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‚And how about Brabants?‘ Der Beitrag flämischer Dialekte zu Non-Standard Average European Laurentia Schreiber Freie Universität Berlin Institut für Deutsche und Niederländische Philologie FU Berlin, 22. November 2012

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‚And how about Brabants?‘

Der Beitrag flämischer Dialekte zu Non-Standard

Average European

Laurentia Schreiber

Freie Universität Berlin

Institut für Deutsche und Niederländische Philologie

FU Berlin, 22. November 2012

2

1. EinleitungStandard Average European (SAE)

Non-Standard Average European (NSAE)

2. Daten und MethodikDie flämischen Dialekte

Die SAE-Features (Haspelmath 2001)

Die Daten

3. Einige SAE-Features

3

3. Einige SAE-FeaturesRelativsätze

‚Dative external possessors‘

Negation

Komparation

Non-Pro-Drop

‚Intensifier- reflexive differentiation‘

Zusammenfassung

4. Fazit und Ausblick

Sprachtypologie

„Language typology is the study of regularities, patternsand limits in cross-linguistic variation.“ (Auwera 1998:v)

• Verbindung zur Suche nach ‚language universals‘• Gemeinsamkeiten von Sprachen in der Arealtypologie

dokumentiert:

1. Einleitung: SAE

4

„[A] number of geographically contiguous languages share structuralfeatures which cannot be due to retention from a commonprotolanguage and which give these languages a profile that makesthem stand out among the surrounding languages.“(Haspelmath 2001: 1492)

→ Sprachbund-Konzept: Übereinstimmung durch geographische Nähe, anstatt durch geneologische Verwandschaft

Der Sprachraum

• nach Haspelmath (2001): ‚Core‘-Sprachen vs. ‚Periphery‘

1. Einleitung: SAE

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‚Core‘-Sprachen und Sprachen der Peripherie. Aus: Haspelmath (1998: 273).

Die Features

• ‚Europeanisms‘ (Haspelmath 2001): Parameter linguistischer Gemeinsamkeit europäischer Sprachen gegenüber nicht-europäischen Sprachen

• 12 syntaktische und morphosyntaktische Features

• die Features sind binär

1. Einleitung: SAE

6

• die Features sind binär

Non-Standard Average European

• Vorwurf des ausschließlichen Einbezugs von Standard-Sprachen ins SAE-Konzept (Kortmann, Murelli, Seiler)

• Warum sollte Dialekte einbezogen werden:

• Dialekte haben Strukturen die in Standardsprachen nicht

1. Einleitung: NSAE

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• Dialekte haben Strukturen die in Standardsprachen nicht vorkommen

• kleinkörnigeres Verständnis von Parametern

• Natürlichkeit

• Sprachkontakt findet zwischen Non-Standard-Sprechern statt (vgl. Kortmann 2009)

Forschungsstand zu NSAE

• Kortmann (2009):

• Ist SAE unter Einbezug der Non-Standard-Varietäten noch SAE?

• Simon (2012): Unterscheidung scheint für SAE nicht relevant zu sein

1. Einleitung: NSAE

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• Seiler (2011): Dialekte sind cross-linguistisch normkompatibler als Standard-Sprachen → SAE-Features als ‚standardversals‘

„SAE ist the result of common pathways of codification, andtherefore a sociolinguistic rather than an areal phenomenon“ (Seiler 2011)

→ Frage aus der Divergenz: ‚And how about Brabants?‘

1. EinleitungStandard Average European (SAE)

Non-Standard Average European (NSAE)

2. Daten und MethodikDie flämischen Dialekte

Die SAE-Features (Haspelmath 2001)

Die Daten

3. Einige SAE-Features

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3. Einige SAE-FeaturesRelativsätze

‚Dative external possessors‘

Negation

Komparation

Non-Pro-Drop

‚Intensifier- reflexive differentiation‘

Zusammenfassung

4. Fazit und Ausblick

Warum Flämisch?

• Abgrenzung der flämischen Dialekte zum niederländischen Standard (ABN)

• 6 Mio. Sprecher im flämischen Sprachraum

• verhältnismäßig hoher Gebrauch dialektaler Register

2. Daten & Methodik: Flämische Dialekte

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• verhältnismäßig hoher Gebrauch dialektaler Register

• große geographische Variation der Dialekte

• Ländergrenzen überschreitend (Germanisch/Romanisch)

Der flämische Sprachraum

• drei große Dialekträume (Taeldeman 2005): Brabants, Vlaams, Limburgs

2. Daten & Methodik: Flämische Dialekte

11

Die großen flämischen Dialektgebiete. Aus: Taeldeman (2005: 9).

Datenmaterial flämischer Dialekte

• SAND (Syntactische Atlas van de Nederlandse dialecten)

2000-2003

• MAND (Morfologische Atlas van de Nederlandse dialecten) 2005/2008

• TISEL (Taal in Stad en Land) 2002-2005

2. Daten & Methodik: Daten

12

• Erhebung: ergänzendes Material für einige Features

• Fragebogen mit Übersetzungsfragen: Englisch-Dialekt

• Einbezug von 12 Fragebögen

• Sprecher aus dem gesamten flämischen Sprachraum

Die Features

2. Daten & Methodik: SAE-Features

1) ‚Relative clauses with relative pronouns‘2) ‚Dative external possessors‘3) ‚Negative pronouns and lack of verbal negation‘4) ‚Relative-based equative constructions‘5) ‚Subject person affixes as strict agreement markers‘6) ‚Intensifier-reflexive differentiation‘

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Ziel: Erfüllen die flämischen Dialekte die SAE-Merkmale?

→ Wenn ja: Seiler (2011) hat unrecht und SAE ist eine einmalige Entdeckung

→ Wenn nein: Wieso nicht? Was sagt das über SAE und Arealtypologie aus?

1. EinleitungStandard Average European (SAE)

Non-Standard Average European (NSAE)

2. Daten und MethodikDie flämischen Dialekte

Die SAE-Features (Haspelmath 2001)

Die Daten

3. Einige SAE-Features

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3. Einige SAE-FeaturesRelativsätze

‚Dative external possessors‘

Negation

Komparation

Non-Pro-Drop

‚Intensifier- reflexive differentiation‘

Zusammenfassung

4. Fazit und Ausblick

‚Relative clauses with relative pronouns‘

SAE-Feature

• postnominale Relativsätze

• flektierendes Relativpronomen, welches den Relativsatz introduziert und als Resumptiv funktioniert

ABN

3. SAE-Features: Relativsätze

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ABN

• erfüllt die Kriterien

• Flektion der Relativpronomen:

• die für ‚common gender‘ SG/PL

• dat für Neutrum SG

Relative clause types in Europe. Aus: Haspelmath (2001).

Oost-Vlaams

• ausschließlich da‘, Relativpronomen oder Konjunktion dat?

• Pronomen und Konjunktionen flektieren

De man dan ‘k egenekommen en

Der Mann PART.REL? 1SG entgegengekommen bin

‚Der Mann, dem ich begegnet bin‘

3. SAE-Features: Relativsätze

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Antwerps

• Relativpronomen in Kombination mit der Konjunktion dat

De kraan die a‘ lekt

Der Wasserhahn PRON.REL KONJ tropft

‚der Wasserhahn, der tropft‘

Aarschots

• teilweise völlige Auslassung des Interrogativadverbs, die Konjunktion dat übernimmt die relativsatzeinleitende Funktion

De bank Ø dat ze op zaten was pas geverfd.

Die Bank Ø KONJ sie auf saßen war eben gestrichen.

‚Die Bank, auf der sie saßen, war frisch gestrichen.‘

3. SAE-Features: Relativsätze

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‚Die Bank, auf der sie saßen, war frisch gestrichen.‘

‚Dative external possessors‘

SAE-Feature

• Konstruktionen, bei denen eine semantische Possessor-Possessum-Relation ausgedrückt wird

• In den SAE-Sprachen wird externe Possession durch eine Dativ-Phrase oder ein indirektes Objekt angezeigt, z. B. ‚Die Mutter wäscht dem.DAT Kind die Haare‘

3. SAE-Features: ‚External possession‘

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wäscht dem.DAT Kind die Haare‘

ABN

• ‚possessieve datief‘ oder Umschreibung mit Präpositionalphrase

Hij schoor Karel de haren af.

Er schnitt Karel.DAT die Haare ab.

‚Er schnitt Karl die Haare ab.‘

Dialekt

• bevorzugter Gebrauch von Possessivpronomen (1), aber auch ‚Dativ‘ mit ‚linking pronoun‘ (Possessivpronomen) (2)

(1) Hij breekt zijn vinger.

Er bricht PRON.POSS Finger.

3. SAE-Feature: ‚External possession‘

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Er bricht PRON.POSS Finger.

‚Er bricht ihm den Finger.‘

(2) Hij breekt zij vader zijne vinger.

Er bricht DAT Vater PRON.POSS Finger.

‚Er bricht seinem Vater den Finger.‘

• Präpositionalphrase (3) generell möglich

(3) Hij breekt de vinger van zijn vader.

Er bricht den Finger von.PP sein Vater.

‚Er bricht den Finger seines Vaters.‘

3. SAE-Features: ‚External possession‘

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• Besonderheit im Vlaams: Genitivkonstruktionen (4)

(4) < J‘ et ze voader -s vingere gebroken >

Er hat sein Vater -GEN Finger gebrochen

‚Er hat seinem Vater den Finger gebrochen‘

‚Negative pronouns and lack of verbal negation‘

SAE-Feature

• Negation nach dem Prinzip V + NI (Verb + negatives Indefinit-pronomen)

• Keine Verbnegation in Kombination mit Negationspronomen

3. SAE-Features: Negation

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ABN

• Keine Mehrfachnegation dieser Art

• Satznegation: Negator niet

• Fokusnegation: negative Quantoren wie niemand, niets, geen

Dialekt

• Satznegation mit zwei Negatoren

Ik en ga niet naar school.

Ich NEGPART gehe NEG nach Schule.

‚Ich gehe nicht zur Schule.‘

• mehrere Quantoren in Kombination mit mehreren Satznegatoren:

3. SAE-Features: Negation

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• mehrere Quantoren in Kombination mit mehreren Satznegatoren: Doppel-, bis Fünffachnegation

< da Valère nooit an geen mens nie niets gezeid en -oat >

dass Valère NQ an NQ Mensch NEG NQ gesagt NEGP-hat

‚dass Valère nie zu jemanden etwas gesagt hat‘

Semantisch: 2 Negationen, formal: 2 Verbnegatoren, 3 Quantoren

‚Relative-based equative constructions‘

SAE-Feature

• adverbiale, relativ-basierte Konstruktionen mit Doppelmarkierung: in der Parameter-NP und in der Standard-NP

• Prädikat-Marker und Standard-Marker geben die Art des Vergleichs (Gleichstellung) an: ‚so Z wie X‘

3. SAE-Features: Komparation

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ABN

• Vergleichspartikel als, Prädikat-Marker (net) zo und even

Hij ist (net) zo groot als ik.

Er ist ADV groß PART ich.

‚Er ist (genau) so groß wie ich.‘

• Ergebnis der Erhebung: zunehmende Abweichung vom Standard von Ost (Limburgs) nach West (West-Vlaams)

Limburgs: zo... als

Brabants: Partikel as,

3. SAE-Features: Komparation

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Brabants: Partikel as,

< Ons hôôs is aleive groêt as da van à >

Unser Haus ist ADV groß PART das von Ihnen.

‚Unser Haus ist so groß wie deins‘

Oost-Vlaams: Partikel as sowie even... lijk

< Oons uis es even greut lijk dan van euldre >

Unser Haus ist ADV groß PART das von euch.

‚Unser Haus ist so groß wie eures‘

West-Vlaams: zo... gelijk (lik) oder mit Partikel of

3. SAE-Feature: Komparation

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West-Vlaams: zo... gelijk (lik) oder mit Partikel of

< uz uz is zo groat of t =juldre >

Unser Haus ist ADV groß PART das =eurige

‚Unser Haus ist so groß wie eures‘

‚Subject person affixes as strict agreement markers‘

SAE-Feature

• Subjekt-Verb-Kongruenz: Flexionsaffix am Verb (‚grammaticalagreement marker‘) stimmt mit einer NP oder einem Subjektpronomen überein

• die Position des ‚grammatical agreement markers‘ ist nicht so stark, als dass ein Pronomen wegfallen könnte (Non-Pro-Drop)

3. SAE-Feature: Non-Pro-Drop

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ABN

• das Standard-Niederländische ist eine ‚strict-agreement‘-Sprache, Pronomen und Kongruenz-Suffix müssen beide vorhanden sein

jij werk -t 2SG werk -2SG

wij werk -en 1PL werk -1PL

vs. * (_) werk -en (_) werk -1PL

Dialekt

- ‚grammatical agreement marker‘ betreffend

• im Brabants abweichendes Flexionsparadigma für 2SG/PL (vgl. de Vogelaer 2004)

Ga -de mee? vs. Ga -de gij mee?

Gehen -2SG mit? Gehen -2SGSCHW 2SGST mit?

‚Kommst du mit?‘ ‚Kommst du mit?‘

3. SAE-Features: Non-Pro-Drop

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- Personalmarker betreffend

• einige Pronomen klitisieren durch ‚Sandhi‘-Prozesse mit dem ‚grammatical agreement marker‘ zu einem Agreement-Marker

We zulle =me wij dat doen.

1PLSCHW.PRO werden =1PLSCHW 1PLST.PRO das tun.

‚Wir werden das machen.‘

- nicht-verbales Agreement

• Verschiebung der Kongruenz vom Verb zu Konjunktionen (5), Antwortpartikeln (6)

(5) Amme sober leven, leven we gelukkig.

KONJ.1PL genügsam leben, leben 1PL glücklich.

‚Wenn wir genügsam leben, leben wir glücklich.‘

3. SAE-Features: Non-Pro-Drop

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‚Wenn wir genügsam leben, leben wir glücklich.‘

(6) Weten ze dan -ze moeten komen? Jaan -s.

Wissen 3PL KONJ.3PL -3PL müssen kommen? PART.3PL -3PL.

‚Wissen sie, dass sie kommen müssen? Ja, sie wissen es.‘

‚Intensifier-reflexive differentiation‘

SAE-Feature

• Intensivierer unterscheiden sich von Reflexivpronomen,vgl. dt. ‚selbst‘ vs. ‚sich‘

ABN

• erfüllt das SAE-Merkmal nicht, die Situation ist undeutlich, da

3. SAE-Features: ‚Intensifier-reflexive differentiation‘

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• erfüllt das SAE-Merkmal nicht, die Situation ist undeutlich, da es mehr als ein Reflexivpronomen (zich, zichzelf) gibt und eines davon mit dem Intensivierer (zelf) übereinstimmt

• verschiedene Verben fordern unterschiedliche Pronomen

Jan wast zich. vs. Jan haat zichzelf.

Jan wäscht REFL. Jan hasst REFL-INTENS.‚Jan wäscht sich.‘ ‚Jan hasst sich.‘

Dialekt

• statt dem reflexiven zich vor allem Objektform des Personalpronomens 3SG gebraucht

Hij wast hem.

Er wäscht 3SGOBJ.

‚Er wäscht sich.‘

3. SAE-Features: ‚Intensifier-reflexive differentiation‘

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• Ausnahme Limburgs und West-Vlaams: Gebrauch von zijn

• West-Vlaams: für besondere Akzentuierung Kombination des Pronomens mit -zelf möglich

Hij is weer tegen z‘nzelven aan‘t klappen.

Er ist wieder gegen REFL-INTENS am-das Sprechen.

‚Er spricht wieder mit sich selbst.‘

• es kommen im West-Vlaams reflexive Formen vor, die eigen mit dem Intensivierer zelf kombinieren (Reste älterer Sprachstufen)

Hij (en) kent zijn eigen zelven niet.

Er (NEGPART) kennt REFL INTENS INTENS nicht.

‚Er kennt sich selber nicht.‘

3. SAE-Features: ‚Intensifier-reflexive differentiation‘

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• in anderen Dialekten Hervorhebung mit eigen

Moejd oe méj oewaëge zôôke.

Kümmer 2SGOBJ mit REFL-INTENS Sachen.

‚Kümmer dich um deine eigenen Sachen.‘

Zusammenfassung

3. SAE-Features: Zusammenfassung

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1. EinleitungStandard Average European (SAE)

Non-Standard Average European (NSAE)

2. Daten und MethodikDie flämischen Dialekte

Die SAE-Features (Haspelmath 2001)

Die Daten

3. Einige SAE-Features

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3. Einige SAE-FeaturesRelativsätze

‚Dative external possessors‘

Negation

Komparation

Non-Pro-Drop

‚Intensifier- reflexive differentiation‘

Zusammenfassung

4. Fazit und Ausblick

Beitrag zum Sprachbund-Konzept

• aufgrund der Abweichung flämischer Dialekte kann das SAE-Konzept sich nicht als Sprachbund, der auf geographischer Nähe basiert bezeichnen

• für einen realen Sprachbund müssen die Dialekte einbezogen werden, aber unter deren Einbezug ist anzunehmen:

4. Fazit und Ausblick

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• die Features variieren

• evtl. variiert das geographische Areal

• vielleicht reichen die Übereinstimmungen dann nicht mehr für einen Sprachbund

→ um solchen Problemen zuvor zu kommen, sollte gefragt werden, warum die Dialekte die Features nicht erfüllen

Wie sieht die Alterität der Dialekte und des Standards aus?

• Standardsprachen sind gedachte Sprachen, die Struktur und Gesetzhaftigkeit einer Sprache wiedergeben

• Standardsprachen werden gemacht und überwacht

→ sind daher statischer als Dialekte

• Dialekte entstehen und entwickeln sich im Sprachgebrauch

4. Fazit und Ausblick

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• Dialekte entstehen und entwickeln sich im Sprachgebrauch

• durch ihre Variation zeigen sie den aktuellen Zustand einer Sprache

• durch die Variation verletzen sie die Gesetzhaftigkeit des Standards

→ gesprochene Varietäten spiegeln eine Alltagsdynamik

→ es gibt keine Standardsprecher, es gibt nur Dialektsprecher

Beitrag zum SAE-Konzept

• das Konzept wurde nicht gemacht um auf Dialekte bezogen zu werden, es wurde auf Basis von Standardsprachen entwickelt

• es zeigt die Gemeinsamkeiten europäischer Standardsprachen als Gemeinsamkeiten eines Varietätentyps

4. Fazit und Ausblick

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a) Ausdruck eines gemeinsamen Normierungswillens?

b) geographische Nähe durch Sprachkontakt?!

→ Vorschlag: Entwicklung eines VAE-Konzepts (‚VernacularAverage European‘) zur Bereicherung der Sprachtypologie

→ Anpassung der Methodik an die Vielfalt der Dialekte

Beitrag zur Arealtypologie

• für eine ‚echte‘ Arealtypologie müssen die Non-Standard-Varietäten mit einbezogen werden, denn• es gibt nur Dialektsprecher

• vor allem zwischen Sprechern gesprochener Non-Standard-Varietäten findet Sprachkontakt statt

• Non-Standardvarietäten geben die tatsächliche, aktuelle Situation einer Sprache wieder

• für einen europäischen Sprachbund im Vergleich zu

4. Fazit und Ausblick

37

• für einen europäischen Sprachbund im Vergleich zu außereuropäischen Sprachen: auch dort Feststellung des Dialekt/Standard-Verhältnisses

→ eventuelles Problem: vielleicht sind die europäischen Sprachen nur ‚exotisch‘ (Dahl 1990), weil die außereuropäischen weniger kodifiziert sind?

→ Frage inwieweit Sprachen aufgrund großer Variation überhaupt arealtypologisch vergleichbar sind

Beitrag zur Universalienforschung

• SAE liefert einen wichtigen Beitrag zu ‚standardversals‘ (Seiler 2011)

• ‚wahre‘ Universals sind eher bei den Vernaculars zu finden (dabei hilft VAE)

4. Fazit und Ausblick

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Fazit

• Es müssen für eine ergiebige Sprachtypologie mehr Dialekte untersucht werden!

Ausblick: Flämischer Standard

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Literaturverzeichnis

Referenz-Grammatiken:

• Barbiers, Sjef & Auwera, Johan van der & Bennis, Hans (Hgg.). 2008. Syntactische atlas van de Nederlandse dialecten (SAND). Deel 2. Amsterdam: Amsterdam Univ. Press.

• Barbiers, Sjef & Bennis, Hans & Ham, Margreet van der (Hgg.). 2005. Syntactische atlas van de Nederlandse dialecten (SAND). Deel 1. Amsterdam: Amsterdam Univ. Press.

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Sekundärliteratur:

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• Haspelmath, Martin. 1998. How young is SAE? Languages Sciences 20 (3). 271-288.

• Kortmann, Bernd. 2009. Die Rolle von (Nicht-Standard-) Varietäten in der europäischen (Areal-)Typologie. In Hinrichs, Uwe & Reiter, Norbert & Tornow, Siegfried (Hgg.), Eurolinguistik. Entwicklungen und Perspektiven. Akten der Internationalen Tagung vom 30.9.-2.12.2007 in Leipzig. Wiesbaden: Harrassowitz. 165-187.

• Seiler, Guido. 2011. Non-Standard Average European. Vortrag gehalten an der Freien Universität Berlin. 13. Dezember 2011.

• Simon, Horst. 2012. Are there Non-Standard Average European Languages outside of Contemporary Europe? And why (not)? Vortrag gehalten am Freiburg Institute for Advanced Studies. 03.02.2012.

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