars
räumte im vergangenen Jahr ein, es habe in der Mitarbeiterschaft eine
„Angstkultur“ gegeben. Besonders in die öffentliche Kritik geraten war das
Unternehmen Anfang 2010: Verdi warf dem Unternehmen damals vor,
Mitarbeiter entlassen zu wollen, neue, größere Filialen zu eröffnen und die
Beschäftigten dann zu niedrigeren Löhnen über eine Leiharbeitsfirma wieder
einzustellen. Es waren Pläne wie diese, die das Image von Schlecker nachhaltig
beschädigten.
LIVEBLOG
„Wer kauft denn heute noch bei Schlecker?“ Die Pleite von Schlecker hat im Sozialen Netz sofort zu hunderten Reaktionen geführt.
Handelsblatt Online trägt zusammen, was die Nutzer von Facebook, Twitter und anderen
Plattformen zu dem Thema einfällt.
39 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Auch das mochte zum Abstieg auf Raten beigetragen haben. Dass es bei
Schlecker nicht mehr so gut läuft war bekannt, auch wenn das Unternehmen
selbst seine Geschäftszahlen lieber unter Verschluss hält. Vermehrt gab es
zuletzt Berichte, wonach einzelne Produkthersteller die Drogeriekette nicht
mehr beliefern wollten. Lücken in den Regalen hätten sich aufgetan - Schlecker
dementierte das. Erst Anfang der Woche dann gab es Meldungen, wonach
Schlecker deutschlandweit weitere 615 Filialen dichtmachen wolle. Das
Unternehmen bestätigte das nicht - dementierte aber auch nicht mehr. afp/dpa/cmu
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25. Dezember 2012
Handelsblatt 1 Drucken
DROGERIE-KETTE
Was wird aus Schlecker? 21.01.2012, 11:55 Uhr, aktualisiert 21.01.2012, 13:48 Uhr
Tausende Mitarbeiter bangen um ihren Job, seitdem die Drogeriekette
bekanntgegeben hat, dass sie pleite ist. Über die Gründe wird spekuliert.
Kunden sind nicht überrascht. Indes zeigt Konkurrent Rossmann wenig
Interesse.
Eine von 7.000 Schlecker-Filialen in Deutschland. Quelle: dpa
Ehingen, BerlinNach der angekündigten Insolvenz von Deutschlands größter
Drogeriekette Schlecker gehen die Spekulationen über die Zukunft des
Familienunternehmens weiter. Konkurrent Rossmann hat nur an 50 bis 80
Schlecker-Märkten Interesse. Das sagte Unternehmenschef Dirk Roßmann dem
Nachrichtenmagazin „Focus“.
„Ich wage die Prophezeiung, dass der Insolvenzverwalter nicht viele Läden
weiter betreiben wird können“, sagte Roßmann weiter. Die allermeisten der
noch rund 7000 Märkte in Deutschland müssten schließen, weil sie nicht mehr
40 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
zeitgemäß seien. „Die Wettbewerber Rossmann, dm und Müller sind dieser
Kette schon vor Jahren meilenweit enteilt“, so Roßmann.
Das bestätigen auch Umfragen bei Verbrauchern: Demnach ist Schlecker seit
Jahren auf dem absteigenden Ast. Aktuell lägen die Imagewerte von Schlecker
mit minus 37,8 Punkten „dramatisch unter“ den äußerst beliebten Marken
Rossmann (plus 79,4) und dm (88,3), heißt es in einer Markenstudie des
Meinungsforschungsinstituts YouGov. „Auch die neue Strategie des
Unternehmens hat nicht zu einer Trendwende geführt - die Lage ist aus
Markensicht seit längerer Zeit ernst“, bilanziert YouGov. INSOLVENZ VON SCHLECKER
Totalschaden statt Turnaround Nach der Pleite bleiben viele Fragen offen, darunter: Was bedeutet das für Anton Schlecker
persönlich?
Das Institut befragt für aktuelle Markenstudien in Deutschland nach eigenen
Angaben täglich mehr als 2.000 Personen. Demnach befand sich der Image-
Wert von Schlecker Anfang 2008 noch im positiven Bereich. „Seitdem zeigt
sich ein schleichender aber weitgehend kontinuierlich Abstieg.“ Auch
wirtschaftlich könne Schlecker nicht mit der Konkurrenz mithalten, urteilt
Unternehmer Roßmann. Mit einem monatlichen Umsatz von im Schnitt 20.000
Euro wie bei Schlecker könne man auf Dauer kein erfolgreiches Drogeriemarkt-
Konzept betreiben. „Rossmann und dm kommen monatlich im Schnitt auf
Erlöse von 300.000 Euro.“
Das Familienunternehmen aus Ehingen hatte am Freitag mitgeteilt, dass
Deutschlands größte Drogeriekette zahlungsunfähig ist und eine so genannte
Planinsolvenz angekündigt. Ein solches Verfahren ist in der Insolvenzordnung
ausdrücklich vorgesehen, wenn es darum gehen soll, ein Unternehmen
möglichst zu erhalten. Der Insolvenzantrag werde „kurzfristig“ eingereicht. Das
könne Montag oder Dienstag sein, sagte ein Unternehmenssprecher am Samstag
der Nachrichtenagentur dpa. Schlecker will große Teile des schrumpfenden
Filialnetzes erhalten - und damit auch viele der etwa 30.000 Jobs in
Deutschland.
Wie es mit Schlecker weitergeht Alles anzeigen
1 Schwierige Verhandlungen mit Gläubigern
Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird es sich entscheiden,
ob der Drogerieriese Schlecker es schafft, eine völlige Pleite und das Aus
für die rund 30.000 Mitarbeiter in Deutschland abzuwenden.
2 Überzeugungsarbeit 3 Die Planinsolvenz
41 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
4 Filialen schließen 5 Die dringendsten Probleme 6 Rolle der Banken 7 Wie sicher sind die Arbeitsplätze? 8 Gehälter vorerst sicher 9 Beispiele für gelungene Planinsolvenzen 10 Hat Schlecker eine Chance auf dem Drogeriemarkt? 11 Konkurrent DM 12 Wie weit ist die Neuausrichtung? 13 Neue Läden
Als Grund für die Schieflage gab das Unternehmen eine geplatzte
Zwischenfinanzierung an, ohne ins Detail zu gehen. Ausschlaggebend war nach
Informationen der „Südwest Presse“ eine Rückstufung Schleckers: Ein großer
deutscher Rückversicherer, über den der Einkaufsverband Markant seine
Bestellungen absichert, habe wohl das Schlecker zugestandene Volumen
drastisch reduziert. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete, Schlecker
habe am Freitag einen fälligen Betrag zwischen 20 und 30 Millionen Euro nicht
mehr bezahlen können. „Weil die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in
Branchenkreisen bekannt waren, war die Zahlung in bar oder als
Bundesbankscheck eingefordert worden.“ Ähnliche Informationen hat auch die
dpa.
Laut „FAZ“ soll der nächste Termin für eine ähnliche Zahlung an die
Einkaufsgemeinschaft Markant, der auch andere Firmen wie Edeka angehören,
dem Vernehmen nach schon in der nächsten Woche anstehen. Der Schlecker-
Sprecher wollte die Berichte am Samstag nicht kommentieren. „Wir werden
keine Aussagen zu unseren Gläubigern machen.“ Wie viele das sind, ließ er
offen.
Marktanteile bei Drogeriewaren (2010) Alles anzeigen
1 DM
17,2 %
2 Aldi 3 Kaufland 4 Rossmann 5 Lidl 6 Real 7 Schlecker
42 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Schlecker bestreitet Informationsdefizit
Die Gewerkschaft Verdi bezeichnete die Probleme bei Schlecker als
„hausgemacht“. „Das Unternehmen hat die Zeichen der Zeit verschlafen, zu
wenig investiert und über die Jahre zu viel Geld aus der Firma gezogen“, sagte
der für Einzelhandel zuständige Verdi-Fachbereichsleiter für Sachsen,
Thüringen und Sachsen-Anhalt, Jörg Lauenroth-Mago, der „Leipziger
Volkszeitung“ vom Samstag. Erste Sanierungsmaßnahmen seien viel zu spät
eingeleitet worden.
Dass Schlecker seine Beschäftigten nicht rechtzeitig über die Pleite informiert
habe, bestritt das Unternehmen. Ein Sprecher des Unternehmens sagte am
Samstag, Schlecker habe „intensiv und zeitgleich informiert“. Die
Gewerkschaft ver.di hatte dem Unternehmen am Freitag vorgeworfen, seine
30.000 Beschäftigten nicht über die Insolvenz des Unternehmens in Kenntnis
gesetzt zu haben.
Es habe eine „Kaskade“ an verschiedenen Informationen gegeben, sagte der
Sprecher. Alle Filialen seien per Fax informiert worden, dazu habe es Mails an
die Führungskräfte und Pressemitteilungen gegeben. Er könne aber nicht
ausschließen, dass einige Mitarbeiter die Fax-Mitteilung noch nicht gelesen
hatten, als die ersten Nachfragen kamen.
Schlecker hatte laut Medienberichten bis zuletzt nach Investoren und frischem
Kapital gesucht. In den vergangenen anderthalb Jahren hatte das Unternehmen
einen harten Sparkurs gefahren und Hunderte Filialen geschlossen. Zu schaffen
macht Schlecker auch der zunehmende Konkurrenzdruck von Mitbewerbern
wie dm oder Rossmann.
Im Geschäftsjahr 2010 war der europaweite Umsatz um rund 650 Millionen
Euro auf 6,55 Milliarden Euro gesunken. Für 2011 rechnete der schwäbische
Familienkonzern erneut mit sinkenden Erlösen. afp/dapd
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25. Dezember 2012 Handelsblatt
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43 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
DROGERIE-PLEITE
Anton Schleckers Vermögen ist in
Gefahr 22.01.2012, 14:36 Uhr, aktualisiert 23.01.2012, 06:10 Uhr
Schlecker ist ein sehr spezielles Unternehmen - für den Patriarchen Anton
Schlecker hatte das lange Zeit viele Vorteile, doch nun greifen die Gläubiger
direkt in seine Taschen.
Schlecker laufen seit langem die Kunden weg. Quelle: dpa
Düsseldorf/PassauJahrelang ist Anton Schlecker sehr gut damit gefahren, dass
er die Drogeriekette als Einzelunternehmen in Form eines eingetragenen
Kaufmanns angemeldet hat. Doch nun, angesichts der geplanten Insolvenz,
könnte es für ihn persönlich zum großen Fluch werden. Denn anders als zum
Beispiel bei einer GmbH haftet er allein. Schleckers Gläubiger werden sich
direkt an ihn wenden.
Das Familienunternehmen aus Ehingen hatte am Freitag eine sogenannte
Planinsolvenz angekündigt. Ein solches Verfahren ist in der Insolvenzordnung
ausdrücklich vorgesehen, wenn es darum gehen soll, ein Unternehmen
möglichst zu erhalten. Der Insolvenzantrag werde „kurzfristig“ eingereicht. Das
könne Montag oder Dienstag sein. Schlecker will große Teile des
schrumpfenden Filialnetzes erhalten - und damit auch viele der etwa 30.000
Jobs in Deutschland.
"Jetzt ist Schleckers Privatvermögen in Gefahr“, sagte Manfred Hunkemöller,
Geschäftsführer beim Institut für Handelsforschung (IfH) dem Handelsblatt.
Der Honorarprofessor ist Rechtswissenschaftler und Experte für
Insolvenzplanverfahren. Zwar sei der Insolvenzantrag bislang noch nicht
eingereicht, und auch über die konkrete Ausgestaltung des Firmengeflechts sei
wenig bekannt. Das Handelsregister des Amtsgerichts Ulm aber weise das
Unternehmen eindeutig als Personengesellschaft aus – mit schwerwiegenden
Folgen für den Haftungsfall.
Schleckers Aufstieg und Fall Alles anzeigen
1 Drogerieriese und Familiengeschichte
Deutschlands gemessen an der Zahl der Filialen größte Drogeriekette ist
untrennbar mit der Familie Schlecker verbunden. In rund 36 Jahren
wuchs aus den Anfängen in Baden-Württemberg ein europaweit
44 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
agierender Handelsriese.Wichtige Stationen in Familie und Firma
Schlecker:
2 1944 3 1965 4 1974 5 1975 6 1977 7 1984 8 1987 9 Dezember 1987 10 1990er 11 1994 12 2007 13 1998 14 2008 15 2010 16 November 2010 17 2011 18 2012
Dem Inhaber nämlich droht damit, bis zu seinem Lebensende die
Unternehmensschulden an die Gläubiger abzahlen zu müssen. Dabei ist die
große Frage, wie viel Geld Anton Schlecker überhaupt noch hat. Auch
Fachleute wissen nämlich nicht genau, wie viel privates Geld er in den
vergangenen Jahren in das Unternehmen pumpen musste. Aus dieser Klemme
kommt Schlecker nur, wenn er spätestens bis zur Eröffnung des
Insolvenzverfahrens einen Antrag auf Restschuldbefreiung stellt.
Doch auch dies hätte für den einstigen Milliardär unangenehme Folgen: Er
müsste jeden zumutbaren Job annehmen und den pfändbaren Teil seines
künftigen Einkommens an den Insolvenzverwalter abtreten, und das über sechs
Jahre hinweg. Nach der aktuellen Pfändungstabelle blieben ihm damit, falls er
keine unterhaltspflichtigen Familienmitglieder geltend macht, gerade einmal
1669,37 Euro monatlich.
Anton Schlecker hatte damals seine Grunde, auf die Rechtsform einer
Personengesellschaft zu setzen. Sie ermöglichte es ihm, fast vier Jahrzehnte
lang erfolgreich eine gewisse Geheimniskrämerei zu pflegen: Keine
Ertragszahlen drangen an die Öffentlichkeit, und selbst den Banken gegenüber
hielt er sein Drogerieimperium intransparent. Auf ihr Wohlwollen war der
Marktführer aus dem schwäbischen Ehingen kaum angewiesen.
45 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Der Drogeriekettenbesitzer Anton Schlecker kommt unter Umständen in die Bredoille.
Quelle: dpa
Warum die Planinsolvenz die einzige Chance ist
Schließlich waren seine Ladenartikel längst verkauft, wenn die
Lieferantenrechnungen in Schleckers Buchhaltung eintrudelten. Solange
Ladennetz und Umsatz wuchsen, finanzierte sich das Geschäft wie von selbst.
Damit dem Drogeriekönig keiner über die Schulter blickte, führte Schlecker
sein Reich als reine Personengesellschaft. Anders als Rossmanns GmbH oder
die „GmbH & Co. KG“ von dm besaß der Marktführer keine
Publikationspflicht. Was in der Schlecker KG vorging, wusste am Ende wohl
nur der Chef selbst.
Die Planinsolvenz ist für Schlecker dennoch die einzige Möglichkeit, sein
Lebenswerk zu retten. Das jedenfalls glaubt Handels- und
Insolvenzrechtsexperte Hunkemöller. Denn anders als bei einer übertragenen
Insolvenz bleibt bei dieser Form der Rechtsträger erhalten. Was theoretisch
klingt, hat weitreichende praktische Auswirkungen: Trotz der Pleite nämlich
erhalten Schleckers Vermieter damit nun kein außerordentliches
Kündigungsrecht. Das Netz von europaweit 11.000 Verkaufsstellen – die wohl
wichtigste Voraussetzung für einen Handelsbetrieb - bleibt damit erhalten.
Gleichzeitig erlaubt die Planinsolvenz Schlecker, unrentable Mietverträge mit
nur dreimonatiger Frist zu kündigen. Üblicherweise laufen solche
Mietverpflichtungen zehn bis 15 Jahre. Auch von überzähligem Personal kann
sich die Drogeriekette nun einfacher Trennen. „Das Insolvenzverfahren ist für
Schlecker voraussichtlich ein Befreiungsschlag“, sagt Rechtsprofessor
Hunkemöller.
Wie es mit Schlecker weitergeht Alles anzeigen
1 Schwierige Verhandlungen mit Gläubigern
Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird es sich entscheiden,
ob der Drogerieriese Schlecker es schafft, eine völlige Pleite und das Aus für die rund 30.000 Mitarbeiter in Deutschland abzuwenden.
2 Überzeugungsarbeit 3 Die Planinsolvenz 4 Filialen schließen 5 Die dringendsten Probleme 6 Rolle der Banken 7 Wie sicher sind die Arbeitsplätze?
46 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
8 Gehälter vorerst sicher 9 Beispiele für gelungene Planinsolvenzen 10 Hat Schlecker eine Chance auf dem Drogeriemarkt? 11 Konkurrent DM 12 Wie weit ist die Neuausrichtung? 13 Neue Läden
Hinzu kommt, dass Schlecker seinen Antrag noch rechtzeitig stellt. Ab März
nämlich tritt eine Novelle des Insolvenzrechts in Kraft, die weitaus stärker in
die Rechte des Altgesellschafters eingreift. So aber hat der Unternehmer
deutlich weniger Eingriffe des Insolvenzverwalters zu fürchten. Auch die ab
März drohende Gefahr, dass Geldgeber ihren Kredit kurzerhand in Eigenkapital
der Pleitefirma verwandeln, braucht Schlecker durch seine Terminwahl nicht zu
fürchten.
Nach Einschätzung Hunkemöllers könnte das Planverfahren für den
Insolvenzverwalter zum Selbstläufer werden. „Solange die Läden geöffnet sind,
kommt weiter Geld in die Kasse.“ Das Risiko ist daher viel geringer als etwa in
der Bauindustrie, wo mit der Pleite oft ein Totalausfall des Geschäfts verbunden
sei. Hinzu komme: Auch die Lieferanten seien als Gläubiger daran interessiert,
ihren Kunden am Leben zu halten. Zugeständnisse im Insolvenzplan seien
daher zu erwarten.
Mitarbeitern drohen Einschnitte
Logo der Drogeriemarktkette Schlecker auf einem Laden-Fenster in Düsseldorf. Quelle: dpa
Die Insolvenz kann Schlecker nach Einschätzung eines Rechtsexperten auch
dazu dienen, die teuren Tarifverträge mit der Gewerkschaft Verdi zu kündigen.
„Der größte Vorteil ist, dass Schlecker nicht zerschlagen wird“, sagte der
Bremer Insolvenz-Anwalt Klaus Klöker dem „Spiegel“.
„Das Unternehmen bleibt als Rechtsträger erhalten und kann sich von allen
nicht lukrativen Geschäften trennen, die lukrativen aber kann es behalten“,
sagte Klöker. Der Insolvenzverwalter kann laut „Spiegel“ helfen, im
Planverfahren das Unternehmen von allen langfristigen Verträgen durch
Sonderkündigungsrechte zu entlasten. Dazu gehören demnach neben Miet-,
Pacht-, Leasing- und Lieferverträgen insbesondere auch die Arbeits- und
47 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Tarifverträge. „Gerade hier liegen die Vorteile gegenüber eine
außergerichtlichen Unternehmenssanierung“, so Klöker.
Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di kritisiert die Führung der
Drogeriemarktkette Schlecker. Das Unternehmen habe sein Filialnetz lange
stark ausgebaut, ohne genug in einzelne Geschäfte zu investieren, sagte Verdi-
Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger der „Passauer Neuen Presse“ laut
Vorabbericht. Hinzugekommen seien hoher Druck auf die Beschäftigten, starke
Kontrolle und Dumpinglöhne.
„Ziel ist auf jeden Fall der Fortbestand des Unternehmens und daran
ausgerichtet der Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze“, sagte Nutzenberger.
Verdi erwarte von Firmenpatriarch Anton Schlecker, dass er sich auch mit
seinem Privatvermögen an der Rettung beteilige. Die Gewerkschaft forderte
zudem Mitspracherechte für die Belegschaft während des Insolvenzverfahrens.
Stichwort Planinsolvenz Alles anzeigen
1 Was ist eine Planinsolvenz?
Die sogenannte Planinsolvenz, die die Drogeriekette Schlecker anstrebt,
ist ein Spezialfall des Insolvenzverfahrens. Ziel ist der Insolvenzordnung
(InsO) zufolge der Erhalt des Unternehmens.
2 Was geschieht bei einer Planinsolvenz? 3 Was ist der Unterschied zur "normalen" Insolvenz? 4 Wie kann eine Planinsolvenz enden?
Angesichts der Tatsache, dass die Insolvenz noch nicht einmal beantragt wurde,
ist es durchaus ein wenig ungewöhnlich ist, dass sich die Konkurrenz so
frühzeitig zu Wort meldet. Das tat zumindest die Drogeriekette Rommand.
Unternehmenschef Dirk Roßmann sagte dem Nachrichtenmagazin „Focus“:
„Ich wage die Prophezeiung, dass der Insolvenzverwalter nicht viele Läden
weiter betreiben wird können.“
Die allermeisten der noch rund 7000 Märkte in Deutschland müssten schließen,
weil sie nicht mehr zeitgemäß seien. Roßmann sagte: „Die Wettbewerber
Rossmann, dm und Müller sind dieser Kette schon vor Jahren meilenweit
enteilt.“ Rossmann habe nur an 50 bis 80 Schlecker-Märkten Interesse.
Was die Kunden von Schlecker halten
Umfragen bei Verbrauchern bestätigen, dass Schlecker seit Jahren auf dem
absteigenden Ast ist. Aktuell lägen die Imagewerte von Schlecker mit minus
37,8 Punkten „dramatisch unter“ den äußerst beliebten Marken Rossmann (plus
79,4) und dm (88,3), heißt es in einer Markenstudie des
48 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Meinungsforschungsinstituts YouGov. „Auch die neue Strategie des
Unternehmens hat nicht zu einer Trendwende geführt - die Lage ist aus
Markensicht seit längerer Zeit ernst“, bilanziert YouGov. Seit 2008 sei der
Image-Wert von Schlecker rückläufig.
Marktanteile bei Drogeriewaren (2010) Alles anzeigen
1 DM
17,2 %
2 Aldi 3 Kaufland 4 Rossmann 5 Lidl 6 Real 7 Schlecker
Das gleiche Bild zeichnet eine Marktuntersuchung des Kölner
Handelsforschungsinstituts EHI, derzufolge Schlecker noch 2006 den
Drogeriemarkt mit weitem Abstand dominiert hat, binnen weniger Jahre aber
die Konkurrenten dm und Rossmann mit Riesenschritten aufgeholt haben. Am
deutlichsten zeigen sich die Verhältnisse beim Umsatz pro Quadratmeter
Verkaufsfläche, der sogenannten Flächenproduktivität. Diese betrug EHI
zufolge 2010 bei dm 6500 Euro, bei Rossmann 5000 Euro, bei Schlecker
dagegen nur 2200 Euro.
Als Grund für die Schieflage gab das Unternehmen eine geplatzte
Zwischenfinanzierung an, ohne ins Detail zu gehen. Ausschlaggebend war nach
Informationen der „Südwest Presse“ eine Rückstufung Schleckers: Ein großer
deutscher Rückversicherer, über den der Einkaufsverband Markant seine
Bestellungen absichert, habe wohl das Schlecker zugestandene Volumen
drastisch reduziert. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete, Schlecker
habe am Freitag einen fälligen Betrag zwischen 20 und 30 Millionen Euro nicht
mehr bezahlen können. „Weil die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in
Branchenkreisen bekannt waren, war die Zahlung in bar oder als
Bundesbankscheck eingefordert worden.“ Ähnliche Informationen hat auch die
dpa. DROGERIEMÄRKTE
Schleckers Rivalen im Kampf um die Kunden 1
Laut „FAZ“ soll der nächste Termin für eine ähnliche Zahlung an die
Einkaufsgemeinschaft Markant dem Vernehmen nach schon in der nächsten
49 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Woche anstehen. Der Schlecker-Sprecher wollte die Berichte am Samstag nicht
kommentieren. „Wir werden keine Aussagen zu unseren Gläubigern machen.“
Wie viele das sind, ließ er offen.
Im Geschäftsjahr 2010 war der europaweite Umsatz um rund 650 Millionen
Euro auf 6,55 Milliarden Euro gesunken. Für 2011 rechnete der schwäbische
Familienkonzern erneut mit sinkenden Erlösen.
cs/gie/dpa/dapd
© 2011 Handelsblatt GmbH - ein Unternehmen der Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH & Co. KG
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25. Dezember 2012 Handelsblatt
1 Drucken
ZUKUNFT DER DROGERIEKETTE
Gläubiger haben wenig Mitleid mit
Schlecker 23.01.2012, 08:24 Uhr, aktualisiert 23.01.2012, 09:16 Uhr
Schlecker hat die Planinsolvenz gerade erst eingereicht - und schon gibt es jede
Menge Ärger mit den Gläubigern - auch über den Insolvenzverwalter.
Ausgerechnet Finanzinvestoren werden zum großen Hoffnungsträger.
Die Zentrale der Drogeriemarktkette Schlecker nahe Ehingen: Gläubiger werden hart
verhandeln. Quelle: dpa
DüsseldorfWer will Teile von Schlecker? So lautet flapsig ausgedrückt die
Gretchenfrage in dieser Woche. Das Familienunternehmen hatte am Freitag
mitgeteilt, zahlungsunfähig zu sein. Die nächsten Tage werden nun zeigen, wie
es weitergeht. Am Montagmorgen hat Schlecker die Planinsolvenz offiziell
beantragt.
Schnell wurden als mögliche Interessenten für die 7000 Schlecker-Filialen in
Deutschland DM und Rossmann ins Spiel gebracht, doch die haben schon
abgewiegelt. Schlecker passe nicht in ihr Konzept, ohnehin hätten sie nur
Interesse an einer Handvoll großer, moderner Läden.
50 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Nun richtet sich der Blick auf Finanzinvestoren wie Sun Capital. Das
Beteiligungsunternehmen hat Erfahrung im Handelsbereich und bei der
Restrukturierung. In Finanzkreisen gehandelt wird zudem der Besitzer der
Textilkette Takko, Apax Partners. Doch das bleiben vorerst Spekulationen.
Das gilt auch für die Frage, wem Schlecker im Detail wie viel Geld schuldet.
Laut Medienberichten hat das Unternehmen mehrere offene Rechnungen im
Zusammenhang mit einer Einkaufsgemeinschaft, der unter anderem auch die
Schlecker-Konkurrenten Rossmann und DM angehören. Über Schulden,
Gläubiger und anvisierte Lösungswege schweigt Schlecker bislang.
Wie es mit Schlecker weitergeht Alles anzeigen
1 Schwierige Verhandlungen mit Gläubigern
Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird es sich entscheiden,
ob der Drogerieriese Schlecker es schafft, eine völlige Pleite und das Aus
für die rund 30.000 Mitarbeiter in Deutschland abzuwenden.
2 Überzeugungsarbeit 3 Die Planinsolvenz 4 Filialen schließen 5 Die dringendsten Probleme 6 Rolle der Banken 7 Wie sicher sind die Arbeitsplätze? 8 Gehälter vorerst sicher 9 Beispiele für gelungene Planinsolvenzen 10 Hat Schlecker eine Chance auf dem Drogeriemarkt? 11 Konkurrent DM 12 Wie weit ist die Neuausrichtung? 13 Neue Läden
Die Gläubiger müssen jedenfalls einem vorgelegten Sanierungskonzept
Vertrauen schenken, so dass frische Ware in die Läden kommt. Zur
Investorensuche hat die Drogeriekette angeblich den Ex-Edeka-Chef Alfons
Frenk engagiert. Der Schlecker-Sprecher wollte entsprechende Angaben des
„Manager Magazins“ nicht kommentieren.
SCHLECKER
1 NACH FILIALSCHLIESSUNGE
40 Prozent der Schlecker-Mitarbeiter haben neuen Job
51 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
2 NACH FIRMENPLEITE
Insolvenzverwalter stellt sich vor Anton Schlecker 3 HANDELSBLATT-AKTION
Was aus den Schlecker-Filialen wird Wie das Handelsblatt erfuhr, drängten am Wochenende bereits mehrere große
Gläubiger auf die Ernennung des Frankfurter Rechtsanwalts Ottmar Hermann
zum Insolvenzverwalter. Der hatte zuletzt die Warenhauskette Woolworth
erfolgreich aus der Insolvenz geführt, indem er unprofitable Filialen schloss
und das verschlankte Unternehmen an die Eigentümer von Kik und
Tengelmann verkaufte.
Die Chancen für Hermann scheinen aber eher gering zu sein. Die Ulmer
Amtsrichter, so wurde den Gläubigern mitgeteilt, bevorzugen einen
Insolvenzverwalter aus Bayern. In Finanzkreisen wird daher erwartet, dass der
Kaufmann Werner Schneider aus Neu-Ulm zum Zuge kommt. Er ist zwar
gerade bei dem Druckmaschinenbauer Manroland im Einsatz, hat aber viel
Erfahrung mit großen Insolvenzverfahren.
Gläubiger wollen nicht verzichten
Nach Informationen der Financial Times Deutschland (FTD) hat einer der
wichtigen Gläubiger - der Einkaufsverbund Markant - dem zuständigen Gericht
schon seine Vorbehalte gegen ein sogenanntes Planverfahren in
Eigenverwaltung signalisiert. DROGERIE-PLEITE
Anton Schleckers Vermögen ist in Gefahr Wegen der Personengesellschaft greifen die Gläubiger direkt in Anton Schleckers Taschen.
Offenbar ist die Bereitschaft, freiwillig auf einen Teil der Forderungen zu
verzichten, also eher gering. Zwei führende deutsche Insolvenzverwalter
äußerten sich gegenüber der FTD skeptisch. "Die Gläubiger werden nur zum
Verzicht bereit sein, wenn auch die Eignerfamilie einen erheblichen Beitrag
leistet", sagte einer der beiden Juristen, die aus Wettbewerbsgründen anonym
bleiben wollten.
Die Restrukturierung von Schlecker, die seit Mitte 2010 läuft, soll "im Rahmen
der Möglichkeiten eines Plan-Insolvenzverfahrens fortgesetzt werden", hieß es
in der Mitteilung vom Freitag. Dabei wird der entsprechende Antrag mit einem
Vorschlag zur Sanierung verbunden. "Folgen die Gläubiger dem Plan, bleibt die
alte Geschäftsführung im Amt", hofft Schlecker. Der Betrieb läuft erst mal
weiter. Daran dürfte auch Schleckers Lieferanten und Vermietern gelegen sein.
Schleckers Aufstieg und Fall
52 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Alles anzeigen
1 Drogerieriese und Familiengeschichte
Deutschlands gemessen an der Zahl der Filialen größte Drogeriekette ist untrennbar mit der Familie Schlecker verbunden. In rund 36 Jahren
wuchs aus den Anfängen in Baden-Württemberg ein europaweit
agierender Handelsriese.Wichtige Stationen in Familie und Firma
Schlecker:
2 1944 3 1965 4 1974 5 1975 6 1977 7 1984 8 1987 9 Dezember 1987 10 1990er 11 1994 12 2007 13 1998 14 2008 15 2010 16 November 2010 17 2011 18 2012
Die Drogeriekette schrieb zudem von einer Zwischenfinanzierung, die nicht
realisiert werden konnte. Dabei geht es offenbar, so hieß es in Bankenkreisen,
um einen Kredit über 150 Millionen Euro. Häufig arbeiten Ketten wie
Schlecker zwar beim Zahlungsverkehr mit Banken zusammen, haben jedoch
einen hohen Cash-Flow, aus dem sie die Modernisierung und Eröffnung neuer
Läden finanzieren. Zudem räumen die Lieferanten in der Regel hohe
Zahlungsziele ein. Auch Schlecker brauchte - und wollte - all die Jahre kein
Geld von den Banken. Doch das rächt sich spätestens dann, wenn das Geld
fehlt.
Nahe an der Insolvenz will und darf keine Bank mehr Kredite geben.
"Schlecker ist zu optimistisch an die Sache rangegangen", sagt Thomas Roeb,
Handelsprofessor an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Er berät Schlecker
schon lange. "Die Familie hätte viel früher auf Geldgeber zugehen müssen."
53 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Anton Schlecker betreibt die Drogeriekette, die als Anton Schlecker e. K.
firmiert, als Einzelkaufmann. Die Gewerkschaft sieht den Inhaber gefordert.
"Anton Schlecker trägt persönlich Verantwortung für seine Beschäftigten",
sagte Stefanie Nutzenberger, im Verdi-Vorstand für den Handel zuständig.
"Eigentum verpflichtet." Verdi geht es vor allem um die 30000 Arbeitsplätze in
Deutschland.
Mitarbeiter haben einiges zu befürchten
Als Anton Schlecker 1975 seinen ersten Drogeriemarkt eröffnete, gab es nur ein
Ziel: wachsen, wachsen, wachsen. Bis Anfang 2000 klappte das wunderbar,
doch dann war die kritische Masse an Filialen erreicht.
Und es passierte das, was den Drogeriemarkt komplett umkrempelte: Die
Konkurrenten dm (Karlsruhe) und Rossmann (Hannover) expandierten über
ihre Stammgebiete hinaus. Das traf Schlecker hart, denn die Kunden gingen
lieber zu dm und Rossmann mit den netteren Läden, dem breiteren Angebot
und den niedrigeren Preisen. Schlecker galt nicht mehr als billig. Obendrein
klagten die Mitarbeiter über schlechte Behandlung, Tarifflucht und
Dumpinglöhne. Das ramponierte das Image.
Stichwort Planinsolvenz Alles anzeigen
1 Was ist eine Planinsolvenz?
Die sogenannte Planinsolvenz, die die Drogeriekette Schlecker anstrebt, ist ein Spezialfall des Insolvenzverfahrens. Ziel ist der Insolvenzordnung
(InsO) zufolge der Erhalt des Unternehmens.
2 Was geschieht bei einer Planinsolvenz? 3 Was ist der Unterschied zur "normalen" Insolvenz? 4 Wie kann eine Planinsolvenz enden?
Die Drogeriekette hat am Montagmorgen offiziell Insolvenz beim Amtsgericht
Ulm angemeldet. „Der Antrag ist per Fax eingegangen“, sagte ein
Gerichtssprecher. Im Laufe des Tages werde der Originalschriftsatz erwartet.
Auf diesem Weg könnte sich Schlecker im Erfolgsfall in Eigenregie sanieren,
große Teile des Filialnetzes und viele der 47.000 Jobs in Europa sichern. Wie
der Plan genau aussehen soll, ist bisher allerdings noch völlig unklar.
KOMMENTAR
54 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Schrumpfen ist keine Option Die Zukunft von Schlecker sieht alles andere als rosig aus. Die Drogeriemarktkette konnte
sich bisher durch Wachstum behaupten. Nun ist das System zusammengebrochen. Ein neues
Konzept muss her.
Vor allem die Mitarbeiter haben einiges zu befürchten. Die eine Sorge ist, dass
im Zuge einer Planinsolvenz die teuren Tarifverträge mit der Gewerkschaft
Verdi gekündigt werden könnten. Noch unangenehmer ist die Gefahr, dass es
im Falle einer betriebsbedingten Kündigung unter Umständen keine
Abfindungen gibt. Allein in Deutschland beschäftigt Schlecker 30.000
Menschen. Über die Zukunft der Mitarbeiter in gut 3000 Filialen im
europäischen Ausland sei noch nicht entschieden, hatte ein Schlecker-Sprecher
am Sonntag gesagt. luki/dpa/gie
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25. Dezember 2012
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SANIERUNG IN EIGENREGIE
Schlecker hat Planinsolvenz beantragt 23.01.2012, 11:39 Uhr
Die Drogeriekette Schlecker hat am Montagmorgen Insolvenz angemeldet. Das
Amtsgericht Ulm muss nun entscheiden, ob der Konzern eigenständig bleibt.
Schlecker will eine Planinsolvenz, um sich in Eigenregie zu sanieren.
Schlecker hat am Montag Insolvenz beim Amtsgericht Ulm beantragt.
Quelle: dpa
Ulm/EhingenDie Drogeriekette Schlecker hat am Montagmorgen Planinsolvenz
beim Amtsgericht Ulm beantragt. „Bei uns ist ein unterzeichnetes Fax
eingegangen, im Laufe des Vormittags wird der Antrag im Original eingehen“,
sagte ein Sprecher des Gerichts. Bereits das Fax gelte aber als „vollwirksamer
Antrag“. Ein Schlecker-Sprecher bestätigte das Einreichen des Antrags.
Angaben zum Sanierungskonzept machte er zunächst nicht.
55 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Der zuständige Insolvenzrichter Benjamin Webel prüft nach Angaben des
Gerichts den Antrag und wird dann entscheiden, ob das Insolvenzverfahren
eröffnet wird - und in welcher Form. Schlecker strebt eine Planinsolvenz an, um
sich in Eigenregie zu sanieren. Ein Insolvenzverwalter berät dabei eher, die
Geschäftsführung bleibt im Amt. „Wer Insolvenzverwalter wird, ist noch nicht
entschieden“, sagte der Gerichtssprecher. Es werde jemand mit Erfahrung mit
solch großen Fällen sein.
Die Drogeriekette hatte am Freitag angekündigt, wegen finanzieller Engpässe in
die Planinsolvenz zu gehen und sich selbst sanieren zu wollen. Europaweit rund
47.000 Beschäftigte bangen um ihre Jobs. Das Unternehmen wird als
eingetragener Kaufmann, Anton Schlecker e.K., geführt und hält nach Angaben
des Gerichts Anteile an etlichen Tochtergesellschaften. Schlecker hafte somit
mit seinem Privatvermögen.
Der Drogerieriese hatte zuletzt weit mehr als 1000 Filialen geschlossen und mit
sinkenden Umsätzen und Verlusten zu kämpfen. Parallel zum Antrag führt die
Familie Schlecker, die das Unternehmen leitet, Gespräche mit den Gläubigern.
Vor allem eine geplatzte Zwischenfinanzierung für die Einkaufsgemeinschaft
Markant hatte zu dem Schritt geführt. Unklar ist, ob die Gläubiger die
Planinsolvenz mittragen. Markant etwa habe bei Gericht Bedenken angemeldet,
berichtete die „Financial Times Deutschland“.
Nach einem Bericht des „Handelsblatts“ fordern mehrere große Gläubiger, den
Frankfurter Rechtsanwalt Ottmar Hermann zum Insolvenzverwalter zu machen.
Hermann hatte zuletzt die Warenhauskette Woolworth aus der Insolvenz
geführt. Die Ulmer Amtsrichter hingegen bevorzugen laut dem Blatt einen
Insolvenzverwalter aus Bayern. In Finanzkreisen werde erwartet, dass der
Kaufmann Werner Schneider aus Neu-Ulm zum Zuge komme. Er ist gerade
beim Druckmaschinenbauer Manroland im Einsatz.
Sobald das Insolvenzverfahren eröffnet ist, hat Schlecker weitreichende
Möglichkeiten, etwa auf Mietwirkungen und dem Abbau von Stellen
hinzuwirken. Allerdings gibt es aus Sicht der Dienstleistungsgewerkschaft
Verdi offene rechtliche Fragen. Eigentlich gilt bis zum Sommer ein
Beschäftigungssicherungsvertrag. dpa
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25. Dezember 2012
56 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
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VERFAHREN EINGELEITET
Vorläufiger Insolvenzverwalter für
Schlecker bestellt 23.01.2012, 15:56 Uhr
Der Drogerieriese Schlecker hat offiziell Insolvenz beantragt - nun steht auch
der vorläufige Insolvenzverwalter fest. Der Neu-Ulmer Diplom-Kaufmann
Arndt Geiwitz muss nun die Vermögensverhältnisse des Konzerns klären.
Schlecker hat am Montag Insolvenz beim Amtsgericht Ulm beantragt.
Quelle: dpa
UlmDie Drogeriemarktkette Schlecker hat offiziell Insolvenz beantragt. Der
Antrag sei am Montag beim Amtsgericht Ulm eingegangen, ein vorläufiges
Insolvenzverfahren sei eröffnet, sagte ein Gerichtssprecher der
Nachrichtenagentur AFP. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Neu-
Ulmer Diplom-Kaufmann Arndt Geiwitz bestellt.
Wann das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet werde, sei noch unklar, sagte
der Gerichtssprecher. Der vorläufige Insolvenzverwalter müsse zunächst die
Vermögensverhältnisse von Schlecker klären. Die Anlagen zum
Insolvenzantrag, die Auskunft über das Vermögen geben sollen, seien bei
Gericht eingetroffen. Geiwitz sei ein renommierter Fachmann im
Insolvenzrecht, der bereits „viele große Fälle“ betreut habe, erklärte der Ulmer
Insolvenzrichter Benjamin Webel.
Nach Angaben von Schlecker bezieht sich der Insolvenzantrag auf die Anton
Schlecker e.K., die Schlecker XL GmbH und die Schlecker Home Shopping
GmbH. Die IhrPlatz-Filialen sowie die Auslandsgesellschaften seien nicht
betroffen, teilte das Unternehmen aus dem schwäbischen Ehingen mit.
Schlecker strebt ein Insolvenzplanverfahren an. Ziel sei der Erhalt des
Unternehmens, eines großen Teils des Filialnetzes und damit auch der
Arbeitsplätze. Bei einer Planinsolvenz können Gesellschafter und Management
weiter über das Unternehmen bestimmen. Die Gläubiger müssten freiwillig auf
einen Teil ihrer Forderungen verzichten.
Einer der wichtigsten Gläubiger, der Einkaufsverbund Markant, meldete laut
einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ jedoch Bedenken gegen die
Pläne der Drogeriekette an, sich per Planinsolvenz in Eigenverwaltung zu
57 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
sanieren. Der Verbund habe dem Ulmer Gericht bereits seine Bedenken
signalisiert.
Auch zwei führende deutsche Insolvenzverwalter äußerten sich demnach
skeptisch. „Die Gläubiger werden nur zum Verzicht bereit sein, wenn auch die
Eignerfamilie einen erheblichen Beitrag leistet“, sagte einer der beiden Juristen,
die anonym bleiben wollten, der „FTD“.
Die Gewerkschaft Verdi sprach sich hingegen für eine Planinsolvenz aus. Diese
sei „möglicherweise besser, weil sie auf den Fortbestand des Unternehmens
ausgerichtet ist“, sagte die Verdi-Handelsexpertin Stefanie Nutzenberger der
„Passauer Neuen Presse“ (Montagsausgabe). „Ziel ist auf jeden Fall der
Fortbestand des Unternehmens und daran ausgerichtet der Erhalt möglichst
vieler Arbeitsplätze.“ Der ehrenamtliche Vorsitzende des Verdi-
Landesbezirksvorstandes Berlin-Brandenburg, Rolf Wiegand, erklärte
hingegen, noch sei „völlig offen, was das Verfahren für die Beschäftigten
bedeutet, da weitere Details noch nicht bekannt sind“.
Die Drogeriemarktkette hatte am Freitag angekündigt, Insolvenz zu beantragen,
um damit unter Gläubigerschutz den laufenden Unternehmensumbau
fortzusetzen. Der Geschäftsbetrieb solle unverändert weiterlaufen, die Zahlung
der Gehälter für die Mitarbeiter sei über das Insolvenzausfall-Geld gesichert.
Schlecker macht seit mindestens drei Jahren Verluste. Mitte 2011 verfügte die
Kette nach eigenen Angaben noch über rund 7500 Drogeriemärkte in
Deutschland. In ganz Europa gab es demnach etwa 11.000 Filialen. Die Zahl
der Mitarbeiter gab Schlecker europaweit mit rund 47.000 an, davon laut der
Gewerkschaft Verdi mehr als 30.000 in Deutschland. afp
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25. Dezember 2012
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INSOLVENTE DROGERIEKETTE
Im Ausland macht Schlecker noch
Gewinn von Tino Andresen
58 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
23.01.2012, 17:11 Uhr
In Deutschland hat die Drogeriekette Schlecker Insolvenz beantragt, doch das
Auslandsgeschäft ist nicht davon betroffen. Die Filialen dort laufen besser - und
könnten für Käufer interessant sein.
Schlecker ist auch im Ausland aktiv und sieht sich als Branchenführer in Europa. Quelle: dpa
DüsseldorfSchleckers Auslandsgeschäft läuft trotz der Insolvenz des
Unternehmens weiter als wäre nichts gewesen. „Aktuell nicht Bestandteil des
Antrags sind (...) die Auslandsgesellschaften“, teilte die Drogeriekette am
Montag mit.
In Schwierigkeiten ist das Unternehmen vor allem in Deutschland. Außerhalb
des Heimatmarktes sieht es viel besser aus. „In einzelnen Auslandsmärkten
läuft es für Schlecker sehr gut“, bestätigt Thomas Roeb, Handelsexperte der
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Als ein Beispiel dafür nennt er Polen, auch in
Spanien mache die Kette Millionengewinne.
Während sich kein Konkurrent für eine Übernahme der deutschen Filialen
begeistern kann, gibt es im Ausland also durchaus interessante Möglichkeiten.
„Schleckers Auslandsgeschäft könnte im Zuge der Insolvenz der deutschen
Gesellschaft verkauft werden“, sagt Roeb. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass
dann DM, Rossmann und auch andere interessiert sind.“
Schleckers Aufstieg und Fall Alles anzeigen
1 Drogerieriese und Familiengeschichte
Deutschlands gemessen an der Zahl der Filialen größte Drogeriekette ist
untrennbar mit der Familie Schlecker verbunden. In rund 36 Jahren
wuchs aus den Anfängen in Baden-Württemberg ein europaweit
agierender Handelsriese.Wichtige Stationen in Familie und Firma
Schlecker:
2 1944 3 1965 4 1974 5 1975 6 1977 7 1984 8 1987 9 Dezember 1987 10 1990er 11 1994 12 2007 13 1998
59 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
14 2008 15 2010 16 November 2010 17 2011 18 2012
DM äußert sich dazu auf Anfrage von Handelsblatt Online nicht. Rossmann
wird konkreter: „Was für das Inland gilt, gilt auch für das Ausland: Die meisten
Schlecker-Filialen sind für das Rossmann-Konzept schlicht zu klein. Denn auch
im Ausland setzt Rossmann zunehmend auf Filialen mit mindestens 400
Quadratmetern Verkaufsfläche.“
SCHLECKER
1 NACH FILIALSCHLIESSUNGE
40 Prozent der Schlecker-Mitarbeiter haben neuen Job 2 NACH FIRMENPLEITE
Insolvenzverwalter stellt sich vor Anton Schlecker 3 HANDELSBLATT-AKTION
Was aus den Schlecker-Filialen wird Das Familienunternehmen Schlecker hatte am Freitag mitgeteilt,
zahlungsunfähig zu sein. Die nächsten Tage werden nun zeigen, wie es
weitergeht. Am Montagmorgen hat Schlecker die Planinsolvenz offiziell
beantragt.
Schnell wurden als mögliche Interessenten für die 7000 Schlecker-Filialen in
Deutschland DM und Rossmann ins Spiel gebracht, doch die haben schon
abgewiegelt. Schlecker passe nicht in ihr Konzept, ohnehin hätten sie nur
Interesse an einer Handvoll großer, moderner Läden.
„Drogeriemarktketten sind ein deutsches Erfolgsmodell“
Die drei großen deutschen Drogeriemarktketten sind im Ausland sehr präsent -
zusammen in mehr als 20 Ländern. „Das ist ein deutsches Erfolgsmodell“, sagt
Susanne Eichholz-Klein von der auf Einzelhandel und Konsumgüter
spezialisierten Unternehmensberatung BBE zu Drogeriemärkten. Das begründet
sie mit den guten Konzepten der Ketten. „Das Preis-Leistungs-Verhältnis sowie
die Ladenanmutung stimmen. Das gilt auch für das breite Sortiment aus Marken
und Handelsmarken, für die auch durch gutes Abschneiden bei diversen Tests
viel Vertrauen aufgebaut worden ist.“
Wie es mit Schlecker weitergeht Alles anzeigen
1 Schwierige Verhandlungen mit Gläubigern
Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird es sich entscheiden,
60 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
ob der Drogerieriese Schlecker es schafft, eine völlige Pleite und das Aus
für die rund 30.000 Mitarbeiter in Deutschland abzuwenden.
2 Überzeugungsarbeit 3 Die Planinsolvenz 4 Filialen schließen 5 Die dringendsten Probleme 6 Rolle der Banken 7 Wie sicher sind die Arbeitsplätze? 8 Gehälter vorerst sicher 9 Beispiele für gelungene Planinsolvenzen 10 Hat Schlecker eine Chance auf dem Drogeriemarkt? 11 Konkurrent DM 12 Wie weit ist die Neuausrichtung? 13 Neue Läden
DM und Rossmann machen international Milliardenumsätze. Sie setzen laut
BBE-Expertin Eichholz-Klein den Trend: Der Schwerpunkt bei der
Auslandsexpansion liegt auf den östlichen EU-Beitrittsländern, denn „die haben
enormes Wachstum hinter und noch vor sich“.
Schlecker hingegen expandierte schon vor der politischen Wende im großen
Stil - in den 80er-Jahren nach Österreich, Spanien, Belgien, Luxemburg und in
die Niederlande. Später kamen Frankreich, Italien, Dänemark, Polen,
Tschechien, Ungarn und Portugal dazu.
2010 beschäftigte die Kette etwa jeden fünften ihrer insgesamt mehr als 50.000
Mitarbeiter in den gut 3100 ausländischen Filialen. Aktuellere Zahlen waren
von Schlecker am Montag nicht zu erfahren.
DROGERIEMÄRKTE
Schleckers Rivalen im Kampf um die Kunden
1
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25. Dezember 2012
61 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
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EINIGUNG MIT GLÄUBIGER
Schlecker wird wieder beliefert 25.01.2012, 21:54 Uhr
Schlecker kann den Regelbetrieb seines Filialnetzes wieder aufnehmen. Nach
der Einigung mit dem wichtigsten Gläubiger Markant wird die insolvente
Drogeriekette wieder mit Waren beliefert.
Rund 30.000 Schlecker-Beschäftigte in Deutschland bangen um ihre Jobs. Quelle: dapd
EhingenDie Einkaufsgemeinschaft Markant, wichtigster Gläubiger der
insolventen Drogeriekette Schlecker, wird ihre Lieferungen an die
Drogeriekette wieder aufnehmen. Das teilte Schlecker am Mittwochabend mit.
Zahlungsrückstände an Markant waren ein Hauptgrund für die Insolvenz des
schwäbischen Unternehmens am vergangenen Freitag gewesen. Rund 30.000
Schlecker-Beschäftigte in Deutschland bangen seither um ihre Jobs.
„Durch die Fortführung der Einkaufskooperation sind Warenbestellungen,
Lieferungen und Abrechnungen für die Schlecker Märkte in Deutschland
wieder sicher gestellt“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Am
Donnerstag solle auch eine Einigung für das Ausland erfolgen.
„Ich bin zuversichtlich, dass wir auf der Grundlage dieser Entscheidung auch
die Gespräche mit den anderen Lieferanten in den nächsten Tagen positiv
abschließen können“, sagt Geiwitz. Die deutsche Tochter des
Konsumgüterkonzerns Unilever (Dove, Rexona) hatte ihre Lieferungen an die
Drogeriekette bereits eingestellt.
Rund 30.000 Schlecker-Beschäftigte in Deutschland bangen um ihre Jobs. Das
Amtsgericht Ulm hatte Geiwitz nach dem Insolvenzantrag am Montag
eingesetzt. Das Insolvenzverfahren ist allerdings noch nicht eröffnet. Ziel bleibe
„eine zukunftsfähige Lösung für das Unternehmen“. Dazu würden in den
kommenden Tagen auch die Gespräche mit dem Gesamtbetriebsrat und der
Gewerkschaft fortgesetzt.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi forderte derweil ein Bündnis zur
Unterstützung der Schlecker-Beschäftigten. „Es sind nicht die Beschäftigten,
die die finanzielle Misere von Schlecker verursacht haben“, betonte Stefanie
Nutzenberger vom Verdi-Bundesvorstand Die Forderung richte sich zum einen
an die Lieferanten, die Drogeriemarktkette weiter mit Waren zu versorgen.
Aber auch die Kunden seien aufgefordert wie bisher bei Schlecker einzukaufen.
62 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
SCHLECKER
1 NACH FILIALSCHLIESSUNGE
40 Prozent der Schlecker-Mitarbeiter haben neuen Job 2 NACH FIRMENPLEITE
Insolvenzverwalter stellt sich vor Anton Schlecker 3 HANDELSBLATT-AKTION
Was aus den Schlecker-Filialen wird Die beängstigende Zeit der Ungewissheit für die Beschäftigte und ihre Familien
müsse ein Ende haben. „Die Frauen und Männer haben einen berechtigten
Anspruch zu erfahren, ob ihre Arbeitsplätze für die Zukunft gesichert sind“,
sagte Nutzenberger. „Dazu kann niemand so schnell und umfassend aufklären
wie die Familie Schlecker selbst.“ dpa
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EINIGUNG
Schlecker schaltet um auf
Normalbetrieb 26.01.2012, 06:57 Uhr
Eine erste kleine gute Nachricht für Schlecker: Die insolvente Drogeriekette
kann den Regelbetrieb des Filialnetzes wieder starten. Doch die Einigung
zwischen Insolvenzverwalter und Gläubiger ist nur ein erster Schritt.
Bei Schlecker kehrt erstmal keine Normalität ein. Quelle: dpa
EhingenSchlecker kann heute den Regelbetrieb ihres weit verzweigten
Filialnetzes wieder aufnehmen. Am Mittwochabend gab Schlecker bekannt, das
Unternehmen und der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hätten eine
Einigung mit dem wichtigsten Gläubiger Markant erreicht.
Demnach will die Einkaufsgemeinschaft ihre Lieferungen an die Drogeriekette
wieder aufnehmen. Zahlungsrückstände an Markant waren ein Hauptgrund für
die Insolvenz des schwäbischen Unternehmens am vergangenen Freitag
63 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
gewesen. Rund 30.000 Schlecker-Beschäftigte in Deutschland bangen seither
um ihre Jobs.
„Durch die Fortführung der Einkaufskooperation sind Warenbestellungen
Lieferungen und Abrechnungen für die Schlecker Märkte in Deutschland
wieder sicher gestellt“, heißt es der Mitteilung. Am Donnerstag solle auch eine
Einigung für das Ausland erfolgen.
„Ich bin zuversichtlich, dass wir auf der Grundlage dieser Entscheidung auch
die Gespräche mit den anderen Lieferanten in den nächsten Tagen positiv
abschließen können“, sagte Geiwitz. Die deutsche Tochter des
Konsumgüterkonzerns Unilever (Dove, Rexona) hatte ihre Lieferungen an die
Drogeriekette bereits eingestellt.
Wie es mit Schlecker weitergeht Alles anzeigen
1 Schwierige Verhandlungen mit Gläubigern
Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird es sich entscheiden,
ob der Drogerieriese Schlecker es schafft, eine völlige Pleite und das Aus
für die rund 30.000 Mitarbeiter in Deutschland abzuwenden.
2 Überzeugungsarbeit 3 Die Planinsolvenz 4 Filialen schließen 5 Die dringendsten Probleme 6 Rolle der Banken 7 Wie sicher sind die Arbeitsplätze? 8 Gehälter vorerst sicher 9 Beispiele für gelungene Planinsolvenzen 10 Hat Schlecker eine Chance auf dem Drogeriemarkt? 11 Konkurrent DM 12 Wie weit ist die Neuausrichtung? 13 Neue Läden
Das Amtsgericht Ulm hatte Geiwitz nach dem Insolvenzantrag am Montag
eingesetzt. Das Insolvenzverfahren ist allerdings noch nicht eröffnet. Ziel bleibe
„eine zukunftsfähige Lösung für das Unternehmen“. Dazu würden in den
kommenden Tagen auch die Gespräche mit dem Gesamtbetriebsrat und der
Gewerkschaft fortgesetzt.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi forderte derweil ein Bündnis zur
Unterstützung der Schlecker-Beschäftigten. „Es sind nicht die Beschäftigten,
die die finanzielle Misere von Schlecker verursacht haben“, betonte Stefanie
64 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Nutzenberger vom Ver.di-Bundesvorstand Die Forderung richte sich zum einen
an die Lieferanten, die Drogeriemarktkette weiter mit Waren zu versorgen.
Aber auch die Kunden seien aufgefordert wie bisher bei Schlecker einzukaufen. DROGERIEMÄRKTE
Schleckers Rivalen im Kampf um die Kunden 1
Die beängstigende Zeit der Ungewissheit für die Beschäftigte und ihre Familien
müsse ein Ende haben. „Die Frauen und Männer haben einen berechtigten
Anspruch zu erfahren, ob ihre Arbeitsplätze für die Zukunft gesichert sind“,
sagte Nutzenberger. „Dazu kann niemand so schnell und umfassend aufklären
wie die Familie Schlecker selbst.“
Schleckers Aufstieg und Fall Alles anzeigen
1 Drogerieriese und Familiengeschichte
Deutschlands gemessen an der Zahl der Filialen größte Drogeriekette ist
untrennbar mit der Familie Schlecker verbunden. In rund 36 Jahren
wuchs aus den Anfängen in Baden-Württemberg ein europaweit
agierender Handelsriese.Wichtige Stationen in Familie und Firma
Schlecker:
2 1944 3 1965 4 1974 5 1975 6 1977 7 1984 8 1987 9 Dezember 1987 10 1990er 11 1994 12 2007 13 1998 14 2008 15 2010 16 November 2010 17 2011 18 2012
dpa
65 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
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DROGERIEKETTE
Schlecker-Tochter Ihr Platz meldet
Insolvenz an 26.01.2012, 10:44 Uhr, aktualisiert 26.01.2012, 11:03 Uhr
Jetzt fallen bei Schlecker die Unternehmensteile wie Dominosteine: Schlecker
hat auch für seine Tochter Ihr Platz Insolvenz angemeldet. Es gibt aber auch
gute Nachrichten für die Drogeriekette.
Quelle: dpa/picture-alliance
Ehingen/OsnabrückIhr Platz hat beim Amtsgericht Ulm Insolvenz-Antrag
eingereicht, sagte ein Schlecker-Sprecher am Donnerstag der
Nachrichtenagentur dpa. Betroffen seien rund 650 Filialen und 5.800
Mitarbeiter. Am Montag hatte Schlecker selbst Insolvenz angemeldet. Ihr Platz
und die Auslandsgeschäfte blieben hingegen außen vor. Das Osnabrücker
Unternehmen befinde sich aber in einem starken Abhängigkeitsverhältnis zu
Schlecker.
Schlecker habe dennoch heute den sogenannten Regelbetrieb wieder
aufgenommen, nachdem sich der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz
und das Management am Mittwoch mit dem wichtigsten Gläubiger, der
Einkaufsgemeinschaft Markant, geeinigt hatten. Das gelte auch für Ihr Platz.
Demnach will die Einkaufsgemeinschaft ihre Lieferungen an die Drogeriekette
wieder aufnehmen. Zahlungsrückstände an Markant waren ein Hauptgrund für
die Insolvenz des schwäbischen Unternehmens am vergangenen Freitag
gewesen. Rund 30.000 Schlecker-Beschäftigte in Deutschland bangen seither
um ihre Jobs.
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1 Schwierige Verhandlungen mit Gläubigern
Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird es sich entscheiden,
66 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
ob der Drogerieriese Schlecker es schafft, eine völlige Pleite und das Aus
für die rund 30.000 Mitarbeiter in Deutschland abzuwenden.
2 Überzeugungsarbeit 3 Die Planinsolvenz 4 Filialen schließen 5 Die dringendsten Probleme 6 Rolle der Banken 7 Wie sicher sind die Arbeitsplätze? 8 Gehälter vorerst sicher 9 Beispiele für gelungene Planinsolvenzen 10 Hat Schlecker eine Chance auf dem Drogeriemarkt? 11 Konkurrent DM 12 Wie weit ist die Neuausrichtung? 13 Neue Läden
„Durch die Fortführung der Einkaufskooperation sind Warenbestellungen
Lieferungen und Abrechnungen für die Schlecker Märkte in Deutschland
wieder sicher gestellt“, heißt es der Mitteilung. Am Donnerstag solle auch eine
Einigung für das Ausland erfolgen.
„Ich bin zuversichtlich, dass wir auf der Grundlage dieser Entscheidung auch
die Gespräche mit den anderen Lieferanten in den nächsten Tagen positiv
abschließen können“, sagte Geiwitz. Die deutsche Tochter des
Konsumgüterkonzerns Unilever (Dove, Rexona) hatte ihre Lieferungen an die
Drogeriekette bereits eingestellt. DROGERIEMÄRKTE
Schleckers Rivalen im Kampf um die Kunden 1
Das Amtsgericht Ulm hatte Geiwitz nach dem Insolvenzantrag am Montag
eingesetzt. Das Insolvenzverfahren ist allerdings noch nicht eröffnet. Ziel bleibe
„eine zukunftsfähige Lösung für das Unternehmen“. Dazu würden in den
kommenden Tagen auch die Gespräche mit dem Gesamtbetriebsrat und der
Gewerkschaft fortgesetzt.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi forderte derweil ein Bündnis zur
Unterstützung der Schlecker-Beschäftigten. „Es sind nicht die Beschäftigten,
die die finanzielle Misere von Schlecker verursacht haben“, betonte Stefanie
Nutzenberger vom Verdi-Bundesvorstand Die Forderung richte sich zum einen
an die Lieferanten, die Drogeriemarktkette weiter mit Waren zu versorgen.
Aber auch die Kunden seien aufgefordert wie bisher bei Schlecker einzukaufen.
67 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Schleckers Aufstieg und Fall Alles anzeigen
1 Drogerieriese und Familiengeschichte
Deutschlands gemessen an der Zahl der Filialen größte Drogeriekette ist
untrennbar mit der Familie Schlecker verbunden. In rund 36 Jahren
wuchs aus den Anfängen in Baden-Württemberg ein europaweit
agierender Handelsriese.Wichtige Stationen in Familie und Firma
Schlecker:
2 1944 3 1965 4 1974 5 1975 6 1977 7 1984 8 1987 9 Dezember 1987 10 1990er 11 1994 12 2007 13 1998 14 2008 15 2010 16 November 2010 17 2011 18 2012
Die beängstigende Zeit der Ungewissheit für die Beschäftigte und ihre Familien
müsse ein Ende haben. „Die Frauen und Männer haben einen berechtigten
Anspruch zu erfahren, ob ihre Arbeitsplätze für die Zukunft gesichert sind“,
sagte Nutzenberger. „Dazu kann niemand so schnell und umfassend aufklären
wie die Familie Schlecker selbst.“ dpa
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68 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
DROGERIEMARKT
Schlecker wird weiter beliefert 27.01.2012, 16:44 Uhr
Die Drogeriemarktkette wird in den nächsten Wochen weiterhin Shampoo und
Putzmittel anbieten können. Nach dem Einkaufsverbund Markant nimmt nun
auch Procter & Gamble die Belieferung der Filialen wieder auf.
Schlecker strebt den Erhalt des Unternehmens, eines großen Teils der Filialen und damit
auch der Arbeitsplätze an. Quelle: dpa
EhingenDie insolvente Drogeriemarktkette Schlecker hat eine Einigung mit
einem weiteren Lieferanten erzielt. Nach dem Einkaufsverbund Markant nehme
nun auch Procter & Gamble die Belieferung von Schlecker wieder auf, teilte die
Drogeriemarktkette am Freitag in Ehingen mit. Schlecker geht demnach davon
aus, dass auch die weiteren Geschäfts- und Industriepartner in Kürze die
reguläre Zusammenarbeit wieder aufnehmen werden.
Durch die Einigung mit Markant waren nach Unternehmensangaben
Lieferungen, Warenbestellungen und Abrechnungen für die Schlecker-Märkte
durch den Einkaufsverbund wieder sichergestellt worden. Schlecker hatte am
Montag beim Amtsgericht Ulm offiziell Insolvenzantrag gestellt.
Wie es mit Schlecker weitergeht Alles anzeigen
1 Schwierige Verhandlungen mit Gläubigern
Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird es sich entscheiden,
ob der Drogerieriese Schlecker es schafft, eine völlige Pleite und das Aus für die rund 30.000 Mitarbeiter in Deutschland abzuwenden.
2 Überzeugungsarbeit 3 Die Planinsolvenz 4 Filialen schließen 5 Die dringendsten Probleme 6 Rolle der Banken 7 Wie sicher sind die Arbeitsplätze? 8 Gehälter vorerst sicher 9 Beispiele für gelungene Planinsolvenzen 10 Hat Schlecker eine Chance auf dem Drogeriemarkt? 11 Konkurrent DM 12 Wie weit ist die Neuausrichtung?
69 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
13 Neue Läden
Die Drogeriemarktkette strebt den Erhalt des Unternehmens, eines großen Teils
der Filialen und damit auch der Arbeitsplätze an und beantragte daher die
sogenannte Planinsolvenz. Damit können Gesellschafter und Management
weiter über das Unternehmen bestimmen. afp
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Kriseperiode 4 – Artikler
25. Dezember 2012 Handelsblatt
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ÖFFENTLICHER AUFTRITT
Schlecker hat „keine wesentlichen
privaten Vermögen mehr“ 30.01.2012, 12:18 Uhr, aktualisiert 30.01.2012, 14:57 Uhr
Die Familie Schlecker hat sich erstmals seit der Insolvenz öffentlich gezeigt. Es
ging auch um die Finanzlage von Anton Schlecker. Dessen Tochter Meike
äußerte sich zu den Vorwürfen, man habe Geld an die Seite geschafft.
EhingenDas gleißende Licht der Kamerascheinwerfer lässt das schmale Gesicht
der jungen Frau noch blasser erscheinen. Meike Schlecker schaut scheu auf die
elf bedrohlich aufgebaute Mikrofone. Die blonden Haare fallen gerade auf die
Schultern. Der graue Pullover mit schwarzem Nadelstreifen-Jackett wirkt
schlicht und streng. Nur die Brillant-Ohrringe funkeln vor sich hin. „Es ist
nichts mehr da. Das können Sie mir glauben. Sonst säße ich nicht hier. Sonst
gäbe es die Insolvenz nicht“, sagt Meike Schlecker auf die Frage, welchen
finanziellen Beitrag die Familie leisten kann.
Sie will mit Gerüchten aufräumen, ihre Familie habe Geld zur Seite geschafft.
Sie habe „keine wesentlichen privaten Vermögen mehr“. Das Geld habe die
70 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Familie in den vergangenen Jahren zur Stabilisierung in das Unternehmen
gesteckt. „Das Vermögen meines Vaters war immer das Unternehmen.“
Ihr Vater Anton Schlecker haftet als eingetragener Kaufmann mit seinem
Vermögen für die Drogeriekette mit ihren 6000 Filialen und 33.000
Beschäftigten in Deutschland
Der Firmengründer ist auch privat insolvent. Aber Tochter Meike ist an diesem
Tag das Gesicht von Schlecker bei der ersten Pressekonferenz seit über 20
Jahren. Der Vater wird im Insolvenzverfahren im Hintergrund bleiben. Bruder
Lars spricht heute vor den Mitarbeitern auf der Betriebsversammlung. Die
Geschwister teilen sich die Arbeit. Der Generationswechsel soll in der
Insolvenz vollzogen werden, sofern es der Insolvenzverwalter zulässt. Meike
Schlecker gibt sich kämpferisch: „Unser Konzept ist gut. Wir glauben daran.“
Wie es mit Schlecker weitergeht Alles anzeigen
1 Schwierige Verhandlungen mit Gläubigern
Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird es sich entscheiden, ob der Drogerieriese Schlecker es schafft, eine völlige Pleite und das Aus
für die rund 30.000 Mitarbeiter in Deutschland abzuwenden.
2 Überzeugungsarbeit 3 Die Planinsolvenz 4 Filialen schließen 5 Die dringendsten Probleme 6 Rolle der Banken 7 Wie sicher sind die Arbeitsplätze? 8 Gehälter vorerst sicher 9 Beispiele für gelungene Planinsolvenzen 10 Hat Schlecker eine Chance auf dem Drogeriemarkt? 11 Konkurrent DM 12 Wie weit ist die Neuausrichtung? 13 Neue Läden
Erst einmal aber bekommt der vorläufige Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt
Geiwitz mehr Befugnisse - und will dadurch unter anderem die Mietzahlungen
für die Läden sichern. Das sagte Geiwitz am Montag am Schlecker-Stammsitz
in Ehingen bei Ulm.
Er revidierte zugleich bisherige Zahlen zu den Filialen - es seien mehr als 6000
in Deutschland mit rund 32.000 Mitarbeitern. Zuvor war von knapp unter 7000
71 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
die Rede. Das Amtsgericht Ulm habe am Morgen eine „vorläufig starke
Verwaltung“ angeordnet, das bedeutet, Geiwitz hat vorläufig mehr Einfluß als
zuvor festgelegt. Ob Schlecker in eine Insolvenzplanverfahren gehen könne, sei
noch unklar, erklärte Geiwitz.
Name Schlecker als Problem
Die Familie Schlecker: "kein Geld an die Seite geschafft"
Quelle: dapd
Schlecker-Finanzvorstand Sami Sagur erklärte am Montag, die meisten
Schlecker-Filialen schrieben schwarze Zahlen. Auch habe das Unternehmen
keine Schulden bei Banken. Der Grund für den Insolvenzantrag vor einer
Woche sei ausschließlich eine kurzfristige Zahlungsunfähigkeit über einen
„niedrigen zweistelligen Millionenbetrag“ gewesen, sagte Sagur. Dem
Vernehmen nach ging es um eine Zahlung an die Einkaufsgemeinschaft
Markant.
Eine Sanierung des Unternehmens habe daher Priorität. Erste Gespräche dazu
gab es demnach auch schon mit der Gewerkschaft Verdi.
Geiwitz war am Montagmorgen nach eigenen Angaben vom Amtsgericht Ulm
zum sogenannten vorläufigen starken Insolvenzverwalter ernannt worden.
Damit erhält er Zugriff auf das komplette Vermögen Schleckers.
Die insolvente Drogeriemarktkette sollte nach Ansicht von Experten für einen
Neuanfang ihren Markennamen aufgeben. „Als Marke hat Schlecker seine
letzte Chance gehabt und verspielt“, sagte der Präsident des Art Directors Club
Deutschland, Jochen Rädeker, der „Wirtschaftswoche“. Das Unternehmen
verlor dem Magazin zufolge in den vergangenen fünf Jahren rund sechs
Millionen Kunden.
„Wer immer die Kette oder Teile von ihr weiterführt, ist gut beraten, dass nicht
unter dem Namen Schlecker zu tun“, sagte Rädeker der „WiWo“. Der alte
Name und Markenauftritt stehe „für den Unterschicht-Billig-Drogeriemarkt.“
„Das war nicht Erlebniseinkauf, sondern Warenausgabestation“, sagte Rädeker.
Den Namen der ebenfalls insolventen Schlecker-Tochter IhrPlatz hält der
Markenexperte dagegen für „eine ernsthafte Option“. Den weniger
angegriffenen Namen zu nutzen, „das ist Schleckers Chance“, zeigte sich
Rädeker überzeugt.
Sechs Millionen Kunden verloren
72 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Auch der Handelsexperte Manfred Hunkemöller riet der Drogeriemarktkette,
künftig auf den bisherigen Markennamen zu verzichten. Zwar hätten aktuelle
Verbraucheranalysen ergeben, dass Schlecker „eines der bekanntesten
Handelsunternehmen Deutschlands“ sei, der Ruf der Kette sei aber „für einen
erfolgreichen Neustart sehr schwer belastet“, sagte der Geschäftsführer des
Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) der „Neuen Osnabrücker Zeitung“
vom Samstag. Auch er empfahl, auf den Namen IhrPlatz zu setzen.
Aus einer bisher unveröffentlichten Analyse der Nürnberger Gesellschaft für
Konsumforschung geht laut „WiWo“ hervor, dass Schlecker in den
vergangenen fünf Jahren rund sechs Millionen Kunden verloren hat. „Allein
2011 wanderten rund zwei Millionen Kunden ab“, sagte GfK-Handelsexperte
Wolfgang Adlwarth dem Magazin.
Schleckers Aufstieg und Fall Alles anzeigen
1 Drogerieriese und Familiengeschichte
Deutschlands gemessen an der Zahl der Filialen größte Drogeriekette ist
untrennbar mit der Familie Schlecker verbunden. In rund 36 Jahren
wuchs aus den Anfängen in Baden-Württemberg ein europaweit
agierender Handelsriese.Wichtige Stationen in Familie und Firma
Schlecker:
2 1944 3 1965 4 1974 5 1975 6 1977 7 1984 8 1987 9 Dezember 1987 10 1990er 11 1994 12 2007 13 1998 14 2008 15 2010 16 November 2010 17 2011 18 2012
Rund 40 Prozent von Schleckers „verlorenen Umsätzen“ landeten laut GfK bei
Konkurrenten wie dm oder Rossmann. Verantwortlich für den Kundenschwund
73 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
seien vor allem die zahlreichen Schließungen von Läden und das schlechte
Image der Kette, sagte Adlwarth.
Das Land Baden-Württemberg stellte derweil potenziellen Investoren staatliche
Hilfe in Aussicht. „Sollte das Insolvenzverfahren auf eine Investorenlösung
hinauslaufen und ein Investor ein tragfähiges Konzept vorlegen, ist eine
Bürgschaft des Landes Baden-Württemberg denkbar“, sagte der baden-
württembergische Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid (SPD) der
„WiWo“. „Direkte Hilfskredite“ schloss er dagegen aus.
mwb/dpa/afp
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25. Dezember 2012 Handelsblatt
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INSOLVENTE DROGERIEKETTE
Schlecker-Kinder glauben an eine
Kehrtwende 30.01.2012, 17:53 Uhr
Nicht nur ihre Drogeriekette ist pleite - die ganze Familie steht vor dem Ruin.
Das Lebenswerk von Gründer Anton liegt nun in den Händen des vorläufigen
Insolvenzverwalters. Doch die Schleckers glauben an eine Zukunft.
Meike Schlecker sitzt im Blitzlichtgewitter und scheint einfach durch die
Reporter ins Leere zu blicken. Sie will am Montag eine Botschaft loswerden,
die es in sich hat: „Es ist nichts mehr da.“ Fünf Wörter braucht sie, um den
Mythos ihres Vaters Anton Schlecker und der ganzen Familie zu entzaubern.
Fünf Wörter für den Verlust eines Milliardenvermögens und einer
Drogeriekette.
Doch auch in der Notsituation lassen sich das Unternehmen und die Familie am
Montag nicht komplett in die Karten gucken, wichtige aktuelle Zahlen wie
Umsatz oder Höhe der Verluste bleiben ungenannt. Branchenkenner gehen von
74 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
unter 6 Milliarden Euro Umsatz im vergangenen Jahr aus. Es ist das erste Mal
seit den 1990er Jahren überhaupt, dass Schlecker die Journalisten zu eine
Pressekonferenz nach Ehingen bei Ulm eingeladen hat. Die Tochter des
Firmengründers stellt sich als einziges Familienmitglied diesem Forum. SCHLECKER
1 NACH FILIALSCHLIESSUNGE
40 Prozent der Schlecker-Mitarbeiter haben neuen Job 2 NACH FIRMENPLEITE
Insolvenzverwalter stellt sich vor Anton Schlecker 3 HANDELSBLATT-AKTION
Was aus den Schlecker-Filialen wird In dem nüchternen grauen Besprechungsraum ringt Meike Schlecker um
Fassung. Während neben ihr der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz
Zuversicht verbreiten will, ist die 38-Jährige für das Private zuständig. Sie
müsse mit einigen Gerüchten aufräumen, sagt Schlecker. „Es wurde immer
gesagt, wir hätten hunderte von Millionen auf die Seite geschafft.“ Doch das
stimme nicht. „Das Vermögen meines Vaters war immer das Unternehmen“,
sagt die Managerin.
Und das ist nicht alles. Meike und ihr 40-jähriger Bruder Lars selbst glauben an
den Umbau des väterlichen Konzerns. Sie hätten gute Teile ihres eigenen
Geldes in die Hand genommen, um in den vergangenen Jahren den laufenden
Betrieb und die Eröffnung moderner Filialen zu finanzieren, sagt die
Betriebswirtin. Alles futsch? Zumindest vorerst. Denn einige Lichtblicke gebe
es. „Wir versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wir geben uns
kämpferisch. Wir glauben an die Restrukturierung“, sagt sie.
Meike Schlecker: "Es ist nichts mehr da."
Quelle: Reuters
Kehrtwende mit großzügigen Läden
Neue, großzügige Läden sollen die Kehrtwende bringen. Und auch die Marke
Schlecker soll bleiben. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz sekundiert: „Ich stehe
der Familienlösung offen und positiv gegenüber.“ Es gebe genügend Masse für
das Insolvenzverfahren, sagt er zumindest. Denn einen Vorteil hat die Symbiose
von Familie und Unternehmen zumindest: Schlecker wollte unbedingt
unabhängig bleiben. Die Banken blieben außen vor, die Expansion der
Drogeriekette wurde aus dem laufenden Geschäft finanziert - und die
Firmenstruktur sei für ein Unternehmen der Größe ziemlich übersichtlich, sagt
Geiwitz.
Wie es mit Schlecker weitergeht Alles anzeigen
75 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
1 Schwierige Verhandlungen mit Gläubigern
Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird es sich entscheiden,
ob der Drogerieriese Schlecker es schafft, eine völlige Pleite und das Aus
für die rund 30.000 Mitarbeiter in Deutschland abzuwenden.
2 Überzeugungsarbeit 3 Die Planinsolvenz 4 Filialen schließen 5 Die dringendsten Probleme 6 Rolle der Banken 7 Wie sicher sind die Arbeitsplätze? 8 Gehälter vorerst sicher 9 Beispiele für gelungene Planinsolvenzen 10 Hat Schlecker eine Chance auf dem Drogeriemarkt? 11 Konkurrent DM 12 Wie weit ist die Neuausrichtung? 13 Neue Läden
Er muss keine eigene Privatinsolvenz Schleckers betreuen - durch die
Zahlungsunfähigkeit der Anton Schlecker e.K. (eingetragener Kaufmann) ist
dieser gleich selbst betroffen. Denn die Haftung wird durchgereicht. „Ich will
mich hier nicht beschweren und wir werden auch zurechtkommen“, sagt die 38-
Jährige fast trotzig. Dabei ist es Ironie der Geschichte, dass sie 1987 wegen des
Geldes zusammen mit ihrem Bruder Lars entführt wurde.
Noch in den jüngsten Listen deutscher Milliardäre, die etwa das „Manager
Magazin“ oder „Forbes“ regelmäßig vorstellen, waren die Schleckers enthalten
- an die zwei Milliarden Euro sollten sie „wert sein“. Doch wo sind die
Milliarden? Es gibt das Filialnetz, es sind Lager vorhanden, oder auch ein
großes Anwesen im heimischen Ehingen. Dabei gehören die Immobilien der
noch rund 6000 Läden in Deutschland keineswegs den Schleckers. Sie sind
Mieter.
Letztlich waren es keine großen Beträge, die Schlecker zunächst straucheln
ließen und am Freitag vor zwei Wochen in die Insolvenz stürzten. „Ein
zweistelliger Millionenbetrag“ gab den Ausschlag, den die Kette nicht
refinanzieren konnte, erklärt Geiwitz. Und es habe keine geheime Quelle
gegeben, sagt Meike Schlecker, „sonst hätten wir nie Insolvenz angemeldet“.
Ihre Botschaft ist sie am Montag losgeworden. Doch am Ende sieht sie sich und
die Familie noch lange nicht.
Die Familie Schlecker: "kein Geld an die Seite geschafft"
Quelle: dapd
76 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Name Schlecker als Problem
Schlecker-Finanzvorstand Sami Sagur erklärte am Montag, die meisten
Schlecker-Filialen schrieben schwarze Zahlen. Auch habe das Unternehmen
keine Schulden bei Banken. Der Grund für den Insolvenzantrag vor einer
Woche sei ausschließlich eine kurzfristige Zahlungsunfähigkeit über einen
„niedrigen zweistelligen Millionenbetrag“ gewesen, sagte Sagur. Dem
Vernehmen nach ging es um eine Zahlung an die Einkaufsgemeinschaft
Markant.
Eine Sanierung des Unternehmens habe daher Priorität. Erste Gespräche dazu
gab es demnach auch schon mit der Gewerkschaft Verdi. Geiwitz war am
Montagmorgen nach eigenen Angaben vom Amtsgericht Ulm zum sogenannten
vorläufigen starken Insolvenzverwalter ernannt worden. Damit erhält er Zugriff
auf das komplette Vermögen Schleckers. ÖFFENTLICHER AUFTRITT
Schlecker ohne „wesentliche Vermögen“ Die Familie Schlecker hat sich erstmals seit der Insolvenz in der Öffentlichkeit präsentiert.
Die insolvente Drogeriemarktkette sollte nach Ansicht von Experten für einen
Neuanfang ihren Markennamen aufgeben. „Als Marke hat Schlecker seine
letzte Chance gehabt und verspielt“, sagte der Präsident des Art Directors Club
Deutschland, Jochen Rädeker, der „Wirtschaftswoche“. Das Unternehmen
verlor dem Magazin zufolge in den vergangenen fünf Jahren rund sechs
Millionen Kunden.
BÖRSEN-NEWS
Lieferanten bleiben insolventer Drogeriekette Schlecker treu
„Wer immer die Kette oder Teile von ihr weiterführt, ist gut beraten, dass nicht
unter dem Namen Schlecker zu tun“, sagte Rädeker der „WiWo“. Der alte
Name und Markenauftritt stehe „für den Unterschicht-Billig-Drogeriemarkt.“
„Das war nicht Erlebniseinkauf, sondern Warenausgabestation“, sagte Rädeker.
Den Namen der ebenfalls insolventen Schlecker-Tochter IhrPlatz hält der
Markenexperte dagegen für „eine ernsthafte Option“. Den weniger
angegriffenen Namen zu nutzen, „das ist Schleckers Chance“, zeigte sich
Rädeker überzeugt.
Eine Einkaufstüte des Drogerie-Discounters Schlecker.
Quelle: dapd
Sechs Millionen Kunden verloren
77 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Auch der Handelsexperte Manfred Hunkemöller riet der Drogeriemarktkette,
künftig auf den bisherigen Markennamen zu verzichten. Zwar hätten aktuelle
Verbraucheranalysen ergeben, dass Schlecker „eines der bekanntesten
Handelsunternehmen Deutschlands“ sei, der Ruf der Kette sei aber „für einen
erfolgreichen Neustart sehr schwer belastet“, sagte der Geschäftsführer des
Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) der „Neuen Osnabrücker Zeitung“
vom Samstag. Auch er empfahl, auf den Namen IhrPlatz zu setzen.
Aus einer bisher unveröffentlichten Analyse der Nürnberger Gesellschaft für
Konsumforschung geht laut „WiWo“ hervor, dass Schlecker in den
vergangenen fünf Jahren rund sechs Millionen Kunden verloren hat. „Allein
2011 wanderten rund zwei Millionen Kunden ab“, sagte GfK-Handelsexperte
Wolfgang Adlwarth dem Magazin.
Schleckers Aufstieg und Fall Alles anzeigen
1 Drogerieriese und Familiengeschichte
Deutschlands gemessen an der Zahl der Filialen größte Drogeriekette ist
untrennbar mit der Familie Schlecker verbunden. In rund 36 Jahren
wuchs aus den Anfängen in Baden-Württemberg ein europaweit
agierender Handelsriese.Wichtige Stationen in Familie und Firma
Schlecker:
2 1944 3 1965 4 1974 5 1975 6 1977 7 1984 8 1987 9 Dezember 1987 10 1990er 11 1994 12 2007 13 1998 14 2008 15 2010 16 November 2010 17 2011 18 2012
Rund 40 Prozent von Schleckers „verlorenen Umsätzen“ landeten laut GfK bei
Konkurrenten wie dm oder Rossmann. Verantwortlich für den Kundenschwund
78 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
seien vor allem die zahlreichen Schließungen von Läden und das schlechte
Image der Kette, sagte Adlwarth.
Das Land Baden-Württemberg stellte derweil potenziellen Investoren staatliche
Hilfe in Aussicht. „Sollte das Insolvenzverfahren auf eine Investorenlösung
hinauslaufen und ein Investor ein tragfähiges Konzept vorlegen, ist eine
Bürgschaft des Landes Baden-Württemberg denkbar“, sagte der baden-
württembergische Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid (SPD) der
„WiWo“. „Direkte Hilfskredite“ schloss er dagegen aus. mwb/dpa
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25. Dezember 2012
Handelsblatt 1 Drucken
PRESSESCHAU
Schlecker hätte sich die große
Demütigung ersparen können von Midia Nuri 31.01.2012, 07:42 Uhr
Die Internationale Wirtschaftspresse debattiert den Fall Schlecker. Die
Financial Times rüffelt David Cameron. Und das Wall Street Journal und die
Fortune stellen die Systemfrage von zwei verschiedenen Enden her.
Mann kreuzt eine ehemalige Filiale von Schlecker.
Quelle: Reuters
Vom Tellerwäscher zum Millionär - Anton Schlecker verkörpere den
amerikanischen Traum genauso wie den schwäbischen Albtraum: vom
Milliardär zum Habenichts, stellt die Financial Times Deutschland und staunt
über die Versicherung der Tochter, das Familienvermögen sei futsch und die
Aussage des Insolvenzverwalters, bei Schlecker sei privat nicht mehr viel zu
holen. Das Mitleid halte sich in Grenzen. „Seine Egomanie, seine
Geheimniskrämerei sind dem einstigen Drogeriekönig wahrscheinlich zum
Verhängnis geworden.“ Weil er sich nie in die Karten habe schauen lassen
wollen, habe er eine für sein Unternehmen höchst riskante Rechtsform gewählt:
den eingetragenen Kaufmann. Die schnelle und einsame Entscheidungen
79 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
erlaube. Aber dem Unternehmer auch die volle Haftung auflud. „Das Schlimme
ist, dass Schlecker nicht nur sich in Haftung genommen, sondern 47.000
Mitarbeiter mitverhaftet hat, von denen jetzt viele um ihren Arbeitsplatz
bangen.“ Die Rolle des ehrbaren Kaufmanns, der zum Schluss alle Last trage,
sei das „eben nicht die ganze Wahrheit. Sondern nur seine ganz persönliche“,
hält die FTD fest.
Das Unternehmermagazin Markt und Mittelstand wundert sich derweil, ob
Schlecker wohl systemrelevant sei. Schließe doch Baden-Württembergs
Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid (SPD) eine Bürgschaft des
Landes für Investoren der insolvente Drogeriekette Schlecker nicht aus. Ob
diese freimütige Offerte tatsächlich Anklang bei den Bürgern finden werde?
„Ein Blick in die leeren Gänge der Drogeriemärkte lässt daran zweifeln.“
Systemrelevant sei Schlecker sicher nicht. Hinter der Insolvenz steckt vielmehr
ein normaler Konsolidierungsprozess. Die Kunden hätten sich gegen Schlecker
entschieden. Das Unternehmen habe nun die Konsequenzen der
Marktentscheidung zu tragen – allein und ohne Eingreifen des Staates.
Wie es mit Schlecker weitergeht Alles anzeigen
1 Schwierige Verhandlungen mit Gläubigern
Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird es sich entscheiden,
ob der Drogerieriese Schlecker es schafft, eine völlige Pleite und das Aus
für die rund 30.000 Mitarbeiter in Deutschland abzuwenden.
2 Überzeugungsarbeit 3 Die Planinsolvenz 4 Filialen schließen 5 Die dringendsten Probleme 6 Rolle der Banken 7 Wie sicher sind die Arbeitsplätze? 8 Gehälter vorerst sicher 9 Beispiele für gelungene Planinsolvenzen 10 Hat Schlecker eine Chance auf dem Drogeriemarkt? 11 Konkurrent DM 12 Wie weit ist die Neuausrichtung? 13 Neue Läden
In diesen Zeiten der Rücksichtslosigkeit in vielen Chefetagen – und schon gar
nicht diesem Mann – möchte man es glauben, schreibt Die Welt: „Anton
80 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Schlecker hat durch die Wahl der Rechtsform seines Unternehmens sehenden
Auges riskiert, sein persönliches Vermögen zu verlieren.“ Und er habe es
verloren. Diese Version der Geschichte hält die Zeitung für glaubwürdig.
„Hätte er das Geld gehabt, hätte er vermutlich gezahlt und sich so die größte
Demütigung seines Unternehmerlebens erspart.“ Auch für von langer Hand
geplante Planinsolvenz und bequeme Sanierung auf Kosten anderer spreche
wenig. Wichtiger sei jedoch der Blick nach vorn: „Wird es das, was der
vorläufige Insolvenzverwalter „Schlecker 2.0“ nennt, jemals geben?“
Zumindest gebe es Hoffnung. Wieder liefernde Lieferanten zeigen: Die Sache
ist nicht aussichtslos. In bereits renovierten Läden liefen die Geschäfte auch
offenbar schon besser, stellt die Zeitung fest. Die offenbar behutsame
Schrumpfungsstrategie sei ein gutes Signal. „Ver.di sollte kooperieren und sich
mit Horrorszenarien zurückhalten“, appelliert das Blatt. Denn der Buhmann
Anton Schlecker habe nichts mehr zu sagen bei Schlecker.
Schlecker-Logo steht in Ehingen, bei Stuttgart. Quelle: Reuters
Es werde ein Unternehmen geben, das aus den Ruinen der zusammen
gebrochenen Schlecker-Gruppe neu aufgebaut wird, glaubt auch dieFrankfurter
Rundschau. „Der Grund: Die Lieferanten wollen es so.“ Denn die Drogeriekette
sei für Henkel, Beiersdorf, Procter&Gamble und Dutzende weiterer Firmen mit
Tausenden von Filialen ein eminent wichtiger Absatzkanal. Außerdem würde
ein Duopol aus dm und Rossman die Renditen schmälern. Für die Kunden sei
gravierend, dass dies das enorm günstige Preis-Leistungsverhältnis in der
Branche verschlechtern würde. Es dürfe mindestens zwei, drei Jahre dauern, bis
Schlecker 2.0 funktioniere. „Die Konsumgüterkonzerne werden diese Geduld
aufbringen“, erwartet das Blatt. Die Sanierung würden Konsumgüterhersteller
und Investor ausmachen, die Familie Schlecker sei raus. „Das ist vielleicht die
härteste vorstellbare Strafe für Anton Schlecker.“
Schlecker Österreich mit seinen 970 Filialen befinde sich zwar nicht in der
Insolvenz, berichtet die Onlineredaktion des österreichischen Rundfunks ORF.
Doch das Auslands-Geschäft solle verkauft werden, um die Forderungen der
Gläubiger bedienen zu können. Ohnehin könnte das Unternehmen in Österreich
keine schwarzen Zahlen mehr schreiben. Werde doch anders als bisher die
Zentrale in Deutschland nicht mehr die IT-Kosten und den Einkauf
übernehmen, beruft sich die der Sender auf Branchenkenner. Die etwa 3.000
Mitarbeiter von Schlecker Österreich müssten weiter um ihre Zukunft bangen.
81 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Was mit den insgesamt rund 17.000 Mitarbeitern bei ausländischen Schlecker-
Filialen geschehe, hat sich dieNachrichtenagentur dpa gefragt. Es sei noch nicht
abschließend besprochen, zitiert die Agentur einen Unternehmenssprecher.
Auch wann eine Entscheidung dazu fallen soll, sei noch offen. Schlecker hat
Filialen in Österreich, Spanien, Frankreich, Italien, Tschechien, Polen und
Portugal.
Großbritanniens Premier David Cameron (links) spricht mit der deutschen Kanzlerin.
Quelle: Reuters
Auch Großbritannien könnte von Deutschland lernen
Ein bisschen mehr Bescheidenheit schade nicht, weist die britische Financial
Times David Cameron zurecht. Dass Großbritanniens Politiker einst den Wert
der Selbstabwertung verstanden hätten, daran habe man denken müssen, als
Cameron in Davos Angela Merkel erzählt habe, wie sie ihre Wirtschaft führen
solle. Das impliziere, dass Britanniens Wirtschaftsleistung die Eurozone
beschäme. „Nun, nicht ganz“, lästert das Blatt, „Herr Cameron sitzt einem
Haushaltsdefizit vor, das dem von Griechenland Konkurrenz macht.“
Ökonomien würden von politischen und kulturellen Vorlieben geprägt, gesteht
das Blatt zu. Es gebe keinen Grund, dass die Briten oder irgendwer sonst, diese
Vorlieben teilen müsse. „Aber den Deutschen sagen, sie sollten weniger
arbeiten, mehr Schulden machen und schlampige Autos und Maschinenteile
herstellen, ist nicht die Antwort“, findet die FT und fragt sich, ob Herrn
Camerons Finanzberater jemals gedämmert habe, dass sie etwas von
Deutschlands Wirtschaftsführung lernen könnten.
Die Diskussionen um die Eurozone hätten den Wirtschaftsgipfel in Davos ein
wenig verdrängt, beobachtet die deutsche Redaktion des Wall Street Journal.
„Trotzdem wurde in der Schweiz eines der bestimmenden Themen der
kommenden Monate diskutiert: die Regionalisierung des Bankwesens.“
Während sich die Banker vor neuen nationalen Regeln und einem Stopp des
freien Kapitalmarktverkehrs, sorgten sich die Finanzmarktaufseher darum, dass
unterschiedliche Regulierungsniveaus das Finanzsystem schwächen könnten.
Die Abschottung der Finanzmärkte zeige sich am deutlichsten in der Eurozone.
„Viele Kreditinstitute ziehen die Geschäfte auf ihrem Heimatmarkt vor und
stellen internationale Aktivitäten ein. Hohe Kreditkosten etwa für die USA,
aber auch Indien oder China zeigten, dass etwas schieflaufe. Basel III tue ein
übriges. „Wie können Regulierer die Zersplitterung des weltweiten
Finanzsystems also verhindern?“ Die geplante Maßnahme der britischen
Finanzaufsicht, nationale Regeln mit den Anforderungen von Basel III zu
82 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
vergleichen und Länder, die davon abwichen, öffentlich zu nennen, werde die
Banken nur „zur weiteren Verschlankung ihres Geschäfts bringen“, fürchtet das
Blatt.
Denen, die sich in der vergangenen Woche in Davos getroffen hätten, gehe es
vergleichsweise gut, bilanziert das US-Wirtschaftsmagazin Fortune. Doch viele
der amerikanischen CEOs sorgten sich um das unsichere Wirtschaftsklima und
fragten sich, wie wir in den Schlamassel reingeraten seien. Je höher CEOs
bezahlt würden, desto weniger würden sie investieren und desto
schwankungsanfälliger werde die Wirtschaft, zitiert das Blatt einen Ökonomen
der Columbia Business School und setzt damit an einem anderen Ende der
Systemdiskussion an. Die Mehrzahl von ihnen versage dann dabei, ihrem
Unternehmen und auch der Gesellschaft zu nützen. Vorstände müssten wieder
mehr durch den Job selbst motivierte Personen anheuern. Und jedes Mitglied
der Gesellschaft müsse die Art von Bezahlungsweise unterstützen, die
Gleichgewicht und Stabilität für Unternehmen, die Kapitalmärkte und die
Wirtschaft als ganzes wiederherstelle.
Dass die Mathematik nicht nur in der Finanzindustrie ihren Platz hat, zeigt das
Kultur-Blog Brainpickings. Rätselhaft. Kompliziert. Kunstvoll. Wie die Liebe.
Und nicht interpretierten Statistiken.
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TRIGEMA-INHABER
Für Wolfgang Grupp ist Schlecker eine
„Warnung vor Größenwahn“ 31.01.2012, 13:07 Uhr, aktualisiert 31.01.2012, 13:23 Uhr
83 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Trigema-Chef Grupp gilt als Deutschlands berühmtester Mittelständler. Auch
der „Mann mit dem Affen“ führt sein Unternehmen als e.K. wie Anton
Schlecker. Er kritisiert den Gründer der insolventen Drogeriekette scharf.
Trigema-Chef Wolfgang Grupp: der Mann mit dem Affen. Quelle: dpa
Burladingen/EhingenDer bundesweit bekannte Textilunternehmer Wolfgang
Grupp sieht in der Schlecker-Insolvenz eine Warnung vor zu viel
„Größenwahn“. „In solchen Fällen muss früher die Notbremse gezogen
werden“, sagte der Trigema-Chef am Dienstag in einem Gespräch mit der
Nachrichtenagentur dpa.
Da im Fall der Drogeriekette offensichtlich nicht die Banken eine so große
Rolle spielten, sei den Lieferanten ein Vorwurf zu machen. „Gäbe es auf allen
Seiten eine persönliche Haftung, würde es nicht so weit kommen“, meinte
Grupp.
Der Trigema-Chef, der sein Unternehmen wie das von Anton Schlecker als
„e.K“ (eingetragener Kaufmann) führt, erklärte, grundsätzlich nur so weit
wachsen zu wollen, wie er seinen Betrieb noch selbst überblicken könne. Bei
Schlecker gebe es Tochtergesellschaften, die jeweils als GmbH eingetragen
seien. Es wundere ihn, wenn bei der Familie Schlecker nichts mehr da sein
solle, wenn doch die Auslandsgesellschaften noch nicht in die Insolvenz
gegangen seien.
Grupp wetterte bereits in der Wirtschaftswoche gegen Schlecker: "Ein
Unternehmen zu Lasten der Mitarbeiter, der Lieferanten, vor allem aber auf
Kosten des Staates zu sanieren, hat nichts mehr mit Marktwirtschaft zu tun.".
15 Dinge, die Sie noch nicht über Wolfgang Grupp wussten Alles anzeigen
1 Der Mann mit dem Affen
Er ist der Mann mit dem Affen. Das klingt nicht sehr nett, aber der Affe
hat Wolfgang Grupp zum vermutlich bekanntesten Mittelständler
Deutschlands gemacht. Grupp wirkt eitel, gilt aber als einer von
Deutschlands Vorzeigeunternehmern. Mehr über sein Leben, seine
Ansichten und seine Marotten.
2 Wie kam Wolfgang Grupp auf die Idee, Affen als Werbefigur einzusetzen? 3 Wie reist Wolfgang Grupp am liebsten? 4 Was ist das Besondere an Grupps 1982 bezogenen Villa? 5 Woher stammt der Name Trigema? 6 Was ist Wolfgang Grupps großes Hobby? 7 Wie hat Wolfang Grupp seine Frau Elisabeth kennengelernt? 8 Womit erregte Wolfgang Grupp 2009 großes Aufsehen?
84 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
9 Worauf legt Wolfgang Grupp bei der Kleidung sehr viel wert? 10 Was kennzeichnet das Büro von Wolfgang Grupp? 11 Wer ist Wolfgang Grupps größtes Vorbild? 12 Wofür sparte Wolfgang Grupp im Internat sein Geld? 13 Womit „erfreute“ Wolfgang Grupp seine Kinder zu Weihnachten? 14 Warum beliefert Trigema seit 1987 nicht mehr den Discounter Aldi? 15 Wie beginnt Wolfgang Grupp einen gewöhnlichen Tag? 16 Ende 2007 nannte die Bild-Zeitung Wolfgang Grupp „menschlich“. Warum?
Seit gestern steht fest, dass die insolvente Drogeriekette noch eine Chance
bekommen soll. Allerdings steht die einstige Milliardärsfamilie mit leeren
Händen da. „Aus meiner Sicht gibt es einen guten Kern“, sagte der vorläufige
Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz am Montag. Das Gros der unrentablen
Filialen sei nun geschlossen. Anton Schlecker, der in der Zeit des deutschen
Wirtschaftswunders mit dem Aufbau seines Drogerie-Imperiums startete, steht
nach Aussagen des Insolvenzverwalters jetzt vor dem persönlichen Ruin. „Es
ist nichts mehr da“, stellte Meike Schlecker, die Tochter des Firmengründers,
fest.
Dass Anton Schlecker für die Insolvenz gerade stehen muss, hängt Gleiwitz
zufolge mit der Unternehmensform „eingetragener Kaufmann“ (e.K.) und der
direkten Haftung zusammen. Deshalb müsse er praktisch auch eine
Privatinsolvenz abwickeln, wie der vorläufige Insolvenzverwalter erklärte. Es
gibt nach Angaben eines Sprechers keinen eigenen Antrag auf Privatinsolvenz.
Wie es mit Schlecker weitergeht Alles anzeigen
1 Schwierige Verhandlungen mit Gläubigern
Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird es sich entscheiden,
ob der Drogerieriese Schlecker es schafft, eine völlige Pleite und das Aus
für die rund 30.000 Mitarbeiter in Deutschland abzuwenden.
2 Überzeugungsarbeit 3 Die Planinsolvenz 4 Filialen schließen 5 Die dringendsten Probleme 6 Rolle der Banken 7 Wie sicher sind die Arbeitsplätze? 8 Gehälter vorerst sicher 9 Beispiele für gelungene Planinsolvenzen 10 Hat Schlecker eine Chance auf dem Drogeriemarkt?
85 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
11 Konkurrent DM 12 Wie weit ist die Neuausrichtung? 13 Neue Läden
Hoffnung, dass die Lieferanten mitziehen
Meike Schlecker versicherte, die Familie habe große Teile ihres
Privatvermögens bereits in die Restrukturierung der Kette gesteckt. Sie wolle
mit Gerüchten aufräumen, ihre Familie habe Geld zur Seite geschafft. „Das
Vermögen meines Vaters war immer das Unternehmen“, sagte sie.
Die Drogeriekette hatte vor einer Woche Insolvenzantrag gestellt, nachdem ein
kurzfristiger Zahlungsausfall in zweistelliger Millionenhöhe nicht aufgefangen
werden konnte. Das Unternehmen und die Familie habe kein Geld mehr
bereitstellen können, um den weiteren Betrieb zu gewährleisten. „Wenn noch
100 Millionen im Schrank liegen würden, wäre es zu diesem Verfahren nicht
gekommen“, erklärte Geiwitz.
Er verfüge nun über weitreichendere Befugnisse, um den Fortbestand der
Drogeriekette zu sichern, sagte Geiwitz. Zunächst könnten die Mieten der
Läden bezahlt werden, da das Amtsgericht Ulm ihn zum sogenannten „starken
vorläufigen Verwalter“ gemacht habe. Auch die verminderte Zahl der Filialen
stimme ihn optimistisch. „Ich habe die Hoffnung, dass wir nun mit einer
Sockelzahl neu durchstarten können.“
Hoffnungen gibt es auch, dass die Lieferanten mitziehen. „Alle Lieferanten
haben sehr schnell zu verstehen gegeben, dass sie ein großes Interesse am
Weiterbestehen der Drogeriekette Schlecker haben“, erklärte Geiwitz.
Nicht nur mit Markant, sondern mit einer insgesamt dreistelligen Zahl von
ihnen habe er mittlerweile eine Einigung erreicht. Dazu gehörten auch Procter
& Gamble, Beiersdorf, Unilever sowie die komplette Henkel Gruppe. Die
Einigung sei nicht zeitlich befristet. Zudem gehe es darum, dass die rund
32.000 Mitarbeiter mitzögen. Am Montagnachmittag informierte Lars
Schlecker (40), der Sohn des Firmengründers, in einer Betriebsversammlung in
Ehingen Beschäftigte über die Lage.
Schleckers Aufstieg und Fall Alles anzeigen
86 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
1 Drogerieriese und Familiengeschichte
Deutschlands gemessen an der Zahl der Filialen größte Drogeriekette ist
untrennbar mit der Familie Schlecker verbunden. In rund 36 Jahren
wuchs aus den Anfängen in Baden-Württemberg ein europaweit
agierender Handelsriese.Wichtige Stationen in Familie und Firma
Schlecker:
2 1944 3 1965 4 1974 5 1975 6 1977 7 1984 8 1987 9 Dezember 1987 10 1990er 11 1994 12 2007 13 1998 14 2008 15 2010 16 November 2010 17 2011 18 2012
Diese seien schließlich auch Gläubiger, erklärte eine Sprecherin der
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in Berlin. Sie begrüßte das Signal, dass die
Familie am Montag gegeben habe, schränkte aber zugleich ein: „Glauben ist
aber nicht Wissen. Das enthebt den Insolvenzverwalter nicht der Pflicht, was
den Gesamtkonzern angeht“, sagte sie. Es müssten auch die Auslandstöchter in
die Betrachtung mit einbezogen werden, die bislang nicht Insolvenz angemeldet
haben. Es seien allerdings für Dienstag und Mittwoch Gespräche der
Betriebsräte und von Verdi mit Geiwitz und der Schlecker-Spitze angesetzt.
Nach Geiwitz' Worten ist noch offen, ob es einen Insolvenzplan geben wird -
mit den Gläubigern liefen entsprechende Gespräche. „Ein Insolvenzplan ist nur
so gut, wie die Zahlen darin sind“. Sieben Tage nach dem Antrag sammle er
aber noch Informationen. Eine Rettung könne nicht funktionieren, wenn
möglichst viele Geschäfte geschlossen würden. Die Nähe zu den Kunden sei
nun einmal das Geschäftsmodell. Zum anderen sei auch ein Einstieg von
Investoren denkbar - auch Finanzinvestoren wolle er nicht ausschließen.
87 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Geiwitz revidierte bisherige Zahlen der Drogeriekette - es seien mehr als 6000
Filialen in Deutschland mit rund 32.000 Mitarbeitern. Zuvor war noch von
knapp unter 7000 Filialen die Rede. Der Großteil davon schreibe schwarze
Zahlen, sagte Schlecker-Finanzchef Sami Sagur. Zum Umsatz und Ausmaß der
Verluste schwieg sich die Unternehmensspitze erneut aus.
ÖFFENTLICHER AUFTRITT
Schlecker ohne „wesentliche Vermögen“ Die Familie Schlecker hat sich erstmals seit der Insolvenz in der Öffentlichkeit präsentiert.
Eine finanzielle Erleichterung sei unter anderem das Insolvenzgeld, das durch
die Sparkasse Ulm vorfinanziert worden sei: „Wir müssen allein in den
nächsten zwei Monaten 100 bis 150 Millionen Euro an Löhnen und Gehältern
nicht bezahlen“, sagte Geiwitz. Die Zahlungen entsprechen dem Nettoentgelt
der Beschäftigten. Betroffene müssen nach Angaben der Regionaldirektion
Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit keine Einzelanträge stellen,
um ihr Geld zu bekommen. Geiwitz sagte, er gehe davon aus, dass das
Insolvenzverfahren Ende März oder Anfang April eröffnet werde. Doch das
liege in den Händen des Amtsgerichts Ulm. dpa
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25. Dezember 2012
Handelsblatt 1 Drucken
ARME EX-SUPERREICHE
Was Schlecker und Schickedanz
gemeinsam haben von Carina Groh-Kontio 01.02.2012, 08:03 Uhr, aktualisiert 01.02.2012, 10:39 Uhr
Die einstige Milliardärsfamilie um Drogeriekönig Schlecker behauptet, ihre
Milliarden seien futsch. Der ganz tiefe Absturz also? Das erinnert an die arme
Frau Schickedanz, die angeblich beim Discounter einkaufen musste.
Meike Schlecker: "Es ist nichts mehr da."
88 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Quelle: Reuters
DüsseldorfEs ist kein Jahr her, da galten die Schleckers noch als eine der
reichsten Familien in Deutschland. Und jetzt? Seit Montag ist alles futsch - sagt
zumindest die Gründer-Tochter Meike Schlecker, als sie im Blitzlichtgewitter
eine Botschaft verkündet, die es in sich hat: "Es ist nichts mehr da." Immer
wieder sagt sie das und die Nachrichtenagenturen schreiben, dass sie dabei um
Fassung ringt. Nicht nur die Drogeriekette ihres Vaters Anton Schlecker,
sondern auch die ganze Familie habe das ganze Geld verloren. "Es wurde
immer gesagt, wir hätten hunderte von Millionen auf die Seite geschafft." Doch
das stimme nicht. "Das Vermögen meines Vaters war immer das
Unternehmen", sagt die Managerin.
Und das ist nicht alles. Weil Meike und ihr 40-jähriger Bruder Lars selbst an
eine Zukunft des väterlichen Konzerns glauben, hätten sie gute Teile ihres
eigenen Geldes, insgesamt ein dreistelliger Millionenbetrag, in die Hand
genommen, um in den vergangenen Jahren den laufenden Betrieb und die
Eröffnung moderner Filialen zu finanzieren, sagt die Betriebswirtin.
Was Leser über die Schlecker-Pleite denken Alles anzeigen
1 Kein Anspruch auf Sozialleistungen
Stadtindianer: Wenn die Schleckers kein wesentliches Vermögen mehr
haben, dann sollen sie doch Hartz IV beantragen, die Arbeitsagentur wird
ihnen schon nachweisen, dass sie nichts zu kriegen haben.
2 Vorgetäuschte Mittellosigkeit 3 Nicht mehr flüssig 4 Gebunkert auf Offshore-Konten 5 Das Märchen der armen Reichen 6 Nur ein Schachzug 7 Eher ein Wunschtraum 8 Kein Hungertuch für Meike & Co. 9 Kohle in anderem Aggregatzustand 10 Desaströse Pressekonferenz
Die Schleckers waren noch in der jüngsten Forbes-Liste deutscher Milliardäre
enthalten - an die zwei Milliarden Euro sollten sie „wert sein“. Doch wo sind
die Milliarden und wie pleite sind die Schleckers wirklich? Die Wahrheit wird
wohl noch einige Zeit im Dunkeln bleiben, aber die Mehrzahl der Handelsblatt-
Leser ist sich einig: So schlecht geht es Anton, Meike und Co. nicht. So
kommentiert "LUKLUK11111145" auf Handelsblatt Online: "Jemand, der es
zu einem solchen Vermögen gebracht hat, ist nicht so dumm, ein solches Risiko
89 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
einzugehen." Der Leser "Teflon" ergänzt: "Und am Montag wird der Anton
ALG II oder besser gleich Hartz IV beantragen gehen....wer glaubt, dass der
nicht schon lange sein Privatschäfchen im Trocknen hat, der glaubt noch an den
Weihnachtsmann."
Das Mitleid mit dem einstigen Drogeriekönig, der sich nie in die Karten hat
schauen lassen, hält sich in diesen Tagen eher in Grenzen. Der 67-jährige Anton
Schlecker hat eine für sein Unternehmen höchst riskante Rechtsform gewählt:
den eingetragenen Kaufmann.
Schleckers Aufstieg und Fall Alles anzeigen
1 Drogerieriese und Familiengeschichte
Deutschlands gemessen an der Zahl der Filialen größte Drogeriekette ist
untrennbar mit der Familie Schlecker verbunden. In rund 36 Jahren
wuchs aus den Anfängen in Baden-Württemberg ein europaweit
agierender Handelsriese.Wichtige Stationen in Familie und Firma
Schlecker:
2 1944 3 1965 4 1974 5 1975 6 1977 7 1984 8 1987 9 Dezember 1987 10 1990er 11 1994 12 2007 13 1998 14 2008 15 2010 16 November 2010 17 2011 18 2012
Die erlaubt zwar schnelle und einsame Entscheidungen, lädt dem Unternehmer
aber auch die volle Haftung auf - "mitverhaftet" sind allerdings auch fast
50.000 Mitarbeiter, von denen gerade viele um ihren Arbeitsplatz bangen.
Wenn allerdings nicht demnächst irgendwo noch größere Schlecker-Reichtümer
90 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
auftauchen, muss man wohl daran glauben, dass die Familie mit der Insolvenz
alles verloren hat.
Anton Schlecker wäre jedoch nicht der erste Unternehmer in Deutschland, der
sein Lebenswerk riskiert und einen Großteil seines Besitzes ruiniert hat.
Die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz. Quelle: dpa
Vermögen weg, verarmt und enttäuscht
So ist auch die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz ins finanzielle Desaster
geschlittert, als 2009 die Karstadt Quelle AG, die später unter Arcandor
firmierte, insolvent wurde. Ihr Vermögen wurde zeitweise auf mehr als fünf
Milliarden Dollar geschätzt, doch das Geld ist ihr zwischen den Fingern
zerronnen. Der Ex-Milliardärin wurde eine gigantische Fehlinvestition aus
ihrem Privatmögen in Karstadt-Aktien zum Verhängnis, als die Zahlen des
Konzerns schon Anlass zur Skepsis gaben.
Im Sommer 2009 machte Schickedanz bundesweit Schlagzeilen, nachdem sie
gegenüber der Bild am Sonntag erklärt hatte, sie müsse sich jetzt schon stark
einschränken und spare, wo sie könne: "Wenn die Rettung von Arcandor
scheitert und die Banken die Kredite fällig stellen, verliere ich alles – Häuser,
Aktien, Beteiligungen an anderen Firmen. Ich bekäme mit meinen 66 Jahren
noch nicht einmal Rente. (...) Wir leben von 500 bis 600 Euro im Monat. Wir
kaufen auch beim Discounter. Gemüse, Obst und Kräuter haben wir im
Garten." Der Tag der Arcandor-Pleite war für Schickedanz dramatisch - sie
musste nach einem Zusammenbruch auf der Intensivstation behandelt werden.
Ihr ging bei der Übernahme von Conti das Geld aus: Maria-Elisabeth Schaeffler.
Quelle: Reuters
Ganz ähnlich erging es Maria-Elisabeth Schaeffler aus dem fränkischen
Herzogenaurach: Die Milliardärin hat sich mit ihrem bayerischen
Familienbetrieb Schaeffler an der Übernahme des wesentlich größeren
Autozulieferers Continental verhoben und geriet auch persönlich unter Druck.
Erst im vergangenen Jahr bewältigte Schaeffler den Deal.
AUTOZULIEFERER
Als Tausende Schaeffler zum Weinen brachten
1 Es ist wohl eine Ironie der Geschichte, dass die Schlecker-Kinder 1987 wegen
des Geldes entführt wurden. Vor einer Woche hatte sich Deutschlands größte
Drogeriekette in die Insolvenz geflüchet. Seit Jahren schreibt das Unternehmen
Verluste. Letztlich waren es allerdings keine großen Beträge, die Schlecker
91 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
zunächst straucheln ließen. "Ein zweistelliger Millionenbetrag" gab den
Ausschlag, den die Kette nicht refinanzieren konnte, erklärte der vorläufige
Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz. Und es habe keine geheime Quelle gegeben,
sagt Meike Schlecker, „sonst hätten wir nie Insolvenz angemeldet“. Ihre
Botschaft ist sie am Montag losgeworden. Doch am Ende sieht sie sich und die
Familie noch lange nicht.
Trigema-Chef Wolfgang Grupp: der Mann mit dem Affen. Quelle: dpa
Warnung vor zu viel Größenwahn
Auch der Trigema-Chef Wolfgang Grupp führt sein Unternehmen wie Anton
Schlecker als eingetragener Kaufmann. Der bundesweit bekannte
Textilunternehmer sieht in der Schlecker-Insolvenz eine Warnung vor zu viel
„Größenwahn“. „In solchen Fällen muss früher die Notbremse gezogen
werden“, sagte er am Dienstag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur
dpa. Da im Fall der Drogeriekette offensichtlich nicht die Banken eine so große
Rolle spielten, sei den Lieferanten ein Vorwurf zu machen. „Gäbe es auf allen
Seiten eine persönliche Haftung, würde es nicht so weit kommen“, meinte
Grupp.
Wie es mit Schlecker weitergeht Alles anzeigen
1 Schwierige Verhandlungen mit Gläubigern
Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird es sich entscheiden,
ob der Drogerieriese Schlecker es schafft, eine völlige Pleite und das Aus für die rund 30.000 Mitarbeiter in Deutschland abzuwenden.
2 Überzeugungsarbeit 3 Die Planinsolvenz 4 Filialen schließen 5 Die dringendsten Probleme 6 Rolle der Banken 7 Wie sicher sind die Arbeitsplätze? 8 Gehälter vorerst sicher 9 Beispiele für gelungene Planinsolvenzen 10 Hat Schlecker eine Chance auf dem Drogeriemarkt? 11 Konkurrent DM 12 Wie weit ist die Neuausrichtung? 13 Neue Läden
Der Trigema-Chef erklärte, grundsätzlich nur so weit wachsen zu wollen, wie
er seinen Betrieb noch selbst überblicken könne. Bei Schlecker gebe es
92 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Tochtergesellschaften, die jeweils als GmbH eingetragen seien. Es wundere ihn,
wenn bei der Familie Schlecker nichts mehr da sein solle, wenn doch die
Auslandsgesellschaften noch nicht in die Insolvenz gegangen seien.
TRIGEMA-INHABER
Für Wolfgang Grupp ist Schlecker eine „Warnung vor Größenwahn“ Trigema-Chef Grupp gilt als Deutschlands berühmtester Mittelständler. Auch der „Mann
mit dem Affen“ führt sein Unternehmen als e.K. wie Anton Schlecker. Er kritisiert den
Gründer der insolventen Drogeriekette scharf.
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25. Dezember 2012
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B.WERTET
Was uns die Causa Schlecker lehrt von Christine Bortenlänger 02.02.2012, 18:18 Uhr
Schlecker ist insolvent, das Familienvermögen weg. Doch so weit hätte es nicht
kommen müssen. So merkwürdig es auf den ersten Blick klingen mag, ein
Auffangbecken wäre wohl eine Börsennotierung der Drogeriekette gewesen.
Christine Bortenlänger – B.wertet. Christine Bortenlänger leitet ab September das Deutsche
Aktieninstitut in Frankfurt.
Wir haben uns in den vergangenen Jahren ja an einige Pleiten und Insolvenzen
gewöhnt: Es waren große Namen aus dem Handel, darunter Karstadt, Quelle
oder Woolworth, Traditionsfirmen mit hohem Bekanntheitsgrad und den
unterschiedlichsten Produkten von Märklin über Pfaff bis Schiesser und
Rosenthal. Manche hatten das Glück, „too big to fail“ zu sein wie so einige
Banken von der IKB bis zur Hypo Real Estate, aber auch die amerikanischen
Autohersteller General Motors und Chrysler.
93 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Das Schicksal der vielen von der Insolvenz betroffenen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter stimmt nachdenklich, in der schon von früheren Pleiten wie
Grundig oder AEG betroffenen Region Fürth/Nürnberg meldeten sich allein
4.000 Menschen arbeitslos. Um den Ansturm zu bewältigen, musste das
Arbeitsamt im Quelle-Versandhaus provisorisch eine eigene Außenstelle
eröffnen.
Kaum in den Fokus der Öffentlichkeit rückten allerdings die vielen
Beschäftigten und Selbstständigen der kleineren Firmen rund um die
Großinsolvenzen, die plötzlich ihren Hauptabnehmer verloren hatten und so mit
in den Pleitestrudel gerissen wurden. Da ist dann in der Presse gerne auch mal
von den „gierigen Gläubigern“ die Rede, die eine geordnete Insolvenz
verhinderten – als handele es sich bei Lieferanten um Investoren. Geldgeber
verlieren aber höchstens ihre bis dato gut verzinste Geldanlage, Lieferanten im
Zweifelsfall ihre Existenz.
Doch mich beschäftigt im Zuge dieser Insolvenzen eine ganz andere Frage. Wer
fängt die Unternehmer auf? Gibt es Auffanggesellschaften für gefallene
Milliardäre? Wer finanziert sie, die Gewerkschaften oder Ex-Aufsichtsräte?
Schleckers Aufstieg und Fall Alles anzeigen
1 Drogerieriese und Familiengeschichte
Deutschlands gemessen an der Zahl der Filialen größte Drogeriekette ist
untrennbar mit der Familie Schlecker verbunden. In rund 36 Jahren
wuchs aus den Anfängen in Baden-Württemberg ein europaweit
agierender Handelsriese.Wichtige Stationen in Familie und Firma
Schlecker:
2 1944 3 1965 4 1974 5 1975 6 1977 7 1984 8 1987 9 Dezember 1987 10 1990er 11 1994 12 2007 13 1998 14 2008 15 2010
94 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
16 November 2010 17 2011 18 2012
Uns allen steht noch die dramatische Aussage von Madeleine Schickedanz vor
Augen, sie habe kaum noch genügend Kapital zum Leben, ja zum Überleben.
Und jetzt erschütterten uns die Auskünfte der Familie Schlecker. Nicht nur sei
das Unternehmen insolvent, es gebe auch kein Kapital mehr innerhalb der
Familie.
Noch vor nicht allzu langer Zeit wurde das Privatvermögen von Senior Anton
Schlecker auf mehrere Milliarden Euro geschätzt, jetzt sei es
dahingeschmolzen, es sei „nichts mehr da“, so seine Tochter Meike Schlecker
auf der ersten Pressekonferenz von Schlecker nach zwanzig Jahren. Damit
muss auch Anton Schlecker Privatinsolvenz anmelden. Das Familienvermögen
sei in den vergangenen Jahren in die Handelskette reinvestiert worden. Da die
gewählte Rechtsform des Unternehmens mit seinen mehr als 6.000 Märkten
sowie 32.000 Beschäftigten in Deutschland die eines e.K., eingetragenen
Kaufmanns, gewesen sei, hafte die Familie persönlich. Zahlen über Umsatz,
Gewinn oder Verlust liegen nicht vor.
Der Börsengang als Auffangbecken
So merkwürdig das auf den ersten Blick klingen mag, ein tatsächliches
Auffangbecken wäre wohl eine Börsennotierung von Schlecker gewesen. Zum
einen wäre dann vielleicht nicht das ganze Familienvermögen „weg“. Zum
anderen wäre es aber vielleicht gar nicht so weit gekommen. Nicht dass
Aktiengesellschaften per se vor der Pleite geschützt wären – schon die Solar
Millennium AG als jüngstes Negativbeispiel zeigt das Gegenteil.
Aber ein nicht zu vernachlässigender Grund für den Abstieg von Schlecker liegt
in dem schlechten Ruf, den das Unternehmen genoss. Seine einzigen beiden
Alleinstellungsmerkmale waren Masse (Anzahl der Filialen) und Preis
(Niedrigpreise, die allerdings mehr und mehr von der Konkurrenz unterboten
wurden).
Wie es mit Schlecker weitergeht Alles anzeigen
1 Schwierige Verhandlungen mit Gläubigern
Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird es sich entscheiden,
95 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
ob der Drogerieriese Schlecker es schafft, eine völlige Pleite und das Aus
für die rund 30.000 Mitarbeiter in Deutschland abzuwenden.
2 Überzeugungsarbeit 3 Die Planinsolvenz 4 Filialen schließen 5 Die dringendsten Probleme 6 Rolle der Banken 7 Wie sicher sind die Arbeitsplätze? 8 Gehälter vorerst sicher 9 Beispiele für gelungene Planinsolvenzen 10 Hat Schlecker eine Chance auf dem Drogeriemarkt? 11 Konkurrent DM 12 Wie weit ist die Neuausrichtung? 13 Neue Läden
Alle weichen Faktoren, die im Handel besonders wichtig sind, von der
Behandlung der Mitarbeiter und deren Motivation, dem Verhalten gegenüber
den Kunden bis hin zur Ladengestaltung, zum Ambiente und der
Produktauswahl, waren katastrophal. Wer will schon in einem drittklassigen
Konsum einkaufen? Die Konkurrenz hatte es vorgemacht mit starken und
qualitativ hochwertigen Eigenmarken, mit eigenen Biobereichen, mit
Babywickeltischen und einer sehr viel reichhaltigeren Produktauswahl.
Die an der Börse geforderte Transparenz und Offenlegung hätte mit Sicherheit
sehr viel früher aufgezeigt, dass der von Schlecker eingeschlagene Weg nicht
mehr rentabel ist und dass ein Strategiewechsel, wie ihn die Kinder Meike und
Lars Schlecker versucht hatten, dringend erforderlich wäre. DROGERIEKETTE
Wer über Schleckers Schicksal entscheidet 1
Auch das Verhältnis zu den Mitarbeitern wäre in einer AG schwerlich auf so
schlechtem Niveau geblieben, da Arbeitnehmervertreter auch über den
Aufsichtsrat sich wirksam Gehör verschaffen können und Aktionäre ungern
schlechte Schlagzeilen über ihre Investments lesen.
Vielleicht wäre Schlecker als börsennotiertes Familienunternehmen nicht so tief
gesunken. Auch wenn Scheitern zum Unternehmertum dazugehört und uns
allen Respekt abfordert, eine vernünftige Risikoeinschätzung darf nicht
vernachlässigt werden. Denn eines wollen wir sicher nicht: Anton Schlecker im
nächsten Dschungelcamp.
96 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Ihre cb
Christine Bortenlänger, geboren 1966 in München, ist Geschäftsführerin der
Börse München.
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25. Dezember 2012
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TROTZ INSOLVENZ
Schlecker wird wieder beliefert 03.02.2012, 15:12 Uhr
Noch bleibt unklar wie die insolvente Drogeriekette Schlecker weitermacht.
Lücken in den Regalen wird es vorerst nicht geben. Nun sollen auch die
Mitarbeiter über die Zukunft des Konzerns informiert werden.
Sechs Millionen Kunden hat Schlecker in den vergangenen fünf Jahren verloren.
Quelle: Reuters
Ehingen/BerlinDie insolvente Drogeriekette Schlecker wird nach eigenen
Angaben wieder auf breiter Front beliefert. „Die Lieferanten halten ihre
Zusagen ein“, sagte ein Sprecher am Freitag in Ehingen bei Ulm. Zuletzt hatte
es immer wieder Lücken in den Regalen gegeben. Zeitgleich liefen die
Gespräche mit Gläubigern wie Belegschaft weiter. Der Betriebsrat und die
Gewerkschaft Verdi begrüßten am Freitag die enge Einbindung der
Beschäftigten, wie sie in Berlin mitteilten.
Die Schlecker-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Christel Hoffmann erklärte aber:
„Die Schlecker-Frauen haben in der aktuellen ungewissen Situation einen
Anspruch auf umfassende Informationen, was die Perspektive ihrer
97 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Arbeitsplätze angeht.“ Zudem müssten sie einbezogen werden, wenn es um das
Sanierungskonzept für die Kette gehe. DROGERIEKETTE
Wer über Schleckers Schicksal entscheidet 1
Allerdings habe mit Lars Schlecker in dieser Woche zum ersten Mal ein
Mitglied der Eigner-Familie vor Schlecker-Betriebsräten gesprochen. Das sei
ein gutes Signal. Schlecker war am Freitag vor zwei Wochen in die
Zahlungsunfähigkeit gerutscht. Auch die Tochter IhrPlatz hat Insolvenz
angemeldet. Betroffen sind deutschlandweit rund 32.000 Beschäftigte in mehr
als 6.000 Filialen dpa
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Kriseperiode 5 - Artikler
Persönliches Statement Meike und Lars Schlecker Ehingen, 22.06.2012
Wir werden immer wieder gefragt, wie es uns als Familie geht und
ehrlicherweise können wir dazu nur sagen: Es ist ein Schock, eine Tragödie und ein Desaster. Für
unseren Vater und
auch für unsere Mutter, die beide gemeinsam das Unternehmen aufgebaut und geführt
haben, ist ihr Lebenswerk komplett zusammengebrochen. Aber auch wir
Kinder liegen oft wach und grübeln. Da gibt es kein Zurück in die Normalität, denn die
Firma war für uns alle
Lebensinhalt -und da ist jetzt erst einmal ein großes Nichts. Was uns alle ganz besonders schmerzt, ist, das Schicksal der vielen
SchleckerMitarbeiterinnen und -Mitarbeitern hier in Deutschland, in der
Fläche, in der Zentrale und in allen Ländern.
98 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Schlecker hat über viele Jahre einer großen Zahl von Menschen sichere
Arbeitsplätze, im
Vergleich mit dem Wettbewerb überdurchschnittlich viele Vollzeitstellen, seit 2010 die
weitreichendsten Tarifverträge der Branche und damit ein gutes
Auskommen geboten. Das ist uns zuletzt nicht mehr gelungen und das tut uns am meisten leid.
Vermögensverhältnisse
Bei den Vermögensverhältnissen muss man einige Dinge
auseinanderhalten. Der Satz „Es ist nichts mehr da“, ausgesprochen auf der ersten Schlecker-
Pressekonferenz zu Beginn der Insolvenz, war und ist absolut richtig. Unser Vater, Anton Schlecker, und
die Anton Schlecker
e.K. sind berechtigterweise in die Insolvenz gegangen. Ein signifikantes Vermögen, das dies
hätte verhindern oder die Restrukturierung sichern können, hat es nicht
gegeben, was auch der Insolvenzverwalter inzwischen mehrfach bestätigt hat.
Es ist schade, dass in der Berichterstattung oft unterschlagen wird, dass im
selben Kontext noch ein anderer Satz fiel. Da hieß es: „Wir werden als Familie
zurechtkommen und wir
wollen nicht jammern.“ Unsere Mutter hat mit unserem Vater Gütertrennung vereinbart und
auch wir, die Kinder Meike und Lars Schlecker, verfügen über ein eigenes
Vermögen. Wir helfen unserem Vater und werden ihn selbstverständlich auch in
dieser Situation nicht im
Stich lassen. Er selbst besitzt kein Vermögen mehr. Vom Sportwagen bis zur schönen Uhr
hat er alles als Teil der Insolvenzmasse abgeben müssen. Wir unterstützen
ihn mit unseren eigenen Mitteln, die wir rechtmäßig besitzen, denn Sippenhaft gibt es im
deutschen Recht
nicht.
99 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Fakt ist aber auch, dass wir als Familienmitglieder in den vergangenen
Jahren massiv
Gelder in die Firma eingebracht haben. Dies sieht man beispielsweise an der Tatsache, dass
wir deutliche Millionenbeträge als private Einlagen (jeweils rund 49 Mio
EUR) sowie über unsere Dienstleistungsgesellschaft (rund 64 Mio EUR) in die Firma haben
einfließen lassen.
Mit diesem Geld gehen wir genauso wie alle anderen nicht vorrangigen Gläubiger in die
vermutlich recht magere Quote ein und werden es sicherlich nicht
zurückbekommen. Außerdem wurde auch die von uns betriebene Dienstleistungsgesellschaft
in den Strudel der Insolvenz gezogen und musste Insolvenz anmelden. Auch dieses
Vermögen haben wir
verloren. Zudem kooperieren wir genauso wie unser Vater selbstverständlich offen
und transparent mit
dem Insolvenzverwalter. Dies bedeutet: Übertragungen insbesondere in den letzten vier,
aber auch in den letzten zehn Jahren, die im Sinne des Insolvenzrechtes
rückübertragen werden müssen, werden selbstverständlich diskutiert und ggf. auch
rückübervergütet.
Was die gesamte Darstellung unserer Vermögenslage angeht, so möchten wir richtigstellen,
dass wir in den vergangenen Jahren und durch die Insolvenz ebenfalls das
Allermeiste verloren haben und die kursierenden Angaben merklich über der
Wirklichkeit liegen. Wir
werden jedoch nicht tiefer unser Vermögen in den Medien offenlegen, da dies immer noch
unsere Privatsache ist.
Umstände der Insolvenz Die Insolvenz selbst ist sicher auch das Ergebnis unternehmerischer
Fehlentscheidungen
100 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
der vergangenen Jahre. Wir haben zu spät begonnen, konsequent und mit
allem Nachdruck
gegenzusteuern. Das Wachstumsmodell der Vergangenheit wurde zum Wackelstein für das
laufende Geschäft und die Zukunftsfähigkeit der Unternehmung. Die
Sortimente, Preise sowie die Ladengestaltung und das Marketing konnten nicht schnell genug
angepasst
werden. Die eigentliche Insolvenz hingegen hat sich aus unserer Sicht innerhalb
eines sehr kurzen
Zeitraums zugespitzt und letztlich auch zur Insolvenzanmeldung geführt. Hier ging es um
restliche Lieferantenkredite und wir hatten auf eine Fortsetzung der entsprechenden Linie
gesetzt.
Verkaufsprozess Wir sind der festen Überzeugung, dass die Transfergesellschaft ein sehr
guter Ansatz
gewesen wäre - ganz im Sinne der Schlecker-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter und auch
ganz im Sinne der Fortsetzung der Unternehmung mit möglichst vielen zu
erhaltenden Arbeitsplätzen. Es ist schade, dass die Verhandlungen mit den hoch und
ernsthaft
interessierten Investoren schließlich vor allem wegen der nicht vorhandenen Möglichkeit, die
Personalkosten signifikant zu senken und dann am nicht Zustandekommen
der Transfergesellschaft gescheitert sind.
Aus unserer Sicht hat der Insolvenzverwalter sehr engagiert gekämpft.
Rolle der Gewerkschaft Ver.di Bekanntermaßen hat Schlecker in den vergangenen Jahren eine ganze
Vielzahl von
Diskussionen und auch Konflikten mit der Gewerkschaft gehabt. Wir haben in der
Vergangenheit sehr viel daran gesetzt, hier ein neues Kapitel
aufzuschlagen. So hat
101 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Schlecker schon in der zweiten Hälfte 2010 die weitreichendsten
Tarifverträge im Deutschen
LEH eingeführt. Insgesamt hatten wir den Eindruck, in 2011 auf einem allgemein guten
Weg zu mehr
gemeinsamem Verständnis zu sein. In der Insolvenz selber war ver.di aus unserer Sicht in
der Rolle des Verteidigers des Flächentarifvertrags gefangen.
Zukunft Wir werden sicherlich noch einige Zeit brauchen, um auch als Familie das
Gesamte
aufzuarbeiten und wieder Zukunftspläne zu machen. Das ist sicherlich ein Einschnitt, den
man nur äußerst schwer verarbeiten kann. Aber nochmals: Wir wollen nicht jammern und es
sind die vielen ehemaligen Schlecker-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter,
denen unser Dank für die vergangenen Jahre und unser Mitgefühl in dieser schwierigen
Phase gehört.
25. Dezember 2012
25. Dezember 2012
Handelsblatt 1 Drucken
OFFENER BRIEF DER SCHLECKER-KINDER
„Vom Sportwagen bis zur schönen Uhr
hat er alles abgeben müssen“ von Tobias Döring 22.06.2012, 14:16 Uhr, aktualisiert 22.06.2012, 16:32 Uhr
Anton Schlecker hält sich nach dem Aus seiner Drogeriekette weiterhin bedeckt
- jetzt haben aber seine Kinder Meike und Lars offene Worte gefunden. Ihr
Brief an die Öffentlichkeit beinhaltet spektakuläre Aussagen.
Lars und Meike Schlecker in Ehingen vor der Unternehmenszentrale der Schlecker-
Drogeriemärkte. Quelle: dpa
102 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
DüsseldorfDie Kinder des insolventen Drogeriemarktgründers Anton
Schlecker, Meike und Lars, wehren sich gegen den Vorwurf, weiter über ein
Millionenvermögen zu verfügen. Die Geschwister wandten sich in einer
persönlichen Mitteilung an die Öffentlichkeit. In dem Statement geht es vor
allem um die Vermögensverhältnisse der Schleckers.
„Unser Vater, Anton Schlecker, und die Anton Schlecker e.K. sind
berechtigterweise in die Insolvenz gegangen“, heißt es in der Mitteilung. „Er
selbst besitzt kein Vermögen mehr. Vom Sportwagen bis zur schönen Uhr hat
er alles als Teil der Insolvenzmasse abgeben müssen.“
SCHLECKER
Das Statement im Wortlaut Jahrzehntelang hat sich die Familie Schlecker nicht in der Öffentlichkeit geäußert. Jetzt
haben sich Kinder in einem Brief an die Öffentlichkeit gewandt. Hier ist er im Wortlaut.
Da Anton Schlecker mit seiner Ehefrau jedoch eine Gütertrennung vereinbart
habe und sowohl Meike als auch Lars Schlecker über eigenes Vermögen
verfügten, sei in der Familie noch Geld vorhanden. Eine Sippenhaft gebe es im
deutschen Recht nicht, betonen Meike und Lars Schlecker. „Wir helfen
unserem Vater und werden ihn selbstverständlich auch in dieser Situation nicht
im Stich zu lassen“, schreiben die Schlecker Kinder weiter.
DER KÖNIG VON EHINGEN
Aufstieg und Fall des Anton Schlecker
1 alle Bilder
1950, Anfänge: Anton Schleckers Vater, der ebenfalls Anton heißt, eröffnet nach dem Krieg
das erste Geschäft der Familie Schlecker. Eine Metzgerfiliale in der Bahnhofsstraße in
Ehingen. Noch heute ist das Haus in Familienbesitz, wird von den Ehingern „Ur-Schlecker“
genannt. Die Ladenräume stehen heute leer, zuletzt versuchte sich ein 1-Euro-Laden. Bild: dpa
Konkrete Zahlen nennen Meike und Lars Schlecker dabei nicht. „Wir werden
jedoch nicht tiefer unser Vermögen in den Medien offenlegen, da dies immer
noch unsere Privatsache ist.“ Verloren sei aber die private Einlage bei
Schlecker von jeweils 49 Millionen Euro sowie 64 Millionen, die bei der Pleite
der Schlecker-Dienstleistungsgesellschaft verloren gegangenen seien.
Was seit der Insolvenz bei Schlecker passiert ist Alles anzeigen
103 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
1 20. Januar 2012
Schlecker verkündet seine Zahlungsunfähigkeit. Für 30.000 Mitarbeiter
beginnt das Bangen um den Arbeitsplatz.
2 23. Januar 2012 3 26. Januar 2012 4 29. Februar 2012 5 5. März 2012 6 11. März 2012 7 29. März 2012 8 2. Mai 2012 9 23. Mai 2012 10 24. Mai 2012 11 1. Juni 2012 12 8. Juni 2012 13 27. Juni 2012 14 8. Juli 2012 15 18. Juli 2012
Recherchen des Handelsblatts hatten Anfang Juni ergeben, dass die Familie
noch über ein Privatvermögen von 35 bis 40 Millionen Euro verfügt. Die
Millionen der Schleckers seien zum größten Teil im Besitz der Kinder,
bestätigten Ex-Schlecker-Manager dem Handelsblatt. Die Villa der Familie
gehöre der Ehefrau Anton Schleckers, der in der Insolvenz mit seinem
Privatvermögen haftet. Der Firmenchef galt früher als Milliardär.
Mit Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz kooperiere man genauso wie Vater
Anton „selbstverständlich offen und transparent“, heißt es jetzt von Meike und
Lars Schlecker. Sollte es Vermögensübertragungen gegeben haben, die im
Sinne des Insolvenzrechtes rückübertragen werden müssten, so werde dies
diskutiert und gegebenenfalls zurücküberwiesen.
DROGERIEIMPERIUM
Haben die Schleckers Geld beiseite geschafft? Der Ausverkauf bei Schlecker startet am Freitag, auf Produkte gibt es bis zu 50 Prozent.
„Ein Schock, eine Tragödie und ein Desaster“
Die Schlecker-Kinder geben sich von der Insolvenz hart getroffen. „Es ist ein
Schock, eine Tragödie und ein Desaster.“ Man liege oft wach und grübele. Das
104 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Lebenswerk der Eltern sei zerbrochen. Die Drogeriekette „war für uns alle
Lebensinhalt - und da ist jetzt erst einmal ein großes Nichts“.
DAS SCHLECKER-DRAMA
Der größenwahnsinnige König von Ehingen Anton Schlecker herrschte auf dem Höhepunkt seines Erfolges über 50.000 Mitarbeiter und
14.000 Filialen in 17 Ländern. Zwei Eigenschaften bestimmten Aufstieg und Fall des
Familienunternehmers: Sturheit und Größenwahn.
Meike und Lars Schlecker betonen in ihrer Mitteilung auch ihre Dankbarkeit an
die Mitarbeiter. „Wir wollen nicht jammern und es sind die vielen ehemaligen
Schlecker-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, denen unser Dank für die
vergangenen Jahre und unser Mitgefühl in dieser schwierigen Phase gehört.“
Den Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz treffe aber keine Schuld. „Aus unserer
Sicht hat der Insolvenzverwalter sehr engagiert gekämpft“, schreiben die
Schlecker-Kinder. Man sei der festen Überzeugung, dass eine
„Transfergesellschaft ein sehr guter Ansatz gewesen wäre“. Die Verhandlungen
seien wegen der nicht signifikant zu senkenden Personalkosten gescheitert.
Die größten deutschen Firmenpleiten Alles anzeigen
1 Platz 16
Schlott
Druckerei/1480 Beschäftigte (Quelle: Statista)
2 Platz 15 3 Platz 14 4 Platz 13 5 Platz 12 6 Platz 11 7 Platz 10 8 Platz 9 9 Platz 8 10 Platz 7 11 Platz 6 12 Platz 5 13 Platz 4 14 Platz 3 15 Platz 2
105 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
16 Platz 1
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Handelsblatt
1 Drucken
SCHLECKER
Das Statement im Wortlaut 22.06.2012, 14:42 Uhr
Jahrzehntelang hat sich die Familie Schlecker nicht in der Öffentlichkeit
geäußert. Jetzt haben sich Kinder in einem Brief an die Öffentlichkeit gewandt.
Hier ist er im Wortlaut.
Persönliches Statement Meike und Lars Schlecker
Ehingen, 22.06.2012
Wir werden immer wieder gefragt, wie es uns als Familie geht und
ehrlicherweise können wir dazu nur sagen: Es ist ein Schock, eine Tragödie und
ein Desaster. Für unseren Vater und auch für unsere Mutter, die beide
gemeinsam das Unternehmen aufgebaut und geführt haben, ist ihr Lebenswerk
komplett zusammengebrochen. Aber auch wir Kinder liegen oft wach und
grübeln. Da gibt es kein Zurück in die Normalität, denn die Firma war für uns
alle Lebensinhalt -und da ist jetzt erst einmal ein großes Nichts.
Was uns alle ganz besonders schmerzt, ist, das Schicksal der vielen Schlecker-
Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern hier in Deutschland, in der Fläche, in der
Zentrale und in allen Ländern.
Schlecker hat über viele Jahre einer großen Zahl von Menschen sichere
Arbeitsplätze, im Vergleich mit dem Wettbewerb überdurchschnittlich viele
Vollzeitstellen, seit 2010 die weitreichendsten Tarifverträge der Branche und
damit ein gutes Auskommen geboten. Das ist uns zuletzt nicht mehr gelungen
und das tut uns am meisten leid.
Vermögensverhältnisse
Bei den Vermögensverhältnissen muss man einige Dinge auseinanderhalten.
Der Satz „Es ist nichts mehr da“, ausgesprochen auf der ersten Schlecker-
106 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Pressekonferenz zu Beginn der Insolvenz, war und ist absolut richtig. Unser
Vater, Anton Schlecker, und die Anton Schlecker e.K. sind berechtigterweise in
die Insolvenz gegangen. Ein signifikantes Vermögen, das dies hätte verhindern
oder die Restrukturierung sichern können, hat es nicht gegeben, was auch der
Insolvenzverwalter inzwischen mehrfach bestätigt hat.
Es ist schade, dass in der Berichterstattung oft unterschlagen wird, dass im
selben Kontext noch ein anderer Satz fiel. Da hieß es: „Wir werden als Familie
zurechtkommen und wir wollen nicht jammern.“ Unsere Mutter hat mit
unserem Vater Gütertrennung vereinbart und auch wir, die Kinder Meike und
Lars Schlecker, verfügen über ein eigenes Vermögen.
Wir helfen unserem Vater und werden ihn selbstverständlich auch in dieser
Situation nicht im Stich lassen. Er selbst besitzt kein Vermögen mehr. Vom
Sportwagen bis zur schönen Uhr hat er alles als Teil der Insolvenzmasse
abgeben müssen. Wir unterstützen ihn mit unseren eigenen Mitteln, die wir
rechtmäßig besitzen, denn Sippenhaft gibt es im deutschen Recht nicht.
Fakt ist aber auch, dass wir als Familienmitglieder in den vergangenen Jahren
massiv Gelder in die Firma eingebracht haben. Dies sieht man beispielsweise an
der Tatsache, dass wir deutliche Millionenbeträge als private Einlagen (jeweils
rund 49 Mio EUR) sowie über unsere Dienstleistungsgesellschaft (rund 64 Mio
EUR) in die Firma haben einfließen lassen.
Mit diesem Geld gehen wir genauso wie alle anderen nicht vorrangigen
Gläubiger in die vermutlich recht magere Quote ein und werden es sicherlich
nicht zurückbekommen. Außerdem wurde auch die von uns betriebene
Dienstleistungsgesellschaft in den Strudel der Insolvenz gezogen und musste
Insolvenz anmelden. Auch dieses Vermögen haben wir verloren.
Wie sie ihre Zukunft sehen
Zudem kooperieren wir genauso wie unser Vater selbstverständlich offen und
transparent mit dem Insolvenzverwalter. Dies bedeutet: Übertragungen
insbesondere in den letzten vier, aber auch in den letzten zehn Jahren, die im
Sinne des Insolvenzrechtes rückübertragen werden müssen, werden
selbstverständlich diskutiert und ggf. auch rückübervergütet.
Was die gesamte Darstellung unserer Vermögenslage angeht, so möchten wir
richtigstellen, dass wir in den vergangenen Jahren und durch die Insolvenz
ebenfalls das Allermeiste verloren haben und die kursierenden Angaben
merklich über der Wirklichkeit liegen. Wir werden jedoch nicht tiefer unser
Vermögen in den Medien offenlegen, da dies immer noch unsere Privatsache
ist.
Umstände der Insolvenz
107 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Die Insolvenz selbst ist sicher auch das Ergebnis unternehmerischer
Fehlentscheidungen der vergangenen Jahre. Wir haben zu spät begonnen,
konsequent und mit allem Nachdruck gegenzusteuern. Das Wachstumsmodell
der Vergangenheit wurde zum Wackelstein für das laufende Geschäft und die
Zukunftsfähigkeit der Unternehmung. Die Sortimente, Preise sowie die
Ladengestaltung und das Marketing konnten nicht schnell genug angepasst
werden.
Die eigentliche Insolvenz hingegen hat sich aus unserer Sicht innerhalb eines
sehr kurzen Zeitraums zugespitzt und letztlich auch zur Insolvenzanmeldung
geführt. Hier ging es um restliche Lieferantenkredite und wir hatten auf eine
Fortsetzung der entsprechenden Linie gesetzt.
Verkaufsprozess
Wir sind der festen Überzeugung, dass die Transfergesellschaft ein sehr guter
Ansatz gewesen wäre - ganz im Sinne der Schlecker-Mitarbeiterinnen und -
Mitarbeiter und auch ganz im Sinne der Fortsetzung der Unternehmung mit
möglichst vielen zu erhaltenden Arbeitsplätzen.
SCHLECKER
1 NACH FILIALSCHLIESSUNGE
40 Prozent der Schlecker-Mitarbeiter haben neuen Job 2 NACH FIRMENPLEITE
Insolvenzverwalter stellt sich vor Anton Schlecker 3 HANDELSBLATT-AKTION
Was aus den Schlecker-Filialen wird Es ist schade, dass die Verhandlungen mit den hoch und ernsthaft interessierten
Investoren schließlich vor allem wegen der nicht vorhandenen Möglichkeit, die
Personalkosten signifikant zu senken und dann am nicht Zustandekommen der
Transfergesellschaft gescheitert sind.
Aus unserer Sicht hat der Insolvenzverwalter sehr engagiert gekämpft.
Rolle der Gewerkschaft Ver.di
Bekanntermaßen hat Schlecker in den vergangenen Jahren eine ganze Vielzahl
von Diskussionen und auch Konflikten mit der Gewerkschaft gehabt. Wir
haben in der Vergangenheit sehr viel daran gesetzt, hier ein neues Kapitel
aufzuschlagen. So hat Schlecker schon in der zweiten Hälfte 2010 die
weitreichendsten Tarifverträge im Deutschen LEH eingeführt. Insgesamt hatten
wir den Eindruck, in 2011 auf einem allgemein guten Weg zu mehr
gemeinsamem Verständnis zu sein. In der Insolvenz selber war ver.di aus
unserer Sicht in der Rolle des Verteidigers des Flächentarifvertrags gefangen.
Zukunft
108 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Wir werden sicherlich noch einige Zeit brauchen, um auch als Familie das
Gesamte aufzuarbeiten und wieder Zukunftspläne zu machen. Das ist sicherlich
ein Einschnitt, den man nur äußerst schwer verarbeiten kann. Aber nochmals:
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25. Dezember 2012 Handelsblatt
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WAS VOM TAGE BLEIBT
Eine deutsche Tragödie von Martin Dowideit 22.06.2012, 17:15 Uhr
Die Aufstellung der griechischen Nationalmannschaft birgt Überraschungen,
die Schlecker-Kinder melden sich zu Wort und Ärzte bestechen geht in
Ordnung. Der Tagesrückblick.
Guten Abend,
ganz Deutschland wartet gespannt, ob das Spiel gegen Griechenland als
germanische Tragödie endet. Es könnte sein: Die bislang in ihrem Job als
Handelsblatt Online-Orakel zu 100 Prozent treffsichere HeuschreckeKassandra
hat auf Griechenland als Sieger getippt. Derweil liegt Handelsblatt Online die
griechische Aufstellung exklusiv vor.
Tragödie in Ehingen
Aus der Insolvenzmasse von Schlecker wurden heute Partyzelte losgeschlagen -
passend für das Fußballgucken im eigenen Garten. „Eine Tragödie und ein
Desaster“ nennen Meike und Lars Schlecker die Pleite des von ihrem Vater
gegründeten Drogerieimperiums. Anton Schlecker habe alles verloren. Der Satz
„Es ist nichts mehr da“ stimme nach wie vor. „Vom Sportwagen bis zur
109 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
schönen Uhr“ habe der Senior alles abgeben müssen. In einem offenen Brief
haben die Kinder jetzt Stellung zur Firmenpleite genommen und vor allem die
Folgen für die Zehntausenden Beschäftigten bedauert. Sie selber hätten noch
ein Vermögen, würden aber nicht über Details berichten.
WAS VOM TAGE BLEIBT
Tagesrückblick als E-Mail-Abonnement Unseren kommentierten Nachrichtenrückblick ab 18.30 Uhr werktäglich in Ihrem Postfach -
hier bestellen.
Stoßen die Copy-Cats bei Zalando an ihre Grenze?
Anders als Schlecker sind die Samwer-Brüder bislang vom Erfolg verwöhnt.
Die Masche der drei ist bekannt, sie kopieren vor allem Ideen für
Internetunternehmen in den USA und wandeln sie auf den deutschen Markt um.
So machten sie es etwa mit CityDeal, das dem amerikanischen Rabattgutschein-
Vermittler Groupon ähnelt. Doch mittlerweile wachsen die Zweifel, dass diese
Art des Geschäftsaufbaus auch bei weiteren Vorhaben erfolgreich sein kann.
Mit dem Online-Versender Zalando messen sie sich etwa mit Platzhirsch
Amazon. Doch laut Bundesanzeiger fiel bei Zalando im Jahr 2010 ein Verlust
von 20 Millionen Euro an. In der Werbung jubeln die Kunden über die
Zalando-Pakete. Ob sich auch der Versender über die Bestellungen freuen kann,
ist ungewiss.
Gegen Bestechung von Ärzten gibt es kein Gesetz
Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass es völlig okay ist, wenn Ärzte
Geld- oder Sachprämien von Pharmafirmen erhalten, deren Medikamente sie
verschreiben. Es gebe schlicht kein Gesetz, um das zu verbieten. Liebe
Bundestagsmitglieder, da gibt es eine Lücke zu stopfen!
Manche Ratings werden noch ernst genommen
Ein privatwirtschaftliches Urteil hat die Ratingagentur Moody's gefällt und die
Kreditwürdigkeit von 15 internationalen Großbanken wegen Schuldenkrise und
dümpelnder Weltwirtschaft herabgestuft. Zwar wird die Urteilskraft der
Bonitätswächter regelmäßig angezweifelt. Aber dennoch hat eine schlechte
110 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Note negative Auswirkungen auf die Finanzinstitute. Sie können sich dann nur
zu höheren Zinsen frisches Geld beschaffen.
Großzügige Notenbank
Die Europäische Zentralbank will strauchelnden spanischen Banken entgegen
kommen. Sie bestätigte heute, dass sie die Sicherheitsanforderungen für
Geschäfte mit den Geldhäusern lockert. Die Zeiten, in denen solche
Regelaufweichungen kategorisch ausgeschlossen wurden, sind lange vorbei.
Die Währungsfestung am Main öffnet immer großzügiger ihre Tore.
Womit wir wieder beim Thema wären: Viele Tore wünscht am heutigen Abend,
Martin Dowideit
Der Autor auf Twitter: @MDowideit © 2011 Handelsblatt GmbH - ein Unternehmen der Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH & Co. KG
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25. Dezember 2012
Handelsblatt 1 Drucken
ANALYSE
Was hinter dem Schreiben der
Schlecker-Kinder steckt von Fabian Gartmann 22.06.2012, 20:03 Uhr
Ein wenig trotzig erklären die Schlecker-Kinder nach Monaten des Schweigens:
Wir haben viel Geld verloren, aber es ist noch was da. Handelsblatt Online
zeigt die größten Widersprüche in dem Schreiben der Schleckers auf.
Lars und Meike Schlecker, die Kinder von Schlecker-Gründer Anton, vor der
Unternehmenszentrale der Schlecker-Drogeriemärkte in Ehingen (Archivbild).
Quelle: dpa
111 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
DüsseldorfSeit Meike Schlecker, Tochter des Firmenpatriarchen Anton
Schlecker, am 23. Januar mit Schweißperlen auf der Stirn vor den Kameras saß
und verkündete: „Es ist nichts mehr da“ wurde viel darüber diskutiert, was das
im Fall der Schleckers heißt. Monatelang schwieg die Familie, heute gaben
Meike und Lars Schlecker eine schriftliche Stellungnahme ab: Wirklich Neues
steht darin nicht und die größten Widersprüche schafft die Familie nicht aus der
Welt – ganz im Gegenteil.
Wenn man die Stellungnahme liest könnte man fast meinen, die Familie habe
nichts aus der Pleite gelernt:
Der Schlecker-Brief analysiert - Teil 1 Alles anzeigen
1 Mitgefühl
In diesem Passus des Briefs äußern die Schlecker-Kinder Mitgefühl für
die Beschäftigten, die ihre Arbeitsplätze verloren haben.
2 Der gesamte Passus (1)
Analyse (1): Es ist das erste Mal, dass die Schleckers öffentlich ihr Bedauern
darüber ausdrücken, dass 25.000 Angestellte des Drogeriehändlers ihre Arbeit
verlieren. Im gleichen Atemzug loben sie die Personalpolitik des
Unternehmens. Fakt ist aber: Bis 2010 hat Schlecker viele Mitarbeiter zu
schlechten Konditionen beschäftigt, zahlte unter Tarif oder kündigte Mitarbeiter
und stellte sie über Leiharbeitsfirmen wieder ein. In den Jahren 2009 und 2010
betrieben die Schlecker-Kinder die Firma Meniar – Menschen in Arbeit. Über
die Leiharbeitsfirma wurden die gekündigten Schlecker-Mitarbeiter für die
Hälfte ihres bisherigen Gehaltes bei Schlecker weiterbeschäftigt.
Der Schlecker-Brief analysiert - Teil 2 Alles anzeigen
1 Anton Schleckers Vermögen
In diesem Passus des Briefs schreiben die Schlecker-Kinder, dass ihrem
Vater Anton keine Vermögenswerte mehr bleiben - weder schöne Uhr
noch Sportwagen.
2 Der gesamte Passus (2)
Analyse (2): Vor neun Tagen allerdings blickte Anton Schlecker noch von Seite
eins der „Bild“-Zeitung - am Steuer eines Porsche. Das Blatt hatte ihn tags
112 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
zuvor vor seiner Villa fotografiert, als er vorbeibrauste. Da stellt sich die Frage:
Was soll man den Schleckers noch glauben? DER KÖNIG VON EHINGEN
Aufstieg und Fall des Anton Schlecker 1
Richtig ist eigentlich, dass Anton Schlecker kein Vermögen mehr hat. Da er
sein Unternehmen als „eingetragener Kaufmann“ führte, haftet er auch mit
seinem Privatvermögen für die Pleite. Zudem hat Schlecker schon in den Jahren
2004 bis 2011 rund 650 Millionen in die Firma stecken müssen – das entspricht
der Summe der Verluste, die er in diesem Zeitraum angehäuft hat.
Die Familie hat ein stattliches Vermögen
Seine Familie jedoch hat Vermögen. Denn Anton Schleckers Frau Christa war
als Geschäftsführerin nur Angestellte, ebenso wie die Kinder. Die Unternehmen
der Kinder wurden als GmbH geführt. Somit durften sie die angesparten
Vermögen behalten. Da die Firmen der Kinder nur für die Anton Schlecker e.K.
tätig waren, mussten die Lager- und Dienstleistungsgesellschaft (LDG) und die
Bau- und Dienstleistungsgesellschaft (BDG) kurz nach der Zerschlagung von
Schlecker, am 12.Juni 2012, ebenfalls Insolvenzantrag stellen. OFFENER BRIEF DER SCHLECKER-KINDER
„Bis zur schönen Uhr alles abgeben müssen“ Der offene Brief der Schlecker-Kinder beinhaltet spektakuläre Aussagen.
In den Jahren 2006 bis 2010 machten die Kinder nach Handelsblatt-Recherchen
mit den Unternehmen 66,5 Millionen Euro Gewinn.
Christa Schlecker gehört die Schlecker-Villa am Wenzelstein in Ehingen, auf
dem riesigen Areal in einem Neubaugebiet steht auch Meikes Villa. Zudem
bezogen sowohl die Kinder als auch Christa Gehälter als Geschäftsführer im
Unternehmen des Vaters und den Tochtergesellschaften.
Der Schlecker-Brief analysiert - Teil 3 Alles anzeigen
1 Rückübertragungen aus der Insolvenzmasse
In diesem Passus des Briefs bestätigen die Schlecker-Kinder, dass sie
auch Forderungen an die Insolvenzmasse ihres Vaters haben.
2 Der gesamte Passus (3)
Analyse (3): Wochenlange Recherchen des Handelsblatt zeigen ein anderes
Bild. Ehemalige Führungskräfte gehen davon aus, dass der Unternehmerfamilie
noch rund 35 Millionen Euro zur Verfügung stehen. In einem Interview mit
113 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
dem Spiegel sagte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz, die Familie habe sich
geweigert, sieben bis neun Millionen Euro beizusteuern, um den Monat Juni
noch zu überstehen. Die Gläubiger beschlossen darauf hin, das Unternehmen zu
zerschlagen und 13.500 Mitarbeiter, die bis dahin noch nicht gekündigt waren,
verloren ihre Arbeit. Auch deshalb ist die Frage nach dem Privatvermögen der
Schleckers eine öffentliche Angelegenheit. SCHLECKER
Das Statement im Wortlaut Jahrzehntelang hat sich die Familie Schlecker nicht in der Öffentlichkeit geäußert. Jetzt
haben sich Kinder in einem Brief an die Öffentlichkeit gewandt. Hier ist er im Wortlaut.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart prüft wie nach jeder Insolvenz, ob sie ein
Ermittlungsverfahren gegen Schlecker eröffnet. Nach Handelsblatt-
Informationen könnte es sich bei den Gesellschaften der Kinder um
Vermögensverschiebung handeln. Auch der Insolvenzverwalter prüft diese
Unternehmen noch einmal ganz genau.
Der Schlecker-Brief analysiert - Teil 4 Alles anzeigen
1 Gründe für die Insolvenz
In diesem Passus gestehen die Schlecker-Kinder ein, zu spät Fehler aus
der Vergangenheit korrigiert zu haben.
2 Der gesamte Passus (4)
Analyse (4): Nach Recherchen den Handelsblatt verweigerte sich Anton
Schlecker bis zum Schluss den Ratschlägen seiner Direktoren und Berater. Er
wollte die hohen Verluste, die sein Unternehmen machte, schlicht nicht
wahrnehmen.
Was seit der Insolvenz bei Schlecker passiert ist Alles anzeigen
1 20. Januar 2012
Schlecker verkündet seine Zahlungsunfähigkeit. Für 30.000 Mitarbeiter
beginnt das Bangen um den Arbeitsplatz.
2 23. Januar 2012 3 26. Januar 2012 4 29. Februar 2012 5 5. März 2012 6 11. März 2012 7 29. März 2012 8 2. Mai 2012 9 23. Mai 2012
114 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
10 24. Mai 2012 11 1. Juni 2012 12 8. Juni 2012 13 27. Juni 2012 14 8. Juli 2012 15 18. Juli 2012
Einem Direktor sagte er im Jahr 2010, als dieser ihn auf die Summe von 400
Millionen Euro Verlust in den vergangenen sechs Jahren anspricht und eine
Insolvenzberatung fordert: „Schreiben Sie das nicht auf. Wenn es auf dem
Papier steht, dann wird es auch wahr."
Schlecker lässt seine Kinder nur widerwillig neue Märkte einrichten und
entwickeln. Ein Unternehmensberater, der Schlecker zwischen 2010 und 2011
beriet, erzählte dem Handelsblatt, es habe Schlecker körperliche Schmerzen
bereitet, die neuen Märkte zu betreten.
Schlecker hat lange gegen Gewerkschaften gearbeitet
Zwischen 2004 und 2011 hat Schlecker insgesamt 650 Millionen Euro Verlust
gemacht. Viele seiner langjährigen Direktoren, die um die Situation der Firma
wissen, verlassen das Unternehmen. Sie wissen, dass es nicht mehr zu retten ist,
weil Anton Schlecker, der Patriarch, keine Änderungen zulässt.
Der Schlecker-Brief analysiert - Teil 5 Alles anzeigen
1 Verhältnis zu Gewerkschaften
In diesem Passus schildern die Schlecker-Kinder, dass sie seit 2010 für das Unternehmen einen der weitreichendsten Tarifverträge eingeführt
haben.
2 Der gesamte Passus (5)
Analyse (5): Ehemalige Direktoren berichten, Schlecker habe lange Zeit immer
nur gegen die Gewerkschaften gearbeitet. Erst als die Arbeitsbedingungen
öffentlich so stark diskutiert wurden, dass sich 2010 auch
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen einschaltete, lenkte Schlecker
ein und handelte neue Tarifverträge mit der Gewerkschaft aus. DROGERIEIMPERIUM
Haben die Schleckers Geld beiseite geschafft? Der Ausverkauf bei Schlecker startet am Freitag, auf Produkte gibt es bis zu 50 Prozent.
115 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Laut Konkurrent Dirk Roßmann, Chef der gleichnamigen Drogeriekette, konnte
sich Schlecker diese Löhne zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr leisten: „Es ist
kein Geheimnis, dass Schlecker monatlich im Schnitt einen Umsatz zwischen
30 000 und 40 000 Euro pro Filiale erzielt. Roßmann kommt auf 215 000 Euro,
DM auf über 300 000 Euro. Das wirkt sich auch auf die anteiligen
Personalkosten aus. Die liegen bei DM und Rossmann bei gut 14 Prozent, bei
Schlecker deutlich höher.“
Die größten deutschen Firmenpleiten Alles anzeigen
1 Platz 16
Schlott
Druckerei/1480 Beschäftigte
(Quelle: Statista)
2 Platz 15 3 Platz 14 4 Platz 13 5 Platz 12 6 Platz 11 7 Platz 10 8 Platz 9 9 Platz 8 10 Platz 7 11 Platz 6 12 Platz 5 13 Platz 4 14 Platz 3 15 Platz 2 16 Platz 1
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116 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
INSOLVENTE DROGERIEKETE
Letzte Schlecker-Märkte schließen für
immer 24.06.2012, 18:54 Uhr
Die insolvente Drogeriekette macht ihre letzten Atemzüge. Die verbliebenen
2800 Schlecker-Märkte werden am Mittwochnachmittag geschlossen. Zuvor
sollen die Restposten noch per Ramschpreis an den Mann gebracht werden.
Leergeräumte Regale in einem Schlecker-Markt. Quelle: dpa
EhingenAn diesem Mittwoch um 15.00 Uhr werden die letzten 2800 noch
verbliebenen Schlecker-Märkte für immer geschlossen. Diesen Termin teilte die
Drogeriekette am Sonntag in Ehingen mit. Sollten einzelne Märkte schon vorab
ausverkauft sein, könnten diese auch vorher schließen. 13.200 Beschäftigte
verlieren damit ihre Arbeit. Anfang Juni war der Entschluss gefallen, den
Betrieb des einstigen Drogeriekönigs einzustellen.
Für die letzten Tage will die insolvente Drogeriekette den Ausverkauf noch
einmal mit Rabatten von 90 Prozent ankurbeln. Bislang waren es im Rahmen
des Ausverkaufs 50 bis 70 Prozent gewesen. Allerdings gab es in vielen Läden
schon in den vergangenen Tagen nicht mehr viel Ware. Der Ausverkauf sei in
den vergangenen Wochen sehr gut gelaufen, bestätigte das Unternehmen. ANALYSE
Das steckt hinter dem Schlecker-Schreiben Eine Analyse des offenen Briefes von Meike und Lars.
Das Ringen um die Zukunft der Schlecker-Töchter IhrPlatz und Schlecker-XL
geht unterdessen weiter. Insolvenzverwalter Geiwitz drückte angesichts der
drohenden Zahlungsunfähigkeit der Tochter in Österreich zuletzt bei möglichen
Käufern aufs Tempo und setzte eine Frist.
Für Finanzinvestoren sei die österreichische Tochter, an der auch die Geschäfte
in Luxemburg, Belgien, Polen und Teilen von Italien hängen, uninteressant.
"Allein ist Schlecker in Österreich nicht lebensfähig", sagte ein Sprecher. Die
Tochter schreibe rote Zahlen, die Zahlungsfähigkeit sei nicht mehr allzu lang
gesichert, sagte ein Insider.
Was seit der Insolvenz bei Schlecker passiert ist Alles anzeigen
117 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
1 20. Januar 2012
Schlecker verkündet seine Zahlungsunfähigkeit. Für 30.000 Mitarbeiter
beginnt das Bangen um den Arbeitsplatz.
2 23. Januar 2012 3 26. Januar 2012 4 29. Februar 2012 5 5. März 2012 6 11. März 2012 7 29. März 2012 8 2. Mai 2012 9 23. Mai 2012 10 24. Mai 2012 11 1. Juni 2012 12 8. Juni 2012 13 27. Juni 2012 14 8. Juli 2012 15 18. Juli 2012
In Österreich war die Kreditversicherung aufgekündigt worden und Geiwitz
habe der Auslandsgesellschaft bisher rund 27 Millionen Euro in Form von
Waren und Bargeld geborgt. Eine sogenannte Stand-alone-Lösung habe keine
Chance, weil Schlecker-Österreich zu sehr vom Mutterkonzern abhängig sei,
sagte Geiwitz.
Keine Lösung für Schlecker XL
Das betrifft vor allem die Warenlieferung. Er setzt auf klassische
Warenhändler: „Entweder es gibt einen Systempartner, der die Läden sinnvoll
relativ schnell bestücken kann oder, wenn wir keinen finden, dann droht im
schlimmsten Fall auch die Insolvenz in Österreich.“ In Österreich hat Schlecker
rund 930 Filialen und 3000 Mitarbeiter. DER KÖNIG VON EHINGEN
Aufstieg und Fall des Anton Schlecker
1
Die österreichische MTH Retail Group, Eigentümer der Haushaltswaren-Kette
Mäc-Geiz, ist am Kauf von Ihr Platz interessiert. „Wir können uns eine
Übernahme vorstellen“, sagte Firmenchef Josef Taus. Erste Gespräche mit dem
Insolvenzverwalter Werner Schneider über die Schlecker-Tochter hätten bereits
118 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
stattgefunden und sollten in der kommenden Woche vertieft werden. Noch sei
aber offen, „ob wir Ihr Platz nehmen oder nicht“, sagte Taus.
Ein zuvor bereits sicher geglaubter Verkauf der Drogeriemarktkette an den
Investor Dubag war geplatzt, weil er sich nicht mit dem Hauptgläubiger, dem
Kreditversicherer Euler Hermes, hatte einigen können. Ihr Platz hat knapp
4.000 Beschäftigte in 490 Filialen. Die Kette war zusammen mit Schlecker in
die Insolvenz gerutscht. Mäc-Geiz hat bundesweit nach eigenen Angaben mehr
als 180 Filialen und beschäftigt 1.300 Mitarbeiter.
OFFENER BRIEF DER SCHLECKER-KINDER
„Bis zur schönen Uhr alles abgeben müssen“ Der offene Brief der Schlecker-Kinder beinhaltet spektakuläre Aussagen.
Für die unter dem Label Schlecker XL modernisierten Filialen zeichnet sich
hingegen keine Lösung ab. Die vielen Kündigungsschutzklagen der Mitarbeiter
machten die Tochter unattraktiv. Die von den Gläubigern und dem
Insolvenzverwalter beschlossene Fortführung der Geschäfte steht daher auf
tönernen Füßen. Es könne nötig werden, diesen Beschluss bald zu überdenken,
verlautete aus Kreisen der Insolvenzverwaltung.
Der Schlecker-Konzern steht bei seinem Lieferanten und Geldgebern mit rund
665 Millionen Euro in der Kreide. Die Forderungsliste soll Mitte Juli
geschlossen werden, dann könnten die Gläubiger einen Teil ihrer Forderungen
bekommen.
SCHLECKER
1 NACH FILIALSCHLIESSUNGE
40 Prozent der Schlecker-Mitarbeiter haben neuen Job 2 NACH FIRMENPLEITE
Insolvenzverwalter stellt sich vor Anton Schlecker 3 HANDELSBLATT-AKTION
Was aus den Schlecker-Filialen wird dpa
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25. Dezember 2012
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INSOLVENTE DROGERIEKETTE
Das bittere Finale der Schlecker-Pleite 25.06.2012, 17:04 Uhr
Am Mittwoch sitzen die Schlecker-Mitarbeiter zum letzten Mal an der Kasse.
Dann schließen die Läden der insolventen Drogeriemarktkette. Die
Beschäftigten sind ab Anfang kommender Woche freigestellt.
Am Mittwoch schließen die Läden der insolventen Drogeriemarktkette. Quelle: dpa
EhingenDie Tage der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker sind gezählt.
Die 13 200 Mitarbeiter sind von kommenden Montag an freigestellt und
erhalten später ihre Kündigungen. Das teilte die Insolvenzverwaltung am
Montag mit. Die 2800 Schlecker-Filialen in Deutschland schließen bereits an
diesem Mittwoch. Um den letzten Resteverkauf noch einmal anzukurbeln,
erhöhte das Unternehmen zu Wochenbeginn die Rabatte auf 90 Prozent. Viele
Regale sind aber bereits leer. Um die Zukunft der Töchter IhrPlatz und
Schlecker XL wird dagegen weiter gerungen.
Deutschlands zweitgrößte Drogeriekette Rossmann hat allerdings kein Interesse
mehr an einer Übernahme von Filialen des insolventen Konkurrenten. Anders
sieht es bei dm aus: Die Karlsruher haben sich zahlreiche Märkte der Schlecker-
Tochter IhrPlatz ausgeguckt. ANALYSE
Das steckt hinter dem Schlecker-Schreiben Eine Analyse des offenen Briefes von Meike und Lars.
In den Schlecker-Läden gehen indes am Mittwochnachmittag um 15.00 Uhr die
letzten Lichter aus. „Danach wird nur noch aufgeräumt“, sagte ein Schlecker-
Sprecher am Montag. Zwei Tage nach der Schließung der Märkte geht Post an
die Belegschaft heraus: Sie werden von dem kommenden Montag an
freigestellt, wie die Insolvenzverwaltung mitteilte.
An diesem Mittwoch und Donnerstag werde zudem der Gesamtbetriebsrat von
Schlecker zusammenkommen, um Einzelheiten der Kündigungen zu
besprechen. Im Juli sollen dann die Kündigungen an die Mitarbeiter verschickt
werden, hieß es weiter. Bereits Ende März hatten im Zuge der Insolvenz 11 000
Schlecker-Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verloren.
Was seit der Insolvenz bei Schlecker passiert ist
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Schlecker verkündet seine Zahlungsunfähigkeit. Für 30.000 Mitarbeiter beginnt das Bangen um den Arbeitsplatz.
2 23. Januar 2012 3 26. Januar 2012 4 29. Februar 2012 5 5. März 2012 6 11. März 2012 7 29. März 2012 8 2. Mai 2012 9 23. Mai 2012 10 24. Mai 2012 11 1. Juni 2012 12 8. Juni 2012 13 27. Juni 2012 14 8. Juli 2012 15 18. Juli 2012
Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz versucht derzeit, neben den
Auslandsgesellschaften und den Töchtern auch einzelne Schlecker-Filialen zu
verkaufen. Rossmann winkt nach anfänglichem Interesse an 80 Filialen des
einstigen Rivalen aus Ehingen (Baden-Württemberg) aber ab. „Das Kapitel ist
für uns jetzt eigentlich abgeschlossen“, sagte ein Unternehmenssprecher am
Montag der Nachrichtenagentur dpa in Hannover. „Wir haben uns ja vor allem
Standorte der Tochter IhrPlatz angeschaut. Weil es für die nun offensichtlich
einen Investor gibt, tut sich auf dem Markt vermutlich nicht mehr viel.“ DER KÖNIG VON EHINGEN
Aufstieg und Fall des Anton Schlecker
1
Interessant für Rossmann seien nur größere Läden in Innenstädten oder an
Bahnhöfen gewesen, hieß es aus dem Unternehmen. Da die österreichische
MTH Retail Group einen Kauf der Schlecker-Tochter IhrPlatz prüfe, sei der
bisherige Schlecker-Ableger für Rossmann derzeit keine Option mehr zur
Erweiterung des eigenen Netzes: „Was Schlecker betrifft, ist das Thema für uns
eigentlich durch. Wir hatten auch nie Interesse an einem Einstieg bei Schlecker
in einer größeren Dimension.“
121 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Anders sieht es beim Konkurrenten dm aus, der hat bislang neun IhrPlatz-
Filialen gekauft und will weitere übernehmen. „Wir sind nach wie vor an 80
IhrPlatz-Märkten interessiert“, sagte ein dm-Sprecher am Montag der
Nachrichtenagentur dpa in Karlsruhe. dpa
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DROGERIEKETTEN-PLEITE
Der große Kehraus in den Schlecker-
Märkten 27.06.2012, 10:58 Uhr
Ein letztes Mal stürmen Schnäppchenjäger heute Filialen der zerfallenen
Drogeriekette, viele Regale sind schon leer. Um 15 Uhr machen die Märkte
endgültig dicht. Aber das Ringen um die Reste des Imperiums geht weiter.
Ehingen/StuttgartDer Kundenandrang in den vergangenen Wochen war bei
Schlecker so stark wie schon lange nicht mehr. Den Run hätten sich die meisten
Verkäuferinnen sicher zu anderen Zeiten sehr gewünscht. Jetzt sehen sie zu,
wie die Ära Schlecker und damit auch ein Teil ihres Berufslebens zu Ende geht.
Heute ist Schluss beim einstigen Drogeriemarktkönig. Um 15.00 Uhr werden
alle 2800 Filialen geschlossen. Danach wird nur noch aufgeräumt und die
Läden werden „besenrein“ gemacht, wie ein Sprecher des Insolvenzverwaltung
von Schlecker sagt. Bis dahin gehen die Schnäppchenjäger auf Pirsch nach
Rabatten. Bis zum Ladenschluss kosten alle Artikel ohne Preisbindung 20 Cent. DER KÖNIG VON EHINGEN
Aufstieg und Fall des Anton Schlecker
1 Ob Lippenstift, eine Flasche Reinigungsmittel oder ein Einkaufskorb voll
Katzenfutter für zwei Euro - die letzten Waren werden aus den Schlecker-
Regalen gegriffen. In einem der Stuttgarter Schlecker-Märkte kramt eine 31
122 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Jahre alte Kundin am Tierfutter-Regal: „Ich habe vorher schon einen Korb voll
Katzenfutter für zwei Euro gekauft und nun hole ich nochmals etwas.“
Nils Müller kommt mit einem breitem Grinsen aus einem Geschäft: „Für sechs
Cent kann ich die Fliegenklatsche schon mal mitnehmen.“ Sonst sei er nie bei
Schlecker gewesen, doch heute habe der 19-Jährige nach der Schule einfach
mal reingeschaut. Jauchzend kommt einer seiner Kumpels aus dem Laden und
ruft: „Geil, Luftschlangen für 21 Cent.“
Marktanteile bei Drogeriewaren (2010) Alles anzeigen
1 DM
17,2 %
2 Aldi 3 Kaufland 4 Rossmann 5 Lidl 6 Real 7 Schlecker
Seit Montag ist der Rabatt auf das ganze Sortiment auf 90 Prozent erhöht
worden, die meisten Regale waren da schon leer. Die einzige verbliebene
Mitarbeiterin in der Filiale ist nur noch gestresst: „Ich bin von allem genervt -
von den Leuten und von den ständigen Fragen“, sagt sie. Vielen der bundesweit
13 200 Verkäuferinnen mag es ähnlich gehen.
INSOLVENZVERWALTER WARNT
Kaum noch Chancen für Schlecker XL Die Tage der insolventen Drogeriekette sind gezählt. Die Läden schließen. Nur für die
aufpolierten Schlecker-XL-Märkte bestand noch Hoffnung. Doch der Insolvenzverwalter
gibt nun eine düstere Prognose.
Ackern bis zum Ende
Seit Wochen bestreiten sie den Ausverkauf mit dem Wissen, am Ende die
Kündigung zu bekommen. An diesem Freitag will die Insolvenzverwaltung der
Belegschaft erst einmal Post mit der Freistellung von der Arbeit schicken. Im
Juli sollen die Kündigungen folgen. Schon Ende März hatten 11.000
Beschäftigte aufgrund der im Januar angemeldeten Insolvenz ihren Job
verloren. SCHLECKER-AUSVERKAUF
123 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Der letzte Ansturm hat begonnen Die insolvente Drogeriekette schlägt ihre Waren zum Schnäppchenpreis los.
Schlecker-Gesamtbetriebsratchefin Christel Hoffmann will ihren Kolleginnen
bei Fragen zum Arbeitsamt und zur Altersteilzeit noch in den nächsten Wochen
zur Seite stehen. Der Gesamtbetriebsrat muss sein Büro noch nicht räumen, da
die Lagermitarbeiter etwas länger beschäftigt sind als die Verkäuferinnen.
Hoffmann verliere „ihre Mädels“, wie sie ihre Kolleginnen nennt, die sie
jahrzehntelang begleitet hat. Das fällt ihr schwer. Um ihre eigene Zukunft will
sie sich noch keine Gedanken machen. „Jetzt brauche ich die Kraft in der
Endphase für die Kollegen.“ Dem Ende zuzusehen sei ein „komisches,
beklemmendes Gefühl.“
Die größten Einzelhändler der Welt Alles anzeigen
1 Platz 10
Best Buy (USA)
Das US-Amerikaner aus Richfield, Minnesota sind einer der führenden
Anbieter für Unterhaltungselektronik. Der Umsatz im Jahr 2010 betrug
50,27 Milliarden Dollar.
2 Platz 9 3 Platz 8 4 Platz 7 5 Platz 6 6 Platz 5 7 Platz 4 8 Platz 3 9 Platz 2 10 Platz 1
Hoffmann hat Trauer und Wut gleichzeitig in der Stimme, wenn sie an das
Ende des 1975 im baden-württembergischen Ehingen gegründeten
Unternehmens denkt. „Da gibt es Verantwortliche und das ist für mich die
Familie Schlecker“, sagt Hoffmann. Sie ist enttäuscht, dass sich die Familie
bisher nicht an die Beschäftigten gewandt hat. „Ein Wort, einen Satz hätte es
geben müssen.“
Die Kinder von Firmengründer Anton Schlecker, Lars und Meike, hatten sich
nach Monaten des Schweigens vor wenigen Tagen über eine Pressemitteilung
gemeldet. „Es ist ein Schock, eine Tragödie, ein Desaster“, sagen sie über das
Schlecker-Aus. Das Lebenswerk ihrer Eltern sei komplett zusammengebrochen.
124 Schlecker. For You. Vor Ort. Vorbei.
Das Drogerie-Imperium hatte zu Glanzzeiten europaweit mehr als 55 000
Beschäftigte und war lange die deutsche Nummer 1 in der Branche. ANALYSE
Das steckt hinter dem Schlecker-Schreiben Eine Analyse des offenen Briefes von Meike und Lars.
Lars und Meike Schlecker räumen „Fehlentscheidungen“ bei der
Unternehmensführung ein, sie waren selbst im Schlecker-Management, konnten
das Ruder aber nicht mehr rumreißen. Sie verlieren in der Mitteilung auch
einige Zeilen über die Mitarbeiter und sprechen von „Dank“ und „Mitgefühl“.
Offen ist noch die Zukunft der Töchterfirmen Ihr Platz und Schlecker XL. Die
Verhandlungen mit zwei Investoren über den geplanten Verkauf der Tochter Ihr
Platz sollen in den ächsten Tagen zu einem Ergebnis kommen. Neben der
österreichischen MTH Retail Group sei auch der Münchner Investor Dubag
erneut im Rennen.
dpa
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